Naeee⸗
Wales, dem Herzog von Edinburgh und dem Grafen und der
Gräfin von Flandern. Der Ehrendienst begleitete Ihre Ma⸗ jestät bis Dover, wo übernachtet wurde.
Am Sonnabend früh schiffte Sich die Kaiserin, wiederum
unter militärischer Ehrenwache, im Hafen ein und erreichte
nach glücklicher Ueberfahrt Ostende, von wo aus Allerhöchst⸗ dieselbe Ihre Majestäten den König und die Königin der auf Schloß Laeken besuchte und nach Mitternacht in z eintraf. Die Ankunft Ihrer Majestät in Berlin wird am 28. d. M. stattfinden.
— Der kesondere Ausschuß des Bundesraths für das Eisenbahn⸗Gütertarifwesen trat heute zu einer Sitzung
zusammen.
— Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung
des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (53.) Sitzung des Reichstages,
welcher der Präsident des Reichskanzler⸗Amts Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kom⸗
missarien desselben beiwohnten, setzte das Haus die zweite Berathung des Zolltarifs mit der Position 9e. „Malz
1,20 ℳ pro 100 kg“ fort. Der Abg. Richter (Hagen) beantragte:
Reichstag wolle beschließen: he. Malz
uf „Malz“ auf „0,70 ℳ pro 100 kg“ (statt wie in auf „1,20 ℳ*) festzusetzen.
gsteller motivirte seinen Antrag mit der Er⸗
wägung, daß der beschlossene Gerstenzoll zwar konsequent einen Malzzoll nach sich ziehen müsse in dem Maße, wie ihn sein Antrag normire, daß aber darüber hinaus ein Schutzzoll, wie ihn der Regierungsvorschlag enthalte, selbst nach den An⸗ sichten der meisten Interessenten für die Mälzerei durchaus nicht erforderlich sei. Der Kommissarius des Bundes⸗ raths, Geh. Regierungs⸗Rath Tiedemann bat, den Antrag
Richter abzulehnen, da sich andernfalls an Stelle der beseitigten
sehr großen Gersteneinfuhr eine erheblich gesteigerte Malz⸗
einfuhr und damit eine beträchtliche Schädigung der deutschen
Mälzerei eintreten würde.
r Abg. Dr. Buhl theilte diesen Standpunkt, ja er sogar, daß er nur durch die Lage der Geschäfte des verhindert werde, eine Erhöhung des von den
Regierungen vorgeschlagenen Satzes zu beantragen. Der Abg. Sonnemann erbat sich von den Regierungen Auskunft
darüber, wie sich nach Annahme dieses Zolltarifs das Verhältniß zu Belgien und in Folge dessen zu den mit Deutschland auf der Klausel der meistbegünstigten Nationen stehenden Nationen gestalten würde, da nach dem, st am 1. Januar 1880 ablaufenden Vertrage mit rsterem, Malz zollfrei sein müsse. Der Bundes⸗
kommissar erwiderte, daß sich die Verhältnisse erst nach Annahme des Tarifs klären würden. Nach Ablehnung des Antrages Richter wurde die Position 9c. nach der Regierungs⸗ vorlage angenommen. Die Position 9d. lautet: „Anis, Kortander, Fenchel und Kümmel 100 kg 3 ℳ“ Die
Stephani und Dr. Witte (Mecklenburg) be⸗ Zollfreiheit dieser Position, während die
von Bötticher und von Helldorff im Inter⸗
der deutschen Landwirthschaft die Annahme des gierungsvorschlages befürworteten. Die Abgg. Dr. Karsten d Richter (Hagen) traten für den Antrag Stephani ein, da mit dem Interesse der Fabrikation ätherischer Oele und ranntweins sich rechtfertige. Nach Ablehnung dieses
de die Regierungsvorlage angenommen. (Schluß
Zider deutsche (nicht bayerische) Eisenbahnen sind ⸗Eisenbahn⸗Amt in der Zeit vom 1. Januar rz d. J. im Ganzen 69 Beschwerden aus dem
ikum eingelaufen. Von ihnen beziehen sich 19 auf den mnenverkehr, 35 auf den Güterverkehr und 15 auf an⸗
Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt hat von diesen Beschwerden: begründet erachtet 5, als unbegründet zurückgewiesen 15, mangelnder Zuständigkeit der Reichsgewalt nicht zur ggnition gezogen 16, auf den Rechtsweg verwiesen 13. Die igen 20 Beschwerden wurden in den meisten Fällen mit icht auf den darin behandelten Gegenstand sofort an die
zuständigen Eisenbahnverwaltungen abgegeben.
Betroffen von Beschwerden sind überhaupt 28 Bahnver⸗
waltungen. Unter diesen sind 13 mit je einer Beschwerde be⸗ theiligt, während die Zahl der auf jede der übrigen Bahnen
fallenden Beschwerden sich zwischen 2 und 7 bewegt.
— In den deutschen Münzstätten sind bis zum 7. Mai 1879 geprägt worden, an Goldmünzen:
2
77 341 710 ℳ Vorher waren geprägt: 1 262 559 600 ℳ
Doppelkronen, 405 307 370 ℳ Kronen, 27 969 925 ℳ Halbe tronen, hiervon auf Privatrechnung 376 088 490 ℳ Tumma 1 696 794 555 ℳ
— Die in der heutig
ie heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte llarische Uebersicht d
ich er Wochenausweise 1 den summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte assenbestand 699 544 000 ℳ oder 6 257 000 ℳ mehr, der Wechsel⸗ bestand im Betrage von 552 049 000 ℳ zeigt eine Vermin⸗ derung um 11 343 000 ℳ und die Lombardforderungen mit 6 760 000 ℳ zeigen eine solche von 1 733 000 ℳ Es be⸗ trug serner der Rotenumlauf 824 638 000 oder 9 819 000 ℳ weniger als in der Vorwoche, während die sonstigen täglich fälligen indlichkeiten im Betrage von 240 362 000 ℳ eine um 4 383 000 ℳ ausweisen; die an eine Kün⸗
ngefrit Verbindlichkeiten von 48 190 000 ℳ “ Abnahme um 400 000 ℳ
Verwaltung des „Reichs⸗ und Staats⸗
rs“ hat in dem Etatsjahr 1878/79 einen Ueberschuß
3,28 ℳ ergeben. Da in dem Etat ein Ueber⸗ chuß von nur 15 000 ℳ in Aussicht genommen war, so er⸗ t sich eine Mehreinnahme den Etat im Betrage Veon dem Gesammtüberschuß von 45 673,28 ℳ erhält betimmungsgemäß die Deutsche Reichskasse ein Drittel
mit 15 224,43 ℳ, während zwei Drittel, also 30 448,85 ℳ der Preubßis chen Staatskasse zufließen.
— Die strafbaren Gewerbekontraventionen ver⸗ jähren nach §. 145 der Reichsgewerbe⸗Ordnung binnen 3 Mo⸗ naten, von dem Tage an gerechnet, an welchem sie begangen sind. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Tri⸗ bunal durch Erkenntniß vom 2. Mai cr. ausgesprochen, daß die Strafbarkeit des unbefugten Gewerbebetriebes dadurch nicht ausgeschlossen ist, daß ein Theil der Einzelhandlungen, welche zum Beweise der Gewerbsmäßigkeit dienen, bereits verjährt ist. Auch können die zum Beweise der Gewerbsmäßigkeit dienenden Einzelhandlungen, wenn sie in der Anklageschrift noch keine Berücksichtigung gefunden haben, selbst in der zweiten Instanz noch geltend gemacht werden.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Kirchenpauer, ist hier eingetroffen.
Bayern. München, 26. Mai. (W. T. B.) Der hiesige Magistrat und das Gemeindekollegium haben beschlossen, an Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin anläßlich Ihrer goldenen Hochzeitsfeier eine Glückwunschadresse zu richten, welche nach den Plänen des Direktors Franz von Seitz in künstlerischer Weise pracht⸗ voll ausgestattet sein wird.
Sachsen. Dresden, 24. Mai. (Dr. J.) Prinz Alexander von Battenberg ist heute Vormittag von Wien hier eingetroffen, im Victoria⸗Hotel abgetreten und hat Mittags 1 Uhr Sr. Majestät dem König in der Königlichen Villa zu Strehlen einen Besuch abgestattet.
Württemberg. Stuttgart, 24. Mai. Großfürst Michael von Rußland ist, wie der „St. A. f. W.“ meldet, heute hier eingetroffen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen 23. Mai. (Leipz. Ztg.) Durch die Gesetz⸗Sammlung ist nun⸗ mehr der mit Zustimmung des Landtags zwischen der Königlich preußischen und der fürstlichen Staatsregierung über den An⸗ schluß des Staatsgebietes des Fürstenthums an den Bezirk des Landdgerichts zu Erfurt und des Ober⸗ Landesgerichts zu Naumburg abgeschlossene Staats⸗ vertrag nach erfolgter beiderseitiger Ratifikation und statt⸗ gehabtem Austausch der Ratifikationsurkunden publizirt wor⸗ den. Der Vertrag ist auf zwölf Jahre abgeschlossen und ver⸗ längert sich stillschweigend um denselben Zeitraum, wenn kein Theil vor Anfang des vorletzten Jahres einer Vertrags⸗ gear⸗ von dem ihm zustehenden Kündigungsrechte Gebrauch macht.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Mai. Die „Polit. Korresp.“ meldet: Aus Philippopel: Die neuesten Um⸗ triebe der Intransigenten bezweckten, die Installirung Aleko Paschas zu verhindern. Sc⸗ wirkten die besonnenen Bulgaren im Verein mit dem Neffen Aleko Paschas diesen Tendenzen kräftig entgegen. General Obrutscheff ist von Burgas nach Livadia abgereist. — Aus Athen: Zwischen den Kabineten in Paris und London findet ein lebhafter Mei⸗ nungsaustausch statt über das Verlangen Griechenlands, daß die Verhandlungen in Konstantinopel nur auf Grund des 13. Protokolls des Berliner Kongresses geführt werden. — Der General⸗Gouverneur von Creta, Photiades Bey, hat seine Entlassung genommen.
Pest, 24. Mai. In der heutigen Sitzung des Unter⸗ hauses brachte der Abg. Helfy eine Interpellation
wegen Vorlegung der österreichisch⸗türkischen Kon⸗
vention ein. Der Minister⸗Präsident Tisza sagte die Be⸗ antwortung dieser Interpellation für die nächste Woche zu.
Schweiz. Bern, 24. Mai. (Bund.) Der Bundes⸗ rath theilte in seiner gestrigen Sitzung mit, daß nach dem mit der deutschen Reichsregierung getroffenen Abkommen über den direkten Verkehr der beiderseitigen Gerichte mit der deutschen Gesandtschaft das Verzeichniß dieser Gerichte ausge⸗ tauscht worden ist. — Die von der Direktion der Gotthard⸗ bahn vorgelegten Normalpläne für den Unterbau der Bahn, sowie die Baupläne für die Ausführung der letztern in den Gemeinden Morschach, Sisikon, Gurtnellen, Wasen und Göschenen wurden genehmigt.
— Wie der „N. Zürch. Zic.“ aus Bern gemeldet wird,
weist die offizielle Zusammenstellung der Resultate der Volks⸗
abstimmung vom 18. Mai über die Todesstraffrage 200 026 Ja und 180 810 Nein auf.
Schon in ihrer nächsten Session wird die Bundes⸗ versammlung, demselben Blatte zufolge, sich wiederum
2 2 82 2 HenA . s. mit einem Antrage auf Revision der Bundesverfassung zu 2,253,812, 820 ℳ Doppelkronen, 405 307 370 ℳ Kronen, befassen haben: es ist dies die Motion des Nationalraths 27 969 925 ℳ Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung
Dr. Joos, der den Banknoten⸗Artikel (39) abschaffen und an dessen Stelle folgenden Artikel setzen will: „Nur
dem Bunde steht das Recht zu, Banknoten, bezw. Kassen⸗
scheine auszugeben. Er darf jedoch keine Rechtsverbindlichkeit für deren Annahme aussprechen.“
Großbritannien und Irland. London, 24. Mai.
8 — geng weile (Allg. Corr.) Die irische Homerulepartei im Unter⸗ cher Zettelbanken vom 15. d. M. schließt mit fol⸗ hau⸗ — 1118 S 8
hause hat an Stelle des verstorbenen Butt Mr. William ban. Vertreter der Grafschaft Cork, zum Führer der Partei erwã
„— 24. Mai. (W. To B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird über St. Vincent aus Capetown, vom 8. d. M., ge⸗
meldet: die Vorwärtsbewegung der englischen
Truppen in das Zululand werde in einigen Tagen beginnen und Oberst Wood, sobald General Chelmsford in Kambula angekommen sei, die Offensive ergreifen. Im Lager von Inyezane befänden sich viele Kranke.
Frankreich. Paris, 22. Mai. (Fr. Korr.) Der Bischof von Frejus und Toulon hat sich über einen
Erlaß des Maires von Toulon, welcher auf Grund des Ge⸗
etzes vom 18. Germinal die Prozessionen in den Straßen Stadt verbot, beim Staatsrathe beschwert. Der Staatsrath hat jedoch diesen Rekurs in einem motivirten Er⸗ kenntnisse zurückgewiesen. — 25. Mai. (R⸗p. fr.) Die 3 Linken des Senats sind gestern zusammengetreten und haben den Kriegs⸗Minister General Gresley und den arine⸗Minister Admiral auréguiberry als Kandidaten für die vakanten Senats⸗ tze aufgestellt.
— (Journ. off.) Durch ein neues Dekret des Prä⸗ sidenten vom 24. d. Mts. hat derselbe 369 wegen des Kommune⸗Aufstandes Verurtheilte begnadigt.
— 25. Mai. (W. T. B.) Der Admiral Saisset ist heute Vormittags gestorben.
Versailles, 24. Mai. (W. T. B.) In der heutigen
Sitzung der Deputirtenkammer führte der Deputirte
Cassagnac Klage über die Ausdrücke, welche in der letzten Sitzung der Kammer auf ihn von dem Unter⸗Staatssekretär im Justiz⸗Ministerium, Goblet, angewendet worden seien, und verlangte, daß Goblet von der Tribüne aus die von ihm gebrauchten Worte entschieden zurücknehme. Der Unte Staatssekretär Goblet erklärte darauf, daß er nicht die Absicht gehabt habe, Cassagnac zu beleidigen. Indeß verlange die Regierung, daß sie respektirt werde. Hierauf fand ein leb hafter Zwischenfall statt, welcher durch den Deputirten Baudry d’'Asson veranlaßt wurde. Baudry d'Asson wurde in Folge dessen zur Ordnung gerufen, auch wurde demselben sodann noch ein Verweis ertheilt. Cassagnac bestieg darauf von Neuem die Tribüne, verlangte vollständigere Erklärungen von dem Unter⸗Staatssekretär Goblet und schloß mit Goblet provozirenden Ausdrücken. Der Zwischenfall endete damit, daß Cassagnac zur Ordnung gerufen wurde.
Italien. Rom, 24. Mai. (Italie.) Durch Königliche Dekrete vom 22. d. M. ist der bisherige Präfekt von Udine, Cavaliere Carletti, nach Como versetzt und an seiner Stelle der Deputirte Giovanni Mussi zum Präfekten von Udine, der Cavaliere de Maria, zum Präfekten von Grosseto er⸗ nannt und der Präfekt von Como, de Lucca, nach Messina versetzt worden, während der bisherige Präfekt von Messina, Caccavone de Vustogirardo, zur Disposition des Ministeriums gestellt wird.
Türkei. Salonichi, 25. Mai. (W. T. B.) In Novi⸗ bazar hat zwischen Baschibozuks und türkischen Sol⸗ daten ein Zusammenstoß stattgefunden, wobei 3 türkische Soldaten getödtet wurden. Bei einem Theile der musel⸗ männischen Bevölkerung in Novibazar und in Alba⸗ nien giebt sich aus Anlaß der österreichisch⸗türkischen Konvention noch immer eine gewisse Aufregung kund, die Regierung zeigt jedoch Energie und wird von den Notablen unterstützt.
Rumänien. Bukarest, 24. Mai. Bei der im 1. Wahlkollegium stattgehabten Senatoren⸗ wahl sind 14 Liberale und 16 Konservative gewählt worden. Unter den gewählten Liberalen befinden sich Bratiano und Cogalniceanu (beide sind doppelt gewählt), ferner Cernat und Bibescu und unter den gewählten Konservativen Demeter Ghika, Borescu, Stratt, Stirbey, Mavrogeni, Catargin, Florescu und Manu.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Mai. (Journ. de St. Pét.) Der zeitige General⸗Gouverneur von Odessa hat den Provinzen, welche ihm unterstellt sind, auch Katherinoslaw und Bessarabien hinzugefügt, und zwar in Gemäßheit der Kaiserlichen Ukase vom 5./17. April und 23. April/5. Mai.
Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Finnland nähert sich ihrem Abschlusse. Die Zeitungen von Helsingfors theilen mit, daß die Gouverneure der ein⸗ zelnen finnländischen Provinzen dem Senat des Großherzog⸗ thums die Entwürfe zur Eintheilung der Rekrutirungsbezirke haben zugehen lassen.
— (W. T. B.) Nach einem aus Taschkent hier einge⸗ gangenen Telegramm vom heutigen Tage ist General Kauf⸗ mann nach St. Petersburg abgereist.
— 26. Mai. (W. T. B.) Nachrichten aus Kiew zu⸗ folge, wurden in einem dortigen abgelegenen Staͤdttheile zwei unbekannte Personen verhaftet, in deren Wohnung zwei metallene Kugeln, anscheinend Explosions⸗ bomben, mit zwei dazu passenden Gießformen vorgefunden wurden. In demselben Hause wurde von den Gensd'armen eine große Kiste vorgefunden, welche eine Anzahl kleinerer Kästchen enthielt, in deren jedem sich ein gläsernes Fläschchen mit gepreßtem Pyroxylin, anscheinend englischer Fabrikation, befand. Ferner wurden 500 Kapseln, sowie eine Kiste mit 4 Revolvern, 2 geschliffenen Dolchen und mehrere muthmaß⸗ lich falsche Pässe aufgefunden.
Kiew, 24. Mai. (W. T. B.) Ueber den hier am 12. d. M. verhandelten politischen Prozeß theilt das Journal „Kijewsky Gubernsky Wedomosti“ Details mit. Danach waren vor dem Kriegsgerichte 14 Personen erschienen, darunter ein preußischer Unterthan Namens Ludwig Brandtner, einige Edelleute sowie Mädchen und Frauen der höheren Stände. Die Anklage lautete auf Theilnahme an einer verbotenen Ge⸗ sellschaft, welche den Zweck verfolgt, die bestehende Staats⸗ ordnung umzustürzen. Brandtner und zwei andere Personen waren außerdem noch des bewaffneten Widerstandes gegen Polizeibeamte angeklagt. 2 Angeklagte wurden freigesprochen. Brandtner und ein Unbekannter, welcher sich den Namen An⸗ tonoff beigelegt hatte, zum Tode durch Erschießen verurtheilt. Die übrigen Angeklagten wurden zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und zu Zwangsarbeiten von 4 Jahren bis zu 14 Jahren und 10 Monaten verurtheilt.
Dänemark. Kopenhagen, 21. Mai. (Hamb. Nachr.) Der von den zwei militärischen Mitgliedern, General Thom⸗
sen und Kapitän N. P. Jensen, eingebrachte Gesetzvorschlag,
der darauf abzielt, den Eintrittin das Heer als Offizier zu erleichtern, stand gestern im Folkethingzur ersten Berathung. Thomsen bemerkte: es gebe zur Zeit 28 unbesetzte Premier⸗ Lieutenantsstellen, und in den nächsten 5 Jahren würde die Zahl so sehr vermehrt werden, daß eine Besetzung durch den gewöhnlichen Zuzug nicht wahrscheinlich sei. Von 574 Seconde⸗Lieutenants⸗Num⸗ mern seien gar 405 vacant, außerdem fehlten 16 Kapitäne in der sogenannten Verstärkung. Der Kriegs⸗Minister sprach sich dem Vorschlage recht günstig aus; der Abg. Berg beantragte jedoch, daß die Sache in einem Ausschusse näher geprüft werde, was denn auch mittelst Namensaufrufs mit 42 gegen 26 Stimmen beschlossen wurde. Beide Linkenparteien fanden sich dabei wieder zusammen und werden wohl auch einig sein, den Vorschlag in diesem Ausschusse zu begraben, weil sie angeblich von einer stückweisen Heeresreform nichts wissen wollen.
Amerika. Washington, 24. Mai. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat mit 114 gegen 97 Stimmen eine Bill angenommen, durch welche die Prägung von Silbermünzen angeordnet wird, und zwar soll das Ge⸗ wicht der Silberdollars 212 ½ g betragen. Diese Silber⸗
hei
münzen sollen gesetzliche Zahlungsmittel sein. Monatlich sollen;
2 Millionen Dollars geprägt werden.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ tsamts sind in der 20. Jahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 24,4, in Breslau 30,6, in Königsberg 32,2, in
öln —, in Frankfurt a. M. 23,9, in Hannover 27,8, in Cassel 20,2, in Magdeburg 25,8, in Stettin 32,0, in Altona 32,3, in Straß⸗ burg —, in München 40,5, in Nürnberg 30,3, in Augsburg 45,4, in Hresden 27,8, in Leipzig 24,6, in Stuttgart 24,2, in Braunschweig 40,9, in Karlsruhe 22,9, in Hamburg 31,3, in Wien 33,6, in Buda⸗ pest 40,6, in Prag 44,4, in Triest 36,5, in Basel 33,1, in Brüssel 22,2, in Paris 27,7, in Amsterdam 24,9, in Kopenhagen 28,4, in Stockholm 28,2, in Christiania 22,6, in St. Petersburg 43,5, in Warschau 25,5, in Odessa 30,7, in Bukarest 28,3, in Rom —, in Turin 34,5, in Athen —, in Lissabon —, in London 22,1, in Glasgow 21,6, in Liverpool 23,3, in Dublin 33,3, in Edinburgh 18,6, in Alerandria (Egypten) 36,5. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 25,9, in Philadelphia 18,4, in St. Louis 9,0, in Chicago 14,1, in San Franzisko 15,1, in Calcutta 38,6, in Bombay 32,0, in Madras —.
Beim Beginn der Berichtswoche herrschten an sast allen deut⸗ schen Beobachtungsstationen nördliche und nordwestliche Luftströmun⸗ gen, die auch zumeist bis um die Mitte der Woche anhielten, wo sie in Bremen, Cöln und Karlsruhe schon vom 12. an in südliche und südwestliche umschlugen. Am Schluß der Woche machten sich aber wieder nördliche Windrichtungen ziemlich allgemein geltend. Die Temperatur der Luft stieg langsam. Niederschläge erfolgten nicht in ergiebigem Maße. Der Luftdruck war bis ans Wochenende nur geringen Schwankungen unterworfen. Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren, besonders der deutschen Städte, haben sich im Vergleich zur Vorwoche nicht günstiger gestaltet; auch ist die allgemeine Sterblichkeitsverhältnis⸗ zahl für die deutschen Städte nur unwesentlich höher als in der vorhergegangenen Woche (28,4 gegen 28,3 auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Insbesondere erscheint die Sterblichkeit des Säuglingsalters etwas vermehrt, so daß von 1000 Lebenden aufs Jahr gerechnet 92,6 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 88,6 der Vorwoche. Die Sterblichkeit der höheren Altersklassen (über 60 Jahre) hat etwas abgenommen.
Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Fephen⸗ Darmkatarrhe der Kinder und namentlich diphtherische
ffektionen abgenommen, während Masern, Scharlachfieber, Unter⸗ leibstyphus und Pocken etwas häufiger auftraten. So herrschen Ma⸗ sern in Hamburg, Crefeld, Karlsruhe, Pest und Paris das Scharlach⸗ fieber in Bromberg, Ratibor und Hamburg. Diphtherische Affek⸗ tionen verliefen in den meisten Städten milder und veranlaßten in Königsberg, Danzig, Dresden, Berlin, München, Wien u. a. weniger Todesfälle. Die Gesammtzahl der aus deutschen Städten gemeldeten Todesfälle sank auf 102 von 140 der Vorwoche. Todesfälle an Unter⸗ leibstyphus waren in München häufiger, Flecktyphen wurden seltener. Von den 7 aus deutschen Städten gemeldeten Sterbefällen betrafen 4 Berlin, 2 Breslau; 1 Magdeburg; in St. Petersburg erlagen der Epidemie 10 Personen, London 1. Als neu erkrankt wurden aus Breslau 14, aus Berlin 2 gemeld et. Rückfallsfieber wurden gleich⸗ falls seltener, 1 Todesfall daran kam in Braunschweig vor. Darm⸗ katarrhe der Kinder erfuhren im Ganzen Nachlässe, gesteigert erscheint die Zahl der Opfer nur in Breslau, München, Augsburg, St. Pe⸗ tersburg und Warschau. Die Pocken zeigen im Allgemeinen gegen die Vorwoche wenig Veränderungen in ihrem Auftreten, in London betrug die Zahl der Todesfälle daran 6, in Wien 15, in Pest 12, in Paris 23, in St. Petersburg 34. Aus Warschau werden 3, aus 2, aus Berlin, Augsburg, Genf je 1 Todesfall daran ge⸗ e
Knunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Nummern 20 — 22 der Wochenschrift „Kunst und Ge⸗ werbe“, herausgegeben vom bayerischen Gewerbemuseum zu Nürn⸗ berg (red. von Otto v. Schorn), enthalten einen besonders inter⸗ essanten Beitrag von Bruno Bucher über „Kunst und Blumen“, ferner Aufsätze über das Kensington⸗Museum in London und zahl⸗ reiche kleinere Mittheilungen nebst Abbildungen mustergültiger Er⸗ zeugnisse aus dem bayerischen Gewerbemuseum, von der letzten Pariser Ausstellung ꝛc. Die Kunstbeilagen zeigen diesmal einen Kugel⸗ leuchter aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, eine genähte Spitzen⸗ arbeit aus dem 17. Jahrhunderk und vortrefflich in Metalldruck reproduzirte Buchdecken⸗Beschläge aus derselben Zeit.
— Die kurz hintereinander erschienenen Monatsberichte der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für Januar und Februar (in Kommission in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Harrwitz und Goßmann, hierselbst) haben folgenden Inhalt: Der Januarbericht: Nitzsch, Ueber die nieder⸗ deutschen Genossenschaften des 12. und 13. Jahrhunderts. — Nöldeke, Die Texte des Buches Tobit. — Gesammtsitzung am 9. Januar. — Gesammtsitzung am 16. Januar. — Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse am 6. Januar. — Sitzung der poilosophisch⸗historischen Klasse am 20. Januar. — Oeffentliche Sitzung zur Feier des Jahrestages Friedrichs II. am 30. Januar: du Bois Reymond, Festrede; Geschichtspreis zum Andenken an den Vertrag von Verdun; Bericht des Kuratoriums der Humboldtstiftung für das Jahr 1878. — Eingegangene Bücher. 8
Der Februarbericht: Vogel, Ueber die photographische Aufnahme von Spektren der in Geißlerröhren eingeschlossenen Gase. — Schrader, Ueber die Datirung einer babylonischen Thontafel aus dem elften Jahre des Cambpses. — Websky, Ueber die Wahl der Projektions⸗ Aren in einer Normalen⸗Projektion für triklinische Krystalle. — Zachariä v. Lingenthal, Die vom Kaiser Anastasius für die Libya Pentapolis erlassenen Formae; — Derselbe, Ein Erlaß des Prae⸗ fectus Praetorio Dioscorus vom Jahre 472 oder 475. — Böhm, Ueber die Pycnogoniden des Königl. Zoologischen Museums zu Berlin, insbesondere über die von S. M. S. „Gazelle“ mitgebrachten Arten. — Helmholtz, Ueber elektrische Grenzschichten. — Bühler, Eine Notiz uͤber einige Sanskrit MSS. aus Kagmir in der K. K. Hofbibliothek zu Wien. — Gesammtsitzungen: am 6. Februar, am 13. Februar, am 20. Februar, am 27. Februar. — Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse am 3. Februar. — Sitzung der Philosophisch⸗historischen Klasse am 17. Februar. — Anzeige der
ahl eines auswärtigen Mitgliedes. — Anzeige der Wahl von Korrespondenten. — Eingegangene Bücher. — (4 Tafeln Abbildungen)
— Aus Leipzig wird der „Allg. Ztg.“ geschrieben: Mit lebhaftem Interesse hat man hier vernommen, daß in Messina die Idee an⸗ geregt worden ist: zur “ der Zoologen, welche jährlich sich dort einfinden, um die so reichhaltige pelagische Fauna des snzilischen Sundes zu studiren, ein kleines Institut anzulegen. Unter Fachleuten kann kaum Streit darüber sein, daß Messina zur Anlegung einer naturwissenschaftlichen Station am Mittelmeere sich besonders geeignet haben würde. Die Namen der deutschen Natur⸗ forscher, um von fremdländischen zu schweigen, die dort Studien ge⸗ macht haben und die hier aufzuzählen zu weitläufig wäre, bürgen da⸗ für, daß Messina gerade einen Reichthum an Seethieren aufzuweisen hat, wie kaum ein anderer Punkt des Mittelmeeres. Die Strömung in dem tiefen Kanal zwischen Sicilien und dem Festlande sorgt dafür, daß hier Gebilde angetrieben und gefangen werden, die sonst aum irgendwo zu erreichen sind. Darum wird Messina neben Neapel und Triest stets eine große Anziehungskraft auf strebsame Zoologen ausüben, selbst wenn dort gar nichts ge⸗ schehen sollte, um den Gelehrten ihre Arbeiten zu erleichtern. Sollte dies aber nur in ganz kleinem Maßstabe geschehen so daß die Zoo⸗
logen nicht ihr ganzes ep mitzubringen mehr nöthig haben, so würde sich der Zuzug unstreitig noch sehr heben. Es kann
sich ja nicht darum handeln, den zoologischen Stationen von Neapel und Triest irgendwelche Konkurrenz zu machen, sondern nur darum, den Zoologen, die nach Messina kommen, um dort zu studiren, das Allernothwendigste leicht an die Hand zu geben. Die Stadt, welche durch ihre Lage an diesem Sund Alles ist, was sie ist, würde da⸗ durch, daß sie der wissenschaftlichen Erforschung desselben ein kleines Opfer brächte, nur einen Akt begehen, der sich sonst überall von selbst versteht, wo man die Wissenschaft liebt und zu deren Förde⸗ rung von der Natur so freigebig unterstützt wird, wie hier. Lebte in dem Municipio von Messina noch der Geist wie damals, als ein Francesco Maurolvco oder ein Borelli dort wirkten, es würde sich einen Augenblick besinnen, Hand an das kleine Werr zu legen, dessen Ausführung ihm angerathen ist.
„Mainz. Im Akademiesaale des kurfürstlichen Schlosses hier⸗ selbst ist am 10. d. M. eine Ausstellung graphischer Dar⸗ stellungen der Stadt Mainz und ihrer Denkmäler er⸗ öffnet worden. Dieselbe umfaßt Pläne der Stadt und Festung, Ansichten der Stadt und deren nächster Umgebung, die hervorragend⸗ sten Denkmale, wie den Dom, die ehemalige Liebfrauenkirche und sonstige kirchliche Bauwerke, seien sie erhalten oder untergegangen, ferner öffentliche Gebäude, einzelne Theile aus dem Janern der Stadt, Wohngebäude, kirchliche und profane Denkmäler. Die Aus⸗ stellung bildet somit im Bilde einen Ueberblick über die Stadt Mainz, ihre äußere Entwickelung, ihre Bedeutung für die Kunst⸗ geschichte, wie über ihre Stellung als Schlüssel des Reiches und die Geschichte ihrer kriegerischen Wechselfälle. Unter diesen verschiedenen Gesichtspunkten gewinnt die Ausstellung eine über den engeren Hei⸗ mathskreis hinausreichende Bedeutung. Durch die außerordentlich reiche Beschickung von Seiten einzelner Besitzer und Kunstfreunde, wie von Anstalten und Behörden, ist eine solche Fülle von Ma⸗ terialien hier vereinigt, daß die Ausstellung eine nicht leicht wieder⸗ kehrende Gelegenheit zur Förderung der historischen und namentlich kunstgeschichtlichen Forschung bietet.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
St. Petersburg, 25. Mai. (W. T. B.) In aus Charkow er eingegangenen Berichten werden die Ernteaussichten für üdrußland als vortrefflich bezeichnet.
In der Generalversammlung der Aktien⸗Gesellschaft für Tabaksfabrikation vorm. Prätorius, vom 23. Mai, wurde die Bilanz pro ult. Demmber 1878 vorgelegt und hierauf Decharge ertheilt. Seitens der [Liquidationskommission wurde die Mittheilung gemacht, daß die Ausschüttung der weiteren Liqnidations⸗ quote von 2 % noch nicht erfolgen könne.
— Die Generalversammlung des Aktien⸗Bauvereins Friedrichshain genehmigte den vorgelegten Geschäftsbericht nebst Bilanz pro 1878 und ertheilte Decharge. Der Antrag, auch ferner bei Verkäufen von Terrains und sonstigen Werthobjekten außer den bereits früher beschlossenen 1 500 000 ℳ weitere 600 000 ℳ Aktien der Gesellschaft an Zahlungsstatt auf das Kaufgeld zum vollen Nominalwerth anzunehmen und zu vernichten, wurde einstimmig ge⸗ nehmigt und die Direktion mit der Ausführung beauftragt.
— Der Ausschuß der Magdeburg⸗Halberstädter Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft genehmigte die vom Direktorium für das ver⸗ gangene Jahr vorgeschlagenen Dividenden von 9 ½ % für die Aktien Litt. A., von 4 ½ % für die Aktien Litt. B. und von 5 % für die Aktien Litt. C.
— Die „Leipz. Ztg.“ bringt von der Ostermesse in der Rauchwaarenbranche folgenden Bericht, durch welchen wir frühere Mittheilungen ergänzen: Nachdem sich im Laufe des Jahres 1878 die durch die Krisis im Winter 1877 schwer getroffene Rauch⸗ waarenbranche wieder erholt und gekräftigt hatte, durfte man um so mehr eine gute und lebhafte Ostermesse erwarten, als durch den, wenn auch nicht übermäßig strengen, doch lange andauernden Winter auf einen allseitig starken Bedarf mit Bestimmtheit gerechnet werden konnte. Diese Hoffnung ist insofern nicht getäuscht worden, als sehr bedeutende Posten Waare umgesetzt wurden; vielfach wird jedoch darüber geklagt, daß die erzielten Resultate nur wenig zufriedenstellend waren. An diesem Umstande tragen bauptsächlich die allzu hohen Preise Schuld, welche man überall an den ersten Sammelplätzen und dann auf den Auktionen in London anlegte, und welche besonders bei amerikanischen Waaren keinen oder nur wenig Nutzen gestatteten, weil sie bei vielen Artikeln ganz außer Verhältniß zu der Lage derselben standen. — Das Geschäft begann lebhaft in der Woche vor Ostern, schwächte sich dann durch die fast zwei Wochen dauernden Auktionen für die hiesigen Engros⸗Propre⸗ Händler ab. Der Erfolg der Auktionen selbst ist als mittelmäßig zu bezeichnen. Für Wildwaare war die Stimmung zu Beginn der Messe eine zurückhaltende, sie besserte sich jedoch im Laufe derselben, so daß Landfüchse, Stein⸗ und Baummarder und Otter in der zweiten Hälfte und auf der Wildwaarenauktion nicht unansehnlich theurer bezahlt wurden. Dagegen waren schwarze Katzen zu Anfang für Frankreich und England beliebter, als später. Iltis blieben flau und viel unverkauft. Im Ganzen dürfte das Resultat von Land⸗ waare jedoch als zufriedenstellend für die Sammler und Händler zu bezeichnen sein. In amerikanischer Waare waren die Umsätze von großem Umfang. Einen besonders lebhaften Markt fanden Bären, Bisam, rothe Füchse, Nerze, Seeotter, Schuppen und Skunks, letztere beiden Artikel allerdings zu ansehn⸗ lich billigeren Preisen als man in London in der März⸗ auktion dafür angelegt hatte. Weniger beliebt waren virginische Iltisfelle, Luchse, Otter und Zobel. Wie bei Wildwaaren, so waren auch hier die Russen die Hauptkäufer; dieselben betheiligten sich trotz des ungünstigen Courses sehr lebhaft an dem Geschäft. — Russische Artikel waren infolge der Sperre zu Beginn der Messe nur wenig vertreten, und da besonders Feeh, sowohl in Rücken⸗ als Wammen⸗ futtern, seit Ende vorigen Jahres für Frankreich und England stark gesucht war, so räumten sich die wenigen Vorräthe rasch und zu hohen Preisen. Auch die gegen Mitte der Messe eintreffenden frischen Zufuhren fanden, trotz des sehr bedeutenden Aufschlages, welchen man auf den russischen Märkten angelegt hatte, einen lebhaften und loh⸗ nenden Absatz, wogegen Feehschweife nur schwer und theils ohne Nutzen, theils mit Schaden zu verwerthen waren. Auch Colinsky mußten ohne entsprechenden Gewinn abgegeben werden; Hermelin waren fast nur im Tausch zu placiren. — Von Halbfabrikaten ver⸗ kauften sich Hamster⸗ und Kaninfutter in zufriedenstellender Weise, ebenso räumten sich gefärbte Persianerfelle trotz ihres hohen Preises. In Bezug auf die Betheiligung an dem Geschäft sind in erster Linie die Russen zu nennen, welche in allen für sie geeigneten Artikeln große Anschaffungen machten; danach ist zunächst die französische und englische Kundschaft zu erwähnen, welche sowohl für russisches, als amerikanisches Pelzwerk ziemlichen Bedarf zeigte; verhältniß⸗ mäßig am kleinsten war das Geschäft mit den deutschen Zwischen⸗ händlern und Kürschnern, welche sich von den mehrjährigen schlechten Wintern noch am wenigsten erholt haben und unter dem Drucke der allgemeinen flauen Geschäftslage fortwährend leiden. Nach Oester⸗ reich und dem Orient war der Absatz etwas bedeutender, als in den kethh Jahren; Ungarn, Schweden und Norweger hielten sich ehr zurück.
— Nach dem Geschäftsbericht der Ungarischen Nordost⸗ bahn pro 1878 verminderten sich die Bruttoeinnahmen der Bahn im abgelaufenen Jahre um 79 167 Fl., das Nettoerträgniß um 147 102 Fl. Die durch die Generalversammlung vom Jahre 1873 genehmigte, zum Baue des Gesellschaftshauses, der eisernen Brücken und des Legenyer Bahnhofes bestimmte Anleihe hat die Wiener Unionbank mit 93 ½ übernommen. Von der Anlehenssumme von 1 605 000 Fl. befinden sich 40 000 Fl. bis zum eintretenden Bedarfe in der Kasse der Gesellschaft. Bis Ende 1878 wurden im Ganzen 5 ½ Millionen fünfprozentige Goldobligationen gegen Aktien und Silber⸗Prioritäten ausgetauscht. Es erübrigt noch der Austausch von 2 Millionen. Die Einnahmen betrugen aus dem Frachtenverkehr 1 687 318 Fl., aus dem Personenverkehr 666 641 Fl., aus dem Titel „verschiedene Einnahmen“ 149 283 Fl. Die Gesammtausgaben be⸗ trugen 2 036 266 Fl., das Goldagio auf Zinsen und Amortisation
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der fünfprozentigen Goldobligationen 65 233 Fl.; sonach resultirt ein Betriebsüberschuß von 401 743 Fl. An Staatsgarantiezuschuß wer⸗ den 2 527 537 Fl. in Anspruch genommen. Per Bahnkilometer be⸗-⸗ tragen die Einnahmen 4262 Fl., die Ausgaben 3268 Fl., das Netto⸗ erträgniß 994 Fl.
Duisburg, 21. Mai. Die „Essener Ztg.“ schreibt: Heute sind die beiden niederländischen Tjalken „Geziena“ und „Catharina“ mit Kohlen und Kokes befrachtet aus dem hiesigen Hafen direkt nach Königsberg ausgelaufen. Beide Fahrzeuge sind zum ersten Mal auf dem Rhein, während sie bisher den Zuidersee und die Küsten befuhren, auch die Reise in die Ostsee bereits gemacht haben. Sie gehen jedoch nicht um die Nordspitze Jütlands, sondern von Tönningen in die Eider und sodann durch den Eiderkanal in den Kieler Hafen und von da in die Ostsee. Die Ladungsfähigkeit der Schiffe, die nur einen großen Mast führen und in dem Rufe guter Segler stehen, beträgt etwa 2500 Ctr.
Wien, 24. Mai. (W. T. B.) Die Bodenkreditanstalt hat heute den noch unverkauften Rest der österreichischen ( rente, im Betrage von ca. 14 Millionen, an ein englisch⸗französi⸗ sches Konsortium zum Tagescourse verkauft.
Wien, 24. Mai. (W.⸗T. B.) Der Rechnungsabschluß der österreichischen Südbahn für die österreichisch⸗unga⸗ rischen Linien weist die Brutto⸗Einnahme mit 36 407 857 Fl. und das Netto⸗Erträgniß mit 21 023 602 Fl. auf. Das Gesammt⸗ reinerträgniß des österreich⸗ungarischen Netzes beziffert sich auf 21 400 118 Fl. und das Gesammterträgniß (inel. Annuität der italienischen Regierung) 332 280 737 Fl. Die Lasten der Gesellschaft (für Verzinsung, Amortisirung, Anlehen ꝛc.) betragen 32 373 580 Fl. Es verbleibt ein Ueberschuß von 854 492 Fl., welchen der Verwal⸗ tungsrath dem Reservefonds zuzuweisen beantragt. Der Reservefonds wird dadurch auf 1 567 032 Fl. erhöht.
Glasgow, 24. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 263 700 Tons gegen 175 200 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 89 gegen 89 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 26. Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Juno“ ist heute Vormittag 9 ½ Uhr mit der ostindischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Berlin, den 26. Mai 1879. Das Hof⸗Jagd⸗Amt hat folgende Zusammenstellung des in
Bezirk des Köaigl. preuß. Hof⸗Jagd⸗Amtes während der Jagd⸗Saison 1878/79 erlegten Wildes und Raubzeuges veranstaltet:
A. Auf Hof⸗Jagden 1878: 1) am 8. und 9. November im Fürstenwald und Feldmark Linden bei Ohlau 1 Feld⸗ und 8 Wald⸗ treiben: 16 Rehe, 319 Fasanen, 445 Hasen, 5 Rebhühner, 3 Raub⸗ vögel, Summa 788 Stück. 2) Am 15. November im Saupark bei Springe 2 abgestellte Suchen mit Findermeute auf Sauen: 9 Hirsche, 8 Rothwild, 111 Schwarzwild, 1 Reh, Summa 129 Stück. 3) Am 22. November in den Feldmerken Uetz, Pretz und Falkenrede bei Potsdam 3 Feldtreiben: 273 Hasen. 4) Am 28. und 29. November in der Colbitz⸗KLetzlinger Haide 3 Lappjagen auf Roth⸗ und Dammwild und eine abgestellte Suche mit Findermeute auf Sauen: 7 Hirsche, 24 Rothwild, 110 Schauf⸗ ler, 446 Dammwild, 146 Schwarzwild, Summa 733 Stück. 5) Am: 7. Dezember in Hammer⸗Königs⸗Wusterhausen 2 Lappjagen auf Roth⸗ und Dammwild: 3 Hirsche, 7 Rothwild, 63 Schaufler, 125 Dammwild, 9 Schwarzwild, Summa 207 Stück. 6) Am 11. De⸗ zember in der Göhrde ein abgestelltes Treiben auf Rothwild und eine abgestellte Suche mit Findermeute auf Sauen: 35 Hirsche, 59 Rothwild, 141 Schwarzwild, 1 Reh, Summa 230 Stück. — 1879: 7) am 4. Januar im Grunewald ein Lappjagen auf Damm⸗ wild: 17 Schaufler, 84 Dammwild, Summa 101 Stück. 8) Am 9. Januar im Feldjagdgehege Nr. 2 bei Berlin (Britz, Buckow, Ziethen u. s. w.) 2 Vorstehtreiben: 643 Hasen. B. Auf den Hof⸗Jagdamts⸗Jagden und auf der Pürsche und Suche bei kleinen Treib⸗ und Uebungsjagden, sowie in der Administration und durch Fang wurden während der ganzen Saison erlegt: 57 Hirsche, 96 Rothwild, 140 Schaufler, 248 Dammwild, 70 Schwarzwild, 195 Rehe, 12 Trappen, 256 Fasanen, 2150 Haseu, 2181 Rebhühner, 218 Gänse, Enten und Schnepfen, 123 Füchse, 44 Marder, 107 Iltis, 192 Wiesel, 721 Raubvögel, 1406 Ver⸗ schiedenes. (Hunde, Katzen, Krähen, Reiher ꝛc.)
Die Totalsumma des erlegten Wildes betrug während der ganzen Saison im Bezirk des Hof⸗Jagd⸗Amtes: 111 Hirsche. 194 Rothwild, 330 Schaufler, 903 Dammwild, 477 Schwarzwild, 213 Rehe, 12 Trappen, 575 Fasanen, 3511 Hasen, 2186 Rebhühner, 218 Gänse, Enten, Schnepfen, 123 Füchse, 44 Marder, 107 Iltis, 192 Wiesel, 724 Raubvögel, 1406 Verschiedenes (Hunde, Katzen ꝛc.); überhaupt 11 326 Stück.
Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 14. Mai 1879. Als Geschenk des Hrn. Ver⸗ fassers wurde Knothes „Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter“ vorgelegt. Nachdem schon in der April⸗Sitzung Hr. Prof. Holtze auf die Bedeutung hingewiesen hatte, welche dies neueste Werk des kenntnißreichen und sorgfälti en Forschers auch für die märkische Landes⸗ und Adelsgeschichte hat, ver⸗ folgte Hr. Premier⸗Lieutenant Freiherr von Senden ein⸗ gehender den Besitzstand, mit welchem einzelne märkische Familien in der Oberlausitz während des 13. bis 16. Jahrhunderts auftreten. — Hr. Prediger Kawerau aus Klemzig las über die Einführung des Interim in der Mark Brandenburg im Jahre 1548 — 49. Er wies darauf hin, wie durch die Wiederveröffentlichung eines Berichtes, den einst der um des Interim willen aus der Stadt Brandenburg gewiesene Pfarrer Andreas Hügel über die Verhandlungen Joachims mit der märkischen Geistlichkeit verfaßt hatte, neuerdings das Verständniß jenes Abschnittes der brandenburgischen Kir⸗ chengeschichte wesentlich gefördert worden sei. Gestützt auf diesen Bericht eines Zeitgenossen, den von Druffel (Briefe und und Akten III., 1) der Vergessenheit entrissen hat, sowie auf den Briefwechsel Melanchthons und die Fllugschriftenliteratur der Zeit der Interimswirren, wußte der Vortragende das Verhalten Joachims seit seiner Rückkehr vom Reichstage zu Augsburg seinen Unterthanen gegenüber anschaulich darzustellen. Gegen den Bericht Leutingers über eine alsbald nach seiner Heimkehr von Joachim II. zu Berlin veranstaltete Synode der märkischen Geistlichen machte er eltend, daß in den zeitgenöfsischen Berichten selbst jede Erur derselben fehle; dagegen wisse Hügel von einer Synode, welche noch während des Reichstages auf Verordnung des Kur⸗ fürsten zur Beruhigung der Geistlichen veranstaltet worden sei. Wegen Annahme des Augsburger Interim selbst, sei aber erst im Anfang des nächsten Jahres, also nach der Vereinbarung Joachims mit Kurfürst Moritz von Sachsen verhandelt worden, aber niemals mit der gesammten Geistlichkeit auf einmal in großer Synode, son⸗ dern in einer Reihe auf einander folgender Einzelverhandlungen, indem immer nur kleinere Gruppen von Pastoren und Bürgermeistern nach Berlin vorgeladen worden sei. Hierbei habe es sich dem Namen nach allerdinss um Annahme des Augs⸗ burger Interim gehandelt, — und zwar aus Rücksichtnahme auf die Gunst des Kaisers — „damit Land und Leute nicht verstört würden“; in Wahrheit aber habe Joachim seinen Unterthanen nur eine Wiederauffrischung seiner eigenen (im Kultus stark katholisiren⸗ den) Kirchenordnung von 1540 zugemuthet. Die Jüterbocker Ar⸗ tikel, über welche Joachim und Moritz eins geworden waren, seien augenscheinlich unter Anlehnung an diese Kirchenordnung konzipirt worden. Als ein Neues sei nur die Wiederherstellung der letzten Oelung als eines Sakraments dazugekommen; diese habe aber wohl nur auf dem Papier gestanden, da sie natürlich nur auf Begehren gespendet werden konnte, bei der Entwöhnung und der Abnei⸗ gung der evangelischen Bevölkerung gegen dieses Sakrament aler