1879 / 191 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Aug 1879 18:00:01 GMT) scan diff

10 Millionen Thaler mmittirten, bisher noch nicht im Wege der Ausloosung getilgten fünsprozentigen Prioritäts⸗Obligationen in vier und einhalbprozentige, durch das Amtsblatt der Königlichen Regie⸗ rung zu Cöln Nr. 27 S. 169, ausgegeben den 2. Juli 1879; .

5) der Allerhöchste Erlaß vom 30. Juni 1879, betreffend die Verleihung des Rechts zur Erhebung des tarifmäßigen Chausseegeldes an den Kreis Oberbarnim für die neu erbaute Chaussee von Leuen⸗ berg über Freudenberg, Beiersdorf, Schönfeld, Wilmersdorf bis Börnicke im Kreise Niederbarnim, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 31 S. 315, ausgegeben den 1. August 1879.

Königliche Universität Göttingen. 8 Vorlesungen für das landwirthschaftliche Studium im Winter⸗ semester 1879/80.

a. In der Fachwissenschaft. Einleitung in das Studium der Landwirthschaft: Prof. Drechsler. Landw. Betriebslehre: Prof. Drechsler. Die Ackerbausysteme: Prof. Griepenkerl. Die landw. Thierproduktionslehre: Prof. Griepenkerl. Die Lehre von der Futterverwerthung: Prof. Henneberg. Pferde⸗ und Rindviehkunde: Prof. Esser. Allgemeine Ackerbaulehre: Dr. Fesca. Landwirthsch. Praktikum; Uebungen im landw. Labo⸗ ratorium: Prof. Drechsler, Dr. Fesca; Uebungen im Anfertigen lJandw. Berechnungen: Prof. Drechsler. Uebungen in Futter⸗ berechnungen: Prof. Henneberg. Uebungen im agrikultur⸗ chemischen Laboratorium: Prof. Tollens, Assistent Kehrer. Landwirthschaftliche Sozietät: Prof. Drechsler. Demonstra⸗ tionen und Exkursionen: Amtsrath Grieffenhagen, Proff. Drechsler, Griepenkerl, Henneberg, Tollens.

b. In den Grund⸗ und Hülfswissenschaften. Entwicke⸗ lungsgeschichte und vergleichende Anatomie mit besonderer Berück⸗ sichtigung der Wirbelthiere: Prof. Ehlers. Anatomie und Phy⸗ siologie der Hausthiere: Prof. Esser. Anatomie und Physiolo⸗ gie der Pflanzen: Prof. Reinke. Morphologie und Systematik der Cryptogamen: Dr. Falkenberg. Ueber die Krankheiten der Kulturgewächse: Dr. Falkenberg. Mitikroskopisch⸗botanischer Kursus: Prof. Reinke. Mineralogie, mineralogische Uebungen: Prof. Klein. Elemente der Mineralogie: Dr. Lang. Kry⸗ stallographie: Prof. Listing. Paläontologie; petrographische und paläontol. Uebungen: Prof. v. Seebach. Ueber Bildung und Umbildung der Gesteine: Dr. Lang. Experimental⸗Physik; prak⸗ tische Uebungen im physikalischen Laboratorium: Prof. Riecke. Repetitorium der Physik: Dr. Fromme. Allgem. Chemie: Prof. Hübner. Organische Chemie: Prof. Tollens. Chemische Technologie: Dr. Post. Technische Chemie für Landwirthe: Prof. Tollens. Praktisch⸗chemische Uebungen: Prof. Tollens, Assi⸗ stent Kehrer. Uebungen in chemischen Rechnungen (Stöchiome⸗ trie): Prof. Tollens. Volkswirthschaftspolitik: Prof. Hanssen.

c. In Rücksicht auf allgemeine Bildung insbesondere für Studirende höherer Semester. Bezüglich der Vorlesungen über Physiologie, Philosophie, Anthropologie, Mathematik, den historischen und Staatswissenschaften, der Literärgeschichte und den Sprachen wird auf das (durch jede Buchhandlung zu beziehende) Verzeichniß der Vorlesungen auf der Universität Göttingen während des Winter⸗ halbjahres 1879/80 verwiesen.

d. Körperliche Uebungen: Reitunterricht: Universitäts⸗ Stallmeister Rittmeister Schweppe. Fechtkunst: Universitäts⸗ Fechtmeister Grüneklee. Beginn des Semesters am 15. Oktober, der Vorlesungen am 20. Oktober.

Nähere Auskunft über alle das landwirthschaftliche Studium an hiesiger Universität betreffenden Verhältnisse in der Schrift: Drechsler, das landwirthschaftliche Studium an der Universität Göttingen. (Deuerlichsche Buchhandlung.)

Göttingen, im August 1879.

Dr. Gustav Drechsler, 2. ordentl. Professor und Direktor des landw. Instituts der Universität Göttingen.

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Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. August. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern früh 7 ½ Uhr auf Schloß Babelsberg Ihre Majestät die Kaiserin und Königin

bei Allerhöchstderen Ankunft und später Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm. Ferner nahmen Se. Majestät militärische Meldungen aus Berlin und Potsdam entgegen und gewährten dem General⸗Feldmarschall Freiherrn von Manteuffel eine

Audienz. 8

In den deutschen Münzstätten sind in der Woche vom 3. bis 9. August 1879 an Goldmünzen eprägt worden: 1 721 060 Kronen, und zwar auf Vorher waren geprägt: 1 267 644 340 Doppelkronen, 412 053 180 Kronen, 27 969 925 Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 387 919 040 Summa 1 709 092 945 (nach Abzug der wieder eingezogenen 165 680 Doppelkronen, 129 100 Kronen und 780 Halbe Kronen).

Herabwürdigende Aeußerungen ohne die Ab⸗ sicht zu beleidigen zur Wahrnehmung berechtigter Interessen sind, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 17. Januar 1879, nicht strafbar, selbst wenn die Aeußerungen zur Vertheidigung von Rechten und zur Wahrnehmung be⸗ rechtigter Interessen in Wirklichkeit gar nicht dienlich waren.

Im Alter von über 86 Jahren starb hierselbst am 14. d. M. der Ober⸗Präsident a. D. Wirkliche Geheime Rath Dr. Eichmann.

Bayern. München, 14. August. (Allg. Ztg.) Das Staats⸗ Ministerium des Königlichen Hauses und des Aeußern erläßt im „Gesetz⸗ und Verordnungsblatt“ zwei Bekanntmachun⸗ gen, welche sich auf die Einführung des Betriebsregle⸗ ments für die Eisenbahnen Deutschlands in Bayern beziehen. Die neuen Bestimmungen haben mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft zu treten. Der Regierungs⸗ Vize⸗Präsident Karl von Lindner ist nach kurzem Kranken⸗ lager im 71. Lebensjahre hier gestorben.

Baden. Karlsruhe, 14. August. Die „Karlsr. Z.“ meldet: Nach Mittheilungen aus⸗Eastbourne in England ist die Großherzogliche Familie Sonntag, den 3. August, Abends, in London eingetroffen; Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog begrüßte die Ankommenden auf Victoria Sta⸗ tion und geleitete Höchstdieselben nach St. James Hotel, wo für die Hohen Reisenden Wohnung bestellt war. Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin ver⸗ weilten drei Tage in London und verwendeten diese Zeit, um in Gemeinschaft mit dem Erbgroßherzog, der Prinzessin Vic⸗ toria und dem Prinzen Ludwig Wülhllm einige Sehenswür⸗ digten der britischen Hauptstadt zu besichtigen; auch wurde Montag, den 4. August, ein Ausfla nach Richmond und

Dienstag, den 5. August, eine Fahrt nach Greenwich auf der Themse unternommen.

Mittwoch, den 6. August, Nachmittags, verließen der Groß⸗ herzog und die Großherzogin mit der Prinzessin Victoria und dem hüinzen Ludwig Wilhelm London, um sich nach East⸗ bourne zum Gebrauch der Seebäder zu begeben, und trafen dort gegen 7 Uhr Abends ein. B

Donnerstag, den 7. August, wurde im Kreise der Großherzog⸗ lichen Familie der Geburtstag der Prinzessin Victoria gefeiert, wozu auch der Erbgroßherzog von London nach Eastbourne gekommen war.

Die Höchsten Herrschaften nehmen täglich Seebäder und ist der Gebrauch derselben von dem schönsten Wetter be⸗ günstigt.

Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog hat London seit Sonnabend, den 9. August, verlassen und befindet sich gegen⸗ wärtig in Schottland. 1

Baden⸗Baden, 15. August. (W. T. B.) Die Großfürstin Olga, Gemahlin des Großfürsten Michael, hat nach 21 ½ monatlichem Aufenthalte hierselbst sich heute zum Besuch des Königs und der Königin von Württemberg nach Friedrichshafen begeben und tritt von dort über München, Wien und Odessa die Heimreise an.

Hessen. Darmstadt, 15. August. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland ist mit dem Großfürsten Alexis heute Nachmittag auf Schloß Heiligenberg bei Jugenheim ein⸗ getroffen; dieselbe wurde an der Bahnstation von dem Prinzen Alexander von Hessen und dessen Familie, sowie von den Mitgliedern der hiesigen russischen Gesandtschaft begrüßt.

Die diesjährige ordentliche Sitzung der Central⸗ Kommission für die Rheinschiffahrt ist am 13. l. M. zu Mannheim eröffnet worden.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 14. August. Graf Andrassy wird, wie der „Pester Lloyd“ aus Wien erfährt, in den letzten Tagen dieses Monats aus Terebes hier erwar⸗ tet, worauf dann die Entscheidung über sein Demissionsgesuch

erfolgen soll.

Die „Budapester Korrespondenz“ meldet: Ohne Rücksicht auf die Rekonstruktion des österreichischen Ka⸗ binets wurden im Plenum der österreichisch⸗ ungarischen Zollkonferenz im Finanz⸗Ministerium in den jüngsten drei Tagen die Verhandlungen über die endgültige Feststellung der auf die Einverleibung Bosniens, Dalmatiens und Istriens in das gemeinsame Zollgebiet bezüg⸗ lichen Gesetzentwürfe fortgesetzt und beendigt Es wurde ein aus wenigen Paragraphen bestehender Gesetzentwurf über die Einverleibung Dalmatiens und Istriens und ein aus 29 Paragraphen bestehender Gesetzentwurf über die Einverleibung Bosniens in das gemeinsame Zollgebiet ausgearbeitet. Der letztere Gesetzentwurf enthält auch alle Bestimmungen bezüglich der indirekten Steuern in Bosnien. Die auf die Einführung des Tabak⸗ und Salzmonopols in Bosnien bezüglichen Verordnungen werden jetzt von einem Subcomité ausgearbeitet.

Großbritannien und Irland. London, 15. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses antwortete auf eine Anfrage Lefevre’s der Schatzkanzler Northcote: Bei der in Thessalien und Epirus auf beiden Sesten. herrschenden Aufregung hätten die Türkei und Gdiechenland es für nothwendig erachtet, ihre Streitkräfte zu verstärken; die englische Regierung aber habe für unnöthig gehalten, Vorstellungen dagegen zu machen. Die Mitglieder des Unterhauses wurden hierauf nach dem Oberhause entboten, um dem feierlichen Schlusse der Parlamentssitzungen beizuwohnen. Die dabei verlesene Botschaft der Königin erwähnt die herzlichen Be⸗ ziehungen, in welchen England zu den fremden Mächten stehe, und betont den Einfluß, den die Königin ange⸗ wendet habe, um die eingegangenen Vertragsverpflichtungen zur Erfüllung zu bringen und den allgemeinen Frieden auf⸗ recht zu erhalten und zu befestigen. Die im Berliner Vertrage getroffenen Vereinbarungen seien treulich ausgeführt und die Feststellung der neuen Grenzen nahezu vollendet. Die durch

den letzten Krieg herbeigeführten Bedrängnisse hätten die tür⸗

kische Regierung bisher gehindert, die Reformen einzuführen, deren Nothwendigkeit dieselbe erkannt habe; die Regierung werde fortfahren, der Türkei die Wichtigkeit ans Herz zu legen, daß sie die von ihr eingegangenen Verpflichtungen in vollem Umfange erfülle. Die Botschaft hebt endlich das Einver⸗ ständniß Englands und Frankreichs bei der Einsetzung einer neuen Regierung in Egypten hervor.

Frankreich. Paris, 14. August. (Cöln. Ztg.) Durch den Tod des legitimistischen Senators Ventavon ist wie⸗ der ein Sitz im Senate frei geworden; es sind jetzt außer die⸗ sem noch die Sitze für Magne und Rouland, welche mit Tode abgegangen, und für Clandot, der austrat, zu besetzen.

Eine Depesche aus Constantine in Algerien, vom 13. August meldet: Die Kommission zur Untersuchung des Aufstandes in Aures beendete gestern ihre Arbeiten. Sie nahm die Anträge an, welche der vorher von dem General Forgemol gemachten Enquete gemäß die Ursachen des Auf⸗ standes auf die Aufreizung des religiösen Fana⸗ tismus zurückführen, aber auch anerkennen, daß diese Aufreizungen einen Boden gefunden haben, der durch de verschiedenen Unregelmäßigkeiten und die Erpressungen und Brutalitäten gewisser eingeborenen Häuptlinge wohl vorbereitet war. Ein Mitglied der Kom⸗ mission, Vingard, drang mit seiner Ansicht nicht durch, daß die alleinigen Ursachen des Aufstandes in den Mißbräuchen, die sich die Verwaltung zu Schulden kommen lasse, zu suchen sei. Die Kommission sprach sich ebenfalls zu Gunsten der Ausdehnung des Civilgebiets und des gemeinen Rechts aus, indem sie das Weitere in dieser Hinsicht der Weisheit des Gouverneurs überläßt.

Bulgarien. Die „Cöln. Ztg.“ ist in den Stand gesetzt, den Wortlaut des Investitur⸗-Firmans für den Für⸗ sten von Bulgarien zu veröffentlichen. Derselbe lautet in der Uebersetzung:

Investitur⸗Firman für Se. Hoheit, den Fürsten von Bulgarien, den Fürsten Alexander, erhoben zur Würde eines Fürsten von Bal⸗ garien.

Wir thun kund und zu wissen:

In Gemäßheit des Artikels 3 des Berliner Vertrages hat die vor Kurzem in Tirnowa behufs Vornahme der Wahl eines Fürsten von Bulgarien, welches, einen integrirenden Theil unseres Kaiserreichs bildend, soeben als Fürstenthum errichtet ist, berufene National⸗ versammlung ihre Wahl auf Eure Hoheit gerichtet. In Anbetracht der

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Fähigkeit, des Verständnisses, der tiefen Kenntniß der Staatsgeschäfte und der Gradheit des Charakters, lauter Eigenschaften, welche Eure 5 besitzen, und da die meiner Kaiserlichen Genehmigung unter⸗ breitete Wahl bestätigt worden ist, so ist das Fürstenthum Bulgarien mit den ihm vom Berliner Vertrag zugewiesenen Grenzen der Fähig⸗ keit und der Weisheit Ew. Hoheit anvertraut, und in Gemäßheit meiner Befehle hat diese Kaiserliche Verfügung die Wirkung, die hohe Stellung, welche Ew. Hoheit anvertraut ist, bekannt und offen⸗ kundig zu machen. Ich hege sonach die Hoffnung, daß Ew. Hoheit bei Ihrer hohen Weisheit und in Ausfüllung der Pflichten, welche Ihre Stel⸗ lung mit sich bringt, jederzeit die Rechte unserer Suzeränetät über das Fürstenthum achten werden, welches wie oben gesagt, einen integri⸗ renden Bestandtheil unseres Reiches ausmacht. Ew. Hoheit werden ohne Unterlaß sich bemühen, die Bande, welche das Fürstenthum mit unserem Reiche vereinigen, zu festigen und weiter zu entwickeln. Ebenso werden Ew. Hoheit, die Bestimmungen des erwähnten Ver⸗ trages festhaltend, alle Ihre Aufmerksamkeit auf die Entwicklung des Wohlstandes und der Ruhe des Fürstenthums zu richten haben, ebenso wie Sie über die gute Verwaltung, das Wohlbefinden und die Erhaltung der religiösen, politischen und bürgerlichen Rechte aller Einwohner wachen werden, gleichviel ob sie Muselmänner sind oder nicht, entsprechend dem Grundsatze einer wahrhaften Gleichheit. 8 Gegeben am 5. Chaban 1296. ge. Abdul Hamid.

Amerika. Philadelphia, 15. August. (W. T. B.) Der Londoner „Times“ wird gemeldet: Die Regierung der Vereinigten Staaten 8 Chile und Peru ihre Mediation zur Beendigung des Krieges angeboten. Wie dürfte das Anerbieten zunächst zu einer Waffenruhe ühren.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. Kiel, Sonnabend, 16. August. S. M. Aviso „Falke“ ist mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrich Carl und dem Prinzen Leopold heute Vormittag glücklich hier eingetroffen.

Statistische Nachrichten.

In dem technischen Eisenbahnbureau des Ministe-riums der öffentlichen Arbeiten ist im Anschluß an die früheren ähn itnen Ar⸗ beiten auch für das Jahr 1877 eine vergleichende Zusammen⸗ stellung der Ergebnisse des Betriebes der britischen und preußischen Eisenbahnen angefertigt worden, wobei für England der Generalbericht an das Handelsamt, für Preußen die preußische Eisenbahnstatistik und die Geschäftsbe richte der Eisenbahn⸗ verwaltungen benutzt worden sind. Dieser im „Archiv für Eisen⸗ bahnwesen“ veröffentlichten Zusammenstellung entnehmen wir fol⸗ gende Daten:

Die Gesammtlänge der Eisenbahnen betrug 1877 im Ver⸗ einigten Königreich 27 494 km, in Preußen 18 204 km, die Zunahme im Jahre 1877 dort 330 km (1,2 %), hier 648 km (3,69 %). In Großbritannien kamen auf 1 geogr. Qu.⸗Meile 4,81, in Preußen 2,78 km Eisenbahnen; auf je 10 000 Einwohner dort 8,56, hier 6,81 km Eisenbahnen.

Das verwendete Anlagekapital betrug in Großbritannien 13 481 180 960 oder pro Kilometer 490 307 ℳ, in Preußen 5 028 079 973 oder pro Kilometer 265 964 ℳ, also dort das 1,8 fache. Das Anlagekapital stieg im Jahre 1877 dort um 2,4 %, hier um 2,25 %.

An Betriebsmitteln waren vorhanden in Großbritannien bzw. Preußen: Lokomotiven 12 767 (pro Kilometer Bahn 0,47) bzw. 6818 (0,38), Personenwagen 27 729 (1,01) bzw. 10 249 (0,58), Gepäckwagen 10 731 (0,39) bzw. 2 742 (0,16), Güter⸗ und Viehwagen 363 672 (13,23) bzw. 136 685 (7,56), Arbeits⸗ u. s. w. Wagen 11 257 (0,41) bzw. 3633 (0,20), zusammen exkl. Lokomotiven 413 389 (15,04) bzw. 153 309 (8,50).

An Personen wurden ohne Abonnementsbillets befördert in Großbritannien 551 593 654 (davon in Klasse I. 43 570 222, II. 66 821 141, III. 441 202 291), in Preußen 114 804 613 (I. 1 466 735, II. 15 693 746, III. 58 226 434, IV. 39 417 698). Die Einnahmen ergaben von den Personenzügen in Großbritannien 530 682 200 oder 19 316 pro Kilometer Bahnlänge, in Preußen 142 224 521 oder 8163 pro Kilometer. Das Personengeld (ohne Abonnements) brachte in Großbrittannien 0,80 ℳ, in Preußen 1,16 pro Person.

Von den Reisen kamen auf die I. Klasse in Großbritannien 7,9 %, in Preußen 1,3 %; II. 12,1 bzw. 13,7 %; III. 80 bzw. 50,7 %; IV. in Preußen 34,3 %;; von den Einnahmen: I. 20,1 bzw. 6,3 %; II. 16,5 bzw. 30,8 %; III. 63,4 bzw. 41,9 %; IV. in Preußen 21,0 %. Im Durchschnitt kamen auf jeden Einwohner in Groß⸗ britannien 17, in Preußen 5 Reisen im Jahre. In Preußen durch⸗ fuhr jeder Reisende durchschnittlich 32,4 kw.

An Gütern (exkl. Post) wurden in Großbritannien 215, in Preußen 97 Millionen Tonnen befördert. Die Einnahmen berrugen 682 198 940 bzw. 371 166 406 oder pro Tonne 3,17 bzw. 3,83 ℳ, pro Güterwagen 1876 bzw. 2715 ℳ, pro Kilometer Bahn 24 823 bzw. 20 927 und 7833 bzw. 5462 t. Zu den Einnahmen lieferten in Großbritannen die Personenzüge 44, die Güterzüge 56 %, in Preußen 28 bzw. 72 %.

Die Gesammteinnahmen betrugen in Großbritannien 1 212 881 140 ℳ, in Preußen 551 286 011 oder pro Kilometer Bahn 44 139 bezw. 31 052 ℳ, pro Lokomotive 95 001 bezw. 80 857 ℳ, pro Zugkiloweter 3,43 bezw. 4,96 Die gesammten Betriebs⸗ ausgaben beliefen sich auf 656 401 900 bezw. 340 951 141 oder pro Kiloweter Bahn auf 23 890 bezw. 19 205 ℳ, pro Lokomotive auf 51 414 bezw. 50 008 ℳ, pro Zugkilometer auf 1,86 bezw. 3,07 ℳ, auf 54 bezw. 62 % der Gesammteinnahme, der Reinertrag auf 556 479 140 bezw. 210 334 870 ℳ, pro Bahnkilometer 20 249 bezw. 11 847 ℳ, pro Lokomotive 43 587 bezw. 30 849 ℳ, pro Zugkilometer 1,57 bezw. 1,89

Zugkilometer wurden in Großbritannien 349 490 750 = 12 712 pro Kilometer Bahn zurückgelegt, in Preußen 111 139 551 = pro Kilometer Bahn 6260 exkl., 6359 inkl. Arbeits⸗ und Materialien⸗ züge. Jedes Kilometer Bahn wurde durchschnittlich täglich 35 bezw. 17 mal von Zügen befahren. Die durchschnittliche Stärke der Züge war in Preußen 46 Achsen. Die Mehreinnahme pro Zugkilometer war in Preußen nur um 44,6 % größer als in England, die Betriebs⸗ ausgabe dagegen um 65,1 %. Die Reineinnahmen pro Zugkilometer war in Preußen um 20 % größer als in England. Die Roheinnahme pro Bahnkilometer war in Preußen um 29,6 % geringer als in England, ebenso die Betriebsausgabe um 19,6 % und die Reineinnahme um 41,5 %. Die Betriebsausgabe pro Bahnkilometer betrug in England 54 %, in Preußen 62 % der Mehreinnahmen; wahrscheinlich werden indessen Ausgaben für Vermehrung des rollenden Materials und der baulichen Anlagen nicht aus Betriebsfonds bestritten.

Die Durchschnittsdividende betrug 1877 für das Stamm⸗ kapital in Großbritannien 4,51 %, in Preußen 4,40 % (mit Ga⸗ rantiezuschuß 4,62 %), für das gesammte Kapital 4,43 % bzw. 4,34 % (4,50 %). Hierin ist das Kapital eingeschlossen, welches weder Zinsen noch Dividenden ergiebt und in Großbritannien 1049 Millionen Mark (7,78 % des Gesammtkapitals), in Preußen 345 Millionen Mark (7,33 %) betrug.

Die Bruttoeinnahme stieg von 1876 zu 1877 in Groß⸗ britannien um 14,5 Millionen Mark = 1,2 % (pro Zugkilometer siel dieselbe um 2 oder 0,6 %, pro Bahnkilometer blieb sie un⸗ verändert, pro Lokomotive sfiel sie um 0,9 %). In Preußen fiel die Verkehrseinnahme um 1,9 Millionen Mark = 0,3 % (pro Zugkilo⸗ meter um 9 oder 1,8 %, pro Bahnkilometer um 1515 =

4,7 %, pro Lokomotive um 617 = 0,7 %). Die nahmen von den Personenzügen sind von 1876 zu 1877 in Groß⸗ britannien um 7 112 600 (I,5 %) gestiegen, in vemsen um 1 190 413 (0,3 %) gefallen. Die Betriebsausgaben pro Zugkilometer sind in beiden Ländern von 1870 bis 1874 jährlich gestiegen, vom Jahre 1875 ab dagegen ge⸗ fallen. Die Kosten der Bahnunterhaltung pro Zugkilometer sind von 1876—77 in Großbritannien um 0,4 oder 1 % gestiegen, in Preußen um 4,2 oder 5,2 % gefallen. De Kosten der Lokomotiv⸗ kraft, der Verkehrsausgaben und die allgemeinen Kosten fielen pro Zugkilometer in Großbritannien um 1,8 = 1,4 %, in Preußen um 9,3 = 5,1 %. Die gesammten Betriebskosten stiegen in Großbritannien um 6,95 Millionen Mark (1,1 %) und fielen pro Zugkilometer um 1 (0,5 %) und pro Bahnkilometer um 38 (0,2 %) 3., in Preußen fielen sie um 4,74 Millionen Mark (1,4 %), pro Zugkilometer um 9 (2,8 %), pro Bahnkilom ter um 1145 5,6 %0).

et 1858 ist in Großbritannien die Bahnlänge um 79 %, in Preußen um 272 % gewachsen, die Bruttoeinnahme um 153 bzw. 426 %, pro Bahnkilometer um 42 bzw. 38 %.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Straßburg, 12. August. Seit gestern tagt hier die deutsche

anthropologische Gesellschaft. Die Betheiligung ist zahl⸗ reich. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden, Professor Fraas, begrüßte Namens der Stadt Frhr v. Reichlin⸗ Meldegg dieselbe. Ranke erstattete den Jahresbericht. Hr. von Tröltsch legte die prähistorische Karte von Süddeutschland und der Schweiz vor, Much schilderte alte Kupferschmelzen in Norikum, Fraas die Ausgrabung zweier Tumuli in Württemberg, die reichen Goldschmuck enthielten. Ranke sprach über Steingeräthe in Bayern, Groß über Pfahl⸗ baufunde in Locras und Neuchatel, Krause über deformirte Schädel von Mallikolo, Schaafhausen über prähistorische Alterthüm r im Rhein⸗ lande, Mehlis über Ausgrabungen in der Pfalz, Virchow berichtete über seine Reise nach Troja. Kanonikus Straub beschrieb das römische Grabfeld vor dem Weißthurmthor, wo heute noch Aus⸗ grabungen stattfinden. Waldeyer besprach den dort gefundenen Schädel. Heute Abend giebt die Stadt den Antbropologen ein Fest im Rathhause, und morgen geht es auf den Odilienberg. Als Ort der nächsten Versammlung ist Berlin, als Vorsitzender Virchow gewählt. 1 b Von dem im Verlage von J. Guttentag (D. Collin) hierselbst erscienenen Werke: „Die Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich, nebst den auf den Civilprozeß bezüglichen Be⸗ stimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes und den Einführungs⸗ gesetzen, erläutert von Dr. J. Struckmann, Königlich preußischem Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath, und R. Koch, Kaiserlichem Geheimem Ober⸗Finanz⸗Rath, Reichsbank⸗Justitiarius und Mitglied des Reichs⸗ bank⸗Direktoriums“ ist die zweite Hälfte der zweiten, vermehrten und verbesserten Auflage erschienen. Dieser Kommentar ist bereits in der ersten Auflage von der Kritik sehr günstig aufgenommen und als ein in hohem Grade brauchbares und praktisches Buch anerkannt worden. In der zweiten Auflage sind die Forschungen und Ansichten der an⸗ deren Kommentatoren der Ervilprozeßordnung bereits berücksichtigt und verwerthet worden, so daß das Werk in der einschlagenden Lite⸗ ratur eine hervorragende Stelle einnimmt. Der Preis des vollstän⸗ digen Werkes beträgt 18 ℳ, gebunden 20 1

In demselben Verlage ist erschienen: „Die preußischen Ausführungsgesetze zu den Reichs⸗Justizgesetzen, mit kurzen Erläuterangen und einem ausführlichen Sachregister von Dr. J. Struckmann und R. Koch. Erste Hälfte.“ (Preis 4,50 ℳ) Außer dem korrekten und vollständigen Text der Gesetze, Verordnun⸗ gen ꝛc. enthält das Buch auch die erforderlichen Verweisungen auf die Reichs⸗Justizgesetze und auf die anderen einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen, sowie kurze, theils den Motiven und sonstigen Mate⸗ rialien entlehnte, theils selbständige Erläuterungen, welche nament⸗ lich den inneren Zusammenhang der Ausführungsgesetze mit den Reichs⸗Justizgesetzen und den bisherigen preußischen Gesetzen, sowie der Ausführungsgesetze unter einander klar stellen. Auf den von den⸗ selben Verfassern herausgegebenen, oben erwähnten Kommentar zur Civilprozeßordaung ist in geeigneter Weise Rücksicht genommen worden, wodurch diese Ausgabe der preußischen Ausführungsgesetze den Be⸗ sitzen des Kommentars vorzugsweise willkommen sein dürfte. Die vorliegende erste Hälfte des Buches enthält folgende 13 Gesetze ꝛc.; Ausführungsgesetz zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz; Gesetz, betreffend die Errichtung der Ober Landesgerichte und der Land⸗ gerichte; Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte; Gesetz, betreffend eine Zusatzbestimmung zu den Art. 86 und 87 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850; Staatsverträge, die Bil⸗ dung gemeinschaftlicher Gerichte für preußische Gebietstheile und Ge⸗ biete anderer Bundesstaaten betreffend; Gesetz, betreffend die Rhein⸗ schiffahrtsgerichte; Gesetz, betreffend die Elbzollgerichte; Gesetz, be⸗ treffend die Abänderung von Bestimmungen der Disziplinargesetze; Gesetz, betreffend die Dienstverhältnisse der Gerichtsschreiber; Verordnung, be⸗ treffend die für die Bestimmunz des Dienstalters der Richter maßgebenden Grundsätze; Verordnung und Verfügungen zur Ausführung der Rechtsanwaltsordnung; Gesetz, betreffend die Uebergangsbestimmun⸗ gen zur Deutschen Civilprozeßordnung und zur Deutschen Straf⸗ prozeßordnung; Allerhöchste Ordre und allgemeine Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die von den Richtern, Staatsanwälten, Gerichtsschreibern und Rechtsanwälten zu tragende Amtstracht. Die zweite Hälfte, welche, wie die Verlagsbuchhandlung mittheilt, in Kurzem erscheinen soll, wird enthalten: Ausführungsgesetz zur Deut⸗ schen Civilprozeßordnung; Gesetz, betreffend die Zwangsvollstreckung gegen Benefizialerben und das Aufgebot der Nachlaßgläubiger im Geltungsbereich des A. L. R.; Gesetz, betreffend die Zwangsvo streccung in das unbewegliche Vermögen; Ausführungsgesetz zur Deutschen Konkursordnung; Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl; Schiedsmannsordnung, Hinterlegungsordnung und Ausführungsgesetz zum Deutschen Gerichtskostengesetz und zu den Deutschen Gebühren⸗ ordnungen für Gerichtsvollzieher und für Zeugen und Sach⸗ verständige. G

Zürich, 13. August. Am Soantag starb hier Louis Vulliemin, der Fortsetzer der monumentalen Schweizergeschichte Johannes v. Mül⸗ lers. Vor seinem Ende hat er noch eine kleine zweibändige Ge⸗ schichte der Schweiz, die in deutscher und französischer Sprache weite Verbreitung gefunden hat, erscheinen lassen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

London, 11. August. Der „Mark Lane Expreß“ schreibt: Obgleich das Wetter während der verflossenen Woche keineswegs schoͤn gewesen ist und auch die Temperatur nicht eine solche war, wie wir sie in der zweiten Woche des Monats August zu haben wünschen, so ist dech einige Mal Sonnen schein zu verzeichnen gewesen, der den Pflanzen sehr wohlthuend und den Landleuten in solchen Distrikten, in welchen sich die Heuernte im Rückstande befand, von großem Nutzen gewesen ist. Kalte Nächte haben jedoch dem Reifwerden des Getreides stark entgegengewirkt, und nur in den südlichen Graf⸗ schaften beginnt der Weizen die Farbe zu wechseln. In Hampshire und Dorsetshire sind einige vielversprechende mit Gerste bestellte Aecker zu erblicken, dieselben bilden aber die Ausnahme, da dieses zarte Getreide in den meisten Theilen des Landes unter dem ungünstigsten Wetter erheblich gelitten hat und die Aussicht selbst auf eine geringe Durchschnittsernte mehr als zweifelbhaft ist. Unkraut aller Art hat sich rasch ver⸗ mehrt, die Weizenpflanze oberhalb der Bodenfläche erwürgt und sie der aus der Erde zu ziehenden Nahrung beraubt, so daß der Stand ein dünner ist, während die Aehren schwach gefüllt und kurz sind. Der Beginn der Ernte wird allein vom Wetter abhängen, aber selbst unter den günstigsten Bedingungen ist es unwahrscheinlich, daß einheimischer Weizen vor der ersten Septemberwoche in Mark Lane zu erblicken sein wird. Von Heu ist dort, wo dasselbe nicht vom Regen fortgespült wurde, einiges eingebracht; bei so ungünstigem Wetter aber, wie wir es gehabt haben, waren die Landleute gezwun⸗ gen, von zwei Uebeln das kleinste zu wählen und das Heu in feuchtem Zustande einzufahren, da sie sonst riskirt hätten

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es vollständig zu verlieren. In den Heuschobern riecht es daher schlecht und erfordern dieselben aufmerksame Beachtung. Die Knollen⸗ gewächse stehen sehr verschieden. Kartoffeln scheinen sich in Schott⸗ land und Irland ziemlich gut zu machen, und es hat sich in letzte⸗ rem Lande daber der Konsum von Mais vermindert. In den Mid⸗ land⸗Grafschaften hat die Krankheit aber die Knollen angegriffen, da fast während der ganzen Saison Wasser in den Furchen stand, und die gegenwärtige Beschaffenheit der Pflanze ist bedauernswerth. Kurz, die Besserung in der Lage der Landwirthschaft ist eine sehr geringe, und erwarten die Landleute höchstens, daß bei Wärme und Trockenheit von jetzt bis zur Ernte befriedigende Kondition eintritt, die vielleicht in gewissem Umfange für das Erträgniß des Getreides zu entschädigen vermag, da dieses Erträgniß durch gutes Wetter nicht mehr zu vergrößern ist. 8

(Wes. Ztg.) Die Ernteaussichten in Dänemark deuten auf ein gutes Mitteljahr. Während das Heu namentlich in Jütland etwas gelitten hat, verspricht die Getreideernte zwar spät, jedoch reichlich zu werden, sofern es gelingt, dieselbe gut zu bergen. Nur in einzelnen Gegenden hat das Mähen des Roggens schon be⸗ gonnen. Weizen und Hafer stehen dagegen zum Theil noch grün.

Washington, 15. August. (W. T. B.) Nach dem in die⸗ sem Monat veröffentlichten Bericht des landwirthschaftlichen Bureaus beträgt der Durchschnittsstand der Baumwollernte 91 %, hat sich also seit dem 1. Juli um 2 % verschlechtert. Der Stand des Frühjahrsweizens beträgt 82 % gegen 75 % im ver⸗ gangenen Jahre. Das bebaute Land hat die Tabaksernte um 77 % vermehrt, gegen 84 % im Jahre 1878.

Gewerbe und Handel.

Der Aufsichtsrath der Dresdner Bank hat die Erhöhung des Aktienkapitals der Bank von 9 600 000 auf 15 000 000 genehmigt und gleichzeitig die Offerte eines Konsortiums acceptirt, das die neu zu emittirenden Aktien unter der Bedingung zum Course von 105 % übernimmt, daß es seinerseits den Aktionären der Dresdner Bank während mindestens drei Wochen ein Bezugsrecht auf die neuen Aktien im Verhältniß von zwei alten zu einer neuen zum Course von 106,50 % einräumte.

Aus Wieliezka liegen Meldungen vor, daß in Folge einer erneuerten Wasserirruption in den Salinen am 12. August die Erd⸗ oberfläche an mehreren Punkten geborsten und in Folge dessen auch eine Reihe von Häusern eingestürzt sei. Der „N. Fr. Presse“ wird diese Nachricht bestätigt. Das genannte Blatt erfährt weiter, daß der Wassereinbruch diesmal an einem höheren Punkt erfolgte als im Februar dieses Jahres, daß die Grube jedoch bis zur Stunde unversehrt blieb, weshalb auch bisher der Bergwerksbetrieb keine Störung erlitt. Bei den traurigen Erfahrungen, die gerade in Wieliczka gemacht wurden, müsse man wohl auf das Schlimmste ge⸗ faßt sein, wenn die unterirdischen Wasser ihre zerstörende Thätigkeit fühlbar machen. Deshalb haben sich auf die erste telegraphische Nachricht von dem Wasserdurchbruch in Wieliczka der Salinenrefe⸗ rent des Finanz⸗Ministeriums, Hofrath Walach und Bergmeister Wajdowitsch von Wien nach Wieliczka begeben. Desgleichen wurde der Salinen⸗Direktor von Hallstadt telegraphisch dahin berufen. Telegraphisch meldet man der „N. Fr. Presse“ vom 13. Vormittags aus Krakau: Die Einwohner jener Häuser in Wieliczka, welche sich an Stellen befinden, wo Erdrisse entstanden, wurden delogirt. Die Fahrstraße nach Gdow wird von Gensd’armen bewacht, um das Fahren auf der gefährdeten Strecke zu verhüten. Von hier ist eine Militärabtheilung nach Wieliczka abgegangen. Heute soll dort die geologische Kommission ankommen.

New⸗York, 13. August. (Allg. Corr.) Die Einfuhr in

[New⸗York erreichte im Juli einen Werth von 27 128 509 Doll.,

d. i. ein Zuwachs von 2 302 357 Doll. im Vergleich mit der Ein⸗

fuhr im Juli 1878. Für die ersten sieben Monate d. J. stellt sich die

Zunahme des Imports über den von 1878 auf 13 000 000 Doll. Verkehrs⸗Anstalten.

Am 10. d. Mts. ist die zur Feldabahn gehörige, 5 km lange Strecke Dorndorf⸗Vacha mit der Station Vacha eröffnet worden.

Berlin, den 16. August 1879.

Die Kunstindustrie auf der Berliner Gewerbe⸗ Ausstellung. II. Gold und Silber. (Cf. Nr. 182 d. Bl.)

Eine eigenthümliche, wenn auch leicht genug zu erklärende Er⸗ scheinung ist es, daß gerade auf dem zu jeder Zeit bevorzuͤgtesten Felde kunstgewerblichen Schaffens, dem der Bearbeitung der edlen Metalle, des Goldes und des Silbers, der ungesunde Zustand unserer bisherigen Produktion am anschaulichsten zu Tage tritt. Der Verfall des ei st blühenden Kunst handwerks, von dem in allen Zweigen desselben eben nur noch das Handwerk übrig blieb, um sich theils mit der nothdürftigsten Befriedigung des nackten Bedürf⸗ nisses zu begnügen, theils, den verschiedenartigsten, rein äußerlichen und willkürlichen Einflüssen preisgegeben, haltlos hin und her zu schwanken und einer immer ärgeren Verwilderung anheimzufallen, ist auf diesem Gebiet weder größer noch geringer als auf irgend einem anderen; aber deutlicher als sonst irgendwo offenbart sich gerade hier, wo fortwährend außerordentliche, über das Durchschnittsmaß der alltäglichen Anforderungen hinausgehende Aufgaben die Ent⸗ faltung des besten Könnens erheischen, der unheilvolle, tiefgehende Riß zwischen Kunst und Handwerk, die in früheren Perioden mit⸗ einander innig verbunden und verschmolzen erscheinen.

Die stattliche Reihe werthvoller, während des letztvergangenen Dezenniums entstandenen Ehrengeschenken, die auf der Ausstellung als die herrorragendsten Leistungen der Berliner Silberschmiedekunst prangen und in manchem Betracht der Anerkennung, die ihnen reich⸗ lich gezollt wird, durchaus nicht unwerth sind, beweist im Grunde dech nur aufs Klarste, wie sehr im Laufe der Entwickekung unserem Kunsthandwerk jedwede alte und gute Tradition abhanden gekommen ist. Fast ausnahmslos sind all diese Stücken im Wesentlichen eben nichts als in sämmtlichen Theilen auf einen stark verkleinerten Maßstab reduzirte monumentale Kompositionen die ohne Frage an dem ihnen zugewiesenen Aufstellungsorte, in festlich geschmückten Sälen oder in beschränkteren Wohnräumen, nicht entfernt dieselbe Wirkung erzielen wie irgend eines jener sich eng an die durchgängig üblichen Gebrauchsformen anschließenden Prachtgeräthe, die in den Perioden echter Knnstblüthe an ihrer Stelle in Auftrag gegeben und angefertigt wurden. Was aber noch schwerer ins Gewicht fällt, ist der Umstand, daß das Handwerk, als dessen Erzeugnisse sie auftreten, an ihrer Herstellung kaum irgend welchen selbständigen Antheil hat, und daher auch aus ihr füör sich selber keinerlei wirklich befruchtende Anregung zu schöpfen vermag. Der Künstler, der diese Stücke entwirft, und der Silberschmied, viel häufiger aber noch der Gießer, der sie aus⸗ führt, stehen sich hier meist so fremd und kalt wie nur möglich gegenüber. Wie der Eine, dem die für ein gedeihliches Ineinander⸗ wirken unentbehrliche intimere Fühlung mit dem Handwerk fehlt, weder die besonderen Anforderungen des ihm nur wenig vertrauten Materials, für das er arbeitet, vollauf zu berücksichtigen noch dessen eigenartige Fähigkeiten ausgiebig zu verwerthen weiß, so sieht sich der Andere auf die mehr oder minder mechanische Imitation eines Modells beschränkt, das er, des entgegenkommenden Verständnisse für die auf einem ihm unbekannten Boden erwachsenen künstlerischen Intentionen entbehrend, in der Wiedergabe viel eher verschlechtern als durch den Reiz einer selbstbewußten, lebensvollen Behandlungs⸗ weise erst zur rechten Geltung bringen wird, und so kann bei diesem anzen Betriebe das Resultat kein anderes sein, als daß die gewerb⸗ siche Technik, nüchtern und geistlos gehandhabt, mehr und mehr der Verflachung anheimfällt. ““ 1

Am unverhülltesten wird die in dieser Richtung sich dokumenti⸗ rende Verirrung selbstverständlich da hervortreten, wo man statt der

Ausführung eines zwar in den gewohnten architektonischen und plasti⸗ schen Grundformen unserer Monumentalkunst sich bewegenden Ent⸗ wurfs, der indeß immerhin noch durch reichere Gliederung und durch zierliche Durchbildung der ornamentalen Details wenigstens 8 maßen die Anforderungen des Materials berücksichtigt dem Silber⸗ schmied gar die direkte Nachbildung eines ursprünglich durch und durch für die Herstellung in Stein und Bronze gedachten Denkmals zumuthet. Eine von Humbert u. Heylandt in Silber gearbeitete Kopie des Modells zu dem Nationaldenkmal auf dem Niederwald zeigt deutlich, ein wie dürftiges Resultat bei einer solchen Miß⸗ achtung der aus der Natur des verwendeten Materials für die Aus der Form sich ergebenden Bedingungen herauskommt; sie eweist zugleich aber auch, was nicht weniger von den von C. Fel⸗ sing ausgestellten Bronzekopien desselben Denkmals und von der ge⸗ sammten gleichartigen, ig neuerer Zeit in bedenklicher Weise beliebt gewordenen Produktion gilt, daß ein jedes Kunstwerk seinen ihm eigenthümlichen Maßstab in sich trägt und daß sich ein auf kolossale Dimensionen hin angelegtes Monument keineswegs ungestraft ohne Weiteres auf den bescheidenen Umfang von Nippesfiguren redu⸗ ziren läßt.

Der einzige wirkliche Verzug, dessen sich jene nach irgend einem monumentalen Schema komponirten Preachtstuücke moderner Silber⸗ arbeit als eines gemeinsamen Besitzes rühmen dürfen, ist allenfalls der, daß sie freilich nur in Folge ihrer eben auf einem falschen Prinzip beruhenden Anlage im Allgemeinen wenigstens eine in sich mehr oder minder fest geschlossene Einheit des gesammten Auf⸗ baues zeigen, die wieder andere, eine originellere und mehr dekora⸗ tive Auffassung und Formengebang anstrebende Arbeiten verwandter Bestimmung häufig genug in empfindlichster Weise vermissen lassen. Der Mangel einer gegebenen bestimmten Grundform, wie sie für eine Vase, eine Schale oder einem Pokal, ob auch mannigfach variir⸗ bar, doch im Wesentlichen unabänderlich feststeht, während bei dem beliebten modernen „Tafelaufsatz“ die Dehnbarkeit des wesen⸗ losen Begriffs zu willkürlich wuchernden Gestaltungen förmlich her⸗ ausfordert, sowie der Hinblick auf die bequeme Ausführung des Mo⸗ dells durch den Guß und die damit ermöglichte, fast unbegrenzte Freiheit der Bewegung, die bei der dem Silber weitaus angemessen⸗ sten Technik des Treibens einer jedem Betracht heilsamen Beschrän⸗ kung zu unterwerfen hat, verführen den Künstler zu den absonder⸗ lichsten und in sich zusammenhanglosesten Arrangements, innerhalb deren dann nicht selten noch die rein plastischen Bestandtheile die Hauptrolle spielen, statt sich als dekorative Zuthaten einer sie be⸗ herrschenden Gesammtform dienend anzuschmiegen und unterzuordnen. So wird man bei einem von S. Friedeberg Söhne ausgestellten derartigen Ehrengeschenk von ansehnlichsten Dimensionen und bei einer im Aufbau nahe verwandten A-beit von D. Vollgold u. Sohn sowohl eine der gesammten Form zu Grunde liegende ver⸗ ständliche Idee, wie einen klaren organischen Zusammenhang der ein⸗ zelnen Theile vergeblich zu ermitteln zu suchen, und auch ein im Uebrigen so treffliches, wenn auch allerdings eigentlich mehr im Sty der Bronze, als des Silbers gedachtes Werk, wie das mit frei sich loslösenden sitzenden allegorischen Figuren ausgestattete Mittelstück der von Zaar entworfenen und von Humbert u. Heyland meisterhaft ausgeführten Tafelgarnitur ist von einem Vorwurf nach der letzteren Seite hin nicht ganz freizusprechen.

Der zuverlässigste Weg zur Vermeidung solcher Mißgriffe ist ohne Frage der enge Anschluß an die Formen des dem wirklichen Gebrauch dienenden Geräths, und erfreulicher Weise stehen die Ar⸗ beiten, die dies anstreben und damit sofort einen festen Halt für die ganze Komposition gewinnen, auf der Ausstellung durchaus nicht ver⸗ einzelt da. Das in dieser Hinsicht bedeutendste und nachahmens⸗ wertheste Beispiel bietet wohl der von Luthmer als Ehrengeschenk komponirte, von Vollgold in gediegenster Weise hergestellte Tafel⸗ aufsatz, der sich aus drei übereinanderstehenden Schalen zusammen⸗ setzt. Um den Sockel des klar und ruhig gegliederten Aufbaues schlingt sich ein Blattkranz, in dessen Blüthen farbige Krystalle eingefügt sind; den durchgehenden, aus Ebenholz gearbeiteten und mit durchbrochenem Silberornament bekleideten Schaft umsäumen als Stützen der breit ausladenden Schalen zierliche Bügel; in der Färbung wechselt mattes und glänzendes Silber mit angemessen vertheilter Vergoldung mit dem tiefschwarzen Ton des Holzes und mit lichtblauem Email, um eine ebenso reiche wie vor⸗ nehme koloristische Wirkung zu erzielen. In der Ornamennirung seine Motive direkt der Renaissance entlehnend, knüpft das Werk auch in der ganzen Auffassung und Formengebung an deren gesunde Tradi⸗ tionen an, und eine dicht neben ihm ausgestellte einfache Schale desselben Charakters beweist zugleich, wie ein solches Vorgehen sofort seinen sichtlichen Gewinn trägt und wie dem Kunstgewerbe aus einer einzigen, voll und ganz auf seinem Boden erwachsenen bedeutenden Leistung ein unmittelbarer weiterer Nutzen erblüht.

Noch reizvoller und prächtiger wirkt eine der gleichen Richtung angehörige, von Heyden entworfene und von Sy & Wagner hergestellte ovale Fruchtschale aus silbermontirtem Krystall. Das graziös gestaltete Werk erscheint in der geschickten Verbindung des mit vergoldetem Ornament gezierten Krystalls und der den bauchigen Fuß der Schale mit berabhangenden Festons und mit farbig emaillirten ornamentalen Schildern umschließenden Silberarbeit ebenso muster⸗ giltig, wie es nach einer anderen Seite hin in den beiden von Siemering modellirten, ziemlich großen und volles sinnliches Leben athmenden Figuren eines Bacchus und einer Bacchantin, die sich unübertrefflich in die Linien des Gesammtaufbaues umschmiegen und mit diesem zu einem untrennbaren Ganzen verwachsen, ein außerordentlich gluͤckliches Vorbild für die in einem derartigen Zu⸗ sammenhange gebotene Behandlung einer jeden selbständigeren plastischen Dekoration darbietet.

An diese beiden hervorragendsten Stücke reihen sich ferner noch manche andere, zwar weniger opulente, deshalb aber kaum minder verdienstliche Arbeiten an, von denen namentlich ein von H. Meyen & Co. ausgestellter, von Hartung entworfener Tafelaufsatz trotz der bedenklich mangelhaften, die Feinheit und Schärfe der Formen in bedauerlicher Weise abflachenden Ausführung doch um der ebenso anmuthigen und originellen wie einfachen Komposition willen Er⸗ wähnung verdient. Einer schlanken, auf einem Sockel von Ebenholz sich erhebenden Schale ist hier eine abnehmbare Bekrönung in Ge⸗ stalt einer flachen, durchbrochen gearbeiteten und in eine zierliche ornamentale Blume auslaufenden Kuppel hinzugefügt, durch deren Oeffnungen sich natürliche Ranken und Blüthen hin⸗ durchwinden, um das den ganzen Aufbau auszeichnende raziöse Spiel der Linien in geftnsger Weise fortzusetzen.

enn irgend ein Stück, so zeigt gerade dieses, mit wie geringen Mitteln bei geschickter Erfindung und bei richtiger Benutzung des ausgiebigen edlen Materials sich eben so reiche wie echt künstlerische Wirkungen erzielen lassen. Neben der glücklichen Durchbildung der gegebenen anspruchslosen Form des Geräths ist es aber auch hier die Färbung des Metalls, die, obschon sie sich einfach auf den ver⸗ schiedenen Ton des matten und des polirten Silbers und auf theil⸗ weise Vergoldung beschränkt, doch den erreichten Effekt wesentlich mitbedingt, und das Gleiche gilt von fast allen wirklich erfreulichen und beachtenswerthen Silberarbeiten der Ausstellung, deren Aufführung und Schilderung im Einzelnen an dieser Stelle selbstverständlich unmöglich ist. Wohin man blickt, begegnet man diesem freudig zu begrüßenden Streben nach einer lebendi⸗ gen, malerisch reizvollen Erscheinung, die sich nicht blos auf die Färbung des Metalls in einer mannigfach nüancirten Skala von Tönen beschränkt, sondern vielfach durch Hinzunahme von Emaillen und Edel⸗ und Halbedelsteinen noch gesteigert wird. So und Wagner, die im Verein mit Vollgold in Bezug auf Reichthum und künstlerisch gediegene Durchbildung der Formen trotz einer außer⸗ ordentlich rührigen Konkurrenz doch noch immer in unbedingt erster Linie stehen, dürfen sich rühmen, in einigen reich ausgestatteten Bechern und Pokalen die nach dieser Seite hin interessantesten und effektvollsten Stücke beigesteuert zu haben, denen als eine namentlich auch durch ihre koloristischen Vorzüge ausgezeichnete Leistung die

originelle, von Stöckhardt entworfene und von Hundriesermt

ebenso schwungvoller wie graziöser Behandlung der Formen modellirte,

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