sächlichen Erreichung dieses Zwecks werde für rathsam erachtet, aus den in der Türkei seßhaften fremden Staatsangehörigen, welche mit der Sprache und den Gebräuchen des Landes ver⸗ traut sind, solche Personen zu wählen, welche zur Uebernahme der Finanzinspektion bei den Generaleinnehmerschaften geeignet erscheinen und die Befähigung besitzen, in dem gegenwärtigen Rechnungswesen der Türkei die zu einer regelrechten Funktion der fiskalischen Finanzbehörden nothwendigen Reformen einzu⸗ führen. Diese neuen Finanzinspektoren hätten speziell die Generaleinnehmer bei. der Aufnehmung ihrer Rechnungen zu unterstützen und die ungeschmälerte Abführung der Steuereingänge zu überwachen. Zu bestimmten Terminen würde dann ein Zusammentritt derselben in Konstantinopel erfolgen, um daselbst einer ad hoc ernannten und im Finanz⸗
Ministerium tagenden Kommission von dem Ergebniß ihrer Mission Mittheilung zu machen. Selbstverständlich werde die Regierung zu den vorstehenden Funktionen nur solche Persön⸗ lichkeiten berufen, welche volles Vertrauen genießen und in jeder Beziehung die zur Erfüllung ihrer Aufgabe wünschens⸗ werthen Eigenschasten besäßen.
Bulgarien. Wie die „Bulg. Corr.“ mittheilt, hat das bulgarische Ministerium ein Manifest an das Volk des Fürstenthums Bulgarien erlassen, welches die Aufschrift trägt: „An die lieben Landsleute“ und von allen fünf Mi⸗ nistern des Fürsten unterzeichnet ist. Das Kabinet hebt zuerst die Schwierigkeiten der Stellung des Fürstenthums Bulgarien, owie dessen ersten Ministeriums hervor und betont die Nothwendigkeit, die politische und bürgerliche Freiheit zu bewahren und dem regierenden Fürsten wie dem ge⸗ iebten Vaterlande in selbstloser Weise zu dienen. Die Minister versprechen, das in sie gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und keine Mühe zu scheuen, um die Entwicklung Bulgariens zu fördern. Dieselbe werde im Innern vor Allem auf den Prinzipien der Fera be begründet sein müssen, und schon die nächste Nationalversamm 1 werde über eine Reihe von Gesetzen zu berathen haben. Nach Außen müsse Bulgarien allen Großmächten seinen Dank für die Befreiung bezeugen und die Sympathien Europas zu erwerben suchen. Dazu bedürfe es aber neben einer klugen Regierung auch der Einsicht und patriotischen Beihülfe aller Bulgaren. Das Ma⸗ nifest schließt mit einem „Hoch“ auf den Fürsten und das ulgarische Volk.;
RNußland und Polen. St. Petersburg, 20. August. W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht Reskripte Sr. Majestät des Kaisers an den Fürsten Dondukoff⸗Korsakoff und den General⸗Lieutenant Stolypin, in welchen der Kaiser denselben seinen Dank und seine Anerkennung für ihre Thätigkeit in Bulgarien und
Ostrumelien ausspricht.
Amerika. New⸗York, 19. August. (W. T. B.) Die Küste des atlantischen Oceans wird schon seit drei Tagen von heftigen Stürmen heimgesucht, die nach den ingegangenen Nachrichten großen Schaden angerichtet haben.
Aus Memphis wird gemeldet, daß das gelbe Fieber
rheblich nachgelassen habe.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 18. August. (Pr.)
Die vizekönigliche Nacht „Machrussach“ ist von Neapel hier
ngekommen und wird schleunigst wieder in Stand gesetzt, da
er Khedive seine Reise nach Konstantinopel machen will.
— Die Regierung beabsichtigt aus Ersparungsrücksichten ihre Garnisonen aus Arabien zurückzuberufen.
Nr. 14 des „Archivs für Post und Telegraphie“, Bei⸗ eft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung, enthält: Aktenstücke und Aufsätze: Die Telegraphie und Elektro⸗Technik auf der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung im Jahre 1879. — Zur Geschichte des Postwesens in Schlesien und den an⸗ grenzenden Landschaften. — Kleine Mittheilungen: Ein neuer auto⸗ graphischer Apparat von Cowper. — Ein geflügelter Postillon. — Literatur des Verkehrswesens: Der technische Telegraphendienst. Unterrichtskursus in Briefen für Telegraphen⸗, Post⸗ und Eisenbahn⸗ Feh. von Canter, Ober⸗Postdirektions⸗Sekretär. — Zeitschriften⸗ eberschau.
— Nr. 14 des Eisenbahn⸗Verordnungsblatts hat fol⸗ I Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: Vom 1. August 1879, II. P. 5352, betreffend die höheren Lehr⸗ anstalten, welche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissen⸗ schaftliche Befähigung für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. — Vom 2. August 1879, II. 7159/IV. 3889, be⸗
reffend das Ministerium der’ öffentlichen Arbeiten. — Vom 2. August 879, II./IV. T. 4468, betreffend das Ausrufen der Stationsnamen c. bei Ankunft der Züge auf den Stationen. — Vom 9. August 1879, IV./II. T. 4523, betreffend Bestimmungen über die Verladung und Beförderung von lebenden Thieren auf Eisenbahnen. Nachrichten.
Statistische Nachrichten.
Die Ernte⸗Aussichten des Jahres 1879 in Preußen. (Stat. Corr.) Soll der Getreidehandel seine Aufgabe erfüllen und von Zeit zu Zeit wie von Ort zu Ort Ueberfluß und Mangel ausgleichen, so muß derselbe nicht allein 85 die Gegenwart, sondern noch mehr sür die Zukunft zu beurtheilen im Stande sein, wie in den verschiedenen Gegenden der Bedarf zu dem vorhandenen Vorrathe sich stellt. Berichte über den Stand der Saaten, den Gang der Witterung und ihre wahrscheinliche Gestaltung werden daher mit Aufmerksamkeit verfolgt; allein, so wichtig ihre Kenntniß auch sein mag, es bleibt dabei doch immer noch der Wunsch rege, für Schlüsse auf den Ernte⸗Ausfall bessere Unterlagen zu gewinnen. Der internationale Saatenmarkt empfahl dazu eine Statistik der Ernte⸗Aussichten, und diese wird auf seine veas seit dem Jahre 1876 in Preußen regelmäßig erhoben und veröffentlicht. Sie beruht auf einer “ Umfrage, die all⸗ jährlich im Juli bei den landwirthschaftlichen Vereinen jedes Kreises gehalten wird. Bisher drückten dieselben aber die Ernte⸗Erwartungen durch eine Zahl aus, die das Verhältniß der bevorstehenden zu einer mittleren Ernte bezifferte, und damit war dem Urtheile der Einzel⸗ nen ein ziemlich weiter Spielraum gelassen, da der Begriff und das Maß der Mittelernte außerordentlich ungewiß ist, ja vielfach geradezu verloren gegangen schien. Eine feste und bestimmte Größe an seine Stelle zu setzen, war jedoch so lange unmöglich, als nicht die geerntete Menge in ihrem absoluten Betrage ermitlelt war. Dies ist im Jahre 1878 zum ersten Male geschehen, und so konnte für das Jahr 1879 auch die Statistik der Ernte⸗Aussichten auf festeren Boden gestellt werden. Es wurde bei derselben gegenwärtig nach der Menge gefragt, die auf einem Hektar von den einzelnen 5 vermuthlich gewonnen werden wird; und zwar sollte darüber aus jedem Kreise mindestens eine, dann aber, wenn derselbe Theile von sehr verschie⸗ dener Bodenbeschaffenheit umfaßt, mehrere Angaben gemacht werden. Im Königlichen statistischen Bureau wurden darauf die Schätzungen
zusammengestellt und mit den endgiltigen Ergebnissen der Ernte⸗ statistik des Jahres 1878 verglichen, um so zu ermitteln, wie der Ertrag der diesjährigen Ernte zu dem der vorjährigen voraussichtlich sich stellen wird.
Diese umfangreiche, in kürzester Frist zu bewältigende Arbeit, deren Ergebnisse in einem mehrere Bogen umfeassenden Hefte in den nächsten Tagen veröffentlicht werden sollen, ist gegenwärtig ziemlich abgeschlossen; es fehlen nur noch aus verhältnißmäßig wenig 585 die Angaben, so daß die bis jetzt gewonnenen Zahlen durch nachträg⸗ liche Berichtigungen kaum eine wesentliche Aenderung erfahren werden.
Von den Ergebnissen der Aufnahme sind im Folgenden die Ernte⸗Aussichten für die fünf wichtigsten Früchte, und zwar für die Provinzen, mitgetheilt; die Zahl der Schätzungen, auf denen sie be⸗ ruhen, beträgt bei Weizen 695, bei Roggen 753, bei Gerste 707, bei
afer 750 und bei Kartoffeln 691. Die einzelnen Angaben beziehen ich aber keineswegs auf Gebiete von gleicher Größe und umfassen noch viel weniger immer denselben Theil von der Anbaufläche der einzelnen Frucht. Gleichwohl mußten sie bei Berechnung der Mittelzahlen als gleichwerthig angesehen werden, so daß diese mehr zu einem vorläufigen Ueberblick als zur Grundlage für Schlüsse von weittragender Bedeutung dienen können; . werden sich vielmehr auf die große Menge der Einzelangaben tützen müssen, die in der ausführlichen Veröffentlichung mitgetheilt sind.
Stellt man nun die 1879 erwäaärtete Erntemenge der 1878 nach den endgültigen Ermittelungen gewonnenen gegenüber, so erhält man folgende Uebersicht. Es beträgt auf einem Hektar der Ertrag an Körnern und Knollen 8
ei
e Roggen Heege
g kg g 1 292 1 063 1 360 1 393 1 213 1 317 1 513 1 090 1 599 1 561 1 287 1 563 1 409 1 069 1 383 1 181
1 467 903 1 386
1 541 1 074 1 505 1 121 1 422 1 281 9 451 1 428 1 035 1 290 1 0907 9 628 1 447 952 1 116 955 10 784 1 571 1 184 1 585 1 395 11 026 1 598 1 235 1 421 1 518 10 479 1767 1 389 1 931 1 521 10 338 1 689 1 313 1719 1 636 11 332 1 879 1 398 1 499 1 642 8 105 1 856 1 352 1711 1 774 6 045 1 458 1 157 1 370 1 421 8 114 1 474 1 153 1 457 1 543 7 550 1 464 1 242 1 290 1 351 7 487 1 479 1 156 1 306 1 386 6 641 1 350 1 167 1 238 1 386 7 664 1 350 1 014 1 284 1 345 8 200 1 587 1 227 1 425 1 658 7732 1 644 1 257 1 508 1 798 7 324 1 357 1 205 1 244 1 075 4 160 1 022 1 043 4 902
1 279 972 8 im Staat .. 1533 1 149 1 523 1 877 9 124
1 527 1 182 1 425 1 404 8 626 „ Darnach wind sich nun die Ernte des Jahres 1879 zu der vor⸗ jährigen voraussichtlich folgendermaßen stellen; es wird, den Ertrag des Fahres 1878 = 100 angenommen, diesem gegenüber 1879 be⸗
tragen der Ertrag an Körnern und Knollen
in den Provinzen Ostpreußen Westpreußen.. 1 Brandenburg..
Hafer Kartoffeln k k
g g 1 236 8 094 1 146 9 391 8EE11“ 1 222 9 780 1 249 9 843 1 196 9778
Pommern 1 257 8 699
Schleswig⸗Holstein 1 Haunnooeeg. . Westfalen Hessen⸗Nassau.. Rheinland Hohenzollern
bei in den Provinzen Weizen. Roggen. Gerste. Hafer. Kartoffeln. Ostpreugen. 114 97 93 116 Westpreußeln 103 118 98 96 Brandenburg 11 85 96 Pommern . .68 103 Posen . 81 Schlesien 1 90 Sachen. 89 Schleswig⸗Holstein ... 114 Hannotere 106 WoEI “ 101 Hiffieedeülän „, 104 “ 1 106 H B“ 82 8 im Staat 100 103 94 102 95. Die diesjährige Weizenernte wird also der vorjährigen im preu⸗ ßischen Staate gleich geschätzt, von Roggen und Hafer wird dagegen ein höherer, von Gerste und Kartoffeln ein geringerer Ertrag er⸗ wartet als 1878. Es ist hierbei aber noch zu berücksichtigen, daß die Ernte⸗Aussichten im Juli aufgenommen wurden und seitdem durch den weiteren Gang der Witterung beeinflußt sind.
— Die vom Kais. österreichischen Finanz⸗Ministerium zusammen⸗ gestellten und von der Wochenschrift „Austria“ veröffentlichten Aus⸗ weise über die Ergebnisse des Stempelgefälles in Oester⸗ reich während des ersten Quartals 1879 zeigen eine Zunahme der aus diesem Gefällszweige resultirenden Einnahmen. Dieselbe beträgt 210 998 Fl., d. i. Plus 4,98 %. Mit Ausnahme der Zeitungen weisen alle Einnahmetitel eine Zunahme auf; das Minus bei den Zeitungen beträgt 2415 Fl. Der Gebührenertrag beziffert sich im Ganzen mit 4 448 713 Fl.; die gleichartige Einnahme des Vorjahres betrug 4 237 715 Fl. Von dem Gesammterträgnisse entfallen: auf die Stempelmarken 3 922 605 Fl, gegen 3 726 247 Fl. (+† 196 358 Fl.), auf die Wechselblankette 198 484 Fl. gegen 193 471 Fl. (+ 5013 Fl.), auf die Promessenscheine 20 867 Fl. gegen 20 128 Fl. (+ 739 Fl.), auf die Spielkarten 50 350 Fl. Fegen 46 470 Fl. (+ 3880 Fl.), auf die Kalender 7602 Fl. gegen 7038 Fl. (+ 564 Fl.), auf die Zei⸗ tungen 230 998 Fl. gegen 233 413 Fl. (s— 2415 Fl.), auf die Eisen⸗ bahn⸗Frachtbriefe 17 807 Fl. gegen 10 948 Fl. (s— 6859 Fl.). An Stempelgebühren für ausländische, durch den Buchhandel bezogene Druckschriften sind 815 fsl (in der Vorjahrsperiode 813 Fl.) und für die durch die Postanstalt bezogenen Zeitschriften sind 3607 Fl. lin der Vorjahrsperiode 5444 Fl.) eingegangen. Die von der National⸗ bank, den Cjenbatn. und Dampfschiffahrt⸗Unternehmungen, von den Sparkassen, Kredit⸗Anstalten, den Eskompte⸗ und Versicherungs⸗Gesellschaften für gegebene Vorschüsse, Aufnahme⸗ und Versicherungsurkunden, statutenmäßig geleistete Einlagen, einge⸗ löste Cheques, sowie die für ausgegebene Fahr⸗ und Frachtkarten ent⸗ richteten unmittelbaren Gebühren betrugen im ersten Quartal 1877 933 691 Fl., 1878 809 626 Fl., 1879 832 364 Fl. Gegen 1877 ist demnach eine Abnahme, gegen 1878 eine Zunahme um 22 738 Fl. bemerkbar. Im ersten Quartal 1873 flossen aus diesem Einnahme⸗ titel 2 676 455 Fl. in die Kassen des Aerars. Die übrigen oben auf⸗ gezählten Einnahmetitel lieferten nur 3 837 716 2 Seither hat jedoch das Stempelgesetz eine theilweise Reform erfahren, welcher es e ist, daß der Ertrag sich erhöhte. Im Jahre 1872 be⸗ stand auch noch ein Stempel für Ankündigungen; derselbe trug im Jahre 1872 noch 38 000 Fl. ein; seither ist er aufgehoben worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Archiv des historischen Vereins von Unt franken und Aschaffenburg. 25. Band. 1. Heft. Würzburg 1879, Sas. des ve 85 ft bringt 1“
as vorliegende He ringt an der Spitze eine umfangreichen Arbeit über die Kaiserburg Salzburg bei Neustadt 8 der fränkischen Saale, von Dr. N. Reininger, Domkapitular zu Würzburg, welcher die spärliche Kunde von der alten Pfalz selbst durch die um so reichere Geschichte der wichtigen religiösen und politischen Begebenheiten, deren Schauplatz sie gewesen, zu erweitern bestrebt war. Ihrer Be⸗ deutung für die Ausbreitung des Christenthums in Deutschland als Aufenthaltsort des Apostels der Deutschen, Bonifatius, entsprechend,
giebt der Verfasser als Einleitung eine gedrängte Uebersicht der ältesten, halb sagenhaften Geschichte Frankens und Thüringens und ihrer Herrschergeschlechter in vorchristlicher Zeit („Die Anfänge des Christenthums in Ostfranken“, „Die heilige Bilhildis und die Missionäre St. Kilian und St. Wilibrord“) und kommt erst dann u der Burz selbst. Was diese betrifft, deren ehrwürdige Ruinen sich in der Nähe von Neustadt, am linken Ufer der fränkischen Saale, dicht hinter dem Badeorte Neuhaus auf einem steilen Kalkfelsenberge erheben — so nimmt er, der Ansicht von Krieg von Hochfelden folgend, an, daß die Burg von Karl Mar⸗ tell aufgeführt worden sei, und zwar zum Schutze seines thüringisch⸗ fränkischen Gebiets gegen Norden, namentlich gegen die Sachsen. Im Munde des Volks heißt sie die Salzburg, in Annalen und Ur⸗ kunden Saalburg, Saltzburg oder ⸗berg, civitas Salce ꝛc., was wohl auf ihr stadtartiges Ansehen geht. Der neuere Name Salisburg ist willkürlich und widerspricht allen historischen Ueberlieferungen. Boni⸗ fatius, der Apostel der Deutschen, verweilte, wie der Ver⸗ fasser annimmt, bei seinen Missionsreisen in Thüringen, öfter auf der Salzburg, auf welcher er im Jahre 741 eine Bischofsweihe vorgenommen haben soll. Hier habe auch im Jahre 742 unter seinem Vorsitze in Gegenwart des Frankenherzogs Karlmann und seiner Großen und in Annesenheit von acht Bischö⸗ fen mit ihrem Klerus, ihren Priestern, Diakonen und Reli osen das erste deutsche Nationalkonzilium stattgefunden, dessen Beschlüsse mit⸗ getheilt werden.
Karl der Große residirte oft auf der Salzburg, na⸗ mentlich in den Jahren 790, 793, 803 und 804. Hier empfing er 803 die Gesandtschaft des griechischen Kaisers Nike⸗ phoros, hier wurde der Friede mit den Sachsen geschlossen und im folgenden Jahre das berühmte Capitulare entworfen. Die Kaiser Ludwig der Fromme, Ludwig der Deutsche, Arnulf residirten eben⸗ falls auf der Salzburg. Bei dem Letzteren erschienen hier im Jahre 897 die Friedensboten der Sorben, um ihm zu huldigen. Auch König Heinrich I. und Kaiser Otto J. nahmen hier mehrfach ihren Aufenthalt. Kaiser Otto III. schenkte, nach einem am 15. Mai des Jahres 1000 zu Aachen ausgefertigten Diplome die Salzburg, das Castellvom und den dazu gehörigen Königshof, Cortem Saltze, „mit unzähligen Dörfern und Waldungen“ dem Bischof Heinrich von Würzburg und seiner Kirche. Damit ging auch der umfang⸗ reiche Salzforst in den Besitz der Bischöfe von Würzburg über. Bei dem Königspalaste hatten sich Dienstmannen (ministeriales) an⸗ gesiedelt, welche die Aufsicht über die Gebäude und über die Vor⸗ räthe des Königlichen Meierhofes führten. Aus ihnen scheinen die Voite (advocati) von Salzburg hervorgegangen zu sein, welche jedoch in Urkunden ihren Geschlechtsnamen „Flieger“ führen. Sie bildeten, wie die lange Reihe der aufgeführten Glieder beweist, ein viel⸗ verzweigtes Geschlecht, welches, reich begütert und angesehen, über 700 Jahre hindurch auf der Salzburg und in ihrer Umgebung ge⸗ blüht hat. (Der letzte Sproß der protestantischen Linie, Frhr. August Voit von Salzburg, Königlicher Kammerherr und Major, starb zu München i. J. 1858). Das Wappen des Geschlechts der Flieger und Voite wird auf einer beigegebenen Tafel in ver⸗ schiedenen Beispielen vorgeführt, deren ältestes dem J. 1282 angehört, während das jüngste aus d. J. 1722 stammt. Von kulturhistorischem Interesse ist der mitgetheilte Burgfriede des Schlosses aus dem Jahre 1434. Unter den mannigfachen weiteren
Schicksalen des letzteren verdient noch erwähnt zu werden, daß ein
Theil der verlassenen Voitischen Gebäude den Juden überlassen wurde, welche dort 1723 eine Synagoge einrichteten.
Schon frühzeitig befand sich auf der Königlichen Pfalz Salzburg eine Kapelle, in welcher, wie schon erwähnt, Bonifatius seinen Mitarbeitern Burkard, Witta und Willibald die bischöfliche Weihe ertheilte. Im Laufe der Zeit aber verfiel sie, und im Anfange des 13. Jahrhunderts wurde eine neue im gothischen Style aufgeführt. Als auch diese in Verfall gerieth, wurde der Hauptaltar, vor welchem, wie man annimmt, schon der Apostel der Deutschen auf den Knieen gelegen hat, im vorigen Jahrhundert in den Würzburger Dom gebracht, die anderen kirchlichen Reste aber ver⸗
raben. Zur 11. Säkularfeier des Bisthums Würzburg jedoch
eschloß Graf Werner von Haxthausen als bleibendes Penk⸗ mal des apostolischen Wirkens des heiligen Bonifatius auf der Salzburg eine Basilika zu erbauen, zu welcher am 12. Juli 1841 mit großer Feierlichkeit, der auch König Ludwig I. von Bayern beiwohnte, der Grundstein gelegt wurde. Dieselbe, im byozantinischen
Styl erbaut, wurde 1848 festlich eingeweiht. Sie gewährt, aus den Burgruinen hervorragend, einen anmuthigen Anblick und leuchtet von der Höhe herab in das Thal als herrliche Zierde der Umgegend. — Dem Aufsatz ist ein großer Plan der Salzburg aus dem Jahre 1767 beigegeben.
Weiter enthält das Heft eine kaum minder interessante urkund⸗ liche Mittheilung: Das Würzburger Brückengericht und Ver⸗ fahren des sogen. Bitzing, mitgetheilt von Dr. Friedr. Zimmer⸗ mann, Hofgerichts⸗Direktor zu Darmstadt. Die hier abgedruckten Urkunden befinden sich in der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha und sind in dieser Vollständigkeit noch nicht publizirt worden, obgleich sie an sich schon wegen ihres Inhalts, insbesondere über das Verfahren bei dem sogenannten Bitzing oder Beitzig (s. v. a. Bezüchtigung oder Verleumdung) und über den Kampf zwischen Mann und Weih von Werthe sind und überdies zur Ergänzung der von
ockinger mitgetheilten fränkischen Rechtsbücher wesentlich beitragen. Den Schluß bildet eine Literaturübersicht.
Der Jahresbericht des Vereins für 1878, erstattet von dem derzeitigen Leiter desselben, Regierungsdirektor Georg Henner in Würzburg, betont als besonders wichtiges Ereigniß den im verflosse⸗ nen Vahre 1878 erfolgten Umzug in das Königliche ö Im nordöstlichen Flügel desselben haben im sogenannten Carousse saal die Sammlungen an Skulpturen, Gemälden, Waffen, Fahnen, EE“ ꝛc. Aufnahme gefunden. Die Stein⸗ denkmale sind im Mavxschulgebäude verblieben. Auch im abgelaufenen Jahre hat der Verein oder einzelne Mitglieder eine reiche literarische Thätigkeit entwickelt. Namentlich hat von der „Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken“, von Magister Lorenz ries, das 3. Heft veröffentlicht werden kön⸗ nen. Bei den Ausgrabungen hat namentlich ein Grabhügel im Kleinlangheimer Walde manchen werthvollen Fund ergeben. Durch Geschenke an Druckschriften, Manuskripten, Urkunden, Ge⸗ mälden, Kupferstichen, Handzeichnungen, Photographien, antiquarischen Gegenständen, Waffen, Münzen ꝛc. sind die Sammlungen auch im abgelaufenen Jahre erheblich vermehrt worden. — Anfang April 1879 zählte der Verein 312 Mitglieder, wovon 269 ordentliche und 43 Ehrenmitglieder waren.
Lissabon, 14. August. Der „Globe“ berichtet telegraphisch: Hr. Otto Schütt, der von einer im Auftrage der Berliner Geographischen Gesellschaft unternommenen Forschungs⸗ reise nach Inner⸗Afrika zurückgekehrt ist, hat in unserer Geo⸗ graphischen Gesellschaft einen sehr interessanten Vortrag gehalten. Er bringt ganz neue und hochwichtige Aufschlüsse über die so ver⸗ wickelte Hydrographie des Congo⸗Beckens zurück. Er hat zwischen dem Cuango und dem Casal, zwei schon bekannten Nebenflüssen des Congo, noch vier andere, Namens Quengo, Marala, Cinlu und Quange, entdeckt und ferner den Lauf des Casar von der achten füdlichen Parallele bis ungefähr zur sechsten in einer vor ihm unerforschten Gegend festgestellt. Der Casal führt von der achten bis zur vierten Parallele den Namen 8 welchen ältere Karten dem Congo selbst beilegten. Der ankowa⸗See der Engländer liegt unter der fünften Parallele und wird von den Eingeborenen Mucaruba genannt. Südlich von diesem See lebt ein Stamm von Zwergen. Die am Quengo und Casal wohnenden Neger sind Menschenfresser. Da der Muata⸗ Jamvo, der schon vor drei Jahren Pogge angehalten hatte, Hrn. Schütt nicht gestattete, den Lulua⸗Fluß zu überschreiten, kehrte er nach Loanda an der Westküste zurück.
St. Petersburg. Der Dampfer Nordenskjöld“, den 8 Sibiriakoff von Gothenburg ausgesandt hat, um dem durch das ismeer reisenden Professor Nordenskjöld entgegenzufahren, ist, nach⸗
2
dem er am 8. Juni den Suezkanal passirt hatte, am 28. Juli in okohama eingetroffen und hat am 10. August die Reise nach der Vertüste Sibiriens fortgesetzt. Land⸗ und Forstwirthschaft. Washington, 15. August. (Allg. Corr.) Die Ausweise
des landwirthschaftlichen Departements pro August
geben den durchschnittlichen Stand der Baumwollsaaten auf 91 an, d. i. eine Verminderung von 2 % seit dem 1. Juli. Der Durchschnitt bei den einzelnen Staaten stellt sich wie folgt: Nord⸗ Carolina 85, Süd⸗Carolina 82, Georgia 87, Florida 87, Alabama 100, Mississippi 98, Louisiang 89, Texas 79, Arkansas 96 und Tennessee 105. Am Faß der Aufstellung obiger Ausweise herrschte allgemeiner Regen. Dasselbe Departement meldet, daß der durch⸗ schnittliche Stand des Frühjahrs⸗Weizens 22 ist, gegen 75 im vorigen Jahre. Es wird bei einem größeren Areal ein beträchtlich vermehrter Ertrag erwartet. Der Durchschnitt beim Tabak stellt sich auf 77, gegen 84 im vorigen Jahre, was eine Folge der Dürre ist. Da später Regen eingetreten, wird eine Besserung erwartet.
Gewerbe und Handel.
Die Posener Sprit⸗Aktien⸗Gesellschaft wird für das am 30. Juni cr. abgelaufene Betriebsjahr dieselbe Dividende wie im Vorjahre, nämlich 3 %, zur Vertheilung bringen.
— Der Generalkonsul Meulemans veröffentlicht in dem „Moniteur des Consulats“, der in Brüssel und Paris erscheint, nach amtlichen Erhebungea folgende Daten, betreffend den auswärtigen Handel der Republik Guatemala: Im Laufe des Jahres 1878 ist die Ziffer der Ausfuhren auf 3 918 912,32 Doll. gestiegen. Sie betrug im Jahre 1877 3 773182,84 Doll., also eine Differenz von 145 729,48 Doll. zu Gunsten des letzteren Jahres. Die einzelnen Gegenstände, aus denen sich diese Ziffer zusammen⸗ setzt, sind folgende: Indigo 1320,—, Kaffee 3 349 740,32, Rindshäute 67 020,72, Kalbefelle 1851,30, Cacao 2345,—, Ci⸗ garren 661,50, Häute 368,44, Cochenille 22 681,—, Bohnen 39,90, Zuchtvieh 2275,—, Zuchtvieh 1540,56, Zucker 110 635,—, Mais 4888,80, Goldstaub 15,—, Kleidungsstücke in Wolle 31 508,40, Sassaparilla 1811,51, gemünztes Silber 320 193,ͤ81. Zusammen Pesos 3 913 912. 32. b
Wie aus dieser Aufstellung ersichtlich, nimmt der Kaffee seit einigen Jahren die erste Stelle in den Ausfuhrartikeln ein. Ihm folgt der Zucker und das geprägte Silber. Die Cochenille, welche ehemals von so großer Bedeutung war, fiaurirt jetzt nur noch mit einer geringeren Ziffer in Folge des Sinkens der Preise, welches dieses Produkt erlitten hat; die übrigen erreichen bei wei⸗ tem nicht die Wichtigkeit, welche sie wegen ihrer vor⸗ züglichen Beschaffenheit verdienen. Die Kultur des Zucker⸗ rohrs nimmt neuerdings einen erheblichen Aufschwung. Ein Gleiches ist der Fall mit der Kultur der Baumwolle, die bisher hauptsächlich in den Händen der Indianer auf den Hochlanden (der kalten Zone) konzentrirt und deshalb zurückgeblieben war. Unermeß⸗ liche Schätze von Nutzhölzern aller Art birgt die ausgedehnte Wald⸗ region, und diese sowohl, wie der Reichthum an werthvollen Metallen, versprechen für den Handel und die Industrie eine gewinnreiche Zu⸗ kunft, wenn Kapital und Arbeitskräfte sich vermehren und eine ratio⸗ nellere Ausbeutung Platz greift.
Das Maß, in dem fremde Nationen an der Ausfuhr Guate⸗ malas Theil nehmen, ergiebt sich aus nachstehender Berechnung: Californien 1 336 713,44 Pesos, England 1 130 408,20, Frankreich 491 620,79, Deutschland 489 647,12, New⸗York 149 126,79, Belize 145 041,71, Vereinigte Stanten von Amerika 91 378,91, Süd⸗ amerika 44 032,23, Belgien 34 272, Spanien 5854,94, Mexiko 816 Peses.
— Ueber die wirthschaftlichen Verhältnisse Schwe⸗ dens im Jahre 1878 entnehmen wir dem „Preuß. Hand. Arch.“ weiter Folgendes: Der Handelsstand in Schweden, d. h. die Gesammtzahl der männlichen und weiblichen Handel⸗ treibenden und deren Hülfspersonal hat sich in 1877 um 722. Personen vermehrt. Die Zahl der Kaufleute, Grossisten und De⸗ taillisten aller Art, ausgenommen Ausländer, welche im Reiche Handel treiben dürfen, und hausirende Handeltreibende, betrug: 1876:; männ⸗ liche 12 840; weibliche 2473; 1877: männliche 13 316, weibliche 2429; die Zahl der Gehülfen 1876: männliche 10 597, weibliche 1983; 1877: männliche 10 812, weibliche 2259. Hierzu kamen 285 ausländische Handeltreibende mit 302 Gehülfen, 640 hausirende Handeltreibende mit 98 Gehülfen, so daß sich die Summe aller Handeltreibenden in Schweden auf 29 856 (gegen 29 134 in 1876) berechnet. Im Jahre 1878 wurde folgenden 68 Aktiengesellschaften die Konzession ertheilt; nämlich 4 Eisenbahn⸗Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von zu⸗ sammen mindestens 1 685 000 Kr. und höchstens 6 232 500 Kr.; 29. Industrie⸗ und Fabriks⸗Aktiengesellschaften mit einem Kapital von zusammen mindestens 5 357 900 Kr. und höchstens 10 105 000 Kr.; 16 Rhederei⸗Aktiengesellschaften mit einem Kapital von zusammen mindestens 1 082 500 Kr. und höchstens 2 503 000 Kr.; 11 Handels⸗ und Oekonomie⸗Aktiengesellschaften mit einem Kapital von zusammen mindestens 294 500 Kr. und höchstens 521 000 Kr.; 8 Aktiengesell⸗ schaften für andere Zwecke mit einem Kapital von zusammen min⸗ destens 1 661 000 Kr. und höchstens 3 003 000 Kr.; zusammen 68. Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von mindestens 10 080 900 Kronen und böchstens 22 364 500 Kronen.
Im Vergleich zu den vorangehenden Jahren haben sich diese Zahlen sömmlitch vermindert; die Zahl der bestätigten Aktiengesell⸗ schaften betrug 1877 117, 1876 163, 1875 162, 1874 215. Die Zahl sämmtlicher Fabriken in Schweden betrug Ende 1877 2868; in denselben waren 60 589 Arbeiter beschäftigt, die einen Fabrika⸗ tionswerth von 167 605 000 Kr. produzirten. Die Zahl der Fabri⸗ ken Schwedens hatte sich gegen 1876 um 43 vermehrt, während sich die Zahl der Arbeiter um 825 und der Fabrikationswerth um 5 489 600 Kr. vermindert hatte.
Die gesammte Handelsflotte Schwedens, welche Ende 1876 aus 3700 Segelschiffen mit 443 323 Tons und 681 Dampf⸗ schiffen mit 81 659 Tons bestand, vermehrte sich im Laufe des Jahres 1877 auf 4392 Fahrzeuge. Davon waren 3701 Segel⸗ schifkfe mit 446 799 Tons und 691 Dampfschiffe mit 83 146 Tons; hiervon wurden 1820 Segelschiffe mit 371 282 Tons und 167 Dampfschiffe mit 56 973 Tons zur aus⸗ ländischen Fahrt angewandt. Die Zahl aller in 1877, in Schweden angekommenen Schiffe betrug 21 679 mit 3 317 384 Tons, d. i. 391 Fahrzeuge weniger und 282 393 Tons mehr als 1876. Die Summe aller von Schweden abgegangenen Schiffe betrug 21 033 Fahr euge mit 3 317 384 Reg.⸗Tons oder 361 Fahrzeuge weniger, aber 268 932 Reg.⸗Tons mehr als 1876. — Was den Verkehr deutscher Schiffe in Schweden im Jahre 1878 betrifft, so sind im Ganzen 1092 deutsche Schiffe von zusammen 196 606 Reg.⸗Tons in schwedischen Häfen angekommen. In Stockholm verkehrten in 1878 im Ganzen 181 ankommende deutsche Schiffe mit 38 624 Reg.⸗Tons und ebenso viele abgehende, darunter 64 Dampfschiffe; gißerdem kamen noch 169 Schiffe anderer Nationen von deutschen Häfen in Stockholm an. Außer den 47 deutschen Schiffen gingen noch 129 nichtdeutsche Schiffe von Stockholm nach deutschen Häfen ab.
Die Ernte von 1878 hat ein ganz besonders günstiges Re⸗ sultat ergeben. Nach dem Urtheil des Statistischen Centralbureaus in Stockholm ist das Ergebniß als „fast gut“ zu bezeichnen. Das Centralbureau hat berechnet, daß die 1878er Ernte, welche den mitt⸗ leren Durchschnitt der letztverflossenen fünf Jahre etwa um 3 400 000 t oder 21 420 000 Kobirfeß oder 8 000 000 Ctr. übersteigt, die gün⸗ stigste der letzten 50 Jahre gewesen und nur von der Ernte des Jahres 1832 annähernd erreicht ist. Aber nicht allein der guant⸗ tative Ertrag hat sich höher gestellt, als der Durchschnitt der letzten Fahte, es ist auch sowohl die Kornzahl (Ertrag)
wie das Gewicht der einzelnen Getreidearten höher gewesen. Die 1877er Ernte wurde von der des Jahres 1878 im Ganzen um ca. 31 750 000 Kubikfuß übertroffen. 1
Im Jahre 1878 sind in Schweden sechs verschiedene Eisenbahnstreckeu dem Verkehr übergeben worden, darunter die 567⁄10 Kilometer lange erste Eisenbahn auf der Insel Gotland zwischen Wisby und Hemse, welche am 10. September 1878 eröffnet wurde. Von der Bahn, welche die Stadt Sundsvall an der schwedichen Ostküste mit der an der Westküste Norwegens belegenen Stadt Drontheim verbinden soll, waren Ende 1878 im Ganzen 15 schwedische Meilen dem Verkehr übergeben. Zu vier verschiedenen Eisenbahnanlagen ist im Jahre 1878 die Konzession ertheilt worden. Die Länge sämmtlicher schwedischer Bahnen betrug Ende 1877 160,9 schwe⸗ dische Meilen Staatsbahnen und 325,4 Meilen Privatbahnen. Die Einnahmen der Staatsbahnenbetrug 1877: 16 346 342 Kr. oder 109 486 Kr. pro Bahnmeile und 1878 ca. 14 600 000 Kr. oder ca. 90 740 Kr. pro Meile. Die Einnahmen der Privatbahnen betrugen 1877 im Ganzen 13 397 315 Kr. oder 48 860 Kr. pro Bahnmeile. — Im Jahre 1877 wurden im Ganzen 38 363 393 Postsendungen in Schweden befördert oder ca. 6 760 000 mehr 1876. — Das schwedische Telegraphennetz umfaßte am Ende des Jahres 1878: in Linien 776,2 schwed. Meilen oder 8296,49 km, in Leitungen 1903,7 schwed. Meilen oder 20 347,89 km und hatte sich gegen 1877 um 239,99 km in Linien und 508,89 km in Lei⸗ tungen verlängert. Die Zahl der Telegraphenstationen betrug Ende 1878: Staats⸗Telegraphenstationen 179, Eisenbahn⸗Telegraphen⸗ stationen 526, im Ganzen 705. Die Zahl der Telegramme betrug 1878 für das ganze Reich: an ausländischen Telegrammen 368 457, an inländischen portopflichtigen Telegrammen 560 948.
London, 19. August. (W. T. B.) Wollauktion. Schweißige Adelaidewollen und fehlerhafte australische Tuchsorten vernachlässigt und billiger, Kapwollen leichter käuflich. 800 B. Kapwollen und 600 B. australische Wollen wurden von der Auktion zurückgezogen.
Paris, 16. August. Das „Journal officiel“ veröffentlicht den amtlichen Ausweis über den auswärtigen Handelsverkehr Frankreichs in den sieben ersten Monaten des Jahres 1879. Die Einfuhren sind danach in diesem Zeitraum gegen die entsprechende Periode des Jahres 1878 von 2345 auf 2627 Millionen gestiegen und die Ausfuhren von 1786 auf 1783 Millionen zurück⸗ gegangen.
Kopenhagen, 19 August. (W. T. B.) Die National⸗ bank setzt von morgen ab den Wechseldiskont auf 3 bis 3 ½ % herab. Der Lombardzinsfuß bleibt unverändert.
New⸗York, 18. August. (W. T. B.) Weizenverschiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten: nach England 288 000, do. nach dem Kontinent 300 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 60 000 Qrtrs. Visible Supply an Weizen 15 187 000 Bushel, do. do. an Mais 11 437 000 Bushel.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 18. August. (Allg. Corr.) Dem Bericht des Konsuls Perceval in Port Said zufolge stellt sich die Gesammtzahl der Schiffe, welche im Jahre 1878 den Suezkanal passirten, auf 1550. Es befanden sich darunter 1227 britische Fahrzeuge, 89 französische, 71 niederländische, 44 italienische, 38 österreichische, 22 deutsche, 21 spanische, 8 egyptische, 8 japanesische, 6 dänische, 5 schwedische und norwegische, 4 portugiesische, 3 türkische, 2 belgische, 1 ameri⸗ kanisches und 1 aus Zanzibar. Der Gesammt⸗Tonnengehalt betrug 2 178 316 Tons, von denen 1 726 946 Tons britische waren.
Berlin, den 20. August 1879.
Gewerbeausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke in Verbindung mit einer allge⸗ meinen deutschen Kunstausstellung in Düsseldorf 1880.
Nachdem die Vorbereitungen nun fast ein Jahr im Gange sind, ist, wie in einem Cirkular mitgetheilt wird, die Ausstellung nach allen Richtungen gesichert. Ein in erster Reihe haftender Garantie⸗ fond von 100 000 ℳ und ein zweiter Garantiefond von ca. 400 000 ℳ bilden die finanziellen Grundlagen des Unternehmens. Ein aus über 200 hervorragenden Männern des Ausstellungsgebietes bestehendes Hauptcomité, der Vorstand, welcher j. tzt 26 Mitglieder zählt, ca. 70 über den ganzen Bezirk vertheilte Lokalcomités, 5 Aus⸗ schüsf und 17 Kommissionen am Orte sind für die Ausstellung thätig.
Das Ausstellungsterrain ist mit dem zoologischen Garten ver⸗
bunden, dessen schöne, mit weiten Wasserflächen verbundene Anlagen am Fuße der bewaldeten Grafenberge den Besuchern einen angenehmen Aufenthalt versprechen. Der Plan für das Ausstellungsgebäude ist aus einer Konkurrenz bewährter Architekten hervorgegangen und soll in praktischer Anordnung und künstlerischer Ausstattung allen berechtigten Erwartungen genügen. Es werden ca. 35 000 qm (14 Morgen) überbaut, und der Grundriß ist so eingerichtet, daß Er⸗ weiterungen mit Leichtigkeit vorgenommen werden können. An dem Gebäude wird eifrig gearbeitet, und das Geleise, welches dasselbe wie das Ausstellungsterrain mit der Rheinischen Eisenbahn in Verbin⸗ dung setzt, ist bereits fertig. In großem Maßstabe ist die Maschinen⸗ halle, welche auch die rerschiedenen Betriebe umfassen wird, angelegt. Acht Dampfkessel, in zwei Kesselhäusern vertheilt, und 15 Betriebs⸗ maschinen mit zusammen 950 Pferdekräften werden die erforderlichen Motoren in ausreichendster Weise liefern.
Die Bedingungen für die Aussteller sind, wie die Ausstellungs⸗ ordnung dies lehrt, im Verhältniß zu anderen Ausstellungen unge⸗ mein günstig. Der Quadratmeter kostet nur 4 ℳ Es sind Zeich⸗ nungen von Schränken und anderen Behältern angefertigt worden, die von dem Bureau zu beziehen sind und nach denen Bestellungen angenommen werden. Bezweckt wird damit möglichste Gleichmäßig⸗ keit und Billigkeit; denn die Behälter können gemeinschaftlich und daher mit geringeren Kosten in Düsseldorf selbst hergestellt werden. Demgemäß dürfen die bei internationalen Ausstellungen erwachsenen Kosten in keiner Weise als Maßstab angelegt werden. Der Vor⸗ stand ist überhaupt bemüht, den Ausstellern in jeder Weise entgegen zu kommen; so ist aus Architekten und Künstlern eine Kommission
ebildet worden, welche auf Wunsch Entwürfe für die Aus⸗ stellungen der einzelnen Gewerbetreibenden und für die Ausstellungs⸗ utensilien anfertigen läßt. 8
Bis zum 1. August waren Anmeldungen von 1560 Ausstellern eingegangen, ein Resultat, welches als überraschend günstig be⸗ trachtet werden muß. Mit Ausnahme einiger Zweige der Terxtil⸗ industrie sind alle übrigen Industrien und Gewerbe in hervorragen⸗ der Weise vertreten, so daß die Ausstellung auch ohne jene als ge⸗ lungen betrachtet werden könnte. Der Termin für den Schluß der Anmeldungen ist bis zum 1. Oktober 1879 hinaus⸗
eschoben worden. Jedenfalls wird die Ausstellung ein Gesammt⸗ bür der Industrie und der Gewerbe des Bezirks geben, dieser aber bildet den industriereichsten Distrikt Deutschlands.
Die Anziehungskraft der Ausstellung wird ferner noch wesentlich erhoͤht werden durch die Verbindung derselben mit einer Allge⸗ meinen Deutschen Kunst⸗Ausstellung. Dieselbe wird von der deutschen Kunstgenossenschaft veranstaltet, die sich auch über Deutsch⸗Oesterreich erstreckt. Ein besonderer Theil des Ausstellungs⸗ gebäudes ist für die Kunstausstellung hergerichtet, und an diese schließt sich die Ausstellung kunstgewerblicher 1 r moderne Kunstgewerbe und endlich in weiten, lichten Räumen die weitere der Industrie und Gewerbe.
Alterthümer, das
Aus der Pfalz wird der „Allg. Ztg.“ unter dem 10. August geschrieben: Die von der deutschen anthropologischen Gesellschaft mit nicht unbedeutenden Beträgen unterhaltenen Ausgrabungen auf der Limburg, dem alten Sitze der Salier (bis 1034), welche nach prähistorischen Resten schürfen, fanden letzte Woche ihren Fortgang, nachdem sie ein Jahr geruht hatten. Auf den Rath Virchows, der im letzten Herbst persönlich die Ausgrabungsstelle untersucht hatte, nahm man das vom letzten eingeschlagenen Schachte füdwestlich ge⸗ legene Plateau in Angriff. Auf eine Länge von 11 m, eine Breite von 4 m und eine Tiefe von 1,20 m ward hier, mit einem Böschungs⸗ winkel von 45 Grad, ein Einschnitt in das Terrain gemacht. Wenige Centimeter unter der Oberfläche stieß man bereits auf Reste der Kloster⸗Zeit, als: buntglasirte Scherben, Artefakte aus Bronze, Eisen, darunter mehrere ZI geformte Nägel; weiter unten stieß man auf Massen aufgeschlagener Thierknochen, welche meist von Eber, Rind, Schaf, Reh, Hirsch her⸗ rühren, vermischt mit Stücken menschlicher Kiefer. Gleich⸗ zeitig mit diesen Knochen traf man wieder auf die Trümmer gedreh⸗ ten Geschirrs mit dem bezeichnenden Graphitüberzuge. In etwa 60 cm Tiefe fand man eine römische Münze, stark patinirt, klein, Bronze⸗Erz, mit dem Bilde eines Kaisers aus späterer Zeit. Die Umschrift ist vorderhand unlesbar. Dieser Münzfund, wozu noch mehrere andere am Rande des Herzogweihers kommen, in Verbin⸗ dung mit unzweifelhaften Stücken spanischen Geschirrs, römischen Werkzeugen, Bronze⸗Armringen ꝛc., welche man am Ufer des unteren liegenden Herzogsweihers antraf, machen es unzweifelhaft, daß die Stätte der Limburg bereits zur Römerzeit bewohnt war. Darauf deuten auch deutliche Reste von Bewurfstücken, grobem Beton, welche sichtbar die Außenseite von Blockhäusern einst deckten. Unter dieser römischen Schicht stieß man bei 1,20 m Tiefe wieder auf die Lage rohen Kiessandmörtels, der abermals wie bei den Schachten eine Brandstelle (Ustrine?) bis 2 m Tiefe einhüllt. Für weitere Kreise dürfte die Entdeckung Werth haben, daß jetzt bis zur Evidenz durch die neuesten Funde auf und an der Limburg die Anwesenheit des Römervolkes konstatirt ist. Licht fällt dadurch auf die Thatsache, daß der Salier Konrad II. ex castro suo Limburgo das Kloster der Benediktiner gründete. Vielfach siedelten sich die Großen auf den Resten römischer Castelle und Castren am Rhein an; so auch hier höchst wahrscheinlich. Licht fällt durch diese Kombinationen fer⸗ ner auf den Namen der Limburg. Urkundlich heißt sie im 11. Jahr⸗ hundert Lymperg, Limpurg, Lintburg. Durch die Vergleichung ergiebt sich für Limburg daraus ein Stamm von der Form limt, und der Schluß dürfte nicht gewagt sein, daß dieser Name nichts anderes ist, als die verkürzte Form von limit — von limes, limitis = die Grenze, die Grenzwehr. Kombiniren wir damit die römischen Münzen und Gefäße auf der gegenüberliegenden Ringmauer, die Anwesenheit von Römerfünden innerhalb der Heiden⸗ mauer bei Kreuznach, die Auffindung von Römermünzen (Maximianus Herculeus 286) auf der Heidenmauer des Odilien⸗ berges bei Straßburg, sowie andere Römerfunde auf prähistorischen Befestigungen am linken Rheinufer, so müssen wir zu dem Schlusse kommen, daß seit Ende des dritten Jahrhunderts n. Chr. diese ganze Linie von Straßburg bis Mainz als Befestigungs⸗Limes ge⸗ dient hat. Dabei müssen wir anerkennen, daß diese Ringwälle zum Theil in vorrömische Zeit zurückgehen. Zu solchen vorrömischen Ringwällen gehört ohne Zweifel der Ringwall bei Dürkheim, der auf der Limburg noch in Spuren erhaltene, sowie andere zwischen der Isenach und der Breusch gelegene Befestigungen. Die schon vor einem Menschenalter ausgesprochene Ansicht J. Schneiders in Düssel⸗ dorf von einer Limes⸗Anlage auf dem linken Rheinufer erhält durch 8g Betrachtungen ohne Zweifel neue Bestätigung. Zu bemerken ist schließlich, daß die Notiz des Ammianus Marcellinus II. 28, 2, 1 von der Thätigkeit des Kaisers Valentinian am Rhein: Rhenum omnem magnis molibus communiens, castra extollens altius et castella turresque assiduas per habiles locos et opportuvnos durch die Identifizirung mit diesen Ringwällen einen gewichtigen Sinn erhält. Der Kaiser weilte nur 6 Jahre am Rhein, 368 bis 374, und da war es ihm nur möglich, mit Benützung vorhandener Bau⸗ werke das linke Rheinufer mit einem fortlaufenden Limes gegen die Alemannen zu schützen. Zu dieser Rhein⸗Grenzbefestigung gehörte ohne Zweifel der nun fast zerstörte Ringwall und ein anzunehmendes
0% ο = castellum auf der Limburg, deren Namen gleich dem Castell am Limes.“ — Die demnächst stattfindenden Ausgrabun⸗ 8n auf dem Odilienberge werden wahrscheinlich auch dort historisches
icht verbreiten.
“ 8
iesbaden, 9. August. Nach Eintritt des 18 hat die Fremdenfrequenz sehr zugenommen und laut heutiger Kur⸗ liste die stattliche Ziffer von 54 382 Personen (inkl. Passanten) er⸗ reicht. Es ist der Kurverwaltung gelungen, neben einer ganzen An⸗ zahl von anderen Veranstaltungen, in kurzen Zwischenräumen vier „Nationalfeste“, ein amerikanisches, englisches, holländisches und russisches, unter freiem Himmel zu arrangiren, die sich von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit erfreuen und quasi eine Dankeshuldigung sind, die unser Kurort den ihn am fleißigsten esuchenden Nationalitäten darbringt. Das ebenso reichhaltige wie mannigfaltige Programm derselbe umfaßt unter Anderem eine allgemeine, mittels feuriger Arcaden, Embleme, Lampions ꝛc. bewerkstelligte Illumination des Kur⸗ gartens nebst Weiher, ein Feuerwerk mit diversen Ueberraschungen, bengalische Beleuchtung, Steigenlassen von Luftballons, Gesangs⸗ vorträge, Concertmusik der Kur⸗ und mehrerer Militärkapellen mit einem der speziellen Nationalität angepaßten Programm, und zum Schluß einen Festball in den Sälen des Kurhauses. Auch dem deutschen Nationalgefühl wird durch alljährliche Vorführung des be kannten Saro'schen Schlachtgemäldes am Jahrestage der Schlach von Wörth (6. August) Rechnung getragen. Da bei dieser Gelegenheit außer zwei Militärmusiken, auch ein Tambour⸗Corps mitwirkt und der Aufmarsch ꝛc. der beiden feindlichen durch über den Concert⸗ platz und um den Teich marschirende Truppen markirt wird, über⸗ dies sich während der „Schlacht“ ein Bombardement zwischen Insel und Festland entspinnt, so bildet das Ganze ein wahrhaft imposan- tes Kriegsbild. Abwechslungshalber hat die Kurdirektion neuerdings wieder begonnen, wie während der Wintersaison, Solisten⸗Abende, so genannte Komponisten⸗Abende zu arrangiren, und fing mit einem „Strauß⸗Abend“ an. Den Höhepunkt in mustkalischer Hinsicht hat jedoch die diesjährige Saison aller Wahrscheinlich nach mit dem IV. (Künstler⸗) Concert (Ullman⸗Concert) der Kurdirektion erreicht welches vorgestern Abend unter Mitwirkung von Mad. Laura Za⸗ ury (Sängerin), A. Jaël (Pianist), Emile Sauret (Violinist) ischer (Cellist), de Vroye (Flötist) und dem städtischen Kur⸗ Vr Fiüsch unter Kapellmeister Lüstners Leitung stattfand. — Diejenigen unserer Kurgäste, die noch kein vemnütht che⸗ rheinisches Volksfest ge⸗ sehen, hatten in der allerletzten Zeit Gelegenheit, einem solchen bei⸗ zuwohnen. Der um die Start und deren e en hochverdiente Verschönerungsverein hatte nämlich auf dem herrlich gelegenen Terrain am Wartthurm ein solches veranstaltet. — Die Absperrung des Kur⸗ gartens auch während der Nachmittags⸗Konzerte erfreut sich nicht nur des allgemeinen Beifalls der Kurfremden, sondern namentlich auch der hiegen Abonnenten.
New⸗York, 16. August. (Allg. Corr.) Es ist hier die Mel- dung von der am 2. d. M. erfolgten Ankunft des Polar⸗ erforschungsschiffes „Jeannette“ in Onalask eingegangen. — Der amerikanische Zollkutter „Richard Rush“hat die Behringe⸗ traße innerhalb 65 Meilen vom Ostkap passirt. Der Kapitän des Schiffes meldet, daß das Meer nördlich von diesem Punkte eisfrei sei. Im letzten Winter herrschte ungewöhnliche Wärme, und das Eis beach zeitiger als sonst auf.
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