Der Antrag ist bei dem Gericht anzubringen, bei welchem die Sache in erster Instanz anhängig war. Der Antrag ist der Gegenpartei von Amtswegen zuzustellen. Diese kann innerhalb der Frist eines Monats einen Schriftsatz über den Kompetenzkonflikt einreichen. 1d
Im Uebrigen finden die Vorschriften der §§. 9 bis 17, 20 dieses Gesetzes entsprechende Anwendung.
Der Gerichtshof hat in seinem Urtheil die demselben entgegenstehenden Entscheidungen aufuheben und die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung an die be⸗ treffende Instanz zu verweisen. 8 Bei Anwendung der Vorschriften dieser Verordnung gelten die Auseinandersetzungsbehörden als Verwaltungs⸗ behörden. “
S. 25.
Auf die Erledigung der vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung anhängig gewordenen Kompetenzkonflikte finden 8 die bisherigen Bestimmungen über das Verfahren Anwendung.
Diese Verordnung tritt gleichzeitig mit dem Gerichtsver⸗ fassungsgesetze in Kraft.
Urkundlich unter Unserer Fese genhtn Ka⸗ Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. 8
Gegeben Bad Gastein, den 1. August 1879.
L. S.) Wilhelm. Graf zu Stolberg. Leonhardt. Graf zu Eulenburg. Bitter. von Puttkamer. Lucius.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
An der Realschule I. Ordnung zu Cassel sind die ordent⸗ lichen Lehrer Carl Hölting, Valentin Kramm und Friedrich Stange zu Oberlehrern befördert worden.
Die Nummer 34 der Jesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter
Nr. 8661 den Allerhöchsten Erlaß vom 11. August 1879, betreffend die Rangverhältnisse der richterlichen Beamten und der Beamten der Staatsanwaltschaft bei den mit dem 1. Oktober 1879 ins Leben tretenden Gerichtsbehörden.
Berlin, den 25. August 1879.
Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt.
Abgereist: Der Wirkliche Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath und General⸗Direktor der indirekten Steuern, Hasselbach, nach der Provinz Ostpreußen.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Das durch meine Bekanntmachung vom 17. Januar d. J. (Reichs⸗Anzeiger Nr. 15) erlassene Verbot der vom kommu⸗ nistischen Arbeiterbildungsverein in London herausgegebenen periodischen Druckschrift „Freiheit“ erstreckt sich auch auf diejenigen Nummern dieses Blattes, welche unter der Auf⸗ schriftt „Staatsanzeiger“ zur Ausgabe gelangen.
Berlin, den 23. August 1879.
ͤaa4“ Im Auftrage: von Moeller.
Die unterfertigte Stelle hat durch Beschluß vom Heutigen die Druckschrift „Jahrbuch für Sozialwissenschaft und Sozial⸗Politik, herausgegeben von Dr. Ludwig Richter. Erster Jahrgang. Erste Hälfte. Zürich⸗Oberstraß. Verlag von Ferdinand Körber. Buchhandlung für akademisch⸗ polytechnische Literatur. 1879“ — auf Grund der §§. 11 und 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober v. J. verboten.
Augsburg, den 21. August 1879.
Königlich bayerische Regierung von Schwaben und Neuburg. aX“ “ von Hörmann.
Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft als Landespolizeibehörde hat die Nummern 27, 30, 31 und 32 der bee E. Thiele in Leipzig erschienenen periodischen Zeit⸗
rift; Der Wanderer, Organ zur Vertretung der Arbeits⸗
interessen, Belehrung und Unterhaltung. F. W. Fritzsche in Leipzig, b rund von §. 12 des Gesetzes gegen die gemeingefähr⸗ lichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 zu verbieten, dieses Verbot auch auf das fernere Er⸗ scheinen der gedachten Zeitschrift zu erstrecken, beschlossen. Leipzig, den 21. August 1879. Königlich sächsische Kreishauptmannschaft. von Witzleben.
Redigirt von
Bekanntmachungen,
betreffend Verbote und Beschränkungen der Ein⸗ fuhr über die Reichsgrenze.
Königlich bayerisches Staats⸗Ministerium
des Innern.
Nachdem der Ausbruch der Rinderpest in Böhmen nach den anher gelangten amtlichen Mittheilungen sich nicht be⸗ stätigt hat, so wird die Bekanntmachung vom 13. August l. Is. (Gesetz⸗ und Verordnungsblatt Seite 774) *) außer Kraft gesetzt und treten an deren Stelle die Bestimmungen der Bekannt⸗ machung vom 28. Juli l. Js. (Eeses. und Verordnungsblatt Seite 713) für die ganze bayerisch⸗österreichische Landesgrenze wieder in Wirksamkeit. “ 11““
München, den 22. August 1879.
von Dillis, Staatsrath. Der Generalsekretär. An dessen Statt: Neumayr, Ober⸗Regierungs⸗Rath.
*) R. u. St. A. Nr. 192
Michtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, (einschließlich der kreditirten Beträge) aus Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sind im Reiche für die vom 1. April 1879 bis zum Schlusse des Monats uli 1879 (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung ge⸗ langt: Zölle 59 433 308 ℳ (+ 26 131 392 ℳ), Rübenzucker⸗ steuer 60 369 ℳ (— 2 204 413 ℳ), Salzsteuer 9 815 935 ℳ (+ 160 751 ℳ), Tabakssteuer 332 492 ℳ (+ 44 497 ℳ), Branntweinsteuer 11 292 576 ℳ G 214 838), Uebergangs⸗ abgaben von Branntwein 27 857 ℳ (— 3158 ℳ), Brausteuer 5 645 408 ℳ (— 49 823 ℳ), Uebergangsabgaben von Bier 292 381 ℳ (+ 15 111 ℳ), Summe 86 900 326 ℳ (+ 24 309 195 ℳ), Spielkartenstempel 222 452 ℳ (+ 222 452 ℳ). Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme abzüglich der Bonifikationen und Verwaltungskosten beträgt bis Ende Juli 1879: Zölle 51 813 757 ℳ (+ 19 229 466 ℳ), Rübenzuckersteuer 47 780 155 ℳ (+ 4 275 458 ℳ), Salzsteuer 10 338 160 ℳ (+ 153 958 ℳ), Tabakssteuer 256 550 ℳ (+ 38 816 ℳ), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 14 011 685 ℳ (— 197 430 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 4 994 632 ℳ (27 611 ℳ), Summe 129 194 939 ℳ (+ 23 472 657 ℳ), Spielkartenstempel (einschließlich der Nachsteuer) 416 352 ℳ (+ 416 352 ℳ).
— In den deutschen Münzstätten sind in der Woche vom 10. bis 16. August 1879 an Goldmünzen eprägt worden: 1 048 660 ℳ Kronen, und zwar auf Peinchrechnung, Vorher waren geprägt: 1 267 644 340 ℳ voppelkronen, 413 774 240 ℳ Kronen, 27 969 925 ℳ Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 389 640 100 ℳ Summa 1 710 141 605 ℳ (nach Abzug der wieder eingezogenen 165 680 ℳ Doppelkronen, 129 100 ℳ Kronen und 780 ℳ Halbe Kronen).
— Die im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt aufgestel! e, in der Ersten Beilage Nr. 197 veröffentlichte Mebersicht der Be⸗ triebs⸗Ergebnisse der Eisenbahnen Deutschlands — ausschließlich Bayerns — für den Monat Juli d. J. er⸗ giebt für die 87 Bahnen, welche in dem Zeitraum vom 1. Januar 1878 bis Ende Juli d. J. im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden können, nachstehende, theil⸗ weise auf provisorischen Ermittelungen beruhende Daten: die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Monat Juli d. J. bei 42 Bahnen = 48,3 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 45 Bahnen = 51,7 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und pro Kilometer bei 36 Bahnen = 41,4 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 51 Bahnen = 58,6 Pre der Gesammtzahl (darunter 14 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem⸗ selben Monat des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Ver⸗ kehrszweigen vom 1. Januar bis Ende Juli d. J. war bei 42 Zahnen = 48,3 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 45 Bahnen = 51,7 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und pro Kilometer bei 35 Bahnen ä= 40,2 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 52 Bahnen = 59,8 Proc. der Gesammtzahl (darunter 32 Bahnen mit vermehrter Batriebslänge) geringer, als in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staats⸗ verwaltung stehenden Privateisenbahnen betrug Ende Juli d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 250 712 200 ℳ (408 495 900 ℳ Stammaktien, 44 595 000 ℳ Prioritäts⸗ Stammaktien und 797 621 300 ℳ Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 4 475,86 km, so daß auf je 1 km 279 435 ℳ ent⸗ fallen. Bei dem unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ eisenbahnen betrug Ende Juli d. J. das gesammte konzessio⸗ nirte Anlagekapital 3 069 559 057 ℳ (1 100 001 508 ℳ Stammaktien, 334 887 900 ℳ Prioritäts⸗Stammaktien und 1 634 669 649 ℳ Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 11 970,92 km, so daß auf je 1 km 256 418 ℳ kommen.
— Der General⸗Lieutenant von Flatow, Direktor der Kriegsakademie, ist nach Beendigung eines mehrwöchentlichen Urlaubs hier wieder eingetroffen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. August. Die Kai⸗
serin und die Erzherzogin Marie Valerie sind vorgestern Nachts von Schaftlach in Bayern in Salzburg angelangt und nach einstündigem Aufenthalt nach Ischl weitergereist. — Das neueste „Armee⸗Verordnungsblatt“ meldet amt⸗ lich die von Sr. Majestät dem Kaiser am Geburtstage des Kronprinzen verfügte Ernennung desselben zum Komman⸗ danten des in Prag garnisonirenden Infanterie⸗Regimentes Freiherr von Ziemiecki, bei welchem er bisher als Oberst ein⸗ getheilt war. Diese Ernennung, sowie die aus Prag zugekom⸗ mene Nachricht, daß der Kronprinz den Verwaltungsdienst in der Feragzer Statthalterei studiren werde, lassen, wie die „Presse“ bemerkt, annehmen, daß der Aufenthalt des Kron⸗ prinzen in Prag noch längere Zeit dauern dürfte.
— (W. T. B.) Der ungarische Minister⸗Präsident Tisza ist heute hier eingetroffen, und nimmt an der unter Vorsitz des Kaisers heute stattfindenden gemeinsamen Ministerkonferenz Theil.
— Der „Budapester Correspondenz“ wird aus Wien tele⸗ graphirt: „Die Situation im Ministerium des Aeußern ist noch immer eine unveränderte, ein Nachfolger des Grafen Andrassy ist bisher noch nicht gefunden, so viel ist aber außer Zweifel, daß der nächste Minister des Aeußern nur aus der Reihe jener Persönlichkeiten gewählt wird, die prononzirte Anhänger der bisherigen äußern Politik des Grafen Andrassy sind, so daß schon der Name des Nachfolgers des Grafen Andrassy den Beweis liefern wird, daß die bisherige Politik weiter verfolgt wird.“
— Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Konstantinopel: In der gestrigen ersten Konferenz der türkisch⸗griechi⸗ schen Bevollmächtigten wegen der griechischen Grenz⸗ regulirungsfrage verlasen die griechischen Bevollmächtigten ein detaillirtes Exposé der auf dem Berliner Vertrage basirten Forderungen ihrer Regierung. Das Exposé gipfelte in der Frage, ob die Verhandlungen auf der vom Berliner Kongresse vorgezeichneten Grundlage stattfinden würden. Savfet Pascha erklärte, daß er nach drei Tagen darauf antworten werde. Wie heute verlautet, ist die nächste Kon⸗ ferenz auf den 28. d. M. anberaumt. — Durch Befehl des Sul⸗ tans ist die Entlassung von 80 Bataillonen Redifs an⸗
25. August. An Einnahmen
— 1“ 6“ “ 2 . geordnet. — Die internationale Kommission in Phi⸗ lippopel wird sich demnächst mit mehreren, die Zollämter⸗ frage betreffenden Angelegenheiten beschäftigen, welche die Souveränität des Sultans und die Finanzen des türkischen Reichs sehr nahe berühren. Später wird sich die Kommission nach Konstantinopel begeben, um die ihr im Artikel XXIII. des Berliner Vertrags gestellte Aufgabe (Begutachtung der für die europäischen Provinzen der Türkei ausgearbeiteten Organisationsentwürfe) zu erledigen.
— Das Amtsblatt „Bos. Herc. Nov.“ veröffentlicht d. d. Serajewo, 23. August, eine Verordnung der Landesregierung, daß in Folge Allerhöchster Entschließung vom 11. d. M. bis zur Festsetzung anderer Bestimmungen die Grundlagen wegen Entrichtung des Natural⸗Zehents in der Regel durch Reluirung im Gelde nach jeweiligen Marktpreisen stattzu⸗ finden habe. — Das Linien⸗Infanterie⸗Regiment Erzherzog Albrecht Nr. 44 ist von Mostar hier eingetroffen.
Pest, 23. August. Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Albrecht ist gestern Abends hier eingetroffen und begiebt sich von hier wieder nach Siebenbürgen.
— Unter den Ansprüchen, welche das Nuntium der kroatischen Regnicolar⸗Deputation erbhebt, befindet sich bekanntlich auch das Verlangen, daß die kroatische Lan⸗ desregierung mit einer eigenen Finanzsektion bereichert werde. Nun läßt sich „Ellenör“ angeblich aus Agram mel⸗ den, daß die dortige Landes⸗Finanzdirektion aufgelöst und deren Agenden an die Finanzdirektionen in Agram und Essegg vertheilt werden sollen, die unmittelbar bem ungarischen hnense neintigtriunt unterstellt werden. „Ellenör“ bemerkt zu einer Mittheilung, die bevorstehende Veränderung sei eine beredte Antwort auf das obige Verlangen der kroatischen Deputation.
Großbritannien und Irland. London, 22. August. (Allg. Corr.) Aus der Kapstadt wird dem,Reuterschen Bureau“ unterm 5. August via Madeira gemeldet: Sir Garnet Wol⸗ seley verließ Maritzburg am 29. Juli und kam am 3. d. M. in Rorkes Drift an. Oberst Villiers hat eine Eingebornen⸗ Streitkraft in dem Distrikt Wakerstroom organisirt. Er wird von Zietsmann, einem alten Boer, begleitet sein. Es verlau⸗ tet aus zuverlässiger Quelle, daß Cetewayo sich mit einer kleinen Anzahl Anhänger in einem Kraal nördlich vom Schwarzen Um⸗ valosiflusse befinde. Die Stämme Umquielas und Pondos griffen am 1. d. M. die Pesibe⸗Sektion eines Stammes britischer Unterthanen an. Der Angriff wurde am 2. wiederholt; 500 Mann unter dem Befehl von Mr. Hawthorne, 25 be⸗ rittene Kapschützen und einige Eingeborene wurden zum Rück⸗ zuge gezwungen. Am 4. August setzte der Feind mit ver⸗ mehrten Streitkräften seinen Angriff gegen Oberst Bayley. fort. Von Butterworth werden Verstärkungen nach Donker gesandt. — Malgasa, der Führer der Rebellen des Nordens, ist getödtet und 150 Gefangene gemacht worden. Klas Lucas, der einzige verbleibende Häuptling, ist entkommen. — Späteren Nachrichten zufolge haben sich die Pondos zurückgezogen und die Situation sich friedlicher gestaltet.
Türkei. Pera, 23. August. (Pr.) Der Sultan wird heute Mittags den neuen montenegrinischen Gesandten, Radowics, in feierlicher Audienz empfangen und dessen Beglaubigungsschreiben entgegennehmen. Das neue Reform⸗ projekt der Pforte wird einer aus Exstatthaltern zusammen⸗ gesetzten Kommission zur Berathung unterbreitet werden.
Rumänien. Bukarest, 23. August. (W. T. B.) Die Kammern sind nach Ablauf der unterm 23. v. M. vom Fürsten ausgesprochenen einmonatlichen Vertagung heute wieder zusammengetreten. Die bei der Wiedereröff⸗ nung der Sitzungen vom Fürsten erlassene Botschaft be⸗ sagt, daß die Regierung die Aktenstücke über die im Berliner Vertrage auferlegte Revision der Verfassung vorlegen werde und giebt der Hoffnung Ausdruck, daß die Kammern eine die nationalen Interessen befriedigende Lösung dieser Frage beschließen würden. Nach Verlesung der Botschaft ver⸗ tagte sich die Deputirtenkammer bis zum 1. k. M., der Senat wird nächsten Montag eine Sitzung abhalten.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 24. August. (W. T. B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst⸗Thron⸗ folger von Rußland ist heute Nachmittag 2 ½ Uhr auf dem Königlichen Dampfboot „Sköldmön“, welches mit höheren Hofbeamten an Bord dem Großfürsten bis Waxholm entgegen⸗ gefahren war, hier eingetroffen. Der Großfürst mit seinem Gefolge wurde unter dem Salut der Geschütze in einer Königlichen Schaluppe nach Skeppsbro geführt, wo die Spitzen der Behörden zur Begrüßung anwesend und eine Ehren⸗ Compagnie aufgestellt war, welche den Großfürsten mit der russischen Nationalhymne empfing. Se. Majestät der König, umgeben von dem militärischen Gefolge, begrüßte den Groß⸗ fürsten⸗Thronfolger auf der Gartentreppe des Schlosses auf das Herzlichste. Der Großfürst hat im Schlosse Wohnung enommen. Heute Abend findet eine Promenadenfahrt im
iergarten statt.
Amerika. (Allg. Corr.) In Memphis kamen am 20. d. M. 27 Erkrankungen und vier Todesfälle am gelben Fieber vor; am 21. Morgens erkrankten zwei und starben vier Personen.
i Veröffentlichungen des Kaiserli
heitsamts sind in der 33. Jahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 32,0, in Breslau 28,1, in Königsberg 32,6, in
öln 24,9, in Frankfurt a. M. 24,3, in Hannover 22,8, in Cassel 23 9, in Magdeburg 36,1, in Stettin 39,5, in Altona 26,1, in Straß⸗ burg 33,9, in München 28,3, in Nürnberg 21,8, in Augsburg 29,4, in Dresden 22,7, in Leipzig 24,3, in Stuttgart 29,5, in Braunschweig 26,0, in Karlsruhe 19,8, in Hamburg 25,1, in Wien 23,1, in Buda⸗ Pest 40,2, in Prag 29,5, in Triest 41,8, in Basel 34,1, in Brüssel 17,7, in Paris 23,7, in ei 21,4, in Kopenhagen 25,0, in Stockholm 23,6, in Christiania 19,3, in St. Petersburg 31,1, in Warschau 25,0, in Odessa 38,3, in Bukarest 30,7, in Rom 21,9, in Turin 27,0, in Athen —, in Lissabon —, in London 19,4. in Glasgow 15,0, in Liverpool 21,6, in Dublin 27,7, in Edinburgh 16,3, in Alexandria (Egypten) 38,5. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 28,6, in Philadelphia 23,4, in Chicago 24,3, in St. Louis 17,9, in San Franzisko 14,2, in Calcutta 21,8, in Bombay 29,5, in Madras 28,7.
Beim Beginn der Berichtswoche waren an den ost⸗ und süd⸗ deutschen Beobachtungsstationen westliche und nordwestliche, an den mitteldeutschen sind westliche Luftströmungen vorherrschend, die um die Mitte der Woche meist in nördliche, in Süddeutschland in nord⸗ östliche umgingen. In der zweiten Hälfte der Woche überwogen meist östliche und südöstliche Windrichtungen, nur am Schluß der Woche
11“ 8
ing der Wind in Cöln nach Süd, in Karlsruhe nach Südwest. die Temperatur der Luft stieg und entsprach im 8 Monatsmittel. Es regnete wenig. Das Barometer stieg langsam und zeigte nur gegen Ende der Woche hin etwas Neigung zum Sinken.
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren, besonders der deutschen Städte, hat sich im Vergleich zur Vorwoche etwas günstiger gestaltet. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deut⸗ schen Städte sank auf 27,2 von 28,4 der Vorwoche, auf 1000 Be⸗ wohn r und aufs Jahr berechnet. Insbesondere hat die Sterblich⸗ keit des Säuglingsalters ein wenig nachgelassen, so daß von 10 000 Lebenden aufs Jahr berechnet 134 Kinder unter einem Jahre starben gegen 143 der vorhergegangenen Woche (in Berlin 190).
Unter den Todesursachen traten von den Infektionskrankheiten namentlich Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder wieder häufiger auf und veranlaßten in den meisten größeren Städten zahl⸗ reiche Todesfälle. In Breslau, Berlin, München, Wien war die Phl, derselben ein wenig vermindert, dagegen aber in Stettin,
danzig, Stuttgart, Nürnberg, Regensburg, Dresden, Hamburg, Han⸗ nover, Magdeburg, in einigen größeren rheinischen Städten (beson⸗ ders in Straßburg) zum Theil ganz erheblich vermehrt. Auch in den rößeren außerdeutschen Städten wie in Budapest, St. Petersburg,
arschau, Paris, London, Stockholm, Christiania u. a. ist die Zahl der daran gestorbenen Kinder eine große. Masern und Scharlach⸗ fieber haben nachgelassen; ersteres forderte in Barmen, Altona, letzteres in Hamburg, Braunschweig, München und besonders in Gladbach viele Opfer, häufig in Verbindung mit diphtherischen Affektionen auftretend. Unterleibstyphen wurden seltener und nur in Turin häufiger. Der Flecktyphus ist in Berlin und Breslau er⸗ loschen. Auch aus St. Petersburg wird nur 1 Todesfall daran ge⸗ meldet. Der Keuchhusten verläuft milder, nur in Cöln, Frankfurt a. M. und Wien ist die Zahl der Todesfälle noch immer über der normalen. — Pocken⸗Todesfaͤlle wurden gleichfalls seltener wie in Pest, London, St. Petersburg, Bukarest; in Paris ist die Zahl derselben fast die gleiche der Vorwoche. In Danzig, Wien, Triest, Krakau, Brüssel kamen nur vereinzelte Blatterntodesfälle vor. — Dem gelben Fieber in Memphis erlagen in der Zeit vom 27. Juli bis 2. August 28 Per⸗ sonen. In New⸗York, Louisville und St. Louis kamen einzelne durch Flüchtende dahin verschleppte Todesfälle, in Cineinnati und New⸗Orleans einige Erkrankungen vor. Strenge Quarantänemaß⸗ regeln sind angeordnet.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
8
Württembergische Vierteljahrshefte für Landes⸗ geschichte. In Verbindung mit dem Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben, dem Württem⸗ bergischen Alterthumsverein in Stuttgart und dem Historischen Verein für das württembergische Franken herausgegeben von dem Königlichen statistisch⸗topographischen Bureau. Jahrgang II. 1879. Heft 1 und 2. Stuttgart, W. Kohlhammer.
Die vorliegenden, elegant ausgestatteten Hefte des neuen Unter⸗ nehmens bieten wiederum viel des Mannigfaltigen und Anziehenden. Da ist zunächst eine gedrängte, vortrefflich instruktive Arbeit über „Die Entstehung des württembergischen Staatsgebiets“, von Dr. K. V. Riecke, Direktor des statistisch⸗topographischen Bureaus, nebst angehängten Stammtafeln des württembergi⸗ schen Regentenhauses, einer Uebersicht über die Herrengeschlechter, Städte und geistlichen Anstalten, welche um die Mitte des XIII. Jahr⸗ hunderts nach dem Untergang der Hohenstaufen und zur Zeit des ersten Auftretens des Hauses Württemberg das Gebiet des jetzigen Königreichs innehatten, und einer weiteren Uebersicht über die ältesten Besitzungen der Grafen von Württemberg und die wichtigsten der späteren Erwerbungen für Haus und Land Württemberg; — ferner ein Beitrag über „Die Reichstadt Schwäbisch Gmünd in den Jahren 1523 — 25“, vom Pfarrer Emil Wagner in Michelbach, worin derselbe in lebendiger Darstellung nachweist, daß diese später für ihr zähes Festhalten am Alten, im kirchlichen und politischen Leben, fast sprüchwörtliche Reichsstadt ron der Bewegung am An⸗ fang des 16. Jahrhunderts keineswegs vnberührt geblieben, sondern von ihr so tief und nachhaltig erschüttert worden ist, daß die Schwarkungen bis an das Ende des Jahrhunderts fortdauerten. Paul Lemcke läßt uns einen Blick in die Verhältnisse des Herzog⸗ lich württembergischen Offiziercorps im vorigen Jahr⸗ hundert thun; auch die mitgetheilten Auszüge aus Briefen des Frhrn. K. A. von Wangenheim, württembergischen Gesandten beim Bundes⸗ tage, sind für die Vorgeschichte des deutschen Zollvereins von nicht geringem Interesse. B
Der Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben hat zu den vorliegenden beiden Heften u. a. folgende Artikel beige⸗ tragen: Heraldische Forschungen vom Diakonus Klemm: 1) am Rathhause in Ulm und in der Stadtkirche zu Geislingen, 2) Beiträge zur Reihenfolge der Ahnenwappen auf Grabdenkmälern; ferner „Ein reichsstädtischer Patrizierball“ (in Ravensburg), mitgetheilt von Dr. Franz Sauter, und eine interessante Notiz über eine Predigt des Augustinermönchs Johannes Hoffmeister, des bekannten Ordensgenessen und Gegners von Luther. In einem „Schwäbische Kelten des 8. und 9. Jahrhunderts“ betitelten Aufsatze bekennt sich Buck in Ehingen nunmehr, im Gegensatz zu früher, zu der Ansicht, daß in der That keltische Personennamen in Württemberg vorkommen und führt eine Reihe derselben auf. Indessen möchte er noch nicht behaupten, daß die Träger Kelten oder Nachkommen von Kelten waren. „Wenn man bedenkt“, sagt der Verf., „wie viel Liegendes nach dem Sturz der einheimischen Volks⸗ herzoge in die Hand der fränkischen Könige kam, wie viele fränkische Reichsbeamte nach Alemannien geschickt, möglicherweise dort seßhaft gemacht wurden, so kann man die Möglichkeit der Verpflanzung von Leibeigenen aus franko⸗ gallischen Besitzungen auf alemannische wenigstens für möglich halten. Es finden sich Namen, die ihre Form unmöglich auf schwäbischem Boden gewonnen haben können, und zwar deutsche Namen, welche romanisch traktirt sind.“ Das spreche seines Tafürhaltens für eine Einwanderung aus Gallien, lange nach der Germanisirung Rhaetiens und Ober⸗ Germaniens, für eine Einwanderung unter den Karolingern. — Weiter trug der Verein u. a. Mittheilungen bei über neuentdeckte Alterthümer bei Mengen, von J. Peter, über den Altarstein des Danuvius zu Mengen, von Buck, sowie Mittheilungen aus der Alter⸗ thumssammlung zu Wolfegg, von H. Detzel (Fortsetzung: Kupferstiche und Holzschnitte von A. Dürer) u. s. w.
Dem Württembergischen Alterthumsverein in Stuttgart verdan⸗ ken die „Jahrbücher“ einige interessante Briefe des Herzogs Karl August und der Herzogin Amalia von Sachsen⸗Weimar, sowie des Herzogs Karl von Württemberg an den Professor J. C. Majer.
Der historische Verein für das württem bergische Franken lieferte Beiträge zur Geschichte von Thierberg und Künzelsau, Stadt und Amt, von Bossert; „Die Juden zu Heilbronn im 30 jährigen Kriege, ein Beitrag zur Sozialgeschichte jener Zeit“ von Prof. Dürr; „Die letzten Schlachten des dreißigjährigen Krieges auf württembergischem Gebiet und in dessen nächster Nähe, Herbst⸗ hausen und Allerheim 1645“, vom Hauptmann A. Pfister; „Die staufischen Reichskämmerer von Lindach (eeec eech Siebeneich und Geislingen und ihre Wohnsitze“, vom Pfarrer Caspart in Sulz⸗ bach bei Weinsberg, u. a. — Tie Anstalten für vaterländische Ge⸗ schichte und Alterthumskunde haben ebenfalls manches beigesteuert; besonders dankenswerth ist die Uebersicht der württembergischen Ge⸗ schichtsliteratur vom Jahre 18783.
Aus dem am Schlusse mitgetheilten Protokoll der Sitzung des statistisch⸗topographischen Bureaus vom 13. Mai d. J., in welcher der Direktor Dr. Riecke einen Vortrag über den Stand der Geschäfte des Bureaus hielt, verdient erwähnt zu werden, daß das Büreau be⸗ schlossen hat, eine neue Bearbeitung des im Jahre 1863 er⸗ schienenen Werkes: „Das Königreich Württemberg, eine Beschreibung von Land, Volk und Staat“ in Angriff zu nehmen.
Die Vierteljahrshefte sind jetzt auch im Buchhandel, zu dem Preise von 4 ℳ für den Jahrgang, zu beziehen. ö“
— Der „Volksbote, ein gemeinnütziger Kalender auf das Schaltjahr 1880“, mit einem Notizkalender und dem Olden⸗ burgischen Residenzkalender als Gratiszugabe (Dldenburg, Schulze'sche Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei, C. Berndt u. A. Schwartz) ist in seinem 43. Jahrgange, in reich illustrirter Ausstattung mit einem umfangreichen, der Unterhaltung gewidmeten Theile erschienen.
Gewerbe und Handel.
Zufolge Nachrichten aus Odessa sind daselbst fünf Stück Vieh an der Rinderpest erkraukt, von denen drei der Seuche erlegen sind. Gegen die Weiterverbreitung der Krankheit sind die erforder⸗ lichen Maßregeln getroffen worden.
— Die Direktion der Berlin⸗Potsdam⸗Magdeburger Eisenbahn versendet als Information für die auf den 12. Sep⸗ tember einberufene außerordentliche Generalversammlung eine kleine Broschüre, welche die über den Uebergang des Gesellschaftsunterneh⸗ mens an den Staat zwischen der Direktion und der Königlichen Staatsregierung geführten Verhandlungen, soweit sie namentlich in Schriftstücken ihren Ausdruck gefunden haben, und einen neu auf⸗ gestellten diesbezüglichen Vertragsentwurf enthält, welcher letztere der revorstehenden Generalversammlung zur Beschlußfassang vor⸗ liegen wird. 1
Stralsund, 21. August. Auf den in diesem Jahre im diesseitigen Verwaltungsbezirke abgehaltenen Remontemärkten wurden 147 Pferde zum Verkauf gestellt: davon sind 15 Pferde für die Summe von 9810 ℳ gekauft worden. Der gezahlte höchste Preis für ein Pferd betrug 800 ℳ, der niedrigste Preis 500 ℳ, der Durchschnittspreis 654 ℳ
— An der Messe in Nishny⸗Nowgorod nimmt das Ge⸗ schäft, wie der „B. Börs.⸗Ztg.“ von dort gemeldet wird, bei voll⸗ ständiger Ordnung einen ruhigen Verlauf. Der Absatz ist nicht so glänzend, wie im Vorjahre, aber für die meisten Branchen zufrie⸗ denstellend. Manufakturwaaren stellen sich durchschnittlich etwa 10 % billiger. Kanton⸗Thees finden schleppenden Abgang. Kiachta⸗Thees zu erheblich höheren Preisen anfänglich verkauft, scheinen nachzu⸗ geben. In Fellen, speziell Kalbfellen entwickelt sich ein reges Ge⸗ schäft bei hohen Preisen. Wollen erheblich höher als im Vorjahre, Roßhaare in lebhafter Frage bei steigenden Preisen. Metalle und Rauchwaaren waren bisher noch still.
Nürnberg, 23. August 1879. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfenkommissionsgeschäft.) Die Anrfh des Hopfen⸗ marktes verschlechtert sich von Tag zu Tag. Der Bedarf der Kundschaftshändler bleibt ein sehr geringer. Die Mehrzahl der Brauereien ist noch vollauf mit Vorräthen verseben. In der nun beginnenden Saison wird es voraussichtlich zur allgemeineren Ent⸗ scheidung kommen, ob die Konservirung in Kisten — welche erst seit 1876 in größerem Maßstabe in Anwendung gebracht wurde — sich bewährt oder nicht. Die Preise verharren in ihrer rückwärtsgehenden Bewegung. Für 1879er ist seit einigen Tagen eine regere Frage vorhanden; in Folge hiervon konnten die inzwischen neu angekommenen ca. 10 Ballen schneiler verkauft werden und größtentheils den Preis von 300 ℳ erzielen. Das Wetter ist für die Doldenbildung der Pflanze fortdauernd günstig, so daß im Augenblick im Allgemeinen eine Ernte von guter Qualität erwartet werden kann.
Stuttgart, 22. August. (Württemb. Staats⸗Anz.) Der 19. August als erster Verkaufstag der diesjährigen Tuchmesse ge⸗ staltete sich zu einem vollen Regentag, unter dessen Einfluß die Kauflust nicht recht zur Geltung kommen zu wollen schien; den Verkäufern in den Buden soll dies am meisten fühlbar geworden sein. Im Vor⸗ jahre warcn 223, in diesem Jahre 195 Verkäufer vertreten. Die⸗ selben brabten zur Messe in die Halle: Tuch, Buckskin ꝛc. 5500. Stück im Werth von 485 000 ℳ, gegen 6935 Stück im Vor⸗ jahre; in die Buden: Tuch, Buckskin, Flanelle ꝛc. 6300 Stückim Werthe von 345 000 ℳ, gegen 6197 Stück im Vorjahr. (In der Halle waren außerdem vertreten: feinere Flane le, Filze und konfektionirte Filzröcke; in den Buden: Strickgarn, Unterhosen, Unterjacken). Der Umsatz beträgt in diesem Jahre in der Halle: 2700 Stück = 243 500 ℳ, in den Buden: 3400 Stück = 170 000 ℳ, zusammen 6100 Stück = 413 500 ℳ, gegen 6446 Stück mit 547 400 ℳ Ge⸗ sammterlös im Vorjahr; die Preise waren insgesammt niedriger als die vorjährigen. — Dem Wollmarkt wurden zugeführt: 24 312 Pfund Wolle und hiervon umgesetzt: Lammwolle 5358 Pfd. im Preise von 93 — 120 ℳ pro Centner, Schafwolle 17 592 Pfd. im Preise von 73 — 150 ℳ pro Centner. Die allgemeine Geschäftsstille hat auch hier ihren Einfluß geltend gemacht. Durch die neue Einrichtung, Verlegung der Tuchmesse in die nächste Nähe de; Wollmarkts, sind die Käufer durchschnittlich sehr befriedigt. 3
London, 21. Angust. (Allg. Corr.) Aus den Eisen⸗ bezirken kommt die Nachricht, daß sich eine rege Nachfrage nach Eisenbahnschienen für amerikanische Rechnung ent⸗ wickelt. Nachdem neulich in Wales Bestellungen auf 240 000 Ctr. Eisenschienen untergebracht worden, haben jetzt mehrere Sheffielder Firmen Bestellungen auf ca. 6,0 000 Ctr. Stahlschienen, ebenfalls für amerikanische Rechnung, erhalten.
London, 23. August. (W. T. B.) Wollauktion. Alle australische Wollen begehrt, Preise unverändert. Kapwollen waren nicht angeboten. — 3
Glasgow, 23. August. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 296 300 Tons gegen 191 500 Tons im vorigen Jahre. Hochöfen 89 gegen 96 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten. “
Ueber den Schiffsverkehr Italiens Deu land ergiebt eine Uebersicht die Anzahl der in den hauptsächlichsten italienischen Seehäfen im Jahre 1877 ein⸗ und ausgelaufenen deutschen Schiffe: In Brindisi waren es 4 Schiffe mit 980 t, Catania 2 mit 943 t, Genua 92 mit 55 515 t, Livorno 78 mit 45 718 t, Messina 69 mit 38 630 t, Neapel 86 mit 48 199 t, Palermo 65 mit 39 448 t, Trapani 6 mit 2292 t, Venedig 13 mit 2243 t. — Was den direkten Verkehr zwischen den deutschen und italienischen Seehäfen anbelangt, so segelten aus Genua 2 Schiffe nach Hamburg und aus Hamburg 34 und Königsberg 5 nach Genua, aus Livorno 6 nach Hamburg und 1 nach Bremerhaven und aus Hamburg 6 nach Livorno, aus Messina, aus Ancona 2 nach Danzig, aus Palermo 28 Schiffe nach
amburg und 1 nach Bremerhaven, und aus Hamburg 1 mit deutscher lagge nach Neapel. .
Triest, 25. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Jupiter“ ist heute früh mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
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p Berlin, den 25. August 1879.
Der Bau der fünften geneigten Ebene im Elbing⸗
Oberländischen Kanal, welche an die Stelle der beim Durch⸗ bruch durch den nördlichen hohen Abhang des oberländischen Hoch⸗ plateaus nach der Ebene des Drausensees bezw. nach Elbing zu bestehenden fünf Schiffsschleusen treten wird, ist beinahe beendet. Damit sind nicht nur jene interessanten Bauwerke, die vier geneigten Ebenen, welche im Elbing⸗Oberländischen Kanal als die ersten und, soviel bekannt, noch jetzt einzigen ihrer Art in Deutschland, in den fünfziger Jahren dieses Jahr⸗ hunderts angelegt wurden, um eine fünfte vermehrt, son⸗ dern es ist auch ein weiterer wichtiger Schritt zum Ausbau jener Woserstraße geschehen, welche noch jetzt und trotz der durch die Eisenbahnen begründeten Konkurrenz eine wichtige und billige Verkehrsstraße bildet. Der Kanal, welcher in einer Gesammt⸗ länge von etwa 195 km die landschaftlich schönen und fruchtbaren Flächen des Oberlandes unter Benutzung der vielen großen Seen dieses Plateaus dem Verkehr aufschließt und einen vorzüglichen Ab⸗ satzweg namentlich für das Holz der sehr umfangreichen fiskalischen und Privatforsten jener Gegend bildet, wird alsdann nach Elbing zu keine Schleuse mehr haben und der Schiffsverkehr dadurch erleichtert
Zahl der im Betrieb befindlichen
mit Deutsch⸗
und beschleunigt werden. Die zeitraubende Füllung und Leerung der Schleusenkammern fällt fort. Die Auffahrt und die Befestigung der Kanalboote auf dem unter Wasser auf Schienen ruhenden Wagen, welcher, durch seitwärts stehende Maschinen in Bewegung gesetzt, die Boote aus dem Oberwässer der geneigten Ebene aufhebt, sie über eine den Kanal schließende Höhe führt und in ein etwa 20 m tieferes Unterwasser wieder absetzt, wo die Boote, sobald sie vom Wasser getragen werden können, vom Wagen gelöst werden und ihre Fahrt fortsetzen, — diese Manipulation beansprucht nur wenige Minuten. Auch die Mehrkosten, welche die Unterhaltung der fünf Schleusen gegen die Unterhaltung der an ihre Stelle tretenden einen geneigten Ebene erforderte, werden fortfallen.
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München, 23. August. (Allg. Ztg.) Gestern Abend brach über der Stadt München ein starkes Unwetter aus, das vielfach Beschädigungen verursachte. Im Rathhauskeller drang das Wasser in solcher Menge ein, daß derselbe mit Hülfe der Feuerwehr durch mehrere Löschmaschinen ausgepumpt werden muß!le. Die Arbeiten mußten bis Nachts 1 Uhr fortgesetzt werden. In den niedriger ge⸗ legenen Stadttheilen füllte das Wasser nicht blos die Keller, sondern selbst Léäden und Wohnungen und verursachte großen Schaden. Im Dache des Glaspalastes wurden einige Fenster zertrümmert, so daß Regen eindrang; es wurde jedoch keinerlei Beschädigung hierdur veranlaßt, da es gelang, die bedrohten Gegenstände rechtzeitig zu decken. — Wie heute früh ankommende Reisende mittheilten, wurden gestern auch Salzburg, Kufstein und Rosenheim von einem zerstörenden Unwetter heimgesucht.
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Bäder⸗Statistik.
Aachen (seit dem 1. Jan.) bis 23. August (Kurgäste und L81—1616161616166168161; Baden (Baden) bis 15. August . . (eigentl. Badegäste) Boltenhagen, Ostseebad, bis 14. August . .. Charlottenbrunn (Schlesien) bis 13. August (nebst 178. bbb] Colberg (Pommern), See⸗ und Soolbad, bis 15. August. Cudowa (Schlesien) bis 19. August (nebst 271 Reisenden) (500 Nrn. der Kurgäste) Elmen (bei Groß⸗Salze, unweit Magdeburg), bis 16. Aug. (855 Nrn.) Elster (Königl. sächs. Voigtland) bis 18. Aug. (3110 Part.) Glücksburg (Schleswig⸗Holstein), Ostseebad, bis 21. August Görbersdorf (Schlesien) bis 13. August . . . . . .. Gries bach (bad. Schwarzwald) b. 15. Aug. (nebst 565 Durchreis.) Homburg v. d. H. (Reg.⸗Bez. Wiesbaden) bis 16. August Karlsbad (Böhmen) bis 15. August . . (15 730 Part.) Kreuznach (Rheinprovinz) bis 24. August (Kurgäste) Landeck (Schlesien) bis 16. August (nebft 1613 Reisenden) Langenau (Schlesien) bis 13. August .(6336 Part.) Langen⸗Schwalbach (Nassau) b. 24. Aug. (inkl. 380 Durchreis.) Marienborn (b. Kamenz in Sachsen) bis 22. Aug. (193 Part.) Möllen, Gr.“ und Umgegend (Pommern) bis 15. August. Münster am Stein (bei Kreuznach in der Rheinprovinz) bis ö—6617(---⸗] Nenndorf (Reg.⸗Bez. Cassel) bis 15. Augaust. (Nrn.) Neuenahr (Rheinprovinz) bis 20. August (Fremde) .. . Norderney (Insel in der Nordsee, fast 1 M. von der Hannoverschen Küste), Nordseebad, bis 14. August Oeynhausen (Westfalen), Soolbad, bis 22. August (Nrn.) Oppenau (Baden) bis 16. August (nebst 597 Durchreisenden) Petersthal (Baden) bis 15. Aug. (Badegäste u. Durchreis.) Polzin (Pommern) bis 15. August h““ Pyrmont (Waldeck) bis 18. August. 10 548 Rehburg (Hannover) bis 18. August . . . . . .. 870 Reinerz (Schles.) b. 18. Aug. (nebst 302 Durchreis.) (Kurgäste) 2 770 Rothenfelde (Hannover), Soolbad, bis 20. August . . . 887 Rügenwalde (Pommern), bis 15. August . . . . . . 112 Salzbrunn (Schlesien) bis 13. August (nebst 1469 Reisenden) 2 255 Schandau (Sachsen) bis 22. August (622 Part.) 1 457 Stolpmünde (Pommern), Seebad, bis 15. August . . 669 Teplitz und Schönau (Böhmen) bis 14. August (6911 Part.) 9 246 Die Summe der Kurgäste mit Einschluß der in die Militär⸗ und Civil⸗Hospitäler Aufgenommenen 9 866 31 260 625
Persone
976 1 029 2 461
4 268 3 033 440 585 373
Die Gesammtfrequenz der Fremden (nebst Touristen c4*“ Warmbad (bei Wolkenstein in Sachsen) bis 21. August Warmbrunn (Schlesien) (nebst 3969 Erholungsgästen) (970 cooöö1469 Weißer Hirsch mit Oberloschwitz (klimat. Kurort) (Sachsen) ö11109 Wiesbaden (Reg⸗Bez. Wiesbaden) bis 15. August (inkl. 1
1 BEE“ 111““ Wiesenbad (bei Annaberg in Sachsen) bis 21. August.
Bad Helmstedt. Unser Bad ist in der laufenden Saison sehr gut besucht. Magdeburg, Braunschweig, Dessau und Berlin haben in diesem Jahre das Hauptkontingent der Besucher gestellt, doch fehlen auch andere Städte und Provinzen und selbst das Aus⸗ land nicht. 8
Deynhausen. Zu Bädern werden hier zwei gewöhnliche Soolquellen benutzt, die zugleich auf der nahen Königlichen Saline Neusalzwerk zur Salzfabrikation dienen, und drei Thermalquellen im Kurgarten. Kohlensaure Thermalbäder, ebensolche Gasbäder, Dunst⸗ und Wellenbäder werden verabfolgt und nament⸗ lich gegen Lähmungen, Nerven⸗ und Rückenmarkskrank⸗ heiten, Rheumatismus, Gicht, Skropheln und Blutarmuth angewandt. Die Etablissements des Badeortes sind groß⸗ artig und elegant, auch die Parkanlagen vortrefflich gepflegt. Der Be⸗ such von Oeynhausen ist größer, als der Eilsens und beträgt im Durchschnitt ca. 3000 Kurgäste und 1500 Passanten. Das Bad steht unter Königlich preußischer Verwaltung. Oeynhausen selbst hat 2000 Einwohner und führt erst seit 1848 diesen Namen nach dem Berghauptmann von Oeynhausen aus Dortmund, dessen beson⸗ en N11““] das Bad seine Entstehung und seinen guten Ruf verdankt.
Norderney, 14. August. Unsere Badesaison hat ihre Höhe erreicht; die amtliche Kurliste zählt bereits 4268 Personen, und täglich kommen noch Hunderte von Gästen am welche die warme Luft der Städte mit der erfrischenden Brise der Nordsee vertauschen wollen. In Folge dieses zahlreichen Besuches hat sich an unserem so schönen Strande ein reges Treiben entwickelt. Der Gesundheitszustand auf der Insel ist vortrefflich.
Goczalkowitz, 15. August. Der Besuch des hiesigen Bades hat sich in diesem Jahre trotz der so ungünstigen Witterung gegen voriges Jahr gesteigert und die Wirkung der Heilquelle sich wieder in manchen schwierigen Krankheitsfällen glänzend bewährt.
Colberg. Unser Kurort erfreut sich auch in der zweiten Saison eines sehr regen Badeverkehrs, der die Frequenz der früheren Jahre allem Anscheine nach um 600 bis 800 Gäste übersteigen wird und die Zahl von 5000 erreichen dürfte. Die Bahnzüge führen noch täg⸗ lich zahlreichen Besuch zu, da um die Zeit des beginnenden Herbstes die Wirkung der Seebäder, unterstützt durch meistens sehr schönen Wellenschlag, eine ganz besonders kräftigende ist. Die Witterung hier am Strande pflegt bis tief in den Oktober hinein schöner und wärmer als im Binnenlande zu sein. Die Soolbäder⸗Anstalten und das warme Seebad werden auch in Jahre bis gegen Ende September geöffnet bleiben. 8. 8 5
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