“ 8 mäßiger Dürftigkeitsatteste die Wohlthat der eeeSeh des Hono⸗ rars für die Vorlesungen in Anspruch zu nehmen beabsichtigen oder um ein akademisches Stipendium sich bewerben wollen, bemerken wir, daß nach neueren gesetzlichen Vorschriften derartige Gesuche bei Ver⸗ meidung der Nichtberücksichtigung, und zwar die Stundungsgesuche innerhalb der ersten Woche und die Gesuche um Verleihung eines Stipendiums innerhalb der ersten vierzehn Tage nach dem ge⸗ setzlichen Anfange des Semesters von den Petenten in Person ein⸗ gereicht werden müssen, und daß von denjenigen Studirenden, welchen die Wohlthat der Stundung bereits zuerkannt worden ist, unter dem Präjudiz des Verlustes ihrer Berechtigung von dem erhaltenen Stun⸗ dungsscheine innerhalb der ersten Woche nach dem gesetzlichen An⸗ fange des Semesters bei der Quästur Gebrauch gemacht werden muß. Bonn, den 20. September 1879. Rektor und Senat 8 der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität.
1 II. Die Immatrikulation für das bevorstehende Studien⸗Semester
ndet vom 2. Oktober c. an bis auf Weiteres statt. Behufs der Immatrikulation haben 1) diejenigen Studirenden, welche die Uni⸗ versitäts⸗Studien beginnen, insofern sie Inländer sind, ein vorschrifts⸗ mäßiges Schulzeugniß und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder maͤfige ausreichende Legitimationspapiere, 2) diejenigen, welche von anderen Universitäten kommen, außer den vorstehend bezeichneten Papieren noch ein vollständiges Abgangszeugniß von jeder früher be⸗ suchten Universität vorzulegen. Diejenigen Inländer, welche keine Maturitätsprüfung bestanden, beim Besuche der Universität auch nur die Absicht haben, sich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskreise oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staats⸗ oder Kirchendienst bestimmen, können auf Grund des §. 36 des Regle⸗ ments vom 4. Juni 1834 nur nach vorgängiger, ihnen hierzu Seitens des Königlichen Universitäts⸗Kuratoriums ertheilter Erlaubniß im⸗ matrikulirt werden.
Bponn, den 20. September 1879. — 8
Die Immatrikulations⸗Kommission.
Nichtamtliches Deutsches Reich
Preußen. Berlin, 22. September. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich, wie „W. T. B. aus Straßburg meldet, am Sonnabend Vormittags 9 ¼ Uhr
u Wagen bis in die Gegend von Musau, stiegen dort zu Pferde und wohnten dem Corpsmanöver bis zum Schlusse bei, welcher gegen 1 ½ Uhr erfolgte. Das Manöver war vom schönsten Wetter begünstigt. Fr. Majestät die Kaiserin und Königin, sowie Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden folgten dem Manöver gleichfalls in einem sechsspännigen Wagen. Nach dem Schlusse des Manövers wurden Ihre Ma⸗ jestäten bei dem Dorfe Wiwersheim durch die Bürgermeister, Geistlichen und Lehrer des ganzen Kreises ehrfurchtsvoll be⸗
rüßt. Die Jungfrauen und Schulkinder überreichten Blumen⸗ sträuße und richteten Bewillkommnungsansprachen an Ihre Majestäten. Die Orte Wiwersheim, Offenheim, Stützheim, Oberhausbergen und Kronenburg, welche der Kaiser und die Kaiserin auf der Rückfahrt berührten, waren mit Blumen und Kränzen sowie mit deutschen und elsässischen Fahnen ge⸗ schmückt; an mehreren Stellen waren Triumphbogen mit den Kaiser willkommen heißenden Inschriften errichtet; von den Thürmen tönte Glockengeläute, und laute Hochrufe der am
Wege versammelten Bevölkerung begleiteten Ihre Majestäten 8
bis zur Rückkehr in die Stadt.
Nachmittags 5 Uhr fand bet Srz. Maieeist b. aifer
(-2..e sull, zu welchem die Spitzen der S.s die Mitglieder des Reichstags und des Bezirkstags und andere Notabeln geladen waren. Bei dem Diner brachten Se. Majestät der Kaiser folgenden Toast aus:
„Ich trinke auf das Wohl der Reichslande Elsaß⸗Lothringen, welche Mich schon zum zweiten Male und namentlich in ihrer Hauptstadt Straßburg auf eine so freundliche Art empfangen haben. Ihnen, Herr Ober⸗Präsident von Moeller, danke Ich um so herz licher, als Sie den Grund zu diesen Gesinnungen durch Ihre Ad⸗ ministration in einer Weise gelegt haben, daß Ich hoffen kann, daß dieselben auch in der Zukunft sich erhalten und bewähren. Die Reichslande Elsaß⸗Lothringen und ihre Hauptstadt Straßburg, sie leben hoch!“
Am Abend empfingen Se. Majestät der Kaiser eine Depu⸗ tation der Stadt Straßburg, welche Allerhöchstdemselben eine zur Erinnerung an den ersten Besuch Sr. Majestät, im Mai 1877, geprägte Medaille überreichte. Die Deputation bestand aus denselben Herren, die den Kaiser damals am Bahnhofe begrüßt hatten. Der Bürgermeister Back wies im Eingang seiner an den Kaiser gerichteten Ansprache auf die alte Sitte der Reichsstadt hin, zur Erinnerung an wichtige Ereignisse Denkmünzen prägen zu lassen, und bat den Kaiser, die gegen⸗ wärtige Medaille huldvoll entgegen zu nehmen. Se. Majestät der Kaiser waren sichtlich auf das Freudigste überrascht, dank⸗ ten in huldvoller Weise und wiederholten, daß es allerdings ein wichtiger Moment gewesen sei, der Ihn jenes erste Mal in die Hauptstadt des Elsasses geführt habe. Es seien allerdings schmerzliche Erinnerungen, die hier zu über⸗ winden seien, für die Stadt und für das Land, die von einem großen Ganzen losgelöst worden. Seinem Wunsche und Seinem Sinne entspreche es, wenn dieser Uebergang sich in mildester Art vollziehe, und wolle Er nur bemerken, daß die nunmehr kommende Regierung in demselben Sinne gehand⸗ habt werden würde. Dafür bürg; die Persönlichkeit des künf⸗ tigen Statthalters. Wenn derselbe auch nicht in der Verwal⸗ tung groß geworden sei, habe er sich doch in einer ähnlichen Stellung in Schleswig bereits bewährt. Zum Schluß be⸗ auftragten Se. Majestät den Bürgermeister, der Bevölkerung für den Ihm und der Kaiserin zu Theil gewordenen und außer⸗ ordentlich erfreuenden Empfang den Allerhöchsten Dank aus⸗ zusprechen.
u der von dem General von Fransecky in den Räumen des Offizierkasinos zu Ehren Ihrer Majestäten gegebenen Soirée waren das ganze Gefolge Sr. Majestät des Kaisers und die fremden Gäste, sowie die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden von Straßburg geladen. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin erschienen um 9 Uhr, der Kaiser, die Generalin von Fransech führend, die Kaiserin am Arme des N-veee- — ransecky. Ihre Majestäten verweilten bis gegen 2
Gestern, Sonntag, Vormittags 9 Uhr, machte Ihre Majestät die Kaiserin, am Arme Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden und in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden, einen Spaziergang durch die Stadt.
ein Diner pon Jce
“ 1“ “ 1“ Um 11 Uhr wohnten Ihre Majestäten dem Gottes⸗
dienste in der Thomaskirche bei. Se. Majestät der Kaiser begaben Sich in offenem Wagen zur Kirche. Der Gottesdienst wurde durch einen Gesang des Männer⸗Gesang⸗ vereins eingeleitet, welcher einen Psalm von Palestrina vor⸗ trug; die Liturgie und das Gebet verrichtete der Divisions⸗ farrer Scharff. Der vom Oberpfarrer Steinwerder gehaltenen Previgt war eine Stelle aus dem 6. Kapitel des Evangeliums Matthäi als Text zu Grunde gelegt.
Nach dem Gottesdienst ging der Festzug der Landleute des Kreises Erstein vor sich, der von allen für die Anwesen⸗ heit Ihrer Majestäten veranstalteten Festlichkeiten die er⸗ hebendste war. Die jugendliche Bevölkerung des Kreises Erstein hatte in einem sehr stattlichen Zuge am Weißthurm⸗ thore Aufstellung genommen. Der Zug wurde eröffnet durch berittene Musiker in altbäuerlicher Tracht, welchen 130 statt⸗ liche Reiter auf schönen Pferden folgten; an die Reiter schlossen sich 32 mit 4 und 6 Pferden bespannte Wagen, auf welchen etwa 450 Mädchen der Orte des Kreises in ihren Volkstrachten Platz genommen hatten. In dem Zuge befanden sich außerdem noch die Musikcorps von Erstein und Illkirch. Der Zug bewegte sich im Zickzack durch die Hauptstraßen der Stadt nach der Wohnung des Kaisers im Präfekturgebäude. Nach der Ankunft daselbst begaben sich der Kreisdirektor Böhm und eine aus dem Reichstagsabgeordneten Rack (Benfeld), 5 Bürger⸗ meistern und 8 Mädchen in der elsässer Volkstracht bestehende Deputation zu den Majestäten, um Allerhöchstdieselben Namens des Kreises zu begrüßen. Ihre Majestäten dankten huldvoll und richteten freundliche Worte an alle Mitglieder der Depu⸗ tation, namentlich wurden die der Deputation angehörigen Mädchen von Ihrer Majestät der Kaiserin durch Ansprachen beehrt. Nachdem hierauf Ihre Majestäten mit Sr. Kaiser⸗ lichen Hoheit dem Kronprinzen, Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden und den anderen Fürstlichen Personen Sich auf die Terrasse vor dem Präfekturgebäude begeben und vor der Balustrade Plaß genommen hatten, erfolgte das Passiren des Festzugs. Die Reiter zogen unter enthusiastischen Poch auf die Majestäten vorüber, die Mädchen winkten den
Najestäten ebenfalls unter Hochrufen mit den Taschentüchern ihre Willkommengrüße zu. Auch die massenhaft versammelten Zuschauer stimmten in die Hochrufe mit ein. Der Festzug begab sich dann nach dem „Tivoli“, wo ein gemeinsames Mahl der Theilnehmer stattfand. Als der Festzug bei der um 4 Uhr erfolgten Rückfahrt das Präfekturgebäude nochmals passirte, erschienen Se. Majestät der Kaiser abermals auf dem Balkon und wurden von den Festtheilnehmern und von der Bevölkerung mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt.
Nachdem der Festzug vorübergezogen war, besuchten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden und die fremdherrlichen Offiziere den Münster. Ihre Maje⸗ stäten wurden dort von dem Bischof Räß, an der Spitze des Domkapitels, mit einer Anrede empfangen und geleitet.
gu dem Diner, welches um 5 ½ Uhr bei Sr. Majestät dem Kaiser stattfand, waren 130 Einladungen ergangen.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin be⸗ sichtigte in Straßburg das große Bürger⸗Hospital und das städtische Waisenhaus, die Anstalten der barmherzigen Schmeern. der Diakonissinne, Bur das Mititär⸗Lazareth.
estern Abend, nach des Diner, reiste Ihre Majestät die Kalserin mit der Großherzogin von Baden nach Baden⸗ Baden zurück, woselbst Se. Majestät der Kaiser am 25. d. M. Abends erwartet wird. G
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl hat Sig heute Morgen zu den Truppenübungen nach Metz be⸗ geben. 8 8
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu⸗ sammen.
— Die Allerhöchste Ordre vom 12. April 1875 schreibt bei der Erledigung von Civildienststellen, welche den Militäranwärtern vorbehalten sind, eine einmalige Auf⸗ forderung zur Bewerbung vor und giebt, wenn sich binnen sechs Wochen nach erfolgter Veröffentlichung kein qualifizirter Militäranwärter gefunden hat, den Behörden in der Besetzung der erledigten Stelle freie Hand. Hiernach bedarf es einem Reskript des Ministers des Innern, vom 25. Juni d. J. zufolge, bei Wiederbesetzung einer erledigten Strafanstaltsaufseher⸗ Stelle auch in dem Falle keiner zweiten öffentlichen Auffor⸗ derung, wenn die Militäranwärter, welche sich auf Anlaß der ersten Aufforderung gemeldet haben, während der Probedienst⸗ leistung als nicht qualifizirt befunden werden oder vor ihrer definitiven Annahme freiwillig zurücktreten.
Zugleich hat der Minister, behufs Vermeidung einer miß⸗ bräuchlichen Ausdehnung der in Rede stehenden Befugniß der Behörden, bestimmt, daß vor Besetzung von Strafanstalts⸗ aufseher⸗Stellen mit nicht civilversorgungsberechtigten Personen jedesmal eine zweite öffentliche Aufforderung dann zu er⸗ lassen ist, wenn seit dem Erlaß der ersten Aufforderung mehr als sechs Monate verflossen sind und während dieser Zeit eine definitive Entscheidung über die Qualifikation und Annahme der sämmtlichen Militäranwärter, welche sich auf das erste der Stelle gemeldet haben, noch nicht getroffen worden ist.
— Zur Verwaltung des Zeughauses zu Berlin wird zum 1. Oktober d. J. eine besondere Behörde mit der Dienstbezeich⸗ nung „Zeughaus⸗Verwaltung“ eingesetzt werden. Die Verwaltung wird dem Kriegs⸗Ministerium unterstellt.
— Der General der Infanterie von Groß⸗ gen. von Schwarzhoff, kommandirender General des III. Armee⸗ Corps, ist von der Mitte vorigen Monats angetretenen Reise zur Ffsptsitung der Truppen des Corps wieder hier ein⸗ getroffen.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich badische Ministerial⸗Rath Lepique ist hier angekommen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 19. September. (Dr. J.) Die Großherzoglichen Herrschaften, welche bisher auf der Wartburg weilten, reisen in das südliche
rankreich, nach Biarritz. Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ erzogin hat mit der Prinzessin Elisabeth gestern die Reise ereits angetreten. Se. Königliche Hohet der Großherzog be⸗ giebt sich in der nächsten Woche nach Baden⸗Baden und von kort nach Frankreich. — Bei den bisher stattgehabten Wah⸗ len zum Landtage, die nicht an einem Tage, sondern
nach und nach stattfinden, sind bis jetzt die bisherigen Ab⸗ eordneten mit wenigen Ausnahmen wiedergewählt worden, o daß eine wesentlich andere Zusammensetzung des Landtags nicht zu erwarten sein dürfte. Elsaß⸗Lothringen. Metz, 22. September. (W. T. B.) Die Stadt ist für den Empfang Sr. Majestät des Kaisers bereits festlich geschmückt; Kilometer lang.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 20. September. Se.
Majestät der Kaiser ist heute früh aus Radmer in Steier⸗ mark hier eingetroffen.
— (W. T. B.) Der ungarische Minister⸗Präsident Tisza ist heute früh aus Ostende hier eingetroffen. Im Laufe des Tages ist auch der rumänische Minister der öffentlichen Arbeiten hier angekommen. — Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Konstan⸗ tinopel von heute: Die Pforte wendet der sich täglich ver⸗ Sachlage in Ostrumelien ernste Aufmerk⸗ amkeit zu, insbesondere wird in Regierungskreisen die Stel⸗ lung des dortigen neuen Milizkommandanten Strecker, weil die Miliz sich offen gegen denselben auflehnt, als unhaltbar betrachtet. Die Offiziere der ostrumelischen Miliz haben den russischen Oberst Keßjakoff, welcher von Geburt ein Bulgare ist, zum Kommandanten verlangt. — Am heutigen, spätestens morgenden Tage sollte wieder eine Sitzung der griechisch⸗ türkischen Konferenz stattfinden, es gilt für wahr⸗ scheinlich, daß die griechischen Delegirten 8 die Diskussion der im 13. Kongreßprotokoll vorgezeichneten allgemeinen Linie eingehen werden.
— 21. September. (W. T. B.) Die Ankunft des deutschen Reichskanzlers Fürsten von Bismarck erfolgte heute Abend kurz nach 9 ¾¼ Uhr. Der Perron des Bahnhofs war schon lange vorher von einem sehr distinguirten Publi⸗ kum dicht angefüllt; der deutsche Botschafter Prinz Reuß mit dem gesammten Botschaftspersonal und dem deutschen General⸗ Konsul Mallmann hatten sich sehr zeitig auf dem Bahnhofe eingefunden, eine Viertelstunde vor Ankunft des Zuges er⸗ schien auch Graf Andrassy und der Hauptmann von Stei⸗ ninger, welcher vom Kaiser zur Begrüßung des Fürsten von Bismarck am Bahnhof abgesendet war und demselben für die Dauer seines Aufenthaltes hier zur Dienstleistung zu⸗ getheilt ist. Als der Zug einfuhr, ertönten stürmische Hochs der versammelten Menge, die so lange fortdauerten, bis der Fürst mit seiner Gemahlin und seinem Sohne, dem Grafen Wilhelm, sowie mit der Fürstin Odescalchi und Gräfin von Alten, die sich in seiner Begleitung befanden, den Wagen verließ. Die Begrüßung des Fürsten von Bismarck mit dem Grafen Andrassy war eine überaus herzliche. Die Herrschaften verließen darauf den Bahn⸗ hof, die Frau Fürstin von Bismarck am Arme des Bot⸗ schafters Prinzen Reuß, der Fürst von Bismarck in sehr leb⸗ haftem Gespräch mit dem Grafen Andrassy und begaben sich in vier Hofwagen nach ihrem Absteigequartier im Hotel Im⸗ perial. Im ersten Wagen saßen die Frau Fürstin von Bis⸗ marck und der Botschafter Prinz Reuß, im zweiten der Fürst von Bismarck und Graf Andrassy. Von dem dichtge⸗ drängten Publikum, welches die Straße bis zur Mariahilfer Linie eingenommen und vor dem Hotel sich angesammelt hatte, wurden die Herrschaften sehr lebhaft begrüßt.
Salzburg, 20. September. Der deutsche Reichskanzler, Fürst von Bismarck, ist mit seiner Familie heute Abend 8 ½ Uhr hier angekommen und in dem Hotel de l'Europe abgestiegen.
Gastein, 20. September. Der deutsche Reichskanzler, Fürst von Bismarck, ist heute Nachmittag 1 ½ Uhr von hier abgereist. Derselbe wird in Salzburg im „Hotel de übernachten und sich morgen von dort nach Wien egeben.
Großbritannien und Irland. London, 19. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Die Gefangennahne Cetewayo's bestätigt sich. Das Kriegs⸗Ministerium erhielt von Sir Garnet Wolseley folgende Depesche, datirt Ulundi, 29. August: „Cetewayo wurde gestern im Herzen des Ngome⸗ waldes von einer Kavalleriepatrouille unter dem Kommando von Major Marter gefangen genommen. Usi Bubu hat sich unter⸗ worfen nnd ist in meinem Lager. Sämmtliche “ linge von Bedeutung haben sich nunmehr unterworfen.“
Eine Reutersche Depesche aus der Kapstadt, vom 2. d. M., übermittelt die nachstehenden Einzelheiten über die Gefangennahme des Zulukönigs: Nachdem Lord Gifford die Mittheilung erhalten, daß Cetewayo sich in einem im Nord⸗ westen des Ngomewaldes gelegenen Kraal aufhalte, mit einem Gefolge, das zu schwach sei, um einen Angriff zu machen, sandte er nach Major Richard Marter, der unverzüglich nach dem als Cetewayo's Versteck bezeichneten Orte aufbrach und den Kraal mit seinen Dragonern umzingelte. Der König und seine Begleiter ergaben sich hierauf widerstandslos und wurden nach Ulundi gebracht, wo sie am 31. d. an⸗ kamen. Während des Marsches machten elf Begleiter Cetewayo’'s einen Fluchtversuch. Derselbe gelang sechs von ihnen, die übrigen fünf aber wurden niedergeschossen. Der König wird nach Maritzburg und von da über Rorkes⸗ drift nach Greytown gebracht werden. Wo er schließlich in⸗ ternirt werden wird, ist noch nicht bekannt. — Oberst Villiers nahm eine Rekognoszirung in dem nördlichen Distrikt vor, aber er entdeckte keine Spur des Feindes. Er errichtete ein Fort am Weißen Flusse, einem Nebenfluß des Pongolo, und in Gemeinschaft mit Capitän M'Leod verhinderte er das Ent⸗ rinnen Cetewayo's nach dem Norden. — Meethlai, der Sohn Sivayo's, dessen Auslieferung in Sir Bartle Freres Ultimatum verlangt wurde, Umges, Tyami, des Königs Bruder, Usinwelu, Usiteon und Seketawayo haben sich unter⸗ worfen und zu gleicher Zeit eine Anzahl Kanonen Cetewayo's sowie das bei Isandula erbeutete britische Vieh aissehesert — In einer Versammlung der Zuluhäuptlinge kündigte Sir Garnet Wolseley an, daß das Zululand in drei Parallelen eingetheilt und unter die Kontrole europäischer Residenten ge⸗ stellt werden würde. Zu einem dieser Residenten würde John Dunn ernannt werden. — Der König von Amatonga hat den Engländern seine Loyalität betheuert. Unter den Pondos ist der Feled⸗ wieder hergestellt worden, aber die Basutos scheinen sich wieder empört zu haben. Sie griffen zwei Kom⸗ missariatwaggons unweit Thomas Schop an, tödteten die Wagenführer und beraubten die Waggons ihres Inhalts. Die Regierung hat 50 Ie hhbegs aus Queenstown requirirt, um 5 nach Mairosi's Bergfestung zu senden. — Man er⸗ warte
eine feindselige
Kundgebung der Boers im
die Via triumphalis ist über einen
dem Gesandtschaftsgebäude
distrikt Wakerstroom gegen die auf den 11. d. angesetzte
Kriminalprozedur wider einen einflußreichen Farmer, der be⸗
uldigt ist, den mit der Auferlegung der Steuern betrauten vaer thatlich beleidigt zu haben. — Oberst Harrison ist an Stelle des Obersten Lanyon zum Kommandanten in Trans⸗ haal ernannt worden. Die Eisenbahn zwischen Graff und geinett ist eröffnet worden. — Nachdem Mr. Salomon in der Raplegislatur die Einsetzung eines Sonderausschusses zur Prü⸗ ung der Eingeborenen⸗Petition gegen eine Entwaffnung be⸗ untragt, hat die Regierung erklärt, daß sie die Annahme dieses Antrags als ein Tadelsvotum betrachten würde. Schließlich wurde ein von Mr. de Wit gestelltes Amendement, welches hie ministerielle Politik billigt und Vertrauen zu der Regie⸗
ng ausdrückt, mit 38 gegen 17 Stimmen genehmigt.
Ueber die Katastrophe in Kabul liegt jetzt ein vom Indischen Amte veröffentlichter authentischer Bericht eines Augenzeugen vor, welcher selber dem Massacre mit genauer Noth entronnen ist. Es ist ein Soldat der dem briti⸗ schen Gesandten Major Sir Louis Cavagnari beigegebenen ndischen Eskorte, Namens Taimur. Dem in Lundi⸗Kotal ommandirenden englischen General Doran erzählte er Fol⸗ gendes:
Am 3. September, gegen 8 Uhr Morgens, zogen die in Bala⸗ u (der Citadelle von Kabul) stationirten Turkestaner Ordal⸗
Regimenter auf, um Sold entgegenzunehmen. Gencral Daoud Schah
lte ihnen den Sold für einen Monat, sie beanspruchten zwei UUaste und als ihrem Verlangen nicht gewillfahrt wurde, brach ine Meuterei unter ihnen aus. Sie befanden sich in gder Nähe des britischen Gesandtschaftsgebäudes, und ein anderes Regiment hatte sich ihnen angeschlossen. Ein Soldat schrie: „Laßt uns den Gesandten tödten, dann den Emir.“ Sie stürzten in den Hofraum des Gesandtschaftsgebäudes und steinigten einige Domestiken. Die Guiden (von der Escorte) fingen ohne Befehl der im Hause befindlichen britischen Offiziere an, Feuer u geben. Die Meuterer holten ihre Waffen und kehrten in iner Viertelstunde zurück, während welcher Zeit die britischen Offiziere hätten entfliehen können. Nach ihrer Rückkehr belagerten die Meuterer das Gesandtschaftsgebäude und machten von einer be⸗ berrschenden Stellung aus das Dach unhaltbar. Die Vertheidiger ftellten auf dem Lehmdache eine Art von Schutzwehr her und feuer⸗ ten aus den Fenstern. Die städlische Bevölkerung schloß sich den Meuterern gegen 10 Uhr Vormittags an. Gegen 1 Uhr Mittags wurde Major Cavagnari, der sich in dem Schutzgraben befand, von einem Prellschusse an der Stirne Scboen aber nur leicht verwundet. Mr. Jenkyns (Sekretär der Gesandtschaft) kam herauf und sandte nach Munshi, um an den Emir zu schreiben, aber da Munshi sich fürchtete, schrieb Taimur den Brief, des Inhalts, daß die Gesandtschaft angegriffen worden und Hülfe nöthig sei. Das Schreiben wurde durch Gholam Nubbi Kabuli, einen alten Guidensoldaten, abgesandt. Es kam keine Ant⸗ wort. Gholam Nubbi sagte später Taimur, der Emir hätte auf den Brief geschrieben: „Wenn Gott will, ich treffe eben Anstalten.“ Major Cavagnari wurde in das Gebäude hineingeführt und von Dr. Kelley verbunden. Sekretär Jenkyns sandte dann einen zweiten Brief an den Emir, worin es hieß, daß Major Cavagnari verwundet worden sei, und schleuniger Beistand gefordert wurde. Er ward durch einen Hindu abgesandt, der sofort in Stücke gehauen wurde. Gegen 3 Uhr Nachmittags sandte Lieutenant Hamilton (der Befehlshaber der Escorte) Taimur mit einem Briefe an die Meuterer ab, worin ihnen die Auszahlung eines sechsmonatlichen Soldes versprochen wurde. Um diese Zeit waren die Meuterer auf das Dach des Ge⸗ sandtschaftsgebäudes gelangt. Taimur begab sich bewaffnet in das Gewühl der Volksmenge, die ihn entwaffnete, aber sein Leben wurde von einem Offizier gerettet. Taimur theilte den Aufständischen mit, er sei der Träger eines Versprechens, ihnen den Sold für sechs Monate zu zahlen. Man warf ihn von dem Gesandtschafts⸗ gebäude herab, und er fiel auf das Dach eines niedrigeren Hauses. Er verlor die Besinnung und wurde aller seiner Habseligkeiten beraubt. Als er wieder zum Bewußtsein ge⸗ langte, wurde er dem General Karim Khan, Commandeur der meuterischen Brigade, vorgeführt. Karim Khan saß auf einem Bette, umgeben von 50 oder 60 Mann. Als Taimur ihm sagte, er würde Sold für sechs Monate empfangen, erwiderte er, er wäre hülflos. Er ordnete die Einsperrung Taimurs an. Taimur sagt, er besitze keine Kenntniß von den Vorfällen nach seinem Verlassen des Ge⸗ sandtschaftsgebäudes, welches zur Zeit eben in Brand gesteckt wurde. Ein verwundeter Hawildar des Emirs ward nach dem Hause ge⸗ bracht, in welchem Taimur gefangen gehalten wurde, und als Entgelt für das Herausziehen einer Kugel ließ der Afghane ihn bei Tages⸗ anbruch am nächsten Morgen entwischen. Er begab sich hierauf nach und sah zuerst die Leiche Ha⸗ miltons auf einer Bergkanone, die gegen das Gebäude ins Spiel ebracht worden war, hingestreckt liegen. Die Truppen erzählten, amilton hätte drei Gegner mit seinem Pistol und zwei mit dem Säbel getödtet, ehe er erschossen wurde. Die Leiche war entkleidet und zerstückelt, aber nicht entehrt. Nicht weit davon lag die Leiche Jen⸗ kyns in ähnlicher Verfassung. Taimur ging nicht in das Gebäude hinein, aber es wurde ihm gesagt, daß Dr. Kelly's Leiche drinnen läge und daß Major Cavagnari sich in dem Zimmer unter den Verwun⸗ deten befände, als das Gebäude in Brand gerieth und über ihm ein⸗ stürzte. Seine Leiche war noch nicht aufgefunden worden, als Taimur Kabul verließ, aber die drei anderen Offiziere waren in einem etwa 100 Ellen von dem Gesandtschaftsgebäude entfernten Garten beerdigt worden. Taimur glaubt, daß kein anderer Vertheidiger der Gesandtschaft sein Leben gerettet habe. Gholam Nubbi, dem Major Cavagnari den Brief gab, ist am Leben und in Kabul; er besitzt noch den Brief mit der darauf niedergeschriebenen Antwort des Emirs. Der vom Emir abgesandte General Daoud Schah that sein Bestes, um
der Meuterei Einhalt zu thun, aber er wurde vom Pferde gerissen, ge⸗
steinigt und durch einen Bajonnetstich verwundet. (Den neuesten Berichten aus Lahore zufolge ist er seinen Wunden erlegen.) Wäͤh⸗ rend des Angriffs erschienen auch Sirdar Pascha und Mustafa Habi⸗ bulla und versuchten den Rubestörungen eine Ende zu setzen, aber sie wurden mit Schüssen empfangen und gezwungen, sich zurückziehen. — 20. September. (W. T. B.) Nach einem hier ein⸗ gegangenen officiellen Telegramm werden durch einen vom 16. d. M. datirten Brief des Emirs von Afghanistan die Nachrichten über den Aufstand in Herat bestätigt, ferner angezeigt, daß Ayoub Khan den Posten eines Gou⸗ verneurs von Herat niedergelegt habe, und auch die Nach⸗ richten über in Turkestan ausgebrochene Unruhen be⸗ stätigt. Der Emir hoffe indeß, die Gewalt bald wieder zu gewinnen, und werde Alles aufbieten, um die Freundschaft mit England aufrecht zu erhalten. 1 — 21. September. (W. T. B.) Aus Simla, von heute, wird gemeldet: die Afridis und andere in der Nähe des Khyber⸗Passes ansässige Stämme hätten sich für die Sicherheit der zu ihren Gebielen gehörigen Theile der traße nach Kabul verbürgt, und die Shinwaris hätten aus freien Stücken Proviantvorräthe angeboten. “ — 22. September. (W. T. B.) Dem ‚Standard“ wird aus Alikheil, vom 21. d. M., gemeldet, daß eine Ge⸗ andtschaft des Emirs dort eingetroffen ist, welche Ver⸗ icherungen der Freundschaft und Treue überbracht hat. — ach einer Meldung der „Daily News“, vom 21. d. M., wurde das englische Lager bei Shutargardan in der Uüacht vom 19. d. angegriffen. Die Verluste waren unerheb⸗ ich. — Der „Times“ wird aus Rangoon, vom 21. d., ge⸗ meldet, daß der britische Resident in Mandalay Be⸗
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fehl erhalten habe, mit seinem Personal sobald als möglich abzureisen. — Demselben Blatte zufol ze verbleibt Cetewayo bis auf Weiteres als Staatsgefangener in der Kapstadt.
Frankreich. Paris, 22. September. (W. T. B.) Bei einem gestern, anläßlich der Enthüllung der Statue des Obersten Denfer, in Montbeliard stattgehabten Banket hielt der Minister des Innern eine Rede, in welcher er erklärte: alle Minister seien einig über die Frage der Rechte des Staates bezüglich des öffentlichen Unterrichts. Die Regierung werde keinerlei Schwäche zeigen und hoffe, daß der Senat das Ferry'sche Unterrichtsgesetz ebenso votiren werde, wie es die Deputirtenkammer gethan.
Spanien. Madrid, 20. September. (W. T. B.) In Catalonien ist eine aus 28 Personen bestehende republi⸗ kanische Bande aufgetreten. Die Behörden haben eine energische Verfolgung derselben eingeleitet, acht Betheiligte sind bereits verhaftet. Verschiedene Papiere, durch welche eine große Anzahl anderer Personen kompromittirt wird, sind in
ie Hände der Regierung gelangt.
Türkei. Konstantinopel, 20. September. (W. T. B.) Frankreich und England haben bei dem Sultan Schritte ge⸗ than, dahin gehend, daß der Sultan von der Forderung einer Reise des Khedive nach Konstantinopel abstehen solle, so lange die neue Organisation in Egypten die Anwesen⸗ heit des Khedive daselbst erheische.
— Ueber das bereits gemeldete Attentat gegen den Sultan ist Seitens der Regierung folgende amtliche Mit⸗ theilung Pe Ein Individuum, Namens Konstantin Karajanopulo, von Geburt Grieche und unter rumänischem Schutze stehend, versuchte in den Palast von Yildiz⸗Kiosk ein⸗ zudringen, als der Sultan gerade im Begriffe stand, sich des Beiramfestes wegen nach der Moschee zu begeben. Die Garden suchten das Eindringen des Mannes zu verhindern, derselbe setzte sich aber zur Wehre und verwundete mit einem Dolche zwei Soldaten und einen Offizier. Hiernach wurde er aber selbst verwundet und verhaftet, und ist in Folge der erlittenen Verletzungen in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag gestorben. Die vorher mit ihm angestellte Untersuchung ergab, daß er wahnsinnig war.
Serbien. Belgrad, 20. September. (W. T. B.) Die Ergänzungswahlen zur Skuptschtina sind auf den 22. Oktober d. J. anberaumt. Der russische Bauunternehmer Baranoff ist in Begleitung mehrerer Bankiers hier eingetroffen, um Verhandlungen über den Erwerb der serbischen Bahnen einzuleiten.
Amerika. San Francisco, 20. September. (W. T. B.) Der frühere Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, General Grant, ist hier eingetroffen und von der Bevölkerung enthusiastisch bewillkommnet worden.
Afrika. Egypten. Kairo, 21. September. (W. T. B.) Die in Aussicht genommene Neubildung des egyptischen Kabinets ist nunmehr erfolgt. in demselben hat Riaz Pascha das Präsidium und die Ministerien des Innern und der Finanzen, Fakri Pascha das Justiz⸗Ministerium und Alimonbarek Pascha das Ministerium der öffentlichen Arbeiten erhalten. Die übrigen Mitglieder des bisherigen Kabinets sind auf ihren Posten verblieben.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Genf, 19. September. (Bund.) Bei der internatio⸗ nalen geodätischen Konferenz sind vertreten: Spanien durch General Ibasiez, Bayern durch Professor von Bauernfeind, Belgien durch Oberst⸗Lieutenant Adan, Preußen durch die Pro⸗ fessoren Peters und Rümker, Sachsen durch Professor Bruhns, Föhälang durch General von Forsch, Frankreich durch die Institutsmitglieder Faye, YPvon⸗Villarceau und St. Claire⸗ Deville, Desterreich durch Professor von Oppolzer, Italien durch General Mayo, Professor Respighi, Oberst Ferrero und Major Maggia und die Schweiz durch die Professoren Plantamour und Hirsch. Am 17. d. gab der Staatsrath zu Ehren der Gesellschaft im „Hotel National“ ein Diner. Die Arbeiten der Konferenz werden
mehrere Tage in Anspruch nehmen. Land⸗ und Forstwirthschaft. G
Zu den früher mitgetheilten Anmeldungen zur Beschickung der Molkerei⸗Ansstellung in London sind noch 15 hinzugekommen, so daß sich das Gesammtresultat wie folgt gestaltet: Frische Butter 43, Dauerbutter 71, Käse 24, Summa 138. In den letzten Tagen sind noch Anmeldungen erfolgt, die nicht mehr berücksichtigt werden konnten, da eine Verlängerung des Anmeldetermins von dem Comité in London abgeschlagen worden ist. 1
Langensalza, 19. September. (Madbg. Ztg.) Die Ernte unserer Halmfrüchte ist bis auf geringe Mengen Späthafers bei der günstigsten Witterung eingeheimst worden und kann als eine gute Mittelernte betrachtet werden. Auch die Kartoffelernte kann eine befriedigende genannt werden, obwohl sie der vorjährigen an Menge nicht gleichkommt, da die Kartoffeln klein, auch an manchen Stellen von der Krankheit befallen sind. Der Begehr danach 1 sehr groß. Seit mehreren Wochen halten sich niederländische Aufkäufer hier auf, und viele Kartoffeln werden gleich vom selde nach der Eisenbahn ge⸗ schafft. In Folge der bedeutenden Versendungen nach den Nieder⸗ landen, den Rheinlanden und Westfalen ist der Preis des Centners
Kartoffeln, der im vergangenen Jahre 2 — 2 ½ ℳ betrug, bereits auf
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3 ½ ℳ gestiegen. Gewerbe und Handel.
Aus dem Geschäftsbericht der Consolidirten Reden⸗
ütte entnimmt der „Berl. Act.“, daß nach Abschreibung von 2 329 ℳ bei einem Aktienkapital von 600 000 ℳ eine Dividende von 4 % zur Vertheilung gelangt. Aus den Erzfeldern bei Katto⸗ witz wurden 929 032 Ctr. Eisenerze gefördert. Ferner wurden in nüßen Erzfeldern 103 880 Ctr Dolomit gewonnen. Die Hochöfen produzirten 365 865 Ctr. Roheisen. Der Gesammtgewinn stellte sich nach Deckung der Generalunkosten auf 184 604 ℳ Davon waren Obligations⸗ und Hypothekenzinsen mit 87 000 ℳ zu zahlen, so daß ein Reingewinn von 97 604 ℳ verbleibt. 1 Leipzig, 20. September. (Leipz. Ztg.) Bei Gelegenheit eines Gutachtens, welches die hiesige Handelskammer über das von Lausitzer Tuchfabrikanten an den Leipziger Rath gerichtete Gesuch um Ver⸗ legung des Anfangs der Neujahrmesse auf den ersten Montag nach Neujahr abzugeben hatte, war von Hrn. Heydenreich auch die Abkür⸗ zung der beiden Hauptmessen (auf 3 Wochen) und von Hrn. Moritz Lorenz das Ein⸗ und Ausläuten derselben zur Sprache gebracht wor⸗ den. Die Handelskammer, welche in ihrer gestrigen Sitzung auch über die Meßfrage zu berathen hatte, hat es indeß in allen diesen Punkten bei dem Bestehenden bewenden lassen. Sie hält es für bedenklich, für den Beginn der Neujahrmesse statt eines, sestbestimmten Tages einen wandelbaren einzuführen, weil kein dringendes Bedürfniß hierzu vorliege; sie hält an der bereits im Jahre 1876 ausgesprochenen Ansicht fest, daß die Abkürzung der Hauptmessen nicht nur den Grundbesitz durch Reduzirung der Miethen entwerthen, sondern auch den Kleinhandel benachtheiligen würde, die Stadt also keinen aus⸗ reichenden Grund habe, die freie Bewegung einengen zu wollen; sie
hält endlich das Ein⸗ und Ausläuten der Messen nicht für wichtig genug um an der alten Sitte zu rütteln.
ürnberg, 20. September. (Hopfenmarktbericht von Leopold 8
Held, Hopfen⸗Kommissionsgeschäft.) während der letzten Tage am hiesigen Platze eine angenehme Stim⸗ mung vorherrschend. Bezahlt wurde für Prima⸗Marktwaare 175— 185 ℳ, für Mittelsorten 150 — 160 ℳ, für Hallertauer 175 — 210 ℳ,
Im Hopfengeschäft war
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für Württemberger 185 — 225 ℳ, Altmärker 105 — 130 ℳ, Posener 185 — 205 ℳ, Oberösterreicher 170 — 185 ℳ Die Umsätze betrugen nahezu
500 Säcke aller Sorten, wovon ca. 280 Ballen Markthopfen waren,
welche größtentheils von Exporteuren übernommen wurden. Obwohl die Course der meisten auswärtigen Plätze ziemlich weit über den hiesigen stehen, so fanden gestern und heute doch ziemliche Abladungen statt und gaben Eigner nur deshalb willig ab, weil sie fürchteten, die Waare könnte sich, weil noch nicht trocken, erwärmen und
Schaden leiden. Dem heutigen Markt waren ca. 250 Ballen zugeführt,
wovon trockene Waare mit 170 — 180 ℳ, feuchte und etwas geringere zu 150 — 160 ℳ genommen wurden. Feine Sorten, wie Württem⸗-
berger, Badische und Prima⸗Hallertauer, sind schwach vertreten; man bezahlte für letztere von 195 — 220 ℳ — Der Markt schließt in an⸗
genehmer Stimmung bei fester Tendenz und einem Umsatz von
1 Sücer; 1d, 18. September. (Goth F A aalfeld, 18. September. (Goth. Ztg.) In Folge des Aus⸗ schwunges, den das Hochofen⸗ und das Beistmer? e dsgeren . werk der Maximilianshütte in Unterwellenborn genommen hat, wird nun auch ein Eisenwalzwerk errichtet. 8
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Orientalische Telegraphengesellschaft in London hat die Nachricht erhalten, daß die Legung des neuen südafrikanischen Kabels zwischen Mozambique und Delagoabai vollendet worden, wodurch die telegraphische Verbindung zwischen Natal und Mozambique hergestellt ist. Am 20. d. M. hoffte man die Legung des Kabels von Mozambique nach Zanzibar zu vollenden, wodurch Südafrika in direkte telegraphische Verbindung mit Zanzibar gebracht sein wird.
Triest, 22. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Jupiter“ ist heute Morgen mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
New⸗York, 20. September. (W. T. B.)
Der Dam r des Norddeutschen Lloyd „Rhein“ 8 88
ist hier angekommen.
1“ Berlin, den 22. September 1879.
In der Zeit vom 15. Mai bis zum 15. September 1881 findet in Moskau die fünfzehnte Russische Ausstel⸗ lung statt, welche für Erzeugnisse aller Arten gewerb⸗ licher und künstlerischer Thätigkeit bestimmt ist.
Von gewerblichen Erzeugnissen dürfen nur die innerhalb der Grenzen des russischen Reiches, Finnland mit einge⸗. schlossen, angefertigten ausgestellt werden. Dagegen werden alle diejenigen Kunstwerke zugelassen, welche von russischen Künstlern im Laufe der letzten fünfundzwanzig Jahre ge⸗ schaffen worden sind, ohne Rücksicht darauf ob dies in Ruß⸗ land oder im Auslande geschehen ist.
Nachdem am 30. d. M., Abends 6 Uhr, die Berliner Gewerbe⸗Ausstellung für das Publikum sich geschlossen habe. wird, findet der feierliche Schlußakt am 1. Oktober, Vormittags 11 Uhr, in der Vorderhalle statt. Zu demselben haben die Aus⸗ steller und ihre Vertreter, sowie alle Besitzer von Dauerkarten Zu⸗ tritt; außerdem erhält jeder Aussteller eine Freikarte zur Benutzung. Das Comité hat die Absicht, im Laufe des Oktober eine Ausstellung der Lotteriegewinne zu veranstalten aufgegeben, weil es zu der Ueber⸗ zeugung gelangt ist, daß dieselbe einen gefälligen Eindruck zu machen nicht geeignet sein würde. Gegenstände der verschiedensten Art, die nicht harmonisch zu vereinigen, sind angekauft worden; andererseits sind einzelne Sachen in vielen Exemplaren gekauft, welche, auch wenn sie nach Möglichkeit getrennt würden, doch einen ermüdenden Eindruck machen müßten. Jedenfalls würde die Ausstellung der Gewinne un⸗ günstig abstechen gegen das symetrische und interessante Bild, welches jetzt die Vorderhalle bietet. Man zieht es daher vor, dieses in der Erinnerung des Publikums zu erhalten. Somit wird unwiderruflich sit das Publikum am 30. d. M. der Schlußakt der Ausstellung
attfinden.
Baden⸗Baden, 20. September. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen zweiten Hauptsitzung der Naturforscherversammlung wurden von Ecker (Freiburg) über „Oken“, von Goltz (Straßburg) über „das Herz“ Vorträge gehalten. Als Versammlungsort für das nächste Jahr wurde Danzig gewählt. Heute Abend findet ein großer Festball statt. Die nächste Hauptsitzung ist auf kommenden Mittwoch
festgesetzt.
Perpignan, 21. September. (W. T. B.) Heute fand hier die feierliche Enthüllung der Statue Frangois Arago's statt. Der Unterrichts⸗Minister Ferry und der Astronom Proust feierten denselben in ihren Reden als Politiker und Vertheidiger des allgemeinen Stimmrechts.
Am Sonnabend ging im Königlichen Schauspielhause die erste Neuheit der begonnenen Theatersaison in Scene: Rolf Berndt, Schauspiel in 5 Akten von G. zu Putllitz. Dieselbe fand bei der zahlreich versammelten Hörerschaft eine sehr wohlwollende und warme Aufnahme. Dieser günstige Erfolg ist als ein im Ganzen wohl verdienter zu be⸗ zeichnen, wenn auch vom Standpunkte der dramatischen Kritik verschiedentliche Ausstellungen gemacht werden können. Zunächst ist es die mehr novellistische wie dramatische Anlage und Behandlung des Stoffes, welche sich zum Oefteren bemerklich macht, dann die, man möchte sagen, naive Art, wie eine Reihe von Unwahrscheinlich⸗ keiten auf die Scene geführt und in den Aufbau des Stückes ein⸗ gefügt werden, über welche in der Erzählung der flüchtige Blick des Lesers unbemerkt binwegeilt, welche aber in der Unmittelbar⸗ keit der dramatischen Verkörperung auffallend in die Augen springen. Ein bemerkenswerther Vorzug des Stückes ist die geschickte bühnenkundige Anlage und Verbindung der Scenen, welche, obwohl der Zuhörer schon nach dem zweiten Akte den Verfolg der Handlung vollständig überblickt und der Inhalt für weitere drei Akte kaum ausreichend erscheint, den Faden der Handlung so geschickt fort⸗ spinnen, daß die Spannung bis zum Schlusse andauert. Weiter zeichnet sich das Stück vortheilhaft durch einen sorgfältig gearbeiteten, gewählten Dialog aus, welcher sich in einzelnen Scenen, besonders im zweiten Akte, der überhaupt der gelungenste des ganzen Stückes ist, zu bedeutender dichterischer Wirkung steizert. Eine überaus wirksame Unterstützung für die Verkörperung seines Dramas fand der Dichter in der vorzüglichen Darstellung desselben durch die mit⸗ wirkenden Künstler des Königlichen Theaters. Die Titelrolle kam durch die sehr gelungene Repräsentation derselben durch Hrn. Bern⸗ dal zu voller Geltung. Neben ihm sind in den umfangreicheren Partien mit Auszeichnung zu nennen: die Damen Fr. Frieb⸗ Blumauer, Frl. Meyer, Frl. Abich und Frl. Keßler, sowie die Herren Liedtcke, Kahle und Klein. Auch die kleineren Rollen wurden in einer das treffliche Zusammenspiel fördernden Weise dargestellt. Nicht unerwähnt werden darf die vom Hrn. Direktor Deetz veran⸗ staltete reiche und geschmackvolle Inscenirung des Stückes. Neben den Darstellern der Hauptrollen, welche nach jedem Aktschlusse mit wiederholten Beifallsbezeugungen ausgezeichnet wurden, wurde nach dem dritten Akte auch der Dichter hervorgerufen, für welchen, da er nicht anwesend war, Hr. Liedtke dem Publikum den Dank aussprach.
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