1879 / 246 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Oct 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der eförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen elleislängen sind die meisten Verunglückungen auf der Nassauischen Staatsbahn, der Elsaß⸗Lothringischen und der Westfälischen Eisenbahn vorgekommen.

B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Länge (bei zusammen 10 441 km Betriebslänge, 13 743 km Geleislänge und 221 257 964 geförderten Achskilometern) 47 Fälle, darunter die größte zahl auf die Köln⸗Minde⸗

11), die Rheinische (8), und die Hessische Ludwigs⸗ 7

Verhältnißmäßig fanden jedoch die meisten Verun⸗ lückungen auf der Ostpreußischen Südbahn, der Hessischen 11“ und der Werrabahn statt.

3 C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Länge (bei zusammen 1063 km Betriebslänge, 1136 km Geleislänge und 7 787 311 geförderten Achskilometern) 1 Fall, und zwar auf der Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn.

Von den im Ganzen beförderten 17 014 038 Personen wurden 6 Passagiere verletzt, 1 auf der Berlin⸗Hamburger und 5 auf der Elsaß⸗Lothringischen Eisenbahn.

Von den im Betriebsdienste thätig gewesenen Beamten vee- von je 11 841 Einer getödtet und von je 3428 Einer verletzt.

Ein Vergleich mit demselben Monate des Vorjahres er⸗ giebt, unter Berücksichtigung der in beiden Zeitabschnitten geförderten Achskilometern und der im Betriebe gewesenen Ge⸗ leislängen, daß im Durchschnitt im Monat August d. Is. bei 17 Verwaltungen mehr und bei 19 Verwaltungen weniger und in Summa ca. 12,3 Proz. weniger Verun⸗ glückungen vorgekommen sind als in demselben Monate des Vorjahres.

In den deutschen Münzstätten sind in der Woche vom 5. bis 11. Oktober 1879 an Goldmünzen geprägt worden: 445 580 Kronen, und zwar auf Privat⸗ rechnung. Vorher waren geprägt: 1 267 644 340 Doppelkronen, 420 210 330 %ℳ Kronen, 27 969 925 Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 396 076 190 Summa 1 715 974 615 (nach Abzug der wieder eingezogenen

165 680 Doppelkronen, 129 100 Kronen und 780 Halbe Kronen).

8 S. M. Kanonenboot „Comet“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapt. Lt. Freiherr von Senden⸗Bibran, ist am 17. d. Mts. in Plymouth eingetroffen. ü

annover, 19. Oktober. Der dreizehnte hanno⸗

verische Provinzial⸗Landtag ist heute Mittag 2 Uhr durch den Königlichen. Kommissarius, Ober⸗Präsidenten von Leipziger, mit folgender Rede eröffnet worden:

1 Hochgeehrte Herren!

Namens der Königlichen Staatsregierung heiße ich Sie bei Ihrem Zusammentritt zum 13. Provinzial⸗Landtage willkommen.

Das auf dem letzten Landtage berathene Gesetz über die Rad⸗

elgenbeschläge der Fuhrwerke ist verkündet und am 1. April d. Js. in Kraft getreten. Das von Ihnen beschlossene Reglement zur Ausführung des §. 13 des Gesetzes vom 13. März 1878, betreffend die Unterbrin⸗ ung verwahrloster Kinder, ist von der Staatsregierung mit der Maßnahme genehmigt, daß die Einziehung der Unterhaltungskosten aus dem Vermögen der Zöglinge oder der zu ihrer Alimentation 8 Verpflichteten nicht im Verwaltungswege zu erfol⸗ gen hat.

Ihre Vorschläge bezüglich der Normalstädte für die Revision der Gebäudesteuer⸗Veranlagung sind berücksichtigt; nur mußte für den Kreis Leer an Stelle des Fleckens Weener mit Rücksicht auf

ie entgegenstehende Bestimmung des Gesetzes die Stadt Esens als Normalstadt bestimmt werden; auch ist Ihrer Anheimgabe gemäß von Aufstellung besonderer provinzieller Einschätzungsmerkmale ab⸗ gesehen worden. 1 Außer den regelmäßig wiederkehrenden Wahlen und einigen Landstraßen⸗Angelegenheiten werden nur folgende Vorlagen der Königlichen Staatéregierung Ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen. Ein Gesetzentwurf über Abänderung der preußisch⸗oldenbur⸗ ischen Landesgrenze an der kleinen Hase bei Quakenbrück, der Be⸗ schluß der Ritterschaft des Herzogthums Bremen, betreffend eine Aenderung der revidirten Statuten vom 11. Dezember 1863, Kreis⸗ statute für die Kreise Einbeck und Aurich werden Ihnen zur Aeuße⸗ ng vorgelegt werden. Die Uebersichten über die Verwaltung des Allgemeinen Kloster⸗ fonds aus den Rechnungsjahren 1877 und 1878 werden Ihnen zu⸗ gehen und Sie werden daraus ersehen, daß Ihren auf dem letzten Lanches in dieser Beziehung geäußerten Wünschen entsprochen wor⸗ . Der Schwerpunkt Ihrer Verhandlungen beruht in den Vor⸗ agen über die provinzialständische Verwaltung, aus welchen Sie die Ueberzeugung gewinnen werden, daß Ihre Organe auf allen Gebieten ihrer Zuständigkeit eine ersprießliche Thätigkeit zum Segen der Pro⸗ inz entwickelt haben. Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Fen 9 erkläre ich den 13. hannoverischen Provinzial⸗Landtag für eröffnet.

Nach dem Schlusse dieser Ansprache brachte der Land⸗ agsmarschall Graf zu Münster auf Derneburg ein dreimali⸗ ges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die versammelten Mitglieder lebhaft einstimmten.

Bayern. München, 17. Oktober. (Allg. Ztg.) In der

am nächsten Mittwoch stattfindenden Sitzung der Abgeord⸗ netenkammer kommt ein Antrag des Abg. Dr. Daller zur Berathung, dahingehend, daß noch dem gegenwärtig ver⸗ sammelten Landtage Gesetzentwürfe;, die Einführung einer Wein⸗ und Branntwein⸗Konsumsteuer betreffend, vorgelegt werden möchten. Sachsen. Dresden, 18. Oktober. Das „Dresdner Journal“ publizirt eine Bekanntmachung des Gesammt⸗ Ministeriums vom 15. d. M., durch welche die Stände zu einem ordentlichen Landtage auf den 3. November einbe⸗ rufen werden.

Se. Majestät der König hat den Präsidenten des Reichs⸗ v Dr. Simson und den Ober⸗Reichsanwalt Frhrn. von

eckendorff im hiesigen Königlichen Schlosse in Audienz empfangen.

Hamburg, 18. Oktober. Nachdem die Verfassung der freien und Hansestadt Hamburg vom 28. September 1860 von Senat und Bürgerschaft einer Revision unterzogen worden ist, wird die revidirte Verfassung nunmehr unter dem Datum des 13. Oktober mit dem Bemerken publizirt, daß dieselbe in Gemäßheit des transitorischen Gesetzes von demselben Tage zu §§. 28 bis 30 der Verfassung vom 28. September 1860 und zu §§. 63 und 70 der Geschästsordnung der Bürgerschaft vom 12. August 1859/6. 1 spätestens mit Ablaufß der ersten Woche des Monat März 1880 in Kraft tritt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. Oktober. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet, daß sich der Minister des Auswär⸗ tigen, Baron Haymerle, heute zu einer persönlichen Be⸗ grüßung der ungarischen Minister nach Pest begiebt. 8

Im Wehrgesetz von 1868 ist bekanntlich eine Bestim⸗ mung enthalten, welche die Einführung einer Militärtaxe in Aussicht nimmt, die von den an der Ausübung der Militär⸗ pflicht persönlich nicht theilnehmenden Männern in dem Alter von 19 bis 30 b getragen werden soll. In der österreichischen Thronrede wird nun die Vorlage⸗ eines Gesetzes über die Einführung der Militärtaxe angekündigt. Dieses Gesetz wird nach einer dem „Wiener Tagblatt“ zukommenden Mittheilung folgende wesentliche Bestimmungen enthalten: Die Militärtaxe soll in Form einer Kopfsteuer zur Anwendung ge⸗ bracht werden, welche von allen jenen militärpflichtigen Per⸗ sonen erhoben werden soll, die in Folge körperlicher Gebrechen oder wegen Familienverhältnissen von der Militärpflicht gänz⸗ lich befreit sind. Die zu besteuernden Personen sollen die Militärtaxe für die Dauer der ganzen Militärdienstzeit, also für zwölf Jahre, entrichten und behufs Bemessung der Taxe in Kategorien getheilt werden. Die Minimaltaxe, welche für gänz⸗ lich Unbemittelte in Anwendung kommen soll, ist auf 1 Gulden per Jahr normirt und würde, im Falle der Zahlungsunfähigkeit von der Heimathsgemeinde des Betreffenden aufzubringen sein; der nächst höhere Satz soll drei Gulden per Kopf und Jahr be⸗ tragen. Der Maximalsatz ist auf hundert Gulden jährlich fixirt. Man rechnet in fachmännischen Kreisen, daß der Er⸗ trag der Militärtaxe bereits im ersten Jahre die Höhe von 400 000 Gulden erreichen werde, und daß diese Summe, von Jahr zu Jahr feegeb; nach Ablauf von zwölf Jahren die Höhe von fünf Millionen erreichen werde, da dann zwölf Jahrgänge Steuerpflichtiger an derselben partizipiren würden.

Heber die zur Erzielung von Ersparungen im Heeresbudget veranlaßten Beurlaubungen in der Armee schreibt die „Wehrzeitung“:

„Laut Erlaß des K. K. Reichs⸗Kriegs⸗Ministeriums vom 13. d. haben Se. Kaiserliche und Königliche apostolische Majestät mit Allerhöchster Entschließung vom 3. Oktober 1879 zur Erzielung von Ersparnissen im Heereshaushalte Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß bei allen Linien⸗Infanterie⸗Regimentern und Feldjäger⸗Ba⸗ taillonen des Inlandes (innerhalb des österreichisch⸗ungarischen Zoll⸗ gebietes) sofort per Compagnie zehn Mann und mit Ende November dieses Jahres weitere fünf Mann per Compagnie über den Winter in ihre Heimath zu beurlauben sind. Die auf Urlaub zu setzende Mannschaft darf jedoch nur der niedersten Soldatenklasse entnommen werden. Mit Ende März 1880 sind jedoch die Mannschaften wieder einzu⸗ berufen, die Beurlaubung erfolgt als „dauernd Beurlaubte“ gemäß g 152, 2 der Instruktion zur Ausführung der Wehrgesetze. Dieser

rlaß ist ein Beweis der Bereitwilligkeit, mit welcher die Kriegs⸗ verwaltung den Anforderungen des äußersten Sparsinnes gerecht zu“ werden trachtet. Mögen die ihr neues Amt antretenden Volks⸗ repräsentanten oder Abgeordneten und die Delegation dieses Ent⸗ gegenkommen würdigen.“

Das genannte militärische Fachblatt erklärt übrigens die S einzelner Blätter über die Höhe der durch die Beurlaubungen erzielten Ersparungen für übertrieben. Die⸗ selben sollen sich nur auf eine halbe Million Gulden be⸗ aufen.

Pest, 17. Oktober. Die auf Bosnien und die Herze⸗ gowina bezüglichen Vorlagen werden, wie „Hon“ meldet, noch vier Gesetzentwürfe bütcen welche von * Einführung der Zollgemeinsamkeit und der Monopole, fetner von der Auf⸗ hebung der ungarischen und österreichischen Zollausschlüsse han⸗ deln werden.

Ueber den Stand der ungarisch⸗kroatischen Aus⸗ gleichsverhandlungen berschtet „Naplo“, daß die Mit⸗ glieder der kroatischen Regnikolar⸗Deputation, ehe sie ihre Fenenreise antraten, in einer Konferenz über die wichtigeren

unkte des Ausgleichs beriethen. „Den Hauptpunkt der Kon⸗ ferenz,“ sagt das genannte Blatt, „bildete die Angelegenhe t der Militärgrenze. Ueber die Frage, ob an der Einver⸗ leibung der Militärgrenze bis zum Bruche festgehalten werden solle, theilten sich die entgegengesetzten Voten in fast zwei gleiche Gruppen. In der Frage der indirekten Einkünfte der Militärgrenze stimmten die Mitglieder darin überein, daß sie an ihrer Forderung bis ans Ende festhalten. Die Mitglieder der kroatischen Regnikolar⸗Deputation werden diese privaten Vereinbarungen in Agram noch einmal in Erwägung ziehen, benor sie wieder zu den Sitzungen des Reichstages zurück⸗ ehren.“

Schweiz. Bern, 17. Oktober. (Bund.) Das Budget, wie es für 1880 vom Bundesrath in den letzten Sitzungen festgestellt worden ist, weist an Einnahmen 40 578 500 Fr., an Ausgaben 40 756 500 Fr. und sonach ein Defizit von 178 000 Fr. auf.

Großbritannien und Irland. London, 18. Oktober. (Allg. Corr.) Vom Vizekönig sind im Indischen Amte folgende Telegramme eingegangen:

16. Oktober. In Folge der Unterbrechung der tele⸗ graphischen Verbindung und wahrscheinlichen Verlorengehens einiger Depeschen haben wir erst jetzt authentische Nachrichten von General Roberts erhalten, die seinen feierlichen Einzug in den Balar Hissar, sowie die Besetzung der Stadt am 12. melden. Britische Truppen bildeten auf dem Wege vom Lager nach dem Balar Hissar Spalier. Es wurde ein Königlicher Salut abgefeuert, als der älteste Sohn des Emirs und General Roberts durch das Thor einritten. Die britische Standarte wurde aufgehißt und eine Proklamation verlesen. General Hills ist zum Militär⸗Gouverneur und Sr. Gholani Hussein zu seinem Assistenten ernannt worden.

17. Oktober. Drei Regimenter mit 12 Kanonen waren von Ghuzni herangezogen, um sich mit den afghanischen Truppen in Kabul gegen uns zu verbinden. Als sie den zersprengten Kabulesen begegneten, ergriffen sie bie Flucht mit Hinterlassung ihrer Geschütze, die unsere Kavallerie herein⸗ bringen wird. 85 Kanonen wurden im Balar Hissar vor⸗ gefunden, so daß sich jetzt 200 erbeutete Kanonen in unserm Besitz befinden. General Gough wird aus Djellalabad so bald als möglich eine fliegende Kolonne vorschieben.

Im Kriegs⸗Ministerium sind von Sir Garnet Wolsely (via Madeira) folgende Depeschen eingegangen:

Heidelburg (Transvaal) 22. September. Manyanyoba hat sich ergeben, und somit ist die letzte Spur der Ruhestörung an der Zulugrenze von Transvaal beseitigt. Clarke’s Kolonne ist via Middle⸗Drift nach Natal zurückgekehrt. Seine Mission ist höchst befriedigend ausgeführt worden; die Zulu⸗Häuptlinge an der Grenze, wo sich das Land noch immer nicht beruhigt hatte, haben sich 8eg unterworfen und die verlangten Waffen sowie das geraubte Vieh Fiiss eert Sämmtliche eingebo⸗

nen Trup worden. In Trans⸗

vaal herrscht bis jetzt Ruhe. mit Prätoria ist offen. rätoria, 29. September. Sämmtliche Truppen sind jetzt aus Zululand zurückgezogen worden. Clarke hat alle ein⸗ geborenen Deserteure aus Natal, mit Ausnahme eines, ge⸗ fangen genommen, und die während des Einfalles der ¹ ulus in Natal (im Juni) geraubten Viehherden zurnce uas Brigadier Colley begiebt sich auf den Wunsch des Vizekönigs unverzüglich nach Indien zurück. Oberst East reist morgen nach England ab. Ich kam am 27. d. M. hier an und wurde heute als Gouverneur vereidigt. Ich habe Kapitän Clarke den Spezialkommissär von Lydenburg, mit einer Mission zu Secocoeni gesandt, dessen Volk in neuerer Zeit viel Unruhe verursacht hat.

Der „Times“ gemeldet:

„Innerhalb der Kapekolonie und längs ihrer Grenzen ist alles ruhig. Sir Bartle Frère hat mit seiner Familie die benachbarten landwirthschaftlichen Distrikte besucht. Dem Premier⸗Minister Mr. Sprigg, wurde auf seiner Reise nach den Diamantenfeldern in Beaufort West ein Bankett gegeben. Im Verlaufe seiner bei der Gelegenheit gehaltenen Rede sagte der Premier, daß er in der Ge⸗ fangennahme Ketschwayos und in der Regelung der Angelegenheiten im Zululand die Beseitigung der Hindernisse für die Konföderation erblicke. In einem von dem Stabschef Sir Garnet Wolsvley's er⸗ lassenen Tager befehle beglückwünscht der General die Truppen zur Gefangennahme des ehemaligen Zulukönigs, dessen Gegenwart in dem von ihm einst beherrschten Territorium einem dauernden und befriedigenden Frieden verderblich gewesen wäre“.

Dem „Standard“ wird aus der Kapstadt vom 30. ds. gemeldet:

„Secocoeni wird immer unverschämter. Er raubt das Vieh der Boers zu Hunderten. Die Operationen gegen ihn werden sofort in Angriff genommen werden, und Oberst Harrison, der soeben von einer Inspektion des befestigten Platzes Secoccenis zurückgekehrt ist berichtet, daß derselbe in drei Monaten genommen werden kann. Eine Massenversammlung der Boers ist auf Anfang November ein⸗ berufen worden. Ein Regiment ist nach Pondoland beordert, wo die Unzufriedenheit noch immer gährt. Es ist eine Kommission ernannt worden, um die Ursachen der unbefriedigenden Haltung der dortigen Eingeborenen zu ergründen. Moirosi hält noch immer Stand. Ein großer Theil unserer Grenze befindet sich in unruhigem Zu⸗ Zustande. Um die Ordnung dort aufrecht zu erhalten, ist die Auf⸗ bringung einer Streikraft von 400 Mann anbefohlen worden.“

19. Oktober. (W. T. B.) Dem Reuterschen Bureau wird aus Simla, von heute, gemeldet, der Emir Jakub Khan habe den Entschluß kundgegeben, abzudanken. General Roberts habe sich vergeblich bemüht, ihn zu überreden, diese Absicht aufzugeben. Es seien provisorische Vorkehrungen getroffen worden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Verwaltung weiterzuführen. Weiter wird dem genannten Bureau gemeldet, daß der in dem Gebirge Naga, südlich von der Provinz Assam (Präsidentschaft Bengalen), ansässige englische Kommissar von dem Stamme der Nagahs er⸗ mordet worden sei.

20. Oktober. (W. T. B.) Die „Daily News“ erfahren, die Regierung habe den sofortigen Bau einer Eisenbahn nach Kandahar angeordnet, und es seien zu dem Ende bereits Ankäufe von Eisenbahnmaterial erfolgt.

Die „Times“ meldet aus Kabul, vom 15. d. M., dem Militärgouverneur von Kabul, General Hills, sei der Anmarsch von 3 Regimentern afghanischer Kavallerie und von 6 Regimentern afghanischer Infanterie von TDurkestan her signalisirt worden.

Frankreich. Paris, 19. Oktober. (Journ. off.) Durch Dekret des Präsidenten vom gestrigen Tage ist der Divisions⸗ General Billot an Stelle des zur Disposition gestellten Generals Lallemand zum Commandeur des XV. Armee⸗Corps in Marseille ernannt worden.

18. Oktober. (W. T. B.) Der „Messager de Paris“ erklärt die Gerüchte über die bevorstehende Kon⸗ vertirung der 5proz. Anleihe für unbegründet und schreibt, daß über diese Frage in dem jüngsten Kabinetsrathe diskutirt und auch beschlossen worden sei. Man habe sich da⸗ hin entschieden, daß die Konvertirungsoperation in Folge der ungenügenden Ernte, welche die Einfuhr von Nahrungsmittel⸗ produkten für mehr als 600 Millionen Francs nothwendig mache, unausführbar sei. Dieses Motiv allein würde genügen, die Konvertirung auf unbestimmte Zeit hinauszuschieben, selbst wenn die auf die politische Ordnung bezüglichen Erwägungen nicht in so hohem Maße sich in der nämlichen Richtung gel⸗ tend machen sollten.

19. Oktober. (W. T. B.) Gegentheiligen, von den Journalen verbreiteten und thatsächlich unbegründeten Gerüchten gegenüber erklärt eine von der „Agence Havas“ veröffentlichte Note, daß sich der Präsident

révy 68 seinem Kabinet in vollstem Einvernehmen befinde und daß auch unter den Ministern keinerlei Meinungs⸗ verschiedenheit bestehe.

Türkei. Konstantinopel, 19. Oktober. (W. T. B.) In der gestern bezüglich der griechischen Grenz⸗ regulirungsfrage stattgehabten Konferenz haben die griechischen Kommissäre erklärt, von der letzten türkischen Deklaration Akt zu nehmen. Die Fortsetzung der Besprechung wurde auf nächsten Montag vertagt. Said Pascha ist zum Premier⸗Minister, Savas Pascha zum Minister der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Mahmud⸗Nedun Pascha zum Minister des Innern, Aarifi Pascha zum Präsidenten des Staatsraths ernannt worden. Safvet Pascha wurde mit der obersten Ueberwachung aller Verwaltungszweige des Reichs beauftragt und erhielt die weitere Mission, alle einzuführenden Verbesserungen und Reformen direkt dem Sultan zu unter⸗ breiten. Nach weiterer Mittheilung sind ferner ernannt: Djevded Pascha zum Justiz⸗Minister, Kadri Pascha zum Minister der öffentlichen Arbeiten und des Handels, Subi Pascha zum Intendant der den Moscheen oder frommen Stif⸗ tungen gehörigen Güter (Evkafs) und Edibb Effendi zum Finanz⸗Minister.

Rumänien. Bukarest, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute den Gesetzentwurf zur Lösung der Judenfrage in der von dem Delegirten⸗ comité im Einvernehmen mit der Regierung und der Oppo⸗ sition modifizirten Fassung ohne Debatte mit 133 gegen 9 Stimmen angenommen. 2 Deputirte hatten sich der Ab⸗ stimmung enthalten. Das Resultat der Abstimmung wurde mit Beifall aufgenommen. Die Regierung war zu 8 Ueberzeugung gelangt, daß ihr ursprünglicher Entwurf nich die erforderliche Zweidrittel⸗Majorität erlangen würde und sah sich daher veranlaßt, in Unterhandlung mit der Oppo⸗

Die telegraphische Verbindung

wird aus der Kapstadt, vom 30. d.,

sition zu treten und einige Amendements anzunehmen, welch

sich ausschließlich auf die zur Erlangung des Indige

sowie in Nürnberg, Eßlingen noch nicht erloschen.

u erfüllenden Formalitäten beziehen, ohne das Wesen der Regierungsvorlage zu ändern. Das im Artikel 44 des Ber⸗ liner Vertrages ausgesprochene Prinzip der Gleichberechti⸗ ung der religiösen Bekenntnisse wird in die rumänische Ver⸗ fassung an die Stelle des bisherigen Artikels7 derselben auf⸗ enommen. Nur die Namenslisten sind unterdrückt; indeß ind nach dem votirten Gesetze alle Personen, welche dem Lande wichtige Dienste geleistet haben, ferner diejenigen welche große Etablissements besitzen, sowie diejenigen, welche in Rumänien geboren und erzogen worden sind, von einem Aufenthaltsnachweise befreit. Es wird denselben die Natu⸗ ralisation von den gewöhnlichen Kammern auf ihr persön⸗ liches Verlangen zugestanden. Da zu diesem Votum nur die einfache Majorität erforderlich ist, so hofft man dadurch leichter zur sofortigen Emanzipirung derjenigen zu gelangen, welche ein Recht auf Emanzipirung besitzen und die⸗ selbe wünschen. Diejenigen Israeliten, welche während des Krieges bei der Fahne gedient haben, werden en bloc durch ein und dasselbe Votum naturalisirt. Das neue Gesetz hält die Bestimmung aufrecht, daß nur rumänische Bürger länd⸗ lichen Grundbesitz erwerben können. Nach der Verkündi⸗ gung des Resultats der Abstimmung erklärte der Präsident der Kammer, Rosetti, daß die Revisionskammer ihre Arbeiten beendigt habe und fügte hinzu, er sei so glücklich, abermals konstatiren zu können, daß in allen schwierigen Verhältnissen, welche Rumänien zu überwinden gehabt habe und es habe sich niemals in schwierigeren Verhältnissen befunden, als gegen⸗ wärtig die Vertreter des Landes ihren innersten Gefühlen Schweigen aufzuerlegen gewußt hätten, um einmüthig vor Betanch dem nationalen Willen Ausdruck zu geben. (Großer Beifall.

fa⸗. verlautet, wird der Senat morgen eine Sitzung abhalten, damit die Frage bis zum nächsten Montag erledigt werden kann.

Amerika. New⸗York, 17. Oktober. (Allg. Corr.) Die Bürger von Santa haben der Regierung der Ver⸗ einigten Staaten gemeldet, daß die Apache⸗Indianer große Ausschreitungen in New⸗Mexiko verüben und zwei Auswandererzüge überfallen haben, wobei sie 13 Personen tödteten. Die Ansiedler griffen die Indianer an, mußten sich aber mit einem Verlust von 6 Todten zurückziehen. 500 Mann Truppen sind jetzt auf der Verfolgung der Indianer be⸗ griffen und sollen am 10. und 11 ds. ein Zusammentreffen mit ihnen gehabt haben.

Südamerika. Valparaiso, 23. September. (Allg. Corr.) Am 21. ds. segelten acht chilenische Transport⸗ schifse mit 4000 Mann Truppen an⸗*Bord, die zur Ver⸗ stärkung der chilenischen Armee in Atacama bestimmt sind, ab. Die Panzerschiffe „El Almirante Cochrane“ und „O'Higgins“ bildeten die Eskorte.

Rio de Janeiro, 30. September. (Allg. Corr.) Die brasilianische Regierung erklärt, die in Pariser Journalen veröffentlichte Nachricht, daß Ende Juli in Bolivia zwischen den Vertretern Brasiliens und den Vereinigten Staaten betreffs der freundlichen Beendigung des Krieges zwischen Chile, Peru und Bolivia ein Protokoll unterzeichnet worden sei, habe keine Begründung.

6 Landtags⸗Angelegenheiten. „Im 3. Münsterschen Wahlbezirk (Münster⸗Coesfeld) ist an Stelle des Regierungs⸗Raths a. D. Freiherrn von Heereman der Kreisgerichts⸗Rath a. D. Sarazin zu Anholt mit 347 Stim⸗ zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

„Gemäß den Veröffentlichunge’n des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 41. Jahreswoche von je 1000 De⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 24,9, in Breslau 28,3, in Königsberg 24,3, in Cöln 20,2, in Frankfurt a. M. 15,7, in Hannover 15,6, in Cassel 18 4, in Magdeburg 28,7, in Stettin 24,3, in Altona 20,2, in Straß⸗ burg 23,1, in München 34,1, in Nürnberg 20,2, in Augsbur 32,0, in Dresden 22,7, in Leipzig 25,7, in Stuttgart 19,1, in Braun chweig 22,3, in Karlsruhe 20,8, in Hamburg 23,9, in Wien 23,2, in Buda⸗ pest —, in Prag 33,4, in Triest 33,7, in Basel 23,8, in Brüssel 22,2, in Paris 23,3, in Amsterdam 19,5, in Kopenhagen 26,3, in Stockholm 18,1, in Christiania 15,2, in St. Petersburg 30,4, in Warschau 23,6, in Odessa 33,1, in Bukarest 34,8, in Rom 34,4, in Turin 20,7, in Athen —, in Lissabon 26,0, in London 19,7, in Glasgow 18,0, in Liverpool 24,5, in Dublin 28,9, in Edinburgh 18,9, in Alexandria (Egypten) 40,2. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 25,9, in Philadelphia 13,4, in Bombay 33,2, in Madras 35,0.

Während der Berichtswoche waren in Mittel⸗ und Ostdeutsch⸗ land nordwestliche, in Süddeutschland nordöstliche, in Bremen süd⸗ westliche Windrichtungen vorherrschend, unter deren Einfluß die Lichtwärme erheblich unter das Monatsmittel sank. Vielfach herrsch⸗ ten dicke Nebel, Regenniederschläge erfolgten jedoch nur spärlich. Der Luftdruck war ein ungewöhnlich hoher und behauptete auch wäh⸗ rend der ganzen Woche, mit mäßigen Schwankungen, am 2. Oktober seinen Standpunkt.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte ge⸗ stalteten sich in der Berichtswoche noch günstiger als in der voran⸗ gegangenen. Namentlich nimmt die Kindersterblichkeit in den deut⸗ chen Städten ab und nähert sich wieder normaleren Verhältnissen. Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 101 Kinder unter 1 Jahr gegen 108 der Vorwoche (in Berlin 108 wie in der Vorwoche). Die allgemeine Sterbliichkeitsverhältnißzahl für die deut⸗ schen Städte sank (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet) von 24,7 der Vorwoche auf 25,8 in der Berichtswoche.

Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Masern, Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder und in außer⸗ deutschen Städten die Pocken ab⸗, Scharlachfieber und Diphtherie zu⸗ genommen. Die Masernepidemie in Bochum hat nachgelassen; das Scharlachfieber forderte in Hamburg, Altona, ferner in Brom⸗ berg, Düsseldorf, Gladbach, Wesel zahlreiche Opfer; in Berlin, Danzig, Duisburg sst die Zahl der Todes fälle etwas kleiner, in Bu⸗ karest (30) die gleiche wie in der Vorwoche. Dibphterische Affek⸗ ationen treten in Berlin, Dresden, Danzig, München, Hambarg,

ien, Warschau häufig als Todes veranlassung auf. Unterleibs⸗ tophen erscheinen in Berlin, Wien, München etwas häufiger. Die Zahl der Todesfälle an Malariafieber in Rom ist noch im Steigen. Todesfälle an Flecktyphus werden aus Neisse 1, aus

t. Petersburg 3 gemeldet. Einen günstigen Einfluß übte die kühlere Witterung auf das Vorkommen der Darmkatarrhe aus. Sie werden in allen großen Städten seltener, obgleich die dadurch bedingten Todesfälle in Berlin, Breslau, München, Hamburg, Wien, Paris, vondon und St. Petersburg noch immer die gewöhnliche Zahl über⸗ steigen. Todesfälle an Keuchhusten wurden in Cöln und einigen an⸗ eren rheinischen Städten seltener, doch ist die Epidemie daselbst ’G Auch in Wien stieg die Zahl der an Keuchhusten Gestorbenen. Die Pocken zeigen

meist Nachlässe. In London kam kein Blatterntodesfall zur Kennt⸗ niß; in Paris 9, in St. Petersburg 11, in Bukarest 5, in Wien und Barcellona je 3, in Odessa 2, in Genf, Warschau, Lissabon je 1. Das gelbe Fieber in Memphis nimmt ab; in der am 27. September beendeten Woche erkrankten an demselben nur noch 63 Ferlenen, es starben 31. New⸗Orleans ist seuchenfrei erklärt worden.

Gewerbe und Handel.

Das Central⸗Crmité der Berliner Gewerle⸗Aus⸗ stellung im Jahre 1879 hatte, nach einer Meldung der „B. Börs. Ztg.“, folgende Versicherungen abgeschlossen: 2. 3 634 185 gegen Feversgefahr auf Ausstellungsgegenstände und Gebäude, wovon er⸗ hielter: Londoner Phönix 1 134 185 ℳ, Magdeburger Gesellschaft 500 000 ℳ, Hamburg⸗Bremer Gesellschaft 500 000 ℳ, Colonia 300 000 ℳ, Berlinische Gesellschaft 200 000 ℳ, Leipziger Gesell⸗ schaft 200 000 ℳ, Schlesische Feuerversicherungs⸗Gesellschaft 250 000 ℳ, Preußische National⸗Versicherungs⸗Gesellschaft 200 000 ℳ, Elberfelder Feuerversicherungs⸗Gesellschaft 200 000 und die Gothaer Gesellschaft endlich 150 000 ℳ; b. 250 000 gegen den Ausfall an den Einnahmen durch einen erent. Feuerschaden, sog. Ausfallversicherung, gleichfalls beim Londoner Phönix; c. 30 000 gegen Beschädigung an den Scheiben und Verglasungen bei der Brandenburger Spiegelglas⸗Versicherungs⸗Gesellschaft.

Weimar, 17. Oktober. (Dr. J.) Die Gewerbekammer hat ihre Berathungen beendigt, nachdem sie noch in der Innungs⸗ frage Beschluß gefaßt. Sie erklärte sich im Prinzip nicht gegen Innungen, sah aber das geeignetere Mittel zur Förderung des Hand⸗ werker⸗ und Gewerbestandes in der Errichtung von Gewerbe⸗ gerichten, die als Schiedsgerichte und als Prüfungskommission zur Beurtheilung von Lehrlings⸗ und Gesellenarbeiten, zur Arsstellung von Zeugnissen, zur Aussprechung des Grades der Beförderung ꝛc. zu fungiren haben würden. Diese Gewerbegerichte, die zur Hälfte aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern bestehen sollen, würden durch die Gewerbevereine gewählt werden.

Wien, 19. Oktober. (W. T. B.) Der „Montagsrevue“ zufolge ist der Rest der österreichischen Goldrente, im Betrage von 6 Millionen Gulden, zu dessen Emittirung der Finanz⸗Minister im Mai ermächtigt worden war, bereits durch die Bodenkredit⸗ Anstalt kommissionsweise veräußert worden.

London, 17. Oktober. (Allg. Corr.) Die Kohlengruben⸗ besitzer in Cumberland und Vertreter ihrer Arbeiter sind mit dem Entwurf ciner Lohnskala beschäftigt, die für den Zeitraum von zuei Jahren in Kraft bleiben soll. Die Löhne sollen nach dem Verkaufspreis der Kohlen geregelt und hierbei die jetzigea Lohnsätze als Basis angenommen werden. Es werden Vorbereitungen zum der Schmelzöfen in Lackenby, Middlesborough, ge⸗ roffen.

Glasgow, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 339 700 t egen 198 500 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hoch⸗ öfen 89 gegen 82 im vorigen Jahre.

8 Verkehrs⸗Anstalten.

San Franzisco, 18. Oktober. (W. T. B.) In Folge des Aufschwungs des Handels und der Preissteigerung für Weizen ist hier die Nachfrage nach Frachtschiffen ganz außerordentlich gestiegen; die Exporteure telegraphiren überall hin, um Schiffe zu miethen.

Triest, 20. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyd dampfer „Jupiter“ ist heute Vormittag mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

New⸗York, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „Holland“ von der National⸗D ampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Oder“ sind hier eingetroffen.

Berlin, den 20. Oktober 1879. Das 65. Jahresfest der Preußischen Haupt⸗Bibel⸗

gesellschaft, das am Sonntag Abend in der Dreifaltigkeitskirche

stattfand, hatte die Räume des Gotteshauses bis auf den letzten Platz gefüllt. Nachdem der Kirchenchor die Motette: „Lobe den Herren“ vorgetragen und die Gemeinde mit Orgel⸗ und Posaunen⸗ begleitung „Man lobt Dich in der Stille“ gesungen, hielt der Superintendent Pank die Festpredigt. Nach weiterem Gesange der Gemeinde erstattete sodann der Präsident Hegel den Jahresbericht. In den 65 Jahren des Bestehens habe die Gesellschaft in Gemeinschaft mit den 161 Tochtergesellschaften ca. 4 700 000 heilige Schriften ver⸗ breitet; eine viel größere Thätigkeit habe jedoch die Londoner Gesell⸗ schaft entwickelt. Die englische Gesellschaft sei in Bezug auf Herstellung und Ausstattung der Bibeln für die preußische Gesellschaft ein Vor⸗ bild gewesen. Man habe sich in letzter Zeit namentlich mit einer neuen Ausgabe der jährlich in etwa 35 000 Exemplaren ab⸗ gesetzten Schulbibel beschäftigt, die vom Professor Dr. H. Strack sorgfältig korrigirt und in Bezug auf Parallel⸗ stellen und Register revidirt, von Rob. Graßmann in mustergültiger Weise gedruckt sei. Durch Herausgabe eines Bibellesezeichens und eines Wegweisers durch die Bibel habe man den Gebrauch, durch 2 Karten das Verständniß derselben erleichtert. Im Ganzen seien im verflossenen Jahre 46 255 Bibeln und 10 432 Testamente, unter ihnen 7387 Trau⸗ und 160 Jubelbibeln, letztere mit goldenem Wid⸗ mungsblatt von Prof. Pfannschmidt, vertheilt. Die Einnahmen betrugen 4650 Die Tochtergesellschaften spendeten 4858, die Kollekte ergab 29 190 Die Ausgaben, namenllich verursacht durch Verabreichung von Bibeln zu ermäßigten Preisen, beliefen sich auf 34 906 ℳ, so daß 792 Bestand verblieben. Es folgten dann noch Ansprachen des Superintendenten Meinhold, des General⸗Superintendenten Dr. Schultze, des Professer Dr. Cremer, des Superintendenten Ueberschär und des Professor Dr. Christlieb⸗ 3* von dem Prediger emer. Arndt gesprochenes Gebet schloß die eier.

Die Reihe glänzender Bazare, die alljährlich sich zum Besten

milder Stiftungen um die nahende Weihnachtszeit aufthun, er⸗ öffnet in diesem Jahre der Bazar zu Gunsten des Feier⸗ abendhauses für Lehrerinnen in den Räumen des Reichstags⸗ gehäudes. Se. Majestät der Kaiser haben Ihr Interesse durch Ueberweisung zweier stattlicher Bronzelampen bethaͤtigt, während Ihre Majestät die Kaiserin zwei Glasvasen auf vergoldeten Bronzefüßen, eine Porzellanschaale mit dem Bilde des Kaisers und eine Majolikavase für Blumen gespendet hat. Auch ein geflochtenes Handkörbchen für Hausfrauen stammt von der Kaiserin, Allerhöchst⸗ welche die den Korb garnirenden Franzen Selbst gefertigt hat. Eine schwarzwälder Uhr verdankt der Bazar Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden, nach deren Entwürfen das kunstvolle Gehäuse gefertigt ist. Von Tisch zu Tisch schreitend, sieht man in Fülle alle Gaben ausgebreitet, die Knaben und Mädchen sich nur wünschen können. Unter fertigen Kleidern und Kleidungsstücken lagern ganze Stöße von Wäsche in allen Größen und Farben; unter den Spielsachen glänzt cine ganze Tafel voll der auserlesensten Puppen in modernsten Toiletten. Daneben ist eine Buchhandlung errichtet, die außer Bilderbüchern auch Klassikerausgaben, Belletristik und Kunstwerke feil hält. Das elegante Büffet in der Rückwand nach dem Feyer zu ist mit aus⸗ erlesenen Genüssen besetzt. Von den milden Gaben, die dem Feierabendhaus zum eigenen Gebrauch zugegangen sind, ist eine An⸗ zahl kupferner Küchengeschirre aus estellt; ein sehr werthvolles Ge⸗ schenk, zwei Flügel, sind bereits nach Steglitz abgeliefert. Der Besuch des Publikums war heute ein recht reger.

In der am 8. d. M. stattgehabten Hauptversammlung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin verlas sprach Hr. G. Galland über den Stand des Kunstgewerbes nach der Berliner Gewerbe⸗ Ausstellung. Redner ging in seinen Betrachtungen von der Entfaltung des geistigen Lebens in Deutsch⸗ land nach dem letzten großen Kriege und während der folgenden, von materiellem Wohlsein beeinflußten Periode aus und prüfte die Richtung des Kunstsinnes und Geschmacks nach ihrer Bedeutung für das Streben nach einem nationalen Styl. Die Leistungen der Gewerbeausstellung gaben ihm die Anhaltspunkte für die weitere Durchführung seines Themas. Hr. C Schulz sprach über Seideldeckel, von denen er eine Anzahl in verschiedenartiger Ornamentation aus München mit⸗ gebracht und vorgelegt hat. Die vortreffliche Ausführung der letzteren erregte lebhaftes Interesse in der Versammlung. Hr. Lewy machte einige Mittheilungen über die Leipziger Industrieausstellung, insbesondere über die Sonderaus stellung von kunstindustriellen Arbeiten älterer Zeit innerhalb derselben. Hr. Bildhauer L. Beyer stellte zwei seiner Arbeiten in Holzschnitzerei, ein sogenanntes Leuchterweibchen, und einen Gemälderahmen in reichster Ornamentirung aus, deren künst⸗ lerische und technische Durchführung ungetheilte Bewunderung fanden. Hr Verlagsbuchhändler Ernst Wasmuth legte zwei neue werth⸗ volle Publikationen vor: „Hundert Cartouchen in verschiedenen Styl⸗ arten, herausgegeben von R. Springer“ und „Kreuzstichmuster für Leinenstickerei, gezeichnet von Toni Teschendorf.“

Die Anthropologische Gesellschaft trat am Sonnaber d Abend in der Aula der Bergakademie unter Vorsitz des Geheimen Medizinal⸗Raths Professors Dr. Virchow zu ihrer ersten Sitzung nach den Ferien zusammen. Der Vorsitzende konnte zunächst mittheilen, daß von Professor Bastian Briefe und Sendungen angelangt sind, die die rege Thätigkeit und zugleich das gute Befinden des Reisenden bekunden. Bastian hat längere Zeit in Macassar geweilt, ist dann gegen Südosten vorgedrungen, hat Ambo besucht und in verschiedenen Orten die Errichtung von Stationen ange⸗ bahnt, die hoffentlich die Anknüpfung dauernder Beziehungen er⸗ möglichen werden. Seine Rücrreise gedenkt Bastian noch zu ver⸗ schieben. Von Dr. Hildebrand sind gleichfalls Sendungen eingegangen, eine Menge weiterer aber unterwegs. Dr. Hildebrand hat sich von Nossi Bé6 aus nordöstlich nach der Provinz Max begeben, wird jetzt von dort aber mwohl schon wieder die Rückreise angetreten haben. Dr. Finsch hat die letzten Nachrichten aus Honolulu gesandt. Er klagt, daß Sitten und Sprache der Völker ebenso wie die Pflanzen⸗ und Thierwelt auf den Sandwich⸗ inseln immer mehr zurückgehen. Ende Juli gedachte er nach der Marschallsgruppe aufzubrechen. Aus Südafrika hat Dr. Hahn Näheres über die bekannten Buschmannszeichnungen mitgetheilt; es werden danach jene eigenthümlichen Felszeichnungen noch heute von den Buschleuten ausgeführt. Aus Centralafrika hat Dr. Buch die Resultate von Messungen geschickt, die er in Gemeinschaft mit dem Missionar Rob. Felton an Negerschädeln veranstaltet. Eine reiche Sammlung Negritosschädel hat Hr. Baer in Manilla an die Gesell⸗ schaft abgehen lassen. An Geschenken ist u. A. auch eine Sammlung nubischer Sachen eingegangen. Prof. Virchow berichtete sodantk über den Kongreß der amerikanisten zu Brüssel und über die General⸗ versammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft zu Straß⸗ burg. Letztere hat bekanntlich Berlin zum nächsten Versammlungs⸗ ort gewählt und zugleich beschlossen, bei dieser Gelegenheit eine Ge⸗ sammt⸗Ausstellung der deutschen Urgeschichte in ihren Hauptreprä⸗ sentanten zu veranstalten. Prof. Virchow als Vorsitzender der deutschen Gesellschaft, sowie die mit den speziellen Arrangements betrauten Dr. Voß und Stadtrath Friedel haben bereits mit den Vorarbeiten begonnen. Die Lokalfrage, wegen der Ausstellung diesmal besonders schwierig, hofft man mit Hülfe der Staateregierung zu lösen. Prof. Virchow hat bereits dem Kultus⸗Minister über die Angelegenheit Vortrag gehalten. Hr. Dr. Urban legte sodann Urnenfunde vor, die in Groß⸗Lichterfelde zwischen dem Kadettenhause und der Teltower Chaussee gemacht worden sind. Schon vor 10 Jahren haben Arbeiter des Hrn. von Carsten dort Urnen auf⸗ gedeckt, und neuerdings vorgenommene Nachgrabungen haben noch an vier Orten Funde ergeben. In den Urnen fanden sich Knochenreste, Bronzen, Eisen und ein Stein⸗ beil. Die Urnen, aus ziemlich schlechtem Material her⸗ gestellt, waren theils verziert theils unvrerziert und hatten meist eine runde Form, nur einige wenige zeigten eine ovale Gestalt. Sie scheinen aus einer verhältnißmäßig späten Zeit zu stammen. Zum Schluß der Sitzung kam ein Vortrag des durch Krankheit am persönlichen Erscheinen behinder ten Professors Sadebeck aus Kiel zur Verlesung, in der er die Rüdersdorfer Gletschertrichter mit den Karnenlöchern vergleicht. Die Gesellschaft wird in einer spätern Sitzung auf diese Sache wieder zurückkommen.

Madrid, 19. Oktober. (W. T. B.) Nach den hier vorliegen⸗ den Nachrichten wird der durch die Ueberschwemmung in Murcia herbeigeführte Verlust an Menschenleben auf über 500 Personen und der am Eigenthum angerichtete Schaden auf über 30 Millionen geschätzt; authentische Nachrichten liegen noch nicht vor⸗

Im Wallner⸗Theater ging am Sonnabend ein neues Stück: „Wir Abgeordneten“, Lustspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal, in Scene. Der Erfolg, den das Stück erzielte, war ein sehr zweifelhafter. Dem in etwas vordringlicher Weise Beifall spendenden Theile der zahlreich versammelten Anwesenden stand bis zum Schlusse eine starke Opposition gegenüber. Allerdings ruft diese jüngste dramatische Arbeit des Verfassers durch ihre stark hervortretenden Verstöße nicht nur gegen die unerläß⸗ lichen Anforderungen, die man an ein sehenswerthes Lustspiel stellen muß, sondern auch gegen den guten Geschmack zu entschiedenem Widerspruche geradezu heraus. Der Autor will in einer Satyre das Haschen nach einem Abgeordnetenmandate und die Sucht, im Parlamente durch rednerische Leistungen zu glänzen, geißeln. Die dramatischen Mittel aber, die er zu diesem Zwecke verwendet, sind so ungeschickte und künstlerisch so unzulängliche, daß er keine Satyre, selbst wenn man sich die derben Züge der Posse gefallen lassen wollte, sondern ein Konglomerat von Wortwitzen und komischen Redensarten liefert, die häufig nicht einmal von gewähl⸗ tem Geschmack sind. Es werden zwei Reichstagsabgeordnete geschildert, welche sich in kleinlichster Eifersüchtelei befehden und einer vor dem andern mit einer großen Rede im Reichstage auszeichnen wollen, welche nicht von ihnen selbst, sondern von einem Dritten herrührt Durch das gerade nicht mehr neue Mittel der Verwechselung eines Rockes geräth diese Rede in die Hände Beider, und der zuletzt zum Wort Eingeschriebene der beiden Redner sieht sich gezwungen, plötzlich auf das Wort zu verzichten, weil ihm der andere die Rede vorweggenommen. Daraus entspinnt sich dann eine bittere Feindschaft zwischen den Beiden, die mit Benutzung bekannter Motive ausgeglichen wird; die beiden Abgeordneten sehen ein, daß sie für den Reichstag nicht passen und verzichten auf ihre Mandate. Was sich sonst noch um diese beiden Titelfiguren grup⸗ pirt, vornehmlich die beiden Liebespaare, erregen sehr wenig Interesse. Am meisten anstößig wirkt der dritte Akt, welcher im „Foyer des Reichstagsgebäudes“ spielt; es verletzt entschieden den Anstand, wenn bekannte Abgeordnete in karrikirter Maske als Staffage auftreten. Dramatische Erfindung und Gestaltungskraft sind nicht die starke Seite der Bühnenarbeiten des Verfassers; man hätte aber einen interessanten, witzigen Dialog von ihm erwarten können, doch auch hieran läßt es dieses Stück fehlen. Uneingeschränkte Anerkennung verdient die Dar⸗ stellung, welche dem Stücke auf der Wallner⸗Bühne zu Theil wurde. Die Damen Carlsen, Hellbronn und ÜUllrich und die Herren Lebrun,

Kurz, Engels, Blencke und Kadelburg, in deren Händen sich die um⸗

fangreicheren Rollen befanden, machten aus ihren Rollen, was irgend daraus zu machen war. Dieses Bestreben wurde auch allfeitig bei⸗ fällig anerkannt. Mit den nach jedem Aktschlusse hervorgerufenen darstellenden Künstlern erschien dreimal auch der Verfasser.