1879 / 249 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Oct 1879 18:00:01 GMT) scan diff

welcher Se. Königliche sehr gern nachkam.

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des Pfarrers Ebel, betreffend . Der Referent Superintendent a. D. Erdmann (Tilsit) beantragte im

wege darum angehalten worden,

Fürst Nikolaus und der FZM. Herzog von Württemberg unterhiel⸗ ten während der Dauer der Anwesenheit des Letzteren in Cettinje einen eben so regen, als freundschaftlichen Verkehr. Es fanden wiederholte Pourparlers zwischen ihnen statt, und ewiß wird man mit der Annahme nicht fehlgehen, daß die⸗ elben hauptsächlich die Verhältnisse in der Herzegowina zum Gegenstande gehabt haben dürften. Auf diesem Ge⸗ biete galt es, manche für beide Theile gleich wich⸗ tige Verabredung zu treffen, etwaige Mißverständnisse auf⸗ zuklären und zu beseitigen, ein Verhältniß gegenseitigen Ver⸗ trauens zu begründen und die vielfachen Beziehungen noch zu vermehren und zu befestigen. Das scheint denn auch, nach direkten Aeußerungen von beiden Seiten zu schließen, in vol⸗ lem Maße gelungen zu sein und, es ist dies um so erfreuli⸗ cher, als einzelne vor Kurzem gemeldete, von mancher Seite zu unverdienter Bedeutung emporgeschraubte Vorkommnisse und Erscheinungen in der Herzegowina ohne diese persönliche Begegnung und loyale Auseinandersetzung der beiden hohen Persönlichkeiten immerhin die wechselseitigen Beziehungen hät⸗ ten beirren können. Der Nachruf, welchen der „Glas Crno⸗ gorca“ Sr. Königlichen Hoheit widmete, beweist, welch einen vortrefflichen Eindruck dessen Besuch in Hertnie Herogrgerufen hatte, und ebenso fehlt es nicht an verläßli en Anzeichen dafür, daß Se. Königliche Hoheit einen ebenso befriedigenden Eindruck aus Cettinje auch seinerseits mitgenommen hat.

Danemark. Kopenhagen, 22. Oktober. In der gestrigen Sitzung des Folkethings theilte, wie dänische Blätter melden, der Präsident mit, daß der Abg. Bagger folgende Interpellation an den Minister des Aus⸗ wärtigen zu richten beabsichtige: „Gedenkt der Minister des Aeußern in der nächsten Zukunft dem Reichstage mitzutheilen, welche Schritte die Regierung seit der Ver⸗ öffentlichung des deutsch⸗österreichischen Traktats, betreffend die Aufhebung des Art. 5 des Prager Friedens, unternommen hat, um ein freundschaftliches Verhältniß zu unserem südlichen Nachbar herzustellen?“ Fetelr⸗ wee as ahüssnhn Se8. .

Amerika. Washington, 20. Oktober. (Allg. Corr.) Die Utah⸗Indianer haben über die Berge die Flucht er⸗ griffen, und den Bundestruppen ist der Befehl zur Rückkehr aus den White⸗River⸗Niederlassungen zugegangen. Der Gou⸗ verneur und die Bevölkerung von Colorado haben die Ent⸗ fernung der Indianer aus jenem Staate oder deren Ausrot⸗ tung verlangt. Der Präsident Hayes wird heute hier zurückerwartet.

New⸗York, 22. Oktober. (W. T. B.) Der Staats⸗ sekretär Evarts hat hier eine Rede gehalten und dabei u. A. geäußert: Wenn das allgemeine Stimmrecht gefährdet sei, so werde das Volk dasselbe aufrecht zu erhalten wissen, wie bisher. Die Nation habe dem General Grant nach dem Sezessionskriege die höchsten Ehren verliehen. Wenn die Freiheit des Landes nochmals bedroht werden sollte, werde das Volk seine Wohlfahrt abermals dem Bürger anver⸗ trauen, der die Rechte der Volkswahl am Besten aufrecht er⸗ halten könne. 8 1

Aus Mexico vom 15. d. M. wird hierher gemeldet, daß Justo Benitez, dessen Name vielfach bei der Kandi⸗ datur für den Präsidentenposten genannt wurde, zum Minister des Auswärtigen ernannt worden ist.

San Francisco, 19. Oktober. (Allg. Corr.) Die Volksabstimmung über die Frage der Chinesen⸗Ein⸗ wanderung in Kalifornien hat 883 Stimmen zu Gunsten 85 Fortdauer derselben und 154 638 Stimmen daͤgegen er⸗ geben.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Das 1868 auf Grund der Präsentation der Stadt Berlin durch Allerhöchsten Erlaß vom 22. Januar 1868 darauf nach Niederlegung seines Amtes als unbesoldeter Stadtrath durch Allerhöchsten Erlaß vom 14. Oktober 1872 aus besonderem Allerhöchsten Vertrauen auf Lebenszeit berufene Mitglied des Herrenhauses, Geheimer Ober⸗ Finanz⸗Rath a. D. Wilckens ist am 22. d. M. verstorben.

Im 8. Liegnitzer Wahlbezirk (Lauban⸗Görlitz) ist an Stelle des Staats⸗Ministers Dr. Falk der Geheime Regierungs⸗ Rath und Bankdirektor Sattig mit 301 gegen 217 Stimmen, welche Hr. Lüders erhalten hat, zum Mitgliede des Hauses der Ab⸗ geordneten gewählt worden.

Erste ordentliche General⸗Synode.

Berlin, 23. Oktober. Im weiteren Verlaufe ihrer gestrigen Sitzung trat die General⸗Synode in Berathung über eine Petition die Selbstkommunion der Geistlichen.

Namen der Petitionskommission, mit Rücksicht auf die Erklärung des Ober⸗Kirchenraths, daß im Bedürfnißfalle, wenn im Instanzen⸗ die Selbstkommunion gestattet sei, den Uebergang zur Tagesordnung. Der Hosprediger Dr. Kögel schlug vor, den Ober⸗Kirchenrath zu ersuchen, das Verbot entweder im Wege der Verwaltung oder, falls erforderlich, im Wege der Kirchengesetzgebung aufzuheben. Dieser Antrag wurde angenommen. Bezüglich eines Antrags des schlesischen Provinzial⸗Synodalvor⸗ standes, sowie mehrerer Petitionen von öF die Konfirma⸗ fion resp. Schulentlassung betreffend, schlägt die Petitionskommission die Annahme folgenden Antrages vor: „Die Generat⸗Synode wolle, unter Anerkennung der den Petitionen zu Grunde liegenden gewich⸗ tigen Bedenken und unter Hervorhebung des Grundsatzes, daß Konfirmation und Schulentlassung in der Regel zusammenfallen müssen, die bezüglichen Anträge und Petitionen dem Evangelischen Obber⸗Kirchenrathe mit dem Ersuchen überweisen, bei der König⸗ lichen Staatsregierung dahin zu wirken, daß die in einzelnen Re⸗ 8 ierungsbezirken erfolgte, der Durchführung des vorstehenden Grund⸗ satzes entgegenstehende generelle Anordnung einer zweimaligen Schulentlassung in Betreff der Volksschule zurückgenommen werde.“ Auch dieser Antrag gelangte zur Annahme.“— Schließlich stellte der Präsident die Frage an die General⸗Synode, ob der Vorstand, ge⸗ stützt auf den gleichen Vorgang bei der außerordentlichen General⸗ Synode, Sr. Majestät die allerunterthänigste Bitte aussprechen solle, den General⸗Synodalvorstand in einer Audienz zu empfangen? Die General⸗Synode erklärte sich einmüthig hiermit einverstanden, weshalb der Präsident vorschlug, am nächsten Freitag die Plenar⸗ sitzung ausfallen zu lassen. In ihrer heutigen Sitzung trat die General⸗Synode in die hung über den Gesetzentwurf, die Trau⸗Ordnung betreffend. Der Gymnasial Direktor Dr. Leuchtenberger (Krotoschin) referirte über die von der Kommission beantragten Abänderungsvorschläge und rsuchte, sogleich die Spezialdiskussion zu eröffnen. Die Synode erklärte sich hiermit einverstanden. Beis zum Schluß des Blattes wurde §. 1 in der Fassung der Kommission (Alinea 1. Die Trauung hat die nach dem bürgerlichen Rechte erfolgte Eheschließung zur Voraussetzung) und §. 2 nach der Vorlage angenommen.

Statistische Nachrichten.

Die Uebersicht über die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im preußischen Staate im Jahre 1878 ist im XXVII. Bande der Zeitschrift für das Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenwesen im preußischen Staate, auch als Separatabdruck (Berlin, Ernst & Korn, Gropiussche Buchhandlung) erschienen. Nach derselben waren in Preußen im Jahre 1878 197 Bergwerke nicht im Betriebe und 1903 Werke im Betriebe. Auf den letzteren wur⸗ den im genannten Jahre 979 355 161 Ctr. Erze im Wertbe von 270 631 430 gewonnen wovon 68 032 547 Ctr. = 15 467 000 ohne Verhüttung ꝛc. abgegeben wurden, so daß sie für die Metallgewinnung ꝛc. nicht in Betracht kamen, und 911 322 614 Ctr. = 255 164 430 (pro Ctr. 0,28 ℳ) an aufbereiteten Erzen ꝛc. für die Metallgewinnung ꝛc. verblieben. Auf den erwähnten Werken wurden durchschnittlich täglich unter Tage 167 377 Arbeiter, üter Tage 53 687 männliche und 6701 weibliche Arbeiter, überhaupt 227 765 Arbeiter beschäftigt. 1

Von diesen Bergwerken produzirten 402 Steinkohlen (14 waren nicht im Betriebe), und zwar 710 003 348 Ctr. im Werthe von 178 045 608 ℳ, wovon 658 439 064 Ctr. 105 875 795 (pro Ctr. 0,25 ℳ) zum Absatz blieben. Die Steinkohlenwerke waren durchschnittlich täglich mit 145 322 Arbeitern (116 878 unter Tage; 26 180 männliche und 2264 weibliche über Tage) belegt.

Braunkohlen wurden in 896 Gruben gewonnen (26 Gruben wurden nicht betrieben), auf denen mit 18. 302 Arbeitern (10 316 unter Tage und 7763 männlichen und 223 weiblichen über Tage) produzirt wurden, wovon 161 152 444 Ctr. = 25 351 109 (0,16 pro Ctr.) zum Absatz blieben.

Graphit und Erdöl sind nicht gewonnen worden, Aͤsphalt auf 2 Gruben im Ober⸗Bergamtsbezirk Clausthal 520 000 Ctr. = 560 000 ℳ, wovon 420 000 Ctr. = 510 000 (pro Ctr. 1,08 ℳ) zum Absatz verblieben. Die Zahl der Arbeiter betrug 104 (5 unter, 99 über Tage).

Die Gesammtproduktion an Mineralkohlen und Bitumen betrug auf 896 Gruben 887 350 671 Ctr. = 206 596 704 ℳ, davon 820 011 508 Ctr. = 191 736 844 zum Absatz, die Zahl der Ar⸗ beiter 163 728 (127 199 unter Tage, 34 042 männliche und 2487 weibliche über Tage).

An Steinsalz wurden auf 5 Werken (1 in Schleswig war nicht im Betrieb) 2 215 162 Ctr. = 641 380 gewonnen, wovon 1 892 891 Ctr. = 549 292 Ctr. (pro Ctr. 0,29 ℳ) zum Absatz blieben (515 Abeiter, 316 unter, 199 über Tage); an Cainit auf 1. Werk 1 234 639 Ctr. = 549 414 (0,44 pro Ctr.) mit 117 Arbeitern unter Tage; an anderen Kalisalzen auf 3 Werken 4 923 000 Ctr. = 1 943 326 (0,39 pro Ctr.) mit 760 Ar⸗ beitern (451 unter Tage, 308 männliche und 1 weibl. über Tage); an Borazit . 1 Werk 1590 Ctr. = 12 115 (0,62 pro Ctr.), die Alrbeiter sind dieselben, wie vorstehend angeführt, zusammen an Mineralsalzen auf 10 Werken 8 374 391 Ctr. = 3 146 235 ℳ, davon 8 052 120 Ctr. = 3 054 147 (0,38 pro Ctr.) zum Absatz, mit 1392 Arbeitern (884 unter Tage, 507 m. und 1 w. über Tage).

Die Produktion von Eisenerzen betrug auf 590 Werken (98 waren nicht im Betrieb) 59 117 446 Ctr. = 19 727 388 ℳ, wovon 59 023 782 Ctr. = 19 698 507 (0,33 pro Ctr.) für die Metallgewinnung verblieben. Die Zahl der Arbeiter betrug 21 991 (14 97g unter Tage, 5606 m. und 1411 w. über Tage). An Zinkerzen wurden auf 113 Werken (5 wurden nicht betrieben) 11 916 770 Ctr. = 11 384 466 gefördert, davon 11 822 255 Ctr. = 11 303 885 (0,96 pro Ctr.) für die Metallgewinnung. Beschäftigt waren hierbei 12 490 Arbeiter (7411 unter Tage, 2743 m. und 2336 w. über Tage). Die Produktion an Bleierzen aus 142 Werken (52 waren nicht im Betrieb) belief sich auf 2 799 718 Ctr. = 20 063 964 ℳ, davon 2 769 883 Ctr. = 19 728 826 (7,12 pro Ctr) für die Metallgewinnung. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug 18 763 (davon 9515 unter Tage, 8817 m. und 431 w. über Tage). An Kupfererzen sind 86 Werken (4 wurden nicht betrieben) 7 328 630 Ctr. = .8 207 520 (1,12 pro Ctr.) gekördert worden, die zur Metallgewinnung verwendet worden d. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug 8130 (6821 unrer Tage, 1286 m. und 23 w. über Tage), An Silber⸗, und Golderzen förderte 1 Bergwerk 35 Ctr. = 28 412 (811,77 pro Ctr.); an Kobalterzen 1 Bergwerk 913 Ctr. = 11 818 (12,94 pro Ctr.) mit 31 Arbeitern; an Nickelerzen 3 Werke 210 Ctr. = 7099 (33,78 pro Ctr.) mit 2 Arbeitern; an Antimonerzen 3 Werke 678 Ctr. = 4109 (6,05 pro Ctr.) mit 15 Arbeitern (8 unter, 7 über Tage); an Arsenikerzen 3 Werke 11 833 Ctr. = 25 823 (2,18 pro Ctr.) mit 96 Arbeitern (65 unter, 31 über Tage); an Mangan⸗ erzen 27 Werke 88 146 Ctr. = 159 460 ℳ, davon 51 747 Ctr. = 100 678 (1,95 ℳ) für die Metallgewinnung; die Zahl der Ar⸗ beiter betrug 234 (119 unter Tage, 103 m. und 12 w. über Tage); von Schwefelkies 23 Werke (6 waren nicht im Betriebe) 1 915 017 Ctr. = 1 226 504 (0,64 pro Ctr.) mit 770 Ar⸗ beitern (288 unter, 482 über Tage). An sonstigen Vitriol⸗ Sund Alaunerzen wurden auf 5 Werken 450 703 Ctr. = 41 928 produzirt, wovon 334 003 Ctr. = 30 258 (0,09 pro Ctr.) für die Metallgewinnung verwendet wurden; die Zahl der dabei beschäftigten Arbeiter betrug 123 (60 unter, 63 über Tage).

Im Fürstenthum Waldeck waren 4 Erzbergwerke im Be⸗ triebe (3 nicht), auf welchen 69 105 Ctr. Erze = 34 927 (0,51 pro Ctr.) durch 134 Arbeiter (49 unter Tage, 18 m. und 67 w. über Tage) gefördert wurden.

Aus wässeriger Lösung wurde im Jahre 1878 in Preußen an Salzen gewonnen: Kochsalz 4 366 052 Ctr. = 5 294 084 (121 pro Ctr.) (31 Werke, 1837 Arbeiter); Chlorkalium 837 167 Ctr. = 4 316 050 (516 pro Ctr.) (10 Werke, 661 Arbeiter). Chlormagnesium (1 Werk) 50 000 Ctr. = 75 000 (150 pro Ctr.); schwefelsaure Alkalien: Glaubersalz (6 Werke, 93 Arbeiter) 118 480 Ctr. = 342 157 (289 pro Ctr.), schwefelsaures Kali (4 Werke) 97 466 Ctr. = 312 656 (321 pro Ctr.), schwefelsaure Kalimagnesia (2 Werke) 72 126 Ctr. = 63 010 (87 S pro Ctr.); schwefelsaure Magnesia (5 Werke) 127 729 Ctr. = 12 241 (10 5 Ctr.); Alaun (4 Werke, 151 Arbeiter) 52 094 Ctr. = 399 452 (767 3 pro Ctr.).

Die Produktion der Mäatteste ergab

Ltr.

887 955 999 = 429 602 526

912 713 350 = 348 990 840

948 211 648,4 = 320 379 288

933 022 122,31 = 278 541 151

h 979 355 1611 = 270 631 430 Der Rückgang im Werthe ist besonders durch das Sinken der Kostenpreise herbeigeführt worden, denn im Jahre 1874 hatten die produzirten 638 773 665 Ctr. Steinkohle einen Werth von 882 494 522 ℳ, 1878 dagegen 710 003 348 Ctr. nur 178 045 608

erth.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Edwin Schloemp in Leipzig erschien: „Bei⸗ träge zur Geschichte des deutschen Handwerks“ von Wil⸗ libald Koch (Preis 4 ℳ). In unserer Zeit, wo man sich lebhaft mit der Reorganisation des deutschen Handwerks beschäftigt und die Diskussion über die Innungsfrage aller Orten auf der Tagesordnung der Gewerbevereine und gewerblichen Fachverbände steht, wird häufig auf die Geschichte des deutschen Handwerks in den verflossenen Jahr⸗ hunderten hingewiesen. Und in der That bietet dieselbe neben einer Fülle interessanter Daten auch eine reichhaltige Fundarube ernster Mahnungen und weiser Lehren für jeden Gewerbetreibenden, der in dem Buche der Vergangenheit mit Verständniß zu lesen versteht. Aber leider bildet die Zahl solcher Leser in den gewerblichen Kreisen noch immer die Minderheit. Mancher intelligente Handwerker besitzt über die Geschichte seines eigenen Standes nur geringe Kennt⸗ nisse und bildet sich in Folge dessen über das Wesen des Zunftthums

oft unklare, auf irrige Meinungen gegründete Vorstellungen, die ihn bei der Betrachtung der Mißstände im Gewerbeleben der Gegenwart oft in seinem Urtheile beeinflussen und zu falschen Schlußfolgerungen verleiten. In der vorliegenden Arbeit hat nun der Verfasser meh⸗ rere Artikel über das Zunftwesen, die er in verschiedenen Journalen sowie im Feuilleton einer Zeitung veröffentlichte, gesammelt und, nach voraufgegangener Umarbeitung und durch andere noch nicht ver⸗ öffentlichte Aufsätze vermehrt, in einem Buche zusammengefaßt. Seine anerkennenswerthe Gabe, welche er dem deutschen Gewerbe⸗ stande gewidmet hat, dürfte in den Kreisen der Gewerbetreibenden freundlichen Anklang sinden. Das Buch will den Leser über den Entwickelungsgang des deutschen Gewerbewesens der Vergangenheit belehren und aufklären und ist diesem praktischen Zwecke entsprechend in einer populären Sprache geschrieben. Auch hat sich der Verfasser bei der Absassung der einzelnen Kapitel einer möglichst objektiven Darstellungsweise befleißigt; nur, wo die behandelten Gegenstände eine Parallele zwischen den damaligen und heutigen gewerblichen Verhältnissen nahe legten, tritt er mit seiner subjektiven Ansicht hervor. Der be⸗ handelte Stoff ist nach einer Einleitung in drei Abtheilungen geord⸗ net, von denen die erste zwei Kapitel: „Im Werden“ und „Hofe⸗ rechtliche Innungen und freie Zünfte“ umfaßt. Die zweite Ab⸗ theilung setzt sich aus folgenden sieben Kapiteln zusammen: „Die Zunstartikel“, „Die Münzerhausgenossen“, „Unter dem Zunftregiment“, „Der Verdienst des Handwerkerg im 15. und 16. Jahrhundert“, „Die Uniformgesetze des Kastengeistes“, „Die Handmwerkerfeste der Zunftzeit“, „Aus den Werkstätten des Böttchergewerks“. Die dritte Abtheilung besteht gleichfalls aus sieben Kapiteln, welche die nach⸗ stehenden Ueberschriften führen; „Von der Höhe herab“, „Die Tuch⸗ compagnie zu Iglau“, „Das Lehrlingswesen der Zunftzeit“, „Das Handwerksceremoniel“, „Vom Meisterstück“, „Im Banne des Zunft⸗ zwanges“, „Die Reichszunstordnung’. Im letzteren Artikel, dem Schlußartikel, bespricht der Verfasser die Reichszunftordnung von 1731, jenes erste allgemeine deutsche Gewerbegesetz, durch welches man die Mißbräuche im Gewerbeleben der Zunftzeit auszurotten suchte.

Die neue Rechtsverfassung. Für Nichtjuristen darge⸗ stellt von Professor Dr. C. Fuchs in Breslau. Breslau, Verlag von Wilh. Gottl. Korn. Preis gebunden 1

Die vorliegende Broschüre ist eine Sammlung der von dem Verfasser im Laufe des Sommers in der „Schlesischen Zeitung“ ver⸗ öffentlichten, die neue Gerichtsorganisation und das Verfahren in Civil⸗, Straf⸗ und Konkuressachen behandelnden Artikel, welche in Folge vielfacher der Redaktion und dem Verfasser kundgegebener Wünsche zusammengestellt worden ist. Sie verfolgt, wie dies der Verfasser auch in der Vorrede hervorhebt, keineswegs den Zweck einer Menge anderer gerade jetzt erschienener Schriften, nämlich ein juri⸗ stischer Rathgeber für den Selbstbetrieb prozessualer Angelegenheiten zu sein, und ebensowenig erhebt sie nach Form und Inhalt den An⸗ spruch, als ein Unterrichts⸗ oder Handbuch für das Studium der neuen Rechtsverfassung gelten zu wollen, sie will vielmehr, „nament⸗ lich dem Nichtjuristen, eine klare, gedrängte und anschauliche Ueber⸗ sicht über die neue Rechtsverfassung geben.“ Der Verfasser hat in dem nur 89 Oktavseiten füllenden Schriftchen Alles dasjenige, was dem Laien zum Verständniß der neuen Einrichtungen sowohl als des neuen Verfahrens nothwendig ist, in präciser und leicht faßlicher Form, zu leich aber in hinreichender Vollständigkeit mitggetheilt.

Codex des Handelsrechts. Eine Sammlung der den deutschen Handelsstand interessirenden Gesetze, erläutert durch die Rechtsprechung des Reichs⸗Ober⸗Handelsgerichts. Nebst einer gemein⸗ faßlichen Darstellung des Prozeßganges. Herausgegeben von J. Basch, Landrichter. 838 Seiten. Eleg. gebunden 7,50 Berlin, Verlag von H. W. Müller.

Der Herausgeber hat sich die Aufgabe gestellt, ein Werk zu schaffen, welches über auftauchende Rechtsfragen im Handel und Ver⸗ kehr stets und ohne großen Zeitaufwand Aufschluß zu gewähren vermag. Zu diesem Zwecke sind 41 den Geschäftsmann interessirende Gesetze in der seit dem 1. Oktober 1879 geltenden Fassung zusammen⸗ gestellt un d durch die Entscheidungen des höchsten deutschen Gerichts⸗ hofes erläutert. Das Verfahren vor den Amts⸗ und Landgerichten ist in einer dem Laien verständlichen Weise dargestellt, und ein das ganze Werk umfassendes, den weitgehendsten Ansprüchen genügendes Sachregister beigegeben. Der Codex kann somit als ein vollständiges, auch das neue Konkursrecht enthaltendes Rechtsbuch für den Handels⸗ stand empfohlen werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Laucha a. d. Unstr., 19. Oktober. (Magdb. Ztg) Die Hoff⸗ nung auf eine leidliche Nachreife der Trauben in den ausgedehnten Weinbergsflächen des Saal⸗ und Unstrutthales sind durch den scharfen Frost der letzten Nächte auf den Höhen über 30 S. fast gänzlich vernichtet worden. Die Traubenstiele sind zum größten Theile erfroren und damit die Weiterentwicklung der Frucht un⸗ möglich gemacht worden. In den Beeren selbst greift die Sauer⸗ fäule rapide um sich. Eine Ausnahme weisen nur diejenigen Wein⸗ berge auf, wo die Weinstöcke in Folge der geschützten Lage noch mit stark buschigem Laube versehen waren. Auch für die Feld⸗ wirthschaft ist der Frost viel zu früh gekommen. Die Herbst⸗ bestellung, die Kartoffelernte sind noch lange nicht beendet. Mit dm Einbringen der Runkeln und Zuckerrüben haben die meisten Groß⸗ grundbesitzer noch gar nicht einmal den Anfang gemacht, und bei der grundlosen Beschaffenheit des Bodens kann bis auf Weiteres mit allen diesen Arbeiten auch nicht begonnen werden. Das einzige Tröst⸗ liche bei dieser Ungunst der Witterungsverhältnisse ist die Thatsache, daß Frost und Schlackenwetter unter dem Ungeziefer, besonders den Mäusen, gründlich aufgeräumt haben.

Gewerbe und Handel. .

Zufolge Nachrichten aus Belgrad sind in der Zeit vom 6. bis 16. September 117 Stück Rindvieh in den Kreisen Belgrad, Kru⸗ schevatz und Uschitza von der Rinderpest“) ergriffen worden und davon 22 gefallen. . 1

In der Generalversammlung des Central⸗Bazars für Fuhrwesen (vorm. Gebr. Besckow), wurden Geschäftsbericht und Bilanz genehmigt und Decharge ertheilt. Die Bilanz ergiebt nach den statutenmäßigen Abschreibungen und außerordentlichen Reserve⸗ stellungen eine Dividende von 1 ½ % = 9 pro Aktie.

(D. Hand.⸗Bl.) Der bleibende Ausschuß des Deutschen Handelstages tritt am Freitag und Sonnabend, den 21. und 22. November cr., in Berlin zu einer Sitzung zu⸗ sammen. Auf die Tagesordnung hat das Präsidium vorbehaltlich weiterer Anträge folgende Gegenstände gesetzt: 1) Antrag des Prä⸗ diums, den Plan einer in Berlin zu veranstaltenden Weltaus⸗ stellung betreffend. 2) Die einheitliche Organisation der Deutschen Handelskammern. (Bericht der am 5. Mai cr. ernannten Kom⸗ mission.) 3) Die Regelung des Checkwesens im Deutschen Reiche. (Antrag Magdeburg.) 4) Berathung über eine von Herrn Dr. Ham⸗ macher gegebene Anregung wegen frühzeitiger Erstattung der Jahres⸗ berichte der Handelskammern und Zusammenstellung dieser Berichte in übersichtlicher Form. 5) Abstellung von Uebelständen beim In⸗ casso von Wechseln durch die Post. (Antrag Minden.) 6) Prüfung der Lage des kaufmännischen Auskunftswesens durch die Deutschen Handelskammern. (Antrag Osnabrück.) 7) Portosatz für „auf mechanischem Wege hergestellte Gegenstände“ Drucksachen. (Antrag Frankfurt a. O.) 8) Berichterstatttung über die Geschäfts⸗ führung seit der letzten Ausschußsitzung. 3 8

Die „New⸗Yorker Handels⸗Zeitung“ äußert sich in ihrem vom 10. Oktober datirten Wochenbericht über die allge⸗ meine Geschaͤftslage folgendermaßen. Während im Allgemeinen Handel und Industrie fortfahren, sich im erfreulichsten Mahe zu entwickeln, und das legitime Geschäft allen billigen Anforderungen entspricht, hat die früher bereits gerügte wilde Spekulation sich seit⸗ dem leider auf neue Gebiete verbreitet und bereits einen so gefähr⸗ lichen Charakter angenommen, daß der früher oder später sicher ein⸗ tretende Rückschlag selbst in weiteren Kreisen arge Verheerungen an⸗

richten muß. Obwohl durch verstärkten, ca. 9 ½ Millionen Dollars

*) Cfr. Nr. 211 des „R.⸗Anz.“

durch

hetragenden Produkten⸗Export des hiesigen Platze w e aber durch Ein⸗

ufluß aus anderen östlichen Häfen, ganz besonders zuffaß großer Summen Baumwolltratten aus dem Süden unser Wechselmarkt diese Woche besser als bisher mit Material ver⸗ sehen war, haben sich die Course, namentlich für Kontinentaldevisen sehr fest behauptet. Zu einer Anhäufung von Wechseln hat es die Beschaffung des Rembourses für eingetroffenes Gold, trotzdem dessen Gesammtbetrag weit hinter der avisirten Höhe zurück⸗ velieben, noch nicht kommen lassen; da der weitere Import bei den bestehenden Coursen rentirt, wird eine längere Unterbrechung auch wohl fürs Erste nicht eintreten. Solten jedoch, gegen alle Er⸗ wartung, neue Goldsendungen aus Europa ausbleiben, so können, kei den voraussichtlich mit jeder Woche bedeutend zunehmenden Baumwollverschiffungen die Course sich um so weniger halten, als auch der Export anderer Produkte, in erster Reihe Lebensmittel, sich fürs Erste auf seiner jetzigen Höhe halten wird und die Bezahlung des Waaren⸗Imports so enorme Summen, wie alsdann zu ziehen sein werden, unmöglich absorbiren kann. Gold⸗Import dieser Woche beträgt 3 300 000 Doll.,

dem 1. August 41 400 000 Doll. Das Geschäft am W

und Produktenmarkt war in dieser Woche ein sehr be⸗ friedigendes. Für volle Getreideladungen wurden 24 Schiffe geschlossen. Am Brotstoffmarkt ging es sehr leb⸗ haft zu und stellten sich die Preise abermals höher, gegen Schluß der Woche wurde es etwas ruhiger. Baumwolle wenig verändert, schließt für Middling Üplands zu 107⁄16 c. Schmalz bei behaupteten Notirungen ruhiger; Schweine⸗ fleisch stand in anhaltend guter Exportfrage, ebenso Talg zu höheren Preisen. Hopfen wurde sehr stark gehandelt. Von Schiffsbedürfnissen stieg Harz kei geringem Angebot aber⸗ mals bedeutend; Terpentinöl, trotz zunehmender Frage und hoher Notirungen vom Süden, wenig verändert. Petroleum war so⸗ wohl für rohe wie auch für raffinirte Waare höber, wobei die Um⸗ sätze indeß unverhältnißmäßig klein blieben. In Kaffee konnte es bei schwachen Zufuhren zu keinem größeren Geschäft kommen. Die Tendenz blieb indessen eine unverändert feste. Rohzucker wurde recht lebhaft gehandelt und auch für raffinirten Zucker stellte sich in den letzten Tagen Begehr ein. Wolle ist in den gesuchten Qualitäten anhaltend knapp. Das Geschäft in fremden Ma⸗ nufakturwaaren war durch die anhaltend warme Witterung ungünstig beeinflußt. Der Import in dieser Branche betrug wäh⸗ rend der heute beendeten Woche 1 944 277 Doll. gegen 1 575 293 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahrs.

Antwerpen, 22. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten wurden 1934 B., verkauft 1643 B. Das Geschäft war belebt. Buenosayres⸗Wollen erzielten die vollen Preise der Juli⸗ Auktion, Montevideo⸗Wollen blieben zuweilen etwas unter denselben.

Rotterdam, 22. Oktober. (W. T. B.) Die heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee⸗Auktion eröffnete für Nr. 52 ¼, Nr. 7 47 ¼, Nr. 10 47 ½.

Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗York, 22. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ ist hier eingetroffen.

Berlin, den 23. Oktober 1879.

Auszug aus dem Statut für das Archäologische Institut,

betreffend die damit verbundenen Reisestipendien.

§. 19. Um die archäologischen Studien zu beleben und die an⸗ schauliche Kenntniß des klassischen Alterthums möglichst zu verbreiten, insbesondere um für das Institut für archäologische Korrespondenz leitende Kräfte und für die vaterläaͤndischen Universitäten Lehrer der

Archäologie heranzubilden, werden mit dem genannten Institut fünf

jährliche Reisestipendien, ein jedes im Belauf von dreitausend Mark,

verbunden, welche den nachstehenden Bestimmungen gemäß vergeben werden so len.

§. 20. Zur Bewerbung um vier der gedachten Stipendien wird der Nachweis erfordert, daß der Bewerber entweder an einer Uni⸗ versität des Deutschen Reichs beziehentlich an der Akademie zu Münster die philosophische Doktorwürde erlangt oder das Erxamen pro facultate docendi bestanden und in demselben für den Unterricht in den alten Sprachen in der obersten Gymnasialklasse die Be⸗ fähigung nachgewiesen hat. Der Bewerber hat ferner nachzuweisen, daß zwischen dem Tage, an welchem er promovirt worden oder das Oberlehrerexamen absolvirt hat, eventuell wo beides stattgefunden hat, dem späteren von beiden, und dem Tage, an welchem das nach⸗ gesuchte Stipendium für ihn fällig werden würde (§. 26), höchstens ein dreijahriger Zwischenraum liegt.

„Für das fünfte der jährlich zu vergebenden Stipendien, welches in erster Reihe bestimmt ist, die Erforschung der christlichen Alter⸗ thümer der römischen Kaiserzeit zu fördern, wird erfordert, daß der Bewerber an der theologischen Fakultät einer Universität des Deut⸗ schen Reichs den Kursus der protestantischen oder der katholischen Theologie absolvirt, das heißt nach Ablauf mindestens des akade⸗ mischen Trienniums in ordnungsmäßiger Weise die Exmatrikulation bewirkt hat, und daß er an dem Tage, wo das Stipendium fällig wird, das dreißigste Lebensjahr noch nicht überschritten hat.

H. 21. Der Bewerber hat ferner die gutachtliche Aeußerung der philosophischen, resp. theologischen Fakultät einer Universität des Deutschen Reichs, oder der Akademie zu Münster, oder auch einzelner bei einer solchen Fakultät angestellter Professoren der einschlagenden wissenschaftlichen Fächer über seine bisherigen Leistungen und keine

efähigung zu erwirken und seinem Gesuch beizufügen, auch, falls er schon literarische Leistungen aufzuweisen hat, wo möglich dieselben mit einzusenden. Ferner sind in dem Gesuche die besonderen Reise⸗ zwecke kurz zu bezeichnen. Daß unter den Reisezielen in der Regel

om mit einbegriffen sei, liegt im Geiste der Stiftung.

Bei Gesuchen um Verlängerung des Stipendiums finden diese Bestimmungen keine Anwendung. Dagegen ist hier eine übersicht⸗ liche Darstellung der bisherigen Reiseergebnisse in das Gesuch auf⸗ zunehmen, und wird, falls der Stipendiat bereils in Rom oder Athen sich aufgehalten hat oder noch aufhält, über seine Leistungen * seee Befähigung das Gutachten des Sekretariats des Instituts

ordert.

. 22. Die Gesuche um Ertheilung des Stipendiums sind in

jedem Jahre vor dem 1. Februar desselben an die Central⸗Direktion

des archäologischen Instituts nach Berlin einzusenden, welche die ahl nach vorgenommener Prüfung der Qualifikation des Bewer⸗ bers in der Gesammtsitzung vornimmt ꝛc. Bei gleicher wissenschaft⸗ licher Tüchtigkeit wird die Central⸗Direktion denjenigen Bewerbern en Vorzug geben, die neben der unerläßlichen philologischen Bil⸗ dung sich bereits einen gewissen Grad kunstgeschichtlicher Kenntnisse und monumentaler Anschauungen zu eigen gemacht haben und welche em ärchäologischen Institute oder den deutschen Lehranstalten oder useen dereinst nützlich zu werden versprechen⸗

§. 23. Die Stipendien können nicht kumulirt, noch für einen üng ren Zeitraum als ein Jahr vergeben werden; zulässig ist je⸗ och die Wiedergewährung eines Stipendiums für ein zweites Jahr

b Die Wiedergewährung des im §. 20 bezeichneten fünften Stipen⸗

nume auf ein zweites Jahr kann auch erfolgen, wenn der Stipendiat

bei eintretender Fälligkeit des zweiten Stipendiums das 30. Lebens⸗ jahr bereits überschritten haben sollte.

Voros,24. Dispensation von den in den §§. 20, 21, 23 aufgestellten orschriften ertheilt in besonderen Fällen das Auswärtige Amt nach nhörung der Central⸗Direktion.

vo .,20. H .Die schließliche Entscheidung wird in der Regel

R. Ablauf des Julimonats den Empfängern mitgetheilt, deren amen in dem „Reichs⸗Anzeiger“ veröffentlicht werden.

8. Das Spidendium wird jährlich am 1. Oktober fällig, ud der ganze Jahresbetrag auf einmal dem Bewerber oder seinem

Phörig legitimirten Bevollmäͤchtigten durch die Legationskasse gegen uittung ausgezahlt.

1 zu 50, Nr. 2 50 ¼, Nr. 3

8 Hamburger

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§. 28. Der Stipendiat ist verpflichtet, so lange er in Rom oder Athen verweilt, an den Sitzungen des Instituts regelmäßigen Antheil zu nehmen. Er hat überdies während seiner Reise die Zwecke des Instituts nach Möglichkeit zu fördern und nach Beendi⸗ gung derselben über deren Ergebniß einen summarischen Bericht an die Central⸗Direktion einzusenden. 1

Es ist wünschenswerth, daß jedem Gesuch um ein Stipendium mehr als ein Exemplar (bis zu 5) der Doktordissertation des Be⸗ werbers beigelegt werde, soweit dieselbe den außerhalb Berlins an⸗ sässigen Mitgliedern der Central⸗Direktion nicht schon mitgetheilt ist. Die Gesuche sind an den derzeitigen Vorsitzenden der Central⸗ Direktion, Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Lepsius, Berlin, Bendlerstraße 18, einzusenden. 11Ae6“

5

Friedrich Christoph Schlosser ist der deutschen Nation als einer ihrer bedeutendsten Historiker bekannt, als der erste, der die schwierige Aufgabe unternommen hat, den Gesammtumfang der Universalgeschichte durch eigene Quellenforschung zu bewältigen. Es galt ihm, wie er selbst am Anfange seiner Laufbahn sagt, „die Größe der menschlichen Seele zu erforschen in den Ereignissen aller Zeiten“; die Art, wie er es that, sichert ihm einen hervorragenden Platz unter den deutschen Geschichtsschreibern. Im engen Anschlusse an seine Vor⸗ lesungen sind, wie Wilh. Oecken in seiner bei der Enthüllung von Schlossers Denkmal am 2. September 1878 zu Jever gehaltenen Festr⸗de sagt, „die beiden grundlegenden Werke der Welt⸗ geschichte: „Die universalhistorische Uebersicht der alten Welt“ und „die Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts“ entstanden und die letztere ist gonz unstreitig diejenige seiner Arbeiten, die seiner Geistes⸗ art und Geschichtsanschauung den klassischen Ausdruck verliehen und bei Kennern und Laien den nachhaltigsten Erfolg gehabt hat.’“ Dieses Werk, aus welchem Goethe den Verfasser als einen Mann erkannte, der „aus dem Dunkeln ins Helle strebe“, und welches bei seinem Erscheinen nicht nur in Deutschland berechtigtes Aufsehen erregte, sondern bald in das Französische und dann auch ins Eng⸗ lische und Holländische übersetzt wurde, hat, wiederholt umgearbeitet, rasch nach einander vier Auflagen erlebt. Ein anerkennens werthes Verdienst hat sich die Verlagsbuchhandlung von Oswald Seehagen in Berlin erworben durch Herausgabe einer billigen Volksausgabe der „Geschichte des achtzehnten Jahr⸗ hunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des fran⸗ zösischen Kaiserreichs, mit besonderer Rücksicht auf geistige Bildung“, dieses bedeutendsten Werkes Schlossers, dessen letzten Kräfte der neuesten Bearbeitung gewidmet waren. Die bequeme Anschaffungs⸗ weise dieser Ausgabe möge dazu beitragen, daß das vorzügliche Ge⸗ schichtswerk auch in weiteren Kreisen Eingang finde. Das Werk er⸗ scheint in ca. 60 Lieferungen à 5—6 Bogen zum Preise von à 50 ₰, oder in 8 Bänden zum Preise von à 4 ℳ, Namen⸗ und Sachregister 1 Der erste Band dieser neuen, von Dr. Oscar Jäger in Gemeinschaft mit Professor Dr. Th. Creizenach besorgten Ausgabe umfaßt die Geschichte des ersten Zeitraums des achtzehnten Jahrhunderts, vom Anfange des Jahrhunderts bis auf den österreichischen Successtonskrieg, also den spanischen Successions⸗ krieg, den nordischen Krieg und die Gründung der russischen Militär⸗ macht in Europa; dann die Zeit von der Errichtung des neuen russischen Kaiserthums und vom Anfange seines Uebergewichts über die nordischen Staaten. Der zweite Abschnitt handelt von der Reformation der Poilosophie und Literatur in England, der literarischen Kultur und dem geistigen Leben der Franzosen, wie der Bildung der höheren Klassen von Europa von 1715 bis über die Hälfte des Jahrhunderts hinaus, und das Schlußkapitel dieses Bandes schildert das Streben nach einer dem Geiste des übrigen Europa angemessenen Literatur in Deutschland bis auf die Literaturbriefe. Den Inhalt des zweiten Bandes bildet die Geschichte des zweiten Zeitraumes des achtzehnten Jahrhunderts von König Friedrichs II. Thronbesteigung bis auf das Ende des siebenjährigen Krieges. Band 3 und ein Theil des vierten Bandes umfassen den dritten Zeitraum des achtzehnten Jahrhunderts, die Zeit von Ende des siebenjährigen Krieges bis auf den Abfall der nordamerikanischen Provinzen von England in zwei Abschnitten, von denen der eine der politischen Geschichte der Staaten Europas und der andere dem Gange und der Beschaffenheit der geistigen Bildung und Literatur Englands, Frankreichs und Deutschlands gewidmet ist. Der zweite Theil des vierten Bandes umfaßt den Zeitraum vom Abfall der nordamerikanischen Provinzen bis 1788, die Zeiten des nordamerikani⸗ schen Krieges bis auf des jüngeren Pitt Ministerium um 1784, und die Zeiten der unruhigen Bewegung im Innern der Staaten des festen Landes bis auf die ersten Anzeichen der französischen Revo⸗ lution. Die Geschichte der Zeitabschnitte vom Jahre 1788 bis auf das Ende der ersten (konstituirenden) Nationalversammlung und bis auf die zweite Theilung von Polen, und weiter von der Zeit der Koalition gegen die neue Verfassung Frankreichs bis auf den dem Frieden von Campo⸗ Formio vorausgegangenen Waffenstillstand von Udine bilden den Inhalt des 5. Bandes. Der 6. Band fährt in der Darstellung der Begebenheiten fort mit dem Abschnitte von der Errichtung des französischen Direktoriums bis auf Bonaparte’s Konsulat, zunächst der Geschichte der Zeit vom Waffen⸗ stillstande in Leoben bis auf den zweiten Koalitionskrieg, weiter der Zeit vom Frieden zu Campo⸗Formio bis auf Bonaparte's Konsulat und des Koalitionskrieges bis auf Bonaparte’'s Rückkehr nach Frank⸗ reich. Der Abschnitt von der Errichtung des Konsulats bis auf den Frieden von Preßburg und die Darlegung der nächsten Folgen der Schlacht bei Austerlitz schließen den 6. Band ab. Mit der Schilderung der Literatur in Deutschland und Frankreich in den letzten Jahr⸗ zehnten des achtzehnten Jahrhunderts hebt der siebente Band an und fährt dann fort mit der Darstellnng der Ereignisse in Europa bis zum Frieden von Tilsit, während der zweite Theil dieses Bandes der Geschichte vom Tilsiter Frieden bis auf den Frieden zu Schön⸗ brunn gewidmet ist. Der erste Theil des letzten, achten Bandes, des Werkes schildert die Geschichte vom Frieden zu Schönbrunn 1809 bis zum Mai 1812, der zweite bis zum Jahre 1815. Als besonderer Band ist dem Werke ein vollständiges Namen⸗ und Sachregister nebst einigen biographischen und chronologischen Notizen zur Erläu⸗ terung und Ergänzung beigegeben.

Eine Fortsetzung der Schlosserschen Arbeit bildet die in demsel⸗ ben Verlage erschienene „Geschichte der neuesten Zeit vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart von Dr. Oscar Jäger, von welcher jetzt der erste Band der zweiten durchgesehenen und ergänzten Ausgabe vorliegt. Diese Ausgabe soll in 18 20 Lie⸗ ferungen à 6—7 Bogen zum Preise von à 60 erscheinen. Die Vorzüge, welche dieses Buch auszeichnen, sind bereits bei dem Er⸗ scheinen der ersten Ausgabe anerkannt worden. Nach Mit⸗ theilung der Verlagsbuchhandlung sind von dem Buche binnen fünf Jahren ca. 60 000 Exemplare abgesetzt worden und ist von demselben auch eine holländische Uebersetzung erschienen. Das Werk setzt mit dem Jahre 1815 ein, mit welchem das Geschichtswerk Schlossers schließt, und umfaßt in drei Bänden die Darstellung der Ereignisse von den Wiener Verträgen bis zum Frankfurter Frieden (1871); die weiteren Ereignisse von dieser vor⸗ läufig letzten Haltestelle streng geschichtlicher Darstellung bis zur Gegenwart (bis zum Jahre 1878) sollen in einer Uebersicht vor⸗ geführt, dem Ganzen ein genaues Namens⸗ und Sachregister bei⸗ gegeben werden. Der erste Bond enthält in zwei Büchern die Ge⸗ schichte der Zeit von 1815 1830 und von 1830 1848; der zweite wird die Ereignisse vom Februar 1848 bis Ende 1863 bis zum Tode König Friedrichs VII. von Dänemark; der dritte die Geschichte der jüngsten Zeit bis zum Ende des deutsch⸗ französischen Krieges schildern. Spoyweit sich aus dem vorliegenden ersten Bande ersehen läßt, ist die Komposition des Ganzen unverändert geblieben. Im Einzelnen ist an vielen Stellen die nach⸗ bessernde Hand angelegt worden. Mit dem Werke wird eine Dar⸗ stellung der Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts geboten, aus⸗ führlich genug, um eine lebendige, die Dinge und die handelnden

und zugleich von so mäßigem Umfange, daß d

Personen in deutlicher Zeichnung vorführende Erzählung zu gestatten Leser nicht von der

11“ . 8

esondere Anerken

8.

Fülle des Stoffes verwirrt und ermüdet wird. nung verdient der fesselnde, lebendige Ton, zuschlagen gewußt hat, und welcher die Lektüre des Buches zu einer ebenso unterhaltenden als belehrenden macht.

Unter dem Titel „Lilly's Stickmusterbüchlein“ Verlage von Gustav Elkan in Harburg soeben eine Sammlu Farben ausgeführter stylvoller Stickmuster erschienen, arbeitung den Lehrerinnen der Hamburger Gewerbeschule zu ver⸗ danken ist. Die aus fünf zierlichen Heften (Preis des Hefts 60 ₰. be⸗ stehende Sammlung enthält in allmählich in Bezug auf die Aus führung sich steigernder Schwierigkeit eine Fülle der Zeichnung wie der Farben nach gleich trefflich komponirter Master, die sicherlich nicht verfehlen werden, Anregung zu geben, sich eifrig mit der von den Altvordern zu so hoher Vollendung in technischer wie künstlerischer Hinsicht geförderten edlen Kunst des Stickens zu beschäftigen. der Freude an dem Fortschreiten der Arbeit und dem Geschick in der Ausführung der Vorlagen dieses trefflichen Büchleins wird auch der Geschmack an einer harmonischen Farbenzusammenstellung und das Gefühl für das rein und edel stylisirte Ornament geweckt werden. Dann werden auch endlich Stickereimonstra in Gestalt von Pudel⸗ hunden, plumpen verschwinden, wie sie hie und da in den Schaufenstern unserer Stickläden uns leider immer noch sich darbieten und offenbar immer noch Viele verleiten, Mühe und Arbeit an de rartige geschmack⸗ und styllose Absurditäten zu verschwenden. .““

Der Kaffee von Liberia zieht die Aufmerksamkeit der Kaffee⸗ pflanzer und Kaffeehändler auf sich. Sein Vorzug vor dem arabischen Kaffee tritt am meisten in denjenigen Gegenden zu Tage, in denen die Kaffeekultur zur höchsten Vollkommenheit gediehen ist. Eine der hervorragendsten Eigenschaften des liberianischen Gewächses ist seine unvergleichliche Fruchtbarkeit. Eine Pflanzung von 20 30 Acres 3 1i wenn sorgsam behandelt, einen Ertrag von 200 300 Acres arabischen Kaffees hervor. Ein fernerer Vorzug ist die Gleich⸗ mäßigkeit des Produkts in den verschiedensten Klimaten und Zonen. Bisher sind die höher gelegenen Landstriche, die Tafelländer von 2 4000 Fuß über dem Meeresspiegel, als die eigentliche Heimath des guten Kaffees betrachtet worden; die heißen Küsten erzeugen blätterreiche, aber fruchtarme strauchartige Pflanzen, deren Frucht wenig aromatisch ist. Bei dem liberianischen Kaffee findet das Gegentheil statt. Ein dritter Vorzug ist die längere ungeschwächte Tragfähigkeit.

Ein dem legislativen Rath von Ceylon erstatteter Bericht ver⸗ sichert, daß der durchschnittliche Ertrag eines Baumes 20 Pfund, seine Höhe mehr als 20 Fuß ist, während bei dem arabischen Kaffee der Ertrag auf 1 ½ bis 2 Pfund, die Höhe auf 10 bis 12 Fuß zu stehen kommt. Das Erzeugniß der heißen Niederungen Liberias ist aromatischer als das auf den Hochlanden gewonnene und das Alter ohne Einfluß auf die Ergiebigkeit. Man sieht häufig Bäume von 30 bis 40 Jahren, die ebenso gut und besser blühen und tragen, als 15jährige Stämme asiatischen und amerikanischen Kaffees.

Die Ueberschwemmung in der Provinz Murcia. Dem „Temps“ wird aus Madrid, vom 18. Oktober, gemeldet: Die Ueberschwemmung, welche die Provinz Murcia heimgesucht hat, ist in der Geschichte dieser Gegend ohne Gleichen. Noch nie hat man solche Verwüstungen und so viel Verluste von Menschenleben zu beklagen gehabt, selbst nicht bei den Ueberschwemmungen von 1651. Am Abend des 14. Oktober erhob sich gleichzeitig in den Provin en Malaga, Almeria, Granada und Sevilla ein von Regen und Hagel⸗ schlag begleiteter Sturm. Am ärgsten wüthete derselbe aber in Murcia und Alicante, in dem Thale des Flusses Segura, wo seit mehreren Monaten eine Trockenheit herrschte, unter welcher der Ackerbau schwer gelitten hatte. In Folge dieses Wasser⸗ mangels hatte sogar die Auswanderung nach Algerien zuge⸗ nommen. Das Becken der Segura und des Mundo, welches von Sierras und Hügeln gekrönt ist, ist eine Vega oder angebaute Ebene, mit Pachthöfen, Dörfern, Mühlen bedeckt, die oft niedriger liegen als das Bett der in dieser Jahreszeit trockenen Flüsse und Bergstürze. Zwischen zwölf und zwei Uhr Nachts wälzten die Segura und der Mundo nach siebenstündigem Sturme eine solche Wassermasse herbei, daß die ganze Landschaft in einen wüthenden Strom verwandelt war, welcher Deiche, Schleusen, Mühlen, Pacht⸗ höfe und viele Dörfer hinwegfegte: Nonduermas, Fra⸗Alta, Torre⸗ Aguera, Alcantarilla, La Raga wurden mit Hunderten von Häusern beinahe gänzlich dem Boden gleich gemacht, und die Vega ward in einer Ausdehnung von 30 Lieues ein großer See, dessen Wasser 70 km Telegraphendrähte, mehrere Brücken und Chausseen, endlich auch den Schienenweg vernichteten. Die Städte Murcia, Orihuela, Lorca wurden mitten in tiefer Nacht von dem Elemente ergriffen. Das Wasser löschte das Gas aus, drang in die Kanäle, die Häuser und Kirchen und rief einen panischen Schrecken hervor. Die Behör⸗ den und Einwohner von Murcia retteten bei Fackellicht die Bevöl⸗ kerung von drei Vorstädten, in welchen ein Damm durchbrochen und in Folge dessen zweihundert Häuser verwüstet waren. Das Hospital stand unter Wasser, und die Kranken konnten nur mit Mühe gerettet werden. Der Bahnhof und die Eisenbahn, die Gasfabrik, das Ge⸗ fängniß und das Institut waren ebenfalls überschwemmt. Am folgenden Morgen errichteten die Behörden Zufluchtsstätten in den öffentlichen Gebäuden und dem bischöflichen Palaste, und die auf Dächern oder in den höheren Stockwerken zu⸗ rückgebliebenen Einwohner wurden mit Kähnen abgeholt. Die Segura hatte sich an den verschiedenen Stellen des Thales um drei bis acht Meter über ihr gewöhnliches Niveau erhoben. In Murciag hat man 140 Leichen entdeckt; 48 Stunden lang war es unmöglich, den Dörfern und Pächtereien, wo der Schaden ein ganz unberechenbarer ist, Hülfe zu bringen Das Wasser treibt Vieh, Erntevorräthe, Hausgeräthe und Leichen von Bauern, die im Schlafe überrascht waren. Man führt viele Beispi le von Heldenmuth an, so namentlich Seitens der Bürgergarde (Gensd'armerie) und der Geistlichkeit. Orihuela und Lorca wurden in derselben Nacht über⸗ rascht und alle ihre Straßen überschwemmt; mit Ausnahme einiger Gebäude stürzten alle Häuser ein. Das Geschrei der Opfer, die Verwirrung in der Finsterniß führten bis zum Tages⸗ anbruch fürchterliche Auftritte herbei. Als man mit Hülfe der schnell von Carthagena und Alicante auf Schiffen her beigeeilten Truppen und Seeleute zum Rettungrewerk schreiten konnte, wetteiferten der Gouverneur, die Bischöfe, die Spitzen der Behörden und der Einwohnerschaft um den Preis; man gebrauchte außer den Kähnen auch Fuhrwerke, denen das Wasser bis an die Achse ging. Die Zahl der Opfer übersteigt in Murcia 200, in Orihuela 50, in Lorca 60; in den Dörfern und im Thale, wo sie noch nicht festgestellt sind, müssen sie sich auf mehrere Hundert be⸗ laufen. Der materielle Schaden wird in Murcia allein auf mehr als 25 Millionen Francs veranschlagt. Ein in der amtlichen Zeitung von Madrid erscheinendes Rundschreiben des Ministers des Innern eröffnet eine Nationalsubseription. Der König wird Montag früh mittelst Separatzugs nach Murcia fahren und die überschwemmte Gegend zu Pferde und zu Schiff durchziehen, um dann über Cartha⸗ gena zurückzugehen. Auch aus Almeria und Malaga wird von Ueber⸗ schwemmungen, materiellem Schaden und Verlust von Menschenleben berichtet. Heute früh war das Wasser im Fallen, Abends aber lauten die Nachrichten minder beruhigend. Die Zahl der Obdachlosen von Murcia und Orihuela wird auf 20 000 geschätzt.

Vom 19. wird demselben Blatte aus Madrid berichtet: Der Schaden wird auf mehr als 60 Millionen Francs veranschlagt. In der Provinz Murcia kamen über 500 Menschen um; 3500 Häuser und 120 Mühlen wurden vernichtet. Auch in den Provinzen Almeria und Malaga sind die Verluste groß, desgleichen in den vom Sturme heimgesuchten kleinen Häfen der Provinz Alicante. In den Vor⸗ städten von Lorca, Orihuela, Murcia sind Hunderte von Häusern

eingestürzt oder vorsichtshalber geräumt. Der König hat 50 000 Fr. gespendet, die Prinzessin von Asturien 5000 Piaster.

Rosenbouquets, ja selbst ganzen Genrescenen völlig