1879 / 252 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Oct 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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Diejenigen Kranken, welche eine unentgeltliche Aufnahme nachsuchen wollen, haben sich zuvor bei dem Unterzeichneten schriftlich zu melden; Privatkranke können gegen Bezahlung scen reglementsmäßigen Kurkosten aufgenommen werden, soweit es die Räumlichkeit der Anstalt gestattet.

Berlin, den 22. Oktober 18709.

Der Direktor des Königlichen chirurgischen Universitäts⸗ Klinikums. .“ B. von Langenbeck,

Geheimer Ober⸗Medizinal⸗Rath und Professor, Roonstraße Nr. 3.

Bekanntmachung auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.

Auf Grund des §. 12 des Reichsgesetzes gegen die ge⸗ meingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Druck und Verlage der „Arbeiter⸗Wochen⸗Chronik zu Budapest erschienene nichtperiodische Druckschrift „All⸗ gemeiner Arbeiter⸗Kalender für das Schaltjahr 1880, IV. Jahrgang“ nach §. 11 des gedachten Gesetzes durch die unterzeichnete Landespolizeibehörde verboten ist.

Berlin, den 24. Oktober 18709.

Königliches Polizei⸗Präsidiu heee—.“ 8

Bekanntmachungen,

betreffend Verbote und Beschränkungen der Ein⸗ fuhr über die Reichsgrenze.

Das Königlich bayerische Staats⸗Ministerium des Innern veröffentlicht folgende Bekanntmachung:

Nachdem die Rinderpest nach den anher gelangten amt⸗ lichen Mittheilungen in Croatien, Krain und Steiermark aus⸗ gebrochen ist, so wird die Bekanntmachung vom 28. Juli l. J. (Gesetz⸗ und Verordnungs⸗Blatt Nr. 38) für die bayerisch⸗ österreichische Grenze von Kleinphilippsreut, Bezirksamts Wolf⸗ stein, bis Kiefersfelden bei Kufstein außer Kraft gesetzt; an deren Stelle werden aber im Hinblicke auf §. 328 des Straf⸗ gesetzbuches für das Reich und auf Grund des Art. 2 Ziff. 1 des Polizeistrafgesetzbuches für Bayern vom 26. De⸗ zember 1871, sowie mit Bezugnahme auf das Reichsgesetz vom 21. Mai 1878 (Reichs⸗Gesetzblatt Nr. 12) für die genannte Grenzstrecke nachstehende Bestimmungen getroffen: '1) Verboten ist bis auf Weiteres entlang der bayerisch⸗

b Landesgrenze von Kleinphilippsreut bis Kiefersfelden die Einfuhr aus Oesterreich⸗Ungarn nach und durch Bayern: a. von Rindvieh, Schafen und Ziegen ohne Unterschied der Race und des Landes, aus welchem sie kommen, desgleichen von thierischen Theilen jeder Art in frischem Zustande, welche von diesen Wiederkäuern herrühren, soweit 8 nicht in Nachstehendem etwas Anderes bestimmt ist. 2) Nicht beschränkt bleibt der Verkehr

. mit Butter, Milch und Käse, er. Butter, Mi sowie mit trockenen

oder gesalzenen Därmen,

mit Wolle, Haare und Borsten, geschmolzenem Talg, desgleichen mit lufttrockenen, von thierischen Weich⸗ theilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen.

3) Auch ist nicht beschränkt der Verkehr mit Gespannen von Rindvieh zwischen österreichischen und bayerischen Grenzorten, beziehungsweise Grenzmarkungen und der Weidetrieb von an Bayern angrenzenden österreichischen

Fluren auf bayerische Fluren.

4) Für die Grenzstrecke von der sächsischen Grenze bei Rehau 8 bis Kleinphilippsreut, und von Kiefersfelden bis Lindau verbleibt es bei den Bestimmungen der Bekanntmachung vom 28. Juli l. Js. 8 München, den 22. Oktober 1879.

161“ von Pfeufer. Der General⸗Sekretär: Ministerial⸗Rath von Schlereth.

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Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 27. Oktober. Se Majestät der Kaiser und König wohnten am gestrigen Sonntage dem Gottesdienst im Dome bei und empfingen später den Vorsitzenden der General⸗Synode, Grafen von Arnim⸗Boitzen⸗ burg, den General⸗Adjutanten, General der Kavallerie z. D. Grafen von Bismarck⸗Bohlen, den General der Infan⸗ terie z. D. von Ollech, den Botschaster Grafen zu Münster, den Militär⸗Attaché bei der Botschaft in Wien, Major Grafen von Wedel, und den Militär⸗Attaché bei der Gesandtschaft in Brüssel, Major von Sommerfeld.

Heute Vormittag hörten Se. Majestät den Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski, nahmen in Gegenwart des Kommandanten von Berlin militärische Meldungen entgegen und empfingen den Kammerherrn Grafen von Keller, sowie Allerhöchstihren Bot⸗ schafter in St. Petersburg, General⸗Adjutanten von Gveinititzt

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Der Kaiserliche Minister⸗Resident am Fürstlich serbi⸗ schen Hofe, Graf von Bray⸗Steinburg, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Uͤrlaub angetreten.

„Hannover, 24. Oktober. „In der heutigen fünften Sitzung des Hanoverischen Provinzial⸗Landtages wurden §§. 7—10 des Entwurfs eines Reglements über das ständische Kassen⸗ und Rechnungswesen mit einem Amendement Grumbrechts, die übrigen Paragraphen nach der Vorlage angenommen. Es folgte ein PSeeag es ständischen Verwaltungsausschusses, die Dotirung des Waisenfon ds der Provinzial⸗Wittwenkasse betreffend. Der Antrag lautet:

Der Provinzial⸗Landtag wolle beschließen: in Veranlassung und um Andenken der Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen Majestäten den bei Errichtung der Provinzial⸗Wittwenkasse in Aus⸗ sicht genommenen Waisenfonds mit einer Summe von 200 000

zu dotiren und den Betrag aus den Mitteln des Kreisordnungsfonds zu entnehmen. 8

Nach längerer Debatte wurde dieser Antrag mit allen gegen 12 Stimmen angenommen.

Nach einigen unwesentlichen Vorlagen wurde auf Antrag der Petitionskommission, Namens welcher der Bürgermeister Ludowieg Bericht erstattete, ein Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des Gesetzes über das Höferecht in der Pro⸗ vinz Hannover, in erster Lesung genehmigt.

Bayern. München, 25. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Reichsraths wurde der Bau der Linien Wiesau⸗Redwitz, Dinkelsbühl⸗ euchtwangen und die Fortsetzung der Hochstadt⸗Stockheimer Bahn überzLudwigsstadt an die Landesgrenze genehmigt. Abgelehnt wurden die Linien Neumarkt⸗Landshut, Neustadt⸗Bischofsheim, Cham⸗Gotteszell und Gmünden⸗Hammelburg. Die Linie Poecking⸗Passau wurde genehmigt. Die Linie Lauterecker⸗Kaiserslautern wurde ab⸗ gelehnt, dagegen wurden die Verbindungsbahn Bitsch⸗Saar⸗ emünd und ferner die Linie Zweibrücken⸗Saargemünd⸗ E genehmigt. In der nächsten Sitzung, welche am Dienstag stattfindet, soll die Vorlage, betreffend den Zuschlag zur Malzsteuer, zur Berathung gelangen.

Baden. Karlsruhe, 25. Oktober. Wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, begiebt sich Se. Königliche Hoheit der Erb⸗ großherzog morgen, den 26., nach Freiburg, wo derselbe den Winter zuzubringen gedenkt. Der Prinz wird dort an der Hochschule einige Vorlesungen besuchen und sich gleichzeitig praktisch in die Verwaltung durch den Landeskommissär, in die Justiz durch ein Mitglied des Landgerichts in Freiburg einführen lassen.

Elsaß⸗Lothringen.

Straßburg, 26. Oktober. (W.

T. B.) Der Statthalter, General⸗Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, hat sich, in Begleitung des Obersten von Strantz, des vortragenden Raths Jordan und des Grafen Wilhelm von Bismarck, heute Abend nach Mülhausen be⸗ geben. gesetzt.

Die Rückreise von dort ist auf morgen Abend fest⸗

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Oktober. (W. T. B.) Der vom Abgeordnetenhause zur Vorberathung der Bosnien betreffenden Regierungsvorlage niedergesetzte Ausschuß hat den Beschluß gefaßt, vor Eintritt in die meritorische Debatte der Vorlage erst die Regierung aufzufordern, über die Motion der Vorlage, sowie über die gegenwärtige Verwaltung Bos⸗ niens und der Herzegowina Aufschluß zu geben und über die bisherige Finanzgebahrung, die Civilverwaltung und das Landesbudget die bezüglichen Ausweise vorzulegen. Im Wehrausschusse beantwortete der Minister Horst die an ihn gerichteten Fragen über die Präsenzstärke des Heeres, über die Zweckmäßigkeit einer Herabsetzung der Präsenzdienstzeit, sowie über das Stärkeverhältniß anderer Armeen gegenüber Oesterreich. Seine nächste Sitzung wird der Wehrausschuß erst abhalten, nachdem das Exposé des Finanz⸗Ministers ihm vorgelegen hat, in welchem der Ausschuß Aufklärungen über die in der Thronrede erwähnten Ersparungen beim Armee⸗ budget erwartet. 1 8 Die „Pörkr. . Ksp.“ meldet: Aus Konstantinopel: Das in der gestrigsp Konferenz über die griechisch⸗tür⸗ kische Grenzregullrungsfrage verlesene türkische Me⸗ morandum führt aus, daß der nach dem 13. Protokolle des Berliner Kongresses bei der Türkei verbleibende Theil von Thessalien und Epirus ohne Küsten und ohne Verkehr sein würde, was zur Abtretung von Thessalien und zu Aufständen in Epirus führen müßte. Eine dauerhafte Sicherheit zwischen der Türkei und Griechenland sei nur durch eine wesentliche Aenderung der auf dem Berliner Kongresse vorgezeichneten Grenzlinie möglich. Das sodann verlesene griechische Memorandum schlägt eine beinahe ganz Thessalien und den größten Theil von Epirus umfassende Grenz⸗ linie vor. Aus Cettinje: Die Albanesen griffen von Kula Dschanitza aus montenegrinische Wachtposten an. Der Kampf dauerte bis Mitternacht. Später fielen etwa hun⸗ dert Türken in Bragovitze ein. Zwei montenegrinische Ba⸗ taillone erhielten den Befehl, Velika zu nehmen und wird dort ein Kampf erwartet. Aus Belgrad: Die von verschiedenen Zeitungen gebrachten Versionen über Verhandlungen wegen eines serbisch⸗bulgarischen Schutz⸗ und Trutz⸗ Bündnisses werden von der serbischen Regierung auf das Entschiedenste dementirt.

Pest, 26. Oktober. Wie der „Pester Lloyd“ wissen will, hätte der österreichisch⸗ungarische Botschafter in Konstantinopel, Graf Zichy, gestern um seine Entlassung nachgesucht.

Großbritannien und Irland. London, 24. Oktober. (Allg. Corr.) Ihre Majestät die Königin hat an Lord Lytton und General Sir F. Roberts ihre Glückwünsche zu dem Erfolge, den die britische Expedition nach Kabul gehabt hat, und den Offizieren und Mannschaften unter dem Befehl des Generals Roberts für ihre Tapferkeit und wür⸗ dige Aufführung telegraphisch ihren Dank übermittelt.

Aus der Kapstadt wird dem Reuterschen Bureau (via Madeira) unter dem 7. Oktober gemeldet: „Durch die „Trans⸗ vaal Gazette“ ist eine Proklamation veröffentlicht worden, welche erklärt, daß die Annexionspolitik unwiderruflich sei, und die Bevölkerung auffordert, demgemäß zu handeln und sich zu regieren. Ein Exekutivrath ist ernannt worden, der aus folgenden Personen zusammengesetzt ist: dem Vize⸗Gouverneur von Transvaal, dem Befehlshaber der Truppen, einem Kolonial⸗Sekretär, dem Generalanwalt, dem Sekretär für die Eingeborenen⸗Angelegenheiten und einem anderen Sekretär, sowie aus drei mit einem Gehalt von 300 Pfd. Sterl. zu ernennenden Personen. Der Kolonial⸗ Sekretär hat sich von Kimberley nach Bloemsontain und Ba⸗ sutoland begeben. Die Einwohner von Kimberley sind im Allgemeinen gegen die Annexionspolitik.

Den „Daily News“ wird aus der Kapstadt (via Madeira), vom 7. d., gemeldet:

„Die Regierung gedenkt der Moirosi⸗Angelegenheit ein Ende zu setzen. Sie hat Oberst Bayly mit dem Befehl über die Operatio⸗ nen betraut. Man erwartet große Schwierigkeiten. Es ist vorgeschlagen worden, den befestigten Platz zu stürmen. In⸗ zwischen greifen die Baphulis zu Angriffsmaßregeln. Im Besitz geraubter Decken, ähnlich denen, womit die Fingoes ver⸗ sehen sind, gelang es ihnen, das Lager der Europäer zu betreten und eine Anzahl von Pferden zu erbeuten, ehe es zum Handgemenge kam und der Betrug entdeckt wurde. Sir Garnet Wolseley be⸗ findet sich noch in Prätoria. Er wird dort wahrscheinlich noch einige Zeit zurückgehalten werden, da die Boers Unannehmlichkeiten zu bereiten geneigt scheinen. Das Comité ersucht um eine Antwort

rnmn

auf die durch Sir Bartle Frare an, die Königin beförderte Denk.”

schrift. Das Comité ist benachrichtigt worden, daß Sir Garnet Wolseley’s Proklamation eine Antwort sei. Der letzte Sonn tag im Oktober ist als ein Bet⸗ und Bußtag für die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Transvaals festgesetzt worden.“

25. Oktober. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Capetown, vom 15. d. M., meldet, daß zur Stillung leichter unter den Boers ausgebrochener Unruhen Oberst Lanyon mit Detachement Dragoner nach Middleburg abge⸗ gangen ist.

27. Oktober. (W. T. B.) Der „Standard“ hat aug Kabul und Kushi Telegramme erhalten, welche melden daß General Gough mehrere tausend Mann des Mangal⸗ stammes, welche das britische Lager bei Shutargardan um⸗ zingelt hatten, zerstreut hat. In Kabul sind 5 Beamte wegen Theilnahme an der Ermordung der englischen Gesandt⸗ schaft hingerichtet worden.

Frankreich. Paris, 25. Oktober. (Cöln. Ztg.) Eine Verordnung des Seine⸗Präfekten verbietet alle Geld⸗ sammlungen auf den Kirchhöfen, um politischen Kundgebungen und dadurch hervorgerufenen etwaigen Ruhestörungen vorzu⸗ beugen. Der russische Thronfolger nebst Gemah⸗ lin sind in Cannes eingetroffen. Im Laufe des Monatz Dezember werden wieder zwei Transporte mit Amnestirten, im Ganzen 850 Deportirte, in Frankreich eintreffen.

26. Oktober. (Rép. fr.) Der Großfürst Wla⸗ dimir von Rußland und der Prinz von Oldenbur haben nebst dem Fürsten Galizin und zwei Flügeladjutanten gestern Vormittag im Elysée bei dem Präsidenten der Re⸗ publik ein Dejeuner eingenommen und sich darauf mit Herrn Grévy zur Jagd in das Gehölz von Marly begeben.

Lyon, 26. Oktober. (W. T. B.) Garel, welcher jüngst mit amnestirt wurde, ist heute hier zum Munizipal⸗ rath gewählt worden.

Spanien. Madrid, 24. Oktober. (Ag. Hav.) Der König ist von Cartagena nach Cadix abgereist, wo Se. Majestät drei Tage verweilen wird.

8 Türkei. Konstantinopel, 24. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen siebenten Konferenz über die griechisch⸗ türkische Grenzregulirungsfrage verlasen die türki⸗ schen Kommissare ein Memorandum, welches gegen die von dem Berliner Kongresse angedeutete Grenzregulirungslinie mehrere gewichtige Einwendungen erhebt und damit schließt, daß diese Linie wesentliche Aenderungen erfahren müsse. So⸗ dann wurde auch von den griechischen Kommissaren ein Me⸗ morandum verlesen, in welchem eine von der in dem Ber⸗ liner Kongreßprotokolle angedeuteten Grenzlinie wesentlich verschiedene Grenzregulirung vorgeschlagen wird. In eine Diskussion wurde abermals nicht eingegangen. Der Tag für die nächste Konferenz ist noch nicht bestimmt.

Rumänien. Bukarest, 25. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen gemeinsamen Sitzung der Kammern verlas der Minister des Innern, Cogalniceanu, eine Bot⸗ schaft des Fürsten, durch welche die Revisionskammern in gewöhnliche legislative Kammern umgewandelt werden. So⸗ dann wurde in dem Senate von dem Kriegs⸗Minister ein von einer Namensliste begleiteter Antrag eingebracht, nach welchem in Gemäßheit des Gesetzes über die Revision des Artikels VII. der Verfassung das Indigenat en bloc allen Israeliten zuerkannt werden soll, welche an dem Unabhängig⸗ keitskriege Theil genommen haben, wodurch das neue Gesetz die erste Ausführung erlangt. Nachdem hierauf die Dring⸗ lichkeit für diesen Antrag beschlossen worden war, zogen sich die Sektionen des Senats zur Berathung zurück. Heute Abend soll die Sitzung wieder aufgenommen werden.

Nachdem die Sitzung des Senats wieder aufgenommen worden war, gelangte der Bericht über den Antrag auf Gewährung der Naturalisationanalle Israeliten, welche bei der Fahne gedient haben, zur Verlesung. Sodann wurde der Antrag ohne Debatte mit 33 gegen 3 Stimmen angenommen. 2 Senatoren hatten sich der Abstimmung enthalten. Die dem Antrage beigefügte Liste umfaßt alle Israeliten, welche in dem der ursprünglichen Vorlage der Re⸗ gierung beigefügt gewesenen Verzeichnisse aufgeführt waren, mit Ausnahme von zwei. Das gegenwärtige Gesetz befreit die neuen Bürger von der Zahlung der 200 Frcs. betragenden Taxe für das Naturalisationsdiplom. Die Deputirten⸗ kammer war nicht beschlußfähig.

Seit der Votirung des Revisionsgesetzes durch die Kammer gehen zahlreiche individuelle Gesuche um Natu⸗ ralisirung ein. Die hervorragendsten in Rumänien woh⸗ nenden Israeliten sollen die ersten gewesen sein, welche sich den Verpflichtungen des neuen Gesetzes unterworfen haben.

Die amtliche Zeitung veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Revision des Artikels VII. der Verfassung.

26. Oktober. Die Mitglieder der Arab⸗Tabia⸗ Kommission sind heute von hier nach Silistria abgereist.

Erste ordentliche General⸗Synode.

Berlin, 27. Oktober. Im weiteren Verlaufe der Sit urg vom Sonnabend nahm die General⸗Synode die rücksichtlich des Ver⸗ hältnisses der evangelischen Landeskirche zur Volksschule gestellten (in Nr. 251 d. Bl. mitgetheilten) Anträge der Referenten mit dem Zusatz in Nr. 2, daß Simultan⸗Lehrerbildungsanstalten unter allen Umständen zu vermeiden seien, an.

Es folgte die Berathung über den Antrag der pommerschen Provinzigl⸗Synode wegen Abänderung des §.14 Recht des Geist⸗ lichen, Jemand von der Feelnebn. an einer Amtshand⸗ lung fern zu halten —, die am Donnerstag vertagt war. Ein Beschluß wurde jedoch wiederum nicht gefaßt, sondern die weitere Berathung bis nach Abschluß der Disziplinar⸗ und Trauordnung vertagt. Es ergriffen demnächst noch der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten von Puttkamer und die Synodalen Dr. Wiese, Dr. Kögel und Herbst das Wort.

Ein fernerer Antrag der pommerschen Provinzial⸗Synode wegen Abänderung der Nr. 31 der Instruktion des Ober⸗ Kirchenraths zur Kirchengemeinde- und Synodalordnung, betreffend das aktive und passive Wahlrecht, wurde durch die Annahme des Stöcker⸗ scct Aetrages auf Erlaß einer neuen Instruktion für erledigt erklärt.

Vom Evangelischen Ober⸗Kirchenrath ist der General⸗Synode eine Denkschrift über das Stolgebührenwesen zugegangen; diese sowohl wie ein aus den Reihen der Mitglieder hervorgegangenes Kirchengesetz, betreffend die Fixirung der Geistlichen und Kirchen⸗ 15 9 ihren Stellen, wurden einer neu zu bildenden Kommission überwiesen. 8

Die heutige Sitzung eröffnete der Präsident Graf v. Arnim⸗ Boitzenburg um 10 ½ Uhr. Der Konsistorial⸗Rath und Fipe intendent Braunschweig (Marienwerder) sprach das Gebet⸗ Der Präsident theilte alsdann mit, daß Se. Majestä

der Kaiser Hestern orstande eine Audienz gewährt habe. Se. Majestaͤt habe

5 dem bisherigen Verlauf der General⸗Synode dahesSich befriedigt erklärt. Alsdann wurde in die B ü Trauordnung eingetreten. Konsistorial⸗Präsi

Bresla u) und Genossen stellten folgenden Antrag: Die General⸗ Synode wolle beschließen: hinter §. 13 des Gesetzentwurfs, betref⸗ end die Trauungsordnung, als besonderen Paragraphen einzuschalten: Wenn eine richterlich getrennte Ehe nachträglich durch den Tod oder die Wiederverheirathung eines Theiles unwiederherstellbar geworden ist, so kann dem die Wiederverheirathung mit einer dritten Person nach⸗ suchenden Ehegatten solche nur aus disziplinaren Gründen (§. 13, Nr. 3) geeigneten Falls versagt werden.“ Der Erbmarschall Frhr. v. d. Beck (Obernfelde, Kreis Lübbecke) beantragt: 1) §. 12 (früher 13) Nr. 5 also zu fassen: Gemischte Ehen, vor deren Ein⸗ gehung der evangelische Theil die Erziehung sämmtlicher Kinder in einer nicht evangelischen Religionsgemeinschaft zugesagt hat; 2) §. 13 (früher 14) falle weg; 3) Alinea 2 des §. 13 zu fassen: Gegen die abweisende Entscheidung des Geistlichen steht den Betheiligten die Berufung an den Kreis⸗Synodalvorstand frei. Dieser hat vor seiner Entscheidung auf Verlangen der Berufer den Gemeinde⸗Kirchenrath zu hören; 4) §. 14 zu fassen: In den Fällen des §. 12 (früher Nr. 13) Nr. 2 befindet über die Zulässigkeit der Trauung nicht der Geistliche, sondern der Kreissynodal⸗Vorstand nach Anhörung des Gemeinde⸗Kirchenraths; 5) §. 15 zu fassen: Ge⸗ en die Entscheidung des Kreissynodal Vorstandes (§§. 13 und 14) teht den Betheiligten ebenso wie dem Geistlichen die Beschwerde an das Konsistorium frei. Das Konsistorium, welchem überlassen bleibt, in geeigneten Fällen nach Maßgabe der Kirchengemeinde⸗ und Synodal⸗Ordnung (§. 68) den Provinzial⸗Synodal⸗Vorstand zu⸗ zuziehen, entscheidet endgültig; 6) §. 15 (ietzt 16) zu Alinea 1 hin⸗ zuzusetzen: und hat aufschiebende Wirkung.“ Der Referent Ge⸗ heime Ober⸗Regierungs⸗Rath und Universitäts⸗Kurator Dr. Röden⸗ beck (Halle) begründete in längerer Rede die Vorlage der Kommission. Bei dem Schluß des Blattes dauerte die Diskussion noch fort.

dem General⸗ Syvnodal⸗

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 42. Jahreswoche von je 1000 Le⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 25,9, in Breslau 28,9, in Königsberg 31,0, in öln 21,5, in Frankfurt a. M. 17,7, in Hannover 18,6, in Cassel 25 7, in Magdeburg 21,8, in Stettin 23,1, in Altona 19,8, in Straß⸗ burg 23,1, in München 38,0, in Nürnberg 24,3, in Augsburg 30,3, in Dresden 19,8, in Leipzig 23,5, in Stuttgart 18,2, in Braunschweig 28,3, in Karlsruhe 21,8, in Hamburg 23,8, in Wien 23,5, in Buda⸗ pest 30,5, in Prag 29,8, in Triest —, in Basel 21,7, in Brüssel 18 6, in Paris 22,9, in Amsterdam 23,0, in Kopenhagen 26,8, in Stockholm 20,7, in Christiania 16,6, in St. Petersburg 31,2, in Warschau 26,0, in Odessa 33,1, in Bukarest 43,4, in Rom 29,3, in Turin 26,8, in Athen —, in Lissabon 22,1, in London 21,6, in Glasgow 16,1, in Liverpool 25,8, in Dublin 32,7, in Edinburgh 16,8, in Alexandria (Egypten) 41,2. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ YPork 23,8, in Philadelphia 15,5, in St. Louis 11,2, in Chicago 15,1, in St. Franzisco 13,4, in Calcutta 23,9, in Bombay 34,0, in Madras 38,0.

In den ersten Tagen der Berichtswoche herrschten an den meisten deutschen Beobachtungsstationen westliche und südwestliche, vorüber⸗ gehend mit nordwestlichen Windrichtungen abwechselnde Luftströmun⸗ gen vor, die am 15. ziemlich allgemein über Nordwest nach Nord, Nordost, in Bremen und Cöln bis Südost unter allgemeinem Sinken der Luftwärme (bis unter 2 Grad C.) umgingen. Auch Niederschläge von Schnee fanden in München statt. Der beim Be⸗ ginn der Woche hohe Luftdruck sank in den ersten Tagen, stieg am 15. und 16., sank dann abermals ungewöhnlich rasch, zeigte jedoch

am Schluß der Woche wieder steigende Tendenz.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte zeigten im Vergleich der Vorwoche wenig Veränderungen. Die allge meine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte blieb die leiche wie in der Vorwoche 23,8 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr be⸗ rechnet). Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterb⸗ lichkeit hat abgenommen, so daß von 10 000 Lebenden, aufs Jahr berechnet 92 Kinder unter 1 Jahr starben, gegen 101 der Vorwoche (in Berlin 93 gegen 108).

Unter den Todesursachen treten mit der weiteren Abnahme der Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder die anderen Infektions⸗ krankheiten, besonders Diphtherie und Unterleibstyphen, wieder mehr in den Vordergrund. Masern herrschen in Bochum, Kopenhagen und Bukarest, das Scharlachfieber forderte in Bromberg, Duisburg, Bukarest und London mehr Opfer, in Hamburg und Altona läßt die Zahl der Todesfälle etwas nach. Diphtherie gewann in Berlin, München, Aachen, Dresden, Wien, Christiania, Bukarest, Warschau größere Aus⸗ dehnung, in Danzig und Altona wurden Todesfälle daran seltener. Unterleibstyphen mehren sich in Berlin; in Barcelona erlagen in der Berichtswoche 41 Personen. Todesfälle an Fleckentyphus werden aus Berlin, Straßburg und London je 1, aus Barcelona 9 ge⸗ meldet. Der Keuchhusten zeigt gegen die Vorwoche wenig Ver⸗ änderung, in Breslau, München, Nürnberg, Hamburg wird er öfters Todesursache. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder erfuhren weitere Rückgänge; vermehrt erscheinen sie in München, Hamburg und Warschau. Ruhrtodes⸗ fälle wurden seltener. Die Pocken forderten in vielen Städten wieder mehr Opfer, so in Wien und in St. Petersburg (4), in Krakau (6), in Barcelona (5), in Dublin (14), in Paris (18). Aus Budapest werden 2, aus Thorn, London, Warschau, Genf, Bukarest und Lissabon je 1 Todesfall daran gemeldet.

InMemphis erkrankten in der am 4. Oktober beendeten Woche 68 Personen und starben 20 am gelben Fieber.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das soeben erschienene Beiheft 9 zum Militär⸗Wochen⸗ blatt, herausgegeben von v. Witzleben, General⸗Lieutenant z. D., enthält einen Aufsatz über die Reichsarmee im Feldzuge 1757, von Georg v. Niethammer, Hauptmann und Compagniechef im Grenadier⸗ Regiment Königin Olga (1. württemb.) Nr. 119. G

Charakterspiegel in Sage und Geschichte. Von Dr. Aug. Sach. Halle a. S., Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. Gr. 8. 33 ¾ Bogen. Geh. 5,25 ℳℳ; geb. in Leinen⸗ rücken 6 ℳ. Die leitende Idee dieser Schrift ist, Herz und Gemüth der reiferen Jugend zu bilden und Gesinnung und Willen derselben zu kräftigen und zu stählen, und zwar durch Vorführung berühmter

haraktere und hervorstechender menschlicher Züge in Sage und Ge⸗ schichte. Der „Charakterspiegel“ bringt unter seinen 113 Erzählungen zwar einzelne, welche sich in den gangbareren deutschen Lesebüchern ebenfalls finden; aber während die Schul⸗Lesebücher vielfach ihren Vor⸗ läufern auf Treu und Glauben nacherzählen, so daß Inkorrekt⸗ heiten und sogar notorische, von namhaften Historikern nachgewiesene Geschichtsfälschungen mit unterlaufen, sind die vom „Cbarakter⸗ spiegel” gebotenen. Erzählungen fast durchweg Originalbearbeitungen, welche stets auf die Guellen zurückgehen und diese unter jedem Stück namhaft machen. Das Buch empfiehlt sich nach seiner leitenden dee, wie nach Inhalt und Form auch über den zunächst ins Auge gefaßten Kreis hinaus als treffliches Anregungsmittel für die Ge⸗ schihtslektüre, namentlich auch für die Volksbibliothekeeen..

Als Sonderabdruck aus den Mittheilungen des Vereins für Gesch chte der Deutschen in Böhmen (XVIII. Jahrg. 1. Heft) hat Dr. Edmund Schobeck unter dem Titel: „Die Einweihung der Elbequelle durch Johann Freiherrn von Talemberg, Bischof zu Königgrätz, am 19. September 1684“ (Prag, 1879) die Abschrift eines bisher ungedruckten Briefes veröffentlicht, worin der ebengenannte Bischof von Königgrätz d. d. Chrast, 15. Oktober 1684, dem damaligen Besitzer der Herrschaft Hohenelbe, Paul Reichsgrafen von Morgin, über die durch ihn vollzogene Ein⸗

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weihung der Elbquelle berichtet. Zur Verlebendigung der geschilderten Feierlichkeit werden am Schluß noch einige Mittheilungen über die Scenerie und die Hauptperson, den genannten Bischof von Königgrätz, angefügt.

Gewerbe und Handel.

Nachrichten aus Belgrad zufolge“*) sind in Serbien, und zwar in den Kreisen Belgrad, Alexinatz, Cacak, Kragujeratz, Nisch, Rudnik, Semendria und Uschitza in der Zeit vom 17. bis 26. v. Mts. 291

älle von Rinderpest vorgekommen, wovon 120 einen tödtlichen usgang hatten.

Der Aufsichtsrath der Brauerei⸗Aktiengesellschaft Friedrichshöhe hat in seiner gestern Abend stattgehabten Sitzung beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 9 % vorzuschlagen, d. i. 1 % mehr, als für das vorangegangene Geschäftsjahr.

Die Chemnitzer Papierfabrik zu Einsiedel hat im letzten Geschäftsjahre ihre Produktion von 1 629 052 kg des Vor⸗ jahres auf 1 784 607 kg erhöht; der fakturirte Werth wuchs von 1 070 074 des Vorjahres auf 1 144 049 ℳ, dem entsprechend auch der Bruttogewinn von 240 812 auf 266 558 Von diesem Bruttogewinn gehen die Abschreibungen im Betrage von 125 242 ab und lassen einen Nettogewinn von 141 316 ℳ; aus welchem nach Dotation des Reservefonds und nach Gewährung der Tantièmen und Gratifikationen zunächst die allein noch im Rückstande gebliebenen zu den mit Vorzugsrecht ausgestatteten Prioritäts⸗Stammaktien gehö⸗ rigen, auf das Geschäftsjahr 1877/78 lautenden Dividendenscheine à 18 per Stück, dann die Dividendenscheine derselben Prioritäts⸗ Stammaktien mit ebenfalls 18 und sodann die Dividendenscheine für die Stammaktien mit je 12 oder 4 % eingelöst werden, die verbleibenden 2618 aber auf neue Rechnung vorgetragen werden

sollen.

(Hamb. Corr.) Der italienische Konsul in Yokohama hat dem italienischen Ministerium des Aeußern einen Bericht über die Coeons⸗Ernte in Japan übersendet. Diesem Bericht zufolge kommt die diesjährige Ernte in quantitativer Beziehung derjenigen des Vorjahres gleich, man kann daher auf einen Export von 20 000 Ballen oder einer Million Kilo rechnen. Was die Qualität anbelangt, so wird dieselbe als eine bessere geschildert. ⸗Thatsächlich haben mehrere Provinzen, deren vorjährige Ernte ein mittelmäßiges Produkt lieferte, in der diesjährigen die schönsten Cocons erhalten, welche die vortrefflichste Seide zu geben versprechen. Die Seiden⸗ spinnerei nach europäischen Systemen gewinnt in Japan beträchtlich an Ausdehnung. Mit Hülfe äußerst ökonomischer Vorrichtungen, welche häufig mit europäischen nichts als den Namen gemeinsam haben, gelangen die Japanern zu ganz bemerkenswerthen Resultaten. Diese Seiden werden von Käufern auf dem Markte von Yokohama gern und zu vortheilhaften Preisen genommen und machen den nach japanischem Systeme fabrizirten eine gewaltige Konkurrenz. Die Händler sind genöthigt, dieser Konkurrenz in ausgiebigster Weise Rechnung zu tragen.

Cöln, 26. Oktober. (W. T. B.) Die Direktion der Rhei⸗ nischen Eisen bahn⸗Gesellschaft hat in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, eine außerordentliche Generalversamm⸗ lung der Aktionäre auf einen der ersten Tage des Monat Dezember d. J. einzuberufen und in derselben zu befürworten, daß das Gebot h Rente abgelehnt, dagegen ein solches von 7 % angeboten werde.

Frankfurt a. M., 25. Oktober. (W. T. B.) Die General⸗ versammlung der Aktionäre der Lothringer Eisenwerke nahm den Bericht des Aufsichtsraths, sowie die Bilanz für das mit dem 30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr entgegen, genehmigte den Ab⸗ schluß und ertheilte dem Vorstande Decharge.

Antwerpen, 25. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten wurden 2242 B., verkauft 1470 B. Preise fest.

Glasgow, 25. Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 348 400 t gegen 198 700 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hoch⸗ öfen 93 gegen 90 im vorigen Jahre. 1

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyd dampfer „Progresso“ ist heute früh 5 ½ Uhr mit der ostindischen landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

*) Cfr. Nr. 249 des „Reichs⸗Anzeigers“ v

Berlin, den 27. Oktober 1879.

Se. Majestät der Kaiser und König trafen am Sonnabend um 11 ½ Uhr Mittags, in Begleitung Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Carl, mit der Fanfare des Fürsten⸗ grußes von der Jägerei, mit dem Horridoh von einer Depu⸗ tation der Eberswalder Forstakademie und mit dem Waid⸗ mannsheil von den Groß⸗Schönebecker Försterlehrlingsschülern empfangen, im offenen Jagdwagen auf dem Rendezvous in der Schorfhaide ein, dejeunirten nach huldvollster Begrüßung der Anwesenden und der geladenen Gäste im Jagdzelte und begaben Sich sodann auf Allerhöchstihren Stand für das in der Oberförsterei Groß⸗Schönebeck auf Roth⸗ und Dammwild abgestellte Jagen.

Um 12 ½ Uhr fiel der erste Schuß, um 2 ½ Uhr ward die Jagd abgeblasen und dann sogleich die Strecke bereitet: die des Allerhöchsten Jagdherrn mit 8 Hirfchen und 10 Stück Rothwild besonders, die der übrigen 15 Schützen mit 33 Hir⸗ schen, 66 Stück Roth⸗ und 11 Stück Dammwild zusammen.

Der Jagd folgte das Diner im Jagdschloß Hubertusstock.

Gegen 6 Uhr ward die Rückfahrt nach Eberswalde ange⸗ treten; auf dem ganzen 3 Meilen langen, durch die Kreise Angermünde und Ober⸗Barnim führenden Wege bildeten varege von Fackelträgern ein Spalier, das nur durch die hell erleuchteten Ehrenpforten in den Ortschaften unterbrochen

wurde. Gegen 8 ½ Uhr Abends trafen Se. Majestät wieder auf

dem Stettiner Bahnhofe hierselbst ein.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. 1879. Extra⸗ Renntag, Sonntag, 26. Oktober, Nachmittags 1 Uhr. Das prächtigste Herbstwetter begüastigte gestern den Besuch der Rennbahn und hatte viele Freunde des Sports nach Hoppegarten geführt. Die Arrangements waren dieselben wie die⸗ jenigen des Herbstmeetings. Die Rennen verliefen ohne Unfall, nur daß bei dem Jagdrennen der bekannte Trainer für Steeple⸗Chase⸗

ferde, Kelly, und beim Hürdearennen der Rittmeister Baron König türzten, ohne sich jedoch erheblich zu verletzen.

Die Rennen begannen um 1 Uhr mit: I. Maccaroni⸗ Rennen. Preis 1000 Für 2jährige Pferde aller Länder. 60 Einsatz, 30 Reugeld. Der Sieger ist für 5000 käuf⸗ lich. Der Ueberschuß über den Verkaufspreis verfällt der Rennkasse. Distanz 800 m. Zu dem Rennen waren fünf Unterschriften ein⸗ gegangen und sämmtliche 5 Pferde erschienen am Pfosten. Es siegte: Hrn. J. Cooters br. St. „Alraune“ (800 ℳ) 46 kg (J. Smitt) gegen Graf Plessens hchbr. H. „Katarakt“ (2000 ℳ) 50 kg (Whiteley) leicht mit 2 ½ Längen. Zeit 1 Minute 4 Sekunden. Werth des Rennens 1240 für „Alraune“. Die Siegerin wurde in der Auktion für 810 zurückgekauft. Um 1 ½ Uhr folgte diesem Rennen: 8

II. Rococo⸗Handicap. Preis 1500 Für 3/jährige und ältere Pferde aller Länder. 100 Einsatz, halb Reugeld. Distanz 1800 m. Das Rennen hatte 13 Unterschriften. Für 7 Pferde wurde

Reugeld gezahlt, und am Pfosten erschienen sechs. Nach einem sehr

„Gastgeber“ 64 kg (Sopp) gegen des Baron B. Wesselenyi Gjähr. br. Ege Zebra⸗ 58 ½ 1 I des Hrn. O. Oehlschlägers zjähr. F. St. „Großfürstin“ g

lühr. 5. eies Zeit 2 Minuten 50 Sekunden. Werth des Rennens 1925 Um 2 Uhr schloß sich diesem Rennen an:

III. Occarina⸗Jagd⸗Rennen. Preis 1000 Auf Zjähr. u. älteren Pferden aller Länder. 60 Einsatz, 30 Reu⸗ geld. Der Sieger ist für 8000 käuflich. Distanz 4000 m. Der Ueberschuß über den Verkaufspreis verfällt der Rennkasse. Das 8 Pferd rettet seinen Einsat. Das Rennen hatte 12 Unter⸗ chriften.

J. Smith) wurde ¾¼ Läugen

Für 5 Pferde wurde Reugeld gezahlt und 6 erschienen am

schönen Kampf siegte des Frhrn. Ed. v. Oppenheims a. schwbr. H.

Pfosten, von denen mit 5 Längen als Erster Lieut. v. Sydow I.

(3. Hus.) 4jähr. F. H. „Nostiz“ (4000 ℳ) 63 ½ kg (E. Fisk) einkam und des Lieut. v. Goßlers (Grde. Hus.) a. br. St. „Kühlte (3000 ℳ) 68 ½ kg (Germann) gegen Lieut. v. Koppy’s (8. Drag.) a. schwbr. H. (Decoy) (2500 ℳ) 75 ½ kg (Harraway) zweite wurde. Lieut. v. Jerins (6. Hus.) 5jähr. br. W. edgeroe’“ (5000 ℳ) 75 ½ kg (Kelly) welcher bis zum vorletzten Hinderniß geführt hatte, stürzte hier. Zeit 13 Minuten 53 Setunden. Werth des Rennens 1510 für „Nostiz“. Die Siegerin wurde nicht gefordert. Dem Ren⸗ nen folgte um 2 ½ Uhr:

IV. Fürstenberg⸗Handicap. Preis 1000 Für 3jähr.

und ältere Pferde aller Länder. 60 Einsatz, 30 Reugeld. Distanz 1400 m. Der Sieger ist für 1500 kä;uflich. Der Ueber⸗ schuß über den Verkaufspreis verfällt zur Hälfte der Rennkasse. Von den 8 Unterschriften, welche zu diesem Rennen eingegangen waren, zahlten 4 Reugeld. Von den 4 am Pfosten erschienenen Pferden siegte mit einer klaren Länge Kapt. Jos's Zjähr. F. St. „Fabel“ 57 kg (Sopp) gegen Hrn. Meyers Zjähr. F. St. „Blau⸗ beere“ 49 kg (Hunter). Zeit 2 Minuten 40 Sekunden. Werth des Rennens: 1360 für „Fabel“ und da diese für 1620 zurück⸗ gekauft wurde, 60 für „Blaubeere“. Den Schluß des Tages und somit auch des Jahres bildete um 3 Uhr:

V. Sabinus⸗Hürdenrennen. Handicap. Preis 1000 Herren⸗Reiten. Auf Zjährigen und älteren Pferden aller Länder. 60 Einsatz, 30 Reugeld. Distanz 2400 m. Das zweite Pferd die Hälfte der Einsätze und Reugelder. Von den 14 zu diesem Rennen genannten Pferden zahlten 8 Reugeld. Am Pfosten erschienen sechs. Nach scharfem Kampf siegte des Baron B. Wesselenyi's 4jähr. schw. St. „Banilla“ 71 ¾˖ kg (Lieut. v. Treskow I.) gegen Lieut. v. Koppy’s (8. Drag.) 4 jähr. br. H. „Der Mai“ 74 kg (Lieut.

v. Tepper⸗Laski I.) mit zwei guten Längen. Des⸗Hrn. A. Nette's

br. F. St. „IJronie“ (Rittmstr. v. König) stürzte und mußte das

Rennen aufgeben. Zeit 4 Minuten 58 Sekunden. Werth 1300

für „Banilla“, 300 für „Der Mai“.

In Schweden und Norwegen giebt sich jetzt ein lebhaftes

Interesse für die im nächsten Jahre in Berlin stattfindende Internationale Fischerei⸗Ausstellung kund und wächst die Zahl der sich meldenden Aussteller mit jedem Tage. Für Schweden hat das Verwaltunescomité der Landbau⸗Akademie, welchem von Sr. Majestät dem Könige 4000 Kronen zu diesem Zwecke bewilligt worden

sind, die Sammlung, Beförderung und Aufstellung der Ausstellungs⸗

objekte übernommen; außerdem werden aber noch mehrere selbststän⸗

dige Ausstellungen veranstaltet, so z. B. von der zoologischen A

theilung des Gothenburger Museums, außer mehreren anderen Prä⸗

paraten, eine vollständige Darstellung des Herings in seinen ver schiedenen Entwickelungsttadien. Diese Spezialausstellung ist vo dem Intendanten der genannten Abtheilung, Dr. A. W. Malm, an geordnet und wird die Aufstellung in Berlin durch den Assistenten de Museums, Dr. A. H. Malm, ausgeführt werden. Norwegen hat die „Gesellschaft für die Hebung der nor wegischen Fischereien“ in Bergen, der vom Storthinge 12 000 Kronen bewilligt worden sind, die Bestreitung sämmtlicher durch die Theilnahme Norwegens an der Ausstellung entstehenden Ausgaben übernommen. Die Gesellschaft hat kürzlich das Programm der Aus⸗ stellung und eine Einladung zur Theilnahme veröffentlicht, in welcher letzteren es heißt: . Es nahme von fast allen Fischerei treibenden Nationen eingegangen sein. Aber für wenige Länder wird die Ausstellung eine so große Bedeutung haben, wie für Norwegen, theils weil unser Land die Fischerei in einem verhältnißmäßig größeren Maßstabe betreibt als jedes andere Land, und theils weil unsere Fischereiprodukte gerade in Deutschland und Mitteleuropa einen so großen Markt haben . . ..

Norwegens Theilnahme an der Ausstellung ist deshalb von größter

Bedeutung sowohl für unseren Fischwaarenhandel als für die Hebung unserer Fischereieu.“

In dem Oktoberheft von Petermanns Geographischen Mittheilungen (Gotha, Justus Perthes) giebt Professor J. Rein eine anziehende Schilderung seiner Besteigung des berühmten, jetzt, wie es scheint, Jahre 1874. das Programm des „Globetrodders“, denen Zeit und Geld erlaubt, zu machen, während es früher bereits eine große Vergünstigun für den Fremden war, wenn er in geschlossener Sänfte unte starker Bedeckung YPedo besuchen und den Berg aus der Ferne betrachten durfte. Jetzt folgt wohl jeder in Japan länger verweilende Gelehrte oder Kaufmann einmal Pilger, welche im Juli bis September in Schaaren um von de Sonne zu begrüßen, Tempelstationen zu beten,

jener

hinaufziehen

dadurch erwirtt zu haben. Bei dem stetig sich

sollen bereits Anmeldungen zur Theil⸗

erloschenen Vulkans Fuji⸗no vama in Japan im Eine solche gehört in unseren Tagen schon geradezu in

dem Zuge der

(nach Rein) 3745 m hohen Gipfel aus die aufgehende zu dem Gott des Berges in den zahlreichen den Priestern zu opfern, aus einer ge⸗ weihten Quelle Wasser zu schöpfen und mit dem Bewußtsein heim⸗ zukehren, dem Hause Frieden und Glück und dem Felde Gedeihen mehrenden Besuch

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Beneidenswerthen eine Spazierfahrt um die Welt

haben sich bereits dem europäischen Berasport ganz ähnliche Ein⸗

richtungen entzwickelt, wie Stationen perlichen Stärkung, Theebuden, Wegebahner, Verkauf von stöcken, Einbrennen des Namens auf dieselben u. s. w.

rama ist ein außerdentlich umfassendes, weil der mitten aus der Ebene erhebt, kreises wird auf nicht weniger als 32 Meilen⸗ berechnet.

Text eine topographische Skizze des Kraters gegeben wird. Dann folgen, nach brieflichen Mittheilungen mit Benutzung von Be⸗ richten, welche in der „Gartenflora“ und im „ZBulletin de la Société Impériales des Naturalistes de Moscou“ veröffent⸗ licht sind, „Reisen in Centralasien“, von Dr. A. von Kuldscha), und zwar zuerst die Beschreibung einer Reise nach Kuldscha, Grenzlande. Die Tour ging

Sairam⸗nor, eine Expedition in den Thian⸗schan und um den Issyk⸗ kul. Daran schließen sich Nachrichten über die verschiedenen Expe⸗

ditionen nach dem Polarmeere, über Nordenskiöld und die „Vega“,

zum Uebernachten und zur kör⸗ Berg⸗ Das Pano⸗ Berg sich und der Durchmesser des Gesichts⸗ . Der Be⸗ schreibung des Berges und seiner Flora ist eine Karte der Umgegend der Bai von Tokio und des Fuji⸗no⸗yama selbst beigelegt, während im

Regel (Kreisarzt

jenem in neuerer Zeit oftgenannten russisch⸗chinesischen von Turkestan durch den Kara⸗tau nach Taschkent und von dort durch das Tschotkalthal nach Kuldscha. Dann folgten kleinere Exkursionen in die Umgegend, eine Reise zum

über den „Willem Barents“ und die niederländische Expedition, über

die des Kapitäns Markham, Dampfers „Jeannette“,

m, die amerikanische Polarexpedition des die verschiedenen Handelsfahrten durch das

karische Meer nach den sibirischen Strommündungen, und die Kreuz⸗ tour des dänischen Kriegeschiffs „Ingolf“ (Kapt. Mournier) längs der

Küste von Ostgrönland. Den Schluß der letzte Theil des schon erwähnten, sehr Reise von Mrüli nach der Hauptstadt Unyôro's, mit Bemerkungen über Land nnd Leute, von Dr. tischen Aequatorial⸗Provinzen.

Berlin, 26. Oktober. (W. T. B.) der Greifswalder fiel auf Nr. 6509.

3.) Der erste Hauptgewinn Pferdelotterie (4 normannische Pferde)

Nummer bildet der interessanten Journals einer

Emin⸗Bey, Gouverneur der ägyp⸗

inn