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erba tembergischen Kunstgewerbevereins, der bürgerlichen Kollegien, des Gewerbevereins und der Stadtgartengesellschaft in Stutt⸗ gart, sowie des Gartenbauvereins in Anregung gebracht, daß im Jahre 1881 hier eine Landesgewerbe⸗ ausstellung abgehalten werde. Eine am 17. d. M. stattgehabte konstituirende Versammlung hat dieses
Projekt zu dem seinigen gemacht und eine Ausstellungskom⸗
mission gewählt, welche sich durch Kooptation, insbesondere auch durch Beiziehung von Mitgliedern aus den verschiedenen
Landestheilen, ergänzen soll. Das Uintennehmen wird sich wesentlich dem Vorgange der Schwübischen ndustrieausstel⸗ lung in Ulm vom Jahre 1871 anschließen, also ebenfalls ein von den staatlichen Behörden gefördertes Privatunternehmen sein, dessen finanzielle Grundlage durch Zeichnung eines Ga⸗ rantiefonds gewonnen werden soll.
Baden. Karlsruhe, 22. November. In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde der Antrag auf Er⸗ laß einer Adresse auf die Thronrede einstimmig an⸗ genommen.
Baden⸗Baden, 25. November. (W. T. B.) Fürst Gortschakoff ist heute Morgen nach Stuttgart abgereist und wird übermorgen von dort die Reise über Berlin nach St. Petersburg fortsetzen.
Mecklenburg. Schwerin, 22. November. (Wes. Ztg.) Der diesjährige Landtag der beiden Großherzogthümer st am 19. eröffnet worden; er tagt in Sternberg, da der vorige in Malchin abgehalten wurde. Die landesherrlich chwerinischen Propositionen fordern die ordentliche Landes⸗ ontribution unverändert. In Caput III werden für das Finanzjahr vom 1. Juli 1880 bis dahin 1881 ⁄10 des vollen Betrages nach dem Edikt gefordert, und zwar wieder zahlbar in zwei Summen, ¼10 im Oktober 1880 und ⁄) im April 1881. Hinsichtlich weiterer Erleichterung heißt es: ‚Se. Königliche Hoheit, von dem Wunsche getragen, daß aus den Mehreinnahmen, welche durch die Reichssteuerreform den Einzelstaaten zufließen sollen, Allerhöchstihren getreuen Unter⸗ hanen bei Bemessung der jährlich zu erhebenden Quote des Kontributionsedikts eine direkte Erleichterung zu Theil wer⸗ den möge, werden dem Landtage den Entmurf einer zusätz⸗ lichen Vereinbarung zu dem Steuervertrage von 1870 zugehen lassen, welche zu diesem Ziele die disponibel werdenden Mittel hrem größeren Theile nach und soweit es die gebotene Rück⸗ icht auf die landesherrlichen Finanzen erlaubt, der Allgemeinen andesrezepturkasse (dieses ist gegenüber der Fürstlichen Renterei die eigentliche Landeskasse) überweist.“ Die strelitzsche roposition fordert die bisherigen vollen Beträge der Kontri⸗ bution, des „Landesbeitrages“ und der Steuer für die „Central⸗ steuerkasse“ (so heißt die eigentliche Landeskasse) für Juli 1880/81, ohne die Mehreinnahme aus den Zöllen zu erwähnen. — Die neue Stadt Ludwigslust wird jetzt allernächst in die „Landschaft“ (die Magistratsvertretung auf dem Landtage) zugelassen werden. Die Zulassung der ebenfalls neuen Stadt Doberan ist beantragt.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 24. November. (W. T. B.) Der Bezirkstagfür Unter⸗Elsaß ist heute Vor⸗ mittags 11 Uhr durch den Bezirkez⸗Präsidenten Ledderhose eröffnet worden. Von den 35 Mitgliedern des Bezirkstages fehlten entschuldigt 5. Zum Präsidenten wurde Julius Klein mit 24 Stimmen, zu Vize⸗Präsidenten Pick mit 24 und Rack mit 18 Stimmen, zu Sekretären Zorn von Bulach (Sohn) mit 27, Charpentier mit 23, und Goguel mit 17 Stimmen ge⸗ wählt. Zum Schluß fand die Bildung der Kommissionen und die Vertheilung der Vorlagen an dieselben statt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. November. Dem „Prag. Abltt.“ wird von hier berichtet: Es war in den letzten Tagen, nach den „Times“ in den Blättern die Meldung ver⸗ breitet, Oesterreich habe Rumänien seine guten Dienste geliehen, um die anderen Großmächte zu bestimmen, sich mit jener Lösung der Judenfrage, welche von den rumänischen Kammern beschlossen wurde, zufrieden zu geben, und dieselbe vorläufig als Erfüllung der durch den Berliner Vertrag für Rumänien stipulirten Verpflichtung der Juden⸗Emanzipation gelten zu lassen. Es ward hinzu⸗ gefügt, Frankreich habe bereits geantwortet, und zwar zustimmend. Letztere Meldung nun ist unrichtig und erstere halbrichtig. Wahr ist, daß sich Rumänien an Oester⸗ reich mit der Bitte um Lermittelung gewendet und daß letz⸗ tere, konform der ganzen von unserer Monarchie in dieser Sache beobachteten Haltung, eine günstige Aufnahme gefunden S Es ist aber noch kein Schritt Oesterreichs bei den übrigen
ächten erfolgt, sondern man hat zunächst nur nach Bukarest die Geneigtheit dazu bekannt gegeben und um Vervollstän⸗ digung des einschlägigen Materials ersucht.
— 23. November. Wie die „Presse“ meldet, soll, da der Zusammentritt der Delegationen für die ersten Tage des Monats Dezember in Aussicht ge⸗ nommen sei, im Laufe dieser Woche den beiderseiti⸗ gen Parlamenten die Aufforderung zur Vornahme der Delegationswahlen zukommen. Wie verlaute, wünsche die ge⸗ meinsame Regierung diesmal keine Unterbrechung der Dele⸗ gationssession und lege Werth darauf, daß das gemeinsame Budget in diesem Jahre durchberathen und endgültig votirt werde. Die Wehrgesetzvorlage solle vor dem Beginne der Delegationsarbeiten erledigt werden, was nur in dem Falle möglich wäre, wenn das Abgeordnetenhaus noch gegen Ende dieser Woche in die Wehrgesetzdebatte eintrete. In Betreff der
arlamentarischen Situation bezüglich der Wehrgesetzvorlage ei in Provinzblättern die Meldung verbreitet, daß ein Kom⸗ promiß zwischen der Regierung und der Verfassungspartei angestrebt werde. In parlamentarischen Kreisen sei aber hier⸗ von nichts bekannt.
— Die Taufe der neugeborenen Erzherzogin, der Tochter des Erzherzogs Friedrich, hat gestern in Krakau stattgefunden. Anwesend waren der Erzherzog Albrecht, der Herzog und die Herzogin von Württemberg, Fürst und Fürstin Croy, die Generalität, der Bürgermeister, Dr. Zyblikiewicz, der Statthalterei⸗Delegirte Graf Badeni, der Präsident des Ober⸗Landgerichtes R. von Dargun ꝛc. Die neugeborene Erz⸗ herzogin erhielt die Namen Marie, Christine, Nathalia,
Isabella. (W. T. B.) Die Nachricht von der
— 24. November. Ersetzung des diesseitigen Botschafters in St. Petersburg, Baron von Langenau, durch den Fürsten Windischgrätz wird der „Polit. Corresp.“ von kompetenter Seite als unbe⸗ gründet bezeichnet. — Aus Kon stantinopel vom 23. d. M.
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5 1“ ö111“ 1“ 8 “ “ uen, hat ein Comité, bestehend aus Mitgliedern des würt⸗
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wird derselben Correspondenz gemeldet, Aleko Pascha habe dem Sultan und der Pforte bestimmte Zusagen betreffs der Sicherung der Lage der mohamedanischen und griechi⸗ schen Einwohner Ostrumeliens gemacht; ebenso seien wegen der Verbesserung der Lage der muhamedanischen Flücht⸗ linge Vereinbarungen getroffen worden.
Pest, 22. November. Wie der „Pester Lloyd“ meldet, sei die Arab⸗Tabia⸗Frage dem Stadium der vollständigen Lösung nahegerückt. Die technische Kommission in Bukarest habe ihre Arbeiten beendet, und die Mitglieder derselben hätten ihre Berichte ihren Regierungen eingesendet. Sämmtliche Kommissäre, mit einziger Ausnahme des russischen, hätten den Punkt bei Arab⸗Tabia als den geeigneten zur Fixirung der Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien und zur Anlage einer Donaubrücke anerkannt. Es liege nunmehr das Gut⸗ achten der Sachverständigen vor, welches ganz unumwunden zu Gunsten Rumäniens laute; es liege ferner ein Gutachten einer militärischen Kommission vor, welches darthue, daß die Brücke über die Donau an jener Stelle, an welcher ihre An⸗ lage einzig und allein möglich sei, vollständig durch die Höhen von Arab⸗Tabia beherrscht werde.
— 23. November. Se. Majestät der König ist, wie der „P. L.“ meldet, heute Abends von Gödöllö nach Wien gereist. Die Rückkehr des Kronprinzen nach Gödöllö wird für morgen, den 24. d. M., erwartet.
Belgien. Brüssel, 24. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Gemeinderaths brachte Allard den Antrag ein, eine Adresse an die Kammer zu richten, in welcher die Abberufung des belgischen Ge⸗ sandten beim Vatikan gefordert werden soll. Auf Vor⸗ schlag des Bürgermeisters wurde der Antrag an eine Kom⸗ mission verwiesen.
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Großbritannten und Irland. London, 22. No⸗ vember. (Allg. Corr.) Der Geburtstag Ihrer Kaiserlichen G der Kronprinzessin Victoria wurde gestern in
PZindsor durch Glockengeläute und Artilleriesalven festlich be⸗ angen. 8 9Der Marquis von Salisbury empfing vom britischen Vize⸗Konsul in San Domingo die amtliche Abschrift eines Dekrets der dortigen Regierung, datirt vom 14. Oktober 1879, wonach die Häfen von Porto Plata und Monte Christi in Folge der am ersten der genannten Plätze stattgefundenen Rebellion dem Handel im Allgemeinen geschlossen werden.
Dubliner Nachrichten zufolge beabsichtigt die Regie⸗ rung, die Verhafteten unter Anklage der Verschwörung zu stellen, in welchem Falle ihre Reden bei den Antipacht⸗ meetings der Anklage einverleibt werden können. Der Kron⸗ anwalt wird sich nach Sligo begeben, um die Anklage in Person zu führen.
— 25. November. (W. T. B.) Die in Sligo (Irland) gegen Daley, Killen und Davitt wegen Aufruhrs geführte Voruntersuchung hat zur Verweisung Daley's vor die Geschworenen geführt; der Prozeß gegen Killen und Davitt wurde vertagt und Daley gegen Kaution vorläufig in Freiheit gesetzt. 1 b
Frankreich. Paris, 24. November. (W. T. B.) Nach Meldungen hiesiger Abendblätter hat der Minister des Innern, Lepore, auf Ersuchen des Präsidenten Grévy seine Demission zurückgezogen, welche er in Folge der Ab⸗ Sarfeftrhh Gents als Gouverneur von Martinique gegeben hatte.
Die Gerüchte von der Ersetzung des diesseitigen Bot⸗ schafters in Wien, Deisserenc de Bort, durch eine andere Persönlichkeit werden von der „Agence Havas“ für unrichtig erklärt, mit dem Hinzusügen, daß Teisserenc de Bort bereits auf seinen Posten nach Wien zurückgekehrt sei.
Madrid, 24. November. (W. T. B.) Ihre Kaiserliche Hoheit die Erzherzogin Marie Christine von Oesterreich und ihre Mutter, welche auf allen Stationen, die sie passirten, vom Publikum mit größter Be⸗ geisterung begrüßt wurden, sind heute früh 8 Uhr auf dem Nordbahnhofe hierselbst eingetroffen, wo Se. Majestät der König mit den Prinzessinnen, die Minister, die Spitzen der Behörden, die Würdenträger des Hofes und viele Notabilitäten zu ihrem Empfange anwesend waren. Die Erzherzoginnen begaben sich in Begleitung des Königs und der Prinzessinnen nach dem Schlosse Pardo, von wo die Letzteren sodann nach Madrid wieder zurückkehrten.
Spanien.
Italien. Rom, 24. November. (W. T. B.) Die Bil⸗ dung des neuen Kabinets ist nunmehr erfolgt. Dasselbe besteht aus: Cairoli: Präsident und Auswärtiges, Depretis: Inneres, Magliani: Finanzen, Villa: Justiz, Baccarini: öffentliche Arbeiten, de Sanctis: Unterricht, Bonelli: Krieg, Acton: Marine, Miceli: Landwirthschaft. Die Vereidigung des neuen Ministeriums erfolgt morgen.
Das Centralbureau des Senats hat den Bericht über den Gesetzentwurf, betreffend die graduelle Abschaffung der Mahlsteuer, genehmigt. In dem Bericht wird jedoch die Aufschiebung dieser Maßnahme beantragt.
— (Gazzetta d'Italia.) Am Montag, den 17. d. M., ist in Pegli in Gegenwart Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronf⸗ prinzen eine Brücke über die Varenna feierlich enthüllt worden. Dieselbe erhielt eine lateinische Inschrift, welche der Gegenwart des Kronprinzen gedenkt und welche von dem Sindaco Marchese Durazzo verlesen wurde. Nach der Feier nahmen die Kronprinzlichen Herrschaften einen in der Villa Pallavicini⸗Durazzo Ihnen bereiteten Lunch an, bei welchem Se. Kaiserliche Hoheit in italienischer Sprache einen Toast auf den Bürgermeister und die Stadt Pegli ausbrachte.
Türkei. Konstantinopel, 25. November. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau” wird von hier unterm 24. ge⸗ meldet: Die Abreise Baker Paschas nach den asiatischen Pro⸗ vinzen ist bis nächsten Sonnabend verschoben. — Die auf gestern anberaumt gewesene Sitzung der griechisch⸗tür⸗ kischen Kommission wurde wieder abgesagt; es heißt, die Pforte werde überhaupt keine weitere Sitzung anberaumen und die Entscheidung der griechischen Frage Europa überlassen. — Das zwischen dem Finanz⸗Minister und mehreren Bank⸗ häusern in Galata getroffene finanzielle Arrangement
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Landtags⸗Angelegenheiten.
Am 20. d. M. ist zu Dresden das Mitglied des Herrenhauses Graf Carl von Ballestrem, Majoratsherr auf Plawniowitz⸗Ruda bei Gleiwitz, verstorten. Derselbe war auf Präsentation des Ver⸗ bandes des alten und befestigten Grundbesitzes im Landschaftsbezirk Fürstenthum Ratibor durch Allerhöchsten Erlaß vom 24. November 1854 zum Herrenhausmitglied auf Lebenszeit berufen und in das Haus am 30. November 1854 eingetreten.
— Der dem Hause der Abgeordneten vorliegende Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung einschließlich der Cen⸗ tralverwaltung des Ministeriums für Landwirthschaft, omänen und Forsten weist an Einnahmen 2 478 000 ℳ auf, 20 000 ℳ weniger als der laufende Etat, und zwar: 1) Kosten⸗ und andere Einnahmen der Auseinandersetzungsbehörden 1 646 005 ℳ (— 39 180 ℳ nach dem Durchschnitt der letzten Etatsjahre); 2) Beiträge fremder Regierungen zu den Generalkosten der Aus⸗ einandersetzungsbehörden 22 500 ℳ (+ 3000 ℳ Erhöhung von Sachsen⸗Meiningen); 3) Einnahmen der landwirthschaftlichen Lehr⸗ anstalten 338 873 ℳ (+ 2085 ℳ, aus Poppelsdorf); 4) Ein⸗ nahmen bei den Thierarzneischulen 101 000 ℳ (+ 700 ℳ Hannover); 5) Rückzahlungen undZinsen von den aus dem früheren Meliorationsfonds 339 876 ℳ (+ 9876 ℳ); 6) Einnahmen aus der Deichverwaltung 11 833 ℳ; 7) Sonstige Einnahmen 17 913 ℳ ( 3519 ℳ).
Die da uernden Ausgaben betragen 7 317 775 ℳ (†+ 273 103 ℳ), und zwar Kap. 99 Ministerium 362 700 ℳ (+ 6650 ℳ, davon 2400 ℳ zur Gleichstellung des Vorstehers des Central⸗Bureaus mit den übrigen Ministerien und 4250 ℳ zur Verstärkung des Fonds für die sächlichen Ausgaben), 100. Revisions⸗ Kollegium für Landes⸗Kultursachen 136 430 ℳ (+ 9130 ℳ, davon 8000 ℳ zur Erhöhung des Fonds für Hülfsarbeiter und 1130 ℳ für Bureaubedürfnisse), 101. Auseinandersetzungsbehörden 3 473 575 ℳ (+ 50 367 ℳ, davon 41 614 ℳ für Bureaubedürfnisse, 4500 ℳ für Hülfsarbeiter), 102. Landwirthschaftliche Lehr⸗ anstalten und sonstige wissenschaftliche und Lehrzwecke 1 167 386 ℳ (+ 103 457 ℳ), davon für das vereinigte landwirthschaftliche Lehr⸗ institut und Museum in Berlin 32 850 ℳ (+ 9075 ℳ), Anstellung zweier Lehrer für National⸗Oekonomie bezw. Thier⸗Physiologie in Proskau 55 825 ℳ (— 2400 ℳ); Poppelsdorf 48 375 ℳ (+ 15 900 ℳ Erhöhung der Lehrerbesoldung und Anstellung eines besonderen Lehrers für Geodäsie), Proskau und Geisenheim 23 850 ℳ (+ 2100 ℳ,), Versuchsstation im Regierungsbezirk Wiesbaden 3600 ℳ Die säch⸗ lichen Ausgaben (418 131 ℳ) sind um 28 756 ℳ erhöht worden, die sonstigen Ausgaben (481 422 ℳ) um 36 673 ℳ, darunter für die landwirthschaftlichen Mittelschulen 15000 ℳ, die für eine derartige im Regierungsbezirk Gumbinnen zu errich⸗ tende Anstalt bestmmt sind. 12 000 ℳ sind dem land⸗ wirthschaftlicher Centralverein für die Provinz Schlesien gewährt worden für die landwirthschaftliche Versuchsstation in Breslau. 103. Thierarzneischulen 226 785 ℳ (+ 4618 ℳ); Veterinärwesen 369 665 ℳ (* 1446 ℳ); allgemeine Ausgaben 12 000 ℳ 104. För⸗ derung der Viehzucht 618 763 ℳ (unverändert). 105. Förderung der Fischerei 135 552 ℳ (+ 50 550 ℳ, darunter 22 500 ℳ zur Anstel⸗ lung weiterer Fischaufseher; 15 000 ℳ für die wissenschaftliche Kom⸗ mission in Kiel zur Erforschung der deutschen Meere sind aus dem Ex⸗ traordinarium hier übernommen). 106. Landesmeliorationen, Moor⸗, Deich⸗, Ufer⸗ und Dünenwesen 516 019 ℳ (+ 36 685 ℳ, darunter 20 000 ℳ mehr für die Dünenbefestigung auf den schles⸗ wigschen Inseln). 107. Allgemeine Ausgaben 298 900 ℳ Der Fonds zur Förderung der Obstkultur (16 511 ℳ) ist aus dem Extra⸗ ordinarium hierher übertragen worden.
Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind in 11 Titeln 1 234 902 ℳ (— 1 128 108 ℳ) ausgeworfen worden, darunter 500 000 ℳ für Kanalbauten im mittleren Emsgebiet, 50 000 ℳ für die im Frühjahr 1880 stattfindende internationale Fischereiausstellung, 73 000 ℳ für das Dünenwesen in Ost⸗ und Westpreußen und Pommern, 50 000 ℳ für Sylt, 30 000 ℳ für die Vorarbeitskosten für die Weichsel⸗Nogat⸗Regulirung, 52 500 ℳ zur Hebung der Fischerei durch Ankauf embryonirter Fischeier u. s. w., 177 000 ℳ für die Meliorationsanlagen im Gebiet der Elbumfluth bei Magdeburg, 100 000 ℳ für die Deichanlage zwischen Barby und Schönebeck, 41 000 ℳ für die Spreeregulirung oberhalb Cottbus, 62 000 ℳ zum Ankauf der v. Nathusiusschen Samm⸗ lungen u. s. w.
— In dem Etat der Gestütverwaltung sind die Ein⸗ nahmen auf 1 722 480 ℳ ( 7330 ℳ), die dauernden Aus⸗ gaben auf 3 443 250 ℳ (+ 4620 ℳ) angesetzt worden. Tie Kapitel der letzteren sind (108) Haupt⸗ und Landgestüte 2 874 540 ℳ (+ 4718 ℳ), Kosten der Centralverwaltung und sonstige Aus⸗ gaben 568 710 ℳ (— 98 ℳ). Zu einmaligen und a ußer⸗ ordentlichen Ausgaben sind 380 200 ℳ ausgeworfen (— 4580 ℳ), darunter 300 000 ℳ (+ 108 100 ℳ) extraordinärer Zuschuß zum Ankauf von Pferden. Der Pferdeankauf erfordert im Ga zen einen Aufwand von 746 700 ℳ, wovon 446 700 ℳ im Ordi⸗ narium Tit. 45 der Ausgabe angesetzt sind. Beabsichtigt wird der Ankauf von 2 Hauptbeschälern zur Zucht (à 60 000 ℳ), von 161 Hengsten (à 3300 ℳ) für die Landgestüte und, 30 Beschälern des Ackerschlags (à 2500 ℳ).
— Der Etat der Centralverwaltung der Domänenund Forsten, 400 270 ℳ, hat sich gegen das Vorjahr um 15 590 ℳ erhöht, größtentheils durch Uebernahme von Ausgaben von der Finanz⸗ verwaltung. Als einmalige und außerordentliche Ausgabe sind 570 000 ℳ zum Ankauf eines Dienstgebäudes Königgrätzerstraße 88. für die Provinzial⸗Steuerdirektion zu Berlin an Stelle des dem Ministerium für Landwirthschaft ꝛc. a getretenen Dienstgebäudes am Leipziger Platz Nr. 7 Kngas worden.
Die Gesammtausgaben betragen 970 270 ℳ (+ 585 590 ℳ)
Der Etat der Domänen verwaltung für das Jahr vom 1. April 1880—81 weist in Einnahmen 29 614 150 ℳ auf, 236 550 ℳ weniger als der laufende Etat. In dem Titel 1: Grundherrliche Hebungen u. s. w. (2 468 414 ℳ) ist in Folge von Ablösungen ꝛc. eine Mindereinnahme von 245,000 ℳ eingetreten; ebenso in Titel 4: Ertrag von anderen Domänen, Grundstücken ꝛc. (5 085 383 ℳ) eine solche von 200 978 ℳ in Folge von Veräußerungen und Uebertragungen von Einnahmen auf den Etat der Forst⸗ verwaltung. Der Ertrag aus den Domänenvorwerken (12985 298 ℳ) ist um 162068 ℳ erhöht worden, entsprechend der Mehreinnahme durch neue Verpachtung. Es sind 825 Pachtungen mit 1091 Vor⸗ werken und 340 282 ha nutzbarer Fläͤche vorhanden. Auch von dem Bernsteinregal (Tit. 6: 550 000 ℳ) sind 48 000 ℳ mehr Einnahme als im Vorjahre zu erwarten.
Die Ausgaben belaufen sich auf 6 533 400 ℳ, 33 950 ℳ mehr als im laufenden Etat. An den Besoldungen sind 15 831 ℳ Tit. 1 — 3 393 030 ℳ), an den Wohnungsgeldzuschüssen (Tit. 4: 24 248 ℳ) 1080 ℳ, an den anderen persönlichen Ausgaben (Tit. 5—8: 312 861 ℳ) 3139 ℳ Die Dienstaufwandsentschädigungen (Tit. 9 — 11: 125 339 ℳ) sind um 600 ℳ für den Administrator des fiskalischen Wiesen⸗ Meliorationsterrains in der Tuchelschen Haide erhöht worden. In den sonstigen Kosten und Lasten der Verwaltuang (Tit. 12 bis 24: 5 677 922 ℳ) sind 86 900 ℳ mehr angesetzt worden, nämlich 33 294 ℳ mehr Zins⸗ und Amortisationsquote für die von der See⸗ handlung hergegebenen Drainirungskapitalien und Amortisationsrente für abgelöste Leistungen von Kirchen⸗ und Schulanstalten ꝛc. und 56 594 ℳ Mehrbedarf Betriebskosten für administrative Grundstücte.
Der Ueberschuß der Domänenverwaltung beziffert sich auf 23 080 750 ℳ (— 270 500 ℳ).
Der Etat der Forstverwaltung ist in seinen Einnahmen (50 150 000 ℳ) gegen den laufenden Etat um 1 519 400 ℳ herab⸗ gesetzt worden. Die Einnahme aus dem Holzerlös (Tit. 1: 44 (00 000 ℳ) hat, der Einnahme in den letzten 3 Jahren ent⸗ sprechend, um 1 200 000 ℳ vermindert werden müssen. Auch die Nebennutzungen (Tit. 2: 4 161 000 ℳ) sind um 330 000 ℳ geringer angenommen worden, als in dem laufenden Etat. Ebenso sind die Torfgräbereien (Tit. 4: 369 844 ℳ) um 32 430 ℳ und die Ein⸗
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Schlesw. ⸗Holst.
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nahme von Brennholzniederlagen (Tit. 7: 24 525 ℳ) um 13 000 ℳ niedriger veranschlagt.
In den dauernden Ausgaben 28 852 000 ℳ ist eine Er⸗ höhung um 228 100 ℳ eingetreten. Die Besoldungen (Tit. 1—4: 5 881 046 ℳ) sind um 18 706 ℳ höher ausgeworfen in Folge der Bezründung einer neuen (4.) Forstmeisterstelle für die 190 ha umfassenden Forsten im Regierungsbezirk Marienwerder, für 2 neue Oberförster⸗, 15 Förster⸗ und 4 Waldwärterstellen. In den anderen persönlichen Ausgaben (Tit. 6 — 9: 2 154 530 ℳ) ist eine Er⸗ sparniß von 20 000 ℳ bei den Tantièmen für Geld⸗ erhebung und Auszahlung eingetreten. Die Dienstaufwands⸗ und Miethsentschädigungen (Tit. 10 — 14: 1812 965 ℳ) sind in Folge der neuen Stellen um 13 500 ℳ erhöht worden. In Tit. 17 (1 243 000 ℳ Unterhaltung und Neubau der öffentlichen Wege in den Forsten) ist eine sich mit der Mehreinnahme balan⸗ cirende Mehrausgabe im Regierungsbezirk Cassel im Betrage von 43 000 ℳ entstanden. Der Forstkulturfonds (Tit. 19: 3 803 700 ℳ) ist, dem Bedürfniß entsprechend, zunächst nur um 5 ₰ pro Hektar = 133 500 ℳ erhöht worden. Das Kapitel 3: „Zu forstwissen⸗ schaftlichen und Lehrzwecken“ (173 300 ℳ) ist im Tit. 6 (zur Unter⸗ haltung der Gebäude ꝛc. 72 510 ℳ) um 3000 ℳ erhöht worden, die zur Vermehrung der Sammlungen und Lehrmittel und für das forstliche Versuchswesen bestimmt sind. Unter den allgemeinen Ausgaben (Kap. 4: 2 536 000 ℳ) sind die Real⸗, Kommunal⸗ und Polizeilasten (Tit. 1: 590 000 ℳ) nach Maßgabe des Bedürfnisses mit 60 000 ℳ mehr bedacht worden.
Unter den einmaligen und außerordentlichen Aus⸗ gaben (1 600 000 ℳ, — 2150 000 ℳ) sind wie im Vorjahre 1 200 000 ℳ zur Ablösung von Forstservituten ꝛc. und 300 000 ℳ zur Beschaffung fehlender Förster⸗Dienstwohnungen ausgeworfen. Zur Prämiirung von Chausseen sind 160 000 ℳ, 50 000 ℳ mehr als im Vorjahre, dem Bedürfniß entsprechend angesetzt.
Der Ueberschuß (nach Abrechnung der einmaligen und außer⸗ ordentlichen Ausgaben) beträgt 19 627 200 ℳ, + 402 500 ℳ
Statistische Nachrichten.
Die Taufen und Trauungen in den evangelischen Gemeinden Preußens 1878. (Stat. Corr.) In den evangelischen Gemeinden des preußischen Staats wurden:
getauft von je 100 getraut von je 100 ehelichen unehelichen rein evangelischen evangelischen Kindern Ehen Mischehen 181A u 81,95 677 71,08 80,50 1711 76,38 1616464623* 80,64 87,28 70,46 188 969 81,15 88,26 78,36.
Hierbei muß noch Folgendes berücksichtigt werden: Zunächst fällt ins Gewicht, daß die kirchlichen Handlungen nur für die Angehörigen der evangelischen Landeskirche verzeichnet sind, diejenige Bevölkerung dagegen, von der die Geburten und Eheschließungen mitgetheilt sind, auch die Altlutheraner umfaßt. Weiter kommt dann für die Zahl der Taufen in Betracht, daß die S terblichkeit in den ersten Tagen nach der Geburt eine außerordentlich hohe ist, bis zum zehnten Tage 3 — 4 % der Lebendgebornen und im ersten Monat 7 % derselben weg⸗ rafft, daß daher ein großer Theil der Kinder stirbt, ehe sie die Taufe, die sie vielleicht nach Absicht der Eltern empfangen sollten, erhalten konnten. Da die unehelichen Kinder, namentlich in der ersten Lebens⸗ zeit, rascher absterben als die ehelichen, so mag die geringere Häufig⸗ keit der Taufen bei jenen wohl zu einem Theile, wenn auch gewiß nicht ausschließlich, hierin ihre Erklärurg finden. Endlich sei noch bemerkt, daß bei den Mischehen nur die Hälfte der Eheschließungen und der Geburten mit der Zahl der Trauungen und Taufen ver⸗ glichen wurde, da anzunehmen ist, daß die andere Hälfte die kirchliche Weihe von der anderen Glaubensgemeinschaft erhalten haben wird. Daß dies in Wirklichkeit immer zutrifft, kann aber wohl kaum be⸗ hauptet werden; denn der größere Theil der Mischehen schließt sich zumeist dem vorherrschenden Glaubensbekenntnisse an. Dies ist namentlich dann zu beachten, wenn die Häufigkeit der Taufen und Trauungen für die einzelnen Landestheile festgestellt werden soll, wie es in folgender Uebersicht für das Jahr 1878 geschehen ist. Während desselben entfielen Trauungen auf je 100 Ehe⸗
schließungen evan⸗ rein evan⸗ evan⸗ evan⸗ gelischer evan⸗ gelischer gelischen gelischen Mütter gelischer Misch⸗ Ehen Mischehen (unehel.) Ehen ehen 96,05 67,39 85,28 89,77 73,44 94,53 53,59 81,74 89,92 69,32 87,32 75,45 68,75 69,75 44,40 5 88,37 91,92 44,56 86,28 95,70 98,99 87,23 92,45 97,82 83,27 86,03 65,41 74,87
96,43 59,87 87,56 96,75 82,53 88,64 98,22 71,77 84,71
92,75 72 92 98,18 75,49 82,11 97,26 87,78 Hohenzollern 84,21 37,29 39,33 83,33 22,22 ——, — — 1 im Staat. 93,99 81,15 88,26 78,36. Am günstigsten stellt sich hiernach das Verhältniß in der Pro⸗ vinz Westfalen, am ungünstigsten dagegen in den Provinzen Bran⸗ denburg und Hohenzollern. Für den letzteren Landestheil kommt in Betracht, daß die absoluten Zahlen hier nur sehr niedrig und die daraus abgeleiteten Prozentzahlen daher manchen zufälligen Einwir⸗ kungen ausgesetzt sind, weiter aber, daß bei dem Vorherrschen des katholischen Glaubensbekenntnisses die Mischehen zum größeren Thbeile diesem folgen. In Brandenburg dagegen ist es namentlich der Ein⸗ fluß von Berlin, der die Verhältnißzahlen herabdrückt; um wie viel hier die Häufigkeit der Taufen und Trauungen geringer ist, als in den benachbarten Bezirken, geht aus folgender Uebersicht hervor. Im Jahre 1878 fielen
Taufen auf je 100 Lebendgeborene
Provinzen
aus rein aus
Ostpreußen Westpreußen. Brandenburg. Pommern. Posen . Schlesien
--, Sachsen 866,26
92,81 Hannover. 96,34 Westfalen.
Hessen⸗Nassau. Rheinland.
100,47 9827
44,23
Trauungen auf je 100 Ehe⸗
schließungen in den Regierungs⸗ bezirken evange⸗ rein lischer evange⸗ Mütter lischer (unehelich) Ehen 45,69 35,96
aus rein aus evan⸗ evange⸗ gelischen lischen Misch⸗ Ehen ehen 71,86 79,36 Potsdam . 92,08 61,73 77,75 834,64 Frankfurt. 8 96,36 74,29 89,06 90,30 ,29. Wenngleich die für Berlin hier mitgetheilten Zahlen noch sehr niedrig sind, so bekunden sie dennoch eine Besserung der früheren Verhältnisse. Im ersten Jahre nach Einführung der Civilstand⸗ Gesetzgebung zählte man nämlich in Berlin auf je 100 Geburten aus evangelischen Ehen nur 69,16, und auf je 100 (uneheliche) Kinder evangelischer Mütter nur 44,13 Taufen, während von den rein evan⸗ gelischen Ehen nur 27,25, von den evangelischen Mischehen sogar nur
Berlin..
16,56 % kirchliche Weihe erhielten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
VVon der sächsischen Niederelbe schreibt die „Leipz. Ztg.“ u. d. 23. d. M.: Die Weinlese im Elbthale wurde in diesem Jahre erst mit Schluß der ersten Novemberwoche beendigt, gerade noch zeitig genug, um die Trauben vor der jetzt auch hier Berg und Thal überziehenden Schneedecke bergen zu können. Die Ernte läßt
hinsichtlich der Qualität, wie nicht minder der Quantität viel zu
S
wünschen übrig. Namentlich hört man durch das ganze Elbgelände bis Pillnitz hinauf die Klage über unreine Trauben, die durch schlechte und unreife Beeren schadhaft sind. Weißen Sorten fehlte fast durchgängig der gewöhnliche Zuckergehalt, und blaue Sorten sind allzu kleinbeerig. Immerhin soll glaubhaften Versicherungen zufolge der heurige Most gegen den vorjährigen nur 2 bis 3 Grad minder⸗ haltig sein. Bezüglich der Quantität stellt sich der heurige Ertrag zu dem vorjährigen wie 1:5 oder 1:4. Gegen fünfzig Urtheile stimmen darin überein.
Gewerbe und Handel.
Der Auffichtsrath der Stärkezuckerfabrik, Aktienge⸗ sellschaft, vorm. C. A. Koehlmann & Co. zu Frankfurt a O., hat die Dividende für das mit dem 30. September cr. abgelufene Geschäftsjahr auf 8 % festgesetzt.
— Der Courz für die jetzt hier zahlbaren Silber⸗Coupons Oesterreichischer Eisenbahnpapiere ist auf 173 ℳ für 100 Fl. Oesterr. Silber erhöht worden.
London, 24. November. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 15. bis zum 21. November: Englischer Weizen 5364, fremder 99 323; englische Gerste 3329, fremde 15 475; engl. Malzgerste 15 886; engl. Hafer 2276, fremder 91 529 QOrtrs.; engl. Mehl 18 921, fremdes 5762 Sa
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 24. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Progresso“ ist heute Vormittag mit der ostindischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Plymouth, 24. November. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Frisia“ ist hier angekommen. 8
Berlin, den 25. November 1879.
8 Die von den Königlichen Museen erworbenen
pergamenischen Skulpturen.
Auf der Akropolis des alten Pergamon (jetzt Bergama) sind seit längeren Jahren Fragmente von Hochreliefs zu Tage
gekommen (E. Curtius, Beiträge zur Geschichte und Topo⸗ graphie Kleinasiens S. 56. 62), von denen mehrere durch die Güte des Ingenieurs Herrn Carl Humann in Smyrna als Geschenk in die Königlichen Museen gelangt und im Götter⸗ saale unter Nr. 224 A. — C. aufgestellt sind. Mit Genehmigung der Hohen Pforte wurde im vergangenen Jahre auf Antrag des Herrn Dir. Conze unter Leitung des Herrn Humann eine Ausgrabung an jener Stelle veranstaltet, zu welcher der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten die Mittel be⸗ willigt hatte. Dieselbe führte sehr rasch zur Entdeckung einer Reihe von Hochreliefplatten, die sich als Theile eines großen Marmorfrieses, zu dem auch die bereits hier befind⸗ lichen Fragmente gehörten, herausstellten. Durch eine Aller⸗ höchste Bewilligung wurden die Mittel zur systematischen Durchführung der Ausgrabungen, zu welcher die laufenden Fonds der Königlichen Museen allein nicht ausgereicht haben würden, bereit gestellt. Die Arbeiten, denen Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, der Protektor der König⸗ lichen Museen, eingehendes Interesse widmte, sind alsdann unter Leitung des Ingenieurs Humann und zeitweise auch des Direktor Conze, welcher noch gegenwärtig an Ort und Stelle verweilt, fortgeführt worden und werden demnächst ihren Abschluß erreichen. Durch das Entgegenkommen der Hohen Pforte ist es möglich geworden, den Besitz sämmtlicher Fundstücke den Königlichen Museen zu sichern. Der groößte Theil der Skulpturen ist bereits hier angelangt,.
Ampelius nennt in seinem vermuthlich in der zweiten Hälfte des II. Jahrhunderts n. Chr. geschriebenen Liber me- morialis (VIII. 14) unter den Weltwundern einen zu Per⸗ gamon befindlichen großen Altar von Marmor von 40 Fuß Höhe mit sehr großen Skulpturen, mit einer Darstellung des Gigantenkampfes. Augenscheinlich desselben Altars gedenkt der etwa um dieselbe Zeit schreiben de Pausanias (V. 13, 8., vgl. Brunn, Bull. dell' Inst. 1872 S. 26 f.). Die Vermuthung liegt nahe, daß der Bau von Attalus J. (241—197 v. Chr.) errichtet sei und im Zusammenhang stehe mit seinen über die Galater erfochtenen Siegen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Hauptmasse der gefundenen Skulpturen von diesem Altar, und zwar von einem großen Fries herrührt, der den Kampf der GCötter gegen die Giganten darstellt.
Wie der ganze Altarbau gestaltet war, insbesondere welche Stelle der Fries an demselben einnahm, ist noch Ge⸗ genstand der Untersuchung. Der Fries selbst bestand aus Platten von 2,30 m Höhe und einer zwischen 0,61 m und 1,10 m schwankenden Breite, aus einem nicht ganz gleich⸗ mäßig gefärbten, bald mehr ins Bläuliche, bald mehr ins Gelbliche spielenden großkörnigen Marmor. Die Figuren, im kühnsten Hochrelief ausgearbeitet, oft ganz vom Grunde ge⸗ löst, füllen denselben in der ganzen Höhe aus, haben also etwa anderthalb Lebensgröße. Die Komposition zeigt die Götter im wildesten, leidenschaftlichsten Kampf gegen die in phantastischer Mannigfaltigkeit dargestellten Giganten, die zum großen Theile schlangenfüßig, vielfach ge⸗ flügelt, zum Theil auch in rein menschlicher Gestalt, als gerüstete Krieger erscheinen, und in barbarischer roher Kampfes⸗ wuth gegen die Götter anstürmen. Zwei augenscheinlich als Pendants komponirte Hauptgruppen von je vier Platten zeigen Zeus, der mit der Linken die Aegis schwingt, mit der Rechten seine Donnerkeile geschleudert hat, und Athena, einen Giganten, den ihre Schlange umringelt, bei den Haaren fassend, während Nike heranschwebt, sie als Siegerin zu kränzen und Ge aus dem Boden sich erhebt, um klagend für ihre Söhne zu flehen. Auf einer anderen Reihe von Platten ist Helios daneegt der mit seinem Viergespann aus der Tiefe heraufkommt; auf anderen Platten ist Apollo, Artemis, Dionysos von einem Satyrknaben be⸗ gleitet, Hephaistos, Boreas, vielleicht auch Poseidon kenntlich. An einem über dem Fries hinlaufenden Gebälk scheinen die Namen der Götter, unterhalb des Frieses die Namen der
Giganten eingegraben gewesen zu sein. Während die Kom⸗
position augenscheinlich von Einem Meister herrührt und überall die gleiche Frische, den gleichen Reichthum der Erfin⸗ dung zeigt, ist die Ausführung keine völlig gleichmäßige und verräth verschiedene Hände von verschiedener Sorgfalt und Geschicklichkeii. Durchgängig aber tritt eine unvergleich⸗ liche Meisterschaft und Kühnheit der Marmorarbeit zu Tage. Wenngleich sich die Skulpturen als verwandt mit den Werken erweisen, welche man bisher als Erzeugnisse der pergamenischen Kunst kannte, mit dem sterbenden Gallier vom Kapitol und der Gruppe des Galliers, der sein Weib
getödtet hat und sich ersticht, in Villa Ludovisi, so⸗ zeigen sie diese Kunst doch von ganz neuen Seiten und eröffnen einen
völlig überraschenden Einblick in eine Richtung der antiken Skulptur, welche dem modernen Bewußtsein besonders nahe
liegt und uns bisher noch wenig bekannt war. Die auf⸗ fallende Verwandtschaft einiger Motive mit der Laocoongruppe wirft neues Licht auf die noch nicht sicher beantwortete Frage nach der Entstehungszeit dieses Werkes.
Die Zahl der theils in der ganzen Höhe, theils in großen Bruchstücken gefundenen Platten ist mehr als 90; dazu kommen an 1500 kleinere und kleinste Fragmente. Die Erhaltung der Oberfläche ist sehr verschieden; einzelne Stücke sind so gut wie unberührt, und namentlich für die Platten, welche in mittel⸗ alterliche Befestigungsmauern verbaut gewesen sind, steht zu hoffen, daß sie nach Entfernung des auf ihnen haftenden Mörtels als besonders gut konservirt erscheinen werden. Vieles ist durch Verwitterung, Manches vielleicht auch durch Feuer sehr zerstört; daß ein erheblicher Theil des Frieses ganz zu Grunde gegangen, vermuthlich zu Kalk verbrannt worden ist, steht außer Zweifel.
Neben der Gigantomachie sind zahlreiche Bruchstücke eines zweiten Frieses von kleineren Dimensionen (1,57 m hoch) und geringerer Relieferhebung gefunden, dessen Gegenstand noch nicht feststeht; ein Theil scheint sich auf den Mythus des Telephos zu beziehen. Auch eine Reihe von Statuen ist zu Tage gekommen, von denen wenigstens einige auch zu dem Altarbau gehört zu haben scheinen.
Von Skulpturen einer älteren Epoche ist nur Vereinzeltes
gewonnen, darunter ein weiblicher Idealkopf von ganz aus⸗ gezeichneter Schönheit. Der Zustand der Skulpturen macht eine öffentliche Auf⸗ stellung derselben vorerst unmöglich; doch ist man beschäftigt, einige der am Besten erhaltenen und zusammenhängenden Hauptgruppen so herzustellen, daß sie dem Publikum zugänglich gemacht werden können. 86
Gestern Mittag 12 ¾ Uhr wurde auf dem Potsdamer Bahn⸗ hofe hierselbst der eben in der Einfahrt begriffene Pofsdamer Lokal⸗ zug durch die fuͤr den Expreßzug bestimmte Maschine, welche sich ersterem zu sehr genähert hatte, gestreift. Passagiere und Personal sind nicht verletzt.
In der achtzehnten Hauptversammlung des Vereins für deut⸗ sches Kunstgewerbe zu Berlis vom 12. November hielt Hr. Fa⸗ brikant O. Schulz einen Vortrag über die Bronze⸗Industrie. Gegen⸗ über noch häufig vorkommenden Zweifeln und Irrthümern, betreffend die Zusammensetzung der Bronze, verbreitete sich der Vortragende über die verschiedenen Mischungsarten. Die überaus starke Verwen⸗ dung des Eisens und Zinks als Surrogate der Bronze gab ihm Veranlassung, die Eigenschaften dieser Metalle und ihre Natheile im Vergleich zer Bronze zu schildern, wobei er die Verwendung des edleren Materials aufs Lebhafteste befürwortete, namentlich wo es sich um die Ausschmückung monumentaler Gebäude handele. Redner gab eine Skizze des Aufschwungs der neueren Bronze⸗Industrie als eng verknüpft mit dem des Kunst⸗ gewerbes überhaupt seit der Londoner Weltausstellung von 1862. Hr. Direktor Krätke stellte eine Anzahl vortrefflich gearbeiteter Bronzekronenleuchter aus der Fabrik von C. Spinn & Sohn aus. Die Fabrik war die erste, durch deren Thätigkeit die Aufertigung von Kronenleuchtern und anderen Beleuchtungsgegenständen in Berlin Wurzel faßte. Sie war lange Zeit darauf beschränkt, die Pariser Modelle nach,uahmen. Jetzt läßt sie ihre Entwürfe von den ersten Berliner Architekten und ihre Modelle von eigenen Modelleu⸗ ren anfertigen. Die ausgestellten Kronen, gezeichnet von den Architekten Kayser & v. Großheim, erfreuten sich all⸗ gemeiner Anerkennung, namentlich ein Exemplar in getrie⸗ bener und durchbrochener Arbeit, das sich durch Originalität der Erfindung und der Formen besonders hervorhob. Hr. Vorwald (Firma Rex u. Co.) legte eine Sammlung orientalischer Bronzen, Emaillen und Porzellane japanischer, chinesischer und indischer Fabri⸗ kation vor. Neben einigen interessanten alten chinesischen und japa⸗ nischen Stücken waren es Gegenstände des heutigen Handels, theils alten Formen nachgebildet, theils dem heutigen Geschmacke ent⸗ sprechend hergestellt: chinesische Becher aus Kupfer mit Cloisonné⸗ Emaille, japanische Gefäße, japanische Dosen aus einer dem Por⸗ zellan ähnlichen Masse, wirkliche Porzellane, indische Bronzegefäße, theils verzinnt, theils versilbert, im Handel als sogenannte Benares⸗ gegenstände bekannt, kostbare japanische Lackarbeiten ꝛc. Hr. Hof⸗ lieferant Ehrenhaus legte verschiedene Seidenbrokatstoffe (Brocatelles) von solider Schönheit und prächtiger Wirkung vor. Der Aussteller hat die Stoffe aus italienischen Seidenarten speziell für die Ge⸗ werbeausstellung in Berlin anfertigen lassen. Als ein bedeutender Erfolg der heimischen Kunstindustrie fanden sie die verdiente An⸗ erkennung. Hr. Lewy jr. berichtete über die Leipziger Industrie⸗Aus⸗ stellung. Er verweilte in seiner Besprechung vorzugsweise bei der ruppe von Erzeugnissen der älteren Kunstindustrie, aus den Schätzen der Schlösser, Kirchen und Privatsammlungen des Königreichs und der Provinz Sachsen und empfahl diese unmittelbare Gegenüber⸗ stellung der Werke älterer Epochen und der Produkte der Jetztzeit als lehrreich und nachahmenswerth für künftige Ausstellungen.
Bern, 24. November. Aus dem Kanton Tessin wird ein gewaltiger Schneefall gemeldet. Post, Telegraph und Dampsschiff⸗ verkehr sind unterbrochen, Tausende von Bäumen und Weinstöcken durch Schneemassen erdrückt. Im Gadmenthale wurden fünf Men⸗ schen von einer Lawine verschüttet; drei wurden gerettet, einer blieb todt und einer ist noch nicht aufgefunden. — Am Gotthard er⸗ folgten große Lawinenstürze. Vier Postpferde wurden getödtet; Per⸗ sonen sind Clücklicherweise nicht verletzt.
Am Sonntage, dem Tage der kirchlichen Feier zum Gedächtniß der Verstorbenen, veranstaltete die Sing⸗Akademie, altem Brauche gemäß, ein geistliches Konzert. Der Würde und Feierlichkeit des Tages entsprechend war das Programm gewählt. Den Eingang des Konzertes bildete Seb. Bachs Kantate: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“, bei welcher das Solo der Alt⸗Arie von Frl. Hedwig Müller gesungen wurde. Dann folgte eine zweite Kantate von Bach: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“. Hier wurden die Soli von Frl. Hedwig Müller und den Königlichen Domsängern Hrn. Ad, Geyer und H. Schnell vorge⸗ tragen. Die ernsten, erhebenden Klänge dieser Kompositionen des Alt⸗Meisters der deutschen Kirchenmusik, in so trefflicher Weise vor⸗ getragen, wie es von der Sing⸗Akademie geschieht, machen auch auf den, welcher sie oft zu hören Gelegenheit hatte, immer wieder einen ergreifenden Eindruck. Den zweiten Theil des Konzerts bildete Mozarts Requiem, wie die Bachschen Kantaten gleichfalls ein alter Stammbesitz der Sing⸗Akademie. Auch bei diesem Werke war die Einstudirung und der Vortrag, vornehmlich der Chöre, ein muster⸗ hafter. Das Sopran⸗Solo sang Frl. Anna Ruediger, eine be⸗ währte Stütze der Aufführungen der Sing⸗Akademie, wie Hr. Domsänger Geyer, welcher die „Tenor⸗Soli vor⸗ trug. Frau Clara Bindhoff und Hr. Domsänger Th. Treu hatten die Alt⸗ und Baß⸗Soli übernommen. Beider Stimmmittel erschie⸗ nen für ihre Partien nicht ganz zulänglich; bei Letzterem zeigte sich das besonders in dem Solo mit Posaunenbegleitung im ersten Theile des Requiems. Zum Gelingen der Aufführung trugen auch die Berliner Sinfoniekapelle, welche den Orchesterpart, und Hr. Otto Dienel, welcher die Begleitung auf der Orgel ausführten, ihr Theil bei. Die Hauptaufabe aber war wiederum dem verdien⸗ ten Direktor der Sing⸗Akademie, Hrn. Profesor Blumner, zugefallen, welcher den Vortrag der klassischen Musikstücke sorgfältig vor⸗ bereitet hatte und mit sicherer, kunstgeübter Hand leitete. Das zahl⸗ reiche Auditorium, welches den Saal auf allen Plätzen gefüllt hatte, folgte der genußreichen Aufführung mit gespannter Aufmerksamkeit.