) erh 8 . Herabsetzung des Zinsfußes der in Gemäßheit des Allerhöchsten Pri⸗ vilegiums vom 20. Januar 1873 von dem Kreise Pleschen aufgenom⸗ menen Anleihe von fünf auf viereinhalb Prozent, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Posen, Jahrgang 1880 Nr. 3 S. 31, ausgegeben den 20. Januar 1880;
12) der Allerhöchste Erlaß vom 15. Dezember 1879, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Reichenbach i. Schl. bezüglich der zum Bau der Chausseen 1) von der Reichenbach⸗ Schweidnitzer Chaussee bei Ernsdorf bis zur Pilzen⸗Lauterbacher Chaussee in Költschen, 2) von Reichenbach bis zur Nimptscher Kreis⸗ grenze in der Richtung auf Nimptsch erforderlichen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau, Jahr⸗ gang 1880 Nr. 3 S. 17, ausgegeben den 16. Januar 1880;
13) das Allerhöchste Privtlegium vom 15. Dezember 1879 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreisanleihescheine des Kreises Wehlau bis zum Betrage von 250 000 ℳ Reichswährung III. Ausgabe durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg, Jahrgang 1880 Nr. 3 S. 22 bis 24, ausgegeben den 15. Januar 1880;
14) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Dezember 1879, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Regenwalde be⸗ 8 züglich der zum Bau einer Brücke über die Rega bei Stramehl und eines versteinten Weges von der Brücke in der Richtung auf Labes,
sowie zur Herstellung eines anschließenden Landweges auf der Trift nach Labes erforderlichen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stettin, Jahrgang 1880 Nr. 2 S. 5, ausgegeben den 9. Januar 1880;
15) der Allerhöchste Erlaß vom 29. Dezember 1879, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Pleß für die zum Bau der Kreischausseen 1) Altberun⸗Lendzin⸗Kosztow, 2) von der Rybniker Kreisgrenze bei Belk bis Orzesche, 3) von der Zabrzer Kreisgrenze bei Paniow bis zur Kreischaussee Nikolai⸗Woscheytz bei Mokrau, 4) von venlgrnis bis zur Landesgrenze bei Schwarzwasser erforderlichen Grundstücke, sowie des Rechts zur Erhebung des tarif⸗ mäßigen Chausseegeldes auf diesen Straßen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln, Jahrgang 1880 Nr. 3 S. 12, ausgegeben den 16. Januar 1880. . 1“
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
ußen. Berlin, 2. Februar. Beide Ka Majestäten wohnten am gestrigen Sonntage dem Gottes⸗ dienst im Dome bei.
Se. Majestät der Kaiser und König nahmen dar⸗ auf die Monatsrapporte der Commandeure der Leib⸗Regimenter
entgegen, besichtigten im Beisein des Professors Lenbach die
von demselben gemalten Portraits des Reichskanzlers Fürsten Bismarck und des Feldmarschalls Grafen Moltke und empfingen den Geheimen Regierungs⸗Rath Fournier.
Nachmittags fand im Königlichen Palais Familien⸗ diner statt.
Heute Vormittag empfingen Beide Kaiserliche Majestäten den aus Primkenau hier eingetroffenen Prinzen Christian fu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Augustenburg, Königliche Hoheit, welcher Sr. Majestät den von dem kürzlich verschiedenen Her⸗ og Friedrich von Schleswig⸗Holstein getragenen Rothen Adler⸗
rden 1. Klassebezurückreichte, sowie den in Begleitung Sr. öniglichen Hoheit des Prinzen Christian hier eingetroffenen ofmarschall von Issendorff.
Um 11 ½ Uhr hörten Se. Majestät der Kaiser den Vor⸗ trag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rathes von Wilmowski und um 1 Uhr empfingen Allerhöchstdieselben den General⸗Major z. D. von L'’Estocq.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der
W. T. B.“ aus Pegli meldet, gestern
n im Bahnhofe von Sampier⸗
verena, Lengetrofen und daselbst von ⸗Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin empfangen worden.
S v. *
8
— Das Staats⸗Ministerium 1 Uhr, zu einer Sitzung zusammen.
— Die Schlußberichte über die vorgestrige Sitzung e8 Fer nhn nsss und des Hauses der Abgeord⸗ neten befinden sich in der Ersten Beilage.
— Einer dem Kaiserlichen Minister⸗Residenten in Santiago zugegangenen Mittheilung des chilenischen Ministeriums der uswärtigen Angelegenheiten zufolge ist Seitens des Ober⸗ befehlshabers des Geschwaders der Republik Chile am 27. No⸗ vember v. J. die Blokade über den Hafen von Arica ver⸗ hängt worden.
— Im Königreich Sachsen ist hinsichtlich der Kompetenz der zur Ausstellung von Leichenpässen berechtigten Behör⸗ den eine Veränderung insofern eingetreten, als in Glauchau an Stelle der dortigen Königlichen Verwaltungs⸗Kommission eine Königliche Amtshauptschaft errichtet worden ist und als letzterer nun auch, gleichwie den übrigen Amtshauptmann⸗ schaften und den amtshauptmannschaftlichen Delegationen zu
düschanpel und Sayda, die Kompetenz zur Ausstellung von
eichenpässen zusteht. Der e des Innern hat die Be⸗ hörden hiervon durch einen Cirkularerlaß vom 15. November v. J. in Kenntniß gesetzt.
— Die Wasserwerkegesellschaft in P. hatte durch eine dem Militärfiskus gehörige und von einem Privatmann gepachtete Wiese in der Tiefe, ohne die Genehmigung des Pächters, eine Wasserrohrleitung gelegt, ohne daß ihrer dabei entwickelten Thätigkeit, dem Aufgraben und dem Wiederzuschütten des Streifens, durch den die Röhren gelegt worden, ein Hinder⸗ niß entgegengesetzt wurde. Nachdem die Legung vollendet war, klagte der Pächter gegen die Gesellschaft auf Entfernung der in der Tiefe des von ihm gepachteten Terrains liegenden Rohrleitung, weil die Gesellschaft nicht berechtigt sei, das ihm verpachtete Terraink ohne seine Genehmigung zu einer “ rohrleitung zu benutzen. Sein Klageantrag wurde jedoch vom Kammergericht abgewiesen, weil sein Nutzungsrecht an der erpachteten Wiese sich in der Tiefe nicht bis zu der Erd⸗ schicht erstrecke, in welcher die Wasserrohrleitung liege. Die vom Kläger dagegen eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde wurde vom Reichsgericht, V. Senat, durch Erkenntniß vom 10. Dez.
879, zurückgewiesen.
— Der Kommunal⸗Landtag der Kurmark er⸗ ledigte die dem Plenum vorzulegenden rückständigen Sachen in seiner vierten und fünften Plenarsitzung am 28. und 29. Januar cr. Unter denselben befanden sich wichtige Vorlagen aus dem Gebiete der Landfeuersozietät der Kurmark und der
trat heute, Mittags
8 1“] “ 8 8 ezember 1879, betreffend die
Niederlausitz, namentlich deren Rechnung für das deren Geschäftsbericht über den Stand der Immobiliar⸗ und Mobiliarversicherung im Jahre 1879, über die Verwendung der Bauhülfsgelder in demselben Jahre und über wesentliche Aenderungen des Sozietätsreglements. Bei der Immobiliar⸗ versicherung sind zwar die Einnahmen, noch mehr aber die Ausgaben gewachsen; ebenso steht es bei der Mobiliarver⸗ sicherung. Dies ungünstige Resultat ist herbeigeführt durch zahlreiche Brände in den Kreisen Osthavelland, Ruppin, Belzig, Prenzlau, Guben, Lübben und Spremberg. In dem Dorfe Knoblauch, im Kreise Osthavelland, hat es nicht weniger als sieben Mal im Jahre 1879 gebrannt. — Eine Vergleichung der Höhe der Prämien, welche im erwähnten Jahre hätten aufgebracht werden müssen, wenn jede der vier Versicherungs⸗ klassen ihre eigenen Brandschäden hätte decken sollen, hat er⸗ geben, daß die bisherigen Verhältnißzahlen von 1, 2, 5 und 10, nach welchen die Klassen zur Deckung der Schäden bei⸗ tragen, nicht mehr zutreffen. Der Landtag hat als neue Ver⸗ hältnißzahlen vorgeschlagen, daß die zweite Klasse zweimal, die dritte Klasse siebenmal und die vierte Klasse zwölfmal so viel aufbringt als die erste Klasse, und demgemäß auch die Beiträge der einzelnen Stufen der Mobiliarversicherung geändert. Dieser Beschluß bedarf indeß der Allerhöchsten Bestätigung. Zugleich hat der Landtag die Kreisdirektoren und deren Stell⸗ vertreter insofern besser gestellt, als er ihnen für Reisen in Sozietätsangelegenheiten auch Reisekosten für die Rückreise bewilligt hat, welche sie bisher nicht bezogen. Die weiter⸗ gehenden Anträge eines Kreisdirektors sind zur Zeit abgewiesen, obwohl nicht verkannt werden konnte, daß in manchen Fällen die Ausgaben dieses Ehrenamtes durch die Einnahmen desselben nicht gedeckt würden. — Aus dem laufenden Entschädigungsfonds der Sozietät bewilligte der Landtag zur Anschaffung einer fahrbaren Feuerspritze einen Beitrag für das Dorf Berge bei Forst und auch für dieses Jahr eine Summe von 30 000 ℳ zur Prämiirung der Um⸗ wandlung von Strohdächern in feuersichere Bedachung. — Aus dem ständischen Dispositionsfonds der Kurmärkischen Hülfskasse erhielt das Rettungshaus zu Cöthen eine einmalige Unterstützung von 500 ℳ Aus demselben Fonds wurden für das Denkmal auf dem Marienberge bei Brandenburg a. H. und dessen in diesem Jahre bevorstehende Einweihung neue Summen bewilligt und für die aus dem Vor⸗ sitzenden des Kommunal⸗Landtags und Vertretern der drei Stände eine Kommission gebildet, welche die Einweihungsfeier vor⸗ zubereiten und durchzuführen hat. Ueber die weitere Verwendung des ständischen Dispositionsfonds der Kurmärkischen Hülfskasse erwartet der Landtag die Vorschläge einer Kommission, welche er für diesen Zweck eingesetzt hat. — In der am 30. Januar c. stattgehabten Schlußsitzung gab der Vorsitzende des Land⸗ tags eine Uebersicht der von dem letzteren in der 16 tägigen Session erledigten Geschäfte. Danach sind 36 Vorlagen in 6 Plenarsitzungen und 3 Vorlagen des ritterschaftlichen Kon⸗ vents in einer Sitzung desselben erledigt. Der I. Ausschuß hatte 21, der II. Ausschuß 12 Vorlagen vorzubereiten. Der Vorsitzende schloß den Landtag mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Ver⸗ sammlung mit einem begeisterten dreifachen Rufe einstimmte.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Geheimer Legations⸗Rath von Watzdorf und Kisniglich wütembevascher Wirklicher Geheimer Kriegsrath von Horion find in Zerlin sgekommen. — „
— S. M. S. „Prinz Adalbert“, 12 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapt. z. See Mac⸗Lean, hat am 1. Dezember 1879 Kobe verlassen und ankerte nach Anlaufen einiger japanischer Häfen am 11. Dezember vor Nagasaki.
S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geschütze, Komman⸗ dant Kaptlt. von Schuckmann I., ist am 9. Dezember 1879 von Ningpo in See gegangen und am 10. Dezember in Shanghai eingetroffen.
Bayern. München, 31. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde von dem Justiz⸗Minister und dem Finanz⸗Minister ein Nach⸗ trag Jju dem Finanzgesetz eingebracht. Die Aerarialrente von der Nürnberger Bank wurde auf 360 000 ℳ festgesetzt. Bei der Berathung des Etats für den Aufschlag auf die Malz⸗ steuer und für die Zoll⸗ und Steuerverwaltung beantragte der Ausschuß, den Antheil Bayerns an dem Erträgniß der Reichs⸗ zölle pro 1880/81 mit 5 700 000 ℳ für jedes Jahr einzu⸗ stellen. Die Regierung erklärte sich damit einverstanden. Auf die Anfrage des Abg. Schels, wie sich die Einstellung dieses Betrags rechtfertigen lasse, da doch in dem Entwurf für den Reichshaus⸗ halts⸗Etat der auf Bayern fallende Antheil der Reichszölle mit nur 4 775 000 berechnet sei, erwiderte der Finanz⸗Minister: der Voranschlag für den Reichshaushalts⸗Etat umfasse nur eine einjährige Periode, in welcher überdies das Uebergangs⸗ stadium noch zu einer größeren Geltung gelange, als bei der zweijährigen bayerischen Etatsperiode. Der Abg. Franken⸗ burger bemerkte weiter, daß die Einfuhrzölle im Jahre 1881 voraussichtlich 50 pSECt. mehr als im Jahre 1880 ergeben würden, und daß eine darauf basirende Berechnung dem Aus⸗ schußantrage zu Grunde gelegt worden sei. Der Ausschuß⸗ antrag wurde hierauf angenommen.
Württemberg. Stuttgart, 31. Januar. (W. T. B.) Der erste ordentliche Landtag der laufenden Wahlperiode ist heute durch den Minister⸗Präsidenten von Mittnacht im Namen des Königs geschlossen worden. Der zweite ordentliche Landtag wird nächsten Mittwoch durch den Hen hach Person mit einer Thronrede feierlich eröffnet werden. Der für die nächsten 3 Jahre in Wirksamkeit tretende stän⸗ dische Ausschuß ist heute gebildet worden.
Baden. Karlsruhe, 31. Januar. (W. T. B.) Wie die „Badische Landeszeitung“ meldet, hat die von der Zweiten Kammer 8 Vorberathung des Examen gesetzes niedergesetzte Kommission mit sämmtlichen Stimmen begen eine konservative und zwei ultramontane Stimmen zu
eantragen beschlossen, die Kammer möge in die Berathung des Gesetzentwurfes nicht eintreten, da in den bischöflichen Er⸗ klärungen die Voraussetzungen, welche eine Abänderung des bestehenden Gesetzes ermöglichen würden, nicht gegeben seien, und auch eine Amendirung des Gesetzes von der Kommission der Sachlage nach nicht für thunlich erachtet werden könne.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 31. Januar. (W. T. B.) Der Budgetausschuß der Reichsrathsdelegation hat die Ziffern des von der Regierung zur Bedeckung des
ahr 1878,
1“ 11“ 8 1“ —
Heereserfordernisses in Bosnien und der Herze⸗ gowina ursprünglich geforderten Betrages entgegen dem eine 1“ bezweckenden Antrage des Referenten angenom⸗ men. Im Laufe der Debatte gab der Ministerpräsident über die kirchlichen Verhältnisse in Bosnien und der Herzegowina Aufklärungen und wies die über die Unver⸗ läßlichkeit der Mohamedaner erhobenen Vorwürfe zurück. Der Reichs⸗Finanz⸗Minister Hofmann theilte mit, daß Koloni⸗ sationsprojekte aus dem Inlande wie aus dem Auslande eingelaufen seien, die letzteren jedoch der unfertigen Verhält⸗ nisse halber hätten vertagend beschieden werden müssen.
— Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Athen: Das Kabinet Communduros verbleibt in seiner bisherigen Zusammensetzung. Dasselbe gedenkt im Budget eine Er⸗ sparung von 5 Millionen Drachmen herbeizuführen.
Prag, 31. Januar. Se. K. und K. Hoheit der Kron⸗
rinz Erzherzog Rudolph reist heute Abends nach Wien, um sich von Ihrer Majestät der Kaiserin zu verabschieden, kehrt 8 “ hierher zurück und begiebt sich am Dienstag nach resden.
Pest, 31. Januar. Der „Pester Correspondenz“ zufolge stellen sich im 4. Quartal 1879 die Staatseinnahmen um 3 150 045 Fl. niedriger und die Ausgaben um 3 076 667 Fl. höher als in dem 4. Quartal 1878. Die Ein⸗ nahmen und Ausgaben des Jahres 1879 ergeben ein faktisches von 28 286 405 Fl. Diese Summe übersteigt das präliminirte Defizit um rund 1 ½ Millionen Fl. Die Mindereinnahmen im 4. Quartal v. J. sind durch die viel⸗ fachen Ueberschwemmungen, theilweise Mißernte und den da⸗ durch eingetretenen Ausfall an Steuern herbeigeführt worden.
Großbritannien und Irland. London, 2. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ erklärt das Gerücht, daß der Vize⸗ König von Indien, Lord Lytton, den Wunsch, zurück⸗ zutreten, ausgesprochen habe, für unbegründet. — Die Regierung hat, wie der „Standard“ erfährt, in Folge der in Unter⸗ kalifornien ausgebrochenen Unruhen, durch welche Leben und Besitz englischer Unterthanen gefährdet werden könnten, dem Befehlshaber des Pacific⸗Geschwaders telegraphisch Ordre ertheilt, ein Kriegsschiff nach la Paz zu senden.
Frankreich. Paris, 31. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm den Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Zölle für die Schiffahrt im Innern des Landes, an. Sodann eröffnete der Präsident der Kammer die Berathung der Zolltarife, indem er an die Depu⸗ tirten die Aufforderung richtete, politische Fragen aus den so wichtigen Debatten fern zu halten. Der Mi⸗ nister des Ackerbaues und des Handels, Tirard, gab eine Darlegung der Absichten der Regierung hinsichtlich ver⸗ schiedener, auf die Tarife bezüglichen Fragen. Der Minister zeigte zunächst, daß sich die Lage der Baumwollenindustrie seit dem Jahre 1876 gebessert habe. Er halte daher eine Erhöhung der Tarife für Baumwolle um 24 Proz. für hinreichend. Für die Hüttenprodukte werde die Regierung eine Erhöhung der Tarife um mehr als 40 Proz., wie sie die Kommission vorschlage, nicht annehmen. Sodann hob der Mi⸗ nister hervor, daß die Landwirthschaft von der Reform vom Jahre 1860 großen Vortheil gehabt habe. Er sei der Ansicht, daß Prohibitivzölle der Landwirthschaft keinen Nutzen bringen würden. Dagegen dürfte ein vermittelndes, wirkliches Mittel
zur Unterstützung der Landwirthschaft darin bestehen, daß
man ihr die Berkeselung erleichtere, dem landwirthschaftlichen Unterricht eine größere Ausdehnung gebe und die land⸗ wirthschaftlicen Vereine subventionire. Der Minister wies hierbei nach, daß Frankreich zwei Mal mehr Produkte nach England ausführe, als es von dort beziehe, Frankreich könne mit dem Auslande konkurriren. Schließlich befürwortete der Minister die Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Tarife als Basis für die eingeleiteten Verhandlungen zur Erneue⸗ rung der Handelsverträge.
Der Senat hat den Art. 1 der Regierungsvorlage, be⸗ treffend die Zusammensetzung des oberen Unterrichts⸗ raths, angenommen.
— Das „Journal officiel“ vom 31. Januar veröf⸗ fentlicht die Ernennung des bisherigen Bischofs von Belley, Marchall, zum Erzbischof von Bourges an Stelle des verstorbenen Msgr. de La Tour d'Auvergne⸗Lauraguais.
Cannes, 31. Januar. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland hat heute Nachmittag 3 Uhr 25 Minuten die Rückreise nach St. Petersburg angetreten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Januar. (W. T. B.) Unter den bei der Entdeckung der geheimen Druckerei verhafteten Personen befanden sich zwei Män⸗ ner und zwei Frauen. Die fünfte Person, welche sich der Verhaftung durch Selbstmord entzog, soll, wie verlautet, ein aus früheren Prozessen bekannter politischer Verbrecher, Namens Deutsch, sein, welcher schon seit langer Zeit gesucht wird. Die Wohnung, in welcher die Druckerei vorgefunden wurde, be⸗ findet sich in dem 5. Stocke eines großen steinernen Hauses. Die Bewohner desselben waren unter falschen Namen als Kleinbürger Liszenko nebst Frau und Köchin bekannt und hatten die Wohnung im August v. J. bezogen. Der Polizei⸗ pristaw Müller und dessen Gehülfe Essenbach, welche die Verhaftung mit Lebensgefahr vollzogen, sind durch Rang⸗ und Ertheilung des Wladimir⸗Ordens belohnt worden.
Afrika. (W. T. B.) Der „Gibraltar Guardian“ be⸗ richtet aus Fez über hetige zwischen Mauren und Juden dort stattgehabte Konflikte. Die Mauren griffen die Juden an und tödteten und verwundeten mehrere derselben. Ein 7Ojähriger Greis wurde von der maurischen Bevölkerung lebendig verbrannt. Unter den Verwundeten befinden sich mehrere französische Unterthanen 8
Nr. 3 des Armee⸗Verordnungs⸗Blatts hat folgen⸗ den Inhalt: Modifikation des §. 26 des Servis⸗Reglements vom 20. Februar 1868. — Druckexemplare der Aenderungen zum Exerzir⸗ Reglement für die Infanterie. — Theilnahme von Setabge cgenes des Garde⸗Corps am diesjährigen Aushebungsgeschäft. — Erhöhung der Vergütungssätze für geleisteten Vorspann. — Bewaffnung der Kavallerie⸗Stabswache und der Feldgensd'armerie. — Ergänzung des 5 6, 2 des Geldverpflegungs⸗Reglements für das preußische Heer im
rieden. — Abänderungen zur Vorschrift für die Verwaltung des Materials der Feld⸗Artillerie ꝛc. — Marschgebührnisse für Unter⸗ ärzte des Beurlaubtenstandes. — Nachweisung der während des vier⸗ ten Vierteljahres 1879 bei den Reichs⸗Telegraphenanstalten vorge⸗ kommenen Veränderungen. — Nachtrag zur Deutschen Wehr⸗ und zur Heerordnung. — Reise⸗ ꝛc. Kompekenzen der zu den „Halbinva⸗
1 8e “ liden“ gehörenden Feldwebel und — früher etatsmäßigen — Vize⸗
bel. feldwehe Nr. 2 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blattes“ hat
nden Inhalt: Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf xg. — Brüsselteppiche an Bord. — Schuhzeug der Matrosen ꝛc. — Serviszuschuß ꝛc. im Mobilmachungsfalle. — Meldepflicht der Offiziere in Rumänien. — Beurlaubung bei der Schutzmannschaft. — Nachtrag zum Schulverzeichniß. — Beschaffungen für Schiffe. — Ueberseeische Postsendungen. — Inspektoren für das Maschinisten⸗ prüfungswesen. — Berichtigung der Kommandoworte für Schiffe ꝛc. bezw. des Schiffsrollenbuchs. — Brüniren von Gußstahlrohren. — Inhaltsverzeichniß der Schiffsbücherkisten. — Personalveränderungen. — Benachrichtigungen. — Anlage: Verfügung vom 20./12. 79, Marineverordnungsblatt Seite 223, Nr. 226 neuredigirt.
— Nr. 5 des „Justiz⸗Ministerial⸗Blatts“ hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 20. Januar 1880, betreffend die don den Vorsitzenden der Schwurgerichte zu erstattenden Berichte. — Allgemeine Verfügung vom 16. Januar 1880, bet reffend die Aus⸗ stellung der Empfangsscheine über Postsendungen.
Landtags⸗Angelegenheiten.
8
Die IX. Kommission des Herrenhauses für Vorberathung des Entwurfs einer Jagdordnung hat sich wie folgt konstituirt: Graf zur Lippe, Vorsitzender, Graf von Arnim⸗Boitzenburg, Stellvertreter des Vorsitzenden, von Pfuel, Schriftführer, Dr. Francke, Stellvertieter des Schriftführers, Graf von Brühl, Graf von Pückler, Graf von der Schulenburg⸗Beetzendorf, Graf von Königsmarck⸗Plaue, Graf von Kospoth⸗Burau, Bürgers, Graf von Seherr⸗Thoß, Prinz zu Hohenlohe⸗Ingelfingen, von Rath, von Rochow, Graf von der Schulenburg⸗Angern.
emäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund L“ sind in der 4. Jahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 26,4, in Breslau 30,7, in Königsberg 33,9, in Cöln 30,1, in Frankfurt a. M. 28,1, in Hannover 25,1, in Cassel 19,6, in Maadeburg 28,5, in Stettin 32,7, in Altona 32,9, in Straß⸗ burg 33,7, in München 34,9, in Nürnberg 26,8, in Au 1“ 25,2, in Dresden 23,1, in Leipzig 29,5, in Stuttgart 24,9, in Braunschweig 24,5, in Karlsruhe 18,7, in Hamburg 30,2, in Wien 28,6, in Buda⸗ pest 31,8, in Prag 37,2, in Triest 34,8, in Basel 26,5, in Brüssel 28,1, in Paris 33,5, in Amsterdam 39,0, in Kopenhagen 28,9, in Stockholm 21,9, in Christiania 12,6, in St. Petersburg 44,7, in Warschau 23,6, in Odessa 34,2, in Bukarest 51,0, in Rom —, in Turin 39,2, in Athen —, in Lissabon —, in London Glasgow 25 8, in Liverpool 28,3, in Dublin 40,3, in Edinburgh 21,0, in Alerxandria (eag en 41,7. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 24,3, in Philadelphia 25,8, in St. Louis 12,4, in Chicago 17,9, in St. Franzisko 15,2, in Calcutta —, in Bombay 34,5, in
adras 2.
k Beim Beginn der Berichtswoche waren an den meisten deutschen Beobachtungsstationen westliche und nordwestliche Luftströmungen vorherrschend, die an den süd⸗ und nestdeutschen Stationen nach Nord⸗ resp. Südost, an den übrigen nach West und Südwest um⸗ gingen. Am 21. ging der Wind fast allgemein nach Nordwest, in Kaclsruhe nach Südwest, doch machten sich in den letzten Tagen der Woche in Heiligenstadt und an füddeutschen Stationen östliche und südöstliche, in Berlin, Konitz, Breslau nordwestliche Windrichtungen geltend. Die Temperatur der Luft war besonders in Süddeutschland eine sehr niedrige (in München fast — 20 Grad C.). Niederschläge von Schnee waren nicht selten. Der Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche, sank vom 20. bis zum 23., stieg dann wieder, zeigte aber am Schluß der Woche sinkende Tendenz. 18
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren europäischen Städte gestalteten sich in der Berichtswoche noch nah als in der vorhergegangenen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 27,2 (von 26,2 der Vorwoche auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Insbesondere nahm die Sterblichkeit des Säuglingsalters zu, so daß von 10 000 Lebenden aufs Jahr berechnet 83 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 80 der Vorwoche, in Berlin blieb sie unverändert.
Unter den Todesursachen haben besonders in den deutschen Städten die meisten Infektionskrankheiten größere Verbreitung ge⸗ funden. Namentlich erscheinen diphtherische Affektionen und typhöse Fieber häufiger. Maserntodesfälle haben wohl in Breslau, Hanno⸗ ver, Münster, Wien, London, Liverpool, Kopenhagen etwas acbgenom⸗ men, doch werden sie in diesen Städten, wie auch in Elberfeld und Amsterdam öfter Todesveranlassung. Das Scharlachfieber verlief in Hamburg, Duisburg und London milder, in Stettin, Mannheim, Berlin, Kopenhagen stieg die Zahl der Todesfälle daran, in Buka⸗ rest blieb sie fast die gleiche wie in der vorhergegangenen Woche. — Diphtberie zeigte sich wieder häufiger, besonders in Königsberg, München, Augsburg, Berlin, Hamburg, Aachen u. a.; in Wien, Danzig, Stuttgart nahm die Zahl der Todesfälle daran etwas ab. — Typhöse Fieber zeigten sich in München, Berlin und Turin öfter, in St. Petersburg und Barcelona seltener. Rückfallsfieber gewannen besonders in Berlin und St. Petersburg größere Aus⸗ deh aung und forderten auch 3, resp. 17 Opfer. Todesfälle an Fleck⸗ typhus werden aus London und Madrid je 2, aus St. Petersburg 19 gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder bedingten in München, Straß⸗ burg, namentlich aber in Hamburg und St. Petersburg zahlreiche Todesfälle. Der Keuchhusten herrscht in Hamburg und London; in letzterer Stadt erlagen demselben in der Berichtswoche 140 Kinder. — Die Pocken zeigen in London, Wien, Pest, Prag, Krakau, St. Petersburg, Barcelona, keine wesentliche Veränderungen. Aus Odessa werden wieder 3, aus Cöln 2, aus Basel und Venedig je 1 Pocken⸗ todesfall gemeldet. — In Madrid forderten die Pocken 19, in Paris 68, in Bukarest 61 Opfer. 1
— Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi⸗ renden auf der Königlichen Universität Marhurg im Winter⸗Semester 1879/80. Im Sommer⸗Semester 1879 sin (einschl. der 2 später noch Hinzugekommenen) immatrikulirt gewesen 537, Davon sind abgegangen 175. Es sind demnach geblieben 362. Dazu sind in diesem Semester gekommen 190. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt 552. Die evangelisch⸗theologische Fakultät zählt Preußen 57, Niechtpreußen 5, zusammen 62. Die juristische Fakultät zählt Preußen 70, Nicht⸗ preußen 7, zusammen 177. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 112, Nee a 29, zusammen 141. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 176, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften vom 1. Ok⸗ tober 1879 61, zusammen Preußen 237, c. Nichtpreußen 35, zu⸗ sammen 572. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen noch Vorlesungen mit Genehmigung des Rektors 16. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 568.
— Das Januar⸗Heft der von der K. K. österreichischen statistischen Centralkommission herausgegebenen „Statistischen Monatsschrift“ bringt eine Darstellung des öͤsterreichischen Realitätenver⸗ kehrs und der Realitätenbelastung im Jahre 1878, der wir nachstehende Daten entnehmen: Im Allgemeinen belief sich die Zahl der im Jahre 1878 durch Verträge herbeigeführten Besitzver⸗ änderungsfälle auf 158 439 im Werthe von 283 725 119 Fl., während sie im Jahre 1873 163 815 Fälle im Werthe von 573 739 629 Fl. und noch das Jahr darauf 167 938 Fälle im Werthe von 417 038 627 Fl. betrag en hatte. Ueberhaupt ist der Immobilienverkehr in den letzten sechs Jahren hinsichtlich des Geldwerthes um beiläufig 50 % zurück⸗ gegangen. Die bedeutendste Abnahme im Umfange des Immobilien⸗ verkehrs weisen Niederösterreich, Steiermark, Böhmen und Galizien auf.
Eine
eigerung des Reali ätenverkehrs ist seit dem Jahre 1873 nur im Görzer Gebiete und in der Stadt Triest vorgekommen, da⸗ gegen weisen alle übrigen Länder der westlichen Reichshälfte eine stetige Abnahme desselben auf. Erfreulich ist hierbei der Umstand, daß der bäuerliche Immobilienbesitz verhältnißmäßig am wenigsten von der rückläufigen Bewegung im Realitätenverkehre betroffen wurde, da dieselbe bei dieser Kategorie des unbeweglichen Besitzes im Gan⸗ zen blos gegen 24,5 % betrug, während sie sich beim land⸗ und lehen⸗ täflichen Grundbesitz auf nahezu 54 % beziffert. Es belief sich näm⸗ lich die Zahl der im großen Grundbesitze durch Verträge veranlaßten Besitzänderungsfälle im Jahre 1873 auf 753 im Geldwerthe von 53 667 469 Fl., im Jahre 1878 dagegen auf blos 528 im Geldwerthe von 24 935 039 Fl. Noch weit größer ist der Ausfall bei den Bergwerken und städtischen Realitäten. Nach den Aufzeich⸗ nungen der Bergbuchsämter belief sich nämlich die Zahl der durch Verträge in andere Hände übergegangenen Bergwerksrealitäten im Jahre 1873 auf 474 im Geldwerthe von 20 369 134 Fl., im Jahre 1874 auf 417 im Geldwerthe von 19 577 637 Fl. im Jahre 1878 dagegen auf nur 155 im Geldwerthe von’ 1 321 076 Fl. Der Umsatz in Montanobjekten ist demnach binnen sechs Jahren auf 6,4 % des im Jahre 1873 konstatirten Umfanges zurückgegangen. Auch bei den städtischen Realitäten, und zwar sowohl Häusern als Bauplätzen, war der Verkehrsrückgang ein sehr bedeutender; derselbe betrug hin⸗ sichtlich der Zahl der Objekte 27, hinsichtlich des Geldwerthes aber 72,5 % des im Jahre 1873 erreichten Werthes. Der durch Verträge herbeigeführte Besitzwechsel in städtischen Realitäten umfaßte näm⸗ lich im Jahre 1873 9122 Objekte im Geldwerthe von 249 866 188 Fl., im Jahre 1874 noch 7487 Objekte im Geldwerthe von 129 577 111 Fl., im Jahre 1878 dagegen blos 6672 Objekte im Geldwerthe von 68 825 954 Fl. Dieser bedeutende Ausfall kommt zum weitaus
rößern Theile auf Rechnung des Wiener Realitätenmarktes. Hier belief sich die Zahl der durch Verträge veranlaßten Realitätenumsätze im Jahre 1873 auf 4171, im Geldbetrage von 211 985 289 Fl., im Jahre 1874 auf 2934 im Geldbetrage von 87 709 957 Fl., im Jahre 1878 aber auf nur 1785 im Geldbetrage von 35 146 331 Fl. War die Zahl der durch Verträge vorgekommenen Besitzveränderungen von Realitäten in den Jahren 1873— 78 in konstanter Abnahme be⸗ griffen, so weist leider während derselben Periode die Zahl der durch Zwangsverkauf vorgekemmenen Veränderungen im Immobilienbesitze eine stetige Steigerung auf. Nach den Angaben der Grundbucheämter belief sich nämlich die Zahl der exekutiv veräußerten Realitäten im Jahre 1873 auf 4943 mit einem Erlöse von 12 249 542 Fl., im Jahre 1874 auf 4720 mit einem Er⸗ löse von 12 368 681 Fl., im Jahre 1878 aber schon auf 10 264 mit einem Erlöse von 34 149 056 Fl., an welcher Zunahme sämmtliche Länder der westlichen Reichshälfte nahezu gleichmäßig partizipiren. Den Nachweisungen der Tabularbehörden zufolge, ist die Zahl der Hypothekenforderungen, welche aus dem Lizitationserlöse der exekutiv veräußerten Liegenschaften nicht berichtigt werden konnten, und darum „wegen Unzulänglichkeit des Erlöses“ aus den öffentlichen Büchern gelöscht werden mußten, im Laufe der Jahre 1873 bis 1878 von 3014 auf 11 748, d. i. um nahezu 290 %, der Betrag derseiben von 5,8 auf 34,1 Mill. Gulden, d. i. um volle 485 % gestiegen. — Die Gesammtsumme aller in der westlichen Reichshälfte neu intabulirten Pfandschulden betrug 292 007 628 Fl., wovon auf den land⸗ und lehentäflichen Besitz 60 937 904 Fl., auf den städti⸗ schen Besitz 55 650 006, auf Bergwerke 4 295 463 Fl., auf den sonstigen Immobilienbesitz 171 124 255 Fl. entfallen. Im Jahre 1877 belief sich die Gesammtsumme aller neu kontra⸗ hirten Tabularschulden auf 283 849 658 Fl., worvon auf den land⸗ und lehentäflichen Besitz 39 223 865 Fl, auf den städtischen Besitz 61 618 335 Fl., auf Bergwerke 5 421 944 Fl., auf den son⸗ stigen Besitz 177 585 215 Fl. entfallen. Was die Tilgung der Hypo⸗ thekarlasten betrifft, so nimmt dieselbe in allen Kronländern einen gleichmäßigen Fortgang. Nach den Aufzeichnungen der verschiedenen Tabularämter betrug die Gesammtsumme der gelöschten Hypothekar⸗ orderungen im Jahre 1873 227 929 187 Fl., im Jahre 1874 44 434 892 Fl., im Jahre 1878 242 186472 Fl. Hält man die Ziffer der neu intabulirten Hypothekenschulden den Ziffern der gleich⸗ zeitig gelöschten Hypothekenschulden gegenüber, so ergiebt sich als Endresultat für das Jahr 1878 eine effektive Zunahme des Ge⸗ sammt⸗Hypothekarlastenstandes um 49 821 156 Fl.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
(Hamb. Corr.) Am 27. v. M. starb in Wiesbaden der Groß⸗ herzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Geheime Medizinal⸗Rath Dr. med. Carl Friedrich Flemming, einer der ausgezeichnetsten deutschen Irrenärzte.
— Das 1. Beiheft des Jahrg. 1880 zum Militär⸗ Wochenblatt, herausgegeben von v. Witzleben, General⸗Lieu⸗ tenant z. D., (Berlin, Siegfried Mittler und Sohn) enthält einen Aufsatz: Zur Vorgeschichte des osmanischen Kriegswesens, von Knor Major vom Nebenetat des Großen Generalstabe.. .“
Gewerbe und Handel.
W Frankfurt a. M., 1. Februar. (Oel⸗Bericht von Wirth u. Co.). Der Stand des Petroleummarktes hat sich während des Monats Januar wenig verändert. Bei ziemlich leb⸗ haftem Geschäft blieben die Preise unter geringen Schwankungen fest. United Certifikates stehen 1,11 Doll., Raffinirtes 8½ Cents per Gallone. Die Produktion im Monat Dezember wird mit 63 000 Faß per Tag angegeben, die Vorräthe Ende Dezember mit ca. 8 100 000 Faß. Die totale Ausfuhr von Petroleum aus Ame⸗ rika betrug 1879 ca. 10 500 000 Faß gegen 8 188 000 Faß mn 1878.
Die Tidewater Pipe Comp. hat neueren Meldungen zufolge ihre Stellung durch einen Kapitalzuschuß der New⸗Jersey Central & Reading Eisenbahngesellschaft bedeutend befestigt, und beabsich⸗ tigt nun, ihre Röhrenleitung bis ans Meer durchzuführen. Lubricating-Oils (Schmieröle) sind fest und besonders strong winter oils gesucht. W. Va. Nataral Oil 290 25 Cents, Black re- duced oils je nach Gravity und Cold test. Wie die dunkelgrünen, haben sich nun auch einige fabrizirte hellgelbe amerikanische Schmier⸗ öͤle, besonders das Neutral-Topaz-Oil, in Deutschland gut eingeführt. Die Petroleumfundorte Europas beschäftigen fortgesetzt die Aufmerk⸗ samkeit der hierbei interessirten Kreise. Die Ausbeute der Petroleum⸗ lagerk im Kaukasus wird von einer Anzahl rassischer Firmen betrieben, und die Fabrikation von Leucht⸗ und Brennölen in Rußland scheint in guter Entwicklung zu sein. Die aus der Destillation sich ergeben⸗ den Rückstände werden zum Heizen der Dampfschiffe auf dem Kas⸗ pischen Meer und der Wolga in vortheilhafter Weise ver⸗ werthet. — Ueber die Petroleumquellen in Hannover und Braunschweig liegt ein interessantes Gutachten des Bergrathes Frei⸗ herrn von Dücker vor. Derselbe vermuthet ein großartiges, unter⸗ irdisches Oelbecken und schreibt die bis jetzt sehr geringe Ergiebigkeit lediglich der Unzulänglichkeit der seitherigen Bohrungen zu. Die Größe des Beckens schätzt er auf etwa 12 Meilen in der Länge und 6—8 Meilen in der Breite. Dücker ist der Ansicht, daß mit den tieferen Bohrungen auch der Ertrag bedeutend zunehmen werde.
ürnberg, 31. Januar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfen⸗Kommissionsgeschäft.) Das Hopfengeschäft hat im Laufe der letzten Woche eine noch flauere Haltung als in der vorangehenden angenommen. Das Drängen der Eigner zum Verkauf wird von Tag zu Tag dringender; von einem bestimmten Preissatz läßt sich nicht mehr Ses.ar denn jeder verkauft wie er kann. Die
Vorraͤthe von guter schönfarbiger Waare, welche fast allein noch
gekauft wird, nehmen am Markte mehr und mehr ab. Die Zufuhren sind unbedeutend. Im Falle die Preise noch weiter heruntergehen sollten, wird sich wahrscheinlich das Exportgeschäft etwas beleben. Der Gesammt⸗ umsatz dieser Woche beläuft sich auf ca. 400 Ballen. Die Notirun⸗ gen lauten: Marktwaare gering 65 — 80 ℳ, mettel 100 — 110 ℳ prima 120 — 130 ℳ; Gebirgshopfen 140 — 150 ℳ; Hallertauer ering 90 — 100 ℳ, mittel 120 — 145 ℳ, prima 165 — 175 ℳ;
allertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) secunda 150 — 160 ℳ, prima
175 — 190 ℳ; Spalter Land, leichtere Lagen, 170 — 180 ℳ; Aisch⸗ gründer und Zenngründer mittel 105 — 120 ℳ, prima 130 — 145 ℳ6; Württemberger mittel 120 — 135 ℳ, prima 150 — 160 ℳ; Badi⸗ scher mittel 100 — 120 ℳ; Polnischer ge ing 90 — 100 ℳ, mittel 120 — 135 ℳ, prima 150 — 170 ℳ; Altmärker 50 — 75 ℳ; Elsässer gering 65 — 90 ℳ, mittel 100 — 120 ℳ, prima 130 — 140 ℳ; Ober⸗ Oesterreicher 70 — 80 ℳ; Lothringer 70 — 80 ℳ; 78 er 20 — 40 ℳ; 77 er 10 — 20 ℳ . 1 Glasgow, 31. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 435 500 t gegen 206 000 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 108 gegen 89 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten. 9 Triest, 2. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Saturno“ ist heute Vormittag 10 Uhr mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen. New⸗York, 31. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist heute hier eingetroffen.
Berlin, den 2. Februar 1880.
Die Verhandlung vor dem Kaiserlichen Ober⸗See⸗ Amt am 30. Januar hatte folgenden Fall zum Gegenstande:
Die Galiote „Talina“ von Spetzerfehn, geführt von dem Schiffer Andreessen, ging am 19. August 1879 mit einer Ladung Reis von Bremen nach Stockholm in See. Bis zum 27. August ging die Reise ohne bemerkenswerthe Vorfälle von Statten. In der Nacht vom 27. auf den 28. August peilte man das Feuer von Oeland, steuerte darauf bei bedeckter Luft und frischer südvestlicher Brise N. O.⸗Kurs, erblickte am folgenden Nachmittag Gotland und passirte Abends 7 Uhr Carlsoe. Nach dem auf der „Talina“ geführ⸗ ten Journal wurde nun mit N. O. zu N.⸗Kurs längs der Küste ge⸗ steuert, um Gotska Sandö in Sicht zu bekommen, und um 8 Uhr er⸗ blickte man ein Feuer, welches man nach dem an Bord befindlichen Feuerbuch als Feuer von Utholm erkannte. Sodann steuerte man bei frischer Briese aus SW. z. W. und bei bezogener Luft anfänglich NNO., um 9 ½ Uhr Abends aber N. z. W., das Loth wurde nicht gebraucht. Um 10 Uhr Abend stieß die „Talina“ plötzlich schwer auf den Grund und die Besatzung, welche sich vergeblich bemüht hatte, das Schiff wieder abzubringen, verließ dasselbe am folgenden Morgen, als das Wasser im Raum bereits auf 3 bis 4 Fuß gestiegen war. Später gelang es, den größten Theil der Ladung zu bergen; das Schiff selbst ging aber völlig verloren.
Das Seeamt in Emden hat diesen Seeunfall untersucht und seinen Spruch dahin abgegeben, daß die Strandung der „Talina“ auf den Mangel genügender Aufmerksamkeit auf Seiten des Schiffers Andreessen zurückzuführen, ein ausreichender Grund, dem⸗ selben die fernere Ausübung seines Gewerbes zu untersagen, jedoch nicht vorhanden sei. Das Seeamt ist der Ansicht, daß die Strandung durch eine Stromversetzung verursacht, daß dabei dem Schiffer insofern ein Verschulden zur Last zu legen sei, als ihm, wenn er die Richtung des bereits zwei Stunden vor der Strandung wahrgenommenen und als solchen erkannten Feuers von Utholm gehörig festgestellt und fortdauernd beobachtet hätte, de Stromversetzung nicht hätte entgehen können, und daß ferner der Nichtgebrauch des Loths zu tadeln sei. Wegen dieser Ungehörigkeiten sei es aber noch nicht geboten, dem Schiffer die Konzession zur fer⸗ neren Ausübung seines Gewerbes zu entziehen.
Gegen diesen Spruch hat der Reichskommissar Beschwerde ein⸗ gelegt und darin dem Schisser Andreessen, außer den auch von dem Seeamt gerügten Pflichtwidrigkeiten, zum Vorwurf gemacht, daß der⸗ selbe den Gebrauch des Loggs unterlassen und einen Kurs gesegelt habe, welcher auch ohne eine Stromversetzung 8* Strandung hätte herbeiführen müssen; schon als man des Feuetz von Carlsoe an⸗ sichtig geworden, hätte der Schiffer den Kurs nach N. z. W. richten müffen, statt den Kurs NO. z. N. und NNO. zu verfolgen.
Der Schiffer Andreessen hat in seiner Gegenerklärung nachzu⸗ weisen versucht, daß er es an Umsicht und Aufmerksamkeit nicht habe fehlen lassen. Die von ihm gesegelten Kurse hätten an und für sich nicht die Strandung herbeiführen können; diese sei vielmehr lediglich durch die ihm unbekannt gebliebene Stromversetzung verursacht worden und der Gebrauch des Loths und des Loggs sei zwecklos
ewesen.
3 Ober⸗Seeamt bestätigte den Spruch des Seeamts. In der Begründung dieser Entscheidung bemerkte der Vorsitzende, daß sich das Ober⸗Seeamt in allen wesentlichen Punkten den Ausfüh⸗ rungen des Seeamts anschließe und dem Schiffer einen wesentlichen Antheil an dem Seeunfall zur Last lege. Dem Schiffer sei ferner zum Vorwurf zu machen, daß er sich nicht mit einer für die Reise erforderlichen neuen Seekarte versehen und es unterlassen habe, über die Veränderungen der Seezeichen, ins⸗ besondere über die veränderte Charakteristik des Feuers von Utholm, sich zu unterrichten. Ferner sei zu tadeln, daß de. Gebrauch des Loths unterblieben sei. Daß die von dem Schiffer behauptete Stromversetzung stattgefunden, sei nicht erwiesen; die innegehaltenen Kurse seien aber derart gewesen, daß sie auch ohne jede Stromver⸗ setzung die Strandung hätten herbeiführen müssen. Wenn das Ober⸗Seeamt gleichwohl nicht die unter felshn Umständen gerecht⸗ fertigte Konzessionsentziehung ausspreche, so geschehe dies allein mit Rücksicht auf die Persönlichkeit des Schiffers. Derselbe fahre seit mehr als 20 Jahren zur See, habe früher nie einen Unfall gehabt und nach der Strandung der „Talina“ mit aller gebotenen Umsicht gehandelt und alle Vorkehrungen getroffen, um von Schiff und Ladung die Folgen des Unfalls nach Möglichkeit abzuwenden. Es sei deshalb die Annahme nicht unberechtigt, daß der Schiffer künftig die nöthige Vorsicht und Sorgfalt bei der Navigirung nicht werde vermissen lassen.
Madrid, 31. Januar. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen
Nachrichten hat ein heftiger Orkan bei Valencia grchen Schaden
angerichtet. Man besorgt, daß auch auf der See größere Unfälle
stattgefunden haben.
Im Residenz⸗Theater eröffnete am Sonnabend Fr. Niemann⸗Seebach ein Gastspiel. Es wurde ein älteres Lust⸗ spiel von Putlitz „Der Salzdirektor“ gegeben, welches wohl auch für Berlin keine Neuheit mehr war. er dramatische Inhalt des Stückes ist nicht recht ausreichend für drei Akte; es handelt sich um den Posten eines Salzdirektors, um den sich eine ganze Anzahl von Personen zu Gunsten eines jungen Assessors bei dem Minister, welcher das Amt zu vergeben hat, bewerben. Schließlich stellt sich heraus, daß alle Bewerber ein und denselben sengen Mann prote⸗ giren. Fr. Niemann⸗Seebach spielte die Rolle einer Kaufmannsfrau aus einer kleinen öö Stadt in sehr ergötzlicher Weise. Die Künstlerin wußte die beschränkte und geschwätzige, dabei gutmüthige kleinstädtische Bürgersfrau in Dialekt, Heo Bewegung mit vielem Humor zu verkörpern und legte damit wiederum ihre reiche Begabung für das Rollenfach der komischen Alten an den Tag. Das maßvolle Auftragen der Farben, die richtige Vertheilung von Licht und Schatten gewannen ihrer Zeichnung der an sich nicht be⸗ deutenden Rolle ein stärkeres Interesse und wiederholten lebhaften Beifall. Von den heimischen Mitgliedern des Residenz⸗Theaters ge⸗ fiel vornehmlich Hr. Beckmann durch seine humorvolle Darstellung eines nicht gerade durch Rednergabe glänzenden Deputirten, der 885 Frau zu Liebe gern in der Kammer eine Rolle spielen möchte. Neben ihm trugen auch die übrigen Mitwirkenden zu einem fließenden, ab⸗ gerundeten Zusammenspiel bei. Dem Putlitzschen Lustspiele ging eine aus dem Französischen des Labiche von Lichterfeld übertragene dra⸗ matische Kleinigkeit: „Erlauben Sie, Madame!“ voraus, welche, ob⸗ wohl dürftig in der Erfindung, durch das gewandte Spiel des Frl. Gerber und des Hrn. Haack angenehm unterhielt. 1“
Haltung und