einer unterdrückten kirchlichen Minorität zu Hülfe kommen müssen“, seien hinfällig. Der Magistrat von Elbing lasse den jüdischen Religionsunterricht an der höheren Töchterschule nicht auf seine Kosten ertheilen und würde sich, wenn ein Antrag vorläge, nicht weigern, für die 27 katholischen Schü⸗ lerinnen den Religionsunterricht einzurichten. Die Aeußerung des Ministers habe die nothwendige Objektivität vermissen lassen. Der Staats⸗Minister von Puttkamer wies nach, daß der Magistrat von Elbing sich für nicht verpflichtet erk lärt habe den katholischen Religionsunterricht an der Töchterschule er⸗ theilen zu lassen, obgleich er ihn unter Hinweis auf die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen dazu aufgefordert habe. Er müsse also die Vorwürfe des Abg. Rickert als unberechtigt zurück⸗ weisen. Der Abg. Dr. Windthorst wandte sich ge en die Ausführungen des Abg. Dr. von Sybel. Die katholische Kirche habe das Recht, die Altkatholiken als nicht zu ihr gehörig zu erklären. Es sei „ridicul“, daß die Regierung die altkatholischen Professoren an einer rheinischen Universität in der Weise unterstütze, wie es bisher geschehen sei. Nachdem aus dem Kultus⸗ Ministerium die Leidenschaft ausgezogen und „der ge⸗ sunde Menschenverstand“ eingezogen sei, würde hoffent⸗ lich eine Aenderung in dem System eintreten. Der Abg. Dr. von Sybel kam auf eine Behauptung zurück, welcher der Abg. Windthorst widersprochen habe, daß die katholische Kirche sich das Recht anmaße, mit weltlichen Strafen gegen die Ketzer vorzugehen und staatliche Gesetze für ungültig zu er⸗ klären. Der Abg. Lieber verwies auf die früheren Wider⸗ legungen der Behauptungen des Abg. Dr. von Sybel Seitens des Centrums. Die falschen Ansichten des genannten Abgeord⸗ neten beruhten auf falscher Uebersetzung des lateinischen Textes der Encyclica.
1 Bei Schluß des Blattes hatte der Abg. Dr. Petri das
ort.
— In einem Speziellfall wurde einem mit einem direkten Billet für die Fahrt von Gnesen nach Berlin über Frankfurt a. O. versehenen Reisenden nach Versäumung des fahr⸗ planmäßigen Anschlusses in hhen die Benutzung des nächsten, über Kreuz nach Berlin fahrenden Zuges nur gegen Lösung eines neuen Billets Posen⸗Berlin via Kreuz gestattet, wegen Rückzahlung des Fahrgeldes für die nicht durchfahrene Strecke Posen⸗Berlin via Frankfurt a. O. aber der Reisende auf den Reklamationsweg verwiesen. Nach einer dieserhalb erlassenen Verfügung des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 17. v. M. ist es im Interesse des reisenden 1 geboten und in dienstlicher Hinsicht unbedenk⸗ in Fällen der bezeichneten Art den Rei⸗ senden gestattet werde, eine in Folge verfehlten Zuganschlusses unterbrochene Reise, zur möalichsten Abkürzung des erlittenen Zeitverlustes, auf einer andern nach demselben Bestimmungsort führenden Route auf Grund des zuerst ge⸗ lösten direkten Fahrbillets fortzusetzen. In solchen Fällen ge⸗ nüge es, wenn die Verspätung von dem Vorsteher der be⸗ ffenden Station auf dem Billet bescheinigt und das letztere it dem Vermerk der Gültigkeit für die andere Route ver⸗ sehen werde. Eine Zuzahlung würde von dem Reisenden nur dann und nur in Höhe des Differenzbetrages verlangt werden können, wenn die “ auf der Hülfsroute tarifmäßig zu 12 Sätzen erfolgt, als auf der betreffenden Theil⸗ fire e derjenigen Route, für welche das direkte Fahrbillet gelöst war.
— In Fällen, wo ein Gensd'arm zur Ausführung des Transportes seinen Patrouillenbezirk überschreiten muß, wegen der Dringlichkeit der Festnahme des Verdächtigen aber hierzu einen besonderen Auftrag vorher nicht einholen kann, genügt es, nach einem Spezialerlaß des Ministers des Innern vom 7. v. M., zur Begründung des Anspruchs des betreffenden
Gensd'armen auf den Bezug von Diäten und Fuhrkosten, wenn diejenige Behörde, welche den Auftrag zur Ausführung des Transportes häͤtte ertheilen müssen, denselben nachträg⸗ lich genehmigt.
— In einer Untersuchung wegen Wechselstempel⸗ efraudation gegen einen Wechselinhaber, welcher den Wechsel behufs Empfang der Zahlung aus der Hand gegeben hatte, ohne daß derselbe mit dem vorschriftsmäßig kafsirten Stempel versehen war, wurde der Angeklagte in beiden In⸗ tanzen freigesprochen, weil er erwiesenermaßen den vorschrifts⸗ mäßigen Stempel verwendet und kassirt und sich dieser nur durch einen Zufall vor der Hingabe des Wechsels an den Zahlenden abgelöst hatte. Auf die Nichtigkeitsbeschwerde des Ober⸗Staatsanwalts vernichtete das Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 26. November 1879 die vorinstanzliche Entscheidung, indem es aussprach, daß zur Freisprechung nicht die Feststellung genüge, daß der Stempel beigefügt und in vorschriftsmäßiger Form behandelt gewesen sei, sondern es müsse auch festgestellt werden können, daß dies ur richtigen Zeit geschehen sei.
— Der General⸗Lieutenant von Kleist, welcher kürzlich unter Beförderung zu dieser Charge zum Commandeur der 1 ö“ ernannt worden, ist zur Ueber⸗ nahme dieser Stellung ber eingetroffen.
Bayern. München, 3. Februar. (Allg. Ztg.) Der Ausschuß der Kammer der Abgeordneten für den Gesetzentwurf, den Branntweinaufschlag betreffend, hat mit der Berathung desselben heute Vormittag begonnen und wird die Debatte am Abend fortsetzen. Der Referent Abg. Frhr. von Soden spricht sich in seinem Referat im Prinzip und aus finanziellen und Bve efe schen Gründen für die Annahme des Gesetzentwurfs mit verschiedenen Modifikationen aus. Gleiches geschieht auch Seitens des Korreferenten, Abg.
err. In der Vormittagssitzung wurde die Gesetzesvorlage ins⸗ besondere von dem Staats⸗Minister der Finanzen, von Riedel, in eingehender Weise vertheidigt. Die Ausschußberathungen werden voraussichtlich mehrere Sitzungen in Anspruch nehmen. — Die Handels⸗ und Gewerbekammer von Ober⸗ bayern hat in einer heute Nachmittag abgehaltenen Sitzung sich mit einem von der Breslauer Handelskammer gefaßten Beschluß einverstanden erklärt, wonach noch vor der Berathung der Tarifkommission über die Frage der Er⸗ richtung einer zweiten ermäßigten Stückgutklasse auf der Eisenbahn der deutsche Handelstag, beziehungsweise der stän⸗ dige Ausschuß desselben, einberufen werden soll, um die in der bezeichneten Frage von der Subtarifkommission gemachten Vorschläge der nähren Prüfung zu unterziehen.
Sachsen. Dresden, 5. Februar. (W. T. B.) Se. Fenesnge, und Königliche Hoheit der Kronprinz von Oesterreich, welcher gestern Abend dem Kammerballe im
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Residenzschlosse beigewohnt hatte, begab sich heute Vormittags 9 ½ Uhr mit Sr. Majestät dem König und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg nach Moritzburg, um daselbst eine Hirschjagd abzuhalten. Nach der Rückkehr besucht der Kronprinz das neue Hoftheater und kehrte Nachts 1 Uhr über Bodenbach nach Prag zurück. Zur Verabschiedung auf dem Bahnhofe waren die Mitglieder der österreichischen Ge⸗ sandtschaft, sowie die zum Ehrendienst kommandirt gewesenen Offiziere anwesend.
Württemberg. Stuttgart, 5. Februar. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer hat fast einstimmig den Abg. Hölder zum Präsidenten und den Abg. Schwandner zum Vize⸗Präsidenten gewählt.
Baden. Karlsruhe, 5. Februar. (W. T. B.) Die „Badische Landeszeitung“ meldet: Die Kommission der Zweiten Kammer für das Examengesetz hat gestern Abend in ihrer Schlußsitzung mit sämmtlichen liberalen 10 Stimmen gegen 2 ultramontane und eine konservative Stimme beschlos⸗ sen, bei dem Plenum zu beantragen, die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs abzulehnen.
— (K. Z.) Nach den Nachweisungen, welche sich der Verwaltungshof alljährlich über den Stand der seiner Aufsicht unterstehenden Stiftungen vorlegen läßt, betrug auf 1. Juni 1879 die Zahl der im Großherzogthum vorhandenen örtlichen Stiftungen, einschließlich der israe⸗ litischen, dagegen mit Ausschluß der die Behörde nicht berührenden kirchlichen und der für die Schule bestimm⸗ ten Stiftungen — mit andern Worten also der eigentlichen Wohlthätigkeitsstiftungen, soweit sie dem Vor⸗ theile bestimmter einzelner Gemeinden gewidmet sind — im Ganzen 1828 und das Gesammtvermögen der⸗ selben 37 426 633 ℳ mit einem Jahresertrage von 2 337 744 ℳ An Stiftungen, welche zu eben solchen Zwecken bestimmt sind, ihre Wohlthaten aber auf das ganze Land oder doch auf größere Landestheile erstrecken, sind nach diesen neuesten Nachweisungen im Ganzen 116 mit einem Vermögen von zusammen 10 852 556 ℳ und einem Jahresertrage von 609 502 ℳ vorhanden, und beträgt sonach das gesammte zu Wohlthätigkeitszwecken bestimmte und der Aufsicht und zum Theil unmittelbaren Verwaltung des Verwaltungshofs unter⸗ stehende Stiftungsvermögen im Großherzogthum 48 279 239 ℳ und sein Jahresertrag 2 947 246 ℳ
Hessen. Darmstadt, 5. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer verlangte die Regierung die Bewilligung von 100 000 ℳ aus den bereit⸗ Mitteln der Staatskasse zur Linderung der
oth in den ärmeren Landesgegenden. Die Abgg. Kugler und Böhm beantragten die Erbauung einer stehenden Brücke bei Offenbach, die Abgg. Osann und Bauer die einer solchen bei Kostheim.
“ W111“ 8 T1111“4“ OHesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. Februar. Aus Dublin wird gemeldet, daß die Kaiserin von Oesterreich nach pracht⸗ voller Ueberfahrt dort, heute (Mittwoch) um 10 Uhr Morgens eingetroffen ist. Nach eingenommenem Dejeuner reiste Ihre Majestät in einem Extrazuge nach Kilcock, wo ein Triumph⸗ bogen zu Ehren der Kaserin errichtet war.
— Die „Presse“ meldet: Bisger hat über die serbischen Bahnen erst eine offizielle Konferenz stattgefunden, in welcher die wichtigsten Bestimmungen des Alimpics'schen Entwurfs durch⸗ gesprochen wurden. Der serbische Bevollmächtigte erklärte das Alimpics'sche Protokoll nicht als bindend, betonte jedoch die Bereitwilligkeit Serbiens, die in Berlin übernommenen Ver⸗ pflichtungen, aber nur diese, pünktlich zu erfüllen. Eine der Schwierigkeiten bildet die österreichisch⸗ungarische Forderung, Serbien müsse sich verpflichten, das österreichisch⸗ungarische Betriebsreglement für die serbischen Bahnen anzunehmen, während Marics nur die prinzipielle Berücksichtigung dieses Reglements zusichern will. Am Donnerstag findet die nächste Sitzung statt, in welcher Detailfragen, so die Verzollungs⸗ und Tarifmaßregeln, erörtert werden sollen. Die streitigen Prinzipienfragen bleiben vorläufig in Schwebe. Bezüglich der Anschlußstrecke scheint Serbien mit der ungarischen Regierung in der Wahl von Pest⸗Semlin übereinzustimmen. Ueber die Konzessionswerber um die serbischen Bahnen soll in den Ver⸗ handlungen grundsätzlich nicht gesprochen werden.
— 5. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordneten⸗ hause wurde heute vom Fürsten Liechtenstein ein Antrag eingebracht, welcher eine durchgreifende Reform der Volks⸗ schulgesetze im Sinne einer religiösen, sittlichen und natio⸗ nalen Erziehung bezweckt. Der Abg. Lienbacher legte einen Antrag auf Herabsetzung der Schulpflicht von 8 auf 6 Jahre vor.
— Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Nisch, daß die Skupschtina Mitte dieses Monats geschlossen werden wird.
Schweiz. Bern, 4. Februar. (Bund.) Der schweizerische Gesandte hat mit dem serbischen Geschäftsträger in Wien am 21. Juli 1879 zur Regelung einer provisorischen Handelskonvention auf dem suße der meistbegünstigten Nationen einen Vertrag abgeschlossen. Den gesetzgebenden 1 wird erst der definitive Handelsvertrag vorgelegt werden.
Belgien. Brüssel, 5. Februar. (W. T. B.) Die Kammer hat den Gesetzentwurf, betreffend die Verlängerung des Handelsvertrags mit Deutschland, angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 5. Februar. (W. T. B.) Heute Nachmittag um 2 Uhr 10 Minuten fand im Oberhause die Eröffnung des Parlaments durch Ihre Majestät die Königin statt. Die Feierlichkeit war über⸗ aus glänzend. Die Vorlesung der Thronrede erfolgte durch den Lordkanzler Earl 9 Cairns.
Die Thronrede bezeichnet die Beziehungen zu den aus⸗ wärtigen Mächten als die freundschaftlichsten. In der Rede heißt es dann weiter: Die Ereignisse seit der Ver⸗ tagung des Parlaments seien dazu angethan, den Frieden auf den Grundlagen des Berliner Vertrages zu sichern, obgleich noch Vieles übrig bleibe, um die in vielen Theilen der Türkei noch herrschende Unordnung wieder gut zu machen. Die verwirrte Lage in Afghanistan mache eine Zurückberufung der Truppen vorläufig unmöglich, doch seien die früheren Grundsätze der Regierung in dieser Beziehung unverändert dieselben. Die Regierun sei ent⸗ schlossen, sich eine starke Grenze zu sichern, hege aber gleich⸗ zeitig den Wunsch, freundschaftliche Beziehungen zu dem Herr⸗
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scher und der Bevölkerung von Afghanistan aufrecht zu erhal⸗ ten. Die Thronrede hofft, daß die Zeit nahe sei, wo ein wich⸗ tiger Schritt gethan werde behufs Herstellung einer südafri⸗ kanischen Konföderation. Die Rede erwähnt sodann die zur Linderung des Nothstandes in Irland getroffenen Maßregeln und kündigt eine Vorlage an, betreffend die Bewilligung von Fonds zu Vorschüssen aus den Ueberschüssen des Kirchenvermögens.
Ferner wird der mit dem Sultan wegen Aufhebung des Sklavenhandels abgeschlossenen Konvention Erwähnung gethan und die Hoffnung 1egdeg. daß das Parlament die Berathungen über das Strafgesetzbuch und über eine Ver⸗ besserung des Bankerottgesetzes wieder aufnehmen werde.
Auch wegen Vereinfachung des Verfahrens bei der Ueber⸗
tragung des Eigenthums an Grundstücken wird eine Vorlage angekündigt.
Von den fremden Botschaftern . Graf Münster, Fürst Lobanoff und Graf Carolyi der Eröffnung bei. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Wales war von der Herzogin von Connaught und deren Schwester, der Prinzessin Heinrich der Niederlande, Königlichen Hoheiten, begleitet.
Im Unterhause beantragte heute Morley den Erlaß einer Adresse an die Königin. Der Antrag wurde von Corry unterstützt. — Im Oberhause stellte der Earl von Onslow den Antrag auf Erlaß einer Adresse, welcher von dem Baronet Roß unterstützt wurde.
— 6. Februar. (W. T. B.) Im Oberhause erwiderte im Laufe der Debatte über den Antrag auf Erlaß einer Adresse der Premier Lord Beaconsfield auf eine An⸗ frage Lord Granville's: Die montenegrinische Grenz⸗ frage habe nie eine bessere Aussicht auf einen befriedigenden Abschluß gehabt als jetzt. Hinsichtlich Griechenlands habe Frankreich am 17. Januar dasselbe angeregt, was es bereits auf der Berliner Konferenz angeregt hatte. England habe darauf einen Vorschlag gemacht, der nach seiner (Beacons⸗ fields) Ansicht und nach der Ansicht Anderer geeignet sei, die Angelegenheit bald zum Abschluß zu bringen. Aus den dem Parlamente vorzulegenden Schriftstücken werde sich ergeben, daß alle Mächte bestrebt seien, den Berliner Vertrag auszu⸗ führen, sowie den Frieden aufrecht zu erhalten. — Nach einer Depesche des Gouverneurs Bartle⸗Frere vom 27. v. Mts. seien Aussichten vorhanden auf eine Einigung der Kolonien in Südafrika mittelst einer Konferenz. Afghanistan gegenüber werde nur eine starke Grenze Indiens gewünscht. bisher bezüglich Afghanistans befolgten Politik — ausgenom⸗ men vielleicht einige Details — dürfte sich möglicherweise die Nothwendigkeit für die Regierung herausstellen, Afghanista durch verschiedene Stämme regieren zu lassen. Die Regierun sei jetzt bemüht, eine Lösung in dem Sinne herbeizuführen daß England verläßliche Nachbarn in Afghanistan habe, welche Ruhe und Entwickelung des Handels wünschten. Er glaube nicht, daß General Roberts Grausamkeiten begangen habe. Schließlich sprach der Premier sein Bedauern aus über den in Irland herrschenden Nothstand, mißbilligte jedoch die irische Agitation und bekämpfte die Home⸗Rule als eine Zerstückelung des Reiches. — Der Antrag auf Erlaß einer Adresse an die Königin wurde angenommen.
Im Unterhause unterzog der Marquis von Har⸗
tington bei der Adreßdebatte die Thronrede einer Kritik und sprach sich namentlich tadelnd darüber aus, daß die Re⸗ gierung das Parlament nicht aufgelöst habe. Der Schatzkanzler Northcote vertheidigte die Nichtauflösung und gab im Uebrigen ähnliche Erklärungen, wie Lord Beaconsfield im Oberhause. — Die Irländer beantragten eine Vertagung der Adreßdebatte, um die irische Frage durch ein Amendement zur Adresse zur Sprache zu bringen. Die Regierung und der
Narquis von Hartington sprachen dagegen. Der Vertagungs⸗ antrag wurde mit 174 gegen 62 Stimmen abgelehnt. Schließ⸗ lich wurde die Fortsetzung der Debatte auf nochmaligen An⸗ trag der Irländer auf Freitag vertagt, nachdem sich der Schatz⸗ kanzler Northcote hiermit einverstanden erklärt hatte.
— (Allg. Corr.) Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich kam am 3. d. M., Morgens kurz nach 9 Uhr, mit ihrem Gefolge an Bord des Packetbootes „Maid of Kent“ von Calais in Dover an und begab sich nach dem Lord⸗ Warden⸗Hotel, von wo aus Ihre Majestät nach kurzer Rast die Reise nach Holyhead fortsetzte.
Aus Lahore wird den „Daily 3. d. gemeldet: Mahomed Jan hat auf der Straße nach Turkestan und Ghuzni Posten stationirt. Seine Offiziere durchsuchen die Reisenden, die sich auf dem Wege von und nach Kabul befinden. Es verlautet, die Bevölkerung des nordöstlich von Ghuzni belegenen Distrikts Kharwar habe sich geweigert, sich mit Mahomed Jan zu verbinden.
Frankreich. Paris, 5. Februar. (W. T. B.) Bei der heute im Senat vorgenommenen anderweiten Wahl eines lebenslänglichen Senators an Stelle Montalivets erhielt der Kandidat der Linken, Broca 140, der Gegenkandidat desselben, Bétolaud (vom linken Centrum), 132 Stimmen. Broca ist sonach gewählt.
— 6. Februar. (W. T. B.) Der Deputirten⸗ kammer ist gestern das Gelbbuch vorgelegt worden. Dasselbe behandelt ausschließlich die egyptischen Ange⸗ legenheiten und giebt eine geschichtliche Darstellung der Entwickelung dieser Frage mit den bezüglichen Dokumenten vom Januar 1878 bis zum Ende des Jahres 1879. Sämmt⸗ liche Dokumente legen die Grundsätze klar, durch welche die Politik Frankreichs und Englands geleitet wurde, die beide das bei Weitem größte Interesse an einer guten Verwaltung in Egypten hätten, weil ihre Staatsangehörigen daselbst die wichtigsten und zahlreichsten industriellen Erablissements besitzen und auch die Mehrzahl der Inhaber der egyptischen Staats⸗ schuld bilden. Diese Grundsätze entsprächen keineswegs dem System einer wucherischen Aneignung oder einer egoisti⸗ schen Aussaugung. Dieselben verfolgten vielmehr den Zweck, an den Ufern des Nils nicht ein ausschließliches Uebergewicht, sondern eine Ordnung der Dinge herzustellen, welche es er⸗ möglichen würde, aus den materiellen Hülfsquellen des Lan⸗ des den Ertrag zu erzielen, welchen sie zulassen. Alle Staaten seien berufen, aus den Resultaten, welche so gewon⸗ nen werden könnten, Vortheile zu ziehen. — In einer De⸗ pesche des Ministers des Auswärtigen an den französischen General⸗Konsul in Kairo vom 25. April 1879 aus Ver⸗ anlassung des Bruches des Khedive mit den europäischen Ministern Rivers Wilson und Blignières heißt es: Dieser Zwischenfall hat nichts an der Meinung, welche wir uns über die Lage Egyptens gebildet haben, geändert. Wir be⸗ wahren die Ueberzeugung, daß eine Rettung Egyptens nur in einer guten Verwaltung gefunden werden kann, und daß der
News“ vom
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Unter weiterer Beobachtung der
Stand der Krisis, in welcher sich Egypten gegenwärtig be⸗
findet, das Zusammenwirken der Fachmänner für die Finanzen und die öffentlichen Arbeiten verlangt. Die Probe mit einer unter dieser Bedingung gebildeten Verwaltung ist gemacht worden, aber der Versuch wurde nicht ernstlich gemacht, da er abgebrochen wurde, als man ihn kaum begonnen hatte, und können wir daher das Urtheil, welches der Khedive hegt, nicht als ein definitives annehmen. Wir werden in unseren Erwägungen durch kein anderes Gefühl geleitet, als den Wunsch, die Entwickelung und eine gute Bewirth⸗ schaftung der Hülfsquellen Egyptens zu begünstigen. In der Wohlfahrt Egyptens erblicken wir die einzigen Ga⸗ rantien für die Interessen unserer Staatsangehörigen. — Diese Ansicht ist den Regierungen Frankreichs und Englands gemein und hat bereits die Grundlage gebildet für das Ein⸗ verständniß, welches zwischen den beiden Regierungen in Folge des Berliner Kongresses verpestele worden ist, dessen Ziele in den bereits früher mitgetheilten Depeschen vom 21. Juli und 7. August 1878 angezeigt worden sind. — Ein Telegramm vom 14. Oktober 1878 an den französischen General⸗Konsul in Kairo enthält Mittheilungen über die Hauptpunkte des be⸗ kannten Uebereinkommens zwischen Frankreich und England.
Bulgarien. Rustschuk, 5. Februar. (W. T. B.) Fürst Alerander von Bulgarien ist in der vergangenen Nacht hier eingetroffen und von der Bevölkerung sehr enthusiastisch empfangen worden. Heute fand eine Besichtigung der Truppen und sodann offizieller Empfang beim Fürsten statt. Die Abreise des Fürsten nach Bukarest ist auf morgen Nachmittag 2 Uhr festgesetzt.
Montenegro. Cettinje, 4. Februar. Der W. „Pr.“ meldet man von hier: Die Fürstliche Regierung hat sich freiwillig erboten, zur Unterdrückung des an der herzego⸗ winisch⸗montenegrinischen Grenze herrschenden Räuber⸗ unwesens mitzuwirken und Banden, welche sich auf monte⸗ negrinisches Gebiet flüchten sollten, dort zu verfolgen.
Amerika. Philadelphia, 5. Februar. (W. T. B.) Die republikanische Konvention von Pennsyl⸗
vanien hat ihre Delegirten zur National⸗Konvention dahin aangewiesen, sich für die Erneuerung der Kandidatur General
Grants um den Präsidentenposten der Vereinigten Staaten auszusprechen. Die sonst von der republikanischen Konvention von Pennsylvanien angenommenen Resolutionen erklären sich gegen jedwede Aenderung des gegenwärtigen Finanzsystems des Landes, protestiren gegen jeden Versuch, vermittelst des Abschlusses von Handelsverträgen einen neuen Zolltarif einzu⸗ führen, und sprechen sich gegen das Prinzip des Freihandels und zu Gunsten der Zollpolitik aus, welche in den letzten 20 Jahren befolgt worden sei.
— (Allg. Corr.) Wie den Londoner Blättern gemeldet wird, verurtheilt die amerikanische Presse ziemlich allge⸗ mein, daß das Repräsentantenhaus Herrn Parnell gestattet hat, im Hause zu sprechen, da man in England diese Konzession wahrscheinlich als eine Beleidigung ansehen werde. Ueberhaupt wird Herr Parnell scharf kritisirt. Der „New⸗ York Herald“ versichert, daß, wenn man Parnell früher nicht getraut habe, er jetzt verurtheilt werde, und daß er allen Halt in den Sympathien der Amerikaner verloren habe.
Südamerika. Argentinien. Buenos⸗Ayres, 4. Februar. (W. T. B.) Die zur Erneuerung der Hälfte des Kongresses erforderlichen Wahlen sind zu Gunsten der vermittelnden Partei ausgefallen, welche die Kandidatur Tejedors um die Präsidentschaft unterstützt.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt
Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 25. Januar bis inkl. 31. Januar cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 122 Eheschließungen, 857 Lebendgeborene, 53 Todtgeborene, 526 Sterbefäll e.
— Uebersicht der Studirenden an den landwirth⸗ schaftlichen Akkademien im Winter⸗Semester 1879/80. Land⸗ wirthschaftliche Akademie in Proskau 24 Studirende aus den frühe⸗ ren Semestern, 24 Neueingetretene, 3 Hospitanten, zusammen 51; landwirthschaftliche Akademie in Poppelsdorf 30 Studirende aus den früheren Semestern, 38 Neueingetretene, 4 Hospitanten, zusammen 72; landwirthschaftliches Lehrinstitut in Berlin 14 Studirende aus den früheren Semestern, 87 Neueingetretene, zusammen 101, im Ganzen 68 Studirende aus den früheren Semestern, 149 Neuein⸗ getretene, 7 Hospitanten = 224 Studirende. Davon sind aus der Provinz Ostpreußen 7, Westpreußen 16, Brandenburg 43, Pommern 11, Posen 12, Schlesien 19, Sachsen 20, Schleswig⸗Holstein 2, Hannover 3, Westfalen 7, Hessen⸗Nassau 5, Rheinprovinz 25, aus den Hohenzollernschen Landen —, zusammen aus Preußen 170, aus den üb igen deutschen Staaten 24, zusammen aus Deutschland 194 aus dem Auslande 30, zusammen wie oben 224 Studirende.
— Von der Zeitschrift des Königlich bayerischen statistischen Bureaus, redigirt von dessen Vorstand, Dr. Georg Mayr, erster Jahrgang 1879, ist das Doppelheft 1 und 2 (Januar bis Juni) erschienen. (München, Kommissionsverlag von Adolf Ackermann, vormals E. A. Fleischmanns Buchhandlung.) Dasselbe enthält 1) die Statistik der baherischen Kreis⸗Irrenanstalten 1868 — 1875, von Dr. med. Carl Mayer, K. Rath. Nah derselben bestanden in Bayern Ende 1875 8 Kreis⸗JIrren⸗ anstalten zu Erlangen (für Mittelfranken), Irsee (Schwa⸗ ben), Karthaus ⸗Prüll (Oberpfalz), Werneck (Unterfranken), Klingenmünster (Pfalz), München (Obernbayern), Deggendorf (Nieder⸗ bayern) und Bayreuth (Oberfranken), so daß sich jeder Regierungs⸗ bezirk im Besitz einer solchen Anstalt befand. Im Jahre 1876 ist noch eine zweite Anstalt für den Regierungsbezirk Schwaben zu Kaufbeuren hinzugetreten. In den vorgenannten 8 Anstalten wur⸗ den im Durchschnitt der Jahre 1858— 67 jährlich 1353 Irre ver⸗ pflegt, im Durchschnitt der Jahre 1868 — 75 aber 2228 (1868 1820, 1875 2608). Das Verhältniß der männlichen Irren zu den weiblichen ist ziemlich konstant geblieben; es betrug in den Jahren 1858 — 67 695: 658, 1868 — 75 1144: 1084. Die erwähnte Ab⸗ handlung erörtert demnächst die Charakterisirung der Kranken nach dem Heilzwecke (von 1000 Irren waren 171 wahrscheinlich heilbar 195 wahrscheinlich und 634 entschieden unheilbar), die Familien⸗ verhältnisse der Irren (auf 10 000 ledige Personen über 15 Jahre treffen 13,1 Irre, auf 10 000 Verheirathete nur 4,9, auf 10 000 Verwittwete 7,8), die Religionsverhältnisse, die Herkunft, die Stan⸗ desverhältnisse der Irren (auf 1000 Irre kamen 333 Handwerker, 187 Dienstboten und Tagelöhner, 177 Bauern, 83 Ge⸗ lehrte und Beamte, 74 Handeltreibende u. s. w.), das Lebensalter der Irren (die meisten standen im Alter von 40 — 45 Jahren: 149 von 1000 Irren, von 35 — 40 Jahren 146, 30 — 35 Jahren 136, 25 — 30 Jahren 120, 50 — 55 Jahren 116 u. s. w.), die Dauer des Irrsinns, dessen Erblichkeit (auf 1000 Irre direkt bei 165, indirekt bei 136 nachweisbar), Rückfälligkeit (bei 1000 172) und Formen, sowie die Heilergebnisse für die verschiedenen Krankheits⸗ sormen, endlich die administrativen Verhältnisse der Anstalten.
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Ferner bringt das Heft Beiträge zur Statistik der Civil⸗ rechtspflege in Bayern 1874 bis 1877, vom Assessor Carl Reichel, und zwar Uebersicht der Geschäftsaufgabe auf Grund der Prozeßordnung vom 29. April 1869 bei den Königlichen Appellationsgerichten, bei den Handels⸗ Appellationsgerichten, in Civilsachen bei den Königlichen Bezirks⸗ gerichten, der Geschäftsaufgabe und deren Erledigung bei den Handels⸗ gerichten und der Geschäftsaufgabe in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten bei den Stadt⸗ und Landgerichten 1875 — 77. Bei den Bezirks⸗ gerichten kamen nach diesen Tabellen im Durchschnitt 1874 — 75 nahe zu 4, 1876—77 über 4 Prozesse auf je 1000 Einwohner; bei den Handels⸗ gerichten 1874 — 75 3, 1876 über 3 und 1877 über 4; bei den Stadt⸗ und Landgerichten (Einzelngerichten) 1875 28,3, 1876 31, 1877 34; im Ganzen 1875 35,7, 1876 39,1, 1877 43 Prozesse auf je 1000 Ein⸗ wohner. An Vergantungen kamen im Jahre 1874 9, 1875 10,7, 1876 13, 1877 17,3 auf 100 000 Einwohner.
Der Tabaksbau, der in einem weiteren Aufsatz von dem Assessor Carl Reichel behandelt wird, umfaßte in dem Erntejahre 1871 — 72 4720,90 ha, 1872 — 73 5723,31, 1873 — 74 6451,45, 1874 — 75 4884,64, 1875 — 76 5202,94, 1876 — 77 4714,47, 1877 — 78 3696,71 ha, im Durchschnitt 5056,36 ha, wovon auf den Haupt⸗ Zollamtsbezirk Ludwigshafen 2544,71 ha fallen (50,3 %)). Der An⸗ theil, welchen der bayerische Tabaksbau an demjenigen des ganzen Reichs hat, ist ziemlich unverändert auf 20,8 bis 21,8 % geblieben. Der Nettoertrag hat sich in Bayern auf 27 bis 33,8 Ctr. getrocknete Blätter pro Hektar gestellt, der Preis des Tabaks auf 19 bis 34,5 ℳ pro Centner, der Brutto⸗ geldertrag der Tabaksernte auf 2 818 240 ℳ (1875 — 76), bis 6 198 132 ℳ (1871 — 72). Außerdem enthält das Heft die Nachweise über die Schrannenverkäufe und Viktualienpreise für die Monate Ja⸗ nuar bis März und April bis Juni 1879, ferner die Ergebnisse der Bodenbenutzung in Bayern im Sommer 1878, verglichen mit 1863, und die Ergebnisse der Ernte 1878.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
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erschienen: „Exercir⸗Reglement für die Berliner Feuerwebhr; im dienstlichen Auftrage bearbeitet“. Die Schrift giebt eine klare und leicht verständliche Darstellung und Beschreibung des gesammten Cyclus der Uebungen, welche die Berliner Feuerwehr zu ihrer Ausbildung anstellt. Zur anschaulichen Erläuterung sowohl der Fahrzeuge und der Utensilien der Feuerwehr wie der zur Aus⸗ bildung der Mannschaften vorgeschriebenen Uebungen sind dem Texte 62 Holzschnitt⸗Illustrationen eingefügt. Der Inhalt des Buches ist in zwei Abschnitte gegliedert, von denen der erste A. die Fahrzeuge und Utensilien beschreibt, während der letztere B. das Reglement für die Ausbildung der Mannschaften und für ihre Thätigkeit bei Feuersbrünsten umfaßt. In dem ersten Abschnitte wird in sieben Kapiteln eine detaillirte, instruktive Beschreibung der großen Handspritze, des Schlauchwagens, des Wasserwagens nebst der Rädertine, des Personenwagens, des Utensilienwagens, der Dampf⸗ spritze nebst Schlauchwagens, sowie schließlich des Tenders gegeben. Abschnitt B. schildert in 10 Kapiteln (8 — 17) die Detailverrichtungen und folgende Exercitien: an einer unbespannten Spritze, zur Her⸗ stellung einer Saugeleitung, an mehreren unbespannten Spritzen, an einer bespannten Spritze, an einer bespannten Spritze auf Brand⸗ stelle, mit den Hakenleitern, mit dem Rettungssack und der Rettungsleine, Exercitium an dem unbespannten Wasserwagen, an dem bespannten Wasserwagen, weiter die Füllung des Wasserwagens aus dem Hydranten und schließlich das Exercitium an der Dampfspritze und dem Tender. Das letzte Kapitel beschreibt die verschiedenen Signale, welche zur möglichst raschen und hörbaren Verbreitung des Kommandos eingeführt sind. Der Signale mit der Signalpfeife sind drei Klassen eingeführt: Benachrichtigungssignale für das Spritzenexercitium und die Brandstelle, ferner Ausfuͤhrungs⸗ signale für die Brandstelle und Signale für die Dampfspritze. Außerdem schreibt das Reglement noch zwei Hornsignale vor für: „Führer sammeln“ und „Ruhe“. Das für die Zwecke der Feuerwehr wohl durchdachte und fördersame Reglement legt Zeugniß ab für die treffliche Organisation des ebenso sorgfältigen wie segensreichen Dienstes der Berliner Feuerwehr.
St. Petersburg, 3. Februar. Die („St. Pet. Ztg.“ schreibt: Der Akademie der Wissenschaften gehen nicht selten von verschiedenen Personen Schriften zur Begutachtung zu, welche die geometrische Theilung des Winkels in drei gleiche Theile, die geometrische Verdoppelung des Kubus, die genaue Quadratur des Kreises und das verpetuum mobile zum Gegenstand haben. Da von den Mathematikern anerkannt worden ist, daß diese Aufgaben ihrem Wesen nach unlösbar sind, so ist eine Prüfung darauf bezüglicher Abhandlungen vollkommen zweckles. Da andererseits die Zusendung der Schriften für die Verfasser mit Umständlichkeiten und Kosten verbunden ist, so bringt der ständige Sekretär der Akademie in ihrem Auftrag zur allgemeinen Kenntniß, daß die Akademie gleich allen anderen gelehrten Instituten sich auf eine Begutachtung solcher Schriften nicht einläßt und dieselben, falls sie ihr zugehen, unberück⸗ sichtigt bleiben.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
57 n, 6. Februar. In der gestrigen Sitzung des Landes⸗ Oekonomie⸗Kollegiums gelangte zunäͤchst folgender, von dem Oekonomie⸗Rath von Laer (Muͤnster) gestellter Antrag zur Verhand⸗ lung: „Das Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium wolle den Herrn Minister ersuchen, seinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß für die Anträge in Grundbuchsachenene möglichst rasche Erledigung gesichert werde.“ Nach der Diskussion beantragte der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Settegast (Proskau bei Oppeln): „Mit Rücksicht darauf, daß der Zweck des Antrages von Laer durch die in Anwesenheit eines Kommissars des Justiz⸗Ministers erfolgte Diskussion und dadurch, daß die Verhandlungen des Kollegiums auch dem Justiz⸗Minister mitge⸗ theilt werden, erreicht sein dürfte, beschließt das Kollegium, von einer eigentlichen Beschlußfassung über den Antrag von Laer abzusehen.“ Zu Gunsten dieses Antrages zog Oekonomie⸗Rath von Laer seinen Antrag zurück, worauf der Antrag Settegast zur Annahme ge⸗ langte. Der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Dünkelberg (Poppels⸗ dorf bei Bonn) stellte einen, die Wagnersche Futterbaumethode betreffenden Antrag, welcher abgelehnt wurde. General⸗Land⸗ schafts⸗Rat) Richter (Königsberg i. Pr.) referirte hierauf über das Pferde⸗ und Viehprämiirungswesen im preußi⸗ schen Staate und beantragte: „Das Landes ⸗Oekonomie⸗ Kollegium erklärt: I. In Uebereinstimmung mit dem Gutachten der sämmtlichen Bericht erstattenden Centralvereine, daß der bisherige allgemeine Modus der Prämiirung von Pferden und Rindvieh mit staatlichen Geldprämien, nach dem vom Minister im Jahre 1875 er⸗ lassenen Grundzügen sich in den, bis jetzt verflossenen vier Jahren überall vollständig bewährt haben; II. daß sich ein Bedürf⸗ niß für eine allgemeine anderweitige Regelung des Prä⸗ miirungswesens überhaupl, namentlich aber für Einführung einer besonderen kaatlichen Prämlirung für Schafe nicht herausgestellt habe; III. daß bei der zweckmäßigen allgemeinen Fassung der Prämiirrungsrundsätze, welche nur einige, überall obligatorische Normativbestimmungen aufstellen und im Uebrigen es ermöglichen, in weiteren Einzelheiten den provinziellen Eigenthümlichkeiten nach freier Bestimmung der betreffenden landwirthschaftlichen Centralvereine Rechnung zu tragen, es der freien Initiative der betreffenden Provinzial⸗ vereine anheimgestellt bleiben muß, etwaige provinzielle Spezialwünsche in dieser Richtung durch selbständige Anträge beim Ministerium 8 Austrage zu bringen.“ Der Oekonomie⸗Rath Korn (Breslau) eantragte, dieser Resolution noch hinzuzufügen: „Der Herr Minister wird dringend ersucht, die zur Hebung der Rinder⸗ und Pferdezucht bislang ö. Staatsbeihülfen, welche ihrem Zwecke in ersicht⸗ licher Weise dienten, unter den biesher festgehaltenen Bedingun⸗ gen den resp. Central⸗ und
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Hauptvereinen auch ferner zu⸗
zuwenden“. Der Oekonomie⸗Rath Bokelmann (Kiel) beantragte:
Im Verlage von Julius Springer hierselbst ist vor Kurzem
„Das Kollegium ersucht den Minister, dahin zu wirken, daß bei der nächsten Viehzählung Pferde und Rindvieh in der Weise nach dem Alter rubrizirt werden, daß die Thiere unter 3 Jahren und solche von 3 Jahren und darüber besonders aufgeführt werden“. Nach einer eingehenden Debatte gelangten alle drei Anträge zur Annabme. — Rittergutsbesitzer Kennemann, Klenka bei Neustadt a./ W., stellte alsdann einen die „Statistik der Bodenbenutzung“ betreffenden An⸗ trag, welcher jedoch, nachdem sich der Staats⸗Minister Vr. Fucius dagegen ausgesprochen hatte, abgelehnt wurde. — Die Tagesordnung war nunmehr erschöpft, und schloß demnach der Vorsitzende, Wirk⸗ liche Geheime Rath Schuhmann, mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König die diesjährige Sitzungs⸗ periode des Landes⸗Oekonomie⸗Kollegiums.
Gewerbe und Handel. 88
In Shanghai und Umgegend ist, wie von dort berihtet wird, zu Ende vorigen Jahres unter dem Rindvieh eine verheerende Seuche ausgebrochen, welcher zahlreiche Thiere — in der Milch⸗ wirthschaft eines dortigen Europäers allein 80 Stück — erlegen sind.
Nach den mitgetheilten Krankheitserscheinungen handelt es sich höchst wahrscheinlich um die wirkliche Rinderpest. 8 Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Januar 1880 520 500 ℳ 4 %O ige, 43 864 800 ℳ 4 ½ 9% ige und 9 145 500 ℳ 5 %ige, zusammen 53 530 800 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 520 500 ℳ 4 %üige, 42 734 400 ℳ 4 ½ % ige und 8 441 100 ℳ 5 %g:, zusammen 51 696 000 ℳ Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 2 204 400 ℳ, im Laufe des Monats Januar 1880 angemeldet 8 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 935 825 ℳ
Verkehrs⸗Anstalten.
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Southampton, 5. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des norddeutschen Lloyd „Donau“ ist hier 1“ E1“ 8. 1“ 18. T. B.) Der Dampfer „England“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen. 8
Berlin, den 6. Februar 1880.
In der am 28. Januar d. J. stattgehabten Versammlung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin legte Hr. Prüfer zunächst unter einigen erläuternden Worten die Neu⸗ Anschaffungen der Bibliothek und die Geschenke an dieselbe vor. Von ersteren sei hier nur das neue Prachtwerk aus dem Verlage von Ernst Wasmuth, „der Goldschmuck der Renaissance“ von F. Luthmer, erwähnt. — Der Vorstand hat die Kooption der Herren Meder, Max Schulz und Prümm als Ausschußmitglieder be⸗ schlossen, und fand die Wahl, derselben die allgemeine Zustimmung. Hr. Prümm sprach hierauf über eine mit Erfolg versuchte Ofen⸗ konstruktion, die die Vortheile des Kamins und Ofens vereinigt und zugleich ästhetischen Anforderungen Rechnung trägt. Er hat dieselbe bei einem antiken Ofen Nürnberger Ursprungs durch Beweglichmachen einer großen Mittelkachel, die sich in Charnieren dreht, durchgeführt und empfahl dieselbe der Aufmerksamkeit der Ofenfabrikanten. — Hr. Direktor Krätke legte eine Anzahl Zeichnungen für Beleuchtungs⸗ gegenstände in Bronzeguß, von der Fabrik C. Sp nn u. Co. für das neue Theatergebäude in Frankfurt a. M. ausgeführt, vor. Seinen Erklärungen zufolge erhielten dieselben vor anderen mit ihnen konkurrirenden aus Wien und Paris den Vorzug. Die ersten Entwürfe dazu sind vom Architekten Giesenberg, die Ausfüh⸗ rung von den Architekten Schütz und Schuppmann und Professor Raschdorf. — Hr. Elster sprach hierauf über die venezianischen Glas⸗ mosaiken und illustrirte seine Ausführungen durch eine Anzahl im Saale aufgestellter Arbeiten dieser Kunstgattung der Firma Salviati u. Co. Nach einem Rückblick auf die Bestrebungen König Friedrich Wilhelms IV., dieselben in Deutschland heimisch zu machen, ging er auf das Institut Salviati's in Venedig über und gab eine ausführliche Geschichte seines Entstehens und Auf⸗ blühens, unter Berücksichtigung der zeitlichen und örtlichen Bedin⸗ gungen. Ebenso fand die technische Seite des Kunstzweiges eine ein⸗ gehende Darlegung. Im Anschluß an diesen Vortrag sprach Hr. Baumeister Schäfer über die Wiederherstellung der alten Mosaiken im Aachener Dome nach ihrer geschichtlichen und küͤnstlerischen Seite hin und nahm dabei Gelegenheit, den vom Vorreoner gegebenen Nachrichten über die neuen zur Restauration des Domes bestimmten Mosaikarbeiten noch einige Daten hinzuzufügen.
Das für den öffentlichen Verkehr bestimmte gelbe Büchelchen„Berlin im Portemonnaie“ hat auch in das eben ausgegebene Februarheft die nothwendigen Aenderungen aufgenommen, so daß dieser kleine Rathgeber stets möglichst zuverlässig bleibt. Preis mit Plan der Pferdebahnlinien 25 . Verlag von H. Dolfuß (früher von E. Staude)
Gneisenaustr. 102.
(N. Zürch. Ztg.) Im Berner Oberland herrscht überall eine grausige Kälte. So liest man im „Thuner Anzeiger“: Der Todtengräber in Frutigen kommt in sehr große Verlegenheit, bei der gegenwärtig großen Sterblichkeit die Leichen in die Erde zu bringen. Frutigen besitzt bekanntlich keine Todtenhalle, um die Leichen auf einige Zeit aufbewahren zu können. Der Boden ist vier Fuß tief eisenhart gefroren. Die Gräber müssen wie die Felsen mit Pulver gesprengt werden. Tag und Nacht müssen zwei Mann nur an einem Grab arbeiten, um dasselbe fertig zu bringen, damit die Leiche nicht unbegraben auf dem Kirchhofe liegen bleibt. In Bun⸗ derbach macht der Sigrist auf der Grabstelle, wo er graben will, zuerst ein großes Feuer, um den Boden auffrieren zu machen. Jetz haben wir fast alle Morgen — 15 bis 16 Grad R.
Aus Bellinzona meldet man als außerordentliches Ereigni daß die Hälfte des Luganosees zwischen Morcote und Brusino
4 mm stark zugefroren ist, waͤhrend die andere Hälfte mit zahllose kleinen todten Mücken bedeckt ist.
g.“ berichtet: Auf dem Ende der vergangenen Woche von Liverpool hier ein⸗ etroffenen Dampfer „Greece“, von der „National Line“, ereignete ich kurz nach der Landung desselben an dem in Hoboken belegenen Dock der genannten Gesellschaft im Laderaum eine Explosion durch die zwei Personen sofort getödtet und verschiedene Andere mehr oder minder schwer verletzt wurden. Wie von Sachverständigen be⸗ hauptet wird, hatte sich aus den im Laderaum liegenden, fest ver⸗ packten Kohlen eine Art Gas entwickelt, wie solches in den Berg⸗ werken als „schlagendes Wetter“ bekannt ist und schon so häufig Un⸗ heil angerichtet hat. Die Explosion wurde wahrscheinlich dadur hervorgerufen, daß sich Einer von der Mannschaft mit brennende Laterne in den Laderaum begab. 8 y
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New⸗Port, 24. Januar. Die „N.⸗Y. Hdls.
Unser zoologischer Garten hat während der letzten Woche einen erfreulichen Zuwachs an jungen Thieren erhalten. Zu de 2 Königstigerinnen und den 4 Silberlöwen haben sich kürzlich auch 2 Bären (Ursus arctos) gesellt.
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