E11“ v“ 88 hebung des gegenwärtigen Entwurfs an die Staatsregierung das Ansuchen zu stellen, dem Landtag bei dessen nächstem Wiederzusammentritt einen anderweitigen Gesetzentwurf vorzu⸗ legen. Die begründeten die Nothwendigkeit der Ablehnung der Vorlage mit der Schädigung, welche durch das in derselben vorgeschriebene Maischraum⸗ system für die Landwirthschaft und die kleinen Bren⸗ nereien herbeigeführt würde. Der Staats⸗Minister von Riedel erklärte eine Ablehnung des Entwurfs für gleichbedeutend mit der Nichtbilancirung des Budgets und einer Erhöhung der direkten Steuern. Auch der Minister des Innern, von Pfeufer, bekämpfte den Antrag; derselbe wurde denn auch mit allen gegen 12 Stimmen abgelehnt und sodann in die Spezialberathung eingetreten. Hierbei wurden nur zwei unwesentliche Abänderungen beschlossen, im Uebrigen aber der Vorlage nach den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer bei⸗ getreten und demnächst der ganze Entwurf mit allen gegen 12 Stimmen angenommen. M
Die Abgeordnetenkammer ertheilte den weiteren Rechnungsnachweisungen pro 1880 die Anerkennung.
— Die „Allg. Ztg.“ schreibt: Unter den Gegenständen, welche bei der heute Abend zu erwartenden Vertagung des Landtags, der diesmal seit dem 29. September v. J. ver⸗ sammelt war, in der Abgeordnetenkammer unerledigt bleiben, befindet sich auch der Entwurf eines Disziplinargesetzes für die richterlichen Beamten. Es ist jedoch die Anfangs nur zu lange verzögerte Berathung dieses Gesetzentwurfs in dem hier⸗ für gewählten besonderen Ausschuß in den letzten Tagen zum Ahbschlusse gelangt, so daß sich die Kammer nach ihrem Wieder⸗ zusammentritte sofort mit demselben wird beschäftigen können. Die Wiederberufung des Landtags wird nicht vor Anfangs Juli zu erwarten sein, da der Etat für die Armee pro 1880/81 jedenfalls nicht früher zur Vorlage wird gelangen können; die Einberufung der Kammerausschüsse zur Berathung der vier Gesetzentwürfe über die direkten Steuern ist für Ende Mai in Aussicht genommen. Die meisten unserer Landtags⸗ abgeordneten, welche Mitglieder des Reichstags sind, werden morgen nach Berlin abreisen. M
Heute Abend hielten beide Kammern wieder Sitzungen. Die Abgeordnetenkammer stimmte beiden Modifikationen bei, mit welchen die Kammer der Reichsräthe den Gesetzentwurf, den Branntweinaufschlag betreffend, angenommen hat. Bei der Abstimmung über den ganzen Gesetzentwurf wurde der⸗ selbe mit 116 gegen 16 Stimmen angenommen. Die defini⸗ tive Abstimmung über den Entwurf des snansgeseg0 ergab dessen einstimmige Annahme. Zur gleichen Zeit hat die Kammer der Reichsräthe beide Gesetzentwürfe bezüglich der Kredite für außerordentliche Bedürfnisse der Armee berathen und denselben in Uebereinstimmung mit der Kammer der Ab⸗ geordneten beigestimmt. Ebenso wurde der Entwurf des Finanzgesetzes in beiden Kammern genehmigt und dann die
bnigliche Botschaft verkündet, welche den Landtag bis auf Weiteres vertagt. Die Kammern schlossen ihre Sitzungen mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König.
Württemberg. Stuttgart, 20. Februar. Se. Kaiser⸗ liche Hoheit der Großfürst Nikolaus von Rußland, Bruder Ihrer Majestät der Königin, ist mit Gefolge zum Besuche Ihrer Majestäten heute hier eingetroffen.
Hessen. Darmstadt, 22. Februar. (W. T. B.) Die „Neuen Hessischen Volksblätter“ sind ermächtigt, einen Brief des Prinzen Alexander von Hessen aus St. Petersburg vom 18. d. M. an seine Gemahlin aus⸗ zugsweise zu veröffentlichen. Nach demselben wurde der Prinz am Bahnhofe von allen Söhnen des Kaisers Alexander und von dem Fürsten von Bulgarien empfangen und nach dem Winterpalais geleitet. Der Prinz fährt dann fort: Auf der Treppe des Palais erwartete mich der Kaiser. Wir begaben uns durch einen großen Korridor nach seinen Appartements, als blsflah eine furchtbare Detonation erfolgte. Der Boden hob sich wie durch ein Erdbeben; alle Gasflammen im Korridor erloschen und es umgab uns vollständige Finsterniß. Wir nahmen einen entsetzlichen Staub und den Geruch von Pulver oder Dynamit wahr. Man rief uns zu, daß der Kronleuchter in dem Salon, wo die Tafel für das Familiendiner gedeckt war, herabgestürzt sei. Ich eilte mit dem Großfürsten⸗Thronfolger und dem Groß⸗ fuͤrsten Wladimir dorthin, während Graf Adlerberg in der Ungewißheit, was noch folgen könnte, da man an eine Gas⸗ explosion dachte, den Kaiser zurückhielt. Im Speisesaal an⸗
elangt, fanden wir alle Fensterscheiben zerbrochen, die Wände suark beschädigt. Ein erstickender Pulvergeruch machte sich be⸗ merkbar. Es war kein Zweifel mehr, daß unter dem Salon eine Mine gesprungen war. Wegen meiner Ankunft war die Zeit für das Diner um eine halbe Stunde hinausgeschoben worden und so kam es, daß die Kaiserliche Familie noch nicht im Speisesaale versammelt war.
Anhalt. Dessau, 19. Februar. (Magdb. Ztg.) Der Haupt⸗Finanzetat für das Jahr 1880—1881 schließt in der Einnahme mit 8 405 000 ℳ ab, welche sich aus folgenden Titeln zusammensetzt: 326 839 ℳ 87 ₰ aus den Ueber⸗ schüssen des Jahres 1878 — 1879, 2803 206 ℳ 17 ₰ Domi⸗ nialverwaltung, 1 098 441 ℳ 50 ₰ Steuerverwaltung, wor⸗ unter 200 000 ℳ Antheil an den Reichssteuern, 3 169 900 ℳ von Bergwerken, 1 004 172 ℳ 94 ₰ Sporteln und Neben⸗ einnahmen der einzelnen Behörden, 2439 ℳ 52 ₰ Insgemein. Die Ausgabe beträgt 30 000 ℳ weniger als die Einnahme, nämlich 8 375 000 ℳ und zerfällt in folgende Unterabthei⸗ lungen: 539 496 ℳ 25 ₰ allgemeine Staatsverwaltung, 302 000 ℳ Staatsschuldenverwaltung, 649 470 ℳ Justizver⸗ waltung, 2 077 238 ℳ 2 ₰ Verwaltung des Innern, 2 225 968 ℳ 76 ₰ Finanzverwaltung, 9250 ℳ Auseinander⸗ setzungsbehörden, 149 323 ℳ 35 ₰ Kultus, 28 760 ℳ 96 ₰ Renten, 492 485 ℳ 43 ₰ Pensionen, 1 890 667 ℳ 68 Z Bauwesen, 1913 ℳ 37 ₰ insgemein, 8426 ℳ 18 ₰ Ge⸗ neraldispositionsfonds zu Gehaltszulagen. Außerdem werden für das Reich erhoben und an die Reichskasse abgeführt: 100 000 ℳ Zölle, 6 300 000 ℳ Rübenzuckersteuer, 1 050 000 ℳ Branntweinsteuer, 150 300 ℳ Braumalzsteuer, 18 000 ℳ Tabakssteuer, 5700 ℳ Salzsteuer, zusammen also 7 624 000 ℳ Im vorigen Jahre beliefen sich die Einnahmen für das Reich auf 7 290 000 ℳ, es ist mithin eine Vermehrung um 334 000 ℳ eingetreten. Die größte Vermehrung weist die Einnahme an Rübenzuckersteuer nach, denn sie beträgt 300 000 ℳ, und auch die Tabaksst hat sich von 5050 ℳ auf 18 000 ℳ gesteigert. b“
11 8 “ 8. 11““ Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Februar. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ veröffentlicht den Vortlaut der iden⸗ tischen Note, mit welcher die Regierungen von Deutsch⸗ land, Frankreich und England die Anerkennung Rumäniens in Bukarest notifizirten. Die Note besagt: Die Regierungen vermöchten die getroffenen konstitutionellen Bestimmungen betreffs der in Rumänien domizilirenden Per⸗ sonen nichtchristlicher Riten nicht als den Anschauungen der Signatarmächte des Berliner Vertrags gänzlich entsprechend anzuerkennen, sie 5 indeß, im Vertrauen auf den kund⸗ gegebenen Willen der Fürstlichen Regierung, sich bei Anwen⸗ dung dieser Bestimmungen immer mehr dem liberalen Ge⸗ danken der Mächte zu nähern, und um der rumänischen Na⸗ tion einen Beweis ihrer freundschaftlichen Gesinnung zu geben, beschlossen, die Unabhängigkeit Rumäniens ohne weiteren Verzug anzuerkennen und mit der Fürstlichen Regierung in regelmäßige diplomatische Beziehungen zu treten.
— Weiter meldet derselbe Korrespondent aus Bukarest: Der österreichisch⸗ungarische Gesandte, Graf Hoyos⸗Sprin⸗ zenstein, überreichte gestern dem Minister der Auswärtigen An⸗ gelegenheiten, Boerescu, eine Note, in welcher das Vertrauen der österreichisch⸗ungarischen Regierung ausgedrückt wird, daß die rumänische Regierung die neuen Verfassungsbestimmungen bezüglich der Juden gemäß den von ihr den europäischen Kabineten gegebenen formellen Versicherungen vollziehen werde.
— 22. Februar. Der Eisenbahnausschuß des Ab⸗ geordnetenhauses hat mit 19 gegen 4 Stimmen die An⸗ träge des Subcomités betreffs der Arlbergbahn als Grund⸗ lage für die Spezialdebatte angenommen.
Agram, 20. Februar. Der „Obzor“ meldet aus „authentischer Quelle“: Banus Mazsuranics hat am 18. Februar dem Minister⸗Präsidenten Tisza seine De⸗ mission übersendet.
Großbritannien und Irland. London, 21. Februar. (Allg. Corr.) Das neue Armeebudget giebt die für das Finanzjahr 1880/81 erforderliche Totalsumme auf 15 541 300 Pfd. Sterl. an, d. i. 104 400 Pfd. Sterl. weniger als im vorhergehenden Jahre. Die Effektivstärke der regulären eng⸗ lischen Armee stellt sich am 1. Januar d. J. auf 124 165 Mann aller Waffengattungen. Die Armee⸗Reserve 1. Klasse zählt 16 651 Mann, die Armee⸗Reserve 2. Klasse 22 021 Mann, die Miliz 113 484 Mann, die berittene Landmiliz (Neomanry) 10 508 Mann, und die Stärke der Freiwilligen umfaßte am 1. November 1879 206 265 Mann, d. i. im Ganzen 493 094 Mann. Rechnet man die in Indien statio⸗ nirte reguläre Streitkraft in Höhe von 67 639 Mann hinzu, so beträgt die Gesammt⸗Effektivstärke der englischen Armee 560 733 Mann.
— 23. Februar. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Kabul von gestern gemeldet: General Roberts schickte Mustafi Habib Ullab, früheren Finanz⸗Minister unter Schir Ali, mit Schriften nach Ghuzni, welche besagen, daß die englische Regierung unter gewissen Beschränkungen ge⸗ neigt sei, als Herrscher der Afghanen einen Sirdar anzuerkennen, über welchen die versammelten Volksvertreter sich zu einigen säcten. Gleichzeitig forderte der General die Führer der Aufständischen auf, zur Besprechung dieser An⸗ gelegenheit in Kabul zusammenzufreten.
Frankreich. Paris, 21. Fehruar. (W. T. B.) Der Ministerrath hat sich heute mit de Angelegenheit des ver⸗ hafteten russischen Unterhe en Hartmann be⸗ schäftigt, aber noch keine Entscheidung darüber getroffen. Von Seiten des russischen Botschafters, Fürsten Orlow, ist die Mit⸗ theilung aller die Auslieferung des Hartmann begründenden Schriftstücke zugesagt worden.
Die Deputirtenkammer setzte die Zolltarifdebatte fort. Der Deputirte Rouher vertheidigte das Kaiserreich gegen den Vorwurf, die Verträge vom Jahre 1860 übereilt ab⸗ geschlossen zu haben, und erklärte, daß dieselben lange und reiflich berathen worden seien. Sodann kritisirte der Redner die einzelnen von der Kommission beantragten Tarifsätze, welche er als zu hoch bezeichnete. Die Befürchtungen wegen der Konkurrenz des Auslandes halte er für übertrieben. Schließlich wies der Redner auf die Zunahme der Gesammt⸗ cusfuhr Frankreichs unter dem Regime des Handelsvertra⸗ ges hin.
Türkei. Konstantinopel, 21. Februar. (W. T. B.) Der Oberst Synge, welcher Mitte Januar von dem eng⸗ lischen Botschafter Layard abgesandt war, um Hülfsmittel an die rumelischen Flüchtlinge zu vertheilen, ist mit seiner Gattin unweit Salonichi von griechischen Räubern gefangen genommen worden, welche ein beträchtliches Löse⸗ geld verlangen. Der Oberst hat den Konsul Blunt in Salonichi ersucht, die Absendung von Truppen zu verhindern, da andernfalls sein Leben bedroht sei. Der englische Bot⸗ schafter Layard hat die schleunige Entsendung eines Kanonen⸗ bootes nach Salonichi angeordnet.
— 23. Februar. (W. T. B.) Mittelst eines Kaiser⸗ lichen Jrade ist die von den türkischen Kommissären vorzu⸗ schlagende definitive türkisch⸗griechische Grenzlinie sanktionirt worden. Der Minister des Auswärtigen, Sawas Pascha, hatte in Erwartung des Irade den griechischen Kommissär Braila ersucht, seine Abreise zu verschieben; letzterer erklärte indessen, daß dringende Familienangelegenheiten einen vntgsötit nicht gestatteten, daß er jedoch demnächst zurückkehren werde.
Montenegro. Wie der „Agence Havas“ aus Konstanti⸗ nopel, 17. Februar gemeldet wurde, schlug Graf Corti vor, Montenegro als Südgrenze eine Linie zuzugestehen, die von Golpie und Kastrati ausgehend, dem Gebirgszuge bis zum Visitor folgen, dann dem Laufe des Lim entlang nord⸗ westlich die vom Berliner Kongresse gezogene Grenzlinie er⸗ reichen soll. Montenegro verlangt noch den Bezirk Merkovica am adriatischen Meere. Die Pforte will die Ebene, die sich von Podgoritza an den Scutari⸗See hinzieht, nicht ab⸗ treten, weil auf derselben drei Fehohte Punkte liegen, welche von den Montenegrinern zur Beherrschung des türkischen Ge⸗ bietes befestigt werden könnten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Dem „Regierungsboten“ zufolge hat die bezüglich der Explosion im Winterpalais begonnene Untersuchung als gewissermaßen positiv ergeben, daß dieses Verbrechen durch eine Person begangen wurde, welche für einen Arbeiter galt. Es ist Grund vorhanden, einen Zusammenhang zwischen dieser Person und einigen bereits vor der Urbtostcn verhafteten Individuen zu vermuthen.
8 Asien. China. Peking, 19. Dezember. Nach⸗ dem es der chinesischen Regierung endlich gelungen ist, den vom General Li⸗yang⸗ts'ai angestifteten Aufstand zu ersticken und der Person des Führers der Rebellen hab⸗ haft zu werden, ist derselbe nun zum Tode verurtheilt wor⸗ den. Das darauf bezügliche Kaiserliche Edikt, welches in der handschriftlichen „Peking⸗Zeitung“ vom 18. Dezember d. J. veröffentlicht worden ist, lautet in der Uebersetzung:
2. „Ein Kaiserliches Edikt in Betreff der von Chang⸗shu⸗sheng be⸗ richteten Gefangennehmung des Kaiserlichen Insurrektionsanstifters Li⸗vang⸗ts'ai ist bereits früher bekannt gemacht worden.
Wie der genannte Gouverneur nun jetzt ferner berichtet, ist Li⸗yang⸗ts'ai von dem General Fing⸗tsze⸗ts'ai verhört und nach der Provinzial⸗Hauptstadt geschafft worden. 1 8 Der Gouverneur bittet daher um weitere Allerhöchste Instruk⸗
onen.
Der Insurrektionsanstifter Li⸗yang⸗ts'ai hat sein aufrührerisches Unternehmen zu einer Zeit angestiftet, wo er selbst ein Offizier der Kaiserlichen Armee war. Er hat mit der Schaar seiner Anhänger die Reichsgrenze überschritten und ist verheerend in Annamitisches Gebiet eingebrochen. Dort hat er feste Positionen besetzt und der Kaiserlichen Armee bewaffneten Widerstand geleistet. Sein Ver⸗ brechen ist in der That groß, und er hat die äußerste Strafe des Gesetzes verwirkt. 8
Da seine Gefangennehmung gelungen ist, soll er demgemäß in der Hauptstadt der Provinz Kuangsi hingerichtet und sein vom Rumpfe getrennter Kopf, zur Warnung und zum abschreckenden Bei⸗
spiel nach Annam geschickt und auf einer Bambusstange vor allem
Volke umhergetragen werden.“
Nr. 8 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. — Finanzwesen: Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer in den Monaten April 1879 bis Ende Januar 1880. — Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und sfrneinschaft⸗ lichen Verbrauchssteuern für die Zeit vom 1. April 1879 bis Ende Januar 1880. — Konsulatwesen: Ernennung. — Exequaturerthei⸗ lungen. — Statistik: Bundesrathsbeschluß, betreffend Fortfall der s. g. Geschäftsstatistik der Zollstellen. — Desgl., betreffend Bestim⸗ mungen bezüglich der Nachweisung des Waarenverkehrs zur See über die Haupthäfen des deutschen Zollgebiets.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 7. Jahreswoche von je 1000 Pe⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 28,5, in Breslau 29,6, in Königsberg 26,9, in
öln 29,7, in Frankfurt a. M. 22,8, in Hannover 19,4, in Cassel 240, in Magdeburg 33,0, in Stettin 18,2, in Altona 28,1, in Straß⸗ burg 29,7, in München 38,7, in Nürnberg 26,3, in Augsburg 39 8, in Dresden 22,2, in Leipzig 27,6, in Stuttgart 26,4, in n 28,8, in Karlsruhe 18,7, in Hamburg 27,9, in Wien 28,8, in Buda⸗ pest 33,8, in Prag 35,4, in Triest 40,6, in Basel 36,7, in Brüssel 29,8, in Paris 37,8, in Amsterdam 32,2, in Kopenhagen 23,3, in Stockholm 26,5, in Christiania 16,1, in St. Petersburg 2, in Warschau 29,8, in Odessa —, in Bukarest —, in Rom 51,8, in Turin —, in Athen —, in Lissabon 33,9, in London 35,5, in Glasgow 22,8, in Liverpool 29,9, in Dublin 45,1, in Edinburgh 19,0, in Alexandria (Egppten) —. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 21,7, in Philadelphia 15,2, in St. Louis 10,6, in Chicago 15,8, in St. Franzisko 12,6, in Calcutta 34,7, in Bombay 35,0, in Madras 34,6.
Wiährend des größten Theils der Berichtswoche herrschten an den deutschen Beobachtungsstationen östliche und südöstliche, in Karls⸗ ruhe nordöstliche Luftströmungen. Am 12. drehte sich der Wind nach Süd und Südwest, am Schluß der Woche an den östlichen Stationen und in Berlin bis nach Nordwest, während in Mittel⸗ und Norddeutschland Süd⸗ und Südost, in Süddeutschland Ostwind vorwiegend wurde. Die Temperatur der Luft war in den ersten Tagen besonders in Süddeutschland noch eine sehr niedrige, sie nahm aber im Laufe der Woche allgemein zu, so daß sie in den letzten Tagen der Woche dem Durchschnittsmittel entsprach. Niederschläge, zum Theil in Schneeform, waren nicht selten. Der Anfangs niedrige Luftdruck stieg von Mitte der Woche an langsam.
Während sich die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Mittel⸗ und nordeuropätschen Städte in der Berichtswoche ungünstiger gestalteten, wurden sie in den westeuropäischen Städten ein wenig besser. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 27,5 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berech⸗ net). Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war nur unwesentlich verändert. Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 83 Kinder unter 1 Jahr (in Berlin 87 gegen 75).
Unter den Todesursachen gewannen von den Infektionskrank⸗ heiten Scharlachfieber und Unterleibstyphen größere Ausdehnung, Masern, Diphterie und Darmkatarrhe der Kinder wurden etwas seltener, Pocken zeigten in den außerdeutschen Städten wenig Ver⸗ änderung. Masern haben meist nachgelassen, nur in Amsterdam forderten sie noch viele Opfer, auch in Breslau und Berlin zeigten sie sich häufiger. Das Scharlachfieber herrscht außer in München in vielen größeren Städten des Niederrheins. Todesfälle an Diphtherie haben im Allgemeinen etwas abgenommen, während sie in den rheinischen Städten, in Danzig, Bremen seltener wurden, kamen sie in Berlin, München, Königsberg, Hamburg, Wien u. a. in größerer Ausdehnung vor. — Todes⸗ fälle an typhösen Fiebern zeigten sich in Königsberg, Aachen, Dortmund häufiger, in München nahm die Zahl derselben ab, in Paris betrug die Zahl der dadurch bedingten Todesfälle 102. Todes⸗ fälle an Rückfallsfieber wurden aus Cassel, Berlin, Hannover und Braunschweig je 1, ferner aus Danzig 1, aus London 3 Todesfälle an Flecktyphus gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder ließen in Mün⸗ chen und Hamburg, der Keuchhusten in Frankfurt a./M. und Bre⸗ men nach. Auch in London ist eine Abnahme ersichtlich, doch betrug die Zahl der Todesfälle noch immer 197. Die Pocken zeigten im Allgemeinen keinen wesentlichen Nachlaß; in Wien, Pest, Prag, Triest, Krakau, London ist die Zahl der durch sie bedingten Todes⸗ fälle wenig gegen die Vorwoche geändert. In Paris erlagen den Blattern 70 Personen. Aus Königshütte wird 1 Pockentodesfall
gemeldet. Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Monatsbericht der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für November 1879 (Berlin, 1880. In Kommission in Ferd. Dümmlers Verlags⸗ buchhandlung, Harrwitz und Goßmann) hat folgenden Inhalt: Prings⸗ heim, über das Hypochlorin und die Bedingungen seiner Entstehung in der Pflanze. — Ketteler, Theorie der absorbirenden anisotropen Mittel. — Goldschmidt, päikka. — Peters, über die Eintheilung der Cäcilien und insbesondere über die Gattungen Rhinatrema und Gym⸗ nopis. — Glückwunschadresse zur Feier des 50 jährigen Doktor⸗ Jubiläums des Hrn. Hermann Burmeister in Buenos Aires. — Ein⸗ gegangene Bücher.
— Der interessante Vortrag, welchen Hr. Professor Alexander Conze über die pergamenischen Alterthümer in der Sitzung der Königlichen Akademie der Wissenschaften am 29. Januar 1880 ge⸗ halten hat, ist jetzt unter dem Titel „Pergamon“ im Kommissions⸗ verlage der Ferd. Dümmlerschen Verlagshandlung in sauberer Aus⸗ stattung erschienen.
— In der Helwingschen Verlagsbuchhandlung zu Hannover be⸗ ginnt demnächst zu erscheinen ein k „Magazin für das deutsche
verrzüglich
8
Recht der Gegenwart“, unter Mitwirkung von Dr. von Bar, Professor der Rechte an der Universität Göttingen, Erythropel, Rechtsanwalt beim Reichsgerichte in Leipzig, Dr. Franke, Appella⸗ tionsgerichts⸗Präsidenten a. D. in Celle, Oppenhoff, erstem Staatsanwalt bei dem Landgericht in Aachen, Geh. Ober⸗Justiz⸗Rath Dr. Struckmann, Landgerichts⸗Präsidenten in Hildesheim, Thomsen, Landgerichts⸗Rath in Hannover, herausgegeben vom Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Meischeider in Celle. Das Magazin ist für das deutsche Civil⸗ und Strafrecht bestimmt. Es soll sich auf das in den Reich gesesen enthaltene formelle Recht erstrecken, Straf⸗ recht und die übrigen Rechtsdisziplinen jedoch eben so wenig wie Par⸗ tikularrecht grundsätzlich ausgeschlossen sein. Dieses „Magazin“ ist übrigens zugleich eine Fortsetzung der bisher erschienenen „Zeit⸗ schrift für hannoverisches Recht“.
— „Dickens und Daudet in deutscher Uebersetzung von L. Weizmann“. Berlin 1880. Verlag von H. S. Hermann. Preis 1 ℳ — Der Verfasser geht von der Ansicht aus, es sei zur Beseitigung des auf dem Gebiete der deutschen Uebersetzung herr⸗ schenden Nothstandes vor allen Dingen erforderlich, daß die Mehr⸗ zahl der Gebildeten erkenne, wie schlecht die meisten Uebersetzungen in der That sind. Um zu dieser Erkenntniß beizutragen, bespricht er die deutschen Ausgaben einiger Werke von Dickens und Daudet und führt aus denselben zahlreiche Beispiele an, die allerdings eine große Unkenntniß der Uebersetzer bekunden.
Gewerbe und Handel.
Nürnberg, 21. Februar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfen⸗Kommissionsgeschäft.) Seit Beginn dieser Woche hat das Hopfengeschäft wieder ruhigeren Charakter gewonnen, weil geringe Hopfen nur in ganz geringen Quantitäten verfügbar sind. Da nun die Exporteure wegen der Preislage am englischen Markt nicht mehr als höchstens 90 ℳ anlegen können, bessere Waare aber um diesen Preis nicht erhältlich ist, so sehen sie sich außer Stande, größere Transaktionen vorzunehmen. Die Lager sind mit besserer Waare gut feh. Die Kundschaftshändler entnehmen nur kleine Posten dem Markte. Die Eigner geben zu dem jeweiligen Tages⸗ preise gerne ab. Der dieswöchentliche Umsatz beläuft sich auf ca. 500 Ballen. Die Notirungen lauten: Marktwaare gering 65 — 80 ℳ, mittel 100 — 110 ℳ, prima 120 — 130 ℳ; Gebirgshopfen 120 — 130 ℳ; Hallertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) secunda 130 — 140 ℳ, prima 160 — 180 ℳ; Hallertauer gering 80 — 100 ℳ, mittel 110 — 130 ℳ, prima 140 — 150 ℳ; Spalter Land, leichtere Lagen, 140 — 160 ℳ; Aisch⸗ und Zenngründer gering 65 — 80 ℳ, mittel 100 — 110 ℳ, prima 120 — 130 ℳ; Württemberger gering 70 — 90 ℳ, mittel 100 — 120 ℳ, prima 130 — 140 ℳ; Badischer gering 70 — 90 ℳ, mittel 100 — 120 ℳ, prima 130 — 140 ℳ; Polnischer gering 70 — 90 ℳ, mittel 100. — 120 ℳ, prima 135 — 150 ℳ; Altmärker 55 — 70 ℳ; Elsässer gering 65 — 90 ℳ, mittel 100 — 120 ℳ, prima 120 — 130 ℳ; Ober⸗Oesterreicher 60 — 70 ℳ; Lothringer 60 — 70 ℳ; 78er 20 — 30 ℳ; 77er 10 — 15 ℳ
Glasgow, 21. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 444 800 t gegen 213 700 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 111 gegen 88 im vorigen Jahre.
Berlin, 23. Februar 1880.
Der 12. Nautische Kongreß hat heute im Restaurant Beyer unter Vorsitz des Kommerzien Raths Gibsone⸗Danzig seinen Anfang Pr. Anwesend sind 21 Delegirte, die 16 Vereine mit
2 Stimmen vertreten. Nicht vertreten sind 4 Vereine. Nach dem Jahresbericht zählt das abgelaufene Jahr zu den unlohnendsten, welche die Rhederei aufzuweisen hat. Wenige Glücksfälle ausge⸗ nommen, dürften wohl nur neben manchem großen eisernen Segler einige Dampfer, die in regelmäßigen Linien beschäftigt sind, einiger⸗ maßen lohnende Ergebnisse geliefert haben. Die Mehrzahl der Rheder wird zufrieden sein müssen, wenn es ihnen gelungen ist, die Ver⸗ sicherungsprämie zu decken. Leider ist das verflossene Jahr nun schon das siebente schlechte, und immer noch ist eine Besserung nicht zu erwarten, besonders für Segelschiffe, die sich der überhandnehmenden Konkurrenz der Dampfer nicht erwehren können. Die Verhand⸗ lungen selbst haben ein wesentlich technisches Interesse.
Der Verein „Frauenheim“ hielt am Sonntag Vormittag unter Vorsitz des Justiz.Raths Frenßer seine 5. Jahresversammlung ab. Der Verein, dem im verflossenen Jahre die Rechte einer juristischen Person zu Theil geworden sind, gewährt zur Zeit 14 allein stehenden Frauen eine dauernde, ihrer gesellschaftlichen Stel⸗ lung entsprechende Wohnstätte mit allen zur Wahrung der Sittlich⸗ keit und des häuslichen Behagens wünschenswerthen Einrichtungen gegen miethweise Erstattung der Kosten. Die Einnahmen beliefen sich auf 2054, die Ausgaben auf 2065 ℳ. Das Vermögen beträgt zur Zeit 16 921 ℳ
Der Berliner Kinderschutzverein hielt am vergangenen Sonnabend Abend im Bürgersaale des Rathhauses seine Jahresver⸗ sammlung ab. Dem erstatteten Geschäftsberichte zufolge zählt der Verein gegenwärtig 935 Mitglieder. Der Obhut des Vereins waren im Jahre 1879 102 uneheliche und 48 eheliche Kinder anvertraut, von denen 24 starben. Die Sterblichkeit der Vereinspfleglinge hat sich gegen die Vorjahre, ganz besonders in Folge der jetzt etwas weniger verdorbenen Milch in Berlin, verringert. Die Einnahmen des verflossenen Jahres betrugen 77 126 ℳ 29 ₰, die Ausgaben 20 518 ℳ 53 ₰, darunter 15 010 ℳ 35 ₰ für Pflegegelder. Der eiserne Fonds des Vexreins beläuft sich auf 43 000 ℳ, der Dispositionsfonds auf 1940 ℳ und der Kassenbaarbestand auf 1667 ℳ 76 ₰. Der eiserne Foads der zum Verein gehörenden Victor⸗Neumann⸗ Stiftung beüffert sich auf 150 000 ℳ — Eine sehr lange und leb⸗ hafte Debatte veranlaßte eine Seitens des Polizei⸗Präsidii an den Vereinsvorstand gelangte Bitte: über die von der Polizei in Pflege gegebenen sogezannten Haltekinder die Aufsicht zu übernehmen. Es wurde der Bischluß gefaßt: eine ad hoc aus Damen und Herren zu wählende Komnission, sowie der Vereinsvorstand werden beauf⸗ tragt, über die vorüegende Angelegenheit mit dem Polizei⸗Präsidio und dem Magistrat in eingehende Unterhandlung zu treten und einer alsdann zu berrfenden außerordentlichen Vereinsversammlung, behufs definitiver Besalußfassung, Bericht zu erstatten.
Die Anthropologische Gesellschaft bielt am Sonnabend Abend unter Vorsitz des Pofessors Virchow im Hörsaal des Kunstge⸗ werbemuseums ihre Nenctzißung ab, in der über die Reisenden der Gesellschaft die erfreulichsten Mittheilungen gemacht werden konnten. Professor Bastian hat von Wtavia aus die Heimreise angetreten und sich zunächst nach Port Abi in Australien begeben. Dr. Hilde⸗ brandt hat, seinen vom 19. Dezanber datirten Nachrichten zufolge, einen durch das Ausbleiben der Gldmittel verursachten unfreiwilligen Aufenthalt in Nossi Bè dazu benntzt, die nächste Umgebung, die Felseninsel Nossi Bomba, das Küsteigebirge Antifi und das Gebiet des Flusses Semperano zu durchforshen, und ist dabei auf eine hochinteressante Grabstätte der Sazalaven gestoßen. Sobald das erwartete Geld eintrifft, wid Dr. Hildebrandt un⸗ in das Innere von Madgascar aufbrechen. Dr. Finschs letzte Nachrichten kommen noch aus Shalnit, jener Insel der Marshall⸗Gruppe, auf der der Reisende beeits seit längerer Zeit verweilt. Er hat von hier aus erfolgreiche Aisflüge nach der Radak⸗ Gruppe und den Gilbert⸗Inseln unternommen ind sich alsdann nach den Carolinen begeben. Wie der Vorsitzende schann mittheilte, sind die Vorarbeiten für die aus des Anthrpologen⸗Kongresses hierselbst stattfindende prähistorische Ausstellung n vollem Gange. Ein mit Fundnotizen ausgestatteter Katalog wird e Uebersicht er⸗ leichtern und für die Zukunft eine gewisse Grundlage für die Verbreitung der wichtigsten Objekte sichern Außerdem werden eine Anzahl Publikationen über die wähistorischen Funde der Umgegend Berlins, über den Spreewald u. s. w. vor⸗
bereitet. Stadtrath Friedel legte ferner ein auf einem Gute Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl in der Neumark gefundenes Stück hellfarbenen Bernsteins von 6 Pfd. Schwere und etwa 1000 ℳ Werth vor, das deutliche Holzstruktur zeigt. Endlich sprach Hr. Fritsch über die Gefangennahme Cetewayos.
Auszug aus den Bestimmungen für die erste Inter⸗ nationale Müllerei⸗Ausstellung in Cineinnati (Ver⸗ einigte Staaten von Nordamerika) 1880.
§. 1. Die Hallen und Plätze werden zur Aufnahme der Aus⸗ stellungsgegenstände vom 17. Mai an geöffnet sein. Die Ausstellung wird dem Publikum am Montag, den 31. Mai, geöffnet und wird täglich mit Ausnahme des Sonntags von 9 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends bis Sonnabend, den 12. Juni inkl. geöffnet sein.
§. 2. Alle Gegenstände werden, mit Ausnahme derfjenigen, welche in der Prämiirungsliste aufgeführt sind, nur Behufs Schaustellung zugelassen. Gegenstände, welche in dem Prämiirungs⸗ plan genannt sind, können je nach Wahl des Ausstellers entweder nur zur Schaustellung oder auch zur Preisbewerbung angemeldet werden. Wenn dieselben zur Preisbewerbung angemeldet sind, müssen sie spä⸗ testens Montag, den 31. Mai, aufgestellt, die Einlaßkarten für die⸗ selben in Empfang genommen und an den Gegenständen angebracht sein. Gegenstände, welche vom Aussteller zur Preisbewerbung angemeldet sind, welche jedoch zur festgesetzten Zeit, also Montag, den 31. Mai, nicht aufgestellt sind, können unter keinen Umständen zur Preisbewerbung zugelassen werden, ausgenommen, wenn die schriftliche Zustimmung von allen um den betreffenden Preis konk⸗arrirenden Ausstellern im Burcau ausgefüllt ist.
.3. Die Betriebsmaschine wird in Thätigkeit sein, bevor die Ausstellung dem Publikum eröffnet wird, und müssen die Aussteller, welche Maschinen in Betrieb setzen, dieselben bis zum Eröffnungstage vollständig gangbar aufgestellt haben.
§. 4. Jeder Aussteller hat ein Eintrittsgeld von 5 Doll. = 21 ℳ 25 ₰ für die erste Maschine, welche an der Preisbewerbung Theil nimmt, zu entrichten, für jede folgende 2 Doll. = 8 ℳ 50 Z. Müller und andere Personen, welche Proben von Mehl und Getreide liefern, werden nicht als Aussteller betrachtet und mit einem Einlaßgeld für diese Proben belastet, wenn sie sich an der Preisbewerbung nicht betheiligen. S. 5. Gesuche um Platz können nach dem 1. Dezember 1879 jederzeit eingereicht werden. Alle Gesuche müssen auf die ge⸗ druckten Formulare“*, welche das Sekretariat liefert geschrieben sein. Plätze, welche Bewerbern zuertheilt, jedoch von denselben nicht bis Montag, den 24. Mai, in Besitz genommen sind, werden anderen Ausstellern zuertheilt werden. Ein großer Theil des Raumes wird für ausländische Aussteller reservirt werden.
„S. 7. Prämien werden in den Klassen nicht ertheilt, in denen keine Preiskonkurrenz stattfindet, ausgenommen für solche Gegen⸗ stände von großem Verdienst und Nützlichkeit, welchen die Juroren einstimmig den Preis zuerkennen. Die Juroren können die Erthei⸗ lung eines Preises überhaupt verweigern, wenn alle konkurrirenden Gegenstände einer Klasse denselben nicht verdienen.
§. 8. Die Aussteller von Dampfmaschinen, welche sich um Preise bewerben, müssen die Juroren mit Indikatordiagrammen ver⸗ sehen, welche von ihren Maschinen im Ausstellungsgebäude unter Aufsicht der Juroren entnommen sind.
. 9. In jeder Klasse werden Preise nur für Verdienste ersten Ranges ertheilt. Preise zweiten Grades werden in keinem Falle er⸗ theilt werden.
§. 10. Zum Betriebe der Maschinen dienen zwei Transmissio⸗ nen, von denen der eine Strang 200 Touren, der andere 300 Touren per Minute macht. Riemscheiben von jedem erforderlichen Durch⸗ messer, Vorgelege ꝛc. werden den Ausstellern zu Selbstkostenpreisen belzefert wenn dieselben rechtzeitig hierfür Anordnungen getroffen aben.
§. 12. Feuerversicherung wird bewirkt durch das Bureau zum Nutzen aller Aussteller, welche dieselbe nachsuchen und bezahlen.
„§. 14. Jeder Aussteller muß für sich und seine Angestellten Saisonbillets für 1 Dollar = 4 ℳ 25 ₰ vom Sekretariat lösen. (Folgen noch Vorschriften gegen Mißbrauch dieser Billets.)
§. 15. Mit allen von den Ausstellern zurückgelassenen Gegen⸗ ständen, welche bis zum 20. Juni nicht reklamirt werden, wird dem Gesetz entsprechend verfahren. Sind dies Mehl⸗ und Getreide⸗ proben, so werden sie zu Gunsten des Ausstellungsfonds verkauft.
Prämiirungs⸗Plan für die Internationale Müllerei⸗
8 Ausstellung in Cineinnati 1880.
Prämien erhält die beste Ausführung von folgenden Maschinen, Apparaten ꝛc.
Klasse I. Betriebskraft. Stationäre Expansionsmaschine. Stationäre Schiebersteurungmaschine von 25 und mehr Hp. Turbine. Automatisch regulirende Windmühle.
Klasse II. Dampfkessel ꝛc. Wasserstandsanzeiger für Dampfkessel. Dampfhähne und Ventile. Sicherheitsventil. Rauch⸗ verbrennungsvorrichtung an Dampfkfesseln. Dampfmaschinenregulator. Schmiervorrichtung für Dampfceylinder. Kolbendichtung. Roststab⸗ konstruktion. Kombinirte Drossel⸗ und Dampfabsperrventil. Probir⸗ hahn für Dampfkessel. Injektor. Schmiergefäße. Dampfpumpe mit Kurbelwelle und Schwungrad. Automatische Kesselspeiser. Schmieröl für Müllereimaschinen. Wellenkuppelungen. Riemscheiben⸗ befe ohna. Transmissionshängeböcke.
Klasse III. Müllereimaschinen: Komplette Mehlmühle. Sichtkiste. Reinigungsmaschine. Griesputzmaschine. Mehlpack⸗ maschine. „Mühlsteine. Buͤrstmaschine. Walzen. Griesmahlgänge. Kleienreinigungsmaschinen. Kleiensortirmaschinen. Kleienausstreif⸗ maschinen. Seidengaze. Mühlsteinaufschütter. Treiber und Hauen (Balance). Automat: Kornmeß⸗ und Wiegevorrichtungen. Mühl⸗ steinventilation. Trieur. Zusammenstellung von Müllereimaschinen. Assortiment von Mühlenwerkzeugen. Mühlpicken. Sackhalter. Sammlung von Drahtgeweben. Schmirgel⸗ und Corund⸗Handwerk⸗ zeuge. Mischmaschinen. Richtscheit für Mühlsteine. Mühlstein⸗ schärfmaschinen (Kraft). Mühlsteinschärfmaschinen (Hand). Schnecken, Elevatorbecher. Transportable Kornmühlen.
Klasse IV. — XI. enthalten: Getreide⸗ und Mehlproben. Brod. Backpulver. Hefe. Säcke. Musterdüten. Waagen. Meß⸗ apparate. Etiquette und Diverses.
Bonn, 19. Februar. (Cöln. Ztg.) Das von Donndorf ge⸗ fertigte, auf dem hiesigen Friedhofe bereits aufgerichtete Denkmal für Robert Schumann wird am 2. Mai feierlich enthüllt wer⸗ den. Am Abend dieses Tages wird in der Beethovenhalle ein großes
Vokal⸗ und Instrumentalkonzert unter Mitwirkung der ersten künstlerischen Kräfte stattfinden, dem am nächsten Tage eine Matinée für Kammermusik folgen wird. Mehrere der hervorragendsten Werke des Tondichters werden das Programm bilden.
Das Königliche Opernhaus brachte am Sonnabend als Neuheit eine Oper in 5 Akten: „Der Rattenfänger von Hameln“ von V. E. Neßler. Das Werk ist bereits in Leipzig, Magdeburg u. a. O. gegeben und beifällig aufgenommen worden. Man könnte es dem ganzen Charakter nach eine „Volksoper“ nennen, wenn diese Bezeichnung entsprechend dem „Volksschauspiel“ in Gebrauch wäre. Der volksthümliche, mährchenhafte, gegenwärtig sehr beliebte Stoff, den Friedrich Hoffmann auf Grund der alten Sage, sowie der bekannten gleichnamigen Julius Wolffschen „Aventiure“ bearbeit hat, — die in den lyrischen Partien vielfach an den deutschen Volksliederton anklingende und auch in den dramatischen Szenen sich von
*) Diese Formulare sind gegen Einsendung des Portobetrages von den Herren P. Schneitler & van den Wyngaert, Civil⸗Inge⸗ nieure, Berlin N., Müllerstraße 179 B, zu beziehen, welche in Ge⸗ meinschaft mit dem amerikanischen Hause C. J. Schultz, Iron City Bridge Works and Iron Mill Buildings in Pittsburgh, Pa., die Kollektivvertretung von europäischen Firmen für diese Ausstellung übernehmen und jede Auskunft über dieselbe ertheilen.
zu herber, pathetischer Strenge durchaus fernhaltende Musik würden dazu berechtigen. Aber leider, der ernstere dramatische Styl, den der Komponist dem Ganzen zu geben versucht hat und der sich, was die Charakteristik namentlich des Helden belangt, an den „Fliegenden Holländer“, was die Schilderung der Rathsherren und des städtischen Volkstreibens betrifft, an die „Meistersinger“ frei anlehnt, ist, durchschnittlich verstanden, noch immer viel zu schwere Kost. Man verlangt nun einmal pikante Rythmen, ohrenfällige Melismen und geschlossene Formen. Damit dient freilich der Komponist auch, aber als ob er sich dessen schämte, kehrt er immer wieder zur gelassenen, dramatischen Phrasirung zurück, und dann hört plötzlich das behagliche Wiegen der Köpfe und das leise Nachtaktiren auf, um offenbarem Unmuth oder der Gleichgültigkeit Platz zu machen. Und dabei hat sich der Musiker doch ohnehin häufig bis zu beinahe balletmusikartiger Oberflächlichkeit herabgeiassen — alles dem Publikum zu Liebe, denn, daß er es besser kann, das beweist er an anderen Stellen zur Genüge; auch an eigener Erfindung, namentlich in jenen volksliedartigen Nummern, leistet er sehr Beachtenswerthes. Die Instrumentation dagegen hält sich er⸗ freulich frei von jenem gleißnerischen Bombast, an dem die rein äußerlichen Nachtreter Berlioz; und Wagners so reich sind und ist dennoch effektvoll und charakteristisch. Man sollte also meinen, daß in Anbetracht alles dessen dem Werke ein leidlicher Erfolg hätte gesichert sein müssen, aber dies kann man nicht behaupten. Der Komponist wurde zwar nach dem Sextett des 2. Akts — übrigens keineswegs einer be⸗ sonders hervorragenden Nummer — gerufen und erschien auch am 8 auf Verlangen vor der Gardine, indessen ist diese früher so hohe Ehre heute eigentlich doch zu einem bloßen Akt der Höflichkeit eworden, wenn nicht gar nur die Neugierde die Veranlassung ist. Wirklichkeit nahm das Interesse mehr und mehr ab, ja das Pu⸗ blikum war durch die vierstündige Dauer der Oper eigentlich ermüdet. In dieser Beziehung läßt sich indessen wohl Abhülfe schaffen, in ersterer mag aber sich Hr. Neßler damit trösten, daß selbst Werke, die das Höchste erstreben, hier ein ähnliches Schicksal gehabt haben, und daß es der Generalintendanz aus Mangel an dankbarer Zuhörerschaft bisher nicht möglich gewesen ist, die „Meistersinger“ oder „Tristan und Isolde auf dem Repertoere zu ecerhalten. In Leipzig, wo Hr. Neßler als Kapellmeister am Carolatheater wirkt, hat es der „Rattenfänger“ dagegen zu einem ziemlichen Grade von Popularität gebracht und sind die hübschesten Nummern der so anspruchslosen und dabei so anheimelnd deutschen Musik bereits einzeln im Klavierauszuge veröffentlicht. „Eine eigenthümliche, aber durchaus nicht verwerfliche Neuerung ist die Einführung eines von der Personifikation der Sage (Frl. Stoll⸗ berg vom Schauspielhause) gesprochenen Prologs, welcher wegen des kindermärchenhaften Stoffs gleichsam um Verzeihung bittet. Wie nothwendig derselbe sogar war, davon konnte man sich überzeugen, denn der sprechende oder vielmehr singende Roland am Rathhause schien schon zuviel der Unkefangenheit zu fordern.
Die Aufführung ging unter Leitung des Hrn. Kapellmeisters Radeke glatt und präcis von Statten, was um so größere Anerken⸗ nung verdient, als die starke Anwendung von Chören und großen Ensembles die Aufgabe nicht leicht macht. Hr. Betz legte in seiner Charakteristik der Titelrolle (Hunold Singulf) eigentlich wohl zu viel Accent auf den dämonischen Zauberer und Verführer, wogegen der lustige Spielmann mehr als gut in den Hintergrund trat. Gesanglich ist die Partie außerordentlich umfang⸗ reich und anstrengend; der reiche Beifall, der dem ausgezeichneten Künstler gespendet wurde, war daher durchaus wohlverdient. Fr. Mallinger spielte die Fischertochter Gertrud in ebenso reizender Maske wie mit außerordentlich wahrem Ausdruck. Ihre Lieder „Ja er hat mirs angethan“, „O du junger, o du bunter“ und endlich das Gebet gehören zu den schönsten dankbarsten Partien. Die anderen Darsteller und Darstellerinnen: Frl. Horina (Regina, Bürgermeisterstochter), Fr. Lammert (Dorothea, Schaffnerin), Hr. Salomon (Bürgermeister), Hr. Fricke (Stadtschultheiß), Hr. W. Müller (dessen Sohn), Hr. Oberhauser (Schmied), Hr. Bollé (Ethelerus, Rathsschreiber) und Hr. Krolop (Canonikus) machten sich um die Aufführung gleichmäsig verdient. Der letztere erregte nament⸗ lich durch die humoristische „Schnarenzer Mette viele Heiterkeit. — Die Oper ist mit neuen Kostümen und Dekorationen außerordentlich reich ausgestattet und sehr wirksam inscenirt. Am meisten Effekt machte natürlich die Ansicht der mondbeschienenen Stadt von der Weser aus, in deren rauschende Fluthen der Rattenfänger die langen Schaaren seiner kläglich pfeifenden Opfer hineinlockt.
— Im Victoria⸗Theater ging gestern ein neues Ausstattungs⸗ stück: „Die schwarze Venus“, „Reise nach Central⸗Afrika“, wie es auf dem Theaterzettel heißt, in 10 Bildern und Ballets von Adolphe Belot, deutsch von R. Schelcher, zum ersten Male in Scene. In dieser Gattung scenischer Vorstellungen leistet das Victoria⸗Theater seit Jahren, wie längst anerkannt ist, Hervor⸗ ragendes, und diese neueste Gabe, welche die genannte Bühne vorführt, steht den besten früheren Stücken dieses Genres, welche eine grote Anzahl von Aufführungen erlebten und an⸗ dauernd volle Häuser erzielten, in der Pracht überraschender, farben⸗ reicher Dekorationen, in wunderbaren Maschinerien, reichen Ko⸗ stümen und in dem Glanze reizender Beleuchtungseffekte keineswegs nach, es überbietet vielmehr womöglich seine Vorgänger in allen diesen Dingen, welche die Sinne so angenehm gefangen nehmen. Wie schon oben angedeutet, verzichtet das Stück selbst dadurch, daß es si keiner der dramatischen Stilgattungen einreiht, sondern sich schlicht als „Reise nach Central⸗Afrika“ bezeichnet, auf eine spezifisch dra⸗ matische Bedeutung, und entwaffnet dadurch die Kritik, welche geneigt sein dürfte, die Anforderungen einer dramatischen Dich⸗ tung an dasselbe zu stellen. Ein Seitenstück zu der beliebten „Reise des Kapitän Grant“ und der „Reise um die Erde in 80 Stunden“ bildet diese „Reise nach Central⸗Afrika“ eine seenisch illustrirte Reise⸗ beschreibung. Der Inhalt ist kurz der: ein Baron von Guöran, der eine E“ nach Afrika unternommen, ist in jenem unbe⸗ kannten Welttheil verschwunden. Seine junge Gattin unternimmt nun von drei kühnen Freunden begleitet, die beschwerliche Aufgabe, ihren Gatten aufzusuchen. Zu dieser Entdeckungsreis ist der Beschauer eingeladen. In einer Reihe überaus anziehender Bilder werden wir durch die farbenreichsten, interessantesten Landschaften und Gegenden Afrikas geführt. Den Glanzpunkt bildet das fünfte Bild, in dem wir eine ganze Karawane mit ihrem vollständigen Apparat von eingeborenen Menschen und Thieren, Giraffen, Dromedaren, Ma eseln, Pferden, Hunden ꝛc. in ihren originellen Aufzügen und in den buntesten, malerischsten Gruppirungen zu sehen bekommen. Drei sehr geschmackvoll von Hrn. Balletmeister Brus komponirte Ballets „Tanz der Sudanerinnen“, „Die afrikanischen Bacchanalien“ und „Das Fest der schwarzen Venus“, in denen sich eine graziöse, kunstfertige Solotänzerin, Mlle. Céline Rozier, sehr vortheilhaft einführte, sind an geeigneten Stellen eingefügt und bieten eine angenehme Abwech⸗ selung. Für eine sichere Orientirung auf der gefahrvollen, durch die unbekanntesten Gebiete führenden Reise sorgt eine vortrefflich ergestellte, anschauliche Karte von Afrika, welche auf dem Vorhange abgebildet ist. Das vollständig besetzte Haus spendete den gebotenen, überraschenden Sehenswürdigkeiten seine volle Anerkennung durch wiederholte leb⸗ hafte Beifallszeichen und rief Hrn. Direktor Hahn, der sich nicht nur durch die sehr gelungene Inscenirung des Stückes, sondern auch durch die treffliche Darstellung der männlichen Hauptrolle (Henri von Morin) das wesentlichste Verdienst um den günstigen Erfolg erworben hatte, mehrere Male auf die Bühne. Neben Hrn. Hahn hier noch als an dem Gelingen des Ganzen hervorragend be⸗ theiligt genannt sein: die Damen Kühle und Gauger, welche die beiden weiblichen Hauptrollen recht wirksam spielten, und Hr. Junker, welchem die bedeutendste Rolle nächst der des Hen. Hahn zugefallen war, sowie die HH. Lütkemeyer und Hinze, welche die schönen Deko⸗ rationen gemalt haben, Hr. Maschinenmeister Geisler wegen der Maschinerien, Hr. Krämer, der das elektrische Licht besorgte, Hr. Ober⸗ Garderobier Happel, unter dessen Leitung die Kostüme hergestellt wurden, und Hr. Raida, der die ansprechende Musik komponirte.