1880 / 58 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Mar 1880 18:00:01 GMT) scan diff

10) Ingenieur Schotte: Landwirthschaftliche Maschinenkunde mit Zugrundelegung der 2. e der Maschinenmechanik: Mitt⸗ wochs von 4—6 Uhr publice. Lehrsaal im Institut. Anmel⸗ dungen in der Instituts⸗Quästur. 1

11) Post⸗Baurath Tuckermann: Praktische Uebungen im

eeldmessen und Nivelliren, Kartiren und Berechnen von Flächen mit inweisung auf Drainagen und Berieselungen: Sonnabends von

4 7 Uhr publice. Lehrsaal im Institute. Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur.

12) Dr. Scheibler: Chemie und Technologie der Rübenzucker⸗ Fabrikation mit besonderer Berücksichtigung der analytischen Unter⸗ suchungs⸗Methoden: Montags und Mittwochs von 12 2 Uhr

Pensnin. Lehrsaal im Institut. Anmeldungen in der Instituts⸗ uästur.

13) Garteninspektor Bouchs: Ueber Gartenbau, unter beson⸗ derer Berücksichtigung des Gemüse⸗ und Obstbaues, der Gehölzzucht, der Parkanlagen, der Konstruktion von Gewächshäusern: Montags von 5— 7 Uhr publice. Lehrsaal im botanischen Garten. An⸗ meldungen in der Instituts⸗Quästur.

14) Dr. Wittmack: a. Ueber Früchte und Samen, mit beson⸗ derer Rücksicht auf deren Verfälschungen: Montags und Donnerstags von 6—7 Uhr publice. b. Botanische Exkursionen: Sonnabends Nachmittags I c. Landwirthschaftliche Botanik: Montags von 8—9 Uhr, Mittwochs von 9— 10 Uhr, Sonnabends von 8 bis 10 Uhr privatim. Lehrsaal im Lehrinstitut. Anmeldungen in der Universitäts⸗Quästur. .

15) Kammergerichts⸗Rath Keyßner: Reichs⸗ und Preußisches Recht mit besonderer Rücksicht auf die für den Landwirth wichtigen Rechtsverhältnisse: Donnerstags von 12 2 Uhr publice. Lehr⸗ saal im Institut. Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur.

16) Ober⸗Roßarzt Küttner: Hufbeschlagslehre, verbunden mit Demonstrationen und praktischen Uebungen: Mittwochs von 8—9 Uhr 8 . Lehrsaal im Institut. Anmeldungen in der Instituts⸗

uästur.

17) Dr. Lehmann: Landwirthschaftliche Fütterungslehre: Mon⸗

tags von 4—5 Uhr, Dienstags von 1—2 Uhr publice. Lehrsaal im Institut. Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur.

18) Oekonomie⸗Rath Dr. Freiherr von Canstein: Düngerlehre: Sonnabends von 1— 3 Uhr publice. Lehrsaal im Institut. Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur.

19) Dr. von Kauf mann: a. Tagesfragen aus dem Gebiet der

Finanzwissenschaft, 2stündig. b. Volkswirthschaftspolitik, 5 stündig. Beide Vorlesungen an noch näher zu bestimmenden Stunden, für die Studirenden des Instituts publice. Lehrsaal im Universitäts⸗ gebäude. Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur.

8 20) Dr. Zopf: Ueber parasitische Pilze mit besonderer Rücksicht

auf die Krankheiten der Kulturgewächse: 1 stündig an einem noch näher zu bestimmenden Tage publice. Lehrsaal im Institut.

Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur.

21) Oberförster Krieger: Forstwirthschaft: Montags und Frei⸗ tags von 10 12 Uhr publice. Lehrsaal im Institut. An⸗ meldungen in der Instituts⸗Quästur. 22) Dr. Delbrück: Fortschritte der Spiritus⸗ und Preßhefen⸗ Fabrikation: 1 stündig, zu noch näher zu bestimmender Stunde

Publice. Lehrsaal im Institut. Anmeldungen in der Instituts⸗ Quästur.

Hiernach sind die Vorträge in folgender Reihe⸗ folge geordnet:

Sonn⸗

; Donners⸗ Mittwoch e;

Montag Dienstag tag Freitag

Wittmack Kny Küttner Kny Kny Wittmack

Eichhorn

3 Eichborn 1 Wittmack Orth

Orth Wittmach

Orth Orth

Groß⸗ mann Krieger

Eichhorn Krieger

Orth

Krieger Orth

Eichhorn Orth Eichhorn

Cichhorn Eichhorn Cichborn Cichhorn Eichhorn

Scheibler Held (Scheibler Keyßner Held

v. Can⸗

Scheibler Lehmann stein

Scheibler Keyßner: dHeld

Orth Kny

Orth Kny Hartmann

Kny Lehmann Hartmann

v. Can⸗

Orth stein

Orth Hart⸗ mann

art⸗ mann

Held Müller

Kny

Tucker⸗ mann

Held Tucker⸗ mann

Held Tucker⸗ mann

Kny

Schotte Kny

Held Bouché

Müller Schotte

Bouchs Diecker⸗ Diecker⸗ Dieger. Groß⸗ Tucker⸗ Wittmack hoff hoff Wittmack mann mann

Außer diesen, für die der Landwirthschaft beflissenen Studiren⸗ den besonders eingerichteten Vorlesungen stehen die sämmtlichen Vor⸗ lesungen der Thierarzneischule den Studirenden des landwirthschaft⸗ lichen Lehr⸗Instituts offen und finden an der Universität noch meh⸗ rere Vorlesungen statt, welche für angehende Landwirthe von näherem Interesse sind und zu welchen der Zutritt denselben freisteht, oder . och leicht verschafft werden kann. Von den Vorlesungen an der Universität sind besonders hervorzuheben: Physik, Geologie, Mineralogie, Zoologie. Den Studirenden ist Gelegenheit gegeben, an den praktischen Uebungen im Vereins⸗Laboratorium und an den Exkursionen zur Versuchsbrennerei des Vereins der Spiritus⸗ Fabrikanten in Deutschland Theil zu nehmen. Meldungen hierzu

ei Dr. Delbrück im Institutsgebäude. Desgleichen wird den

Studirenden die Theilnahme an den Arbeiten im Laboratorium des

Vereins der deutschen Zuckerfabrikanten ermöglicht werden. Meldun⸗ en hierzu beim Geheimen Regierungs⸗Rath Landolt im Insti⸗

tutsgebäude. 1

Das Sommer⸗Semester beginnt gleichzeitig mit dem Sommer⸗

Semester an der Königlichen Universität am 21. April 1880. Mel⸗

dungen wegen der Aufnahme in das Institut werden im Bureau des nstituts, Invalidenstraße 47, entgegengenommen.

Die bisherige Bibliothek des Königlichen Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten geht zum größten Theil an das Institut über und wird in dem neuen Institutsgebäude aufge⸗

stellt. In Verbindung mit derselben steht das Lesezimmer, welches

benfalls in dem neuen Institut eingerichtet wird. Ueber die Be⸗ nutzung beider Institute wird nähere Bekanntmachung vorbehalten.

Die Instituts⸗Quästur befindet sich im Central⸗Bureau des öniglichen Mintsteriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, eipisger Platz Nr. 7, und ist von 10—1 Uhr geöffnet.

Von derselben werden fortan erhoben: a. an Einschreibegebühren 6 pro Semester; b. an Auditoriengebühren 50 pro Vorlesung und Semester; c. Gebühr für Ausfertigung eines Studienzeugnisses 3 Das Kuratorium.

Groß⸗

Müller 1,be

6—7

Nichtamtliches. Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. März. Se. Maäjestät der Kaiser und König empfingen gestern den Präsidenten des gemeinschaftlichen Ober⸗Landesgerichts der thüringischen Staaten, Großherzoglich sächsischen Wirklichen Geheimen Rath Dr. Frei⸗ herrn von und zu Egloffstein aus Jena und konferirten darauf 88 dem Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten von Putt⸗ amer.

Heute nahmen Se. Majestät militärische Meldungen ent⸗ gegen und arbeiteten mit dem Chef des Civilkabinets, Wirk⸗ lichen Geheimen Rath von Wilmowski.

Beide Kaiserliche Majestäten erschienen vorgestern Abend auf der Soirée des Grafen und der Gräfin zu Stol⸗ berg⸗Wernigerode.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Gottesdienste in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals und demnächst einer musikalischen Aufführung im Ministerium des Königlichen Hauses bei.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm dinirte gestern bei Ihren Majestäten.

Ihre Majestät die Kaiserin besuchte heute die 14. Volks⸗ küche in der Pallisadenstraße.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse desselben für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Rechnungswesen und für Elsaß⸗Lothringen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen, der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen und der Ausschuß für Justizwesen hielten am Sonnabend Sitzungen.

Der Schlußbericht über die I“ Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (15.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staats⸗Minister von Kameke und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß die Kommission zur Vorberathung der Gesetzentwürfe, betreffend das Faust⸗ pfandrecht für Pfandbriefe und ähnliche Schuldverschrei⸗ bungen, und betreffend das Pfandrecht an Eisenbahnen und die Zwangsvollstreckung, sich konstituirt habe. Sodann setzte das Haus die zweite Berathung des Etats pro 1880/81 und zwar mit dem Etat des Reichsheeres fort. Bei Kap. 35 (Militärerziehungs⸗ und Bildungswesen) richtete der Abg. Rickert an den Kriegs⸗Minister die Frage, ob in den Militärbildungsanstalten von Ostern ab die vom preußischen Kultus⸗Ministerium angeordnete deutsche Orthographie zur Ein⸗ führung kommen werde. Der Staats⸗Minster von Kameke erwiderte, daß er seinerseits eine derartige Verfügung nicht getroffen habe, weil weder Reichsregierung noch Bundesrath eine diesbezügliche Entschließung gefaßt hätten. Der Abg. Dr. Löwe (Bochum) betonte die Nothwendigkeit, aus dem Chaos der willkürlichen Orthographie herauszukommen; man müsse jeden Schritt dazu mit Freuden begrüßen und dürfe ihn nicht zurückthun. Der Abg. Richter (Hagen) wies hagegen auf die Verwirrung hin, welche auch in dieser unter⸗ geordneten Angelegenheit in den obersten Reichsinstan⸗ zen herrsche. Der Staats⸗Minister von Stosch habe die Puttkamersche Orthographie in seinem Ressort zur Anwendung gebracht während ein Reskript des Reichskanzlers dies den Reichsbehörden bei steigenden Geldstrafen verbiete. Der Abg. Frhr. von Rordeck ur Rabenau bezweifelte, daß die Reglementirung der deut⸗ schen Lrhegtapbe zur Kompetenz des Reiches gehöre. Er werde bei der alten Orthographie bleiben, da die neue nicht aus dem Geiste des Volkes hervorgegangen sei. Der Abg. Frhr. von Minnigerode tadelte, daß diese Frage beim Militär⸗Etat debattirt werde; die Nationalliberalen dürften sich über solche Neuerungen nicht beklagen, sie seien rerum novarum cupidi. Letzteres be⸗ stritt in Betreff dieser Materie der Abg. Dr. Stephani, der sein tiefstes Bedauern darüber aussprach, daß die historisch ge⸗ wordene deutsche Orthographie so von einzelstaatlichen Ministern reglementirt sei. Dadurch würde eine große Menge buchhändlerisches Kapital vernichtet. Der Abg Dr. Völk glaubte, daß aus diesem und aus pädagogischen Gründen eine einheitliche deutsche Rechtschreibung angestrebt werden müsse. Der Kriegs⸗Minister von Kameke bestritt die Behaup⸗ tung des Abg. Richter, daß in dem Marineverordnungsblatt die neue preußische Schreibweise befolgt werde. Nach einigen Bemerkungen der Abgg. Rickert, Dr. Völk, Ruppert, Richter (Hagen) und Graf von Frankenberg wurde Kap. 35 unverän⸗ dert bewilligt.

Bei den Einmaligen Ausgaben Kap. 5 wurden Tit. 4, 5 und 9 dem Antrage der Budgetkommission gemäß ge⸗ strichen, dagegen wurde entgegen dem Antrage dieser Kom⸗ mission Tit. 10 (äußere Fertigstellung des Generalstabsgebäu⸗ des zu Berlin) auf Befürworten der Abgg. Stumm, von Benda, Rickert und von Puttkamer (Lübben) mit 198 000 unver⸗ ändert bewilligt. Tit. 12 (Dienstgebäude für den Divisions⸗ Commandeur in Bromberg 159 000 ℳ) wurde nach dem Antrage der Budgetkommission gestrichen, ebenso Tit. 14 (Artilleriekaserne in Colberg, 1. Rate 5000 Tit. 23 (Infanteriekaserne in Liegnitz, 1. Rate 100 000. 49 wurde auf 50 000 herabgesetzt. Tit. 25 (Kaserne V. in Neisse, letzte Rate, 222 417 ℳ) wurde auf 150 000 er⸗ mäßigt, ebenso Tit. 51 (Verlegung der Kriegsschule in Erfurt 1122 von 135 000 auf 15 000 (Schluß des attes.

Der sechste Brandenburgische Provinzial⸗ Landtag ist am 7. d. M. durch den Staats⸗Minister, Ober⸗ Präsidenten Dr. Achenbach mit folgender Ansprache eröffnet

worden: Hochgeehrte Herren!

Indem ich Sie bei dem Wiederbeginn Ihrer Verhandlungen herzlich willkommen heiße, habe ich zugleich an dieser Stelle dem schmerzlichen Bedauern Ausdruck zu geben, daß auch in dem vergan⸗ genen Jahre die Provinzialvertretung von schweren Verlusten nicht verschont geblieben ist.

„Miit Befriedigung werden Sie vernehmen, daß Ihre vorig⸗ jährigen Beschlüsse, insoweit dieselben einer staatlichen Bestäti⸗ gung nach dem Gesetze bedurften, letztere erhalten haben. Dies gilt insbesondere von dem Reglement für die Land⸗Irren⸗ anstalten des Provinzialverbandes, sowie von dem Reglement

Dr. Thiel. Dr. Olshausen.

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nahme eines Theiles der Geschäfte des Kommunal⸗Landtages der

Neumark auf die Organe des Provinzialverbandes getroffenen Uebereinkommen ist die nachgesuchte Allerhöchste Genehmigung ebenfalls ertheilt worden. Von den beiden, durch Ihre vorigjähri⸗ gen Beschlüsse unterstützten Eisenbahnunternehmungen hat die Bahn von Neu⸗Ruppin nach Paulinenaue bereits wesentlich gefördert werden können, während rücksichtlich der von Cüstrin über Soldin nach Stargard profektirten Schienenverbindung in Folge der vom Land⸗ tage der Monarchie beschlossenen namhaften staatlichen Betheiligung sich nunmehr erwarten läßt, daß das auch für unsere Provinz so be⸗ deutungsvolle Unternehmen in seiner Ausführung gesichert ist.

Bei Gelegenheit ““ der goldenen Hochzeit Ihrer Kaiser⸗ lichen und Königlichen Majestäten ist es den Vertretern unserer gestattet gewesen, den Gefühlen unverbrüchlichster Treue

usdruck zu geben, welche die Herzen aller Brandenburger durch⸗ dringen. Zugleich haben Ihre Majestäten die Mittheilung huldreichst entgegen zu nehmen geruhet, daß Sie zur Feier jenes Tages einen Betrag bis zu 250 000 zur Begründung einer Provinzial⸗Taub⸗ stummen⸗Anstalt gewidmet haben. Nachdem in der Zwischenzeit der Provinzialausschuß alle vorbereitenden Geschäfte zum Abschluß ge⸗ führt hat, wird Ihnen in der diesmaligen Session die sicherlich er⸗ wünschte Veranlassung geboten werden, diese wichtige Anstalt und zwar in der Stadt Wriezen in nächster Zeit ins Leben zu rufen.

Wie in der vorigen Session bildet auch diesmal der Etat der Provinzialverwaltung den wichtigsten und umfangreich⸗ sten Gegenstand Ihrer Berathungen. Sie werden bei Fest⸗ stellung desselben Entscheidung über manche wichtige Einzel⸗ fragen zu treffen haben. Zu diesen gehört die in Aussicht genommene Errichtung einer Wiesenbauschule in Verbindung mit der in der Stadt Dahme bestehenden Ackerbau⸗ und Landwirth⸗ schaftsschule. Es erscheint erfreulich, daß trotz erheblicher Ausgaben für Bauten die Finanzlage der Provinz gestattet, Ihnen eine Ermä⸗ ßigung der Provinzialsteuer für Landarmenzwecke von 7 auf 6 Prozent der Staatssteuern vorzuschlagen. Im Zusammenhange mit Ihren vorigjährigen Beschlüssen wegen Uebernahme der Verwaltung des Neumärkischen Städte⸗Unterstützungsfonds wird Ihnen der Ent⸗ wurf eines Statutes zur Beschlußnahme vorgelegt werden. Ingleichen ist der Entwurf eines Nachtrages zu dem revidirten Reglement der Städte⸗Feuersozietät, sowie der Entwurf zu einer Ergänzung des Reglements für den Neumärkischen Meliorationsfonds für Ihre Be⸗ rathungen vorbereitet.

Die Frage wegen Verhinderung einer zunehmenden Zerstückelung der Landgüter hat insbesondere in letzter Zeit die öffentliche Mei⸗ nung vielfach beschäftigt und bekanntlich auch zu Beschlüssen des Hauses der Abgeordneten geführt. Auf Anregung der Königlichen Staatsregierung werden Sie um eine Aeußerung darüber ersucht werden, ob speziell für unsere Provinz sich ein Bedürfniß heraus⸗ gestellt hat, die Erbfolge in Bauernguͤter behufs Verhinderung der Theilung derselben einer anderweitigen gesetzlichen Regelung zu un⸗ terwerfen.

Mieeine hochgeehrten Herren, diese und andere wichtige Angelegen⸗ heiten werden Sie in der gegenwärtigen Session zu erledigen haben.

Mögen Ihre Beschlüsse unter Gottes Hülfe zum Segen der von Ihnen vertretenen Provinz gereichen. Mögen dieselben auch aufs Neue Zeugniß von dem Geiste der Eintracht ablegen, welcher in un⸗ getrübtester Weise bisher zwischen den Organen der Staatsverwal⸗ tung und der Provinz bestanden und beide angefeuert hat, nach

besten Kräften den Interessen des Landes gemeinsam zu dienen.

Kraft der mir ertheilten Ermächtigung erkläre ich die Sitzungen des Provinzial⸗Landtages für eröffnet.

Zum ist auch diesmal wieder der Staats⸗ Minister a. D. Freiherr von Manteuffel, zu seinem Stellver⸗ treter der Bürgermeister Hammer aus Brandenburg durch Acclamation gewählt worden.

Vor dem Beginne der Verhandlungen, welche sich auf die Regelung von Geschäftsordnungs⸗Angelegenheiten beschränkte, ergriff der Vorsitzende das Wort zu einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung dreimal begeistert einstimmte.

Der preußische Amtsvorsteher ist, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 23. Dezember 1879, eine Behörde im Sinne des §. 164 des Straf⸗ gesetzbuchs, bei welcher Anzeigen strafbarer Handlungen ge⸗ macht werden können, und die wissentlich falsche Anzeige einer Strafthat bei einem Amtsvorsteher ist als falsche Anschul⸗ digung aus §. 164 des Str. G. B. zu bestrafen.

Der General⸗Lieutenant Freiherr von Willisen, Commandeur der 28. Division, ist mit Urlaub von Karlsruhe hier eingetroffen.

Bayern. München, 5. März. (Allg. Ztg.) Das heute erschienene „Gesetzblatt“ Nr. 14 publizirt folgende vier vom 28. v. M. datirte Gesetze: die Ergänzung des Polizei⸗ strafgesetzbuches für Bayern betreffend, die beiden Kredit⸗ forderungen für die Armee betreffenden Gesetze, sowie jenes in Betreff der Abänderung des Art. 9 des pfälzischen Notariats⸗ gesetzes vom 25. Ventose XI.

Sachsen. Dresden, 6. März. (Dr. J.) Beide Kammern hielten heute Sitzungen. Die Erste Kammer trat den Beschlüssen der Zweiten Kammer bezüglich des König⸗ lichen Dekrets, die Ergebnisse der bei der Altersrentenbank für den Schluß des Jahres 1878 aufgenommenen Inventur und den Rechenschaftsbericht der Landes⸗Immobiliarbrandversiche⸗ rungsanstalt auf die Jahre 1877 und 1878 betreffend, bei. Die Benutzung des Kammerguts Kalkreuth zur Anlegung einer Fohlenaufzuchtanstalt wurde mit 20 gegen 16 Stimmen abgelehnt. In der anderweiten Schlußberathung über den Gesetzentwurf, die Abänderung einer Bestimmung der revidirten Städteordnung betreffend, blieb die Kammer bezüglich der wesentlichsten zwischen beiden Kammern vorhan⸗ denen Differenz bei ihrem Beschlusse bestehen, indem sie an der kommunalen Besteuerung der Wanderlager mittelst eines gleichmäßigen festen Steuersatzes festhielt, während sie in Punkten den Beschluͤssen der jenseitigen Kammer eitrat.

Die Zweite Kammer wählte zu wirklichen und stell⸗ vertretenden Mitgliedern des Staatsgerichtshofes die von ihr beim vorigen Landtage mit diesem Mandate Betrauten wieder und überwies einige, das Friedensrichterinstitut betreffende Anträge der Abgg. Lehmann und Oehmichen auf Antrag der Gesetzgebungsdeputation der Staatsregierung theils zur Be⸗ rücksichtigung, theils zur Erwägung. Nach Erledigung einiger Petitionen genehmigte die Kammer das Finanzgesetz für die Jahre 1880 und 1881, nach welchem der Staatshaushalts⸗Etat im Ordinarium mit 63 759 587 für jedes der beiden Jahre, im Extraordinarium mit 1 091 200 für beide Jahre zusam⸗ men in Einnahmen und Ausgaben abschließt.

Württemberg. Stuttgart, 6. März. Heute wurde im ganzen Lande das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs in herkömmlicher Weise gefeiert. Aus Anlaß dieser Feier hat Se. Majestät einer größeren Anzahl Strafgefangener, insbesondere solchen, welche während einer geraumen Zeit sich durch Wohlverhalten in der Strafanstalt ausgezeichnet hatten, den Rest ihrer Strafe ganz oder zum größeren Theil in Gnaden erlassen.

Baden. Karlsruhe, 6. März.

wegen Unterbringung verwahrloster Kinder. Dem wegen Ueber⸗

Se. Königh. Hoheit

der Erbgroßherzog hat heute nach Schluß der Vorlesun⸗

gen Freiburg verlassen und ist zu längerem Aufenthalte hier

eingetroffen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 6. März. (Els.⸗

Lothr. Ztg.) Auf der Tagesordnung der 26. Sitzung des Landesausschusses vom 4. d. M. stand die zweite Lesung des Etats der Forstverwaltung. Vor Eintritt in die Berathung

der einzelnen

Kapitel wurden folgende von der Kommission

beantragte Resolutionen von der Versammlung angenommen:

rathende Kommission ins Leben rufen,

sie möge in jedem Kreise eine be⸗ die aus kompetenten Mit⸗ gliedern zusammengesetzt wird, die außerhalb der Verwaltung gewählt

„Die Regierung zu ersuchen,

werden und deren Befugnisse sich darauf beschränken würden, der zu⸗

ständigen Behörde die zu ihr gelangten Forderungen und Klagen zu

überweisen und zwischen den Gemeinden und der Forstoerwaltung in streitigen Fällen zu vermittela u. s. w.“ Ferner: „Die Kommission drückt den Wunsch aus, die Verwaltung möge bezüglich der Ver⸗ abfolgung der Nebennutzungen zu einem besseren System übergehen.“ Der Staatssekretär Herzogführte die gegen die Forstbeamten erhobenen allgemeinen Klagen zum größten Theile auf den Umstand zuruͤck, daß die deutsche Forstverwaltung gegenüber den frühern Zuständen allerdings wesentliche Aenderungen habe eintreten lassen, und daß dadurch auch die Stellung der Beamten eine andere geworden sei. Die Bevölkerung sehe Vieles als Uebergriff der Beamten an, was lediglich Aus⸗ führung ihrer Pflicht sei. Wohl sei manchmal mit Rücksicht auf die lokalen Verhältnisse ungleich verfahren worden, aber diese Vorwürfe bezögen sich hauptsächlich auf die Verwaltung der Gemeindeforsten. Die Forstverwaltung sei von dem ernst⸗ lichen Willen beseelt, die Mißstände zu beseitigen, wo sie sich zeigten, und die Regierung hoffe, im Einvernehmen mit der Vertretung des Landes allseitig zufriedenstellende Maßnahmen treffen zu können. Die einzelnen Titel des Etats wurden ohne erhebliche Reduktionen genehmigt. Auf eine bei dieser Gelegenheit vor⸗ gebrachte Anfrage des Mitgliedes Klee erwiderte der Landforst⸗ meister Mayer: die Erfahrung habe gezeigt, daß der Holz⸗ verkauf auf dem Stamme weniger vortheilhaft sei als in aufgearbeitetem Zustande. Der 16⸗ bis 18jährige Umtrieb der Eichenschläge werde vorzugsweise in den Staatswaldungen mit Rücksicht auf die Gewinnung der sogenannten Spiegel⸗ rinde angewendet, der 30⸗ bis d6fährige in den Gemeinde⸗ forsten hauptsächlich um Material zu Rebpfählen und sonsti⸗ gen kleineren Nutzhölzern zu haben. Der Unter⸗Staatssekretär Mayr erklärte, daß die Regierung dem von dem Mitgliede Grad angeregten Gedanken der Aufforstung der sogenannten Oedländereien sympathisch gegenüberstehe; da aber diese Flächen sich nicht im Besitze des Staats, sondern in demjenigen der Gemeinden und Privaten befänden, so sei die Regierung zur Zeit nicht in der Lage, anders als anregend zu wirken, was

auch mit Erfolg geschehe.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 5. März. Das heutige

„Fremdenblatt“ veröffentlicht ein Kommuniqus, welches mit ge⸗

ringer Zuversicht von den neuen Instruktionen spricht, welche der serbische Bevollmächtigte Maric mitgebracht hat, da in Belgrad namentlich bindende Verpflichtungen bezüglich der Frachtsätze perhorreszirt würden. Finde es die serbische Re⸗ gierung mit der Souveränetät des Fürstenthums nicht verein⸗ bar, die Serbien durchziehende Eisenbahn zu einer inter⸗ nationalen Verkehrsstraße zu gestalten, dann müsse eine direkte Verbindung unserer Monarchie mit dem Oriente auf einem nderen Wege gesucht werden. Baron Haymerle würde dann

icht zögern, die für uns verfügbaren wirthschaftlichen Pressions⸗

mittel anzuwenden. Pest, 4. März. Der Justizausschuß hat den Dar⸗ ay'schen Antrag auf Verweisung der durch die Presse begangenen Ehrenbeleidigungen an die ordentlichen Richter, statt wie bisher an die Schwurgerichte, einhellig ab⸗ gelehnt. Die Berichte aus den inundirten Gegen⸗ en lauten wesentlich beruhigender. Die Steuereingänge

m Februar waren besser als im gleichen Monate des Vor⸗

(W. T. B.) In seiner bereits signali⸗ geordnetenhause hob der Minister⸗ räsident Tisza bezüglich der Verwaltungsfrage hervor,

daß bloße Schlagwörter noch kein Programm bildeten und

Siegelbewahrer Justiz⸗Minister Cazot hat dem Minister⸗

daß insbesondere die Reformpläne des Abg. Szilayi eine ver⸗ derbliche Verwirrung der staatlichen mit der kommunalen Verwal⸗ tung hervorrufen würden. Was die Qualifikation der Beamten und die Verstaatlichung der Polizei betreffe, so seien diese der Gegenstand der ernstesten Berathungen im Ministerium des Innern; noch in diesem Sommer solle eine Enquete ein⸗ berufen werden. Der Ministerpräsident sprach schließlich gegen⸗ über dem Vorwurfe, daß die Nation kein Vertrauen zu der jetzigen Regierung habe, die Ueberzeugung aus, daß das Land den Männern der Opposition gewiß kein Vertrauen entgegen⸗ bringen würde. Die Rede des Ministerpräsidenten fand, wie schon gemeldet, den lebhaftesten Beifall der Rechten und wur⸗ den die Mißtrauensanträge Apponyi's und Symonyi's abge⸗ lehnt und das Budget nach dem Berichte des Finanzausschusses als Basis der Spezialdebatte angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 7. März. (W. T. B.) Der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern, Bourke, empfing eine wegen des englisch⸗französischen Handels⸗ vertrags an ihn entsendete Deputation der Handels⸗ kammer von Manchester und erklärte bei dieser Gelegenheit, daß nach vorliegenden Anzeichen sich viele Zölle künftig nicht so günstig wie estalten würden. Die englische Regierung setze übrigens ihre Bemühungen sort, um Frankreich für ihre Ansichten zu gewinnen.

Frankreich. Paris, 6. März. (W. T. B.) Der conseil den in der Angelegenheit des verhafteten russischen Unterthanen Hartmann verfaßten Bericht heute Vormit⸗ tag vorgetragen. Der Bericht beantragt die Nichtauslieferung Hartmanns, weil die Identität der Person und die Schuld Hartmanns nicht genügend dargethan seien. Der Antrag wurde vom Ministerrath angenommen und der bezügliche Be⸗ schluß sofort zur Kenntniß des russischen Botschafters gebracht.

6. März, Abends. (W. T. B.) Die Regierung hat Maß⸗ regeln zur Ausweisung des verhafteten russischen Unter⸗ thanen Hartmann getroffen. Derselbe wird voraussichtlich nach einem Hafen am Kanal La Manche gebracht, von wo er sich nach England einschiffen dürfte.

Der Senat wählte heute den General⸗Gouverneur von

weiteren Verlaufe der Sitzung wurde die Berathung des Ar⸗ tikels 7 des Gesetzentwurfs über den höheren Unterricht fortgesetzt. Der Unterrichts⸗Minister Ferry hob hervor, daß die Regierung Napoleons III. die Gesetze gegen die Jesuiten in Anwendung gebracht habe, und besprach einzeln die Unterrichtsbücher der Jesuiten, um zu beweisen, daß der Unterricht der Jesuiten ein Serderblicher und den In⸗ stitutionen des Landes feindlicher sei. Der Minister schloß seine Rede mit der Aufforderung, die Franssfche Jugend dem Einfluß der Verächter der modernen Gesellschaft zu entreißen. Jules Simon erklärte, er habe den Artikel 7 des Gesetzes be⸗ Uͤmpfen wollen, es handele sich aber jetzt darum, das Prinzip der Freiheit zu vertheidigen. Es sei die Frage, ob die Frei⸗ heit in Frankreich weiter herrschen werde oder nicht. Schließlich kündigte der Redner an, daß er am nächsten Montag noch⸗ mals in dieser Frage das Wort ergreifen werde. Die Sitzung wurde hiernach aufgehoben.

6. März, Abends. (W. T. B. Weitere Meldung.) Es heißt, daß der russische Unterthan Hartmann bereits heute Nachmittag nach Dieppe abgereist ist, um sich von dort noch heute Abend nach England einzuschiffen.

7. März. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ stellt die Meldungen mehrerer Journale über den Beschluß des Ministerkonseils, betreffend die Nichtauslieferung des russischen Unterthanen Hartmann, richtig und erklärt: Der bezügliche Beschluß sei mit Einstimmigkeit gefaßt worden. Unter den Ministern habe über den von ihnen zu befolgenden Weg überhaupt keinerlei Meinungsverschiedenheit bestanden. Ueber die angebliche Rathlosigkeit (perplexitée) des Ministeriums habe der Minister des Auswärtigen dem russischen Botschafter Fürsten Orloff keinerlei Erklärungen zu machen gehabt, da eine solche Rathlosigkeit niemals existirt habe. Die ganze An⸗ gelegenheit sei zwischen der französischen Regierung und dem russischen Botschafter in der korrektesten Weise erledigt worden.

8. März. (W. T. B.) Im Departement Dordogne sind an Stelle der verstorbenen Senatoren Magne und Dupont die Bonapartisten Fourtou und Bosredon zu Sena⸗ toren gewählt worden. Paul Granier de Cassagnac zeigt in einem von ihm veröffentlichten Briefe an, daß er wegen der Wahlumtriebe des Präfekten des Departements Gers zur Zeit der letzten Wahlen eine Interpellation an den Minister des Innern richten werde.

Spanien. Madrid, 5. März. (Ag. Hav.) Der Ma⸗ rine⸗Minister beantragt, die Seemacht Spaniens für 1880 auf 13 Fregatten, 7 Dampfschiffe, 9 Kanonenboote, 7 Kreuzer, 9 Transport⸗ und geringere Schiffe, sowie 5000 Matrosen und 4000 Marine⸗Infanteristen festzustellen.

Eine amtliche Depesche aus Cuba von gestern meldet die Unterdrückung der Insurrektion; es bleibt nur noch eine kleine Anzahl von auf dem Lande herumschweifenden Banden

übrig.

Italien. Rom, 6. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde von meh⸗ reren Deputirten das Verlangen gestellt, daß vor Allem das Budget des Ministeriums des Aeußeren auf die Tagesordnung gesetzt werde, damit sie die Regierung über die auswärtige Politik interpelliren könnten.

7. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat nach lebhafter Debatte beschlossen, sogleich nach Erledigung des auf der Tagesordnung stehenden Etats für die öffentlichen Arbeiten in die Berathung des Budgets des Auswärtigen ein⸗ zutreten. Sodann soll das Kriegsbudget berathen werden. Der Minister⸗Präsident Cairoli erklärte, daß die Regierung die schleunige Erledigung aller Budgets wünsche und nichts gegen eine sofortige Diskussion des Budgets des Auswärtigen einzu⸗ wenden habe.

Anläßlich des gestrigen Jahrestages des Todes Thomas von Aquino's sand bei dem Papst eine feier⸗ liche Audienz statt. Ungefähr 3000 Personen waren bei dem Empfang zugegen, darunter mehrere Kardinäle. Der Papst hielt eine Ansprache, in welcher er nachzuweisen suchte, daß die Philosophie Aquino's heute den Anker für die in ihren Grundlagen erschütterte Gesellschaft bilde und der Ein⸗ heit der Kirche förderlich sei.

Türkei. Konstantinopel, 4. März. (Pol. Corr.) Die Abreise Husni Paschas aus Serajewo, welcher seine Mission daselbst vollständig erfüllt hat, steht bevor. Zugleich wird versichert, daß die Verhandlungen zwischen Oesterreich⸗Ungarn und der Pforte über gemeinsam zu ergreifende Maßregeln zum Zwecke der Aufrecht⸗ erhaltung der Ordnung im Lim⸗Gebiete einen guten Fortgang nehmen und daß einige hierauf abzielende Anordnungen der türkischen Regierung bereits getroffen worden seien, andere unmittelbar bevorstehen. Der Ministerrath beräth täglich über das neue Budget. Man hofft, das vor⸗ handene Defizit durch eine Steigerung der Einnahmen und namhafte bereits vorgeschlagene Verminderungen der Aus⸗ gaben decken zu können. So versichert man, der Gehalt des Premier⸗Ministers werde auf 30 000, der der anderen Minister auf 15 000 oder 20 000 Piaster monatlich herabgesetzt werden.

6. März. (W. T. B.) Der britische Botschafter Layard hat der Pforte mittelst Note angezeigt, daß die Signatarmächte des Berliner Vertrages die Nieder⸗ setzung einer internationalen Kommission be⸗ schlossen hätten, welche die Aufgabe haben würde, die zwi⸗ schen der Türkei und Griechenland schwebenden Differenzen auf Grundlage des XIII. Protokolls des Ber⸗ liner Vertrages beizulegen. Die Entscheidung der Kommission würde nach Stimmenmehrheit getroffen werden und das Re⸗ sultat ihrer Berathungen bezüglich der Feststellung der neuen türkisch⸗griechischen Grenzlinie der Türkei wie Griechenland in einer Kollektivnote der Mächte mitgetheilt werden. 1

Der griechische Gesandte, Conduriotis, hat amtlich erklärt, daß seine Regierung die in der letzten Note Savas Paschas aufgestellte Basis für die Unterhandlungen als im Widerspruch mit dem XIII. Berliner Protokoll stehend für unannehmbar hact⸗ und es ablehne, die Unterhandlungen wieder aufzunehmen.

Der Generalgouverneur von Ostrumelien, Aleko Pascha, at sich nach dem Distrikte Kerdjeli begeben, um eine Unter⸗ vS. wegen dort stattgehabter Unruhen einzuleiten.

Aleko Pascha wird in Hermanly mit Reuf Pascha zusammen⸗ 8 und werden beide gemeinsame Maßregeln zur Wieder⸗ herstellung der Ordnung vereinbaren.

(W. T. B.) Der

Rumänien. Bukarest, 7. März. (T 1 Minister⸗Präsident Bratiano wird sich in den nächsten Tagen in der Angelegenheit der Retrozession der rumä⸗

Serbien. Belgrad, 2. März (Pol. Corr.) Serbdier in diesem Jahre allem Anscheine nach mehrer Skupschtina⸗Sessionen haben. Zuerst käme eine außer⸗ ordentliche Session der ordentlichen Skupschtina, um für den Fall des günstigen Ausganges der jetzigen Verhandlungen von Wien die Eisenbahnkonvention mit Oesterreich⸗Ungarn zu bestätigen. Dann käme eine große Skupschtina (Konstituante), um die Gleichberechtigung aller Konfessionen, eigentlich de

Juden, zu proklamiren. Uebrigens dürfte diese Frage dur den mit England abgeschlossenen Handelsvertrag auch sonst ihrer Lösung bedeutend näher gerückt werden, denn da nach den Bestimmungen dieses Vertrages die englischen Unterthane in Serbien von der Militärpflicht befreit sind, sonst aber all Rechte der serbischen Unterthanen genießen, so dürften nicht wenige serbische Juden um die englische Staatsbürgerschaft ansuchen. Schließlich wird im September die ordentliche 8E zur regelmäßigen jährlichen Session zusa reten.

RNußland und Polen. St. Petersburg, 5. März. (St. Pet. Ztg.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht heute folgende Mittheilung:

Wie bekannt, wurde am 20. Februar ein Anschlag auf das Leben des Obersten Chefs der Obersten Anordnenden Kommission, General⸗ Adjutanten Grafen Michail Tarielowitsch Loris⸗Melikoff ausgeführt. Angesichts der zweifellosen Thatsächlichkeit des verbrecherischen Ereig⸗ nisses und der Ergreifung des Verbrechers wurde sofort zu dessen Vernehmung geschritten, sowie zur Führung der Voruntersuchung durch den Untersuchungsrichter in Gegenwart des stellvertretenden Prokurators des St. Petersburger Appellhofes. An demselben Tage Abends war die Uatersuchung beendigt und wurde der Verbrecher, welcher sich als Hippolyt Ossipow Mlodezki, Kleinbürger der Stadt Sfluzk, Gouvernement Minsk, erwies, dem Militärgericht übergeben, auf genauer Grundlage des Allerhöchsten Besehls an den Dirigirenden Senat vom 9. August 1878. 1 Das St. Petersburger Militärbezirksgericht eröffnete seine Sitzung am 21. Februar um 10 ½ Uhr Morgens. In seinen vor Gericht abgegebenen Erklärungen steute der Angeklagte nicht in Ab rede, daß er auf den General⸗Adjutanten Grafen Loris⸗Melikoff in der Absicht geschossen habe, diesem das Leben zu nehmen. Nach An⸗ hörung der Reden des Militär⸗Prokurators und des dem Angeklagten beigegebenen Vertheidigers proklamirte das Gericht um 1 Uhr Nach⸗ mittags das Urtheil, welches gegen Mlodezki auf Todesstrafe durch den Strang lautet. 1 8

Dies in vorschriftsmäßiger Weise bestätigte Urtheil wird heute um 11 Uhr Morgens auf dem Ssemionowschen Platze zur Ausfüh⸗ rung gebracht.

7. März. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht einen Allerhöchsten Erlaß an den Groß⸗ fürsten Konstantin, in welchem der der russischen Flotte erwiesenen Dienstleistungen Sr. Kaiserlichen Hoheit aufs An⸗ erkennungsvollste gedacht wird.

Amerika. Washington, 7. März. (W. T. B.) Die Spezialkommission des Repräsentantenhauses, welche mit der Prüfung des Entwurfs, betreffend den Bau eines interozeanischen Kanals durch die Landenge von Panama, beauftragt ist, hat beschlossen, einen Bericht an das Repräsentantenhaus zu richten, worin die Annahme einer gemeinschaftlichen Resolution beider Kammern empfohlen wird. Durch dieselbe wird auf das Entschiedenste die Monroedoktrin aufrechterhalten, nach welcher die Leitung und die Kontrole jeder Kommunikation durch den Isthmus den Unionsstaaten ustehen soll. Letztere würden jeden Versuch einer europäischen Macht, gleichviel welcher, ein Protektorat in irgend einem un⸗ abhängigen amerikanischen Staat herzustellen, als für den rieden und die Sicherheit des Landes gefährlich betrachten. er Präsident soll aufgefordert werden, Maßregeln zu ergrei⸗ fen, um jeden, obiger Erklärung zuwider aufenden Vertrag aufzuheben.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Glauchau, 6. März. (W. T. B.) Definitives Ergebniß der im 17. sächsischen Wahlkreise stattgehabten Reichstags⸗ Ersatzwahl. Gesammtzahl aller abgegebenen Stimmen: 15,584. Hiervon erhielt Redakteur Ignaz Auer in Hamburg 8225, Guts⸗ besitzer Gelbke in Gerau 7256 Stimmen. Der Erstere ist sonach gewählt.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 9. Jahregwoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 26,2, in Breslau 30,5, in Königsberg 35,5, in Föln 26,4, in Frankfurt a. M. 26,0, in Hannover 24,7, in Cassel 24 0, in Magdeburg 33 0, in Stettin 20,0, in Altona 36,4, in Straßburg 38,0, in Metz 26,6, in München 32,9, in Nürnberg 25,3, in Augsburg 35 8, in Dresden 21,2, in Leipzig 23,1, in Stuttgart 31,3, in Braunschweig 29,5, in Karlsruhe 11,4, in Hamburg 30,2, in Wien 28,8, in Buda⸗ pest 34,6, in Prag —, in Triest 41,3, in Basel 34,7, in Brüssel 29,3, in Paris 31,0, in Amsterdam 40,2, in Kopenhagen 26,7, in Stockholm 28,8, in Christiania 21,1, in St. Petersburg 55,4, in Warschau 29,5, in Odessa 35,4, in Bukarest 43,9, in Rom 56,0, in Turin 45,3, in Athen —, in Madrid 53,7, in London 23,7, in Glasgow 21,0, in Liverpool 27,0, in Dublin 42,0, in Edinburgh 21,3, in Alexandria (Egypten) 32,9. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ York 23,2, in Philadelphia 17,9, in St. Louis 8,5, in Chicago 20,3, in St. Franzisko 16,2, in Calcutta 29,2, in Bombay 32,4, in Madras 51,8. . 1 3 3

Beim Wochenbeginn herrschten in West⸗, Ost⸗ und Süddeutsch⸗ land westliche und südwestliche, in Mitteldeutschland östliche Luft⸗ strömungen. Sie gingen aber bald allgemein nach Nord und Nord⸗ ost und um die Mitte der Woche nach Nordwest, nur in Cöln und Karlsruhe blieb Nord vorwiegend. In der zweiten Hälfte der Woche schlug der Wind wieder nach Süd und Südwest um, die Temperatur der Luft nahm allgemein zu und überstieg an verschiedenen Sta⸗ tionen das Durchschnittsmaß. Niederschläge von Regen, am Ende der Woche auch von Schnee, waren nicht selten. Der Lustdruck stieg in den ersten Tagen der Woche, sank am 25. rasch und zeigte am Schluß der Woche noch keine Neigung zum Steigen.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren, besonders im Westen Europas gelegenen Städte gestaltete sich in der Berichts⸗ woche langsam günstiger. Auch in den deutschen Städten sank die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl ein wenig, auf 27,1 von 27,4 der Vorwoche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet).

Insbesondere nimmt die Sterblichkeit in den höheren Altersklassen (über 60 Jahre) ab, während der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit ein wenig größer wurde. Von 10 000 Leben⸗ den starben aufs Jahr berechnet 84 Kinder unter 1 Jahr, gegen 83 der Vorwoche (in Berlin 79 gegen 74).

Unter den Todesursachen gewannen von den Infektionskrank⸗ heiten nur typhöse Fieber größere Ausdehnung, die meisten anderen zeigen im Vergleich zur Vorwoche wenig Veränderung in eree Auftreten. Masern herrschen in Elberfeld, Amsterdam und Madrid,

Algier, Albert Grévy, mit 182 Stimmen zum ständigen Sen 70 Stimmzettel en unbeschrieben m

nischen Eisenbahn nach Berlin begeben. b Com⸗ pineanu wird das Finanz⸗Ministerium übernehmen. 8 8“ 11“ 1

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in Berlin, Breslau und Nürnberg hat die Epidemie abgenommen.