1880 / 100 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Apr 1880 18:00:01 GMT) scan diff

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1877, 1876 und 1875 ergiebt für die Courier⸗ und Schnell⸗] vorgekommenen

roz. (durchschnittlich

züge eine Abnahme von 3,4 Proz. resp. 0,1 gegen die Jahre

13 Züge beziehungsweise 1 Zug pro Tag 1877 und 1876 und eine Zunahme von 0,7 Proz. (durchschnittlcch 2 Züge pro Tag) gegen das Jahr 1875, für die Personenzüge eine Abnahme von 1,5 Proz. (durchschnittlich 3Zs Züge pro Tag) gegen das Jahr 1877 und eine Zunahme von 0,3 Proz. resp. 1,8 Proz. schnittlich 7 resp. 44 Züge) gegen die Jahre 1876 und 1875; für die gemischten Züge eine Zunahme von 22,9 Proz. resp. 28,3 Proz. und 47,7 Proz. (durchschnittlich 266 resp. 315 und 462 Züge pro Tag) und für die fahrplanmäßigen Güterzüge eine Zunahme von 4,6 Proz. resp. 2,1 Proz. und 4,9 Proz. (durchschnittlich 102 resp. 47 und 107 Züge pro Tag).

Von den 1 573 689 fahrplanmäßigen Courier⸗ und Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 22 327 Züge oder 1,43 Proz. (gegen 12036 Züge = 0,79

Proz. im Vorjahre, 12 258 Züge = 0,82 Proz. im Jahre 1877, 19 662 Züge = 1,35 Proz. im Jahre 1876 und 23 626 Züge = 1,70 Proz. im Jahre 1875). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 10629 durch das Abwarten ver⸗ späteter Anschlußzüge hervorgerufen, sodaß aus im eigenen Betriebe der betreffenden Bahnen liegenden Ursachen 11698 Verspätungen oder 0,74 Proz. (gegen 0,41 Proz. im Vor⸗ jahre, 0,46 Proz. im Jahre 1877, 0,76 Proz. im Jahre 1876 und 1,01 Proz. im Jahre 1875) entstanden, mithin gegen das Vorjahr 0,33 Proz. und gegen das Jahr 1877 0,28 Proz.

mehr, gegen das Jahr 1876 aber 0,02 Proz. und gegen das

Jahr 1875 0,27 Proz. weniger.

Die Gesammtdauer der Verspätungen letztgenannter Züge betrug 457 132 Minuten oder 317 Tage 10 Stunden 52 Mi⸗ nuten (gegen 147 Tage 16 Stunden 31 Minuten im Vor⸗ jahre, 155 Tage 7 Stunden 37 Minuten im Jahre 1877, 311 Tage 13 Stunden 29 Minuten im Jahre 1876 und 381 Tage 14 Minuten im Jahre 1875). In Folge der Ver⸗ spätungen wurden 3859 Anschlüsse versäumt (gegen 1938 im Vorjahre, 1605 im Jahre 1877, 3128 im Jahre 1876 und 4191 im Jahre 1875). Von den bewegten Achskilometern sämmtlicher Züge kommen auf jedes Kilometer Bahnlänge 254 914 Achskilometer (gegen 262 757 im Vorjahre, 278 050 im Jahre 1877, 284 790 im Jahre 1876 und 307 800 im Jahre 1875). Die mittlere Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) des Jahres 1879 zwischen der auf je eine Verspätung entfallenden Zugzahl und Achskilometerzahl stellt sich gegen die von 1878 um circa 44 Proz. und gegen die von 1877 um circa 38 Proz. niedriger, gegen die von 1876 aber um Füße 2 Proz. und gegen die von 1875 um circa 34 Proz. öher.

Die hier in Betracht kommenden 11 698 Verspätungen sind in der Hauptsache hervorgerufen: in 1833 Fällen durch Defekte an Maschinen und Wagen, in 1826 Fällen durch atmosphärische Einflüsse (Schneeverwehungen, Ueberschwem⸗ mungen, Sturm, Regen, Nebel, Glatteis ꝛc.), in 3650 Fällen durch Sperrung der Geleise und in 4389 Fällen durch erhöhte

Frequenz.

Der §. 65 des Gerichtsverfassungsgesetzes bestimmt, daß im Falle der Verhinderung des ordentlichen Vorsitzenden einer Kammer des Landgerichts den Vorsitz dasjenige Mitglied der Kammer führt, welches dem Dienstalter nach und bei gleichem Dienstalter der Geburt nach das älteste ist. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht⸗ II. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 2. März d. J. aus⸗ gesprochen, daß im Falle der Verhinderung des Vorsitzenden der Strafkammer der Vorsitz dem ältesten ständigen Mitgliede der Strafkammer zusteht, selbst wenn ein eintretender Stell⸗ vertreter den Dienstjahren nach älter ist, und daß ein Straf⸗ urtheil anfechtbar ist, wenn bei der Hauptverhandlung der Vorsitz von einem anderen, als dem dazu berufenen Richter geführt wird.

„— Der General⸗Direktor der Zölle und indirekten Steuern in Elsaß⸗Lothringen Fabricius ist hier angekommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Staats⸗Minister von Lutz und Grohßherzoglich oldenburgischer Staats⸗Rath Selkmann sind von Berlin wieder abgereist. .

Wiesbaden, 27. April. Nach Verlesung des Protokolls der 8. Sitzung und nach Vertheilung der Eingaben an die be⸗ treffenden Kommissionen wurde in der heutigen 9. Sitzung des Kommunal⸗Landtags von dem Vorsitzenden zunächst Mittheilung von dem erfolgten Ableben des Kommunal⸗ Landtags⸗Abgeordneten Hümmerich gemacht, und erhob sich die Versammlung zum ehrenden Andenken an den Ver⸗ storbenen. Sodann wurde in die Tagesordnung eingetreten und zunächst der Bericht der Finanzkommission zu dem Ent⸗ wurf eines Statuts der Wilhelm⸗Augusta⸗Stiftung, Pensions⸗ kasse für die Wittwen und Waisen der kommunalständischen Beamten, vorgetragen. Dasselbe wurde mit den vorgeschlagenen Abänderungen und Zusätzen angenommen. Der zweite Ge⸗ genstand der Tagesordnung: Gesuch des Vorstandes des Cen⸗ tral⸗Gewerbevereins für Nassau um eine Beihülfe zu den Unterhaltungskosten und die Verwaltung des gewerblichen Fortbildungsschulwesens im Regierungsbezirk Wiesbaden, wurde mit Rücksicht auf eine weiter erfolgte Eingabe des ge⸗ nannten Vorstandes zur Verhandlung in einer späteren Setans verschoben. In Betreff des Baues einer Korrigenden⸗ anstalt in Hadamar wurden die Anträge der Finanzkommission angenommen, nach welchen der ständische Verwaltungsausschuß um Abschluß eines Vertrags mit dem Kreisverbande Frank⸗ furt über Erbauung und Benutzung einer gemeinschaftlichen Korrigendenanstalt ermä tigt wird, und zwar nach Maßgabe der in dem Konferenzprotokoll vom 1. März l. Js. und dem Schrei⸗ ben des Polizei⸗Präsidenten zu Frankfurt vom 13. März l. Js. enthaltenen Vorschläge und mit Beifügung der Aufkündigungs⸗ frist für beide Theile. Sodann ward der vorgelegte Bauplan und der auf 400 000 festgestellte Kostenanschla und der ständische Verwaltungsausschuß ermächtigt, wegen Benutzung der Korrigendenanstalt zu Breitenau bis zur Voll⸗ endung des Neubaues zu Hadamar mit dem kommunalständi⸗ schen Verbande zu Cassel eine Verlängerung des seitherigen Vertragsverhältnisses herbeizuführen. Auf Bericht der Wege⸗ baukommission wurde beschlossen, den für die Erbauung einer Mühlachstraße (von Marienfels nach Nassau) seither verwilligten Kredit von 50 000 weiter offen zu halten, falls sich die be⸗ theiligten Gemeinden über die Ausführung einigen. Sodann gelangte ein weiterer Bericht der Wegebaukommission, welcher zwar nicht in die Tagesordnung aufgenommen war, gegen dessen Behandlung aber kein Widerspruch erhoben wurde, zur

genehmigt

Verlesung. Es wird darin beantragt um die seither!

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Verzögerungen in der Ausführung be⸗ schlossener Wegebauten *n zu beseitigen, in den nächsten Jahren außer der Vollendung der Chaussee⸗ bauten von Breitenau nach Selters und von L. Schwal⸗ bach nach der Greulings⸗Mühle im Wisperthale au

folgende Bezirksstraßen ausführen zu lassen: von Selters na

Freilingen, von Schmitten nach Landstein, von Landstein na ef Korrektion der Straße zwischen Usingen und Wehrheim und dazu die in den jährlichen 1“ für die Erbauung neuer chaussirter Verbindungsstraßen bewilligten Gesammtkredite nach Bedürfniß zu verwenden. Ferner wird beantragt, sich damit einverstanden zu erklären, daß die für Rechnung der betheiligten Gemeinden zur Aus⸗ führung kommenden Chausseen von Braubach nach Dachsen⸗ hausen und von da nach Marienfels sowie von Oberbrechen nach der Langheckerstraße nach ihrer Vollendung von dem Kommunalverband zu Eigenthum und zur Unterhaltung als Bezirksstraße übernommen werden. Diese Anträge ge⸗ langten mit einem zur Genehmigung, wonach auch die Straße von Dauborn nach Nieder⸗ brechen unter diejenigen aufgenommen werden soll, welche zu⸗ erst auszuführen sind. Es wurde ferner beschlossen: zum Bau der Sekundärbahn Cölbe⸗Laasphe die Mitbenutzung des Chausseeeigenthums unentgeldlich und ohne Entschädigung für die Dauer des Bestehens und Betriebs der Bahn zu gestatten. Dem Antrag der Kommission entsprechend, wurde auf Gesuch des Kreises Biedenkopf um Bewilligung einer weiteren Bei⸗ hülfe zu den Seitens des Kreises für Erbauung der Sekundär⸗ bahn Cölbe⸗Laasphe aufzubringenden Mittel ein weiterer Bei⸗ trag von 10 000 in Aussicht gestellt. Betreffs des Gesuchs des Karl Müller und Konsorten zu Eschborn um Abänderung des §. 7 der Polizeiverordnung über den Gebrauch der Land⸗ straßen vom 12. Dezember 1854 wurde Uebergang zur Tages⸗ ordnung beschlossen. Bezüglich des Berichts des Verwaltungs⸗ ausschusses über die Ergebnisse der ständischen Verwaltung vom 1. Januar 1878 bis 31. März 1979 wurde beschlossen, denselben zu den Akten zu nehmen und dem Verwaltungs⸗ ausschusse für seine umsichtige und sorgfältige Geschäftsfüh⸗ rung die Anerkennung des Kommunal⸗Landtags auszusprechen.

Bayern. München, 27. April. (Allg. Ztg.) Heute beging der Hausritterorden vom heiligen Georg die kirchliche Gedächtnißfeier für den vormaligen Großmeister, den König Maximilian II., in der alten Hofkapelle. An der⸗ selben betheiligten sich Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Luitpold, Ludwig, Leopold, Ludwig Ferdinand und Alphons, sowie gegen vierzig Ritter in der rothen Ordensuniform. Hofstistsdekan Enzler hielt den Gottesdienst. Die Kirche war mit schwarzen Tüchern ausgeschlagen und in der Mitte ein großer Katafalk errichtet, an dem sich die Insignien des König⸗ thums und des hohen Ordens befanden. An den Seiten des Katafalks waren Hartschiere in Gala als Ehrenwache aufge⸗ stellt. Morgen wird ein Requiem für die beiden im vorigen Jahre verstorbenen Ordensmitglieder abgehalten.

Die Kammern würden der „Allg. Ztg.“ zufolge ent⸗ weder zu Ende Juni oder Anfangs Juli ihre Sitzungen wieder aufzunehmen haben, um zunächst den Militäretat für 1880/81 zu berathen und zu genehmigen. Die Sommer⸗ session des Landtags würde voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein. 9

Mecklenburg. Schwerin, 27. April. (Mecklenb. Landesnachr.) Die Heilung des beschädigten Knies des Groß⸗ herzogs ist in der letzten Woche rascher fortgeschritten als bisher. Se. Königliche Hoheit hat mit gutem Erfolge kleine Gehversuche gemacht, die in den nächsten Tagen noch aus⸗ gedehnt werden sollen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eise nach. Weimar, 27. April. (Dr. J.) Die Neuorganisation der Gerichte bedingt, daß zahl⸗ reiche Gemeinden aus ihrem bisherigen Gerichts⸗ und Ver⸗ waltungsbezirksverbande losgelöst und in einen andern auf⸗ genommen worden sind. In Folge dessen hat das Staats⸗ Ministerium auch die dementsprechende Neuabgrenzung der 21 Wahlkreise für die allgemeinen Wahlen zum Land⸗ tag angeordnet.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. April. Ueber den Zeitpunkt des Schlusses der Reichsrathssession circu⸗ liren in den Blättern noch immer die widersprechendsten An⸗ gaben. Der „Polit. Corresp.“ zufolge ist in dieser Richtung noch kein bindender Beschluß gefaßt. Die Rechte beabsichtigt. vor Schluß der Session außer der Militärtaxe und dem Finanzgesetze, der Eisenbahnkonvention mit Serbien und dem Handelsvertrage mit Deutschland noch die Elbeschifffahrsakte, die oberösterreichischen Großgrundbesitzerwahlen und nach Maßgabe der Zeit auch den Lienhacherschen Antrag in Be⸗ treff der Herabsetzung der achtjährigen Schulpflicht in Ver⸗ handlung zu ziehen.

28. April. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ wird aus Cettinje vom heutigen Tage gemeldet: Die monte⸗ negrinische Regierung hat an den türkischen Ge⸗ sandten in Cettinje eine Note gerichtet, in welcher sie die Konnivenz der türkischen Behörden mit dem Widerstande der Arnauten gegen die Gebietsabtretung konstatirt, die Aus⸗ führung der Stipulationen verlangt und Entschädigungs⸗ ansprüche für die verzögerte Uebergabe anmeldet. Die Note wurde sämmtlichen Vertretern der auswärtigen Mächte in Cettinje abschriftlich zugestellt. Der türkische Gesandte hat der Pforte die Note telegraphisch mitgetheilt.

Prag, 27. April. Nächsten Montag findet hier die Plenarversammlung des neuorganisirten Landeskul⸗ turrathes statt, wobei die neue Geschäftsordnung festgestellt,

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die neue dieeerdeceath nachen und die Geschäftsübergabe Sei⸗

tens des bisherigen Landeskulturrathes erfolgen wird.

Pest, 27. April. Ihre Majestät die Kaiserin wird als oberste Schutzfrau der „Gesellschaft des Rothen Kreuzes“ die am 10. Mai Vormittags in dem Prunksaale der Akademie abzuhaltende Generalversammlung dieses Vereins persönlich leiten.

28. April. Das amtliche Blatt veröffentlicht das Kaiserliche Handschreiben vom 24. d., durch welches Ordody zum Minister für die öffentlichen Arbeiten und Kommunikationen ernannt wird.

Agram, 27. April. In Angelegenheit des ungarisch⸗ kroatischen Ausgleiches soll morgen eine gemeinschaft⸗ liche Sitzung der beiden Regnikolar⸗Deputationen stattfinden. Die „Agramer Zeitung“, welche diese Nachricht bringt, bemerkt hierzu, daß man in den Kreisen beider Deputationen auf

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bine⸗ rasche und günstige Lösung der obschwebenden Differenzen offt.

Großbritannien und Irland. London, 28. April. (W. T. B.) 1 ist zum General⸗Direktor der Posten und Mundella zum Vizepräsidenten des Conseils ernannt worden. Es bestätigt sich, daß Chamberlain als Präsi⸗ dent des Handelsamts in das Kabinet eintreten wird. Dod⸗ son ist zum Präsidenten des Departements der Lokalverwal⸗ tung ernannt zwworden. Die Eröffnung des Parla⸗ ments erfolgt morgen. .

29. April. (W. T. B.) Sir Henry James ist zum General⸗Staatsprokurator, Grant Duff zum Unterstaats⸗ sekretär im Departement der Kolonien, Lord Frederick Cavendish zum Sekretär im Schatzamte ernannt worden. Wie die „Times“ erfährt, ist ferner Marquis von Lansdowne zum Unterstaatssekretär im Departement für Indien, Graf Morley zum Unterstaatssekretär im Depar⸗ tement des Krieges und Lord Carlingfor zum englischen Botschafter in Konstantinopel ernannt worden.

(Allg. Corr.) In Afghanistan haben neue ernste Kämpfe zwischen den Briten und feindlichen Stämmen statt⸗ gefunden. Das Indische Amt hat darüber vom Vize⸗ könig von Indien folgende Depeschen aus Simla er⸗

halten:

25. April. Die unter dem Befehl des Obersten Jenkins in Charafia stationirte Streitkraft wurde heute Massen aus dem Logar⸗Thale angegriffen. Gegen Mittag erhielt Jenkins Verstärkungen aus Kabul. Seine Verluste sind unbe⸗

deutend.

In Kohistan und in der Richtung nach Maidan herrscht Ruhe. General Stewart wird mit seiner Brigade am 27. d. in Shakhabad erwartet, falls die für die provisorische Regierung von Ghuzni und das in aufgeregtem Zustande befindliche umliegende Land zu treffen⸗ den Vorkehrungen nicht seine längere Anwesenheit daselbst erheischen.

26. April. Macpherson und Jenkins waren höchst erfolgreich; der Feind wurde an allen Punkten geschlagen und aus seinen Stel⸗ lungen vertrieben. Kavallerie verfolgte ihn auf einige Entfernung. Der Feind ließ 100 Todte auf dem Platze. Unsere Verluste um⸗ fassen 6 Todte und 26 Verwundete. Stewart meldet per Heliograph aus Ghuzni vom 23. ds., daß sich 6000 oder 7000 Feinde, haupt⸗ sächlich Andaris und Suleiman Khels in der Nähe des Dorfes Azu⸗ kune zusammenschaarten. General Palliser wurde entsandt, um sie aus ihrer starken Position zu verdrängen. Stewart verstärkte Palli⸗ ser, worauf er den Feind angriff und ihn zersprengte. Der feindliche Verlust wird auf 400 Todte und Verwundete veranschlagt. Der unsrige ist sehr geringfügig. Es wurden keine Offiziere verwundet. Stewarts Abmarsch von Ghuzni wurde um einen Tag verzögert.

Eine zweite Ausgabe der „Daily News“ vom 26. ds. veröffentlicht nachstehende Depeschen vom afghanischen Kriegsschauplatze:

Cabul, 25. April. Die Streitkraft des Obersten Jenkins, be⸗ stehend aus einem Flügel des 92. Guiden⸗Corps und zwei Geschützen der reitenden Artillerie, wurde heute in früher Morgenstunde von 4000 Logaris bei Charasiab angegriffen. Die Truppen behaupteten sich gegen die Uebermacht bis zur Ankunft von Verstärkungen unter General Macpherson. Die Linie des Feindes wurde sodann durch⸗ brochen und er von der Guiden⸗Kavallerie bis auf eine Entfernune von etwa 4 Meilen verfolgt. Unser Verlust bezifferte sich auf 7 Todte und 20 Verwundete. Der Feind ließ 100 Todte auf der Wahlstätte zurück. Auf dem Rückmarsch der Streitkraft nach Shirpur warden außerordentliche Vorsichtsmaßregeln in sämmtlichen detachirten Forts und Garnisonen gegen eine Ueberrumpelung getroffen. General Ste⸗ wart griff am 23. ds. 6000 Stammbewohner in Urza Him, etwa 6 Meilen südlich von Ghuzni, an. Der Feind wurde besiegt, und sein Verlust belief sich auf 400 Todte und Verwundete. Der britische Verlust war unbedeutend. General Stewart verläßt heute Ghuzni.

Lahore, 26. April. Nach General Stewarts Einzuge er⸗ schienen 5000 bis 6000 Aufständische, muthmaßlich unter der Führung von Muski Alam, in der Nachbarschaft von Ghuzni. Pallisers In⸗ fanterie⸗Brigade und zwei Kavallerie⸗Regimenter wurden zu seiner Vertreibung abgesandt, aber es wurde nöthig, Palliser durch General Stewart verstärken zu lassen. Der Feind verlor 100 Mann; der englische Verlust war nur unerheblich. Die ganze Gegend um Cha⸗ rasiab herum ist vom Feinde gefüllt. Jenkins hat sich deshalb nach Shirpur zurückgezogen. Es kursiren Gerüchte von einem beabsich⸗ tigten Angriffe. Die Befestigungen von Shirpur sind sorgfältig ver⸗ stärkt worden. Sämmtliche Truppen stehen unter Waffen.

Frankreich. Paris, 27. April. (C. Ztg.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht einen Bericht des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten und ein darauf bezügliches Dekret, betreffend ein berathendes Comité für Streitfragen im Ministerium des Auswärtigen. Zu diesem werden fortan zwei Senatoren, zwei Deputirte, ein Staatsrath und ein Rath des Kassationshofs außer den hohen Beamten des Ministeriums gehören. Zu Mitgliedern wurden ernannt die Senatoren Dufaure, als Präsident, Lenvel, als Vize⸗Präsident und die Deputrten Devés, Léon Renault als Mitglieder.

Die „Agence Havas“ meldet: „Gegenwärtig ist jeder Kanton, ohne Berücksichtigung der Bevölkerungszahl durch einen Generalrath vertreten, und ein Landkanton von 926 Einwohnern ist dem Kanton einer Stadt von 95 000 Einwohnern, wie z. B. Marseille, gleich⸗ gestellt. Der Deputirte Loustalot beantragt, den Kantonen von 15 000 bis 35 000 Seelen zwei, denen von 35 000 bis 60 000 Seelen drei und denen über 60 000 Seelen vier Vertreter im Generalrath zu geben. Der Minister⸗ rath wird heute über diese Frage berathen und soll grundsätzlich dem Antrag geneigt sein, nur will er die Er⸗ höhung auf zwei Generalräthe für Kantone von über 20 000 Seelen beschränken. Das linke Centrum ist entschlossen, gegen diesen Antrag zu stimmen. Sollte der Antrag angenommen werden, so würde die Regierung einen Gesetzentwurf vorlegen, der die vollständige Erneuerung der Generalräthe verlangt. Im Herbst werden die Generalräthe bekanntlich nur zum Drittel erneuert.“

Die Regierung hat eine Untersuchung der Liller Vorgänge angeordnet.

Der Ausschuß des Senats zur Prüfung der Peti⸗ tionen ernannte Arago zum Vorsitzenden. Die Anzahl der Unterzeichnungen der gegen die Märzerlasse gerichteten Petitionen beträgt blos 18 754.

Die Bischöfe von Lugon, Frejus, Vannes und Larochelle veröffentlichen Proteste gegen die Märzdekrete.

Italien. Rom, 28. April. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer gelangte heute die Regierungsvorlage, betreffend die Verlängerung der provisorischen Finanzgebahrung bis Ende Mai, und die von dem Budgetausschuß beantragte Tagesordnung zur Berathung, nach welcher die Kammer ihr Bedauern über die von der Re⸗

ierung neuerdings verlangte Indemnität ausspricht. Der »Minister wies nach, daß die Regierung ihr Mög⸗ lichstes gethan habe, um die Berathung des Budgets zu beschleunigen. Der Deputirte Mancini sprach die

orgen von feindlichen

Meinung aus, daß die provisorische keinen Gegenstand für b5 ges ein Mißtrauensvotum gegenüber der Regierung bilden könne. Vom Minister⸗Präsidenten Cairoli wurde sodann gegen die vom Budgetausschuß beantragte Tagesordnung Protest erhoben, während der Deputirte Crispi dieselbe im Namen des Ausschusses aufrecht hielt und das Ministerium beschuldigte, die Berathung des Budgets verzögert zu haben. 28. April, Abends. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer hat die weitere Verhandlung über die Vorlage, be⸗ treffend die Verlängerung des Finanzprovisoriums, sowie über die von dem Budgetausschuß dazu beantragte Tagesordnung

bis auf morgen vertagt. Venedig, 28. April. (W. T. B.) Der italienische Bot⸗ schafter bei der Pforte, Graf Corti, ist hier eingetroffen

und nach Rom weitergereist.

Türkei. Konstantinopel, 29. April. (W. T. B.) Die Pforte hat die ihr bezüglich der montenegrinischen Räumungsfrage von den Botschaftern der Signatarmächte des Berliner Vertrages zugestellte Note beantwortet. In ihrer Antwort weist die Pforte nach, daß die durch ein Miß⸗ verständniß verspätete Avisirung der montenegrinischen Kom⸗ mandanten die Räumung innerhalb der vertragsmäßig fest⸗ gesetzten Zeit keineswegs beeinflußt habe. Die Pforte müsse daher den Vorwurf ablehnen, die Ausführung der Bestim⸗ mungen des mit Montenegro vereinbarten Memorandums ge⸗ flissentlich behindert zu haben. Seyfullah Bey, Aristarchi Bey und deren Mitschuldige sind wegen Ma⸗ jestätsbeleidigung durch Fingirung eines Komplottes gegen den Sultan mit lebenslänglicher Verbannung bestraft worden. Die ärztliche Untersuchung bezüglich des Geisteszustandes des Mörders des russischen Oberst Kummerau hat ergeben, daß der Mörder Geistesgestörtheit nur simulire. Philippopel, 26. April. (W. Presse). Auch im öst⸗ lichen Theile von Ost⸗Rumelien zeigen sich mahome⸗ danische Banden. Eine derselben hat im Bezirke von Ajdos das Dorf Kusundschik überfallen. Das Perma⸗ nenz⸗Comité wird auf Grund einer Ermächtigung der Pro⸗ vinzialversammlung eine Anleihe von 80 000 türkische aufnehmen. Strecker Pascha hat seine Demission gegeben.

Griechenland. Athen, 28. April. (W. T. B.) Da die gegenwärtige Session der Deputirtenkammer nicht mehr genügende Zeit zur Berathung des Budgets bietet und der Minister⸗Präsident Trikupis es ablehnt, die Kammer zu einer außerordentlichen Session einzuberufen, vielmehr die Auflösung der Kammer verlangt, so glaubt man vielfach an den Eintritt einer Ministerkrisis.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. April. (W. T. B.) Die preußische Deputation zur Beglück⸗ wünschung Sr. Majestät des Kaisers ist heute Abend hier eingetroffen. Die österreichische Deputation traf Vor⸗ mittags ein.

Das durch hiesige Zeitungen bestätigte Gerücht, daß der Hauptattentäter bei der Explosion im Winterpalais ergriffen sei, kann, wie unterrichtete Personen versichern, nicht in dieser Weise verifizirt werden, da von Untersuchungs⸗ ergebnissen, welche den Hauptattentäter bei der Explosion fest⸗ stellen, absolut nichts bekannt geworden ist.

Die „Agence Russe“ telegraphirt auf Anfrage wegen der gemeldeten Entdeckung des Hauptattentäters bei der Explo⸗ sion im Winterpalais: „In absoluter Weise kann versichert werden, daß an der ganzen Nachricht nichts Wahres ist.“

Im Marineressort ist, wie hiesige Blätter melden, beschlossen worden, die Zahl der Matrosen in sämmtlichen Ostseehäfen auf 2900 herabzusetzen. Dem Vernehmen nach ist eine ähnliche Herabsetzung bei der Flotte im Schwarzen Meere bereits erfolgt und das Matrosenkontingent der letzteren um mehr als ein Drittheil verringert worden.

29. April. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ bezeichnet das kürzlich von dem „Golos“ verbreitete Ge⸗ rücht über die im Auslande bevorstehende Emission einer fünften Serie 5 prozentiger russischer konsolidirter Eisenbahn⸗ Obligationen als vollständig unbegründet.

Nach dem heute veröffentlichten Bulletin hat der Fuftand Ihrer Majestät der Kaäiserin während der verflossenen Woche keine wesentliche Veränderung erfahren. Die im An⸗ fang der Woche hervorgetretene Schlafsucht hat sich vermin⸗ dert, der Husten ist mäßig, der Appetit befriedigend; die Kräste haben nicht zugenommen.

Amerika. New⸗York, 26. April. (Allg. Corr.) Ver⸗ heerende Regengüsse und Stürme herrschten am Sonnabend in Illinois. Die Stadt Taylorville wurde sehr beschädigt, und eine große Anzahl Personen wurde ent⸗ weder getödtet oder verletzt.

28. April. (W. T. B.) Die republikanische Konvention von Ohio hat ihrer Delegation für die Konvention in Chicago den Auftrag ertheilt, für Sherman als Präsidentschaftskandidaten zu stimmen.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 27. April. (W. Presse.) Mehrere Sultane an der Somaliküste haben aus Furcht, von Egypten annektirt zu werden, beschlossen, einen gemeinschaftlichen Gesandten an den englischen Gouverneur in Aden zu senden und sich dort der englischen Oberhoheit zu unterwerfen. Die egyptische Regierung hat neuerdings die Waffenausfuhr von der Insel Massauah nach Abessynien verboten. Die Engländer errichten auf der von ihnen erst kürzlich erworbenen Insel Socotora im indischen Ozean mehrere Befestigungen, und legen daselbst auch einige arabische Kolonien an.

Finanzgebahrung Vertrauens⸗ noch für

Statistische Nachrichten.

„Meber die Ausfuhr Oesterreich⸗Ungarns nach Ru⸗ mänien enthält die „Wiener Zeitung“ nach der österreichischen

„Statistischen Monatsschrift“ Mittheilungen, denen wir Folgendes entnehmen: Seit Abschluß der Handelskonvention mit Rumänien vom 22. Juni 1875, welche am 1. Juli 1876 ins Leben trat, hat die Ausfuhr Oesterreich⸗Ungarns nach Rumänien beträchtlich an Um⸗ fang gewonnen. Doch kann dieser Aufschwung des Absa es öster⸗ reichischer Industrieerzeugnisse in Rumänien nur zum Theil der Handelskonvention zugeschrieben werden, da in Folge des russisch⸗ türkischen Krieges die Konsumtionsverhältnisse dieses Landes ganz außergewöhnliche waren und nach Beendigung des Krieges ein Be⸗ darf an Fabrikaten aller Art eintrat, welcher die durch zwei Jahre aufgeschobenen Nachschaffungen bedecken mußte. Darum ge⸗ staltete sich auch die Ausfuhr dahin im Jahre 1878 besonders umfang⸗ reich. Der Antheil der Austrittsgrenze Rumäniens am Gesammt⸗

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exvorte der Monarchie erhöhte sich von 4,92 % im Jahre 1877 auf 9,42 % im Jahre 1878. Während sich die Ausfuhr in ihrer Gesammt⸗ heit von 666,6 Mill. Fl. Handelswerth auf 654,7 Mill. Fl., somit um 11,9 Mill. Fl. oder um 1,8 % ermäßigte, erhöhte sich die Aus⸗ fuhr nach Rumänien von 32,8 Mill. Fl. auf 61,7 Mill. Fl., sonach um 28,9 Mill. Fl. oder um 88,11 %. Von der Ausfuhrmenge des Jahres 1878 entfielen auf den Export nach Rumänien von Baum⸗ wollgarnen 24,73 %, Baumwollwaaren 30,49 %, chemischen Produkten und Farbwaaren 19,650%, Eisen und Stahl 19,58 %, Eisenwaaren 29,91 %, Fettwaaren (Kerzen und Seifen) 46,45 %, Glaswaaren 8,32 %, Holzwaaren 9,7 %, Instrumenten aller Art 17,82 %, Kaffee⸗ surrogaten 21,22 %, fertigen Kleidern 50,03 %, Kurzwaaren 15,78 %, Leder 33,05 %, Leder⸗ und Gummiwaaren 49,04 %, Leinen⸗, Hanf⸗ und Jutewaaren 29,46 %, Maschinen 10 41 %, Metallwaaren (ausschließlich der Eisenwaaren) 17,17 %, Pa⸗ pier 13,11 %, Papierwaaren 21,19 %, Spiritus 8,31 %, Thonwaaren 23,32 %, Wollenwaaren 26,99 %, raffinirter Zucker 11,68 %, Zündwaaren 15,59 %, Lastwagen 65,1 % und von Per⸗ sonenwagen 73,74 %.. Es sind sonach durchwegs sehr beträchtliche Prozentsätze, mit welchen die Ausfuhr nach Rumänien am Gesammt⸗ exporte der wichtigsten industriellen Erzeugnisse betheiligt ist. Da sich die Handelswerthe zahlrcicher Industrieerzeugnisse seit dem Jahre 1874 um ein Namhaftes ermäßigt haben, so kommt die Steigerung des Exportes in den Werthziffern nur in ungenügender Weise zum Ausdruck, indem die Waarenzunahme eine ungleich größere ist, als jene des Werthes. Das Quantum aller nach Rumänien ausgeführten Waaren betrug i. J. 1874: 1 594 000 Mctr., 1875: 1 455 000, 1876: 1 665 000, 1877: 1 841 006, 1878: 3 286 000 Metr., hat sich sonach im letzteren Jahre gegen 1877 um 78,49 %, und gegen 1874 um 106,15 % gehoben, während sich die Werthzunahme gegen 1874 mit blos 47,61 % herausstellt. 3

Kunst, Wissenschaft und Kiteratur

Die im Verlage von Levy & Müller in Stuttgart erschei⸗ nende „Neue Volksbibliothek“ hat ihren vierten Jahrgang eröffnet. Es liegen die folgenden neu herausgegebenen drei ersten Hefte des vierten Bandes vor: Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, von Prof. Dr. Egelhaaf; Die Jagd im Schön⸗ buch, eine vaterländische Erzählung von Luise Pichler und Mensch und Thierwelt im Haushalt der Natur, eine Lebensfrage unserer Zeit, vom praktischen Gesichtspunkt behandelt von L. Martin, vorm. erstem Präparator am K. Naturalien⸗ kabinet in Stuttgart. Auch in diesem Jahre sollen nach und nach wieder zehn Hefte erscheigen, von denen jedes etwas Vollständiges bringt, so daß der Leser nicht erst die Fortsetzung abzuwarten nöthig hat. Die bisher erschienenen 40 Hefte haben sich mit Recht wegen des gediegenen Inhalts und der Vielseitigkeit des dargebotenen Stoffes einer sehr günstigen Aufnahme zu erfreuen gehabt. Auch die Presse hat das Unternehmen vielfach empfohlen. So sagt u. A. die Thüringische Schulzeitung in einer Besprechung der „Neuen Volksbibliothek“: „Es wird hier eine Speise geboten, welche den Geist stärkt, das Ge⸗ müth belebt und das Herz erfrischt. Wir machen Eltern und Lehrer auf diese Bibliothek aufmerksam, da ja die Beschaffung durch den billigen Preis sehr erleichtert wird. Nament⸗ lich empfehlen wir sie zur Anschaffung für Volks⸗ und Schulbibliotheken“, und das „Repertorium der Pädagogik“ sagt: „Nach Einsichtnahme der vorliegenden Bändchen vermögen wir die „Neue Volksbibliothek“ als eine gesunde, anregende und wahrhaft bildende Lektüre für das Volk und die reifere Jugend auf das Wärmste zu empfehlen.’ Was noch besonders hervorgehoben zu werden verdient, ist. daß es der Verlagshandlung gelungen ist, fuͤr ihr Unternehmen vorzügliche wissenschaftliche und schriftstellerische Kräfte als Mitarbeiter zu gewinnen, und ferner der billige Preis es erscveinen jährlich zehn Hefte in klein Oktav à 40 im Abonne⸗ ment bei sauberer, würdiger Ausstattung der Hefte, so daß es auch den wenig Bemittelten möglich wird, sich für einen geringen Preis in den Besitz guten und reichhaltigen Lesestoffes zu setzen. Die Vielgestaltigkeit und Reichhaltigkeit des Gebotenen erhellt ebenso aus dem Inhalte der bereits erschienenen Bände wie aus den Schrif⸗ ten, welche die Verlagshandlung für den vierten Band in Aussicht genommen hat. Es sind dies außer den drei oben genannten, jetzt vorliegenden Hesten u. A.: Vagabundenleben in hohen Kreisen. Etwas von Sternschnuppen, Kometen und derlei Feuerwerk. Von Dr. J. Ling; Götterspuren im deutschen Volksleben. Von Dr. Eugen Schneider; Warum versichern wir uns? Von Dr. Paul Erwe; Berlorene deutsche Stämme. Von E. Nägele; Ein Spazier⸗ gang durch Afrika. Von Dr. J. Ling; Die Farbenblindheit und ihre Beziehungen zu den Verkehrsanstalten. Von Dr. G. Königshöfer. So ist denn der „Neuen Volksbiliothek“ eine rege Theilaahme in weiten Kreisen zu wünschen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Am 26. April hatten sich die Mitglieder des Lokal⸗Comités für die in der nächsten Woche hierselbst stattfindende Mastvieh⸗Ausstellung auf dem neuen städtischen Centralviehhof eingefunden, um die dies⸗ bezüglichen erforderlichen Anordnungen und Arrangements zu treffen. Das Comitsé hat beschlossen, sowohl die Thiere wie auch die Ma⸗ schinen in dem ersten, unmittelbar hinter dem noch im Bau be⸗ griffenen Wohnhause des zukünftigen Direktors des Viehhofs, etwa 6 Morgen großen Verkaufsschuppen auszustellen, und zwar rechts das Rindvieh und die Hammel, links die Schweine und die Ma⸗ schinen. In der Mitte des Gebäudes wird ein genügender Raum für die Restauration und Musik freigelassen werden. Für Erfrischungen, Bier, Frühstück ꝛc. wird in ausreichendem Maße gesorgt werden. Den Besuchern der Ausstellung wird vortreffliche Gelegenheit geboten sein, zugleich die großartigen Anlagen des neuen städtischen Central⸗ viehhofs, welche noch im Laufe dieses Sommers vollständig fertig gestellt werden follen, in Augenschein zu nehmen.

Gewerbe und Handel.

Die Niedersächsische Bank in Bückeburg hat im Jahre 1879 nach Ausweis des Gewinn⸗ und Verlust⸗Contos und der Bilanz einen Reinertrag von 262 610 erzielt. Daran partizipirt die Filiale in Bremen mit 72 000 ℳ, die Hauptanstalt mit 190 610 Nach den Statuten der Bank sind hiervon zunächst 240 000 zur Gewährung von 4 % Dividende auf das Aktien⸗ kapital von 6 Millionen Mark zu verwenden. Von dem Ueberschusse gehen 10 % Tantième mit 2261 und von den hiernach verbleiben⸗ den 20 349 wiederum 10 % für den Reservefond ab mit 2034 Der Rest von 18 314 ergiebt unter Hixzurechnung des Gewinn⸗ Vortrags aus 1878 eine zur Verfügung bleibende Summe von 21 568 Der Vorstand der Bank schlug vor, hiervon die Summe von 20 000 zur Erhöhung der Dividende pro 1879 auf 4 ½ % zu verwenden und den Rest von 1568 auf die neue Rechnung pro 1880 voczutragen. Dieser Vorschlag wurde von der Generalver⸗ sammlung der Aktionäre vom 19. d. M. genehmigt.

Leipzig, 26. April. (Dr. Journ.) Aus dem bei Gelegenheit der Kantateversammlung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler erstatteten Rechenschaftsberichte ergiebt sich, daß die Ausgaben im verflossenen Jahre unverhältnißmäßig hohe waren, daß aber nichtsdestoweniger der Haupteinnahmezweig, das „Börsenblatt“ es ermöglichte, daß ein Ueberschuß verzeichnet werden konnte und das Vereinsvermögen sich von 299 480 auf 307 601 erhöht hat. Nach dem Budgetentwurf für das Jahr 1880/81 werden die Ein⸗ nahmen auf 35 900 ℳ, die Ausgaben auf 35 300 veranschlagt. Nach der Generalversammlung, welche sich im Wesentlichen mit der Berathung des revidirten Statuts beschäftigte, fand das übliche Fest⸗ mahl im großen Schützenhaussaale statt, und es brachte bei dieser Gelegeaheit der Vorsitzende des Börsenvereins, Hr. Ad. Kröner aus Stuttgart, den Toast auf Se. Majestät den Kaiser und Se. Majestät den König von Sachsen aus. Die im kleinen Saale des Börsen⸗ gebäudes veranstaltete Ausstellung von neuen Werken der Kunst, 8 ꝛc. ist reich beschickt und mit trefflichen Erzeugnissen aus⸗ gestattet.

Wien, 29. April. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Lemberg⸗Czernowitzer Eisenbahn wurde beschlossen, den Mai⸗Coupon der Prioritäten und der Aktien

mit 5 % einzulösen, wobei die österreichische und die rumänische Staatsgarantie in Anspruch genommen wird.

Antwerpen, 28. April. (W. T. B) Wollauktion. An⸗ geboten 2481 Ballen, verkauft 1624 Ballen. Gute Wollen gesucht, andere etwas vernachlässigt.

Washington, 28 April. (W. T. B.) Der Schatzsekretär Sherman hat für weitere 3 Mill. Doll. Bonds gekauft und zwar 6 % von 1880 zu 104,45 à 104,62, 6 % von 1881 zu 106,0) à 106,56 und 5 % zu 104,00 à 104,17. 1“ v“

Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗York, 28. April. (W. T. B.) Der Dampfer „The Queen“ von der National⸗Dampfschiffs⸗C mpagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen. 8

Berlin, 29. April 1880.

Internationale Fischereiausstellung. ausstellung Rußlands, die von 28 Ausstellern beschickt ist, nimm den ganzen Langsaal links von Portal I. für sich in Anspruch. Die öö Rußlands, mit Ausnahme Sibiriens und der leineren Flüsse und Seen, geben jährlich eine Ausbeute an Pro⸗ dukten im Gesammtwerthe von mehr als 30 Millionen Rubel; da von entfallen auf das Kaspische Meer und seine Zuflüsse mehr al 20 Millionen Rubel, auf das Asowsche Meer ca. 4 Millionen, auf das Baltische sowie auf das Weiße Meer und den Theil des nörd⸗ lichen Meeres, der das Gouvernement Archangel begrenzt, etwa je 1. Million Rubel, auf das Schwarze Meer ca. 100 000 Rubel und endlich auf die großen Seen und Flüsse ca. 5 Millionen Rubel. Diese Gesammtausbeute, so bedeutend sie erscheint, ist jedoch nicht ausreichend für die Bevölkerung des mäch⸗ tigen Reiches; namentlich an Heringen und Fischkonserven müssen jährlich noch etwa 3 Millionen Pud eingeführt werden. Die Ausfuhr russischer Fischereiprodukte ist verhältnißmäßig gering; sie besteht fast ausschließlich aus Kaviar (von dem Proben trefflicher Qualität auf der Ausstellung durch die Herren Eduard Lomatz und Friedrich Jacob Semenoff sowie durch Hrn. Sokoloff, sämmtlich aus St. Petersburg, vorgeführt werden), und Hausenblase (vom Letzt⸗ genannten ausgestellt). Der Gesammtwerth der Ausfuhr beider Pro⸗ dukte mag sich immerhin auf 2 Millionen Rubel belaufen. Nächst ihnen dürfte Thran aus Delphinarten, Neunaugen, vom Kabeljau, von der Kaspischen Robbe, aus Heringen oder auch aus den Ein⸗ geweiden von Schuppenfischen hergestellt, Dank der lebhaften Bestre⸗ bungen russischer Exporteure, bald ein ergiebiger Exportartikel werden. Auf der Ausstellung haben 8 Interessenten Thran der verschiedensten Art ausgestellt: die Herren Sarkissoff⸗Feodosig, Lepatin⸗Tscherny⸗ Jar, Gebrüder Schlebnikoff⸗Astrachan, Kalaschnikoff und M. Sabu⸗ roff⸗Tschnerny⸗Jar, Seweke und Nikita Chrastuschin⸗St. Petersburg. Die Ausbeute an Thran und an sonstigen Produkten der Robbenjagd im Kaspischen Meer und an der Küste des Weißen Meeres und des nördlichen Ozeans beläuft sich jährlich auf 100000 Pud im Werthe von ca. 350 000 Rubel. Die wichtigsten Fischarten Rußlands sind natur⸗ gemäß die sogenannten Rothfische, die Stör⸗ und Acipeuserarten, die in den südlichen Gewässern, namentlich im Kaspischen und Asowschen Meere zahlreich gefangen werden und deren Gesanmtausbeute einen Werth von nicht weniger als 10 Millionen Rubel repräsentirt. Das Kaiserliche Ministerium der Reichsdomänen zu St. Petersburg hat dafür gesorgt, daß die wichtigsten Störarten Rußlands in ausge⸗ stopften Exemplaren auf der Ausstellung vertreten sind. In Folge ihres massenhaften Vorkommens von hoher Bedeutung für Rußland sind sodann der Zander, dessen Fang einen Werth von jährlich 4 Mil⸗ lionen Rubel repräsentirt, alsdann der Hering, von dem jährlich etwa 300 Millionen Stück im Werthe von 3 Millionen Rubel gefangen werden, die Brachse im Werthe von 2 Millionen, der Stuit und der Turan. Von geringerer Handelsbedeutung sind der Kabliau, der Karpfen, der Wels, die Lachsarten, die Lachsforellen und die Coregonusarten, von denen zusammen etwa 8 Millionen Pud jährlich gefangen werden, die jedoch bis jetzt sich noch nicht überall Absatzgebiete verschafft haben. Die Coregonusarten kommen vor Allem in sibirischen Ge⸗ wässern zahlreich vor, wo man allein 35 verschiedene Arten vor⸗ gefunden hat. Eine sehr instruktive Kollektion der Fische und Fluß⸗ krebse des Aral⸗Kaspischen Bassins (170 Arten) hat Prof. Grimm⸗ St. Petersburg ausgestellt. Die in Spiritus konservirten Exemplare sind in großen Glaskästen übersichtlich geordnet. Neben den genannten weist die russische Ausstellung gesalzene, marinirte und in Blechbüchsen konservirte sowie getrocknete und geräucherte Fische in reicher Auswahl aus. Süßwasserperlen sind von Linder⸗Swarld, Jägerhorn⸗Uleaborg und Gomilewsky⸗Petersburg ausgestellt. Eine übersichtliche Samm⸗ lung der Fischereigeräthe, wie sie an der unteren Wolga gebräuchlich sind, führt uns Jakowleff⸗Astrachan vor. Das Ministerium der Reichsdomänen hat ferner an einem Ständer mit be⸗ weglichem Rahmen die Fischerei betreffende Zeichnungen vereinigt. Die künstliche Fischzucht Rußlands ist reich und gut vertreten. 5 dieselbe besteht im Gouvernement Nomgorod seit etwa

Jahren eine staatliche Fischzuchtanstalt, über deren Ein⸗ richtung ein Modell auf der Ausstellung Aufschluß giebt. Die An⸗ stalt kann jährlich bis 4 Millionen Lachseier befruchten lassen und züchtet gegenwärtig hauptsächlich folgende Fischarten: Coregonus Baeri und albula, Osmerus eperlanus, Salmo fario und Abrausis brama. Außerdem bestehen provinzielle Fischzuchtanstalten, wie die in Plescau; dann treiben auch zahlreiche Privat⸗ und wissenschaft⸗ liche Institute, wie das Landwirthschaftliche Museum zu St. Peters⸗ burg, seit Kurzem die Fischzucht, mit welchem Erfolge, zeigen die von dem letztgenannten Museum ausgestellten Präparate. Ganz Hervor⸗ ragendes auf diesem Gebiete leistet vor Allem Finnland. Karten über die Verbreitung der wichtigsten Fischarten sowie Schriften über das Fischwesen bieten dem Fachmann interessante Details.

Im Bürgersaale des Rathhauses fand am vergangenen Mitt⸗ woch Abend die Generalversammlung des Centralvereins für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt statt. Der Schriftführer des Vereins, Abg. Dr. Rente⸗h berichtete über die Thätigkeit des Vereins im letztverflossenen Geschäftsjahre, in welchem der Verein außerordentliche Erfolge zu verzeichnen hatte. Als Mitglieder gehören dem Centralverein gegenwärtig an: 129 Ma⸗ gistrate, Handelskammern und gewerbliche Vereine und ca. 700 Zweigvereine und persönliche Mitglieder. Hierauf sprach Professor Dr. Schlichting über die Wasserstraßen des Auslandes und Schiffsmakler Dahlström (Hamburg) über sein Nord⸗Ostsee⸗ Kanalprojekt. Zuletzt erstattete Kaufmann Zoller den Kassen⸗ bericht. Danach bezifferte sich die Bilanz der Einnahmen und Aus⸗ gaben für das verflossene Geschäftsjahr auf 6302 96 ₰, das gegenwärtige Vercinsvermögen auf ca. 3000 Mit der Wieder⸗ wahl des Vorstandes schloß die Generalversammlung.

Die Pferderennen auf der Rennbahn zu Hoppegarten nehmen am künftigen Sonntag, den 2. Mai, wieder ihren Anfang, und werden dann am 9., 17., 18. und 30 Mai und am 6. Juni die Konkurrenzen des Frühjahrsmeetings abgehalten. Die Bahn ist in sehr gutem Zustande, ebenso sind die Pferde, welche bereits in den Boxen zu Hoppegarten eingetroffen, aus dem Winter sehr gut herausgekommen und in vorzüglicher Condition. Zu den am künf⸗ stattfiadenden Rennen sind die Anmeldungen recht günstig. Zu dem „Eröffnungsrennen“ sind 8 Pferde, zu dem „Preis von Dahlwitz“ 4 Pferde, zu dem „Staatspreis IV. Klasse“ von 1500 8 Pferde, zu dem „Begrüßungsrennen“ um den Gra⸗ ditzer Gestütspreis von 1500 9 Pferde gemeldet. Das Verkaufs⸗- rennen um den Klubpreis von 1000 schließt seine Nennungen erst am Sonnabend Abend, zeigt aber jetzt schon 2 Meldungen, und zu der Effenberg⸗Steeple⸗Chase, welche den g; bildet, werden 5 der besten Steeple⸗Chaser am Pfosten erscheinen. ie Rennen versprechen somit ein großes Interesse. Vom Ostbahnhof werden wieder um

1 ¾, 2 und 2 ¼ Uhr Extrazüge abgelassen. 8 ———