— 8*
1“
Großherzoglich sächsischer Geheimer Finanz⸗Rath Dr. Heer⸗ wart und Fürstlich schaumburg⸗lippischer Geheimer Regierungs⸗ Rath Spring sind hier angekommen.
— S. M. gedeckte Korvette „Vineta“, 19 Geschütze, Kommandant Kapitän zur See Zirzow, ankerte am 3. April cr. im Hafen von Acapulco und setzte am 6. dess. Monats die
Reise nach Honolulu fort.
Bayern. München, 19. Mai. (W. T. B.) Der
russische Gesandte am hiesigen Hofe, von Ozeroff, ist nach längerer Krankheit gestern Abend gestorben.
— 20. Mai. (W. T. B.) Der frühere Kabinetssekretär Ziegler ist von Sr. Majestät dem Könige zum Kabinetschef ernannt worden. Der bisherige Kabinetschef Müller ist in das Ministerium des Innern versetzt worden.
11““
Hesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. Mai. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sowie die Erzherzogin Marie Valerie haben am 15. d. M. den Sommeraufenthalt in
Schönbrunn bezogen. 1 — Wiener Blätter beschäftigten sich in den letzten Tagen
wiederholt mit allerlei Gerüchten über eine demnächst be⸗
vorstehende Ministerkrisis. Aus diesem Anlasse bemerkt die „Montagsrevue“: „Ohne in Abrede stellen zu wollen, daß heils auch von uns wiederholt betonte politische Vorkomm⸗ nisse, theils private Verhältnisse ihren Einfluß auf die Zu⸗ ammensetzung der Regierung üben dürften, wollen wir kon⸗ statiren, daß solange nicht das Herrenhaus seine Arbeiten vollendet hat und der Reichsrath in formeller Weise vertagt st, von solchen Veränderungen in keiner Weise die Rede sein aann.“ — In ähnlicher Weise dementirt das genannte Blat die Meldung von einem bevorstehenden Pairsschube. — 19. Mai. Aus München wird heute gemeldet: Der Kaiser von Oesterreich ist heute Abend um 8 Uhr nach Penzing abgereist. Prag, 15. Mai. (Prag. Abdbl.) Ueber den Termin für die Einberufung der Landtage schwanken die Angaben der Blätter zwischen dem 5. und 8. Juni. Was den böh⸗ mischen Landtag betrifft, soll es noch keineswegs fest⸗ . ob demselben eine Vorlage, betreffend die Aenderung er Landtagswahl⸗Ordnung zugehen werde, da der im Ministerium des Innern in Vorbereitung befindliche Entwurf icht beendet ist und dann erst den Ministerrath zu passiren at. In keinem Falle würde es sich um eine Modifikation der ahlordnung, sondern höchstens um eine andere Einrichtung er Wahlmanipulation handeln, indem entsprechend den Wünschen aller seit 1862 versammelten böhmischen Land⸗ tage, eine Gruppe der Höchstbesteuerten für sich, der gesammte übrige Großgrundbesitz aber zusammen zu wählen hätte. Doch st die Einbringung einer hierauf bezüglichen Gesetzvorlage och immer in 8 Grade fraglich. — Unmittelbar nach inlangen der ersten Nachrichten über die Straßen⸗ emonstrationen in Prag hat der Minister⸗Präsident in einer Eigenschaft als Leiter des Ministeriums des Innern — iner Meldung der „Montagsrevue“ zufolge — an den Statthalter von Böhmen telegraphisch die Weisung ergehen
lassen, die bestehenden Gesetze gegen Jedermann strengstens zu handhaben und insbesondere keinerlei auf die Straße getragene
Demonstration zu dulden.
Brünn, 18. Mai. Der „Pr.“ wird von hier gemeldet: Der Kaiser trifft Ende dieser oder Anfangs nächster Woche ur Inspizirung der hiesigen Garnison hier ein und begiebt ch nach kurzem Aufenthalt nach Mährisch⸗Weißkirchen.
Lemberg, 18. Mai. Dem „Dziennik“ wird aus Wien telegraphirt, das Ministerium habe die Verwendung des Be⸗ trages von einer Million Gulden, welcher sich als Ueber⸗ schuß aus dem galizischen Grundentlastungsfonds ergab, zu Landeszwecken gestattet.
Krakau, 18. Mai. Nach dem „Czas“ reisen Statt⸗ s. Graf Potocki und Landmarschall Graf Wodzicki, owie der Krakauer Bürgermeister nach Wien behufs Regelung der Angelegenheit des galizischen Grundentlastungsfonds. Der Landtag soll für den 8. Juni einberufen werden.
Schweiz. Bern, 18. Mai. (Bund.) In Gemäßheit von Artikel 1 des Schlußprotokolls zur Uebereinkunft wegen Regulirung der Grenze bei Konstanz, vom 28. April 1878, haben die beiderseitigen Delegirten nach Aussteckung der neuen Grenze die Setzung der Marksteine angeordnet und dann am 1. d. Mts. die Schlußcollaudation vorgenommen und den Grenzbeschrieb abgefaßt, womit diese Grenzreguli⸗ rungsangelegenheit ihre Erledigung gefunden hat. Dem be⸗ züglichen Protokoll ist gestern vom Bundesrathe die Ge⸗ nehmigung ertheilt worden.
Großbritannien und Irland. London, 18. Mai. Allg. Corr.) Bei dem gestern in Dublin abgehaltenen eeting der irischen parlamentarischen Partei handelte es sich vor Allem um die Frage, ob Mr. Parnell oder Mr. Shaw zum Vorsitzenden für die Session zu wählen sei. Ersterer wurde mit 23 gegen 18 Stimmen gewählt. In seiner Dankes⸗ rede bemerkte Mr. Parnell, daß er die Wahl nicht als eine die Führerschaft der Partei betreffende betrachten werde; um auch den Schein des Ehrgeizes zu vermeiden, habe er als einen Kompromiß zwischen Mr. Shaw und ihm selber die Wahl Mr. Justin M'Carthy's zum Vorsitzenden für die Session in Vorschlag gebracht.
Den „Daily News“ wird aus Kabul, vom 17. d., emeldet: „Deserteure aus Herat berichten, die Stadt befände jich im Zustande der Anarchie, und Eyub Khan ü22 thatsächlich Gefangener. Die Truppen bedrückten die Bevölke⸗ rung. Die Saripul⸗Regimenter hätten sich wegen rückständigen Soldes empört. — Die Ghilzai⸗Chefs in Tezin haben sich er⸗ boten, mit Abdurrahman ein Bündniß zu schließen.“
— 19. Mai. (W. T. B.) In einer Versammlung HerePagenge Mitglieder der konservativen Partei ielt Lord Beaconsfield eine Rede, in welcher er hervor⸗ hob: wenn die Konservativen ihren Prinzipien treu blieben, würden sie schnell genug wieder zur Macht gelangen. Beacons⸗ field rieth eine mit Würde verbundene Haltung der Opposi⸗ tion zu beobachten.
— 20. Mai. (W. T. B.) Den „Daily News“ wird aus Kabul, von gestern, gemeldet: Abdurrhaman hat seine Truppen entlassen mit dem Bemerken, daß er ihrer Dienste nicht mehr bedürfe, da er keine feindseligen Absichten gegen die Engländer hege.
Frankreich. Paris, 19. Mai. (W. T. B.) In Rheims haben gestern 900 Arbeiter die Arbeit wieder aufgenommen. Der Minister des Innern, Constans, ist
— . 116“ heute von Rheims hierher zurückgekehrt. — Die Mehrzahl der anläßlich der in Rheims stattgehabten Arbeitseinstellung da⸗ selbst verhafteten Individuen gehört nicht dem Ar⸗ beiterstande an. Man glaubt, daß ein geheimes Comité die Arbeitseinstellung für einen politischen Zweck organisirt habe.
— 20. Mai. (W. T. B.) Der französische Botschafter in London, Lson Say, stattete gestern dem Präsidenten Grévy einen Besuch ab und wird in den nächsten Tagen nach London zurückkehren. — Dufaure hat die Kandidatur für die Präsidentenschaft des Senates abgelehnt.
Das „Journal officiel“ veröffentlicht die Er⸗ widerung, welche der Handels⸗Minister Tirard dem Erzbischof von Auch ertheilte. In derselben heißt es: „Sie haben Recht, bei der Regierung auf den Geist der Mäßigung zu zählen; dieselbe gedenkt keineswegs die Religion zu verfolgen. Die Republik ist vielmehr die Regierung der Ordnung und der Freiheit, und ihr oberster Grundsatz ist die Gewissensfreiheit. Die Religion hat Nichts zu befürchten, denn die Regierung, wenn dieselbe auch bestrebt ist, die Aus⸗ führung der Gesetze zu sichern, beabsichtigt doch keine Eingriffe in die reis Ausübung des katholischen Kultus.“
Italien. Rom, 19. Mai. (W. T. B.) Es sind nun⸗ mehr fast alle Wahlresultate bekannt. Von den 351 defi⸗ nitiv gewählten Deputirten gehören 120 der konstitutionellen und 170 der ministeriellen Partei an, 61 sind Dissidenten. Stichwahlen sind 152 erforderlich, von denen voraussichtlich 55 zu Gunsten der Konstitutionellen, 76 zu Gunsten der Ministeriellen und 21 zu Gunsten der Dissidenten ausfallen dürften. Bei den definitiven Wahlen haben die Dissidenten bis jetzt 22 Sitze verloren und 3 gewonnen; die Ministeriellen verloren 25 Sitze und gewannen 21 Sitze; die Konstitutionel⸗ len verloren 7 Sitze und gewannen 23 Sitze. Zu den Kon⸗ stitutionellen gehört die ehemalige toskanische Gruppe. Mit Rücksicht auf den wahrscheinlichen Ausfall der Stichwahlen wird auf eine starke ministerielle Majorität gerechnet.
Türkei. Scutari, 18. Mai. (W. Pr.) Die Mon⸗ tenegriner halten Podgoritza und die Kuci⸗Kraina besetzt, die Albanesen haben ihr Hauptquartier in Tuschi und sind vorläufig noch unschlüssig über ihre nächsten Aktionen.
Bulgarien. Sofia, 18. Mai. (W. Pr.) Zankow hat dem Sabranije einen vftts gthns über die Arron⸗ dirung und autonome Verfassung der Gemeinden in Bulgarien unterbreitet. Der Gesetzentwurf wurde einem Aus⸗ schuß zur Berathung überwiesen; mittlerweile beschäftigt sich
as Sabranije mit dem Berichte des Petitionsausschusses.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. Mai. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Michailoff, Dr. Weimar und Genossen begann heute das Zeugenverhör. Es wurden 20 Zeugen vernommen. Das Verhör dauerte bis 11 Uhr 20 Minuten Abends; sodann wurde die Sitzung auf Donnerstag, Vormittag 11 Uhr, vertagt.
— 20. Mai. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ bezweifelt die von verschiedenen Blättern gebrachte Meldung über Begnadigungsgesuche für den Mör⸗ der des Obersten Kummerau, welche, wenn sie wirklich ver⸗ sucht würden, resultatlos bleiben müßten. Das Blatt fügt hinzu, die Sicherheit der Ausländer und des diplomatischen Corps verlange eine Bestrafung des Mörders, welche neue Versuche von Fanatikern verhindern würde. Ein Gnadenakt bei der unwissenden, brutalen Bevölkerung als Schwäche gelten.
— 20. Mai. (W. T. B.) Nach einem heute veröffent⸗ lichten Bulletin fühlte sich Ihre Majestät die Kaiserin im Laufe der letzten Woche schlechter, die Krankheitssymptome traten deutlicher hervor und die Kräfte haben etwas ab⸗ genommen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Mai. (Hamb. Nachr.) Der Reichstag ist gestern unter Wahrung des üblichen Ceremoniels ohne Thronrede durch den Staats⸗ Minister Grafen Arved Posse geschlossen worden. Der Präsident der Ersten Kammer gab in seinen Abschiedsworten an die Mitglieder des Hauses seinem Bedauern über den un⸗
lücklichen Ausgang der Wehrpflichtsfrage Ausdruck. „Ich
sa äußerte der Präsident, daß wenigstens in einem Falle das Urtheil über einen Reichstagsbeschluß bereits jetzt streng ist, und daß das Urtheil später noch härter ausfallen wird. Das Urtheil gilt der Verwerfung des Wehrpflichtgesetzes, und die Erste Kammer wird somit nicht dadurch betroffen. Nie⸗ mand bezweifelt die Vaterlandsliebe Derjenigen, welche zu dem unglücklichen Ausgang der Frage beigetragen; aber der erneuerte Aufschub des ersten nothwendigen Schrittes zur Ent⸗ wicklung der Nationalvertheidigung ist ein Faktum, welches jeder schwebische Mann zu bedauern Ursache hat.”
Dänemark. Kopenhagen, 18. Mai. Ein Privat⸗ telegramm der „Hamb. Nachr.“ meldet den Tod des vormali⸗ gen Conseils⸗Präsidenten und Finanz⸗Ministers Fonnesbech.
Amerika. Washington, 17. Mai. (Allg. Corr.) Der Präsident Hayes übermittelte heute dem Kongreß den mit der britischen Regierung gepflogenen Schriftwechsel, betrefßs des Fortune⸗Bai⸗Fischereistreites, 88 einem Bericht des Staatssekretärs Evarts über den Gegen⸗ stand. Die das Dokument begleitende Botschaft des Präsi⸗ denten besagt: „Ich lenke achtungsvoll die unverzügliche und sorgfältige Aufmerksamkeit des Kongresses auf das Miß⸗ lingen, zwischen den beiden Regierungen eine Uebereinstim⸗ mung über die Auslegung und Ausführung der Fischerei⸗ Artikel des Washingtoner Vertrages, wie solche durch das Exposé des Staatssekretärs dargestellt und beleuchtet werden, herzustellen. Ich stimme mit den in diesem Bericht ausgedrückten Meinungen überein betreffs der von dieser Re⸗ gierung zu ergreifenden geeigneten Maßregeln zur Aufrecht⸗ erhaltung der unsern Fischern durch die britischen Zugeständ⸗ nisse in dem Vertrage gewährleisteten Rechte, sowie zur Be⸗ schaffung eines geeigneten Vorgehens behufs Sicherstellung einer Schadloshaltung für den Schaden, den dieses Feneagsc. bereits erlitten hat. Demgemäß empfehle ich dem Kongreß, die Genehmigung solcher legislatorischen Maßregeln, die der Weisheit des Kongresses zweckdienlich scheinen.“ — Der Bericht des Staatssekretärs Evarts ist noch nicht veröffentlicht
worden. 88
Nr. 9 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blattes“ folgenden Inhalt: Oxydirte Abzeichen. — Klageverfahren gegen Offiziere. — Instruktion für die Maschinisten⸗ ꝛc. Schule. — Erfatz⸗ ordnung. — Instruktion über die Jägerbüchse M/71. — Sanitäts⸗ dienstreglemenk. — Marschrouten. — Personalveränderungen. — Be⸗ nachrichtigungen.
— Nr. 25 des „Amtsblatts des Reichs⸗Postamts“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 10. Mai 1880: Aufforderung zur Anwendung größerer Sorgfalt bei der Ermittelung des Gewichts und der Austaxirung der Postsendungen; — vom 11. Mai 1880: Postverbindung mit Helgoland; — vom 12. Mai 1880: Eröffnung der Eisenbahn Bettenhausen⸗Cassel; Eröffnung der Eisenbahn Nieder⸗ mendig⸗Mayen; — vom 13. Mai 1880: Eröffnung der Eisenbahn Eschwege⸗Leinefelde.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der dem Hause der Abgeordneten heute vorgelegte Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze, hat nach der „Prov. Corr.“ fol⸗ genden Wortlaut:
Art. 1. Das Staats⸗Ministerium ist ermächtigt, mit König⸗ licher Genehmigung: 1) die Grundsätze festzustellen, nach welchen der Minister der geistlichen Angelegenheiten von den Erfordernissen der §§. 4 und 11 im Gesetz vom 11. Mai 1873 (G. S. S. 191) dis⸗ pensiren, auch ausländischen Geistlichen die Vornahme von geistlichen Amtshandlungen oder die Ausübung eines der im §. 10 erwähnten Aemter gestatten kann; 2) den nach den §§. 4, 8 und 27 im Gesetz vom 11. Mai 1873 erforderlichen Nachweis wissenschaftlicher Vor⸗ bildung, soweit derselbe gegenwärtig durch Ablegung einer wissen⸗ schaftlichen Staatsprüfung zu führen ist, anderweitig zu regeln; auch 3) zu bestimmen, inwieweit und unter welchen Voraussetzungen Per⸗ sonen, welche ausländische Bildungsanstalten besucht haben, von den in den 8f⸗ 1 und 11 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 erwähnten Aemtern fern zu halten sind.
Art. 2. Die Berufung an die Staatsbebörde gegen Entschei⸗ dungen der kirchlichen Behörden in Gemäßheit der §§. 10 und 11 im Gesetz vom 12. Mai 1873 (G S. S. 198), sowie des §. 7 im Gesetz vom 22. April 1875 (G. S. S. 194) steht nur dem Ober⸗ Präsidenten zu.
Die Berufung sowie der Antrag des Ober⸗Präsidenten auf Ein⸗ leitung des Verfahrens in Gemäßheit des §. 26 im Gesetz vom 12. Mai 1873 können bis zur Verkündigung des gerichtlichen Urtheils zurückgenommen werden.
Art. 3. In den Fällen des §. 24 im Gesetz vom 12. Mai 1873, sowie des §. 12 im Gesetz vom 22. April 1875 ist gegen fortan auf Unfähigkeit zur Bekleidung ihres Amts zu erkennen.
Die Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung des Amts hat den Verlust des Amtseinkommens zur Folge.
M auf Unfähigkeit zur Bekleidung des Amts erkannt, so finden die Vorschriften des Gesetzes vom 20. Mai 1874 (Ges. Samml. S. 135), des 8 31 im Gesetz vom 12. Mai 1873, sowie der §§. 13 bis 15 im Gesetz vom 22. April 1875 entsprechende Anwendung.
Art. 4. Einem Bischof, welcher auf Grund der §§. 24 ff. im Gesetz voen 12. Mai 1873 durch gerichtliches Urtheil aus seinem Amte entlassen worden ist, kann von dem Könige die staatliche An⸗ erkennung als Bischof seiner früheren Diözese wieder ertheilt werden.
Art. 5. In einem katholischen Bisthum, dessen Stuhl erledigt, oder gegen dessen Bischof durch gerichtliches Urtheil auf Unfähigkeit zur Bekleidung des Amtes erkannt worden ist, kann die Ausübung bischöflicher Rechte und Verrichtungen in Gemäßheit des §. 1 im Gesetz vom 20. Mai 1874 Demjenigen, welcher den ihm ertheilten kirchlichen Auftrag darthut, auch ohne die im §. 2 vorgeschriebene eidliche Verpflichtung durch Beschluß des Staats⸗Ministeriums ge⸗ stattet werden.
In gleicher Weise kann von dem Nachweise der nach §. 2 erfor⸗ derlichen persönlichen Eigenschaften dispensirt werden.
Art. 6. Die Einleitung einer kommissarischen Vermögensver⸗ waltung in den Fällen des Art. 5 dieses Gesetzes findet nur mit Er⸗ mächtigung des Staats⸗Ministeriums statt. Dasselbe ist auch er⸗ mächtigt, eine eingeleitete kommissarische Vermögensverwaltung wieder aufzuheben.
Art. 7. Die Ausübung der in den §§. 13 ff. des 252. vom 20. Mai 1874 und in den Art 4 ff. des Gesetzes vom 21. Mai 1874 (Ges. S. S. 139) dem Präsentationsberechtigten und der Gemeinde beigelegten Befugniß zur Wiederbesetzung eines erledigten geistlichen
Amts und zur Einrichtung einer Stellvertretung in demselben findet 8
nur mit Ermächtigung des Ober⸗Präsidenten statt.
Art. 8. Die Wiederaufnahme eingestellter Staatsleistungen
kann außer in den Fällen der §§. 2 und 6 des Gesetzes vom 22. April 1875 für den Umfang eines Sprengels durch des Staats⸗Ministeriums, für einzelne Empfangsberechtigte dur Verfügung des Ministers der geistlichen Angelegenheiten widerruflich angeordnet werden.
Art. 9. Die Verfolgung von Zuwiderhandlungen gegen die Strafbestimmungen der Gesetze vom 11., 12. und 13. Mai 1873, 20. und 21. Mai 1874 und 22. April 1875 findet nur auf Antrag “ statt. Die Zurücknahme des Antrags ist zu⸗ ässig.
Art. 10. Die Minister des Innern und der geistlichen Ange⸗ legenheiten sind ermächtigt, die Errichtung neuer Niederlassungen von Genossenschaften, welche im Gebiete der preußischen Monarchie gegenwärtig bestehen und sich ausschließlich der Krankenpflege wid⸗ men, zu genehmigen, auch widerruflich zu gestatten, daß gegenwärtig bestehende weibliche Genossenschaften, welche sich ausschließlich der Krankenpflege widmen, die Pflege und Unterweisung von Kindern, die sich noch nicht im schulpflichtigen Alter befinden, als Neben⸗ übernehmen.
eu errichtete Niederlassungen unterliegen der Ausfsicht des Staates in Gemäßheit des §. 3 im Gesetz vom 31. Mai 1875 (Gesetz⸗Samml. S. 217) und können durch Königliche Verordnung aufgehoben werden.
Der Krankenpflege im Sinne des Gesetzes vom 31. Mai 1875 ist die Pflege und Unterweisung von Blinden, Tauben, Stummen und Idioten, sowie von gefallenen Frauenspersonen gleichgestellt.
„Art. 11. Der Vorsitz in dem Kirchenvorstande von katholischen Kirchengemeinden (§§. 12 und 5 des Gesetzes vom 20. Juni 1875, Gesetz⸗Samml. S. 194) kann durch Königliche Verordnung ander⸗ weitig geregelt werden.
Statistische Nachrichten.
Nach dem Statistischen Jahrbuch der Stadt
Berlin, 6. Jahrgang (Statistik des Jahres 1878) herausgegeben
von dem Direktor R. Böckh (Berlin 1880, Leonhard Simion) hatten die steuerpflichtigen Liegenschaften in Berlin nach der Grund⸗ steuerveranlagung im Etatsjahr 1879—80 einen Flächeninhalt von 9440,94 Mrg. (2410,49 ha) mit einem Reinertrag von 132 648 ℳ, die steuerfreien 1730,43 Mrg. (441,82 ha) mit 28 218 ℳ Rein⸗ ertrag, die ertraglosen Grundstücke 4621,06 Mrg. (1179,86 1a) Land und 711,38 Mrg. (181,63 ha) Wasser, 6702,58 Mrg. (1711,32 ha) Hofraum, zusammen 23 206,39 Mrg. (5925,12 ha) mit 160,866 ℳ Reinertrag. Die Zahlen repräfentiren aber nicht nur den Zustand von 1876 sondern sind ungenau, da die nach der Liebenowschen Karte durch⸗ eführte Mermesarn 580 Mrg. (148 ha) mehr ergiebt, als die I“ Eine von der Stadt Berlin im Jahre 1876 begonnene Vermessung ist noch nicht vollendet. Am 1. Juni 1878 sind dem Weichbilde 517 Mrg. (132 ba) hinzugetreten, wo⸗ durch sich die Fläche auf ca. 24 302 mer. erhöht hat. 1416 ha wurden im Jahre 1878 landwirthschaftlich benutzt.
“
1
Die Zahl der mit Gebäuden besetzten Grundstücke betrug in 1879 — 80 17 133, die Zahl der steuerpflichtigen Gebäude 33 928 mit einem steuerbaren Werth von 97 704 900 ℳ (durchschnittlich 3100 ℳ) dazu 1653 steuerfreie, zusammen 35 581. Bei der neuen Gebäude⸗ steuereinschätzung sind 41 429 steuerpflichtige Gebäude mit 5 007 860 ℳ Gebäudesteuer ermittelt worden (gegen 3 961 761 ℳ in 1879 — 80). Eine auf 5 Stadtbezirke des südwestlichen Theils der jenseitigen Louisenstadt ausgedehnte Zählung hat nachgewiesen, daß von den 10 962 Wohnungen daselbst fast die Hälfte (5342) nur 1 Wohn⸗ zimmer hat; unter 3107 Wohnungen, in welchen Schlafleute auf⸗ genommen sind, haben 1402 nur 1 Zimmer.
An polizeilichen Bauerlaubnißscheinen wurden im Jahre 1878 1889 ertheilt (gegen 2508 in 1877), darunter 497 zur Aus⸗ führung neuer Vorderhäuser (1877 801), 597 (872) für Seiten⸗, 153 (412) für Quergebäude, 2013 (2777) für kleinere Gebäude. Auch die Ziffern des Zuwachses der Versicherungssumme bei der städtischen beweist den Rückgang der Bauthätigkeit. Der Zuwachs setrug im Jahre 1878: 508 (1877 523) Neubauten 64 107 400 ℳ (66 311 100 ℳ), 591 (730) Umbauten 33 900 100 ℳ (38 878 400 ℳ) und durch Erhöhung der Taxe bei 428 (696) Ge⸗ bäuden 5 012 900 ℳ (18 608 200 ℳ). Dagegen stieg die Zahl der gelöschten Gebäude von 71 (8 164 100 ℳ) auf 99 (6 574 200 ℳ). Die Zahl der versicherten Gebäude betrug am 30. Sep⸗ tember 1878 17 595, gegen 1877 (17 163) 1,02 % mehr. Die Feuerversicherungssumme belief sich auf 1 831 342 800 ℳ, gegen 1877 (1 734 896 600 ℳ) 1,07 % mehr. Der Werth von 18 702 zur Miethssteuer eingeschätzten Grundstücken berechnet sich nach dem 18 fachen des Miethsertrags auf 3 017 419 416 ℳ, gegen 1877 (18 240 Grundstücke und 3 038 961 420 ℳ) 0,99 % mehr. Nach den gemeldeten Kaufpreisen stellt sich der Werth der Grundstücke auf 2 492 918 340 ℳ oder 0,83 % des Miethsertrags, gegen 2 672 095 500 ℳ = 0,88 % im Vorjahre; in 1878 0,93 % mehr als in 1877. Obwohl nach Obigem 98 Millionen Mark mehr durch Neu⸗ und Umbauten in das Gebäude⸗Eigenthum hinein⸗ gesteckt sind, ist der pro 1879 eingeschätzte Miethswerth um 21,5 Millionen Mark herabgegangen; es hat also im Ganzen im Werth der Gebäude ein Rückgang von 119,5 Millionen stattgefunden.
Nach der Einschätzung für 1879 standen von 265 724 Woh⸗ nungen und sonstigen Gelassen 20 671 im Miethswerth von 7 896 578 ℳ leer, gegen 17 965 Wohnungen und 7 037 537 ℳ in 1878 (bei 18 240 Wohnungen) und 1435 Wohnungen und 1 203 522 ℳ in 1874 (bei 15 506 Wohnungen). Vermiethet waren 1879 245 053 Wohnungen = 159 741 834 ℳ, 1878 235 430 Wohn. = 161 793 653 ℳ, 1874 183 148 Wohn. = 131 273 332 ℳ Der durchschnittliche Miethswerth für eine Wohnung ist von 1878 zu 1879 von 666 auf 631 ℳ. für eine vermiethete Wohnung von 687 auf 652 ℳ, für eine leerstehende von 392 auf 382 ℳ herabgegangen. Das Maximunm der leerstehenden Wohnungen befindet sich in den ärmsten Stadttheilen, auf dem Wedding 185 pro Mille, in der Dorothecn⸗ stadt nur 31 pro Mille. Die Mehrzahl der Wohnungen und Ge⸗ lasse (800 pro Mille) brinat bis 750 ℳ Miethe (bis 150 ℳ: 140 p. M., von 151 — 300 ℳ 373 p. M., 301 — 450 ℳ 157 p. M.) Die Wohnungen bis 3000 ℳ bilden im Ganzen 975 p. M. der Ge⸗ sammtheit. Ueber 30 000 ℳ Miethe sind noch 112 Wohnungen (0,5 p. M.) zum Miethswerth von 8 030 684 ℳ (50 p. M.).
Diejenigen 2128 bebauten Grundstücke, über deren Besitz⸗ wechsel im Jahre 1878 Nachrichten eingegangen sind, bilden 121 p. M. sämmtlicher bebauten Grundstücke Berlins. 164 Grundstücke (mit 15 851 500 ℳ Feuerkassenwerth und 23 002 953 ℳ Kaufpreis) kamen durch Erbgang in andere Hände. Von den verkauften Häuser wurden freiwillig, ½ im Wege der Subhastation verkauft. Von den ersteren hatten 1403 bebaute einen Feuerkassenwerth von 140 344 435 ℳ und erzielten einen Kaufpreis von 211 942 938 ℳ, d. h. der Feuerkassenkassenwerth betrug durchschnittlich 67,2 % des Kaufpreises (1877 60,3 %). 599 unbebaute Grundstücke erzielten einen Kaufpreis von 34 552 276 ℳ 493 subhastirte Grundstücke hatten einen Feuerkassenwerth von 52 996 800 ℳ und wurden zu 51 231 239 ℳ verkauft oder der erstere bildete 103,4 % des Kauf⸗ preises (1877 88 %). Für 116 unbebaute Grundstücke wurden in der Subhastation 3 992 827 ℳ erzielt.
An Hypotheken und Grundschulden wurde im Jahre 1878 in 6062 Posten 167 463 783 ℳ eingetragen (gegen 225 403 091 ℳ in 1877) und 136 171 950 ℳ gelöscht (gegen 145 085 428 ℳ in 1877). Es hafteten auf den Berliner Grundstücken am 1. Dezember 1878 an Hypotheken 2 051 572 365 ℳ (gegen 2 020 280 532 ℳ Ende 1877), 15 5 p. M. mehr als im Jahre vorher. Dagegen hat die Pfand⸗ br,efschuld um 118,5 p. M. zugenommen; sie betrug Ende 1878. 471663 400 ℳ, gegen Ende 1877 7 650 400 ℳ mehr. Die Gesammt⸗ summe der Hypotheken und Pfandbriefe belief sich Ende 1878 auf
2 098 191 765 ℳ gegen 2 062 117 332 ℳ Ende 1877. Die Diffe⸗
renz zwischen der Belastung und dem Verkaufswerth stellte sich im Jahre 1878 durchschnittlich auf 16,1 % (gegen 22,8 % in 1877, 52,1 % in 1873), gegen den Werth nach dem Miethsertrage auf 26,1 %, (1877 27,9 %, 1873 35,6 %).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der antiquarisch⸗historische Verein für Nahe und Hunsrücken zu Kreuznach hat seinen Jahresbericht für 1879 publizirt, und zwar in Gestalt eines sorgfältigen, eingehenden Kata⸗ lozs der sämmtlichen römischen Inschriften und Stein⸗ skulpturen in Kreuznach, welchen der Oberlehrer Dr. O. Kohl verfaßt hat. Der Verein besteht seit 1856 und hat im Laufe der Jahre eine Reihe altgallischer, germanischer, römischer, mittelalter⸗ licher Denkmäler verschiedenster Art gesammelt, über welche der Ver⸗ waltungsbericht der Stadt Kreuznach für 1877 gedrängte Auskunft giebt. Einem Theil davon ist die vorliegende ausführlichere Schrift gewidmet. Die Sammlung entstand theils durch Ankauf, theils durch Geschenke, in letzterer Beziehung namentlich durch Ueberlassung der beim Bau der Rhein⸗Nahe⸗Bahn aufgefundenen Alterthümer von Seiten der Königlichen Direktion und des Verwaltungsausschusses der Bahn. Hauptfundorte für diese Denkmäler waren und sind das Nahethal und der südöstliche Hunsrücken bis Sobernheim, besonders Bingerbrück, sowie das Römerkastell auf dem rechten Naheufer bei Kreuznach, die sogenannte Heidenmauer. Da der Verein selbst nicht in der Lage war, für die umfangreiche Sammlung ein genügendes Lokal herzurichten, so wandte sich derselbe an die Stadt und bot dieser den Besitz der Sammlung gegen die Verpflichtung einer an⸗ gemessenen, dauernden Unterbringung der Gegenstände an. Infolge dessen hat die Stadt Kreuznach nunmehr im Schulhause der Kreuz⸗ straße ein helles, geräumiges Zimmer für die kleineren Gegenstände hergerichtet und außerdem für die Steinmonumente eine ausreichende Halle gebaut. Dort befindet sich die Sammlung seit dem Sommer 1879. Im Einzelnen sind die Funde, namentlich die aus dem Kastell bereits in den Vereinsberichten von 1856 —- 1873, einer besonderen Vereinsschrift aus dem Jahre 1869 und in den Bonner Jahrbüchern von dem Baumeister P. Engelmann, dem Pfarrer J. Heep und dem Major E. Schmidt mit beigegebenen Zeichnungen beschrieben, die Inschriften in dem Codex Inscriptionum Rhenaunorum von Brambach publizirt worden, indessen fehlte es nach der nunmehrigen Ver⸗ einigung der früher zerstreuten Sammlung an einem umfassenden leicht orientirenden Kataloge, den Dr. Kohl hiermit bietet. Im Vorwort giebt der Verfasser eine gedrängte Uebersicht der Ge⸗ schichte des Kastells und der Stadt Kreuznach; dann folgt das Ver⸗ zeichniß der gefundenen Inschriften und Skulpturen selbst. Ein⸗ Pthestt sind die letzteren in 1) Altäre und Votiv⸗Inschriften,
) Grabsteine, 3) in anderem Besitz befindliche oder verlorene Steine mit Inschriften, 4) Figuren und Baudenkmäler, 5) Thon⸗Inschriften. Von den Grabsteinen wird ein besonders gut erhaltener (gefunden in Bingerbrück beim Bau der Rhein⸗Nahe⸗Bahn 1860) in einer Lichtdruck⸗Abbildung mitgetheilt. Derselbe zeigt einen römischen Soldaten (Annaius Preaval fllius Daverzeus miles ex cohorte quarta Delmatarum, wie es in der Inschrist heißt) im Paradeanzuge, aber ohne Helm, in der rechten Hand zwei Speere. Dem eingulum militiae, jenem eigenthümlichen Schurz, welchen die Figur trägt, ist eine besondere archäologische Betrachtung gewidmet.)
“ ““
. „ Land⸗ und Forstwirthschafft.
Wie alljährlich wird auch in diesem Jahre in Cassel wieder ein großer Pferdemarkt in der Zeit vom 31. Mai bis 2. Juni abgehalten, mit welchem zugleich eine Verloosung prämiirter Pferde verbunden ist. Der Hauptgewinn besteht in einer eleganten Equipage mit vier geschirrten Pferden im Werthe von 10 000 ℳ Die Ziehung findet am 2. Juni statt.
(D. Hand. Arch.) In der Ausfuhr Dänemarks nehmen die landwirthschaftlichen Erzeugnisse, besonders lebendes Vieh, Fett⸗ waaren und Getreide nebst Mühlenfabrikaten, die erste Stelle ein. In den Jahren 1874—78 betrug der Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr in diesen Gegenständen 108,2 bezw. 107, 108,9, 78,8 und 82,1 Millionen Kronen. Im letaeaüase⸗ Jahre fielen von dem Ueberschuß 40,3 Millionen Kronen auf lebendes Vieh, 18,12 Millionen Kronen auf Fettwaaren und 23,7 Millionen Kronen auf Getreide und Mehlwaaren. Bei der Viehausfuhr, welche fast die Hälfte des Ueberschusses liefert, ist noch zu berücksichtigen, daß die Preise gegen 1877 zurückgegangen sind, Nach Deutschland gingen im Jahre 1878 7948 Pferde und Füllen = 5 960 000 Kro⸗ nen, 48 708 Stück Hornvieh = 10 200 000 Kr., 6591 Schafe, Ziegen u. dgl. = 200 000 Kr., 183 608 Schweine und Ferkel = 13 650 000 Kr.; 63 771 t unvermahlener Weizen = 1 240000 Kr., 51 015 t unvermahlener Roggen = 630 000 Kr., 22 007 t Hafer = 220 000 Kr., 79 970 t Gerste = 1 200 000 Kr., 890 900 Pfd. Weizen⸗ mehl und Grütze = 1 200 000 Kr., 300 000 Pfd. Gerstemehl und Grütze = 700 000 Kr., 1 330 000 Pfd. Speck und Schinken = 450 000 Kr., 420 000 Pfd. Fleisch und Würste = 100 000 Kr., 8963 t Butter = 1 800 000 Kr., 800 000 Eier = 30 000 Kr., 130 000 Pfd. Schmalz = 13 000 Kr. Die Einfuhr aus Deutschland betrug 557 Pferde = 170 000 Kr., 1312 Stück Hornvieh = 220 000 Kr.; 314 064 t Weizen = 6 600 000 Kr., 284 203 t Roggen = 3 400 000 Kr., 14 111 t Hafer = 127 000 Kr., 19 557 t Gerste = 250 000 Kr., 7724 t Mais = 80 000 Kr., 460 000 Pfd. Speck und Schin⸗ ken = 140 000 Kr., 290 000 Pfd. Fleisch und Würste = 84 000 Kr., 2448 6 Butter = 450 000 Kr., 770 000 Pfd. Schmalz = 270 000 Kr. Die Einfuhr von Futterstoffen und Dungmitteln war bedeutend niedriger als im Jahre 1877. Die Ueberschuß⸗ ausfuhr von Knochen und Haaren war im Jahre 1878 300 000 Kr. (ebensoviel wie im Jahre 1877), von Wolle 400 000 Kr. (gegen 800 000 Kr. in 1877), von Häuten und Fellen 1 900 000 Kr. (gegen 3 300 000 Kr. in 1877). Die Ueberschußeinfuhr war von Käse 800 000 Kr. (gegen 900 000 Kr. in 1877), Kartoffeln 500 000 Kr. (400 000 Kr.), Kartoffelmehl und⸗Stärke 500 000 Kr. (400 000 Kr.), Feld⸗ und Gartensämereien 2 600 000 Kr. (3 600 000 Kr.), Raps⸗ und Leinsaat 2 400 000 Kr. (2 900 000 Kr.).
Die Zahl der Brennereien betrug 236 mit 1 623 402 t Maischraum und 34 446 189 Pott kalkulirten Ertrags; der seit 1874 alljährlich abnehmende Maischraum und der Er⸗ trag haben sich im Jahre 1877 nicht in dem Maße wie in früheren Jahren vermindert. Die Ausfuhr von Branntwein gegen Steuervergütung betrug 627 581 Pott, die Branntweinsteuer ergab 3 184 045 Kr. Die beiden Rübenzuckerfabriken Höibygaard und Odense produzirten im Jahre 1878 2 615 445 Pfund Zucker, ein größeres Quantum als im Vorjahre. Der Verbrauch von inlän⸗ dischem Zucker betrug 1 634 509 Pfund, wovon 144 547 Kr. Steuer
entrichtet wurden. Gewerbe und Handel. “
Die „New⸗Yorter Hdl. Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 7. Mai datirten Wochenbericht über die Geschäftslage fol⸗ gendermaßen: In den Berichten über den Geschäftsverlauf wird während der heißen Jahreszeit, die mit Monat Mai bereits einge⸗ rückt ist, nur der Produkten⸗Export eine bedeutende Rolle spielen; für fast alle anderen Branchen ist die Saison als geschlossen zu betrachten. Aber gerade in jener wird es den ganzen Sommer hindurch sehr lebhaft bleiben, denn hier fehlt es nicht an entbehrlichen Vorräthen, in Europa nicht an Bedarf, und, was Preise anbetrifft, so sind diese schon jetzt niedrig genug, um Verschiffungen im ausgedehntesten Umfang zu ermöglichen. Ein weiterer sehr wahrscheinlicher Rückgang wird den Export noch mehr stimuliren, und an Fahrzeugen ist so großer Ueberfluß, daß, für's Erste wenigstens, eine Steigerung der äußerst billigen Frachtraten nicht störend einwirken wird. Schon jetzt weisen die Ausfuhrlisten unseres Platzes, trotz der erniedrigten Preise aller Stapel⸗Produkte, mit jeder Woche einen höheren Werth auf, und diese Skala dürfte auch für die nächsten Monate maßgebend bleiben. — Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt in der verflossenen Woche muß wieder als still bezeichnet werden. Während Petroleumfrachten flau blieben, wurde der Besserung in Getreidefrachten durch eine aber⸗ malige Hausse der Weizenpreise Einhalt gethan und wurden in Folge davon nur 20 Schiffe für volle Ladungen Getr ’ide geschlossen. Am Brodstoffmarkt hat das Geschäft einen ruhigen Verlauf ge⸗ nommen; für Weizen wurde in den letzten Tagen ein nicht unbedeutender Avanz etablirt; Roggen war höher, Mais und Weizen⸗ mehl dagegen im Wesentlichen unverändert. Die Anfangs der Woche erschlaffte Export⸗Nachfrage für Baumwolle belebte sich in den letzten Tagen wieder, und wurde ein erlittener Preisrückgang von 1⁄18 c per Pfd. wiedergewonnen. Das Geschäft in Rio⸗Caffee war wieder sehr still, während für west⸗ und ostindische Sorten der Konsumbegehr fortdauert. Schmalz hat bei weichenden Preisen nur sehr beschränkte Exportnachfrage, und für Rindfleisch und Speck hat dieselbe fast gänzlich nachgelassen. Schweinefleisch war flau. Schiffsbedürfnisse fest. Raff. Petroleum in Fässern still und un⸗ verändert im Preise; Kisten flau und niedriger. Das Geschäft in fremden Manufakturwaaren bleibt schleppend. Der Import von Webstoffen betrug während der heute beendeten Woche 1 875 502 Doll. gegen 1 039 919 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
London, 20. Mai. (W. T. P.) Die Weber in Black⸗ burn haben beschlossen, die Arbeiten zu den bisherigen Lohnsätzen wieder aufzunehmen.
Washington, 19. Mai. (W. T. B.) Der Schatzsekretär Sherman hat für weitere 3 000 000 Dollars Bonds ange⸗ kauft und zwar 6 proz. von 1880 zum Preise von 104,70 à 104,83, 6 proz. von 1881 zum Preise von 106,75 à 106,90 ⅛ und 5 proz. zu
103,15 à 103,22 ½⅛. Verkehrs⸗Anstalten. Southampton, 19. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Oder“ ist hier eingetroffen. New⸗York, 19. Mai. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Gellert“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 20. Mai 1880.
Frankfurt a. O., 19. Mai. IFr. Od. Ztg.) Am Sonnabend, den 15. Mai, fand hier im Gesellschaftshause die Jahresversammlung des Vereins der Lehrer an höheren Unterrichtsanstalten in der Provinz Brandenburg statt. Es hatten sich Herren aus Berlin, Charlottenburg, Brandenburg, Landsberga. W., Cottbus, Guben und Wriezen eingefunden, auch vom hiesigen Gymnasium und der Realschule eine nicht unbeträchtliche Zahl. Um 11 Uhr wurde unter dem Vorsitze des Direktors Professor Dr. Bandow⸗Berlin die jähr⸗ liche ordentliche Generalversammlung der Mitglieder der Unterstützungskasse der Lehrer an höheren Unterrichtsanstalten in Berlin und der Provinz Brandenburg eröffnet. Der Jahres⸗ bericht gab ein recht erfreuliches Bild von dem immer kräftiger werdenden Zustande der Kasse und stärkte die Hoffnung auf eine dereinstige sehr segensreiche Wirkung des Instituts. Als Maxi⸗ mum der jährlichen Unterstützung einer Familie wurden 300 ℳ zu⸗ nächst auf drei Jahre festgesetzt, drei Vorstandsmitglieder neu ge⸗ wählt und die disponiblen Gelder dem Reservefond überwiesen, da ein Anlaß zur Verausgabung nicht vorhanden war. Eine Vereinigung der brandenburgischen Kasse mit ähnlichen Einrichtungen in andern Provinzen, in Preußen, Pommern, Schlesien, wurde nicht für zweck⸗ mäßig erachtet, da ein wesentlicher Unterschied in der Organisation
1“ 1“ 1I11“
der verschiedenen Kassen eine vollständige Statutenänderung erforder⸗ lich machen und einen ersichtlichen Vortheil durchaus nicht versprechen würde. Mit der Wahl der Kassenrevisoren pro 1880 — 81 schloß diese Generalversammlung, und es folgte unter dem Vorsitze des Professor Dr. Pappenheim⸗Berlin die Jahresversammlung des Ver⸗ 2e⸗ der Lehrer an höheren Unterrichtsanstalten der Provinz Bran⸗ enburg.
Görlitz, 18. Mai. (Nat. Ztg.) Unserer Stadt steht in diesem Herbst eine seltene militärische Feier bevor. Vor 50 Jahren rückten 2 Compagnien der Breslauer Schützen in Görlitz ein und verblieben daselbst bis auf die heutige Zeit, seit 1848 als 1. Schle⸗ sisches Jäger⸗Bataillon Nr. 5. Dieses 50 jähcige Garnisonsjubläum soll festlich begangen werden und verspricht einen großartigen Cha⸗ rakter anzunehmen, zumal Bürgerschaft und Militär stets im besten Einvernehmen gelebt haben. Es ist nun Sache der alten Schützen und Jäger, welche je bei dem Bataillon gedient haben, ihre ” ihr Diensteintrittsjahr und Compagnie⸗Angabe „an das Comité zur Feier des 50 jährigen Garnisonsjubiläums in Görlitz“ recht bald ein⸗ zusenden, damit ihnen Näheres übermittelt werden kann.
Aus Oberammergau wird der Augsburger „Allg. Ztg.“ ge⸗ schrieben: Nach neunjähriger Pause veranstalteten die Bewohner Oberammergaus, treu dem Geluͤbde ihrer Väter, am Pfingstmontag die erste Vorstellung des diesjährigen Sneeä Schon seit 14 Tagen beherbergt der prächtig gelegene Gebirgsort zahlreiche Engländer, welche sich theils in Privathäusern, theils in dem von dem Engländer Gaze etablirten englischen Hotel einquartierten, um später ohne Sorge um Unterkunft und Beschaffung der Nahrung mit aller Ruhe den Vorstellungen anwohnen zu tönnen; auch Frank⸗ reich ist seit 8. Tagen durch mehrere Familien vertreten. Am Pfingst⸗ sonntag begann die eigentliche Wanderung, und bereits Mittags 12 Uhr waren gegen 15 000 Menschen aus aller Herren Ländern, darunter viele Geistliche, versammelt, um die erste Vorstellung zu besuchen. Daß unter solchen Umständen Tau⸗ sende im Freien oder auf Tischen und Bänken in den zahlreichen Wirthsstuben übernachten mußten, ist leicht erklärlich. Um 5 Uhr Abends wurde die Kasse eröffnet, vor welcher sich ein wahrer Kampf um die Billete entspann. Jeder, der sich nicht eine Eintrittskarte brieflich vorausbestellt hatte, was übrigens in vielen auch vergeblich war, drängte sich heran, und es entstand ein
ewoge, in welchem mehrere Personen derart gedrückt wurden, daß sie in zerrissenen Kleidern, triefend vor Schweiß, 2* ohnmächtig niedersanken, und vom weiteren Kampfe abstanden; bereits nach einer halben Stunde waren die Eintrittskarten für 5000 Personen, welche Zahl das Theater faßt, ausverkauft, und Tausende mußten sich mi der Hoffnung auf eine Nachvorstellung vertrösten. Abends 8 Uh ging unter dem Donner der Kanonen musikalischer Zapfen⸗ streich durch die Straßen; der Tag der Vorstellung selbst wurde um 4 Uhr durch Tagreveille und Kanonen⸗ schüsse eingeleitet, worauf der ungemein stark besuchte Gottesdienst begann. Punkt 8 Uhr nahm die Vorstellung ihren Anfang. Ueber das Spiel selbst herrscht nur eine Stimme: alles ist einig in dem Lobe der wahrhaft künstlerischen eminenten Leistungen dieser schlichten Gebirgsbewohner; jedem der Mitspielenden kann man es vom Gesichte ablesen, mit wel bder Lust und Liebe er der ihm übertragenen Auf⸗ gabe gerecht zu werden sucht. Das Motiv, welches alle leitet, ist ein auf Ueberzeugung gebauter, tief religiöser Sinn und Pietät gegen die Ahnen. Selbst das mitspielende Kind, welches vermöge seines zarten Alters die volle Bedeutung des Versöhnungsopfers auf Golgatha nicht zu fassen vermag, ist ersichtlich ganz und mit voller Seele bei der Sache und bestrebt, auch seinen bescheidenen Theil zur würdigen Durchführung des Passionsspieles beizutragen. Alle verdienen aufrichtiges Lob, doch muß besonders auf die Träger der hervorragenderen Rollen hingewiesen werden. Die Person des Christus, um welche Rolle sich ja alle übrigen wie Sterne um die Sonne gruppiren, findet in Hrn. J. Mayer einen Repräsentanten, wie er wohl kaum besser gesunden werden dürfte; abgesehen von der vollständig entsprechenden Gestalt, spielt Hr. Mayer auch in einer Weise, die dafür Zeugniß ablegt, daß er seine Aufgabe ganz und richtig erfaßt hat. In einzelnen Scenen, wie z. B. am Oelberg, bleibt kaum ein Zuschauer ungerührt. Auch die schwierige Rolle des Judas wird von Hrn. Lechner mit vollendeter Meisterschaft gespielt; welches Talent zeigt sich nicht in der Scene, als Judas die Reue
über den an Christus begangenen Verrath erfaßt! Von den
übrigen Darstellern sind noch die Maria, der Hohepriester Kaiphas Wund der Jünger Johannes besonders zu erwähnen. Mittags 12 Uhr, als die erste Abtheilung durchgespielt war, wurde eine 1 ⅛ stündige Pause gemacht und hierauf das Spiel wieder fortgesetzt, doch schon nach wenigen Minuten überzog sich der egeas mit schwarzen Wolken, und alsbald entlud sich ein sehr starkes Ge⸗ witter. So schön sonst für den Naturliebhaber ein Gewitter im Ge⸗ birge sein mag, in diesem Momente kam es Jedem sehr ungelegen, denn der Regen fiel in Strömen, so daß abermals eine Pause ge⸗ macht werden mußte, nach deren Umfluß die Vorstellung zu Ende gespielt wurde. Wenige Minuten nach 5 Uhr fiel der Vorhang, und die Zuschauer zerstreuten sich, theils um den Rückweg nach Murnau anzutreten, theils um ihre Quartiere aufzusuchen. (Wie bereits Sonntag Abends durch Ausschellen bekannt gemacht worden, wurde am Dienstag nachgespielt.) Die Rückfahrt nach München trat die Mehrzahl am Dienstag früh 4 Uhr an, da der für jeden Spieltag eingelegte Extrazug erst . vom nächsten Sonntag ab verkehrt. Viele waren freilich in dem Glauben nach Oberammergau gekommen, diesen Extrazug von Murnau ab benutzen und noch am Montag heimkehren zu können, und manche gingen in dem Mißmuth über diese Enttäuschung so weit, dem diensthabenden Beamten in Murnau Vorwürfe zu machen; ja ein allzu hitziger Franzose verlangte sogar das Beschwerdebuch, um wegen Nichtabgang des Zuges Klage zu ühren. Der Gesammt⸗ eindruck, den sowohl das Spiel als auch die herrliche Tour von Murnau nach Oberammergau macht, ist ein derartiger, daß man Jedem die Reise zum Passionsspiel dringendst rathen muß. Möge anr ger Himmel die ferneren Vorstellungen durch besseres Wetter b
günstigen! 8
Die Vorstellung zum Besten der Unterstützungs⸗ kassen des Vereins „Berliner Presse“ im Königlichen Schauspielhause findet daselbst am nächsten Dienstag statt. Zur Aufführung gelangt „Auf der Brautfahrt“ von Hugo Bürger. Den üblichen Prolog hat diesmal Hr. J. Trojan zu schreiben über⸗ nommen.
— Im Krollschen Etablissement ist mit der Aufführung der Oper „Der Barbier von Sevilla“ der Kapellmeister Hugo Seydel in Funktion getreten, welcher sich mit dem vom 1. Juni ab engagirten, durch seine Leitung der Sinfoniekonzerte bekannten Kapell⸗ meister Mannstädt in die musikalische Leitung theilen wird. — Die Violinvirtuosin Frl. Fernande Tedesca wird vom 15. September bis 15. Oktober im Krollschen Theater auftreten.
Wien, 14. Mai. Die Gründer des Stadttheaters haben heute einen neuen Direktionsrath gewählt und demselben die Voll⸗ macht ertheilt, das Theater zu verpachten. Die Wahl des Zeitpunktes, zu welchem die Verpachtung erfolgen socc. sonse die Bestimmung der Modalitäten wurde dem Direktionsrath überlassen. Die Versamm⸗ lung verzichtete darauf, genaue Informationen zu begehren. Dem Direktionsrath wurde unumschränkte Vollmacht ertheilt. Eine direkte Felge der Beschlüsse, die heute gefaßt wurden, ist die Anflösung des
ertrags der am 16. Januar d. J. mit Dr. Heinrich Laube abge⸗ schlossen worden war. Dr. Heinrich Laube hat aufgehört Direktor des Stadttheaters zu sein. Dagegen ist mit dem heutigen Tage Frhr. Friedrich v. Schey wieder Mitglied des Direktionsraths geworden, vorausgesetzt, daß er die Wiederwahl in diese Körperschaft acceptirt. Unmittelbar nach Schluß der heutigen Generalversammlung hielt der neue Direktionsrath eine Sitzung ab. Nachdem Dr. Suchanek zum interimistischen Vorsitzenden gewählt worden war, wurde der Beschluß gefaßt, das Stadttheater am 31. Mai zu schließen.
8 .“