Bekanntmachung für Seeleute. sii den Navigationsschulen in den Provinzen Ostpreußen, Westpreußen und Pommern haben die näͤchsten Prüfungen für Steuerleute für große Fahrt zu beginnen: 8 8 1) in Memel, den 9. Juli d. Js., 9 in Pillau, den 16. Juli d. Js., 3) in Danzig, den 26. Juli d. Js., 4) in Grabow a./O., den 3. August d. Is., 5) in Barth, den 11. August d. Js., 8 6) in Stralsund, den 18. August d. Is. 8 1“ In Pillau findet gleichzeitig eine Prüfung für Schiffer für große Fahrt statt. 8 Danzig, den 3. Juni 1880. 8 Der Navigations⸗Schul⸗Direktor. v“
i der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 23 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.
Nichtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 4. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König haben Sich heute früh nach Magdeburg begeben, um dort der Erinnerungsfeier an die vor zweihundert bö“ erfolgte Vereinigung des Erzstifts Magdeburg mit
hurbrandenburg beizuwohnen.
„Das Fest wurde, wie „W. T. B.“ meldet, bereits gestern Nachmittag 5 ½ Uhr mit sämmtlichen Glocken der Stadt feierlich eingeläutet. Um 6 Uhr wurde ein zahlreich besuchter Neeee in der St. Johanniskirche abgehalten. Alle äuser waren bereits mit Fahnen, Guirlanden, Teppichen und Emblemen auf das Festlichste geschmückt. nach 9 Uhr fand ein großer Zapfenstreich statt.
Se. Majestät der Kaiser trafen heute Vormittag um 10 Uhr in Magdeburg ein und begaben Sich vom Bahnhofe in einem Wagen mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen unter den enthusiastischen Zurufen einer un⸗ absehbaren Volksmenge durch die festlich geschmückten Straßen nach dem Domplatz. In dem zweiten Wagen folgten Ihre Feitgnicen Hoheiten der Prinz Wilhelm und der Prinz Fried⸗ rich Carl.
Der Weg, welchen Se. Majestät der Kaiser von dem prächtig dekorirten Bahnhofe aus bis zum Domplatze zurücklegten, war nahezu in einen Garten verwandelt.
Auf dem Domplatze hielten Se. Majestät zunächst eine Parade ab, welche äußerst glänzend verlief.
Um 11 Uhr fand dann die Vorstellung der zur Cour be⸗ fohlenen Behörden und Provinzialdeputationen stott. Se. Majestät sprachen hierbei bewegt Ihren Dank für die Aller⸗ höchstihnen dargebrachten Segenswünsche und Huldigungen aus. Dann folgte auf dem Domplatze die Vorstellung der Ortsvorstände der Ortschaften des ehemaligen Erzstifts Magde⸗ burg und der Provinzial⸗Kriegervereine.
Nach 12 Uhr sollte die Vorstellung der städtischen Be⸗ hörden und der Festzug der Kaufmannschaft, des Reitervereins, der Schützengilden und Gewerke stattfinden. Das Wetter war bisher günstig.
Die Tribüne auf dem Altmarkte, bei welcher der vorbereitete große Festzug der Gewerke vor Sr. Majestät dem Kaiser vor⸗
berziehen soll, ist besonders prächtig ausgeschmückt. Den Mittel⸗ balkon des Rathhauses ziert eine Kolossalbüste des Großen
Kurfürsten, auf der rechten Seite von der Figur der Borussia, auf der linken von einer die Stadt Magdeburg darstellenden Jungfrau umgeben, welche dem Großen Kurfürsten einen
oldenen Lorbeerkranz reicht. Auch das Fort „Stern“ zeigt sehr glänzende Dekorationen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begiebt Sich heute Abend im Aller höchsten Auf⸗ trage und in Stellvertretung Sr. Majestät des Kaisers und Königs nach St. Petersburg, um den Beisetzungsfeierlichkeiten Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland beizuwohnen.
88 der Höchsten Begleitung werden sich außer dem Hof⸗ marschall Gräafen zu Eulenburg und den drei persönlichen Adjutanten Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit noch der General⸗Lieutenant und General à la suite, Freiherr von Los, Commandeur der 5. Division, der General⸗Major Mischke, Chef des Stabes der IV. Armee⸗Inspektion und der Major Lenke vom Stabe dieser Inspektion befinden. 8
Abends kurz
— (W. T. B.) Nach offizieller Mittheilung aus St. Pe⸗ tersburg erfolgte das Ableben Ihrer Majestät der Kai⸗ serin von Rußland gestern früh in der achten Morgen⸗ stunde, sanft und ohne Todeskampf. .“ Wö“ „ 1 1“ 8
„— In der am 3. d. M. unter dem Vorsitze des Staats⸗ Ministers Hofmann abgehaltenen Sitzung des Bundesraths wurde zunächst die Ermächtigung zur Einleitung der Unter⸗ suchung wegen einer durch die Presse begangenen Beleidigung des Bundesraths ertheilt.
Der hanseatische Bevollmächtigte, Minister⸗Resident Dr. Krü⸗ ger berichtete Namens der Ausschüsse für das Landheer und die Festungen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen über mehrere Anträge und eine Eingabe wegen Abänderung des Betriebsreglements und des Bahn⸗ Polizeireglements für die Eisenbahnen Deutsch: lands. Dem Vorschlage der Ausschüsse gemäß wurde eine ander⸗ weite Fassung der Bestimmungen über die vom Eisenbahntrans⸗ port ausgeschlossenen oder nur bedingungsweise zugelassenen Gegenstände in §. 48 und in §. 50 Nr. 1 Abs. 1 des Betriebsreglements genehmigt. Die neuen Bestimmungen sollen mit dem 1. August l. Js. in Kraft treten. Sodann wurde das Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt ermächtigt, für einzelne Züge einer Hauptbahn, welche sich ausschließlich auf Strecken des eigenen Bahngebietes derselben bewegen, auf Antrag der zuständigen Landesregierung erleichternde Abweichungen von einzelnen Bestimmungen des Bahnpolizeireglements und des Betriebsreglements zuzulassen.
Bezüglich der im §. 24 des Gesetzes über den Spiel⸗ kartenstempel vom 3. Juli 1878 vorbehaltenen Theilung des Ertrages der Nachsteuer zwischen der Reichs⸗ kasse und den Kassen der einzelnen Bundes⸗ staaten, — worüber der Großherzoglich mecklenburgische
Bevollmächtigte, Ober⸗Zolldirektor Oldenburg, für die zustän⸗
“ 8—
digen Ausschüsse berichtete — wurde beschlossen, den Antheil der Einzelstaaten auf 40 Proz. des Nettoertrages, d. i. des Gesammtbetrages der erhobenen Nachsteuer abzüglich der mit 5 Proz. zu vergütenden Erhebungs⸗ und Verwaltungskosten, festzustellen. Von dem ungefähren Nettoertrage von 242 366 ℳ wird demnach den Kassen der betheiligten Einzelstaaten ein Betrag von zusammen etwa 96 920 ℳ zufließen.
Den Schluß der Sitzung bildeten Mittheilungen über die neuerdings eingegangenen Petitionen und die Regelung ihrer geschäftlichen Behandlung.
— Alle Geschäfte einer Aktiengesellschaft sind, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, V. Senats, vom 20. März d. J., als Handelsgeschäfte anzusehen und bedürfen einer schriftlichen Form, soweit sie überhaupt nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches zu solchen gerechnet werden können (also insbesondere bewegliche Sachen betreffen), ohne daß etwas darauf ankommt, ob der Gegenstand des Unter⸗ nehmens der Gesellschaft ein Handelsgewerbe bildet oder nicht.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Eisenach, 2. Juni. (Drsdn. J.) Die Verhandlungender evangelis chen Kirchen⸗ konferenz gelangten heute zum Abschlusse. Die Arbeiten für die Revision des Textes der Bibelübersetzung Luthers sind auch für das Alte Testament so weit gefördert, daß etwa im Frühjahre 1881 die seit Jahren hiermit beschäftige Kom⸗ mission fertig sein wird. Der Cansteinschen Bibelanstalt wurde nahe gelegt, die beschlossenen Aenderungen im Zusammenhange mit dem ganzen Text der allgemeinen Kennknißnahme und Beurtheilung su unterbreiten. Die unentgeltliche Ausstellung von Tauf⸗ und Trauscheinen wurde zwar als im kirchlichen Interesse liegend anerkannt, aber die Frage, ob und wie die vielfach vorhandenen Schwierigkeiten überwunden werden könnten, lediglich der Erwägung der Kirchenbehör⸗ den anheim gegeben. In die Kommission für Revision des Textes des kleinen lutherischen Katechismus wurden ge⸗ wählt nächst dem Vorsitzenden Abt Dr. Ernesti aus Braun⸗ schweig: Hauptpastor Dr. Calinich aus Hamburg, Probst Dr. von der Goltz aus Berlin, Geh. Kirchenrath Dr. Hesse aus Weimar, Ober⸗Hofprediger Teichmüller aus Dessau. Ueber das bereits im Jahre 1875 vom General⸗Superintendenten Dr. Brunken in Anregung gebrachte Thema: die Ver⸗ werthung der Kirchengemeinde und Synodalinstitutionen zur Lösung der Aufgaben, welche den evangelischen Landeskirchen Deutschlands gegenüber der sozialen Frage der Gegenwart obliegen, lagen drei inhaltreiche und interessante Referate, vom Ober⸗Hofprediger Dr. Kohlschütter, Hauptpastor Dr. Calinich und Geh. Justiz⸗Rath Dr. Dove, gedruckt vor. Die Konferenz beschloß, mit dem Ausdruck des Dankes an die Referenten dieselben den betheiligten Kirchenbehörden zur Kenntniß⸗ nahme zu übermitteln, aber von einer Beschlußfassung über die einzelnen Thesen der Referenten Abstand zu nehmen. Zur Erreichung statistischer Ermittelungen über den Umfang und die Einrichtung der einzelnen Kirchenkreise (Diözesen) und über die Aeußerung des kirchlichen Lebens in denselben hatte eine Kommission umfassende Vorlagen ausgearbeitet. Obwohl die preußischen Vertreter für die neuen Lande in höherem Auftrage die Vertagung der Angelegenheit beantragten, be⸗ schloß die Konferenz in Rücksicht auf die seit 1870 fortgesetzten Vorarbeiten und die Wichtigkeit der Sache selbst, die Wieder⸗ aufnahme der statistischen Ermittelungen nunmehr zu verwirk⸗ lichen, und ertheilte einigen für diesen Zweck aufgestellten Ta⸗ bellen die Genehmigung. Sodann erfolgte der Schluß der Konferenz.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 3. Juni. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ zufolge ergab in den ersten vier Mo— naten dieses Jahres der Eingang an direkten Steuern 29 163 000 Fl., mithin 262 000 Fl. mehr als in dem gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Dagegen weist die Ein⸗ nahme an indirekten Abgaben in den ersten vier Mo⸗ naten dieses Jahres bei einem Reinerträgniß von 53 242 000 Fl. und ungeachtet der gegen das Vorjahr um 1 000 000 Fl. höheren Brutto⸗Einnahme ein Minderertrag von 1 417 000 Fl. gegen die gleiche Zeit des vergangenen Jahres auf. Günstige Frgebnise lieferten der Tabak und die Gebühren aus den Rechtsgeschäften. Eine Steigerung der Einnahmen zeigt die Weinsteuer, die Fleischsteuer und die Zuckersteuer, einen Rückgang derselben jedoch die Branntweinsteuer in Folge der vor⸗ jährigen ungünstigen Kartoffelernte. Die Erzeugungs⸗ und Einhebungskosten sind um 2 400 000. Fl. gestiegen, weil die ergiebige vorjährige Tabaksernte einen größeren Bezug inlän⸗ discher Tabaksblätter, wozu die Tabaksregie verpflichtet ist, bedingte. An Zöllen gingen an der österreichischen Grenze bis Ende April dieses Jahres 3 800 000 Fl. mehr als in der leichen Periode des Vorjahres ein; während die Verzehrungs⸗ stsuc und die Restitutionen nur einen Mehraufwand von 673 150 Fl. ergaben. — Der deutsche Gesandte Graf von Wesdehlen ist aus Bukarest hier eingetroffen.
— In den Centralstellen werden, wie hiesige Blätter melden, bereits die Vorarbeiten zur Zusammenstel⸗ lung des Budgets für 1881 in Angriff genommen, da die Vorlage des letzteren unmittelbar nach dem Wiederzusam⸗ mentritte des Reichsrathes im erfolgen soll. Prag, 3. Juni. Der Besuch des Kaisers in der heu⸗ tigen Festvorstellung des deutschen Theaters wurde wegen des Todes der Kaiserin von Rußland abgesagt. Dem Bürgermeister hat der Kaiser den Wunsch ausgesprochen, daß der für morgen projektirte Fackelzug mit Serenade unter⸗ bleiben möge.
Lemberg, 2. Juni. Nach Mittheilung der „Gazetta Narodova“ wird sich eine Deputation des alizischen Kaiserliche Hoflager begeben und den
Landtages an das Kaiser und die Kaiserin zum Besuche Galiziens einladen. Zur Bestreitung der Empfangskosten fordert der Landesausschuß einen Kredit von 80 000 Fl. Der Lemberger Gemeinderath wird sich den Schritten der landtäglichen
Empfangsdeputation anschließen.
Schweiz. Bern, 3. Juni. (W. T. B.) Für das im nächsten Jahre stattfindende eidgenös sische Schützenfest ist von dem Centralcomité des schweizerischen Schützenvereins als Festort Freiburg gewählt worden.
Belgien. Brüssel, 2. Juni. (Wes. Ztg.) Gestern wurde die im Palais du Midi veranstaltete Permanente Internationale Ausstellung durch Ihre Majestäten den König und die Königin eröffnet, die von ihrem Hofstaate, von den Ministern, von dem diplomatischen Corps und einem ausgewählten Publikum begleitet waren. “
Der „Etoile belge“ meidet, der Bischof Dumont vo Tournai sei plötzlich von seinem Aufent haltsorte Villers Perwin verschwunden.
Bei den Provinzialrathswahlen in haben die Liberalen allerdings nicht die Majorität erlangt, während sie aber früher nur einen Vertreter im Kolleg hatten, fehlen ihnen jetzt nur drei Stimmen an der Majorität.
Großbritannien und Irland. London, 2. Juni. (Allg. Corr.) Der parlamentarische Sonderausschuß, welcher darüber entscheiden soll, ob der Abg. Bradlaugh zur Ab⸗ legung des parlamentarischen Eides zugelassen werden soll
oder nicht, hielt gestern seine erste Sitzung unter dem Vor⸗
sitze Mr. Walpole’'s. Es wurde beschlossen, dem Publikum den -v. zu den Verhandlungen zu gestatten. den Sir J. Erskine May, der Sekretär des Hauses der Ge⸗ meinen, und Hr. Bradlaugh vernommen. — Dem Vernehmen nach beabsichtigt Mr. Parnell einen Antrag auf Abberufung Sir Bartle Frore's zu stellen, falls Sir Wilfried Lawson von der Einbringung einer solchen Resolution abstehen sollte.
Eine Depesche des Vizekönigs von Indien an das Indische Amt meldet unterm 1. d. M., daß aus Kabul keine Nachrichten von Belan vorliegen, ausgenommen, daß in Gurmat eine große Füiammenrotüng unter Mahomet Jan stattfinde. Mullahs seien noch immer bemüht, die Moh⸗ munds in Komah aufzuwiegeln. Eine Truppenmacht hatte den Befehl erhalten, den Fluß zu überschreiten und den Feind anzugreifen. Der Gouverneur von Lughman war durch In⸗ surgenten aus Tigri vertrieben. General Roberts kehrte mit den Truppen am Sonnabend nach Kabul zurück, nachdem er von General Roß in Meidan Flsegt worden. In Candahar herrschte Ruhe. Unter den Asha zai⸗ und Mairzai⸗Stämmen herrscht Mangel in Folge der Dürre.
— 3. Juni. (W. T. B.) Das Oberhaus nahm heute in zweiter Lesung die Beerdigungsbill mit 120 gegen 101 Stimmen an.
Im Unterhause wurde die Blll, betreffend die Haft⸗ pflicht der Arbeitgeber gegen die Arbeiter, ohne jede Ab⸗ stimmung angenommen. Im Laufe der Debatte war Sei⸗ tens der Regierung die Erklärung abgegeben worden, daß eine Amendirung des Gesetzes bei der Spezialdebatte beab⸗ sichtigt sei. — Auf eine Anfrage Mac Jvers erklärte der Unter⸗ Staatssekretär Dilke: Wegen Erneuerung des Handels⸗ vertrages mit Frankreich hätten nicht formelle Verhand⸗ lungen, sondern bloße Pourparlers stattgefunden. Er hoffe, dieselben würden zu einer weiteren Entwickelung der freund⸗ lichen Beziehungen beider Länder führen.
— 4. Juni. (W. T. B.) Anläßlich des Ablebens der Kaiserin von Rußland ist eine Hoftrauer vom 4. bis 28. Juni angeordnet worden. Se. Königliche Hoheit der Herzog von Edinburgh begiebt sich heute nach St. Peters⸗ um dort dem Leichenbegängnisse der Kaiserin beizu⸗ wohnen.
Frankreich. Paris, 2. Juni. (Fr. Corr.) Die Depu⸗ tirtenkammer nahm gestern, nachdem sie einen Gesetzes⸗ vorschlag der HH. Reyneau, Alfred Girard und Genossen, des Inhalts, daß die Stimmzottel in allen öffentlichen Wahlen zur Verhütung jeder Täuschung fortan unter Couverts abge⸗ geben werden sollen, votirt hatte, den aus dem Senate her⸗ übergelangten Gesetzentwurf, betreffend die Administration der Armee, in Angriff.
Die Budgetkommisson hat ihren Bericht über das Militärbudget Frankreichs im Jahre 1881 vertheilt. Die Militärverwaltung verlangt im Ganzen 574 473 478 Fr.; die Commission schlägt eine Reduktion um 4 193 393 Fr. vor, so daß also ein Budget von 570 280 085 Fr. bliebe. Die Haupt⸗ abstriche beziehen sich auf die Stäbe, die Gendarmerie, den Sold der Truppen, die Lebensmittel, Spitäler, Militärschulen und die Anstalten und das Material des Geniecorps, beruhen aber nur auf anderen Berechnungssätzen. Der budgetmäßige Präsenzstand der französischen Armee ist auf 498 467 Mann festgesetzt, der Aufwand für jeden unter der Fahne stehenden Mann Frankreichs beträgt sonach durchschnittlich im Jahre 1144 Fr. (Offiziere ꝛc. gerechnet).
Hr. Alfred Leroux, unter dem Kaiserreiche Vize⸗Präsi⸗ dent des gesetzgebenden Körpers und Handels⸗Minister, ist im Alter von 66 Jahren zu Paris gestorben. Ferner meldet man den gestern erfolgten Tod des Nationalökonomen, ehe⸗ maligen Ministers und ehemaligen Pairs von Frankreich, Hippolyte Passy.
— 3. Juni. (W. T. B.) Im Senat brachte heute der Unterrichts⸗Minister Ferry die Vorlage wegen Aufhebung der Obedienzbriefe ein. Das Haus vertagte sich darauf bis nächsten Dienstag.
Die Kommission der Kammer zur Vorberathung des Antrags auf gerichtliche Verfolgung des Herzogs von Pa⸗ dua wegen doppelter Ausübung seines Wahlrechts hat sich mit 7 gegen 3 Stimmen für die Ablehnung des Antrags aus⸗ gesprochen.
Spanien. Madrid, 4. Juni. (W. T. B.) Der Senat ertheilte gestern dem Ministerium Canovas nahezu einstimmig ein Vertrauensvotum.
Italien. Rom, 3. Juni. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen Sitzung der Deputirtenkammer wurden von dem Abg. Massari Interpellationen über die griechische Frage und über die Vakanz bei dem Pariser Botschafter⸗
osten angekündigt. Der Minister⸗Präsident Cairoli wird die nterpellationen morgen beantworten. Vom Finanz⸗ Minister wurde ein Gesetzentwurf über die Krondotation vorgelegt.
Von den Mitgliedern 7 Dissidenten zu Gunsten konstitutioneller Mitglieder au Sitze in der Kommission verzichtet.
Türkei. Konstantinopel, 2. Juni. (W. „Presse“.) Die Führer der lcchie sihh Liga haben bei dem Vali in Prizrend gegen die Etablirung eines serbischen Kon⸗ sul ats in dieser Stadt Protest erhoben. Die Pforte gedenkt vorläufig den projektirten Kordon gegen die Nordalbanesen längst des Schukumbiflusses zu ziehen, um wenigstens Nordalbanien von Südalbanien zu trennen.
88; Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Konstantinopel: Der bisherige englische Botschafter Layard ist in Folge der ihm aus London zugegangenen telegraphischen Weisung, auf die persönliche Vorstellung des Botschafters Goschen bei dem Sultan zu verzichten, gestern von hier abgereist; der Tag für den Empfang Goschens ist auf den 5. d. M. festgesetzt. Berichte aus Philippopel konstatiren, daß die Bewegung unter den bulgarischen Uni isten Ostru und Bulgariens im Wachsen ist. 8
der Budgetkommission sahen
ihre
Namur
Heute wer⸗
Rumänien. Galatz, 4. Juni. (W. T. B.) Die europäische Donaukommission hat gestern ihre Ver⸗ handlungen geschlossen. Die Kommission beschloß die Durch⸗ schneidung der großen Krümmung des Georgskanals, welche die Donaueinfahrt schwierig und gefährlich machte, so daß künftig große Handelsschiffe bis Galatz und Braila stromauf fahren können.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 4. Juni. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht ein Manifest, durch welches Se. Majestät der Kaiser seine treuen Unterthanen von dem Ableben Ihrer Majestät der Kaiserin in Kenntniß setzt. Für die Armee ist eine halb⸗ jährige Trauer angeordnet worden.
— (St. Pet Zt.) Die „Turkestanische Zeitu ng“ ent⸗ hält einen Tagesbefehl an die Verwaltung des turkestanischen Militärbezirks, worin es unter Anderem heißt, daß zur Unter⸗ drückung der feindlichen Einfälle der Turkmenen in das Gebiet der Kirgisen des Embaschen Kreises im Distrikt von Mangischlak, wobei in der letzten Heit fünf Menschen getödtet und 407 Kameele und 424 Pferde geraubt wurden — und zur Beruhigung der durch diese Raubzüge aufgereizten Kirgisen, deren Aufregung so weit geht, daß der Gehülfe des Embaschen Kreischefs von einem Mangischlakschen Kirgisen schwer verwundet wurde, — der Commandeur des Amu⸗Darja⸗ Detachements am 9. Februar d. J. (a. St.) mit 4 Compagnien Infanterie, einer Sotnja Kosaken und einer Halbbatterie übers Eis nach dem linken Ufer des Amu⸗Darja und von Chanka aus durch alle turkmenischen Lagerplätze marschirt ist. Hur Aktion und zur Anwendung irgend welcher Repressalien kam es dabei nicht. Das Detachement stieß überall auf Ruhe und Unterwürfigkeit. Seitdem haben die räuberischen Ueber⸗ fälle aufgehört.
Amerika. Chicago, 3. Juni. (W. T. B.) Die re⸗ publikanische Konvention trat heute Morgen zu einer Sitzung zusammen, wählte den Senator Hoar definitiv zum Präsidenten und vertagte sich schließlich bis 5 Uhr Nachmittags. Die bis jetzt stattgehabten Abstimmungen über einige Anträge fielen zu Ungunsten der Anhänger Grants aus, auch mehrere Entscheidungen der Wahlprüfungs⸗Kommission erfolgten zu Gunsten der Gegner Grants.
Asien. (Allg. Corr.) Ueber den Aufstand in Birma wird dem Reuterschen Bureau unterm 1. ds. gemeldet, daß die Zahl der Aufständischen zunehme und die aufständische Bewegung sich nunmehr bis nach Mandalay ausgedehnt habe.
Den „Daily News“ wird aus Rangun vom 1. ds. gemeldet:
Die Insurgenten sollen sich schnell vermehren und jetzt ca. 1000 Mann zählen. Die Garnison von Minhla ist kleiner als man glaubte; es stehen dort keine 1000 Mann. Ein baldiger Angriff ist wahrscheinlich. Der Gouverneur von Minhla hat den Beamten in Sillaymyo genöthigt, für die Beschlaglegung des Dampfers Abbitte zu leisten. Das nächste Boot kam ungehindert an. Wie mitgetheilt worden, wird die birmanische Gesandtschaft am Donnerstag von Thayetmyo abreisen. König Thibo soll, als er die Nachri der Rebellion empfing, ein Trinkgelage abgehalten haben.
Nr. 27 und 28 des „Amtsblatts des Reichs⸗Postamts“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 28. Mai 1880: Stun⸗ dung von Nachnahmebeträgen auf Sendungen an Reichs⸗ bezw. Staatsbehörden. — Bom 25. Mai 1880: Bebandlung der unbestell⸗ baren Nachnahmesendungen im Verkehr mit Oesterreich⸗Ungarn. — Vom 22. Mai 1880: Erstattung des Werths der Marken auf un⸗ zureichend frankirten Briefen aus der Transvaal⸗Kolonie. — Vom 22. Mai 1880: Postverbindungen nach den Inseln Föhr und Svylt. — Vom 31. Mai 1880: Telegraphen⸗Uebereinkommen mit Groß⸗ britannien und Irland.
— Heft 5 des Jahrgangs 1880 der Annalen der Hydro⸗ graphie und maritimen Meteorologie, Organ des Hydro⸗ graphischen Amtes und der Deutschen Seewarte, herausgegeben von dem Hydrographischen Amt der Admiralität, Verlag von Ernst Siegfried Mittler u. Sohn in Berlin, hat folgenden Inhalt: Die Regenverhältnisse des Atlantischen Oceans nach den Beobachtungen deutscher Schiffe. Von Dr. W. Köppen und Dr. A. Sprung. (Mit⸗ theilung von der Deutschen Seewarte.) —. Hydrographische Notizen von der Nordenskiöldschen Eismeerexpedition längs der Nordtüste von Sibirien bis zur Bering⸗Straße, 1878 und 1879. — Aus den Reiseberichten S. M. Kbt. „Albatroß“, Korv.⸗Kapt. Mensing I. 1) Bemerkungen über Brisbane. 2) Reise von Brisbane bis Cook⸗ town; Dezember 1879. 3) Bemerkungen über Cooktown. 4) Reise von Cooktown durch die Torres⸗Straße bis Koepang; Dezember 1879. 5) Navigirung innerhalb des Barrier⸗Riffes. 6) Bemerkungen über Koepang. 7) Reise von Koepang bis Soerabaya; Dezember 1 879. 8) Reise von So rabaya bis Aden; Januar und Februar 1880. — Aus den Reiseberichten S. M. S. „Vineta“, Kapt. z. See Zirzow. 2 Rhede von Montevideo. 2) Reise von Montevideo durch die Magellan⸗Straße bis Valparaiso und Calao; Januar und Februar 1880. 3) Strömungen zwischen Callao und Panama im März 1880. — Bericht der Stralsunder Bark „F. H. Drews“, Kapt. W. Vorsatz, über eine Reise von Wladiwostock nach San Francisko und von dort nach Melbourne. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). — Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen See⸗ warte im Monat Januar 1880. — Tiefen⸗ und Bodenbeschaffenheit des Meeres in der Nähe der Mündung des La Plata — Verglei⸗ chende Uebersicht der Witterung des Monats Februar 1880 in Nord⸗ amerika und Centraleuropa. (Mittheilung von der Deutschen See⸗ vecft⸗h. — Kleine hydrographische Notizen. — Tabellen. — Karten⸗ eilagen.
“ Statistische Nachrichten.
Das soeben ausgegebene Aprilheft 1880 der Monats⸗ hefte des Kaiserlichen statistischen Amte enthält Ver⸗ öffentlichungen über folgende Gegenstände: 1) Die Dampfkessel und Dampfmaschinen im Deutschen Reich, 2) die Ein⸗ und Ausfuhr der wichtigeren Waaren im April, 3) Ergebnisse der Rübenzuckersteuer, 4) Durchschnittspreise wichtiger Waaren für denselben Monat, 5) die deutsche Auswanderung nach überseeischen Ländern im 1. Vierteljahr 1880, 6) neue Erscheinungen der statistischen Literatur.
— Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 23. Mai bis inkl. 29. Mai cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 186 Eheschließungen, 795 Lebendgeborene, 24 Todtgeborene und 714 Sterbefälle. —
— Nach dem Statistischen Jahrbuch der Stadt Berlin (Berlin Leonhard Simion, 1880) verausgabte die städtische Bauverwal⸗ tung im Etatsjahr 1878 — 79 10 044 558 ℳ, gegen 8 606 459 ℳ in 1877 — 78. Der Flächeninbalt der zu P s. Straßen betrug 3 757 628 qm, wovon 161 123 am gepflastert wurden, was einen Kostenaufwand von 1 263 075 ℳ verursachte. An öffentlichen Brun⸗ nen hatte die Stadt Ende 1878 884 Kessel⸗, 69 Rohrbrunnen und 1341 Pfosten zu unterhalten. Die zu unterhaltenden Chausseen um⸗ faßten 99 377 qm epflasterte, 364 213 am chaussirte und 524 372 qm Sommerwege und Vanke tte. Die Gesammtlänge der unbefestigten
[6520 m.
e betrug innerhalb des Weichbildes 30 563 m, außerhalb desselben Die Fläche der zu reinigenden Straßen ist bis Ende 1878 auf 625 ha gestiegen, wozu 660 ständige Arbeiter und 39 Maschinen verwendet wurden. Die Abfuhr des Kehricht und Schnees verursachte im Jahre 1878 bei 8940 Fuhren monatlich 435 300 ℳ Kosten, wozu noch 54 450 ℳ für außerordentliche Leistungen bei Schneefall ver⸗ ausgabt wurden. Die 105 Sprengwagen 2 zur Benetzung der Straßen im Jahre 1878 485 160 cbm Wasser, welches mit 51 088 ℳ in Rechnung gestellt wurde, während für die Besprengung und Bespannung der Wagen kontraktlich jährlich 170 000 ℳ ge⸗ zahlt werden. Für Park⸗, Garten⸗ und Brunnenanlagen sind im Jahre 1878 232 420 ℳ verausgabt worden. Die städtischen Baumschulen enthielten im Sommer 1878 3 547 468 Stück Sämlinge und Gehölze im Werthe von 626 400 ℳ, in den Gewächshäusern des Humboldt⸗ hain befanden sich 14 905 Topfpflanzen zur Dekorirung von Schmuck⸗ plätzen, an die Schulen wurden für den botanischen Unterricht ca. 375 Arten Pflanzen in ca. 2 500 000 Exemplaren abgegeben. Für die allgemeine Kanalisation waren bis Ende 1878 im Radialsystem I. 9256,5 m, II. 15 330,3 m, III. 20 305 m, IV. 545 m gemauerte Kanäle (täglich durchschnittlich 132,7 m) fertig gestellt. In Osdorf sind an den Wegen 3500 hochstämmige Obstbäume an zepflanzt worden, außerdem 12 000 Obstwildlinge. Die Wasserwerke gaben im Jahre 1878 21 954 917 cbm Wasser ab, davon 1 009 324 chm oder 4,6 % unentgeltlich für öffen liche Zwecke. Auf jeden Einwohner entfielen täglich 78,31 1 Wasser. Ende 1878 hatte das Rohrnetz eine Länge von 474 993 m, die Zahl der Schieber und Hydranten betrug 1279 Stück. Die Einnahmen beliefen sich im Etatsjahr 1878 — 79 auf 3 785 070 ℳ, davon 3 492 028 ℳ aus der Abgabe von Wasser. Die Aktiva und Passiva der Wasserleitungsanstalten balanzirten am 31. März 1879 mit 30 056 000 ℳ Die Gasproduktion der städti⸗ schen Anstalten erreichte im Jahre 1878 — 79 61 306 400 cbm (gegen 52 144 600 crm in 1877 — 78), die eine Einnahme von 8 722 545 ℳ für Gas ergaben. Verwendet wurden 216 958 t Kohlen, die pro t 283,24 chm Ges lieferten, gegen 283,24 cbm im Vor⸗ jahre. Aus den Nebenprodukten wurden 3 033 784 ℳ oder 59,18 % der Kosten der Kohlen gewonnen, gegen 2 708 107 ℳ (55,96 %) im Vorjahre. Die Zahl der Gasflammen betrug 625 850, d. h 4,63 % weniger als im Jahre 1877 — 78 (656 221). Die Zahl der öffentlichen Gasflammen (11 717) hat sich um 2,07 % vermehrt, die der Privatflammen (614 133) um 4,74 % vermindert. Seit dem Bestehen der Gasanstalt ist es das erste Mal, daß die Zahl der Flammen abgenommen hat. Der Reinertrag der städtischen Gas⸗ aystalten war 2 631 014 ℳ, gegen 2 254 842 ℳ in 1877—78. Die englische Gasassociation produzirte im Jahre 1878 25 804 079 c m Gas und speiste 185 496 Privatflammen; sie verbrauchte 99 172 t Kohlen und erzielte eine Ausbeute von 260,2 cbm pro t.
An Bränden fanden im Jahre 1878 1211 (darunter 7 außerhalb des Weichbildes) statt, davon 27 größere, 55 mittlere und 1129 kleinere. In London (mit 417 767 Häusern schon im Jahre 1871) fanden in demselben Jahre nur 1659 Brände (170 große) und 101 Schornsteinbrände, in Paris (1876 74 740 Häuser) 775 Feuer und 1432 Schornsteiabrände statt. In Berlin kamen Brände in 6,85 % der versicherten Gebäude vor, gegen 6,20 % im Jahre 1877. Auf den Telegraphenstationen der Feuerwehr (260,89 km Kabel) wurden 479 Brände und in 22 115 Meldungen 36 248 Arrestanten gemeldet, außerdem 122 608 Depeschen befördert. “
— Nr. 3 und 4. 1. Jahrgangs 1879, Juli⸗Dezember, der Zeit⸗ schrift des Königl ich bayerischen statistischen Bureaus, redigirt von dessen Vorstand De. Max Seydel, (München, Kom⸗ missionsverlag von Adolf Ackermann, vormals E. A. Fleischmanns Buchhandlung) (4.) hat folgenden Inhalt: Statistik der Reichstags wahlen von 1877 und 1876 ig Bayern, von Dr. Marx Seydel. — Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die Monate Juli bis September 1879; desgleichen für die 6 hauptsäch⸗ lichsten Schrannen nach einzelnen Wochen. — Viktualienpreise an verschiedenen Orten Bayerns während der Monate Juli bis Sep⸗ tember 1879. — Statistik der Todesursachen im Königreiche Bayern für das Jahr 1877, von Dr. med. Carl Majer, K. Rath. — Die Bewegung der Bevölkerung des Königreichs Bayern im Jahre 1877. — Nachweisungen über den Verkauf von Getreide, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die Monate Oktober bis Dezember 1879; desgleichen für die 6 hauptsächlichsten Schrannen nach einzelnen Wochen. — Nachweisungen über den Ver⸗ kauf von Getreide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für das Kalenderjahr 1879. — Viktualien⸗ preise an verschiedenen Orten Bayerns während der Monate Ok⸗ tober bis Dezember 1879; desgleichen für das Kalenderjahr 1879. —
Weg
Die Publikationen des Königlich bayerischen statistischen Bureaus nebst einem Verzeichnisse derselben unter Angabe des Hauptinhalts
und einem alphabetischen Index des gesammten darin enthaltenen statistischen Materials von L. Luber, Sekretär im Königlich sta⸗ tistischen Bureau.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem Generalstabswerk über den Krieg von 1870/71 ist, wenige Wochen nach Erscheinen des 16. Heftes, bereits eine neue Lieferung ausgegeben worden, welche die Darstellung der Kämpfe im Norden und Nordwesten von Paris zu Ende führt. Im Mittelpunkte des Interesses steht hier der, zuerst vom General von Manteuffel, dann vom General von Goeben glücklich und ruhm⸗ voll geführte Feldzug gegen Faidherbe, die Schlacht von Bapaume, die Einnahme von Péronne und namentlich die Schlacht von St.⸗ Quentin (19. Januar 1871; 40 000 Franzosen, 32 580 Deutsche). — Während damit der Versuch der französischen Streitkräfte, der Hauptstadt Hülfe zu bringen, auch im Norden gescheitert war, hatte die Schlacht von Le Mans auch die Landschaften der untern Seine den Deutschen offengelegt; der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin durchzog diese Gegenden so weit, daß er, als der Waffenstillstand Süent bereits mit der I. Armee im Norden Verbindung gewonnen
atte.
— Zur Enthüllung des Berliner Goethe⸗Denkmals ist eine Fest⸗ schrift von Otto Brahm: „Goethe in Berlin erschienen (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1880, Preis 60 ₰). Der Verfasser weist nach, daß zwar Goethe bis gegen Ende des vorigen Jahr⸗ hunderts zu Berlin, welches er im Jahre 1778 nur einmal fluͤchtig besuchte, in keinem näheren Verhältniß gestanden habe. Aber Berlin habe zuerst Goethe'’s Weltstellung entdeckt, es habe nach der Wendung des Dichters zum Klassizismus hin ihm zuerst die An⸗ erkennung größerer Massen eingebracht: der Goethekultus sei in Berlin begründet worden, und dadurch seien auch Goethe's Be⸗ ziehungen zu Berlin, namentlich durch Zelters Vermittelung, immer freundlichere und engere geworden. Somit habe Berlin, von wo aus auch die bedeutendsten Kunstwerke ausgegangen, welche be⸗ stimmt waren, seine Erscheinung im Gedächtniß der Nachlebenden festzuhalten, ein Anrecht auf Goethe. .“ 1 ½ — Von dem Predigten⸗Cyklus: „Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes“, gehalten von dem Superintendenten O. Pank in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin, ist im Verlage von -ve- Schulze hierselbst Nr. 29, „Das Grab', erschienen. Preis 30 ₰.
Xanten, im Mai. (Cöln. Ztg.) Betreffs der „an der alten Burg“ vor dem Clever Thore gemachten Aufdeckungen ist Fol⸗ gendes zu melden. Zunächst ist das Bauwerk zweifellos römischen Ursprungs, und zwar ein Prätorium, von dem nur ein geringer Theil, etwa ein Fünftel, bloßgelegt ist. Es ist dies der hintere, Exerzier⸗ und Baderäume enthaltende Theil. In wie gewaltigen Ausdehnungen das ganze angelegt ist, ergiebt ein vergleichender Blick auf die Größenverhältnisse der so viel besprochenen und besuchten Saalburg bei Homburg vor der Höhe. Letztere hat eine Länge von 60 m und eine Breite von 45 m. Hier aber handelt es sich schon um eine Breite von 107m und eine wahrscheinliche Länge von 143 m. Es ist also eine Aufdeckung, wie sie großartiger schwerlich während des letzten Jahrzehnts im Westen Dcutschlands gemacht worden ist. Hoffentlich wird vom Spätherbst dieses Jahres ab,
wenn die Felder leer sein werden, das Aufgraben seinen rüstigen Fortgang haben, und nicht unwahrscheinlich wird dann die Auffindung von interessanten Gegenständen römischen Lebens im nördlicher ge⸗ legenen Atrium und Peristyl sein. Jetzt gilt es zunächst, die das Prätorium umgebende Mauer, die in weitem Abstande das Gebäud⸗ umschließt, in ihren Ecken festzustellen, und damit ist schon ein guter Anfang gemacht worden. Dann wird die porta praetoria so wie die porta decumana unschwer gefunden werden. Schließlich noch zur Nachricht, daß durch Weiterpachtung des betreffenden Ackerstückes die Zuschüttung des aufgedeckten Bauwerks in der Dimension von 107 m zu 22 m noch für das kommende Jahr verhindert worden ist.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
London, 29. Mai. In Epsom fand gestern das Rennen um die Oaks Stakes statt, ein Sportereigniß, das an Popularität nur dem Derbyrennen nachsteht. Obwohl das Wetter sich weniger günstig gestaltete als am Derbytage, war doch der Zudrang des Publikums ein ungeheuerer. An dem Rennen betheiligten sich 16 Stuten, von denen „Jenny Howlett“, Eigenthum des Hrn. Perkins, geritten von Jockey Snowden, den Hauptpreis davon trug. Den zweiten Preis erzielte Hrn. J. B. Cooksons „Bonnie Marden“, geritten von Goater, und den dritten Hrn. Fetherstonhaughs „War Horn“, ge⸗ ritten von C. Wood. Das Favoritpferd „Versigny“, Eigenthum des Hrn. Lefevre, kam erst als achtes am Ziel an.
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Gewerbe und Handel.
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Dem Geschäftsbericht der Direktion der Berlin⸗ Ham⸗ burger Eisenbahngesellschaft für das Jahr 1879 entnehmen wir Folgendes: Die Berlin⸗Hamburger Eisenbahn wurde am 15. Ok⸗ tober 1846 in einer Länge von 225 km und am 15. Dezember 1846 in ihrer ganzen Ausdehnung von 286 km dem Verkehr übergeben und ist daher — abgesehen von der Erweiterung durch die am 15. Oktober 1851 geschehene Eröffnung der 14 km langen Büchen⸗ Lauenburger Zweigbahn und durch die am 31. Dezember 1874 er⸗ öffnete 142 km lange Zweigbahn Wittenberge⸗Buchholz — am Schlusse des Jahres 1879 volle, drei und dreißig Jahre im Betriebe. 1) Im Jahre 1879 betrug die Einnahme des Per⸗ sonenverkehrs für 2 022 009 Personen inkl. Ertrazüge und Militärs 3 575 527 ℳ 72 ₰ (es waren 24 794 Pers. 1. Kl, 294 350 Pers. 2. Kl., 984 614 Pers. 3. Kl., 718 281 Pers. 4. Kl. gefahren). 2) 5 488 454 kg Passagiergepäck wurden befördert und dafür 102 790 ℳ 4 ₰ vereinnahmt (1,87 ₰ pro Kilometer). 3) Equipagen wurden 91 Stück befördert und dafür 2727 ℳ 81 ₰ oder pro Stück 29 ℳ 98 ₰ vereinnahmt. 4) Der Güterverkehr inkl. Eilgüter, Postgüter und sonstige Einnahme (Lagergeld, Frachtzuschlag, Nachnahmeprovision u. s. w.) brachte im Jahre 1879 11 609 966 ℳ 93 ₰; es wurden befördert 196 814 216 Tonnen⸗Kilometer; im Jahre 1879 wurden 1 275 162 t Fracht ünd Eilgüter befördert gegen 1 206 086 t im Jahre 1878, also mehr gegen 1878 69 076 t. 5) Für den Viehtransport wurden 1879 vereinnahmt 609 720 ℳ 34 ₰ (es wurden befördert 11 664 Pferde, 22 894 Stück Rindvieh, 54 230 Kälber, 318 312 Schweine, 82 458 Schafe, 4964 Hunde, 34 032 Stück Geflügel). Die Totaleinnahme betrug im Jahre 1879 16 825 653 ℳ Die sämmtlichen Ausgaben betrugen im Jahre 1879: A. Allgemeine Verwaltung 678 602 ℳ 48 ₰; B. Bahnverwaltung 2 359 692 ℳ 23 ₰; C. Transportverwaltung 6 373 156 ℳ 76 ₰; D. Zinsen 2 558 797 ℳ 50 ₰; E. Betriebsantheile anderer Bahnen 518 799 ℳ 2 ₰; F. Ausfall beim Betrieb der Hamburga⸗Altonaer Verbindungsbahn 33 997 ℳ 70 ₰; G. Amortisation der Prioritäts⸗ obligationen 314 257 ℳ 50 ₰; H. Zuschuß zur Pensionskasse 94 454 ℳ 96 ₰; in Summa 12 931 758 ℳ 15 ₰. Die Dividende für 111e.“ Litt. A. betrug im Jahre 1879 1 875 000 ℳ — 2, %.
— Im Laufe des Monats April sind nach der „Hann. Mschr.“ „Wider die Nahrungsfälscher“ im Laboratorium des Hannover⸗ schen Lebensmittel⸗Untersuchungsamts 95 Analpsen aus⸗ geführt worden. Dieselben vertheilen sich auf folgende Gegenstände: Wein 24, Butter 17, Milch 13, Bier 10, Wasser 7, Bonbons 2, Tapete 2, Spirituosen 2 Untersuchungen, Haarwasser, Caviar, Pumpernickel, Chokolade, Papier, Wurst, Bleiweiß. Schwefel, Mergel, Leinen, Zinkstaub, Eigelb, Essig, Käse, Rindertalg, Hutleder, Mehl, Oel je eine Untersuchung. Bei der Milch wurden 5 Verfälschungen kon⸗ statirt; 4 mal hatte Wasserzusatz, 1 mal Abrahmung stattgefunden. In einem Falle waren mindestens 40 % Wasser nachzuweisen ge⸗ wesen. Zwei als Milchbutter verkaufte Butterproben enthielten fremde Fette und erwiesen sich als Kunstbutter, eine andere Butter war in hohem Grade verdorben und enthielt gegen 5 % Zuckerzusatz. Ein gelbes Glacépapier, von einem hiesigen Fabrikanten zu eigener Sicherung eingesandt, enthielt nicht unwesentliche Mengen von chromsaurem Blei und ist demnach zum Einwickeln von Zuckersachen und Lebensmitteln entschieden ungeeignet. Ebenso fanden sich in einem Hatleder gegen 30 % Blei. Nach der Aussage des Auftraggebers hat das Tragen des mit jenem Hutleder ausgelegten Hutes regelmäßig Ausschlag an der Stirn hervorgerufen. Ein Leinen enthielt Baumwollesaserm. Zwei Weine waren gallisirt, einer hatte viel Weinstein — wahr⸗ scheinlich in Folge der Kälte — ausgeschieden. Ein Haarwasser war bleihaltig. Ein Trinkwasser wurde wegen der darin befindlichen lebenden Organismen für gesundheitsgefährlich erklärt. Auch das Wasser der neuen städtischen Leitung wurde einer genauen Analyse unterworfen und dabei vom Magistrat angeordnet daß eine derartige Analyse monatlich einmal im Lebensmittel Untersuchungsamt vor⸗ zunehmen sei. Die Veröffentlichung der Resultate soll durch das Stadt⸗Bauamt ebenfalls monatlich erfolgen.
— Ueber den Handelsverkehr des Großherzogthums Hessen mit Bremen im Jahre 1879 entnehmen wir dem Avpril⸗ hefte der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik' folgende Angaben: Der Werth der Ein⸗ fuhr in Bremen aus dem Großherzogthum Hessen bezifferte sich auf 960,619 ℳ Am meisten betheiligt waren an dieser Summe folgende Artikel: getrocknete Früchte und Wallnüsse mit 27 598 kg im Werthe von 11 375 ℳ, Mineralwasser 133 486 Krüg: mit 49 414 ℳ, Cigarren 1309 Mille mit 36 913 ℳ, deutscher Wein 295 368 1 mit 221 783 ℳ, rohe Droguen 3650 kg mit 11 768 ℳ, Säuren 5746 kg mit 20 479 ℳ, andere Che⸗ mikalien 6818 kg mit 19 571 ℳ, Hasenhaare 13 709 kg mit 181 644 ℳ, gegerbtes Leder 9661 kg mit 47 287 ℳ, lackirtes Leder 20 325 kg mit 220 900 ℳ, Bücher und Drucksachen 5117 kg mit 13 320 ℳ, Galanterie⸗ und Kurzewaaren 4609 kg mit 11 086 ℳ, Lederwaaren 3530 kg mit 19 033 ℳ ꝛc. — Die Ausfuhr aus Bremen in das Großherzogthum Hessen belief sich auf einen Werth von 1 252 481 ℳ Hieran partizipirten mit den größten Beträgen folgende Artikel: Kaffee mit 15 020 kg im Werthe von 24 339 ℳ, Schmalz 37 176 kg mit 27 757 ℳ, Reis 95 609 kg mit 23 367 ℳ, Java⸗Tabak 4282 kg mit 10 823 ℳ, anderer ostindischer Tabak 10 412 kg mit 86 439 ℳ, Havanna⸗Tabak 2279 kg mit 10 806 ℳ, Cuba⸗Tabak 5097 kg mit 20 717 ℳ, Domingo⸗Tabak 8782 kg mit 11 617 ℳ. Brasil⸗Tabak 91 869 kg mit 128 550 ℳ, Columbia⸗ Tabak 50 703 kg mit 74 895 ℳ, Kentucky⸗Tabak 194 066 kg mit 141 816 ℳ, Maryland⸗Tabak 92 482 kg mit 72 136 ℳ, Seedleaf⸗ Tabak 96 562 kg mit 126 503 ℳ, Virginia⸗Tabak 100 998 kg mit 88 685 ℳ, türkischer Tabak 18 928 kg mit 9693 ℳ, deutsche Cigarren 241,5 Mille im Werthe von 11 787 ℳ, Stengel u. s. w. amerika⸗ nische 397 174 kg mit 88 758 ℳ, Viehfutter, Reisabfall 196 050 kg mit 17128 ℳ, Holz, Dielen und Planken 16 745 Stück mit 15 886 ℳ, Oel, Petroleum 402 660 kg mit 80 438 ℳ, Holz⸗- waaren, Cigarrenkistenbretter 136 432 kg im Werthe 78 606 ℳ — Werden die einzelnen Artikel der Einfuhr Bremen aus dem Großherzogthum und diejenigen der Aus
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fuhr aus Bremen nach dem Großherzogthum ig gruppen zusammengefaßt, so ergiebt sich folgende Uebersicht: Ver⸗ zehrungsgegenstände: Einfuhr 326 345 ℳ oder 33,97 % der Ein a