1880 / 131 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Jun 1880 18:00:01 GMT) scan diff

der von Schnellzügen stark frequentirten Strecke Berlin⸗Pots⸗ dam⸗Magdeburg seit dem Bestehen dieser Bahn anstandslos benutzt wird. Die Schwellen des fraglichen Geleises bestehen aus Kiefernholz, welches vor der Verlegung mit Zinkchlorid imprägnirt worden. Die sämmtlichen Oberbaumaterialien sind bei der Revision in einem ordnungsmäßigen Zustande befunden worden, auch waren die Räume zwis en den Schwellen und vor den Köpfen derselben gehörig mit Kies verfüllt. Wenn von Reisenden angeblich Theile „morscher Schwellen“ auf der Unglücksstelle aufgesammelt sind, so ist zu bemerken, daß viele Schwellen nach der Entgleisung von den aufsetzenden Flanschen der Räder zerrissen und zersplittert wor⸗ den sind; eine sorgfältige Prüfung mehrerer derartiger äußer⸗ lich defekt scheinender Schwellen hat ergeben, daß dieselben im Kern durchaus gesund und tauglich waren.

Andererseits ist ein Gewicht auf den Umstand gelegt, daß die Strecke ö“ seit einer Reihe von Jahren mit Schnellzügen überhaupt nicht befahren und ohne vorherige Verstärkung des Oberbaus seit dem 15. Mai d. J. wiederum mit Schnellzügen belegt sei. Hiergegen ist anzu⸗ führen, daß einerseits in Preußen bei der Konstruktion

des Oberbaus von Vollbahnen seither ein Unterschied bezüglich des Betriebes mit Schnell⸗ und Personenzügen nicht gemacht ist und daß andererseits auch vor dem 15. Mai cr. schnell fahrende Personenzüge über die fragliche Strecke unaus⸗ gesetzt befördert sind.

Endlich ist darauf hinzuweisen, daß die dem in Rede stehenden Schnellzuge fahrplanmäßig zugetheilte effektive Ge⸗ schwindigkeit von 75 km den äußerst günstigen Steigungs⸗ und Krümmungsverhältnissen der fraglichen Strecke durchaus angemessen ist.

Soviel zur Berichtigung mannigfacher irrthümlicher An⸗

nahmen und Folgerungen über das vorläufige Ergebniß der Untersuchung. Die sorgfältigsten Erhebungen zur Aufklärung

Ursachen des beklagenswerthen Unfalles werden fort⸗ geführt.

Der Kaiserliche Botschafter bei der Hohen Pforte,

Graf von Hatzfeldt, hat sich von Pera nach Buyukdere be⸗

geben, um daselbst während der Sommermonate in üblicher eise seinen Aufenthalt zu nehmen.

Der Chef des Ingenieur⸗Corps und der Pioniere, General⸗Lieutenant von Biehler hat sich behufs Inspizi⸗ ungen nach außerhalb begeben.

S. M. Korvette „Vineta“, 19 Geschütze, Komman⸗ ant Kapitän zur See Zirzow, ist am 7. Juni cr. in Yokohama eingetroffen. 3

Magdeburg, 5. Juni. Gestern Abend um 7 Uhr begann die Festvorstellung im Stadttheater, dessen Räume mit inem auserwählten, geladenen Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt waren. Als Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit er Kronprinz in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Wilhelm und des Prinzen Friedrich Carl in die Loge trat, wurden Höchstdieselben mit einem Hoch empfangen, nach welchem das gesammte Publikum stehend eine Strophe des „Heil Dir im Siegerkranz“ sang. Das Programm der Vorstellung brachte zuerst lebende Bilder: „Zwei Tage aus Ma deburgs Vergan⸗ genheit“, mit Einleitungs⸗, Zwischen⸗ und Schlußrede der „Maid von Magdeburg“ (Frl. Wienrich). Darauf folgte der Priester⸗ Kriegsmarsch aus „Athalia“ und das Geibelsche, von Bruch komponirte „Lied vom Deutschen Kaiser“, vorgetragen vom Reblingschen Kirchengesangverein. Während der nächsten, von der eigentlichen Festouverture ausgefüllten Pause ver⸗ ließen die Höchsten Herrschaften das Theater, und die Stadt selbst um 8 Uhr. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit drückte wiederholt Sein Bedauern darüber aus, daß Er länger inmitten der Bürger Magdeburgs zu verweilen durch seine unmittelbar bevorstehende Abreise nach St. Petersburg ver⸗ hindert sei. Die nicht offiziell zur Anwesenheit auf dem Bahnhofe bei der Abreise der Höchsten Herrschaften berufenen Theatergäste blieben im Theater versammelt, wo noch die Lustspiele „Simson und Delila“ von Claar und „Gleich und Gleich“ von M. Hartmann aufgeführt wurden.

Den Schluß des festlichen Tages bildete ein von mehr als 900 Bürgern besuchter Kommers im Saale des Odeums, der als besondern Schmuck neben den gewöhnlichen Festdekorationen 34 große Wappen aller Städte und mehrerer Flecken und Dörfer des ehemaligen Herzogthums Magdeburg zeigte. Der Kommers begann um halb neun Uhr unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Bötticher und erhielt alsbald eine erhöhte Be⸗ deutung durch die Theilnahme des kommandirenden Generals von Blumenthal, der in Begleitung des General⸗Lieutenants und Kommandanten von Massow und des Polizei⸗Präsidenten von Arnim erschienen war, um im speziellen Auftrage Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen Höchstdessen Bedauern auszudrücken, daß es Ihm nicht ver⸗ gönnt gewesen, auch diesem festlichen Akte persönlich beizu⸗ wohnen.

Das Fest des 4. Juni war auch vom Wetter be⸗ günstigt, da nur während des letzten Theils des Festzuges einige Regentropfen fielen.

Der Magistrat veröffentlicht folgende Kabinets⸗Ordre Sr. Majestät des Kaisers und Königs:

Nachdem Ich in Folge Ihrer Einladung an den Festlichkeiten, welche zur Erinnerung an die vor zweihundert Jahren erfolgte defi⸗ nitive Vereinigung des Erzstifts Magdeburg mit Kur⸗Brandenburg am gestrigen Tage veranstaltet worden sind, Theil genommen habe, drängt es Mich, der Stadt Magdeburg für die überaus freudige Aufnahme, welche Ich an diesem Gedenktage bei der dortigen Be⸗ völkerung gefunden habe, Meinen wärmsten Dank auszusprechen. Es hat Mir ungemein wohlgethan, zu erkennen, wie Magdeburg durch den ungewöhnlichen Schmuck, den es zu Meinem Empfange angelegt, das Bewußtsein kund gegeben hat, daß die Verbindung mit Meiner Monarchie, mit welcher es im Laufe der Jahrhunderte unbeein⸗ trächtigt von kurzer Trennung durch Freud' und Leid fest ver⸗ wachsen ist, die Basis seiner jetzigen Wohlfahrt und der Fortdauer seines Gedeihens ist. Die Versicherung des Vertreters der Stadt hat dadurch eine glänzende Bestätigung erfahren. Die zahlreichen Huldigungen, welche Mir von allen Seiten, im Anschlusse an die Hauptstadt, auch von dem übrigen Herzogthum dargebracht worden sind, haben Meine Ueberzeugung von Neuem bestärkt, daß das Magdeburger Land ein fester Hort des treuesten Patriotismus ist; in Wahrung dieser Gesinnung können Stadt und Land sicher sein,

Mich verzichten ließ, dem, heiterm Frohsinn gewidmeten Theile des Festtags beizuwohnen, wird doch die Magdeburger Jubelfeier in Meiner dankbaren Erinnerung ungeschwächt fortleben. Beellin, den 5. Juni 1880.

8 Wilhelm. An den Magistrat und die Stadtverordneten

8

in Magdeburg.

Die Stadt Magdeburg hat zur Feier des Jubelfestes ine Medaille prägen lassen, die in goldenen Exemplaren Sr. Majestät dem Kaiser und König, Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Friedrich Carl überreicht worden ist, während ein fünftes goldenes Exemplar der Münzsammlung der Stadt einverleibt wurde. Die Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung erhalten silberne Exemplare, alle deutschen Städte von Bedeutung bronzene. Die eine Seite dieser Erinnerungsmünze ist von dem, nur renovirten, Stempel derjenigen Schaumünze abgeprägt, die vor 200 Jah⸗ ren die Stadt dem Großen Kurfürsten widmete, die andere ist vom Stadt⸗Baurath Aurel Sturmhöfel entworfen und vom Hofgraveur Th. Held meisterhaft gravirt, eine Allegorie auf die Vereinigung der Stadt mit der Krone Preußen.

Bayern. München, 4. Juni. (Allg. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern, welcher von einer vor mehreren Wochen unternommenen Reise auf seine Güter in Ungarn morgen wieder hier eintrifft, begiebt sich am Sonntag nach Würzburg zur Theilnahme an der da⸗ selbst stattfindenden diesjährigen Wanderversammlung bayerischer Landwirthe. An dieser Versammlung werden auch der Staats⸗Minister des Innern von Pfeufer und der Referent in landwirthschaftlichen Angelegen⸗ heiten, Ministerial⸗Rath Haag sowie der General⸗Sekretär des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern, Professor Dr. May, theilnehmen.

Zu der Sammlung für die „Wittelsbacher Stif⸗ tung“ hat die München⸗Aachener Feuerversicherungs⸗Gesell⸗ schaft einen Beitrag von 15 000 ℳ, und die Bayerische Hypo⸗ und Wechselbank einen solchen von 10 000 ge⸗ pendet.

6. Juni. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Arnulf ist im Auftrage Sr. Majestät des Königs heute Nachmittag zur Theilnahme an den Trauerfeierlichkeiten nach St. Petersburg abgereist.

Württemberg. Stuttgart, 4. Juni. Die „Würt⸗ temb. Landesztg.“ meldet, eine spezielle Kommission unter dem Vorsitz des Staatsraths von Pfleiderer sei mit der Revi⸗ sion des Sportelgesetzes von 1828 beschäftigt, zu dem Zweck, um den Verkehr in mobilen Werthen, Lieferungs⸗ kontrakte, Konzessionen, Verleihungen aller Art Seitens der Verwaltungsbehörden einer theils ganz neuen, theils neu⸗ regulirten Steuer zu unterziehen, und zwar im Sinne aus⸗ gleichender Gerechtigkeit gegenüber den Steueransätzen im Im⸗ mobilienverkehr. Die Steuergesetzgebung Bayerns und Badens werde hierbei zum Muster genommen, ein Hinübergreifen Württembergs in die Steuersphäre des Reichs sei völlig un⸗ begründet. Bei Zegrundelegung der in Bayern und Baden geltenden Steueransätze werde die neue Steuer in Württem⸗ berg ein jährliches Erträgniß von mindestens 2 Millionen

Mark abwerfen.

5. Juni. Se. Majestät der König hat gestern die Viehausstellung und die Geflügelausstellung in Ulm besichtigt. Das Denkmal, welches dem vor 5 Jahren verstorbenen Dichter Eduard Mörike hierselbst errichtet

worden ist, wurde gestern enthüllt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. Juni. Wie die „Presse“ meldet, wird der Kaiser die reise nach Wien am 12. d. Nachmittags von Brünn aus antreten und um 9 Uhr Abends hier eintreffen. Zwei Tage später werde der Kronprinz Rudolph aus? rag hier ankommen, um sich von dem Kaiser und der Kaiserin vor der Abreise nach Brüssel, die er am 15. d. antreten werde, zu verabschieden. An dem letzt⸗ bezeichneten Tage reise auch die Kaiserin mit der Erz⸗ herzogin Valerie zu einem mehrwöchentlichen Aufenthatt nach dem Starnberger See und begebe sich von dort nach Ischl. Wie in Hofkreisen verlaute, dürfte die Kaiserin mit der Prinzessin Valerie dem Passionsspiele in Oberammergau beiwohnen.

CCCFni Erzherzog Wilhelm ist zur Theilnahme an den Trauerfeierlichkeiten nach St. Peters⸗ burg abgereist.

Lemberg, 4. Juni. Der „Dziennik Lwowski“ veröffent⸗ licht folgendes Programm für die Kaiserreise nach Ga⸗ lizien: Der Kaiser trifft in Begleitung des Kronprinzen Rudolph und der Erzherzoge Albrecht und Karl Ludwig am 8. September in Krakau ein, verweilt daselbst einen Tag und begiebt sich dann zu den Herbstmanövern, die während fünf Tagen zwischen Jaroslau und Kamienobrod stattfinden und an denen 40 000 Mann theilnehmen werden. Das Haupt⸗ quartier des Kaisers wird in Mszana, Kamienobrod und Medyka sein. Hierauf fährt der Kaiser nach Lemberg, wo er am 14. September eintrifft und bis 17. September bleibt, worauf er auf der Rückreise nochmals einen Tag in Krakau sich aufhält.

Krakau, 4. Juni. Ein Leitartikel des „Czas“ erörtert die Parteiverhältnisse und die Aufgabe des näch⸗ sten Landtages, der bis zur Ankunft des Kaisers dauern dürfte. Der „Czas“ fordert daher die Abgeordneten auf, jede Diskussion politischer und konstitutioneller Fragen auszuschlie⸗ ßen, damit nicht dieselbe Unvorsichtigkeit begangen werde wie 1867 durch die damalige Resolution.

Pest, 5. Juni. Der Finanzausschuß hat den Gesetz⸗ entwurf über die Steuer⸗ und Stempelfreiheit der haupt⸗ städtischen Anleihe, sowie die Vorlage, betreffend die Zucker⸗ steuer angenommen. In dem Ausschusse für Kommu⸗ nikationen wurde der Gesetzentwurf über den Ankauf der Bahn Agram⸗Karlstadt, sowie der diesbezügliche Vertrag mit der österreichischen Südbahn genehmigt, ebenso fand der Gesetzentwurf über den Ausbau der Linie Sissek⸗Novi Annahmesz Minister⸗Präsident Tisza war für die eö“ sch 6. Juni. Der Finanzausschuß hat den Gesetz⸗ entwurf über den Ankauf der Eisenbahnlinie Karlstadt nebst dem betreffenden Vertrage gleichfalls ge⸗

wie bei Meinen Vorgängern an der Krone, so auch bei Mir und

Meinen Nachfolgern stets einem landesväterlichen Wohlwollen für G 1

r Interesse zu begegnen. Wenn auch ein tiefbetrübendes Ereigniß

nehmigt, und den Gesetzentwurf über die Ergänzung des renzbahnnetzes mit den von dem Kommunikationsar 8⸗

gefochtenen Gesetzentwurf von

(W. T. B.) Staatswürdenträger und der Generalität die Ueberf ührung der Leiche Ihrer Majestät der Kaiserin aus dem Sterbezimmer nach der Schloßkirche statt, wo dieselbe bis zur I nach der St. Peter⸗

eibt.

Großbritannien und Irland. London, 4. Pe; (Allg. Corr.) Se. Majestät der König von Griechen⸗ land traf gestern, von Paris kommend, in London ein. Auf dem Bahnhofe wurde er von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Wales, dem griechischen Gesandten und anderen Personen von Auszeichnung empfangen. Der König fuhr mit dem Prinzen von Wales nach Marlboroughhouse, wo er wäh⸗ seines Aufenthalts in der englischen Hauptstadt weilen wird.

Aus Simla wird dem Reuterschen 3. ds. gemeldet: Di ist eher örtlichen Ursachen neurs als einer Feindseligkeit gegen die britische zuzuschreiben. Alam Khan wurde zum ernannt und hat sich von Kabul auf seinen Posten egeben.

Aus Kalkutta

Bureau

1 wird dem Reuterschen Bureau unterm 3. ds. berichtet: Hier eingegangenen Nachrichten aus Birma zufolge wurden die rebellischen Vorposten, die eine starke Stellung unweit Minhla innehaben, am 1 d. erfolglos an⸗ gegriffen. Die Rebellen nahmen den Befehlshaber der gegen sie ausgeschickten Königlichen Truppen gefangen und ent⸗ haupteten ihn.

Kapstadt, 2. Juni. Die gesetzgebende Versamm⸗ lung verwarf nach zehntägiger Debatte mit 37 gegen 28 Stimmen ein gegen das Kap⸗Ministerium beantragtes Tadels⸗ G seiner Anordnung der Entwaffnung von Ba⸗ utoland.

Frankreich. Paris, 5. Juni. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ giebt der Theilnahme Frankreichs an dem Verluste, den das russische Kaiserhaus durch den Tod der verehrungswürdigen Kaiserin erlitten habe, Ausdruck. Der Präsident der Republik habe sich beeilt, dem Kaiser die Versicherung seiner schmerzlichen und tiefen Antheilnahme zu übermitteln.

Der französische Botschafter in St. Petersburg, General Chanzy, begiebt sich heute Abend nach St. Petersburg, um als außerordentlicher Gesandter Frankreich bei den Leichenfeierlichkeiten zu vertreten. Derselbe wird bei dieser Mission von mehreren höheren Offizieren begleitet.

Die Präfekten von 35 Departements sind für morgen nach dem Ministerium des Innern berufen worden, um daselbst mündliche Instruktionen in Betreff der Aus⸗ führung der Dekrete vom 29. März cr. zu erhalten. Von den nicht autorisirten Kongregationen von Männern hat noch keine und von den nicht autorisirten Kongregationen von Frauen bis jetzt eine einzige die Autorisation nachgesucht.

6. Juni. (W. T. B.) In der Kapelle der russischen Botschaft fand unter sehr zahlreicher Betheiligung ein Trauer⸗ gottesdienst für die verstorbene Kaiserin von Rußland statt; der Präsident Grévy, sowie der Migister⸗ Präsident de Freycinet waren durch ihre Kabinetschefs vertreten.

7. Juni. (W. T. B.) Bei der gestern in Lyon stattgehabten engeren Wahl wurde Ballue, welchen die ge⸗ mäßigten Republikaner unterstützten, mit 8290 Stimmen zum Deputirten gewählt. Blanqui erhielt nur 5947 Stimmen. Bei den ferneren stattgehabten Neuwahlen zur Depu⸗ tirtenkammer wurden in Brest Freppel’, Bischof von Angers, und in Limoges ohne Gegenkandidaten die Republi⸗ kaner Penicaud und Rochechouart⸗Pouliot gewählt. In Lorient ist eine Stichwahl zwischen den Republikanern Mathieu Boy und Journault nothwendig geworden.

Italien. Rom, 5. Juni. (W. T. B.) Der Adjutant Sr. Majestät des Königs Humbert, General Morra Lorriano, begiebt sich heute Abend nach St. Petersburg, um Sr. Majestät dem Kaiser Alexander die Beleidsbezeugungen des Königs zu überbringen. Anläßlich des Todes der Kaiserin von Rußland ist hierselbst eine 20tägige Hoftrauer angeordnet worden. Der König hat dem Grafen de Launay das Halsband des Annunziaten⸗Ordens verliehen.

Neapel, 6. Juni. (W. T. B.) Die Eröffnung der Vesuvbahn hat heute stattgefunden. Bei dem zur Feier der Eröffnung veranstalteten Bankett, an welchem etwa 150 Personen, die Spitzen der Behörden voran, Theil nahmen, brachte der Konzessionär Oblight einen Toast auf Ihre Kaiser⸗ liche Hoheit die Kronprinzessin Victoria, die erste Dame, welche die Bahn benutzt hat, aus. Der Toast wurde mit stürmischem Beifall aufg nommen. Der regelmäßige Betrieb der neuen Bahn beginnt morgen.

Serbien. Belgrad, 5 Juni. Skupschtina hat die Oesterreich⸗Ungarn nommen. Kragujewatz, 6. Juni. Der Fürst hat die Skupsch⸗ tina gestern mit einer dankenden Ansprache geschlossen und tritt heute die Rückreise nach Belgrad an.

Bulgarien. Sofia, 4. Juni. (Wien. 3.) Der diplo⸗ matische Vertreter Serbiens hat gleichfalls gegen den vom bulgarischen Ministerium eingebrachten Gesetzentwurf über die Naturalisation der Bulgaren aus den mit Serbien und Rumänien vereinigten Gebietstheilen gleich seinem rumänischen Kollegen einen Protest erhoben und gleichzeitig mit Repressalien gedroht, welche in Bulgarien bedeutend empfunden werden müßten. In Folge dessen er⸗ suchte der bulgarische Minister⸗Präsident Zankow den russi⸗ schen Konsul um Vermittlung, welche auch insofern von Er⸗ folg war, als das bulgarische Ministerium erklärte, den an⸗ der jetzt tagenden Sobranie

. (WTW Eisenbahnkonvention mit mit 122 gegen 40 Stimmen ange⸗

nicht verhandeln zu lassen. 5. Juni. (W. Deutsche Ztg.) Fürst Alexander

ist heute zum Leichenbegängniß der Kaiserin von Rußland

nach St. Petersburg abgereist.

Aufstand ist noch

Deli⸗Orman ist das Centrum der Insurrektion. Der Kriegs⸗

I. General Ernroth zieht immer mehr Truppen nach humla.

G Der mohamedanische immer im Zunehmen begriffen, Ber⸗

MRußland und Polen. St. Petersburg, 5. Juni.

Heute Mittag fand im Beisein der Hof⸗ und

und Pauls⸗Kathedral Die Beisetzung erfolgt am nächsten Mittwoch. 6. Juni. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und K önig

liche Hoheit der Kronprinz ist heute Abend 6 Uhr hier eingetroffen.

Höchstderselbe wurde am hiesigen Bahnhofe vorn

schuß gestellten Abänderungsanträgen angenommen.

sämmtlichen Großfürsten, Kaiserlichen Hoheiten, und in Zars⸗

fregung in dem Lughman⸗Thal und der Unfähigkeit des Gouver⸗

Regierung

Gouverneur von

koe⸗Selow von Sr. Majestät dem Ka iser lestahgs. Gleich⸗

it Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen sind auch Ihre Hoheiten der Prinz Alexander von Hessen und der Herzog Paul von Mecklenburg⸗Schwerin hier ange⸗

kommen.

Amerika. Washington, 3. Juni. (Allg. Corr.) Der Senat hat die Ernennung des Hrn. Havace Maynard, gegenwärtigen amerikanischen Gesandten bei der Türkei, zum General⸗Postmeister als Nachfolger des Hrn.

.M. Key bestätigt. Das Repräsentantenhaus be⸗ schloß heute, sich bis zum 10. d. M. zu vertagen.

Der Präsident Hayes hat Hrn. Eugen Schuyler, gegenwärtig Generalkonsul der Vereinigten Staaten in Rom, zum diplomatischen Agenten der Union in Bukarest er⸗

nt. 1 nan Ehicago, 5. Juni. (W. T. B.) Die Konven⸗ tion blieb bis heute früh 3 Uhr zur Sitzung beisam⸗ men. Der Bericht der mit der Prüfung der Vollmachten der Delegirten beauftragten Kommission wurde artikelweise berathen. Die Kandidatur Grants scheint bisher nur 290 Stimmen auf sich zu vereinigen, während 379 Stimmen für die Ernennung des Präsidentschaftskandidaten erforderlich sind. Die gestrige Abendsitzung war erregter als je; die Diskussion wurde mehrere Male eine halbe Stunde lang durch Volks⸗ demonstrationen, meist zu Gunsten der Kandidatur Blaine's, unterbrochen. Gegenwärtig scheint Blaine die meiste Aus⸗ sicht auf Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten zu haben.

Afrika. Egypten. Kairo, 5. Juni. (W. T. B.) Die Generalkonsuln waren zusammengetreten, um über Veränderungen bezüglich der Organisation des inter⸗ nationalen Gerichtshofes zu berathen. Nachdem einige vorläufige Bestimmungen getroffen waren, wurde die Kon⸗ ferenz vertagt, damit die Generalkonsuln weitere Instruktionen ihrer Regierungen einholen könnten.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

St. Petersburg, Montag, 7. Juni. Heute fand die feierliche der Leiche Ihrer Majestät der Kaiserin vom Winterpalais nach der St. Peter⸗ und Pauls⸗Kathedrale statt. Der Trauerzug bewegte sich die Newa entlang nach der Peter⸗ und Paulsfestung. Se. Majestät der Kaiser folgte unmittelbar hinter dem Lgeichenwagen zu Pferde; ihm schlossen sich sämmtliche Mitlieder der Kaiserlichen Familie und die Höchsten Hof- und Staatswürdenträger an. Auf dem Platz vor dem Palais, wo die zur Eskorte bestimmten Regimenter aufgestellt waren, hatten sich trotz heftigen Regens bereits am Morgen große Menschenmassen angesammelt; gegen Mittag trat freundlichere Witterung ein.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In München ist am Morgen des 4. Juni der bekannte Schlachtenmaler Eugen Adam nach längerem Leiden im 64. Lebens⸗ estorben. 8 1 lüh XLV. Band der im Verlage veon F. A. Brockhaus in Leipzig erscheinenden Internationalen Wissenschaftlichen Bibliothek liegt diesmal ein pädagogisches Werk aus dem Engli⸗ schen, von Alexander Bain, Professor der Logik an der Universität zu Aberdeen, vor, betitelt: „Erziehung als Wissenschaft.“ Der Verf. untersucht darin die Kunst des Unterrichtens, wie schon der Titel besagt, vom wissenschaftlichen Standpunkte aus. Er sucht zunächst zu einer Definition des Wesens der Erziehung zu gelangen und prüft zu dem Ende sowohl das von den Gründern des preußischen Schulwesens aufgestellte Ideal „der harmonischen und gleichmäßigen Entwickelung der menschlichen Fähigkeiten“ wie die Ansicht Mills. Die „preußische“ Definition erklärt er in ihrer Art für gut, aber sie lasse sich mit gewissen Umständen schwer in Uebereinstimmung bringen, namentlich mit der besonderen, für Manches mehr als für Anderes vorhandenen individuellen Geschicklichkeit, mit dem Vortheil, welcher der Gesellschaft aus einer besonders hervorragenden, wenn auch durch einseitige Entwickelung gewonnenen Fähigkeit für einzelne Thätig⸗ keiten erwachse; sie lasse die Schwierigkeit, den „ganzen Menschen“ mit sich auszugleichen, bestehen und zeige nicht, wie die Gewalt des Er⸗ ziehers, welche ihm durch die Nothwendigkeit, eine Auswahl gemäß der relativen Wichtigkeit zu treffen, auferlegt wird, zu begrenzen sei. James Mills Erklärung aber andererseits: der Zweck der Erziehung sei, das Individvum soviel als möglich zu befähigen, zunächst sein eigenes Glück und dann das Glück anderer Wesen zu begründen, ist ihm zu weit gefaßt. Nach Bains Ansicht umfaßt Erziehung nicht die Anwendung aller unserer intelleituellen Funktionen; die Fähigkeiten in produktiver Arbeit, wie z. B. in Gewerben, in den selbständigen Untersuchungen des Mannes der Wissenschaft und in den Schöpfungen des Künstlers, seien vielmehr auf verschiedene Art zu leiten. Die Gesundheitslehre sollte nach dem Verfasser von der Erziehungslehre ausgeschlossen bleiben. Die letztere setzte ein gewisses Durchschnittsmaß von phpysischer Ge⸗ sundheit voraus, kümmere sich aber nicht um die Mittel und Wege, dasselbe aufrecht zu erhalten und zu vermehren. Sie berühre sich mit der Physiologie oder Hygtene nur in Betreff der plastischen oder aneignenden Funktion des Gehirns in ihrer Bedeutung als Be⸗ festiung derjenigen Nervenverbindungen, welche die Grund⸗ lage für Gedächtniß, Gewöhnung und erworbene Kraft be⸗ sitzen. Klingt diese Ansicht sehr materialistisch, so erkennt der Verfasser doch die Wichtigkeit der psychologischen Be⸗ ziehungen in hohem Maße an, ja das dritte Kapitel, in welchem diese behandelt werden, ist gerade eines der umfänglichsten und inter⸗ essantesten. Er geht hier von der Grundlage des Intellekts, der Fähigkeit des Unterscheidens und des Behaltens aus, betrachtet die Umstände, welche das Lester⸗ begünstigen und entwickelt dann in eingehender Weise seine Theorie von der Benutzung der Gemüths⸗ regungen für die Erziehung, welche darauf basirt, daß die Methode das moralische Verhalten des Menschengeschlechts zu sichern, von jeher in Strafe und Lohn, Schmerz und Vergnügen bestanden hat. Nachdem dann im folgenden Abschnitte die Ausdrücke, welche in der Erziehungsfrage eine hervorragend wichtige Stelle einnehmen, wie Gedächtniß, Urtheilskraft, Einbildungs kraft, Erziehung, Ausbildung, Disziplin erklärend festgestellt worden, betrachtet er die S werthe und unterscheidet in dieser Hinsicht die Wissenschaften (abstrakte experimentelle und induktive, beschreibende und klassifizirende, logische, praktische und angewandte) von den Sprachen. In den nächsten Kapiteln wird die rationelle Aufeinanderfolge der Lehrgegenstände erörtert und die Lehrmethode des Verfassers im Einzelnen auseinandergesetzt. Er redet hier vor Allem dem Anschauungs⸗ Unterricht das Wort, jedoch nicht ohne die Gefahren und Mißlich⸗ keiten desselben zu verkennen und die Mittel zur Vermeidung der⸗ selben anzugeben. Was die Geschichte betrifft, so empfiehlt der Verf., da sie für den Standpunkt einer Durchschnittsbildung und Erfah⸗ rung keine hbe ondere Schwierigkeit darbiete und außerdem eine inter⸗ essante Lektüre ausmache, ihr in dem Lehrplan nicht zu viel Zeit zu⸗ zuwenden. In Bezug auf die Naturwissenschaften mit ihrem über⸗ wältigenden Umfang betont er die Nothwendigkeit der Auswahl, auch will er den experimentellen Unterricht eingeschränkt wissen. Der Muttersprache ist ein eigener Abschnitt gewidmet,

was sich auf ihre Erlernung bezieht (Wörtervorrath, Grammatik, höherer schriftlicher Ausdruck und Literatur) sorgfältig erörtert wird. Daran reiht sich ein interessantes Kapitel über die alten Sprachen. Nach Bain müßte die Jahrhunderte alte Einrichtung, derzufolge die höhere Bildung ihren Weg durch zwei todte Sprachen, Latein und Griechisch, zu nehmen hatte, als im Absterben begriffen angesehen werden. Von dieser Voraussetzung ausgehend, daß das gegen⸗ wärtige System früher oder später geändert werden müsse, entwickelt er, welches nach seiner Ansicht der Lehrplan der Zukunft für die höheren Studien sein sollte. In einem weiteren Abschnitt über die moralische Erziehung hebt er die Punkte hervor, bei denen im Unterricht am leichtesten gefehlt wird. Was die Religion betrifft, so beschränkt er sich hauptsaͤchlich auf die Verbindung derselben mit der Morallehre. Ein kurzes Kapitel über Kunstunterricht versucht schließlich einige herrschende irrige Auffassungen, besonders über das Verhältniß der Kunst zur Moral zu beseitigen. Die Grundabsicht des Werks richtet sich, wie der Verfasser selbst gesteht, nicht sowohl gegen den Irrthum als gegen Verwirrung. Bei den großen Fort⸗ schritten, welche die Erziehungsmethoden bereits gemacht haben, sei es vergeblich sich nach einer einzelnen Entdeckung umzusehen, die das ganze System ändern könnte, wohl aber ließen sich Verbesserungen anbringen, zu denen der Verfasser seine Vorschläge machen wollte.

Gewerbe und Handel.

In der heute Vormittag abgehaltenen außerordeatlichen General⸗ versammlung der Norddeutschen Grund⸗Kredit⸗Bank stand als alleiniger Gegenstand auf der Tagesordnung: Antrag der Direktion und des Verwaltungsraths auf Abänderung des Art. 16 des Statuts, betreffend die Direktion. Demgemäß wurde beschlossen: Die Direktion besteht fortan aus einem oder mehreren besoldeten Direktoren ꝛc. Der sich unmittelbar hieran anschließenden ordentlichen General⸗ versammlung der Gesellschaft wurde die Bilanz pro 1879 vorgelegt und von sämmtlichen anwesenden Aktionären dechargirt. Die aus⸗ scheidenden Mitglieder des Verwaltungsraths, Senator Dr. Eggers und Bankier Adolf Rosenstein, wurden von der Versammlung durch Akklamation wiedergewählt. Die Bilanz werden wir morgen mit⸗ theilen.

Nürnberg, 5. Juni. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfen⸗Kommissionsgeschäft.) Vom Hopfenmarkte ist nichts Neues zu berichten. Das Geschäft bleibt fortwährend ein sehr wenig umfangreiches. Die Zufuhren sind klein, die Nachfrage ist bescheiden und der Umsatz, der letztgenannten Thatsache entsprechend, nur gering. In der Größe und in der Zusammensetzung des Lagerbestandes ist keine nennenswerthe Veränderung eingetreten: gelbliche Mittelwaare repräsentirt den Grundstock des Vorraths, wogegen feine gutfarbige Hopfen sehr schwer zu finden sind. Die Eigner drängen in ihrer Mehrzahl nicht zum Verkauf und halten an den bestehenden Preisen fest, ohne sich durch die Schwachheit der Frage zur Nachgiebigkeit bestimmen zu lassen. Diese feste Stimmung der Eigner gründet sich auf die geringe Quantität der noch vo handenen Waar“. Der Ex⸗ port ruht ganz. Die Preise sind unverändert. Die allgemeine Stimmung des Marktes ist als ruhig fest zu bezeichnen. Die Noti⸗ rungen lauten: Prima Hallertauer, Württemberger, Badische, Polen 135 160 ℳ, Mittel Hallertauer, Württemberger, Badische, Polen 90 120 ℳ, Prima Elsässer 120 130 ℳ, Elsässer, Aischgründer und Marktwaare mittel 90 115

Verkehrs⸗Anstalten⸗

Triest, 6. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer ist heute Vormittag 11 ¼ Uhr mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen. 8

Berlin, 7. Juni 1880.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. 1880. Früh⸗ jahrs⸗Meeting. Sechster Tag, Sonntag, 6. Juni. Trotz des unfreundlichen Wetters war der Besuch der Bahn ein sehr zahlreicher und die vom Ostbahnhof abgelassenen Extrazüge nicht viel weniger besetzt als an den vorhergehenden Meetingtagen. Die Rennen selbst waren recht gut besetzt und boten den Besuchern ein reiches Interesse dar. Die einzelnen Konkurrenzen begannen um 3 ½ Uhr mit: .

J. Klubpreis 1500 Für 2jähr. inländ. und österr.⸗ungar. Hengste und Stuten, die noch nicht gelaufen. 60 Eins., halb Reug. Dist. 800 m. Das Rennen hatte 23 Unter⸗ schriften, von denen 11 Reugeld zahlten und 12 am Ablauf erschie⸗ nen. Es siegte nach einem sehr spannenden Rennen des Grafen H. Henckel sen. br. St. „Miß Naklo“ v. Allbrook g. d. Gaietvy, 54 ½ kg (tr. 55 kg), (Busby) gegen des Hrn. Raimund F. St. „Agnes v. Breadalbane a. d. La Fille du Reagiment, 54 ½ kg (Little). Zeit 58 Sekunden. Werth des Rennens 2025 für „Miß Naklo“, 525 für „Agnes“. Um 4 Uhr folgte diesem Nennen: 8

II. Bob⸗Stakes. Klubpreis 1200 Herrenreiten. Für zjähr. und ältere inländ. und österr.⸗ungar. Pferde, die nie ein Renne’, im Werthe von 3000 oder darüber gewonnen haben. 60 Eins., halb Reug. Dist. 1800 m. Das Rennen hatte 13 Unterschriften. Für 9 Pferde wurde Reugeld gezahlt, 4 erschienen am Pfosten. Des Rittmstr. Grafen Schlippenbach (Garde⸗Ulanen⸗ Regiment) 3jähr. schwbr. H. „Kronos“ v. Rustic a. d. Hymen 65 ½ kg (tr. 67 kg) (Reiter: Lieut. v. Tepper⸗Laski) führte vom Start bis zum Ziel und siegte leicht mit 4 Längen gegen des Hrn. G. F. J. 5jähr. br. St. „Crève Coeur“ v. Buccaneer a. d. Pricket 73 kg (Reiter: Graf Kinsky). Zeit 1 Minute 28 Sekunden. Werth des Rennens 1455 für „Kronos“. Dem Rennen schloß sich um 4 ½ Uhr an: 8

kh Klubpreis 1800 Für 3zähr. und ältere Pferde aller Länder. 100 Eins., 50 Reug. Dist. 2000 m. 19 Pferde waren zu diesen Rennen genannt und für 11 von ihnen war die Annahme ertlärt worden, für 4 wurde jedoch Reugeld gezahlt und 7 erschienen am Pfosten. Es siegte nach einem äußerst spannenden Rennen mit 1 ¾ Längen des Grafen H. Henckel sen. 4jähr. br. H. „Rifleman“ v. Giles I. a. d. Aurora 51 ½ kg (Busbp) gegen Frhrn. Ed. von Oppenheims 4jähr. F. H. „Tyrann v. Monseigneur a. d. Gorse 64 kg (Sopp). FSet 1 Minute 45 Sekunden. Werth ddes 2320 für „Rifleman“. Um 5 Uhr schloß sich diesem Rennen an:

IV. 1..eä Staatspreis 2000 Für Zjähr. und ältere inländ. Hengste und Stuten. 100 Eins., halb. Reug. Dist. 2200 m. Von den 5 zu diesem Rennen angemeldeten Pferden zahlte eins Reugeld und am Pfosten erschienen vier, von denen nach einem eleganten Lauf des Fürsten Hohenlohe⸗Oehringen Zjähr. F. St. „Dryade“ v. Cadet a. d. Hamadryade 52 ½ kg (Madden) des Königl. Hauptgestüts Graditz Zjähr. br. H. „York v. Cambuscar a. d. York⸗ shire Bride mit 6 Längen schlug. Zeit: 1 Minute 53 Sekunden. Werth des Rennens 2225 Diesem Rennen schloß sich um

5 Uhr an: b ¹V. Verkaufs⸗Rennen. Klubpreis 1200 Für 3jähr. und aältere inländ. und österr.“⸗ungar. Pferde. 60 Eins., ganz Reug. Der Sieger ist für 3000 käuflich; für jede 300 billiger 2 kg erl. Dist. 1400 m. Am Ablauf erschienen fünf Pferde, von denen des Grafen M. Schmettow 3 jähr. br. St. „Fornarina- v. Doge g. d. Preß Forward (1500 m) 48 kg (Peasnell) mit 3 Längen des Lieut. Leistners a. F. H. „The Cook“ v. Virgilius a. d. Confidante (1200 m) 60 kg (Barlow) schlug. Zeit 1 Minute 42 Sekunden. Werth des Rennens: 1620 ℳ, welche „Fornarina“ erhielt. Die Siegerin wurde nicht gefordert, dagegen des Hrn. O. Oehlschlägers 4 jähr. F. St. „Frau Grant“ für den Preis von 450 von Prinz Hatzfeldt erworben. Den Schluß des Rennens bildete um 6 Uhr: 1 8 Wasserthurm⸗Steeple⸗Chase. Handicap. Klubpreis

in welchem alles,

1800 ℳ. Herrenreiten. Für Pferde aller Länder. 8 Eins., 50

Reug. Dist. ca. 4500 m. Zwanzig Uaterschriften hatte das Rennen gefunden; 10 von diesen hatten jedoch nur die Annahme erklärt, und von ihnen zahlten 7 Reugeld. Am Ablauf erschienen: Lieut. Frerichs (17. Husf. Regt.) a. br. St. „Carlotta“ v. Carlton a. d. Salvia, 73 kg (Reit. Lieut. v. Kramsta), Hrn. O. Oelschlägers a. br. St. „Calrossie“ v. Skottish Chief a. d. Curatrixe, 78 kg (Reit. Lieut. v. Tepper⸗Laski), Hrn. v. Cramms a. F. W. „Citizen“ v. Citadel a. d. Beauty, 82 kg (Reit. Besitzer). Der Lauf begann diesmal auf der Mitte der Hürdenbahn und führte sodann über drei Strauch⸗ hörden zu dem gewöhnlichen Start für die Steeple⸗Chase. Nach längerem Kampfe siegte mit ca. 30 Längen „Carlotta“. Werth des Rennens 2175 der Siegerin.

In der Sitzung der Geographischen Gesellschaft vo Sonnabend theilte der Vorsitzende Dr. Nachtigal mit, daß am 9. August die Gesellschaft, der der Kultus⸗Minister auch für dieses Jahr 1500 Zuschuß bewilligt hat, zu einer außerordentlichen Versammlung zusammentreten werde, um die hier versammelten Mitglieder der Anthropologischen, Afrikanischen und Geographischen Gesellschaften in ihrer Mitte begrüßen zu können. Von den Reisen⸗ den der Gesellschaft liegen diesmal recht günstige Nachrichten vor. Die ostafrikanische Expedition ist am 1. Mai in Sansibar eingetroffen, von Dr. Buchner liegen zwar keine direkten Nachrichten vor, doch haben Neger, die aus dem Innern an der Küste eingetroffen sind, in glaubwürdiger Weise erzählt, daß der kühne Reisende die Hauptstadt des Muata⸗ jambo erreicht und schon wieder verlassen habe, um seine Reise fort⸗ zusetzen. Es wäre dies ein überaus schneller und günstiger Erfolg, der zu hohen Erwartungen für die Zukunft berechtigte. Von Dr. Lenz sind Nachrichten nicht eingegangen und das läßt voraussetzen, daß es ihm durch seire Klugheit und Bescheidenheit gelungen ist, sich den Weg nach Timbuktu zu eröffnen. Ven Hildebrandt sind wiederum reiche Sammlungen eingetroffen. Der Reisende selbst befindet sich im Ganzen zwar wohl, hat aber sehr unter dem erschlaffenden Einfluß des Klimas zu leiden; er ist am 21. April von Nossi Bi aufgebrochen, um über Moljamka Tananarivo erreichen, wo er seine frühere Spannkraft wie⸗ der zu erlangen hofft, um alsdann mit frischen Kräften bis zur Süd⸗ spitze Madagaskars vordringen zu können, wo ein reiches Arbeitsfeld sich ihm eröffnen soll. Prof. Kiepert berichtete sodann über einen Taubstummen, Ernst Griolet aus Genf, der bereits außer Europa, Nord⸗ und Südamerika bereist hat und augenblicklich in Asien weilt, um sich speziell der Erforschung Tibets zu widmen, in dessen für Fremde sonst schwer zugänglichem Gebiet er sich leicht Eintritt verschaffen zu können glaubt, weil die Tibetaner Taub⸗ stumme für heilig erachten. Nachdem alsdann Kapitän v. Schleinitz über die im Oktober v. J. in Hamburg abgehaltene internationale meteorologische Konferenz behufs Einigung in der Frage der Pola⸗ forschung ausführlich referirt hatte, schilderte der Entdecker der pergamenischen Funde, Carl Humann, in geistvoller Weise die und Charaktereigenthümlichkeiten der Kleinasien beoölkernden

ationen.

Programm für die IX. Versammlung deutscher Forstmänner zu Wildbad, vom 13. bis 17. September 1880. u dieser Versammlung werden alle Forstmänn r und Freunde des Nae entesen eingeladen; es wird gebeten, die Theilnahme an der Versammlung bis längstens 15 August d. J. bei einem der unter⸗ zeichneten Geschäftsführer anzumelden und neben genauer Bezeichnung der Adresse anzugeben, ob die Bestellung einer Wohnung sowie die Zusendung von Druckschriften gewünscht wird. Vom 13. September Morgens 9 Uhr an ist über die ganze Dauer der Versammlung im Antrittssaal des Königl. 2adhotels ein Bureau für Einzeichnung in die Mitgliederliste und Abgabe von Karten zu den Exkursionen und dem Festessen sowie zur Ertheilung jedweder Auskunft errichtet. Zeiteintheilung. Montag, den 13. September: Empfang der Theilnehmer auf dem Bahnhof. Von Abends 7 Uhr an gesellige Vereinigung in der Restauration zum Kgl. Bad⸗Hotel. Dienstag, den 14. September: Sitzung von 7 bis 11 Uhr in dem Kursaal des Bad⸗Hotels; von 11 bis 12 Uhr Frühstückspause; dann Exkursion in das Revier Schwann und nachherige Besichtigung des Rothenbach⸗ schneidewerks (Krauth & Comp.). Abfahrt vom Bahnhof Wildbad um 1 Uhr, Rückfahrt vom Bahnhof Roth nbach um 7 Uhr. Abends 8 Uhr gesellige Unterhaltung in der Trinkhalle. Mittwoch, den 15. September. Sitzung von 8 Uhr Morgens bis 2 Uhr Mit⸗ tags. Nachmittags 3 ½ Uhr Festessen. Donnerstag, den 16. Sep⸗ tember. Exkursion in das Revier Herrenalb. Abfahrt 6 ½ Uhr Morgens in Wildbad. Zurückkunft Abends 7 ½ Uhr, je mittelst Extrazugs. Erfrischung auf dem Schweizerkopf und Frühstück in Herrenalb. Freitag, den 17. September. Nachexkursionen: 1) durch das Revier Wildbad über den Wildsee auf den Kaltenbronn und von dort durch die Oberförsterei Kaltenbronn nach Gernsbach; 2) durch das Revier Liebenzell nach Liebenzell, Hirsau und Calw; 3) in das Revier Schwann.

Gegenstände der Berathung. I. Ist, um der vermehrten Nach⸗ frage nach Nutzhol Rechnung zu tragen, nothwendig, die Buchen⸗ hochwaldwirthschaft zu verlassen, oder verdient es den Vorzug, in Buchenhochwald möglichst viel Nutzholz, eingesprengt zu erziehen? Referent: Forstrath Heiß, Landshut. Correserent: Oberforstmeister Direktor Danckelmann, Eberswalde. II. Welche Erfahrungen sind mit der natürlichen und künstlichen Verjüngung der Weißtannen⸗ bestände und mit dem Anbau der Fichte im Allgemeinen, insbesondere auf den Sandsteinformationen gemacht worden. Referent: Professor Dr Schuberg, Carlsruhe. Correferent: Forstrath Probst, Stuttgart. III. Ist es mit Rücksicht auf die Thatsache, daß das Waldeigenthum nicht den gleichen gesetzlichen Schutz gegen Angriffe genießt, wie das sonstige Eigenthum, gerechtfertigt, eine Aenderung im Sinne gleichen Rechtschutzes zu erstreben. Referent: Direktor Fürst, Aschaffenburg. IV. Mittheilungen über Versuche, Beobachtungen, Erfahrungen und beachtenswerthe Vorkommnisse im Bereiche des Forstwesens.

Der thätige „Norddeutsche Volksschriften⸗Verlag“ zu Bremen hat von der bei ihm erscheinenden Sammlung: „Soziale Fragen und Antworten“ jetzt das 10. Heft ausgegeben, welches „Die englischen Gewerkvereine“ zum Gegenstande der Besprechung macht. In klarer, weiten Kreisen verständlicher Darstellung giebt die kleine Schrift in großen Umrissen ein Bild von der Entstehung, Entwickelung und Fortbildung der englischen Gewerkvereine (Trades Unions) und knüpft daran beherzigenswerthe Betrachtungen über die Licht⸗ und Schattenseiten dieser Vereine. Gleichsam vorbildlich für die Eigenart und den Charakter dieser Vereine ist der große Gewerkverein der Maschinenbauer. Dieser Gewerkvoerei entstand in seiner vollen Bedeutung erst 1851 aus der Ver schmelzung mehrerer kleinerer. Der bedeutendste von diesen war e 1826 in Manchester gestiftete Hülfskasse für Mechaniker, die sich 1834 neue Statuten gab. Sie war damals schon über ihren Ur⸗ sprungsort hinausgewachsen und umfaßte die Gewerbsgenossen meh⸗ rerer Plätze. Sie hieß Hülfskasse, war aber ein echter Gewerk verein im heutigen Sinne des Worts, denn sie wollte ihre Angehö rigen gegen die mit dem Berufe des Arbeiters verbundenen beson deren Nachtheile schützen. Das hieß zunächst nur: Wandergeld, wenn Einer anderswo Beschäfrigung suchen mußte; Unterstützung für de Fall unverschuldeter Unfähigkeit zu arbeiten; Begräbnißkosten Mann und Frau. Zur Aufbringung der Mittel dienten Eintritts gelder und wöchentliche Beiträge. Die Unterstützung im Falle de Arbeitslosigkeit wurde indessen nicht gewährt, wenn Trunkenheit, un ordentliche Aufführung oder Unehrlichkeit die Ursache war. De Verein wirkte mittelbar auch den wilden Ehen entgegen. Meldet sich zur Aufnahme Jemand, der in schlechtem Rufe stand, so wurd ihm bedeutet, zuvor auf bessere Woge überzugehen. Betrug, Unter⸗ schlagung und Hehlerei zogen Ausstoßung nach sich. Auf Streiten und Fluchen in den Versammlungen, auf Trunkenheit, ja selbst auf die Hereinziehung religiöser und politischer Streitfragen stand Geld⸗ buße. Rücksichtsvolles Perhalten gegen den Lehrherrn war ausdrück⸗ lich vorgeschrieben. Von 1836 an wandte man sich gegen die Ver⸗ längerung der Arbeitszeit ohne Lohnzulage, indem in London für die

ersten zwei tunden mehr ein um ein Viertel höherer Lohn und für