— Die im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt aufgestell e, n der Zweiten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Be⸗ riebs⸗Ergebnisse der Eisenbahnen Deutschlands — ausschließlich Bayerns — für den Monat Mai d. J. rgiebt für die 83 Bahnen, welche auch schon im ent⸗ prechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und ur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende — theil⸗ eise auf provisorischen Ermittelungen beruhende — Daten: die innahme aus allen Verkehrszweigen war im Monat Mai d. J. ei 47 Bahnen = 56,63 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 36 Bahnen = 43,37 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in emselben Monat des Vorjahres, und pro Kilometer bei 40 Bahnen = 48,19 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 3 Bahnen = 51,81 Proc. der Gesammtzahl (darunter 12 ahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem⸗ elben Monat des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Ver⸗ kehrszweigen vom 1. Januar bis Ende Mai d. J. war bei 70 Bahnen = 84,34 Proc. der Gesammtzahl höher und ei 13 Bahnen = 15,66 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und pro Kilometer bei 63 Bahnen = 75,90 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 20 Bahnen = 24,10 Proc. der Gesammtzahl (darunter 10 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem⸗ elben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staats⸗ verwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rechnung verwalteten, betrug Ende Mai d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 203 856 500 ℳ (409 350 900 ℳ Stammaktien, 45 450 000 ℳ Prioritäts⸗ Stammaktien und 749 055 600 ℳ übhe e ihan; und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapita bestimmt ist, 4090,44 km, so daß auf je 1 km 294 309 ℳ ent⸗ fallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen betrug Ende Mai d. J. das gesammte kon⸗ zessionirte Anlagekapital 1 400 323 857 ℳ (540 592 150 ℳ Stammaktien, 228 141 900 ℳ Prioritäts⸗Stammaktien und 631 589 807 ℳ Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 6939,62 km, so daß auf je 1 km 201 787 ℳ entfallen.
— Ein Generalbevollmächigter über das ganze Vermögen oder einzelne Vermögensstücke eines Anderen ist, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Strafs., vom 20. April d. J., befugt, einen Strafantrag wegen Eingriffe Fremder in das von ihm verwaltete Vermögen zu stellen, wenn die Vollmacht erkennen läßt, daß für den gegebenen Fall der Wille des Vollmachtgebers dahin ging, daß der Bevollmächtigte für ihn einen solchen Strafantrag stellen sollte.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments, hat sich mit Urlaub nach Sig⸗ maringen begeben.
Hessen. Darmstadt, 24. Juni. (D. Ztg.) Nachdem der Bericht der Ersten Kammer über den Gesetzentwurf, die allgemeine Bauordnung betreffend, nunmehr vollständig erschienen, ist das Plenum der Kammer auf Mittwoch, den 30. d. M., zusammenberufen worden.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. (Dr. J.) In Meiningen ist eine inisterial⸗Verordnung nebst Regulativ erschienen und am 19. d. M. publi⸗ zirt worden, welche sich auf die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höhern ZJustizdienst bezieht. Hiernach erfolgt die erste juristische Prüfung bei dem
Oberlandesgerichte zu Jena durch eine aus 3 Mitgliedern be⸗
stehende Prüfungskommission. Die Referendare müssen, bevor sie zur zweiten Prüfung zugelassen werden können, eine Vor⸗ bereitungszeit von 4 Jahren im praktischen Dienste zurück⸗ gelegt haben, und kann ein Theil der Vorbereitungszeit, jedoch höchstens ½ Jahr, im Dienste bei Verwaltungsbehörden ver⸗ wendet werden. Die zweite juristische Prüfung erfolgt auch bei dem Oberlandesgerichte zu Jena durch eine aus 6 Mit⸗ gliedern bestehende Prüfungskommission. Das Regulativ ist auf Grund einer Vereinbarung mit den bei dem gemeinschaft⸗ lichen Oberlandesgericht in Jena betheiligten Regierungen fest⸗ gestellt worden.
SOKesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. Juni. Die „W. Ztg.“ veröffentlicht folgendes Kaiserliche Handschreiben: Lieber Fürst⸗Erzbischof Dr. Gollmayr!
Mit aufrichtiger Freude begrüße Ich die Jubelfeier Ihres fünf⸗ vngentiglährfcen Wirkens auf dem fürsterzbischöflichen Stuhle in rz.
Ich gedenke bei diesem Anlasse mit herzlicher Befriedigung Ihrer Mir und Meinem Hause stets bewiesenen treuen Anhänglichkeit, so wie Ihrer hervorragenden Verdienste um Kirche und Staat, und Ich verbinde damit den Wunsch, daß es dem Allmächtigen gefallen möge, Sie Ihrem segensreichen Beruse noch lange in ungeschwächter Kraft zu erhalten.
Schönbrunn, am 13. Juni 1880.
Franz Joseph m. p.
Der Großherzog von Hessen hat heute das Kaiser⸗ liche Museum besichtigt. Abends 8 Uhr verließ Se. König⸗ liche vag Wien, um sich über München und Bamberg nach Darmstadt zu begeben.
— In einer dreistündigen 8 hat gestern das Sub⸗ comité der österreichisch⸗ungarischen Zollkonferenz, welche in Angelegenheit der serbischen Vertragsverhandlungen entsendet wurde, in Pest seine Arbeit beendet, indem die Ent⸗ würfe eines Handelsvertrages sowie eines Vertrages bezüglich des Grenzverkehrs und des Zollkartells textirt wurden. Die österreichisch⸗ungarische Zollkonferenz wird nunmehr — wie die „Bud. Corr.“ erfährt — in der nächsten IEh zusammentreten und diese Entwürfe endgültig feststellen. Jetzt erfolgt Seitens unseres auswärtigen Amtes die Einladung an das serbische Ministerium, die Kommissäre zu den Verhandlungen zu ent⸗ senden, und voraussichtlich dürften dieselben Anfangs Juli eintreffen. 3
— (Budap. Corr.) Die gemeinsame Regierung hat be⸗ schlossen, die Delegationen, sofort nach der erfolgten Wahl der ungarischen Delegationsmitglieder, für Mitte Oktober nach Budapest einzuberufen.
Salzburg, 23. Juni. (W. Ztg.) Auf Antrag des Ver⸗ fass ungsausschußes sprach der Landtag die Rechtsüberzeugung aus, daß nach der bestehenden Landesverfassung der Landta wenigstens einmal jährlich einberufen werden müsse, und 8 ohne die Genehmigung des Landtages keine Landes⸗ oder Ge⸗ meinde⸗Umlage ausgeschrieben und Fncehoöben werden dürfe. Der Landesausschuß wurde beauftragt, die Grenzen seiner Be⸗
fugnisse streng einzuhalten und eventuell auf die Einberufung des Landtages, wenn auch für kurze Zeit, zum Behufe der ee,s eines Provisoriums auf jede gesetzliche Weise hin⸗ zuwirken.
Agram, 23. Juni. Die Sprachenfrage wurde in der heutigen Landtags⸗Konferenz erledigt. Der Banus verlas eine Erklärung des Finanz⸗Ministers Grafen Szapäry, nach welcher derselbe sich bereit erklärt, den bei der Landes⸗Finanzdirektion bestehenden Kurs zu schließen, sobald an der Universität die ungarische Lehrkanzel besetzt, und diejenigen Beamten, die dieselbe frequentiren wollen, hierzu die Möglich⸗ keit geboten werde. Graf Szapäaͤry erklärt überdies, daß der Schlußpassus seines Erlasses nicht derart zu interpretiren sei, als besäßen Diejenigen, welche den Kurs frequentiren, schon darum einen Rechtstitel auf Avancement. Die Konferenz nahm die Erklärung mit allen gegen 6 Stimmen zur Kenntniß und sprach dem Banus den Dank für die erfolgreiche Interven⸗
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tion aus.] 88 3
Schweiz. Bern, 23. Juni. (N. Zürch. Ztg.) qn der heutigen Sitzung des Nationalraths wurden die Po⸗ stulate, betreffend die Staatsrechnung von 1879, erledigt und diese genehmigt. Sodann wurde die Berathung des Gesetzes über die Auswanderungsagenturen beendigt. Auf den Vorschlag des Bundesrathes wurde die Bestimmung ange⸗ nommen, wonach die Agenten Personen, welche wegen nicht⸗ politischer Verbrechen verurtheilt sind, nicht befördern dürfen.
Das ganze Gesetz fand schließlich mit 52 gegen 49 Stimmen
Genehmigung.
Da das Banknotenge setz in dieser Sitzung nicht mehr berathen werden kann, so wird wahrscheinlich zu Ende dieser Woche die Session geschlossen werden.
Großbritannien und Irland. London, 24. Juni. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte heute auf eine Anfrage Otway's der Unter⸗Staatssekretär Dilke: Die Re⸗ gierung habe keine Nachricht erhalten, daß Moukhtar Pascha zum Oberbefehlshaber der türkischen Truppen in der europäischen Türkei ernannt worden sei. Die Stärke der türkischen Truppen in Mazedonien und dessen Um⸗ gebung betrage nicht 80 000 Mann. — Der Premier Glad⸗ stone beantragte die zweite Lesung der Bill, betreffend die bekannten neuen wwvopschläge, und erklärte, daß der Termin für die Einführung der neuen Weinzölle noch hinausgeschoben werden müsse, weil es nicht wahrscheinlich sei, daß das bezügliche neue Abkommen mit Frankreich bis zu dem zuerst in Aussicht genommenen Termine getroffen sein werde. Er glaube, daß die Unterhandlungen mit Frank⸗ reich im Herbst beginnen und wahrscheinlich im Ja⸗ nuar abgeschlossen werden würden. Nach längerer Debatte wurde die zweite Lesung der Bill ohne Abstimmung be⸗ schlossen. Im Laufe der Debatte war von verschiedenen Seiten betont worden, daß kein Grund vorhanden sei, Frank⸗ reich günstiger zu behandeln als andere Länder, und daß England für Zugeständnisse seinerseits auch Vortheile ein⸗ tauschen müsse. Der Premier Gladstone hielt jedoch die Grundsätze seiner Vorschläge betreffs der Weinzölle aufrecht.
Das Oberhaus nahm die Begräbnißbill in dritter Lesung an.
— (Allg. Corr.) Der Vizekönig von Indien telegra⸗ phirt unterm 21. d. M. an das Indische Amt in London: „Die Zusammenrottung in Maidan ist bis jetzt noch ungefährlich. Die britische Feld⸗Streitkraft aus Ghazni ist in Charasia ange⸗ kommen. Am 19. d. M. Morgens wurde zwischen Pezwan und Jugdulluck ein Transportzug angegriffen; die Angreifer wurden zurückgeschlagen. Einer Meldung zufolge wurde estern eine Rekognoszirungsabtheilung in der Nähe von
rzanden mit dem Feinde handgemein. Aus Herat liegen keine Nachrichten von Belang vor. Der Wali von Kandahar empfängt in Girishk Versprechungen von den Chefs, ihn in seinem Vorgehen gegen Herat unterstützen zu wollen. Aus Quetta werden einige Raubanfälle an der Eisenbahnlinie ge⸗ meldet, aber mehrere Räuber wurden von den Truppen ge⸗ fangen genommen.“
Frankreich. Paris, 23. Juni. (Fr. Corr.) In der Deputirtenkammer steht gegenwärtig das Gesetz über die Handelsmarine 8 Berathung, welches schon im vorigen Jahre die Kammer beschäftigt hatte. Der Artikel 10 der Vor⸗ lage lautet: „Als Vergütung für die der Handelsflotte wegen der Rekrutirung zum Marinedienst auferlegten Lasten wird den französischen Schiffen (Segel⸗ sowohl wie Dampfschiffen) eine Schiffahrtsprämie gewährt. Diese Prämie ist nur zulässig bei Schiffen von langer Fahrt. Sie ist festgesetzt per Ton und 1000 durchlaufene Seemeilen (miles) auf 1,50 Fr. für die von der Werft kommenden Schiffe und nimmt jährlich ab um 0,075 Fr. für hölzerne, um 0,075 Fr. für ö um 0,5 Fr. für eiserne Schiffe. Die Prämie wird um 15 Proz. erhöht für Dampfschiffe, die nach den vom Marinedepartement genehmigten Plänen erbaut sind. Im Kriegsfalle können die Kauffahrteischiffe von der Regierung requirirt werden. Ausgenommen von der Prämie sind Schiffe für den kleinen und großen Fischfang, Schiffe subventionirter Linien und Vergnügungsfahrzeuge.“ 1
— 23. Juni. (C. Ztg.) General Cialdini überreichte heute dem Präsidenten Grévy seine neuen Beglaubigungs⸗ schreiben. Auf Wunsch des Generals fand die übliche Fest⸗ lichkeit nicht statt; der italienische Botschafter kam in seinem Privatwagen an. Auch die militärischen Shenbezengungen unter⸗ blieben. — Im Senatgiebt sich noch große Abneigung gegen die Amnestie kund. Paul de Remusat und seine Freunde Du⸗ faure, Laboulaye und Genossen sowie Jules Simon gehören zu den Gegnern derselben. Man glaubt indeß, daß der Senat es bei dieser Gelegenheit doch auf keinen Konflikt ankommen lassen werde —
— 24. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde das Budget des Kul⸗ tus⸗Ministeriums angenommen. Ein Antrag auf Wie⸗ derherstellung der früheren Ziffer für die Besoldung der Prä⸗ laten und Kardinäle war abgelehnt worden. Bei der Bera⸗ thung des Budgets des Kriegs⸗Ministeriums führten mehrere Redner Klage über die Schwäche des Effektivbestandes der Armee. Der Referent erklärte darauf, daß der Kriegs⸗ Minister diese Frage in Erwägung gezogen und beschlossen habe, die Lücken bei der Infanterie durch eine bessere Vertheilung des Jahreskontingents auszufüllen.
Im Senat wendete sich bei der Berathung des von dem Senator Demele erstatteten Berichts, welcher empfiehlt, die gegen die Dekrete vom 29. März c. gerichteten Petitio⸗
nen einfach zurückzuweisen, der frühere Präsident des Senates Audiffret⸗Pasquier, lebhaft gegen die Dekrete und trat 88
für die Rechte des Gewissens und für die Rechte der Familien⸗ väter ein. Der Redner bestritt dem Staate das Recht, sich gewissermaßen der Kinder zu bemächtigen und verlangte die Ueberweisung der in Rede stehenden Petitionen an den Conseils⸗Präsidenten und den Justiz⸗Minister. Demdle trat hierauf für den in dem Berichte empfohlenen Antrag ein. Broglie suchte nachzuweisen, daß die von der Regierung hierbei angerufenen Gesetze nicht anwendbar seien.
Türkei. Konstantinopel, 23. Juni. (Wiener Ztg.) Der Scheik⸗ul⸗Islam hat durch einen Fetwa das Todes⸗ urtheil gegen Veli Mehemet, den Mörder des russischen Oberst⸗ Lieutenants Kumerau, bestätigt. Die Exekution dürfte in den nächsten Tagen erfolgen. Die beiden Mitschuldigen des Mörders werden ihre lebenslängliche Kerkerhaft in Asien ab⸗ büßen. — Durch das Ausbleiben jeder Nachricht von dem in Mission zu den aufständischen Muntefiks entsendeten Abd⸗ul⸗Rhaman Pascha beunruhigt, hat die Pforte Ali Pascha zum Commandeur des VI. Armee⸗Corps von Bagdad und den vom russischen Kriege her bekannten Achmed Eyub Pascha zum General⸗Gouverneur der vereinigten Pro⸗ vinzen von Bagdad und Bassorah ernannt.
Vor mehreren Monaten ist bekanntlich der Großscherif von Mekka, einer der höchsten Würdenträger des Islam, beim Einzuge in Dscheddah von einem persischen Derwisch er⸗ mordet worden. Jetzt meldet eine Depesche aus Konstantino⸗ pel vom 19. d. M., daß auf dessen Nachfolger, der vor mehr als zwanzig Jahren auch der Vorgänger des Ermorde⸗ ten gewesen, ebenfalls ein Mordversuch gemacht, der Groß⸗ scherif jedoch nicht getroffen worden sei. .
Aus Ragusa wird unter dem 25. Juni gemeldet: Der englische Konsul Green hat seine Mission, die Albanesen zu beschwichteion, als gescheitert aufgegeben und wird dem⸗ nächst nach zlltari zurückkehren. Die Albanesen halten an dem Prinzidag er Nationalität fest und organisiren einen Widerstand, um die Abtretung von Dulcigno zu verhindern. Die albanesischen Stämme nehmen die Waffen wieder auf.
— 25. Juni. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der internationalen Reformkommission legten die tür⸗ kischen Kommissare den Entwurf des endgültigen Provinzial statuts vor, das bis zum Art. 100 von der Pforte bereits an genommen und welches für die fünf Vilajets gleichlautend ist. Die Kommission diskutirte zunächst über den Zeitpunkt für die Berathung der Vorlage.
Rumänien. Bukarest, 20. Juni. (Wiener Ztg.) Die Generalrathswahlen lenken die allgemeine Auf merksamkeit auf sich. Von den 30 Distrikten des Landes (die Dobrudscha, łwelche hierin nicht inbegriffen ist, hat eine eigene politische Verwaltung) wählten 21 gouvernemental in den 9 anderen siegte die Opposition aller Farben. Zurück⸗ erobert wurden diesmal von der Regierungspartei die Distrikte Bacan, Teleorman, Mehedinz, Neamtu und Dorohoi, dagegen gingen Braila und Cuverlui (Hauptstadt Galatz) verloren. Die 9 Distrikte, welche oppositionell wählten, sind in der Walachei: Ilfow (Landeshauptstadt Bukarest), in der Moldau
assy, Cuverlui (Distriktshauptstadt Galatz), Braila, Vaslui, Roman, Buzeu, Vlasca und Falzin. Nach Angabe der Opposition soll auch Turn⸗Severin und Crajova für die Re⸗ gierung verloren gegangen sein. Ob diese Behauptung be⸗
ausstellen.
Schweden und Norwegen. Christiania, 21. Juni. (H. Corr.) Die Mittheilung des Justiz⸗Ministers, daß die Regierung sich geweigert, den Storthingsbeschluß vom 17. März in Betreff der Staatsrathsangelegen heit zu publiciren, ist auf Antrag des Präsidenten dem Pro tokoll des Storthings beigelegt worden. — Das Storthing hat einstimmig den Antrag der Budgetkommission, betreffend die Emission der restirenden 5 Millionen der Staatsan leihe von 1878, angenommen.
Dänemark. Kopenhagen, 21. Juni. (H. N.) In der heutigen Sitzung des Landsthings wurde mit 38 Stim men gegen 2 der Gesetzvorschlag, betreffend Veranstaltungen gegen die Einschleppung ansteckender Krankheiten, angenommen.
Amerika. Cincinnati, 24. Juni. (W. T. B.) Die demokratische Konvention hat den General Hancock zum demokratischen Kandidaten für die Präsidentschaft ernannt. — Das Programm der demokratischen Konvention enthält folgende Hauptpunkte: Die Cen⸗ tralisation der Verwaltung ist zu bekämpfen; die Trennung der Kirche vom Staate ist zu unterstützen; um die Aufrechterhaltung des Vertrauens im Lande zu sichern, soll ein auf dem wahren Werthe beruhendes Münzsystem in Gold, Silber und Papier, das auf Verlangen in Metallgeld ein⸗ lösbar ist, empfohlen werden; Tarife sollen nur als Einnahme⸗ quelle existiren; der Staatsvertrag mit China soll dahin ab⸗ geändert werden, daß die weitere Einwanderung der Chinesen gehemmt werde.
Afrika. Egypten. (Allg. Corr.) Aus Kairo meldet Reuters Bureau unterm 22. d. M.: „Major Baring, der englische General⸗Controleur, ist zum Finanz⸗Sekretär in Wrten ernannt worden und wird hier durch Mr. Auckland
alvin, das englische Mitglied der Staatsschulden⸗Tilgungs⸗ kasse, ersetzt werden.“
Nr. 33 des „Amtsblatts des Reichs⸗Postamts“ hat folgenden Inhalt: Verfügung: vom 15. Juni 1880: Die Post⸗ anweisungsformulare betreffend.
— Nr. 14 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und Handelsgesetzgebung und Verwaltung in den Koͤniglich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Verzeichniß der Massengüter, auf welche das Gesetz wegen der Statistik des Waarenverkehrs Anwendung findet. — Dienstvorschriften, die Be⸗ steuerung des Tabaks und Niederlagen für Tabak betreffend. — Bei⸗ lage, enthaltend: 1) Dienstvorschriften, betreffend die Besteuerung des Tabaks vom 29. Mai 1880. — 2) Regulatio, betreffend die Nieder⸗ lagen für unversteuerten inländischen Tabak vom 29. Mai 1880. — 3) Sööeer. zur Aufstellung der Uebersichten über die Besteuerung des Tabaks.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Königsberg i. Pr., 25. Juni. Bei der Landtags⸗Ersatz⸗ wahl im 7. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Königs⸗ berg (Osterode⸗Neidenburg) an Stelle des verstorbenen Groß⸗ grundbesitzers von Kraatz⸗Koschlau erhielt von den abgegebenen
294 Stimmen C. Görig in Neidenburg 153, Major Rode in Horst 141 Stimmen. Ersterer ist somit gewe
gründet ist oder nicht, wird sich in den nächsten Tagen her⸗
Statistische Nachrichten.
Nach M heilung des statistischen HSeb Sn Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Stadn vom 13. Juni bis inkl. 19. Juni cr. zur Anmeldung ge⸗
kommen: 162 Cheschließungen, 838 und 876 Sterbefälle. zungen Lebendgeborene, 28 Todtgeborene
— Im Frankfurt a. M. kamen im Jahre 1879 nach de Jahresbericht der dortigen Handelskammer, 8 2963 zollamklich 8 schlossenen Wagen 297 634 Ctr. Güter an (gegen 2818 Wagen mit 267 203 Ctr. in 1878), ferner mit Begleit⸗ und Uebergangsscheinen per Bahn 95 871 Ctr. (gegen 85 221 Ctr. in 1878), und zu Schiff 95 330 Ctr. (gegen 113 427 Ctr. in 1878); zusammen 488 835 Ctr. Im Mieederlageverkehr, einschließlich der Privatlager und der laufen⸗ den Konten belief sich der Bestand am 1. Januar 1879 auf 31 640 Ctr. (gegen 43 689 Ctr. am 1. Januar 1878), der Zugang im Jahre 1879 auf 112 690 Ctr. (gegen 100 564 Ctr. in 1878), der Abgang auf 111 608 Ctr. (112 613 Ctr.), der Bestand Ende 1879 auf 32 730 Ctr. (31 640 Ctr.). Die in Frankfurta. M. erhobenen Eingangsabgaben berechnen sich im Jahre 1879 auf 3 549 410 ℳ, gegen 3 109 106 ℳ in 1878. Von den indirekten Steuern ergaben: die Branntweinsteuer ein Minus von 2214,25 ℳ (1878 — 2426,25 ℳ), an Uebergangsabgaben 2876,45 ℳ (1878 2296,25 ℳ); die Braumalzsteuer 410 814 ℳ (1878 459 023,25 ℳ) und 24 552 ℳ (1878 23 218 ℳ) Uebergangsabgaben; die Stempelsteuer; Urlunden⸗, Exhibitions⸗ und Spielkartenstempel 608 9288 ℳ (1878 596 518 ℳ), Erbschaftssteuer 272 438 ℳ (225 8265 ℳ) Wechselstempelsteuer 276 223 ℳ (271 567 ℳ). Die Zahl der auf den Postämtern Frankfurt a. M. und Bockenheim, sowie bei den Postexoeditionen Bonanes, Bornheim und Sachsenhausen eingegangenen Briefsendungen betrug im Jahre 1879 14 114 628 (gegen 12 583 436 in 1878), die der abgesendeten 18 403 946 (gegen 14 698 614 in 1878). An Packeten ohne deklarirten Werth kamen 731 502 (1878 — 11 898) an und gingen 1 017 522 (+ 92 574) ab, an Sendungen mit deklarirtem Werth 232 632 (+ 16 918) bzw. 187 146 (— 4048), im Werthe von 298 357 177 ℳ (— 110 875 057 ℳ) bzw. 231 103 944 ℳ (— 180 496 ℳ). Der Postvorschußverkehr um⸗ faßte 26 352 (— 2880) bzw. 42 948 (+ 29 578) Packete und 20 376 (— 8930) bzw. 22 716 (+ 16 794) Briefsendungen im Gesammtwerth von 406 944 ℳ (— 8930 ℳ) bzw. 671 760 ℳ (+ 416 088 ℳ), der Postauftragsverkehr 36 836 Stück (+ 704) bzw 131 253 Stück (+ 10 751); einzuziehen waren 3 550 800 ℳ (— 1 024 522 ℳ), zur Accepteinholung wurden 1854 Stück (+ 257) gesendet. Im Postanweisungsverkehr wurden eingezahlt auf 348586 (+ 40 488) Anweisungen 21 903 706 ℳ (+ 3 101 347 ℳ), ausgezahlt auf 649 393 (+ 52 641) Anweisungen 44 228 878 ℳ (+ 3 104 895 ℳ). Im Zeitungsverkehr waren 127 920 Stück (— 632) bestellt und wurden 15 608 870 (— 211 700) Nummern, sowie 214 345 (+ 97 417) extraordinäre Zeitungsbeilagen befördert. An Porto wurden 2 219 651 ℳ (+ 175 439 ℳ) vereinnahmt. Wie sich der Postverkehr gehoben hat, ergiebt die Thatsache, daß im Jahre 1869 nur 5 514 004 Briefpostgegenstände in Fraakfurt ankamen (gegen 14 114 6288 in 1879) und auf Postanweisungen 3 304 441 Fl. (gegen 44 228 878 ℳ in 1879); es gingen im Jahre 1869 auf 54 357 Postanweisungen 1 352 325 ℳ ab, im Jahre 1879 auf 348 586 Stück 21 903 7660 ℳ Auf den Reichs Telegraphenstationen zu Frankfurt a. M. wurden im Jahre 1879 459 870 Telegramme aufgegeben (gegen 1878 + 55 732)
und an Gebühren für dieselben 781 940 ℳ (+ 72 822 ℳ) erhoben;
es kamen 451 733 (+ 72 822) Telegramme an.
In den Hafen kamen im Jahre 1879 zu Berg 173 Güterschiffe (gegen 191 im Jahre 1878) von 454 286 Ctr. Tragfähigkeit (473 328 Ctr.) an, zu Thal 1907 (2431) Güterschiffe von 2 162 100 (2737 200) Ctr. Tragfähigkeit, zusammen 2080 (2622) Schiffe von 2 616 386 (3 210 528) Ctr. Tragfähigkeit. Es löschten in Frankfurt 2080 (2622) Schiffe von 1 931 031 (2 379 065) Ctr. Tragfähigkeit. Von Rotterdam kamen im gebundenen Verkehr in 22 Haupt⸗ und 33 Leichterschiffen 95 330 Ctr. an. Es gingen ab: zu Berg 1918 (2454) Schiffe von 2 181 500 (2 683 642) Ctr. Trag⸗
9
n. Der gesammte Schiffsverkehr war iv den Schiffen um 1068, in deren Tragfähigkeit um 1 037 985 Ctr., in der Ladung um 445 625 Ctr. geringer, als im Jahre 1878.
Im Jahre 1879 wurden 1901 (1878 1920) Gewerbe⸗Anmelde⸗ bescheinigungen ertheilt, darunter 134 für Agenten und Kommissio⸗ näre, 178 für Gast⸗ und Schankwirthe, 215 für Kaufleute, 678 für Kleinhändler, 66 für Metzger u. s. w. An Gewerbelegitimations⸗ scheinen wurden 1361, an Karten zum Aufsuchen von Bestellungen auf Pfapan 469 ae gegsg; 1 1
ie Reichsbank⸗Hauptstelle Frankfurt a. M. setzte im Jahre 1879 6 436 010 100 ℳ um. 3 8 1e8 rh
— Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗
2 Aktiengese Ils chaft — Abtheilung für Unfallversicherung — kamen im Monat Mai 1880 zur Anzeige: 19 Unfälle, welche den Tod der Be⸗
troffenen zur Folge gehabt haben, 7 Unfälle in Folge deren die Be⸗
b schädigten noch in Lebensgefahr schweben, 33 Unfälle, welche für die
Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Inralidität zur Folge haben werden und 592 Unfälle mit voraussicht⸗ lich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit: Summa 651 Unfälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Am 23. d. M. verstarb in Breslau der zeitige Dekan der ohilosophischen Fakultät, ordentlicher Professor der Zoologie, Staats⸗
reath Dr. Eduard Grube.
„— Nachdem Brockhaus Conversations⸗Lexikon in der zwölften Auflage vor kurzem vollständig geworden, läßt die Verlags⸗ handlung jetzt eine neue Lieferungsausgabe desselben in 180 Heften zum Preise von 50 Pf. für das Heft erscheinen, die bis zum Schluß des nächsten Jahres beendet sein soll. Es wird damit den Wünschen derjenigen Kreise des Publikums entsprochen, in welchen man es vorzieht, das Werk statt auf einmal, während eines längeren Zeitraums nach und nach zu beziehen, und wir zweifeln daher nicht, daß die hier dargebotene Gelegenheit zur allmählichen Anschaffung vielfach benutzt werden wird. — Brockhaus; Conversations⸗Lexikon bildet seit länger als einem halben Jahrhundert einen wesentlichen Bestandtheil jeder größeren oder kleineren deutschen Hausbibliothek. Im zweiten Dezennium dieses Jahrhunderts von Friedrich Arnold Brockhaus begründet, wurde es ia den folgenden Auflagen durch sorgfältigste Umarbeitung immer mehr vervoll⸗ kommnet und so zu einer encyklopädischen Darstellung der gesammten Wissensgebiete entwickelt, welche den Ansprüchen der wissenschaftlich Gebildeten wie den Bedürfnissen der nach Bildung Strebenden Ge⸗ nüge zu leisten bestimmt ist. Namentlich die zwölft⸗ „umgearbeitete, verbesserte und vermehrte“ Auflage hat im Innern wie im Aeußern wichtige Bereicherungen und Vervollkommnungen aufzuweisen; der neu hinzugekommene Stoff wurde bis zur unmittelbaren Gegenwart so vollständig darin verarbeitet, daß nun das Werk ganz auf der Höhe der Zeit steht. Eine lange Reihe von hervorragenden Ge⸗ lehrten und Fachmännern in Deutschland wie im Auslande, in Eng⸗ land, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und Amerika, war an der Herstellung dieser Auflage betheiligt; von den deutschen seien hier nur genannt: Bartsch (Literatur des Mittel⸗ alters), Koehler (ältere deutsche Literatur), Boxberger (neuere deutsche Literatur), Bursian (alte Geographie), von Kloeden (neuere Geographie), Lepsius (Egypten), Gregorovius (neuere Geschichte Roms), Adolf Schmidt und Wattenbach allgemeine Geschichte) Brämer (Statistik), Gneist (englische Ver⸗ assung), v. oltzendorff (Gefängnißwesen), v. Rönnez (deutsches und ses lches gtaatsrecht), v. Fhbebberg (Kirchen⸗ und Eherecht), Lip⸗
us (Theologie), Hettner (Aesthetik und Kunst), Max Jordan (neue deutsche Kunst), Bruhns (Astronomie), Credner (Geologie), Zirkel
(Mineralogie), Willkomm (Botanir, J. Müller und F. J. Pisko (Physik), Karl Vogt (Zoologie), Contre⸗Admiral R. Werner , wesen); ebenso sind die verschiedenen anderen Fächer durch anerkannte Autoritäten bearbeitet worden. — Für bildliche Ergänzung des Con⸗ versations⸗Lexikon sorgte die Verlagshandlung durch den „Bilder⸗ Atlas“, ein populäres Prachtwerk, das auf 500 Tafeln eine syste⸗ matische Illustration der Wissenschaften, Künste und Gewerbe bietet und ebenfalls lieferungsweise oder auch in Separatausgaben der ein⸗ zelnen Abtheilungen bezogen werden kann.
— „System des Rechtes der Ehrenkränkungen nach Theorie und Praxis des Strafgesetzbuches und der Strafprozeßord⸗ nung für das Dautsche Reich“ von Carl Gustav Freudenstein. Hannover 1880. Hel wingsche Verlagsbuchhandlung (Th. Mierzinsky, Königl. Hofbuchhändler). Preis 5 ℳ — Seit Adolph Dietrich We⸗ bers bedeutendes und umfassendes Werk „Ueber Injurien und Schmäh⸗ schriften“ im Jahre 1820 in seiner vierten und letzten Auflage die Presse verließ, ist in den ‚folgenden Jahrzehnten das geebnete Feld von zahlrei chen Monographien über diese Materie bevölkert worden, welche sich entweder mit dem gemeinen Deutschen Strafrechte, oder mit den Codifikationen befassen und meist einzelne Stücke aus der Injurienlehre sich zum Gegenstande gewählt haben. Auch an guten Lehrbüchern, welche aber die in Rede stehende Materie nur sehr concis behandeln konnten, hat es nicht gefehlt. Das Webersche Werk und die Literatur bis zum Jahre 1870 ist indessen selbstredend inso⸗ weit veraltet, als sie sich mit den früheren positiven Recht beschäf⸗ tigt, und diese älteren Erzeugnisse können nur in den geeigneten Fänn Kraft Rechtsanalogie und wissenschaftlich verwerthet werden.
ür die Gegenwart und das neuere Reichsrecht fehlte es bisher an einer umfassenden systematischen Arbeit über das Recht der Ehrenkränkungen, wenn man von Dochows Monographie in von Holtzendorffs Straf⸗ recht absieht. Das letztere dreibändige, voluminöse Werk, welches in monographischen Abhandlungen das gesammte Reichsstrafgesetzbuch umfaßt, kann schon wegen der erheblichen Kosten nicht in Jeder⸗ manns Händen sein, auch konnten darin das am 26. Februar 1876 zum Reichsstrafgesetzbuch erlassene Nachtragsgesetz, die sogen. Novelle, sowie die Reichsstrafprozeßordnung noch nicht be⸗ rücksichtigt werden. Was die Behandlung des Stoffes in dem vorliegenden Buche betrifft, so haben die mannig⸗ faltigen, vor 1870 in Geltung befindlichen Strafrechtskodifi⸗ kationen, mit Ausnahme des Preußischen Strafgesetzbuches, schon wegen des vornehmlich praktischen Charakters dieser Arbeit keine sonderliche Verwerthung finden können. Dagegen ist das römische Recht nicht unbea htet gelassen. Der Verfasser folgt in diesem Punkte einer Tradition, die so alt ist, wie unsere Strafrechtswissenschaft und bis in die allerneueste Zeit nicht aufgegeben wurde, auch ohne Ein⸗ buße für jene nicht gut verlassen werden darf, wie namentlich der Vorgang Berners gelehrt hat, dessen in der Wissenschaft und Rechts⸗ pflege sich eines guten Namens erfreuendes Lehrbuch auch vom Ver⸗ fasser benutzt worden ist. Das römische Recht ist nur im theore⸗ tischen Interesse und als ratio scripta meist da angeführt, wo es zur Unterstützung eines praktischen Satzes zu dienen geeignet war oder des Kontrastes halber wirken sollte. Besonderes Gewicht jedoch hat der Verfasser auf die Präjudizien der obersten deutschen Gerichtshöfe, namentlich des preußischen Ober⸗Tribunals gelegt.
— Jacob von Falke, Kostümgeschichte der Kulturvölker. Stuttgart 1880, Verlag von W. Spamann. Lieferung 1. — Die „Kostümkunde“, die man bis vor nicht allzu langer Zeit fast nur als ein dem ausübenden Künstler mehr oder minder unentbehrliches Hülfsmittel der eigenen Produktion betrachtete, hat sich allmählich als eines der interessantesten Zweige der allgemeinen Kulturgeschichte eine unbestritten anerkannte Stellung im Kreise der historischen Wissenschaften errungen; ihrer Literatur aber, die sich ehemals ziem⸗ lich ausschließlich aus Bilderwerken im Charakter der alten „Trachten⸗ bücher zusammensetzte, haftet zu einem guten Theil noch immer dieser frühere Charakter an, während sie auf der anderen Seite wieder mit einer nahezu erdrückenden Fülle von Details zu kämpfen hat, die das in den durchgehenden Grundformen sich aussprechende Gesetz einer zusammenhängenden geschicht⸗ lichen Entwickelung eher verdunkeln als klar verständlich zu Tage treten lassen. Eben wegen dieser nur mit Mühe zu bewältigenden Menge anscheinend gleichberechtigter Einzelheiten, in deren Vereinigung im Uebrigen sein wesentlichstes Verdienst beruht, vermag das bekannte große Weißsche Werk doch als geschichtliche Darstellung keineswegs den Anforderungen zu entsprechen, mit denen man an eine solche heranzutreten befugt ist. Der Gedanke, den vor⸗ handenen reichen Stoff vom Standpunkt des Kulturhistorikers aus unter Beschränkung auf das wirklich Wesentliche und Charakteristische zu behandeln und ig einen Band mäßigen Umfangs zusammen⸗ zufassen, wie er der eben mit dem Erscheinen beginnenden Kostüm⸗ geschichte von Jacob von Falke zu Grunde liegt, ist daher als ein entschieden glücklicher zu bezeichnen, und das auf im Ganzen sechs⸗ zehn Lieferungen berechnete Werk wird in weiteren Kreisen des ge⸗ bildeten Publikums, denen es hiermit bestens empfohlen sei, um so mehr einer freundlichen Aufnahme sicher sein dürfen, als der Ver⸗ fasser bekanntlich den Ernst streng wissenschaftlicher For⸗ schung mit dem Reiz eleganter und gefälliger, im besten Sinne des Wortes populärer Darstellungsweise zu verbinden und durch sie den Leser fortdauernd für den Gegenstand der Erörterung zu fesseln weiß. Auch in der vorliegenden ersten Lieferung seines neuesten Unter⸗ nehmens, die, durch zahlreiche treffliche Holzschnitte illustrirt, uns das Kostüm der Egypter in lebendiger und lichtvoller Schilderung veranschaulicht, bethätigt er dieses oft bewiesene Talent wiederum in erfreulichster Weise und vermeidet zugleich aufs geschickteste die dop⸗ pelte Gefahr, entweder durch ein Zuviel des Details die festen Linien des vorgeführten Bildes zu verwischen oder aber dasse be andererseits etwa durch ein Zuwenig zu einem trockenen und inhaltleeren, der Fit Züge des individuellen Lebens entbehrenden Schema herab⸗ zudrücken.
Land⸗ und Forst wirthschaft.
Vom 1. Juli d. J. ab erscheint im Verlage von A. Mieck n.
Prenzlau: „Derr Landbote“, Zeitschrift des landwirth⸗ schaftlichen Provinzialvereins für die Mark Bran⸗ denburg und die Niederlausitz, unter Mitwirkung von nam⸗ haften Fachmännern, herausgegeben vom Oekonomierath Dr. Freiherrn von Canstein, Generalsekretär des landwirthschaftlichen Provinzial⸗ Vereins für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz, Privat⸗ docent an dem landwirthschaftlichen Lehrinstitute zu Berlin. „Der Landbote“ stellt diejenige Vereinszeitschrift dar, wie sie aus den Wünschen der letzten landwirthschaftlichen Central⸗ vereinsversammlung vom 2. Dezember 1879, aus den Rund⸗ sragen an alle Lokalvereine und den Beschlüssen der Direktorial⸗ sitzung des landwirthschaftlichen Provinzialvereins für die Mark Brandenburg und Niederlausitz vom 16. April d. J. hervorgegangen ist. Allwöchentlich, regelmäßig Donnerstags, soll „der Landbote“ in einem Umfange von einem ganzen Druckbogen und zum Preise von 1 ℳ 50 ₰ für das Vierteljahr inkl. Postgebühr erscheinen. „Der Landbote“ will ganz besonders den Bedürfnissen und Wünschen des Groß⸗ und Kleinbesitzes der Provinz Rechnung tragen, sich die He⸗ bung eines segen⸗ und gewinnbringenden landwirthschaftlichen Vereins⸗ lebens und eine festere Vereinigung der Groß⸗ und Kleingrundbesitzer angelegen sein lassen und nur Artikel bringen, welche auf wirklichen Erfahrungen und gründlichen Fachkenntnissen beruhen und der je⸗ weiligen Jahreszeit entsprechen. Jede Nummer des „Landboten“ wird enthalten: 1) eine Wochenschau, 2) praktische, der jeweiligen Jahreszeit entsprechende 1n Originalbeiträge der Mit⸗ arbeiter, .3) Mittheilenswerthes aus anderen Fachblättern, 4) Berichte aus den Versuchsstationen und Lehranstal⸗ ten, 5) Referate aus den Versammlungen der Lokalvereine, 6) Hauswirthschaftliches und kleine landwirthschaftliche Mittheilungen, 7) einen Rathgeber, enthaltend Fragen und Antworten, 8) Vereins⸗ tafel, 9) neue Erfindungen auf landwirthschaftlichem Gebiete, Patente ꝛc., 10) Marktberichte, als Getreidemarkt, Saatenmarkt,
Viehmarkt, Butter⸗ und Käsemarkt, Wollmarkt, 11) Domäne
pachtungen, Verkäufe, Subhastationen, 12) Anzeigen. 8 Die für die Allgemeinheit bestimmten Bekanntmachungen des Provinzialvereins sowie des Centralvereins Potsdam werden an der Spitze der Zeit⸗ schrift zum Abdruck kommen und daher den Lokalvereinsvorständen nicht mehr, wie früher, direkt zugehen. Jeder Abonnent hat das Recht, Fragen über wirthschaftliche Angelegenheiten einzusenden, die Heeei öffentlich im „Rathgeber“ und kostenfrei beantwortet
erden.
Gewerbe und Handel.
New⸗YPork, 12. Juni. (N.⸗Y. Hdls.⸗Ztg.) Wochenberi Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt Sa-. dieser Woche im Allgemeinen ein ruhiges. Das Befrachtungsgeschäft machte hiervon eine Ausnahme und war von ungewöhnlichem Um⸗ fange ; für volle Getreideladungen allein wurden 59 Schiffe genommen und die Zahl der Petroleum⸗Chartres zeigte ebenfalls eine Zunahme. Außer sehr bedeutenden Weizenankäufen für europäische Rechnung ist am Brodstoffmarkt nichts von speziellem Interesse vor sich gegangen. Baumwolle in disp. Waare war ruhig. Sowohl Rio⸗ wie west⸗ und ostindische Kaffees haben mehr Beachtung gefunden. Petroleum zog unter dem Einfluß einer Wiederbelebung des Exportbegehrs ¼4 C.
frage; Schweinefleisch war begehrt und höher, während in Rindfleisch
begegnete für Export nur geringem Begehr, und für Harz war di Lage des Marktes gänzlich unverändert. Am “ sich eine festere Preistendenz geltend. Das Geschaͤft in fremden Manu⸗ fakturwaaren war durch dieselbe Apathie gekennzeichnet, wie sie bereits in den Vorwochen zu berichten gewesen. Der Import von Webstoffen betrug während der heute beendeten Woche 1 691 339 Doll. gegen 894 304 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. — Der Waaren⸗ und Produkten⸗Import während der am 5. Juni beendeten Woche repräsentirt einen Gesammtwerth von 7 316 695 Doll. gegen 9 982 497 Doll. in der Vorwoche, eine Ab⸗ nahme von 2 665 802 Doll. ergebend. Fremde Webstoffe partizipiren am Gesammtwerth des letztwöchentlichen Imports mit 1 304 539 Doll. resp. mit 541 369 Doll. weniger als in der Vorwoche, während der Import diverser Produkte und Waaren um 2 124 433 Doll. kleiner war. — Der Export während der am 8. Juni beendeten Woche, dessen Gesammtwerth in Höhe von 9 240 630 Doll. gegen die Vor⸗ woche eine Zunahme von 1 197 808 Doll. aufweist, schließt 26 915 Ballen Baumwolle im deklarirten Werth von 1 413 317 Doll. ein.
Verkehrs⸗Anstalten.
„Die im Saale des Niederösterreichischen Gewerbevereins in Wien, am 8, v. Mts. a. c., abgehaltene öffentliche Konferenz, be⸗ treffend die Einführung der Kettenschiffahrt auf der Donau von Ulm bis Wien, hat nach längerer Debatte folgende Anträge ein⸗ stimmig genehmigt: I. Die in Wien am 8. Mai 1880 versammelte Konferenz der Vertreter von Städten und Korporationen des Donau⸗
nehmens einer Kettenschiffahrt bis Ulm. II. Die Konferenz be⸗ schließt daher, die Durchführung dieses Unternehmens mit won Kräften anzustreben. III. Die Konferenz vertraut, daß die betheiligten hohen Staatsregierungen den diesbezüglichen Schritten in jeder Weise wer⸗ den Förderung angedeihen lassen. IV. Zur Ausführung dieses Be⸗ schlusees wird ein Vollzugscomité niedergesetzt. Jede private oder öffentliche Korporation des Donaugebietes, welche einen Minimal⸗ kostenbeitrag von 100 ℳ oder 50 Fl. ö. W. zur Bestreitung der Vorarbeiten erlegt, ist zur Entsendung eines Mitgliedes in dieses Comité berechtigt. Die Konferenz beauftragt das Präsidium, zur Durchführung ihrer Beschlüsse sich durch Kooptation zu verstärken. Triest, 24. Juni. T. B.) Der Lloyddampfer
„Austria“ ist heute Vo ⸗ ꝛVo untinopel hier ange
Berlin, 25. Juni 1880.
Internationale Fischerei ausstellung. Konserven Die Arten der Fischkonserven sind äußerst da dg jedes Land seine eigenthümlichen Fische und seine originellen Zubereitungs⸗ methoden hat. Während der Süden von Europa, speziell Frankreich, Italien und Spanien, vorwiegend die Fische in schönem, reinem Olivenöl konservirt und die Güte der dort bereiteten Fischkonserven abhängig ist von der Frische der darin eingelegten Fische und der Feinheit des Oels, legt der Norden Europas, Norwegen, Schweden und Dänemark, Gewicht auf eine stark gewürzreiche, durch Verwen⸗ dung von Kräutern hervorgerufene, mehr oder minder scharfe Mari⸗ nirung. Deutschland hat die Mittelstraße eingeschlagen uand gesucht, den Fischen ihren reinen natürlichen Wohlgeschmack zu erhalten, bezw. ihn durch rationelle Art der Marinirung zu erhöhen Dieses Prinzip findet sich bei fast allen unseren deutschen Fl tenserver⸗ Hering, Aal, Lachs, Neunaugen u. s. w. angewendet.
en wichtigsten Handelsartikel bildet naturgemäß der Hering. Feaümal allfährlich spendet uns das Meer aus seinen unerschöpflichen
Fischgründen den Segen der großen Heringszüge, und gleichmäßig rüsten sich dann die Küstenbewohner der Ost⸗ und Nordsee, um die unermeßlichen Schaaren zu fangen und als eines der geschätztesten Pahrungsmittel zu konserviren. England, Holland, Norwegen, Schweden, Dänemark und vor Allem auch unser deutsches Vaterland betheiligen sich eifrig an dem Fang, der durchschnittlich alljährlich auf 10 000 Millionen Heringe geschätzt wird. Die Räucherhütte im Garten der Ausstellung, sowie das Modell einer derartigen Hütte, das der mit der goldenen Medaille ausgezeichnete A. ilthagen⸗ Altona in der Konservenhalle ausgestellt, gewähren den Besuchern einen Einblick in die an sich einfache Art und Weise, wie die Räucherung der Heringe und anderer Fische erfolgt. In neuerer Zeit hat sich jedoch der Hering durch andere Zubereitungsarten zu einer Fischdelikatesse ersten Ranges auf⸗ geschwungen. Wohl das Fleisch keiner andern Thierart und viel⸗ leicht nur weniger anderer Fischarten verträgt eine so gewürzreiche Behandlung, wie gerade das des Herings. Die Erkenntniß und Verwerthung dieser Thatsache hat auch an der deutschen Küste einen esrsg.en wiehn lassen, welcher ganz neue Exportartikel ge⸗ schaffen hat, die alljährlich nach allen Ländern Europas als lebhaft begehrte Waare Absatz finden. Die Behandlung der Thiere ist eine verschiedene: ein Theil der Heringe wird auf beiden Seiten scharf in Butter gebraten und alsdann marinirt, ein anderer Theil wird sofort marinirt, ein dritter endlich von den Gräten befreit und nachher marinirt. Was man in dieser Weise namentlich durch Beachtung der Marinade leisten kann, zeigen die zahl⸗ reichen ausgestellten Produkte. — Wohl zu den feinsten Tafel⸗ fischen auch in der Form der Konserve gehört der Lachs. Eine neue Art Lachskonserven führt auf der Ausstellung E. A. Hin⸗ terlach (Berlin) vor. Es ist dies vollständig zubereiteter Lachs, der für die Tafel nur noch der Erwärmung bedarf. Auf der Ausstellung
1n auch Aalkonserven reich erschienen. Eine für Berlin wenigstens isher unbekannte Art konservirter Fische sind jene geräucherten Stör⸗ stücke, die hier schnell Eingang gefunden haben und jetzt schon neben Bückling und Flunder in jedem Laden zu finden sind, der überhaupt derartige Sachen führt. — Die Abtheilung der konservirten Fische, die neben Deutschland ja vor Allem auch von Norwegen, Schweden, Holland und Amerika reich beschickt ist, dürfte wohl überhaupt die sein, die von allen Abtheilungen am meisten Nutzen und Vortheil aaf dem “ Unternehmen des Deutschen Fischereivereins ziehen wird.
p. G. an. Raff. Schmalz hatte für Kontinentalmärkte starke Nach⸗ und Speck das Geschäft einen ruhigen Verlauf nahm. Terpentinöl
gebictes anerkennt die hobe wirthschaftliche Bedeutung des Unter⸗
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