1880 / 176 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Jul 1880 18:00:01 GMT) scan diff

1 een Abschluß eines bloßen Handelsvertrages im strikten Sinne des Wortes zum Gegenstande, sondern es handelt sich viel⸗ mehr, wie bereits kurz gemeldet, um die Vereinbarung eines eines Vertrages über den Grenzverkehr, eines uslieferungs⸗ und endlich eines Konsularvertrages. Letzterer ist wohl nach dem eigentlichen Handelsvertrage der weitaus wichtigere, denn dieser ist bestimmt, den im Orient bestehenden Kapitulationen in Serbien ein Ende zu machen. Die soge⸗ nannten Kapitulationen stellen bekanntlich nichts Anderes, als eine Verkörperung des Rechtes dar, die im Osten domizilirenden Europäer der Lokal⸗Jurisdiktion zu entziehen und der der Kon⸗ sulate zu unterwerfen. Dem nun als unabhängig anerkannten Serbien ist es bereits gelungen, dieses Recht der Exterritorialität in Bezug auf Angehörige mehrerer Staaten aufzuheben. Ruß⸗ land, England und Italien haben gleichzeitig mit dem Abschlusse von Handelsverträgen, u“ Handelskonventionen mit dem Fürstenthum Serbien die Konsular⸗Jurisdiktion ihrer Staatsangehörigen aufgehoben und diese den serbischen Landesgerichten unterstellt. Die Herbeiführung eines ähnlichen Verhältnisses bezüglich der EE Staats⸗ angehörigen ist bisher stets gescheitert. Das Wiener Kabinet wollte auf das Recht der Exterritorialität nur unter gewissen Bedingungen Verzicht leisten, unter denen sich die Forderung daß auch österreichisch⸗ungarische Deserteure und nicht blos gemeine Verbrecher ausgeliefert werden sollen. Da nun die Ueberläufer meistens der serbischen Nationalität ange⸗ hörten, mochte sich die serbische Regierung nur schwer dazu verstehen, und daran scheiterten, dem genannten Blatte zu⸗ folge, die oftmaligen Versuche, die Konsulargerichtsbarkeit durch die normale zu ersetzen. Nun soll bei Gelegenheit der gegen⸗ wärtigen Verhandlungen auch ein Auslieferungskartell zu Stande gebracht werden, und ist es wahrscheinlich, daß die diesbezüglichen Verhandlungen diesmal erfolgreich sein werden, denn im Prinzip dürfte Seitens der österreichisch⸗ungarischen Regierung gegen die Aufhebung der Kapitulationen nichts eingewendet werden. Indessen soll dieselbe, wie behauptet wird, auf gewisse Rekompensationen Anspruch erheben. Ueber das Wesen der letzteren verlautet nur so viel, daß, abgesehen von einem günstigen Handelsvertrage an Serbien die Forderung gestellt werden soll, im österreichisch⸗ungarisch⸗serbischen Grenz⸗ verkehr weitgehende Erleichterungen eintreten zu lässen. Was nun den Handelsvertrag selbst betrifft, so wird serbischerseits in eise behauptet, daß die fürstliche Regierung nicht nur

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Freihandelssystem zur Basis des Handelsvertrags mit Oesterreich⸗ Ungarn zu machen entschlossen sei. Was Serbien zu ver⸗ langen sich bemüssigt sehe, wäre dagegen erstens: Ermäßigung des Einfuhrzolles auf serbisches Korn, Kleinvieh und auf ser⸗ bische Schweine, und zweitens: Schaffung konstanter Normen, welche willkürliche Grenzsperren künftig unmöglich machen würden. Es ist wahrscheinlich, bemerkt das „N. Wr. Tgbl.“,

ein alle erwähnten Punkte umfassender Vertrag ohne be⸗ sondere Schwierigkeit abgeschlossen werden könnte, wenn Un⸗ garn nicht hindernd in den Weg treten sollte. In Budapest

oll man nämlich, wie das genannte Blatt vernimmt, sich sträuben, Serbien die von ihm beanspruchten Konzessionen zain 1 weil man meint, dadurch die eigenen Interessen

zu schädigen.

In der heutigen Sitzung des Gemeinderathes wurden, wie man dem ‚Pest. L.“ meldet, die Kommissionsanträge be⸗ züglich der Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät angenom⸗ men. Demzufolge wird der Gemeinderath Namens der Stadt

Wien an Se. Majestät eine Adresse überreichen, ferner am 22. August im Prater bei freiem Eintritt ein Volksfest veranstalten in Verbindung mit einer Lotterie, deren Reinerträgniß den Armen Wiens zufällt. Der Gemeinderath votirt für das Volksfest fünfzehntausend Gulden, als Vorschuß auf das Rein⸗ erträgniß der Lotterie achttausend Gulden, welche am 18. August zur Vertheilung an die Armen kommen. Zu ewigem Gedächt⸗ niß an diese Feier wird ein Asyl für hundert sieche Waisen⸗ kinder gegründet, endlich an den Tagen der Feierlichkeit die Stadt festlich dekorirt.

In den Ländern der diesseitigen Reichshälfte betrugen die Einnahmen für die im ersten Quartale 1880 im allgemeinen Verschleiße abgesetzten in⸗ und ausländischen Tabak⸗ fabrikate und Cigarren 13446 873 Fl., jene des Spezialitäten⸗ verkaufes 470 212 Fl., zusammen 13 917 085 Fl. Werden hierzu noch die Ergebnisse des Verschleißes im Auslande 64 607 Fl. und des Blätterverkaufes an das Ausland mit 2070 Fl. zu⸗ gerechnet, so ergiebt sich eine Gesammteinnahme von 13 983 762 Fl., welche sich im Vergleiche mit den Resultaten der gleichen Periode des Vorjahres von 13 347 846 Fl. um 635 916 Fl. höher herausstellt. Die Zunahme kommt größten⸗ theils auf Rechnung der ordinären Sorten, während in den een Sorten ein kleiner Rückgang sich bemerkbar machte.

Lemberg, 27. Juli. Das Central⸗Comité, welches sich am Sonntag, wie bereits mitgetheilt, mit der definitiven Be⸗ Uiuffassung über die Empfangsfeierlichkeiten für den Kaiser beschäftigte, beschloß auch, den Empfang Sr. Majestät durch ein Damencomité in das Programm aufzunehmen und betraute mit der Bildung eines solchen die Gräfinnen Potocka und Wodzicka. An der Landesgrenze erfolgt der Empfang in Oswiecim durch den Statthalter Grafen Po⸗ tocki und den Landmarschall Grafen Wodzicki. Die An⸗ sprachen an den Kaiser werden in den Bahnhöfen von Krakau und Lemberg jedesmal vom Landmarschall an der Spitze der Landesvertretung gehalten werden. Beim Betreten der Städte Krakau und Lemberg wird Se. Majestät von den Städtedeputationen bewillkommt.

„Krakau, 27. Juli. Auf der Durchreise nach Wien weilten heute Stadthalter Graf Potocki, und Hofrath Löbel einige Stunden hier, um mit dem Statthaltereidelegaten, Grafen Badeni, wegen des Kaiserempfanges in Krakau Rücksprache zu pflegen. Der Statthalter wird in Krzeszowice übernachten und morgen nach Wien reisen. Ebenso werden sich Hofrath Löbel und Statthaltereidelegat Graf Badeni nach Wien begeben in Angelegenheit der Kaiserreise. Der Statt⸗ halter soll auch nach Ischl reisen.

Schweiz. Bern, 27. Juli. (N. Zürch. Ztg.) Nachdem am 6. d. M. der Austausch der Ratifikationen der am 23. Fuli 1879 zwischen der Schweiz und Frankreich abge⸗ schlossenen Uebereinkunft über die Nationalität der Kinder und den Militärdienst von Söhnen von in der Schweiz naturalisirten Franzosen stattgefunden, 12 der Bundes⸗ rath dieselbe den Kantonen sowie den Gesandtschaften von Paris, Rom, Berlin und Wien zur Publikation und Voll⸗

Belgien.

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Brüssel, 27. Juli. (Cöln. Ztg.) und den Senat auf den 3. August zur außerordentlichen Session zusammenberuft.

Großbritannien und Irland. London, 28. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses machte der Staatssekretär für Indien, Lord Hartington, Mittheilung von einem der Regierung zugegangenen Tele⸗ reenns aus Kandahar, des Inhalts, daß die Truppen⸗ treitmacht des Generals Burrow vernichtet sei, und daß die englische Besatzung von Kandahar sich in die Citadelle zurückziehe. General Phayre telegraphirte, man möge alle verfügbaren Truppen sammeln und auf Kandahar mar⸗ schiren lassen. Nach Simla erging der Befehl, wenn nothwendig, eine weitere Brigade abgehen zu lassen. Im Laufe der Sitzung verlas Lord Hartington noch ein weiteres der Regierung zugegangenes Telegramm, nach welchem die Streitmacht Ajub Khans von der Burrow an⸗ gegriffen wurde, 12 000 Mann und 36 gut bediente Kanonen zählte. 1700 bis 2000 Mann Verstärkungen rücken schleunigst in der Richtung auf Kandahar vor. General Phayre hatte Verbindungen mit dem General Primrose; die telegraphische Verbindung ist indessen jetzt abgeschnitten. General Phayre und Sandeman schlagen vor, die Linie von Nari aufzugeben und sich am Bolanpaß zu konzentriren. Ein Antrag Hamiltons gegen die Erhöhung der Einkommensteuer wurde mit 230 gegen 94 Stimmen abgelehnt. Viele Konser⸗ vative stimmten zu Gunsten der Regierung.

ZWsHvende. (W. T. B.) Niederlage der englischen Truppen wird aus Simla, vom 28. d. Mts., weiter gemeldet: General Burrow erlitt durch Ajub Khan eine ernstliche Niederlage. Die Verluste sind bedeutend. Die englischen Streitkräfte wur⸗ den zerstreut und mußten die Flucht ergreifen, wobei sie auf eine Entfernung von drei Meilen vom eg verfolgt wur⸗ den. Jetzt kommen sie in kleinen Abtheilungen in Kandahar an. Zwei Kanonen wurden vom Feinde genommen.

29. Juli. (W. T. B.) Die Regierung hat, gutem Vernehmen nach, beschlossen, sc=hleunigst Truppenverstär⸗ kungen nach Indien zu senden.

(Allg. Corr.) Neueren Mittheilungen vom Cap zufolge Föeäsatt im Basutolande noch immer große Aufregung. Der remier machte am Sonnabend in der Caplegislatur die Mitthei⸗ lung, Oberst Griffith hätte berichtet, daß die eingeborenen Flücht⸗ linge aus dem insurgirten Theile des Distrikts Berea sich vor dem Residenzgebäude in Masaru versammeln; einige Basutos die Fingoes, die vorher ihre Waffen abgeliefert hatten, denen aber die Gewehre gegen Herausnahme von Erlaubnißscheinen wieder zurückgegeben worden, angriffen; daß die Fingoes sich so lange als möglich vertheidigten, wobei zwei der ihrigen und acht Rebellen ge⸗ tödtet wurden. Mr. Barkly hatte eine Unterredung mit Se⸗ thorodi's Räthen und warnte diesen Chef vor den Folgen seines Ungehorsams gegen die Regierung. Im Kaffernlande und Pondolande ist die Ruhe nicht gestört worden.

Spanien. (Allg. Corr.) Ueber das Erdbeben in Manila sind in Madrid folgende weitere Einzelnheiten eingegangen:

Die Insel war unter pulkanischer Aktion seit dem 12. Juli, an welchem Tage die ersten Schwankungen statt⸗ fanden und die alten Krater Lava in die Höhe warfen. Fchmbferanelen und Erdklüftungen hatten bereits vor der ersten Erschütterung am 18. Juli, die 70 Sekunden anhielt, Bestürzung erzeugt. Die zweite Erschütterung dauerte 40 Sekunden und fand am 20., Nachmittags um 4 Uhr, statt. Dieselbe ver⸗ ursachte eine fürchterliche Panik. Ein dritter Erdstoß ereig⸗ nete sich um 11 Uhr Abends. Derselbe ließ kein einziges Gebäude unversehrt, und der Gesammt⸗ verlust an Menschenleben wird auf 320 Seelen ange⸗ geben. Groß ist die Zahl der Obdachlosen. Seit der Gründung von Manila in 1571 hat es sehr oft und heftig durch Erdbeben gelitten. Die schlimmsten waren die von 1796, 1824 und 1835. Durch das letzterwähnte verloren 300 Personen ihr Leben. Die Wirkungen des jetzigen Erd⸗ bebens wurden in den inneren Bezirken der Insel Luzon, aber nicht so sehr auf den übrigen Philippinen verspürt. Der Scenthzapsgeatat in Manila und den Binnendistrikten soll den aller ähnlichen Elementarereignisse im gegenwärtigen Jahrhundert bei Weitem übersteigen.é Die spanische Regie⸗ rung sendet Lebensmittel nach der Insel.

Ein vom 26. ds. datirtes Telegramm aus Madrid meldet:

„Der Gouverneur von Manila meldet dem Minister für die Kolonien unterm gestrigen Datum auf telegraphischem Wege, daß der Thurm der Kathedrale eingestürzt, das Gebäude selber aber stehen geblieben sei. Die Universität ist von den Dominikanern verlassen worden, und sowohl der Palast des Erzbischofs wie die Amtswohnung des General⸗Intendanten sind unbewohnbar. Erd⸗ erschütterungen werden noch immer verspürt, obwohl sie weniger heftig sind als bisher. Die aus den anderen Provinzen der Philippinen⸗ Inseln eingehenden Berichte lauten sehr düster.“

Türkei. Konstantinopel, 27. Juli. Wie man dem „Pest. L.“ von hier meldet, erhielt der Marine⸗Minister Be⸗ fehl⸗ vier Panzerfregatten auszurüsten, die nach der

dria abgehen sollen, um dort vor Dulcigno und Pre⸗ vesa Außstellung zu nehmen. Die Liga hat auch in Novi⸗ Bazar ein Werbebureau eröffnet.

0. I((.h In der am 27. d. M. überreichten Antwort der Pforte auf die Kol⸗ lektivnote der Mächte heißt es, die Pforte habe die von der Konferenz vorgeschlagene Grenzlinie vom strategischen, politischen und ethnographischen Standpunkte aus eprüft und gefunden, daß dieselbe keine solide Defensirgrenze ür die Türkei herstelle. Sie umfasse Mezzowo, einen wie h⸗ tigen strategischen Punkt, Janina, die Hauptstadt Unter⸗ albaniens, dessen Abtretung schwere Verwickelungen nach sich ziehen würde, und Larissa, eine blühende Stadt, welche durch die Aus⸗ wanderung der dort in der Majorität befindlichen muha⸗ medanischen Bevölkerung zu Grunde gerichtet werden würde. Den Kalifen interessirten die Muselmänner nicht weniger, als das Schicksal der Christen die betheiligten christlichen Mächte interessire. Indem die Pforte es für unmöglich erklärt, Ja⸗ nina, Mezzowo und Larissa zu opfern, ist sie zu Konzessionen an Griechenland bereit und bittet die Mächte, sich mit ihr

Ueber die

ziehung nach beigelegten Kreisschreiben übersendet.

wegen Annahme einer definitiven Grenzlinie und wegen Re⸗ gelung der Details zu verständigen. X“

„Moniteur“ veröffentlicht heute amtlich den Königlichen Beschluß vom 25. ds., der das Repräsentantenhaus

1“

Rumänien. Bukarest, 27. Juli. (Pol. Corr.) Das rumänische Kabinet chat die wegen fortgesetzter feindseliger Haltung des bulgari chen Gouvernements für gestern anbe⸗ raumt gewesene Abreise des diplomatischen Agenten Rumä⸗ niens Sturdza nach Sofia sistirt. Die Vertreter Rußlands und Englands haben sich in Betreff des bisherigen Vorgehens des rumänischen Kabinets gegenüber von Bulgarien zustim⸗ mend geäußert.

28. Juli. (W. T. B.) Fürst Karl kommt am Freitag von Sinai nach Bukarest, wird hier einige Tage, bis zur Kompletirung des Ministeriums verweilen und später sich mit der Fürstin nach Sigmaringen begeben. Der öster⸗ reichische Botschafter in Konstantiopel, Baron Calice, ist heute früh nach Konstantinopel weitergereist. Die militärischen Uebungen, welche am 5. August beginnen sollten, sind der „Indépendance de Roumanie“ zufolge auf den 22. August verschoben worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Zuli. Das „Journ. de St. Pét.“ bezeichnet die Gerüchte über einen längeren Urlaub des Generaladjutanten Greigh als unbe⸗ gründet. Der Finanz⸗Minister beabsichtige zu Anfang August noch einige weitere Reisen behufs Besichtigung von Hafen⸗ städten vorzunehmen und werde jedenfalls erst das Eintreffen des Geheimraths Bunge abwarten.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Juli. (Cöln. Ztg.) eute wurde der Reichtag geschlossen, nachdem er 9 ½ onate getagt hatte. Außer mehreren kleineren Gesetzen sind

folgende bedeutende zu Stande gekommen: 1) das Wechsel⸗ gesetz für die drei nordischen Länder, das ein Anfang zwischen⸗ staatlicher Handelsgesetzgebung ist; 2) das Flottengesetz und 3) das Heergesetz; 4) das Gesetz über die Erwerbung der seeländischen Eisenbahnen, das einen einheitlichen Betrieb der Landesbahnen er⸗ möglicht und der Regierung zu neuen Anlagen freie Hand giebt; 5) das Gesetz über die Ordnung und Beaufsichtigung der Sparkassen; 6) das Gesetz über die Errichtung zweier Boden⸗ Kreditanstalten, einer für Jütland und einer für die Inseln, die nur für kleine Grundbesitzer, Häusler, bestimmt sind und die als Ergänzung der großen Boden⸗-Kreditanstalten einem lange gefühlten Mangel in jenem Theile der Bevölkerung ab⸗ helfen werden. Außer diesen bedeutenden Gesetzen lagen noch drei wichtige Entwürfe vor, die nicht durchberathen worden sind, nämlich eine über das Volksschulwesen, eine andere über

gehälter. Das Volksschulgesetz erstrebt eine stärkere Hand⸗ habe für den Staat in Schulsachen, die ein Theil der Gesetzgeber der Gemeinde zuweisen will, während der Staat da die Mittel hergeben soll, wo sie der Gemeinde fehlen. Durch das Gesetz über die Anstellung der Prediger sollen die Gemeinden einen Einfluß auf die Besetzung ihrer Pfarrämter erhalten, den der Minister ihnen in der letzteren Zeit hier und da praktisch schon gewährt hat. Der Zweck des Gesetzes über die Predigergehälter ist eine Ausgleichung und Abstufung in den Gehältern der Pfarrer und Kapläne. Ganz am Schlusse der Session ließ das Landsthing noch ein Gesetz über Gehaltszulage der Beamten fallen, weil das Folkething den Beamten, die über 2500 Kr. Gehalt haben, keine Zulage be⸗ willigen wollte.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 18. Juli bis inkl. 24. Juli cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 167 Eheschließungen, 856 Lebendgeborene, 40 Todtgeborene und 950 Sterbefälle.

Die Baustatistik von Stuttgart ergiebt, daß die Zahl der neu erbauten Vorderhäuser daselbst im Jahre 1873 220 betrug, 1874 noch 150, seitdem aber in keinem Jahre mehr als 71, 1879 sogar nur 27, also weniger, als selbst im Kriegsjahre 1866, wo 42 Vorderhäuser erbaut wurden. Die Zahl der aufgeführten Stock⸗ werke sank von 1162 im Jahre 1873 auf 142 im Jahre 1879, der Umsatz in Liegenschaftsverkäufen von 51,4 auf 13,5 Mill. Mark.

(Wien. Ztg.) Das Königreich Griechenland hat gegen⸗ wärtig einen Flächeninhalt von 948 Quadratmeilen oder 50 123 qkm, auf welchem zur Zeit der Volkszählung von 1879 1 680 000 Menschen wohnten. Die dem Königreiche zugedachten Ge⸗ bietserweiterungen werden diese Bevölkerungsziffer auf mehr als zwei Millionen erhöhen, und sein Flächeninhalt dürfte dann größer werden als der Belgiens (534 Qu.⸗M.) und der Niederlande (596 Qu.⸗M.) zusammengenommen. Auch die industriellen Aussich⸗ ten sind recht günstiger Natur, da der Handelsausweis während der letzten zehn Jahre eine um 50 % größere Ziffer erreicht hat. Nicht eben so günstig steht es mit den griechischen Staatsfinanzen. Das Budget Griechenlands hat unaufhörlich während der letzten 18 Jahre Unterbilanzen gezeigt, die durch Anleihen gedeckt wurden, welche in der einen oder anderen Form aufgenommen worden sind. Das Budget für 1880 weist an Einnahmen 1 668 500 Pfd. Sterl., an Ausgaben 1 880 500 Pfd. Sterl., also ein Defizit von 212 000 Pfd. Sterl. auf; im vorigen Jahre war das Defizit noch größer, es betrug rund 15 Millionen Drachmen oder ½ Million Pfd. Sterl. Die Staatsschuld betrug im vorigen Jahre 11 ½ Millionen Pfd. Ster

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Der soeben ausgegebene Monatsbericht der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für April 1880 (Berlin, Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften [G. Vogt]. In Kommission in Ferd. Dümmlers Verlags⸗Buchhandlung. Harrwitz und Goßmann) hat folgenden Inhalt: Schwendener, Ueber Spiralstellungen bei Florideen. Hilgendorf, Ueber eine neue bemerkenswerthe Fisch⸗ gattung Leucopsarion aus Japan. Olshausen, Zur Erläuterung einiger Nachrichten über das Reich der Arsaciden. Krüger, P., Neue Bruchstücke aus Papiniani liber V responsorum. Nitzsch, Ueber niederdeutsche Kaufgilden. Kronecker, Ueber die Potenzreste gewisser complexer Zahlen. Schwendener, Ueber die durch Wachsthum be⸗ dingte Verschiebung kleinster Theilchen in trajectorischen Curven. Vogel, H. C., Ueber eine einfache Methode zur Bestimmung der Brennpunkte und der Abweichungskreise eines Fernrohrobjektivs für Strahlen verschiedener Brechbarkeit. r.“

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Dem kürzlich von dem K. K. österreichischen Ackerbau⸗Ministerium veröffentlichten Berichte über den Stand der Saaten und Ernte in Oesterreich⸗Ungarn um die Mitte Juli 1880 entnehmen

wir folgende Angaben: Die in der ersten Juli⸗Hälfte, mit Ausnahme Böhmens und Mährens, herrschende Trockenheit förderte außerordent⸗

die Anstellung der Prediger und eine dritte über die Prediger⸗

Bronzewaaren und

und Thürme 4473 430 525 ℳ), für Mobiliar 27 060 675 Die Schleswigi⸗

TI

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lich die im Zuge befindlichen Erntearbeiten, war auch der Ausbildung der Trauben im Allgemeinen nützlich, wirkte aber in vielen Fällen

nachtheilig auf die Entwicklung der Spätfrüchte, auf den Nachwuchs

der Futterpflanzen und in manchen Fällen auf die Körnerausbil⸗

dung des auf der Wurzel stehenden Getreides. Die bereits im

vorigen Berichte gemeldete vorzügliche Körnerentwickelung des Rog⸗

gens blieb im Allgemeinen unberührt. Nach den bereits vorgenom⸗

menen Druschproben wurde in Ungarn ein Körnergewicht von 73 bis 75 kg per Hektoliter ziemlich häufig erzielt. Die Roggenernte kann, wenn von den Auswinterungen abgesehen wird, für beide Reichs⸗ hälften im Durchschnitt als „gut mittel“ im Stroh und als „gut“

in Beziehung auf Schüttung oder die relative Körnermenge ge⸗ schätzt werden. Wenn aber der bedeutende, durch die Aus⸗ winterung verursachte Ausfall in Anschlag gebracht wird, so dürfte sich das erzielte, beziehungsweise anzuhoffende Ernte⸗

quantum auf eine „Mittelernte“ reduziren. Weizen hat hie und da in Ungarn, seltener in anderen Ländern, durch die herr⸗ schende Dürre in der Körnerausbildung etwas gelitten. Doch können diese Fälle nur als Ausnahme gelten, und darf im Allgemeinen eine

vorzügliche Qualität des eingeheimsten Weizens konstatirt und für den noch auf der Wurzel befindlichen Theil desselben angehofft wer⸗ den. Die Weizenernte kann sowohl im Stroh, als in Beziet ung auf Schüttung für die westliche Reichshälfte als eine gute bezeichnet werden, und zwar für alle einzelnen Kronländer. Die Weizenernte in der östlichen Reichshälfte aber kann nur als „gut mittel“ bezeichnet wer⸗ den, da sie in einem großen, für die Weizenproduktion geradezu ausschlag⸗ gebenden Gebiete, nämlich dem jenseits (d. i. östlich) der Theiß ge⸗ legenen Theile der großen ungarischen Ebene nur „mittel“, theil⸗ weise sogar „schwachmittel“ ausfällt. Die Ernte der Sommer⸗ Gerste fällt in beiden Reichshälften, sowohl was das Stroh be⸗ trifft, als auch in Beziehung auf Schüttung, gut aus. Auch die Qualität befriedigt in den meisten Fällen. Bezüglich des Gewichtes liegen aus Ungarn sehr günstige Angaben vor, welchen zufolge der Hektoliter dieser Frucht 63 bis 69 kg wiegt. Hafer ver⸗ sprach, beziehungsweise liefert durchgehends gute und sehr gute Ernte. Der Mais hat allgemein erfreuliche Fort⸗ schritte im Wachsthum gemacht. Die Hülsenfrüchte versprechen ziemlich allgemein gute und frühzeitige, nilt selten, na⸗ mentlich in Böhmen, auch sehr gute Ernte. Raps liefert bei⸗ nahe allgemein sehr gute Schüttungen und eine vorzügliche Qualität. Mit Rücksicht auf die vielen zugrunde gegangenen Saaten bleibt jedoch das Gesammtergebniß jedenfalls unter dem Durchschnitte. Ueber den Stand des Hanfes liegen durchaus günstige Nachrichten vor. Hopfen zeigte in Böhmen und Oberösterreich einen reich⸗ lichen Blüthenanflug, in Ostgalizien leidet er etwas durch die Dürre. Kartoffeln stehen mit verhältnißmäßig wenigen Ausnahmen theils schön, theils sehr schön, na⸗ mentlich in Böhmen, Mähren, Oberösterreich, Krain, Görz, und Kroatien. Die Ernte von Frühkartoffeln war zur Zeit des Be⸗ richts bereits allgemein im Zuge. Die Zuckerrüben und Futterrunkeln stehen mit wenigen, in Ungarn in Folge der Dürre vorkommenden, Ausnahmen überall gut oder sehr gut. Luzerne war in Südtirol und in Kroatien bereits im dritten Schnitte, in Ungarn war der zweite Schnitt größtentheils einge⸗ heimst. Ueber die betreffenden Ergebnisse liegen aus Südtirol sehr günstige, aus Ungarn ungünstige Nachrichten vor. Rothklee lieferte in Südtirol, Görz und Kroatien bereits den zweiten Hieb und steht hoffnungsvoll in Oberösterreich und den angrenzenden Theilen Niederösterreichs, sowie in Tirol. Die Entwickelung der Trauben wurde durch die Witte⸗ rung sehr begünstigt und haben sich daher die gesunkenen Erntehoff⸗ nungen wieder einigermaßen gehoben. Man rechnet in Dalmatien und in der östlichen Reichshälfte, in letzterer jedoch mit nicht un⸗ wesentlichen Ausnahmen, auf gute Weinernten; in den übrigen Wein⸗ ländern der Monarchie kann allerdings selbst im besten Falle nur auf sehr schwache Mittelernten gehofft werden. Die Oliven in Dalmatien versprechen eine sehr gute Ernte. 8

Gewerbe und Handel.⸗

Die Redakteure des „Berliner Aktionär“, J. Neumann und E. Frey⸗ stadt hierselbst, haben im Verlage von Ernst Siegfried Mittler u. Sohn ein Jahrbuch der Berliner Börse erscheinen lassen, das sich als Nachschlagebuch für Banquiers und Kapitalisten sehr nützlich und werthvoll erweisen wird. Dasselbe behandelt in selbständigen Ar⸗ tikeln alles Wissenswerthe über sämmtliche an der Berliner Börse marktgängigen Werthpapiere.

Dem Geschäftsbericht der Aktiengesellschaft für Zinkguß (vorm. J. C. Spinn & Sohn) für das am 31. März cr. abgelaufene Betriebsjahr ent⸗ nehmen wir folgende Angaben: Das achte Geschäftsjahr ist relativ günstig verlaufen; es ist möglich, den Aktionären 2 % Dividende, gegen 1 % im Vorjahre zu gewähren. Für 1880/81 dürfte aber⸗ mals ein besserer Ertrag zu erwarten sein, da die Gesellschaft bedeutende noch zu effektuirende Aufträge in das neue Geschäftsjahr hinübernahm und eine vortheilhafte Hypothenkonversion abgeschlossen hat. Das abgelaufene Geschäftsjahr war in seiner ersten Hälfte ungewöhnlich arm an Auf⸗ trägen; erst mit der im Herbste 1879 eingetretenen allgemeinen Bes⸗ serung der Verhältnisse haben sich die Bestellungen ansehnlich ge⸗ mehrt. U. A. ist die Gesellschaft von der Stadt Frankfurt am Main mit einer bedeutenden Lieferung von Beleuchtungsgegen⸗ ständen für das dortige neue Theater beauftragt und auch hier in Berlin mit der Ausführung der Bronzethür für die Ruhmeshalle betraut worden.

Die Land⸗Feuersozietät der Kurmark Branden⸗ burg, des Markgrafthums Niederlausitz und der Distrikte Jüterbog und Belzig hatte im Jahre 1879 folgende Verwaltungsergebnisse: Es betrugen die Einnahmen an ausge⸗ schriebenen Beiträgen 1 608 090 ℳ, an Beiträgen zum Reservefonds (Eintrittsgelder) 11 061 ℳ, an Zinsen 18 425 ℳ, an Coursgewinn 17 150 ℳ, wieder eingezogene Brandentschädigungsgelder 1389 ℳ, im Ganzen 1 656 115 ℳ; die Ausgaben beliefen sich für fest⸗

estellte Schadenvergütungen auf 1 475 997 ℳ, für Schadenerhebungs⸗

kosten auf 3994 ℳ, für Ausgaben im Interesse der Löschhülfe auf 50 300 ℳ, für Bauprämien auf 28 305 ℳ, für ordent⸗ liche Verwaltungskosten 105 226 ℳ, für außerordentliche Ver⸗ waltungskosten 10 606 ℳ, im Ganzen auf 1 674 519 ℳ; es ergiebt

demnach eine Mehrausgabe von 18 403 Das Vermögen der Sozietät am Jahresschluß wies einen Bestand des eisernen Fonds auf von 461 616 und des laufenden oder Entschädigungsfonds von

868 698 ℳ, im Ganzen 508 314 Die Versicherungssumme betrug

für Immobiliar abzüglich der beitragsfreien Hälfte für Kirchen Ende 1879 insgesammt 476 197 625 (1878

adelige Brandagilde für Gebäude atte 1879 folgende Verwaltunasergebnisse: Die Einnahmen be⸗ liefen sich im Ganzen auf 214 834 ℳ; davon entfallen auf Bei⸗ träge pro 1879 165 086 ℳ, auf den Antheil der Rückversicherungs⸗ Gefellschaft an den Schäden 42 775 ℳ, auf vermischte und außeror⸗ dentliche Einnahmen 6973 Die Ausgaben betrugen für fest⸗ gestellte Schadenvergütungen pro 1879 148 721 ℳ, für Rückver⸗ sicherungsprämien 37 527 ℳ, für Verwaltungskosten 7907 ℳ, für Zinsen 4024 ꝛc., im Ganzen 198 183 ℳ, so daß sich eine Mehr⸗ einnahme ergiebt von 16 651 Der Vermögensstand des Instituts ergab bei Jahres schluß an Aktiven einen Kassenbestand von 13 764 ℳ, rückständige Beiträge von 1263 ℳ, Reservefonds von 18 630 im Ganzen 33 657 ℳ; an Passiven: unabgeforderte Schadenvergütungen 17 884 ℳ, Anleihen 99 000 ℳ, im Ganzen 116 884 ℳ; es ergiebt sich demnach ein Ueberschuß der Passiven von 83 227 Es waren versichert im Ganzen 53 636 400 (— 966 550 ℳ). Die Verwaltungsergebnisse der Schleswig⸗

Holsteinischen adeligen Brandgilde für

üter in 1879 werden durch folgende Zahlenangaben ge⸗ kennzeichnet. Es beliefen sich die Einnahmen im Ganzen auf 72 949 ℳ; davon entfallen auf Beiträge 54 486 ℳ, 2 % Abzüge 1006 ℳ, Antheil der Rückversicherungs⸗Gesellschaft an den Schäden 12 02 ℳ, Zinsen 4428 ℳ, außerordentliche Einnahmen 727 Die Ausgaben beliefen sich für Schadenvergütungen auf 50 286 ℳ, Rückversicherungsprämen auf 3756 ℳ, Spritzenprämien und Belohnungen auf 1380 ℳ, Verwaltungskosten auf 5442 ℳ, außerordentliche Ausgaben auf 1443 ℳ, im Ganzen auf 62 357 ℳ; es ergiebt sich also eine Mehreinnahme von 10 642 Das Ver⸗ mögen des Instituts wies bei Jahresschluß einen Kassenbestand von 75 757 und hypothekarische Ausleihungen von 68 040 ℳ, im Ganzen 143 797 auf. Es waren versichert 17 110 800 (s— 443 200 ℳ).

Ansterdam, 228. Juli. (W. T. B.) In der heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinn⸗ auktion wurden 20 214 Blöcke Bancazinn zu 57 à 57 ¼ verkauft, der Durchschnittspreis betrug 57 ½.

Antwerpen, 28. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. geboten 2651 Ballen, verkauft 754 B., Preise flauer.

Kopenhagen, 28. Juli. (W. T. B.) Die National⸗ bank seßt von morgen ab den Wechseldiskont auf 3 bis 3 ½ % und de rdzinsfuß auf 3 ½ bis 4 % herab

An⸗

1 v Laut Telegramm aus Capstadt, vom 25. d. Mts., ist daselbst der zweite mit deutschen Ausstellungsgütern für Melbourne befrachtete Dampfer „Protos“ wohl⸗ behalten eingetroffen.

(Prov.⸗Corr.) Eine für des fünfzigjährige Jubiläum der Königlichen Museen zu Berlin vorbereitete offizielle Festschrift enthält folgende Daten:

Die Gründung des Alten Museums (das hinter demselben er⸗ baute sogenannte Neue Museum ist bekanntlich eine erst aus der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV. stammende Erweiterung des ursprünglichen Planes) fällt in die Jahre 1816—1830. Nach der Beendigung der Freiheitskriege war man 6 bemüht, alle Ver⸗ luste, welche die vereinzelten Kunstsammlungen in den Königlichen Schlössern und an anderen Orten erlitten hatten, so viel als möglich zu ersetzen, immer eifriger, je mehr die Kräfte der Anfangs noch tief erschütterten Finanzen wuchsen. Friedrich Welhelm III. erwies sich während der fünfundzwanzigjährigen Friedenszeit, welche den Schluß seiner wechselvollen Regierung bildeten, stets bereit, auch die Alter⸗ thümer und Kunstsammlungen zu bereichern, wenn ihm der Werth der angebotenen Werke in überzeugender und schlichter Weise nach⸗ gewicsen war, denn jeder Ueberschwenglichkeit zeigte er sich auch hierin abhold.

Der Gedanke, ein Museum zu gründen, war wohl durch den Anblick der Pariser Sammlungen angeregt worden und begann nun Gestalt zu gewinnen. Die wieder eroberten, aus Paris heimgekehrten Kunstschätze wurden erst im Gebäude der Akademie der Künste auf⸗ gestellt und dann ihren alten Stellen wiedergegeben: fie bildeten die Grundlage, auf welcher weiter gebaut wurde. Sogleich begann eine lebendige Thätigkeit für alle Sammlungen. Ausgezeichnete Männer wirkten zusammen zu diesem Zweck: Wilhelm von Humboldt, Nie⸗ buhr, Bunsen, der General⸗Konsul Bartholdy und der Bildhauer Emil Wolff in Rom, die vaterländischen Reisenden Graf Ingenheim und Graf Sack, Rumohr, Schinkel und Rauch während ihres wiederhol⸗ ten Aufenthalts in Italien, vor Allem der Minister von Altenstein. Auch Alexander von Humboldts Name findet sich häufig; mit immer regem Eifer und großer Klugheit, die den schwierigen Ver⸗ hältnissen stets die beste Seite abzugewinnen wußte, förderte er die Angelegenheiten. Auch die Erwerbungen steigerten sich rasch an Um⸗ fang und Werth. b

Die Anregung zur Errichtung eines besonderen Museums zur Sammlung sämmtlicher Kunstschätze fand zuerst im Jahre 1810 praktische Folgen. Eine Kabinetsordre vom 29. März 1810 an den Staats⸗Minister Grafen zu Dohna, in welcher es hieß:

„Ich finde den anliegenden Vorschlag, hier in Berlin eine öffentliche, gutgewählte Kunstsammlung anzulegen, vorläufig sehr angemessen, um so mehr, als diese dadurch in Verbindung mit den übrigen wissenschaftlichen und Kunstinstituten kommen wird, und veranlasse Euch, wegen des Plans dazu Euch mit dem Chef der Sektion für den öffentlichen Unterricht zu berathen und mir darüber Bericht zu erstatten.“

bildete den ersten offiziellen Schritt zur Begründung der Königlichen

üuseen. Der einmal vom König gefaßte Plan ist von da ab stetig weiter verfolgt und weiter entwickelt worden, und es ist keine Frage, daß bei den großartigen Ankäufen des Königs aus dem nächsten Jahrzehnt dieser Plan zu Grunde gelegen hat.

In den unmittelbar folgenden Jahren scheint jedoch die ganze An⸗ gelegenheit, wohl in Folge der großen Ereignisse der Zeit, zunächst nicht weiter gefördert zu sein; noch am 15. November 1815 erwiderte der Minister von Schuckmann auf ein Gesuch um Beschäftigung bei dem Königlichen Kunstmuseum, daß ihm der König über die Anlage und Ein⸗ richtung eines öffentlichen Museums durch Vereinigung der älteren und neueren Werke der Malerei und schönen Künste aus den Senag, eet Schlössern und öffentlichen Gebäuden bis jetzt noch keine Befehle habe zugehen lassen, eine Antwort, aus der wenigstens so viel erhellt, daß die Sache damals im Ministerium in Vergessenheit gekommen sein mag. Eben in jenen Tagen aber wurde sie direkt vom Kabinet aus wieder aufgenommen. Während anfänglich die Absicht bestanden hatte, die zu gründende Sammlung im Universitätsgebäude unter⸗ zubringen, theilte am 18. November 1815 der Geheime Kabinets⸗ Rath Albrecht dem Kriegs⸗Minister mit, daß der König befohlen habe, zum Zwecke der Anlegung eines Museums, wozu es im Uni⸗ versitätsgebäude an Raum fehle, die Kavallerieställe im Akademie⸗

ebäude Unter den Linden auszubauen und zugleich diese beiden Ge⸗ äude in der Art, wie das jetzige Kronprinzliche mit dem so⸗ genannten Prinzessinnenpalais, durch einen Bogen zu verbinden. Dieser Beschluß des Königs, wenngleich er auf einen später als un⸗ zureichend erkannten Plan gerichtet war, bezeichnet doch den ersten entscheidenden Schritt zur Verwirklichung der Idee eines großen Museums. 1 scüen Gedanke, für die Kunstsammlungen ein selbständiges, allein ihrer Aufstellung und Benutzung gewidmetes Gebäude zu errichten und dafür die Stelle am Lustgarten, dem Königlichen Schlosse gegen⸗ über zu wählen, gehört, soweit schriftliche Dokumente das beurtheilen lassen, Schinkel ganz allein an. Er war es, der am 8. Januar 1823 sich mit einer Darlegung dieses Gedankens an den König wandte und dabei zugleich den Plan des Alten Museums in ungefähr der Gestalt vorlegte, in welcher es ausgeführt worden ist. Durch Kabinets⸗ ordre vom 24. April 1823 wurde der femns Plan genehmigt unter der Bedingung, daß seine volle Durchführung mit einer Summe von 700 000 Thlr. erreicht werde. Nachdem die genauen Anschläge ausgearbeitet waren, ergab sich als Gesammtkostensumme, die Fun⸗ dirung auf ausgemauerte Brunnenkessel, ein Mehrbetrag von 71 295 Thlr., welcher sich bei Fundirung auf Pfahlwerk noch um 7000 Thlr. steigern sollte. Durch Kabinetsordre vom 12. Januar 1824 wurde auch dieser Mehrbetrag von 71 295 Thlr. in der Er⸗ wartung bewilligt, daß damit sich auch die Fundirung auf Pfahl⸗ werk herstellen lassen werde. Die genaue Feststellung des Bauplatzes endlich erfolgte durch Kabinetsord 4. April 1824 an

Minister Grafen von Bülow.

bewegliche

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Vor der Feststellung der inneren Einrichtung des Museums er⸗

hielt im Frühjahr 1826 Schinkel den Auftrag, von den Einrichtungen der Museen in Paris und London Kenntniß zu nehmen. Das Er⸗ gebniß der Reise war zunächst der verstärtte Wunsch des Architekten, eine monumentale Ausstattung des Museumsbaues ermöglicht zu sehen. Seine bei dem Könige gestellten Anträge, deren Genehmigung eine Mehrausgabe von 58 000 Thlr. in sich geschlossen hätte, fanden zunächst Ahlehnung. Aber es gelang in der Folge, wenigstens eine Bewilligung von 22 000 Thlr. beim König zu bewirken, wodurch einige wichtige Verbesserungen der Ausstattung und der Ausbau des Sourerrains für das Antiquarium ermöglicht wurde. M 8 Schinkels Aufmerksamkeit hatte aber nicht blos auf die baulichen und sonstigen äußeren Einrichtungen der ausländischen Museen, son⸗ dern auch auf die Verwaltung und Dotation sich erstreckt. Er faßte die Ergebnisse dieser Beobachtungen in einem Immediatbericht zu⸗ sammen, welcher auf Grund der in Paris und London gemachten Studien ausführliche Vorschläge machte über die Gegenstände, aus denen das Museum zu bilden sei, über die Aufstellung der Kunst⸗ werke im Museumsgebäude, über das bei dem Museum anzustellende Personal und die demselben obliegenden Geschäfte und endlich über die Art und Weise, wie das Museum dem Publikum und den Künst⸗ lern nutzbar zu machen sei. Dieser Bericht giebt die Grundzüge der späteren Museumverwaltung. 1 Der Bau, zu welchem im Juni 1825 der Grundstein gelegt worden war, und dessen Fundamentirung große Schwierigkeiten machte, wurde unter der gemeinsamen Oberleitüng Schinkels und seines Kollegen, des Geh. Ober⸗Bauraths Schmid, ausgeführt; die spezielle Leitung führte der Conducteur Bürde. Die Ausführung erfolgte ohne erhebliche Zwischenfälle und nahm stetigen Fortgang. Auch die erforderlichen Restaurationsarbeiten an den Kunstwerken, die das Museum aufnehmen sollte, waren seit langer Zeit im Gang und mit großem Aufwand gefördert. Für die Bilder leitete sie Schlesinger; für die Skulpturen Rauch. In einer Kabinetsordre vom 13. Mai 1829 genehmigte der Fee die Berufung eines General⸗Intendanten der Museen und die Wahl des Grafen Brühl für diese Stellung. Derselbe habe jedoch erst nach völligem Abschluß der Arbeiten der Museumskommission, welche aus Schinkel, Waagen, Rauch, Dähling, Wach und Schlesinger bestehen sollte, in amtliche Thätigkeit zu treten. Für die Kommission selbst ward die Nothwendigkeit betont, einen Mann von anerkannter Kunstbildung ihr vorzusetzen, und der König berief an die Spitze der Kommission Wilhelm von Humboldt.

Keine glücklichere Wahl konnte getroffen werden: ein Mann von umfassender Bildung, von erprobter Geschäftskenntniß und von der natürlichen Autorität, welche nur geniale Begabung und eine reiche Erfahrung gewähren, ward berufen, das neue Institut in seine rechten Bahnen zu führen. Alle die vielfachen, weit verzweigten Arbeiten der Auswahl der für die Sammlungen zu bestimmenden Kunstwerke, die Restauration der Gemälde und ihre Einrahmung, die Ergänzung der Statuen und die Beschaffung ihrer Postamente, die Ueberführung der neu erworbenen und des alten Bestandes der Samm⸗ lungen, die jetzt das Münzkabinet und das Antiquarium bilden, die Aufstellung aller dieser Sammlungen in den neuen Räumen, endlich die Ausarbeitung und Drucklegung der Kataloge Alles dies wußte Humboldt so zu fördern, daß nach wenig mehr als einem Jahre, am 1. Juli 1830, der König das Gebäude in Augenschein nahm, und mit Genehmigung des Königs am 3. August 1830 die Eröffnung für das Publikum stattfinden konnte. 8

Der Centralverband deutscher Industrieller wird seine diesjährige Generalversammlung am 19., 20. und 21. September in Düsseldorf abhalten. In derselben werden folgende Gegenstände zur Verhandlung kommen: 1) Das gewerbliche Unterrichtswesen, Referent: General⸗Sekretär Bueck. 2) Der Einfluß der Freihafenstellung der Hansestädte auf die wirthschaftlichen Ver⸗ hältnisse des Deutschen Reiches, Referent: der Geschäftsführer des Centralverbandes Regierungs⸗Rath a. D. Beutner. 3) Das Gesetz über die gewerblichen Hülfskassen vom April 1876, Referent: Re⸗ gierungs⸗Assessor Dr. Königs aus Düsseldorf. versammlung wird eine Ausschußsitzung vorhergehen, deren Tages⸗ ordnung nachstehende Berathungsgegenstände umfaßt: 1) Die Eisen⸗ bahn⸗Frachtfrage, Referent: Reichstagsabgeordneter Dr. Rentzsch. 2) Die Währungsfrage, Referent: Regierungs⸗Rath a. D. Schück.

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Die seit einiger Zeit angestellten Nachgrabungen nach der Burg Grona auf dem kleinen Hagen nehmen, wie man dem „Hannov. Cour.“ aus Göttingen schreibt, ihren ungestörten Fort⸗ gang und haben neue Mauerreste zu Tage gefördert, ohne daß es jedoch seither möglich wäre, den Grundriß der alten Burg festzu⸗ stellen. Interessant war in einem von dicken Mauern umgebenen Raume der Fund einer Menge von 1—2 Thaler großen flachen Stücken von Deckenmalereien, deren Farben, auf Stuck aufgetragen, sich vortrefflich gehalten haben

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Christiania, 21. Juli. (C. Ztg.) Das aus dem Hünen⸗ grabe bei Sandfjord ausgegrabene, tausend Jahre alte Viking⸗ (Seeräuber⸗) Schiff ist jetzt hierher gebracht und im Garten der Universität aufgestellt worden, wo man ein Gebäude für dasselbe, neben dem in Tunö bei Sarpsborg vor einigen Jahren gefundenen und hierher gebrachten alten Boote errichtet hat. Das letztere erregte seiner Zeit ungeheures Aufsehen, jetzt wird es aber von dem 75 Fuß langen Vikingsschiffe, neben welchem das Tunöboot wie ein 8 aus⸗ sieht, ganz in den Schatten gestellt. Die zahlreichen, im Schiffe gefundenen Alterthümer, darunter drei Betten, ein sehr großer kupferner Kessel, drei kleine Boote, ein Mast mit dazugehörenden „Fischen“, zahlreiche große und kleinere Ruder, die Gerippe von 8 Pferden und mehrere andere Knochen, sowie verschiedene silberne und kupferne Schmuckgegenstände und Geräthe sollen im Schiffe an⸗ gebracht werden, nachdem die beschädigten Theile desselben restaurirt und die Farben, die sich im Sonnenlichte schnell verloren, aufge⸗

frischt sind.

ran furt a. M., 28. Juli. (W. T. B.) Bei dem Feuer⸗ we 88 welches heute Abend auf dem Turnfestplatze abgebrannt wurde, erfolgte bald nach Beginn desselben eine Explosion, durch welche etwa 12 Personen verwundet wurden, darunter mehrere sehr

wer. 8 sc 29. Juli. (W. T. Das bereits gemeldete Unglück bei dem gestrigen Feuerwerk auf dem Turnfestplatze entstand durch Zerspringen eines eisernen Mörsers. Durch Splitter desselben wurden, soweit bisher ermittelt werden konnte, ein junges Mädchen getödtet und zwanzig Personen sehr schwer verwundet; vier von denselben sind

bereits amputirt worden. Von den Verunglückten ist einer aus

Hanau, ein anderer aus Höchst; die übrigen wohnen sämmtlich in Frankfurt.

Der Generall.