1880 / 177 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Jul 1880 18:00:01 GMT) scan diff

In Bezug auf das im Geltungsbereiche des preußischen allgemeinen Landrechts gesetzlichdem Wohnungsvermiether oder Verpächter zustehende Pfandrecht an den vom Miether in die Wohnung resp. in das Pachtgut eingebrachten Mobi⸗ lien für die laufende Miethszinsforderung hat das Reichs⸗

ericht, III. Hülfssenat, durch Erkenntniß vom 8. Mai 1880 olgenden Rechtssatz ausgesprochen: Das Pfand⸗ und Reten⸗ tionsrecht des Vermiethers resp. Verpächters an den einge⸗ brachten Mobilien des Miethers wird durch die Veräußerung derselben Seitens des Miethers an einen Dritten, und durch ihre förmliche Uebergabe an denselben nicht aufgehoben, sofern nicht eine mit ausdrücklicher oder stillschweigender Zustimmung des Vermiethers oder Verpächters erfolgende räumliche Ent⸗ fernung aus dem Besitzthum des Vermiethers mit der Ver⸗ äußerung verbunden ist. So lange sich diese veräußerten Sachen noch im Hause resp. Pachtgut des Vermiethers oder Verpächters befinden, kann derselbe wegen seiner Mieths⸗ oder vacgizncjardeung sein Retentionsrecht an denselben geltend machen. BE“

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 9), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.

Bayern. München, 28. Juli. (Allg. Ztg.). Zur Vorfeier des Geburts⸗ und Nameraꝛsesner v. Majestät des Königs und zugleich zur festlichen Begehung des 700 jährigen Jubiläums des Wittelsbacher E hielt die Königliche Akademie der

issenschaften heute eine öffentliche Sitzung in der hierzu mit Blumen, Gewächsen und Fahnen prachtvoll geschmückten woßen Aula der Universität. Die Königlichen Prinzen uitpold, Ludwig, Leopold, Ludwig Ferdinand und Alphons und Herzog Karl Theodor in Bayern sowie Mitglieder beider

Kammern, die Königlichen Staats⸗Minister und andere höhere Staatsbeamte, Generale, Stabs⸗ und Oberoffiziere, Vertreter der Gemeidecollegien u. s. w. und zahlreiche Personen aus den verschiedenen Ständen wohnten der Feier bei. Der Vor⸗ stand der Akademie, Hr. Reichsrath Stiftspropst Dr. von Döllinger, hielt die Festrede; er sprach über „das Haus Wittels⸗ bach und seine Bedeutung in der deutschen Geschichte.“ Die Rede nahm volle zwei Stunden in Anspruch, und das zahl⸗ reiche Auditorium folgte mit der gespanntesten Aufmerksamkkeit.

Das Comité für die Entwerfung der von der Kammer der Abgeordneten an Se. Majestät den König zu richtenden Huldigungsadresse hat seine Aufgabe erledigt. Der Ent⸗ wurf wird alsbald in der Kammer zur Berathung gelangen.

Der Wahlgesetzausschuß der Abgeordneten⸗ kammer hält heute noch eine Sitzung, in welcher der Antrag des Abg. Dr. Daller: „über den Initiativ⸗Gesetzentwurf des Abg. Schels zur motivirten Tagesordnung überzugehen und die eingelaufenen Petitionen der Königlichen Staatsregierung zur Würdigung zu übergeben“ mit 6 gegen 6 Stimmen durch den Stichentscheid des Vorsitzenden, Abg. Jörg, zur An⸗ nahme gelangte. Dem Antrage Dallers stand ein Antrag des Abg. Fischer: „die Staatsregierung um eine Revision des bestehenden Wahlgesetzes unter Festhaltung seiner Grundlagen zu ersuchen,“ gegenüber. Der Abg. Daller wurde beauftragt, über den Ausschußbeschluß der Kammer mündlichen Bericht zu erstatten.

30. Juli. (W. F. B.) Die Kammer der Abge⸗ ordneten nahm den Gesetzentwurf, betreffend die Bewilli⸗ gung eines Vorschußkredits zum Ankauf des Herzogs⸗ gartens, in der Fassung des Ausschusses mit dem Amende⸗ ment Walter an, wonach vom 1. Oktober 1890 ab eine neue

esetzliche Regelung der Angelegenheit erforderlich wird. Außer⸗ lb der Tagesordnung erklärt der Abg. Sittig Namens der

Gemeinde Schwürbitz (Oberfranken), daß ihre Petition um

Abschaffung des 7. Schuljahres nicht mit gesetzlichen Mitteln

zu Stande gekommen sei. 1

Württemberg. Schloß Friedrichshafen, 27. Juli. Se. Königliche Hoheit der Herzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin Philipp von Württemberg mit ihren Kindern sind heute von hier wieder abgereist.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 28. Zuli. 88 Ztg.) An der heute Vormittag 11 Uhr im Familien⸗ aale des Herzoglichen Residenzschlosses eröffneten Konferenz deutscher Finanz⸗Minister nahmen Theil: aus Preußen: Staats⸗ und Finanz⸗Minister Bitter und General⸗Steuer⸗ Direktor Burghardt; aus Bayern: Staats⸗Minister von Riedel; aus Sachsen: Staats⸗Minister Freiherr von Könneritz; aus Württemberg: Staats⸗Minister Dr. von Renner; aus Baden: Wirklicher Geheimer Rath Ellstätter; aus Hessen: Wirklicher Geheimer Rath Schleiermacher; aus Mecklenburg⸗ Schwerin: Staatsrath von Bülow; aus Weimar: Staats⸗ Minister Thon; aus Oldenburg: Minister Ruhstrat; aus Braunschweig: Wirklicher Geheimer Rath Graf Cörtz⸗ Wrisberg; aus Meiningen: Staats⸗Minister von Giseke; aus Altenburg: Geheim⸗Rath Sonnenkalb; aus Co⸗ burg⸗Gotha: Staats⸗Minister von Seebach; aus Anhalt: Staats⸗Minister von Krosigk; aus Schwarzburg⸗Ru⸗ dolstadt: Staats⸗Minister von Bertrab; aus Schwarzburg⸗ Sondershausen: Geheimer Staats⸗Rath von Wolffersdorff; aus Reuß älterer Linie: Geheimer Regierungs⸗Rath von Gel⸗ dern⸗Crispendorf; aus Reuß jüngerer Linie: Staats⸗Rath Engelhardt; aus Schaumburg⸗Lippe: Geheimer Ober⸗Regie⸗ rungs⸗Rath von Campe; aus Lippe: Regierungs⸗Präsident S aus Lübeck: Senator Dr. Brehmer; aus Bremen: Senator Dr. Otto Gildemeister; aus Hamburg: Senator Dr. Versmann. Mecklenburg⸗Strelitz und Waldech sind bis jetzt noch nicht vertreten

Anhalt. Dessau, 28. Juli. (Lpz. Ztg.) Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sind mit dem Prinzen Aribert in Gastein eingetroffen und daselbst von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser eg; und zur Tafan gezogen worden. Nach Rückkehr der hohen Herrschaften siedelt der Hof nach Ballenstedt über, um daselbst den Besuch Ihrer

öniglichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Carl von Preußen und 5 Erbgroßherzoglich mecklenburg⸗strelitzischen Familie zu erwarten.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 29. Juli. (W. T. B.) Die erste Sitzung des Staatsraths wurde gestern von dem Statthalter, Feldmarschall Frhrn. von Manteuffel, mit folgender Ansprache eröffnet:

des Landes erst vollständig ins Leben. Ich sehe mich umgeben von Männern, die theils aus freigewähltem Lebensberuf sich im Dienste des Staats und der Wissenschaft ausgezeichnet haben, theils durch ihre Geburt in Elsaß⸗Lothringen, ihr reiches Wissen und ihre reiche Erfahrung in der Kenntniß von den Zuständen und Bedürfnissen des Landes hervorragende Stellungen in diesem einnehmen. Sie Alle hat das Vertrauen Sr. Majestät des Kaisers direkt oder indirekt in diesen Rath berufen, um Allerhöchstdemselben frei und offen Ihre Ansichten über die wichtigsten Fragen des Staatslebens auszu⸗ sprechen. Dabei handelt es sich nicht um den Sieg der Parteien, nicht um das Durchsetzen subjektiver Meinungen und Theorien; eine rein objektive Beurtheilung der vorliegenden Fragen ist Ihre Auf⸗ gabe, die Förderung des materiellen und geistigen Wohles des Landes das alleinige Ziel. Sie wissen, daß ich die letzten Monde meines Lebens daransetze, um Elsaß⸗Lothringen die volle Selbständigkeit im Reiche zu erringen. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei die Thätigkeit, welche der Staatsrath entwickelt. Ein Gesammtmurtheil über alle Verhältnisse, Maßhalten und die volle Anerkennung der Thatsachen ist nothwendig, damit die Berathungen des Staats⸗ raths dazu dienen, das Vermanen Sr. Majestät des Kaisers zum Lande mehr und mehr zu befestigen und dazu Bahn zu brechen, daß die Vermehrung der politischen Rechte des Landes identisch wird mit dem Interesse des Reichs selbst. Unterstützen Sie mich in meinem Streben, ich bitte Sie recht aus meines Herzens Grund darum. Und so ruhe Gottes Segen auf unseren Arbeiten!“

Mitglieder des Staatsraths sind, nach der ,Els.⸗ Lothr. Ztg.“, folgende Herren: Vorsitzender: General⸗Feld⸗ marschall Freiherr von Manteuffel, Kaiserlicher Statthalter. Mitglieder: der Staatssekretär (vacat). von Pommer⸗Esche, Unter⸗Staatssekretär im Ministerium für Elsaß⸗Lothringen. von Puttkamer, desgleichen. Dr. von Mayr, desgleichen. Ledderhose, desgl. Bleibtreu, Präsident des Oberlandesgerichts u Colmar. Vacano, Ober⸗Staatsanwalt. Adam, Notar zu

umetz, Mitglied des Landesausschusses, des Bezirkstags für Lothringen und des Amtsgerichts Diedenhofen. Berg⸗ mann, Rentner zu Straßburg. von der Burg, Generalmajor und Chef des Generalstabs des XV. Armee⸗Corps. Dr. Geffken, ordentlicher Professor der Rechts⸗ und Staatswissenschaften an der Kais i wbceeistcn Straßburg. Klein, Apotheken⸗ besitzer zu Straßburg und Mitglied des Landesausschusses und des Bezirkstags für Unter⸗Elsaß. Köchlin, Fabrikbesitzer zu Weiler bei Thann und Mitglied des Landesausschusses und des Be⸗ zirkstags für Ober⸗Elsaß. Dr. Laband, ordentlicher Professor der Rechts⸗ und Staatswissenschaft und derzeit Rektor der Kaiser Wilhelms⸗Universität Straßburg. Massing, Fabrik⸗ besitzer zu Püttlingen, Mitglied des Landesausschusses. herr Hesso von Reinach, Gutsbesitzer zu Hirzbach und Mit⸗ glied des Landesausschusses und des Bezirkstags für Ober⸗ Elsaß. Schlumberger, Fabrikbesitzer zu Gebweiler und Präsident des Landesausschusses und Mitglied des Bezirkstags für Ober⸗ Elsaß. von Türckheim, Gutsbesitzer zu Niederbronn und Abgeordneter des Ober⸗Konsistoriums der Kirche Augsburger Konfession für die Inspektion Weißenburg. Freiherr Franz Fomn von Bulach, Gutsbesitzer zu Osthausen und erster Vize⸗ 3 h Landesausschusses und Mitglied des Bezirkstags ür Unter⸗E

W“

Oesterreich⸗Ungarn.

Das „Neue Wr. Tagbl.“ meldet: Unter den in der ersten Sitzung der Delegirten Oesterreich⸗Ungarns und Serbiens zur Diskussion gelangten prinzipiellen Fragen befand sich auch die Frage über die rechtliche Basis, von der die Verhandlun⸗

Wien, 28. Juli.

gen auszugehen hätten. Beide kontrahirenden Theile erkann⸗ ten gleichmäßig an, daß Art. XXXVII. des Berliner Vertrags den Ausgangspunkt der LE1 zu bilden habe. Dieser Artikel besagt nämlich, daß die zwischen Serbien und den anderen Staaten bestehenden handelspolitischen Verhältnisse insolange keine Aenderung erfahren werden, bis sie nicht durch anderweitige, zwischen den be⸗ treffenden Staaten abzuschließende Verträge geregelt werden würden. Den Status quo gleichmäßig annehmend, gingen jedoch die Anschauungen der beiderseitigen Vertreter zemlich weit auseinander. Serbischerseits wurde das zwischen Ser⸗ bien und Oesterreich⸗Ungarn zur Zeit des Kongresses im Jahre 1878 bestandene handelspolitische Verhältniß als rechts⸗ kräftiger Status quo betrachtet, wonach auf Grund der im Jahre 1864 promulgirten und noch bis auf den heutigen Tag in Rechtskraft befindlichen Zollverordnung die serbische Zollgesetz⸗ gebung für alle Einfuhrartikel aus der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie an den serbischen Zollämtern als maß⸗ gelten solle. Die österreichisch⸗ungarischen Vertreter agegen glaubten sich zu der Anschauung berechtigt, daß man zum Ausgangspunkt der Verhandlungen nicht die serbische Zollverordnung, gegen welche allerdings keinerseits reklamirt worden war, nehmen solle, sondern den Artikel III. des mit der Türkei als damaligen Souverän Serbiens in Pozarevac abgeschlossenen Friedens⸗ und Handelsvertrages, indem der bis nun bestandene Status quo nicht als rechtskräftiger, sondern als blos faktischer zu betrachten sei. Die aufgetauchte Differenz ist indessen nur von prinzipieller Bedeutung, denn serbischerseits wurde ohne Zögern erklärt, daß, welchen Ausgangspunkt man immer nehmen werde, die serbische Regierung bereit sei, die weitestgehenden Konzessionen dem Exportbedürfnisse der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Industrie zuzugestehen. Es wird in unter⸗ richteten Kreisen angenommen, daß in den nächsten 4 bis 5 Tagen diese mehr formale Divergenz der Anschauungen be⸗ lichen sein dürfte und da bis dahin das Studium des gegen⸗ eitigen Handelsvertrags⸗Projektes entsprechend vorgeschritten sein wird, so würde man in der zweiten Sitzung mit den meritorischen Seäe een beginnen können. Prag, 28. Juli. Das Fest⸗Comité des Prager Stadt⸗ rathes wurde beauftragt, zur Feier des fün zigsten Ge⸗ burtstages Sr. Majestät des Kaisers ein Festpro⸗ gramm zu entwerfen. „Lemberg, 28. Juli. Die Untersuchung der angeb⸗ lichen Grenzverletzung bei Podwoloczyska hat dem „Dziennik Polski“ susolge, kein positives Resultat ergeben. Pest, 29. Juli. Die „Bud. Corr.“ veröffentlicht fol⸗ gendes Communiqué: „In einer geradezu unverantwortlichen, um nicht zu sagen unpatriotischen Weise versehen einige Wiener Blätter anläßlich der serbischen Vertragsver⸗ handlungen die Geschäfte der serbischen Regierung. Da werden Auslassungen über die egtsecpett der ungarischen Regierung und über das Verkennen der Interessen der Gesammt-Monarchie Seitens Ungarns angeführt, die angeb⸗

828ch heiße Sie herzlich willkommen! Es ist eine ernste Stunde, in der wir uns versammeln, denn mit ihr tritt die neue Verfassung

lich auf Thatsachen beruhen, welche aber, wie wir bestimmt

gen sind und jeder Begründung entbehren. Die öster⸗ reichisch⸗ungarische Zollkonferenz hat sich seinerzeit mit voll⸗ inhaltlicher der österreichischen Mitglieder der⸗ selben über die Instruktionen, welche bei den Vertrags⸗ verhandlungen zu befolgen sind, geeinigt; in der ersten, vorgestern abgehaltenen Sitzung, der auch die serbischen Kom⸗ missäre beiwohnten, wurden blos schriftliche Anträge der serbischen Vertreter vorgelegt und wurde Seitens der österreichischen und ungarischen Vertreter über den Modus pro- cedendi eine Aeußerung gemacht. Mehr ist in dieser Angelegenheit bisher nicht geschehen. Wie man unter solchen Verhältnissen der ungarischen Fegtenang, deren Vertreter sich ja noch gar nicht geäußert haben, den Vorwurf machen kann, sie verhindere das Zustande⸗ kommen eines günstigen Vertrages, ist uns unerfindlich. Die Erhöhung des Einfuhrzolles auf Borstenvieh wurde seinerzeit ausdrücklich als Finanzzoll bezeichnet und da hat Oesterreich einen Vortheil von 70 Proz.; von einem besonderen Schutze des ungarischen Borstenviehs kann demnach gar nicht die Rede sein. Aber abgesehen von alldem kann es doch nicht die Auf⸗ gabe der österreichischen Presse sein, die mehr oder minder ge⸗ rechtfertigten Ansprüche der serbischen Regierung schon a priori Ungarn gegenüber zu vertheidigen.“ 8

(W. T. B.) In der heutigen Oberhaus⸗Sitzung erklärte der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, auf eine bezügliche Anfrage: Die Bahn nach Kandahar sei bis Pibi fertig, aber durch Ueberschwemmung beschä igt. Auf eine Anfrage Lord Stanley's erwiderte derselbe: Die Korrespondenz zwischen der Königin und dem Sultan habe mit vollständiger Zustimmung der Regierung stattgefunden. Die Königin habe in dem Briefe in sehr herz⸗ lichen Worten der festen Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Sultan selbst mit einigen Opfern dem einstimmigen Wunsche Europas bezüglich der Bedingungen des Berliner Vertrags nachkommen werde.

Im Unterhause erwiderte in Beantwortung einer An⸗ frage Monks der Unter⸗Staatssekretär Dilke: In der Antwort der Pforte auf die Kollektivnote der Mächte werde die Abtretung von Janina, Larissa und

Mächte in Konstantinopel zur Verhandlung mit der Pforte nachgesucht, um die Unterhandlung über eine endgültige Ent⸗ scheidung nicht nur in der griechischen Grenzfrage, sondern auch wegen der Details derselben und wegen sekundärer Punkte zu erleichtern. Lord Hartington erklärt auf Be⸗ fragen: General Primrose sei für Kan dahar hauptsächlich wegen des Wassermangels besorgt. Der Khan von Khelat habe England allen möglichen Beistand angeboten und 150 Kamele und 100 Pferde übersandt. Die englische Regierung habe beschlossen, Truppenverstärkungen nach Indien zu senden. Obschon die weiter eingegangenen Nachrichten be⸗ ruhigender lauteten, sei eine Verlängerung des Krieges doch möglich. Davon, daß die telegraphische Verbindung zwischen Simla und Kabul nicht offen sei, sei ihm nichts bekannt. Niach den im Laufe des heutigen Tages aus Indien eingegangenen weiteren Meldungen gewinnt es den An⸗ schein, daß die Niederlage des Generals Burrow nicht so schwer war, als der offizielle Bericht annehmen ließ. Von General Burrows Truppen sind drei Obersten und sieben an⸗ dere Offiziere in Kandahar angekommen. Bestimmt bekannt ist bis jetzt der Tod von 6 und die Verwundung von 5 Offi⸗ zieren. Die telegraphische Verbindung zwischen Quetta und Kandahar ist seit heute Morgen unterbrochen.

(Allg. Corr.) Dic Königliche Kommission, welche niedergesetzt worden, um über das Vermögen der 89 Citygilden sowie über dessen Verwendung u. s. w. Erhebungen anzustellen, wird aus folgenden Mitgliedern be⸗ stehen: Lord Derby (Vorsitzender), Herzog von Bedford, Viscount Sherbrooke (Robert Lowe), Lord Coleridge, Sir R. A. Croß (früher Minister des Innern), sowie den Unter⸗ hausmitgliedern Sir N. M. de Rothschild, Sir Sydney H. Waterlow, Alderman Cotton, Mr. Albert Pell, Mr. W. H James, Mr. Joseph Firth und Mr. Thomas Burt.

Ein Telegramm des Vizekönigs von Indien meldet: Aus Kabul liegen bis zum 26. ds. reichende Berichte vor. Der Emir hat si zn einer ersten Unterredung mit britischen Offizieren, die in Zimma stattfinden soll, bereit erklärt und sein Lager nach Ak⸗Serai, in kurzer Entsernung nördlich von Zimma, verlegt. Die Brigade des Generals Gough steht in. Killa Dushman. Mushki Alam wurde in Maidan von der Mutter des früheren Thronerben besucht, weigerte sich aber, ihre Ansprüche zu unterstützen, da er den neuen Emir acceptirt hat. Hashim Khan, Abdullah Khan und Musa Jan befinden sich in Saidabad. Da dieselben von Mushki Alam nicht ermuntert worden, werden sie sich wahrscheinlich nach Ghuzni zurück⸗ ziehen. Der Emir hat ein beruhigendes Schreiben an die Kizilbasches in Kabul gerichtet. Aus Khuskinakhud wird über Kandahar unterm 24. ds. gemeldet, daß Ajub Khan mit seiner ganzen Streitkraft noch immer in der Nähe von Haiderabad steht. Seine Kavallerievorposten besetzen gelegentlich Sanghar, in dessen ne zwei eingeborene Reiter auf dem Vorposten⸗ dienst überrascht und getödtet wurden.

Den „Daily News“ wird aus Kabul, vom 27. ds., gemeldet:

„Abdur Rahman hat Charikar verlassen. Er trifft am Sonnabend mit den britischen Behörden in Zimma zusammen, wo⸗ selbst die Einzelnheiten eines Arrangements diskutirt werden sollen.“

Frankreich. Paris, 28. Juli. (C. Ztg.) Die englische Flotte, unter Admiral Seymour, ist zu Tou⸗ lon angekommen. Der Prinz von Wales traf gestern in Paris ein. Der Konseils⸗Präsident de Freyeinet hat die Einladung zu den Festen in Cherbourg abgelehnt, weil die Geschäfte ihn in Paris festhalten. ie Minister des Krieges, der Marine und des Innern werden den Präsidenten. Grévy nach Cherbourg begleiten.

„Grriechenland. Athen, 29. Juli. Die „Pol. Corr.“ läßt sich von hier melden, die Veröffentlichung der Königlichen Dekrete wegen Einberufung der Kammer auf Mitte September und wegen Mobilmachung der griechischen Armee stehe in aller Kürze bevor.

Türkei. Der „Londoner Allgemeinen Correspondenz“ wird aus Konstantinopel geschrieben: Die öffentliche Meinung in Konstantinopel nimmt die Ernennung der deutschen Unter⸗Staatssekretäre und Beamten sehr

versichern können, fast ohne Ausnahme tendenziöse Erfindun⸗

günstig auf, da Deutschland die an den orientalischen Ränken

Großbritannien und Irland. London, 29. Juli.

Mezzowo abgelehnt und die Ermächtigung der Vertreter der

der Minister des diplomatischen Vertreter Serbiens, in Serbien stattfindenden

wärts von Mitrovitzaä, hat sie

mindest betheiligte Macht sei, und jene Herren durch die Er⸗ eignisse nicht beeinflußt, wirkliche Dienste leisten könnten. Der Sultan werde denselben Vollmacht ertheilen, damit sie ihre Aufgaben lösen und die verschiedenen Zweige ides öffent⸗ lichen Dienstes verbessern können. Der russische Botschafter hat cine Depesche aus St. Petersburg erhalten, welche die Albanesen beschuldigt, den jüngsten Konflikt mit den Montenegrinern herbeigeführt zu haben, indem sie dieselben durch beständige Truppenkonzentrationen an der Grenze bedrohten. Obgleich die Pfeorte sich bereits über den wahren Stand der Dinge unterrichtet hat und über⸗ zeugt ist, daß die Montenegriner den Konflikt herbeigeführt, hat sie trotzdem auf telegraphischem Wege den Befehl ertheilt, die

Angelegenheit aufs Strengste zu untersuchen. Aus Syrien

wird gemeldet, daß abermals Plakate in Damascus öffentlich angeschlagen worden waren. Auf einem derselben war ein Säbel gezeichnet unter welchem ein arabischer Vers stand, dessen Uebersetzung wie folgt lautet: „Gekränkte Ehre machst Du wieder gut“; „Tropft von dem Säbel deines Gegners Blut“.

Ueber die Zustände in Macedonien wird der „Times“ aus Konstantinopel gemeldet: „Die Ausarbeitung eines neuen Vilayetgesetzes für die europäischen Pro⸗ vinzen Seitens der internationalen Kommission hat den Streit zwischen den Griechen und Bulgaren von Mace⸗ donien wieder belebt. Letztere senden der Kommission zahl⸗ reiche Bittgesuche, in denen sie sich über die Tyrannei des Shanariotenklerus beschweren und die Hoffnung ausdrücken, daß sie unter die Jurisdiktion des bulgarischen Exarchen ge⸗ stelt werden mögen. Diese Bewegung mißfällt den Griechen in hohem Grade, die, obwohl sie nur eine Minorität der christlichen Bevölkerung bilden, Macedonien als eine helle⸗ nische Provinz betrachten. Seit vielen Jahren haben sie sich bemüht, die Bulgaren durch Schulen und Kirchen zu hellenisiren, und bis ganz kürzlich waren ihre Anstrengungen von beträchtlichem Erfolge gekrönt; aber jetzt scheint die helle⸗ nisirende Bewegung zu Ende zu sein, und die Bulgaren be⸗ stehen darauf, ihre eigenen Kirchen und Schulen zu haben. In Erwiderung auf die diesbezüglichen bulgarischen Bitt⸗ schriften versuchen die griechischen Bischöfe, die Bauern zu be⸗ wegen, daß sie erklären, sie wünschten unter dem Patriarchat

zu bleiben, und es scheint, daß häufig wirksamere Mittel als

moralischer Druck für diesen Zweck angewendet worden. Einige Bulgaren, welche die Anstrengungen des griechischen Klerus

beanstandeten, wurden beschuldigt, russische Emissäre oder An⸗

hänger des Panslavismus zu sein, und als solche von den

türkischen Behörden eingekerkert.“ IIööö

Auswärtigen, Abeddin

verlautet, hätte Pascha, den Gruics, wegen der militärischen Vor⸗

bereitungen um Aufklärung gebeten. Gruics hätte

darauf erwidert, daß die gegenwärtigen Truppenbewegungen durch die gewöhnlichen alljährlich stattfindenden Truppen⸗ manöver veranlaßt seien, dabei übrigens bemerkt, daß der

Stand der Dinge an der Grenze die Aufmerksamkeit der ser⸗

bischen Regierung auf sich gezogen habe.

(Pest. L.) In Kacanik, süd⸗ ch vor einigen Tagen ein neues Ligacomité der Albanesen, fünfzig Köpfe stark, gebildet.

Skutari, 28. Juli.

Der dortige Scheik wurde zum Präsidenten gewählt.

Serbien. Belgrad, 28. Juli. Der „W. Pr.“ wird

vpon hier gemeldet: Der serbische Ministerrath hat heute unter

dem Vorsitze des Fürsten die Mobilisirung der National⸗

armee beschlossen.

Montenegro. Ueber die Rüstungen in Monte⸗

negro berichtet die W. „Pr.“: In Montenegro werden alle erdenklichen Anstrengungen gemacht, um die militärische Be⸗

reitschaft des Fürstenthums so vollkommen, wie es die knappen Verhältnisse nur immer gestatten, durchzuführen. Da jeder Montenegriner bis zum 60. Lebensjahre wehrpflichtig und der⸗ artig ausgerüstet ist, daß er jeden Augenblick zu den Fahnen einberufen werden kann, so kann von einer eigentlichen Mobili⸗ sirung im strengen Sinn des Wortes wohl abgesehen werden. Der Ministerrath hat blos folgende Maßregeln beschlossen: Der verschärften Situation entsprechend, soll der früher gefaßte, auf Einberufung von 17 000 Mann abzielende Beschluß dahin ab⸗ eändert werden, daß das ganze militärpflichtige Volk kriegs⸗ bereit gemacht, beziehungsweise zu den Fahnen einberufen werde. Die Wojwoden Plamenatz, Vucotics, Vrbica sollen selbständige Kommandos erhalten, wogegen Bozidar Petrovics das Ober⸗Kommando zu übernehmen Vüit. Bei Podgoritza, Antivari und Zaljewo soll die Armee konzentrirt werden. Der

letztgenannte Ort, sowie Dobra⸗Woda sollen mit Befestigungen

versehen werden. Endlich wurde auch der Verproviantirungs⸗ Frage volle Aufmerksamkeit gewidmet. Der Fürst begiebt sich nach Podgoritza, von wo aus er die Durchführung aller erwähnten Maßregeln überwachen, eventuell leiten wird.

v“““

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

eft XV. Jahrgangs der „Geschichts⸗ and Magdeburg, Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Mag deburg“ (Magdeburg, Schäfersche Buchhandlung A. Rüdiger), enthält einen Beitrag von Dr. G. Hertel, welcher ein um so größeres Interesse darbietet, als er einen Nachtrag zu den Publikationen anläßlich der Magdeburger Jubiläumsfeier bildet. Derselbe ist bettelt: „Magdeb urg und die Eventualhuldigung des Erzstifts 1650“ und beruht auf urkundlichem Material, welches zum Theil hier zum ersten Male veröffentlicht wird. Bald nach dem Abschlusse des west⸗ fälischen Friedens nahm bekanntlich der Kurfürst Friedrich Wilhelm die beiden Stifter Minden und Halberstadt durch Huldigung in Besitz. Zu⸗ gleich bestimmte er durch ein Schreiben vom 5. März 1650 von Gröningen aus, daß die Eerthethcheke e des Erzstifts Magdeburg, welches erst nach dem Tode des damaligen Administrators in seinen Besitz kommen sollte, am 20. März stattfinden sollte. dh-. Schreiben wurde dem Magistrate der Stadt Magdeburg am 7. Mäaͤrz behändigt, da der Kurfürst wie auch der Administrator der völlig begründeten Ansicht waren, daß die Stadt zum Erzstifte gehöre, und daß die von ihr beanspruchte Reichsfreiheit rechtlich nicht erwiesen werden könnte. Freilich gründete die Stadt dieselbe auf das „vrivilegium Ottonicum“, d. d. 7. Juni 940 aber daß dieses eine recht plumpe Fälschung war, lag so offen zu Tage, daß es schon viele Angriffe

Das soeben publizirte 2. blätter für Stadt und

erfahren hatte und Niemand außer den Magdeburgern mehr an der Unechtheit desselben zweifelte. Da jedoch zu der Zeit, wo der Kur⸗ fürst die Eventualhuldigung verlangte, die Sache noch schwebte, Otto von Guerike auch einige Aussichten zu haben schien, eine für die Stadt günstige Entscheidung beim Kaiser zu erlangen, so weigerte sich dieselbe, dem Begehren des Kurfürsten zu willfahren. Ueber diese Verhandlungen nun ist noch ein großer Theil von Urkunden im Magdeburger Stadtarchiv vorhanden, und zwar sind es meist Konzepte, aus denen sich interessante Aufschlüsse über die Angelegenheit ergeben. Die wichtigsten derselben werden wörtlich mitgetheilt. Einen weiteren Beitrag zur Vervollständigung der urkundlichen Ge⸗ schichte des Erzstifts lieferte DOberpfarrer Werunicke in Loburg. Der⸗ selbe handelt von der Dotirung eines schwedischen Obersten mit dem Amte Loburg im Jahre 1633. Bekanntlich wurden, nachdem zu Anfang 1632 die Stifter Magdeburg und Halberstadt für die Krone Schweden in Besitz genommen worden, bedeutende Theile der Stiftsländereien zu Schenkungen sowohl an die Stadt Magdeburg zu ihrer Wiederherstellung nach der Zerstörung als auch an schwedische Generale und Civilbeamte benutzt. Die mit⸗ getheilten Urkunden aus dem Archive des Rathhauses zu Loburg beweisen nun, daß auch das Amt Loburg eine solche Ver⸗ wendung fand und zwar dem Obersten Johann Georg aus dem Winkel (einem besonders in Anhalt angesessenen Zweige der Familie von Krosigk angehörig) zugewiesen wurde. Ferner enthält das vorliegende Heft „Beiträge zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg“, vom Gymnasial⸗Oberlehrer Friedrich Hülße (Fortsetzung); die „Acker⸗, Feld⸗ und Viehordnung der Stadt Loburg“, vom Jahre 1695, mitgetheilt vom Oberpfarrer Wernicke; endlich Miscellen, Literatur und einen dem verstorbenen Mitgliede des Vereins, Prof. Ottomar Müller gewidmeten Nachruf. Aus den Miscellen verdient ein Brief von Jacob Grimm Erwähnung, der u. a. auch deshalb Interesse bietet, weil darin eine Erklärung des Namens Krökenthor“ (eines Thores in versucht wird, freilich ohne Erfolg, wie denn die Bedeutung dieses Namens auch bis heute dunkel geblieben ist. Gesetz, betreffend die Besteuerung des Tabaks vom 16. Juli 1879. Mit den dazu ergangenen Ausführungs⸗ Bestimmungen. Preis 1,80 Berlin W., Carl Heymanns Ver⸗ lag. Dem Wortlaut des Gesetzes schließen sich die Ausführungs⸗ Bestimmungen an, welche, wie die Verlagshandlung mittheilt, ein ge⸗ treuer Abdruck des zu amtlichem Zweck verwandten Textes sind. Die⸗ selben sind: Verwendung von Surrogaten bei der Tabakfabrikation; Bekanntmachung und Dienstvorschriften, betreffend die Besteuerung des Tabaks vom 25. März und 29. Mai 1880; Regulativ, betref⸗ fend die Niederlagen für unversteuerten inländischen Tabak vom 29. Mai 1880; Anleitung zur Aufstellung der Uebersichten über die Besteuerung des Tabaks; Regulativ, betreffend die Kreditirung der Tabakgewichtssteuer. Die vorliegende Ausgabe des Gesetzes rürfte den Beamten der Zoll⸗ und Steuerbehörden, den Tabak⸗ pflanzern, Fabrikanten und Häadlern, welche sämmtlich mit den erlassenen Bestimmungen vertraut sein müssen, von Nutzen sein. ,

Gewerbe und Handel

Der Bericht üder die Betriebsverwaltung der Magde⸗ burg⸗Halberstädter Eisenbahn konstatirt, daß im Jahre 1879 der Personenverkehr einen nicht unwesentlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahre erfahren hat. Die Zahl der Reisenden ist in sämmtlichen Wagenklassen eine geringere. Die Abnahme derselben beläuft sich im Ganzen auf 61 396 Personen = 1,0 %. Die Ge⸗ sammteinnahme aus dem Personenverkehr (einschließlich der Neben⸗ einnahmen) hat sich um 297 391 = 3,0 % vermindert Im Güterverkehr hat das Transportquantum eine Zunahme von 330 133 t = 7 %, und die spezifische Frequenz eine solche von 9 % erfahren. Die Einnahme für Eil⸗ und Frachtgüter, einset ließlich der Postgüter, ist um 488 669 und die aus dem gesammten Güter⸗ ꝛc. Verkehr um 536 500 = 2,4 % gestiegen. Diese Mehreinnahme deckt nicht nur den Ausfall beim Personeaverkehr, sondern ergiebt noch einen Ueberschuß von 239 109 gegen die Gesammtsumme der vor⸗ jährigen Verkehrseinnahmen. Die Betriebsausgaben betragen mit Einschluß der Aufwendungen für die Verzinsung und Amortisation der Prioritätsanleihen, sowie der Rücklagen zum Erneuerungsfond 27 190 984 oder 244 428 mehr als im Vorjahre. Der Betrieb der Uelzen⸗Langwedeler Bahn hat nach Ausweis des bezüglichen Rechnungsabschlusses einen Zuschuß von 185 850 erfordert, welcher letztere aus den Betriebserträgnissen des Magdeburg⸗Halber⸗ städter nternehmens gedeckt worden ist. Das Anlage⸗ kapital, welches aus den Betriebseinnahmen zu verzinsen war, beträgt zusammen 304 384 799 und ist aufgebracht durch Stamm⸗Aktien Litt. A. mit 30 600 000 ℳ, Stamm⸗Prioritäts⸗ Aktien Litt. B. mit 29 740 200 ℳ, Stamm,Prioritäts⸗Aktien Litt. C. mit 17 946 642 (der Rest von 12 053 358 hat für Neubauten vorläufig Verwendung gefunden), ein Hypotheken⸗Darlehn von der Herzoglich Anhaltischen Regierung 450 000 ℳ, Prioritäts⸗ Anleihen 225 647 957 Zur Verzinsung der Prioritäts⸗Anleihen sind zusammen 9 411 494 erforderlich gewesen. Nach der Be⸗ triebsrechnung für Magdeburg⸗Halberstadt beträgt der Ueberschuß der Einnahme über die Ausgabe 7 645 309 Hierzu tritt die Hälfte des Urberschusses für Vienenburg⸗Grauhof mit 16 190 ℳ, zusammen 7 661 499 ℳ; ferner kommen hinzu die aus dem Baufonds zuge⸗ schossenen Zinsen für die von dem Prioritäts⸗Stamm⸗Kapitale Litt. C. zu Neubauten vorschußweise entnommenen und benutzten Kapitalien mit 602 668 ℳ, macht in Summa 8 264 167 Davon sind zur Deckung des Defizits bei Uelzen⸗Langwedel 185 850 ℳ, bei Hannover⸗ Altenbeken 268 279 ℳ, verwendet und blieben somit noch 7 810 038 Hiervon sind der General⸗Staatskasse zur Verfuͤgung gestellt 2 941 037 ℳ, gemäß §. 5 des Vertrages vom 5. Juni 1879 an die Aktionäre vertheilt: für 30 600 000 Stammaktien Litt. A. à 6 % = 1 836 000 ℳ, für 43 800 000 Stammaktien Litt. B. à 3 ½ % = 1 533 000 ℳ, für 30 000 000 Stammaktien Litt. C. à 5 % = 1 500 000 Nach der Bllanz besitzt die Gesellschaft folgende Re⸗ servefonds: 1) den Reservefonds mit 3 174 000 inklusive 900 000 Magdeburg⸗Halberstädter 3 % Rentenpapiere; 2) den Bau⸗Reserve⸗ fonds mit einem Bestande per ult. 1879 von 1 653 582 ℳ; 3) den Extra⸗Reservefonds mit einem Bestande per ult. 1879 von 1 759 224 ℳ; 4) den Erneuerungefonds für die Magdeburg⸗Halberstädter Bahn⸗ strecken, welcher ult. 1879 einen Bestand von 6 582 325 hatte; 5) den Erneuerungsfones für den Oberbau der Uelzen⸗Langwedeler Bahn, welcher ult. 1879 einen Bestand von 387 557 hatte; 6) den Garantiefonds für Zuschüsse zur Verzinsung der 4 ½ %, Han⸗ nover⸗Altenbekener Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Obligationen III. Emission, welcher ult. 1879 einen Bestand von 877 746 hatte.

Ballen angeboten, 868 B. verkauft. Preise unverändert. Wasbington, 27. Juli. (Allg. Corr.) Amtlichen Ausweisen zufolge überstieg der Werth der Waarenausfuhr aus den Ver. Staaten im Monat Juni den der Einfuhr um 11 823 681 Doll. und die Edel⸗ metall⸗Einfuhr die Ausfuhr um 177 860 Doll. Sowohl die Waarenausfuhr wie die Einfuhr während des letzten Fiskaljahres waren die größten, welche die Geschichte des Landes kennt und über⸗ stiegen die des vergangenen Jahres um resp. 125 000 000 Doll. und 222 000 000 Doll. Der Gesammtwerth belief sich auf 1 5.3 679 489 Doll., d. i. 81 % höher als in 1860. Der Export an Edelmetallen war im letzten Fiskaljahr um 7 800 000 Doll. eringer als im Jahre vorher, und zum ersten Male seit 1861 überstieg der Import den Export. 8 8 Washington, 29. Juli. (W. T. B.) Der Schatzsekretär Sherman bat gestern für weitere 2 Millionen Dollars Obligationen angekauft und zwar 6 % von 1880 zum Course von 102,00 à 102,28, 6 % von 1881 zum Course von 104,29 à 104,25 und 5 % zum Course von 103,64 à 103,73. 7

Antwerpen, 29. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. 2144

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 29. Juli. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Urano“ ist heute Vormittag aus Konstantinopel hier einge⸗

troffen. New⸗York, 29. Juli. (W. T. B.) Der Hamburger Postd ampfer „Suevia“ wohlbehalten hier eingetroffen.

Berlin, 30. Juli 1880.

Preußische Klassenlotterie.

(Ohne Gewähr.) Bei der heute angefangenen Ziehung der 4. Klasse 162. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 30 000 auf Nr. 18 475. 1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 38 91. 3 Gewinne von 6000 auf Nr. 27 150. 58 428. 62 347. 33 Gewinne von 3000 auf Nr. 966. 3597. 11 645. 15 478. 17 235. 20 283. 22 980. 23 003. 24 821. 26 710. 28 388. 35 000. 35 310. 40 883. 41 911. 53 844. 54 264. 56 929. 62 149. 63 245. 64 146. 65 345. 71 435. 71 353. 72 637. 72 328. 74 025. 75 039. 75 588. 80 504. 83 752. 86 701. 87 973. 47 Gewinne von 1500 auf Nr. 5475. 6012. 10 512. 10 767. 11 298. 14 076. 20 461. 21 216. 25 674. 26 680. 28 183. 28 771. 32 364. 33 549. 37 140. 37 877. 38 595. 38 947. 38 963. 39 050. 39 829. 42 752. 43 313. 44 719. 44 768. 47 231. 57 008. 63 049. 64 187. 65 721. 76 883. 78 345. 82 145. 83 246. 84 105. 84 627. 86 114. 86 366. 89 882. 90 030. 69 Gewinne von 600 auf Nr. 2687. 3129. 3660. 4272. 4625. 4749. 8325. 9791. 10 855. 13 129. 13 167. 19 335. 21 025. 24 861. 25 510. 25 660. 26 157. 32 214. 34 035. 35 922. 36 144. 41 208. 41 385. 43 299. 43 747. 44 602. 44 910. 45 936. 46 061. 47 139. 49 280. 50 161. 53 883. 56 881. 57 687. 58 343. 58 555. 60 076. 60 603. 61 010. 61 154. 62 537. 66 295. 69 551. 73 014. 73 224. 74 379. 76 977. 77 193. 77 760. 78 068. 79 346. 79 805. 81 883. 81 904. 82 303. 83 312. 85 824. 87 224. 89 101.

Im September d. J. findet in Graz unter dem Pro tektorate Sr. Kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Carl Ludwi eine Landes⸗Ausstellung statt. Wiewohl dieselbe der Hauptsache nach nur inländische Erzeugnisse zum Gegenstande hat, so ist damit doch eine internationale Gruppe moderner kunstgewerblicher Erzeugnisse verbunden. .

Das Ausstellungs⸗Comitsé hofft in dieser Beziehung auf eine rege Betheiligung des Auslandes und namentlich auch auf eine Beschickung jener Gruppe mit Gegenständen derjenigen Kunstgewerbe, welche in Deutschland besonders entwickelt sind, oder nationale Hausindustrien bilden. Es ist hierbei nicht sowohl auf umfangreiche als vielmehr auf kleine, auserlesene und durch⸗ dachte Kollektiv⸗Ausstellungen abgesehen, welche geeignet sind, den heutigen Standpunkt des betreffenden Zweiges charakt ristisch zu veranschaulichen. Gegenstände, welche nur allgemei⸗ nen Kunstregeln folgen und jeder Eigenthümlichkeit entbehren oder sehr werthvoll sind, beziehungsweise viel Raum bean spruchen, würden außer Betracht zu lassen sein.

Als speziell erwünscht aus dem Bereiche der deutsche Kunstindustrie werden bezeichnet: Metallgefäße, Bronzen un Imitationen, Lampen, Eisenguß (Oefen, Baubestandtheile ꝛc.) Thon⸗Oefen, Majolica, Fayence, Steingut und Fließen, Por zellan, Glasmalerei, Möbel Cloläir Stöcke, Serpentin Industrie, Kinderspielzeug und nationale Hausindustrie.

Von Seiten des Comités ist man bereit, den Einsendern jede mögliche Erleichterung bei der Fracht, dem Ein⸗ und Aus⸗ packen, sowie der Aufstellung der Gegenstände zu gewähren.

Nähere Auskünfte und Programme sind in Berlin bei dem österreichisch⸗ungarischen General⸗Konsulate (Behrenstraße Nr. 43) zu erhalten.

8 8 Vaterländischer Frauen⸗Verein.

In Folge unseres Aufrufs vom 3. v. M. zum Besten der in der C“ durch Wolkenbrüche Beschädigten sind bei unserem Schatzmeister bis jetzt 53955 52 eingegangen. Indem wir für diese zabendunoen unsern aufrichtigen Dank sagen, bitten wir die zur Linderung der Nothstände, welche durch Unwetter im vergangenen Monat im Görlitzer und Laubaner und neuerdings auch im Hirschberger Kreise hervorgerufen sind, uns ferner zuge⸗ dachten Gaben unserm Schatzmeister Herrn Banquier von Krause hierselbst, Leipziger traße Nr. 45, gütigst zugehen zu lassen.

Berlin, den 28. Juli 1880. 1

Der Vorstand des Vaterländischen Frauen⸗Vereins. Charlotte Gräfin von Itzenplitz.

.“ ““ v“

Der Hotelbesitzer Adolf Mühling in Berlin hat im Jahre 1861 aus Veranlassung der glücklichen Errettung Sr. Majestät des Kaisers und Königs bei dem Attentat auf Allerhöchstdenselben am 14. Juli des genannten Jahres im Anschlusse an den Nationaldank für Veteranen eine Spezial⸗Stiftung zum Besten schulpflichtiger Kinder von Unteroffizieren der Armee mit der Bestimmung errichtet, daß die Revenüen alljährlich am 14. Juli zur Verwendung selaggen. Nach⸗ dem in den Jahren 1862 bis 1879 die Revenüen dieser Stiftung der Reihe nach in den Bezirken der preußischen Armee vertheilt worden sind, ist im Jahre 1880 die Summe von 250 an fleißige Kinder von Unteroffizieren aus dem Bereiche des VII. Armee⸗Corps zur Vertheilung gelangt 8

Paris, 28. Juli. Heute Nacht hat der Astronom Camille Flammarion mit seiner Frau, dem Geographen Dr. Thomas, dem Astronomen Fasss und den Luftschiffern Eugen Godard und Grommelin eine Luftreise angetreten, die, wenn irgend möglich, 36 Stunden währen soll. Der Ballon ist ganz aus chinesischer Seide verfertigt und hat einen Raum von 1500 cbm. Er verließ gestern Abend um 10 Uhr die Gasfabrik Villette und verschwand majestätisch amz Himmel in der Richtung nach Deutschland.].