—
Erxpropriationsverfahren vergütet werden,
perbleibenden,
Lichtentziehung oder eine theilweise Eigenthumsbeschränkung der dem Expropriaten verbleibenden Grundstückstheile dadurch,
Berichtigung. In dem unserer Bekanntmachung vom 1. Juli d. J., die 45. Prämienziehung des vormals Kurbhessischen Staats⸗Lotterie⸗ Anlehns vom Jahre 1845 betreffend, beigefügten Verzeichnisse Nr. II. der in den Vorjahren gezogenen Serien des obigen Anlehns, aus welchen Prämienscheine noch rückständig sind, muß es Serie 1445 statt Serie Nr. 1454 und Serie Nr. 5201 statt Serie Nr. 5200 als aus der 41. bezw. 44. Gewinnziehung rückständig beißen. Die angegebenen beiden Serien Nr. 1454 und 5200 sind über⸗ haupt noch nicht gezogen worden. Cassel, den 28. Juli 1880. Königliches Regierungs⸗
F.
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
8
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 20. Juli. Marth, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 55 und Vorstand des Festungsgefängnisses zu Wesel, in gleicher Eigenschaft zum Festungs⸗ gefängniß in Spandau, v. Rantzau, Rittm und Vorstand des Festungs⸗ gefängnisses zu Spandau, in gleicher Eigenschaft zum Festungsgefängniß in Wesel, versetzt. — 22. Juli. v. Alten, Major vom Großen Generalstabe, als Abtheil. Commandeur in das Feld⸗Art. Regt. Nr. 26, Abel, Hauptm. à la suite des Feld⸗Art. Regts. Nr. 2 und Lehrer an der vereinigten Art. und Ing. Schule, unter Entbindung von diesem Verhältniß und unter Ueberweisung zum Großen General⸗ stabe, in den Generalstab der Armee, versetzt. Ausfeld, Pr. Lt. von der 2. Ingen. Insp.,, zur Dienstleist. bei dem Inf. Regt. Nr. 66
kommandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 20. Juli. Gamradt, Pr. Lt. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 44, der Charakter als Hauptm. verliehen. — 22. Juli. Graf v. Klinckowstroem, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Res. des Kür. Regts. Nr. 3 der Charakter als Rittm. verliehen. Theu rich, Hauptm. a. D., zuletzt von der Landw. Fuß⸗Art. des Res. Landw. Regts. Nr. 38, die Erlaubniß zum Tragen der
Unif. der Offize. der Landw. Fuß⸗Art. des VI. Armee⸗Corps ertheilt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 31. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König haben, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Gastein, die Badekur in den letzten Tagen in gewohnter Weise fortgesetzt. An einer Ausfahrt wurden Se. Majestät gestern durch ein heftiges Gewitter verhindert.
Die Abreise Sr. Majestät ist auf den 9. k. M. festge⸗ setzt und wird über Aussee und Ischl erfolgen.
— Sr. Majestät Schiff „Prinz Adalbert“, an dessen Bord Sich Se. Königliche Hoheit der 1““ befindet, ist am 30. Juli glücklich in Simonstown (Südafrika) angekommen.
— Ob und inwieweit im Expropriationsverfahren in Preußen bei der Entschädigungsberechnung die späteren Anlagen auf der enteigneten Fläche mit zu berechnen seien, in Bezug auf diese Frage hat das Reichsgericht, III. Hülfs⸗ senat, in zwei am 26. Mai 1880 ergangenen Erkenntnissen folgende Sätze ausgesprochen: Alle Nachtheile zwar, welche dem Grundbesitzer durch die Enteignung entstehen und mit ihr in ursachlichem Zusammenhange stehen, müssen auf Grund der Enteignung ersetzt werden, nicht aber solche Nachtheile, welche ohne Rücksicht auf die Enteignung durch eine spätere Benutzungsart der expropriirten Stellen verursacht werden und als nachbarliche Beschwerden sich herausstellen. Nachtheile demnach, wenn sie auch später erst hervortreten, müssen im wenn sie aus der Thatsache der Enteignung hervorgehen, wie bei⸗ spielsweise, daß dem Grundbesitzer der Zugang fu dem ihm
hinter dem enteigneten Areal liegenden Sruagstlde heilen durch eine Bahnanlage auf dem expropriir⸗ ten Theil erschwert, oder daß ihm die Aussicht von seiner Hofesstätte nach denselben durch eine Dammanlage ent ogen wird. Dagegen bleiben solche Nachtheile, welche durch die Anlage erst später entstehen und in ihrer Art au entstanden sein würden, wenn die Enteignung lediglich Nachbarland be⸗ troffen hätte, wie z. B. eine Benachtheiligung durch Luft⸗ und
daß er mit Rücksicht auf die Feuergefährlichkeit der auf dem expropriirten Terrain zu errichtenden Anlage in einer bestimm⸗ ten Entfernung von derselben keine Baulichkeiten aufführen kann, — von der Berücksichtigung bei der Bemessung des außerordentlichen Werthes ausgeschlossen, und der nach dieser Richtung hin benachtheiligte Expropriat hat in einem beson⸗ deren Verfahren auf Grund der einschlägigen allgemeinen Ge⸗ setzgebung seine Schadensersatzansprüche sgeltend zu machen.
Bayern. München, 29. Juli. (Allg. Ztg.). Das Staats⸗Ministerium des Königlichen Hauses und des Aeußern erläßt im „Gesetz⸗ und Verordnungsblatt“ eine die Einfüh⸗
ung des Betriebsreglements für die Srsaazen Deutschlands in Baäyern betreffende Bekanntmachung, durch welche an dem unterm 17. Juni 1874 veröffentlichten Eisenbahn⸗Betriebsreglement eine Reihe Aenderungen vorge⸗ nommen werden. Die neuen Bestimmungen werden mit dem 1. August d. J. in Kraft treten und finden 6 Sendungen der Militärverwaltung insoweit Anwendung, als sie gegenüber den dafür bestehenden besonderen Vorschriften erleichternde Transportbedingungen enthalten.
Die Vertagung des Landtags wird, wie nun be⸗ stimmt verlautet, am nächsten Montag erfolgen. Der Wahl⸗ gesetzausschuß der Kammer der Abgeordneten tritt morgen nach der Plenarsitzung zusammen, um das Protokoll über die letzte Berathung festzustellen. — In der am 28. Juli ab⸗ gehaltenen Sitzung des zweiten Ausschusses der Kam⸗ mer der Reichsräthe erstattete der Referent Freiherr von Pranckh mündlichen Bericht über den Hauptetat der Militärverwaltung des Königreichs Bayern für 1880/81 und beantragte, allen Beschlüssen der Kammer der Abgeord⸗ neten die Zustimmung ertheilen zu wollen. Der Ausschuß trat einstimmig dem Antrage des Referenten bei. Auf den
trage dem durch die Kammer der Abgeordneten unverändert angenommenen Gesetzentwurf zustimmen zu wollen, was ein⸗ stimmig erfolgte.
Württemberg. Stuttgart, 28. Juli. Der „Schwäb. M.“ meldet in einem Extrablatt: „Unserem Erlauchten Königs⸗ hause wie dem ganzen württemberger Lande ist heute 5 Freude zu Theil geworden. Nach soeben eingetroffenem Tele⸗ gramm ist auf dem Lustschloß Marienwahl bei Ludwigsburg
hre Königliche Hoheit die Gemahlin des Prinzen Wilhelm,
rinzessin Marie, von einem Prinzen glüecklich entbunden worden. n Ludwigsburg begann aus Freude über die Geburt des Prinzen und das Wohlbefinden der Prinzessin sofort allgemeine Beflaggung der öffentlichen und Privatgebäude.“)
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. Juli. Der Statt⸗ halter von Galizien, Graf Potocki, ist gestern aus Lemberg hier eingetroffen, um an den Berathungen zur Feststellung des U; für die Kaiserreise nach Galizien theilzu⸗ nehmen.
Olmütz, 29. Juli. Die Festungsmanöver in Olmütz, welchen Se. Majestät der Kaiser beiwohnt, finden, nach einer Mittheilung des „Mährischen Tagblatt“, in den letzten August feee statt. Se. Majestät würde am 29. August nach Olmütz ommen.
Krakau, 29. Juli. Nach einem Wiener Telegramme des „Czas“ wird der Kaiser am 1. September in Krakau an⸗ ommen ohne Beöße steng irgend eines Ministers. General⸗ Adjutant Baron Mondel ist bevollmächtigt, mit dem Statt⸗
gültig festzustellen, weshalb Graf Potocki nicht nach Ischl gehen dürfte. Pest, 29. Juli. Im Finanz⸗Ministerium wird jetzt, wie die „Bud. Corr.“ erfährt, mit Rücksicht darauf, daß das Forst⸗ wesen aus dem Finanz⸗Ministerium ausgeschieden wird, eine ganz neue Organisation der Montan⸗Sektion, respektive eine Neuorganisirung der Verwaltung der Bergwerke und des Münzamtes durchgeführt.
Großbritannien und Irland. London, 29. Juli. (Allg. Corr.) Die Katastrophe, welche die britischen Waffen neuerdings in Afghanistan betroffen, hat in ganz England die größte Bestürzung und Aufregung verursacht, um so mehr, als man durch die vor einigen Tagen erfolgte Einsetzung und Anerkennung des neuen Emirs Abdurrahman Khan den afghanischen Zwischenfall als gänzlich beendigt ansah. Die erste Mittheilung über das Waffenunglück wurde dem Hause der Gemeinen vom Minister für Indien, Marquis von Har⸗ tington, in der gestrigen Nachmittagssitzung gemacht. Der Minister sagte:
Ich bedauere, mittheilen zu müssen, daß ich heute Morgen Nach⸗ richten sehr ernster Art aus Indien empfangen habe. Ich erhielt heute früh folgendes Telegramm von dem Gouverneur von Bombay:
„Primrose telegraphirt heute aus Kandahar: Furchtbare Kata⸗ strophe. Die Streitmacht des Generals Burrows ist vernichtet. Wir ziehen uns in die Citadelle (von Kandahar) zurück. General Phayre wurde auf telegraphischem Wege angewiesen, mit allen Truppen, die er aufbringen könne, nach Kandahar zu marschiren. Truppen werden in Chuman zusammengezogen. Hier endet die Depesche. Ich habe nach Simla telegraphirt, eine weitere Brigade zu entsenden, wenn dies nothwendig sein sollte.“ 8 Kurz vor der Aufhebung der Sitzung machte der Minister für Indien weitere Mittheilungen über die Vorfälle bei Kan⸗ dahar. Er sagte:
„Soweit ich im Stande gewesen, es zu ermitteln, — obwohl meine Information nicht sehr genau ist, — war die Brigade unter dem Befehle des Generals Burrows 000 bis 30 0 Mann stark und umfaßte u. A. ein britisches Infanterie⸗Regiment und eine Batterie reitender Artillerie. Ich bin außer Stande gegenwärtig zu sagen, wie stark die Streitmacht unter General Primrose in Kan⸗ dahar ist, aber, geschwächt wie sie ist durch das Detachement unter dem Kommando von General Burrows, dürfte sie nicht stärker als 1700 bis 2000 Mann sein. Zu der Zeit, wo die Streitkraft der Generals Burrows angegriffen wurde, waren Befehle ertheilt worden, die Garnison in Kandahar durch Truppen unter Genera. Phayre zu verstärken. Wenn diese Vereinigung bewerkstelligt ist, zersfe die Streitmacht die von mir angegebene Stärke wahrscheinlich ersteigen. Ich habe heute Nachmittag zwei weitere Telegramme em⸗ pfangen. Eines vom Vizekönig lautet wie folgt: „General Bur⸗ rows ist von Ayub Khan eine ernste Niederlage beigebracht worden. Er hat seine Kantonnements verlassen und sich in die Citadelle zurück⸗ gezogen. Wir schieben Verstärkungen vor, von denen etliche schon unterwegs sind, und wir schicken ansehnliche weitere Verstärkungen von Indien ab. Es durfte nothwendig sein, die Entsendung von Truppen aus England, die für die diesjährigen Ersatzregimenter b⸗ stimmt sind, zu antizipiren.“ Ich besitze auch ein weiteres Telegramm von dem Gouverneur von Bombay in Erwiderung auf eine Anfrage der indischen Regte⸗ rung, welche Verstärkungen seine Regierung in dem gegenwärtig n Nothfalle zu liefern im Stande sein würde. Er sagt, er würde e⸗ übernehmen, drei Batterien Artillerie, ein britisches Kavallerie⸗Regi⸗ ment, ein halbes Regiment eingeborener Reiterei, 2 Regimenter euro⸗ päischer Infanterie und 6 eingeborene Infanterie⸗Regimenter zu liefern. General Phayre telegraphirt: „Trümmer von der Streitkraft Burrows langen in Kandahar an. Einzelnheiten fehlen noch, aber Ayub Khans Streitmacht war stärker als man glaubte, und bestand aus 12000 Mann und 36 gut bedienten Kanonen. Phayre hat sich mit Prim⸗ rose verständigt. Die Drähte sind jetzt zerschnitten. General Phayr⸗ Obeest Sandeman beabsichtigen, sich im Bolan⸗Passe zu kon⸗ zentriren.“ Die aufgeriebene Brigade unter General Burrows war aus folgenden Truppentheilen zusammengesetzt: zwei Bat⸗ terien reitende Artillerie, das 3. Bombayer Kavallerie⸗Regi⸗ ment, das 3. Scinde⸗Regiment, zwei Compagnien Sappeurs, 6 Compagnien des 66. Infanterie⸗Regiments (14 Offiziere und 470 Mann zählend), das 1. und 30. eingeborene Infanterie⸗ Regiment. Die Gesammtstärke der Brigade wird auf ca. 2700 Mann geschätzt. „Das Reutersche Bureau veröffentlicht über die vensn Seech des Generals Burrows aus Simla fol⸗ gende Depeschen vom 28. ds.: „General Burrows hat schwere Verluste erlitten, und seine Streit⸗ macht wurde zersprengt, zur Flucht gezwungen und von dem Feinde auf drei Meilen verfolgt. ie zieht sich nun in Trümmern nach Kandahar zurück. Zwei. Kanonen gingen verloren. General Phayre hat Befehle erhalten, seine Streitmacht zu konzentriren und zur Unterstützung des Generals Primrose unverzüg⸗ lich nach Kandahar vorzurücken. Seine Kommunikationslinie mit Indien wird durch die Truppen aus Bombay und Bengalen, denen Befehle zugegangen sind, ohne Verzug abzumarschiren, gestärkt werden.
Gesetzentwurf, betreffend den Hauptetat der Militärverwal⸗ ung des Königreichs Bayern fuͤr 1880/81, übergehend, bean⸗
Dem „Standard“ wird unterm 28. d. M. aus Bom⸗
tragte auch hier der Referent nach mündlich erstattetem Vor⸗
halter Grafen Potocki das Programm der Kaiserreise end⸗
8 Die Nachrichten aus Kandahar haben in ganz Indien ungeheueres Aufsehen — um nicht Bestürzung zu sagen — erregt, und erscheint der Schlag um so schwerer, als er durchaus unerwartet gekommen ist. Man hatte so ganz und gar nicht daran gezweifelt, daß General Burrows Truppen, welche aus drei Infanterie⸗ und eben⸗ soviel Kavallerie⸗Regimentern bestanden, vollständig im Stande sein würden, Ayub Khans 12 000 Mann irregulärer Truppen in der Kandahar⸗Ebene die „Spitze zu bieten, daß man auch nicht den Schatten einer Befürchtung für dieselben hegte. Das kurze Telegramm, welches ihre erdrückende Niederlage oder, wie es heißt, Vernichtung meldete, hat ganz Indien erschüttert. Der Vize⸗König berief sofort nach Empfang der Unglücksbotschaft einen Conseil und obgleich einige Hoffnung vorhanden ist, daß unsere Verluste übertrieben worden waren, so enthalten die späteren kurzen Telegramme nichts, was die Hoffnung ermuthigen könnte, daß ein beträchtlicher Theil, wenigstens der Infanterie entkommen sei. Der Conseil⸗ telegraphirte sofort an den hiesigen Gouverneur um eine Liste der verfügbaren Truppen, und ist es in der That ein glück⸗ licher Zufall, daß vor einer Woche auf die Nachricht der Desertion der Infanterie des Vali hin eine ansehnliche Truppenmacht vor⸗ geschoben worden ist. Die größten Befürchtungen werden für den
Augenblick für die Sicherheit Kandahars gehegt. Der Verlust dieser Stadt würde ein schwerer Schlag für uns und ein schreckliches Unglück für die Einwohner der Stadt sein, da sie sicherlich als Strafe für den freundlichen Empfang unserer Truppen von deren Ayubs geplündert werden würde, falls er in ihren Besitz gelangte. Aus Kabul vernimmt man, daß bezüglich der Angelegen⸗ heiten in Ghazni bereits Verwickelungen vorliegen und keine Zweifel darüber obwalten, daß die Nachricht von der Niederlage einen großen
Einfluß auf die Lage in Kabul ausüben muß. Man hält es für sicher, daß die Haltung Ayubs den bislang gehegten Entschluß, Abdur⸗ rahman sich selber zu überlassen und ihm nur eine Geldbewilligung zu gewähren, modifizirt und die Räumung verzögert werden wird. Den Militärs erscheint die ganze Angelegenheit bislang unerklärlich. General Burrow hatte vor zwei Tagen gemeldet, daß er sein Lager in eine defensive Stellung bringen werde, und es widerspricht allen Schätzungen der Widerstandskraft britischr Truppen, daß drei veuimenter britischer Infanterie durch eine Anzahl afghanischer Ir⸗
reagul⸗., 4 8 B b*,5, cer aus einer selbst gewählten und ohne Zweifel mit Sturm⸗ gräben umgebenen Stellung vertrieben werden konnten. Außer der Infanterie besaß General Burrow drei Regimenter Kavallerie, nebst den 1500 Mann Reiterei des Bali, welche bei der Meuterei der Infanterie desselben ihm Treue bewahrten. Die unter Ayub stehenden Truppen werden einschließlich der Ghazi⸗Bauern auf 12. bis 13 000 Mann geschätzt. Dieselben besaßen 36 Kanonen gegen unsere sechs. Vom Vali, welcher den letzten Berichten zufolge im britischen Lager sich befunden hatte, fehlt es ganz an Nachrichten. Zahlreiche Versprengte waren in Kandahar eingetroffen, wie die letzten Telegramme der unterdessen zerstörten Linie meldeten; eins dieser Telegramme meldet, daß ein Rest der Truppen entkommen ist. Die Thatsache, daß der Verlust von zwei Kanonen besonders gemeldet wurde, berechtigt zu der Hoffnung, daß die anderen vier Kanonen und ein Theil der Truppen wenigstens im Stande waren, sich vom Schlachtfelde zurückzuziehen.
Ddie Telegraphenlinie ist zerstört worden, und dürfen wir uns auf die Nachricht gefaßt machen, daß das ganze Land von Kandahar bi Pischin gegen uns im Aufstande ist.
Die in Kandahar liegenden Truppen werden auf zweitausend Mann mit zwei Batterien Artillerie geschätzt. General Phayre mi Verstärkungen sollte nahe zur Hand sein. Die bereits von Scinde abberufenen Truppen wurden heute telegraphisch beordert, möglichst rasch vorzurücken. Man glaubt, daß in Madras neue Truppen ge worben werden dürften. Einstimmig herrscht die Ansicht, daß e absolut nothwendig sei, die unseren Waffen beigebrachte Scharte voll ständig auszuwetzen.
Den letzten Nachrichten zufolge befindet sich General Burrow
nebst Mannschaften, die zu ihm gestoßen waren, in Hyderabad am östlichen Ufer. General Burrow, welcher zu jener Zeit einen nächt lichen Angriff der Truppen Ayubs befürchtete und seine Stellung befestigen wollte, verle te sein Lager und brachte seine Vorräthe Verwundeten und Bagagethiere in einem Stacket unter. Die Nach⸗ richt von dem Unfall, welcher die Truppen des Generals Burrom betroffen, wurde sofort auf telegraphischem Wege der Königin ge⸗ meldet und den „Horse Guards“ und der Admiralität mitgetheilt. „— Der „Times“ wird aus der Kapstadt vom 28. ds berichtet: Der Agent des Gouverneurs meldete durch den gestern einge troffenen Eilboten, daß die Angeleger heiten ein besseres Ansehen angenommen. Letsea, der bedeutendste Häuptling, hat die Botschaft geschickt, daß sein Volk ihn nunmehr unterstütze und er die nöthige Anzahl Leute gesammelt habe, um das dem loyalen Volk abgenom⸗ mene Vieh wieder zu erbeuten. Oberst Griffiths hofft, daß die Re⸗ bellion sich auf Masupha beschränken wird, der Thaba und Bosigo befestigt sind. Mr. Barkly in Mafeteng hat die nöthigen Ver⸗ theidigungsvorkehrungen gegen Lerothodi getroffen und die Ein “ mehrerer loyaler Dörfer mit ihren Vorräthen um sich ge⸗ aart.
— 30. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses verlas Lord Hartington ein von heute datirtes Telegramm des Majors Sandeman. Der⸗ selbe zeigt an, daß er behufs Einziehung von Informationen Boten nach Kandahar gesandt habe, daß deren Rückkehr von dort aber erst in etwa zehn Tagen zu erwarten sei. Mel Abdulrahman (2) und Dubrai (7) hätten sich von ihrem Posten nach Chaman hin zurückgezogen und seien in Catai angekommen. Es gehe das Gerücht von einem bei Catai stattgehabten Gefecht; der Posten sei aber an sich stark genug und überdies seien heute von Chaman aus Unterstützungen dahin abgegangen. Der Angriff auf General Burrows Truppen sei ein sehr heftiger gewesen und der Ver⸗ lust auf beiden Seiten ein bedeutender. Es verlaute von An⸗ sammlungen der Kakais⸗ und Atchak ais⸗Stämme, die in Quetta und Pischin stehenden Truppen aüss aber stark genug, dieselben niederzuhalten. Lord Hartington fügte der Mel⸗ dung Sandemans hinzu: General Phayre sei noch nicht in der Lage, den Vormarsch zum Entsatze Kandahars antreten zu können. Ueber den Eindruck, den die Vorgänge bei Kanda⸗ har in Kabul gemacht hätten, liege keine Nachricht vor; das
elegramme sei überhaupt nicht alarmirender Natur. Er glaube, daß die in Kabul und auf den nach Kabul führenden Ver⸗ bindungslinien vorhandenen englischen Streitkräfte allen Even⸗ tualitäten gewachsen seien. zweite Lesung der Jagdbill ohne besondere Abstimmung.
„Im Oberhause wurde heute die irische Nothstands⸗ bill in dritter Lesung ohne besondere Abstimmung an⸗ genommen.
Die für Indien bestimmten Truppenverstärkungen betragen 5478 Mann und sind auf vier verschiedene Trans⸗ porte vertheilt. Der erste Transport soll am 3. k. M., der letzte am 12. k. M. England verlassen.
Bei der heutigen Neuwahl zum Parlament in Scarborough wurde der Präsident des Gemeinde⸗Verwal⸗ tungs⸗Kollegiums, Dodson, mit einer Majorität von 222
fort und genehmigte dieselbe
bay gemeldet:
Stimmen gewählt.
am Helmund und Ayub Khan mit 4000 Reitern und 4000 Ghazis
Fehlen von diesbezüglichen Nachrichten könne eher als ein beruhi⸗ ender Umstand angesehen werden; der Inhalt der eingegangenen
— Das Haus setzte hierauf die
— 31. Juli. (W. T. B.) Bei der gestrigen Neuwahl um Parlament in Wigtown wurde Sir John Hay (konservativ) mit geringer Majorität gewählt.
Frankreich. Paris, 29. Juli. (Fr. Corr.) Der Seepräfekt von Cherbourg, Vize⸗Admiral Ribourt, ist hier eingetroffen und hat mit dem Marine⸗Minister eine Unter⸗
redung gehabt.
Italien. Rom, 30. Juli. (W. T. B.) Der „Osser⸗ vatore Romano“ veröffentlicht ein Circular des Staats⸗ sekreäärs Kardinals Nina, vom 25. d., an die Vertreter des Vatikans als Antwort auf das Rundschreiben des bel⸗ gischen Ministers des Auswärtigen, Frére⸗Orban, an die Vertreter Belgiens. In diesem Circular werden die Behaup⸗ tungen Frére⸗Orbans widerlegt und darauf hingewiesen, daß der Abbruch der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Bel⸗ gien bereits seit Eintritt Frére⸗Orbans in das Kabinet einen Theil seines Programms gebildet habe, und daß Frère⸗Orban nur einen Vorwand abgewartet habe, dasselbe auszuführen.
Griechenland. Korfu, 29. Juli. (Pest. L.) Der hiesige französische Generalkonsul hat den Gouverneur davon verständigt, daß das unter Kommando des Vize⸗Admirals Rizbuet im Pyräus ankernde französische Levante⸗ Geschwader in der nächsten Woche hierherkommen dürfte.
Türkei. Konstantinopel, 29. Juli. Das „Reutersche Bureau“ meldet von hier: Der englische Gesandte Göschen habe in einer Audienz beim Sultan am 27. d. die grie⸗ chische Grenzfrage zur Sprache gebracht, der Sultan habe geantwortet, als konstitutioneller Souverän müsse er die Sorge um die Regelung dieser Frage der Pforte überlassen.
— 29. Juli. Meldung der „Presse“: Die Munitions⸗ sendungen nach Prevesa dauern fort. Es wird versichert, Derwisch Pascha erhielt vor seiner Abreise nach Salonichi militärische Instruktionen, welche die albanesischen Aspirationen und eine eventuelle Aktion kaum hemmen dürften.
— (W. Pr.) Der Medschidie, der bisher nur bei Zollzahlungen mit 20, sonst aber an öffentlichen Kassen mit 10 Piastern angenommen wurde, wird von nun an überall zu dem Vollwerthe von 20 Piastern angenommen.
G Fuli. Hur itnation imn Ober⸗ Albanien schreibt man der „Pol. Corr.“ von hier:
Gestern versammelte der General⸗Gouverneur Izzet Pascha sämmtli he Mitglieder des hiesigen Ligacomité im Konak, um sie zu veranlassen, den übermorgen hier erwareten Pfortenkommissären Mustapha Pascha und Latif Efendi einen freundlichen Empfang zu bereiten. Der Vali betonte eindringlich, daß der Kaiserlichen Regie⸗ rung der Gedanke ferner denn je liege, den Albanesen Gewalt an⸗ thun zu wollen, daß die Delegirten der Pforte daher durchaus nicht die Mission haben, dem loyalen Bestreben des alba⸗ nesischen Volkes entgegenzutreten, ihrem angestammten Herrscher gegenüber in Treue und Ergebenheit zu verharren. Mustapha Pascha und Latif Efendi hätten vielmehr die Aufgabe, die Wünsche der Al⸗ banesen gründlich kennen zu lernen und einen für Regierung und Volk heilsamen Gedankenaustausch zu veranlassen. Man könne daher vertrauensvoll diesen Kommissären entgegenkommen. Die Comits⸗ mitglieder gingen auf die Intentionen des Vali ein und versprachen,
leich nach Eintreffen der Herren aus Stambul densel⸗ ihre Aufwartung zu machen. Auch zeigten sich die Chefs der nordalbanesischen Liga bereit, auf die Bevölke⸗ rung beschwichtigend einzuwirken und diese von jeder feind⸗ seligen Demonstration gegen die Kommissäre abzuhalten. Wenn diese in der That mit keinem anderen Auftrage betraut sind, als Fühlung mit den Notabeln zu gewinnen und den Albanesen Muth zuzusprechen, so dürften sie unangefochten hier verbleiben können. Sobald es sich aber darum handeln sollte, den Widerstand der alba⸗ nesischen Führer gegen die Durchführung der April⸗Konvention zu brechen oder auch nur zu mildera, so werden Mustapha Pascha und Latif Efendi ganz gewiß unverrichteter Dinge zurückkehren. Man darf nicht außer Acht lassen, daß im Lager bei Tusi Hodo Bey und dessen fanatischer Adlatus Kolas Aga („Der Schrecken der Feinde genannt), die einzigen gebietenden Herren sind, und diesen fällt es nicht ein, das von ihren zahlreichen Schaaren okkupirte Terrain aufzugeben. Hodo Bey ließ erst gestern hierher eröffnen, daß er, von den Hotti, Grudi und Clementi bestürm’, nunmehr einer Aktion nicht ausweichen könne und die Montenegriner bei Fun⸗ dina angreifen werde. Man kann daher täglich auf ernste Vorfälle auf der Ebene zwischen Tusi und Podgoritza gefaßt sein. Diese Kampfeslust theilen auch sämmtliche Miriditenstämme.
— 28. Juli. (Pest. L.) Die Liga schiebt alle neu ankom menden Truppen gegen Dulcigno vor. Der „Iskenseriah“ landete in Dulcigno vier Batterien ruppscher Positionsgeschütze, welche für die Liga⸗Armee bestimmt sind. In der Sitzung des Central⸗Ausschusses der Liga erklärten die Kommissäre der Pforte Mustafa Pascha und Abdul Latif Efendi, daß das Verhalten der Albanesen den vollsten Beifall des Sultans habe und daß die Pforte freiwillig kein Gebiet abtreten werde. Dieselben kündigten an, daß die Pforte auf vier Dampfern Hülfstruppen und Munition nach Durazzo
und Dulcigno senden werde. (W. Pr.) In den
Serbien. Belgrad, 29. Juli. b 1 de ersten Tagen des August wird Fürst Milan mit der Fürstin Natalie nach Wien kommen. Die Fürstin begiebt sich von hier nach Franzensbad, um die dortigen Bäder zu gebrauchen. Der Fürst reist nach Ischl, um dort die in Ems wegen Er⸗ krankung der Fürstin unterbrochene Kur fortzusetzen. — Die am 23. d. an sämmtliche Natschalniks ergangenen Ordres be⸗ hufs sofortiger Konskription der im Lande befindlichen I ist in voller Ausführung begriffen und muß die
onskription noch im Laufe der nächsten Woche beendet sein. Das Verfügungsrecht der Eigenthümer über ihre Fuhrwerke wurde für den Fall des Eintretens bestimmt vorgezeichneter Eventualitäten beschränkt. .
— Ueber die Mobilisirungsnachrichten die von hier verbreitet worden, erfährt das „N. Wr. T.“ Folgendes: Der serbische Ministerrath hat die Mobilisirung und Aufstellung von vier Brigaden, das ist 7200 Mann, beschlossen. Von einer Mobilisirung der ganzen serbischen Armee ist nicht die Rede. Die serbische Regierung begründet die von ihr verfügte Maßregel vor Allem mit der Gährung in Ostrumelien und Bulgarten und will der Gefahr entgegentreten, welche aus der Entfaltung des Nationalitätsprinzips in Bulgarien für sie entstünde. Weiter hält Serbien auch die Lage in Albanien für bedrohlich und befürchtet, daß die Erhebung der Albanesen auch die in Serbien lebenden Albanesen, wie schon so oft, zum Ueber⸗ tritt nach Albanien und zu Ruhestörungen anregen könnte. Diesen Besorgnissen Rechnung tragend, stellt die serbische Re⸗ gierung zwei Brigaden an der bulgarischen und zwei an der albanestschen Grenze auf. .. Die angeordnete partielle Mobilisirung, wenn Serbien sich einmal zu einer Truppen⸗ Aufstellung entschlossen hat, mußte schon deshalb erfolgen, weil Serbiens Wehrmacht nach dem Milizsystem organisirt ist
und nur sehr wenige Truppen unter den Waffen stehen.
— (Pest. L.) Meldung der „Presse“: Als Grund des Stockens der österreichisch⸗ungarisch⸗serbischen Ver⸗ handlungen wird die Weigerung der serbischen Delegirten bezeichnet, den österreichischrungarischen Standpunkt anzuer⸗ kennen, wonach der austro⸗türkische Handelsvertrag von 1862 die Basis der Verhandlungen bilden soll.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. Zuli. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Tseng⸗Keetzee, Marquis von Y⸗yong, ist heute Abend 6 Uhr hier eingetroffen.
— 31. Juli. (W. T. B.) Ein amtliches Tele⸗ gramm aus Bami, vom 30. d. M., meldet: General Skobeleff unternahm am 13. d. M. eine Rekognoszirung in der Richtung nach Geok⸗Tepe. Nach der am 17. d. M. erfolgten Besetzung Egianys und Batir Kalas unternahm Skeobeleff eine weitere Rekognoszirung nach der Gruppe der Aule von Dengil und Geok⸗Tepe, wobei die russischen Truppen auf bedeutende Massen feindlicher Kavallerie stießen. Sie drangen jedoch bis zu den äußeren Mauern der befestigten Aule vor, bewirkten eine Aufnahme des Terrains und kehrten am 22. d. M., nachdem sie einen Angriff der Tekinzen zurückgewiesen hatten, nach Bami zurück. Russischerseits betrug der Gesammtverlust im Laufe von neun Tagen 3 Todte und 8 Verwundete. Unterwegs hatten die russi⸗ schen Truppen dem Feinde außerdem großen Schaden durch Vernichtung der Saat und der Vorräthe beigebracht. Die in Geok⸗Tepe konzentrirten 10 000 Tekinzen, mit denen sich gegen 700 in Merv stehende Truppen vereinigten, fangen bereits an, Mangel an Vorrath zu empfinden. Das Befinden der russi⸗ schen Truppen ist ausgezeichnet.
Statistische Nachrichten.
An der Gesammtindustrie Deutschlands betheiligt sich die württembergische Industrie, für welche der Kopfantheil nach der Zahl der Ortsanwesenden 4,4 % ausmacht, nach dem Jahres⸗ bericht der Handels⸗ und Gewerbekammer zu Stuttgart für 1879, am hervorragendsten durch die Fabrikation von Korsetten und Krino⸗ linen, welche 66 % der im Deutschen Reich überhaupt in dieser Branche thätigen Gewerbetreibenden umfaßt. Darauf folgen mit 15 % Käsereien, Kakao⸗ und Chokoladefabriken, Nudelfabeiken; die G von Schußwaffen, edlen Metallen, mathematischen In⸗ trumenten, Kaffeesurrogaten, Köhlereien und Stearinfabriken mit je 10 — 12 %, Brauereien, Glaserei, Buch⸗, Kunst⸗ und Mustkalien⸗ handel, Leinewebereien, Instrumenten⸗, Steinwaaren⸗, Essig⸗ und Blechwaarenfabrikation mit je 8 —9 %. 1
Die Baumwollspinnerei beschäftigt in Württemberg 6 %, die Flachsspinnerei 5 %, die Baumwollweberei und Maschinenfabrikation je 4 %, die Zuckerfabrikation nur 2,8 % der in diesen Branchen in Deutschland überhaupt thätigen Personen. Je weitere 7 % sind Gerber, Seiler, Metzger, Bäcker und Konditoren, je 5 bezw. 6 % Uhrmacher, Verfertiger chirurgischer Instrumente, Wirthe, Kupfer⸗ oder Hufschmiede, Holzschneider und Schriftgießer, Papierfabrikanten, Buochdruckereien, Besitzer photographischer Anstalten.
Was den Antheil an der Gesammtbevölkerung des Königreichs, sowie die relative Bedeutung betrifft, welche hiernach innerhalb der Landesindustrie jeder Gruppe zukommt, so beschäftigen die Gewerbe in Württemberg rund 288 000 Personen oder 15 % der Beyvölkerung, davon entfallen 50 000 oder 15 % auf die Gruppe der Bekleidung und Reinigung, 13 % oder 40 000) auf die Gruppe der Textilindustrie, 9 % oder 26 000 auf die Holzindustrie, je 7 % oder je 22 000 auf das Handelsgewerbe und die Metallverarbeitung, 6 % oder 17 000 auf die Gruppe der Maschinen und Instrumente, 3 % oder 10 000 auf die für Papier und Leder, 1 % oder 2700 auf die polygraphischen Gewerbe, 0,6 % oder 1500 auf die chemische Industrie.
— Von den Beiträgen zur Statistik Mecklenburgs, vom Großherzoglichen statistischen Bureau zu Schwerin, sind das 3. und 4. Hest des 9 Bandes erschienen (In Kommission der Stiller⸗ schen Hofbuchhandlung in Schwerin, 1880). Das Doppelheft enthält zunächst die Statistik der Forst⸗ und Jagdfrevel in Mecklen⸗ burg⸗Schwerin von 1852 bis 1876. In diesen 25 jährigen Zeitraum fallen die verschiedenen Forstschutzgesetzperioden: das Forst⸗ schutzgesez vm 1. März 1842, das revidirte Forstschutzgesetz vom 21. März 1857 und das in Veranlassung des Straf⸗ gesetzbuchs erlassene Forstfrevelgesetz von 1871. In der ersten Periode 1852 — 57 kamen in den Großherzoglichen Forst⸗Inspektionen 13 270 Frevel, in den Städten 1977 zur Anzeige, in der II. (1858 — 71) 7447 bzw. 1148, in der III. (1871 — 76) 5139 bzw. 821, ein Verhältniß wie 100: 56: 39 bzw. 100: 58: 42. Von den Freveln waren Holzfrevel: I. 9309 bzw. 1585, II. 3855 bzw. 732, III. 4565 bzw. 741 (100: 41: 49 bzw. 100: 46:47); Weide⸗, Gras⸗ und Streuwaldfrevel I. 3672 bzw. 257, II. 3231 bzw. 360, III. 217 bzw. 29 (100: 88:6 bzw. 100: 140: 11); Uebertretungsfrevel I. 270 bzw. 133, II. 332 bzw. 54, III. 329 bzw. 45 (100: 123: 122 bzw. 100: 41: 34); Wild⸗ und Jagdf.evel I. 19 bzw. 2, II 29 bzw. 2, III. 28 bzw. 2 (100: 153:147 bzw. 100:100: 100), Der Schadenswerth betrug I. 9965,82 ℳ bzw. 1937,10 ℳ, II. 5360,22 ℳ bzw. 770,98 ℳ, III. 3848,65 ℳ bzw. 546,11 ℳ Von den Angeschuldigten wurden freigesprochen I. 568 bzw. 144, II. 292 bzw. 51, III. 321 bzw. 30, verurtheilt I. 12 889 bzw. 1810, II. 7025 bzw. 1111, III. 4695 bzw. 765, zu I. 15 465,43 bzw. 2700,87 ℳ Geld, 126 602 bzw. 21 570 Stunden Gefängniß, 3 Stunden Arbeit und in 24 bzw. 45 Fällen zu körper⸗ licher Züchtigung; II. 16 060,43 bzw. 2 417,86 ℳ Geld, 76 871 bzw. 12 783 Stunden Gefängniß. 1066 bzw. 139 Stunden Arbeit und in 16 bzw. 7 Fällen zu körperlicher Züchtigung; III. 11 199,65 bzw. 1646,12 ℳ Geld, 40 166 bzw. 7007 Stunden Gefängniß, 112 Stun⸗ den Arbeit. — Ferner enthält das Heft die Ergebnisse der Er⸗ mittelung der landwirthschaftlichen Bodenbenutzung und der Ernteerträge im Großherzogthum Mecklen⸗ burg⸗Schwerin im Jahre 1878. Es wurden im Sommer 1878 ermittelt: Acker und Gartenländereien 759 303,7 ha, davon mit Getreide und Hülsenfrüchten bestellt 418 728,3 ha (41 729,8 ha Winter⸗, 1690,9 ha Sommerweizen; 155 060,5 ha Winter-, 9600,8 Sommerroggen 17 877,5 ha Gerste, 114 133,2 ha Hafer, 24 558,6 ha rbsen, 29 563,7 ha Mischfrucht r. s. w.); 40 793,4 ha Hackfrüchte (37 176,8 ha Kartoffeln, 1112,3 ha Zuckerrüben); 14 219,7 ha Handelsgewächse (10 948,4 ha Raps und Rübsen, 3037,7 ha Flachs u. s. w.); 91 695,4 ha Futter⸗ pflanzen (85 134,6 ha Klee); zum Gartenbau 9060,7 ha; Ackerweide 98 617,4 ha; Brache 86 189,1 ha. Wiesen waren 103 798,7 ha, Weiden und Hütungen 68 417,6 ha, Forsten und Holzungen 223 734,9 ha, ege und unbrauchbares Land (einschließlich der Haus⸗ und Hofräume) 108 465,8 ha, Gewässer 66 656,3 ha, ergiebt Gesammtareal 1 330 377 ha. Geerntet wurden im Jahre 1878 vom Hektar Winterweizen 37,89 Ctr. Körner und 85,40 Ctr. Stroh, Sommerweizen 31,59 und 68,60 Ctr., Winterroggen 27,67 und 74,77 Ctr., Sommerroggen 21,36 und 50,53 Ctr., Gerste ena und 57,14 Ctr., Hafer 33,47 und 62,21 Ctr., Kartoffeln 197,62 tr. (gesunde), Zuckerrüben 550,47 Ctr., Raps u. dgl. 25,93 Ctr. Körner und 46,92 Ctr. Stroh, Klee 7,88 und 78,06 Ctr. Die Wiesen er⸗ gaben pro Hektar 65,78 Ctr. Heu. Während der Winterweizen im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin 37,89 Ctr. Körner und 85,40 Ctr. Stroh brachte, ergab derselbe gleichzeitig in Mecklenburg⸗ Strelitz 31,8 und 79,4 Ctr., in der Provinz Brandenburg 28,2 und 54,1 8* in Pommern 30,8 und 58,7 Ctr., in Schleswig⸗Holstein 37,6 und 61 Ctr., in Hannover 29,2 und 53,9 Ctr. In Winterroggen
atten von diesen Ländern bez. Provinzen nur Schleswig⸗Holstein in
in Gerste Hannover (40,7 Ctr.), in Kartoffeln Mecklenburg⸗Strelitz (205,3 Ctr.), in Raps ꝛc. Schleswig⸗Holstein (28,2 Ctr.). Die Ernte 1879, deren Eegebnisse ebenfalls mitgetheilt werden, wa geringer als die des Jahres 1878; sie ergab pro Hektar vom Winter weizen 35,15 Ctr. Körner und 80,99 Ctr. Stroh, Sommerweizen 34,47 bezw. 69,87 Ctr., Winterroggen 23,50 und 56,05 Ctr., Som merroggen 19,85 und 42,46 Ctr., Gerste 34,61 und 57,65 Ctr. Hafer 30,94 und 59,89 Ctr., Kartoffeln 167,27 Ctr., Zuckerrüben 548,19 Ctr. u. s. w. — In einem anderen Aufsatz sind die Kauf und Pachtpreise der Landgüter in Mecklenburg⸗Schweri seit dem Jahre 1770 berechnet und mit den Marktpreisen der landwirthschaftlichen Produkte verglichen. Es ergieb sich aus den mitgetheilten Tabellen, daß eine steigende Tendenz der Getreidepreise regelmäßig von einer Steigerung der Kauf⸗ und Pacht⸗ preise der Landgüter begleitet wird, daß aber ein Rückgang der Ge⸗ treidepreise nur dann ein Zurückgehen der Güterpreise zur Folge hat wenn jener Rückgang von längerer Dauer ist. Was die ESne Zahlen betrifft, so stellt sich im Durchschnitt der Jahre 1770 — 1878 der Kaufpreis der mecklenburgischen Lehengüter pro Hufe (600 bo nitirte Scheffel) auf 72 473 ℳ, in der Periode 1770 — 74 au 24 057 ℳ, 1775 — 79 auf 17 937 ℳ, 1805 — 9 67 893 ℳ 1810 — 14 39 873 ℳ, 1835 — 39 63 606 ℳ, 1855 — 59 131 611 ℳ 1860 — 64 156 237 ℳ, 1875 — 78 136 260 ℳ; für Allodialgüter au 78 828 ℳ, 1770 — 74 20 457 ℳ, 1775 — 29 20 352 ℳ, 1805— 71 253 ℳ, 1810 — 14 39 240 ℳ, 1835 — 39 72 987 ℳ, 1855 —5 138 905 ℳ, 1860 — 64 184 831 ℳ, 1875 — 78 163 467 ℳ Im Durch schnitt dieser 109 Jahre ist das unbeschränkte Eigenthum um 41 % höher bezahlt worden als das beschränkte, in den Zeiten der theuersten Preise 1855 — 78 aber nur um 16,17 %. Das Verhältniß des niedrigsten Standes der Güterpreise zu dem höchsten ist in dem 109jährigen Zeitraum bei den Lehngütern wie 1:8,71, bei den Allodialgütern wie 1:9,08. Wäh⸗ rend nach der durchschnittlichen Zunahme des Preises ritterschaftlicher Güter in dem 85 jährigen Zeitraum 1770—1854 der Preis der Lehn⸗ güter sich in 1875 — 1878 anf 102 452 ℳ pro Hufe gestellt haben würde, betrug derselbe in Wirklichkeit 136 452 ℳ und bei Allodial⸗ gütern statt 108 839 ℳ 163 467 ℳ Die Pacht und die Erbpacht von Domanialhöfen hat in 1770 — 75 30 915 ℳ, 1875 — 79 146 695 ℳ, im Durchschnitt 1770 — 1879 72 473 ℳ betragen. Die Schwan⸗ kungen sind viel geringer gewesen, als bei den Preisen der ritterschaftlicen Hufen, aber die gelobte jährliche Zeit⸗ pacht bei Neuverpachtung von Domanialhöfen geht mit den Kaufpreisen der ritterschaftlichen Hufen fast parallel. In der Periode 1843—1879 betrug die Zeitpacht für die Hufe im Doma⸗ nium 5,21 % des Kaufpreises der ritterschaftlichen lehnbaren Hufe, und sie schwankte in den einzelnen fünfjährigen Zwischenperioden nur zwischen 4,77 und 5,75 % des Kaufpreises. Im Vergleich zu den theueren Allodialgütern betrug die Pacht 4,87 % (4,24 — 5,55 %) des Kaufpreises. Die Zeitpacht stellte sich in den Jahren 1850 bis 1879 bei den neu ve pachteten Domanialhöfen durchschnittlich um 17,7 % jährlich höher als die Durchschnittepacht aller verpachteten Höfe. Schließlich wird in diesem interessanten Aufsatz auch die Frage unter⸗ sucht, in welchem Maße der durchschnittliche Werth einer ritter⸗ schaftlichen Hufe (600 Scheffel; in der I. Klasse umfaßt die Hufe nur 117,1 ha, in der VIII. mehr als 325,2 ha) von der Größe ihres Areals abhängt? Das Resultat dieser Untersuchung ist, daß nach den in den Jahren 1840 — 1878 stattgehabten Verkäufen der Werth der Hufe mit der Größe derselben nicht abnimmt; die höchsten Preise erzielten die Hufen III. Klasse (143,1 — 169,1 ha); wenn ihr Kaufpreis = 1 gesetzt wird, so erzielten die Hufen I. Klasse bei Lehngütern nur 0,989, bei Allodialgütern 0,944, II. Klasse 0,902 bzw. 0,995, VI. Klasse 0,880 bzw. 0,981. — Den Schluß des Hefts bilden die meteorologischen Tabellen pro 1870 und 1871.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Lehrbuch der Allgemeinen Botanik mit Ein⸗ schluß der Pflanzenphysiologie. Für den Gebrauch der Studirenden an Universitäten und Akademien, sowie zum Selbst⸗ unterricht bearbeitet von Dr. J. Reinke, ord. Prof. der Botanik und Direktor des pflanzenphysiologischen Instituts der Universität Göttingen. Mit 295 Original⸗Holzschnitten und einer Tafel in Farbendruck. Ber⸗ lin 1880, Verlag von Wiegandt, Hempel u. Parey (Paul Parey). — Das vorliegende Werk ist dazu bestimmt, den Anfänger in das Studium der wissenschaftlichen Botanik einzuführen und steht auf der Höhe der neuesten Forschungsergebnisse. Der Verfasser verfolgt die praktische Methode der exemplifikatorischen Behandlung, der Er⸗ läuterung an Beispielen, wie sie für die Einführung in eine Wissen⸗ schaft mit einer solchen Fülle von Einzelerscheinungen unerläßlich ist. Der gelehrte Verfasser konnte bei der Auswahl der Bei⸗ spiele größtentheils die Resultate eigener Forschung benutzen. Die zahlreichen vorzüglichen Illustrationen sind meist nach sorgfälti⸗ gen Präparaten gezeichnet. — Die erste Abtheilung führt den an⸗ gehenden Botaniker in die Morphologie ein; sie erläutert ihm den Begriff der Zelle, des Protoplasma's, der Einschlüsse (Chlorophyll ꝛc.) und veranschaulicht ihm die Zellbildung und Zelltheilung. Im 2. Abschnitt folgt dann die allgemeine Histologie und Entwickelungs⸗ lehre, im 3. die Gliederung und Metamorphose des Pflanzenkörpers in seinen vegetativen Organen, im 4. die Anatomie der Vegetations⸗ organe der Gefäßpflanzen und im 5., besonders interessanten Abschnitt, die Erscheinungen der Fortpflanzung. Mit dem 6. Abschnitt beginnt die zweite, physiologische, Abthei⸗ lung des Werkes. Zuerst werden die Vorbegriffe gegeben; dann folgen im 7. Abschnitt die pbysikalischen Bewegungen in der Pflanze, im 8. die chemischen (wie solche u. A. bei den Insekten ver⸗ zehrenden Pflanzen statthaben, die Gährung hervorrufen ꝛc.); der 9. handelt von den Wachsthumsbewegungen und der letzte, 10, endlich von den Bewegungen ausgewachsener Pflanzentheile (Reiz⸗ barkeitserscheinungen der Mimosa pudica, unseres Sauerampfers [Oxalis scetoesella], Schleuderbewegungen mancher Pilze, welche ihre Sporen gewaltsam auswerfen ꝛc.). — Eine wichtige neueste Ent⸗ deckung freilich konnte nicht mehr ihre Stelle in dem Buche finden und mußte in der Vorrede nachgetragen werden, nämlich die, daß es Gautier inzwischen gelungen ist, das Chlorophyll in krystalli⸗ sirter Form zu erhalten. (Dasselbe bildet durchscheinend grüne Rhombosder, die im Lichte langsam zerstört werden.) — Die Ver⸗ lagsbuchhandlung wird dem Werke, dessen gediegene Ausstattung be⸗ sondere “ verdient, einen zweiten, systematischen Theil folgen lassen.
1 8 Siegei des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck.“ Herausgegeben von dem Vereine für Lü⸗ beckische Geschichte und Alterthumskunde. 10. Heft. Lübecker Bürgersiegel Lübeck 1879. Ferdinand Grautoff. — Das vorliegende Heft dieser umfass nden sphragistischen Publikation enthält die Siegel Lübecker Rathsmänner und Bürger, und zwar be⸗ ginnen die der Ersteren mit Nr. 44: von Dalen und enden (alpha⸗ betisch geordnet) mit Nr. 84: Wullenwever. Der bekannte Kaufmann Jürgen Wullenwever (vermuthlich ein geborner Hamburger), welcher 1533 in den Rath und gleich darauf zum Bürgermeister ewählt wurde, 1535 sein Amt niederlegte und 1537 in Wolfenbüttel ingerichtet wurde, führte, wie das mitgetheilte Ringsiegel zeigt, als Wappen einen quergetheilten Schild, darin oben ein nach rechts gehender Löwe, unten zwei Eicheln, über dem Schilde die Buchstaben J. W. Ein Nachtrag von Rathmännersiegeln aus dem Königlich bayerischen Staatsarchiv am Schluß des Hefts bringt die Zahl derselben auf 97. Die in dem vorliegenden Hefte beschriebenen Lübecker Bürger⸗ siegel reichen von Nr. 49: Hinrik van der Alre bis Nr. 127: einrich Witte. Die beigegebenen 9 lithographirten Tafeln mit Hennesche dirncen sind außerordentlich sorgfältig ausgeführt.
— Neuestes Städte⸗Lexikon, enthaltend sämmtliche Verkehrsorte von Europa sowie die bedeutenderen außereuropäischen
Körnern (28 Ctr.) einen höheren Ertrag als Mecklenburg⸗S werin,
delsplätze ꝛꝛz., herausgegeben von ermann Mertens, weil. Handelap ächsischer Ober⸗Postamts⸗Sekretär. Vierte wesentlich
vermehrte Auflage, vollständig umgearbeitet von Ferdina nd Har⸗