ihnen daher bei Zustellungen in amts ger btlichen
erheben. 2) Wenn den Gerichtsdiener solchen Fällen, in welchen den Gerichtsschreiber (z. B.
bühr persönlich zu die Zustellungsgebühr durch führbar ist, dann ist in
Zahblung von Kosten an
geschehen hat, in geeigneter Weise, jedoch ohne Aufnahme der Ge⸗
bühr in die Kostenrechnung, darauf Bedacht zu nehmen, daß die zu zahlenden Gerichtskosten an den
Zustellungsgebühr mit den Gerichtsschreiber und durch diesen an den Gerichtsdiener gelangt. 3) Ist die Erhebung der Gebühr durch Postnachnahme durchaus nicht zu vermeiden, dann darf der Gerichtsdiener in keinem Falle mehr als seine Gebühr erheben. Insbesondere ist es untersagt, daß der Gerichtsdiener außer der Gebühr das Bestellgeld für die Ueber⸗ bringung des durch Nachnahme erhobenen Betrags erhebt. Der Ge⸗ richtsdiener hat vielmehr die Beträge der für ihn bestimmten Nach⸗ nahme⸗Postanweisungen stets selbst auf der Post abzuholen und zu dem Ende den erforderlichen Antrag bei der Postbehörde zu stellen, oweit dies nicht schon geschehen ist.
Oesterreich⸗Ungarn. 11. August. (W. T. B.) Der Fürst und die Fürstin von Rumänien sind heute hier⸗ felbst eingetroffen und empfingen bald nach ihrer Ankunft den Besuch des Erzherzogs Rainer und Gemahlin. — Der Feldmarschall Graf Moltke ist hier angekommen.
Pest, 9. August. Die Enquete über die Regelung des Strafverfahrens vor den Bezirksgerichten zog, wie man der „Wien. Z.“ meldet, in ihrer heute unter dem Vor⸗ sitze des Justiz⸗Ministers abgehaltenen Sitzung die Ver⸗ fügungen des diesbezüglichen Entwurfes über die Rechte des Vertheidigers, der Kundmachung der gerichtlichen Beschlüsse und einige von den Bestimmungen über die Verhandlung in Berathung. Bezüglich des Vertheidigers wurde ausgesprochen, daß jeder Beklagte sich einen Vertheidiger aus der Reihe der Advokaten oder jener Advokaturs⸗Kandidaten wählen kann, die Doktoren Juris sind. Den Verwandten wird es erlaubt, sich gegenseitig auch ohne diese Qualifikationen zu vertheidigen. Der Vertheidiger hat das Recht, sich mit seinen Klienten ohne Zeugen zu unterreden. — Die gerichtlichen Beschlüsse werden in der Regel mündlich kundgemacht. In der Ver⸗ ordnung wird jedoch auch die Zustellung an Abwesende ge⸗ regelt. Was das Verfahren selbst betrifft, so hat vor den Bezirksgerichten in den dorthin zur Ab⸗ urtheilung gewiesenen Angelegenheiten keine besondere Unter⸗ suchung stattzufinden. Die Beweisstücke sind jedoch, wenn es nöthig ist, vor der Verhandlung zu beschaffen. — Vorläufige Haft kann nur gegen solche verhängt werden, die keinen ordentlichen Wohnsic nachweisen können oder die flüchtig sind oder Fluchtversuche machen. Die vorläufige Haft kann jedoch in Uebertretungsfällen nicht länger als 48 Stunden, in Ver⸗ ehensfällen nicht länger als 8 Tage dauern. Gegen Bürg⸗ schaft ist der Verhaftete freizulassen. — In der Verordnung wird ferner noch die vorläufige Vernehmung der Zeugen und die vorläufige Aufnahme des Augenscheines geregelt werden.
Irland. London, 11. August. Das Reutersche Bureau meldet aus Simla von heute: Die Besatzung von Kandahar hat mit den Bewohnern der benachbarten Orkschaften mehrere kleine Gefechte gehabt, in welchen die Afghanen zurückgeschlagen wurden. Abdurrahman wird heute mit dem General Stewart in Sherpur bei Kabul eine Zusammen⸗ kunft haben, nach welcher der General unverzüglich mit der Armee nach Gundamuk aufbrechen wird.
— (Allg. Corr.) Aus Irland wird gemeldet, daß dort am Sonntag Abend unweit New Roß der Kronanwalt für die Grafschaft TLipperary, Mr. Thomas Boyd, und seine zwei Söhne, während sie sich zu Wagen von ihrer Behausung Chilcombe Lodge, nach New Roß begaben, von einer Bande von Männern, die schwarze Larven trugen, angefallen und durch Flin⸗ tenschüsse verwundet worden sind. Mr. Thomas Boyd erhielt eine schwere Wunde am Arm, einer seiner Söhne einen Schuß durch die Lunge, während der zweite Sohn mit einer leichten Verwundung am Beine davonkam. (Der schwerverwundete Sohn ist b. reits gestorben.) Nur durch schnelles Fahren retteten sich Vater und Söhne. Die Meuchelmörder verfolgten die Flüchtigen eine Zeit lang und schlugen sich dann seitwärts in
die Büsche. Man hat es hier augenscheinlich mit einem
agrarischen Verbrechen zu thun. Neun Personen sind ver⸗ haftet worden, in deren Besitz Gewehre mit aufgesteckten Ba⸗ jonnetten und Larven gefunden wurden.
Frankreich. Paris, 11. August. (W. T. B.) Der Präsident der Republik und die Präsidenten des Senats und der Deputirtenkammer sind heute Nachmittag um 3 Uhr 50 Min. hier wieder eingetroffen. In Carentan hielt der Pfarrer eine Ansprache an den Präsidenten Grévy,
in welcher er der Achtung vor der Regierung der Republik Alusdruck gab und die Bitte um Schutz der Religion aus⸗ prach. Herr Grévy erwiderte darauf, daß für die Religion nichts zu befürchten sei; dieselbe werde durch das Gesetz und durch die Regierung geschützt und sei überall und vornehmlich in Frankreich eine Macht. Auf eine Ansprache des Pfarrers von Lisieux, in welcher derselbe Vertrauen und Hingebung zur Regierung ausdrückte, erwiderte Herr Grévy, indem er denselben zu seiner Gesinnung beglückwünschte und hinzufügte, daß, wenn sein Beispiel Nachahmung gefunden hätte, die Beziehungen zwischen der Regierung und der Geistlichkeit angenehmere werden wür⸗ den. — Die republikanischen Journale äußern sich bei⸗ fällig über die in Cherbourg anläßlich der Anwesenheit des räsidenten Grévy gehaltenen Reden und Ansprachen und heren hervor, daß diese Reise des Herrn Grévy die Macht der
Großbritannien und (W. T. B.)
8
Republik manifestire.
— Türkei. Konstantinopel, 10. August. (Pol. Corr.) Die Pforte soll entschlossen sein, die Abtretung Dul⸗ cignos und des dependirenden Küstengebietes an Monte⸗ negep innerhalb der von den Mächten gestellten Frist selbst auf die Gefa r eines Konfliktes mit den Albanesen durchzu⸗ führen. — Für heute war die Audienz des K. und K. öster⸗ reichisch⸗ungarischen Botschafters Baron Calice beim Sul⸗ tan zur Ueberreichung seiner Kreditive in Aussicht genommen. EWIWI Pascha, dessen Gesundheit ernstlich erschü tert ist, glaubte seine Demission geben zu sollen, die der Sultan annahm. Ali Pascha wird daher defini⸗
Sachen stets dann untersagt, wenn der Schuldner der Gebühren in dem Bezirke des Amtsgerichts wohnt und der Gerichtsdiener im Stande ist, die Ge⸗ Erhebung der persönlich unaus⸗ eine auf Grund einer durch den Gerichtsdiener zugestellten Kostenrechnung) zu
Staatsraths⸗Präsidenten, der kein Militär ist, einen Pascha des Seraskierates als Kommandanten der 14 000 Mann fäee Truppen der Provinz beigeben. — Aleko Pascha
oll nächsten Dienstag nach Philippopel abreisen. Vor drei Tagen dinirte er bei dem Sultan, welcher ihn sehr wohl⸗ wollend behandelte. — Am 7. d. M. begann der Ramazan, und da man bei diesem Anlasse der Armee und den Beamten wenigstens einmonatlichen Sold und Gehalt auszahlen mußte, so war man genöthigt, eine Anleihe zu machen. Der Finanz⸗Minister verlangte von der Banquiersgruppe, welche die Verwaltung der sechs indirekten Steuern übernommen hat, 150 000 türkische Lire, konnte aber nur 50 000 Lire erhalten.
— Das „Reutersche Bureau“ erhält aus Konstanti⸗ nopel folgende Telegramme:
7. August. In einem heutigen Kabinetsrathe, dem der 8 Präsident des Conseils, Said Pascha, beiwohnte, wurde die Entsendung von Truppen nach Dulcigno be⸗ schlossen. Man glaubt, die Pforte wünsche Dulcigno den Montenegrinern zu übergeben. — Kapieän Swaine, der militärische Attaché der englischen Botschaft, und Oberst von Raab, der österreichische Militär⸗Attaché, haben sich von Konstantinopel nach den an Griechenland abzutreten⸗ den Distrikten begeben, um die von der Pforte erhobenen strategischen Einwendungen gegen die von der Berliner Konferenz vorgeschlagene neue Grenzlinie zu prüfen. — 8. August. Zur Erörterung der montenegrinischen Frage hielt der Ministerrath heute eine weitere Sitzung, bei welcher Said Pascha wiederum zugegen war. Mr. Kirby Green, der britische Konsul in Skutari, wird sich nach Cettinje begeben. Der persische Konsul in Jeddah ist von seiner Regierung angewiesen worden, den von ihm zurückgehaltenen flüchtigen Sklaven auszuliefern. Ein englisches Kanonenboot wird in Jeddah erwartet. — Der Sultan befahl heute dem Kriegs⸗Minister Hussein Husni Pascha, sich am 11. d. Mts. mit 2000 Mann Truppen nach Dulcigno zu begeben. Der Minister hat versprochen, innerhalb der stipulirten Frist den Distrikt, und einige Tage später die Stadt selber, an Monte⸗ negro zu übergeben. Betreffs der türkisch⸗griechischen Frage hat der Sultan angeordnet, daß ein Vorschlag für eine ge⸗ naue Grenzlinie ausgearbeitet werde, der den Mächten unter⸗ beae werden soll. Man erwartet eine gütliche Lösung der
rage.
Skutari, 9. August. (Pest. L.) Die Pforte beauf⸗ tragte ihre hier weilenden Kommissäre Mustafa Pascha und Abdul Latif Efendi, dem Liga⸗Ausschuß zu eröffnen, daß Dulcigno an Montenegro abgetreten werden müsse, das Sem⸗Gebiet jedoch bei Albanien verbleibe. Die Liga wird diese Frage einer Versammlung aller bei Dulcigno und Tusi kommandirenden Stammeshäuptlinge vorlegen. Vorläufig wurde angeordnet, daß alle mohamedanischen Freiwilligen sich nach Dulcigno begeben sollen. Von Prizrend traf hier Hadschi Omer Efendi, Chef des großen Nationalrathes der Liga, ein. Man glaubt wenig an eine Nachgiebigkeit der Liga.
Amerika. Washington, 8. August. (Allg. Corr.) Die Regierung hat beschlossen, ein Kriegsschiff in den cubanischen Gewässern zu stationiren, um während der Lösung der Frage, die zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten mit Bezug auf das Vorgehen spanischer Kreuzer entstanden, eine weitere Beeinträchtigung amerikanischer Fahr⸗ zeuge zu verhüten.
New⸗York, 8. August. Hrn. Garfield wurde vor⸗ gestern im Hauptquartier der republikanischen Partei ein enthusiastischer Empfang bereitet, worauf die politischen Vereine an ihm vorüberzogen, an welche er eine kurze Ansprache hielt, in der er jedoch jede Bemerkung über schwebende Streitfragen unterließ. Heute verließ Hr. Garfield Newyork, um sich nach seiner Heimath zurückzubegeben. Auf seiner Herreise hat er auchecn den von ihm besuchten großen Städten Ansprachen gehalten.
Afrika. Marocco. (Allg. Corr.) Berichte aus Fez melden: Der Sultan habe beschlossen, alle seine verfüg⸗ baren Streitkräfte, welche außer den regulären Truppen aus Kontingenten verschiedener Stämme bestehen, zusammen⸗ zuziehen, um sie ohne Verzug nach Wazan zu enden, in er Nähe welcher Stadt den Kaiserlichen Truppen unlängst
von den rebellischen Stämmen eine schchere Niederlage bereitet
wurde. Das Heer wird unter den Be
ehl von Mulai Ismail, Bruder des Sultans, gestellt werden.
Statistische Nachrichten.
„Von dem laufenden XX. Jahrgange der „Zeitschrift des Königlich preußischen statistischen Bureaus“ ist soeben das I. und II. (Doppel⸗) hsetaees ge zur Ausgabe gelangt. Dasselbe hat einen ungewöhnlich reichen Inhalt und bildet bei einem Umfange von 45 ½ Druckbogen einen stattlichen Band für sich. Aus dem Inhalt ragt, nicht allein dem Umfange nach, sondern auch durch die Methode und die Ernebnisse der Untersuchung, besonders hervor die Fort⸗ setzung einer schon im vorigen Jahrgange der Zeitschrift begonnenen, in der jetzigen abgeschlossenen Abhandlung: „Das Zeitalter des Dampfes in technisch⸗statistischer Beleuchtung“ von Dr. Engel, allein 15 ¼ Bogen stark, auf welche wir unsere Leser besonders auf⸗ merksam machen. — Die Vielseitigkeit und Reichhaltigkeit des ge⸗ nannten Heftes geht des Näheren aus nachstehender Inhalts⸗ übersicht hervor: Die Organisation des meteorologischen Dienstes in den Hauptstagten Europas. II. Thl. Von Dr. G. Hellmann. — Das Zeitalter des Dampfes in technisch · statistischer Beleuchtung (Fortsetzung und Schluß). Mit Figuren⸗ tafeln. Von Dr. Engel. — Der Erwerb und Verlust der Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit im preußischen Staate während des Jahres 1879. — Preußens Handel nach den Handelskammerberichten für das Jahr 1878. Von L. Francke. — Die Industrie Italiens. Von Dr. R. Jannasch. — Die Lebens⸗ und die Feuerversicherung in Preußen und in Deutschland in den Jahren 1877 und 1878, mit Rückblicken auf frühere Jahre. Von H. Brämer. — Die ärztliche Gewerbfreiheit und ihr Einfluß auf das öffentliche Wohl. Von Dr. med. A. Guttstadt. — Die frasgchen Zölle auf landwirth⸗ schaflliche Produkte. Von L. Francke. — Definitive Ermit elung der Ernte⸗ erträge im Jahre 1879 im preußischen Staate. — Nekrologie: Rudolf v. Bitter, 81 Dr. Johann Eduard Wappäus, Dr. Adolf Ficker. — Bücheranzesgen. — Statistische Korrespondenz. (Inhalt: Die Finanzen der Kreise des preußischen Staates im Jahre 1877/78. — Chilenische Staatsbahnen. — Finanzen der Schweiz. — Eisenbahnen in Amerika.
Londoner Metropolitanpolizei. — Belgiens Außenhandel 1878. — Wein⸗ und Ciderernte Frankreichs 1879. — Die Ergebnisse des Kon⸗ kursverfahrens für 1876, 1877 und 1878. — Großbritanniens Eisen⸗ industrie in den letzten 20 Jahren. — Militärpensionen in Belgien. — Handel und Schiffahrt Belgiens 1879. — Aktiengesellschaften in Italien. — Der Weinbau im Regierungsbezirk Wiesbaden 1879. Fürsorge der französischen Regierung für das Volks⸗ schulwesen. — Die Schiffbrüche an den Küsten Frankreichs 1876 und 1877. — Internationale Telegraphenstatistik 1878. — Die Bewegung der Bevölkerung in Frankreich und in Preußen. — Auswanderung über britische Häfen 1879. — Grundkredit in Niederland. — ie Errichtung von Post⸗Sparkassen in Frankreich. — Sterblichkeitsver⸗ hältnisse in den großen Städten 1879. Die Se fischereien, ihre Gebiete, Betriebe und Erträge 1869 — 78. — Eisenbahn⸗Industrie der Vereinigten Staaten. — Die tödtlichen Verunglückungen Er⸗ werbthätiger im Berufe in Preußen. — Landwirthschaftliches und gewerbliches Einkommen in Großbritannien. — Die projektirte Auf⸗ hebung des Octroi in Frankreich. — Zur Arbeiterversicherung. — Die öffentlichen Leihanstalten in Frankreich. — Der Schiffsverkehr Großbritanniens 1879. — Der Flachsbau in Großbritannien und Irland. — Brotverbrauch im italienisch n Heere. — Das Spar⸗ kassenwesen in Dänemark. — Was ist London? — Die Thäti keit des Ministeriums für öffentliche Arbeiten in Frankreich. — Er atz⸗ geschäft im Deutschen Reiche. — Frankreichs Seeschiffsverkehr 1837 — 78. — Eheschließungen in Italien.)
Als besondere Beilagen sind dem Hefte beigegeben: Accessionsverzeichniß. Neue und antiquarische, der Bibliothek des Königlichen statistischen Bureaus in den Monaten April 1879 bis April 1880 einverleibte Werke, nach Wissenschaften geordnet. Von Dr. P. Lippert. — Berichtigung zur Finanzstatistik der Kreise des preußischen Staates für des Jahr 1877/78.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Historische Verein von Oberbayern hat seinen 41. Jah resbericht für 1878, wie derselbe in der Plenarversammlung vom 1. März 1880 durch den ersten Vorstand, Friedrich Hektor Grafen Hundt erstattet worden ist, ausgegeben. Derselbe giebt ein erfreuliches Bild von dem regen wissenschaftlichen Leben innerhalb des Vereins. — Von der Zeitschrift des Vereins, dem „ Oberbayerischen Archiv“, liegt uns gleichzeitig der 38. Band vor (München, 1879, Königliche Hef⸗ und Universitäts⸗Buchdruckerei von Dr. C. Wolf u. Sohn). — In diesem Bande theilt Major Würdinger (eine ge⸗ schichtliche Einleitung voranschickend) die Tagebuchaufzeichnungen mit, welche der Hof⸗Kaminkehrermeister Franz Carl Cura zu Burghausen über den österreichischen Erbfolgekrieg und sen. Dienstleistungen als frei⸗ williger Reiter im Heere Carls VII. hinterlassen hat. Es sind natürlich keine Kri 'gsthaten, welche in das Rad der Weltgeschichte eingreifen, aber es sind wohluͤberlegte, mit der größten Tapferkeit und Vater⸗ landsliebe und dem besten Erfolge ausgeführte Reiterstücke eines Bürgers, welcher bemüht war, alle seine Kräfte für die Wahrheit des auf seinem Pallasch eingegrabenen Motto's „Pro Deo et Caesare 1742“ einzusezen. In den 13 Abschnitten seines interessanten Tagebuchs führt er in schlichter, die Kriegführung der Zeit charakterisirender Weise seine Erlebnisse ham Schlusse aber bringt er für die Wahrheit seiner Angaben das Zeugniß eines Generals bei, unter dessen Ober⸗Kommando er die wichtigsten seiner Thaten ins Werk gesetzt hat. — Pfarrer Michael Trost in Ainau läßt seiner im vorigen Bande enthaltenen Geschichte des Marktes Geisenf ld hier einen Anhang folgen, welcher Geschichtliches über das Pfarrdorf Ainau enthält und eine Beschreibung der sehr alten, wegen ihrer zum Theil wohl noch aus dem 11. Jahrhundert herrüh⸗ renden Portalskulpturen bemerkenswerthen Pfarrkirche daselbst umfaßt. Das Portal mit seinen Bildwerken ist auf einer Tafel in Abbildung mitgetheilt. — Weiter finden wir einen Beitrag von F. S. Hart⸗ mann, Königlichem Gerichtschreiber in Bruck: Zur „Hochäckerfrage“, d. h. über jene uralten Kulturen, welche aus aneinander gereihten Erderhöhungen von ungewöhnlicher Größe und Gestalt mit dazwischen liegenden Vertiefungen bestehen und in verschiedenen Gegenden von Ober⸗ und Niederbayern, Franken und Schwaben, namentlich in den Flußgebieten der Donau, des Main und den Nebengebieten der Isar, Lech und Inn häufig angetroffen werden. Der Verfasser giebt ein Verzeichniß der Hauptfundorte dieser Kulturen und sucht den Beweis zu führen, daß die Hochäcker nicht Reste römischen Feldbaues seien, wie vielfach behauptet wird, wogegen neben der von der römischen abweichenden Art der Beackerung auch der Umstand spreche, daß sich Hochäcker auch im skandinavischen Norden, in Irland und Schottland fänden, wohin römische Kultur nicht gedrungen sei. — Ferner ist aus dem Inhalt des Bandes hervorzuheben: ein Lebens⸗ bild (nebst Porträt) des 1877 verstorbenen Architektur⸗ und Land⸗ schaftsmalers Carl August Lebschée (von Dr. H. Holland), welcher sich durch seine Copien und Abbildungen von älteren Stadtansichten, Thoren, Thürmen und Gebäuden (meist kurz vor dem Abbruch auf⸗ genommen und in höchst sorgfältiger, wahrheitsgetreuer Weise der Nachwelt überliefert) bleibende Verdienste erworben hat, — nebst einem Verzeichniß seiner Arbeiten — und eine Beschreibung der Glasgemälde in der „Pfarrkirche zu Gauting, vom Spital⸗ kurat Andreas Schmidtner in Weilheim; letztere hat den Zweck, Kunsthistoriker, Heraldiker und Genealogen zu einer Unter⸗ suchung dieser vorzüglichen alten Glasmalereien anzuregen und eine richtigere Zusammensetzung der Bilder zu veranlassen. — Außerdem wird eine 3. Serie von Münzen baperischer Klöster, Kirchen, Wall⸗ fahrtsorte und anderer geistlicher Institute beschrieben (von dem in⸗ zwischen verstorbenen kenntnißreichen Numismatiker J. P. Beierlein) und von den „Regesten ungedruckter Urkunden zur bayerischen Orts⸗, Familien⸗ und Landesgeschichte“ die 25. Reihe, enthaltend den 2. Theil der Urkunden des Klosters Altomünster, aus der Zeit des Besitzes des Brigittenordens, 1487 — 1760, veröffentlicht. 1 — „Die Erde und ihr organisches Leben“ und Thomé. (W. Spemanns Verlag in Stuttgart.) — Wir er⸗ halten von diesem schon mehrfach angezeigten Werke soeben einige weitere Lieferungen — die 13.—17. —, die sich den vorher⸗ gehenden in jeder Beziehung würdig anschließen. Die Darstellung ist eine interessante und die illustrative Ausführung, wie immer im Spemannschen Verlage, eine vorzügliche. Die uns vorliegenden Lie⸗ ferungen bringen die Beschreibung der Flüsse, Wasserfälle, Seen, Sümpfe,
von Klein
sowie zahlreiche Text⸗ und Vollbilder, von welchen letzteren wir nur anführen: „Wasserhosen“ in Lfrg. 13, Taminaschlucht bei Bad Pfäfers i. d. Schweiz (Lfrg. 15) und „Indische Flora“ in Lfrg. 16, welche als besonders gelungen zu bezeichnen ind.
Gewerbe und Handel.
Die Preußische Hypotheken⸗Aktienbank veröffentlicht zugleich mit ihrer Bilanz pro 30. Juni cr. einen Semestralbericht, dem wir Folgendes entnehmen: Der Bank erreichte am 30. Juni d. J. die Summe von 87 598 929 ℳ Hiervon dienen zur Sicherheits⸗Unterlage für die von der Bank aus⸗ gegehenen Pfandbriefe und sind in dem unter Mitverschluß des Syndikus befindlichen Tresor hinterlegt 83 680 687 ℳ Zurückgezahlt wurden der Bank im Laufe des ersten Halbjahrs Hypotheken im Be⸗ trage von 1 467 600 ℳ Seit Anfang dieses Jahres war die Bank bei 29 Subhastationen betheiligt, in welchen sie zur Sicherung ihrer Forderungen sechs Grundstücke erstanden hat. Von diesen sechs und den am Schlusse des Vorjahres in ihrem Besitz verbliebenen zwei Grundstücken wurden im ersten Semester verkauft vier, so daß die Bank Ende Juni d. J. vier Grundstücke eigenthümlich besaß, welche sämmtlich in Berlin belegen, mit 407 325 ℳ bei der städtischen Feuersocietät versichert sind und bei
— Erkrankungen im oberschlesischen Knappschaftsverein. — Steuer⸗ herabsetzungen in Frankreich. — Die Grund⸗ und Gebäudesteuer im
tiv an seine Stelle treten, nur wird man dem gewesenen
1“
preußischen Staate in den beiden letzten Etatsjahren. — Civilrechts- pflege im Königreich Sachsen 1875 — 1877. — Organisation der
“ 8 ““
384 520 ℳ statutarischer Beleihungsfähigkeit mit 317 100 ℳ von der Bank
beliehen waͤren. Seither sind noch 2 Grundstücke wieder verkauft worden. Von 1159 briefen emittirt die Bank zur Zeit nur 4 ½ % ige, pari rückzahlbar, Serie VII., hat aber bereits für die Ausgabe 4 % iger
ferner eine Darstellung der Entstehung der Kontinente, der Inseln ꝛc.
gesammte Hypothekenbesitz der
Pfandbriefe die erforderlichen Schritte gethan. Die Umlaufssumme ihrer Pfandbriefe hat sich im verflossenen Halbjahr um 2 749 550 ℳ erhö t. Den Geschäftsverlauf des verflossenen Halbjahres bezeichnet die Direktion als einen zufriedenstellenden.
— Die „New⸗Yorker Hdl. Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 30. Juli datirten Wochenbericht über den Waaren⸗ und roduktenmarkt folgendermaßen: Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt war in der verflossenen Woche auf verschiedenen Gebieten ein recht animirtes. In Brodstoffen und namentlich in Weizen und Weizenmehl, fanden bedeutende Transaktionen zu weichen⸗ den Preisen statt. Am Frachtenmarkt entwickelte sich eine rege Thätigkeit; es wurden im Ganzen 45 Fahrzeuge für vole Getreideladungen gechartert. Baumwolle blieb still, wie bisher. ür Rio⸗Kaffee machte sich eine bessere Stimmung geltend; in obstindischen Sorten fanden bedeu⸗ tende Transaktionen statt. Schmalz, Schweinefleisch und Speck wurden trotz stillen Exportgeschäfts durch die Manipulationen einer Spekulantenclique hier und in Chicago in die Höhe getrieben und schließen in steigender Tendenz. Rindfleisch fand mehr Beachtung. Am Hopfenmarkt ist es flau geblieben. Raff. Petroleum ver⸗ harrte in matter Haltung. Terpentinöl war häufigen Fluktua⸗ tionen unterworfen, schließt jedoch fest, während der Markt für Harz gänzlich unverändert ist. In fremden Manufakturwaaren scheint es etwas lebhafter zu werden. Der Import von fremden Webstoffen während der heute beendeten Woche beträgt 3 400 456 Doll. gegen 2 537 765 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
London, 10. August. (Allg. Corr.) Die Ausweise des bri⸗ tischen Handelsamtes für Juli lauten wieder günstiger und zeigen, daß der britische Handel fast auf allen Gebieten im Wiederaufschwunge begriffen ist. Der Gesammtausfuhrwerth des ver⸗ flossenen Monats beträgt 20 270 579 Pfd. Sterl. gegen 16 611 122 Pfd. Sterl. im Juli 1879 und 16 400 8.7 Pfd. Sterl. im Juli 1878. Während der ersten sieben Monate des laufenden Jahres bezifferte sich der Gesammtausfuhrwerth auf 127 904 315 Pfd. Sterl. gegen resp. 105 437 615 Pfd. Sterl. und 111 061 257 Pfd. Sterl. in den entsprechenden Zeiträumen von 1879 und 1878. Der Gesammteinfuhrwerth des Monats beträgt 33 352 595 Pfd. Sterl. gegen 30 186 072 Pfd. Sterl. im Juli 1879 und 35 881 814 Pfd. Sterl. im Juli 1878, und der Gesammteinfuhrwerth während der ersten sieben Monate 244 613 348 Pfd. Sterl. gegen 203 287 795 Pfd. Sterl. in 1879 und 226 279 668 Pfd. Sterl. in 1878. Die Einfuhr an Edelmetallen während des Monats Juli be⸗ trug 1 718 383 Pfd. Sterl. gegen 2 020 557 Pfd. Sterl. im Juli 1879 und 1 641 028 Pfd. Sterl. im Juli 1878; die Ausfuhr an Edelmetallen während des Mona s 998 785 Pfd. Sterl. gegen 1 305 153 Pfd. Sterl. im Juli 1879 und 2 837 587 Pfd. Sterl. im
1 2 * ves 2v Havre, 11. August. (W. T. B.) Wollauktion. Ange⸗ boten 2031 B., verkauft 958 B. Das Geschäft war belebter, die Preise wurden behauptet.
Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗York, 11. August. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Frisia“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 12. August 1880.
Preußische Klassenlotteri (Ohne Gewähr.)
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 162. Königlich L“ Klassenlotterie fielen:
1 Gewinn von 75 000 ℳ auf Nr. 73 244.
3 Gewinne von 6000 ℳ auf Nr. 36 926. 45 270. 52 024.
37 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 242. 1730. 2984. 5913. 10 199. 11 023. 15 160. 23 643. 24 103. 35 391. 39 216. 40 171. 41 340. 42 124. 44 102. 45 804. 47 400. 47 591. 48 710. 50 558. 50 638. 51 318. 53 706. 58 625. 61 420. 63 502. 66 372. 71 068. 74 324. 75 768. 76 420. 78 902. 82 039. 82 759. 83 119. 87 278. 89 564.
53 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 1777. 2441. 4304. 4892. 8918. 12 408. 12 490. 12 629. 14 975. 15 739. 19 122. 19 177. 20 796. 25 620. 26 054. 26 481. 27 160. 33 713. 34 662 35 796. 36 563. 39 684. 45 097. 45 668. 45 675. 46 095. 46 680. 47 666. 49 320. 49 646. 50 469. 50 982. 52 706. 53 999. 55 395. 56 970. 57 223. 60 972. 63 050. 63 317. 63 749. 68 823. 70 892. 72 486. 72 772. 74 772. 77 401. 80 945. 85 057. 85 854. 90 138. 92 445. 94 833.
64 Gewinne von 600 ℳ auf Nr. 2842. 4004. 4362. 6787. 10 198. 10 663. 10 948. 12 315. 13 238. 14 774. 15 378. 16 545. 17 023. 18 250. 19 834. 21 365. 21 709. 22 670. 23 936. 24 203. 27 191. 29 809. 30 670. 31 245. 31 376. 31 639. 32 979. 33 244. 33 745. 34 459. 38 070. 38 774. 39 194. 40 704. 40 788. 44 714. 50 825. 51 414. 51 749. 54 084. 56 144. 56 384. 57 477. 57 709. 57 760. 61 466. 62 010. 63 635. 64 558. 64 760. 71 949. 73 130. 73 476. 74 722. 77 388. 81 353. 84 946. 86 137. 88 118. 88 407. 88 443. 89 194. 89 547. 92 083. 3
1““ ““ v41“ Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen. 1“ (Aus dem Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen.) I. Königliche Museen. (Fortsetzung.) b. Sammlung der Skulpturen und Gipsabgüsse.
Im Quartale Oktober⸗Dezember 1879 wurden die Arbeitskräfte der Direktion der Skulpturengalerie, so weit es die Antike angeht, so gut wie ausschließlich durch das Einbringen der pergamenischen Funde beschäftigt. Das Gros der zum Altarbau gehörigen Skulp⸗ turen und Architekturstücke wurde im Museum untergebracht, die Reinigungs⸗ und Zusammenfügungsarbeiten begannen. Des Trans⸗
ortes warteten noch an Ort und Stelle namentlich Architekturtheile, urch welche die Antikensammlungen der Königlichen Museen nach einer bisher so gut wie gar nicht vertretenen Seite hin eine Er⸗ vünmag zu erhalten beginnen werden. Gegenwärtig ist Alles ein⸗ getroffen.
„Durch Schenkung begünstigte die Abtheilung Hr. Konsul Travers, bisher in Kairo.
Für die Abgußsammlung wurden einige Stücke aus Athen er⸗ worben, und zwar gleich in echten Formen. Es würde sich empfehlen, daß die Herren Vorsteher zunächst der deutschen Sammlungen von Gipsabgüssen nach der Antike diejenigen Stücke in athenischen Samm⸗ lungen oder überhaupt in Griechenland, welche sie in der Formerei der Königlichen Museen in Berlin verkäuflich zu sehen wünschten, dem unterzeichneten Direktor bezeichnen möchten. Nach Möglichkeit würde dann Sorge getragen werden, durch Bezug der Form nach Berlin den einzelnen Sammlungen die hohen Transportkosten, welche bei Bezug der Abgüsse aus Athen erwachsen, zu ersparen. Durch Vermittlung des Hrn. von lung auße des Aph
“
Rom. In Vorbereitung genommen wurde die Etiquettirung der Gipsabgüsse und ein seit lange mangelndes, zunächst in kurzer Fassung herauszugebendes Verzeichniß der Originalskulpturen.
In der Zeit von Januar bis März 1880 fiel der Sammlung ein fragmentirtes Grabrelief aus Cypern und ein Kybele⸗Anathem zu; in Abgüssen aber wurden erworben ein Athenatorso von der Akropolis zu Athen (Michaelis, Parthenon, Taf. 15, 2), zwei Jünglingstorsen (Mittheilungen des deutschen arch. Inst. in Athen V. p. 20) und ein Votiv⸗ relief an Athena, jetzt vollständiger als bei Schöne gr. Rel. Taf. XIX., 83, ebendaher, ferner einige Köpfe der Sammlung Baracco in Rom, darunter eine Replik des lateranensischen Marsyaskopfes, sodann ein Hekaterelief aus Salamis im Besitze des Fürsten Metter⸗ nich in Wien und die neuerlich von Overbeck besprochenen Pferde⸗ fragmente aus dem westlichen Parthenongiebel. Erworben wurde auch der Abauß der Zumbusch'schen Restauration des samothrakischen Nikemonuments, jedoch ging de selbe noch nicht ein.
Der Sammlung der mittelalterlichen und Renaissance⸗Skulp⸗ turen wurde ein Tropfstein⸗Medaillon⸗Porträt d.s Poilipp Hackert als Vermächtniß überwiesen; andere Erwerbungen, die Herr D.. Bode ia Florenz machte, werden erst im folseßben Quartale ver⸗ zeichnet werden. In Abgüssen wurden aufgestellt: der Apoll des jüngeren Peter Vischer zu Nürnberg, Adler und Truthahn, zwei Bronzen des Pietro Tacca zu Florenz, der heil. Ansanus von Giov. di Stefano zu Siena, zwei Statuen Johannes des Täufers von Donatello in Siena und Florenz. 1 81 An der Reinigung und Zusammenfügung der pergamenischen Skulpturen wurde unausgesetzt gearbeitet und einige Gruppen zur vorläufigen Aufstellung in der Rotunde hergericht 1
Im weiteren Verlaufe der gestrigen Schlußsitzung der XI. Generalversammlung der Deutschen Anthropologi⸗ schen Gesellschaft, über deren Beginn wir bereits kurz berichteten, stellte Prof. Dr. Virchow eine elfjährige Mikrocephalin, die Tochter eines hiesigen, in ärmlichen Verhältnissen lebenden Bürgers, vor. Prof. Dr. Ranke sprach über die Ethnographie Bayerns, Prof. Dr. Kollmann über zwei verschiedene typische Formen innerhalb der Do⸗ lichocephalie und der Brachycephalie europäischer Schädel. Der vor⸗ gerückten Zeit wegen verzichteten mehrere Redner auf das Wort, und es hielt nur noch Prof. Dr. Kupfer⸗Königsberg einen Vortrag über den Schädel Kants, von dem er einen Gypsabguß und verschiedene Photographieen vorlegte. — Hiermit war die Tagesordnung erschöpft.
Der Vorsitzende, Pref. Dr. Virchow, gedachte in seiner Schluß⸗ rede zunächst Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, Höchstwelcher das Protektorat der Gesellschaft huldreichst übernommen habe. Er dankte auch der Königlichen Staatsregierung und besonders dem Kultus⸗ Minister für die entgegenkommende thatkräftige Unterstützung; er dankte den deutschen Regierungen Städten und Sammlern für die Bereitwilligkeit, mit der sie die Ausstellung beschickt, sowie der Stadt Berlin und allen Männern, die sich um den Kongreß verdient ge⸗ macht haben. Hierauf schloß um 3 ½ Uhr die XI. Generalversamm⸗ lung der deutschen Anthropologen. 3
Am heutigen Tage findet noch eine gemeinsame Fahrt nach der Römerschanze bei Potsdam statt.
In der Anthropologischen Ausstellung ist die Rheine provinz in würdiger Weise durch die Stadt Bonn vertreten. Ein⸗ von verschiedenen Vereinen, Museen und dem Prof. Dr. Schaaff⸗ hausen in Bonn veranstaltete Kollektivausstellung zeigt auf 6 Tafeln eine überaus reiche Sammlung von Feuerstein und Knochengeräthen, Steingeräthen, goldenen, silbernen und bronzenen Ringen, Fibeln und
NKadeln, germanischen und römischen Thonscherben und zahlreichen ein⸗ zelnen Gegenständen. Die anatomische Sammlung der Universität sandte Schädel, das Museum des naturhistorischen Vereins Feuer⸗ steinwaffen und Knochenstücke, die aus der Höhle von Balve stammen. Auch das städtische Museum in Aachen, das Provinzial⸗Museum in Trier, sowie die Städte Essen und Fanten haben sich durch Einsen⸗ dungen betheiligt. 8
Die Provinz Westfalen hat in einem goldenen Gefäße eines der hervorragendsten Stücke der ganzen Ausstellung geliefert. Das Gefäß ist aus gediegenem Golde und wurde 1840 in einem Hünengrabe gefunden; es ist 11 9½ em hoch, hat oben einen Durch⸗ messer von 15 cm und zeigt Verzierungen in getriebener Arbeit. Das Gefäß ist Eigenthum des Fürstlichen Hauses Bentheim und Stein⸗ furt. Aus Münster liegen Steinwaffen, Bronzegegenstände und Funde aus Merovingischer Zeit vor.
Die Fürstenthümer Lippe und Schaumburg⸗Lippe sind ein ergiebiger Boden für Auffindung von Steinhämmern und Streitäxten gewesen; das benachbarte Fürstenthum Waldeck stellt aus einer Sammlung Sr. Durchlaucht des Fürsten von Waldeck Gürtelschnallen und Hüftspangen zur Schau. 8
Der Reichthum der Provinz Hannover an prähistorischen Funden ist ein sehr großer. Die Hauptsammlung der Provinz, neben den kleineren, aber im raschen Aufblühen begriffenen in Stade, Lüne⸗ burg, Hildesheim, Osnabrück und Emden, enthält das Provinzial⸗ museum in Hannover. Urnenfriedhöfe sind in der Provinz nicht
elten, auch Reihengräber kommen vor. Edelmetall ist dagegen selten, An Steindenkmälern besitzt die Provinz noch einen erheblichen .“ alte Ringwälle und Schanzen ziehen sich über das ganze and.
Aus den werthvollen Sammlungen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg sind der Ausstellung eine größere Anzahl Aexte, Axthämmer, Keile, Speerspitzen neben Nadeln, Srangen, Urnen, Ringen, Messern u. s. w. überlassen worden. Die Honse tadt Bremen ist durch Waffen, Geräthe und Schädel ver⸗ treten.
In dem für das Herzogthum Braunschweig reservirten Saale finden wir photographische Bilder von einem Skelett des Bos primigenius (Urochs), das in einem Torfmoor in der Nähe von Braunschweig aufgefunden worden ist. Von höchstem Interesse sind die zur Sammlung des Oberlehrers Dr. pbil. Nehring in Wolfenbüttel ge⸗ hörigen Proben der Quaternär⸗Fauna nebst gleichalterigen Spuren des Menschen.
Unter den thüringischen Staaten stellt Sachsen⸗Altenburg Gefäße und Steingeräthe aus; Bronze findet sich seltener, Eisen fast nie. Aus Sachsen⸗Weimar finden sich neven der Universität Jena als Ausstellerin einige Privatsammlungen mit bemerkenswerthen Gegenständen; aus Sachsen⸗Coburg⸗Gotha liegen Funde aus den Hügelgräbern bei Mirsdorf zur Schau. Die Sammlung des Dr. G. Jacob in Römhild in Sachsen⸗Meiningen ist eine der umfangreichsten auf der Ausstellung. Bei Reuß j. L erregen die
undsrücke der Lindenthaler Höhle, insofern dieselben wohl einen der ältesten bestimmten Beweise vom Dasein des Menschen in der älte⸗ ren Diluvialperiode geben, ein lebhaftes Interesse. Reuß ä. L. ist auf der Ausstellung nicht vertreten. Auch Schwarzburg⸗Rudol⸗ stadt und Schwarzburg⸗Sondershausen haben Steingeräthe und Bronzegegenstände anfsaaprifen.
Im Herzogthum Anhalt ist der Landstrich zwischen Köthen, Nienburg und der Wipper unweit Aschersleben eine der ältesten Kulturstätten der norddeutschen Lande, die für die Forschung dadurch an Bedeutung gewinnt, daß sie eine Grenzscheide zwischen Germanen und Slaven bildete. Der in Bernburg vor 2 Jahren zusammen⸗ getretene Verein ist noch zu jung, um ein reichliches oder besonders werthvolles Material bieten zu können. .
Die Provinz Sachsen weist nicht weniger als 18 Aussteller auf, unter denen die Städte Halle, Merseburg und Weißenfels durch die Vielseitigkeit, den Werth und das Alter des Dargebotenen her⸗ vorragen.
ie freie Stadt Hamburg hat den Fuhlsbütteler Fand⸗ dessen Gegenstände auf einem großen Gräberfelde in Urnen gefunden sind
Das in Schleswig⸗Holstein gesammelte Material zeigt trotz vieler Lücken, daß einestheils die verschiedenen Kulturperioden sich auf der südlichen Hälfte der Kimbrischen Halbinsel schärfer und klarer abgrenzen als in Mittel⸗ und Süddeutschland, während an⸗ dererseits die Uebergangsfunde dort zahlreicher und charakteristischer sind als auf den dänischen Inseln und der Skandinavischen Halb⸗ insel. Der Hauptaussteller — das Kieler Museum vaterländischer Alterthümer — hat sich deshalb auch mit Recht auf das Vorlegen lokaler Typen beschränkt.
Aus der freien Stadt Lübeck finden wir die reiche Sammlung des kulturhistorischen Museums mit 196 Schaustücken vertreten.
Eine ergiebige Fundstätte für Bronzesachen bildet das Groß⸗ herzogthum Mecklenburg⸗Schwerin, von wo u. a. aus eine Krone, ein Halsring, ein Diadem und eine Armschiene von Bronze, sowie ein Bronzewagen und mehrere Gußformen eingeliefert sind; auch Mecklenburg⸗Strelitz bietet eine große Auswahl prähistorischer seltener Sachen.
Die Pommern der Urzeit lernen wir durch die verschiedenen Sammlungen aus Greifswald, Stettin, Stralsund, vor Allem aber durch die umfangreiche Sammlung des Landgerichts⸗Rath Rosenberg in Berlin kennen. Das Provinzialmuseum der physikalisch⸗ökonomischen Gesellschaft in Königsberg repäsentirt die Provinz Ostpreußen. Von voll⸗ ständigen Gräbern bringt die Ausstellung nur einige, um die Aus⸗ stattung der Begrabenen zu erläutern. Dafür ist eine Auswahl der wichtigsten Fundobijekte nach sachlichen und chronologischen Reihen geordnet, um einen Ueberblick über den Formenreichthum und die zeitliche Entwicklung zu gewähren. Danzig, Elbing, Graudenz Marienburg, Marienwerder und Thorn sind die Aussteller der Provinz Westpreußen.
Die ganze Provinz Posen ist reich an prähistorischen Funden, besonders an Urnengräbern, in denen man zumeist die verschiedenen Fer at von Stein, Bronze und Eisen, als auch Schmucksachen vorfindet.
esse an prähistorischen Dingen, da man dort schon im 16. Jahrhun⸗
244 Artikeln betheiligt hat. ““ In der Ausstellung des Königreichs Sachsen zeichnen sich
ders aus.
deren wir am Schlusse unserer kurzen Rundschau gedenken, sind aus 8 “ Gründen auf der Ausstellung ganz besonders reich vertreten.
Im Verlage von Georg Reimer sind kürzlich in deutscher und französischer Sprache die „Verhandlungen der vom 16. bis 20. September 1879 in Genf vereinigten permanenten Kom⸗ mission der europäischen Gradmessung“ erschienen. Die
den Professoren Dr. C. Bruhns und Dr. A. Hirsch und enthält zugleich den von dem Centralbureau der euro⸗ päischen Gradmessung herausgegebenen Generalbericht für das Jahr 1879. Das Programm für die Sitzung der perma⸗ nenten Kommission im September 1879, welche im so⸗ genannten Alabamasaale im Rathhause zu Genf tagte, umfaßte folgende Gegenstände: 1) Berichte der permanenten Kommission und des Centralbureaus. 2) Berichte der Bevollmächtigten über den Fortschritt der Arbeiten in ihren Ländern im Jahre 1879. 3) Be⸗ richt der in Hamburg ernannten Kommission über die von dem Oberst⸗Lieutenant Adan vorgelegten Fragen, erstattet von Hrn. C. A.
redigirt
der Längen, Breiten und Azimuthe, b. über Trian ulation und die Netz⸗ Ausgleichungs⸗Rechnungen; c. über die Präzisionsnivellements und
messung betreffende Publikationen. — Den Protokollen über die
reversion“ von
zösischer Sprache, dem als Anhang eine Abhandlung von Professor Albrecht: „Relationen zwischen dem Fu beobachtungen, dem Gradmessungs⸗ und dem Saffordschen Katalog“
folgt. Mascart unter dem Titel: „Sur la construction de la règle gn6é-
Blatt, auf welchem die Resultate der Ausgleichung aus dem württem⸗
Ordnung des Königreichs Italien darstellt.
——
Organ für Offiziere aller Waffen des Deutschen Heeres und der
Heeresverhältnisse. — Mittheilungen aus der Presse: — Die Trefferreihen und ihre Anwendung auf die Feuerleitung. —
Abänderung erkannter Literatur: Die Befestigungskunst und die Lehre vom Kampfe. — Wie entspricht die deutsche Pferdezucht am besten den Staatsinter⸗ essen? — Kleine militärische Mittheilungen: Deutschland: Ueber die Abkommandirung deutscher Offiziere nach der Türkei. — Erinnerung
— Kavallerie⸗Uebungsreise. — Rekrutirung in Süddalmatien. Ueber das Banket des Schützenfestes in Wien. — Schweiz: Berichte des eidgenössischen Militär⸗Departements. 1 den Kuntze'schen Schnellbrater. Persona⸗Veränderungen. Ordens⸗Verleihungen. — Familien⸗Nachrichten. — Anzeigen.
Posen, 11. August. (B. T. B.) Nach einer Bekanntmachung des Polizei⸗Präsidenten Staudy hat ein sehr bedeutender Ueber⸗
Eetreide von den Fluthen mit fortgeführt worden ist. fürchtet auch sehr große Ueberschwemmungen durch die Warthe.
Aden, 11. August. (W. T. B.) Der Dampfer „Jeddah“, behauptete, der das Schiff verlassen hatte. Die „Jeddah“ ist viel⸗
mehr, durch den Dampfer „Antenos“ ins Schlepptau genommen, hier eingetroffen. An Bord befand sich Alles wohl. 1
und aus der Uebergangszeit von Bronze zu Eisen stammen, sowie den Bro d estedt in Holstein zur Schau gestellt. 11“ 1“ 11 8 1 8 “ 8
Die Provinz Schlesien beansprucht für sich das älteste Inter⸗ dert Nachgrabungen veranstaltet hat. Die weitaus größte Sammlung
besitzt das Museum schlesischer Alterthümer in Breslau, welches Fundstücke aus 360 Orten aufweist und an der Ausstellung sich mit
die von dem Königlichen Mineralogisch⸗geologischen und prähistori⸗ schen Museum in Dresden eingelieferten Gegenstände ganz beson⸗
Die Provinz Brandenburg und die Stadt Berlin,
88 8
Publikation ist von den Schriftführern der genannten Kommission,
F. Peters. 4) Wahl des Ortes und der Zeit für die sechste alle⸗ gemeine Konferenz der Bevollmächtigten. (Es wurde in der Versamm⸗ lung München in Vorschlag gebracht.) Bezeichnung von speziellen Berichterstattern für die nächste allgemeine Konferenz über den Stand der Arbeiten in den verschiedenen Ländern, und zwar: a. über Bestimmung
die Resultate, welche die Mareographen ergeben haben; d. über Messungen der Intensität der Schwere; e. über die europäische Grad⸗
Sitzungen der Kommission ist ein Artikel „Note sur le pendule à YPvon Villarceau beigefügt. — Den zweiten Theil der vorliegenden Publikation bildet der Generalbericht über den Fort⸗ schritt der Arbeiten für die europäische Gradmessung in den ver⸗
schi denen Ländern während des Jahres 1879, in deutscher und fran-
ndamentalkatalog für die Zonen-
Zum Schluß enthält die vorliegende Publikation dann noch als Anhang eine Abhandlung von H. Sainte⸗Claire Deville und E.
sique internationale“, als zweites Memoire über diesen Gegenstand. An graphischen Darstellungen sind dem Bande beigegeben 1) ein
bergischen Präzisions⸗Nivellement für die europäische Gradmessung — verzeichnet sind, und 2) eine Karte, welche die Triangulation erster
Die Nr. 65 und 66 der „Deutschen Heeres⸗Zeitung“, 1
Marine, fünfter Jahrgang, hat folgenden Inhalt: Abhandlungen, Aufsätze ꝛc.- Zum 13. August 1880. — Italienische Kritik deutscher Deutschland:
Oesterreich: Folgen der ablehnenden Haltung der Pforte. — Frank⸗ reich: Ueber die russische Feld⸗Artillerie. — Schweiz: Vorschläge zur Mängel der schweiz rischen Gewehre. —
an die großen Ereignisse des französischen Krieges. — Oesterreich: Von der K. K. Kriegsmarine. — Feldtelegraphen⸗Uebungen. — Ein Sieg des österreichischen Armeegewehres. — Aus dem Brucker Lager.
— Vermischtes: Ueber
tritt der Prosna über ihre Ufer stattgefunden, in Folge wovon die anstoßenden Felder sämmtlich überschwemmt sind 8 Se an be⸗-
mit Pilgern an Bord, ist nicht untergegangen, wie der Kapitän