1880 / 190 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Aug 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Hat Jemand durch ein mehr als dreißigjähriges un⸗ gestörtes Abfahren des auf seiner Wiese gewonnenen Heues und Grases über eine fremde Wiese eine Fahrgerechtigkeit über diese Wiese erworben, so beschränkt sich nach einem Er⸗ kenntniß des Reichsgerichts, II. Hülfssenats, vom 1. März 1880, diese Fahrgerechgkeit nur auf die Abfuhr von Gras und Feu und sonstige eigentliche Wiesenerzeugnisse, dagegen erstreckt sie sich nicht auf die Abfuhr von Erzeugnissen, welche durch eine ganz neue Anlage auf der bisherigen Wiese ge⸗ wonnen werden, wie beispielsweise auf die Abfuhr von Torf von der zu einem Torfstich umgewandelten Wiese.

Giebt Jemand bei der Aufgabe eines Frachtgegen⸗ standes auf die Eisenbahn wissentlich ein falsches Ge⸗ wicht an, um eine geringere Fere ems zu hewirken, als thatsächlich berechtigt wäre, so ist er nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, III. Strafs., vom 2. Juni 1880, wegen Betruges resp. Betrugsversuchs zu bestrafen.

Nach eingegangener telegraphischer Nachricht ist S. M. S. „Ariadne“, 8 Geschütze, Kommandant Korv.⸗

Kapt. Frhr. von Lehen bei Valparaiso eingetroffen, und

„M. S. „Hansa“, 8 Geschütze, Kommandant Korv.⸗ Kapt. Heusner, hat von Valparaiso die Heimreise via Monte video angetreten. 8

88 8

SDesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. August. ausgegebene Reichsgesetzblatt enthält eine Verordnung des Ministeriums des Innern, mit welcher unter Beifügung der nothwendigen Belehrungen die Formularien hinausgegeben werden, die bei der am 31. Dezember 1880 stattfindenden Volkszählung in Anwendung zu kommen e

13. August. (W. T. B.) Der Wien⸗Fluß ist in Folge eines Wolkenbruchs ausgetreten, das Wien⸗Thal ist über⸗ 1a die Ortschaften Pukersdorf, Preßbaum und Wei⸗

lingau stehen unter Wasser, Brücken und Stege sind weg⸗ gerissen und große Quantitäten Holh und Hausgeräthe sind weggeschwemmt. Der Schaden ist sehr groß. Bis Mittag war das Wasser wieder 3 Fuß gefallen. Auch die Schwechat ist bei Baden wieder gefallen. Bei Mährisch⸗Ostrau und Weißkirchen ist die Gefahr vorüber.

14. August. Die Donau ist seit gestern in rapidem Steigen begriffen und bei Nußdorf bereits ausgetreten. Aus Mähren und Schlesien werden große Verheerun⸗ gen durch das Hochwasser gemeldet.

Ischl, 13. August. In Folge erneuten Regens ist das Wasser noch immer im Steigen begriffen. Einzelne Theile sind gänzlich überschwemmt, jedoch ist keine Gefahr vorhanden. Der Kaiser besichtigte das Inundationsgebiet. 8 Folge der Verkehrsstörung sind die rumänischen Herr⸗

chaften verspätet über Amstetten eingetroffen. Der Kaiser empfing dieselben am Bahnhofe und geleitete sie ins Hotel. Der Feldmarschall Graf Moltke ist hier angekommen.

Prag, 13. August. Bei Hlinsko ist ein Wolkenbruch niedergegangen, der Eisenbahnverkehr ist unter⸗ brochen, die Ueberschwemmung ist eine außerordentlich große, sogar die Vorstädte von Chrudim sind inundirt.

Lemberg, 12. August. (Tel. Corr. Bur.) Die Vorberei⸗ tungen zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers sind im vollen Gange. Besonders glänzend dürften der Fackelzug, der Stadtball und der Adelsball ausfallen. Auch eine Höhen⸗ beleuchtung wird vorbereitet. In dieser Woche sind häufige Gewitterschäden vorgekommen, dennoch wird die Ernte eine durchschnittlich mittlere, in manchen Theilen auch eine vorzügliche sein. ;

Pest, 11. August. Die Enquete über die Regelung des Strafverfahrens vor den Bezirksgerichten zog, wie der „Wien. Z.“ weiter gemeldet wird, in ihrer heute unter dem Vor⸗ sitze des Justiz⸗Ministers abgehaltenen Sitzung die auf die Appellation bezüglichen Verfügungen des Entwurfs der Ver⸗ ordnung in Berathung. Als Regel wurde aufgestellt, daß die Appellation gegen die Beschlüsse der Bezirksgerichte ge⸗ stattet ist, ausgenommen, wenn die Verordnung die Appellation ausdrücklich ausschließt. Gegen das Urtheil können alle Betheiligten appelliren. Der Staatsanwalt kann auch zu Gunsten des Angeklagten die Berufung einlegen. Die Appellation hat aufschiebende Wirkung. Ist jedoch ein freisprechendes Urtheil erfolgt und befindet sich der Angeklagte in Präventivhaft, so ist er auch dann auf freien d zu setzen, wenn der Kläger gegen das freisprechende Urtheil appellirt. Bezüglich der ebenfalls berathenen Bestimmungen über die Vollstreckung der Urtheile wurde ausgesprochen, daß die Urtheile allsogleich zu vollziehen sind, die Gerichte jedoch aus den in der Verordnung einzeln Fienflcgenben Gründen einen angemessenen Strafaufschub gewähren können. Bezüglich der Restitution wegen Fristenversäumniß wurde ausgesprochen, daß die Wiedereinsetzung wegen schuldloser Versäumniß der Appellationsfrist verlangt werden kann.

Schweiz. Bern, 13. August. Der „Bund“ schreibt: Wie wir vernehmen, wird das eidgenössische Departement des Innern nächster Tage dem Bundesrathe den Entwurf zu einem Bundesgesetz, betreffend die Revisionsangelegen⸗ heit, vorlegen. Dieser Entwurf geht davon aus, daß zwar das vorliegende Revisionsbegehren kein korrektes sei, aber immer⸗ 89 angenommen werden könne. Die Subskribenten haben von dem

echte des Art. 120 der Bundesverfassung Gebrauch machen wollen. Mit Rücksicht hierauf soll die Frage an das Schweizer⸗ volk gerichtet werden, ob eine Revision der bestehenden Bun⸗ desverfassung vorgenommen werden soll, oder nicht. Die Bun⸗ desversammlung wird zur Berathung dieses dringlich zu er⸗ klärenden Gesetzentwurfes wahrscheinlich Anfangs September usammentreten und die Volksabstimmung vngesähr vier 1 8 nach Promulgirung des Abstimmungsgesetzes statt⸗

nden. Volksabstimmung saattfin et und bis Mitte Oktober das erste und wahrscheinlich auch letzte Stadium der Angelegenheit er⸗

ledigt sein wird. b

Großbritannien und Irland. London, 12. Süüne Allg. Corr.) An Stelle des zum Gouverneur der Kap⸗ olonie ernannten Sir Hercules Robinson ist Hr. des

Voeux, bisher Gouverneur der Bahama⸗Inseln, zum Gou⸗

verneur der Fidschi⸗Inseln bestellt worden.

Ein Telegramm des Vize⸗Königs meldet: Berichten aus Kabul vom 10. ds. zufolge lauten die Nachrichten vom

General Roberts günstig. Im Ghilzai⸗Lande sowie im nörd⸗

lichen Afghanistan herrscht Ruhe. In Quetta ist ein vom

5.2ds. datirter Brief aus Kandahar eingegangen. Die Gar⸗

Das heute

Es ist also anzunehmen, daß Anfangs Oktober die

richte: Großbritannien:

11““ 1““ nison hat Wasser, Lebensmittel und Schießbedarf im Ueber⸗

fluß. Es sind alle Anstalten getroffen, um einem Angriff Widerstand leisten zu können. 1

Der „Times“ wird aus dem Lager bei Butkak unterm 11. ds. gemeldet:

„Sir Donald Stewart bewerkstelligte heute den Abzug sämmt⸗ licher Truppen aus Kabul in bewunderungswürdiger Ordnung und vollkommener Ruhe. Kein Anzeichen deutet auf Ruhestörungen in irgend einem Distrikt des nördlichen Afghanistan hin. Die Nach⸗ richten von Sir F. Roberts Armee lauten günstig. Das Land ist ruhig, und die Bevölkerung zeigt sich freundlich. Der Emir kam heute Morgen nach Kabul, um Sir Donald Steward und Mr. Lepel Griffin vor deren Abreise nach Indien einen Besuch abzu⸗ statten. In dieser höchst befriedigenden Zusammenkunft hat Abdur⸗ rahman auf fämmtliche britische Offiziere einen günstigen Eindruck gemacht. Der Emir drückte in wuͤrdiger Sprache seine Dankbarkeit gegen die britische Regierung aus.“

Aus Simla wird dem Reuterschen Bureau, vom 11. d., gemeldet:

Aus Kandahar hier eingelaufene Berichte melden, daß die Garnison ein oder zwei erfolgreiche Gefechte mit Stammesgenossen in den benachbarten Dörfern gehabt habe. Abdurrahman wird heute mit General Sir Donald Stewart in Sherpur zusammentreffen. Sofort nach dieser Unterredung wird General Stewart mit der ganzen britischen Truppenmacht sich auf den Rückmarsch nach Gan⸗ damak begeben.

Der Bombayer Korrespondent des „Standard“ meldet:

„Die Truppen, welche soeben unter General Roberts Kabul verlassen haben, bestehen aus 2836 Europäern und 7151 Ein⸗ geborenen, 8000 Mann Troß, 2000 Pferden, 750 Artillerie⸗Maul⸗ thieren und 1225 Transportthieren. Die Truppen führen nur Ra⸗ tionen für 5 Tage mit sich. Dieselben sollen nur dazu dienen, die Lücken in der Verproviantirung unterwegs auszufuͤllen. In seiner Ansprache an die Truppen erklärte General Roberts, daß er einem Erfolg der Expedition zuversichtlich entgegensehe und überzeugt sei, daß Alle von dem stolzen Bewußtsein beseelt seien, mit der Aufgabe und dem Vorrechte betraut worden zu sein, ihre Kriegskameraden zu entsetzen und das Prestige der britischen Waffen wiederherzustellen. Von heute ab hat jeder Verkehr durch die Post oder den Telegraphen mit den Kolonnen des Generals Roberts ein Ende, obgleich es mög⸗ lich ist, daß Briefe gelegentlich geschickt werden können. Die einzige ernste Gefahr, welche der Ansicht von Militärs zufolge den Truppen droht, liegt in dem Mangel an Nahrung und Futter auf der

Marschlinie.“

„Türkei. Konstantinopel, 12. August. (W. Pr.) Die in Folge der großen Hitze (45 Grad Celsius) in den ersten Tagen des laufenden Monats aufgetretenen Fälle von Dysenterie und Cholerine werden täglich häufiger und fordern besonders unter dem ärmeren Theile der Bevölke⸗ rung viele Opfer. Die Pforte soll entschlossen sein, außer dem bereits entsendeten noch ein zweites Kriegsschiff auf Kreuzung in die griechischen Gewässer abzusenden, um dem überhandnehmenden See räuber⸗Unwesen zu steuern.

13. August. (W. T. B.) Bwanzig Offiziere der türkischen Militärschule werden behufs ihrer weiteren militärischen Ausbildung nach Deutschland abgehen.

Die „Pol. Corr.“ meldet aus Konstantinopel unterm 13. d. M.: Der mit der Lösung der montenegrinischen Schwierigkeit beauftragte General⸗Gouverneur von Sku⸗ tari, Riza Pascha, soll heute auf der Fregatte „Selimie“ nach Albanien abgehen. Die Pforte beabsichtigt, unmittelbar darauf den Botschaftern die Mission Riza Paschas zu notifiziren und nöthigenfalls um eine b der ihr gesetzten Frist nachzusuchen. Die Pforte ist darauf gefaßt, daß sie eventuell Waffengewalt gegen die Albanesen an⸗ wenden muß, da die letzteren bis jetzt geringe Neigung zeigen, weder die Aprilkonvention noch die Abtretung von Dulcigno ohne Widerstand durchführen zu lassen.

Skutari, 12. August. Die katholischen Stämme haben sich geeinigt, unter Aufrechterhaltung ihre Autonomie und ihrer Territorialrechte in die Abtretung Dulcignos zu willigen. Prenk Bib Doda und Hodo Bey haben sich dem Uebereinkommen angeschlossen. In Prizrend hat sich die Liga in eine Aktions⸗ und Friedenspartei getheilt.

(Pest. L.) Von Seite der albanesischen Liga wurde dem Gouverneur von Skutari, Izzet Pascha, angezeigt, daß von nun an die Zölle und der Zehent von der Liga selbst eingehoben würden. Hier herrscht wegen der bevorstehenden Uebergabe von Dulcigno große Aufregung.

Rumänien. Bukarest, 14. August. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht die Ernennung Demeter Giani’s zum Justiz⸗Minister an Stelle Stolojiano's, dessen Demission vom Fürsten angenommen worden ist.

Bulgarien. Sofia, 31. Juli. Man schreibt der „Pol. Corr.“: „Die fürstliche Regierung geht daran, eine Landesmünze in Silber und Kupfer in Paris prägen zu lassen. Die Pforte soll zwar dagegen protestirt haben, da das Münzenprägungsrecht nur dem Suzerän zustehe, allein es ist sehr geringe Aussicht vorhanden, daß das Schicksal 48 Reklamation ein anderes sein werde, wie so vieler anderer.“

Afrika. Egypten. Aus Alexandrien wird dem Reuterschen Bureau unterm 1ü1. d. telegraphirt: „Der Khedive hat ein Dekret erlassen, demzufolge der Hafen von Alexan⸗ drien unter die europäische Verwaltung der egyptischen Eisenbahnen gestellt wird.“ Dem ,Standard“ zufolge be⸗ schäftigt der unbefriedigende Zustand der S. Staatsbahn die Aufmerksamkeit der Regierung des Khedive. Der Minister für öffentliche Arbeiten wird wahrscheinlich eine Untersuchung der Verwaltung der Bahn einleiten. 1

Nr. 20 des Deuts ben Handels⸗Archivs, Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, enthält: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Gesetz, betreffend die Schiffsmeldungen bei den Konsulaten des Deutschen Reichs. Verordnung, betreffend die Schiffsmeldungen bei den Konsulaten des Deut chen Reichs. Verfügung des preußischen Finanz⸗Ministeriums, die Nummerermittelung der mit Staffelzöllen belegten baumwollenen und leinenen Garne betreffend. Bestimmung einer weiteren Zoll⸗ stelle, welche zur unbeschränkten Abfertigung von Baumwoll⸗ und Leinengarn befugt ist. Deutsches Reich, Großbritannien, Frank⸗ reich, Oesterreich, Danemark, Rußland, Schweden: Vorschriften zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See. Rußland: Neue Regulirung der Eisenzölle. Griechenland und Rumänien: Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag zwischen beiden Staaten. Peru: Verbot der Ausfuhr von Barrensilber und einheimischen Münzen. Be⸗ andelsbericht aus Hartlepool für die Jahre 1878 und 1879. Handelsbericht aus King Williams Town (Bri⸗ tisch⸗Kaffraria) für 1878 und 1879. Mexiko: Handelsbewegung im Fiskaljahre vom 1. Juli 1874 bis 30. Juni 1875, speziell Ver⸗ kehr mit Deutschland. Brasilien: Hernilbehe aus Rio de Janeiro für 1879 (Schluß). Chile: Handelsbericht aus Valdivia

1—“

1.“

8

für 1879. Vereinigte Staaten von Amerika: Deutscher Schiffs⸗ verkehr im Hafen von New⸗YPork im Jahre 1879. Siam: No⸗ tizen über die Bodenerzeugnisse des Koͤnigreichs Siam.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die in Leipzig erscheinende, von Dr. William Löbe heraus⸗ gegebene „Illustrirte Landwirthschaftliche Zeitung“ enthält in den Nummern 31—33 einen bemerkenswerthen Aufsatz, 8 welchem ein Projekt zur Kultivirung der Lüneburger Haide dargelegt wird.

Weimar, 12. August. (Dr. Journ.) Das seit 8 Tagen an⸗ dauernde warme Regenwetter hat den sonst Waftige⸗ Erntever⸗ hältnissen im nördlichen Thüringen, woselbst die Reifcezeit etwa 14 Tage später als im Flachlande eintritt, sehr geschadet. Noch war erst wenig eingebracht, als das Regenwetter begann; was auf dem 8 liegt, hat sehr gelitten. Doch würde, da viele Früchte noch

ehen, auch viel gerettet werden, wenn ein Umschlag in der Witte-

rung einträte. Gewerbe und Handel.

Das kürzlich veröffentlichte 1. Heft des XX. Bandes der „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr aus dem statistischen Departement des K. K. österreichischen Handels⸗Ministerums“ enthält den amtlichen Bericht über die Geschäftsthätig⸗ keit des K. K. Handels⸗Ministeriums während des Jahres 1879. Dieser Bericht reiht sich bereits als der achte Jahrgang den S Publikationen der Vorjahre an. Die Anordnung des In⸗

alts hat keine Aenderung erfahren. Der Bericht giebt aus diesmal wieder ein übersichtliches Bild über die weitverzweigte Thätig⸗ keit des österreichischen Handels⸗Ministeriums und läßt die einzelnen Verhandlungen und Verfügungen, die aller⸗ dings größtentheils schon im Laufe des Jahres bekannt geworden sind, in ihrem Zusammenhange hervortreten. Nach einer Uebersicht der Organisation des Handels⸗Ministeriums und der demselben untergeordneten Behörden und Organe folgt die pragma⸗ tische Darstellung der Wirksamkeit des Handels⸗Ministeriums, welche in die Abschnitte: Gewerbliche Industrie; Handel; Verkehrswesen mit den Unterabtheilungen Eisenbahnen, Schiffahrt, Post und Tele⸗ graphie; und Statistik zerfällt. In dem Kapitel über gewerb⸗ liche Industrie werden hauptsächlich die Vorlehrungen in Dampf⸗ kessel⸗Angelegenheiten, der fachgewerbliche Unterricht und die Bethei⸗ ligung an Ausstellungen besprochen. Bemerkenswerth erscheint bei dem fachgewerblichen Unterrichte insbesondere die Errichtung des Central⸗ spitzenkursus in Wien, eine Maßregel, von welcher eine Belebung der in den verschiedenen Kronländern zerstreuten Spitzenindustrie nach künst⸗ lerischer und technischer Seite erwartet wird. Neu errichtet wurde eine Fachschule für die Marmorindustrie in Trient. Die Frequenz der Fachschulen (Ende 1879: 76) belief sich Ende des Schuljahres 1878/79 auf 3642 Schüler. Von Ausstellungen nahmen die Welt⸗ ausstellung in Paris 1878 und die beiden australischen Weltaus⸗ stellungen (Sydney 1879, Melbourne 1880) die Thätigkeit des Han⸗ dels⸗Ministeriums besonders in Anspruch. Für die in den Rahmen des Jahresberichts fallende Unternehmung zu Sydney ist das Han⸗ dels⸗Ministerium, da die Betheiligung aus gewerblichen Kreisen eine unerwartet lebhafte war, durch verschiedene fördernde Maßnahmen (Baarsubvention, Uebereinkommen mit dem Lloyd wegen Transport der Ausstellungsgüter, Veranlassung der Absendung eines Kriegsschiffes) eingetreten. Aehnliches war für Melbourne beabsichtigt. Auf dem Gebiete des Handels war die Einbeziehung von Bosnien und der Herzegowina, der Zollausschlüsse Istriens, Dalmatiens, Brodys so⸗ wie der ungarischen Freihäfen in das allgemeine Zollgebiet von großer Wichtigkeit. Die im Berichte angeführten Motive dieser Maßregel lassen erkennen, daß derselbe sowohl im Interesse der betreffenden Gebiete als in jenem der Gesammtmonarchie lag. Der neue Han⸗ delsvertrag in Italien trat mit 1. Februar 1879 in Wirksamkeit; seine Durchführung machte zahlreiche Vor⸗ kehrungen nöthig. Mit Serbien wurden langwierige Verhandlungen über Abschluß einer Handels⸗ und Eisenbahn⸗Konvention gevpflogen. Auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens ist als charakteristi⸗ sches Erscheinen das namentlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1879 hervorgetretene Wiederaufleben der Privatthätigkeit bei Realisi⸗ rung neuer Eisenbahnlinien, vor Allem Lokalbahnen zu verzeichnen⸗ Hier ergiebt sich als ein bemerkenswerthes Moment, daß die Realisi⸗ rung der Lokalbahnprojekte ohne Inanspruchnahme anderer Staats⸗ hülfe als der üblichen Steuer⸗ und Gebührenbefreiung angestrebt wird. Die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten wurde für 10 Linien ertheilt; um die definitive Konzession liefen 13 Gesuche ein. Der wichtigste im Jahre 1879 vorbereitete Eisenbahn⸗Gesetzentwurf betrifft den Bau der Arlberg⸗Bahn, welcher seither auf Grund des ver⸗ fassungsmäßig zu Stande gekommenen Gesetzes in Angriff genommen wurde. Die Verhandlungen behufs internationaler Regelung von Eisenbahnfragen haben in letzter Hett an Bedeutung gewonnen, in⸗ dem nicht nur Verständigungen über Anschlußpunkte und Grenzbahn⸗ höfe, sondern in immer weiterem Umfange Verkehrs⸗ und Tarif⸗ fragen in den Kreis der international zu behandelnden Eisenbahn⸗ angelegenheiten gezogen wurden. In dieser Beziehung sind namentlich die Verhandlungen mit Serbien über das Eisenbahnnetz der Balkan⸗ Halbinsel, mit Italien anläßlich der Betriebseröffnung der Staats⸗ bahn Tarvis⸗Pontafel zu erwähnen. Der Eisenbahnbau war im Jahre 1879 selbst beschränkt. Eröffnet wurden im Ganzen vier Bahnstrecken mit einer Länge von nur 77 km, fast aus⸗ schließlich Staatsbahnen. Betreffs des Eisenbahnbetriebes sind in erster Linie zu nennen die über die Ausschließung nicht publizirter Tarife und Refaktien, über die Erhebung des Agiozuschlages, über die Ein⸗ führung des Sekundärbetriebes, über das Sanitätswesen im Eisen⸗ bahnverkehre und über das Garantiewesen erlassenen Vorschriften. Auf dem Gebiete der Seeschiffahrt berührte das in Groß⸗ britannien erlassene Gesetz zur Verhütung des Auslaufens seeuntüch⸗ tiger Schiffe durch die auf fremde Schiffe bezüglichen Artikel die Kompetenz des Handels⸗Ministeriums, welches hieraus Anlaß nahm, die großbritannische Regierung in der Ausführung des Gesetzes zu unter⸗ stützen. Ueber die abgeänderte internationale Vorschrift zur Verhütung des Zusammenstoßes von Schiffen auf See ist eine Einigung der Seestaa⸗ ten erfolgt, wonach diese Vorschrift mit 1. September d. J. zur Ein⸗ fächrhih gelangt. Das Gesetz über Registrirung der Seehandels⸗ schiffe ist bekanntlich am 10. November 1879 in Wirksamkeit ge⸗ treten. Bei dem Post⸗ und Telegraphenwesen ist zu er⸗ d. daß sich die wohlthätigen Folgen der internationalen Verein⸗ arungen in hohem Grade geltend machen. Die im Jahre 1879 ab gehaltene internationale Telegraphenkonferenz zu London hat ein durchgreifende Reform der internationalen Telegraphentarife vor genommen, wonach für den europäischen Verkehr der Worttarif mi dem Zuschlage einer für fünf Worte entfallenden Grundtaxe be jedem Telegramme, und für den außereuropäischen Verkeh die reine Worttaxe eingeführt wurde. Mit den einzelne Regierungen wurden auf Grund der allgemeinen internatio nalen Verträge Spezialübereinkommen geschlossen, so über de

Postanweisungsverkehr, über ermäßigte Telegraphentarife u. a. Im

Inlande wurde vom 1. April 1879 an gleichfalls der Worttarif ein⸗ Pübhrt; als bisheriges Ergebniß dieser Reform wird einerseits ein

erminderung der zur Beförderung aufgegebenen Telegramme, an dererseits aber eine befriedigende Erhöhung der Einnahmen kon statirt. Postämter wurden 2 ärarische Fe Pontafel) und 2 nichtärarische errichtet, dagegen 14 aufgehoben; Telegraphenstatione 34 eröffnet, worunter 22 Staats⸗ und 12 Eisenbahnbetriebsstationen Den Schluß der Darstellung bildet die Thätigkeit auf dem Ge biete der Statistik, welche sich in der Herausgabe verschiedene im Laufe des Berichtsjahres theilweise bereits besprochener Publi kationen, namentlich betreffend die Statistik der Dampfmaschinen Eisenbahnen, Posten und Telegraphen ꝛc. äußert.

Washington, 13. August (W. T. B.) Der Schatzsekret Sherman hat für weitere 2 500 000 Doll. Obligationen gekauft und zwar 6 % von 1880 zu 102,35 à 102,44, 6 % von 1881 zu 104,68 à 104,74 und 5 % zu 102,68 à 102,70.

(Ohne Gewähr.)

heute beendeten Ziehun r 4. Klasse 162. Königlich preußischer Klassenlotterie fiele

1 Gewinn von 300 000 auf Nr. 9360.

1 Gewinn von 30 000 auf Nr. 70 730.

1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 64 475.

57 Gewinne von 3000 auf Nr. 1100. 1528. 1895. 6329. 8526. 9106. 14 291. 15 351. 15 933. 17 685. 17 884. 18 333. 20 060. 20 350. 20 839. 23 546. 29 900. 32 507. 34 661. 35 356. 36 327. 39 046. 40 129. 40 220. 40 848. 42 979. 43 745. 44 220. 44 839. 44 870. 47 996. 48 240. 51 887. 54 635. 54 975. 55 074. 55 142. 56 321. 58 291. 59 225. 62 244. 63 209. 64 571. 69 923. 70 195. 70 641. 72 393. 74 052. 74 055. 75 308. 76 209. 76 561. 76 706. 82 264. 89 053. 93 909. 94 380.

52 Gewinne von 1500 auf Nr. 747. 1001. 3431. 6066. 7095. 9344. 11 295. 13 566. 15 534. 18 633. 25 700. 27 887. 28 826. 29 605. 31 927. 33 274. 33 869. 34 374. 35 577. 37 013. 41 207. 42 583. 43 009. 48 193. 48 582. 52 107. 54 495. 57 045. 58 488. 61 522. 61 743. 64 142. 75 495. 76 099. 77 306. 77 972. 78 805. 79 247. 79 480. 79 962. 81 060. 82 203. 82 445. 82 461. 82 718. 83 299. 86 448. 89 622. 91 134. 91 202. 91 839. 92 168.

76 Gewinne von 600 auf Nr. 1073. 1652. 3001. 3599. 4302. 5437. 7220. 7855. 9622. 10 886. 12 150. 13 315. 16 150. 16 970. 17 424. 17 583. 18 217. 21 824. 22 163. 22 553. 23 171. 23 636. 23 789. 24 026. 24 984. 26 709. 27 010. 27 550. 27 695. 27 800. 27 849. 28 026. 30 032. 30 180. 30 452. 31 515. 32 222. 36 499. 36 705. 38 735. 40 510. 46 634. 49 061. 52 472. 52 635. 53 284. 53 868. 55 597. 59 627. 59 933. 61 344. 61 753. 64 190. 66 151. 66 282. 70 858. 70 932. 71 420. 72 391. 74 351. 76 623. 78 059. 79 628. 79 967. 81 772. 85 108. 86 241. 87 047. 87 094. 87 283 87 429. 87 481. 88 150 90 871. 91 701.

92 374 18

Cöln, 14. August, 1 Uhr früh. Die Englische Post vom 13. August früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Min. Abends, ist ausgeblieben. Grund: Verspätung des Zuges von Ostende.

Amtliche Berichte aus den öniglichen

Kunstsammlungen. Aus dem Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen.) I. Königliche Museen. (Fortsetzung.) Nordische Alterthümer. 88

Bei dieser Abtheilung wurden im Laufe des Vierteljahrs nur wenige Gegenstände im Wege des Ankaufes erworben. Dagegen sind mehrfache Zuwendungen von Privaten zu verzeichnen.

Die sehr reichhaltige und interessante Sammlung von Alter⸗ thümern aus dem Spreewalde, welche Hr. Lieutenant a. D. W. von der Schulenburg der Abtheilung zu verehren die Güte hatte, wurde in diesem Vierteljahre inventarisirt. Die Reichhaltigkeit dieser Sammlung von Steingeräthen und Brorzegegen⸗ ständen beweist aufs Neue, wie sehr sich dieser eigenartige, auch heute noch landschaftlich und ethnographisch interessante Landstrich von den übrigen Theilen der La durch seinen Reichthum an ge⸗ wissen Arten von prähistorischen Alterthümern auszeichnet, und es ist im höchsten Grade dankenswerth, daß Hr. v. d. Schulenburg, welcher neben der Sammlung der Alterthümer auch der Erforschung der Sagen, Sitten und Gebräuche der heute den Spreewald bewohnen⸗ den Wenden seit Jahren seine Zeit gewidmet hat, dieses räumlich eng begrenzte Gebiet durch unermüdlichen Eifer, strengste Gewissen⸗ haftigkeit und genaueste Sorgfalt unsern Blicken immer mehr auf⸗ zuschließen versucht hat. Bei seiner Isolirtheit zeichnete es sich wahrscheinlich seit den e. rüce schon von den umgebenden Territorien durch Eigenartigkeit seiner Bewohner aus und hatte durch seine Sicherheit als Zufluchtsstätte vielleicht auch nicht blos in Zeiten der Gefahr, sondern auch für gewöhnlich als Schutzort der u der umwohnenden Volksstämme eine hervorragende Be⸗

eutung.

Ferner erhielt die Sammlung interessante Beiträge durch die Geschenke der Herren Dr. Urban und Baumeister 89. zu Lichter⸗ felde, welche an verschiedenen Stellen der Markung Lichterfelde Aus⸗ grabungen angestellt hatten. Die Herren hatten außerdem die Güte, die von dem Unterzeichneten später an Ort und Stelle angestellten Untersuchungen in der entgegenkommendsten Weise zu unterstützen.

Nach Ländern und Provinzen geordnet, stellt sich der Zuwachs in folgender Weise dar:

Aus Posen:

Eine Sammlung von Thongefäßen und anderen Alterthümern von verschiedenen Orten, Geschenk des Hrn. Gymnasial⸗Direktors Professor Dr. degn.; in Posen.

teinhammer, gefunden bei Rogasen, Kreis Obornik, Geschenk des Hrn. Max Hirschberg hierselbst. us Sachsen:

Facettirter Steinhammer aus Kieselschiefer, einige Bronzereste, ragmente von einem Beinkamm, Silberfibeln u. s. w. mit einer oldmünze des Valerian in einer Grabstätte zusammen gefunden in

der Gegend von Leubingen, Kreis Eckartsberga, Geschenk der Direk⸗ tion der Magdeburg⸗Halberstädter Eisenbahngesellschaft.

Aus Brandenburg:

„Ein Steinhammer, eiserne Fibeln, Gürtelhaken, Bronzegegen⸗ stände, Gefäßfragmente u. s. w. Gefunden auf der Feldmark Lichter⸗ felde bei Berlin. Geschenk der Hrrn. Dr. Urban und Baumeister Hintz in Lichterfelde.

Vierteljahr: Januar März 1880.

„Auch in diesem Vierteljahr sind der Abtheilung von Seiten ver⸗ schiedener Privatpersonen ansehnliche Geschenke verehrt worden, welche unten spezieller aufgeführt werden. Das wichtigste Ereigniß ist jedoch die Ankunft der früher bereits erwähnten Sammlung Pucatanischer Alterthümer des Don Gimeno, zu deren Erwerbung durch die hohe Gnade Sr. Majestät des Kaisers die erforderlichen

uschüsse bewilligt worden sind. Die schwere und langdauernde Er⸗ rankung des Unterzeichneten verursachte leider eine bedeutende Störung in der Erledigung der amtlichen Geschäfte, so daß in Folge dessen die Auspackung noch nicht erfolgen konnte.

Von Herrn Direktor Bastian trafen weitere GCenane von ihm gesammelter ethnologischer Gegenstände aus dem indischen Archipel und Auftralien ein. b

Herr Buchhändler C. Künne in Charlottenburg bethätigte sein reges Interesse, welches er an dem Gedeihen der ethnologischen Samm⸗ ung nimmt, wiederum durch die Schenkung von verschiedenen Gegenständen, welche er auf feiner kürzlich beendeten Reise um die rde gesammelt hat.

Nach Ländern und Erdtheilen geordnet, stellt sich der Zuwachs in folgender Weise dar: fi

en.

A b Einige interessante Malereien auf Papier aus China, Geschenk es Kaiserlich chinesische eamten Herrn Schönicke.

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Zwei Köpfe von Steinfiguren und zwei Eisenwaffen von Boro⸗ Bodur auf Java, Geschenk des Advokaten Hrn. Dr. Winckel auf Samgig. Fabefiste Mlezries, dorch 2e 8

inige japanesische und chinesische Malereien, durch gütige Ver⸗ mittelung des Hrn. Oberst a. D. v. Brandt hierselbst erworben. Amerika. 1

Zwei sehr interessante Thongefäße aus Columbien und Peru: Ersteres ein Geschenk des Hrn. Ruf. Cuervo in Bogota, zu dem sürb⸗ von Suesco gehörig, welchen die HH. Ruf, und Aug. Cuervo rüher bereits bis auf dies eine Stück dem Museum als Zeichen ihrer Pietät gegen das Andenken Alexanders von Humboldt verehrt hatten, das zweite von dem Kaiserlichen Geschäftsträger Hrn. von Gramatzki durch Vermittelung des Hrn. Konsuls Mekel erworben und als Geschenk übersandt. 8

Eine Sammlung von verschiedenen Gegenständen aus Peru und Bolivien. Geschenk des Herrn C. Künne in Charlottenburg.

Außerdem wurde wiederum ein Theil der Sammlung der Hrrn.

Dr. Reiß und Dr. Stübel der Abtheilung einverleibt.

Nordische Alterthümer.

Für dieses Vierteljahr sind nur einige Geschenke zu erwähnen.

Brandenburg:

3 Steinwerkzeuge aus dem Spreewalde. Geschenk des Hrn. Lieutenant a. D. W. von der Schulenburg.

Schlesien: 8

Eisernes Schwert und Streitaxt, Thongefäß und Holzutensilien, etwa dem X. Jahrhundert angehörig, gefunden in brunnenschacht⸗ ähnlichen Holzbauten beim Eisenbahnbau in der Gegend von Schecho⸗ witz, Kreis Gleiwitz. Geschenk der Königlichen Direktion der Ober⸗ Eisenbahn.

osen:

Eiserner Torques sowie andere Eisen⸗ und Bronzegegenstände, gefunden bei Baranow (Boröwno). Geschenk des Herrn Ober⸗Re⸗ gierungs⸗Rath Liman in Posen. Voß

oß.

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Das Germanische Museum zu Nürnberg hat laut der Chronik für Juni⸗Juli wieder eine bedeutende Förderung zu verzeich⸗ nen. Das Kgl. bayerische Staats⸗Ministerium des Innern für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten hat nämlich, nach erfolgter Aller⸗ höchster Genehmigung angeordnet, daß die jetzt in der Morizkapelle zu Nürnberg aufbewahrte Gemäldesammlung dem Museum übergeben werde, um, vereinigt mit den in dem letzteren vorhandenen Gemälde⸗ beständen, eine größere würdige Gemäldesammlung zu bilden. Die Uebergabe soll erfolgen, sobald die nöthigen Räumlichkeiten fertig ge⸗ stellt sein werden. Die von der Stadt Miltenberg dem Museum zum Geschenk gemachte „Heunensäule“ ist nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten wohlbehalten eingetroffen. Für den Eisenbahntrans⸗ port des schweren Steins war ein eigens konstruirter Wagen nöthig gewesen. Den Stiftern von Gypsabgüssen hat sich die Stadt Schwäbisch⸗Gmünd angeschlossen, die eine Anzahl der interessantesten Skulpturen ihrer romanischen St. Johanniskirche abformen läßt. Den Städten, welche gemeinsam die Kosten für einen Saal im Musenm aufzubringen gedenken, sind neuerdings Darmstadt, Stendal und Wolfenbüttel beigetreten, den thüringischen Geschlechtern, welche eine Reihe gemalter Fenster stiften, Hr. von Tettenborn in Reichen⸗ berg bei Wriezen. Für das Handelsmuseum sind in Frankfurt a. M. zahlreiche Antheilscheine gezeichnet worden.

Das Organ des Germanischen Museums, der „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit“, bringt in der Juli⸗Nummer: Beiträge aus dem Germanischen Museum zur Geschichte der Be⸗ waffnung im Mittelalter, vom Direktor A. Essenwein; drei Briefe des Johannes Aurifaber an den Rathsherrn Paulus Behaim in Nürnberg, von W. Loose in Meißen; Beiträge zur mittellatei⸗ nischen Spruchpoesie aus St. Galler Handschriften, von Dr. Joh. Hümer in Wien u. a. Beigelegt ist der Nummer auf einem großen Blatte die phototypische Reproduktion der Zeichnung eines Pokales 9 8 oder 17. Jahrh.) aus der Sammlung der Handzeichnungen des

useums.

Das soeben ausgegebene 8. (August⸗) Heft von „Peter⸗ manns Mittheilungen“ (Gotha, Justus Perthes) enthält fol⸗ gende Beiträge: Die Insel Rodriguez (die physischen Grundzüge, die Knocheahöhlen, die Vegetation und die Bewohner, mit einer Kartenskizze), von dem Herausgeber Dr. E. Behm. Ueber die Möglichkeit eines inneren Handelsweges durch Sibirien (mit 2 Kartenskizzen), von Bernhard v. Struve; Die Unterweser von Bremen bis Bremerhaven (mit einer großen Karte), vom Ober⸗Baudirektor L. Franzius in Bremen; Die ost⸗ afrikanischen Unternehmungen der Internationalen Association (die von so vielem Ungluͤck heimgesuchte Cambiersche Expedition, die Elephanten⸗Karawane und Popelins Expedition, die Burdo'sche Expedition, die Ramaeckersche Expedition und das projektirte IFS. Transportsystem); Die Untersuchungen des dänischen

rlogschuners „Ingolf“ in der Dänemarkstraße 1879; endlich den geographischen Monatsbericht und die geographische Literatur⸗ übersicht. Besonders interessant sind die obenerwähnten Be⸗ richte über die afrikanischen Expeditionen, vor Allem über die Elephantenexpedition. Einer der Theilnehmer behauptet, daß durch die Sendung der gezähmten Elephanten nach Afrika der König der Belgier mehr für die Erfolge der Europäer in diesem Theile Afrikas gethan habe, als die ungeheueren Summen, welche bisher für die Erforschung dieser Gegenden ausgegeben worden; so sehr sei der Europäer in der Achtung der Eingeborenen gestiegen. Das Erstaunen der Letzteren lasse sich nicht mit Worten beschreiben. Mit unglaublicher Schnellig⸗ keit hatte sich die Nachricht durch die Landschaften des äquatorialen Ost⸗Afrika verbreitet, schaarenweise kamen die Eingeborenen herbei, um das seltsame Schauspiel zu betrachten, und die Häuptlinge, welche ihre Neugierde nicht bemeistern koypnten, sandten Boten auf Boten mit der Bitte um Beschleunigung des Marsches. Freilich sind von den 4 Thieren 3 gestorben, indessen haben sie sich durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen die tödtliche Tsetsefliege sowie durch ihre große Tragfähigkeit und Ge⸗ schwindigkeit entschieden bewährt. Um jedoch den kostspieligen und schwierigen Transport der indischen Elephanten unnöthig zu machen, will man nun die Zähmung afrikanischer Elephanten versuchen, be⸗ vor dieselben unter der fortgesetzten Veesstenn ganz verschwinden. König Leopold hat sich in hochherziger Weise entschlossen, auch diesen Versuch zu ermöglichen und den Auftrag gegeben, für die Jagd und den Fang wilder Elephanten dressirte Thiere in Indien an⸗ zukaufen und mit dem nöthigen Personale nach Afrika zu schaffen. Ein anderes Projekt, welches der englische Marinekapitän Foot entworfen hat, dürfte den kommerziellen sowohl wie den wissenschaftlichen Interessen zu dienen geeignet sein. Der⸗ selbe tritt für die Bildung einer Gesellschaft ein, welche ständige Trägerkarawanen zu unterhalten haben würde, deren bewaffnete Be⸗ gleitung mit Hülfe englischer Seeleute zu einer Art einheimischer Miliz einzuexerzieren wäre. Diese Einrichtung soll den Reisenden einmal vor den so häufigen Verlusten und schweren Unannehmlich⸗ keiten durch Desertion und Diebstahl von Seiten der angeworbenen Eingebornen schützen, andererseits aber auch die enormen Transport⸗ kosten verringern. Eest⸗ Stützpunkte soll das Unternehmen durch Errichtung von Stationen erhalten, welche für die Verpflegung der Karawanen, die Erhaltung der Wege ꝛc. zu sorgen haben würden. Fecben geht übrigens die Nachricht ein, daß der Führer jener

lephantenexpedition, Kapitän Carter nebst seinem Begleiter Caden⸗ head von einem Häuptling Namens Wrambo (Mircambo 2) ermordet worden seien.

Am 8. d. M. hat, wie schon gemeldet, in Saarbrücken die feierliche Uebergabe des neuen Rathhaussaales mit den von Sr. Majestät dem Kaiser gestifteten historischen Gemälden durch den Ober⸗Präsidenten der Rheinprovinz an die Stadt statt⸗ gefunden. Der „Saarbrücker Ztg.“ entnehmen wir nachstehende Be⸗ schreibung der bekanntlich vom Direktor Anton von Werner aus⸗ geführten Gemälde.

1“

„Die Mittelwand des Saales nimmt das größte der Gemälde: „Die Ankunft des Königs Wilhelm zu Saarbrücken am 9. August 1870“ ein. Des Königs Wagen, von Homburg durch St. Johann kommend, ist, vom Jubel des Volkes begleitet, bis zur alten Brücke gelangt. Dort, an der St. Johanner Seite, haben sich, den ge⸗ liebten zu empfangen, Bürger und Vertreter der Stadt Saarbrüͤcken aufgestellt. Noch sieht man die zur Seite geräumten Kisten, Sandsäcke, Steine, Balken ꝛc., welche zur Verbarrikadirun der Brücke geßen die am 2. August von Saarbrücken aus au St. Johann bedrohenden Feinde gedient haben. Die Brücke selbst ist ganz erfüllt von Passanten, Bürgern und Soldaten, unter letzteren Bleffirte, welche den Arm in der Schlinge tragen oder an Krücken gehen. Wehende Flaggen an den Häufern auf Saarbrücker Seite, geschwungene Mützen und Hüte, freudig empor⸗ gereckte Häupter auf der Brücke verkünden den Jubel der über die Ankunft des greisen Heldenkönigs begeisterten Menge. Verwundete werden vorbeitransportirt; eine Bahre mit einem Feüeberverlessten. steht im Mittelpunkte des Bildes. Wie um dieselbe passiren zu lassen, hält mit Vorreitern und Begleitung der vierspännige Kö⸗ nigliche Wagen, an welchen nun der Bürgermeister Schmidborn und der Beigeordnete Fr. Quien herantreten, um den neben seinem Ad⸗ jutanten sitzenden König Wilhelm zu begrüßen. Se. Majestät neigt sich mit leicht erhobener Hand gegen beide Herren. Auf der andern Seite des Königlichen Wagens steht der verstorbene Superintendent und Pfarrer Schirmer. Und nun gruppiren sich rechts und links vorn und hinten, eine Menge hiesiger Personen, meist mit großer Porträtähnlichkeit dargestellt. Links, im Vordergrund, stehen am Brückenpfeiler zwei Meister im Arbeitskostüm (ebenfalls Porträts). Rechts springt ein Knabe mit seinem Fähnlein herbei, während ein auf einen Jüngling hesttbeer verwundeter Soldat nach dem Wagen des Königs schaut. Alle Blicke sind auf den geliebten Herrscher ge⸗ richtet. Der Gesammteindruck des Bildes ist trotz der Menge der darauf dargestellten Personen ein harmonischer und lebenswahrer. Abgesehen von den sofort zu erkennenden hiesigen Personen ist die Darstellung der Kostüme und Uniformen sowie die perspektivische Darstellung der Brücke und der gegenüberliegenden Häuserreihe meisterhaft zu nennen.

Einen weiteren Schmuck hat die Mittelwand durch die links und rechts von diesem Gemälde angebrachten und ganz vorzüglich Helideen Porträtbilder des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich

arl erhalten. Der Kronprinz, in Interims⸗Uniform mit Dienst⸗ mütze und hohen Stiefeln, ist in ungezwungener Haltung, den Krim⸗ stecher in der Hand, neben einer niederen grünen Böschung dargestellt; Prinz Friedrich Carl, in Husaren⸗Uniform, auf schneebedecktem Felde stehend. Ueber den beiden sprechend ähnlich gemalten Figuren der Pe 88 Heerführer ist das deutsche resp. preußische Wappenschild angebracht.

Die Wand neben dem Eingang wird rechts und links durch zwei massive eichene Thüren flankirt. Ueber denselben sind schwarze Marmor⸗ tafeln mit Goldrand und ⸗Schrift angebracht. Die Tafel links vom Beschauer enthält König Wilhelms „Aufruf an das deutsche Volk“ 1870, diejenige rechts den Wortlaut der „Versailler Kaiserprokla⸗ mation“ 1871. n

Zwischen den beiden Thüren ist das große allegorische Gemälde: „Victoria“ eingelassen. Zwei ideale Krieger, hühnenhafte Gestalten, in Helm und Panzerhemd, der eine mit zum Schwur erhobener Linken, der andere halb von blauem und weißem Banner umflossen, reichen sich die HBände Nord und Süd zum ewigen Bruder⸗ bunde. Ein dritter, verwundet niedergesunkener Krieger will auch seine Hand einfügen, während ein zu Boden gestreckter wälscher Feind vergebens die adlergeschmückte Standarte wieder auf⸗ zuraffen strebt, auf welcher wuchtig der Fuß des nordischen Siegers ruht, neben welch' letzterem ein blondgelockter Jüngling den Kaiserschild hält. Ueber dieser Gruppe schwebt in goldener Glorie en Schutzgeist mit hocherhobener Kasserkrone und Sieges⸗ orbeer.

Die Füllungen der beiden Thüren zu Seiten dieses Gemäldes enthalten die in Medaillonmanier ausgeführten Kop bilder von sechs hiesigen Personen und von sechs Militärs, welche sich 1870 verdient gemacht haben. Die Kopfbilder von Militärs (an der anderen Thür), welche an der Spicherer Schlacht Theil genommen, sind: General v. Goeben, der damals das Kommando führte, die General⸗Lieute⸗ nants v. Alvensleben und v. Kameke, die zuerst angegriffen, General⸗ Major v. Frangois, Oberst v. Reuter und Premier⸗Lieutenant Hilde⸗ brandt. Die letzten drei sind an den während der Schlacht erhal⸗ tenen Wunden hier verstorben und, mit Ausnahme des Obersten v. Reuter, im Ehrenthal beerdigt.

Die dem Eingange entgegengesetzte Wand des Saales nimmt die Episode aus dem Sturm auf die Spicherer Höhen ein. General von François ist eben mit einer Anzahl Tapferer bis zum Aufgang der sogenannten Kirschenallee gelangt. Das mörderische Feuer des in festungsartigen Schützengräben auf der Höhe etablirten Feindes, hat schon einige der Begleiter des Generals hingestreckt, welcher mit geschwungenem Degen aufwärts dringend, seine Leute zu ermuntern scheint. Einer der Infanteristen, von einer Chassepotkugel tödtlich getroffen, droht rückwärts zu stürzen. Das spätere Schicksal des tapferen Führers, der auf dem Felde der Ehre fiel, ist damit angedeutet. Der Gesammteindruck dieses Bildes ist ein packender, lebenswahrer; die von Kampflust und anstren gendem Lauf gerötheten Gesichter der Soldaten, der mit voller Lunge zum Vorrücken blasende Hornist, die Stellung des Generals und der übrigen Personen, Uni⸗ formen und Waffen Alles ist getreu. Auch die landschaftliche Hafti⸗ ist prächtig wiedergegeben. Der über derselben schwebende

ulverdampf, die Bäume, an denen Aeste und Zweige von Kugeln zerknickt, die noch von den Feinden besetzte Bergkuppe, wie das unten liegende Gehöft der goldenen Bremm und das fernere Sti⸗ ringen, welches nicht nur vom Rauche seiner Schlote umflossen, son⸗ dern auch von Pulverdampf halb verhüllt sind in prächtiger Per⸗ spektive dargestellt. 1

Rechts von dem eben geschilderten Gemälde endlich ist das Nischenbild des Reichskanzlers Fürsten Bismarck, links dasjenige des Feldmarschalls Grafen Moltke, mit den Wappen und Wahl⸗ sprüchen derselben darüber, angebracht.

Ratibor, 13. August. (W. T. B.). Zinnathale niedergegangene Wolkenbrüche haben abermals großes Hochwasser herbeigeführt. Der Wasserstand hier beträgt 5 Meter; die Niederungen sind weithin überschwemmt. Viele der kaum trocken gewordenen Wohnungen sind abermals unter Wasser gesetzt. Der in den Niederungen angerichtete Schaden ist ein sehr großer. Das Hochwasser läuft indeß rasch ab, und das Wasser ist bereits im Fallen. Nähere Nachrichten aus den Gegenden, wo die niedergingen, aus Leobschütz, Jägerndorf und Hultschin ehlen noch.

London, 12. August. (Allg. Corr.) Eine neue belgische Expedition nach Afrika verließ am 10. ds. Liverpool, um Mr. Stanley's Expedition am Congo zu verstärken.

Das Residenz⸗Theater wird am 1. September mit dem Delpit'schen Schauspiele „Der Sohn Coralie's“ wieder eröffnet wer⸗ den. Die Leitung des Theaters liegt nach wie vor in den Händen des Hrn. Keppler, der bereits seit Januar dieses Jahres selbständiger Vertreter des Jatendanten Claar war. Das Ensemble ist bis auf einige Mitglieder das frühere geblieben. Die nächstfolgende Novität werden dann, ein Pendant zu Augiers „Les pauvres lionnes- Die kleinen Löwinnen“ von Crisafulli sein. Für Oktober ist ferner „Daniel Rochat“ mit Hrn. Keppler in der Titelrolle und Frl. Eppges als Lea in Aussicht genommen. Für Dezember und Januar hat die Direktion ein Gastspiel mit Fr. Niemann⸗Raabe abgeschlossen; die geniale Künstlerin wird die „Nora⸗ in Ibsens gleichnamigem Schauspiel creiren. Weitere Novitäten der Bühne werden sein: „L'aventurière“ von Augier, „Das Mädchen aus der Fremde“ von Schönthan und „Die beiden Eckardstein“ von N. Remy.

Im Oppa⸗ und im