1880 / 195 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Aug 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Provinz Ostpreußen. Regierungsbezirk Königsberg. 8 Zinsschein 3 Reihe zu der Schuldverschreibung des Kreises Memel, 4. Ausgabe, Buchstabe. . Nr Mark zu 4 ½ vom Hundert Zinsen Mark Pfennig.

Der Inhaber dieses Zinsscheines empfängt gegen dessen Rück⸗ abe in der Zeit vom 2. Januar (bezw.) 1. Juli 18 . ab die 8 der vorbenannten Schuldverschreibung für das Halbjahr vom .Nark Pfg. bei

der Kreis⸗Kommunalkasse zu Memel.

Memel, den ... ten.. 8

Der Kreisausschuß des Kreises Memel. (Unterschriften.) Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht unerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fällig⸗ eit erhoben wird. 8 Anmerkung. Die Namenszsunterschriften der Mitglieder des Krreisausschusses können mit Lettern oder Faecsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namens⸗ unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Provinz Ostpreußen. Regierungsbezirk Königsberg. nweisung zum Kreisanleiheschein des Kreises Memel, 4. Ausgabe, eeöeee

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe u der obigen Schuldverschreibung die. te Reihe von Zins⸗ J für die fünf Jahre 18.. .bis 18.. bei der Kreis⸗ Kommunalkasse zu Memel, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber der Schuldverschreibung dagegen Widerspruch erhoben wird. ö“ Der Kreisausschuß des Kreises Memel. E“” Anmerkung. Die Namenzunterschriften der Mitglieder des Kreisausschusses können mit Lettern oder Faecsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namens⸗ unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden. Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blatt⸗ breite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken.

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V ... ter Zinsschein. .. ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Arzt Dr. med. Heinrich Marx zu Nachrodt ist unter Anweisung seines Wohnsitzes in dem zum Kreise Iser⸗ lohn gehörigen Theile der Nachrodter Hütte zum Kreis⸗Wund⸗ arzt des Kreises Iserlohn, und 1 der Arzt Dr. med. Hermann Vossius zu Zempelburg ist unter Belassung in seinem bisherigen Wohnsitz zum Kreis⸗ Wundarzt des Kreises Flatow ernannt worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung. Die planmäßige 26. Ziehung von 50 Serien der Staats⸗ eihe von 1855, welche die am 1. April 1881 mit einzulösenden 5000 Schuldverschreibungen ent⸗ halten, wird am 15. September d. J., Mittags 12 Uhr, in unserem Sitzungszimmer, Oranienstraße 93, in Gegenwart eines Notars öffentlich stattfinden. 1 Die Nummern der gezogenen Serien werden demnächst durch Zeitungen und Amtsblätter bekannt gemacht werden. Berlin, den 17. August 1880. der Staatsschulden. Sydow. Löwe. Hering.

Bekanntmachung. Die am 1. April k. J. zu tilgenden Schuldverschreibungen er Staatsanleihen von 1850, 1852 und 1853 werden am 16. September d. J. Vormittags 10 Uhr, in unserem Sitzungszimmer, Oranienstraße 93, im Beisein eines Notars öffentlich durch das Loos gezogen werden.

8 Die gezogenen Schuldverschreibungen werden demnächst nach den Nummern und Beträgen durch Zeitungen und Amts⸗ blätter bekannt gemacht werden. 1

Berlin, den 17. August 1880.. Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow. Löwe. Hering.

Aichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. August. Die gedruckten Wohnungsmiethsverträge enthalten in der Regel die Klausel: „Für den Fall, daß Miether wegen un⸗

pünktlicher Zinszahlung exmittirt wird, hat er die volle Miethe füg die Dauer des Kontrakts zu zahlen.“ Diese Klausel ist nach einem in Uebereinstimmung mit dem hiesigen Kammergericht ergangenen Erkenntniß des Reichsgerichts, I. Hülfssenats, vom 13. April d. J., dahin zu verstehen, daß der exmittirte Miether schadenersatzpflichtig für den etwaigen, dem Vermiether dadurch entstehenden Verlust ist, daß ihm die Wiedervermiethung der frei gewordenen Räume 8 der noch

ausstehenden Kontraktszeit zu einem ebenso hohen Preise

nicht gelingt, und daß der eg als Deckung für den

ihm etwa entstehenden Miethsverlust sofort die Erlegung der vollen Miethe für die Kontraktsdauer verlangen kann, die jedoch der Vermiether dem Exmittirten später ganz oder theil⸗ weise zurückzugewähren hat, falls es ihm gelungen war, während der Kontraktsdauer die Räume ander⸗ weitig zu vermiethen und Miethsbeträge einzuziehen. Da⸗ gegen ist diese Kontraktsklausel nicht als die Abmachung einer Konventionalstrafe zu betrachten, welche der Exmittirte bedingungslos und definitiv zu leisten hat.

Der General⸗Lieutenant von Dannenberg, Com⸗ mandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, ist nach beendetem Urlaube wieder hierher zurückgekehrt.

(Allg. Z.)

Bayern. München, 18. August. Zum . Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers von esterreich sandte Se. Majestät der König dem Kaiser ein

eigenhändiges Schreiben. Das Offiziers⸗Corps des 13. Infanterie Regiments, welches den Namen des öster⸗ reichischen Kaisers führt, übermittelte an denselben ein Gratulationsschreiben ein Meisterstück in kalli⸗ graphischer g.e Die an den Verwaltungs⸗ gerichtshof eingelegten Berufungen mehren sich der Art, daß zwei Senate die Arbeiten kaum mehr zu bewältigen im Stande sind, und bei Fortdauer der Häufung des Berathungsmaterials die Errichtung eines dritten Senats nöthig werden dürfte. Das Comitsé für die diesjährige Feier des Tages von Sedan hat beschlossen, daß am 2. September eine allgemeine Beflaggung stattfinden soll. Die zu Ehren der im Kriege 1870/71 gefallenen Mün⸗

chener am Eingang des Rathhauses errichteten Gedenktafeln

und das Krieger⸗Grabdenkmal im nördlichen Friedhof sollen deko- m trugen die verschiedenen Ischler Trachten aus alter Zeit und

rirt und vor denselben Vormittags eine Trauermusik ausgeführt werden. Am Sonntag, den 5. September Nachmittags, wird sich ein großer Festzug mit mehreren Musikcorps aus der Stadt nach der Friedenseiche in den Isaranlagen bewegen und sich dann ein Volksfest in den dortigen Gartenanlagen der Gastwirthschaft zum Flaucher“ anschließen. Die Veranstal⸗ tung dieser Festlichkeit wurde auf den Sonntag verlegt, um eine größere Betheiligung an derselben zu ermöglichen. Die Theilnahme an dem Festzug, und zwar mit ihren ahnen haben folgende Vereine zugesagt: der Veteranen⸗ und Krieger⸗ verein München, die Münchener Sängergenossenschaft, der Arbeiter⸗Bildungsverein, die beiden Turnvereine, die frei⸗ willige Feuerwehr und andere Korporationen.

Sachsen. Dresden, 19. August. Das „Dresd. Journ.“ meldet: Se. Majestät der König empfing gestern nachstehendes Telegramm von Sr. Majestät dem Kaiser aus Babelsberg:

„Mit Mir begehen Ew. Majestät heute den 10 jährigen Er⸗ innerungstag des glorreichen, aber blutigen Schlachttags von St. Privat⸗Gravelotte, wo Sie an der Spitze Ihrer braven Truppen einen so ruhmreichen Theil an dem ewig merkwürdigen Siege nahmen. Ich kann es Mir daher nicht versagen, Ew. Majestät und den säͤchsischen Truppen von Neuem Meine Anerkennung und Dankbarkeit aus sprechen für die hohen Leistungen am 18. August 1870.

Wilhelm“.

Württemberg. Friedrichshafen, 17. August. (St. A. f. MW.) Ihre⸗ Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Michael von Rußland mit ihrem Sohne, dem Großfürsten Georg, statteten heute von Schloß Mainau aus, wo Ihre Kaiserliche v gegenwärtig verweilt, Ihren Majestäten einen Besuch a

Hessen. Darmstadt, 18. August. Der „Darmst. Ztg.“ zufolge wird Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Luise von Großbritannien, Marquise of Lorne, heute Abend, von Frankfurt kommend, zu Besuch auf Jagdschloß Wolfs⸗ garten erwartet.

Der „Darmst. Ztg.“ wird aus Amanweiler, 18. August, telegraphirt: Soeben, um 9 ½ Uhr, erfolgte unter Betheiligung des Metzer Krieger⸗ und Turnvereins Seitens der Deputirten des Kriegervereins Darmstadt die Niederlegung der Kränze Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Carl, der Stadt Darmstadt und des Kriegervereins, sowie der Kriegerkameradschaft Hassia am Hessendenkmal bei Gravelotte.

19. August. (W. T. B.) Der Großherzog hat einen an die hessischen Truppen erlassen, worin derselbe das Telegramm des Kaisers bekannt giebt, in welchem die Anerkennung der hohen Leistungen der Truppen in der Schlacht bei St. Privat am 18. August 1870 neuerdings ausgesprochen wird. Der Tagesbefehl sagt: die hohe Auszeichnung, die uns Allen durch Se. Majestät den Kaiser zu Theil geworden, erinnert uns von Neuem daran, wie es Sein erhabenes Beispiel war, was uns aneiferte, und wie es Seine Leitung war, die uns Gele⸗ genheit verschaffte, zu beweisen, daß wir alle Zeit bereit sind, für den Kaiser und das Vaterland unser Gut und Blut willig hinzugeben. Wir betheuern dem erhabenen Monarchen wiederholt, daß die hessische Division stets bestrebt sein wird, durch Treue, Tapferkeit und Opferwilligkeit der Allerhöchsten Anerkennung sich auch fernerhin würdig zu erweisen.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 18. August. (Lpz. Ztg.) Der Großherzog und die Großherzogin betheiligen sich heute an der Legung des Grundsteins zu dem Krankenhause für skrophulöse Kinder in Sülze (Stift Bethesda), wohin sie sich vom Heiligen Damm begeben. Auf der Rückkehr geht der Großherzog von Rostock nach Neu⸗Ruppin und dann nach Wandsbeck, um am 19. das 24. Infanterie⸗Regiment, am 20. das 15. Husaren⸗Regiment zu besichtigen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 17. August (Leipz. Ztig.) Der Großherzog und die Prinzessin Elisabeth haben Schloß Wilhelmsthal gestern verlassen und sich zum Besuch des Großherzoglich badischen Hofes nach der Insel Mainau begeben.

DSDesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. August. Ueber die Fei des fünfzigsten Geburtsfestes Sr. Majestät des aisers schreibt die „Wien. Ztg.“: Aus allen Theilen der Monarchie und über die Grenzen derselben weit hinaus aus allen Punkten, wo Oesterreicher in ücshrer Zahl vereint leben, laufen Meldungen über enthusiastische Kundgebungen der innigen Liebe und Verehrung ein, deren sich Se. Majestät bei allen unter seinem Scepter vereinigten Völkerschaften im⸗ mer erfreut und aus Anlaß der Feier Allerhöchstseines fünf⸗ zigsten Geburtsfestes neuerdings zu erfreuen hat. Berichte über festliche Veranstaltungen und erhebende Feierlichkeiten liegen in bedeutender Zahl bereits vor; andere wieder wissen von großen Zurüstungen zu melden, welche zu den am 22. d. M. zu veranstaltenden Volksfesten getroffen werden. „— Der heutige Festtag schloß mit einer Illumination, die ob zwar freiwillig, dennoch fast allgemein war und glänzend ausfiel. Die Ringstraße, der Graben und die Nebengassen waren feenhaft beleuchtet. In der Praterstraße bot das Palais des Erzherzogs Wilhelm einen wunderbaren Anblick. Vor dem Karltheater waren zwei elektrische Sonnen. In den Vor⸗ städten und Vororten war überall illuminirt; die beiden der Votivkirche waren prachtvoll beleuchtet. Die ha be Residenz war in Bewegung, der Verkehr in den Straßen ehr gehemmt. 19. August.

(W. T. B.) Der Wasserstand nimmt andauernd ab.

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Ischl, 18. August. (W. Z.) Das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers wurde hier in besonders solenner Weise begangen. Vormittags 9 Uhr nahm Se. Majestät die Gratulation der Mitglieder der Kaiserlichen Familie entgegen. Um 10 Uhr celebrirte der Bischof von Linz in der Pfarr⸗ kirche ein Hochamt, dem der Kronprinz, die Erzherzoge, Prinz Leopold von Bayern, Fürst Milan von Serbien und viele Korporationen beiwohnten. Vor Beginn der h. Handlung wurden Böllerschüsse abgefeuert. Nach dem Gottesdienste fand in der Kaiserlichen Villa der Empfang der Deputation der Gemeindevertretung von Ischl unter Führung des Bürger⸗ meisters Koch statt. Bei diesem Anlasse wurde Sr. Majestät dem Kaiser ein besonders sinniger Akt der Huldigung darge⸗ bracht. Sechs Ischler Mädchen und sechs Knaben überreichten dem Monarchen eine Krone aus Alpenblumen. Die Kinder

der Gegenwart. Ischl prangt in Flaggenschmuck.

Krakau, 17. August. Der „Czas“ widmet dem Ge⸗ burtstage Sr. Majestät des Kaisers einen Leitartikel, in welchem er hervorhebt, daß das ganze Leben Sr. Majestät dem Reiche gewidmet war. In Folge seiner Bemühungen sei Oesterreich heute das glücklichste Land in Europa. Was Galizien anbelangt, so bilde die Regierung dieses Monarchen die wichtigste und glücklichste Epoche für das Land. Das auf einer Thatsache beruhende Verhältniß habe sich seither in ein auf das Recht und die moralische Basis sich stützendes Band umgewandelt. Eben bereite sich Galizien, dem Monarchen seine tiefen Gefühle auszudrücken; heute sendet es seinen innigsten Glückwunsch: Se. Majestät der Kaiser möge lange Jahre leben.

Pest, 19. August. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Tisza begiebt sich am 24. d. nach Wien und wird daselbst vom Kaiser empfangen werden. AUmn 25. d. reist der Minister⸗Präsident Tisza nach Ostende, wo derselbe bis zum 22. September Aufenthalt zu nehmen gedenkt. Die mit dem Hochwasser verbunden gewesene Gefahr ist für Pest beseitigt. In St. Andrae hat das Hochwasser bedeutenden Schaden angerichtet. Bei Csanad, unweit Baja, ist der Schutz⸗ damm fortgerissen worden.

Schweiz. Bern, 15. August. (Allg. Z.) Nachdem National⸗Rath Dr. Joos zu den von ihm selbst nach Bern gebrachten 52 000 Unterschriften für das Revisions⸗ begehren, betreffend Art. 39 der Bundesverfassung, nachträglich noch etwa 4000 eingesendet hatte, ist von der Bundeskanzlei vorgestern das Geschäft ihrer Prüfung be⸗ endigt worden. Im Ganzen sind 51 800 als gültig be⸗ funden, so daß also in dieser Beziehung das Revisions⸗ begehren auf festem Grund und Boden steht. Auch gegen die deutsche Grenze hin wird die Frage der Grenzbefestigung jetzt hierseits einläßlichen Studien unterworfen. Augenblicklich befindet sich General Herzog in Begleitung des Obersten Rothpletz, Keller und Ott zu Arlesheim an der schweizerisch⸗elsässischen Grenze, um von dort aus bezügliche Rekognoszirungen vorzunehmen. Laut Vernehmen hat die hier versammelt gewesene internatio⸗ nale Polarkonferenz die Errichtung der acht Observa⸗ torien in der Nähe des Nordpols, welche schon in der vorigen Jahres zu Hamburg abgehaltenen Konferenz projektirt wurde (nämlich auf Spitzbergen, am Nordkap, auf Nowaja⸗Semlja, an der Lena⸗Mündung, auf Point⸗Barrow, an einem Punkt im amerikanischen arktischen Inselarchipel, in Uper⸗ nawick und auf Jan Mayen oder an der Ostküste Grön⸗ lands) und im Jahr 1881 zur Ausführung kommen sollte, auf spätere Zeit verschoben. Für die antarktische Region hatte die Kommission damals die Errichtung von Observa⸗ torien auf Süd⸗Georgien, Kerguelensland, den Auckland, Campbell⸗ und Ballenyinseln vorgeschlagen. Ueber das Re⸗ sultat des internationalen permanenten meteorologischen Comités, welches vorgestern seine letzte Sitzung hielt, während die Polarkonferenz ihre Berathungen ein paar Tage früher beendet hatte, vernahm man noch nichts.

Belgien. Brüssel, 20. August. (W. T. B.) Gestern 8” in dem glänzend geschmückten und festlich erleuchteten athhaussaale das Banket zu Ehren der Munizipa⸗ litäten der europäischen Hauptstädte statt. Der Bürgermeister von Brüssel brachte bei demselben das Wohl des Königs Leopold und der in Brüssel vertretenen Haupt⸗ städte aus. Der Lord⸗Mayor von London und der Präsident der Munizipalität von Paris dankten im Namen der anwe⸗ senden Vertreter der Hauptstädte. An das Banket schloß sich ein von 600 Sängern ausgeführtes Concert auf dem tageshell erleuchteten Rathhausplatze, welches die lebhaftesten patrioti⸗ schen Kundgebungen hervorrief.

Großbritannien und Irland. London, 19. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage Wolfs der Unter⸗ Staatssekretär Dilke, die Regierung sei bereit, auf voll⸗ ständige Ausführung des Berliner Vertrags zu dringen, ihren Vertreter in Sofia habe sie erst gan kürzlich angewiesen, die Aufmerksamkeit der bulgarischen egierun auf die Stipulationen wegen der Festungswerke von Rustschu zu lenken. Aber sowohl diese Frage wie die Frage der Ueber⸗ nahme eines Theils der türkischen Schuld durch Serbien in⸗ teressire in ganz gleichem Maße auch die übrigen Unterzeichner des Berliner Vertrages, etwaige bezügliche Schritte seien daher im Einverständniß mit den anderen Mächten und nicht von England allein zu thun. Anderson gegenüber bemerkte Dilke, es sei ihm nichts davon bekannt, daß eine türkische Frau, welche jüngst zur englischen Botschaft sich geflüchtet habe, nach ihrer Entlassung aus der Botschaft strangulirt worden sei. Der Botschaster Göschen sei aber telegraphisch angewiesen worden, über das Gerücht, das er für unwahr halte, Erkun⸗ digungen einzuziehen. Auf eine Anfrage Bartlets endlich ant⸗ wortete Dilke, der bulgarischen Regierung seien unausgesetzt wegen der Mißhandlung von Muselmännern Vorstellungen gemacht worden, die anderen Mächte hätten, wie er glaube, ähnliche Schritte gethan. In einigen Theilen Bulgariens seien die Tansekpanges großen Leiden ausgesetzt gewesen, für ihr Leben und ihr Eigenthum fehle es an wirksamem Schutze; die bulgarische Regierung habe aber die bestimmtesten Ver⸗ sicherungen gegeben, daß sie den Muselmännern ausreichenden Schutz gewähren wolle und nach den neuesten Nachrichten scheine auch eine Besserung der Zustände eingetreten zu sein.

Nach einer Meldung aus Simla von heute war das Gerücht verbreitet, Ajub Khan habe Kandahar von der Südseite aus angegriffen, von drei Seiten der Stadt her sei vom Morgen bis zum Abend eine Kanonade hörbar gewesen; die englischen Verluste seien nur unbedeutend

18. August. (Allg. Corr.) Mr. Gladstone wird dem Vernehmen nach den Sitzungen des Unterhauses in der laufenden Session nicht mehr beiwohnen. Der Herzog von Cambridge trat gestern Abend die Reise nach Kissin⸗ en an. Der Herzog von Edinburgh hat sich gestern Abend ebenfalls nach dem Auslande begeben. Sir Charles Dilke, der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, ist un⸗ päßlich. Er leidet an einem Anfalle rheumatischer Gicht, der ihn nöthigt, einige Tage das Bett zu hüten.

Der jährliche Herbstkongreß der vereinigten englischen Handelskammern wird am 24. d. M. in

awick und am 26. in Galeshiels abgehalten. Das Parla⸗ mentsmitglied Whitwell wird bei beiden Sitzungen das Prä⸗ sidium übernehmen. Die Tagesordnung enthält u. A. einen Vorschlag der Handelskammer von Bradford behufs Ernen⸗ nung eines Ausschusses zur Vergleichung und Kollationirung des Wechselrechts der hauptsächlichsten Handelsstaaten. Der Ausschuß soll dann praktische Vorschläge zur Assimili⸗ rung der Wechselgesetze mittelst einer internationalen Uebereinkunft machen. In Dublin wird am 13. Sep⸗ tember der 13. Jahreskongreß der britischen Gewerk⸗ vereine tagen.

Aus Lahore wird vom 17. d. telegraphirt: „Ma⸗ homed Hassim, Abdullah Jan, und mehrere Tausend Mann werden sich, wie es heißt, nach der Gegend von Kan⸗ dahar begeben, um sich mit Ayub Khan zu vereinigen. Ma⸗ homed Jan verbleibt in Ghuzni zum Schutze der Frau Jacubs, und opponirt Abdurrahman“.

Der Spezialkorrespondent des „Standard“ meldet aus Quettah vom 17. d.: Aus Kandahar hat sich ein Bote durchgeschlichen, der einen vom 11. d. datirten Brief des Generals Primrose überbrachte. Der Feind hatte das Feuer auf die Stadt aus einer Entfernung von 2500 m eröffnet. Der bis dahin angerichtete Schaden war sehr unbedeutend. Morgens und Abends richtete der Feind aus den Dörfern, welche die Stadt von drei Seiten umschließen, ein heftiges Kleingewehrfeuer gegen die Wälle. Ein Füsilier ist getödtet und zwei andere, sowie mehrere eingeborene Soldaten sind verwundet worden. Die Garnison ist reichlich für 45 Tage mit Vorräthen und Wasser versehen. Die Garnison belief sich auf 1243 europäische Soldaten und 3386 Mann eingeborner Truppen nebst 382 Kranken. Es geht das Gerücht, daß der Feind die Stadt auf der Südseite zu stürmen beabsichtigt. General Primrose schätzt Ayubs Truppen auf 10 000 Mann, was wohl als eine Unterschätzung betrachtet werden muß. Aus Bombaywird „Reuters Bureau“ vom 17. d. gemeldet: „Unter dem Vorsitze des Gouverneurs von Bombay, Sir James Ferguson, wurde hier eine große und einflußreiche Versammlung abgehalten, in welcher eine Subskription zur Unterstützung der Familien der in Afghanistan gefallenen Soldaten eröffnet wurde. Der gezeichnete Betrag beziffert sich auf 54 000 Rupien.”“

20. August. Wie die „Daily News“ erfahren, wird der Premier Gladstone am 31. d. M. mit seiner Gemahlin und seiner Tochter eine Reise nach Madeira antreten. Dem Vernehmen nach wird das erledigte Untersekretariat im Departement für Indien Rosebery angetragen werden.

Frankreich. Paris, 19. August. (W. T. B.) In einer bei einem Banket in Montauban gehaltenen Rede wies der Conseils⸗Präsident de Freycinet auf die bei den Generalrathswahlen vom 1. August errungenen Erfolge hin und sprach die Erwartung aus, daß die Ueberreste der alten Parteien bald in den Reihen der Republikaner aufgehen würden, dieselben würden dort gut aufgenommen werden, wenn sie kämen, um an dem gemeinsamen Werke aufrichtig mitzuarbeiten. Die Wahlen seien außerdem ein Beweis dafür, daß das Land sich gleichweit fernhalten wolle von allen Extremen, und daß es weder die Revolutionäre der Rechten, noch die Revolutionäre der Linken liebe. Das Land wolle einen weisen, überlegten und methodischen Fortschritt, der Nichts aufs Spiel setze. Die Regierung werde fortfahren in der Ausführung der Eisenbahnbauarbeiten, er hoffe, dieselben würden 1890 vollendet sein. Der Conseils⸗Präsident pro⸗ testirte ferner gegen die Beschuldigung, daß die Regierung ein Feind sei der Religion, Niemand bedrohe die Religion, im Gegentheil werde die Regierung, wenn es nothwendig sein sollte, die Religion zu vertheidigen wissen. Schließlich er⸗ klärte der Präsident de Freycinet, Frankreich sei aus der Isolirtheit herausgetreten, zu welcher es die Ereignisse ver⸗ urtheilt hätten, und habe seinen Platz in der allgemeinen Politik wieder eingenommen. Aber von da bis zu einer Po⸗ litik der Abenteuer sei es ein weiter Weg, „und diesen Weg werden wir niemals beschreiten, wir werden nichts thun, um den Frieden zu kompromittiren, den das Land entschie⸗ den will.“

Italien. Rom, 19. August. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ erfährt, daß die italienische Regierung dem neuesten Vorschlag Englands zugestimmt habe, nach welchem in Betreff der in der griechischen Angelegenheit der Pforte zu ertheilenden Antwort die Einwürfe der Pforte wegen der neuen Grenzlinie entschieden zurückzuweisen seien.

Die „Daily News“ läßt sich von hier melden: Nachdem die Admirale und andere höhere Offiziere der italienischen Marine, in Antwort auf ein Rundschreiben des Marine⸗Ministers, sich fast einstimmig zu Gunsten der Erbauung kleinerer Panzerschiffe nach der Voll⸗ endung der „Italia“ und „Lepanto“ ausgesprochen haben, beabsichtigt der Minister, welcher der gleichen Ansicht ist, bei der Wiedereinberufung des Parlaments eine hierauf bezüg⸗ liche Gesetzvorlage einzubringen.

Griechenland. Corfu, 18. August. (Pest. L.) Die hiesige Garnison wurde durch mehrere Bataillone Profi⸗ lakes Reran h verstärkt. Im Kanal von Corfu kreuzen läle sne Schiffe; eine ganze türkische Flotille ist im Hafen von Prevosa und in Murto stationirt. In den albanischen Küstenstädten werden andauernd Freiwillige, welche aus Konstantinopel kommen, gelandet. Ueber das Vilajet Janina wurde der Belagerungszustand verhängt.

Türkei. Konstantinopel, 17. August. Dem „Reuter schen Bureau“ wird von hier gemeldet: Hr. Tissot, der fran⸗ zösische Botschafter, hat die Pforte von dem Wunsche seiner⸗ Regierung in Kenntniß gesetzt, daß der erledigte türkische Botschafterposten in Paris besetzt werden möge. Die Pforte hat beruhigende Telegramme erhalten, denen zu⸗ folge die Albanesen weniger geneigt zu sein scheinen, der Gebietsabtretung an Montenegro Widerstand zu leisten. Riza Pascha hat sich nach Skutari begeben. Aus Sofia eingegangenen Nachrichten zufolge ist die Reserve

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der bulgarischen Miliz einberufen worden. In Willfahrung eines Wunsches des Präsidenten Hayes hat sich der Sultan für die Beibehaltung der türkischen Lega⸗ tion in Washington entschieden.

18. August. (Pol. Corr.) Ueber das von den Ver⸗ tretern Frankreichs und Englands in der europäischen Reformkommission der Pforte empfohlene Statut für Albanien und das Miriditen⸗Gebiet verlautet, daß dasselbe der Pforte die Ernennung eines General⸗Gouver⸗ neurs für Albanien, welcher die Civil⸗ und Militärgewalt auszuüben hätte, sowie die Ernennung eines Unter⸗Gouver⸗ neurs aus der eingeborenen Bevölkerung für die Dauer von fünf Jahren vorbehalte. Weiters hätte die Pforte das Recht, die Chefs der Bergstämme aus ihrer Mitte zu ernennen. Dem General⸗Gouverneur hätte ein aus zwölf gewählten Mitglie⸗ dern bestehender Provinzialrath zur Seite zu stehen. Hamdi Effendi ist in einer besonderen Mission der Pforte an den

Bey von Tunis abgegangen. T. B.) Die Antwort der

19. August. (W. t Pforte auf die letzte Note der Mächte, betreffend Montenegro, soll heute den Botschaftern der Mächte zu⸗ gestellt worden sein. Die Antwort trägt das Datum vom 18. August.

Aus Ragusa, 19. August, meldet „W. T. B.“: Der neuernannte General⸗Gouverneur von Ober⸗Albanien,

Riza Pascha, ist gestern in Medua gelandet.

Serbien. Belgrad, 16. Augun. Dem „Reuterschen Vureau“ wird von hier gemeldet: „Die zwischen Serbien und Oesterreich⸗Ungarn in den Unterhandlungen für einen Handelsvertrag entstandene Meinungsver⸗ schiedenheit hat in, dem Umstande ihren Grund, daß die öster⸗ reich⸗ungarische Regierung den unlängst abgeschlossenen englisch⸗ serbischen Handelsvertrag in dem Lichte eines Anhanges zu den Kapitulationen, die Serbien bei Erlangung seiner Unab⸗ hängigkeit von der Türkei übernahm, betrachtet. Serbien seinerseits bestreitet, daß ein Anhang der ‚„meist begünstigten Nationklausel“, den Kapitulationen nach 1878, dem Jahre des Berliner Vertrages, beigegeben werden könne“.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. August. „Reuters Bureau“ wird von hier gemeldet: Es wird hier be⸗ hauptet, der Marquis Tseng sei benachrichtigt worden, daß Rußland nicht einwilligen werde, die Unterhandlungen mit China in Prking fortzusetzen und daß der chinesische Botschafter neue Instruktion seiner Regierung abwarte. Es wird angenommen, daß die chinesische Botschaft auf telegra⸗ phischem Wege mit Peking verhandle.

19. August. (W. T. B.) Die Ernennung des Grafen Loris⸗Melikoff zum Minister des Innern ist nach offizieller Mittheilung nunmehr erfolgt, gleichzeitig ist General Tschere⸗ win, bisher Leiter der dritten Abtheilung der Kaiserlichen zum Unter⸗Staatssekretär im Ministerium des Innern ernannt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. August. Heute traten die Staatsrevisoren zu einer ersten offiziellen Sitzung zusammen. Zum Präsidenten wurde heute Comman⸗ deur Didron und zum Vizepräsidenten Nils Larson gewählt.

Amerika. Washington, 16. August. (Allg. Corr.) Der oberste Gerichtshof in Massachusetts hat jüngst entschieden, daß eine Person, die an Sonntagen reise, ausgenommen vor und nach der Kirche, keinen Anspruch auf Schadloshaltung für Körperbeschädigung, die ihr auf Land⸗ straßen durch mangelhafte Brücken und Wege zugefügt wor⸗ den, erheben könne.

19. August. (W. T. 89 Der Staatssekretär des Auswärtigen, Ewarts, hat ein Rundschreiben an die Seemächte gerichtet, in welchem dieselben eingeladen wer⸗ den, Delegirte zu einer in Washington am 1. Januar 1881 abzuhaltenden internationalen Gesundheitskonferenz zu entsenden, welche den Zweck haben soll, für Mittheilun⸗ gen über den jeweiligen Gesundheitszustand der unter der Juris⸗ diktion der betreffenden Mächte stehenden Häfen, sowie der von die⸗ sen Häfen kommenden Schiffe ein System einzufuͤhren. Es wird den Mächten anheimgestellt, anstatt des vorgeschlagenen Termins für den Zusammentritt der Konferenz einen anderen ihnen besser kon⸗ venirenden Zeitpunkt in Vorschlag zu bringen. Schatz⸗ sekreäär Sherman hat gestern für 2 ½ Millionen Dollars 6proz. nordamerikanische Obligationen von 1880 zum Course von 102,45, 6 proz. von 1881 zum Course von 104,75 à 104,81 und 5 proz. von 1880 zum Course von 102,69 à 102,78 angekauft.

Die kürzlich aus verschiedenen Theilen der Republik Mexico berichteten Unruhen dauern trotz der Behauptung, daß überall Ruhe herrsche, fort, und ist die Lage im Allgemei⸗ nen eine unsichere. Die jüngsten Unruhen in Mazatlan waren sehr bedenklicher Natur. Zu Villa⸗Union fand ein Gefecht der Regierungstruppen mit den Anhängern des Ge⸗ nerals Ramirez statt, in welchem auf beiden Seiten 100 Mann fielen und bei dem die Aufständischen zum Rückzug gezwungen wurden. Die Kommission, welche vom Präsidenten ein⸗ gesetzt wurde, um ein Gesetz behufs Abtragung und Kon⸗ solidirung der öffentlichen Schuld vorzuschlagen, hat jetzt einen Bericht erstattet, in welchem erklärt wird, daß zu diesem Zwecke vor allem eine Vermehrung der Regierungs⸗ einnahmen nothwendig sei. Außerdem verlangte die Kommis⸗ sion eingehende Instruktionen von der Exekutive. Der Prä⸗ sident ertheilte hierauf der Kommission weitgehende Befugnisse und verlangte nur, daß das vorzuschlagende Programm durch⸗ führbar sei.

Mittelamerika. (Köln. Ztg.) Am 18. und 19. Juni hat die feierliche Eröffnung der ersten Eisenbahn in Guatemala, welche den Hafenplatz San José mit Escuintla verbindet, stattgefunden. Es kann jetzt die Hälfte des Weges zwischen der Hauptstadt und dem Meere auf der Eisenbahn zurückgelegt werden, und zwar der Theil, welcher in der Regenzeit oft überschwemmt und unbenutzbar wurde. Die Herstellung dieser ersten Schienenverbindung ist deshalb all⸗ seitig und besonders von dem Einfuhrhandel mit lebhafter Freude begrüßt worden.

Südamerika. Buenos⸗Ayres, 16. August. (Allg. C.) Man erwartet, Seüor Del Valle, Senator für Buenos Ayres, werde zum Präsidenten der Argentinischen Republik gewählt werden.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 17. August. „Reuters Bureau“ meldet von hier: Bis jetzt sind 1 686 000

egyptische Pfunde auf die schwebende Schuld abbezahlt.

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Der Nil fährt fort schnell zu steigen, es werden Besorgnisse gehegt, da alle Vorsichtsmaßregeln getroffen wor⸗ den, um Ueberschwemmungen zu verhüten 8

Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt

Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche

vom 8. August bis inkl. 14. August cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 153 Eheschließungen, 838 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene

1 und 615 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Von dem Werke „Unser Jabhrhundert, ein Gesammt⸗

bild der wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Geschichte, Kunst, Wissenschaft und Industrie der Neuzeit, von Otto von Leixner (Stuttgart, J. Engelhorn)“ liegen die Lieferungen 5 und 6 vor. Die⸗ selben schildern das Kulturleben Ende des vorigen Jahrhunderts in anziehender Weise und veranschaulichen dasselbe durch zahlreiche Illustrationen von Moden u. dergl., die zum Theil nach Originalen gezeichnet sind, die sich im Besitz des Verfassers befinden.

Im Verlage der Expedition der Illustrirten Zeitung in Leipzig ist soeben die 7. Lieferung der Bilder für Schule und Haus, auch in besonderem allegorischen Umschlag als 1870 1871, illustrirte Festschrift zur Sedanfeier, ein Großfolioheft (Format der Illustrirten Zeitung) von 16 Bilderseiten und 4 Seiten Text erschienen. Diese Festschrift, welche die besten Bilder der „Illustrirten Kriegschronik“ enthält und deren Text in kerniger deutscher Sprache vom Schuldirektor Albert Richter in Leipzig geschrieben ist, wird in diesem Jahre, wo der zehnjährige Jahrestag von Sedan gefeiert wird, dem ganzen Volke willkommen sein, und sichert der äußerst billige Preis (50 ₰) dem Heft die weiteste Ver⸗ breitung. Dasselbe enthält an Bildern: Kaiser Wilhelm. Rekog⸗ noszirungsgefecht bei Niederbronn. Kampf bayerischer Infanterie mit Turkos und Zuaven bei Weißenburg. Die preußische Artillerie bei Spichern. Eroberung einer Mitrailleuse bei Wörth. Die deutsche YPacht „Grille“ im Gefecht bei Hiddensee. Sturm auf St. Marie aux Chénes. Das 7. Kürassier⸗Regiment bei Mars⸗la⸗Tour. Kaiser Wilhelm auf dem Schlachtfeld von Sedan. Die Steinstraße in Straßburg nach der Kapitulation. Bayerische Infanterie im Walde von Orleans. Zelt⸗ und Eisenbahnwagen⸗Hospital in Metz nach der Kapitulation. Ueberfall einer Feldpost durch Franctireurs. Bivouak vor Le⸗Mans. Die Reste der Bourbakischen Armee beim Uebertritt nach der Schweiz. Preußische Belagerungsbatterie vor Paris. Kampf bei Le⸗Bourget. Der Einzug in Paris. Heimkehr und Empfang der Landwehr.

Die Antiquariat⸗Buchhandlung von Ludwig Rosenthal in München hat vor Kurzem die Nrn. 26 und 27 ihrer Kataloge ausgegeben. Nr. 26 enthält ein Verzeichniß von ca. 4200 Schriften über Geschichte und Theorie der Musik, die Kon⸗ struktion der Instrumente, die Methoden des Gesanges, die Methoden bei verschiedenen Instrumenten, die alte und neue Musik, Kirchen⸗ musik und Kirchengesang, von Oratorien, von verschiedenen Werken mit musikalischen Kompositionen, von historischen und theoretischen Werken über das Tyeater, die Oper und den Tanz, von Volksliedern, von Werken dramatischer Dichter (Goethe, Schiller, den beiden Kleist, Klopstock, Iffland, Corneille, Racine, Molidère, Shakespeare, Terenz, Sophokles, Aristophanes u. s. w.), von Dramen in deutscher, französischer, englischer, italienischer, spanischer, hollän⸗ discher, dänischer und schwedischer Sprache. Daran schließt sich eine Zusammenstellung von ca. 540 Autographen von Dichtern Auerbach, Gst. Freytag, Freiligrath, Gleim, Göcking, Gott⸗ chall u. s. w.), sowie von ca. 80 verschiedenen Werken in Manuskript, endlich von 360 Kupferstichen und Zeichnungen. Katalog 27 (Bibliotheca Tarecico Hungarica) enthält in 2390 Nummern ein Verzeichniß von Schriften über die Türkei und Ungarn und deren verschiedene Landschaften, theils geographischen, theils historischen Inhalts; darunter befinden u. A. Schriften über die Kaiser Friedrich I., Friedrich II., Maximilian I., Ferdinand II., Joseph II., und Maria Theresia, den König Joh. Sobieski von Polen, Eugen von Savoyen u. s. w., über die verschiedenen Türkenkriege, allerhand Ansichten (von Städten u. s. w.), Pläne, Porträts, Karten u. s. w. Ziemlich viele der verzeichneten Schriften sind selten und datiren aus dem 16. und 17. Jahrhu dert.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Kartoffelkrankheit nimmt, wie die „K. H. Ztg.“ meldet, in Masuren immer größere Dimensionen an. Unter sehr vielen Stauden finden sich bereits angefaulte, oder doch mit Stock⸗ flecken behaftete Knollen; es kann dies aber keineswegs befremden, da viele Kartoffelfelder durch die unaufhörlichen Regengüsse der früheren Tage vollständig unter Wasser gesetzt waren und jetzt einen morastigen Brei bilden.

London, 17. August. (Allg. Corr.) Berichte aus verschiede⸗ nen Theilen Englands über die Ernte⸗Aussichten stimmen darin überein, daß die bis vor Kurzem vorherrschenden Regengüsse und Gewitter dem Heu geschadet und dessen Einbringang verzögert, sowie bei einigen Cerealien den Mehlthau und Brand hervorgerufen haben. Die in einigen Gegenden aufgetretene Kartoffelkrankheit wird derselben Ursache zugeschrieben. Allein das warme Wetter der letzten Woche hat die Hoffnungen der Landwirthe wieder belebt und die gegenwärtigen Aussichten sind die, daß die in dieser Woche allge⸗ mein beginnende Ernte den Durchschnitt übersteigen wird. Ueber die Gerste lauten die Berichte aus allen Distrikten sehr günstig. An Obst wird im Ganzen ein spärlicher Ertrag erwartet.

Washington, 17. August. (Allg. C.) Dem amtlichen Aus⸗ weise des landwirthschaftlichen Departements pro August zufolge ist der Stand der Baumwollsaaten nach einem allgemeinen Durchschnitt 102. Die einzelnen Staaten zeigen folgenden Durch⸗ schnitt: Nord⸗Carolina 106, Süd⸗Carolina 98, Georgsa 98, Florida 96, Alabama 99, Mississippi 99, Louisiana 99, Texas 110, Arkansas 106 und Tennessee 107. Nachdem rechtzeitig Regen eingetreten, sind bei allen Cerealien gute Aussichten vorhanden, daß die Ernte 10 Tage früher als voriges Jahr stattfinden werde. Das land⸗ wirthschaftliche Departement konstatirt ferner, daß der Getreide⸗ Durchschnitt sich auf 98 stelle gegen 100 im vorigen Monat und gegen 93 in derselben Periode von 1879. Der durchschnittliche Stand des Frühjahrsweizens ist 88 gegen 81 im vorigen Jahre. Die Wit⸗ terung ist äußerst günstig. Der Durchschnitt beim Tabak ist 86 gegen 77 im Vorjahre. u“ 8

Gewerbe und Handel. 1

Die „Austria“ veröffentlicht bereits die tabellarische Zusam⸗ menstellung der Waaren⸗Ein⸗ und Ausfuhr des allgemeinen österreichisch⸗ungarischen Zollgebietes (mit Ausschluß der bei den Zollämtern in Bosnien und der Her egowina behandelten Waaren) in der ersten Hälfte des laufenden Jahres im Vergleiche mit der gleichen Periode des Vorjahres. Wir entnehmen dieser Arbeit folgende Angaben: Die Einfuhr von Weizen hat in dieser Periode betragen im Jahre 1880 923 953 Metercentner 100 kg), im Vor⸗ jahre 831 633 Mctr., die Ausfuhr aber 357 794 bezw. 2 875 476 Metr., also das achtfache der dieszjährigen Weizenausfuhr. Mit dem Mehl verhält es sich ähnlich; 1880 betrug die Ausfuhr 493 995, 1879 1 412 833 Metr., die Einfuhr 569 232 bez. 304 494 Metr. Die Ausfuhr von Roggen hatte 1880 126 514, 1879 460 817, die Ausfuhr von Gerste 362 592 bez. 1 062 754 Mctr. betragen. In ähnlicher Weise drückt sich der Unterschied der Ernte von 1879 und derjenigen von 1878 auch in den Aus⸗ und Einfuhrziffern der übrigen Feldfrüchte aus. Die Einfuhr von Schlachtochsen hatte im ersten Halbjahre 1880 10 051 Stück betragen, um 1200 weniger als im Vorjahre, die

Ausfuhr aber 17 181 Stück, gegen 32 175 im Vor⸗