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unsere späteren Nachkommen mit Stolz auf die Thaten ihrer
Vorfahren erfüllen. „Wie in Mir die Gefühle des tiefsten Dankes für des hütigen Gottes Gnade und der höchsten Anerkennung — ins⸗ esondere für Alle, die in dieser Zeit mit Rath und That hervorgetreten sind — leben, das habe Ich oft ausgesprochen, und Ihr kennt das Herz Eures Kaisers genug, um zu wissen, daß diese Gefühle in Mir dieselben bleiben werden, so lange Gott Mir das Leben läßt, und daß Mein letzter Gedanke noch ein Sfeit evaznsch für die Armee sein wird.
Möge die Armee aber in dem Bewußtsein des Dankes und der warmen Liebe ihres Kaisers, wie in ihrem gerechten Stolz auf ihre großen Erfolge vor zehn 1“ auch immer dessen eingedenk sein, daß sie nur dann große Erfolge errin⸗
en kann, wenn sie ein Musterbild für die Erfüllung aller
nforderungen der Ehre und der Pflicht ist, wenn sie unter allen Umständen sich die strengste Disziplin erhält, wenn der Fleiß in der Vorbildung für den Krieg nie ermüdet und wenn auch das Geringste nicht mißachtet wird, um der Ausbildung ein festes und sicheres Fundament zu geben.
Mögen diese Meine Worte jederzeit volle Beherzigung finden — auch wenn Ic) nicht mehr sein werde — dann wird das Deutsche Heer in künftigen Zeiten schweren Ernstes, die Gott noch lange von uns fern halten möge, jederzeit so wie vor zehn der feste Hort des Vaterlandes sein.
Schloß Babelsberg, den 1. September 1880. Wilhelm.
—
— Aus Anlaß des Jubiläums der Wittelsbacher Dynastie haben Se. Majestät der Kaiser und König an Se. Majestät den König von Bayern ein Telegramm folgenden Inhalts gerichtet:
Ew. Majestät feiern heute einen zweifachen Erinner ngstag, den Ihrer Geburt und den siebenhundertjährigen Jubiläumstag der Wit⸗ telsbacher Dynastie. Die Vorsehung, die Ew. Majestät fernere Jahre gnädig segnen und schützen wolle, begnadigt Sie sichtlich, den hohen, fast einzig in der Geschichte der Dynastien dastehenden Jubiläums⸗ tag erleben zu lassen. Die Geschicke Deutschlands, so wechselvoll sie in einem so langen Zeitraum auch sein mußten, sind immer mit der Geschichte der Wittelsbacher verbunden, wie in der neuesten Zeit durch Ew. Majestät erneuert in den Vordergrund getreten, und in herzlicher Dankbarkeit erkennt Euerer Majestät
treu ergebener Vetter, Bruder und Freund Wilhelm
Seitens Sr. Majestät des Königs von Bayern ist hierauf folgende Antwort eingegangen:
„Euerer Majestät spreche Ich für Ihr so freundschaftliches und gütiges Glückwunschtelegramm aus Anlaß Meines heutigen Doppel⸗ festes und des siebenhundertjährigen Jubiläumsfestes Meines Hauses Meinen tiefinnigsten Dank aus dem Grunde Meines Herzens aus.
Euerer Majestät treu ergebener Vetter, Bruder und Freund Ludwig.
be. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern früh 9 Uhr in Ansbach eingetroffen und von dem Regierungs⸗Präsidenten Hermann, dem Bürgermeister und den Vorständen des histo⸗ rischen Vereins empfangen worden. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit begab Sich sofort zur Inspizirung der Truppen nach Katterbach und beabsichtigte, Mittags nach Nürnberg zurückzukehren.
— In einer Verwaltungsstreitsache hat das Ober⸗Ver⸗ waltungsgericht mittelst Erkenntnisses vom 1. April 1880 den Grundsatz ausgesprochen, daß der §. 7 des Gesetzes vom 13. März 1878, betreffend die Unterbringung verwahr⸗ loster Kinder, die betheiligten Provinzial⸗ beziehungsweise kommunalständischen Verbände bedingungslos verpflichtet, die “ der auf Grund eines vormundschafts⸗ gerichtlichen Beschlusses zur Bet dg er ge ain bestimmten Kinder, in einer dem Gesetze entsprechenden Weise herbeizu⸗ führen und daß, wenn es an einem Ortsarmenverbande fehlt, welcher bereit ist, die Einlieferung und erste Ausstattung eines zur Zwangserziehung bestimmten Kindes, gemäß §. 12 Absatz 2 des Gesetzes, zu übernehmen, bezw. wenn ein hierzu ver⸗ pflichteter Ortsarmenverband — sei es zur Zeit, sei es über⸗ haupt nicht festzustellen ist, — zunächst der betreffende Pro⸗ vinzial⸗ beziehun sweise kommunalständische Verband für diese Verpflichtungen einzutreten hat, dem es überlassen bleibt, die verausgabten Kosten von demjenigen zurückzufordern, welchen er für erstattungspflichtig hält. Der Minister des Innern hat die Provinzial⸗Verwaltungsbehörden auf diese Entscheidung, welche namentlich auch für diejenigen Fälle von Wichtigkeit sei, in denen es sich um Kinder handelt, welche in Preußen keinen Unterstützungswohnsitz haben oder über deren Unter⸗ stützungswohnsitz Streit obwaltet, durch Cirkular⸗Erlaß vom 28. Mai d. J. aufmerksam gemacht.
— Die Bestimmung des §. 138 Th. 1 Tit. 8 des Preußischen
Allgemeinen Landrechts, welche dem Eigenthümer eines Hauses
die Anbringung von Oeffnungen und Fenstern in einer un⸗ mittelbar an des Nachbars Hof oder Garten stoßenden Wand oder Mauer untersagt, findet nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Hülfssenats, vom 10. Juni d. J., nur dann Anwendung, wenn die Wand oder Mauer unmist⸗ telbar an den Hofraum oder Garten im eigentlichen Sinne stößt. Dagegen findet sie keine Anwendung, wenn die Mauer an ein auf dem nachbarlichen Gehöft befindliches Gebäude
grenzt.
Der hiesige Königlich niederländische Gesandte von Rochussen ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die gesandtschaftlichen Geschäfte wieder übernommen.
— Die Reduktion des Lehr⸗Infanterie⸗Bataillons auf die etatsmäßige Stamm⸗Compagnie findet in diesem Jahre
am 22. September statt.
— S. M. S. „Prinz Adalbert“, 12 Geschütze, Kom⸗
mandant Kapitän zur See Mac⸗Lean, ist am 30. August cr.
in St. Vincent (Kap Verd.) eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 30. August. (K. Ztg.) Der Pnhchroßhentog ist gestern Abend von Schloß Mainau nach Pfullendorf abgereist. Der Erbgroßherzog ist auf seinen Wunsch für die Dauer der Divisionsmanöver dem Stabe der
29. Division zur Dienstleistung beigegeben.
Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt, 30. August.
₰ ; 1 WL1 . 15 „ mandeur die einzelnen Abtheilun en der 8. Division inspizirt, theils allein, theils in Gemeinschaßt mit dem Commandeur des IV. Armee⸗Corps, General von Blumenthal. Am Freitag haben die , in der Brigade begonnen. — Zur zehn⸗ jährigen Wiederkehr des glorreichen Tages von Sedan wird am 5. September in Schwarzburg eine große, allge⸗ meine Feier abgehalten werden, zu welcher die Krieger⸗, Schützen⸗, Turn⸗ und Gesangvereine der Fürstlichen Ober⸗ herrschaft, sowie des ganzen Süd⸗Thüringens Einladungen erhalten hab 1u““
HOesterreich⸗Ungarn. Wien, 31. August. Die Meldung eines hiesigen Blattes, daß im Auswärtigen Amte eine Kommission behufs der Regulirung der religiösen de in Bosnien und der Herzegowina unter
orsitz des Grafen Wolkenstein zusammengetreten sei, entbehrt, wie alle daran geknüpften weiteren Auslassungen, wie dem „Prag. Abbltt.“ heute berichtigend von hier gemeldet wird, jeder Begründung. Ebenso sei in hiesigen maßgebenden Kreisen nichts darüber bekannt, daß in Zepece bei den Be⸗ wohnern Waffen und Munition vorgefunden und in Folge dessen zehn Tuͤrken verhaftet worden seien.
„— Wie der „P. Lloyd“ erfährt, soll hier in Wien dem⸗ nächst eine aus höheren Regierungs⸗ und Administrations⸗ beamten der okkupirten Länder bestehende Kommission zu⸗ sammentreten, welche die bisher in Bosnien und der Her⸗ zegowina über die dortigen Agrarverhältnisse gepflogenen Erhebungen zu prüfen und hierauf Vorschläge zur endgültigen Lösung der Grund⸗ und Bodenfrage zu machen beauftragt sei.
Olmütz, 30. August. Die „Prag. Z.“ meldet von hier: Der Kaiser besichtigte heute die verschiedenen Anstalten und Kirchen und drückte überall seine Anerkennung und Zufrie⸗ denheit aus. Im Gewerbemuseum trug der Kaiser seinen Namen in das Gedenkbuch ein. Ueberall wurde der Monarch von dem massenhaft zusammenströmenden Volke lebhaft akkla⸗ mirt. Das hiesige bewaffnete Bürgercorps bezog heute die Ehrenwache am Kaiserlichen Hoflager. Um 4 Uhr findet das Hofdiner statt und begiebt sich Se. Majestät zu den Abend⸗ manövern. — Die hiesigen Journale drücken übereinstimmend die Feststimmung der Olmützer Bevölkerung aus und erklären, Olmütz könne stolz sein, den Monarchen in so schöner und patriotischer Weise gehuldigt zu haben.
— 1. September. (W. T. B.) Der Kaiser ist heute früh von hier nach Krakau abgereist.
Lemberg, 29. August. Wie die „W. Allg. Ztg.“ er⸗ fährt, hat der Kaiser mit Allerhöchster Entschließung vom 15. d. M. die Zahl der Lehrkanzeln der theologischen Fakultät in Krakau um zwei vermehrt und dieser Fakultät zugleich die Befugniß der Doktor⸗Promotion zuzuerkennen geruht. Als zweite Gunstbezeugung des Monarchen ist nach derselben Quelle die Schenkung des alten Königsschlosses, der Wawel⸗ burg, zu erwähnen, und soll die Uebergabe dieses mit der alten Geschichte Polens innig verknüpften Königsbaues in feierlicher Weise geschehen.
Fiume, 30. August. Die „Budap. Corr.“ meldet: Heute ist im hiesigen Hafen das russische Torpedoboot „Batum“ eingelaufen.
Nieverlande. Haag, 31. August. (W. T. B.) Die Königin der Niederlande ist heute von einer Prinzessin entbunden worden.
Großbritannien und Irland. London, 30. Augu.
(Allg. Corr.) Den bis jetzt getroffenen Dispositionen zufolge findet die Prorogation des Parlaments am Dienstag, 7. September, statt. n Edinburgh tritt am 6. Oktober der übliche Jahreskongreß des Vereins für Sozialpolitik (Social Science Association) zusammen. In der Völkerrechtssektion des Departements für Jurisprudenz werden u. a. folgende Fra⸗ gen zur Diskussion gelangen. 1) Sollte das Gesetz bezüglich des Domizils amendirt werden a. betreffs der Ermittelung des Domizils durch Registrirung oder in anderer Weise; b. be⸗ treffs der Substituirung der politischen Nationalität für Domizil wo dies ausführbar ist; und ist es thunlich und zweckmäßig, daß solche Amendements internationalen Ver⸗ trägen einverleibt werden? 2) Wie kann der internationalen Schwierigkeit mit Bezug auf den Markenschutz und geistiges Eigenthum, die durch jüngste Erkenntnisse des obersten Ge⸗ richtshofes der Vereinigten Stsaten herbeigeführt worden, be⸗ gegnet werden; 3) Ist es thunlich und zweckmäßig, die Gesetze verschiedener Länder mit Bezug auf Wechsel zu assimiliren.
— In Slains, an der Küste von Aberdeenshire, hat man vor Kurzem wiederum ein Ueberbleibsel der spanischen Armada aus der Meerestiefe geschafft. Es ist eine große Kanone, die an der Stelle, wo eines der Schiffe der Armada gescheitert gefunden wurde, und obwohl sie daselbst über 290 Jahre gelegen, noch recht gut erhalten zu sein scheint. Das Geschütz ist acht Fuß lang, der Durchmesser beim Zünd⸗ loch ist 13 Zoll und der des Kalibers an der Mündung 4 Zoll. Es scheint theilweise mit Nägeln geladen zu sein. Einer der Nägel ist in complettem Zustande, vortrefflich ge⸗ arbeitet und pfeilförmig. Wird er ein wenig mit einem Stücke Tuch gerieben, so glänzt er, was zu der Vermuthung führt, daß er aus gehämmertem Eisen gefertigt worden. Es sind mehrere Kanonen an derselben Stelle gehoben und der Königin zum Geschenk gemacht worden. — Ein muthmaß⸗ liches Ueberbleibsel der „Atalanta“. Der Lloyd'sche Agent in Flores meldet unterm 3. ds., daß am 24. Juli ein großes Stuͤck eines Wracks an der Südseite der Insel Flores ans Land geschwemmt wurde. Es befand sich kein Name darauf, aber es schien den Theil eines großen Schiffes zu bilden und hatte Stückpforten, die nach innen mit einer Schraube verschlossen waren. Der g glaubt, das Wrack dürfte einen Theil des verschollenen Schulschiffes „Atalanta“ gebildet haben. —
— Dem vom Polizei⸗Präsidenten, Oberst Sir E. Henderson, soeben veröffentlichten Polizeiberichte für London pro 1879 entnehmen wir folgende Einzelheiten: Die städtische Polizei zählte am 31. Dezember 1879 10 711 Mann, nämlich 25 Oberaufseher (superintendents), 603 Inspekioren, 915 Ser⸗ geanten und 9168 Konstabler. Die Hauptstadt ist in steter Ausdehnung begriffen; gebaut wurden 21 589 neue Häuser, welche 401 neue Straßen und zwei neue Plätze (squares) von einer Gesammtlänge von 71 Meilen und 468 Yards bilden. Verhaftet wurden 11 431 Personen wegen Vergehen gegen das Eigenthum (gegen 12 013 im Vorjahre), und wegen
—
(L. Z.) Der Fürst hat in voriger Woche als Divisions⸗Com⸗
tragen 35 408
(gegen 33 892 im Vorjahre). Von den wegen verhafteten Personen wurden 6221 bestraft. n 903 Einbruchsfällen zeigte sich, daß 599 in leerstehenden oder unbeaufsichten Häusern verübt wurden. Offen gefunden von den Polizeiwächtern wurden 26 276 Thüren und Fenster. Durch Ueberfahren ge⸗ tödtet wurden im abgelaufenen Jahre 124 Personen (gegen dieselbe Zahl im Vorjahre); verletzt dagegen wurden 2950
gegen 1918 in 1879). Als vermißt wurden angemeldet 9539
inder und 3309 Erwachsene; wiedergebracht Seitens der Polizei wurden 6015 Kinder und 684 Erwachsene, Seitens anderer Pe onen 3499 Kinder und 2403 Erwachsene. 84 Erwachsene begingen Selbstmord, 25 Kinder aber und 141 Erwachsene sind nicht aufgefunden worden. Unbekannt geblie⸗ bene Leichen zählt man 49. Hunde wurden aufgegriffen 25 669, 22 502 derselben kamen in das Hundeasyl, 3065 an 8 Elcer gühnner zurück, und 102 wurden anderweitig be⸗ seitigt.
— Ueber den Krieg in Afghanistan liegen folgende neue Meldungen vor:
Aus Chaman wird dem „Standard“ vom 27. d. gemeldet: Die Vorbereitungen für den Vormarsch der Truppen des Generals Phayre sind soweit vollendet, daß die erste Bewegung nach der Rich⸗ tung von Kandahar heute vor sich geht. Der Posten in Gatai — 14 Meilen von Chaman eassesnf — wird sofort wieder besetzt werden; wenn dies geschehen, wird der Durchmarsch dutch den Khojak um vieles leichter sein. Die Truppen des Khans von Khelat, welche gemeutert haben, scheinen Söldlinge in der Leibgarde zu sein. Ob⸗ gleich nicht zahlreich, fürchtet man, daß sie viel zu schaffen geben werden, da bei der augenblicklichen Stimmung in jener Region auf die Freundschaft oder auch nur Neutralität keines einzigen Stammes zu rechnen ist. Den letzten Nachrichten zufolge haben sie Khelat ver⸗ lassen, allein es konnte nicht ermittelt werden, unter welchen Um⸗ ständen und ob sie geflohen sind.
Demselben Blatte wird vom 29. d. aus Chaman gemeldet: General Roberts traf am 23. d. n Khelat⸗i⸗Ghilzai ein und setzte am 25. d. seinen Marsch nach Kandahar fort. Er hat die ganze britische Garnison daselbst mit sich genommen, das Fort ge⸗ räumt und es den Beamten des Emirs überliefert. Er hofft am 29. d. von Robat, seinem letzten Lagerplatze, aus mit Kandahar den Verkehr zu eröffnen, die Stadt am 30. d. zu erreichen und Ayubs Truppen am folgenden Tage anzugreifen. Er hat einen Plan für eine gemeinsame Aktion mit General Phayre eingeschickt, falls letzterer Taktiful am 30. d. erreichen kann. Es ist dies jedoch unmöglich, da in Folge des Mangels an Nahrungsmitteln und Fourage die Kolonne nicht vor dem 3. oder 4. September vor der Stadt eintreffen kann. In unserem Rücken und unmittelbar vor uns ist das Land eine vollständige Wüste. Die Truppen und Ka⸗ nonen sind nahezu beisammen, allein die Thiere sind alle auf halbe Rationen angewiesen und Korn ist nicht aufzutreiben. Trotzdem ist es möglich, den Weg in 5 Tagen zurückzulegen. Unsere Treiber de⸗ sertiren massenweise, so daß Soldaten abkommandirt werden müssen, um an deren Stelle zu treten. General Roberte' Marsch auz Kabul wird als ein glänzender Erfolg betrachtet. In acht Tagen legte er 136 Meilen zurück. Er ist auf dem ganzen Wege auf keinen Wider⸗ stand gestoßen und war reichlich mit Fourage versehen. Die Trup⸗ pen befinden sich wohl und munter; ein großer Theil derselben hat jedoch die Schuhe „abgetragen und keinen Ersatz dafür, während die 92. Hochländer, denen es an Mänteln feye“, Nachts an Kälte litten. Spätere Berichte bestätigen den ersten Eindruck, daß der Ausfall aus Kandahar eine unglückliche Affaire war. Das gestürmte Dorf war stark befestigt und mit Schießscharten versehen; die Truppen hatten somit die durch harten Kampf gewon⸗ nene Stelle wieder preiszugeben. Der Verlust soll 20) Mann be⸗ tragen. Be ichten der Eingeborenen zufolge soll Ayub den Argandal überschritten und bei Sinjiri und Thukin Stellung genommen haben. Da die Kavallerieabtheilung, welche General Phayre durch den Bograpaß detachirt, eine Stellung eingenommen hat, welche die Rückzugslinie des Feindes nach Kandahar abschneidet, so sollen die Ansammlungen der Eingeborenen auf der Tobahochebene und in der Nähe Pischins sich wieder auflösen. Taktiful wird noch immer kräf⸗ tigst vom Feinde gehalten. Sobald jener Punkt gesäubert ist, werden energische Maßregeln ergriffen, um vermittelst der Kavallerie die Verbindung mit Kandahar herzustellen. 8
Den neuesten Nachrichten aus Quetta zufolge hat Ayub Kha die Belagerung von Kandahar aufgehoben. Munition, aber es werden Vorräthe binnen 15 Tagen erwartet. Es ist zweifelhaft, ob er General Roberts die Splbe bieten wird. Wahrscheinlich dürfte er seine rückgängige Bewegurg fortsetzen, um mit den Vorräthen zusammenzutreffen.
Dem „Standard“ wird aus Bombay unterm 29. d. gem ldet: Die Haltung der Pathans und Beludschis im Gebirge in der Nähe von Kurradschi ist eine so drohende, daß man für die Sicherheit jenes Ortes Befürchtungen hegt. Eine Abtheilung des 78. Hoch länder⸗Regiments ist dort zur Vertheidigung der Stadt zurückgelassen worden und drei Compagnien des 4. Regiments haben Befehl er⸗ halten, unverzüglich von hier zur Verstärkung der Besatzung von Kurradscht abzumarschiren. Gestern wurden den Pathaneinwohner der Stadt in aller Ruhe die Waffen genommen. — 31. August. (W. T. B.) Das Oberhaus nahm die Bill über die Haftpflicht der Arbeitgeber in dritter Lesung an. Sodann wurde vom Hause die Einzelberathung der Bill über die Jagd auf Hasen und Kaninchen erledigt; zwei zu der Bill eingebrachte Amendements wurden, obschon die Re⸗ gierung dieselben bekämpfte, mit großer Majorität ange⸗ nommen. Ein Amendement, wonach es den Pächtern ge⸗ stattet sein sollte, sich kontraktlich von den Bestimmungen der Bill frei zu machen, wurde zurückgezogen, nachdem Lord Beaconsfield die Zurückziehung desselben empfohlen hatte. Im Unterhause kündigte Lawson an, er werde morgen die Aufmerksamkeit des Hauses auf die bewaffnete Einmischung Englands in eine fremde Angelegenheit lenken und bezügliche Aufklärungen von der Regierung verlangen. Im Fortgange der Sitzung lenkte Hay die Aufmerksamkeit auf die Unzu⸗ länglichkeit der englischen Panzerflotte. Der Parlaments⸗ Sekretär der Admiralität, Lefevre, betonte, die Flotte sei nie in einem befriedigenderen Zustande gewesen, als jetzt, sie sei allen Anforderungen und den Flotten der auswärtigen Mächte in jeder Hinsicht gewachsen.
— 1. September. Der erste Kommissar des Bauamts, Adam, ist zum Gouverneur von Madras ernannt worden. — Das Unterhaus hat die Begräbnißbill in dritter Lesung genehmigt.
„Frankreich. Paris, 30. August. (F. C.) Die Kom⸗ mission, die beauftragt ist, ein neues System der Volks⸗ zählung zu studiren, vereinigte sich heute im Ministe⸗ rium des Innern unter dem Vorsitze von Senator Garnier. Die vnchroofcglsch⸗ Gesellschaft hatte den Wunsch ausgedrückt, die Volks Fhluge möge gr. im Jahre 1880 statt⸗ finden, um mit den Vo kszählungen zusammenzufallen, die in gewissen ausländischen Staaten nächstens gemacht werden. Die Kommission beschloß aber, die Volkszählung erst im Jahre 1881 vorzunehmen, nach Ablauf der gewöhnlichen fungfähr⸗
Periode. Am 19. September wird die Bild⸗
en fäule von Cehsce2 in St. Germain enthüllt wer⸗
den. Die französische Akademie ernannte Jules Simon
Trunkenheit theils mit, theils ohne ordnungswidriges Be⸗
zu ihrem Vertreter bei dieser Feierlichkeit. Die Akademie der
“
Er leidet Mangel an
8 1.“
moralischen und politischen Wissenschaften sollte gestern ihren Delegirten hezeichnen. Der Präsident gab Mittheilung von einem Briefe von Hrn. Mignet, der die Akademie ersuchte, ihn zu ihrem Vertreter zu wählen, damit er seinem Freunde noch diese letzte Ehrenbezeigung erweisen könne; er fügte aber hinzu, da er vielleicht nicht die Kraft haben werde (er ist ein hoher Achtziger), seine Rede zu Ende zu lesen, so möge die Akademie ihm den Beistand von Hrn. Giraud gestatten. Die Akademie entsprach den Wünschen des Hrn. Mignet. Die „Agence Havas“ meldet aus Ragusa: Das russische Kriegsschiff „Sainte Anne“ ist mit dem Ad⸗ miral Cremer, Kommandanten der für Albanien bestimmten Escadre, hier angekommen. — Die sechs Chefs der alba⸗ nesischen Liga, welche Riza Pascha verhaften lassen wollte, flüchteten nach Slutari. Die Dulcigner kampiren mit einem albanesischen Corps in Mazur, um sich der Abtretung Dul⸗ cignos zu widersetzen. Die regulären türkischen Truppen fraternisiren mit ihnen.
Italien. Rom, 31. August. (W. T. B.) Sämmtliche Minister, mit alleiniger Ausnahme des Kriegs⸗Ministers Milon, sind nunmehr hierher zurückgekehrt. — Bei den in Neapel vorgenommenen Administrativwahlen haben die von den koalirten Vereinen aufgestellten Kandidaten mit sehr großer Mehrheit über die Kandidaten der Progressisten
gesiegt. 1u Venedig, 30. August. (Pest. L.) Das griechische
Königspaar wird sich von hier nach Athen (Piräus) ein⸗
schiffen. Ein griechisches Kriegsschiff trifft daher, zu diesem Zwecke im Laufe der Woche hier ein.
Griechenland. Athen, 22. August. (Pol. C.) Wenn auch Trikupis dem am 20. Secgtember erfolgenden Zusam⸗ mentritte der Kammer mit Zuversicht entgegensieht, so unter⸗ wühlen doch die oppositionellen Organe ohne Unterlaß seine Stellung. Charakteristisch ist dabei das Auftreten des „Ethno⸗ phylax“, des Organs Zaimis', welcher am 10. März der da⸗ maligen Oppositionsfraktion Trikupis zur Regierung verhalf, um das Kabinet Kumunduros zu stürzen. Heute betont . daß die griechische Frage zur Ausführung eine kräftige
egierung erheische, während sich nach seiner Meinung das Kabinet Trikupis bisher blos in Controversen groß gezeigt habe. — Außerhalb Athens, rings um den Theseus⸗Tempel ist ein kleines Zeltlager, in Karpenisi und auf der Insel Leukas sind große Militärlazarethe eingerichtet worden. Die erste Sanitäts⸗Corps⸗Compagnie begab sich vorgestern mit ihren ambulanten Lazarethen nach Lamia und von dort in zwei Abtheilungen an die Grenze. Es sind für 200000 Frcs. chirurgische Instrumente in Wien und Paris angekauft worden. Die nach der Einreihung der jüngsten Altersklassen einberufenen älteren Leute von 23 bis 30 Jahren werden dem Alter nach in kurzen Zwischenräumen vorgeladen und erhalten zum Einrücken eine dreitägige Frist. Der Avisodampfer „Bouboulina“ ist nach Toulon abgegangen, um sich einer kleinen Reparatur zu unterziehen und Kruppsche Batterien, jowire Munition u. s. w. nach Salamis zu bringen.
Türkei. Konstantinopel, 30. August. (Pol. C.) In Folge der von der amerikanischen Gesandtschaft neuestens ge⸗ machten energischen Schritte hat die Pforte Befehl ertheilt, die Mörder des amerikanischen Missionärs Parson nach Konstantinopel zur Aburtheilung zu schicken.
— Dem „Reuterschen Bureau“ wird unterm 28. v. M. von hier gemeldet: „Delegirte der walachischen Be⸗ völkerung von Tricalia sind hier angekommen, um der Pforte Petitionen gegen die Annexion mit Griechen⸗ land zu überreichen. General⸗Major Hamley hat seine Ar⸗ beiten im Zusammenhange mit der Feststellung der russisch⸗ türkischen Grenze in Asien beendet, und ist im Begriff nach London zurückzukehren.“
— Der „Pall Mall Gazette“ wird über Athen gemeldet: „Der albanesische Einfluß überwältigt die gemäßigte Partei in der Pforte. Der Sultan besitzt nicht die Macht, die Bewegung zu leiten und wird wahrscheinlich durch Furcht
ezwungen werden, ihr zu folgen. Die Liga verlangt die eee Moukhtar Paschas von Monastir. Achmed Eyub ist dazu bestimmt, ein Werkzeug in ihren Händen zu sein. Die Griechen in Thessalien senden ihre Familien weg.“
Philippopel, 29. August. (Tel. C. B.) Die Nach⸗ richt von dem Abschlusse eines serbisch⸗bulgarischen Schutz⸗ und Trutzbündnisses wird hier in unterrichteten Kreisen als jeder Begründung entbehrend bezeichnet.
— Aus Ragusa, 1. September, meldet „W. T. B.“: Nach einem hierher gemeldeten Gerüchte hätten die Albanesen gestern ein Teleg ramm an den Sultan gerichtet, in dem⸗ selben ihren Patriotismus betheuert und versichert, sie seien entschlossen, bis auf das Aeußerste zu kämpfen, um die In⸗ tegrität des Gebiets aufrecht zu erhalten.
(Pest. L.
Bulgarien. Rustschuk, 30. August. Sobranja wird eine Vorlage wegen des Baues einer Eisen⸗ bahn von Stistowo nach Sofia unterbreitet werden. Das Bauten⸗Ministerium unterhandelt diesbezüglich mit einem französischen Konsortium. Der ostrumelische Provinzialaus⸗ schuß bewilligte 21½2 Millionen Piaster für Kasernenbauten.
Rumänien. Bukarest, 30. August. (Pol. Corr.) Der Minister des Aeußern Boerescu hat sich zur Herstellung seiner leidenden Gesundheit zu einmonatlichem Kurgebrauche nach Karlsbad begeben. Diese Reise wurde Seitens der Opposition als eine politische Missionsreise dargestellt, was jedoch allen und jeden Grundes entbehrt. — In den letzten Tagen wurde zwischen der hiesigen und der italienischen Regie⸗ rung ein Konsularvertrag abgeschlossen. Auch mit Belgien 8— 1. Handelsvertrag und ein Auslieferungstraktat zu
ande.
Serbien. Belgrad, 29. August. Dem „Reuter⸗ schen Bureau“ wird berichtet: Die Skupschtina tritt nächsten Monat in Kragujewatz zusammen. Es heißt, es werde eine Regierungsvorlage zur endgiltigen Lösung der Juden⸗ frage in Uebereinstimmung mit dem Berliner Vertrage ein⸗ gebracht werden.
MRNußland und Polen. St. Petersburg. Der hie⸗ sige Berichterstatter der „Times“ theilt Nachstehendes über die Beziehungen zwischen Rußland und China mit: „Ich bin in der Lage, aus bester Quelle mittheilen zu können, daß die in Umlauf gesetzten Gerüchte, Rußland weigere sich, auf das Ge⸗ such des Marquis Tseng hin einen Spezialgesandten nach Peking zu schicken, um die weiteren Verhandlungen an den chinesischen Hof zu verlegen, keineswegs auf Wahrheit be⸗ ruhen. Erstens ist kein derartiges Gesuch gestellt worden, und zweitens würde die chinesische Regierung für die gegen⸗
Der
wärtige Botschaft nicht solche Vorbereitungen gemacht haben, blos damit Marquis Tseng das Gesuch stelle, daß ein russi⸗ scher Vertreter nach Peking geschickt werde. Die Audienz, welche der chinesische Botschafter am letzten Sonnabend beim Kaiser gehabt, hat auf den Marquis, mit welchem Se. Majestät vermittelst der Dolmetscher sich auf Eng⸗ lisch unterhielt, einen sehr günstigen Eindruck gemacht. Der freundliche Charakter der Begegnung, auf welchen der Marquis nicht gerade gerechnet hatte, konnte durch die Tags zuvor nach St. Petersburg telegraphirte Nachricht, daß Chung How auf Verwenden seines Nachfolgers am russischen Hofe befreit worden, nur gewinnen. Man betrachtet die Nachricht als eine der russischen h. gemachte Konzession, und sind die ““ deshalb unter den besten Auspizien wieder aufgenommen worden. Man nimmt an, daß die chinesische Legation nunmehr für beständig hier ver⸗ bleibt und soll Marquis Tseng, einen längeren Aufenthalt beabsichtigend, damit umgehen, seine Gemahlin nach St. Peters⸗ burg zu berufen. Auch von der russisch⸗chinesischen Grenze sind viel friedlichere Berichte eingelaufen; es herrscht daselbst Fuhe und keine Spur feindseliger Absichten Seitens der hinesen.“ — 1. September. (W. T. B.) Baron Velhio, bis⸗ heriger Direktor des Preßdepartements, ist zum Direktor des Departements der Staatspolizei im Ministerium des Innern ernannt worden.
Schweden und Norwegen. Christiania, 28. August. Der letzten Session des Storthings lagen mehrere An⸗ träge in Betreff der Reorganisation des Militär⸗ wesens vor, welche einem Militärausschusse überwiesen wurden. Da der Ausschuß seine Vorarbeiten nicht beendet hatte, als der Schluß der Session nahte, beschloß das Stor⸗ thing in einer seiner letzten Sitzungen (am 19. Juni), densel⸗ ben zu autorisiren, dieselben bis zur nächsten Session fortzu⸗ setzen. Dieser Beschluß wurde indeß nicht ohne Widerspruch gefaßt. Professor Aschehoug und Andere wiesen auf die konstitutionelle Seite der Sache hin und mach⸗ ten geltend, daß die Thätigkeit eines Storthing mit dessen Entlassung abschließe, und daß keine von den konstitutionellen Funktionen desselben weder von einem Mitgliede noch von einem Ausschusse außer der Versammlungs⸗ zeit des Things ausgeübt werden könne. Die vorgebrachten Argumente nützten indessen nichts gegen die Behauptung Sverdrups, des Präsidenten des Storthings, daß letzteres be⸗ rechtigt sei, sich durch Ausschüsse npermanent zu maec en. Der erwähnte Beschluß wurde gefaßt. Der König hat nun auf Antrag der Regierung unterm 19. August erklärt, daß der erwähnte Beschlaß des Storthing nicht zu sanktioniren sei, weil er seine Genehmigung nicht zur Einführung eines Staats⸗ gebrauchs geben könne, welchem zufolge das Storthing eine Anzahl seiner Mitglieder autorisirt, sich als solche zwischen den Sessionen des Storthings als Ausschuß oder dergleichen zu versammeln und zu berathen.
Die Regierung hat indessen beschlossen, eine Königliche Kommission zur Prüfung der Militär⸗Reorganisationsfrage niederzusetzen, die aus den Mitgliedern des Militärausschusses des Storthings (außer Sverdrup aus vier Landleuten, einem Beamten und drei Militärpersonen bestehend) und drei vom Könige zu erwählenden sachkundigen Mitgliedern bestehen soll; gleichzeitig ernannte sie Sverdrup zum Vorsitzenden dieser Kommission. Dieser Militärausschuß ist, wie „Morgenbladet“ erfährt, von dem Vorsitzenden desselben, Bankdirektor Sverdrup, zum 15. September einberufen worden.
Amerika. “ 28. August. (A. C.) Ein heftiger Sturmz zerstörte in Fort Mojave, Arizona, die Soldaten⸗ kaserne. Drei Personen wurden getödtet und mehrere andere verletzt.
Asien. Aus Teheran wird der „Daily News“ vom 29. d. Mts. gemeldet: „Die russische Konzentrirung bei Bann geht sehr langsam von Statten. Die armenischen Kaufleute beziehen von Budjarud große Vorräthe für das Lager. Drei derselben wurden unlängst von den Tekkesen ge⸗ tödtet. Gelegentlich finden unbedeutende Scharmützel statt. Es verlautet, General Skobeleff sei nach St. Petersburg zu⸗ rückberufen worden.“
——— ——
— Nr. 18 des „Armee⸗Verordnungs⸗Blatts“ hat fol⸗ genden Inhalt: Abänderung des §. 136 des Exerzier⸗Reglements für die Infanterie. — Sammlung der zum Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon kommandirten Mannschaften in den einzelnen Regiments⸗Stabs⸗ quartieren. — Reduktion des Lehr⸗Infanterie⸗Bataillons auf die etatsmäßige Stamm⸗Compagnie — Büchsenmachergeräth der Truppen. — Eröffnung neuer Eisenbahnen. — Neue Probe für den Mündungsdeckel zum Infanterie⸗Gewehr M/71. — Aenderungen in der Vorschrift für die Instandhaltung der Waffen bei den Truppen. — Erfrischungszuschuß für die zur Verbüßung von Gefängnißstrafen transportirten Mannschaften. — Direkte Expedirung von Militär⸗ Transporten auf Requisitionsschein. — Munition zu den Uebungen der Artillerie im Beobachten ꝛc. — Verkaufspreis für Munitions⸗ Materialien.
— Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine. Verantwortlich redigirt von G. v. Maréses, Major. Bd. XXXVI. Nr. 108. Heft 3 (September 1880) Berlin. F. Schneider & Co. (Goldschmidt & Wilhelmi.) — Inhalt: Die französische Expedition nach Egypten 1798 — 1801) von Spiridion Gopcevic (Fortsetzung). — Die Ursachen der Katastrophe der französischen Armee vom Jahre 1812 (Schluß) — Die Grundsätze des preußischen Exerzierreglements im Jahre 1812, bezüglich der Ausbildung zum Gefecht. Von v. Kleist, Hauptmann. — Gedanken über Aufstellung und Rangierung der Kavallerie zur At acke. Von A. von Oertzen, Premier⸗Lieutenant a. D. — Die deutschen Kaisermanöver. Von A. von Drygaalski, Premier⸗Lieutenant a. D. — Der militärische Theil der Gewerbe⸗ ausstellung zu Duͤsseldorf 1880. — Erfindungen u. s. w. von militärischem Interesse. Zusammengestellt von Fr. Hentsch, Haupt⸗ mann a. D. — Umschau in der Militärliteratur. — Verzeichniß der bedeutenderen Aufsätze aus anderen militärischen Zeitschriften (15. Juli bis 15. August). — Verzeichniß der bei dec Redaktion eingegangenen neu erschienenen Bücher ꝛc. (15. Juli bis 15. August).
Statistische Nachrichten.
(Stat. Corr.) Die Taufen und Trauungen bei der evangelischen Bevölkerung der Provinzen Schleswig⸗ Holstein, Hannover und Hessen⸗Nassau. Vergleicht man die Zahl der während des Jahres 1879 bei der evangelischen Bevöl⸗ kerung der Provinzen Schleswig⸗Holstein, Hannover und Hessen⸗ Nassau vorgekommenen Geburten (ohne Todtgeburten) und Ehe⸗ schließungen mit der Zahl der während desselben Jahres daselbst von evangelischen Geistlichen vollzogenen Taufen und Trauungen, so ergibt
sich Folgendes:
8
schließungen evang.
Personen entfielen Trauungen
bei rein bei evan⸗
evangel. gelischen Ebepaaren Mischehen
964,5 878,0 977,2 694,4 985,1 1 030,0 9820 741,9 996,6 988,0 918,3
Von ☛ ; 8 geborenen sind ge⸗ Regierungs tauft worden
1 . ei den bei den un⸗ Landdrostei⸗Bezirk sehelichen ebelichen Kindern Kindern
921,8 757,8 945,6 832,7 953,4 956,1 958,6 903,9 982,4 914,1 913,9 941,9 882,7 709,8 Eä1“ 952,8 877,7 965,7 Wiesbaden. 872,7 842,9 850,8
Für einzelne Kreise stellen sich die Tauf⸗ und Trauungsziffern erheblich niedriger als die bezüglichen Mittelziffern für die ganzen Bezirke. Die Taufziffer beträgt für Holstein nur 877,7, für Schleswig dagegen 975,9; sie sinkt im Kreise Altona bis auf 738,4 herab, ferner in Stormarn auf 869,4, in Pinneberg und Plön auf 880,6 bezw. 883,6, im Kreise Hadersleben beträgt sie 954,6, im Kreise Husum 957,9, im Kreise Eckernförde 959,7 und in allen übrigen schleswig⸗ schen Kreisen mehr als 969. 8 In der Provinz Hannover stellt sich die Taufziffer auf durch⸗ schnittlich 959,1, im Kreise Meppen ist sie nur 677,7, in Aurich 800,5, in Nienburg 898,2, in Verden 899,1 und in allen übrigen Kreisen mehr als 900. 8 In der Provinz Hessen⸗Nassau stellt sich die Taufziffer auf durchschnittlich 968,3, sinkt indessen im Kreise Fulda auf 718,8, im Kreise Kirchhain auf 899,9 herab. 1 Man pflegt vorauszusetzen, daß in den verkehrsreichen Städten die kirchlichen Handlungen weniger häufig begehrt werden als auf dem Lande, doch trifft dies nicht allenthalben zu. In Altona beträgt die Taufziffer freilich nur 738,4 und die Trauungsziffer nur 862,1 dagegen liefern die Kreise Kiel, Stadt Hannover, Göttingen, Stadt Kassel, Hanau, Stadt Wiesbaden und Frankfurt a. M. durchschnittlich bessere Ergebnisse:
Taufziffer
“ Liel 926,4 1 Stadt Hannover ... 937,9 Göttingen 983,1 Stadt Kassel 940,0 Hanau 981,5 Stadt Wiesbaden . 1 024,1 * Frankfurt a. M. ... 1X““ Die Trauungsziffer stellt sich für die Provinz Schleswig⸗Ho stein auf 963,7, für die Provinz Hannover auf 971,0 und für die Provinz Hessen⸗Nassau auf 914,4, dage en für einige Kreise beträch lich niedriger. In Schleswig⸗Holstein: Altona 862,1, Oldenburg 886,9, Stormarn 914,0, Plön 922,9, sonst stets über 947, in den schleswigschen Kreisen sogar durchschnittlich 995,6. In Hannover: Meppen 470,6, Aurich 852,7, Hildes hein: 890,6, Nienburg 913,6, Verden 919,8, sonst allenthalben mehr als 941. In Hessen⸗Nassau: rankfurt a. M. 514,6, Rheingau 592,9, Fulda 755,6, Wiesbaden 80,0, Obertaunus 889,5, Hanau 895,2, Cassel (Land) 907,3, fonst überall mehr als 933. b In denjenigen Gegenden der Provinzen Hannover und Hessen⸗ Nassau, in welchen die Tauf⸗ und Trauungsziffer sehr niedrig ist, gehört ein beträchtlicher Theil der Bevölkerung der katholischen Kirche an. Hierdurch wird auf die Höhe der Tauf⸗ und Trauungs⸗ ziffer der evangelischen Bevölkerung insofern ein beträchtlicher Ein⸗ fluß ausgeübt, als in diesen Landestheilen verhältnißmäßig viele Mischehen stattfinden und die Taufen der Kinder, sowie die Trauun⸗ gen der Neuvermählten deshalb häufig von katholischen Priestern vollzogen werden. Es ist nämlich eine alte Erfahrung, daß kon⸗ fessionell gemischte Ehepaare in der Regel in derjenigen Kirche ge⸗ traut werden bezw. ihre Kinder taufen lassen, welcher de Mehrzahl der Bevölkerung angehört.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. — Se. Majestät der Kaiser hat, wie die „N. Pr. Z.“ ver⸗ nimmt, auf den Vorschlag des Grafen R. von Stillfried die Herausgabe eines Supplementbandes des großen Urkundenwerkes ge⸗ nehmigt, welches unter dem Titel „Monumenta Zollerana“ in den Jahren 1852 bis 1861 auf Königlichen Befehl von dem Grafen Stillfried in Gemeinschaft mit Dr. Märcker veröffentlicht worden ist. Dasselbe enthält bekanntlich eine Fülle von Urkunden des Geschlechts der Hohenzollern, sowohl der gräflichen Linie in Schwaben, als der burggräflich nürnbergischen in Franken, bis zum Jahre 1417. Seit dem Erscheinen dieses Urkundenbuches sind im Laufe der Zeit, wie dies bei allen ähnlichen Werken einzutreten pflegt, in Archiven und seltenen Druckwerken noch manche neuen Urkunden der Hohenzollern⸗ schen Familie aufgefunden worden, welche nun als Supplement vom Grafen Stillfried herausgegeben wurden und allen, die sich für die urkundliche Geschichte unseres Kaiserhauses interessiren, als eine Er⸗ gänzung der „Monumenta Zollerana“ willkommen sein dürften. 1 Schleswig, 29. August. (H. Corr.) Nachdem es dem Vorstande des „Vereins für Sammlung vaterländischer Alte thümer“ in der Stadt Schleswig gelungen ist, mit Einwilligung der städtischen Behörden in den Räumen der Gewerbeschule auf dem Dom⸗ ziegelhofe einen Platz zur Aufstellung der Sammlungen zu gewinnen⸗ sind dieselben jetzt daselbst in einem Schranke in guter Ordnung aufgestellt. Bei dem hohen Interesse, welches die Alterthumsforschung neuerdings in weiten Kreisen findet, erscheint es nicht überflüssig, etwas Genaueres über den Bestand derselben mitzutheilen. Steinäxte, Heile, Meißel, Messer, Lanzen⸗ und Pfeilspitzen, Steinmesser u. m., meistens aus der Landschaft Angeln, sind jetzt schon in über hundert z. T. schönen Exemplaren vorhanden und meistens von dem hiesigen Apotheker Hrn. Igversen geschenkt worden. Der Bronzezeit gehören ein Celte, Schwertknopf und Anderes mehr, dem Mittelalter ein Reiterstiefel, ein merk⸗ würdiges hier in der Schlei bei der Möweninsel gefundenes Schwert mit knöchernem kleinen Handgriffe u. a. an. Daneben ist ein guter Anfang mit einer Münzsammlung gemacht. — (A. C.) Die mit wissenschaftlichen Forschungen in Bezug auf den Golfstrom beschäftigte amerikanische Expe⸗ dition hat im Laufe ihrer Arbeiten im neesstlichen Caraibischen Meere ein ungeheures unterseeisches Thal von 700 Meilen Länge und 80 Meilen Breite entdeckt. Es dehnt sich von den Inseln Cuba und Jamaika nach der Bai von Honduras aus und soll eine Tiefe von 2 —3 ½ Meilen haben. G — Das unlängst in der Höhle eines Eremiten unweit Jerusalems entdeckte Papyrus⸗Manuskript, das angeblich das Werk des heiligen Petrus sein soll, ist einem von dem Bibelverein in London entsandten Ausschusse zur Prüfung unterbreitet worden. Die Ge⸗ lehrten der Bibelgesellschaft sind, wie die „A C.“ berichtet, nunmehr zu dem Schlusse gelangt, daß das Manuskript wirklich von dem großen Apostel herrühre. Sie boten den Erben des Eremiten 50 000 Francs für das Dokument, aber das Angebot wurde zurück⸗ gewiien. —
Nach dem Bericht über den Geschäftsbetrieb der hiesigen städtischen Sparkasse im zweiten Quartal dieses Jahres ver⸗ blieb Ultimo März cr. ein Bestand von 2 587 598 ℳ und betrugen die Einzahlungen 2 345 368 ℳ, die Rückzahlungen 1 606 691 ℳ Das Gesammtguthaben der Interessenten betrug am Schlusse des Quartals 28 753 599 ℳ, welches auf 142 139 Quittungsbücher ver⸗ theilt war. Ultimo Juni ecr. verblieb ein Baarbestand von 2 664 583 ℳ und besaß die Kasse außerdem an Werthpapieren ꝛc. sowie an Grundstückswerth zusammen 31 447 168 ℳ
Schleswig Hannover. Hildesheim. Lüneburg Stade.. Osnabrück Aurich
Trauungsziffer 980,7
*) In Wiesbaden sind offenbar auch auswärts Geborene getauft worden.