1880 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Sep 1880 18:00:01 GMT) scan diff

von Connaught mit dem 8 Uhr⸗Zuge nach Berlin und begab Sich mit dem Kaiserlichen Extrazuge in das Manöver⸗ terrain bei Mahlow. Nachmittags besuchte Höchstderselbe die Kunstausstellung am Cantianplatz. Das Diner nahmen Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin bei Ihren Majestäten ein. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit wohnte der Vorstellung im Opernhause bei und übernachtete im hiesigen Palais. Ihre Kaiserliche und Königliche Zuge nach dem

oheit die Kronprinzessin kehrte mit dem 8 Uhr⸗ euen Palais zurück. 8

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Im Artikel 25 der Anweisung vom 15. September v. J. zur Ausführung der Verordnung vom 7. dess. betreffend das Verwaltungszwangsverfahren, ist den Voll⸗ iehungsbeamten die Befugniß beigelegt, bei Ausführung von ö“ in der Regel die Kosten und Gebühren der Zwangsvollstreckung ohne Beschränkung, im Uebrigen aber Geldbeträge nur bis zur Höhe von 20 einschließlich anzunehmen. Zur Erleichterung des zahlungspflichti⸗ gen Publikums wie der Erhebungsbeamten hat indessen der Finanz⸗Minister die Provinzial⸗ Steuer⸗Direktoren ermächtigt, bei vorliegendem Bedürfniß den betreffenden Voll⸗ ziehungsbeamten, vorausgesetzt daß sie sich als zuverlässig er⸗ wiesen und entsprechende Kaution geleistet haben, widerruflich zu gestatten, daß von ihnen bei Pfändungen wegen rück⸗ ständiger Gerichtskosten größere Zahlungen als 20 ℳ, außer den Kosten des Zwangsverfahrens, angenommen werden dürfen. Die Höchstbeträge, bis zu welchen die Zahlungen im Einzelnen in Empfang genommen werden können, sind dem lokalen Bedürfniß entsprechend für jeden Vollziehungsbeamten besonders festzusetzen, dürfen aber bei keinem dieser Beamten mehr als 150 betragen.

In Uebereinstimmung mit dem im vorigen Jahre für die Bureau⸗ und Kanzleibeamten der Regierungen einge⸗ führten Verfahren und im Anschluß an die durch die Cir⸗ kularverfügung vom 19. Januar d. J. hinsichtlich der Bureau⸗ beamten der Provinzial⸗Steuerdirektionen getroffenen Bestimmungen hat der Finanz⸗Minister bestimmt, fortan auch die etatsmäßigen Kanzlisten der letztgedachten Be⸗ hörden durch die ganze Monarchie nach dem Dienstalter im Gehalte aufrücken.

Im Strafverfahren sind nach §. 51 der Deutschen Strafprozeß⸗Ordnung zur Verweigerung des Zeug⸗ nisses berechtigt der Verlobte, Ehegatte, nahe Verwandte und Verschwägerte des Beschuldigten, welche Personen vor jeder Vernehmung über ihr Recht zur Verweigerung des Zeug⸗ nisses zu belehren sind. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, I. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 5. Juli d. J. ausgesprochen, daß die unterlassene Be⸗ lehrung über das Recht zur Zeugnißverweigerung zur Revi⸗ sion führt, wenn das Urtheil auf der Verletzung dieser we⸗ sentlichen Prozeßvorschrift beruht, und daß dies selbst dann der Fall ist, wenn der privilegirte Zeuge zwar im Vorunter⸗ suchungsverfahren bei seiner ersten zeugenschaftlichen Verneh⸗ mung über sein Verweigerungsrecht belehrt sodann, aber bei seiner nochmaligen Vernehmung in der Hauptverhandlung die Wiederholung der Belehrung unterlassen worden ist.

Das „Marine⸗Verord.⸗Bl.“ enthält folgende Nachrichten über Schiffsbewegungen: (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort.) S. M. S. „Ariadne“ 24/7. Punta Arenas. 11/8. Coronel. (Post⸗ station: Panama.) S. M. Knbt. „Basilisk“ Wilhelmshaven 8/9. 11/9. Korsör 12/9. Kiel. S. M. S. „Bismarck“ 11/6. Jquique 26/6. 2/7. Coquimbo 10/7. 12/7. Val⸗ paraiso. Beabsichtigte nach Lota zu gehen behufs Kohlens und dann die Heimreise anzutreten. (Poststation: Plymouth.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 29/6. Chefoo 9/7. 14/7. Shanghai. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Camäleon“ Wil⸗ helmshaven 8/9. 12/9. Kallendborg 13/9. Kiel. S. M. S. „Freya“ 21/8. Hongkong. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. Fansa⸗ 22/6. Valparaiso. Letzte Nachricht 27/8. Montevideo 8 oststation: Plymouth.) S. M. Nacht „Hohenzollern“ 28/7. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 30/5. Apia. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. Knbt. „Iltis“ 19/8. Aden. (Poststation: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 11/6. Buyukdéré 5/9. 8/9. Galatz. 12/9. Buyukdéré. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 17/7. Singa⸗ Pore 19/7. 22/7. Anjer 22/ /77]. 9/8. Port Louis (Mauritius). Beabsichtigte nach Kohlen Heimreise fortzusetzen. (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Medusa“ 8/9. Friedrichs⸗ ort. 10/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Brigg „Mus⸗ quito“ 5 /8. Rhede Gdingen 1/9. 5/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 26/4. Auckland. Letzte Nachricht von dort 19/5. Beabsichtigte 20/5. nach Tonga resp. Samoa in See zu gehen. (Poststation: Auckland auf Neus eeland.) S. M. S. „Niobe“ 31/7. Neufahrwasser 1/9. 6/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Nymphe“ Kopenhagen 24/7. 13/8. Plymouth 18;/8.

29/8. Funchal (Madeira). (Poststation: Bahia.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 15/8. St. Helena 15/8. 30/8. St. Vincent (Cap Verds). (Poststation: Plymouth.) S. M. Brigg „Rover“ 11/8. Zoppot 1/9. 5/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Victoria“ 23/8. Benghazi 27/8. 29/8. Malta 30/8. 1/9. Brindisi 5/9. 5/9. Gravosa. (Poststation: Ragusa.) S. M. S. „Vineta“ 7/6. Nokohama. Letzte Nachricht von dort 1/8. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 30/6. Yokohama 20/7. 26/7. Shanghai. (Poststation: Hongkong). Uebungsgeschwader 27/8. Friedrichsort 31/8. 31/8. Eckernförde 6/9. 7/9. Neustadt 9/9. 10/9. Eckern⸗ förde. Das Dampfschiff „Feronia“ hat am 9. August cr. mit den abgelösten Mannschaften S. M. Knbte. „Cyclop“ und „Wolf“ von Shanghai die Heimreise angetreten.

Bayern. München, 14. September. Die Ein be⸗ rufung der Kammerausschüsse zur Berathung der Steuergesetzentwürfe wird, wie die Augsburger „Allg. Ztg.“

vernimmt, auf den 5. Oktober erfolgen. 8 16. September. (W. T. B.) Der Kongreß für die europäische Gradmessung ist nach Erledigung seiner Tagesordnung heute Abend geschlossen worden.

Hessen. Darmstadt, 16. September. (D. Z.) Nachdem der Großherzog am Dienstag Abend Berlin verlassen und Mittwoch Vormittags mehrere Stunden die Ausstellung in Düsseldorf besucht hatte, ist Se. Königliche Hoheit gestern Nachmittags mit dem Erbgroßherzog und den Prinzessinnen rene und Alix in Cöln zusammengetroffen und über liessingen nach England abgeresst.

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Heiligenberg bei Jugenheim a. d. B., 16. September.

Der 1 Sergius ist heute früh nach Coburg ab⸗ gereist.

Mecklenburg. Neustrelitz, 12. September. Dem „M. A.“ wird gemeldet: Der König Christian IX. und die Kö⸗ nigin Luise von Dänemark nebst dem Prinzen Waldemar, ihrem jüngsten Sohne, sind heute Nachmittag mit dem fahr⸗ planmäßigen Zuge der Berliner Nordbahn hier eingetroffen. Die Herrschaften wurden auf dem Bahnhofe von Hof⸗Chargen, welche Gala⸗Uniform angelegt hatten, empfangen und in be⸗ reitstehenden Hof⸗Equipagen in das Palais Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin⸗Mutter geleitet, welche bekanntlich eine Tante der Königin Luise von Dänemark ist. Vor dem Palais waren zwei Ehrenposten aufgestellt. Die erlauchten Gäste werden dem Vernehmen nach hier ein paar Tage Aufenthalt nehmen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. September. Die Kaiserin ist gestern, den 15. d. M., Abends nach Gödöllö abgereist.

Laibach, 15. September. Die „Novice“ veröffentlicht einen Artikel, in welchem hervorgehoben wird, daß während der Reise des Kaisers in Böhmen und Galizien nirgends ein Mißklang unter den einzelnen Nationalitäten zu Tage getreten, wodurch sich die innere politische Situation offenbar günstiger gestalte. Im weiteren Verlaufe sagt der Artikel: „Die in ihrer Nationalität sichergestellten Völker werden im patrioti⸗ schen Bewußtsein, daß das Interesse des Großstaates in vielen Punkten von der Einheit der Verkehrssprache im ganzen Reiche abhängig ist, keine Einwendungen gegen diese erheben, weil dieselbe derzeit bereits besteht, leider jedoch das vom Staatsinteresse gebotene Maß überschreitet.“

Krakau, 15. September. Der „Czas“ hebt im Leit⸗ artikel die Ansprache des Kaisers an die Deputation der Bezirksvertretungen in Lemberg hervor, in welcher der Kaiser als die Hauptaufgabe des Momentes die Förderung der ma⸗ teriellen Wohlfahrt des Landes bezeichnet. Der „Czas“ kon⸗ statirt, daß die Antwort an die Deputation in Angelegenheit der Wawel⸗Burg und die Ansprache an die Bezirksvertretungen als die zwei wichtigsten Momente der Reise Sr. Majestät an⸗ zusehen sind, weil durch dieselben der Monarch dem Lande in zweifacher Richtung, in geistiger und materieller, den Weg vorzeichnete, welchen das Land unzweifelhaft betreten wird. Und das würde ein wichtiges und praktisches Resultat der Kaiserreise sein.

Pest, 15. September. Der Erzherzog Albrecht wird, einer jüngsten Meldung des „Pest. L.“ zufolge, nicht nach Budapest kommen, sondern direkt nach Czegled und sodann mit dem Kaiser nach Fünfkirchen gehen.

Schweiz. Bern, 14. September. (K. Z.) Die inter⸗ nationale Kommission für die zährliche Prüfung der Gotthardbahnarbeiten hat so eben ihre Aufgabe voll⸗ endet und sich mit Stand und Fortschritt jener Arbeiten in allen ihren Theilen vollständig befriedigt erklärt. Der gegenwärtig zu Brieg im Kanton Wallis versammelte Verein schweizerischer Naturforscher hat dem Ingenieur Gosset von Bern für seine Monographie über den Rhonegletscher den 1000 Fr. betragenden Preis der sogenannten Schläfli⸗ stistung zuerkannt. Nächster Festort ist Aarau. Am 25., 26. und 27. d. M. tritt der schweizerische Juristenverein in Bern zu seiner Jahresversammlung zusammen. Die in derselben zur Verhandlung kommenden Themata sind: 1) Die politischen Verbrechen und die Auslieferung, 2) Die Vernehmung der Parteien im Civilprozeß, 3) Nach welchem Rechte ist die An⸗ erkennung unehelicher Kinder und die Adoption zu beur⸗ theilen? Falls in der Versammlung ein Antrag auf Eingabe eines Gesuchs an die Bundesversammlung um Be⸗ friedigung des eidgenössischen Obligationenrechts gestellt werden sollte, wird jedoch das Thema 3 nicht behandelt wer⸗ den. Im Kanton Waadt ist eine vorzügliche Weinernte erwartet. Am 10. d. M. gegen 7 Uhr Abends hat man zu Zermati im Kanton Wallis ein von dumpfem Geräusch begleitetes Erdbeben verspürt.

16. September. (W. T. B.) Nachzweitägiger De⸗ batte beschloß der Nationalrath dem Antrage des Bundes⸗ rathes gemäß mit 91 gegen 24 Stimmen, daß das schweizer Volk über eine allgemeine Revision der Bundesver⸗ fassung und eventuell über eine Revision des Bank⸗ notenartikels allein befragt werden solle.

Großbritannien und Irland. London, 15. Sep⸗ tember. (A. C.) Der Prinz von Wales brachte gestern seine beiden Söhne, Albert Victor und George, nach Portsmouth, wo die jungen Prinzen sich an Bord der Korvette „Bacchante“ einschifften, die mit dem fliegenden Geschwader unter dem Befehl des Admiral Earl von Clanwilliam zu⸗ sammen eine Kreuzungsfahrt nach Vigo antritt. Prinz Johann von Glücksburg, der vor einigen Tagen zum Besuch seiner Schwester, der Prinzessin von Wales in London ein⸗ getroffen, vegleitete seinen Schwager nach Portsmouth.

Mr. Bright, der Kanzler des Herzogthums Lancaster, hat eine Einladung zu einem politischen Bankett in Launceston mit dem Bemerken abgelehnt, daß er nach einer so anstrengen⸗ genden Session außer Stande sei, sich während des Herbstes an politischen Kundgebungen zu betheiligen, und die Aufgabe, die Prinzipien der liberalen Partei zu verbreiten, jüngeren Kräften überlassen müsse. Dem Kriegs⸗Minister Childers, der gegenwärtig eine Rundre se im nordvestlichen Irland macht, wurde in Letterkenny ein äußerst enthusiastischer Empfang bereitet. In seiner Dankesrede drückte der Minister die Hoff⸗ nung aus, daß die Königin demnächst Irland besuchen wuüͤrde.

Das Kriegs⸗Ministerium hat Instruktionen für die Entsendung weiterer Truppen nach Indien Anfangs Oktober im Zusammenhange mit dem afghanischen Kriege er⸗ lassen. Unter den Truppen, die Marschordre erhalten haben, befinden sich auch drei Batterien der in Woolwich stationirten 3. Artillerie⸗Brigade.

In einer gestern Abend in Accrington abgehaltenen Massenversammlung der dortigen Weber wurde der Beschluß gefaßt, im Distrikt Accrington einen Strike zu organisiren und denselben fortzusetzen, bis die Arbeitgeber sich zu einer Lohnerhöhung herbeilassen. Die Weber von Nordost⸗ Lancashire haben ihren Kameraden in Accrington pekuniäre Hülfe für die Dauer des Strikes zugesagt.

17. September. Nach einem Telegramm der „Daily News“ aus Kandahar vom 14. d. ist unter dem Vorsitze des Generals Phayre ein Kriegsgericht zusammengetreten,

welches die Ursachen der Niederlage des Generals Burrow

untersuchen soll.

Aus Capstadt wird „Reuters Bureau“ unterm 13. ds. gemeldet: „Die berittenen Capschützen haben Mafeteng und Maferu besetzt. Man hält einen Zusammenstoß mit dem Häuptling Masupha für unvermeidlich. Sir Bartle Frere wurden mehrere Abschiedsadressen überreicht. Die Ab⸗ fahrt des Dampfers „Pretoria“, an dessen Bord Sir Bartle Frere nebst Familie nach England zurückkehrt, ist wegen Unpäß⸗ lichkeit von Lady Frere bis übermorgen verschoben worden.“

Ein Telegramm aus Mandalay meldet die Geburt eines birmanischen Thronerben.

Quebeck, 13. September. In katholischen Kirchen kam gestern ein Hirtenbrief des ka⸗ tholischen Erzbischofs zur Verlesung, worin die an⸗ dauernde Auswanderung aus der Provinz Quebeck nach den Vereinigten Staaten beklagt und an den Patriotismus der Bevölkerung appellirt wird, dieser Bewegung Einhalt zu thun.

Frankreich. Paris, 15. September. (K. 3.) In der heutigen Sitzung des Generalraths von Ajaccio erklärten die Bonapartisten eine republikanische Wahl für ungültig, worauf der Präfekt mit den Republikanern den Sitzungssaal verließ, weil die Generalräthe nicht das Recht haben, die Vollmachten zu prüfen. Eine Ve sammlung von General- und Gemeinderäthen in Marseille sprach sich gegen die Wahlen der Deputirten nach Departementslisten aus; sie b die Abstimmung nach Arrondissements aufrecht erhalten

Das Amtsblatt enthält in seinem nichtamtlichen Theile folgende zwei Noten:

„Infolge der eingeleiteten Unterhandlungen zwischen dem Kom⸗ mandanten der französischen Etablissements in Ozeanien und den Häuptlingen von Tahiti verzichtete König Pomare V. endgültig zu Gunsten Frankreichs auf alle seine Rechte und seine Hoheit auf den Gesellschaftsinseln und ihren Dependenzien. Infolge dessen sind diese Staaten, die seit vierzig Jahren unter unserm Protektorat standen, französische Besitzungen mit demselben Anrecht wie unsere anderen Kolonieen geworden und haben nur eine Flagge, die Flagge Frankreichs.

Die Bewohner des südlichen Theils der Insel Hivaoa (Domi⸗ nique), die zur Gr ppe der Frankreich gehörenden Marquesas zählt, waren seit einiger Zeit im Aufstande. Der Mord eines Ausländer’, durch einen der Häuptlinge begangen, war bis jetzt ungestraft ge⸗ blieben und eine im Jahre 1879 vom Lamotte⸗Piquet versuchte Kundgebung ergab kein Resultat. Ende des verflossenen Juni begab sich der Ober⸗Befehlshaber der See⸗Abtheilung des Stillen Oceans, Contre⸗Admiral du Petit⸗Thouars, mit der „Victorieuse“, dem „Doyot“ und dem „Chasseur“ nach Hivaoa, eine schwache Abtheilung Infan⸗ terie und Artillerie, sowie eine Anzahl auf Tahiti und auf den Marquesas rekrutirter Freiwilligen mit sich führend. Nach einem kühnen Marsche durch die Insel, von den Bewegungen der unter seinen Befehlen stehenden Schiffen unterstützt, gelang es diesem Generaloffizier, ohne Blutveragießen die revoltirten Stämme, welche die Waffen streckten, zu bemeistern und die vollständige Unterwerfung des Archipels zu See

Von der Einverleibung der Freundschaftsinseln, die das gestrige Telegramm der „Agence Havas“ ebenfalls mittheilte, ist im „Journal officiel“ nicht die Rede.

Nach Berichten aus Algier beginnt die Civilver⸗ waltung in den Gemeinden der Distrikte, welche von dem Militärgebiet im Tell abgetrennt wurden, am 1. Oktober. Das Personal ist bereits ernannt.

—. 16. September. (W. T. B.) Der Ministerrath wird sich heute mit der Anwendung der Dekrete vom 29. März d. J. auf die nicht autorisirten Kongregationen beschäftigen; irgendwelche Entscheidung ist noch nicht getroffen. Wie verlautet, würden erst in der morgen abermals statt⸗ Conseilssitzung definitive Entschließungen gefaßt werden.

Spanien. Madrid, 14. September. (K. Z.) Die Taufe der Infantin Maria de las Mercedes wurde heute um 1 Uhr mit großem Glanze in der Kapelle des Palastes vorgenommen. Der König, die Erzherzogin Isabella, die drei Infantinnen Isabel, Paz und Eulalia wohnten der Feier auf der Galerie an, welche sich im Hintergrunde der Kapelle, gegen⸗ über dem prächtig erleuchteten Altar, befindet. Die Tribünen waren von den spanischen Granden, den Marschällen, den hohen Beamten und dem diplomatischen Corps besetzt. Die Galerie des Palastes war mit prächtigen Stickereien geschmückt und wurde von Hellebardieren in glänzender Kleidung bewacht. Ein aus Herren des Königlichen Hauses bestehende Eskorte geleitete die Königin Isabella (die Pathin) und die Amme, die das Kostüm einer Bäuerein von San⸗ tander trug, in die Kirche. Die Feierlichkeit dauerte nur kurze Zeit. Der Kardinal⸗Erzbischof von Toledo stand der⸗ selben vor. Besondere Aufmerksamkeit erregten die Taufge⸗ fäße, deren, wie man sagt, sich St. Dominicus bedient haben soll, und die zwölf vom Papst Leo XIII. gesandten Reliquien, sowie die von sieben spanischen Granden getragenen Insignien der Taufe. Man sprach viel von der bevorstehenden Am⸗ nestie zu Ehren der Geburt der Infantin, welche für politische und gemeine Verbrechen erlassen werden soll. 32 Journale, die unterdrückt sind oder in Verfolgung stehen, sollen in der Amnestie einbegriffen sein. Die eigentlichen Feste werden erst nach vollständiger Genesung der Königin, statt⸗ inden.

sämmtlichen hiesigen

Italien. Rom, 11. September. (A. Z.) In der Enquete, welche zur Feststellung des wahren Thatbestandes in der Angelegenheit der zu den Theißregulirungs⸗ arbeiten in Tokai verwendeten italienischen Arbeite aus Vittoria von der italienischen Regierung angeordnet wurde, sind die dem Ministerium des Aeußern eingelaufenen Unter⸗ suchungsakten an das Ministerium des Innern, in welches Ressort dieselben eigentlich gehören, mit dem dringenden Er⸗ suchen abgetreten worden, dasselbe möge für deren vollständige und demnächstige Veröffentlichung Sorge tragen. Gestern Morgens ist König Humbert, von seinem Bruder, dem Herzog von Aosta, dem Kriegs⸗Minister Milon und seinem militäri⸗ schen Hofstaat begleitet, in eingetroffen und von der Bevölkerung mit enthusiastischem Jubel aufgenommen worden. Am Sonntag wird Se. Majestät die große Militärrevue über die zu den großen Manövern in Florenz konzentrirten Truppen abhalten, deren Gesammtzahl sich auf 24 000 Mann Infanterie mit 1160 Offizieren, auf 3500 Reiter und 72 Geschütze beläust. Professor Orazio Silvestri von der Uni⸗ versität in Catania unternahm letzter Tage eine Besteigung des Aetna. Er gelangte bis an den Krater und konnte hierselbst konstatiren, daß derselbe mehrfache Veränderungen erfahren hat. Es ist vor allem die Höhe des letzten Erup⸗ tionskegels um 12 m vermindert, und der Aetna hat dayer gegenwärtig eine Höhe von blos 3300 m über dem Meeres⸗

spiegel. Die inneren Ränder des Kraters, welche vor der Eruption von 1879 einen Umfang von 1300 m hatten, haben gegenwärtig einen solchen von 1800 m. Der Grund des Kraters, welcher sich in früherer Zeit 60 m unter⸗ halb der Ränder desselben befunden hatte, und zwar auf der östlichen Seite des Berges, ist eingebrochen, und die Erup⸗ tionsaxe, welche sich vor dem letzten Ausbruch westlich befand, liegt jetzt vollkommen im Centrum des Vulkans, dessen In⸗ neres gegenwärtig den charakteristischen Anblick eines unge⸗ heuren Trichters gewährt. Professor Silvestri beobachtete auch, daß die Spalte, welche sich im Jahre 1879 auf der östlichen Seite des Berges bildete, offen geblieben ist.

Griechenland. Der „Messager d'Athenes“ meldet, daß der Kriegs⸗Minister einen neuen Credit von 1 800 000 Fr. für Kriegsmaterial eröffnet habe. Von den in Ungarn für den Artillerie⸗ und Kavalleriedienst erworbenen Pferden sind 840 in Athen eingetroffen; der Rest wird dem⸗ nächst erwartet. Der Marine⸗Minister hat der Kruppschen Gießerei eine Bestellung von zehn Kanonen (für und 1000 Revolvern für Matrosen ertheilt.

Türkei. Konstantinopel, 14. September. Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier berichtet: „Midhat Pascha hat der Pforte einen Plan zur Unterdrückung des Brigantenwesens im Vilayet Smyrna unterbreitet, welcher die Organisation eines Gensd'armerie⸗Corps und die Niedersetzung von Sonderkommissionen zur Aburtheilung von Verbrechern empfiehlt.“

Den „Times“ wird aus Konstantinopel vom 11. d. M. geschrieben: Die Kollektivnote über die armenische Angelegenheit, welche der Pforte soeben zugestellt worden ist, ist ein langes, gut begründetes Aktenstück, in einer klaren und kräftigen Sprache abgefaßt. Das Schriftstück ist eine Antwort auf Abeddins Note vom 5 Sai ünd beginnt mit der Widerlegung seiner Behauptung, daß die Regierung das Reformwerk bereits durch verschiedene Maßregeln in Angriff genommen habe. In der That ist auch nichts geschehen, um die Armenier gegen die Kurden und Tscherkessen zu schützen und lokale Reformen einzuführen. Es wäre vielleicht weniger nothwendig gewesen, auf diesen Punkt näher einzugehen, wenn die Pforte den Ernst der Situation endlich erkannt und eine Neigung gezeigt hätte, die nothwendige Abhülfe zu gewähren. Leider ist Abeddin Paschas Note vom 5. Juli ein starker Beweis für das Gegentheil. Statt danach zu trachten, die Verpflichtungen des Arlikels 61 des Berliner Vertrages rasch zu erfüllen, bringt die Pforte einen unbestimmten allgemeinen Reformplan für die ganze asiatische Türkei vor. Es ist zwar sehr löblich, daß sie Reformen in allen ihren asiatischen Provinzen ein⸗ führen will, aber dieses Versprechen ist keine Erfüllung des Artikels 61 des Berliner Vertrages; dazu würden vor Allem einige Ausnahmsmaßregeln nothwendig sein, um die gesetz⸗ losen Kurden zu zügeln.

Aus Ragusa, 16. September, meldet „W. T. B.“: Der englische Vize⸗Admiral Seymour wird das Kommando über die vereinigten Kriegsschiffe der Mächte am 20. d. über⸗ nehmen. Zur Rekognoszirung in den Gewässern von Dul⸗ cigno ist von demselben der Aviso „Helikon“ abgesendet wor⸗ den. Von österreichischen Kriegsschifften werden nur zwei Panzerfahrzeuge unter dem Befehle eines Schiffskapitäns an der Flottendemonstration theilnehmen.

Aus Gravosa wird den „Times“ vom 16. d berichtet: In einer heute stattgehabten Konferenz der Admi⸗ rale der vereinigten Kriegsschiffe der Mächte ist beschlossen worden, die fremden Konsuln in Skutari und Dul⸗ eigno aufzufordern, ihre Familien sofort nach einem sicheren Orte zu bringen.

Aus St. Petersburg, 17. September, meldet WXX“ Gestern sollte in Konstantinopel die Note der Mächte, be⸗ treffend die Uebergabe Dulcignos an die Montenegriner, überreicht werden.

Serbien. Belgrad, 15. September. (W. TöGöG Morgen beginnen die Herstübungen der einberufenen Miliz. Fürst Milan wird nächste Woche hier erwartet. Alsdann sollen die Handelsvertrags⸗Verhandlungen mit Oesterreich⸗Ungarn wieder aufgenommen werden.

Montenegro. Cettinje, 15. September. Dem „Pest. L.“ berichtet man von hier: Von offizieller Seite werde versichert, daß die in der Stärke von 8000 Mann nach Anti⸗ vari abmarschirten montenegrinischen TDruppen nur bis Mirkovic an der albanesischen Grenze vorgehen würden. Eine Offensivbewegung gegen Dulcigno werde Montenegro nur auf Aufforderung der Mächte unternehmen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der Minister des Innern, Graf Loris Melikoff ist heute aus Livadia hierher zurückgekehrt.

17. September. Der „Regierungsbote“ publizirt ein Kaiserliches Reskript an den Grafen Loris⸗Mesikoff durch welches demselben die Insignien des Andreas⸗ Ordens verliehen werden und ihm gleichzeitig der wärmste Dank des Kaisers für seine Thätigkeit ausgesprochen wird. Graf Sievers, Mitglied des Hauptkriegsgerichtes, erhielt den Alexander⸗Newski⸗Orden mit Brillanten. Admiral Le⸗ ssowski ist am 13. d. in Nangasaki eingetroffen.

Dänemark. Kopenhagen, 14. September. (S

Da die jüngste allgemeine Volkszählung in Dänemark ein genügend zuverlässiges Material geliefert hat, um eienr Neueintheilung der Reichstagswahlkreise zur Grundlage dienen zu können, wird die Regierung dem nächsten Reichstage, welcher, nach erfolgter Vertagung im Oktober, am 8. November, wie es heißt, zusammentreten wird, eine die Eintheilung der Wahlkreise betreffende Vorlage überreichen, welche den veränderten Bevölkerungsverhältnissen Rechnung trägt. Kein Theil des Landes ist durch die gegen⸗ wärtige Vertretung so sehr benachtheiligt, als Kopenhagen, welches seiner Bevölkerung gemäß mindestens 13 Vertreter in den Reichstag senden sollte, während es jetzt nur neun in denselben entsendet. Es soll daher auch in der Absicht der Regierung liegen, in Kopenhagen vier neue Wahlkreise zu errichten; und zwar soll der jetzige 5. Wahlkreis, welcher außer einem Theil der inneren Stadt die Vorstädte Nörre⸗ und Oesterbro umfaßt, in vier Kreise, und der 1. Wahlkreis, zu welchem Westerbro gehört, in zwei Kreise getheilt werden. Almerika. New⸗York, 14. September. (A. C.) Die bis jetzt vorliegenden Ausweise über das Crgebniß der taatswahlen in Maine deuten darauf hin, daß Mr.

Harris Plaisbed, der demokratische und Greenback⸗Kandidat

mit einer Stimmenmehrheit von ca. 1500 zum Gouverneur jenes Staates⸗gewählt werden dürfte. Man erwartet nicht, daß es den Republikanern gelingen werde, diese Abstimmung umzustoßen.

Nr. 24 des Deutschen Handels⸗Archivs, Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, enthält: Gesetzgebung: Spanien: Königliches Dekret, betreffend die gesundheitspolizeiliche Untersuchung in. und ausländischer Schiffe, welche spanische Häfen anlaufen. Erläuterung bezw. Modifikation der früheren Verfügung in Betreff der Ursprungszeugnisse für die aus Vertragsländern eingehenden Waaren. Einfuhrzoll auf Kratzen⸗ zähne und neue Zolltarasätze für Glas und Krystall. Japan: Auf⸗ hebung des Ausfuhrzolles auf verschiedene Artikel. Berichte: Oesterreich⸗Ungarn: Bericht über die Handels⸗, Kredit⸗ und Indu⸗ strieverhältnisse des Jahres 1879 und Uebersichten der Verkehrswerthe des Jahres 1878. Rußland: Handelsbericht aus Libau für 1879. Uebersicht über den auswärtigen Handel in Kiachta im Jahre 1879. Großbritannien: Handelsbericht aus Montreal für 1879. Frankreich: Bericht aus Saigon (Cochinchina) über die Reisausfuhr und den Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1879. Türkei: Han⸗ delsbericht aus Jerusalem für 1878 und 1879. Mexiko: Handels⸗ bericht aus Durango für 1879. Rumänien: Auswärtiger Handel 1. etre 1877. China: Handelsbericht aus Niutschuang für

Archiv für Post und Telegraphie. Beiheft zum Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗Postamts. Nr. 16. August 1880. Inhalt; Aktenstücke und Aufsätze: Aus den Verhandlungen des schwedischen Reichstages, betreffend die Vereinigung des Post⸗ und Telegraphenwesens in Schweden. Die Entwickelung des Telegraphen⸗Regals in England im Vergleich zu den entsprechenden Verhältnissen anderer Staaten. Briefe Alexander v. Humboldt's an seinen Bruder Wilhelm v. Humboldt aus den Jahren 1799 bis 1829. Eine Hunde⸗ Schlitten⸗Reise durch Kamschatka und NO. Sibirien. Kleine Mittheilungen: Das Post⸗Auftrags⸗Verfahren im inneren Verkehr Frankreichs. Das Löwen⸗Monument auf dem Schlachtfelde von Chaeronea. Beförderungszeit eines Telegramms zwischen Sydney und London. Zeitungstelegramme in Australien. Be⸗ nutzung des Telegraphen in Mexiko. Zeitschriften⸗Ueberschau.

Nr. 17 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blattes“ hat folgenden Inhalt: Kondemnirung S. M. Dampfkanonenboote „Hay“ und „Natter“. Paragraph 61 des Geldverpflegungsreglements. Annahme ꝛc. der Intendantur⸗Sekretariats⸗ ꝛc. Applikanten. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Nr. 20 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und Handelsgesetzgebung und Verwaltung in den Koͤniglich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im Reichsgesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Aufrücken der Kanzlisten bei den Provinzial⸗Steuerdirektionen im Gehalt. Be⸗ handlung von Gerichtskostenvorschußbeständen, Eichamtliche Revision der Waagen und Gewichte in Brauereien. Vertretung des Fiekus vor den Amtsgerichten in den durch Zwangsbeitreibungen der Steuer⸗ hebestellen wegen Gerichtskosten veranlaßten Prozessen. Erweiterung der Befugniß der Vollziehungsbeamten zur Annahme von Geld⸗ beträgen bei Ausführung von Pfändungen. Wegen Forderungen an Gerichtskosten, Abgaben und Steuern sind Trauringe der Pfändung nicht unterworfen. Verfahren bei der Stundung und Niederschlagung von Ger ichtskosten. Dienstaufwandsentschädigung der Gerichts⸗ schreiber für ihre Mitwirkung bei der Erhebung der Gerichtskosten. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Tarifirung von imitirten orientalischen Shawltüchern. Tarifirung von Schaf⸗ und Ziegen⸗ fellen. Wiedereinziehung der Kosten für die Beschaffung des Phta⸗ leins. Personalnachrichten.

Nr. 24 des Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatts, heraus⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten:

II. b. 11750, vom 4. September 1880 IV. 4768 betr. Vornahme periodischer

E der Eisenbahnanlagen; vom 5. September 1880, IV. 4625, b.-tr. Einführung einer neuen Telegraphenordnung für

das Deutsche Reich Richterliche ꝛc. Entscheidungen. Urtheil des Reichsgerichts (1I. Civilsenat) vom 16. April 1880 in Sachen der der verwittweten Eisenbahnarbeiter B. und ihrer unmündigen Kinder gegen die Cöln⸗Mindener Eisenbahngesellschaft. „Anwendung des §. 1 des Reichs⸗Haftpflichtgesetzes vom 7. Juli 1871 auf nicht im egelmäßigen Betriebe befindliche, sondern lediglich zu bahnbaulichen Zwecken bestimmte Eisenbahnen. Nichthaftung der Eisenbahn aus dem Reichs⸗Haftpflichtgesetz, wenn der Betrieb der Strecke einem Unternehmer für eigene Rechnung und Gefahr gegen Entgelt über⸗ lassen ist. Urtheil des Reichsgerichts (I. Civilsenat) vom 10. Mai 1880 in Sachen der Wittwe K. und ihrer minderjährigen Tochter wider die Magdeburg⸗Halberstädter Eisenbahngesellschaft. „Einwand der Verjährung gegen Entschädigungsansprüche aus dem Haftpflichtgesetz. Zu welcher Zeit und in welchen Zeitabschnitten ist die Entschädigung zu zahlen?“ Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 5. September bis inkl. 11. September cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 157 Eheschließungen, 846 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene und 725 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Ernst u. Korn hierselbst ist erschienen: „Die Baudenkmäler im Regierungsbezirt Wiesbaden, im Auftrage des Königlichen Ministeriums für geistliche, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten bearbeitet von Prof. Dr. W. Lotz, herausgegeben von Friedrich Schneider.“ Dem Verfasser war es nicht vergönnt, diese letzte Frucht mehrjähriger Arbeit und seines hingebenden Eifers an die Sache der Kunstforschung, welche bei seinem Hinscheiden zum Drucke bereit lag, selbst der Oeffentlich⸗ keit zu übergeben. Als eine Erinnerung an das Leben des Dr. Lotz hat der Herausgeber an die Spitze des vorliegenden Buches, den Nekrolog aus der „Deutschen Bauzeitung“ gestellt, welcher den Bruder des Verstorbenen zum Verfasser hat. Der Herausgeber hat das Verdienst, mehrfache Erweiterungen und Berichtigungen der ur⸗ sprünglichen Arbeit in dem Nachtrage niedergelegt zu haben; auch ist ihm die Ausarbeitung der Inhaltsübersichten zugefallen. Im Ganzen blieb die Anlage derselben wie in dem entsprechen⸗ den Bande „Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, 1870.’ Die beiden Anlagen über den Pfahl⸗ graben und die Wallburgen von dem Konservator Oberst z. D. A. von Cohusen, bilden eine sehr schätzbare Bereicherung des Werkes. Ein Blick auf den Gesammtinhalt des Werkes flößt das Gefühl der Ueberraschung und der Befriedigung zugleich ein über den fast ungeahnten Reichthum an Denkmälern des Alterthums und der Kunst, welche darin verzeichnet sind. Der Kreis, welchen die Arbeit umspannt, ist nicht gar weit, aber ein großes Stück Geschichte hat sich in demselben abgespielt, und zahlreiche Denkmäler aus allen Gebieten sind beredte Zeugen für das rege Leben, das einst hier pulsirte. Zum ersten Male sind die Kunst⸗ und Geschichtsdenkmäler von Nassau mit Einschluß von Frankfurt und des Kreises Biedenkopf hier in übersichtlicher, alphabetisch geordneter Beschreibung vereinigt. Der Kunstforschung zunächst wird beträchtlicher Zuwachs geboten. Mit der Verzeichnung der Denkmäler wird aber noch ein weiterer Zweck erreicht werden: ihre Werthschätzung und Schonung. Gewsß sind die zahlreichen

Zerstörungen, welche in den Zeiten entfesselter Kriegsstürme oder durch unabwendbare Unfälle geschehen, schwer zu beklagen und manche Perlen alter Kunst und ehrwürdige Reste des Alterthums sind ihnen zum Opfer gefallen; noch bedauerne werther aber ist eine Reihe von Verstößen, welche bis in die neueste Zeit durch Unkenntniß, Nachlässigkeit und falschen Eifer geschehen sind. Die in dem vorliegenden Buche niedergelegte Verzeichnung der Kunst⸗ und Geschichtsdenkmale des Regierungsbezirks Wiesbaden stellt sie dem entgegen unter den Schutz der Oeffentlichkeit; möge sie dazu beitragen, den Sinn für die Denkmale der Vorzeit und namentlich für unsere alte heimische Kunst in weiten Kreisen zu wecken und zu beleben, damit das Erbe, das wir selber überkommen haben, unver⸗ sehrt weiter überliefert werde und insbesondere die liebevolle Be⸗ schäftigung mit den „Werken unserer Väter“ das Samenkorn sei zu einem erneuten Aufblühen deutscher Kunst. Land⸗ und Forstwirthschaft. 8

Ueber die Thätigkeit der von dem Ober Bürgermeister Schuster geleiteten Fischeuchtanstalten zu Selzenhof bei Freiburg und zu Radolfzell theilt das badische „Landwirthschaftliche Wochen⸗ blatt“ nach einem Berichte des genannten Herrn Folgendes mit: In der Wirthschaftsperiode 1879 80 wurden an Fischwasserberechtigte des Großherzogthums abgegeben an bebrüteten Eiern, und zwar von Bachforellen, Lachsforellen, Custarden, Saiblingen, See⸗ forellen und Aeschen zusammen 99 500 Stück, von jungen Fischen (Bachforellen, Lachsforellen, Custarden und Felchen): 116 500 Stück, dann 200 000 junge Forellen für die Fischwasser der badischen Gesellschaft für Fischzucht. Es wurden weniger gebrütete Eier als im vorhergehenden Jahre bezogen, vermuthlich wegen des außerordentlich strengen Winters. Von den jungen Fischen wurden die Felchen, 30 000 Stück, unentgeltlich dem Titisee übergeben. In der Anstalt Radolfzell wurden außerdem in jedem der beiden letzten Wirthschaftsjahre über eine Million Felchen gezüchtet und theils auf Kosten des deutschen Fischereivereins, theils ohne Vergütung dem Bodensee übergeben.

Im Elsaß liefert der Weinstock, wie „der Bund“ meldet, in diesem Jahre mehr, als gewöhnlich angenommen wird. Ober⸗ Elsaß besitzt in runder Zahl 12 000 Hektaren Reben. Hiervon sind 5000 erfroren und haben weitere 3000 gelitten, 4000 Hektaren blieben unbeschädigt und liefern vollen oder nahezu vollen Ertrag, 90 bis 100 Hektoliter per Hektare, so daß der diesjährige Herbst des Ober⸗ Elsaß immerhin an 400 000 Hektoliter Most ergeben dürfte. Die Trauben sind weit vorgerückt und stehen der vollen Reife nahe. Bei einigermaßen günstiger Witterung würden mit Ende September die Frühsorten unter der Kelter sein. In Rücksicht hierauf und auf die erhoffte Qualität sind die Weine, besonders 1879er, im Preise ge⸗ wichen und werden letztere per Ohm (50 Liter) zu 13 bis 15 willig abgegeben.

Die „Basler Nachrichten“ berichten über die diesjährigen Ernteergebnisse in Baselland unter Anderm Folgendes: Die Witterung dieses Sommers war dem Pflanzenwuchse so außer⸗ ordentlich günstig, daß eine reiche Ernte nach verschiedenen Richtan⸗ gen nicht ausbleiben konnte, und so haben wir denn in einzelnen Produkten Ernten zu verzeichnen, wie sie seit Langem nicht mehr dagewesen sind, während dagegen allerdings einige wenige Kulturen nur ganz geringe Resultate aufzuweisen haben.

Ueber die Weinlese in Frankreich schreibt die in Bor⸗ deaux erscheinende „Gironde“ u. A.: „Wie die Weinlese von 1880 ausfallen wird, kann noch nicht mit Bestimmtheit angegeben werden. Im merhin steht so viel fest, daß in der Gironde das Rieseln großen Schaden brachte. Dagegen kann an der Hand nicht allgemein bekannter Dokumente das Ergebniß von 1879 mitgetheilt werden. Dasselbe war für die Gironde 1 567 000 hl, d. h. 642 000 hl weniger als die Lese von 1878, welche schon um 1 054 000 hl hinter derjenigen von 1877 geblieben war, da diese sich auf 3 264 000 hl. belaufen hatte. Eine ähnliche Verminderung war übrigens in ganz Frankreich einge⸗ treten. Es waren nämlich produzirt worden: 1869 bis 1877 im Durchschnitt 55 304 000 hl, 1878 48 720 000 hl, 1879 25 769 000 hl. Unter die Departemente, welche ganz besonders ge⸗ litten haben, gehören die beiden Charente und die Dordogne. Dieses Ausfailes wegen wurde viel spanischer Wein eingeführt. Der Minder⸗ ertrag ist mehreren Ursachen zuzuschreiben, vor Allem dem Oidium und der Phylloxera; außerdem kam noch eine höchst ungünstige Wit⸗ terung hinzu. Der feuchte Sommer verhinderte an mehreren Punkten die Bildung und Entwickelung der Beeren, während an anderen Orten die Fröste im September und Oktober dieselben zerstörten oder am Reifwerden verhinderten. In Burgund und in der Champagne, sowie in Central⸗Frankreich war die Lese ebenfalls gering, nur in Languedoc fiel sie befriedigend aus. In 54 000 ha mußten die Reben aus dem Boden gerissen werden, so daß seit 1874 150 0/ 0 ba keinen Wein mehr liefern können. Die gesammte mit Reben bepflanzte Boden⸗ fläche beträgt noch 2 241 000 ha. Wie schlimm auch die Lage von 1879 sich darstellt, so ist sie doch weit besser als in einigen früheren Jahren. Als das Oidium 1853 1856 zum ersten Male heftig auf⸗ srat, sank die Weinlese auf 21, 20, 15 und sogar auf 10 Millionen Hektoliter herab. Von 1859 1861 stieg sie wieder auf 29 Millionen: von 1863 an erholte sie sich rasch und betrug von da an bis 1873 jährlich 50 60 Mellionen, im letztgenannten Jahre sogar 85 Millionen. Immerhin ist die Weinlese des Jahres 1879 wegen des Zusammentreffens verschiedener ungünstiger Ursachen als eine außerordentlich schlechte zu betrachten.“

Wie die „Illustr. horticole“ mittheilt, beträgt in Frank⸗ reich die mittlere Jahresproduktion der Obstkultur an Steinobst 21 Mill. Franken, Kernobst 65 Mill. Franken und anderen Früchten 7 ½ Mill. Franken. Die Ausfuhr von Tafelfrüchten aus Frankreich betrug im Jahre 1871 35,6 Mill., 1872 26 Mill., 1873 29,2 Mill. und 1874 63,7 Mill. Kilogramm; 5 Mill. Kilogramm Trauben wer⸗ den jedes Jahr in Paris verkauft. Der Weinbau beschäftigt in Frank⸗ reich 1 200 000 Familien oder 6 Mill. Personen, mithin ein Fünftel der ganzen Bevölkerung Frankreichs, und die Weinindustrie steuert allein ein Sechstel des gesammten Staatseinkommens. Ein einziger Garten in Hyeres liefert jährlich für 30 000 Franken Pfirsiche. Einige Grundbesitzer daselbst verkaufen jährlich für 100 000 Franken Prünellen. Von Angers gehen täglich während der Obsternte 15 000 kg Birnen und 40 000 kg Aepfel nach Paris. In Montreuil bei Paris widmen sich der Kultur von Obstbäumen an Spaliere 402 Gärtner. Es werden zu diesen Kulturen gegen 250 h verwendet; Pfirsiche sind vorherrschend und etwa ein Drittel besteht aus Aprikosen, Wein, Aepfeln und Birnen. Die Ernte beläuft sich in gewöhnlichen Jahren auf 15 Mil⸗ lionen Pfirsiche. Im Departement Lot und Garonne werden jährlich 12 bis 15 Millionen Franken für getrocknete Zwetschgen ein⸗ genommen und mehrere hundert Frauen sind während drei bis vier Monaten des Jahres mit dem Dörren derselben beschäftigt. Der kleine Ort Triel an der Seine nimmt jährlich für Aprikosen 10 000 Fr. und Thomery ebenso viel für Weintrauben ein. Das Dorf Tougerolles (Ober⸗Saone) erzielt in guten Jahren gegen 800 000 1 Kirschwasser im Werthe von 1 Mill. Fr. Und so leßen sich noch viele einzelne Ortschaften ansühren, die in der Fruchtkultur Großes leisten.

Die diesjährige Weinernte im Süden Rußlands hat alle Erwartungen übertroffen. Aus Bessarabien z. B. wird der „Zta. der Odess. Stadthauptm.“ geschrieben, daß die diesmalige Ernte so reichlich auszufallen verspricht, daß sich die Preise sogar niedriger als die vorjährigen, d. h. um 40 Kop. pr. Pud niedriger stellen werden. 8

Ueber die Baumwollernte in den Vereinigten Staaten wird aus New⸗York unterm 10. d. gemeldet: Die süd⸗ staatlichen Baumwollbörsen haben 900 bis 1. September reichende Berichte aus fast sämmtlichen Distrikten der Baumwollstaaten er⸗ halten. Darnach hat das Pflücken der Bamnwolle in den meisten Ortschaften seinen Anfang genommen und wird nächste Woche a ige⸗ mein sein. Die Berichte aus Florida veranschlagen den Ertrag auf ungefähr die Hälfte des vorhergehenden Jahres, die aus Texas auf , während die aus Virginien und Nord⸗Carolina einen besseren Ertrag als den vorjährigen in Aussicht stellen. Georgia wird etwa denselben