1880 / 225 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Sep 1880 18:00:01 GMT) scan diff

und das dänische zum Besuche Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs von Cumberland nach Gmunden.

Sachsen. Dresden, 23. September. (Dr. J.) Se. Majestät der König wird sich in Folge einer Jagdeinladung Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich am nächsten Sonn⸗ tag, den 26. d. Mts., Abends nach Wien begeben.

Württemberg. Stuttgart, 23. September. Nach einer Meldung des „Schwäbischen Merkur“ aus Arolsen ist Wil elm von Württemberg in Arolsen ange⸗ ommen. ““

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Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 29. September. Die „Budapester Correspondenz“ berichtet: Heute fand von 12 bis 2 Uhr unter Vorsitz des Kaisers ein gemeinsamer Ministerrath statt, in welchem die den Delegationen zu unterbreitenden Vorlagen in Verhandlung gezogen und auch vollständig erledigt wurden. Der Eröffnungstermin der Dele⸗ gationen ist für den 19. Oktober in Aussicht genomman. Der Minister des Aeußern Freiherr von Haymerle begiebt sich Freitag Morgens nach Wien. Die Abreise Sr. Majestät nach Czegled ist für morgen 6 Uhr früh anberaumt. Minister⸗Präsident von Tisza reist morgen gleichfalls nach Czegled.

Triest, 22. September. (Pr.) Der Ex⸗Khedive ist heute Nachts hier angekommen und reist heute weiter. Am Freitag findet die Handelskammersitzung statt, worin betreffs der Feier der Vermählung des Kronprinzen Anträge gestellt werden.

Niederlande. Haag, 23. September. (W. T. B.) Das Budget für Niederländisch⸗Indien pro 1881 weist in Ausgabe und Einnahme den Betrag von 144 Mil⸗ lionen Gulden auf und ergiebt somit eine Verbesserung der Finanzlage. Bei der Mehrzahl der Ausgabekapitel sind die Etatsansätze erhöht, das Kapitel für Militär⸗ und Kriegs⸗ kosten aber ist um 3 Mill. gemindert. Indeß kann noch eine weitere Erhöhung der Ausgaben durch die zur Unter⸗ drückung der Viehfeuchen zu ergreifenden Maßregeln, sowie durch das neue System der Zwangsarbeiten und durch die Verlegung einer in Surabaya befindlichen Fabrik nach einem Marineetablissement herbeigeführt werden. Der geminderte Ertrag aus der Zuckerproduktion und der niedriger ver⸗ anschlagte Ertrag aus dem Kaffeeanbau werden durch die ge⸗ stiegenen Einnahmen aus der Eisenbahnverwaltung aus⸗

geglichen.

Großbritannien und Irland. London, 22. September. (Allg. Corr.) Großbritanniens Staatseinnahmen vom 1. April bis 18. September d. J. betragen 34 657 891

Pfd. Sterl. gegen 33 834 240 Pfd. Sterl. in der gleichen Periode des letzten Finanzjahres. Die Netto⸗Ausgaben be⸗ tragen 36 488 564 Pfd. Sterl. gegen 38 212 320 Pfd. Sterl. bis zu demselben Datum im vorigen Jahre. Das Guthaben des Schatzamtes am 18. September bezifferte sich auf 4 040 428 Pfd. Sterl. und zu derselben Zeit im J. 1879 auf

2 468 088 Pfd. Sterl.

Die „Dublin Gazette“ enthält eine Bekannt⸗ machung des Vizekönigs von rland, welche für die Ermittelung der Angreifer Mr. Thomas Boyds und seiner zwei Söhne in Shambough, Grafschaft Kilkenny, am 8. August, wobei einer der letzteren tödtlich verwundet wurde, während der Dauer von 6 Monaten eine Belohnung von 500 Pfd. Sterl. aussetzt, sowie eine Belohnung von 200 Pfd. Sterl. für eine derartige Privat⸗Information, die gleichfalls zur Verurtheilung der Verbrecher zu führen geeignet ist.

Aus der Capstadt meldet eine Reutersche Depesche vom 21. ds.: „Hier eingegangenen amtlichen Nachrichten zu⸗ folge machen die Tambukies mit den Basutos gemein⸗ schaftliche Sache gegen die britischen Streitkräfte.“

Die „Times“ bringt ein längeres Telegramm aus Kan⸗ dahar vom 18. ds. Danach beträgt die Anzahl der im Thale von Kandahar verbleibenden Truppen 13 000 Mann. Ueber Ayub Khan hatte man keine bestimmten Nachrichten. General Roberts Gesundheit ist wiederum gänzlich hergestellt. Er be⸗ giebt sich binnen Kurzem nach Indien und England und wartet nur auf die Ankunft des indischen Sekretärs des Aeußern, der ungefähr am 1. Oktober in Quetta erwartet wird. Die eroberten Kanonen sind in der Citadelle aufgestellt und werden mit Stolz angeschaut. Sechs der Geschütze sind nachgeahmte Armstrongsche. Die Depesche fügt hinzu:

Die 2. Brigade von General Roberts Streitkraft marschirte am

15. d. M. in Gemeinschaft mit dem 3. Bengalischen Kavallerie⸗Regi⸗ ment via Pischin nach Indien. Die 1. Brigade mit den 9. Lanciers und dem 3. Punjaub⸗Kavallerie⸗Regiment sind jetzt die einzigen ben⸗ galischen Truppen, die noch in Kandahar stehen, und auch ihr Ab⸗ marsch wird unverzüglich erwartet. Die Division General Phayre'’s, jetzt offiziell die 2. Division genannt, die behufs Erleichterung der Zufuhren in der Nachhut gehalten wurde, wird die scheidenden bengalischen Bri⸗ gaden in und um Kandahar herum ersetzen. Die Brigade unter General Daubenyv, die zur Beerdigung der Leichen nach Maimand abgeschickt wurde, hat mehr als 100 Todte begraben, ehe sie das Schlachtfeld erreichte. Es werden einige interessante Details über das Schlacht⸗ feld gegeben. Das erste, worauf das Auge fiel, war die lange Linie von todten Pferden, welche die Position von Blackwoods Batterie kennzeichnete. Gegenüber befand sich eine andere Reihe todter Pferde, welche das Werk zeigten, das Blackwood unter den Geschützen Ayubs angerichꝛet. Auf dem Schlachtfelde befand sich ein großes Grab, welches alle im Kampfe selbst Gefallenen barg. In einiger Entfernung befand sich ein zweites großes Grab. Beide wurden geöffnet und die Leichen, so weit dies möglich, identifizirt und wieder bestattet. Die interessanteste Erinne⸗ rung an den Kampf gewährte die Umzäunung eines Dorfes an der Seite von Kandahar, wohin sich die Truppen zurückgezogen hatten und wo man die Leichen von 33 Mann des 66. und 10 Mann des 1. Grenadier⸗Regiments fand. Man hatte ihnen eine Art von Be⸗ gräbniß gegeben, indem man auf ihre Ueberreste eine Mauer stürzte. Nach theilweiser Wegräumung des Schuttes wurden die in Ver⸗ wesung übergegangenen Leichen gesammelt und in ein tiefes Grab gebettet, über welches von protestantischen und katholischen Geist⸗ lichen ein Trauergottesdienst abgehalten wurde. Die Leichen des Fein⸗ des waren von ihren Freunden beerdigt worden, und sein Verlust muß enorm gewesen sein, da die Vollendung des Grabmals acht Tage in Anspruch nahm. Major Bushman sagt, daß der Anblick des ganzen Schlachtfeldes zweifellos zeige, wie hartnäckig das 66. Regiment ge⸗ kämpft haben müsse. Auf dem Schlachtfelde wurde von einem römisch⸗katholischen Priester ein Requiem für die Seelen der Todten celebrirt. Oberst St. John hat 650 afghanische Leichen beerdigt, die auf der direkten Linie des Infanterieangriffs am 1. ds. gefunden wurden. Hierunter befinden sich die von den Mannschaften Goughs und der Bombayer Kavallerie getödteten Afghanen nicht.

23. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung

aus Capetown, von heute, wurde am 20. d. M. die Stadt

Mohales Hoek von etwa 1200 Basutos angegriffen. Am darauf folgenden Morgen machten gegen 5000 Basutos einen Angriff auf Mafeteng. An beiden Orten dauerte der Kampf den ganzen Tag; schließlich wurden die Basutos aber zurück⸗ geschlagen.

Frankreich. Paris, 24. September. (W. T. B.) Die neuen Minister haben ihre Funktionen übernommen.

Der Präsident Grévy ist heute früh nach dem Jura⸗

Departement abgereist.

Türkei. Konstantinopel, 22. September. (Pest. L.) Durch Befehl des Kriegs⸗Ministers vom gestrigen Datum sind um aktiven Dienste abermals alle jene Offiziere ein⸗ erufen worden, welche 1878 und 1879, nach Entlassung der . Klasse Redifs und Mustehafiz, bereits verabschiedet wurden. Aus Cattaro meldet die „Polit. Corresp.“ unterm 23. d. M.: Der Ober⸗Befehlshaber der beträchtlich verstärkten Montenegriner, Petrovic, hat eine Rekognoszirung der albanesischen Positionen vorgenommen, ist aber, ohne auf den Feind zu stoßen, wieder zurückgekehrt. Der Admiral Seymour ist auf der Nacht „Helikon“ in Cattaro eingelaufen und nach Cettinje weitergereist.

Skutari, 14. September. Der „Pol. Corr.“ schreibt man von hier: „Seit dem 10. d. M. treffen die Kontingente von Ipek, Djakova, Kankandelen und Ljuma in der Stadt ein, um nach Dulcigno weiter zu marschiven, ohne den auch nur theoretischen Widerspruch Riza Paschas hervorzurufen. Dieser steht mit dem Gros seiner allerdings wenig zuverlässi⸗ gen Truppen bei Katerkol, während zwei Bataillone in Gorica Aufstellung nahmen. Ob der Kaiserliche Kommissär im Sinne der ihm von Konstantinopel zugegangenen Instruktionen handelt oder durch die eigene unzulängliche Macht zur Passi⸗ vität verurtheilt worden sei, bleibt sich im Resultate gleich. In jedem Falle trägt diese Haltung zur Steigerung des alba⸗ nesischen Trotzes wesentlich bei. Was die Sachlage in Dul⸗ cigno selbst betrifft, so stellt sich diese nach den letzten zuverläs⸗ sigen Nachrichten, wie folgt, dar. Die strategischen Positionen um die Stadt herum wurden durch etwa 5000 Albanesen occupirt. Die Straße nach Antivari, beziehungsweise Strum⸗ nitza, wo das zur Besetzung von Dulcigno bestimmte, aus 13 Bataillonen unter dem Befehle des Wojwoden Bozidar Petrovic bestehende montenegrinische Corps, des Befehles zum Vormarsche harrend, ein Zeltlager bezogen hatte, ist von 8 Tabors Albanesen besetzt und streckenweise befestigt worden. Acht Geschütze wurden theils auf der Mazura⸗Planina, theils auf dieser Straße placirt. Die Landseite von Dulcigno wird mit Schanzen versehen, an deren Baue Alles, Jung und Alt, Mann und Weib, Mohamedaner und Christen (diese durch Drohungen gezwungen) Theil nimmt. Am 8. d. M. hat das Volk von Dulcigno eine Berathung vor der großen Moschee abgehalten und den Kampf beschlossen. Der Hodscha Selim soll für den äußersten Fall die Niederbrennung der Stadt angerathen haben.“

21. September. (Pest. L.) Der Kaiserliche Flügel⸗ Adjutant Osman Bey langte mit drei Offizieren in Spezialmission von Konstantinopel hier an. Derselbe be⸗ hauptet, die Dulcignoten hätten ihm das Betreten ihrer Stadt nicht gestattet. Der letzte Befehl der Pforte an Riza Pascha lautet, sich vollkommen neutral zu verhalten. Für morgen werden die Abgesandten des britischen Flotten⸗Kommandanten, Kapitän Kerr und Lieutenant Caillard, hier erwartet, die⸗ selben kommen von Cettinje. Im Laufe dieser Woche sollen die hiesigen Konsuln abreisen, deren Familien befinden sich bereits auf dem Wege nach Ragusa. Auf die letzte Depesche Riza Paschas antworteten die Kommandanten der Albanesen in Dulcigno, daß sie sich auf keine weiteren Unterhandlungen einlassen.

Rumänien. Bukarest, 23. September. (W SH Der „Romanul“ sagt in seinem heutigen Leitartikel, daß das österreichische Avantprojekt bezüglich der Donaufrage nicht allein den Interessen der Westmächte, sondern noch mehr den Interessen Rumäniens und selbst Oesterreich⸗-Ungarns wider⸗ spreche. Das Blatt gedenke dies in einem später folgenden Artikel zu beweisen.

24. September. Das amtliche Blatt veröffentlicht den Bericht über die Tabakregie im ersten Semester d. J. Das Erträgniß der Tabakregie stellt sich demnach bei Weitem günstiger als unter der früheren Verwaltung, indem dieselbe für den Staatsschatz einen Reingewinn von 7 794 988 Frcs. ergab gegenüber von nur 4 806 000 Fres., unter der früheren Verwaltung. Außerdem sind die Verwaltungskosten um 7,88 Prozent herabgemindert worden. Durch diese Resultate erscheinen, wie hinzugefügt wird, die in den auswärtigen Jour⸗ nalen verbreiteten Gerüchte, über eine schlechte Verwaltung dieses als Pfand für die neuen Eisenbahnobligationen dienenden Staatseinkommens hinlänglich widerlegt.

Serbien. Belgrad, 21. September. Dem „Reuter⸗ schen Bureau“ wird gemeldet: „Die beruhigenden Versicherungen der türkischen Regierung bezüglich der feindseligen Haltung der Albanesen scheinen die serbische Regierung zufrieden gestellt zu haben, da die Grenzwache, welche die serbisch⸗ albanesische Grenze patrouillirt, nur aus 300 Mann, die in sechs abgesonderte Detachements getheilt sind, besteht. Die einberufene Schumadier Miliz hat auf den Topchider Höhen unweit Belgrad ein Lager bezogen. Die Regierung hat auf die Köpfe von Räubern, die von den Bauern gefangen ge⸗ nommen werden, eine Belohnung ausgesetzt“.

22. September. Fürst Milan ist sammt Gemahlin und dem Erbprinzen heute Nachmittags im besten Wohlsein hier eingetroffen und von dem trotz strömenden Regens dreich versammelten Publikum in herzlicher Weise empfangen worden.

Montenegro. Cettinje, 22. September. (P. L.) Fürst Nikita reist übermorgen ins Lager von Sutorman ab. Be⸗ fehle zum Vormarsch sind bisher nicht ertheilt.

Dänemark. Kopenhagen, 20. September. (Hamb. Nachr.) Unter den neuen Vorschlägen, welche in der bevor⸗ stehenden Re ichstagsversammlung zur Vorlage kommen werden, befinden sich ein vom Justiz⸗Minister ausgearbeiteter ausführlicher Vorschlag über die Ordnung der Rechtspflege mit der Jury⸗Institution als Basis, sowie ein Vorschlag über die veränderte Eintheilung der Folkethingskreise in Ueberein⸗ stimmung mit den Bestimmungen des Grundgesetzes.

Amerika. Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.“ schreibt: In dem Momente, wo die Unterhandlungen über das Panama⸗Canal⸗Projekt zwischen dem hiesigen und dem

europäischen Konsortium einerseits und Hrn. von Lesseps andererseits dem Abschluß nahe gerückt sind, publizirt der Chef des statistischen Bureau's in Washington, Hr. Joseph Nimmo jr., eine im Auftrage des Finanz⸗Ministers Sherman ausgearbei⸗ tete, 130 Oktavseiten umfassende Broschüre, welche dem Unter⸗ nehmen ein ungünstiges Prognostikon stellt. Der Inhalt der

Broschüre ist, kurz gefaßt, olgender:

1) Daß der Schiffahrtsverkehr, der auf dem Kanal stattfinden würde, sich jährlich auf ca. 1500 Schiffe oder 1 625 000 Tons be⸗

laufen würde.

2) Daß mit Rücksicht auf die kürzeste Reise das mögliche Quan⸗ tum an Tonnengehalt, welches während des letzten Jahres, für wel⸗ ches statistische Daten kompilirt werden können, den Suezkanal passirt haben mag, etwa zweimal so roß war als das, welches den projektirten amerikanischen Kanal pafsirt hätte, und daß auf der⸗ selben Basis die Chancen des Suezkanals bei Berechnung seiner Rentabilität drei und einhalb Mal so groß waren als die des pro⸗

jektirten Kanals.

3) Daß der Verkehr durch den projekirten Kanal wahrscheinlich, ebenso wie bei dem Suezkanal, sich nabezu ausschließlich auf Dampf⸗ schiffe beschränken würde; daß Segelschiffe auch fernerhin die Reise um das Kap Horn oder um das Kap der guten Hoffnung herum, je

nach ihrem Bestimmungsort, nehmen würden.

4) Daß während des letzten Jahres, für welches kommerzielle Statistiken kompilirt werden können, auf dem projektirten Kanal 73⁄10 % des auswärtigen Handels der Vereinigten Staaten, 2 ¾ % des auswärtigen Handels Großbritanniens, 1 ½ % des auswärtigen Handels Frankreichs und weniger als 3 % des internationalen See⸗

wesens der Welt vermittelt worden sein würde.

5) Daß eine sehr bedeutende Ablenkung des Handelsverkehrs zwischen San Francisco und New⸗York über den Isthmus von Panama durch die bereits in den Vereinigten Staaten erbaute trans⸗ kontinentale Eisenbahn stattgefunden, und daß der Werth der zwischen New⸗York und San Francisca via Panama beförderten Waaren von 70 202 029 Doll. in 1869 auf 4 947 755 Doll. im Jahre 1879 und die Zahl der Passagiere von 26 853 in 1869 auf 4496 in 1879

gefallen ist.

6) Daß der Handelsverkehr zwischen den atlantischen und hee ebenfalls in bedeutendem Maßstabe durch den trans⸗kontinentalen Eisenbahnweg abgelenkt

Pacific⸗Häfen um das Kap Horn

worden ist.

7) Daß ein umfangreicher und im Wachstham begriffener Han⸗

delsverkehr zwischen Pacifichäfen der Vereinigten Staaten und Punkten im Innern, östlich von den Rocky Mountains, öö“

er der projektirte Kanal diesem Handelsverkehr zwischen den Punkten im Innern der Vereinigten Staaten und den Paeifichäfen keine direkte

mit St. Louis, Chicago und Cineinnati, existirt. Daß a

Konkurrenz machen würde.

8) Das im Falle der Herstellung eines amerikanischen interozeani⸗

schen Kanals der auf diesem projektirten Kanal zwischen den Pacifi

häfen der EeG Staaten und Europa vermittelte Handelsver⸗

kehr wahrscheinlich durch Dampfschiffe stattfinden würde.

9) Daß eine Ausdehnung des Handels der Länder an der west lichen Küste von Südamerika durch die dortige höchst bemerkenswerth

geologische Gestaltung des Kontinents, die Kette der Anden, b schränkt wird.

10) Daß die Verschiffung von Guano und Salpeter von der Westküste von Peru und Bolivia nach den atlantischen Häfen de Vereinigten Staaten und nach Europa, bei welchem jährlich Schiff von zusammen ca. 810 000 Tons Gehalt engagirt sind, wahrscheinlich

auch fernerhin um das Kap Horn berum stattfinden würde.

11) Daß derjenige Theil des Handelsverkehrs Chilis mit de atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten und mit Europa, der bisher um das Cap Horn herum vermittelt wurde und bei dem jähr⸗ lich Schiffe von zusammen ca. 385 000 Tons Gebalt engagirt sind,

wahrsch inlich auch fernerhin dieselbe Route beibehalten würde.

12) Daß von dem Quantum des während der mit dem 30. Juni 1879 beendigten 12 Monate in den Vereinigten Staaten importirten Thees 28 % über Pacifichäfen und 72 % über atlantische Häfen im⸗ portirt wurden und daß wahrscheinlich die gesammten Theezufuhren für die an der atlantischen Küste gelegenen Staaten eventuell von den Produktionsländern nach San Francisco und von dort per Eisen

bahn nach ihrem Bestimmungsorte befördert werden würden.

13) Daß in Folge der nautischen Bedingungen, die bei einer Passirung des projektirten Kanals involvirt sind, Segelschiffe, die beim Handel zwischen den atlantischen Häfen der Ver Staaten und Australien und Neu⸗Seeland engagirt sind, wahrscheinlich auch fernerhin ihre Reise um das Kap Horn oder um das Kap der guten

Hoffnung herum machen werden.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 12. September bis inkl. 18. September cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 175 Eheschließungen, 859 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene

und 711 Sterbefälle. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Telegraphen, Ordnung für das Deutsche Reich, vom 13. August 1880, ist in Carl Heymanns Verlag,

Berlin, in einer besonderen Ausgabe erschienen.

Das soeben ausgegebene 1. Heft VI. Bandes von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge⸗ schichtskunde zur Beförderung einer Gesammtaus⸗

abe der Quellenschriften deutscher Geschichten des

Mittelalters (Hannover, Hahn'sche Buchhandlung) bringt an der Spitze den Bericht über die 6. Plenarversammlung der Central⸗ direktion der Möonumenta Germaniae. Aus demselben geht her⸗ vor, daß in dem verflossenen Jahre folgende Bände dieses großen nationalen Werkes haben ausgegeben werden können: Von der Ab⸗ theilung der Auctores antiquissimi 1) Tomi III. P. 2. Corippi Afri- cani grammatici libri qai sapersunt. Racensnit Josephus Fartsch; von der Abtheilung Scriptores 2) Tomus XXIV., enthaltend eine Reihe von Lokalchroniken, die noch dem 12. oder der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angehören; 3) Brunonis de bello Saxonico liber. Editio altera. Hecogoovit W. Wattenbach; 4) Chronica regia Coloniensis (Annales maximi Colonienses) cum con- tinnationibus in monasterio S. Pantaleonis scriptis aliisque historiae Colorievsis moe-umeatis. Recensuit G. Waitz; von der Abtheilung Diplomata: die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, 1. Bandes 1. Heft, und die Urkunden Konrads I. und Heinrichs I. (bearbeitet von Th. Sickel); von dem „Neuen Archiv“ Band V. Heft 1 und 2; andere Werke sind im Druck bereits weit vorgeschritten oder doch in der Vorbereitung begriffen. An wissenschaftlichen Arbeiten enthält das vorliegende Heft ferner Abhandlungen über die älteren fränkischen Formelsammlungen, von Dr. Karl Zeumer; über die Gesta und die Historia regis Ludovici VII, von G. Waitz, über die Chronica quo- rundam Romanorum regum ac imperatorum und verwandte Cölner Geschichtsquellen, von Arthur Wyß, und über eine Hildes⸗ heimer Briefsammlung von W. Wattenbach. Von den dann folgenden „Miszellen“ verdienen ein mittelalterliches Ruderlied sowie ein altes Pastoralschreiben Hervorhebung. In den „Nachrichten“ wird des Unglücks gedacht, welches in der Nacht vom 11. zum 12. Juli d. J. den Leiter der Abtheilung „Aucto es antiquissimi“. Prof. Mommsen, betroffen und auch für die Monumenta schmerzliche Ver⸗ luste im Gefolge gehabt hat. Von den Handschriften des Jordanis, dessen Ausgabe der genannte Gelehrte eben abzuschließen im Begriff war, ist der Heidelberger Palatinus und eine Cambridger gänzlich verbrannt, die Breslauer und Wiener stark beschädigt. Ein Glück ist es zu nennen, daß der Druck, dem diese Manuskripte zu Grunde liegen, eben vollendet, die Vorrede zum Theil in der Druckerei 8

war und auch der Rest gerettet ist. für Marcellin und dene Kollationen

s Die Vorarbeite Isidor sind in der Hauptsache erha

n Mommsens lten, verschie⸗ für die kleinen Chroniken dagegen beschädigt oder Von der im Verlage von Carl F lage des großen „Sohr⸗Berghaus' Theile der Erde in 100 Blaͤttern Dirigenten der Königlichen Redaktion der Reyma jetzt die Lieferungen 42 50 ausgegeben worden. zügliche kartographische Werk abgeschlossen. gen enthalten folgende Blätter: Oesterreichi lande und Belgien, Mähren und Oester amerika, Galizien, Palästina, Dalmatien, Wales, westliches Hochasien Ireland, Balk und Ostindische Inseln, Chinesisches liche, südwestliche und füdöstliche Besondere Erwähnung verdient e welche dieser Schlußlieferung be den besten englischen Material zeichnen sich die dem Atlas einverl chinesischen Reiche, von Südamerika und von de sowohl durch ihre gediegene w die sehr gelungene technische ist auch der typisch sehr verzeichniß beigegeben, dieser neuen Auflage se zum Einbande reif, in den Händen der Gesetze und Verfügunge Prüfungen und die Vor und Verwaltungsdienst.

lemming erschienenen 7. Auf⸗ Hand⸗Atlas über alle von F. Handtke, unschen Karte“ sind Damit ist das vor⸗ Die genannten Lieferun⸗ scher Kaiserstaat, Nieder⸗ reichisch⸗Schlesien, Süd⸗ Frankreich, England und anhalbinsel, Hinter⸗Indien nordwestliche, Balkanhalbinsel in vier ine neue Karte von igegeben worden. ortr fflich gearbeitet. eibten neuen

neu bearbeitet

Vorder⸗Indien, Dieselbe ist nach

Karten von dem r Balkanhalbinsel, beitung, wie durch Der Schlußlieferung Titel nebst Inhalts⸗ as, der sich auch in Ruf durchaus bewahrt hat, Subseribenten befindet. betreffend die bereitung Mit ausführ⸗ R. v. Deckers Verlag, Mar⸗ 3 Bog. gr. 8. geh. Preis 0,60 Die inter⸗ genden Heft alle sich und Verwaltungsdienst wie Auszüge aus dem Gerichts⸗ und Einführungsgesetz, der Rechts⸗ ber die juristischen Prüfungen und die sdienst, sowie die entsprechenden letztgedachten Gesetzen.

und Beschluß des Dresdner wurde mit einem den Namen Gottfried Semver für Architekten, und zwar zunächst er Akademie ausgebildet wurden, ge⸗

issenschaftliche Bear Ausführung aus.

sorgfältig ausgestattete so daß sich jetzt der Atl inen alten guten

juristischen höheren Justiz⸗ lichem Sachregister. quardt u. Schenck. essirten juristis auf die Vorbereitung zum höheren Justiz⸗ beziehenden gesetzlichen Requisite, Verfassungs⸗ und dessen Aus⸗ anwaltsordnung, das Gesetz ü Befähigung zum höberen Ver Verfügungen und Regulative zu den (Dr. J) Nach Berathung Stadtraths und der Stadtv Kapital von 20 000 ein tragendes Reisestipendium für solche, die an der Dresden

Berlin 1880.

chen Kreise finden in dem vorlie

erordneten

Land⸗ und Forstwirthschaft.

(Allg. Corr.) Der „Mark Lane Obgleich das prächtige Erntewette a Beziehungen wohlthätig erwies r Befürchtung vorhanden,

London, 22. September. Expreß“ schreibt: 10 Tage sich in vielen ist doch Grund zu de ertrag beim Dreschen sich beträch bewegen wird.

Gewerbe und Hanvel.

Von der Leipziger Messe berichtet die September Folgendes:

r der letzten en haben muß, daß der Weizen⸗

tlich unter den gehegten Erwar⸗

Der Garleder⸗Mark Meßverkehrs ein so heiteres Antlitz, artungen für eine gesunde Eatwickel Diese Hoffnung ist nicht getäu belebte den Schafledermarkt felle aller Sorten, sind reichlich In guter Frage erhiel⸗ eder, welche 5 bis 10 verflossener Oster⸗Messe. dieser Artikel vor eini⸗ gleichfalls überholt; ebenso be⸗ Eigner von Vache⸗, Riemenleder⸗ während Unterleder ruhig blieb attungen waren mäßige. so daß die Nachfrage appheit und schwierige An⸗ elches nur zu hohem Preise ndustrie in vielen Fällen die ten und erfreulichen Geschäftsgang in

(Wes. Ztg.) Die diesjährige Cam⸗ Heringsfischerei günstig zu ge⸗ ereits am 28. August, der letzte am greise aus, während im vorigen Jahre 25. September bezw. 2. Oktober t vorhanden, daß von der Mehr⸗ vierte Reise gemacht werden kann.

unter dem zeigte bei Beginn des großen daß man die besten Erw Geschäfts erwarten durfte. den. Eine ungeahnte Ha Preise dieses Artikels, als 10 % im Preise höher gegen das ten sich auch alle Gattungen leichter Sohll pr. Ctr. theurer bezahlt wurden als an Schwere Sohlleder haben die Flaue, welche gen Monaten zu überwinden hatte, friedigende Resultate erzielten di. und Brandsohlenlederfabrikaten, Die Zufuhren in den vers Anzahl der Käufer ist die gewöhnliche lebhafter blieb, als das Angebot. schaffung des passenden Ro erhältlich, verkümmern der Gerber⸗In Antheilnahme an dem sonst gu der Garleder⸗Branche. Emden, 22. September. pagne scheint sich für die hiesige stalten. Der erste Logger lief b 18. d. M. auf die dritte Fan der Antritt der dritten Reis erfolgte. Es ist demnach Aussich zahl der Logger noch

in durchschnittlich 85 Tagen (inkl. durchschnittlich 108 Tage sammtresultat des Vorjahres (3527) ist 878 (4518) um 500 t überschritten. zu beklagen gewesen. ebniß hinter den gehegten Erwartu chotten und Holländer ist, als im gorigen Jahre, drückt worden. mehrten Auslagen für das Tonnenm kann nicht bezweifelt werden, d friedenstellend sein wird, Fang liefert und v

Nürnberg, 21. September. eld, Hopfen⸗Kommissionsge von 800 Ballen Hopfen, gsam verkauft wurden.

chiedenen G

materials, w

Hin⸗ und Rückreise) gegen

um 1500, das⸗ Netzverluste sind Leider bleibt das finantielle Er⸗ ngen zurück. Da der in diesem Jahre ebenfalls erhebli so sind die Preise des Herings durch den größeren Fang ver⸗ aterial, für Salz ꝛc. der diesjährige Abschl sofern die dritte bezw. on erheblichen Netzverlusten

jenige von 1 bislang nicht

Dazu komn

vierte Reise guten nicht begleitet sein

(Hopfenmarktbericht von schäft.) Heute hatte der Markt unveränderten Von Seiten des Exports ist nur ute trockene Hopfen jedweder Herkunft ich; feuchte Waare ist schwer und nur Mann zu bringen. prima 60 70 ℳ, Aischgründer und Elsaͤsser gering 45 50 ℳ; und badischer prima 90 110 Altmärker 35 45 statistische B Bericht über den einschließlich der z ereinigten Staate den Fiskaljahr nach dem Ausl diesem Bericht entnommen sind, reichste, welches das Land jemals chtigen Zweige gehabt, und illustriren d Bevölkerung der Union au

Preisen lan schwache Frage vorhanden. sind gesucht und leicht verkäufl mit Preisnachlaß an den Marktwaare

Notirungen mittel 45 50 ℳ, gering prima 60 70 ℳ, Polen, Hallertauer, württemberger mittel 60 80 ℳ, gering 50 55 ℳ;

erstattet so eben der Kornernte

35 45 ℳ; 50 60 ,

ureau in Washington

Busbhels berechneten Ertrag Mehl verarbeiteten Menge, welche die dem am 30. Juni d. J. abschließen⸗ aben. Die Ziffern, die erweisen das letzte Jahr als das in diesem für den aus

ande verschifft h

wärtigen Han⸗ se Thätigkeit, welche f diesem Gebiet ent⸗

mit Einschluß von kommt auf nd andere tgenannten zeigte orjahr, besonders Jahr beläuft sich ses Getreides

autreibende wickelt hat.

Der Betrag des ausgeführten W Mehl 5 Bush. gleich einem ush. zu stehen; geringere Kornfrüchte auf 4 661. sich allerdings ein beim Hafer. auf 281 000 000 Bush. stellt sich zusammen auf

Die Häfen, dur

5 788 000 Faß 178 079 000 B Korn auf 99 191 000 u In den letz Ausfall im Vergleich mit dem V summe für das verflossene Der deklarirte 277 236 762 Dollars heraus. ch deren Benutzung diese gen lohnenden Absatz auf fremden Märkt nach folgende: New⸗York 132 054 000 D Doll., Philadelphia 28 555 000 Doll., San Franzie ko 25 479 000 Doll., Neu ie Lakehäfen 9 876 000 Doll,

Die Total Ausfuhrwerth die

gewaltigen Verschiffun⸗ en fanden, sind der Reihe oll., Baltimore 56 100 000 Boston 14 233 000 Doll., „Orleans 9 177 000 Doll., „Richmond 1 686 000 Doll., and, Ore, 898 000 Doll.,

verschiedene

1“ 3 8 8— 66 762 Doll. Die Verklarungen durch die Seehäfen waren haupt⸗ sächlich für Kanada bestimmt und gewannen ihren Weg nach Europa von Montreal aus.

New⸗York, 21. September. (Allg. Corr.) Die größten Zu⸗ fuhren, die bet der Getreidebörse jemals stattgefunden haben, wurden gestern gemeldet, nämlich 517 606 Bushel Weizen und 808 400 Bushel Korn. Die Gesammtquantität an Weizen, Hafer, Gerste und Roggen, die zum Verkauf gestellt worden, beläuft sich auf 1 448 403 Bushel, d. i. die größte, die je an der New⸗Yorker Börse gehandelt worden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 24. September. (W. T. 82 Der Llovddampfer „Saturno“ ist heute aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Berlin, 24. September 1880.

Dem Rechenschaftsbericht des Centralcomités der Deutschen Vereine vom rothen Kreu;, erstattet aus Anlaß des am 27. und 28. September a. c. zu Frankfurt a./M. zusammentretenden zweiten Vereinstages der deutschen Landesvereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger, entnehmen wir Folgendes:

Die deutschen Landesvereine zur Pflege im Felde verwundeter 8b erkrankter Krieger, welche sich die gemeinsame Aufgabe gestellt

aben:

1) durch ihre Thätigkeit und ihre Mittel die für einen Kriegs⸗ fall zur Aufnahme, Pflege und Heilung der im Felde Verwunde⸗ ten und Erkrankten geeigneten Einrichtungen an Personal und Material vorbereitend zu vervollkommnen und zu verstärken, und

2) bei ausbrechendem Kriege die militärischen Sanitätsbehör⸗ den und Anstalten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften und Mitteln zu unterstützen,

sind, wie der Bericht ausführt, durch die am 20. April 1869 abge⸗ schlossene Uebereinkunft in eine organische Verbindung getreten, die ihr Zusammenwirken sichernd, den einzelnen Landesvereinen ein weites Maß eigener freier Thätigkeit überläßt. Dem Centralcomité der deutschen Vereine, welches, aus Bevollmächtigten dieser Ver⸗ eine zusammengesetzt, das Zusammenwirken der Landes⸗ ꝛc. Vereine zu vermitteln hat, ist die Verpflichtung auferlegt, die gemeinsamen Vereinsanzelegenheiten zu besorgen; in Gemäßheit des erwähnten Uebereinkommens erstrecken diese gemeinsamen Ange⸗ legenheiten sich darauf, sobald deutsche Heere unter dem Oberbefehl Sr. Majestät des Kaisers in Aktion treten, alsdann für die eirheitliche Vertretung der deutschen Vereine bei dem Heere und für die Herbeiführung eines einheitlichen Zusammenwirkens thätig zu sein, im Fall eines Krieges, an welchem Beutschland nicht Theil nimmt, aber darauf, die helfende Wirksamkeit der deutschen Vereine zu leiten, beziehunosweise zu vermitteln, während außer diesen genannten Fällen das Centralcomité nur periodisch in der Regel jährlich einmal auf die Berufung durch das Präsidium oder auf den Antrag von wenig⸗ stens 12 Mitgliedern zusammentreten soll.

In dem Ausbau der organischen Einrichtungen des Vereins⸗ lebens wurde ein eminenter Fortschritt durch die im Laufe der Jahre nach und nach perfekt gewordene, nunmehr im Deutschen Reiche allseits bestehenden Anschlüsse der Männer⸗ und der Frauenvereine erzielt. Das bereits in Kriegszeiten existirende Verhältniß der gemeinsamen Arbeit und der Zusammengehörigkeit, wurde durch bindende Abmachungen dauernd verbrieft, und dadurch die Einigkeit aller maßgebenden Faktoren der freiwilligen Hülfsthätigkeit, sowie das freudige, überall nur die Förde⸗ rung der großen Sache im Auge Zusammenwirken aller Vereine gesichert. Aber auch in anderer Beziehung mußte, wie der Bericht weiter ausführt, der nähere Anschluß der Männer⸗ und Frauenvereine seine Wirkung ausüben. Die vom 22. bis 27. April 1869 zu Brlin stattgehabte internationale Konferenz von Vertretern der der Genfer Konvention beigetretenen Regierungen und Vereinen zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger hatte beschlossen, daß die Hülfeleistungen in den Nothständen des Friedens für eine leben⸗ dige Entwickelung der Hülfsvereine nothwendig und für die Vorbereitung für den Krieg förderlich sei. Dessenungeachtet wurde hiervon Abstand genommen, nicht weil die Bedeutung jener Hülfe⸗ leistung unterschätzt worden wäre, sondern um deswillen, weil die Frauenvereine in das Programm ihrer Thätigkeit die Hülfeleistung in außerordentlichen Nothständen aufgenommen und diesem Gebiete ihres Berufsfeldes die größte Aufmerksamkeit und die eingehendste Arbeit gewidmet hatten; so daß im Gebiete des Deutschen Reiches seit Jahren wohl kaum ein Nothstand zu verzeichnen ist, dessen Be⸗ seitigung sich nicht die Frauenvereine in eingehendster und wirksamster Weise hätten angelegen sein lassen.

Was die Geschäftsführung des Centralcomités anlangt, so wur⸗ den die laufenden Geschäfte von dem Vorstande, die Angelegenheiten allgemeineren Interesses in den Plenarsitzungen erledigt. Die Ple⸗ narsitzungen, deren seit Zusammentritt des Deutschen Centralcomités bis jetzt 233 stattfanden, wurden in den mit dem Centralcomité des

preußischen Vereins gemeinsom benutzten Räumlichkeiten abgehalten,

welche letztere im Jahre 1879 eine würdevolle und entsprechende Ausstattung durch die Munifizenz Ihrer Majestät der Kai⸗ serin erhielten.

Was die Ausführung der Resolutionen des am 23., 24. und 25. Oktober 1871 zu Nürnberg abgehaltenen ersten Vereinstages an⸗ langt, so hat nach dem Bericht die erste Resolution, betreffend die Abänderung der Kriegs⸗Sanitätsordnung, durch die mittelst Allerhöchster Kabinetsordre vom 10. Januar 1878 genehmigte Kriegs⸗Sanitätsordnung Tit. VI., die freiwillige Krankenpflege be⸗ treffend, ihre Erledigung gefunden. Die zweite Resolution betraf die Gewährung von Badekuren an Verwundete und Er⸗ krankte des Krieges 1870/71. Die Gewährung von Badekuren mußte zwar den Verhältnissen entsprechend von Jahr zu Jahr an Umfang und Bedeutung verlieren; die gänzliche Sistirung des Be⸗ suches der Bäder konnte indeß, wie der Bericht konstatirt, auch bis heute noch nicht angeordnet werden, da wenn auch in verminderter, so doch immerhin noch erheblichen Zahl, fohigesat an das Centralcomité ausreichend motivirte Anträge auf Gewä rung von Beihülfen zu Badekuren herantraten, die soweit als irgend möglich zu befriedigen, als Ehrensache und Pflichtsache angesehen wurde, obschon dadurch die Fonds der Centralstelle nicht unerheblich in Anspruch genommen werden. Die dritte Resolution, die Beschaffung eigener Trans⸗ portmittel für die Vereine freiwilliger Krankenpflege anlangend, so war vom Centralcomité unter dem 30 Januar 1872 ein Preis⸗ ausschreiben dieserhalb erlassen, welches Mangels einer genügenden Arbeit ohne Erfolg blieb. Die großen Ausstellungen zu Wien, Brüssel, Paris und Philadelphia haben indeß so viel Modelle auf dem Ge⸗ biete des Kranken⸗ ꝛc. Wagens geliefert, daß die Resolution dadurch erledigt war.

Das dritte Kapitel behandelt die Ausbildung von Kran⸗ kenpflegerinnen. Nach Aufzählung der einzelnen Kranken⸗ pflegerinnen⸗Institute konstatirt der Bericht, daß im Bedarfsfalle eine recht erhebliche Anzahl trefflich ausgebildeter Pflegerinnen zur Verfügung steht und in Folge dessen zur Ausübung der Kranken⸗ pflege in zahlreichen Vereins⸗ und Reserve⸗Lazarethen geeignete Ele⸗ mente vorhanden sind, ganz abgesehen von dem namhaften Bestande von Pflegerinnen, über welche die einzelnen Landes⸗ ꝛc. Vereine noch besonders in Folge von Separatabmachungen mit den Pflegerinnen⸗ Ausbildungs⸗Anstalten zu disponiren sich vorbehalten haben.

Im vierten Kapitel wird berichtet über die von Ihrer Majestät der Kaiserin befürwortete Anlegung von Musterdepots der freiwilligen Krankenpflege, welche verhindern sollen, daß künftig die Arbeitskraft zum Anfertigen wenig nutzbringender Gegenstände ver⸗ wendet werde. Kapitel V. bespricht die inter nationale Hülfe⸗ leistung im Kriege. Der Bericht führt aus, daß heute der Be⸗ ginn eines Krieges die freie Liebesthätigkeit aller civilisiten Nationen des Erdballs wachruft, die Schranken der Nationalität und der

Sprache, ja die des Weltmeeres fallen, und unter dem Banner des rothen Kreuzes sich Alles zu gemeinsamer Arbeit sammelt. Die neuesten Kriege, in die Deutschland verwickelt war, liefern hiervon ein ergreifendes Bild. Kein civilisirtes Land blieb beim Ausbruch des letzten Krieges mit der Hülfeleistung zurück und ohne Rücksicht auf Antipathien und Sympathien wurde geholfen, eingedenk des Grundsatzes der Genfer Kon⸗ vention, welche die Welt erobert hat: der verwundete und kranke Feind kein Feind; er steht unter dem Schutze des Völkerrechts und mit ihm derjenige, der berufen ist, ihm Fuß⸗ zu leisten“. Der Bericht konstatirt ferner, mit welch großen Summen das Central⸗ Comité sich an der Hülfeleistung in den verschiedenen Kriegen der jüngsten Jahre betheiligt hat, und zwar im Bürgerkriege in Spanien, im Aufstand gegen die Niederländer in Atchin, in dem Kriege Monte⸗ negros, gegen die Türkei, im russisch⸗türkischen Kriege und endlich bei der Besetzung Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich.

Das sechste Kapitel enthält die Betheiligung des Centralcomités an der Wiener Weltausstellung, an der internationalen Ausstellung und dem Kongreß der Gesundheitspflege und des Rettungswesens zu Brüssel im Jahre 1876, und an der Weltausstellung zu Philadelphia.

Das siebente Kapitel berichtet über die Gründung einer Deut⸗ schen Marinestiftung nach dem Untergang des „Großen Kur⸗ fürsten“ im Jahre 1878. Das Gesammt⸗Stiftungskapital belief sich auf 327 540 ℳ, von denen durch die Sammlungen des Central⸗ Comités und der mit ihm verbundenen Vereine gegen 132 000 aufgebracht wurden. Die Thätigkeit der Stiftung, die jetzt bereits im zweiten Jahre funktionirt, erstreckte sich auf 26 Familien von Hinterbliebenen, von denen 70 Familien mit einmaligen und 156 Familien mit laufenden Unterstützungen bedacht wurden. Die Stif⸗ tung hatte ultimo 1879 einen Effektenbestand von 290 500 in Ostpreußischen 4 ½ % Pfandbriefen.

Das achte, letzte Kapitel, endlich behandelt die finanziellen Angelegenheiten des Centralcomités. Das Comité hat be⸗ schlossen, die Summe von 360 000 als eisernen Bestand zu behallen, um seine Aktionsfähigkeit stets zu erhalten. Dieser eiserne Kapitalbestand hat, wie die Kommission ausführt, im Laufe der letzteren Zeit eine Erhöhung dadurch erfahren, daß Ihre Majestät die Kaiserin von einer Allerhöchstderselben von Bürgern der Stadt Hamburg aus Anlaß der goldenen Hochzeit des Deutschen Kaiser⸗ paares zur Verfügung gestellten Summe den Betrag von 7500 überwiesen hat, welcher Betrag, den Allerhöchsten Bestimmungen ent⸗ sprechend, dem Kapital zugesetzt ist. Eine fernere Erhöhung des Kapitalbestandes ist durch eine Zuwendung im Betrage von 6000 erfolgt, welche der Rittergutsbesitzer Verdries zu Fredersdorff zum Andenken an seinen verstorbenen Vater mit der Bestimmung über⸗ wiesen hat, daß nur die Zinsen dieses Kapitals für die Zwecke des Centralcomités zur Verwendung kommen sollen. Seit dem Jahre 1873 1879 hat das dentsche Centralcomité verausgabt: a an Unterstützungen zu Bade⸗ und Pflegekuren an im Kriege von 1870/71 verwundeten Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten 366 743 ℳ, b. an Subventionen an Vereine zur Ausübung ihrer Friedensthätigkeit 142 647 ℳ, c. an internationale Beihülfen 61 075 in Summa 571 065

An Stelle der amtlichen Kurse, welche in diesem Jahr Abgeordnetenhause nicht abgehalten werden koͤnnen,

Stenographische Verein zu Berlin in der Königlichen Gewerbe⸗

kademie, Klosterstraße 36, Hörsaal 1, einen öffentlichen Unterrichtskursus für Damen und Herren in der verein⸗ fachten W. Stolze'schen Stenographie. Der Unterricht beginnt Freitag, den 1. Oktober, findet Dienstag und Freitag Abends von 49 bis ½10 Uhr statt und ist am 16. November cr. beendet. Eintrittskarten sind gegen Erlegung von 6 (für das Lehrbuch und zur Deckung der Unkosten) vorber zu entnehmen: im Abgeord⸗ netenhause, Leipzigerstraße 75, im Bureau des Invalidendank, Mark⸗ grafenstraße 51 a., sowie beim Kastellan der Gewerbe⸗Akademie, Hrn. Kutscher, Klosterstraße 36. Schriftliche Anmeldungen sind an den Leiter des Kursus, Hrn. L. Loepert, geprüften Lehrer der Steno⸗ graphie, SO. Josephstr. 6, zu richten.

München, 19. September. (Allg. Ztg.) Aus Oberammer⸗ gau wird unterm 19. Mittags berichtet: Zur heutigen 37. Auf⸗ führung des Passionsspiels haben sich wieder so zahlreiche Gäste etngefunden, daß bereits am Sonnabend Vormittags sämmtliche Plätze ausverkauft waren und für Montag ein Nachspiel bestimmt wurde. Es wohnen der heutigen Vorstellung u. a. bei: Ihre Majestät die Königin Olga von Württemberg, die Großherzogin Luise von Baden mit dem Erbgroßherzog Friedrich und der Prin zessin Victoria, der Großfürst Sergtus von Rußland, der vormalige König Franz von Neapel, die Herzogin von Alengon, die Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis, der Erbprinz Leopold von Anhalt⸗ Dessau und der Fürstbischof von Salzburg. Nach der heutigen Fre⸗ quenz zu schließen, dürften voraussichtlich auch zur nächsten und letzten Hauptaufführung die Besucher sich so zahlreich einfinden, daß noch ein Nachspiel für Montag, den 27. d., nothwendig wird, so daß mit dieser, der 40. Vorstellung, das Passionsspiel endigt.

St. Petersburg, 23. September. (W. T. B.) Dem „Golos“ wird aus Smolensk, von heute, von Ruhestörungen gemeldet, die unter den 3000 Arbeitern einer Fabrik in Jarzewo vorgekommen seien. Der Gouvperneur, der Staatsanwalt und der Chef der lokalen Gensd'armerie hätten sich nach Jarzewo begeben; zur Wiederherstel⸗ lung der Ordnung sei heute auch ein Militärkommando dahin ab- gegangen. Die Ruhestörung scheine durch eine plötzliche Herabsetzung des Arbeitslohnes veranlaßt zu sein.

New⸗York, 23. September. (W. T. B.) Ein Telegramm des „New⸗York Herald“ aus New⸗Bedford (Massachusetts) meldet die Rückkehr der unter dem Lieutenant Schwatka entsen⸗ deten Expedition zur Aufsuchung der Franklinschen Erxpedition in das arktische Meer. Die Schwatka’sche Expe⸗ dition hat das King⸗Williams⸗Land und den angrenzenden Konti⸗ nent genau erforscht und den Weg verfolgt, welchen die Be⸗ satzungen der englischen Schiffe „Terror“ und „Erebus“ genommen hatten. Schwatka hat zahlreiche Beerdigungsstätten und eine große Menge Knochen aufgefunden. An jedem Orte, an welchem Be⸗ gräbnißstätten gefunden wurden, nahm Schwatka einige Gegenstände auf, um sie nach Amerika zur Identifizirung der Franklinschen Expedition mitzubr ingen.

Im National⸗Theater sest⸗ Hr. Ludwig Barnay sein Gastspiel als „Hamlet' fort. Litt fein „Uriel Acosta“ an zu starkem Auftrag und einem gewissen Mangel an Verinnerlichung, so bot der Gast als Dänenprinz eine Kunstleistung, welche einen ungetrübten hohen Genuß gewährte. Seine Auffassung zeugte durchweg von eindringlichem fleißigem Studium und hielt sich von Ver⸗ äußerlichung so gut wie gänzlich fern. Ja man hätte im Gegentheil in der Geister⸗Erscheinungsscene die erschütternden Eindrücke, welche die ihm gemachten Enthüllungen in dem Prinzen hervorbringen müssen, vielleicht sogar etwas markirter gewünscht. Geradezu schöpferisch verdient die Interpretation genannt zu werden, welche Hr. Barnay dem berühmten Monolog giebt, und durch die er zur Erklärung des⸗ selben mehr beiträgt, als bogenlange geschriebene Kommentare ver⸗ möchten. Der Monolog und die folgende Scene mit Ophbelia, für welche der Gast in Frl. Schanzer eine ausgezeichnete Partnerin hatte, waren die Glanzpunkte des Abends und werden ihren tiefen Eindruck auf das leider nicht eben zahlreich erschienene Publikum keineswegs ver⸗ fehlt haben. Aber auch sonst bot die Darstellung des Hrn. Barnay viele außerordentlich gelungene Momente. Das ständige Personal des Theaters unterstützte den Gast nach Kräften; der schwierige letzte Akt mit der Fechtscene gelang überraschend und war recht gut arran⸗ girt. Hr. Barnay und Frl. Schanzer fanden vielen und wohl ver⸗ dienten Beifall.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater geht heute das Volks⸗ stück „Der Rattenfänger von Hameln“ zum 192. Male in Scene.