1880 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Oct 1880 18:00:01 GMT) scan diff

vorstand, das Stadtbanner, der Ober⸗Bürgermeister, die Bei⸗ geordneten und Stadtverordneten der Stadt, zwei Zugordner, ein Musikcorps, ein Kinder⸗Söngerchor, der Männer⸗Gesang⸗ verein mit Banner, Deputationen nachstehender Vereine: des ersten geselligen Dombauvereins, des Männer⸗Gesang⸗ vereins Ossian, der Maurer⸗, Zimmer⸗ und Steinmetzmeister⸗ Innung, des Maurermeisterverbandes, des Cölner Baugewerk⸗ Vereins, des Cölner Liederkranz, des Männergesang⸗Vereins Germania, der St. Severinus⸗Krankenkasse, des Faß⸗ bindermeistervereins, des Männergesangvereins Loreley, des Cölner Turnerbundes, des Männergesangvereins Caecilia, des Männergesangvereins Polyhymnia, des Maurer⸗ und Steinhauer⸗Vereins, der kameradschaft⸗ lichen Vereinigung von 1866, des Männergesangvereins Apollo, des Gesangvereins Cölner Männerquartett, des bürgerlich⸗ kameradschaftlichen Vereins, der Schuhmacher⸗Jnnung, der Cölner Schützengesellschaft, des Cölner Sängerkreises, der St. Sebastianus⸗Schützengesellschaft Deutz, der Deutzer Kriegerkameradschaft, des Deutzer Männergesangvereins, des Männergesangvereins Eintracht in Deutz, des von van der Zyxen & Charlier in eutz, des Vereins der vereinigten Handwerkermeister zur ÜUnterstützung in Krankheits⸗ und Sterbefällen in Deutz, des Deutzer Kriegervereins, des Maler⸗ und Anstreicher⸗Ver⸗ bandes, der Cölner⸗Rheinischen Kriegerkameradschaft, der Deutzer⸗Rheinischen Kriegerkameradschaft, des Cölner Turn⸗ und Fechtklubs. Den Schluß des ganzen Zuges bildete ein berittenes Musikcorps.

Auf die Einlegung eines Rechtsmittels (Revision) kann nach einem Beschluß des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 1. Juni d. J., nicht eher wirksam verzichtet werden, als bis der Lauf der Rechtsmittelfrist begonnen hat; dies ist nicht der Fall, so lange nicht feststeht, daß dem Angeklagten die Urtheilsgründe verkündet sind, auch wenn er von dem Urtheil selbst bereits Kenntniß gehabt hat.

Das Aufschneiden eines Sackes zum Zwecke des Dieb⸗ stahls ist nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, III. Strafs., vom 29. Mai d. J., als das „Erbrechen eines Behält⸗ füsts. zu erachten und als schwerer Diebstahl zu be⸗ trafen.

Der Königliche Gesandte am Großherzoöglich hessischen Hofe, von Alvensleben, ist vom Urlaube auf seinen Posten in Darmstadt zurückgekehrt.

Der bei dem Staatsarchiv in Coblenz als Hülfsarbei⸗ ter beschäftigte Dr. jur. von Schirmeister ist zum Archiv⸗ Assistenten ernannt worden.

S. M. S. „Hansa“, 8 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Heusner, ist am 14. Oktober cr. in Ply⸗ mouth eingetroffen und beabsichtigte am 15. dess. Mts. die Heimreise fortzusetzen.

Hannover, 14. Oktober. Der vierzehnte Hanno⸗ verische Provinzial⸗Landtag ist heute Mittag 2 Uhr durch den Königlichen Kommissarius, Ober⸗Präsidenten von Leipziger, mit folgender Rede eröffnet worden:

Hochgeehrte Herren!

Namens der Königlichen Staatsregierung habe ich die Ehre, Sie bei dem Wiederbeginn Ihrer Arbeiten, deren Leitung, wie bis⸗ her, denselben bewährten Kräften anvertraut ist, zu begrüßen.

In Folge der durch die Verhandlungen des letzten Landtags ge⸗ gebenen Anregung hat das Gesetz vom 2. Juni 1874 über das Höfe⸗ recht in der Provinz Hannover durch das Gesetz vom 24. Februar 1880 eine Abänderung erfahren, welche zwar von Ihren Beschlüssen in zwei Richtungen formell abweicht, materiell aber denselben voll⸗ ständig entspricht.

Das Gesetz über die Regulirung der preußisch⸗oldenburgischen Landesgrenze an der kleinen Hase bei Quakenbrück und die Aller⸗ höchste Verordnung, betreffend eine Abänderung der zur Ausführung des Fischereigesetzes für die Provinz Hannover ergangenen Verord⸗ nung, welche Ihrer Berathung unterlegen haben, sind inzwischen verkuͤndet.

Die vorjährige Vorlage der Königlichen Staatsregierung über den hannoverischen Klosterfonds haben Sie Ihrem Verwaltungs⸗ ausschusse zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen; die in Folge dieses Beschlusses unter Mitwirkung eines Kommissarius des Herrn Minister stattgehabten Erörterungen werden außer Zweifel stellen, daß in der Verwaltung des Klosterfonds dessen rechtlicher Charakter gewahrt wird und derselbe stiftungsgemäß Verwendung findet. Die Uebersichten über die Verwaltung dieses Fonds für das Jahr 1879. werden Ihnen vorgelegt werden.

Ihrer Berathung wird der Entwurf eines Allerhöchsten Er⸗ lasses, betreffend die Aufnahme geeigneter größerer Grundbesitzungen unter die Zahl der ostfriesischen Rittergüter unterbreitet werden.

Im Uebrigen haben haben die Vorlagen der Staatsregierung zum Gegenstand die Etatisirung einiger Landstraßen, die Erhöhung der provinzialständischen Beihülfe zu den Kosten für die Ueber⸗ brückung der Wümme⸗Niederung zwischen Lilienthal und Bremen, Wahlen und die käufliche Ueberlassung eines aus dem Kornmagazin⸗ fond für die Königliche Strafanstalt zu Lingen angekauften und von derselben bisher pachtweise genutzten Grundstücks.

Im vorwiegenden Maße werden die bereits in Ihren Händen befindlichen Vorlagen Ihrer Organe über die provinzialständische Verwaltung, welche wiederum von der stetig fortschreitenden ersprieß⸗ lichen Entwickelung derselben Zeugniß ablegen, Ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen.

„Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Sh erkläre ich den 14. hannoverischen Provinzial⸗Landtag für eröffnet.

Nach dem Schlusse dieser Ansprache brachte der Landtags⸗ marschall, Erblandmarschall Graf zu Münster auf Derneburg, ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die versammelten Mitglieder lebhaft einstimmten.

Sachsen. Dresden, 14. Oktober. (Dr. J.) Der König ist heute Vormittag 8 ½ Uhr in Begleitung des General⸗ Adjutanten General⸗Lieutenants von Carlowitz und des Or⸗ donnanz⸗Offiziers, Hauptmanns von Kirchbach von hier nach Cöln vge um auf Einladung des Kaisers der Feier der Dombauvollendung anzuwohnen. Von Cöln aus wird der König in Begleitung des General⸗Adjutanten, General⸗Lieute⸗ nants von Carlowitz die beabsichtigte Reise nach Stresa an⸗ treten, um daselbst mit der Königin der Herzogin von Genua einen Besuch abzustatten.

Hessen. Offenbach, 14. Oktober. (W. T. B.) Der König und die Königin von Dänemark sind mit dem Prinzen Waldemar heute Nachmittag von Schloß Rum⸗ penheim wieder abgereist; dieselben begeben sich direkt nach Kopenhagen zurück.

Neuß ä. L. Greiz, 13. Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Fürst ist heute Morgen mit Gefolge zum Dombanfes nach Cöln abgereist. Die neueste Nummer der Gesetzsammlung

enthält u. A. 1b Ze führung der die Pfandleihgeschäfte schriften des Reichsgesetzes vom 23. einiger Bestimmungen d . eine Regierungs⸗Verordnung in Betreff des Geschäftsbetriebes

der Trödler und anderer in §. 35 der Reichsgewerbeordn ung

vom 21. Juni 1869 bezeichneten Händler, sowie der Pfand⸗ verleiher und Gesindevermiether.

Neuß j. L. Ebersdorf, 12. Oktober. (Weim. Z.) Der Fürst hat zu seinem Bedauern die von dem Kaiser an ihn ergangene Einladung zum Dombaufeste in Cöln nicht an— nehmen können, da das Fürstliche Haus zufolge der vor kurzer Zeit erfolgten Todesfälle naher Angehöriger sich in tiefer Trauer befindet. J“

Sesterreich⸗Ungarn. Wien, 14. Oktober. Der Kaiser ist gestern den 13., Abends, nach Gödöllö abgereist. Wie die „Pr.“ berichtet, ist der Kronprinz Rudolf am 12. d. Mts. in Brüssel angekommen und auf dem Bahn⸗

hofe von dem Könige und dem österreichischen Gesandten.

Der Kronprinz werde bis

Grafen Chotek empfangen worden. voresenh Gödöllö

28. d. in Brüssel bleiben und am 1. November in eintreffen.

Pest, 13. Oktober. In Angelegenheit der Theilnahme der Hauptstadt an der Vermählungsfeier des Kron⸗ prinzen faßte der Munizipalausschuß, der „Pr.“ zufolge, heute folgenden Beschluß: Das hauptstädtische Munizipium wird an dem Freudenfeste des Thronfolgers in einer der Be⸗ deutung der Feier wie auch der Hauptstadt würdigen Weise theilnehmen; unter Führung des Ober⸗Bürgermeisters oder in dessen Verhinderung eines der beiden ersten Bürgermeister wird eine aus 25 Mitgliedern bestehende Kommission entsen⸗ det, über die Modalitäten der Theilnahme an diesem Feste, sowie auch allenfalls andere, mit dem Fest zusammenhängende Vorschläge zu erstatten und hierüber der Generalversammlung binnen Kurzem zu berichten. Die Mehrforderung des Kriegs⸗Ministers wird nicht, wie mehrfach behauptet worden, 7 ½, sondern 6 ½ Millionen betragen.

Agram, 13. Oktober. Der Landtag erledigte heute den Voranschlag der Landesfonds und einige andere minder wichtige Angelegenheiten.

Belgien. Brüssel, 14. Oktober. (W. T. B.) Der General⸗Lieutenant Baltia und die General⸗Majore Joly und Nicaise haben sich heute nach Cöln begeben, um daselbst im Namen des Königs der Belgier den Kaiser Wilhelm zu begrüßen. b

Großbritannien und Irland. London, 13. Oktober. (Allg. Corr.) Aus Afghanistan meldet eine vom 12. ds. datirte Depesche des Vize⸗Königs: „Laut Meldungen aus Peschawur hat sich Mahommed Jan am 2. ds. dem Emir Abdurrahman unterworfen. General Roberts telegraphirt aus Quetta, in Folge von Berichten, daß sich die Murris und Buglis an der Sindgrenze für einen Einfall zusammen⸗ rotten, sei eine kleine Streitkraft unter Oberst Norman nach Sibi zur Verstärkung der Grenzposten und zum Schutze der Eisenbahn beordert worden.“

Großbritanniens Staatseinkünste vom 1. April bis 9. Oktober betrugen 38 917 270 Pfd. St. gegen 37 951 191 Pfd. St. im entsprechenden Zeitraume des vorhergehenden Jahres, das mit einem Saldo von 6 919 756 Pfd. St. begann. Die Ausgaben stellten sich auf 45 846 512 Pfd. St. gegen 47 391 655 Pfd. St. im nämlichen Zeitraume des Vorjahres.

Der „Cöln. Ztg.“ wird unterm 11. d. M. geschrieben:

Ein nicht geringer Theil von England gleicht gegenwärtig einem Sumpfe, in welchem breite Wassertümpel sichtbar sind, wo sonst das Vieh auf trockenem Boden weidete. Wind und Wetter, Sturm und Regen haben ihr wildes Wesen getrieben, und leider scheint ihr zerstörendes Regiment sein Ende noch nicht erreicht zu haben, denn von Amerika werden neue Stürme angekündigt. London hat ein Lied von der Nässe zu singen, denn das Wasser hat arge Ver⸗ heerungen angerichtet und die Straßen streckenweise so stark mit Wasser überzogen, daß die Pferde knietief durch dasselbe haben waten müssen. Schlimmer noch sieht es auf dem Lande aus und zwar nicht allein in tiefliegenden Strichen wie das obere Themsebecken und die Grafschaften Leicestershire, Cambridgeshire, Lincolnshire u. s. w. In Huntingdonshire und Cambridgeshire hat der Eisenbahnverkehr stellenweise eingestellt werden müssen. Aber auch in Kent z. B. steht, viel Land unter Wasser.

(C. Ztg.)

Frankreich. Paris, 12. Oktober. Das „Journal Officiel“ bringt die Dekrete, wodurch die Ge⸗ sandtschaft Frankreichs in Mexiko und die Konsulate in Tampico und in Vera⸗Cruz wieder hergestellt, Baron Boissy d'Anglas, Mitglied der Deputirtenkammer, zum Ge⸗ sandten der französischen Republik bei der Republik Mexiko „in zeitweiliger Sendung“, Picquot de Magny zum Gesandtschaftssekretär und Villard zum Kanzler in Mexiko, Charles zum Konsul in Tampico und Sempé zum Vizekonsul in Vera⸗Cruz ernannt werden.

14. Oktober. (W. T. B.) Die Kammern werden voraussichtlich am 9. November wieder zusammentreten.

Toulouse, 14. Oktober. (W. T. B.) 13 Jesuiten, welche als Lehrer in das hiesige Jesuiten⸗Gymnasium zurück⸗ gekehrt waren, sind von der Polizei heute ausgewiesen

worden.

Griechenland. Athen, 13. Oktober. (W. „Pr.“) Das Königliche Paar trifft morgen Mittags im Piräus ein und wird es daselbst von den Ministern und dem diplo⸗ matischen Corps empfangen werden. Die Regierung läßt nun auch in Nordafrika Pferdeeinkäufe machen. Wie verlautet, wird das französische Adriageschwader in Korfu überwintern.

(W. T. B.) Die hat mit der griechischen Natio⸗ nalbank eine An leihe im Betrage von 60 Mill. Fres. abgeschlossen. Die Regierung giebt der Bank die Befugniß, weitere 60 Millionen in Noten mit einem Zwangscours zu emittiren und bewilligt ihr die Verlängerung ihres Privilegiums auf 20 Jahre. Die Bank soll diese 60 Millionen neuer Noten zu einer 7 proz. Hypothekaranleihe verwenden können. Die Regierung wird ein Drittel des sich aus dieser Operation ergebenden Gewinnes für sich in Anspruch nehmen. Der Vertrag wird der Kammer vorgelegt werden.

Türkei. Konstantinopel, 12. Oktober. Wie die „Wien. Z.“ berichtet, ist der österreich⸗ungarische Botschafter Baron Calice 7en- einer Einladung des Sultans zum Diner gefolgt, bei welchem Anlasse der Sultan die besten Versicherungen hinsichtlich einer raschen Erledigung der Dulcignofrage ertheilt haben soll. 8

eine landesherrliche Verordnung zur Aus⸗ angehenden Vor⸗

Juli 1879, Abänderung der Gewerbeordnung betreffend, und

Aus Ragusa, 13. Oktober, meldet die W. „Pr.“: Nach einer Meldung aus Skutari wirkte der Beschluß der Hohen Pforte betreffs Dulcignos auf die Albanesen deroutirend. Man hält einen Widerstand gegen die Ueber⸗ gabe um so unwahrscheinlicher, als seit dem Erscheinen der Demonstrations⸗Flotte thatsächlich die renitenten Elemente auf eine geringe Schaar zusammengeschmolzen sind.

Aus Paris, 13. Oktober, meldet die „Pol. Corr.“: Der Wortlaut der an die Botschafter in Konstantinopel ge⸗ richteten neuesten Note der Pforte, womit die Ueber⸗

gabe Dulcignos versprochen wird, hat an der Reserve,

mit der man vor Allem die Realisirung der türkischen Zu⸗ sagen abwartet, nicht viel geändert. Zunächst glaubt man authentischen Interpretationen einiger vieldeutiger Ausdrücke in der Note entgegensehen zu sollen, namentlich was die geo⸗ graphische Begrenzung des abzutretenden Gebietes und den Z sammenhang der Cession mit der in der Note erwähnten Konvention mit Montenegro betrifft.

Aus Castelnuovo, 13. Oktober, wird derselben Correspondenz gemeldet: Der Ober⸗Kommandant der monte⸗ negrinischen Truppen Bozo Petrovic hat sich gestern auf Einladung Riza Paschas zu einer Konferenz nach Dul⸗ cigno begeben. In dieser Konferenz sollten die Modalitäten der Uebergabe von Dulcigno und der Besetzung dieses Platzes durch die Montenegriner vereinbart werden. Auf Ein⸗ ladung des Kommandanten der französischen Escadre Contre⸗ Admirals Lafont ist der französische Minister⸗Resident in Cettinje Mr. de Montgascon, in Baosich zu einer Kon⸗ ferenz angelangt, nach deren Beendigung er heute wieder nach Cettinje zurückgekehrt ist.

Die „Agence Havas“ vom 14. läßt sich aus Ragusa melden, daß die albanesische Liga die Forderung Riza Paschas, sich in die friedliche Uebergabe Dulcignos zu fügen, abgelehnt habe, und entschlossen sei, Dulcigno zu vertheidigen. Riza Pascha, welcher als Kommissar seiner Regierung die bestimmte Instruktion erhalten habe, Dulcigno unverzüglich zu übergeben, ziehe in Folge dessen Truppen zu⸗ sammen, um den Widerstand der Albanesen zu beseitigen.

Die „Pol. Corr.“ vom 14. meldet: Mehrere Botschafter in Konstantinopel verlangten gestern von dem Minister des Auswärtigen, Assim Pascha, Aufklärungen hauptsächlich in Be⸗ treff der an Riza Pascha gesandten Instruktionen und des Wesens der projektirten Konvention mit Monte⸗ negro. Assim Pascha erklärte, daß die Pforte nicht blos die Stadt, sondern auch den Distrikt Dulcigno zu übergeben ge⸗ sonnen sei, daß Riza Pascha angewiesen sei, die Uebergabe friedlich zu bewerkstelligen und daß die in der Note erwähnte Konvention keinen Aufschub der Uebergabe involvire, da sie hauptsächlich deren Modalitäten regeln solle.

Aus Baosics, 13. Oktober, berichtet man der „Agence Havas“: Bei Suttorman kampiren nur 3000 Mon⸗ tenegriner, die Uebrigen warten zu Hause die Wiederein⸗ berufungsordre ab. Die Seebehörde in Dulcigno hat Maß⸗ für den Fall der unverzüglichen Uebergabe der Stadt getroffen.

Rumänien. Bukarest, 14. Oktober. (W. T. B.) Der Fürst und die Fürstin von Rumänien sind heute Abend hier wieder eingetroffen und von den Ministern auf dem Bahnhofe empfangen worden.

Serbien. Belgrad, 12. Oktober. Dem Reuterschen Bureau wird von hier gemeldet: „Eine Zollvereinskon⸗ vention zwischen Serbien und Bulgarien ist unter⸗ zeichnet worden und wird der in Nisch zusammentretenden nächsten Skupschtina unterbreitet werden. Man glauht, diese Konvention werde die Wirkung haben, die Stellung Serbiens Oesterreich⸗Ungarn gegenüber zu befestigen und, indem sie letz⸗ tere Macht veranlaßt, ihre Forderungen zu modifiziren, den Abschluß eines für beide Theile günstigen Handelsvertrages mit Oesterreich zu erleichtern.“

Schweden und Norwegen. Christiania, 11. Oktober. Die heutige „Norske Rigstidende“ meldet: „Se. Majestät der König haben gnädigst beliebt unterm heutigen Tage den Staatsrath Christian August Selmer, Commandeur des St. Olafs⸗Ordens 1. Klasse, Commandeur des Nordstern⸗ Ordens 1. Klasse, zum Staats⸗Minister zu ernennen, und zwar vom 1. November d. J. an, sowie in Verbindung damit gnädigst zu bestimmen, daß der Staats⸗Minister Selmer von Beginn des nächsten November⸗Monats an in die norwegische Regierung eintrete.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Oktober. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat der Zei⸗ tung „Nowoje Wremja“ eine zweite Verwarnung ertheilt wegen eines die finanziellen Verhältnisse Rußlands besprechen⸗ den Artikels.

Amerika. Washington, 14. Oktober. (W. T. B.) Der Bericht des Finanz⸗Direktors veranschlagt den Gesammtbetrag der im Lande umlaufenden amerikani⸗ schen Münzen auf 370 Mill. Dollars in Gold und 150 Mill. Dollars in Silber, was einer Zunahme von 83 Mill. in Gold und 37 Mill. in Silber seit Juni 1879 gleich⸗ kommt. Außerdem befinden sich in Barren 68 Mill. Gold und 5 ½ Mill. Silber im Staatsschatze.

Südamerika. Argentinien. Buenos⸗Ayres, 14. Oktober. (W. T. B.) Der Präsident Avellaneda hat gestern sein Amt in die Hände seines Nachfolgers, des Generals Roca, niedergelegt. Dieser erklärte in seiner An⸗ sprache bei der Uebernahme der Geschäfte, daß er bestrebt sein werde, den Frieden im Innern und nach Außen aufrecht zu erhalten, die Industrie des Landes zu ermuthigen und die Einigkeit aller Theile der Konföderation zu befestigen. Das bisherige Kabinet hat seine Entlassung gegeben. Das neue Ministerium ist, wie folgt gebildet: Pizarro, Justiz, Kultus und Unterricht; Irigoyen, Auswärtiges; Deloiso, Inneres; Romero, Finanzen; Victorico, Krieg und Marine.

Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 3. Oktober bis inkl. 9. Oktober ecr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 431 Eheschließungen, 836 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene und 622 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von Otto von Leixners „Unser Jahrhundert“ (J. Engelhorn in Stuttgart) sind die Lieferungen 7 und 8 erschienen, welche die geistige Bewegung um die Wende des Jahrhund il

n. Die Namen Kant, Fichte, v. Schelling, Hegel, Buffon, Linné Pearjer, v. Buch, Laplace, Priestley, Volta, Al. v. Humboldt, Cook,

7

Gibbon und Winkelmann, deren Porträts diese Lieferungen schmücken,

deuten den interessanten Inhalt derselben genugsam an. Paul Mosers Notizkalender als Schreibunterlage ist für das Jahr 1881 erschienen (Verlag des Berliner Lithogr. Instituts Julius Moser] Berlin W., Potsdamerstraße 110. In eleg. Ganz⸗ leinwand⸗Mappe mit grünem Tuchpapier überzogen. Mit weißem Löschpapier durchschossen. Preis für die Subskribenten 2 ℳ). Dieser eigenartige Kalender, welcher die Vortheile einer Schreib⸗ unterlage mit denen eines Notizbuchs und eines Nachschlagebuchs für vicle im praktischen Geschäftsleben täglich entgegentretende Fragen vereinigt, enthält: 1) Notizkalender auf alle Tage des Jahres 1881. auf 70 Seiten bestem Schreibpapier, mit weißem Löschpapier durch⸗ schossen. 2) Comptoirkalender für 1881. 3) Sonnen⸗ und Mond⸗ Auf⸗ und Untergangszeiten für 1881. 4) Zusammenstellung der Be⸗ slimmungen, betreffend Postsendungen innerhalb des Deutschen Reichs⸗ Postgebiets. 5) Posttarif. 6) Zusammenstellung der Bestimmusngen, ketreffend die Versendung von Telegrammen. 7) Gebührentarif für Telegranfme. 8) Verzeichniß der gleichnamigen Postorte. 9) Bestim⸗ mungen, betreffend den Verkehr mit der Reichsbank und deren llialen. 10) Verzeichnisß der Banken, deren Noten bei allen Reiichskassen angenommen werden. 11) Zeitvergleichungs⸗Tabelle. 12) Zusammenstellung der gebräuchlichsten Wörter mit schwan⸗ kender Orthographie nach der für die Schulen in Preußen festgestellten Schreibweise. 13) Wechselstempel⸗Tarif und Auszug aus der Allgemeinen deutschen Wechselordnung. 14) Münz⸗, Maß⸗ und Gexwichtstabellen aller Länder der Erde, ver⸗ glichen mit dem deutschen System. 15) Zinsenberechnungstabelle. 16) Genealogie der europäischen Regentenhäuser. 17) Vergleichende Zusammenstellung der jüdischen Feste und der Zeitrechnung nach dem neuen Kalender. 18) Zusammenstellung der in dem deutschen Reich geltenden allgemeinen Buß⸗und Bettage. 19) Wichtige Märkte und Messen für 1881. 20) Notizkalender für 1882. 21) Verzeichniß der bedeuten⸗ deren Städte des Deutschen Reichs, der österreichisch⸗ungarischen Monarchie und der Schweiz, sowie der bedeutenderen Plätze des Aus⸗ landes mit Angabe der Einwohnerzahl, Gerichtsbarkeit, Eisenbahnen resp. der Angabe der rächsten Station, der Adressen einiger Rechts⸗ anwalte, Bank., Speditions⸗ und Kommissionsfirmen, sowie der Be⸗ zeichnung der Lage dieser Städte auf der 22) Eisenbahnkarte von Mittel⸗Europa, nach amtlichen Quellen bearbeitet von W. Liebenow. Land⸗ und Forstwirthschaft. Aus dem Rheingau wird der „D. Weinztg.“ von Anfang Oktober geschrieben: In den acht Amtsbezirken des ehemaligen Herzogthums Nassau, in welcheen Weinbau getrieben wird, waren im vorigen Jahre 14 285 Morgen mit Reben bepflanzt. Den be⸗ deutendsten Flächengehalt an Weinbergen hat das Amt Rüdes heim mit 4503 Morgen, darunter die Gemarkung Lorch 900, Geisenheim 877, Rüdesheim 822, Winkel 613, Eibingen 356, Johannisberg 323, Lorchhausen 306 und Aßmannshausen 272 Morgen; dann kommt das Amt Eltville mit 4229 Morgen, darunter die Gemarkung Elt⸗ ville mit 656 Morgen, Oestrich mit 620, Hallgarten mit 552, Hatten⸗ heim mit 510, Erbach mit 425, Rauenthal mit 345, Kiedrich mit 323, Mittelheim mit 305, Neudorf mit 260, Niederwalluf mit 192 nd Oberwalluf mit 40 Morgen; das Amt St. Goarshausen zählt 1667 Morgen, Amt Braubach 1545, Hochheim 1681, Amt Wies⸗ baden 342, Nassau 163, Höchst 63, Königsstein 58 und Runkel 30 Morgen. In diesen sämmtlichen Bezirken wurden im Vorjahre geherbstet an Weißweinen 1130 Stück und 3 Ohm, an Rothweinen 30 Stück und 1 Ohm; im Ganzen 1160 Stück 5,40 Ohm. Wie die „Boz. Ztg.“ berichtet, ist die Weinlese in Meran eine so geringe, daß dort die Kurtrauben nicht für den Ortsbedarf

Nhausreichen, sondern von Bozen zugeführt werden müssen.

Gewerbe und Hanbdel. Paris, 14. Oktober. (W. T. B.) Die Bank von Frank⸗ eich hat den Diskont auf 3 ½ ;% erhöht. Verkehrs⸗Anstalten.

Wie norwegische Blätter berichten, ist der im Juli von Ham⸗ burg mit einer Ladung Stückgüter nach der Mündung des Ob n Sibirien expedirte Dampfer „Neptun“ am 27. September von dort mit voller Weizenladung glücklich wieder in Tromsö in Norwegen angekommen. Der Dampfer „Neptun“ ging am 20. Juli on Hamburg ab, passirte Vardé am 6. August und kam am 10. zur Karischen Straße. Hier wurde Eis angetroffen, das bis zum 20. die Weiterfahrt hinderte, an diesenr Tage sich aber soweit zer⸗ theilte, daß die Reise fortgesetzt werden konnte. Am Abend desselben Tages wurde indessen das Schiff wieder vom Eise eingeschlossen und trieb mit demselben bis zum Morgen des 25. August, wo es glückte, in theilweise offenes Wasser zu kommen. Am 27, passirte der Dampfer die Weiße Insel und erreichte am 1. Septemher das Cap Udskog (670 9“ nördl. Br.); der niedrige Wasserstand hinderte hier die Weiterreise. Auf dem Lande fand man eire Flaggenstange errichtet zund bei derselben die Nachricht niedergelegt, daß der Bugsirdampfer nd die Prähme sich 60 Werst weiter den Fluß hinauf befänden. Die kleine Dampfbarkasse wurde nun am 3. den Fluß hinaufgesandt nd traf am selben Tage auf dem Wege den Bugsirdampfer, der auegegangen war, um nach dem „Neptun“ auszusehen. Der Bugsir⸗ dampfer ging zurück, um die Prähme zu holen, und kam mit den⸗ elben am 5. an. Am folgenden Tage begann die Umladung, nach

sderen Beendigung am 10. der „Neptun“ sofort die Rückreise antrat. Am 18. wurde die Weiße Insel passirt und der Cours auf Ma⸗

totschkin Scharr genommen; nach achtstündiger Fahrt mußte aber der Versuch, westwärts vorzudringen, aufgegeben werden, da man auf sundurchdringliche Eismassen sties. Man steuerte deshalb südwärts und fand längs des Randes des Treibeises theilweise offenes Wasser. Am 19. September Nachmittags wurde Ingor Scharr erreicht, wo man die Expedition Sibiriakoffs, den Dampfer „Oscar Dickson“ und den Schooner „Nordland“ vor Anker liegend antraf. „Oscar Dickson“, der auf seiner Reise viele Widerwärtigkeiten gehabt haben soll, hatte auch

mehrere mißglückte Versuche gemacht, theils durch Ingor Scharr, theils

durch Matotschkin Scharr in das Karische Meer zu dringen; bei diesen Versuchen war er sogar im Matotschkin Scharr auf Grund gerathen und hatte 4 Tage festgesessen. Nachdem man sich überzeugt, daß der Rumpf des „Oscar Dickson“ keinen Schaden genommen, war derselbe nach Kabarowa (bei Ingor Scharr) zurückgekehrt und hatte hier vom 10. bis 19. September vor Anker gelegen, als der „Neptun“ mit der angenehmen Nachricht eintraf, daß die „Passage“ jetzt eisfrei se. Am folgenden Morgen um 3 Uhr hob „Oscar Dickson“ die Anker, um aufs Neue zu versuchen, sich seinen Weg nach seinem Be⸗

maanaggorte zu bahnen. An Bord waren Alle gesund und Schiff nd Maschine in ausgezeichnetem Stande. Zur gleichen Zeit setzte auch „Neptun“ seine Reise westwärts fort, erreichte Vardö am 24.,

und, wie erwähnt, Tromsö am 27. September.

Berlin, 15. Oktober 1880.

Das erste Beiblatt der Nr. 479 des „Berliner Tage⸗ blatts enthält einen Artikel über einen am Montag auf dem nschlußgelesse von Gesundbrunnen nach dem Biehhofe zwischen fahrenden Maschinen stattgehabten, angeblich furcht⸗ 68p Zusammenstoß von umfangreichen Folgen. Die ngaben des in Rede stehenden Artikels sind äußerst über⸗ trieben. Der Unfall besteht darin, daß eine vom Viehhofe nach Gesundbrunnen fahrende Maschine in der Nähe des Bahnhofs Gesundbrunnen auf den Schluß eines Nangir⸗

uges aufstieß, wobei Verletzungen von Personen nicht vor⸗

gekommen sind; es wurden nur 4 Wagen des Rangirzuges nd die auffahrende Maschine beschädigt.

8 In der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversamm⸗ ng standen die Berichterstattung, betr. die Ausführung der Kana⸗

und erre

lisirung in den Radjalsystemen 6 und 7, sowie der Nachtragsvertrag mit dem Baurath Hobecht auf der Tagesordnung. Die von dem Ausschusse in wesentlicher Uebereinstimmung mit dem Magistrat ge⸗ stellten Anträge sind folgende: 1) Die Versammlung erklärt sich mit der Ausführung der Kanalisirung der Radialsysteme 6 und 7, aber vorläufig mit Ausschluß des Charlottenburger, resp. Schöneberger Terrains, nach den vorgelegten Proj kten und den mit 4 650 000 ℳ, resp. 4 200 000 abschließenden Kostenanschlägen unter fol⸗ genden Bedingungen einverstanden: a. daß die für die Ausführung zunächst erforderlichen Mittel aus der Anleihe de 1878 vor⸗ schußweise entnommen werden, der Magistrat aber der Versammlung mit dem nächstjährigen Etat eine Vorlaze zugehen läßt, durch welche die finanziellen Verhältnisse dieser Anlagen definitiv geregelt werden; b. daß die während der Bauausführung von der dabei zur Verwen⸗ dung kommenden Anleihe auflaufenden Zinsen aus dem Baufonds entnommen werden. 2) Die Versammlung erklärt sich damit ein⸗ verstanden, daß, behufs der Errichtung einer Pumpstation für das Radialsystem 7, ein Theil des Grundstücks Genthinerstraße 4 von ungefähr 5228 Quadratmeter Flächeninhalt für die Summe von 225 000 (nicht, nach dem Antrage des Mazistrats, 300 000 ℳ) und unter den vereinbarten Bedingungen angekauft werde. Von letzteren wird die unter Nr. 4 dahin abgeändert, daß die mieths⸗ freie Uebergabe des Grundstücks am 1. April f. zu erfolgen hat. 3) Die Versammlung ertheilt ihre Zustimmung zu dem mit dem Baurath Hobrecht vereinbarten Nachtragsvertrage. Außerdem lag ein Separatvotum des Stadtv. Dr. Schultz und ein Gegenantrag desselben vor, welcher lautet: 1) die Versammlung lehnt den Aatrag des Magistrats vom 31. Janvar cr. in der vorliegenden Fassung ab, 2) die Versammlung ersucht aber den Magistrat dringend, so⸗ bald als irgend möglich ein Projekt zur Kanalisirung der in Aus⸗ sicht genommenen Außenbezirke aufstellen zu lassen, welches den An⸗ sprüchen der Bewohner jener Bezirke auf die von den Schwemm⸗ kanälen gewährten Annehmlichkeiten, Bequemlichkeiten und sanitären Vortheile entspricht, aber nicht wie diese Rieselfelder erfordern, son⸗ dern dieselben vielmehr ausschließt. Der Berichterstatter Stadtv. Bert⸗ heim bemerkte, daß die vom Magistrat gewünschte Auskunft über die finanzielle Lage des Kanalisationswerks vom Ausschuß für befriedigend erklärt worden sei; die veranschlagten Kosten seien in keiner Be⸗ ziehung erreicht, obgleich noch andere als die ursprünglich beabsich⸗ tigten Arbeiten ausgeführt seien. Was die Bauzinsen betreffe, so beabsichtige der Magistrat, nach Vollendung der fünf Systeme einen einheitlichen Satz zur Erhebung derselben einzuführen. Der Aus⸗ schuß sei indeß auf diese Angelegenheit nicht näher eingegangen, weil der Magistrat noch damit beschäftigt sei. Die bisher mit der Kana⸗ lisation erzielten Erfolge seien so günstig, daß man die Ausdehnung derselben auf die Gegend südlich vom Schiffahrtskanal für dringend wünschenswerth gehalten, wokei der finanzielle Anschlag des Ma⸗ gistrats für diese Gegenden ebenfalls günstig erschien.

Die Anträge des Ausschusses wurden unter Verwerfung des Schultzschen Gegenantrages von der Versammlung angenommen.

„Die beiden Eskimofamilien, die Hr. Hagenbeck hier vorzu⸗ führen gedenkt, werden am Sonnabend hier eintreffen, um am Sonntag, 8h 17. d. M., ihre Vorstellung im Zoologischen Garten zu

egi

Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt⸗ leren Deutschland während des September 1880.

Der September dieses Jahres hatte auf dem ganzen Beobach⸗ tungsgebiete eine ziemlich gleichmäßige Witterung, welche auch von dem durchschnittlichen Charakter dleses ersten Herbstmonates im All⸗ gemeinen nur wenig abwich. Der Anfang des Monats zeichnete sich überall durch eine Reihe heiterer und freundlicher Tage aus, nach und nach wurde das Wetter zwar etwas rauher, es änderte sich aber bald wieder und eigentliche Herbsttage kamen nur ganz vereinzelt vor. Die Monatswärme war fast überall einen Grad höher, als sie im September durchschnittlich zu sein pflegt, die Menge der Nieder⸗ schläge überstieg an den meisten Stationen das langjährige Mittel, auch da, wo die Anzahl der Regentage nicht groß war; die Windesströmungen unterlagen einem ziemlich häufigen Wechsel, im Ganzen herrschte in der ersten Hälfte des Monats die äquatoriale, gsgen Ende desselben die polare Windesrichtung vor. Mit hohem Barometerstande begann der Sep⸗ tember, die nordöstlichsten Stationen hatten am 1. September das barometrische Maximum für den ganzen Monat. Die sechs ersten Monatstage waren ganz entschiedene Sommertage. Der Himmel war nur wenig bedeckt, zum großen Theil ganz wolkenfrei. Die ungehinderte Wärmeausstrahlung während der Nacht führte, wie die hierzu günstig gelegenen Stationen beobachten konnten, eine reichliche Thaubildung herbei, auch zeigten sich hier und da des Morgens schwache Nebel; dieselben verloren sich jedoch immer bald wieder, und die durch keine Himmelsbedeckung gehinderte Einwirkung der Sonnenstrahlen steigerte im Laufe dieser Tage die Wärme der Atmosphäre zu einer In⸗ tensität, wie sie im September nur sehr selten sich zeigt. Fast an allen Stationen mit Ausnahme derer, an welchen die Erhebung über der Erdoberfläche oder die Nähe des Meeres einen Einfluß auf die Min⸗ derung der Temperatur ausübte, umfaßte die Zeit vom 1. bis 6. September nur Tage, an denen das Wärmemaximum 25 Grad und darüber betrug. In Berlin z. B. sind in den letzten 33 Jahren die ersten Tage des September nur im Jahre 1872 so heiß wie in diesem Jahre gewesen. Die erste Pentade des September, welche die Zeit vom 3. bis 7. September umfaßt, hat daselbst im Durchschnitt eine Wärme von 16,1 Grad, in diesem Jahre war ihre mittlere Tempe⸗ ratur 21,3 Grad, die des heißesten Tages, des 5. September, aber 23,7 Grad, während das Wärmemaximum an demselben 31,7 Grad betrug. Wie aus der unten folgenden Tabelle über die Monats⸗ temperaturen und die Wärme⸗Extreme sich ergiebt, fiel die größte Hitz in den westlichen Provinzen auf den 4., in den mitt⸗ leren meist auf den 5., in den östlichsten zum Theil erst auf den 6. Sevptember. Die große Wärmesteigerung rief überall elektrische Entladungen hervor. Heftige, zum Theil von starken Niederschlägen, an mehreren Orten auch von lebhaften Windes⸗ strömungen, selbst von Stürmen begleitete Gewitter, wurden wieder⸗ holt an den westlichen Stationen den 5. und 6., weiter westlich den 6. und 7. September beobachtet, während sie im äußersten Osten zum Theil erst den 8. September und in schwächerem Grade auf⸗ traten. Dem entsprechend stellte sich denn auch ein Uebergang zu kühlerem Wetter in den westlichen Provinzen ein Paar Tage früher ein als in den östlichen. Cöln, Aachen und Trier hatten am 7. Sep⸗ tember eine Mitteltemperatur von etwa 18 Grad, während dieselbe in Berlin und Breslau noch mehr als 20 Grad betrug; am Rhein stieg an diesem Tage das Thermometer im Maxim. etwa bis 22 Grad, zwischen Elbe und Oder noch bis 28 Grad. Den 8. September sank auch hier die Wärme gegen den vorhergehenden Tag um 4 bis 5 Grade, während im Westen der 7. und 8. September gleiche Temperatur hatten. Am beträchtlichsten ging vom 7. zum 8. September die Wärme zurück an den Stationen des Riesengebirges, so in Eichberg von 19,7 Grad auf 11,7 Grad, in Schreiberhau von 13,4 Grad auf 8,5 Grad, in Kirche Wang von 12,7 Grad auf 7,8 Grad, auf der Schneekoppe von 10,7 Grad auf 4,4 Grad. An den Stationen östlich der Oder waren in diesen Tagen die Wärmeschwankungen gering, desto größer aber ein Paar Tage darauf; denn gegen die Mitte des Monats hin folgte daselbst eine Reihe heiterer Tage, das Thermometer sank während der Nacht bis etwa 5 Grad herab, und auf den 12. September fiel im Allgemeinen in den nordöstlichsten Provinzen das absolute Wärme⸗ minimum des ganzen Monats. In den mittleren und westlichen Provinzen war während dieser Zeit das Wetter meist truͤbe, zwar wenig kalt, aber unfreundlich wegen der wiederholt einfallenden Regen und der oft mit großer Heftigkeit auftretenden äquatorialen Luft⸗ strömung; auch an Gewittern fehlte es einigen Stationen nicht. Etwa den 11. September begann überall das Barometer zu sinken te westlich der Elbe den 15. September, östlich derselben

erst den Tag darauf den niedrigsten Stand im ganzen Monate. Nur in den westlichen Provinzen war mit dieser Abnahme des Luft⸗ druckes ein entschiedenes Auftreten einer lebhaften Aequatorialströmung verbunden, in den mittleren und östlichen fand ein häufiger Wechsel der Windesströxmungen nach Richtung und Stärke statt. Mit dem Beginn der zweiten Monatshälfte wurde das Wetter überall herbst⸗ licher und blieb ohne bedeutende Aenderung gleichmäßig so bis zu Ende des September. Die drei letzten Monatspentaden hatten fast ganz gleiche Temperatur. Bald einen Grad über, bald ebensoviel unter das durchschnittliche Mittel schwankend, blieben die Tages⸗ temperaturen fast dieselben und meist waren auch während eines Tages die Schwankungen des Thermometers nur mäßig. Dasselbe stieg nur noch an sehr wenigen Stationen und auch da nur an einzelnen Tagen bis 20 Grad. In den mittleren und westlichen Provinzen waren die Tage vom 20. bis 22. September die relativ kältesten und auf sie fiel auch das absolute Wärmeminimum, im äußersten Westen trat dies erst zugleich mit dem barometrischen Maximum am 29. September ein. Das Thermometer ging nur auf der höchsten, der auf der Schneekoppe errichteten Station unter den Gefrier⸗ punkt. Am Abend des 20. September sank es daselbst zum ersten Mal unter 0, und in der darauf folgenden Nacht bis 2,5 Grad; den 27. September fiel es auf 2,6 Grad. Der kälteste Tag auf der Schneekoppe (Seehöhe 1604 m) hatte daselbst eine mittlere Temperatur von 0,8 Grad, derselbe Tag in Wang (Seehöhe 764 m) 3,8 Grad, in Schreiberhau (Seehöhe 678 m) 5,4 Grad, in Eichberg (Seehöhe 348 m) 7,8 Grad, in Breslau (Seehöhe 147 m) 9,6 Grad. Sowie die Schneekoppe die einzige Station war, auf welcher das Thermometer unter den] Gefrierpunkt herabging, so fielen auch auf ihr allein im September die Niederschläge bereits als Schnee. Es schneite daselbst zuerst früh am 21. September und dann noch einmal in den Vormittagsstunden des 24. September; in dem tiefer gelegenen Wang und Schreiberhau regnete es um diese Zeit bei etwa 5 Grad Wärme. Im Allgemeinen war das letzte Monatsdrittel nicht reich an Niederschlägen, und wo dieselben reich⸗ licher fielen, lag der Grund wohl mehr in lokalen Einflüssen; so hatte Königsberg am 21. September eine Regenhöhe von 31 mm und zwei Tage darauf wieder 23 mm, während es an diesen Tagen in Claußen, Hela und Bromberg nur sehr wenig, in Konitz am 21. September gar nicht regnete. An den letzten fünf Monatstagen stand das Barometer überall hoch, der Polarstrom herrschte vor, die Niederschläge waren selten und gering und an den Stationen westlich 85 8h6n war der Himmel meist unbewölkt und Regen blieb nz aus. Mittlerer Barometerstand im September 1880 nebst den Extremen, ausgedrückt in Millimetern. „Seehöhe, Mittl. Baro⸗⸗- Maximum Minimum in Metern. meterstand. Tag Stand. Tag Stand. Königsberg 22,6 1 7694648 1166 Claußen 1438,5 61 8 42,4 Conitz 157 54,6 1 Bromberg 47 65,9 16 Breslau 147,4 30 58,4 16 Schneekoppe 1604 1 12 1 Görlitz 217 1 752,6 16 Torgau 102 63,8 16 Breitenbach 630,5 1 17,7 16 Berlin 40 67,8 16 Putbus 52,5 81 1 amburg 20 . annover 61,5 13 mden 8,5 3 b 15 Münster 56,9 8 Cöln 60,5 9, 15 Aachen 177 15 Trier 150,5 15 Darmstadt 148 15 Hechingen 506 18,1 15 08,5 In Bezug auf die folgende, die Wärmeverhältnisse betreffende Uebersicht sei erwähnt, daß die in Klammern eingeschlossenen Zahlen langjährige Durchschnittswerthe der mittlern Monatstemperaturen bedeuten und daß unter Sommertagen solche verstanden werden, an b 6 Maximum der Temperatur 250 crreicht oder noch mehr eträgt. Mittlere Temperatur im September 1880 nebst den 8 absoluten Extremen. Maximum: Minimum: Mittlere Tem⸗ peratur:

13,8 (12,4) 14,0 (13,0

9

. 4

* S S8 = 8

Stand:

S

sa..

9

2 Tage mit de Gewitter:

Claußen Königsberg Hela Regenwalde Gi Bromberg. Breslan. Schneekoppe Görlitz Breitenbach Hamburg.. Hannover. ö” EGmden.. Münster Cöln Nabhg Darmstadt 15,9 29 Hechingen 13,6 (13,6) 29 1,3 8

Wie oben erwähnt wurde, hatte nur die Schneekoppe im Sep⸗ tember schon Frosttage, d. h. Tage, an denen das Minimum der Temperatur unter 00 sinkt. Man zählte deren daselbst 7; mit Ausnahme des 23. September alle Tage vom 20. bis 27. September

Höhe der Niederschläge im September 1880, 8

ausgedrückt in Millimetern. Höhe der Größte Höhe Tage mit Heitere Trübe -SSe Lag Höhe Riederfch. Tage Tage 5

OCUFSOUSAOOU

. 8

x 12 12 15 28

12 11 26 27 26 29 22 22 20 22 28 29 20 21 22 29 29

nbototototodo

—- - Se So SS DSS;

—₰

g0. S.822.292 S dgSgCSgUgOUH

80 —n

OSUCOS;SDo CUDE

SAn SSr do —,

Sdo Sdeh Sbo SO0dDN PdboSwD

5AESUᷓ SSaoᷣToUSG WCo —, 28SS

b0 S,SH.el! cocoer!

—₰—

—— —- —- —- —-6 —- —- ,—

S.00. 90.080.S8.90.— S. 00 00

EBocoErcoeoen nknne ;nUenneneP Tag: be] des do See] S,0 bo! vSoSSSbe

2220O00oOᷣSUREU

Claußen 57,7 (47,0 3,0 1 Königsberg 199 (77,0)

Hela b 47,8 888

Regenwalde

Conitz. 57,9 (40,7) Bromberg 63,0 (42,1) Breslau 553,0 (41,3) Schneekoppe 159,9 Görlitz 36,6 (50,4) Torgau 55,7 (36,9) Breitenbach 76,4 (71,3) Berlin 53,7 (40,4) Putbus . 120,6 (50,3) Hamburg .119,6 (76,9) Hannover 48,5 8899 Cassel. 43,2 (37,6) Emden.. 90,4 (72,4) Münster. 60,7 (54,2 Cöln. 97,7 (45,2) Aachen. 71,3 (56,4) EriI Darmstadt. 46,9 (45,1) Hechingen 48,4 (58,2)

v1.“

1e“

b0 0Snbeeeüe⸗

toh Soh22SS2n

toto Æ SoSocccennnensn

oendo b⸗ 5

.

8o-———boS, =SSSSSSHnSgSFgS DE—Sd2SSUSSUn

Ser p