1880 / 245 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Oct 1880 18:00:01 GMT) scan diff

leihung des Großkordons des Stern⸗Ordens ü erreichte. Morgen wird der Fürst den bulgarischen Agenten Zankoff

empfangen. Montenegro. Cettinje, 17. Oktoher. Die „Polit. Corresp.“ meldet in einer Extraausgabe von hier: Der von der türkischen Regierung zur Besprechung der Modalitäten der Uebergabe Dulcignos entsandte Oberst Bedri Bey ist gestern in Rijeka eingetroffen und hat von dort aus ein Schreiben an die montenegrinische Regierung gerichtet, worin dieselbe zur Entsendung von Delegirten nach Rijeka eingeladen wird. . 18. Oktober. (W. T. B.) Fürst Nikita hat bereits die Delegirten ernannt, welche mit dem türkischen Oberst Bedri Bey über die Uebergabe von Dulcigno ver⸗

handeln sollen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. Ok⸗ tober. (W. T. B.) Der Großfürst⸗Thronfolger mit Gemahlin und Kindern und der Minister des Innern, Graf Loris⸗Melikoff, sind gestern nach Livadia abgereist.

Amerika. New⸗York, 17. Oktober. (W. T. B.) Während eines gestern Abend von den Demokraten in Wilmington a. Delaware abgehaltenen Umzugs wur⸗ den von dem Dache eines Hauses Schüsse auf den ug ab⸗ gegeben, durch welche 6 Personen, darunter 2 anscheinend tödtlich, verwundet wurden. Die Demokraten erwiderten das Feuer, zerstörten das Haus, von welchem die Schüsse gefallen waren, und verwundeten mehrere der Angreifer.

Südamerika. Argentien. Buenos⸗Aires, 13. Oktbr. (Allg. Corr.) Der Präsident Avellaneda übergab gestern bei Beendigung seiner Amtsdauer seine Gewalten dem neuen Präsidenten, General Roca. Letzterer hielt bei Uebernahme des Amts eine Ansprache, in welcher er, nach Aus⸗ drücken des wärmsten Dankes für die ihm zu Theil ge⸗ wordene Ehre die Hauptpunkte seines politischen Pro⸗ grammes entwickelte. Der General sagte, daß alle seine Anstrengungen darauf gerichtet sein würden, den Frieden im Innern und nach Außen hin aufrecht zu erhalten, die na⸗ tionale Industrie zu befördern und die Einigkeit aller Par⸗ teien in der Konföderation zu befestigen. Der Präsident drückte seine Zuversicht in die zunehmende Wohlfahrt der Republik aus, und zwar in Folge der stets wachsenden Vortheile, die in der geographischen Lage und dem natürlichen Reichthum des Landes ihren Ursprung hätten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8

Die Nr. 83 der „Deutschen Bauzeitung“, Verkündigungs⸗ blatt des Verbandes deutscher Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereine, hat folgenden Juhalt: Zum 15. Oktober 1880. (Kölner Dombaufeier, mit einer Abbildung der vollendeten Domthürme). Von Berlin nach Brüssel auf Umwegen (17. Fortsetzung). Von der Arlbergbahn. Ueber Fundirungen auf zusammendrückbarem Boden. —- Mit⸗ theilungen aus Vereinen: Architektenverein zu Berlin. Bau⸗ Chronik: Aus dem Verwaltungsberichte des Magistrats zu Berlin pro 1879 (Schluß). Vermischtes: Zur Frage der Arbeiterwohnun⸗ gen nach dem Cottage⸗System. Neues in der Berliner Bau⸗ Ausstellung. Aus der Fachlitteratur. Brief⸗ und Fragekasten. Ein historisches Gedenkblatt aus der Cölner Dombauhütte.

In dem Verwaltungsbericht an den Bezirkstag von Lothringen, erstattet durch den Kaiserlichen Bezirks⸗Präsidenten von Flottwell zu

Metz im September d. J. wird, wie wir der „Els.⸗Lothr. Ztg.“ ent⸗ nehmen, auch der Restaurationsarbeitenan der Kathedrale zu Metz gedacht. Das Projekt, welches die Bedachung in Form eines gleichseitigen Dreiecks zur Grundlage hat, ist jetzt ausgearbeitet und kommt in kürzester Frist zur Vorlage behufs definitiver Genehmigung. Die Untersuchungen bezüglich der Errichtung einer Thurmspitze auf

dem Kaäpitelthurme sind abgeschlossen und haben ergeben, daß die Substruktionen des Kapitelthurmes der Art unsolide sind, daß eine solche Spitze nicht errichtet werden kann. Es ist daher ins Auge gefaßt, an deren Stelle einen schlanken Dachreiter im Vierungs⸗ punkte, d. i. in der Kreuzung des Langhauses mit dem Querschiff, zu errichten. Der Kostenanschlag, welcher die Instandsetzung des Eck⸗ portals von oberhalb der Baldachinreihe bis zum oberen Abschluß umfaßt, ist inzwischen fertig gestellt und genehmigt worden und be⸗ läuft sich auf 42 000 Die in Angriff genommenen Reparaturen

und Erneuerungsarbeiten an dem gemalten Glasfenster an der Nord⸗ front des nördlichen Transepts resp. die Ersetzung der vorhandenen gewöhnlichen Glasfenster durch Grisaillenfenster in den Seitenschiffen sind beendet, und es reiht sich an dieselben jetzt die Neuverglasung der übrigen Fenster im Chorumgang.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Im Verlage von Wiegandt, Hempel u. Parey hierselbst ist soeben erschienen: „Deutscher Garten, neue Monatsschrift für Gärtner und Gartenfreunde“, unter Mitwirkung zahlreicher Fach⸗ männer aus Wissenschaft und Praxis, herausgegeben von Dr. C. Bolle. Der Preis für den Jahrgang von 12 Heften mit Farben⸗ drucktafeln und Holzschnitten ist auf 20 und der Preis des vierten Quartals 1880 auf 5 von der Verlagsbuchhandlung festgeretzt. Der Inhalt des ersten uns vorliegenden Heftes ist: I. Rathschläge

nd Erfahrungen eines alten Gärtners von C. Bouché, Inspektor des Kgl. Botanischen Gartens zu Berlin: Ueber das Studium der Lebensbedingungen der Pflanzen und Anleitung zu dem⸗ selben. II. Beitrag zur Kenntniß neu zu empfehlender Apfel⸗ und Btrnsorten, von W. Lauche, Kgl. Garteninspektor und Lehrer an der Kagl. Gärtnerlehranstalt in Potsdam mit einer Tafel. III. Die Anwendung des Kontrastes in der Landschaftsgärtnerei, von G. Eichler, Hofgärtner zu Wernigerode, mit 6 Holzschnitten. IV. Eine neue Bignoniace des freien Landes, von W. Lauche, Kgl. Garten⸗ inspektor in Potsdam, mit einer Tafel. V. Die englischen Rosen⸗ varietäten von Fr. Schneider II., Vorsitzender des Gartenbauvereins zu Wittstock. VI. Verlegenheiten für den Landschaftsgärtner, von

b. Nietner, Kgl. Hofgärtner in Potsdam, mit einem Holz⸗ schnitt und einer Tafel. VII. Die Aktiniden⸗Schlinge Actini- dia polygame, Sieb. et. Zucc., ein japanisches Rankgewächs; von Carl Bolle mit einem Holzschnitt. VIII. Einiges über die Ende Juli d. J. in Brüssel stattgefundene Pflanzenausstellung, von W. Lauche jan. Literatur und kleinere Mittheilungen. Das Heft ist sehr elegant ausgestattet, und die Tafeln und Holzschnitte sehr sauber kolorirt und gestochen. Wir machen besonders auf den ersten und dritten Aufsatz, über das Studium der Lebensbedingungen der Pflanzen und Anleitung zu demselben, vom Garteninspektor ouché, und die Anwendung des Kontrastes der Landschaftsgärtnerei, vom Hofgärtner H. Eichler, aufmerksam, die beide mit Sachkenntniß geschrieben und auch für den Laien verständ⸗ lich und interessant sind. Wie der dem ersten Heft beiliegende Prospekt ausführt, will die Verlagshandlung es versuchen, im Ver⸗ ein mit der Redaktion, welcher aus gärtnerischer Wissenschaft und Praxis die ersten Kräfte Deutschlands und des Auslandes ihre Mit⸗ arbeiterschaft zugesagt haben, in der neuen Monatsschrift „Deut⸗ cher Garten“ ein solches Journal zu schaffen, welches sämmtliche Zweige und Gebiete des Gartenbaues in sein Bereich ziehen soll und deshalb das Interesse aller Gärtner und Gartenfreunde in An⸗ spruch nimmt. Landschaftsgärtnerei größten Stils bis berab zur An⸗ lage des kleinen Pfarrgartens, Kenntniß und Bereicherung des Pflan⸗ zenmaterials, Pomologie, Blumenzucht im Freien und im Zimmer,

““ d üngerwesen und gärtnerisches Planzeichnen, Farbenharmonie Wund Rosenkultur, Bau von Gewächshäusern und Mistbee⸗ ten, Bewässerung und Geräthewesen, Bouquetbinden und Insektenkunde, Gemüfebau und Personalnotizen aus der Gärtnerwelt, Preisberichte für Handelsgärtnereien und Meteorolo⸗ isches, Korrespondenzen aus anderen Kulturländern und gärtnerisch FüPeestann aus neuen Gesetzen und Entscheidungen ꝛc. ꝛc.: alles dies sind die Dinge, über welche der deutsche Garten in übersichtlicher Weise bald längere bald kürzere Artikel aus der Feder der berufensten Spezialfachleute bringen wird. Erreicht kann das Ziel aber nur werden, wenn alle deutschen Gärtner und Gartenfreunde, alle Handelsgärtnereien und Samenhandlungen diese neue Monatsschrift als ein gemeinsames Unternehmen der deutschen Gärtnerwelt betrachten und in allgemeiner Betheiligung durch Beiträge und Abon⸗ nement helfen, dieses Organ o auszugestalten, wie es in der Absicht der Redaktion und Verlagshan lung liegt. Gewerbe und Handel.

Nürnberg, 16. Oktober. (Hopfenmarktbericht von Leo⸗ pold Held.) Bei reger Frage wurden gestern und heute am Markte ca. 3000 Ballen ßopfen verkauft. Da die Zufuhr nur eine ganz geringe war, so sind die Lagerbestände ziemlich gelichtet. meisten Produktionsbezirken wird eine merkliche Verringerung der Vorräthe gemeldet; namentlich im Nürnberger Distrikte sind bereits manche Ortschaften vollständig geleert. Die Preise von gutfarbigem Hahsen säg um einige Mark in die Höhe gegangen. Die Stim⸗ mung ist fest.

Glasgow, 16. Oktober. (W. T. B) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 474 800 Tons gegen 332 300 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 111, gegen 89 im vorigen Jahre.

Wien, 16. Oktober. (W. T. B) Die Konzession für die Kaiserl. Königl. privil. österreichische Länderbank (Banque impériale royale privilégiée des pays autrichiens) ist soeben erfolgt. Konzessionär ist die Société de l'union génrale in Paris; das Kapital beträgt 100 Mill. Fres. in 200 000 Aktien à 500 Fres., worauf 250 Frcs. per Aktie, d. h. 50 Mill. Frcs. sofort bei der österreichischen Natiornalbank eingezahlt werden, während der Rest binnen Jahresfrist einzuzahlen ist. Der Gouverneur wird vom Kaiser ernannt, der Vize⸗Präsident von der Regierung bestätigt. Die Sta⸗ tuten enthalten weitgehende Befugnisse. Sämmtliche Aktien werden durch ein Pariser Syndikat übernommen, an dessen Spitze die Union générale und die Société générale stehen.

Verkehrs⸗Anstalten. .“

Zürich, 16. Oktober. (N. Zürch. Ztg.) Der Verwaltungsrath der Gotthardbahn wird am 22. d. M. in Luzern Sitzung halten. Wichtige Traktanden werden ihn beschäftigen, u. A. die Frage der Linie Luzern⸗Immensee, Pacht der Bahnstrecke Rothkreuz⸗Immensee, Beschaffung des Rollmaterials, Frage der Einführung von Nacht⸗ zügen. Auf die Anfrage der Regierung von Uri, ob, wie vielfach verlautete, der große Gotthardtunnel schon für den kommenden Winter oder einen Theil desselben der Post dienstbar gemacht werden könne, hat der Bundesrath erwidert, daß hiervon keine Rede sei, und daß man die vollständige, gewohnte Schneebruch⸗Campagne über den Bergrücken unbedingt vorzusehen habe.

Triest, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Medea“ ist heute früh mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Berlin, 18. Oktober 1880.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Herbst⸗Meeting 1880. Vierter Tag: Sonntag, 17. Oktober, Mittags 12 Uhr.

Das prächtige Herbstwetter, welches den gestrigen Tag auszeich⸗ nete, hatte trotz der frühen Tageszeit, welche für die Abhaltung der Rennen angesetzt war, eine sehr große Zahl von Freunden des Sport zur Rennbahn hinausgeführt. Die einzelnen Konkurrenzen begannen um 12 Uhr mit:

Vergleichs⸗Handicap. Klubpreis 2000 Für jähr. inländ. Pferde. 100 Eins., halb Reug. Dist. 900 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Zehn Pferde er⸗ schienen am Pfosten. Nach einem sehr schönen Rennen siegte leicht mit zwei Längen des Fürsten Hohenlohe⸗Oehringen br. H. „Silberstrahl“ (Madden) gegen des Frhrn. E. v. Fürstenberg F. St. „Chicken“ (Webh). Zeit 1 Minute 9 Sekunden. Dem Rennen folgte um

- r:

II. Staatspreis III. Kl. 3000 Für alle 3 jähr. und ältere inländ. Hengste und Stut., welche noch keinen Staatspreis I. und II. Kl. gewonnen haben. 180 Eins., halb Reug. Dist. 2600 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Vier Pferde starteten. Des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 3 jähr. F. St. „Edeldame“ (Sopp) führte vom Start bis zum Ziel mit großem Vorsprung und siegte nach Gefallen mit 12 Längen Vorsprung. Des Kapt. Jos 3 jähr. br. H. „Humbug“ (Litta) erhielt den zweiten Platz. Zeit 4 Minuten 35 Sekunden. Um 1 Uhr schloß sich diesem Rennen an:

III. Omnibus⸗Handicap. Klubpreis 2000 Für Pferde aller Länder. 150 Eins., 80 Reug, doch nur 30 ℳ, wenn die Annahme bis 5. Oktober nicht erkl. Dist 3000 w. 7 Pferde erschienen am Start. Nach einem höchst spannenden Lauf und hartem Kampf siegte des Frhrn. Ed. von Oppenheim 5 jähr. dbr. St. „Hessenpreis“ (Sopp) mit einer Länge gegen des Hrn. U. v. Oertzen 3 jähr. br. St. „Despotism“ (Little). Zeit 5 Minuten 12 Sekunden. Dem Rennen folgte um 1 ½ Uhr:

IV. Preis von Alt⸗Landsberg. Klubpreis 1400 Für 2 jähr. und ältere inländ. Pferde. 80 Eins., halb Reug. Dist. 1000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. 7. Pferde erschienen am Ablauf. Es führte von Anfang bis zum Ziel und siegte mit ¾ Längen Vorsprung des Königl. Hauptgestüts Graditz 2 jähr. F. St. „Sarabande“ (Metcalf) gegen des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 4jähr. dbr. H. „Moltke“ (Sopp). Zeit 1 Minute 36 Sekunden. Es folgte diesem Rennen um 2 Uhr:

V. Oktober⸗Verkaufs⸗Rennen. Graditzer Gestütspreis 2284 60 ₰. Für 2jähr. inländ. Pferde. 100 Eins., halb Reug. Dist. 1000 w. Der Sieger ist für 1500 käuflich, wird gleich nach dem Rennen öffentlich versteigert, und es fällt der etwaige Ueberschuß der Rennkasse zu. 6 Pferde erschienen am Pfosten. Es siegte mit großer Ueberlegenheit und mit einem Vorsprung von zwei Längen des Hrn. O. Oehlschläger br. H. „Auslage“ (Gough) gegen des Hrn. G. Long br. H. „Jobber“ (E. Fisk). Zeit 1 Minute 40 Sekunden. Die Siegerin wurde in der Auktion für den Preis von 2500 von ihrem Besitzer zurückgekauft, so daß der Rennkasse ein Ueberschuß von 1000 zufiel. Den Schluß des Tagts bildete um 2 ½ Uhr:

„VI. Offizier⸗Steeple⸗Chase. Klubpreis 1500 Für 4 jähr. und ältere Pferde aller Länder, die im laufenden Jahre in Hindernißrennen in Summa nicht 6000 oder darüber gewonnen haben, im Besitz und geritten von aktiven Offizieren der deutschen Armee. 40 Eins., 30 Reug. Dist. ca. 4500 m. Dem zweiten Pferde die Eins. und Reug. nach Abzug eines einfachen Einsatzes für den Sieger und das dritte Pferd. 5 Pferde erschienen am Start. Es siegte mit 2 Längen des Rittmstr. v. d. Osten (Garde⸗ Kürass.) a. br. St. „Merry Belle“ (Reit. Lieut. v. Kramsta vom Garde⸗Kürass. Regt.) gegen des Lieut. v. Schmidt⸗Paul 4jähr. br. H. „Handicapper“ (Reit. Besitzer).

Wissenschaftlicher Kunstverein. Hr. Professor Jessen hielt einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen altdeutscher Naturanschauung und dem deutschen, sogenannten gothi⸗ schen Baustil. Ueber die altdeutsche Naturanschauung besaß man bisher nur in einzelnen Gedichten und Mythen einige Andeutung, jetzt indeß ist es dem Vortragenden gelungen, in einer von ihm in

Aus den

der großen Kopenhagener Bibliothek entdeckten Handschrift eine voll⸗ ständige theoretische Weltbeschreibung, einen Kosmos im neueren Sinne, zu erkennen, welche die heilige Hildegard von Bingen, die berühmteste Aerztin ihrer Zeit, um 1160 vollendet hat. Die Titel dieser Handschrift und einer anderen uns erhaltenen Schrift von ihr, welche die Fortsetzung desselben Werkes bildet: „Die Ursachen oder die Heimlichkeiten (eigentlich „Subtilitates“, Feinheiten) der erschaffenen Dinge“, treffen den Inhalt vollkommen. Geschildert wird außer den Himmelserscheinungen besonders der Mensch in allen seinen phy⸗ sischen Beziehungen rein medizinisch⸗naturhistorisch, ohne allen Anflug von Frömmelei oder Sentimentalität, vielmehr in der groß⸗ artigsten, oft hochpoetischen Naivetät. Der Mensch wird darin auf⸗ gefaßt als das Ebenbild Gottes, um dessenwillen alle anderen Natur⸗ körper nur geschaffen sind, damit sie ihm, dem Ebenbilde Gottes dienen. So wird ferner in rein realistischer, ja, man kann fast sagen, in materialistischer Behandlung jede körperliche und geistige Eigenthümlichkeit und Verschiedenheit der Menschen auf die ver⸗ schiedene Mischung der Elemente und den wechselnden Einfluß der einzelnen Gestirne und andere hypothetisch angenommene natürliche Einwirkungen zurückgeführt. Dabei wird selbst die Seele mit dem Element Feuer und dieses wieder mit dem von Gott am ersten Tage geschaffenen Lichte identifizirt, so daß dies Element in den Engeln als reine, in der Seele der Menschen und in den übrigen Geschöpfen und Naturkörpern als eine an den Stoff gebundene allge⸗ meine und elementare Bewegungskraft üterall, z. B. selbst im rinnen⸗ den Wasser, angenommen wird. Dieselbe Identifizirung des Men⸗ schen und der Natur findet sich aber auch in den oben erwähnten altdeutschen Gedichten, worin die ganze Welt poetisch als ein menschlicher Riesenleib mit Haaren, Sehnen, Blut u. s. w. geschildert wird. Dem deutschen Künstler jener Zeit mußte daher die ganze Natur als ein unabtrennbares Attribut des Menschen erscheinen, denn einerseits war die Herrschaft über die Natur das Kennzeichen seiner Gottähnlichkeit und andererseits war seine Seele nur durch das Haften am Naturstoff von der Engelseele unterschieden. Hierauf, führte der Redner aus, beruhe das Grundprincip der gothischen Bau⸗ kunst, welche zuerst das Allerheiligste, den Sitz der Verkörperung Gottes, d. h. den Altar von der untergeordneten gemeinen Natur durch den Chor einen niedrigen einfachen, engumschließenden Bau fest abschließen, dann aber in den höher und höher werdenden Schiffen und Thürmen die Menschen und ihre Attribute, die menschenbildende Natur auf Erden und in den Lüften zusammen⸗ raffen und auf das Allerheiligste zuführen wollte, ohne daß jedoch der Vortritt des Menschen dabei Einbuße erleide.

Dieser göttliche Geist in der Natur sei aber im Ornamente sehr ausdrucksvoll dadurch angedeutet, daß man die einzelnen Naturkörper im Uebergange zu edleren, d. h. menschenähnlicheren Formen darge⸗ stellt habe. Nur Teufel und Trufelsfratzen müssen draußen bleiben und dürfen nur an Dachrändern und Wassernasen ihren Spuk treiben drinnen aber muß jegliches Ornament es zeigen, daß es am Leben, hat und womöglich ohne Weiteres in ein Menschenantlitz über gehen.

Das gebildete Deutschland jener Zeit, in welchem solche Auffassung Gestalt gewonnen hatte und mächtig aufwuchs, war von dem jetzigen Deutschland gar verschieden. Es umfaßte außer dem Frankenreiche zuerst nur das Rheinthal und wucks erst in den folgen⸗ den Jahrhunderten allmälich von da aus weiter und weiter nach Osten und Nordosten.

In der Sitzung vom 16. September wurden von Hrn. Kunst⸗

händler Sagert sehrinteressante Original⸗Aquarellen von verschiedenen

Meistern vorgelegt und zwar von Apol, Bakkerdorf, Calame, Erd⸗ mann, Jules und Gaston Gélibert, Haman, Hemskerk van Beest, Hoeppe, B. C. Koeckoeck, Leys, Madou, Schelfhout, J. Hortenbeker, J. v. d. Velden, J. Weißenbruch, Witkamp, Wysmüller u. m. A.

Hr. Kunsthändler Quaas legte die hochinteressanten Verviel⸗ fältigungen der Handzeichnungen berühmter alter Meister aus der Sammlung des Herzogs von Devonshire vor.

Die Anthropologische Gesellschaft begann am Sonn⸗ abend im Hörsaale des Kunstgewerbemuseums die Sitzungen der Winter⸗ saison. Der Vorsitzende Prof. Bastian wies zunächst auf die Be⸗ reicherungen hin, die das Museum durch die Sammlungen seiner eigenen letzten Reise, sowie durch die Sendungen vom Dr. Fintsch und die Sammlung aus Niigada erfahren. Weiter machte derselbe über ein von ihm bei den australischen Völkern vorgefundenes Schriftsubstitut Mittheilung. Dr. Liebe legte eine jener Urnen vor, die, in der mittleren Elbgegend gefunden, den Beweis einer früher hier zahlreich ansässigen Bevölkerung erbracht haben. Hr. Wetzstein machte sodann Mittheilung von einem vielfach auch in Sprüchwörtern sich vor⸗ findenden Glauben der Araber, daß nämlich der Charakter eines Mannes auf den Sohn der Schwester übergehe, eine Anschauung, die wahrscheinlich aus der Beobachtung der Thierwelt entstanden ist. Hieran schloß Prof. Bastian Mittheilungen über seine letzte Reise.

Die diesjährige Generalversammlung des Stiftungsvereins des Civil⸗Waisenhauses zu Potsdam findet am Mittwoch, den 17. Ne⸗ vember, Nachmittags um 3 Uhr, im Anstaltshause, Neue Königs⸗ straße Nr. 61, hierselbst statt, zu welcher die verehrlichen Mitglieder des Stiftungsvereins ganz ergebenst eingeladen werden.

Potsdam, den 14. Oktober 1880.

CECirvil⸗Waisen⸗Amt.

Die Eskimos haben am gestrigen Sonntage im Zoologischen Garten vor nahezu 7000 Besuchern ihre Vorstellung begonnen und einestheils durch ihre Geschicklichkeit, anderntheils durch ihr freund⸗ liches, zuthunliches Wesen sich den Beifall des Publikums erworben. Den interessantesten Theil der Vorstellung bildet die Seehundsjagd, wobei Tobias, in Felle gehüllt, den zu erjagenden Seehund, der wilde Tereganiak den Jäger vorstellt. Nicht minder interessant ist die Jagd zu Wasser.

Die gestrige Sonntagsvorstellung von „Daniel Rochat“ im Residenz⸗Theater fand wieder vor ausverkauftem Hause statt.

Im Kroll⸗Theater ging am Sonnabend eine dreiaktige Operette, „Kosiki“ von Busnick und Liorat, Musik von Charles Lecocq, zum ersten Mal und mit gutem Erfolg in Scene. Die Operette leidet, wie die meisten Stücke dieses Genres, an dem ungeschickten und, wo es komisch sein soll, zuweilen albernen Libretto. Am nachtheiligsten trat das im ersten Akt hervor, der auch am wenigsten gefiel. Weiter⸗ hin aber wird mit der lebendigen fließenden Erzählung des Librettos auch die Musik lebhafter, und einige recht hübsche und anmuthige Gesangsnummern wandelten die Stimmung des Publikums um so gachealtigee ins Günstige um, als die Darstellung eine in allen Theilen untadelhafte war. Die Direktion des Theaters hat übrigens das Stück dekorativ auf das Beste ausgestattet, eine angenehme Neuerung, die mit einer ebenso erfreulichen Regeneration der Soto⸗ und C orkräfte zusammenfällt. Die Titelrolle sang Frl. v. Meersberg und gewann durch ihre sym⸗ pathische Stimme, wie durch ihr decentes Spiel allgemeinen Beifall; die Briefarie im zweiten Akte mußte sie wiederholt vortragen. Frl. Verdier sang nur im ersten Akte und nur eine Arie, die aber bei⸗ fällig aufgenommen wurde. Von dem männlichen Personal machten sich namentlich die Herren Fabbiani, Weiß, Bartl um den Erfolg des Abends verdient.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

(1088 ½)

dieser in den Besitz

1“

en Rei

1

Anzeiger und Königlich Preußi

Berlin, Montag, den 18. Oktober

Preußischen Stants-Anzeigerg: Berlin, 8. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 382.

N seFaser ate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger uad das Central⸗Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition

des Urutschen Reichs-Anzeigers und Königlich

Steckbriefe und Untersuchungs-Fachen. Subhastationen, Aufgebote, Veorladungen u. dergl. Verkäufe, Vorpachtungen, Submissionen etc. Verloosung, Amortisatisen, Zinszahlung N. u. s. w. von öffentlichen Papieren.

Deffentlicher Anzeiger.

5. IEdustrielle Etablissements, Fabriken und Grosshandel. ““

6. Verschiedene Bekanntmachungen.

.Literurische Anzeigen.

In der Börsen-

.Familien-Nachrichton.

Inserate nehmen anz die Annoneen⸗Expeditionen desß

„Invalidenbauk“, Nudolf Mosse, Haaseustein & Vogler, G. L. Danbe & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen gräßeren

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Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Dachdecker auch Arbeiter Inlins Krause aus Bern⸗ stein, welcher flüchtig ist, soll eine durch Strafbefehl des Königlichen Amtsgerichts zu Arnswalde vom 5. Februar 1880 erkannte Gefängnißstrafe von drei Monaten vollstreckt werden. Es wird ersucht, den⸗ selben zu verhaften und in das Amtsgtrichts⸗Ge⸗ fängniß zu Arnsmwalde abzuliefern. Arnswalde, den 8. Oktober 1880. Königliches Amtsgericht. Fahlmann. Beschreibung: Alter: 36 Jahre; Größe: 1,66 m; Statur mittel; Haare: blond; Stirn: frei; Augenbrauen: blond; Augen: blau; Nase: gewöhnlich; Mund: gewöhnlich; Zähne: gut; Kinn: rund; Gesicht: oval; Gesichtsfarbe: gesund; Sprache: deutsch. Besondere Kennzeichen: Auf dem linken Unterarm rothe Tätowirung.

Durch kriegsgerichtliches Erkenntniß vom 29. Sept. 1880, bestätigt vom kommandirenden General 8. Armee⸗ Corps am 9. Oktober 1880, ist der Arbeits⸗ soldat II. Klasse August Feodor Hermaun Krause der Arbeiter⸗Abtheilung Coblenz, geboren am 10. Januar 1856 zu Berlin, Porzellandreher von Ge⸗ schäft, in contumaciam für fahnenflüchtig erklärt und in eine Geldstrafe von Einhundertsechszig Mark verurtheilt worden. Coblenz, den 16. Ok⸗ tober 1880. Köänigliches Gouvernements⸗ Gericht.

[24701] Oeffentliche Ladung.

Der am 18. Dezember 1853 zu Tornow, Kreis Bitterfeld, geborene Musiker Richard Hausmann, zuletzt zu Lübbenau, wird beschuldigt, im Anfange des Juli 1879 zu Zützen ein der Steuer vom Ge⸗ werbebetriebe im Umherziehen unterworfenes Ge⸗ werbe betrieben und einen Gewerbeschein nicht gelöst zu haben. Er wird auf den 8. Dezember 1880, Bormittags 9 Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Cottbus zur mündlichen Hauptverhandlung gelabren. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird die von ihm gegen das ihn verur⸗ theilende Erkenntniß des Königlichen Schöffengerichts zu Luckau vom 30. Dezember 1879 eingelegte Be⸗ rufung nach §. 370 der Strafprozeßordnung ver⸗ worfen werden. Cottbus, den 2. Oktober 1880. Königliche Staatsanwaltschaft. 6 18

Tübingen. Aufforderung.

Laut Meldung wurde am 6. d. Mts. in unmittel⸗ barer Nähe der Stadt Wildberg, O./A. Nagold, der 19 Jahre alte Schriftsetzer Moritz Schultze von Cottbus, K. preuß. Provinz Brandenburg, im Besitz einer großen Auzahl verbotener sozialistischer Druck⸗ schriften, und zwar in dem Augenblicke betroffen, als er einen anderen jungen Menschen eine solche ver⸗ botene Druckschrift lesen ließ. Derselbe erscheint nunmehr verdächtig, als Corporteur solcher Druck⸗ schriften gereist zu sein.

„‚Deshalb ergeht an Behörden und Privatpersonen hiermit das Gesuch, im Falle der Kenntniß weiterer Fälle der Verbreitung von Druckschriften überhaupt durch den Beschuldigten Schultze oder davon, wie von verbotenen Druckschriften gelangt sein könnte, unverweilt solches hierher mit⸗ zutheilen.

Der Beschuldigte ꝛc. Schultze ist ungefähr 1 m

70 em hoch und schlank gewachsen, hat süane Augen,

ein ovales, aber immerhin noch volles Gesicht,

blühende G sichtsfarbe und dunkelblonde Haare.

Seine Kleidung bestand zur Zeit seiner Festnahme

in Hosen, Weste und Rock von abgetragenem dunklem

Tuche, sowie in einem schwarzen Tuchüberrock, schad⸗

haften Zeugstiefeln und einem bräunlichen weichen

mit grüner Schnur sammt Quasten, in der orm von Eicheln.

An der linken Hand trug er einen goldenen Ring mit blauem Stein, und mag zum Anhaltspunkte für die Erinnerung an seine Person angeführt wer⸗ den, daß er angezeigtermaßen sich des Genusses von geistigen Getränken wie von Fleischspeisen enthält.

Den 13. Oktober 1880.

K. Staatsanwaltschaft. Scheurlen.

Subhastationen, Aufgebote, Vor ladungen u. dergl. ““

125541] Oeffentliche Zustellung.

Der K. Rechtsanwalt Wolfsthal in Bamberg hat Namens der . John A. Mohlenhoff in Cincinnati am 4. Oktober I. Irs. Klage gegen den Kaufmann H. Quentin in Louisville rung beim K. Landgerichte dahier, Handelssachen, eingereicht und in antragt:

Königl. Landgericht, Kammer für Handels⸗ sachen, wolle den Beklagten H. Quentin ver⸗ urtheilen, an die Klägerin 2245 70 nebst 6 % Zinsen seit 23. Dezember 1876 zu be⸗ zahlen und alle Streitskosten einschließlich der durch das Arrestverfahren erwachsenen zu tragen.

Da der Aufenthalt des Beklagten dermalen un⸗ bekannt ist, hat die Handelskammer des K. Land⸗ gerichts dahier auf Antrag des genannten Rechts⸗ anwaltes in Gemäßheit der Bestimmung der §§. 186 u. 187 der C. P. O, die Zustellung der Klage nebst Terminsbestimmung im Wege der öffentlichen Be⸗ kanntmachung beschlossen und die Gerichtsschreiberei zum Vollzuge angewiesen, was hiermit unter der

wegen Forde⸗ Kammer für derselben be⸗

Bekanntgabe erfolgt, daß von dem Vorsitzenden der Handelskammer Termin zur mündlichen Verhand⸗ lung auf Donnerstag, den 9. Dezember 1880, Vormittags 9 Uhr, anberaumt worden ist. Bamberg, den 14. Oktober 1880.

Der K. Ober⸗Gerichtsschreiber: Schwemmer.

115542] Oeffentliche Zustellung.

Der Buchhändler Joseph Stahel dahier klagt gegen den Kaufmann L. Busch, früher dahier, nun unbekannten Aufenthalts, mit dem Antrage: den Beklagten zur Zahlung von

200 Miethzins auf die Zeit vom 1. Mai bis 1. August d. Js., dann 4 50 weiter aus dem Miethverhält⸗ nisse herrührende Beträge für Repa⸗ raturen und dergleichen nebst 5 % Zinsen aus 264 50 vom 1. August c., eventuell vom Tage der Klagszustellung an, sowie zur Tragung der Kosten des Streites zu verurtheilen, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhand⸗ lung des Rechtsstreits vor das Königl. Amtsgericht Würzburg I.

Donnerstag, den 2. Dezbr. I. Is. Vormittags 9 Uhr, in dessen Sitzungssaal Nr. 15. Nachdem durch Gerichtsbeschluß vom 13. d. M. die öffentliche Zustellung an den Beklagten bewilligt worden ist, wird der vorstehende Auszug der Klage zu diesem Zwecke bekannt gemacht. Würzburg, am 14. Oktober 1880. Gerichtsschreiberei des K. Amtsg Bonmüller.

auf

[24157] Aufgebot von Hypothekenposten.

Auf den Grundstücken, Blatt Nr. 25 des Grund⸗ buchs von Alt⸗Herbsdorf resp. Blatt Nr. 101 Hert⸗ wigswalde stehen Abtheilung III. Nr. 10 resp. Ab⸗ theilung III. Nr. 12 folgende Posten eingetragen:

„a. Nr. 10. Sechshundert Reichsthaler Courant,

welche der Besitzer Florian Buchal laut Schuld⸗ und Hypothekeninstrument do conf. den 8. Ok⸗ tober 1817 von dem Bürger und Glasermeister Johann Schaefer zu Münsterberg gegen eine Verzinsung zu 5 Prozent von Termino Michaeli 1817 an und eine dreimonatliche, beiden Thei⸗ len freistehende Aufkündigung, unter Verpfän⸗ dung seines Bauergutes cum Appertinentiis für Kapital, Zinsen, Schäden und Kosten er⸗ borgt hat, sind vigore decreti vom 8. Oktober 1817 eingetragen worden.

.Nr. 12. Einhundert und siebzehn Reichsthaler vier Silbergroschen acht Pfennige Courant, welche der Besitzer Franz Wagner zufolge ge⸗ richtlicher Verhandlung vom 28. März 1827 den Josef Salomon’'schen Erben von Hertwigs⸗ walde schuldig zu sein bekennt, von Weihnach⸗ ten 1825 an mit fünf Prozent jährlich zu ver⸗ zinsen und dereinst nach vorgängiger dreimonat⸗ licher Aufkündigung zu bezahlen versprochen, zur Sicherheit für Kapital und Zinsen aber das Bauergut verpfändet bat, sind auf sein Ansuchen ex decreto vom 28. ej. m. et an. ein⸗ getragen worden.“

Die Eigenthümer der Grundstücke, Bauerguts⸗ besitzer Karl Gottwald resp. Josef Pachnicke haben die Tilgung dieser Posten behauptet, und, Mangels Vorhandenseins löschungsfähiger Quittungen und Bekanntseins der Rechtsnachfolger der verstorbenen eingetragenen Eigenthümer derselben, das Aufgebot der qu. Posten behufs Löschung beantragt.

Es werden deshalb alle Diejenigen, welche Rechte auf diese Forderungen zu haben glauben, bhiermit aufgefordert, ihre Rechte innerhalb dreier Monate, spätestens in dem auf den 15. Februar 1881, Vormittags 10 Uhr, vor dem hiesigen Amtsgerichte, Zimmer Nr. 17, an⸗ beraumten Termine anzumelden, widrigenfalls sie mit ihren Rechten auf die gedachten Posten ausge⸗ schlossen und die Posten im Grundbuch gelöscht werden werden.

Münsterberg, den 27. September 1880.

Königliches Amtsgericht II.

8

[25529]

Verkaufs⸗Anzeige

und Aufgebot.

In Sachen der Wittwe des Privatiers Gerhard Connemann, Angelina, geb. in Leer

wider den Auctionator Leling in Ihrhove, als Testaments⸗ vollstrecker des weil. Hhemmo Watermann zu Leer, sollen auf Antrag der Ersteren die zum Nachlasse des weil. Hemmo Watermann gehörigen Vol. I. Fol. 54 und 67 Grundbuchs Leer registrirten Grund⸗ besitzungen, nämlich:

A. ein Haus, bestehend aus zwei Wohnungen nebst Scheunne, auf dem Kamp hierselbst belegen, und grenzend im Osten an Berend Vellage, im Westen an die Pferdemarktstraße, im Norden an die Auftrift des Frerich Focken und die be⸗ nachbarten Häuser, sowie ein dem Hause gegen⸗ überliegender Garten,

B. ein Staͤck Gartengrund, 38 Fuß lang und 32 Fuß breit, worauf ein Haus erbaut worden und der Gartengrund daneben 20 Fuß lang und

.32 Fuß breit an Paul Tameling belegen,

im Wege der Zwangsvollstreckung in dem dazu auf Dienstag, den 25. Jannar 1881, Morpens 10 Uhr,

auf hiesiger Gerichtsstube anberaumten Termine

öffentlich meistbietend verkauft werden.

Kaufliebhaber werden zu diesem Termine geladen.

Zugleich werden Alle, welche an die vorgenannten

Grundstücke Eigenthums⸗, Näher⸗, lehnrechtliche, fideikommissarische, Pfand⸗ und andere dingliche Rechte, insbesondere auch Servituten und Real⸗ berechtigungen zu haben vermeinen, aufgefordert, solche im obigem Termine anzumelden, widrigenfalls foges im Verhältnisse zum neuen Erwerber verloren gehen.

Leer, den 4. Oktober 1880.

Königliches Amtsgericht. v. Northeim. 8

ö. Aufgebot. 8

Frau Ernestine Sophie Wilke, geb. Gaßmann, in Billeben hat bei unterzeichnetem Gerichte die Ein⸗ leitung des Aufgebotsverfahrens zum Zwecke der Todeserklärung ihres angeblich vor 29 Jahren nach Amerika ausgewanderten und seit dieser Zeit ver⸗ schollenen Bruders Johann Heinrich Friedrich Gaß⸗ mann aus Bellstedt, geboren den 13. Mai 1828, beantragt und als bescheinigte, nächste, gesetzliche Erbin desselben um Ausantwortung von dessen etwa 1500 betragenden, hier verwalteten väterlichen und mütterlichen Vermögens gebeten.

Nachdem Antragstellerin die zur Begründung ihres Antrags erforderlichen Thatsachen glaubhaft ge⸗ macht, auch sich zur eidlichen Versicherung derselben erboten hat, werden hierdurch der abwesende Johann Heinrich Friedrich Gaßmann und alle diejenigen unbekannten Betheiligten, welche an dessen Ver⸗ mögen aus irgend einem Grunde Ansprüche, insbe⸗ sondere aber solche erbrechtlicher Natur zu erheben haben, oͤffentlich aufgefordert, spätestens in dem auf

den 16. März 1881, 10 Uhr früh,

anberäumten öffentlichen Aufgebotstermine sich resp. ihre Ansprüche und Rechte anzumelden, widrigenfalls der verschollene vorgenannte Joh. Heinrich Friedrich Gaßmann für todt erklärt und dessen hier despo⸗ nirtes Vermögen unter Ausschließung aller ausge⸗ bliebenen unbekannten Interessenten mit ihren An⸗ sprüchen von selbigem, der Antragstellerin Frau Wilke, geb. Gaßmann, ohne Kaution erb⸗ und eigen⸗ thümlich ausgeantwortet werden wird, sofern selbige die im Gesetze vom 1. September 1773 vorgeschrie⸗ bene eidesstattliche Versicherung abgegeben und die gestellten Anträge in dem Aufgebotstermine oder eventuell in dem nach §. 831 der D. Civ. Pr. Ordg. anzusetzenden späteren Termine wiederholt haben wird.

Ebeleben, den 8. Oktober 1880.

Fürstl. Schwarzb. Amtsgericht. Abth. II. Th. Gimmerthal.

2540 188498 Aufgebot.

Die Ehefrau des Hofknopfmachers Wollemann, Jüulie, geb. Müller, hieselbst, hat das Aufgebot der gerichtlichen Obligation vom 26. April 1855, In⸗ halts welcher der Gärtner August Lewin Friedrich Fricke dem Gelbgießermeister Johann Christian Anton Müller gegen Verpfändung der vor dem Wendenthore in der Todtentwete gelegenen Garten⸗ länderei, als a. ½ Morgen zunächst Friedrichs Lande und b. ¾ Morgen zunächst August Carl Frickes Lande gelegen, 350 Thlr. schuldet, beantragt.

Der unbekannte Inhaber dieser Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf

den 27. Mai 1881, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 16, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.

Braunschweig, den 13. Oktober 1880.

Herzogliches Amtsgericht. IX. L. Rabert.

[25498] ] Das Gr. Amtsgericht Mannheim erläßt unterm

Aufgebot:

Nr. 31 704. Die Ehefrau des Gastwirths Lud⸗ wig Orth von Neckarau, Anna Barbara, geb. Feuer⸗ stein, besitzt nach Grundbuchseintrag Band 43. Nr. 209 Seite 773 vom 19. Februar 1878 folgende fugftder Gemarkung Ladenburg, gelegene Liegen⸗

aft:

„Lgb. Nr. 615. Zwei Viertel 12 Ruthen altes oder 2 Viertel 41 Ruthen 9 Fuß neu bad. Maas Acker am Hochgericht, einerseits Georg Philipp Fuchs von Ladenhurg, ander⸗ seits Andreas Feuerstein von Ilvesheim.“

Der Gemeinderath in Ladenburg als Gewähr⸗ gericht verweigert die Gewähr, da der Eigenthums⸗ uüͤbergang des genannten Grundstücks der Mutter der Antragstellerin nach Grundbuchseintrag Band 35 Nr. 170 Seite 518 nicht gewährt worden ist, weil das Eigenthumsrecht an demselben durch die frühere Eigenthümerin Johann Kaspar Böhler Wittwe, Anna Barbara, geb. Krauth, von Ilves⸗ heim, grundbuchmäßig nicht nachgewiesen werden ann. 8

8 Heutigen folgendes

Es werden deßhalb Alle, welche in den Grund und Pfandbüchern nicht eingetragene, auch sonst nicht 6 bekannte dingliche oder auf einem Stammguts⸗ oder Familiengutsverband beruhende Rechte an dieser Liegenschaft zu haben vermeinen, aufgefordert, s sche Rechte spätestens in dem auf Donnerstag, den 2. Dezember 1880, Vormittags 8 Uhr,

anberaumten Aufgebotstermin anzumelden, widrigen⸗ falls die nicht angemeldeten Ansprüche für erloschen erklärt würden.

den 4. Oktober 1880.

Der ö8 des Gr. Amtsgerichts: 2 051. 8 8

[254922 Auf gebot.

Der zur Zeit bei dem Königlichen Landgerichte zu Lissa angestellte Gerichtsdiener Schoeps hat in seiner früheren Eigenschaft als Exekutor bei dem vormali⸗ gen Königlichen zu Kosten 1“

0 in Worten: Dreihundert Mark 1 Amtskaution bestellt und nunmehr Rückgabe und da vorher erforderliche Aufrebot derselben beantragt.

Alle Diejenigen, welche aus der früheren Amts⸗ verwaltung des ꝛc. Schoeps als Exekutor Ansprüche und Rechte geltend machen wollen, werden daher aufgefordert, dieselben spätestens in dem am 29. Januar 1881, Vormittags 12 Uhr, im hiesigen neuen Gerichtsgebäude anstehenden Ter⸗ mine anzumelden, widrigenfalls auf Antrag alle etwaigen Gläubiger mit ihren Rechten auf gesonderte Befriedigung aus der Kaution auszuschließen sein werden.

Kosten, den 11. Oktober 1880.

Königliches Amtsgericht.

[25530] 8 Aufgebot. G“

Der am 30. August 1880 verstorbene Kaspar Ring II. von Jügesheim hat durch Testament vom 22. April 1875 seinen Sohn Christoph Ring von da zum Alleinerben eingesetzt und einen weiteren Sohn Franz Adam - dessen Aufenthaltsort un⸗ bekannt ist, enterbt. uf Antrag des Christoph Ring wird Franz Adam Ring hiermit aufgefordert, spätestens in dem auf Dienstag, den 7. Dezember 1880, früh 9 Uhr, anberaumten Aufgebotstermin über die Rechtsbestän⸗ digkeit des Testaments, sowie über Erbschaftsantritt Erklärung abzugeben, widrigenfalls Anerkennung der ersteren unterstellt und der Nachlaß dem allein auf⸗ getretenen Erben überlassen wird.

Seligenstadt, den 13. Okteber 1880.

Großherzogliches Amtsgericht.

[25525) Ausschluß⸗Urtheil.

Nach dem Antrag des Ricus Thiele bezw. seines Bevollmächtigten L. Baumann von Deisel und nach⸗ dem in dem vom 18. September d. J. Ansprüche nicht angemeldet worden sind, wird unter Ausschließung aller derjenigen, welche An⸗ sprüche zu haben vermeinen, insbesondere der Ge⸗ schwister Conrad Christoph, Andreas Thiele, die Löschung der im Grundbuch von Deisel Bd. III. Art. 300 eingetragenen Post: 130 Thlr. Herausgabe für die bezeichneten Geschwister lt. Cessionsvertrag vom 29. Juli 1837 hiermit verüt.

gez. Knyphausen. Ausgefertigt: Carlshafen, den 4. Oktober 1880.

1 Holm, Gerichtsschreiber des Königl. Amtsgerichts.

G“

8

125515] Zwangsversteigerunmn. In Sachen der Ehefrau des Architekten und Di⸗ rektors Max Hittenkofer, geb. Blechschmidt in Buxtehude, Klägerin, gegen den Steinhauer Carl 85 und dessen Ehefrau, Caroline, geb. Schmidt ier, Beklagte, wegen Hvypothekenkapitals und Zinsen, ist die Beschlagnahme des Wohnhauses No. ass. 215 sammt Zubehör hierselbst durch Beschluß des unter⸗ zeichneten Gerichts vom heutigen Tage verfügt, auch dieser Beschluß in das Grundbuch eingetragen.

Zur öffentlichen Versteigerung der oben aufge⸗ führten Immobilien ist Termin auf

den 22. Jannar 1881, Vormittags 10 Uhr vor hiesigem Gericht anberaumt.

Kauflustige werden zu diesem Termine hiermit eingeladen.

Zugleich werden die hypothekarischen Gläubiger aufgefordert, die Hypothekenbriefe im Ver⸗ keeresate ea⸗ zu überreichen.

Es wird bemerkt, daß die Versteigerungsbedin⸗ gungen und der Grundbuchauszug in den letzten 2 Wochen vor dem Tage der Versteigerung ein⸗ gesehen werden können, auch einer Besichtigung der demnächst zu versteigernden Immobilien nichts im Wege steht.

Jeder Bieter ist auf Verlangen eines 8a. ten verpflichtet, nach Vorschrist des §. 52 der Sub⸗ hastationsordnung vom 10. Juli 1879 für die Er⸗ füllung seiner Verbindlichkeiten Sicherheit bis zu 10 % seines Gebots zu leisten.

Holzminden, den 29. September 1880

KHKerzogliches Amtsgericht. H. Cleve.