1880 / 267 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Nov 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Arrestleger, resp. dem Cessionar zuzuweisen. Dagegen hat weder der dem Pfandbrief⸗Institut nachfolgende Hypotheken⸗ gläubiger als solcher noch der Ersteher des Grundstücks einen Anspruch auf den amortisirten Theil der Pfandbriefschuld. Dies gilt auch für den Fall, daß der Arrest auf die Amorti⸗

sationsquote oder die Cession derselben nach Einleitung der

Subhastation erfolgt ist.

Der Bervollmächtigte zum Bundesrath, bayerische Ober⸗Regierungs⸗Rath Schmidtkonz München hier eingetroffen.

Bayern. München, 11. November. (W. T. B.) Das Generalcomité des landwirthschaftlichen Vereins für Bayern hat heute auf den Antrag der Regierung über die Beschränkung der Wechselfähigkeit berathen. Dem Antrage des Referenten, Regierungs⸗Direktors Jodlbauer ge⸗ mäß wurde eine Resolution angenommen, in welcher ausge⸗ sprochen wird, daß den Bauern der Gebrauch des Wechsels durchaus zu widerrathen, nicht aber zu verbieten sei. Von

odlbauer wurde ferner der Vorschlag gemacht, daß nicht die eldleiher, sondern die Geldverleiher gewissen Einschränkungen unterliegen sollen, wie in Bayern die Pfandverleiher.

Württemberg. Stuttgart, 11. November. (W. T. B.) Bei der Landtagswahl in Reutlingen wurde der Kandidat der nationalen Partei, Stadtschultheiß Benz in Reutlingen, mit 1181 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. Der demo⸗ kratische Kandidat, Payer, erhielt 805 Stimmen. Bei der Landtagswahl in Nagold wurde der Ober⸗Bürgermeister Luz ohne Gegenkandidat gewählt.

Baden. Karlsruhe, 9. November. Dem neuesten „Gesetzes⸗ und Verordnungsblatt“ ist eine landesherrliche Ver⸗ ordnung über die Errichtung eines Eisenbahnrathes er⸗ schienen, deren wesentlichste Bestimmungen folgende sind: Der Eisenbahnrath hat die Aufgabe, das Handels⸗Ministerium und die Generaldirektion der Staatseisenbahnen in wichtigen, die Interessen des Handels, der Gewerbe und der Landwirthschaft berührenden Angelegenheiten des Eisenbahnwesens, ins⸗ besondere hinsichtlich der Bestimmungen des Betriebs⸗ reglements, der Tarife und der Fahrpläne in gutachtlicher Weise zu berathen und Wünsche und Beschwerden zur Kenntniß der Centralbehörde zu bringen. Der Eisenbahn⸗ rath wird in der Weise zusammengesetzt, daß jede Handels⸗ kammer des Landes ein Mitglied, der Landesausschuß der badischen Gewerbevereine und die Centralstelle der landwirth⸗ schaftlichen Vereine je zwei Mitglieder und das Handels⸗ Ministerium selbst eine weitere Anzahl von höchstens fünf Mit⸗ gliedern auf die Dauer von je drei Jahren ernennt, welche nach Ablauf dieser Frist von Neuem gewählt werden können. Die vom Handels⸗Ministerium zu ernennenden Mitglieder werden aus Männern von anerkanntem Ruf in Behandlung wirth⸗ schaftlicher Interessenfragen des Landes gewählt. Es waltet dabei die Absicht, mit Berufung solcher M“ 1p. den Mit⸗

Königlich ist von

liedern aus den erst bezeichneten KreißsMale: „einen für sich bestimmt abgegrenzten Interessenstandpunt. Jzu vertreten haben, zu Gunsten der Gesammtheit ein Gleichgewicht herzu⸗ stellen und außerdem die zu Folge der Organisation obiger Verbände vorhandene Ungleichartigkeit in der lokalen Vertretung einzelner Landestheile zu beseitigen. Der Eisenbahnrath wird nach Bedürfniß in der Regel zweimal des Jahres, nämlich je vor Aufstellung des Sommer⸗ und Winterfahrtenplanes einbe⸗ rufen werden. Ueber die Sitzungen wird ein Protokoll aufge⸗ nommen, aus welchem der Gang der Verhandlung und die gutachtlichen Aeußerungen des Eisenbahnraths, eintretenden Falls auch die Anschauungen der Minderheit zu ersehen sind. Jedes Mitglied ist berechtigt, seine Ansichten schriftlich zu Protokoll zu geben. Die Mitglieder des Eisenbahnraths üben ihre Funktion als Ehrenamt, doch erhalten diejenigen, welche nicht am Versammlungsort wohnen, außer Vergütung der Reisekosten Tagesdiäten von 12

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 10. November. (Dr. J.) . gestrigen Sitzung des Landtags wurde die Interpellation, ob die Großherzogl. Regierung nicht eine Reform der Wahlgesetzgebung beabsichtige, von Seiten des Departementschesf, Geh. Staatsraths v. Groß, dahin beant⸗ wortet, daß die Einbringung eines Wahlgesetzes im Laufe der Session nicht beabsichtigt sei. Im weiteren Verlaufe der Sitzung nahm der Landtag die Vorlage der Regierung, daß der auf 500 000 normirte Garantiefonds der Saal⸗Eisen⸗ bahn nur auf 400 000 gebracht und so lange er diese Höhe habe, die Betriebsüberschüsse zur Vertheilung an die

Aktionäre gelangen sollen, an. 8

1““ 8 h“ Oesterreich⸗Ungarn. Linz, 11. November. (W. T. B.) Die oberösterreichischen Grundbesitzer haben mit 57 gegen 50 Stimmen die konservativen Kandidaten, Grafen Dürkheim und die Prälaten Moser und Eduard von Hayden zu Reichsrathsabgeordneten gewählt.

Pest, 10. November. Heute Morgen ist hier Hr. Marinovics aus Belgrad angelangt. Derselbe hat, ebenso wie der serbische Gesandte Hr. Kristics, heute beim Minister des Aeußern, Baron Haymerle, vorgesprochen und wie die „Bud. Corr.“ erfährt im Namen der serbischen Regie⸗ rung die Bereitwilligkeit ausgesprochen, bezüglich der Modali⸗ täten, unter welchen die Wiederaufnahme der Vertrags⸗ verhandlungen erfolgen soll, Rücksprache zu pflegen. Es ist gegründete Aussicht vorhanden, daß die Vertragsverhand⸗ lungen, da die serbische Regierung geneigt scheint, den Rechts⸗

standpunkt der österreichisch⸗ungarischen Regierung zu accepti⸗ ren in kürzester Zeit beginnen werden. 11. November. In der Sitzung der österreichi⸗ schen Delegation wurde die Uebereinstimmung der Be⸗ schlüsse beider Delegationen hinsichtlich des Budgets des Finanz⸗ Ministeriums, des obersten Rechnungshofes, der Zollgefälle und der Kriegsmarine, ferner in Betreff der Enn Falgesälle pro 1878 konstatirt. 8 Die ungarische Delegation nahm die restirenden Titel des Ordinariums des Kriegsbudgets unverändert und sodann den Anträgen des Ausschusses gemäß das Extraordi⸗ narium des Kriegsbudgets ebenfalls unverändert an und ge⸗ nehmigte das außerordentliche Erforderniß für die Okkupations⸗ truppen. Bei der Berathung des Budgets für das Ministe⸗ rium des Auswärtigen Amtes erwiderte der Sektionschef von Kallay auf eine Anfrage des Delegirten Ebers über die Ver⸗ handlungen, betreffend den Handelsvertrag mit Deutschland, daß die deutsche Regierung im Frühjahr vertraulich die gegen⸗ seitigen Bedingungen gewisser Tarifpositionen vorgeschlagen

1“

habe. Er könne daher darüber nur so viel mittheilen, daß, wenn die im Zuge befindlichen bezüglichen Verhandlungen der Fachminister beider Theile der Monarchie bis zum Schlusse des Jahres zu einem Resultat führen würden, die Unterhand⸗ lungen mit Deutschland schon im nächsten Frühjahr wieder aufgenommen werden könnten. Die zwischen den beiden Nach⸗ barstaaten bestehende innige politische Freundschaft könne nicht ohne Wirkung auf die Gestaltung auch der volkswirth⸗ schaftlichen Beziehungen bleiben. Bezüglich des Handels⸗ vertrags mit Serbien macht Sektionschef von Kallay als Vertreter des Ministers des Auswärtigen die Mittheilung, daß dem letzteren gestern eine amtliche Note der serbi⸗ schen Regierung überreicht worden sei, worin dieselbe allen den Forderungen vollkommen entspreche, welche in der Note des Ministers von Haymerle vom 17. Oktober gestellt worden waren. Die Unterhandlungen, betreffend den Abschluß des Handelsvertrags mit Serbien, würden demnach schon in nächster Zeit wieder beginnen. In seiner Antwort auf die bekannte Fnterzelfation des Abg. Falk, betreffend die gegen den Ber⸗ liner Vertrag verstoßende Behandlung der Muhamedaner Seitens Montenegros erklärte von Kallay, in Spuz und Pod⸗ goritza seien nicht 40 sondern nur 12 Muhamedaner von den Montenegrinen aus Verdacht auf einen von ihnen im In⸗ teresse der albanesischen Liga geplanten Aufstand gefangen genommen worden. Sechs von diesen Gefangenen seien zum Tode verurtheilt worden, der Fürst von Montenegro habe aber das Urtheil nicht nur gemildert, sondern auch gelegentlich der Uebergabe Dulcignos eine allgemeine Amnestie versprochen. Die in Folge der Verwendung der österreichisch⸗ ungarischen Regierung von den Botschaftern zu Konstantinopel festgestellte Formel, mittelst welcher Religion und Eigenthum der katholischen Albanesen durch die Großmächte garantirt werden, dürfte seinerzeit in das Dokument aufgenommen wer⸗ den, in welchem die Mächte die Uebergabe Dulcignos sanktio⸗ niren.

Agram, 11. November. (W. T. B.) In Folge eines heute gegen Mittag eingetreten Erdbebens, dem bereits gestern fünf kleinere Erschütterungen vorangegangen waren, erneuerte sich die allgemeine Bestürzung bis zur vollkommenen Panik. Die Geschäfte wurden geschlossen, ein großer Theil der Einwohnerschaft flüchtet. Viele kampiren trotz des naß⸗ kalten Wetters im Freien. Während der Verlesung des Protokolls in der heutigen Sitzung des Landtages fand abermals ein Erdstoß statt, welcher stärker war als alle vor⸗ hergegangenen. Alles flüchtete; das Protokoll konnte nur mit Noth authentizirt werden. Der Landtag ist vertagt worden.

Großbritannien und Irland. Dublin, 11. No⸗ vember. (W. T. B.) Die Verhandlungen in dem Prozeß gegen Parnell und dessen Mitangeklag⸗ ten haben heute begonnen. Parnell verlangte die Ver⸗ tagung des Prozesses, bis den Angeklagten sämmtliche Details der in der Anklageschrist aufgeführten Vergehen mit⸗ getheilt sein würden. Der Staatsanwalt willigte in das Ver⸗ langen Parnells, damit die Angeklagten ihre Vertheidigung vorbereiten könnten.

Frankreich. Paris, 11. November. (W. T. B.) Die Linke der Deputirtenkammer hat beschlossen, daß die in der heutigen Sitzung einzubringende e eh nur bezwecken soll, Explikationen über die ministerielle Erklärung herbeizuführen. Die Linke wird folgende Tagesordnung einbringen: Die Deputirtenkammer geht, indem sie die Akte der Regierung billigts und Vertrauen in die Erklärung der⸗ selben setzt, zur Tagesordnung über. Alle Mitglieder der Bureaus der Linken haben die Tagesordnung unterzeichnet, welche auch die Majorität des Ministeriums acceptirt hat. Die „Union républicaine“ hat keinen Redner bezeichnet, sondern überläßt es den einzelnen Mitgliedern der Gruppe, im eigenen

Namen aufzutreten.

„— 11. November, Abends. (W. T. B.) Als Legrand (Linke) in der heutigen Sitzung der Deputirten⸗ kammer das Wort ergriffen hatte, um die Interpellation zu begründen, erschien der legitimistische Deputirte Baudry d'Asson, über welchen am Dienstag der zeitwei⸗ lige Ausschluß von den Sitzungen er Kammer verhängt worden war, auf seinem Platze. Der Präsident forderte denselben auf, den Saal zu verlassen; Baudry d'Asson weigerte dies. Der Präsident ordnete darauf die Räumung des Saales an und ließ die Wache holen, um Baudry d'Asson zu entfernen. Die Sitzung wurde in Folge dessen suspendirt. Die Tribünen wurden ge⸗ räumt, und die Majorität der Deputirten verließ den Sitzungs⸗ saal, während ein Theil der Rechten, unter denselben Baudry d'Asson, auf ihren gen verblieb. Infolge dessen erhielt der Oberst Riu den Befehl, denselben zu entfernen. Eine Abthei⸗ lung Soldaten, unter Führung des Obersten erschien sodann im Saale. Die Mitglieder der Rechten hatten sich um Baudry d'Asson aufgestellt, so daß dieselben von den Soldaten erst bei Seite gedrängt werden wußten. Baudry d'Asson, der sich thätlich zur Wehr setzte, wurde darauf, umgeben von 15 Sol⸗ daten, aus dem Saal geführt und im Arrestlokal der Kammer untergebracht. Die Sitzung wurde alsdann wieder aufgenommen. Der Minister⸗Präsident Ferry verwies in Beantwortung der Interpellation Legrand auf die ministerielle Erklärung vom 9. d. und erklärte, daß das Ministerium fest entschlossen sei, allen Gesetzesverletzungen mit Entschiedenheit entgegen⸗ satreten gleichviel ob dieselben von der klerikalen, legitimisti⸗ chen oder revolutionären Partei ausgehen. Clémenceau (Republikaner) machte dem Kabinet den Vorwurf, daß es zu nachsichtig sei und nicht die Nothwendigkeit, den fak⸗ tiösen Richterstand schleunig zu reformiren, einsehe. Keller (Rechte) griff das Kabinet wegen der Ausführung der Märzdekrete an, welche eine Verletzung der Freiheit seien. Nach einer Rede Périns (Republikaner) gegen das Ministe⸗ rium und einer Erwiderung des Minister⸗Präsidenten F. erry wurde die von der Linken beantragte Tagesordnung, welche ein Vertrauensvotum für die Regierung enthält, mit 291 gegen 131 Stimmen angenommen.

Im Senat soll die Interpellation Buffet über die Politik der Regierung und die Ausführung der Märzdekrete am nächsten Montag zur Berathung kommen.

12. November. (W. T. B.) Baudry dAsson ist

gestern Abend um 10 Uhr aus dem Arrestlokale der Kammer entlassen worden.

Italien. Rom, 11. November. (W. T. B.) Der Papst ist von der leichten Erkältung, welche er sich zugezogen Habt⸗ wiederhergestellt, indeß haben ihm die Aerzte in An⸗ etracht der Jahreszeit eine fortgesetzte Schonung anempfohlen.

Türkei. Konstantinopel, 10. November. (P. C.)

Der englische Botschafter Mr. Göschen hat dem Sultan den

dort eingetroffenen ehemaligen ersten Lord der Admiralität Mr. Smith vorgestellt. Bei dieser Gelegenheit bat Mr. Göschen den Sultan, die Suspendirung des Journals „Terdju⸗ mani⸗Hakikat“ aufzuheben, was der Sultan mit dem Bemerken ablehnte, daß der Artikel des genannten Blattes, welcher dessen Suspendirung veranlaßte, zu verletzend für Mr. Göschen und die Pforte gewesen sei.

11. November. (W. T. B.) Heute Mittag ist ein Kriegsgericht eingesetzt worden, um die drei Offiziere abzuurtheilen, die im Zustande der Trunkenheit den deutschen Botschafter, Grafen von Hatzfeld, nicht erkannt und den⸗ selben in seinem Wagen belästigt hatten. Ein Adjutant des Sultans erschien bei dem deutschen Botschafter, um demselben das Bedauern des Sultans auszusprechen.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier gemeldet, die Chefs der albanesischen Liga hätten eingewilligt, Dulcigno zu übergeben. Delegirte aus Dulcigno seien in Skutari eingetroffen; die Verhandlungen wären noch im

Gange.

Montenegro. Cettinje, 10. Novemher. (Pol. C.) Derwisch Pascha hat am vorgestrigen Tage die Civil⸗ und Militärgewalt in ganz Albanien übernommen. Vely Riza Pascha ist nach Konstantinopel abgereist. In Skutari, Go⸗ riza und San⸗Giorgio sind 18 Nizam⸗Bataillone und 3500 Arnauten dislocirt. Bis heute Mittag erhielt die montenegrinische Regierung keine auf die angeblich bevor⸗ stehende Uebergabe von Dulcigno bezügliche Eröffnung von

ürkischer Seite.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. November. (W. T. B.) Nach dem heute Nacht gefällten Urtheilsspruch des Militär⸗Kreisgerichts sind fünf der Angeklagten, nämlich Kwiatkoffsky, Schiriajeff, Tichonoff, Okladsky und Pressnjakoff, unter Verlust aller Standesrechte zum Tode durch den Strang und die übrigen 11 Angeklagten, darunter drei Frauen unter Verlust aller Standesrechte zu Zwangsarbeit von fünfzehnjähriger bis zu lebenslänglicher Dauer verurtheilt worden. Zugleich beschloß der Gerichtshof, diesen Urtheilsspruch dem Gehülfen des Chefs des St. Peters⸗ burger Militärbezirks behufs Milderung des Strasmaßes zu unterbreiten mit dem Ersuchen, daß in Betreff des Angeklag⸗ ten Zuckermann und der Iwanowa die 15jährige Zwangs⸗ arbeit auf Fabriken durch eine solche von 8 resp. 4 Jahren und in Betreff der beiden anderen Frauen Figner und Grias⸗ nowa, sowie der Angeklagten Bulitsch und Drigo die fünfzehn⸗ jährige Zwangsarbeit durch Verschickung nach Sibirien zum Zweck der Ansiedlung ersetzt werden möchte.

Däͤnemark. Kopenhagen, 10. November. In der gestrigen ersten Sitzung des Folkethings nach der Ver⸗ tagung wurde von dem Finanz⸗Minister der Finanzgesetz⸗ entwurf für 1881/82 vorgelegt. Die Einnahmen sind für das genannte Finanzjahr auf 49 924 124 Kronen 86 Oere und die Ausgaben auf 48 643 369 Kronen 3 Oere veranschlagt. Der Minister bemerkte bei der Vorlage, daß man es kaum über⸗ raschend finden werde, daß die gesammten Einnahme⸗ und Ausgabe⸗ schlußsummen größer seien als für das gegenwärtige Finanz⸗ jahr, denn dies sei eine Folge der in der letzten Session an⸗ enommenen Gesetze. Die Einnahmen betrügen ca. 50 Mil⸗ ionen oder 2 ¾ Millionen mehr als das Budget des jetzigen Finanzjahres ausweise. Von den ver⸗ mehrten Einnahmen entfielen 2 400 000 Kronen auf die der Fumahmen der seeländischen Bahnen, aber gleichzeitig habe der Ankauf dieser Bahnen die Zinseneinnahmen des Reservefonds um 900 000 Kronen vermindert. Die gesammten Ausgaben seien um ca. 5 ½ Millionen höher veranschlagt als für das ge⸗ genwärtige Finanzjahr. Ueber 2 ½ Millionen seien vermehrte Abzahlungen und Verzinsung der Staatsschulden, veranlaßt durch den Kauf der seeländischen Bahnen. Der wirkliche Unterschied zwischen den Ausgaben betrage sonach nur ca. 3 Millionen. Die größte Mehrausgabe, nämlich 1 069 000 Kronen, werde für öffentliche Arbeiten verlangt. Werde der vorgelegte Finanzgesetzentwurf unverändert angenommen, dann werde der Ueberschuß nur 1 ¼ Millionen gegen 4 Millionen im gegenwärtigen Finanzjahre betragen, aber auf der anderen Seite müsse man Rücksicht auf die be⸗ trächtliche Vermehrung des Staatsvermögens nehmen; der Unterschied reduzire N. in Wirklichkeit auf ¾ Millionen. Der finanzielle Status stelle sich also nach dem vorgelegten Budget sehr günstig, selbst wenn auch die Vermehrung des kontanten Bestandes nicht so groß sei wie in diesem Jahre. Die früher in das Finanzgesetz aufgenommene Summe von 300 000 Kronen zu Gehaltsverbesserungen der Lehrer sei ab⸗ gesetzt, weil er dieselbe durch ein besonderes Gesetz bewilligt zu erhalten wünsche. Von mehreren Ministern wurden als⸗ dann Gesetzesvorlagen angekündigt, und schließlich gab das Thing einstimmig seine Genehmigung zur Stellung einer von dem Abg. Berg angekündigten Interpellation an den Minister des Innern, betreffend das Recht fremder Fischer zum Betriebe der Fischerei auf dänischem Seegebiet.

Amerika. Washington, 11. November. (W. T. B.) Ein Cirkular des Staatsdepartements macht bekannt, daß alle als aehs der Vereinigten Staaten naturalisirten Deutschen, einschließlich der Elsaß⸗Lothringer, welche Deutsch⸗ land, in der Absicht nach Amerika zurückzukehren, besuchen, von Seiten der Unionsregierung gehörigen Schutz erhalten wer⸗ den, obwohl sie aufgefordert werden dürften, ihre Naturali⸗ sation zu beweisen, sowie auch, daß sie nicht von der deut⸗ schen Armee desertirt sind.

Asien. Persien. (W. T. B.) Aus Teheran vom 11. d. M. wird gemeldet, daß nach dort vorliegenden Nach⸗ richten aus Tabriz der persische General Salar nach dem Kriegsschauplatz gesandt worden ist, da der bisherige Ober⸗Befehlshaber der persischen Truppen, Hismet Dowlah, er⸗ krankt ist. Gerüchtweise verlautet, daß Hismet Dowlah bereits gestorben sei. Die persischen Truppen belagern die Kurden in Soojbulagh, einige Chefs der Kurden haben sich unter⸗ worfen, andere sind in westlicher Richtung geflohen.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Nach dem soeben erschienenen Verzeichniß der Fraktionen des Abgeordnetenhauses stellt sich die Cenre ü einzelnen Fraktionen folgendermaßen fest: Konservative 107 (Hospitant von Weiher), Centrum 95 (Hospitanten Dr. Bruel und von Meltzing), Nationalliberale 84 (Hospitant Sattig), Freikonservative 50 ( ospi⸗ tanten von Tiedemann ([Bomst)], Wettich), Fortschrittspartei 34 (Hospitanten Büchtemann, Labes und Neßler), Polen 19; bei keiner

Fraktion 33, nämlich: die Abgg. Beisert, Berger (Witten), Berling,

Bitter (Kreuznach), von Bockum⸗Dolffs, Drawe, Geh. Rath Eulen⸗ burg, Dr. Falk, Hammacher (Lennep), von Helldorff, von Hoenike, von Kameke, Kieschke, von Köller, Krüger, Lassen, Dr. we (Bochum), von Ludwig, Maager, von der Marwitz (Rützenow), Dr. Meyer (Breslau), Dr. Petri, Platen, von Puttkamer, Rickert, Sachse, Schmidt (Stettin), Dr. Schultz, Seyffarth, Struve, Dr. Thilenius, Vollerthun und Weißermel. Erledigt sind zur Zeit die Mandate des 1. Marienwerder und des 3. Trierschen Wahlkreises. 8

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 31. Oktober bis inkl. 6. November cr. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 257 Eheschließungen, 858 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene und 547 Sterbefälle.

Nach der dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Nach⸗ weisung über die Anzahl der für das Jahr vom 1. April 1880/81 a. zur Klassensteuer, b. zur klassifizirten Ein⸗ kommensteuer veranlagten Personen und über den Be⸗ trag der für dasselbe Jahr veranlagten Steuer betrug die Seelenzahl nach der Klassensteuerrolle 26 368 096; der klassifi⸗ zirten Einkommensteuer unterliegen 634 249 Personen (2,40 %); be⸗ freit von Klassensteuer sind wegen Jahreseinkommens unter 420 6 552 777 Personen, wegen Alters unter 16 Jahren in Stufe I. 4516, 291 509 Militärpersonen ꝛc. und 480 849 Personen wegen beeinträchtigter Leistungsfähigkeit, zusammen 7 329 651 Personen (27,80 %). Es blieben also klassensteuerpflichtig 18 404 196 Personen (69,80 %). Von diesen sind veranlagt in :

2 704 132

1 044 406

345 121

284 123

18 173 618

24 136 645 ö111“ W111161““ E1EEö’1I66“

48 65 768

11 60 39 949 12 72 44 656 3 215 232

zusammen 5 065 834 44 156 127 Zur klassifizirten Einkommensteuer sind veranlagt auf Grund der Bestimmungen der klassifizirten Einkommensteuer zum Steuersatz der 12. Stufe der Klassensteuer 1759 Personen mit 126 648 Steuer und zur 1. Stufe der klassifizirten Einkommen⸗ steuer 732 Personen mit 65 880 ℳ, ferner in: Stufe zu Steue Personen

mit 8 112 396 6 266 436 3 106 089 3 409 476 3 125 124 3 279 480 2 458 590 2 879 676 2 749 824 3 156 864 2 396 490

4 499 550 3 057 696 2 490 012 2 059 488 1 796 418 2 264 760 1 677 240 1 55¹1 312 1177'872 11116 1è0 1 100 304 813 456

Die Zahl sämmtlicher zur klassifizirten Einkommensteuer ver anlagten ö beträgt 174 313 mit 33 506 676 Steuer Unter den Personen befinden sich 12 205 mit 1 227 618 Ein⸗ kommensteuer, welche im Vorjahre Klassensteuer gezahlt hatten

. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Gustav Freytag hat sein großes Werk „Die Ahnen“ vollendet und der sechste und letzte Band wird Anfang Dezember unter dem Titel „Aus einer kleinen Stadt“ (Leipzig, S. Hirzel) erscheinen.

Von der Geschichte der deutschen Literatur von Prof. Dr. Wilhelm Scherer (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung) ist soeben das 3. Heft ausgegeben worden. Dasselbe beginnt innerhalb des 6. Kapitels: „Die höfischen Epen“; Heinrich von Veldeke, Hart⸗ mann von Aue und Gottfried von Straßburg, Wolfram von Esch⸗ bach und ihre Dichtungen werden in besonderen Abschnitten eingehend kritisch behandelt; dann folgen die Epigonen: Rudolf von Ems, Kon⸗ rad von Würzburg ꝛc. Das nächste (7.) Kapitel ist überschrieben: „Sänger und Prediger“. Hier wird zunächst dem „bezaubernden Liebesdichter und ersten Gottessänger Walther von der Vogelweide“ ein sehr interessanter Abschnitt gewidmet, der folgende aber: „Minne⸗ sang und Meistergesang“ erweitert sich zu einem fesselnden kultur⸗ historischen Gemälde, welchem die klare, bündig kurze, bei aller schlich⸗ ten Einfachheit der Form den geistvollen Literaturkenner verrathende Darstellungsweise des Verfassers besonders zu Statten kommt. Innerhalb des Abschnitts „Lehrdichtung, Satyre, Novelle“ endet die Lieferung. Da das treffliche Werk in 8 Lieferungen (iu je 1 ℳ) abgeschlossen sein soll, so wären deren nur noch 5 zu erwarten.

Von der „Goldenen Bibel', illustrirt von den größten Meistern aller Kunstepochen, herausgegeben von Alfred von Wurz⸗ bach (Zweiter Theil:t Das Neue Testament), sind die Liefe⸗

Jesus erscheint der Maria Magdalena. Gemalt von Baroccio. Gestochen von R. Morghen. Federigo Baroccio, genannt Fiori d'Urbino, geboren zu Urbino 1528, gestorben ebenda den 30. September 1612. Schüler des G. B. Franco. Nachahmer Tizians, des Correggio und Rafaels. Von Morghen im Jahre 1816 gestochen und unter dem Titel: „Noli me tangere“ bekannt. Eine ganz ähnliche Komposition befindet sich in der alten Pinakothek in München und trägt die Bezeichnung: „Fed. Bar. Urb. MDXC“.

Die Ehebrecherin vor Christus. Gemalt von Titian. Gestochen von Pietro Anderloni. Tiziano Vecellio, geboren 1477 zu Pieve, einem Burgflecken in der Provinz Cadore, Schüler des Gen⸗ tile, dann des Giov. Bellini, gestorben zu Venedig den 27. August 1576. Arbeitete zu Venedig, kurze Zeit in Padua, Rom und Augs⸗ burg. Bezeichnet den Höhepunkt der italienischen Malerei. Pietro Anderloni. Berühmter Kupferstecher, geboren zu St. Eupemia bei Brescia, den 12. Oktober 1784. Schüler seines Bruders Faustino und des G. Longhi; seit 1831 Professor der Kupferstecherkunst an der Akademie zu Mailand an Longhi's Stelle. Gestorben auf seinem Landsitze Cabiate bei Mailand, den 13. Oktober 1849. Dieses be⸗ rühmte Blatt bildet ein Seitenstück zu dem Stiche nach Poussin „Moses vertheidigt die Töchter Jethros am Brunnen“, im Jahre 1821 gestochen nach dem Originale der Galerie Pino in Mailand. Das Abendmahl. Gemalt von Lionardo da Vinci. Ge⸗ stochen von R. Morghen. Lionardo da Vinci, geboren 1452 auf dem Schlosse zu Vinci im Arnothal unweit Florenz. Schüler des Andr. del Verrochio, arbeitete zu Florenz, Mailand, Rom und Frankreich; starb auf dem Schlosse Clot bei Amboise am 2. Mai 1519. Be⸗ rühmter Stich nach dem Wandgemälde Lionardos im Refektorium der Dominikaner in Mailand.

Magdalena salbt die Füße des Herrn. Gemalt von Paul Veronese. Gestochen von Girolamo Scotto. Paolo Caliari, genannt Veronese, geboren zu Verona 1528, gestorben zu Venedig, den 19. April 1588. Schüler des Antonio Badile zu Verona. Bildete sich an den Werken der großen venetianischen Meister aus; arbeitete zu Verona und vornehmlich zu Venedig. Girolamo Seetto, Kupferstecher, geboren 1780, einer der ausgezeichnetesten Schüler Longhi's. Nach dem berühmten Gemälde Veronese's gestochen, wel⸗ ches für das Refektorium der Mönche des heiligen Nazarius und Celsus zu Verona gemalt wurde und sich gegenwärtig in der Turiner Galerie befindet,

Die Wiedergabe der berühmten Stiche, welche diese Lieferungen enthalten, in Photographiedruck ist vorzüglich gelungen. Die Ver⸗ lagshandlung empfiehlt mit Recht dieses Werk zum Weihnachts⸗ geschenk, wozu es sich nicht nur seines Inhalts, sondern auch seiner würdigen Ausstattung weg. vorzüglich eignet. Der Preis jeder Lieferung stellt sich auf 1,50 ℳ, der eines Testaments in reichem Prachtband auf 50

„— Von den Meisterwerken der Holzschneidekunst (Leipzig, J. J. Weber) liegt der zweite Band (Lieferungen 13 bis 24) abgeschlossen vor. Das Werk will bekanntlich das Beste, was die Bildergalerien und Museen aus dem Gebiete der Architektur, Skulp⸗ tur und Malerei enthalten, in möglichst guten Holzschnitten dem häus⸗ lichen Familienkreise zugänglich machen. Die Auswahl der mitge⸗ theilten Gegenstände beweist eine verständige Leitung des Unter⸗ nehmens, welches sich von Einseitigkeit fernhält und allen Geschmacks⸗ richtungen möglichst gerecht zu werden sucht. In der Malerei ist die biblische und die klassische Zeit (z. B. durch die sixtinische Ma⸗ donna, die Anbetung der heiligen drei Könige von Rubens) vertreten, wie die Landschaft nach Motiven aus den verschiedensten Gegenden (die Quellen des Rheins, von Th. Mintrop; Burgruine Arco im Sarcagebiet, von R. Petereit, die Mazoneschlucht in Mähren, von Franz Zwirner; Fahrt über die Terrasse Fookjawen in Lappland von Payer) und auch das Genre. Aus dem Gebiete der Skulptur finden wir sowohl die Memnonssäulen, wie das Nationaldenkmal auf dem Niederwald, die Prometheusgruppe von Ed. Müller in der hiesigen National⸗ galerie, Hähnels Pegasusgruppen vom Wiener Opernhause u. v. a., von architektonischen Kunstwerken den Wiener Stephans dom, das Schloß in Schwerin u. a. Die Holzschnitte sind zum größten Theil als Meisterwerke zu bezeichnen, auch im Druck sehr gut wieder⸗ gegeben; zu bedauern ist nur, daß viele gerade der besten Bilder wegen ihrer Größe geknifft werden müssen. Der zu jedem Bilde ge⸗ gebene erklärende Text ist eine sehr schätzenswerthe Zugabe zu den Illustrationen. Die Ausstattung des Werkes ist in jeder Beziehung vorzüglich, und der Preis für eine Lieferung von 8 Bildseiten mit erläuterndem Text nur auf 1 gestellt. Der dritte Band der Meisterwerke der Holzschneidekunst wird vom Januar k. J. ab in gleichen monatlichen Lieferungen ausgegeben werden.

Soeben erschien in Carl Heymanns Verlag, Berlin W., der Termin⸗Kalender für die deutschen Rechtsanwälte auf das Jahr 1881, unter der Mitwirkung des Vereins Deutscher Anwälte herausgegeben, wodurch er einen ganz besonderen Werth ge⸗ winnt. Er enthält außer zahlreichen, für den praktischen Gebrauch bestimmten Beilagen ein vollständiges Verzeichniß sämmtlicher Rechtsanwälte, Notare und Gerichtsvollzieher des Deutschen Reiches nebst den Vorsitzenden der Gerichtsbehörden. Im gleichen Verlage ist für dieses Jahr ebenfalls erschienen: der Termin⸗Kalender für die Juristen auf das Jahr 1881, welcher außer dem obengenannten Verzeichniß der Rechtsanwälte, Notare und Gerichtsvollzieher, die vollständigen Personalien der Gerichtsbehörden bringt, und Beilagen speziell für den Gebrauch der Juristen enthält. Beide Kalender zeichnea sich durch gute Ausstattung und soliden Einband aus. Der Preis beträgt für jede Ausgabe 3 ℳ, das Kalendarium mit Schreib⸗ papier durchschossen je 3 50 ₰.

Seit dem 5. d. M. erscheint im Verlage von Steuk, Jaenke u. Co. (Berlin, Dresdenerstraße 75) unter den Namen „Die Fackel“ eine Zeitschrift für das gesammte Feuerlöschwesen, herausgegeben und redigirt von Georg Isaac. Die „Fackel“ will ihren Lesern Neuerungen auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens bringen, aber auch alte Schäden, wo sie sich auffinden mögen, beleuchten. Die „Fackel“ will auch ihren Lesern resp. den einzelnen Feuerwehrcorps ihre Spal⸗ ten in Form von Vereinsnachrichten in ausgedehnterem Maße, wie dies bei anderen Fachzeitungen der Fall ist, öffnen, und stellt stets „Brief⸗ kasten“ und „Sprechhalle“ den Abonnenten zur Verfügung. Das Blatt erscheint vierzehntäglich zum Preise von 1 pro Quartal.

Deutsches Familienblatt. Vierteljährlich 1,60 In Heften zu 30 oder 50. ₰. Verlag von J. H. Schorer in Berlin W. Die Nr. 45 enthält u. A. neben der Fortsetzung der spannenden Novelle „Gerichtet“ den Anfang des Wichertschen Romans „Aus verstreuter Saat“ sowie eine Beschreibung des Cölner Dom⸗ baufestes. Von den Bildern dieser Nummer sei die meisterhafte, hochpoetische Strützelsche Zeichnung „Der Spätherbst“ erwähnt: ein treffliches eigenartiges Stimmungsbild von gediegenster Durch⸗ bildung, das sich weit über das Niveau dessen erhebt, was illustrirte Journale gewöhnlich zu geben pflegen. 8

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Dem landwirthschaftlichen Vereinen ist im Frühjahr d. J. von Seiten eines in Hamburg gebildeten provisorischen Comités ein Cirkular, betr. eine im Jahre 1882 daselbst abzuhaltende inter⸗ nationale landwirthschaftliche Ausstellung, mit der Bitte zugegangen, sich über das Interesse an einem solchen Projekt aussprechen zu wollen. Der Vorstand der „Deutschen Viehzucht⸗ und Herdbuch⸗Gesellschaft“ ersucht uns, die Vereine daran zu erinnern, möglichst bald an Dr. Richard Seelemann in Hambutg, Rathhaus⸗ markt 6, ihr Votum abgeben zu wollen.

Gewerbe und Handel.

ihrer 50⸗Francsnoten entdeckt worden sind. Die Fälschung sei an

wohnbar geworden ist.

Die Bank in St. Gallen zeigt an, daß Nachahmungen

1“

—— Eine’ Depesche aus Bukarest meldet, daß die Rumä⸗ nische Nationalbank am 27. November ihre Bureaus eröffnen und ihre Thätigkeit beginnen wird.

Wien, 11. November. (W. T. B.) Der Generalrath der österreichisch⸗ungarischen Bank hat beschlossen, bis zum E de dieses Jahres die Gesammtdotation der österreichischen Filia⸗ len der Bank um 5 Millionen zu erhöhen und 4 ½pro⸗ zentige Pfandbriefe der österreichischen Bodenkreditanstalt zur Belehnung zuzulassen. In der konstituirenden Versammlung der österreichischen Länderbank konstatirte der Vor⸗ sitzende Bontoux, daß die statutenmäßige Einzahlung geleistet worden sei. In den Verwaltungsrath wurden gewählt Graf Wod⸗ zieki, Bontoux, Baron Goedel, Ritter v. Skene, Baron Ringhofer, der Direktor der Südbahn Hahn, der Fabrikbesitzer Sarg, Baron Gudenau, der Abg. Deniere, Marquis Chateaurenard, Marquis Beauvoir und Vicomte Harcourt. Der Vorsitzende machte die Mit⸗ theilung, daß die Soeiété de l'union générale in Paris die Gründungsspesen im Betrage von 300 000 Fl. übernommen habe und daß die Subskription auf die Aktien in Paris einen glänzenden Er⸗ folg erzielt habe. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

(W. T. B.) De Nachmitta

, 11. Novemker. ist heute

„Espera“ getroffen.

Berlin, 12. November 1880.

Der Oberlin⸗Zweigverein Berlin hielt am Donnerstag Abend unter Vorsitz des Prediger Baumann im Saale Tauben⸗ straße 17 seine Generalversammlung ab, die mit Gebet eröffnet wurde. Dem Geschäftsbericht pro 1879/80 ist zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl des Vereins sich von 1200 auf rund 1500, die Zahl der Wohlthäter von 1500 auf 2000 gehoben hat. Ihre Majestät die Kaiserin hat auch in Hesem Jahre dem Verein die gewohnte Liebesgabe zugewendet. Außerdem sind dem Verein Legate in Höhe von 150 und 1000 ℳ, letzteres von Frl. Abegg, zu⸗ geflossen. An Beiträgen und Geschenken gingen ein 8396 ℳ, durch die Sammelbücher 1638 ℳ, gegen 1818 im Vorjahre. Die Gesammteinnahmen betrugen 11 139 ℳ, die Gesammtausgaben 9437 ℳ, darunter 842 für Oberlinschule I. in der Petri⸗ gemeinde und 1902 für Oberlinschule II. in der Markusgemeinde. Es verblieb ein Bestand von 1703 ℳ; das Vermögen des Vereins hat sich von 5200 auf 8800 gehoben. Die beiden Schulen, deren erste durch ihre Einnahmen die Ausgaben nahezu gedeckt hat, während die 2. auf 535 Einnahme hinweisen kann, wurden durchschnittlich von je 100 Kindern besucht. Seit Oktober existirt in der Templiner⸗ straße eine 3. Schule, welche bereits von mehr als 80 Kindern besucht ist. Die in der Petri⸗ und in der Markusgemeinde thätigen Ge⸗ meindeschwestern haben überaus segensreich gewirkt. Die Versamm⸗ lung beschloß sodann, das Statut dahin abzuändern, daß die Zahl der Vorstandsmitglieder auf 15 erhöht werden kann, und diejenigen Beschlüsse als gültig anzunehmen, die mit mindestens 5 Stimmen ge⸗ faßt sind. Bisher mußte auch der Vorstand mit absoluter Majorität seine Beschlüsse fassen. ..“

1“ Die Erdstöße, welche am 9. d. Morgens in Wien bemerkbar

wurden, waren die letzten schwachen Undulationen eines Erdbebens,

das von der westlichen Seite der Balkanhalbinsel herauf bis an die

Donauufer sich erstreckte und in Kroatien, namentlich in Agram,

mit wahrer Vehemenz auftrat, so daß man dort das Centrum dieser

Naturerscheinung suchen muß. Die „Agramer Zeitung“ meldet

darüber: Ein furchtbares Naturereigniß hat am 9. d. unsere fried⸗

liche Stadt in die größte Aufregung und panischen Schrecken ver⸗

setzt. Ein Erdbeben von einer Intensität, wie sie in binnenlän⸗

dischen Gegenden noch selten dagewesen, erschütterte Morgens 7 Uhr

34 Minuten 15 Sekunden die ganze Stadt bis in ihre Grundfesten.

Im Anfange war die Bewegung wirbelförmig drehend, und diesen Schwan⸗

kungen folgten starke Stöße in der Richtung von Nordnordost gegen

Südsüdwest. Die Dauer des Erdbebens betrug 10 Sekunden. Schon

nach dem ersten Stoße hüllte sich die ganze Stadt in eine Staub⸗

wolke; Schornsteine, Feuermauern, Gesimse u. s. w. stürzten ein,

schlugen Dächer durch und bedeckten die Gassen mit Schutt. Das

dumpfe Dröhnen und Rollen im Innern der Erde wurde von dem

Krachen und Prasseln des stürzenden Mauerwerkes, von dem Angst⸗

und Hülfegeschrei der in Todesangst schwebenden Bewohner üb⸗rtönt.

Man kann sagen, daß kein etwas höheres Gebäude unbeschädigt

blieb, während bei vielen die Mauern derartige Risse bekamen, daß

sie wegen drohender Gefahr des Einsturzes sofort verlassen werden mußten. Etwa 5 Minuten nach dem ersten Erdbeben folgte ein zweites und um 8 Uhr 27 Minuten 55 Sekun⸗ den ein drittes, beide jedoch von kurzer Dauer und geringer Heftigkeit. Nicht wenige von den Begüterten verließen die Stadt, um in die niederen Weingarten⸗ häuser zu flüchten. Die Stadt bietet in allen Gassen Bilder der Zerstörung. Der Schaden ist vorläufig noch gar nicht zu berechnen. In der Oberstadt stürzte von der Markuskirche der oberste Theil der westlichen Giebelwand ein, zertrümmerte das Gerüst bei den Por⸗ talen und verletzte 4 auf demselben beschäftigte Arbeiter schwer. Die ganze Westfront der Kirche ist durch einen beiderseits vom Dache bis an den Boden gehenden Riß von der Kirche getrennt. An der Katharinenkirche ist der größte Theil des Stirngiebels eingestürzt; die hohe Mauer des Satteldaches neben dem adeligen Konvikte ver⸗ schüttete die ganze Jesuitengasse. Die Universität, das General⸗Kom⸗ mandogebäude, das Haus der Finanzdirektion, zahlreiche andere Häuser, der Thurm der Schule an der Vrazpromenade u. s. w. haben bedenk⸗ liche Risse. Eine Kommission des Magistrats ist bereits in Thätigkeit, den Bauzustand aller Häuser zu untersuchen und die un⸗ bewohnbar gewordenen zu sperren. An der Domkirche stürzte in der zweiten Etage unter der Uhr die mittlere Säule des Doppelfensters und ein Theil der Fensterbögen herab, im Sanctuarium fiel ein Theil des Netzgewölbes ein und beschädigte den Hochaltar. An der erzbischöflichen Residenz schlugen die stürzenden Rauchfänge und Bo⸗ denfenster das Dach und die Decke der Glashäuser durch. In der Laageagasse stürzte vom Neubaue der ersten kroatischen Sparkasse die nördliche Feuermauer auf das Dach des Kukovieschen Hauses und zer⸗ trümmerte es. Am Zrinjiplatze wurde das Palais Vraniczany arg mitgenommen. In der Cigarrenfabrik brach die äußere Vortreppe und der mittlere Giebel zusammen, das Gebäude erhielt Sprünge. Der Verwalter und mehrere Arbeiterinnen wurden verletzt. Das Ge⸗ bäude der Aktiendruckerei erlitt bedeutenden Schaden. In Neudorf wurde das Gebäude der Kadettenschule so beschädigt, daß es unbe⸗ Der Thurm der Franziskanerkirche ist an allen vier Seiten von oben bis unten gesprungen und droht mit

dem Einsturze. Es ist selbstverständlich unmöglich, alle Schäden aufzuzählen. Die Zahl der eingestürzten Feuermauern mag sich wohl auf 500, die Zahl der herabgeworfenen Schorn⸗ steine wohl über 1000 belaufen. In den Schulen wurde der Unterricht, in den Kirchen der Gottesdienst eingestellt. Während des Erdbebens wurden durch die einstürzenden Mauern und Schornsteine, soweit bisher bekannt, 6 Personen schwer und 20 leicht verwundet. Aus Agram vom 10. d., Mittags, telegraphirt man der „N. fr. Pr.“: Im Laufe der heutigen Nacht wurden noch fünf leichte Erd⸗ stöße verspürt. Ein großer Theil der Bevölkerung befand sich trotz des Regenwetters die Nacht hindurch in den Straßen und öffentlichen Lokalen. Die Wenigsten getrauten sich, in ihren Wohnungen zu übernachten. Die Aufregung war bis zum Morgen außerordent⸗ lich stark. (Vgl. u. Oesterreich⸗Ungarn.)

der Blässe und Verschwommenheit des Druckes und der Qualität

rungen II. und III. erschienen:

des Papiers erkennbar.