obgleich er nicht verkenne, daß damit Oberschlesien eine Bevorzugung genieße, die auch anderen nothleidenden Kreisen, z. B. im Westerwald und in Westpreußen zukommen sollte. Die vorgeschlagenen Mittel zur Hebung des Schul⸗ wesens in Oberschlesien werde er gern bewilligen, da damit einem Uebelstande abgeholfen werden könne, der besonders in den letzten S klar zu Tage getreten sei. Auch mit der projektirten Regulirung der Oder und Olsa und dem Bau von Lokalbahnen könne er sich einverstanden erklären. Be⸗ denklich erscheine ihm aber die direkte Unterstützung der noth⸗ leidenden Einwohner, da ihr Hang zum Leichtsinn einen Miß⸗ brauch der gewährten Mittel befürchten lasse. Er glaube nicht, daß die Summe von 10 Millionen Mark, die zu Drainagezwecken gefordert werde, bei dem Mißtrauen der oberschlesischen Bevölkerung gegen alle von der Regierung ausgehenden Neuerungen, ganz zur Verwendung gelangen werde, und beantrage, diese Summe zu verringern. Im Weiteren brachte der Redner noch einige Bedenken von ge⸗ ringerer Bedeutung gegen die Vorlage zur Sprache. Der Staats⸗Minister Dr. Lucius legte die besonderen Verhältnisse Oberschlesiens klar, welche als die Ursachen der wiederkehrenden Nothstände anzusehen seien, und wies nach, daß der Schwerpunkt der Versuche zur Abhülfe in die land⸗ wirthschaftliche Melioration zu legen sei. Die leichte Theil⸗ barkeit des Grundbesitzes habe in Oberschlesien nachtheilig gewirkt, doch könne man eine allgemeine Beschränkung der Theilbarkeit nicht empfehlen, da die einmal bestehende Par⸗ zellirung mit der Erwerbsthätigkeit der Bevölkerung eng ver⸗ knüpft sei. Die Regierung habe reiche Mittel zu Entwässe⸗ rungs⸗ und Drainagezwecken gefordert, um Vollmacht zu ha⸗ ben, nach Maßgabe des Bedürfnisses ausreichend einzugreifen; damit sei nicht gesagt, daß alle bewilligten Mittel auch vollständig aufgebraucht werden müßten. Es sei dringend noth⸗ wendig, daß der Verwaltung möglichst freie Hand gelassen werde, nach ihrem Ermessen helfend einzugreifen. Die bean⸗ tragte Summe von 1 Million Mark, welche der Provinzial⸗ hülfskasse zinsenfrei auf 20 Jahre überlassen werden solle, habe den Zweck, den Realkredit möglichst zu heben, von dem Versuche einer Besserung des Personalkredits habe man bei den großen Schwierigkeiten, die einem derartigen Unternehmen entgegenständen, Abstand nehmen müssen. Auch die Einfüh⸗ rung verschiedener Hausindustrien empfehle sich und werde beabsichtigt. Er hoffe, daß es der Regierung mit der Unter⸗ stützung aller oberschlesischen Bevölkerungskreise auf dem vorgeschlagenen Wege gelingen werde, die Nothstände allmäh⸗ lich zu beseitigen. Der Abg. Dr. Holtze erklärte zunächst, daß die beabsichtigte Staatshülfe nicht eine Bevorzugung Oberschlesiens, sondern eine dringende Nothwendigkeit sei, er wünsche nicht, daß man der Regierung die geforderten Mittel schmälere, sondern ihr möglichst freie Hand lasse. Die oberschlesische Bevölkerung sei die loyalste, die es gebe, und habe keineswegs, wie behauptet sei, Mißtrauen gegen Maßregeln, die von der Regierung ausgingen. Ein Hauptübel sei die statistisch nachgewiesene Uebervölkerung der Nothstandsdistrikte. Von einem Versuche, neue Haus⸗ Industrien einzuführen, verspreche er sich nach seiner Kenntniß der oberschlesischen Verhältnisse keinen Erfolg, derartige Ver⸗ suche seien in Oberschlesien schon oft gescheitert. Mehr Aus⸗ sicht habe wahrscheinlich die beabsichtigte Einführung der Flachs⸗ kultur. Mit den beabsichtigten Bahnbauten und Fluß⸗ regulirungen könne er sich einverstanden erklären. Er bitte, die Vorlagen an eine besondere Kommission zu überweisen und sie möglichst wohlwollend zu behandeln. Der Abg. Sombart beleuchtete die Einflüsse der preußischen Agrar⸗ esetzgebung von 1811 auf die oberschlesischen Verhältnisse und am zu dem Resultat, daß in Oberschlesien mehr wie anders wo diese Gesetzgebung den Bauernstand in ein Tagelöhnerproletariat verwandelt habe. Als Ab⸗ hülfe schlug der Redner die Schaffung einer neuen Gemeindeordnung vor, welche die Sonderung zwischen Guts⸗ bezirk und Dorfgemeinde beseitige. Die Einführung der Erb⸗ pacht mit einer geringen Rente, die alle zwanzig Jahre viel⸗ leicht nach den Roggenpreisen regulirt werden müßte, glaubte der Redner ebenfalls empfehlen zu können. Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Graf Clairon d'Haussonville das Wort.
— Die Frage, unter welchen Bedingungen eine zuver⸗ lässige Schweißung des Eisens stattfinde, ist gegen⸗ wärtig von großer Bedeutung für die Entwickelung des Eisen⸗ hüttenwesens in Folge der stetig steigenden Produktion von Flußeisen, einer Eisenart, deren Schweißung aus unbekannten Gründen bisher nicht hat gelingen wollen.
Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes hat sich die Lösung dieser Frage zur Aufgabe gestellt. Er hat eine Kommission von sachverständigen Technikern ernannt, welche unter dem Vorsitze des Geheimen Bergraths Dr. Wed⸗ ding die Frage eingehend geprüft haben und zu der Ueber⸗ zeugung gelangt sind, daß nur praktische Versuche zu einer Lösung führen können.
Die Kommission hatte sich deshalb an mehrere Hütten⸗ werke gewendet und ist in Folge dessen von dem Hörder Bergwerks⸗ und Hüttenverein in Westfalen, der Gutehoff⸗ nungshütte in Rheinland und dem Borsigwerk in Schlesien mit einer großen Zahl geeigneter Proben verschiedener Eisen⸗ sorten versehen worden.
Von diesen Proben ist nunmehr eine ausgewählte Reihe von 115 Stück nach genauen Vorschriften und unter ganz gleichen Bedingungen in Moabit auf dem A. Borsigschen Eisenwerk geschweißt worden. Sowohl die Lieferung der Proben, als die Ausführung der Schweißarbeit ist in An⸗ erkennung der großen Bedeutung dieser Untersuchungen von den Betheiligten unentgeltlich geschehen.
Es handelt sich nunmehr darum, die Haltbarkeit der Schweißungen im Verhältniß zur Festigkeit des Eisens zu prüfen und die sich ergebenden Resultate mit der chemischen und physikalischen Beschaffenheit der einzelnen Eisenarten zu vergleichen. Zu diesem Zwecke sind Festigkeitsproben und chemische Analysen erforderlich.
In Anerkennung der Bedeutung dieser Untersuchungen für die deutsche Industrie haben die Minister der öffentlichen Arbeiten und der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ geegenbetten genehmigt, daß dieselben von den hiesigen Königlichen mechanisch⸗technischen und chemisch⸗technischen Ver⸗ suchsanstalten unentgeltlich ausgeführt werden.
— Eine qualifizirte Urkun denfälschung, d. h. eine Urkundenfälschung, welche in der Absicht be angen wird, sich oder einem Anderen einen Vermögenzvortheil zu ver⸗ schaffen, liegt, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 21. Oktober d. J., nur dann vor, wenn
die auf den rechtswidrigen Vermögensvortheil gerichtete Absicht bereits bei der fälschlichen Anfertigung bestanden hat.
— Nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, I. Strass., vom 21. Oktober d J., ist die Fälschung einer Urkunde, welche zwar für den Zweck, zu welchem der Thäter die Fälschung vorgenommen, nicht beweisdienlich ist, aber wohl im Falle ihrer Echtheit irgend ein anderes Rechts⸗ verhältniß zu beweisen dienlich gewesen wäre, als Urkunden⸗ fälschung zu bestrafen.
—. Se. Durchlaucht der Fürst Carl von Lichnowsky, General⸗Major à la suite der Armee, ist hier eingetroffen.
— Der General⸗Lieutenant von Kameke, Inspecteur der 2. Fuß⸗Artillerie Inspektion, ist auf einige Tage mit Urlaub von Mainz hier eingetroffen.
— Das „Mar.⸗Ver.⸗Bl.“ enthält folgende Nachrichten über Schiffsbewegungen: (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort.) S. M. S. „Ariadne“ 6/9. Callao. — Letzte Nachricht von dort 7/10. (Poststation Panama.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 10/10. Tientsin. — Letzte Nachricht von dort 15/10. (Poststation: Aden.) S. M. S. „Freya“ 17/9. Chefoo. — Letzte Nachricht von dort 16/10. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. Av. „Habicht“ 4/11. Madeira 4/11. — 11/11. Porto Grande 17/11. — nach Capstadt. (Poststation: Melbourne.) S. M. S. „Hertha“ 28/11. Ma⸗ deira 30/11. — nach Capstadt. (Poststation: bis 22/12. Cap⸗ stadt — letzte Post 22/12. Nachmittags 12 ½ Uhr via Dart⸗ mouth —, vom 23/12. cr. bis 14/1. 81. Melbourne — letzte Post 14/1. 81 Nachmittags 2 ½ Uhr via Brindisi.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 6/8. Apia. — Letzte Nachricht von dort 148. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. Knbt. „Iltis“ 20/10. Hongkong. — Letzte Nachricht von dort 20/11. (Poststation: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 10/11. Kon⸗ stantinopel. — Letzte Nachricht von dort 5/12. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Medusa“ Kiel 2/12. — 4/12. Danzig. S. M. Av. „Möve“ 8/11. Madeira 10/11. — nach Capstadt. (Poststation: Melbourne.) S. M. Knbt. „Nauti⸗ lus“ 26/9. Melbourne. — Letzte Nachricht von dort 28/10. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. S. „Nymphe“ 23/10. Bahia 30/10. — nach Para. (Poststation: vom 16/12. bis 22/12. La Guayra — letzte Post via Liver⸗ pool —, vom 23/12. cr. bis incl. 4/1. 81. Puerto Cabello — letzte Post via St. Nazaire.) S. M. S. „Victoria“ 22/10. Melinje 6/12. — 6/12. Gravosa 7/12. — 9/12. Malta. (Poststation: Gibraltar.) S. M. S. „Vineta“ 10/9. Chefoo. — Letzte Nachricht von dort 2/10. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wols“ 22/8. Chefoo. — Letzte Nachricht von dort 30/9. (Poststation: Hongkong.)
WVineee19 Geschütze, Kommdt. Korv.⸗Kpt. Zirzow, ist am 28. Oktober d. J. von Chefoo nach Yokohama und
S. M. Kanonenboot „Wolf“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv.⸗Kpt. Becks, am 29. Oktober d. J. von Chefoo nach Tientsin in See gegangen.
S. M. S. „Freya“, 8 Geschütze,
S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geschütze, Kommdt. Kpt.⸗Lt. von Schuckmann J., find am 1. November d. CI Shanghai und
S. M. Kanonenboot „Iltis“, 4 Geschütze, Kommdt. Kpt.⸗Lt. Clausa, am 2. November d. J. in Canton ein⸗ getroffen.
Kiel, 15. Dezember. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich empfing heute die Spitzen der Civilbehörden und die Vertreter der Universität.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Volkswirthschaftsaus⸗ schusses gab der Handels⸗Minister Aufklärungen über die zollpolitischen Verhandlungenmit Deutschland. Es wurde beschlossen, die Mittheilungen des Ministers geheim zu halten. — Der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Graf Hatzfeldt, ist heute nach Frankfurt a. M. abgereist.
Schweiz. (Bund.) Aus dem Bundesrath. Sitzung vom 13. Dezember. Der schweizerische Gesandte in Rom hat unterm 10. d. M. mit dem italienischen Minister⸗Präsidenten eine Er⸗ klärung ausgewechselt, durch welche die temporäre Handels⸗ übereinkunftmit Italien vom 28. Januar 1879, welche im Dezember 1879 bis Ende 1880 verlängert worden ist, neuerdings, und zwar bis Ende 1881, prolongirt wird. — Da der Ausliefe⸗ rungsvertrag mit Großbritannien vom 31. März 1874 in Folge Kündigung von Seiten der Schweiz mit dem 22. d. M. abläuft, so hat Bundesrath Anderwert im Auftrage des Bun⸗ desrathes mit dem großbritannischen Geschäftsträger die Ver⸗ längerung desselben bis zum Inkrafttreten des neuen Vertrags vom 26. November 1880 vereinbart.
Niederlande. (Cöln. Ztg.) In der Ersten Kammer wird das neue Strafgesetzbuch erst Anfangs nächsten Jahres zu allgemeiner Berathung kommen. — Aus Batavia kommen schlechte Nachrichten. Auf Menado ist die chinesische Ansiedelung vollständig abgebrannt; man berechnet den Schaden auf zwei Millionen, und eine noch größere Feuers⸗ brunst hat die drei Kampongs Kromar, Sudana und Soeupur zerstört; der Schaden dieses Brandes ist noch nicht zu schätzen. Der kleinste dieser Kampongs enthielt an 250 schöne Häuser.
Großbritannien und Irland. London, 15 Dezember. (W. T. B.) Der Premier Gladstone dinirte heute mit seiner Gemahlin bei der Königin in Windsor.
— 16. Dezember. (W. T. B.) Das 1. Bataillon der schottischen Füsilier⸗Garde und das 2. Bataillon der Schützen⸗Brigade sind nach Irland beordert worden. Alle Beurlaubten der in Irland stationirten Truppentheile sind zurückberufen und Gesuche um neue Urlaubsbewilligungen abgelehnt worden.
Die „Times“ bespricht die jüngst von der Pforte be⸗ absichtigte Note, betreffend die griechische Grenzfrage, und hebt dabei hervor, daß die Großmächte unzweifelhaft den Wunsch der Pforte, daß Griechenland seine Rüstungen einstelle, theilten. Dies könne aber nur geschehen, wenn die Pforte Konzessionen mache, wie solche Griechenland wieder⸗ holt mit der Zustimmung Europas verlangt habe. Die von der Pforte im Oktober gemachten Vorschläge hätten weder Griechenland noch die europäischen Mächte befriedigen dürfen. Allein Griechenland könnte die Unterhandlungen mit der Pforte wieder aufnehmen, anstatt das Schwert zu ziehen, wenn es der wirksamen Unterstützung Europas sicher wäre.
Die Initiative in der griechischen Frage stehe indeß nicht Eng⸗ land, sondern noch immer Frankreich zu. England sei entschlossen, einem Kollektivbeschlusse Europas beizutreten, aber nicht allein vorzugehen. Halte es demnach Frankreich für angemessen, seine auf der Berliner Konferenz gemachten Vorschläge wieder aufzunehmen, oder neue, für Griechenland annehmbare und mit den Entscheidungen der Konferenz nicht unvereinbare Be⸗ dingungen vorzuschlagen, so würde England gemeinschaftlich mit den übrigen Mächten die Annahme dieser Vorschläge von Seiten der Pforte durchsetzen. Im anderen Falle bleibe nur noch der Krieg zwischen Griechenland und der Türkei übrig, an den indeß gegenwärtig noch nicht zu denken sei.
Cork, 15. Dezember. (W. T. B.) Das Schwur⸗ gericht hat Healy und Walsh, welche als Mitglieder der Landliga wegen Einschüchterung des Pächters Manning angeklagt waren, freigesprochen. Healy ist der jüngst zum Parlamentsmitgliede gewählte Privatsekretär Parnells.
„Italien. Rom, 15. Dezember. (W. T. B.) In der jüngst erlassenen päpstlichen Encyklika an die Prälaten der katholischen Welt werden die heftigen Unbilden beklagt,
denen die drei Gesellschaften: die Gesellschaft zur Verbreitung
des Glaubens in Lyon, die Gesellschaft von der Kindheit Jesu und die Gesellschaft für orientalische Schulen, ausgesetzt seien, welche mächtige Stützen der römischen Propaganda fidei un bestimmt wären, die barbarischen Völker zu unterrichte
Sodann beklagt der Papst die Schwierigkeit, welche bei der
Ersetzung verstorbener und bejahrter Missionäre in Folge der Heranziehung der Seminaristen zum Militärdienste eintret und fordert die Prälaten auf, Mittel zur Hülfe der Mission ausfindig zu machen. — Der neu ernannte päpstliche Nuntiu in Wien, Kardinal Vannutelli, begiebt sich am nächste Sonnabend auf seinen Posten.
Türkei. Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.)
Im Gegensatz zu anderweitigen Mittheilungen wird jetzt ge
meldet, daß die Pforte an ihre Vertreter im Aus — Circular erlassen habe, worin sie um die ausgiebige Unterstützung der Mächte
lande auf telegraphischem Wege ein
zur Lösung der griechischen Frage nachsucht.
Skutari, 14. Dezember. Dem W. Fremdenblatt“ meldet man: Prenk Bib Doda und Hodo Pascha wurden von den türkischen Truppen aufgegriffen und auf ein tür⸗ kisches Kriegsschiff gebracht, welches dieselben nach Konstan⸗ Man deutet dies dahin, daß die Pforte nun nachdem diese ihre Schuldigkeit
tinopel führt. mit der albanesischen Liga, gethan, völlig brechen wolle.
— Aus Ragusa, 15. Dezember, meldet „W. T. B.“
Bedri Bey hat die Angelegenheit, betreffend die Abtretung der beiden Dörfer Kaliman und Lescovatz der Delimi⸗ Hadgi Pascha ist zum Gouverneur von Skutari und Hamdi Pascha zum militä⸗
tationskommission unterbreitet.
rischen Kommandanten ernannten worden. Derwisch Pascha ist abgereist. Die Bergbewohner von Hottigrunda wollen
ihre Munitionen nur abgeben, wenn sie die Zusicherung er⸗ halten, daß ihr Gebiet nicht an Montenegro abgetreten wird.
— Zur Verhinderung von Versuchen der Albanesen, das von den Montenegrinern okkupirte Gebiet zu beunruhigen, sind, dem Vernehmen nach, türkischerseits 17 Bataillone die neue Grenze entlang aufgestellt worden.
Rumänien. Bukarest, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Senat sowie die Deputirtenkammer sprachen mit Ein⸗ stimmigkeit ihren Abscheu über den mörderischen Angriff auf den Minister⸗Präsidenten aus und wählten Kom⸗ missionen, welche Bratiano anläßlich seiner Rettung beglück⸗ wünschen sollen. Dem Minister ist von den Aerzten empfoh⸗ len worden, noch einige Tage das Zimmer zu hüten.
— Das Befinden des Minister⸗Präsidenten Bratiano ist befriedigend. Derselbe empfing heute viele hochgestellte Persönlichkeiten, auch gingen zahlreiche Glückwunschtelegramme ein. Am Nachmittage begaben sich mehrere tausend Bürger in einem feierlichen Aufzuge mit Musik und Fahnen vor die Wohnung Bratiano's um denselben zu beglückwünschen. Als sich Bratiano mit verbundenem Kopfe am Fenster zeigte, um zu danken, wurde er von der versammelten Menge freudig begrüßt. Es bestätigt sich, daß der Angriff auf den Minister⸗ Präsidenten die Folge einer Versc=hwörung war. Mehrere ver⸗ dächtige Personen sind verhaftet worden.
(Pol. C.)
Montenegro. Cettinje, 14. Dezemher. Gestern ist eine aus 11 Mitgliedern bestehende Notablen⸗ Deputation aus Dulcigno und Umgebung nach Cettinje abgegangen, um dem Fürsten Nikolaus von Monte⸗ negro zu huldigen. Vier Mitglieder des albanesischen Liga⸗ Comités in Skutari sind in Dulcigno eingetroffen, um die dortige Einwohnerschaft zur Emigration zu veranlassen. Da ihre Bemühungen fruchtlos blieben, verließen sie wieder Dul⸗ cigno. Die montenegrinische Regierung, auf die Erhaltung freundschaftlicher Beziehungen zur Pforte Werth legend, ver⸗ hält sich diesen Agitationen gegenüber passiv.
Bulgarien. Sofia. Der „Pol. Corr.“ ist ein den Stand der bulgarischen Kirchenfrage kennzeichnen⸗ des Aktenstück mitgetheilt worden, nämlich ein vom 1. No⸗ vember d. J. datirtes Schreiben des bulgarischen Exarchen Josef an den früheren Minister⸗Präsidenten und Kultus⸗ Minister Zankow, worin der Exarch in scharfer Sprache sich gegen den von Zankow unternommenen Versuch, die weltliche und kirchliche Macht in einer Hand zu vereinigen, ausläßt und erklärt, daß die heil. Synode niemals einem darauf be⸗ züglichen Gesegeuwure zustimmen könnte. Die Verfassung des Fürstenthums bestimme ausdrücklich, daß die h. Synode die oberste kirchliche Gewalt aller orthodoxen Bulgaren ist. Der Minister möge die Ermahnungen der Kirche berücksich⸗ tigen und die Einberufung eines bischöflichen Konsistoriums verfügen, damit diese Angelegenheit in friedlicher Weise ge⸗ regelt werden könnte.
Serbien. Belgrad, 13. Dezember. Der „Pol. C.“ wird von hier geschrieben: „Die Zahl der Mandate, welche die sogenannte „liberale Partei“ bei den vorgestrigen Skup⸗ schtinawahlen erzielte, beträgt im Ganzen sieben. alle Erwartungen des Kabinets Mijatovic⸗Garaschanin über⸗ treffende Wahlresultat bedeutet die vollständige Ratifikation des durch den Fürsten Milan vollzogenen Ministerwechsels durch die Bevölkerung des Landes und zugleich die Gutheißung des von dem neuen Kabinet bereits entwickelten Programms, welches bekanntlich den Ausbau der serbischen Verfassung und die Ausstattung des Landes mit allen den moder⸗ nen Rechtsstaat charakterisirenden Einrichtungen als die nächste und dringendste Aufgabe für Serbien aufstellte. Es dürften, da man die vom Fürsten zu ernennenden
Mitglieder der Skupschtina jedenfalls der Regierungspartei
digen Manifestationen Veranlassung gegeben.
Dieses
beizuzählen berechtigt ist, in der Skupschtina 136 Anhänger der Regierung 18 Radikalen und 7 „Liberalen“ gegenüber⸗ stehen. Da die Radikalen in vielen Punkten mit der Regie⸗ rung zusammengehen dürften, wird somit die Opposition eine verschwindend kleine sein. Nicht blos in Belgard allein, son⸗ dern auch in anderen serbischen Städten hat das Bekannt⸗ werden dieses höchst überraschenden Wahlergebnisses zu freu⸗ In Belgrad durchzogen in der Nacht vom Sonntag auf den Montag Musikkapellen die Straßen, und viele Bürger improvisirten eine Illumination. Die Skupschtina dürfte ihre nächste Ses⸗ ion in Belgrad halten; als Tag ihres Zusammentrittes be⸗ zeichnet man den 24. Dezember (5. Januar).“
Nr. 60 des Amtsblatts des Reichs⸗Postamts hat
folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 7. Dezember 1880. Umwand⸗ lungsverhältniß im Postauftragsverkehr mit dem Auslande. — Vom Dampfschiffahrten auf der Linie
4. Dezember. Schluß de Hamburg⸗Drontheim. 8
Statistische Nachrichten.
Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu⸗ girenden auf der Königlichen Georg⸗Augusts⸗Univer⸗ sität zu Göttingen im Winter⸗Semester 1880/1. Im vorigen Semester sind immatrikulirt gewesen (985 + 17 100 Davon sind abgegangen 361, es sind demnach geblieben 641, hierzu sind in diesem Semester gekommen 318. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 959. Die evangelisch⸗ theologische Fakultät zählt: Preußen 113, Nichtpreußen 38, zusammen 151; die juristische Fakultät zählt: Preußen 138, Nichtpreußen 49, zusammen 187; die medizinische Fakultät zählt: Preußen 113, Nichtpreußen 36, zusammen 149; die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 313, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 48, Preußen 361, e. Nichtpreußen 111, zusammen 472, im Ganzen 959. Einzelne Vorlesungen besuchen außerdem noch 2. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 961.
— Die Aufwendungen für Straßen und Wege in Elsaß⸗ Lothringen betrugen nach der „Gemeinde⸗Zeitung für Elsaß⸗ “ während der Zeit vom 1. Januar 1878 bis 31. März 1879:
1) Für die Staatsstraßen wurden verwendet, an gewöhn⸗ lichen Unterhaltungekosten in Ober⸗Elsaß 237 766 ℳ, in Unter⸗ Elsaß 209 829 ℳ, in Lothringen 440 418 ℳ, zusammen in Elsaß⸗ Lothringen 888 014 ℳ Für Neubauten und Hauptreparaturen wur⸗ den verausgabt im Bezirke Ober⸗Elsaß 15 637 ℳ, Unter⸗Elsaß 49 125 ℳ, Lothringen 94 289 ℳ, zusammen 159 052 ℳ
2) Für die Bezirksstraßen betrugen die Kosten der gewöhn⸗ lichen Unterhaltung im Bezirke: Ober⸗Elsaß 152 380 ℳ, Unter⸗ Elsaß 262 647 ℳ, zusammen 415 028 ℳ Die Mittel für Unterhal⸗ tung der Bezirksstraßen werden, wie die „Gemeinde Zeitung“ ausführt, den Steuerzuschlägen entnommen, welche die Bezirke für die allge⸗ meinen ordentlichen Bezirksausgaben bis zu 25 % des Hauptbetrages an Grund⸗ und Personalmobiliarsteuer, 1 % von den vier direkten Steuern gesetzlich zu erheben befugt sind. Die Aufwendungen für die Bezirksstraßen haben hiernach einen Antheil dieses Steuer⸗ ertrages im Bezirke Ober⸗Elsaß mit 45,66 %, Unter⸗Elsaß mit 60,26 % in Anspruch genommen. Für Neulauten und Haupt⸗ reparaturen wurden im Bezirke Ober⸗Elsaß 71 912 ℳ, Unter.Eisaß 23 049 ℳ, zusammen 94 961 ℳ aufgewendet.
3) Für Vizinalstraßen und Vizinalwege: A. für Vizinalstraßen (Kreisstraßen) wurden an Unterhaltungskosten verausgabt: in Ober⸗Elsaß 473 600 ℳ, in Unter⸗Elsaß 626 517 ℳ, in Lothringen 1 480 121 ℳ, zusammen in Elsaß ⸗Lothringen 2 580 239 ℳ Für Neubauten und Hauptreparaturen wur⸗ den für Vizinalstraßen aufgewendet im Be irke: Ober⸗ Elsaß 205 532 ℳ, Unter⸗Elsaß 113 750 ℳ, Lothringen 444 765 ℳ, zusammen 764 048 ℳ Die Gesammtausgaben für Vizinalstraßenzwecke betrugen daher im Bezirke: Ober⸗Elsaß 679 133 ℳ, Unter⸗Elsaß 740 2657 ℳ, Lothringen 1 924 886 ℳ, zusammen 3 344 287 ℳ Außer diesen Beträgen wurden noch Naturalfrohnden auf die Straßen verwendet im Bezirke: Ober⸗Elsaß zum Werthanschlage von 91 701 ℳ, Unter⸗Elsaß (inecl. 15 663 ℳ im Extraordinarium) 445 744 ℳ; desgleichen im Bezirke Lothringen solche im Gesammt⸗ anschlage zu 388 943 ℳ, welche letzteren in der Summe der Geldaufwen⸗ dungen selbst bereits inbegriffen sind; die Gesammtaufwendungen im ganzen Lande entziffern sich daber auf die Summe von 3 881 733 ℳ, welche dem Ertrage eines Zuschlages von 44,54 ₰ pro Mark der vier direkten Steuern entsprechen.
Zur Aufbringung der für den Vizinalwegebau erforderlichen Mittel sind nach dem Gesetze zunächst die Gemeinden, beziehungs⸗ weise bei den Vizinalstraßen die für deren Anlage und Unterhaltung eingerichneten Verbänden von solchen, verpflichtet, sei es, daß diesel⸗ den je nach dem Interesse einzelner Gemeinden an gewissen Straßen⸗ zügen abgegrenzt sind, wie im Bezirke Ober⸗Elsaß, oder daß die Bei⸗ tragspflicht allen Gemeinden eines Baukreises gleichmäßig obliegt, wie dies in den Bezirken Unter⸗Elsaß und Lothringen der Fall ist. Die Gesammtsumme der Einnahmen für Vizinalstraßen (Gemeinde⸗ Frohnden in Geld und natura. gewerbliche und Privatbeiträge, Be⸗ zirkszuschüsse) betrugen in: Ober⸗Elsaß 760 927 ℳ, Unter⸗Elaß 1 110 753 ℳ, Lothringen 1 781 754 ℳ
8) Für gewöhnliche Vizinalwege (chemins vicinaux erdinaires) wurden zum Bau und zur Unterhaltung verausgabt in: Ober⸗Elsaß 385 400 ℳ, Unter⸗Elsaß 593 848 ℳ, Lothringen 722 874 ℳ, zusammen in Elsaß⸗Lothringen 1 702 124 ℳ (Diese setzten sich zusammen aus: 524 254 ℳ Gemeindebeiträge in Geld inel. Steuerzuschläge, 273 851 ℳ Frohnden in Geld, 789 185 ℳ Frohnden in Natur, 4368 ℳ gewerbliche, Privatbeiträge u. s. w., 110 463 ℳ Bezirkszuschüsse).
Die Gesammtausgaben füär Wegebauzwecke in Elsaß⸗Lothrin⸗ gen haben während der Zeit vom 1. Januar 1878 bis 31. März 1879 nach Obigem betragen: für Staatsstraßen (Ordinarium und Extraordinarium) 1 047 067 ℳ; für Bezirksstraßen 581 825 ℳ, für Vizinalstraßen (Ordinarium und Extraordinarium einschl. Frohn⸗ den) 3 881 733 ℳ; für gewöhnliche Vizinalwege 1 702 124 ℳ; zu⸗ sammen 7 212 756 ℳ Es entfallen biernach auf die Phece easn 14,52 %, auf die Bezirksstraßen 8,07 %, auf die Vizinalstraßen 53,82 %, auf die gewöhnlichen Vizinalwege 23,50 % der aufgewende⸗ ten Gesammtsumme Die durchschnittliche Gesammtaufwendung be⸗ rechnet sich daher in runder Summe auf einen Kilometer: bei Staatsstraßen mit 895 ℳ, bei Bezirksstraßen mit 831 ℳ, bei Vi⸗ zinalstraßen mit 676 ℳ, bei gewöhnlichen Vizinalwegen 404 ℳ, für Straßen und Wege jeder Art zusammen auf 610 ℳ
— (Allg Corr.) Den Statistiken des„ Bureau Veritas“ zufolge gingen im Monat Oktober cr. 134 Segelschiffe zu Grunde; dar⸗ unter 39 englische, 19 deutsche, 18 norwegische, 17 französische, 12 nieder⸗ ländische, 9 russische, 5 dänische, 5 schwedische, 3 spanische, 3 italie⸗ nische, 2 österreichische, 1 brasslianisches, 1 portugiesisches. Hierunter befinden sich 6 Fahrzeuge, die vermißt werden. An Dampfern gingen 11 verloren und zwar 6 englische, 2 deutsche, 2 französische und ein schwedischer.
Washington, 15. Dezember. (W. T. B.) Nach dem von dem Direktor der Münze erstatteten Bericht ist von den Gold⸗ und Silberbergwerken der Vereinigten Staaten in den letzten 7 Jahren für 280 Mill. Dollars Gold und für 271 Mill. Dollars Silber produzirt worden. 95 Prozent des Goldes und 61. Prozent des Silbers sind der Münze behufs Ausprägung überwiesen worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Hinnerk Brodersen“ ist eine Erzählung in Versen von Robert Geißler, welche der Verfasser dem Herzog Georg II. von Sachsen⸗Meiningen gewidmet hat. Die poetische Novellette spielt auf jenen kleinen von Friesen bewohnten Eilanden, deren spär⸗ liche Bewohner täglich um die kleine Scholle, auf der sie wohnen, mit den Meereswellen im ungleichen Kampfe ringen. Der Dichter zeichnet uns in dem Helden der Erzählung, dem Strandvogt Hinnerk Brodersen, eine jener kräftig⸗ernsten Gestalten, wie sie nur die Halli⸗ gen tragen, und läßt ihn im Kampfe mit einem vom Dichter erfun⸗ denen tragischen Geschick mit seinem ganzen Hause untergehn. Neben diesem finden sich einige andere Halligenbewohner, denen ein freundlicheres Schicksal beschjeden ist und deren Beisammensein in idvllischer Abgeschlossenheit besonders in den ersten Gesängen poetisch ausgestaltet ist. Das ganze Dichtwerk durchzieht eine ernste und ge⸗ müthvolle Stimmung, die in der vorausgeschickten Ballade „Gar⸗ hörde“ eine ergreifende Einleitung findet. Jedenfalls ist „Hinnerk Brodersen“ eine sehr bemerkenswerthe dichterische Leistung, die sich hoffentlich viele Freunde erwerben wird. Dieselbe ist im Verlage der Hinstorffschen Hofbuchhandlung in Wismar er⸗ schienen.
— Von den Deutschen illustrirten Volksbüchern von Berth. Auerbach (A. Bielefelds Hofbuchhandlung in Karlsruhe) liegt die 3. Lieferung vor, die mit ansprechenden Bildern von Mevyer⸗ heim und Thumann geschmückt ist. Sie bringt zwei Erzählungen in der beliebten Weise des Verfassers der Schwarzwälder Dorf geschichten: „Der Straßen⸗Mathes“ und „Die Frau des Ge⸗ schworenen“, sowie zwei kleine ethische Aufsätze: „Der Erfolg ent⸗ scheidet“ und „Was ist Humanität?“ Die Ausgabe erscheint in⸗ 30 Lieferungen, aber um das Werk nicht auf dem Weihnachtstisch feblen zu lassen, hat die Verlags handlung eine Ausgabe in 3 bro⸗ schirten Bünden zu 9 ℳ (fein gebunden 12 ℳ) und in 10 kar⸗ tonnirten, einzeln zu kaufenden Bändchen zu 1 ℳ veranstaltet.
— Nach längerer Pause ist von den plattdeutschen Erzählungen Spledder un Spöhn (Splitter und Spähne), von Derboeck, im Verlage von Otto Drewitz hierselbst, der zweite Theil erschienen, der sich „Ut de Bläuthentid, snaksch und irnste Vertellung“ be⸗ titelt. Der Leser begegnet hier wieder den alten Bekannten vom ersten Bande „Ut de Hansbunkentid“ her, dem Schulmeister Peper⸗ kurn, dem Lieutenannt Grollmann u. A., deren mit harmlosem Reuterschem Humor und mit plattdeutscher Naivetät und Gemüth⸗ lichkeit geschilderten weiteren Erlebnisse er mit Ergötzen ver⸗ folgen wird.
— Repertorischer Assekuranz⸗Almanach von Dr. A. F. Elsner. Berlin 1881. — Spoeben ist der XIV. Band des Elsnerschen Assekuranz⸗Almanachs, in Stärke von 33 Druckbogen er⸗ schienen, für dessen Inhalt das altangewendete System beibehalten worden ist. Das Werk zerfällt in sieben Hauptabtheilungen, näm⸗ lich: Historische Aphorismen, Allgemeine Praktika, Spezielle Praktika, Brandursachen, Medizinisches, Gesetzgebung (soweit dieselbe auf das Versicherungswesen Bezug hat, resp. in Europa und Amerika seit dem Abschluß des Band XIII. dieses Almanachs erweitert oder ab⸗ geändert worden ist), endlich Staatsversicheru g in Frankreich und England, die bei dem gegenwärtigen Bestreben, die Assekuranz zu verstaatlichen, von besonderem Interesse ist. — Die Ausstattung ist, wie früher, sehr elegant, wie denn das Werk selbst derart eingeführt ist, daß es einer weiteren Empfehlung nicht bedarf.
— Die J. J. Heckenhauersche Buch⸗ und Antiqua⸗ riatshandlung in Tübingen hat für das jetzt herannahende dies jährige Weihnachtssest wiederum einen Weihnachtskatalog — bereits den 20. Jahrgang — ausgegeben. Derselbe gliedert sich in folgende 11 Abtheilungen: Allgemeines, Damenliteratur, Gallerie und Bilderwerke, illustrirte Prachtwerke, erbauliche Literatur, Jugend⸗ und VBolksschriften. ABC⸗ und Bilderbücher, englische Literatur, französische Literatur, italienische Literatur, Musikalien und Werke über Musik und enthält eine reichhaltige Auswahl von gediegenen Schriften, die theils zur Unterhaltung theils zur Belehrung dienen und dem Bedürfniß jeden Alters und Geschlechts, des Kindesalters ebensowohl wie dem der gereifteren Jugend, dem Bedürfniß gebildeter Männer und Frauen, der Freunde der Literatur und der Kunst, wie der ernsten Wissenschaft in gleicher Weise entsprechen. Wir finden hier die ausgezeichnetsten Werke der alten griechischen und zömischen Literatur, Homer, Aeschylos, Sophokles, Euripides, Horaz, Virgil, Ovid — in deutscher Uebersetzang, wie die des deutschen Mittelalters — Gottfried von Straßburg, Hartmann v. d. Aue, Walther v. d. Vogelweide u. s. w. — und der neueren deutschen Literatur — Goethe, Schiller, Wieland, Herder, Lessing, Bürger, Freiligrath, Geibel, Heine, Hebel, Hoelty, Klopstock, Körner, Mat⸗ thisson, Fr. Rückert, Reuter, Uhland u. s. w., ebenso wie die Werke der französischen, englischen, italienischen Literatur — Chatcaubriand, Corneille, Victor Hugo, Molière, Alfr. Musset, Racine, Voltaire u. s. w.; Alfieri, Dante, Torq. Tasso, Petrarca, Byron, Long⸗ fellow, Shakespeare, Tennyson u. s. w., ferner die Schriften der namhaftesten Romanschriftsteller — Hauff, Zschokke, Freytag, Walter Scott, Bulwer, Bret Harte u. s. w., außerdem verschiedene gediegene Literaturgeschichten, die Geschichtswerke berühmter Historiker, wie Droysen, Max Duncker, Mommsen, W. Müller, Niebuhr, Ranke, v. Sybel, v. Treitzschke u. s. w., geographische Werke, naturwissen⸗ schaftliche Schriften, wie z. B. Brehms Thierleben, die philosophischen Werke von Kant, Schelling, Schleiermacher, Hartmann. Aus der Abtheilung für „Gallerie und Bildwerke“ heben wir die „Dresdener Gallerie“, die „Goethe⸗Gallerie“, die „Reuter⸗Gallerie“ und die „Schiller⸗Gallerie“ besonders hervor. Schließlich sei auch noch auf die Abtheilung „Illustrirte Prachtwerke“ besonders aufmerksam gemacht.
Rom, 10. Dezember. Heute fand im deutschen archäolo⸗ gischen Institut die Eröffnung der Wintervorlesungen statt. Professor Henzen las einen Nekrolog des Eade November hier verstorbenen Dr. A. Klügmann aus Lübeck, welcher eine Reihe von Jahren die Stelle des Bibliothekars des Instituts bekleidete. Dr. Dressel sprach über eine kleine dreifache archaische, bei den Neu⸗ bauten zwischen dem Quirinal und Viminal aufgefundene sehr wich⸗ tige Vase mit einer rhythmischen Inschrift aus der ältesten Zeit Roms. Professor Helbig gab eine Darstellung der Ausrüstung der Krießer in dem homerischen Zeitalter. Der Inauguralsitzung wohn⸗ ten bei: der deutsche Botschafter Hr. von Keudell mit sämmtlichen Diplomaten der Botschaft, die italienischen Archäologen G. B. und M. de Rossi, Castellani, Bernabei, der Senator Mamiani, die De⸗ putirten Basacco und Chigi, der Rektor der römischen Universität Professor Occioni u. A. Während des Winters finden diese archäo⸗ logischen öffentlichen Vort äge jeden Freitag Nachmittag um 3 Uhr in italienischer Sprache statt.
Land⸗ und Forstwirthsch aft.
Washington, 16. Dezember. (W. T. B.) Nach dem Be⸗ richte des landwirthschaftlichen Departements über den Stand der Baumwollernte am 1. Dezember ist das Erträgniß geringer, als in dem Berichte über den Stand der Baumwollernte am 1. No⸗ vember angegeben worden war, und zwar in Folge der kalten Witte⸗ rung und der Regengüsse im Thale des Mississippi. Im Vergleich zu den entsprechenden Berichten vom vorigen Jahre ist das dies⸗ jährige Erträgniß in Alabama um 12 %, in Mississippi um 17 %. in Louisiana um 15 %, in Arkansas um 7 % und in Tennessee um 15 % geringer, in Nordkarolina 14 %, in Südkarolina um 9 %, in Seorgia Yum 5 %, in Florida um 7 % und in Texas um 30 %
esser.
Gewerbe und Hanbdel.
Ueber die württembergische Landes⸗Gewerbeaus⸗ stellung im Jahre 1881 theilt das „Gew. Bl.“ aus W. Fol⸗ gendes mit:
Die Vorbereitungen zur württembergischen Landes⸗Gewerbeaus⸗ stellung sind soweit vorgeschritten, daß die Eröffnung im Beginne
des Monats Mai des kommenden Jahres ein Hinderniß nicht mehr im Wege stehen dürfte.
Die Basis dieses Unternehmens — die im November vorigen Jahres zur Ausführung beschlossene städtische Gewerbehalle — ein hoher Bau aus Stein, Eisen und Glas mit Galerien im Janern und einem verfügbaren Raume von 5000 qm ist nahezu vollendet. Diese Gewerbehalle erweist sich sowohl in ihrer allgemeinen Anord⸗ nung als auch bezüglich ihrer Lichtverhältnisse als wohlgelungen. Die mit ihr parallel laufende Maschinenhalle ist unter Dach, dies gilt auch von den diese beiden Bauten verbindenden, einen offenen Hof umschließenden Shedbauten. In einigen Monaten werden die noch weiter in Aussicht genommenen Hallen für Wagen, land⸗ wirthschaftliche Maschinen u. dergl. ebenfalls erstellt sein. Es leidet keinen Zweifel, daß alle billigen Raumansprüche der Aussteller, deren Zahl sich auf circa 1500 beläuft, in dem anfäng⸗ lich in Aussicht genommenen, durch örtliche Verhältnisse bedingten Rahmen zweckentsprechend befriediat werden können. Hat auch die Unterbringung der mannigfaltigen Erzeugnisse der Industrie in die⸗ sem begrenzten Rahmen einige Schwierigkeit, so bietet sie anderer⸗ seits wieder den Vortheil, daß die Ausstellungskommission darauf bingewiesen ist, jede Gruppe in dem ihrer Bedeutung im Lande ent⸗ sprechenden Maße zur Geltung zu bringen.
Bei der allgemeinen Theilnahme, welche die Ausstellung, wenige Ausnahmen abgerechnet, in den industriellen Kreisen gefunden hat, wird dieselbe ein früher nie erschienenes Bild der Industrie des Landes abgeben. Die verschiedenen Kommissionen zur Durchführung des Unternehmens sind in voller Thätigkeit. Bei der Gruppenbildung wurde der Hauptsache nach die in der Gewerbestatistik angenommene Eintheilung zu Grunde gelegt.
Besonders hervorragend werden vertreten sein: die Erzeugnisse der Gärtnerei in einer schon im Monat April abzuhaltenden Blumen⸗ ausstellung, sowie in weiteren Spezialausstellungen von Pflanzen und Früchten, welche zu geeigneten Zeitpunkten stattfinden sollen.
Die Herren Aussteller von Chemikalien, Farben, Nahrungs⸗ I. Tabak ꝛc. legen eine ganz außerordentliche Opferwilligkeit zu Tage.
Der Maschinenbau und die Werkzeuge werden vollständig vertreten sein, mit Ausnahme der Herren Gebrüder Decker in Cannstatt, welche auf früheren Weltausstellungen sich ausgezeichnet haben.
Der Wagenbau, die Metallverarbeitung in ihrer großen Mannig⸗ faltigkeit, besonders aber die Fabrikation der Möbel und musikalischen Instrumente, die Textilindustrie, welche die größte Arbeiterzahl be⸗ schäftigt und der Buchhandel werden sich in ihrer ganzen Leistungs⸗ fähigkeit zu zeigen bestrebt sein.
Die Hauptaufgabe, welche der Kommission für die Landesgewerbe⸗ ausstellung zur Zeit obliegt, ist die Herstellung des Installations⸗ planes mit allen seinen Details; sie begegnet bier der Schwierigkeit, daß so mancher Aussteller über seine eigenen Absichten nur langsam zu einem Entschlusse kommt und bei manchen Ausstellern die Ein⸗ fügung in den Rahmen einer Kollektivausstellung noch mannigfachen Zuspruchs bedarf. Doch auch diese Schwierigkeiten werden bald überwunden werden. Es wird dann nur noch der Wunsch beson⸗ 1 zu beachten sein, daß alle Aussteller zur rechten Zeit fertig werden.
Daß neben der württembergischen Landesgewerbeausstellung in den Monaten August und September nächsten Jahres in den Räumen der Königlichen Baugewerkeschule eine außerordentliche Ausstellung von Seiten der letteren, sowie eine große Ausstellung von Arbeiten aus den gewerblichen und weiblichen Fortbildungsschulen, den Frauen⸗ arbeitsschulen und anderen Lehranstalten des Landes werde abgehalten werden, ist schon erwähnt worden.
— Hr. Gustav Fükert, Inhaber der K. K. priv. Gewehrfabrik zu Weipert (Böhmen), hat ein Gewehr erfunden, das, wie der Erfinder versichert, nicht nur allein durch einfachere, praktischere Konstruktion ein schnelleres Laden und Schießen ermögliche, sondern hauptsächlich Sicherheit gegen unzeitiges Entladen gewähre, weil sich das nie gespaante Gewehr selbst durch die größte Erschütterung, z. B. durch Fallen, damit Stoßen, Zuschlagen ꝛc. nicht von selbst entladen könne. b
— Die Darmstädter Bank vertheilte früher regelmäßig 4 % Abschlagsdividende, die in zwei Quoten von je 2 % ausgezahlt wurde; in Berücksichtigung der Bestimmungen des Handelsgesetzbuches hat die letzte Generalversammlung zugestimmt, daß in der Folge stets am 2. Januar für das vorangegangene Geschäftsjahr eine von Fall zu Fall festzusetzende Abschlagsdividende ausgezahlt, der Rest des Jahreserträgnisses aber im Mai vertheilt wird. Die Abschlagsdivi⸗ dende für das Jahr 1880 ist auf 10 ℳ pro Aktie festgesetzt worden, was circa 2 ¼ % aue macht.
— Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 3. d. M. datirten Wochenbericht über die Geschäftslage fol⸗ gendermaßen: Für das laufende Kalenderjahr wird die Handels⸗ Bilanz der Union minder günstig ausfallen als die vorjährige, dafür ist einerseits der übermäßige Import, andererseits die wilde Spekulation in Brodstoffen, Provisionen, in jüngster Zeit auch in Baumwolle verantwortlich, welche Preise genannter Artikel, nament⸗ lich von Getreide so hoch trieb, daß der Export fast gänzlich ia Stockung gerieth. Im Oktoher c. bis incl. welchen Monats die of⸗ fiziellen Zahlen vorliegen, hat zwar der Produktenexport den Import um 31 657 000 Doll, überstiegen (gegen 18 728 000 Doll. im Okto⸗ ber 1879), aber für die ersten 10 Monate d. J. beträgt der Ueber⸗ schuß nur 105 458 000 Doll. gegen 157 232 000 Doll. in der Parallelperiode v. J. Gegen den dieszjährigen Ueberschuß des Produkten⸗Exports validirt ein Ueberschuß des Kontan⸗ ten⸗ Imports von 44 050 000 Doll., welcher, abgesehen von den im November eingetroffenen Goldsendungen bis zum Schlusse des Jahres noch bedeutend gestiegen sein wird. Immerhin haben wir, selbst wenn in diesem Monat der Produktenexport sich nur anf seiner bisherigen Höhe hält, keine Unterbilanz zu befürchten. Ent⸗ schieden besser wied sich das Refultat für das am 30. Juni 1881 endende Fiskaljahr gestalten, in dessen zweiter Hälfte unsere Produk⸗ tenvorräthe zur Verschiffung kommen müssen. So befriedigend die Gesammtlage unseres Handels. Angesichts des reichen Erntesegens und des europäischen Bedarfs unseres Ueberflusses hätte sein können, ist dieselbe allerdings nicht, aber auch keineswegs entmuthigend: denn die durch wilde Spekulationen herbeigeführten Zustände können nicht von Dauer sein. — Das Geschäft am Waaren⸗ und Produk⸗ ten⸗Markt nahm in der verflossenen Woche einen ruhigen Verlauf. In Folge der sehr schwachen Exportfrage, welche sich am Brodstoffmarkt für Weizen sowohl wie für Mais zeigte, waren Getreidefrachten flau und wurde für volle Ladung nur ein Schiff geschlossen; Petroleumfahrzeuge erfreuten sich dagegen mäßigen Begehrs. Disponible Baumwolle fand Seitens einh. Spinner Beachtung, war für Export jedoch vernachlässigt. Für Rio Kaffee und west⸗ und ostindische Sorten ist abermals ein sehr ge⸗ drückter Markt zu melden. Schmalz hatte für western steam wiederum lebhaftes Spekulationsgeschäft, während raffinirtes zum Export nur wenig Beachtung fand; Speck und Talg verkehrten in ruhiger Haltung. Der Hopfenmarkt war etwas ruhiger. Für raffinirtes Petroleum machte sich bessere Stimmung bemerklich, die dem Markte am Schluß eine steigende Tendenz verlieh. Terpentinöl sowie Harz behaupteten letzte Notirungen, und entwickelte sich für ersteres ziemlich starke Exportnachfrage. Das Geschäft in fremden Manufakturwaaren hat sich nicht wesentlich gebessert. Der Import fremder Webstoffe betrug für die heute beendete Woche 88 457 Doll. gegen 1 164 181 Doll. in der Parallelwoche des Vor⸗ jahres.
Glasgow, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der letzten Woche betrugen 9000, gegen 5600 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
Washington, 15. Dezember. (W. T. B.) In Folge der Weigerung des Schatzsekretärs Sherman, mehr als 102 ⅞ für die 6 proz. Bonds von 1880 zu zahlen, sind bisher keine weiteren Ankäufe gemacht worden. Im Ganzen sind für etwa 3 Millionen Dollars von diesen Bonds angekauft.