Verkehrs⸗Anstalten⸗
(Cöln. Ztg.) Der Mont⸗Cenis⸗Tunnel senkt sich auf der französischen Seite, so daß die Compagnie Paris⸗Lyon⸗Médi⸗
terranée einen neuen Eingang in denselben bohren lassen will, der,
etwa 1000 m von der jetzigen Oeffnun stand in den alten Tunnel münden soll. Man meldet, daß schon 900 m des neuen Weges angebohrt sind.
Triest, 15. Dezember. (W. T. . Der Lloyddampfer „Dreste“ ist heute Abend mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Southampton, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer
des Norddeutschen Lloyd „Oder“ ist hier eingetroffen.
beginnend, bei 600 m Ab⸗
Berlin, 16. Dezember 1880.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der heute beendigten Ziehung der 3. Klaß, 163. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 3000 ℳ auf Nr. 26 182. 2 Gewinne von 1800 ℳ auf Nr. 7889. 60 499. 2 Gewinne von 900 ℳ auf Nr. 599. 53 380. G 13 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 641. 1 656. 23 145. 31 901. 60 488. 68 459. 70 261. 76 797. 83 105. 83 431. 88 187.
16 850. 80 126.
Der Courierzug 4 der Ostbahn traf heute um 8 Uhr 20 Minuten anstatt um 6 Uhr 10 Minuten Vormittags hier ein. Grund der Verspätung: Reifenbruch der Zug⸗ maschine zwischen Eydtkuhnen und Stallupönen.
Morgen Freitag, den 17. Dezember, findet eine König⸗ liche Parforce⸗Jagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr zu Jagdschloß Grunewald.
8 Der am 13. d. M. verstorbene Professor Martin Gropius, 1824 geboren, hatte seine Ausbildung als einer der begabtesten Schüler Karl Böttichers, des Autors der „Tektonik der Hellenen“, auf der Berliner Bauakademie erhalten, sein künstlerisches Wissen aber durch wiederholte Reisen in Italien, Frankreich, England und Griechenland nach den verschiedensten Seiten hin erweitert, so daß er — obschon ein entschiedener Anhänger der durch Schinkel begrün⸗ deten Richtung der neueren Baukunst — doch in seinem ganzen Schaffen sich von aller Einseitigkeit frei zu halten und den auf eine reichere Entfaltung künstlerischer Mittel gerichteten modernsten Bestrebungen nicht blos zu folgen vermochte, son⸗ dern mehrfach sogar, durch eine außergewöhnliche Begabung nterstützt, auf dem Wege dieser Entwickelung leitend aufzutreten vermochte. Von dem Privatbau ausgehend, bereicherte er die Haupt⸗ stadt und deren nächste Umgebung in einer ansehnlichen Reihe ge⸗ ungener Schöpfungen, von denen nur das Mendelssohnsche Haus in der Französischen Straße, das Grunertsche in der Victoriastraße, das Eggerssche am Karlsbad, die Villa Haase am Lützower Ufer, die Villa Bleichroeder und die Villa Warschauer in Charlottenburg, so⸗ wie vor allem auch das einfach schöne Lessingsche Haus in der Doro⸗ theenstraße genannt sein möge, um eine Anzahl der trefflichsten neueren Bauten. In der Entwickelung C wie in der Disposition der Grundrisse bekundet sich in ihnen bei mannigfach wechselnder Erfin⸗ dung durchweg der feine und maßvolle künstlerische Sinn, den in gleicher Weise auch die lür öffentliche Zwecke bestimmten Gebäude der Handelsgesellschaft und des Kassenvereins, die umfassende Anlage des städtischen Krankenhaufes im Friedrichshain und verschiedene aus⸗ wärtige Bauten verwandter Bestimmung, der Umbau des prorisori⸗ schen Reichstagsgebäudes, die Gebäude der Universität und der Bank zu Kiel und schließlich der Neubau für das Berliner Kunstgewerbe⸗ Museum, das letzte, der Vollendung nahe Werk des Meisters, zahlreiche Konkurrenz⸗Entwürfe für größere monu⸗ mentale Bauten — u. a. für den Berliner Dom und für den Reichstag — offenbarend. Neben ihren rein architektonischen Ver⸗ diensten aber sind nicht wenige dieser Gebäude zugleich ein sprechen⸗ der Beweis des namentlich auf eine reiche und dabei vornehme far⸗ bige Wirkung ausgehenden dekorativen Geschmacks, darch den Gro⸗ pius zu einem bedeutenden Einfluß auf die neuere Entwickelung des Berliner Kunstgewerbes berufen und befähigt war. Wie er in dem Sitzungsaal des provisorischen Reichstagsgebäudes mit seiner an die besten Vorbilder der Renaissance erinnernden Kassetten⸗ decke ein Muster einer bei schlichter Vornehmheit doch reichen und energischen, harmonisch gestimmten Innendekoration hinstellte, so gab er in dem von ihm umgebauten Friedenthalschen Hause in der Lennéstraße zu Verlin ein erstes und erlesenes Beispiel der Verwen⸗ dung farbiger Majoliken für den äußeren Fagadenschmuck und eine noch reichere Entfaltung derartiger Effekte weist das neue Gebäude des Gewerbemuseums auf, dessen künstlerischer Durchbildung er sich mit derselben Hingabe widmete, mit der er als einer der Gründer dieses Jastituts und als Mitglied des Vorstandes desselben die Interessen des deutschen Kunstgewerbes zu fördern suchte.
Die gestern, Mittwoch, Abend in einem Fraktionszimmer des Reichs⸗ tagsgebäudes unter Vorsitz des Abg. Dr. Rentzsch stattgehabte Aus⸗ schußsitzung des Centralvereins für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt war zahlreich besucht. Professor Dr. Schlichting (Berlin) referirte über eine umfangreiche Arbeit des Direktor Bellingrath (Dresden), „die Reform der Main⸗ schiffahrt“, betreffend. Des Weiteren machte Prof. Dr. Schlichting Mittheilung von einer umfangreichen Arbeit des Donau⸗Schiffahrts⸗ vereins, wonach dieser Verein die Regulirung der Donau am soge⸗ nannten Eisernen Thor, das rechts von Serbien und links von Ru⸗ mänien begrenzt wird, beabsichtige. Ohne diese Regulirung könne von einem Schiffahrtsverkehr auf der Donau überhaupt keine Rede sein. Es werde beabsichtigt, auf der zu regulirenden Strecke 2 m Fahrtiefe zu schaffen. Die Versammlung beschloß ferner, ein Comité von 5 Personen mit dem Rechte der Koop⸗ tation zu wählen und dieses zu beauftragen, eine Denk⸗ schrift auszuarbeiten in Bezug auf die Regulirung der natür⸗ lichen und den Ausbau der künstlichen Wasserstraßen und zu erwägen: ob und zu welcher Zeit dahin zielende Eingaben an die Regierung, den Landtag bezw. Reichstag zu richten seien, eventuell diese Eingaben vorzubereiten. Ministerialdirektor a. D. Weißhaupt — hierauf über die Touage auf der Oder zwischen Stettin und
reslau. 84 8
v 1
u““ 8 . Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt⸗ leren Deutschland während des November 1880,
Die Witterung des diesjährigen November war auf dem ganzen Beobachtungsgebiete im Allgemeinen mild und die Anfänge zu rauherem und mehr winterlichem Wetter, wie sie beim Beginne des Monats und dann noch ein paar Mal im Verlauf desselben auf⸗ traten, waren nur von kurzem Bestande. Während im Durchschnitt die mittlere Temperatur des Novembers der des Oktobers 5 bis 7 Grade nachzustehen pflegt, war in den westlichen Provinzen der No⸗ vember in diesem Jahre kaum 4 Grad, in den östlichen nur 2 bis 3 Grade kälter, als der vorhergehende Monat, ja es gab Stationen, z. B. Breslau und Torgau, an denen das absolute Wärmeminimum im Oktober niedriger lag, als im November. Im äußersten Nord⸗ often war auch die Anzahl der Frosttage im November nicht bedeuten⸗ der, als im Oktober. Eine Vergleichung des diesjährigen mit dem vorjährigen November ergiebt, daß letzterer ersterem 2 bis
Oktober viel reicher, als der November, denn die Menge derselben erreichte im November meistentheils kaum die Hälfte des Quantums, welches im Oktober gefallen war, obgleich die Anzahl der Tage mit Niederschlägen in beiden Monaten nicht viel von einander abwich. Auch erreichte die Anzahl der trüben Tage im November nicht ganz dieselbe Höhe, wie im Oktober, heitere Tage aber gab es im No⸗ vember nicht viel, aber doch mehr, als im Oktober. Ganz überwie⸗ ge d kamen überall die Winde der äquatorialen Strömung, nament⸗ lich die Südwestwinde, zur Geltung; an vielen Stationen wehten die dem Polarstrome angehörenden Winde entweder garnicht oder nur ganz vorübergehend. Mehreremal traten unter starken barometri⸗ schen Schwankungen die Luftströmungen mit großer Heftigkeit auf. In den ersten Tagen des November schien die Witterung einen winterlichen Charakter annehmen zu wollen. An mehreren Stationen vollzog sich am ersten Monatstage der Umschlag von milderem zu rauherem Wetter. Am Morgen stand das Thermometer noch verhältnißmäßig hoch. Da stellten sich bei lebhafter Bewegung der Atmosphäre Re⸗ gen ein, meist abwechselnd mit Schnee und Graupeln, die Tempera⸗ tur nahm mehr und mehr ab und in der darauf folgenden Nacht sank in den östlichen Provinzen und auch an einigen weiter westlich gelegenen Stationen das Thermometer unter den Gefrierpunkt. Im äußersten Nordosten wiederholten sich Regen, Schnee und Graupeln oder Hagel auch in den folgenden Tagen, weiter westlich aber klärte sich das Wetter bereits am 2. November mehr und mehr auf. Bei steigendem Barometer gewann auf einige Zeit der Polarstrom die Oberhand, zugleich aber nahm die Wärme mehr und mehr ab. An den meisten Stationen war der 4. oder 5. November der kälteste Monastag und es fiel auch das obsolute Wärmeminimum vielfach auf einen dieser beiden Tage, den 6. November änderte sich das Wetter wieder. Der wieder eindringende West⸗ und Südwestwind führte zwar eine Trübung der Atmosphäre, Nebel und Sprühregen, zugleich aber auch eine Tem⸗ peraturerhöhung herbei, so daß der 6., 7. und 8. November im Durchschnitt 5 Grad wärmer waren, als die ersten Monatstage. Mit dem 9. November nahm die Witterung von Neuem einen etwas rauheren Charakter an, der an den Stationen östlich der Elbe auch den 10. und 11. November anhielt, so daß diese drei Tage 5 bis 6 Grade kälter waren, als die vorhergehenden; überall fielen hier auch jetzt Regen, Schnee und Graupeln, wenn auch nicht in großer Menge. In den Gegenden westlich der Elbe dauerte das rauhere Wetter nur den 9. November, schon der 10. November war wieder milder. Schnee fiel in dieser Zeit mit Ausnahme von Clausthal und der auf dem Brocken gegründeten Station in den westlichen Provinzen nicht. Den 12. November begann überall das Barometer zu sinken; die südlichen und westlichen Winde, die jetzt auf dem ganzen Beobachtungsgebiete ohne Unterbrechung wehten, steigerten sich zu wiederholten Malen zu heftigen Stürmen, die oft einen ganzen Tag und darüber anhielten. In dieser Zeit trat eine Wärmesteigerung ein, wie sie in der Mitte des September wohl nur selten vorkommt, vnd zwar vollzog sich diese Steigerung im Osten später, aber rascher als im Westen. Die folgende Ueber⸗ sicht enthält die Tagestemperaturen des 9. bis 14. November für einige Stationen aus verschiedenen Gegenden. Um den Unterschied, der bei größeren Er ebungen stattfindet, erkennen zu lassen, ist in dieser Uebersicht Eichberg am Fuße des Riesengebirges und die in unmittelbarer Nähe davon 1387 m höher gelegene Gipfelstation Schneekoppe mit aufgenommen. Temperaturen des 9. 9. 10. 0,5 — 0,1
bis 14. November. 12 13
82
—,.——.2öNöS O Snooœ”U”EGn;
9 &Æ DOboobdo ⸗ o!
Königsberg Bromberg ( Breslau — 0,2 Eichberg — 1,8 Schneekoppe — 12,1 7 Berlin ,8 Hannover 1,6 6, Münster 1,6 6 Cöln 7. 9, 13,0 In Berlin, wo nach 30 jährigem Durchschnitt die mittlere Temperatur des 14. November 3,1 Grad beträgt, hatte dieser Tag im jetzigen Jahre einen Wärmeüberschuß von 9,1 Grad. Am wärmsten war in den letztvergangenen 32 Jahren der 14. November 1875 und 1877, aber doch immer nur 9,8 Grad, also immer noch 2,4 Grad weniger, als im jetzigen Jahre. Das schnelle Steigen der Wärme nach der Mitte des November hin ergiebt sich auch aus folgender Uebersicht der Temperatur der 3 ersten Movatspentaden: 2.—6. November, 7.—11. November, 12.— 16. November. Die durchschnitt⸗ lichen in Klammern beigefügten Temperaturen gehen abwärts, während die diesjährigen dem entgegengesetzt aufsteigen.
Temperaturen der v, 2. und 3. Novemberpentade.
—
* „*
1 9 0 1 3
—
— —
OSSeoO=”SS
O O00.AIgd Uo Co Urde do OS OOUT do
—
— —
— —- —
—
— .
— — —
—
0,8 (4,5) Bromberg 0,4 (4,8) Breslau C0 5) ((e) 3) 2,0 (6,0) 1,1 (6,3) 0,7 (6,4)
2,6 (7,2) 6,4 (F 11,2 (4,8)
Das Barometer, welches in der Mitte des Monats überall niedrig stand und an den meisten Stationen den 16., an einigen westlichen erst 3 Tage später sein Minimum erreichte, fing bald darauf rasch zu steigen an — an mehreren Stationen vom Abend des 19. bis zum Morgen des 21. November um 30 mm —, der Polarstrom drang in die warme und feuchte äqvatoriale Strömung ein und den 21. oder 22. November beobachteten fast sämmtliche Stationen Schnee oder Glatteis; die Temperatur aber ging vom 14. bis 21. November um 11 bis 14 Grade wieder herab. Von Neuem hob sich die Wärme in der letzten Woche des Monats, wenn auch weniger bedeutend, als in der Mitte desselben, so daß der 27. November dem 14. nur etwa um 2 bis 3 Grade an Wärme nachstand. Niederschläge, und zwar nur in Form von Regen, fielen in den letzten Tagen des Monats nur wenig, dagegen wurden Nebel und Reif in den Morgenstunden vielfach beobachtet.
Mittlere Temperatur im November 1880 nebst den absoluten Extremen in Graden nach C. 1 Maximum: Minimum: Mittlere .. bb Tem⸗ . peratur:
1
— —
üô&. O bo do OcO O0 90g.
Tag: Stand Stand
—A
vdeede
— —
— — Heb’COme SSSSS
Königsberg
EI“ Lauenburg. 1c“ Bromberg. Breslau.. Eichberg... “ Schneekoppe “ “;
Breitenbach
“
vHutbus..
Hamburg..
Hannover..
Clausthal.
Uvden
Mäsrer..
Cöln
—
gO0SöSSD
—
. 0.—S90.— do do & 0 00 do
—
S0ꝗ Se bo 8oS⸗
—,—N 8 — —ð d’” —
do we do
—
— —
7p — —
90
—1
— OoꝗE SIU
— — SEFvO.S
—
d0SSeSOCoSgNS
Sgn SO00o Æ-SSdod Soo
82 1Q.—8 H.⸗
— —
—
öeSS⸗
— —
=SESUNSe —
82 — —
nnB—
— —
—
— —-,—- —- — — — SamabeqS
—
“
—
Trier Darmstadt.
2 —
SSIISIS
„Eistage, d. h. Tage, an denen das Wärmemaximum unter 0 Grad bleibt, hatten von obigen Stationen Claußen, Conitz, Emden und Münster je einen, Lauenburg und Schreiberhau je 2, Clausthal 3, Großbreitenbach 4, Kirche Wang 6, die Schneekoppe 18. Mittlerer Barometerstand im November 1880 nebst den Extremen, ausgedrückt in Millimetern. Seehöhe, Mittl. Baro⸗- Maximum Minimum in Metern. meterstand. Tag Stand. Tag Stand.
22,6 758,0 2“
29,4 11I“ 775,4 17
157 17 Breslau 147,4 8 18 Eichberg 348 8 8 11 16 Schneekoppe 1604 Görlitz 217 16 Torgau 102 3 16 Breitenbach 630,5 16 Berlin 609 8 16 Putbus — 16 Bane urg 8 16
annover 55,9 16
Emden 60 3 16 Münster 19 Cöln 57,9 19 Aachen 44,6 19 33ö 48,8 — 19 Hechingen 17,3
In der folgenden Uebersicht bedeuten die neben den mittleren Temperaturen in Klammern beigefügten Zahlen durchschnittliche Mittelwerthe, wie sie sich aus den Beobachtungen einer längeren Reihe von Jahren ergeben haben. Ebenso ist es bei der letzten die Niederschläge betreffenden Uebersicht.
8 Höhe der Niederschläge in Millimet er
im November 1880 Anzahl der Tage mit Niederschlägen u. s. w. Höhe der Groößte Höhe Tage mit Heit. Trübe Niederschläge Tag Höhe Niederschl. Tage Tage. 8,0 (35,9 19 20 2 16
73,3 (55,5) 14 24 13 . 13 14 13 67,0 (50,4) 14 21 13 34,2 1 14 14 43,2 1 18 17 935 2, 11 15 18 33,2 ( 18 13 9 83,7 22 s7- 14 80,0 14 14 16 44,1 72 14 18 13. 89,3 3 16 13 9 58,4 (118,9) 15 19 16 38,9 13 14 15 72,6 (8 14 14 84,2 13 20 W1 14 14 . 138,3 (124,1) 13 19 . 100,6 (95,1) 19 18 . 108,0 (58,4) 19 16 33,6 (50,3) 16 14 1 79,2 (86,9) 18 18 11“” 880,9) 19 11 Darmstadt 37,0 (57,5 15 18 Hechingen 9,0 (48,4 19 6 1z Die Anzahl der Schneetage war nicht groß; mehr als 5 hatten Königsberg koppe (10).
Königsberg Lauenburg Conitz
24,4 Bromberg
37,6 13,4
31,1
735,0 30,3 30,1
56,5 27,2
30,0
15,8
17 699,
8 Claußen. Königsberg SeI Lauenburg. Conitz. Bromberg Breslau. Eichberg. ee“ Schneekoppe 9“ Se“ Breitenbach Berlin Putbus Hamburg Hannover Clausthal Emden. Münster. . 8, 8ei,-I,
— — SSCSSEFSSS
—
—
—ꝙꝶ
I“ SSISIAgSS
—
to doooSUʒScSSoSS SSS—]
— — 0 — ,— IöoSSO.öS⸗
—
—
—,— — SSSS S00
8 v““ 5 Auf dem durch Scheffels „Ekkehard“ Hohentwiel im Hegau wurde Wiederhold, der von 1634 war, ein Denkmal errichtet. steinernem Sockel und steht zwischen der alten Herzogsburg und der sogenannten Wiederholdskirche.
1 weithin bekannten jüngst dem tapferen Konrad bis 1640 Kommandant der Veste
„(N. Zürch. Ztg.) Die „hohle Gasse“ bei Küßnacht soll anläßlich der Anlage der Eisenbahnstation Immensee korrigirt wer⸗ den. Der „Bote der Urschweiz“ wünscht, daß dieser mit der Tells⸗ sage so nahe zusammenhängende und schon dadurch allein wirklich historische Punkt nicht dem Alles nivellirenden Einfluß der modernen Zeit zum Opfer falle und auch in Zukunft „kein andrer Weg nach Küßnacht“ führen möͤchte als eben die alte „hohle Gasse.“
London, 13. Dezember. (Allg. Corr.) Während der ver⸗ gangenen Woche wurden 33 britische und ausländische Schiff brüche gemeldet, wodurch die Gesammtzahl für das laufende Jahr auf 1551 gebracht wird, d. i. eine Abnahme von 9 im Vergleich mit demselben Zeitraume des Vorjahres. Der annähernde Werth des verloren gegangenen Eigenthums betrug 2 500 000 Pfd. Sterl., darunter 2 000 000 Pfd. Sterl. britisches. Vier Schiffe gingen an den Küsten des Vereinigten Königreichs zu Grunde und 10 wurden auf offener See verlassen.
Die Vorstellungen des Cirecus Renz behaupten durch immer wieder neue Abwechselungen eine fortdauernde Anziehungskraft. Das weite Haus ist allabendlich auf allen Plätzen gefüllt, denn das um⸗ fangreiche Programm ist stets so geschickt zusammengestellt, daß jedem Geschmacke Rechnung getragen wird. So hat denn Hr. Direktor Renz jetzt bereits das dritte Ausstattungsstück in sein diesjähriges Repertoire aufgenommen; dasselbe ist „Napoli oder Salvator Rosa und die Banditenfürstin“ betitelt. Zwar ist das Stück schon im vorigen Jahre im Circus Renz aufgeführt worden, doch ist es jetzt wieder neu inscenirt und gehört durch den Reich⸗ thum und Glanz seiner Ausstattung zu den beliebtesten Piecen dieser Art. Die equestrischen Aufzüge und charakteristischen Tänze sind mit großem Geschmack arrangirt; die Kostüme und sämmtliche son⸗ stigen Requisiten von bester Arbeit und die mit vieler Gewandt⸗ heit und Exaktität ausgeführten Aufzüge mit ihrem schillernden Farbenreichthum erfreuen das Auge in der angenehmsten Weise. In buntem Wechsel ziehen die belebten Bilder italienischen Volks⸗ lebens an unserem Auge vorüber; angenehme Einlagen bilden die in die verschiedenen Bilder passend eingereihten Tänze. So sehen wir im ersten Tableau: einen neapolitanischen Fischertanz, eine Siciliana und eine Tarantella, im zweiten Tableau ein effektvolles Pas strategiqgue, und als prächtigstes Bild in der letzten Abthei⸗ lung eine glänzend inscenirte „Große Modell⸗Scene“. Eine weitere Bereicherung haben die Vorstellungen des Circus Renz durch das Auftreten der Miß Emma Jutau erfahren, welche gestern zum ersten Male debütirte. Die Künstlerin, eine junge Amerikanerin von schöner Erscheinung, erregte allgemeine Bewunderung und leb⸗ Fottien Beifall durch die erstaunliche Sicherheit und Kraft ihrer Pro⸗ uktionen.
—
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel). Druck: 8 Fünf Beilagen
Berlin:
1“
3 Grade an Wärme nachstand. An Niederschlägen war dagegen der
8
TeeliIi‚!
2
gꝙ9ꝙ,F Exs
—
—,—,——N— dN—
—
Hechingen
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
E“ 30,1 17 18 611,5 723,8 6877 33,0 30,2
24,1
(6), Lauenburg und Clausthal (7), Wang und Schnee⸗ A.
Die Erzbüste des Helden ruht auf
Berlin
Deutsche Nachwe
der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. April 1880 bis zum Schlusse des Monats November 1880.
s8 Reich.
is ung
2.
1
Einnahme im Monate November 1880.
Ober⸗Post⸗Direktions⸗Bezirke. 8 183
ℳ
Hierzu Einnahme in den Vormonaten.
Einnahme in dem⸗ selben Zeitraume In 1880/81 des Vorjahres + mehr (Spalte 4). ℳ
₰
—
1. Im Reichs⸗Postgebiete.
1) Königsberg
2) Gumbinnen .
3) Danzig.. .
4) Berlin..
5) Potsdam. .
6) Frankfurt a./O.
7 Stettin. 8
8 1““
9) Posen
19) .
1) Breslau
12) Liegnitz.
13) Oppeln..
14) Magdeburg
15 a./S.
16) Erfurt.
19 Kiel.
18) Hannover.
19) Münster Minden Teneherg
E11““ Frankfurt a./M. SEIt. 1
10 849 2 730 943
49 134 2 817 6 961 8143 1 557 4 020 2742 55 13 435 50 7104 40 5 395 80 20 217 40 8 774 65 11 061 80 5793 10 6 342 40 2059 40 6 148 90 3 16 945 60 3 529 15 29 547 80 16 195 15 7587 90 3 239 00 36 340 00 2 122 60 10 905 60 29 725 90 16 442 10 5152 80 11 698 1 182 80
“ 26) Coblenz. 27) Düsseldorf 2 28) Trier. ¹ 29) Dresden 30) Leipzig. 31) Karlsruhe. 32) Konstanz.. 33 d 34) Schwerin i./ M.. 35) Oldenburg. 4 585 90 36) Braunschweig 6 314 80 37) Bremen.. “ 1“ 20 450 95 39 Seeae““ “ 64 604 50 8) 40
80 333 19 658 76 434 399 305 21 044 46 894 51 107 12 680 29 027 19 902 99 325 49 779 38 544 118 882 52 227 63 460 39 763 41 598 12 593 50 7 456 110 632 23 712 25 204 030 100 510 05. 51 750 21 769 244 130 14 798 76 150 75 220 587 101 035 36 483 40 68 841 13 846 26 297 31 252 123 882 465 589 10 113 080 75 25 425
05 20 15 80 20 10 05 15 90 95 50 75 50 70 00
75 75 90
113 107 24 777 101 438 428 983 27 817 54 903 65 182 15 560 36 564 25 126 119 910 57 083 49 901 141 031 59 870 69 848 47 481 49 771 16 143 47 471 90 136 660 70 28 346 15 214 949 15 106 624 55 893 23 246 15 266 616 05 15 816 15 84 928 80 229 327 65 105 950 65 43 049 85 79 347 20 18 302 00 32 538 00 35 138 15 138 030 90 503 984 55 123 775 50 28 504 30
25 30 10 90 75 95 70 85 40 75
22 388 85 873 448 439 23 861 53 856 59 251 14 238 33 047 22 645 112 761 56 884 43 940 139 099 61 001 74 522 45 556 47 941 14 652 43 605 127 578 27 241 233 578 116 705 59 338 65 25 008 00 280 470 50. 16 921 00 87 056 35 95 250 313 85 00 117 477 10 90 41 636 70 60 80 540 00 40 15 029 20 70 30 883 60 90 37 567 70 90 144 333 85 530 193 60 128 677 70 29 767 00
19 455 3 955 1 046 5 930 1 321 3 517 2481 7149 40
199 45 5 960 85 1 931 90 1 131 95 4 674 25 1 925 35 1 830 45 1 491 0) 3 866 60 9 082 50 1 104 75
18 628 95 10 080 85 3 445 45 1 761 85 13 854 45 1 104 85 2 127 55 20 986 20 11 526 45 1 413 15 1 192 80 3 272 80 1 651 40 2 429 55 6 302 95 26 209 05 4 902 20 1 262 70
30
40 60 30 75 00
50 40
50
1 Summe 1. 491 239 35 “ 43 454 00 18 199 95
Straßburg i./E. 15 596 95 II. Bayern
o11““ 4 341 50 III. Württemberg
3 383 829 15 263 154 123 163
52 063 30 9172 85 2 453 60
3 823 005 20. 297 435 65 138,909 70
3 875 068 50 50 306 608 50. 35 141 363 30
Ueberhaupt 552 873 30
Haupt⸗Buchhalterei des Reichsschatz⸗Amts.
3770 127 s0o 1323050 [30 1 250 350 55
Aeeaarrähfttfllrlimehh
63 689 75
11.
Preußen. Berlin, 16. Dezember. Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Herrenhauses er⸗ klärte bei der Diskussion über den Bericht, betreffend die Bau⸗ ausführungen der Eisenbahnverwaltung während des Zeitraums vom 1. Oktober 1879 bis dahin 1880, auf die Anfrage des Fürsten zu Putbus hinsichtlich der Nordbahn, der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, daß die Staatsregierung die zur Verwendung gelangten Gelder nur zu den Zwecken verwendet habe, für welche sie bewilligt seien. Uebrigens habe er bereits früher auf eine desfallsige Ansrage des Fürsten zu Putbus dem⸗ selben eine ausführliche Darlegung über die Verwendung der Gelder zugehen lassen, auf die er jetzt nur wieder verweisen könne. Weitere Bauausführungen, insbesondere die Verbin⸗ dung Stralsunds mit der Insel Rügen, die von ver⸗ schiedenen Seiten gewünscht worden, seien durch die bewilligten Summen nicht zu ermöglichen gewesen. Dem anderen Hause liege jetzt der Antrag vor, die Gelder für eine Sekundärbahn nach Rügen zu verwilligen.
Auf eine Anfrage des Herrn Rautenstrauch konstatirte der Staats⸗Minister Maybach, daß die neuen Bahnhofsgebäude in Trier nur provisorisch seien, der Bau definitiver Ge⸗ bäude in Aussicht genommen sei.
Der Bericht wurde darauf als durch Kenntnißnahme er⸗ ledigt erklärt. Es handelte sich ferner noch bei demselben Gegenstande um eine Petition der Weichensteller und Brücken⸗ wärter im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Berlin, im Auftrage gezeichnet A. Hargesheimer hierselbst, wegen ma⸗ terieller Verbesserung der Lage der Weichensteller und der denselben gleichgestellten Beamten, sowie wegen Aufhebung des §. 83 des Gesetzes vom 21. Juni 1852, betreffend die Dienstvergehen der nichtrichterlichen Beamten, in dessen gegen⸗ wärtiger Fassung eventuell wegen Abänderung desselben. Nach dem Erachten der Kommission für Eisenbahnangelegenheiten ist diese Petition wegen mangelnder Legitimation des Unter⸗ zeichners auf Grund des §. 29 der Geschäftsordnung zur Er⸗ örterung im Plenum nicht geeignet. — Das Haus trat dieser Ansicht ohne Debatte bei. 3 1
Als fünster Gegenstand der Tagesordnung folgte die Wahl eines Mitgliedes für die statistische Centralkom⸗ murs sion für den Rest der 14. Legislaturperiode des Hauses der Abgeordneten an Stelle des wegen vorgerückten Alters von dieser Funktion zurückgetretenen Herrn von Rabe. Auf Vorschlag des Dr. Baumstark wurde der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts Dr. Stephan für dieses Amt durch Akkla⸗ mation gewählt. 1
Sechster Gegenstand der Tagesordnung war der münd⸗ liche Bericht der Kommission für kommunale Angelegenheiten über den Gesetzentwurf, betreffend die Veränderung der Grenzen des Stadtbezirks Berlin und des Kreises Teltow. Nach dem Entwurfe soll der Thiergarten mit Einschluß des Zoologischen Gartens, des Seeparks
bis zum alten. Landwehrgraben und des Fa sa neri eterra in 8
bis zur Pappel⸗Allee unter Abtrennung von dem Kreise Teltow mit dem Gemeindebezirk der Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin vereinigt werden.
Der Berichterstatter Herr von Winter beantragte Namens der Kommission: 1) dem Gesetzentwurfe unverändert die ver⸗ fassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen; 2) die Petition des Magistrats zu Charlottenburg, mit dem Antrage, dem Gesetz⸗ entwurfe, soweit derselbe den Zoologischen Garten, den See⸗ park und das Fasanerieterrain betrifft, die Zustimmung zu versagen, durch den Beschluß ad 1 für erledigt zu erklären. — Das Haus trat diesem Antrage bei.
Herr Freiherr von Maltzahn berichtete Namens derselben Kommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Auf⸗ hebung der kommunalständischen Verbände der Provinz Pommern. Der Berichterstatter beantragte, dem Gesetzentwurfe unverändert die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen. Nachdem Graf von Brühl erklärt hatte, daß er zwar dem Zustandekommen des Gesetzes nicht hinderlich sein wolle, dennoch aber seinem Bedauern Ausdruck geben müsse, daß man derartige alte und seither segensreich wirkende In⸗ stitutionen ohne zwingende Gründe aufheben wolle, wurde auch dieser Antrag der Kommission ohne weitere Debatte an⸗ genommen. — “
Den Schluß der Tagesordnung bildete der mündliche Be⸗ richt derselben Kommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung des kommunalständischen Berban⸗ des der Neumark. Der Berichterstatter Herr von Winter⸗ feld beantragte, auch diesem Gesetzentwurfe unverändert die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen. Das Haus ge⸗ nehmigte ohne jede Debatte auch diesen Kommissionsantrag, worauf der Präsident um 2 ¼ Uhr die Sitzung schloß.
— In der gestrigen (28.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Staats⸗ haushaltsetats pro 1881/82 mit dem Etat des Ministe⸗ riums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten (dauernde Ausgaben Kap. 121) fort. Nach dem Abg. Steinbusch ergriff der Minister der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten von Puttkamer, wie folgt, das Wort:
Meine Herren! Gegen den prinzipiellen Theil der Ausführungen des Herrn Vorredners würde ich sehr erhebliche Einwendungen zu machen haben; inzwischen glanbe ich die Stimmung des Hauses und die Geschäftslage richtig zu beurtheilen, wenn ich mich auf große grundsätzliche Erörterungen jetzt nicht mehr einlasse, sondern mich auf die nothwendigsten und knappst formulirten Erklärungen beschränke, die ich an die verschiedenen Reden der einzelnen Herren Mitglieder des Hauses anzuknüpfen habe, wenn ich auf die Zustimmung des Hauses rechnen darf, in dieser Beziehung dem Herrn Vorredner zu antworten, so will ich es in folgender Weise zu thun verfuchen.
Die Frage, wegen Ertheilung des katholischen Religionsunter⸗ richts in den Volksschulen, ist in den letzten Jahren bekanntlich Gegenstand der lebhaftesten Erörterungen gewesen. Ich habe diese Frage bei meinem Amtsantritt in einem Stadium überkommen, welches mir allerdings für meinen Standpunkt die Nothwendigkeit auferlegt hat, mich zu fragen, ob alle Maßregeln, welche auf Grund des bekannten Reskripts vom 18. Februar
seien, ob eine Veranlassung vorliege, diejenigen römisch⸗katholischen Geistlichen, welche in Folge dieses Reskripts von der Leitung und Ertheilung des Religionzunterrichts ausgeschlossen waren, noch ferner davon auszuschließen. Die Grundlage für die Beurtheilung für die gegen einen Theil der Geistlichkeit zu ergreifenden Maßregeln sind in einem Reskript von 1876 individuell formulirt — ich betone das ausdrücklich, meine Herren, weil sonst leicht ein Mißverständniß dahin entstehen könnte, als hätte man in Pausch und Bogen die anze katholische Geistlichkeit von der Leitung und Ertheilung des Aieionzhnterrich es auszuschließen beabsichtigt oder wirklich ausge⸗ schlossen. Ich muß wenigstens annehmen, daß die Provinzialbehörden, in deren Hand die pflichtmäßige Handhabung und Ausführung dieses Reskripts gelegt war, sich sorgsam an diejenigen Gesichtspunkte ge⸗ halten haben, welche in jenem Reskripte in dieser Beziehung aufge⸗ stellt waren. Es ist nun Thatsache, daß die Ausführung dieses Re⸗ striptes eine weitgehende gewesen ist; es sind im Ganzen 2148 römisch⸗katholische Geistliche in Folge jenes Erlasses von der Leitung und Ertheilung des Religionsunterrichts ausgeschlossen ge⸗ wesen. Nun ist diese Maßregel, wenn ich richtig annehme, erfolgt in einer gewissen Kampfeserregung der Gemüther von beiden Seiten, und ich glaubte annehmen zu därfen, daß innerhalb der beinahe 4 Jahre, die inzwischen verflossen waren, sich auf manchen Seiten auch nur eine gewisse Beruhigung insofera würde eingestellt haben, als man von beiden Seiten zu prüfen in der Lage war, ob denn nicht salvis principiis man eine Annäherung wenigstens dahin ver⸗ suchen könnte, daß der Staat von der einen Seite zntgegenkine und von der anderen Seite die betreffenden Geistlichen ihrerseits auch der Pflicht sich nicht entziehen wücden, in die Leitung und Er⸗ theilung des Religionsunterrichts wieder einzutreten unter denjenigen Voraussetzungen, die fuͤr den Staat dabei maßgebend sein mußten. Ich habe deshalb unterm 5. November 1879 — der Herr Vor⸗ redner hat bereits die Güte gehabt, es anzuführen eine Verfügung an die Provinzialbehörden ungefähr des Inhalts erlassen, daß es mir doch nöthig erschiene, jetzt nach Verlauf von 4 Jahren einmal wieder — ich moͤchte sagen — die Akten an⸗ zusehen und sich zu fragen, ob denn nun noch Veranlassung vorläge, gegen jeden einzelnen der damals von der Verfügung getroffenen Geistlichen diese Maßregel, die, wie ich nicht verkenne, gegenüber dem Art. 24 der Verfassung doch manches Bedenkliche hat, aufrecht zu erhalten. Ich habe deshalb die Regierungen veranlaßt, an der Hand der Thatsachen und der faktischen Entwickelung der öffentlichen Zustände, jedem einzelnen der ausgeschlossenen Geistlichen gegenüͤber individuell zu prüfen, ob die Möglichkeit vorliege, die Funktionen be⸗ ziehentlich des katholischen Religionsunterrichts in den Volksschulen, in der vom Staate zu verlangenden Unterschreibung ihm wieder zu übertragen. Ich habe mich dabei auf den Standpunkt gestellt, daß ich ausgesprochen habe, meiner Auffassung nach könne diese un ewöhnliche Mazßregel der Ausschließung nur auf Grund erheblicher Thatsachen aufrecht erhalten bleiben. Denn, meine Herren, ich bin allerdings der Meinung, daß die bloße Parteistellung ohne eine individuell aus⸗ geprägte, sich daran knüpfende — verzeihen Sie den Ausdruck — agitatorische Thätigkeit zur ausreichenden Grundlage für eine solche Maßregel durchaus nicht genommen werden kann. Ich bin der Meinung, man muß den einzelnen Mann ansehen auf seine Be⸗ fähigung, seine Geneigtheit, seine ganze Haltung hin und danach seine Maßregeln treffen. Die Regsecungen haben nun diese Ver⸗ fügung zur Kusführung erhalten und danach gehandelt. Es sind im Ganzen 1360 Geistliche wieder zugelassen worden zur Leitung beziehungsweise Ertheilung des Religionsunterrichts und ich erkenne von meinem Standpunkt aus ganz unumwunden mit Dank an, daß die Betreffenden ihren prinzipiellen Standpunkt in diesem Falle untergeordnet haben der Pflicht, welche nach ihrer Meinung für sie vorliegt, der Schule von kirchlicher Seite die Hand zu bieten und ihre Schuldigkeit zu thun; insofern glaube ich also mit dem Herrn Vorredner in einem ziemlich weitgehenden Einverständniß mich zu befinden. 1G“
Wenn er nun aber ferner hervorhob: ja wie kommt es denn, daß so sehr verschieden verfahren ist, daß man in einzelnen Re⸗ gierungsbezirken fast alle oder wenigstens einer sehr großen Zahl von Geistlichen diese Funktion wieder beigelegt hat, in anderen in sehr deschränktem Umfange? so muß ich mir doch darauf zu erwidern ge⸗ statten, daß ich zunächst und in erster Linie die Veranwortung für die Ausführung der von mir hingestellten Prinzipien in die Hand der Provinzialbehörden zu legen habe. Meine Herren, ich glaube, es wird Niemand von mir verlangen können, Tausende von Fällen hier an der Centralstelle individuell und nach allen Einzelheiten zu prüfen; ich glaube, wenn man das verlangen wollte, so muß man überhaupt darauf verzichten, daß auf diesem Gebiete der Minister irgend etwas generell anordnet, denn einer solchen Aufgabe ist er nicht gewachsen, ihm fehlt die Kenniniß der lokalen und individuellen Verhältnisse; er muß sich darauf beschräsken, die Grundlinie anzu⸗ geben, auf welcher er das weitere Verfahren geordnet zu sehen wünscht, und muß dann ebenso, wie man das in Ausführung des Reskeipts vom Jahre 1876 gethan hat, erwarten und vertrauen, daß die Provinzialbehörden in der Anordnung der Grundsätze das Rich⸗ tige treffen.
9 Herr Vorredner nennt speziell einige Regierungsbezirke, in welchen von Seiten der Organe der Regierung in dieser Beziehung so sehr wenig entgegenkommend aufgetreten sei. Nun, meine Herren, ich hoffe, Sie werden es mir erlassen, auf diesen Theil der Ausfüh⸗ rungen des Herrn Vorredaers näher einzugehen. Ich würde, nament⸗ lich, wenn ich mich an seine Monita in Beziehung beipielsweis auch die Provinz Posen erinnern müßte, auf Gesichtspunkte und Differenzen zurückzukommen genöthigt sein, die ich gern ver⸗ meiden möchte. Ich kann nur konstatiren, daß die Pro⸗ vinzialbehörde der Provinz Posen es mit ihrer Pflicht unpereinbar gehalten, eine beträchtliche Anzahl von katho⸗ lischen Geistlichen zum Religionsunterricht wieder zuzulassen, und, meine Herren, ich vermag die Verantwortung nicht dafür zu übernehmen, daß ich von oben herunter in Unkenntniß der indivi⸗ duellen einzelnen Lage eingreifen soll in die wohlüberlegte und unter eigener Verantwortung getroffenen Maßregel der Provinzialbehörden, also ich kann in dieser Beziehung nur das in Aussicht stellen, daß, wenn in einzelnen Fällen, wo ein Geistlicher übergangen ist, an mich die konkrete und individuelle Anfrage herantreten sollte, ob nicht die Eigenschaften des Mannes und seine Haltung doch geeignet seien, ihm auf dem Gebiet der Leitung des Unterrichts entgegenzukommen, ich mich der Prüfung solcher Fälle nicht entziehen werde, daß ich aber selbstverständlich in erster Linie mich an das Urtheil der zuständigen verantwortlichen Behörde halte.
Ich glaube hiermit 85 Gegenstand verlassen zu können und da ich einmal am Worte bin, halte ich mich für verpflichtet, auf einiges einzugehen, was in der gestrigen Diskussion vorgekommen ist. Der Hr. Abg. Stöcker, der im Uebrigen in wohlwollender Weise sich über meine Verwaltung äußerte, wünschte in Bezug auf die Lehrbücherfrage in den Volksschulen theils eine Auskunft von mir, theils eine Art von Zusicherung. Ich halte diese Frage von der alleräußersten Wichtigkeit und bin dem Herrn Abgeordneten dankbar dafür, daß er mir die Anregung gegeben hat, mich, ich will nicht sagen ausführlich, aber doch einigermaßen eingehend über sie zu äußern. Das Lesebuch in der Volksschule hat, ich möchte sagen, die Natur des ventralen Lernmittels für die Volksschule, es muß alles dasjenige ersetzen, was in den hohen Anstalten eine ganze
1876 hatte eintreten müssen, noch heute aufrecht zu erhalten
Anzahl von Lehrbüchern in mancherlei anderen Fächern für