Douglasii, A. Nordmanniana. Picea sithaensis. Cupressus Lawsoniana. Thuja gigantea. Acer Negundocalifornicum, A. saccharinum, A. dasycarpum. Betula lenta. Carya alba nebst verschiedenen anderen Spezies. Juglans nigra. Juni- perus virginiana. Populus monilifera. Quercus rubra. Versuche mit einigen japanischen Coniferen, wie z. B. Picea politu, Thujopsis dolabrata, Picea Alcoquiana sind in weitere Aussicht genommen und bleiben weiterer Erwägung und späterer Entscheidung vorbehalten.
— Wird im Geltungsbereich des Preußischen Allgemeinen Landrechts die mündlich erfolgte Anweisung einer For⸗ derung durch den Gläubiger an einen Dritten von Seiten des Schuldners in Schriftform acceptirt, so ist, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 11. November d. J., trotz der formlos erfolgten Anweisung das Accept rechtsverbindlich, jedoch muß die Annahmeerklärung des Schuldners sich ausdrücklich auf die mündlich vorher⸗ gegangene Anweisung beziehen. Giebt dagegen der Schuldner auf Grund jener mündlichen Anweisung des Gläubigers dem Dritten einen neuen Schuldschein, in welchem ohne Bezug⸗ nahme auf die vorhergegangene Anweisung beispielsweise nur ein Darlehnsbekenntniß enthalten ist, so wird dadurch die vorhergegangene mündliche Anweisung nicht rechtsverbindlich, und der Schuldner kann einer Klage aus dem neuen Schuld⸗ schein mit dem Einwande der nicht erhaltenen Valuta mit Erfolg entgegentreten.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich süchsische Geheime Finanz⸗Rath Dr. Heerwart ist nach Weimar abgereist.
— Der General⸗Lieutenant des Barres, Präses der Ober⸗Militär⸗Examinations Kommission, ist von einer mehr⸗ wöchigen Inspizirungsreise wieder hierher zurückgekehrt.
— Der General der Infanterie z. D. von Beyer, Chef des Niederrheinischen Füsilier Regiments Nr. 39, und der General der Infanterie z. D. von Pritzelwitz, bisher Gouverneur von Mainz, sind nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder abgereist.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Stock in Tilsit, Dr. Rügenberg in Spandau, Dr. Münscher in Cremmen, Dr. Sikorski in Zduny, Dr. Gorny in Murowana⸗ Goslin, Arzt Likowski in Exin, Dr. Fleischer in Glatz und Dr. Hemmerling in Langerwehe.
Görlitz, 20. Dezember. Heute wurde der diesjährige Kommunal⸗Landtag der preußischen Ober⸗Lausitz unter dem Vorsitz des Landeshauptmanns und Landes⸗Aeltesten Grafen von Fürstenstein im Sitzungssaal des Ständehauses eröffnet. Der Vorsitzende trug zunächst den üblichen Jahres⸗ bericht vor, welcher sich in ausführlicher Weise über die ge⸗ sammte ständische Verwaltung und deren Ergebnisse ver⸗ breitet. Aus demselben ist insbesondere hervorzuheben, daß die Oberlausitzer Sparkasse seit nunmehr 50 Jahren besteht, und daß während dieses Zeitraums über 55 Millionen Mark Einlagen in dieselbe gemacht, 46 Millionen zurückerhoben worden und nahezu 6 Millionen Zinsen erwachsen sind. Weiter verdient erwähnt zu werden, daß bei der Kommunal⸗ ständischen Bank der Gesammtumsatz im ersten Halbjahr d. J. 244 Millionen Mark, der Kassenumsatz ca. 132 Millionen Mark betrug, und daß die Geschäftsführung sfortwährend die befriedigendsten Resultate ergeben hat. Der Landtag nahm hiernächst die Verwaltungsberichte über die Sparkasse, die Hülfskasse und über das Ober⸗ und Nieder⸗ Lausitzer Kreditinstitut entgegen, faßte die von der Verwaltung angeregten Beschlüsse, bewilligte aus verschiedenen Fonds und Stistungen eine erhebliche Zahl von Unterstützungen und Beihülfen zu wohlthätigen und gemeinnützigen Zwecken und ergänzte durch Wieder⸗ resp. Neuwahl mehrere Deputationen und Direktionen. Andere Verwaltungsberichte ꝛc. wurden den Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen.
Bayern. München, 19. Dezember. (Aug. Ztg.) Die weite Berathung der ersten Lesung des Entwurfs eines Ge⸗ sebes über die Einkommensteuer ist in der gestrigen Sitzung des Steuergesetzausschusses der Abgeordneten⸗ kammer bis zum Art. 42 gediehen. Die weiteren Artikel dieses Gesetzentwurfs will der Ausschuß an den beiden nächsten Dagen erledigen, um sich dann bis nach den bevorstehenden Festen zu vertagen. Die Erwartung, daß es dem Ausschusse gelingen werde, die erste Lesung der vier Gesetzentwürfe bis resschluß zu beendigen, geht nicht in Erfüllung, derselbe
wird vielmehr zu dieser Aufgabe noch den größten Theil des
nächsten Monats in Anspruch nehmen müssen, so daß in die zweite Lesung — die erst nach dem Wiederzusammentritt der Kammern beginnen soll — erst gegen Ende Januars wird eingetreten werden können. 1
— 20. Dezember. (Allg. Ztg.) Der Steuerausschuß hat heute seine Thätigkeit geschlossen und wird erst am 4. Ja⸗ nuar k. J. dieselbe wieder aufnehmen. Morgen tritt die Subkommission zur Fixirung, beziehungsweise redaktio⸗ nellen Feststellung des Gewerbesteuertarifs nochmals zu⸗ sammen. Bei den Artikeln 49, 50, 50a., 50 b. und 50c. des Gesetzentwurfs über die Einkommensteuer nach den evventuellen Modifikationen der Staatsregierung wurde eine Einigung nicht erzielt. Diese Artikel behandeln die Berufun⸗ gen an den Verwaltungsgerichtshof, die Staatsregierung ist gegen die Ueberweisungen an den genannten Gerichtshof, da wegen der nöthigen Vermehrung des Richterpersonals ein Auf⸗ wand von 35 000 ℳ verursacht würde. Es wurde nun zur weiteren Berathung über diese Artikel eine Subkommission, bestehend aus den Herren Graf Fugger, von Hörmann und Nuppert gewählt, welche nach Neujahr zu einer Sitzung zu⸗ sammentreten wird.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 20. Dezember. (Els.⸗Lothr. Gem. Ztg.) Der Etat für 1881/82 schließt mit 47 558 000 ℳ an Ausgabe und ebensoviel an Einnahme ab. 36 093 314 ℳ sind für dauernde, 11 464 686 ℳ für einmalige Ausgaben angesetzt. Für 1880/81 balancirt der Landeshaus⸗ halts⸗Etat mit 43 878 113 ℳ in Ausgabe und Einnahme; unter den Ausgaben sind 35 231 923 ℳ fortdauernde, 8 646 190 ℳ einmalige. Im Jahre 1872 schloß das Budget zwar mit einer Bilanz von nur 30 Millionen Mark ab, allein bei der damaligen Art und Weise der Etatsaufstellung waren die durchlaufenden Posten des jetzigen Etats — Posten der Tabak⸗ 8 üv-e e die Zuschüsse des Reiches für die Universität und die Landesbibliothek, die 2 Millionen Ueberweisung des Reiches aus dem zur Verweisung an die Bundesstaaten ge⸗ langenden Ueberschuß der Zöͤlle und Tabaksteuererträge u. a. — nicht aufgeschrt, sind daher bei einem Vergleiche mit
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8 271 000 ℳ an der jetzigen Etatsziffer abzuziehen. Weiter ist zu beachten, daß die produktiven Anlagen bisher aus den laufenden Einnahmen bestritten wurden, dies aber vollständig nicht möglich gewesen ist, so daß aus den Vorjahren auf diese Weise noch ein Betrag von über 4 Millionen zu decken bleibt. Im Ganzen ist deshalb die Totalsumme von 47 558 000 ℳ um 12 519 000 ℳ zu kürzen, wenn man sie mit der von 1872 vergleichen will. Es ergiebt sich dann für 1881/82 die Summe von 35 038 000 ℳ Ausgabe gegenüber der von 30 161 000 ℳ im Jahre 1872. Von den 47 558 000 ℳ Einnahmen sollen 5 512 000 ℳ im Wege des Kredits beschafft werden, und zwar 1 300 000 ℳ als konsolidirte Schuld durch Rentenemission zur Bestreitung von Eisenbahnsubventionen. Zur Deckung der verbleibenden schwebenden Schuld (4 212 000 ℳ), sowie ur vorübergehenden Verstärkung des Betriebsfonds, soll auch . der Schatzanweisungskredit bis zu dem abgerundeten Betrage von 7 000 000 ℳ in Anspruch genommen werden. Die im Ganzen auf 5 512 000 ℳ geschätzte schwebende Schuld stammt aus vier Etatsjahren (1878 — 1882). Sie erreicht aber nicht einmal ein Drittel des Werthes jener produktiven Anlagen und dauernden Werthe, welche in denselben Jahren aus den laufenden Hülfsquellen geschaffen wurden oder noch geschaffen werden sollen. Darunter befinden sich allein für 4 200 000 ℳ Eisenbahnbauten, ferner 2 360 330 ℳ Kanalbauten, 1 950 150 ℳ Flußbauten, 1 317 500 ℳ forstliche Anlagen und Bauten, 1 000 000 ℳ Tabakmanufaktur. Das regelmäßige in anderen Ländern zur Anwendung kommende Verfahren besteht darin, daß für größere Unternehmungen, mindestens aber für die umfassenden produktiven Anlagen, die Mittel vorher durch eine Anleihe sicher gestellt werden, so daß der laufende Finanzdienst nicht mit den vollen Kostenbeträgen jener An⸗ lagen, sondern nur mit den viel geringeren Beträgen der Verzinsung und Amortisirung der Anleihe belastet wird. In Elsaß⸗Lothringen ist das entgegengesetzte Verfahren einge⸗ schlagen worden. Alle produktiven Anlagen und die Neu⸗ schaffung anderer Werthe sind einfach aus den laufenden Ein⸗ nahmen unter Inanspruchnahme des Schatzanweisungskredites bewerkstelligt worden. Die so geschaffene schwebende Schuld unterscheidet sich von einer konsolidirten Anleihe wesentlich dadurch, daß sie nicht blos mit Zins und Amortisation, son⸗ dern mit dem vollen Kapitalbetrage der Schuld den laufenden Finanzdienst belastet.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Dezember. Dea Kaiser ist gestern, den 20. d. M., Morgens, die Kaiserin gestern Nachmittag von Gödöllö in Wien angekommen.
— (W. T. B.) Die Vertreter Serbiens bei den Unterhandlungen über den Handelsvertrag mit Oesterreich haben der „Polit. Corresp.“ zufolge die erbetenen neuen Instruktionen erhalten. Den Vorsitz bei diesen Verhandlungen wird während der Abwesenheit des Grafen von Wolkenstein⸗Trostburg, der sich auf seinen Posten als Vertreter Oesterreich⸗Ungarns nach Dresden begiebt, der Sektionschef Baron von Kgllay führen.
Großbritannien und Irland. London, 20. Dezember. (Allg. Corr.) Die Königin und die Prinzessin Beatrice ver⸗ ließen gestern Windsor und begaben sich nach Osborne auf ö Wight, wo der Hof das Weihnachtsfest verleben wird.
In dem Befinden des Vizekönigs von Indien ist seit Freitag eine merkliche Besserung eingetreten.
Der „Times“ zufolge ist Sir Donald Stewart, einer der afghanischen Heerführer, zum Oberbefehlshaber der indischen Armee als Nachfolger von Sir Frederick Haines ernannt worden.
— 22. Dezember. (W. T. B.) Das nach Irland be⸗ stimmte 97. Regiment ist nach Natal beordert; an seiner Statt wird das 1. Bataillon des 60. Regiments nach Irland gehen. — Eine Meldung der „Times“ aus Kurlan, von gestern, besagt: Die Boers bei Heidelberg halten die Posten an und erbrechen die amtlichen Briefschaften. Es ver⸗ lautet von einem bei Potschesstroom stattgehabten Treffen; nähere Nachrichten darüber fehlen jedoch. Die Truppen sind in Standerton angekommen, wo die Ruhe bis jetzt nicht gestört worden ist.
Frankreich. Paris, 20. Dezember. (Fr. C.) Der Gesetzentwurf über die Reform des Richterstandes wird in der Senatskommission gründlich durchgearbeitet. Die Generaldebatte ist mit einer Rede Jules Simons geschlossen worden; man wird jetzt die einzelnen Artikel durchgehen. Außer zwei vollständigen Gesetzentwürfen liegen zahlreiche Ab⸗ änderungsvorschläge im Einzelnen vor, besonders zu Art. 8, der die Unabsetzbarkeit der Richter zeitweilig aufhebt. Man möchte diese Bestimmung nicht einfach herausstreichen und findet doch keine befriedigende Aenderung.
Ein neues Gelbbuch über die montenegrinische Angelegenheit wird vertheilt. Es enthält die Aktenstücke, welche sich auf den zweiten Theil der Angelegenheit, auf die Füottsnde monstration beziehen. Dem Kommandanten der ranzösischen Nroh war aufs strengste vorgeschrieben, keine Truppen an das Land zu setzen, aber auch die Unterstützung, die dem Fürsten von Montenegro zugesagt war, beschränkte sac auf den moralischen Eindruck der Anwesenheit der Kriegs⸗
iffe.
Verschiedene Gerichtshöfe haben sich in der Verhand⸗ lung über die strafrechtlichen Anträge der ausgetriebenen Kongregationen gegen die Präfekten wegen Verletzung des Eigenthums kompetent erklärt. Die Präfekten haben daher die Einmischung des Kompetenzkonfliktshofs angerufen. Die Entscheidung ist noch nicht erfolgt.
— 21. Dezember. (W. T. B.) Im Senat richtete Buffet heute eine Anfrage an die Regierung in Betreff der Entfernung der Kruzifixe und anderer religiöser Embleme aus den Schulen von Paris und erklärte, es sei dies eine Beschimpfung des Glaubens der katholischen Schüler. Der Unterrichts⸗Minister Ferry erwiderte: Die Entfernung habe nur stattgehabt, um den Laiencharakter und die Neutralität der Laienschulen zu vervollständigen. Kein Gesetz schreibe religiöse Embleme für die Schulen vor; bei der Ausführung der Maßregel sei die erforderlic e Rücksicht beobachtet worden. Zwei Agenten, welche ihre Instruktionen verletzt hätten, seien bestraft worden. Buffet bestritt die Ausführungen des Mi⸗ nisters. Lareinty formulirte hierauf die Anfrage Buffets in eine Interpellation um. Der Senat verwarf die beantragte einfache Tagesordnung mit 150 gegen 124 Stimmen und nahm eine von Rozière eingebrachte Tagesordnung, besagend: der
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Senat bedauere das Vorgehen, welches zu der Interpellation Anlaß gab, mit 159 gegen 85 Stimmen an.
In der Deputirtenkammer wünschte Marion die Regierung über die portugiesische Anleihe zu interpelliren. Die Interpellation wurde bis zum Januar vertagt. Die Kammer setz'e hierauf die Berathung über den obligatorischen Elementarunterricht ohne Zwischenfall fort.
Spanien. Madrid, 21. Dezember. (W. T. B.) Die Regierung hat beschlossen, von allen nach Spanien kom⸗ menden Fremden einen Paß zu verlangen.
Türkei. Janina, 10. Dezember. Der „Pol. Corr.“ meldet man von hier: „Ein Transport von 1000 Lastthieren mit 2000 Kisten Waffen und Kriegsmaterial ist unlängst in Ja⸗ nina eingetroffen. Außerdem läßt die Regierung in dem hie⸗ sigen Castell einen Vorrath an Weizen aufstapeln, der ihr aus dem Zehent zufließt. Nach Kaksuli wurde eine neuerliche Ver⸗ stärkung der dortigen Besatzung, weiters ein Waffen⸗ und Munitionstransport dirigirt. Die Befestigungsarbeiten bei Arta nehmen ihren ungestörten Fortgang. Bisher sind schon die Ortschaften Konopoti und Peta, die etwa eine Stunde von der griechischen Grenze entfernt liegen, stark befestigt. Diese zwei Ortschasten bilden wichtige strategische Positionen. Aus allen Bezirken des Epirus sind bisher etwa 1200 Redifs zu den Fahnen eingerückt; ihre Einübung hat bereits begonnen und wird täglich fortgesetzt. Wie es heißt, wurde Derwisch Pascha zum Militär⸗Generalgouverneur für Thessa⸗ lien und Epirus ernannt; er soll, wie man weiter sagt, vier Bataillone der Garnison von Skutari zur Verstärkung der hiesigen Streitkräfte hierherführen. Dieser Mann, aus Loftsa in Bulgarien gebürtig, besitzt offenbar eine ziemliche militärische Erfahrung; er ist populär, verspricht stets und widerspricht nie, aber er vollführt niemals die Ideen und Winke Anderer und stets nur die Befehle seiner Regierung. Diese persönlichen Vorzüge Derwisch' sind für den heutigen Stand der türkischen Angelegenheiten in diesen beiden Pro⸗ vinzen wohl sehr schätzenswerth, und es muß demnach die Wahl desselben zum Militär⸗Kommandanten von Thessaälien⸗ Epirus als eine zweckmäßige bezeichnet werden.“
Rumänien. Galatz, 19. Dezember. (Pol. Corr.) In der vorgestern abgehaltenen Sitzung der europäischen Kommis⸗ sion sprachen sich der englische und russische Delegirte für den Fall, als die Commission mixte nicht zu Stande käme, für eine der europäischen Kommission einzuräumende Ueberwachung der Donaustrecke Eisernes Thor — Galatz aus. Die Delegirten der anderen Staaten gingen jedoch auf diesen Antrag nicht ein, und es wurde sodann der Beschluß gefaßt, daß die Commission mixte mit Majorität und in wichtigen Fragen mit Einstimmigkeit entscheiden solle. Um der Nothwendigkeit einer präponderirenden Stimme auszuweichen, nahm der türkische Delegirte den Eintritt der Türkei in die Commission mixte in Aussicht.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 21. De⸗ zember. (W. T. B.) Fürst Leo Urussoff ist zum außer⸗ ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei dem Fürsten von Rumänien ernannt worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 18. De⸗ zember. (Hamb. C.) Da mit Beginn des nächsten Jahres das metrische Maß⸗ und Gewichtssystem in Schweden sowohl beim Eisenbahnbetrieb als auch im Zollwesen zur Anwendung gelangt, und da es für nöthig befunden wurde, die Staats⸗ einnahmen vermittelst nach gewissen Richtungen hin erhöhter Zollsätze aufzubessern, so hat sich das Bedürfniß nach einem neuen, mit Beginn des nächsten Jahres in Kraft treten⸗ den Zolltarife herausgestellt. Der diesjährige Reichs⸗ tag faßte auch einen solchen Beschluß, jedoch mit gewissen alternativen Bestimmungen, deren Anwen⸗ dung darauf beruhen sollte, ob der am 25. November 1879 verlängerte Handelsvertrag mit Frankreich, vom 15. Februar 1865, mit Schluß dieses Jahres ablaufen oder aufs Neue verlängert werden würde. iaeh em der beregte Vertrag nun erneuert worden ist, hat die Regierung den neuen Zolltarif bestätigt. — Die hauptsächlichsten Bestimmungen, welche der neue Zolltarif enthält, sind etwa folgende. Das Normal⸗ quantum für die Berechnung der Zollgebühr ist immer 1 kg oder 1 l. Bei der Umrechnung hat in der Regel eine Ab⸗ rundung stattgefunden; nur in ganz wenigen Fällen findet man Bruchtheile von Oeren, und bei einigen Luxus⸗ artikeln, hauptsächlich Südfrüchten, ist die Abrundung nach der nächst höheren Fünf⸗ oder Zehnzahl von Oeren er⸗ folgt. Folgende Waaren, welche jetzt zollfrei sind, nämlich kleineres Feingebäck, Kuchen, Cakes u. dgl. sind nach dem neuen Tarif mit einem Zoll von 10 Oere per Kilogramm, Fische, Muscheln mit 5 Oere per Kilogramm, Hopfen mit 10 Oere per Kilogramm, Mais, ungemahlen oder gemahlen, mit 1 ½ Oere per Kilogramm, und Käse, aller Arten, mit 7 Oere per Kilogramm belegt worden. Daneben sind folgende zoll⸗ freie Waaren bei ihrer Einfuhr ins Land mit einer Register⸗ abgabe von 1 Oere per Kilogramm belegt worden, nämlich Weizenmehl, Graupen aller Arten und Bohnen.
Amerika. Washington, 18. Dezember. (Allg. Corr.) Der Senat nahm heute mit 41 gegen 6 Stimmen die Vor⸗ lage an, welche die Erträge aus dem Verkauf von Staats⸗ ländereien sowie die Einkünfte aus den Patentgebühren der Gründung eines Fonds für Unterrichtszwecke in jenen Staaten zuweist, wo ein solcher Beistand am meisten erforderlich ist. Der Hauptzweck der Vorlage ist, den Unterricht unter den Schwarzen in den Südstaaten zu fördern. — Heute hier ver⸗ öffentlichten Berichten zufolge hat der Indianerhäuptling Sitting Bull die Grenze überschritten, um sich den Be⸗ hörden der Vereinigten Staaten förmlich zu unterwerfen.
— 19. Dezember. Das Repräsentantenhaus hat die Vorlage angenommen, welche die Bewilligung von Geldern für die Militärakademie verfügt. — Die Indianerstämme unter Sitting Bull sind, wie verlautet, knapp an Schieß⸗ bedarf. Sie leiden auch durch Hunger, und es ist deshalb nicht schwer sie zu zügeln.
Statistische Nachrichten.
Das Dezember⸗Heft der Publikationen der K K. österreichischen statistischen Centralkommission veröffentlicht von Hrn. J. P zzala aufgestellte tabellarische Ausweise über den auswärtigen Handel der österreichisch⸗ungarischen Monarchie und zwar rach der Einfuhr, Ausfahr und Durchfuhr der Waaren. Wir entnehmen dieser gründlichen Arbeit folgende Angaben: Die Menge der im Jahre 1879 eingeführten Waaren erreichte 41 264 219 Metr., agegen umfaßte der Import im Jahre 1878 Waaren im Gevichte von
34 176 814 Metr., wonach eine Zunahme 5 936 000 Metr. oder um 17,49 % eintrat. Es sind über⸗ wiegend zollfreie Artikel, in denen eine Zunahme des Importes zu Taze trat, wogegen von den zollpflichtigen Waaren die Mehrzahl einen Rückgang der Importe aufweist, was dadur b erklärt wird, daß im Jahre 1878 in allen diesen Artikeln große Einfuhren stattgefunden hätten, da der Eintritt des neuen Tarifes mit seinen in Gold einzuhebenden und für viele Waaren höͤheren Zollsätzen zu großen Bevorräthigungen Anlaß gegeben habe. Der Handelswerth sfämmtlicher im Jahre 1879 eingeführten Waaren berechnet sich auf 556,6 Mill. Gulden. Gegen den Handelswerth der Einfuhr 1878 per 552,1 Mill. Gulden ergiebt sich ein nur gerinafügiger Rückgang, und zwar um 0,7 Mill. Gulden oder um 2.1 %. Während sich so im Ganzen nur eine geringe Differenz zwischen den Jabren 1878 u. 1879 heraus⸗ stellt, ergeben sich bei den meisten Eintrittsgrenzen erhebliche Unterschiede. Die bedeutendste Steigerung ergiebt sich bei dem Eintritte aus Ruß⸗ land, von wo an Getreide im Jahre 1878 216 288 Metr. im Werthe von 1 686 000 Fl, im Jahre 1879 dagegen 1 293 441 Metr. im Werthe von 9 887 000 Fl. zur Einfuhr gelangten. Nächst Ruß⸗ land ergiebt der Eintritt über Serbien und Bosnien die relattv bedeutendste Steigerung. Die Mehrbezüge an Fellen und Häuten (1878 = 6784 und 1879 = 15 143 Metr. im Werthe von 1 213 000 Fl., beziehungsweise von 2486000 Fl.) und an Feldfrüchten erklären diese Zu⸗ nahme. Zur Werthsteigerung der Eintrittsgrenze von Preußen haben die Mehreinfuhren von Baumwolle, Schafwolle und Mineralkohlen wesentlich beigetragen, wo gegen bei dem Importe aus Italien größere Bezüge an Korallen, Fellen und Häuten und die Preiserhöhung der rohen, filicten Seide die Zunahme des Werthbetrages veranlaßten. Die Einfuhr aus der Schweiz hat dem Werthe nach, namentlich in Maschinen, Baumwollwaaren und Kurzwaaren, zugenommen. Der Ansfall beim Eintritte aus und über Sachsen basirt auf den gerin⸗ gen Bezügen an Kolonialwaaren, Garnen und diversen zollpflichtigen Fabrikaten. Die Menge der aus dem allgemeinen österreichisch⸗ ungarischen Zollgebiete nach dem Auslande und nach den Zollaus⸗ schlüssen ausgeführten Waaren summirt sich für das Jahr 1879 zuit 76 903 437 Metr. Dagegen betrug das Gewicht der Aus⸗ fuhrwaaren im Jahre 1878 70 053 667 Metr., wonach das Jahr 1879 eine Zunahme um 4 240 497 Metr. oder um 6,05 % aufweist. Von den 19 Klassen des Zolltarifes zeigen 7 eine Abaahme und 12 eine Zunahme des Ausfuhrquantums. Der Handelswerth aller im Jahre 1879 ausgeführten Waaren berechnet sich mit 684 Mill. Fl. Hier⸗ nach trat eine Zunahme des Ausfuhrwerthes um 20,4 Mill. Fl. oder um 3,11 % ein, wogegen die Zunahme der Ausfuhrmenge 6,05 % erreichte. Im Vergleiche mit dem Wagrenverkehr von 1878 weisen sämmtliche Austrittsgrenzen namhafte Differenzen auf. So stieg die Aus⸗ fuhrmenge, welche über die Grenze gegen Rumänien geleitet wurde, um 22,40 %, jene über die Austrittogrenze Serbien und Bosnien um 4,27 %, weiter der Austritt nach Deutschland um 9,19 %, und zwar jener nach Sachsen um 16,32 % und nach Preußen um 7,45 %, endlich der Austritt nach Fiume und den sonstigen Häfen um 22,21 %. Dagegen verminderte sich der Austritt nach Süddeutsch⸗ land um 3,39 %, nach Italien um 10,17 %, nach dem Freihafen⸗ gebiete von Triest um 1,37 % und nach der Schweiz um 24,82 %. Die Ausfuhr nach dem Westen hat der Menge nach zu⸗, jene nach Osten dagegen abgenommen, während der Export nach dem Süden in gleichen Grenzen sich bewegte. Bezüglich der Steigerung des Ausfuhr⸗ quantums steht die Grenze nach Sachsen obenan. Die Zunahme wird zumeist darauf zurückgeführt, daß sich der Export an Mineral⸗ kohlen von 22,6 auf 26,4 Mill. Metercentner erhöhte, ogegen die Steigerung des Ausfuhrquantums über die Grenze nach Preußen den Mehrausfuhren an Getreide (1878 = 1 090 937 und 1879 = 1 873 988 Metr.) zuzuschreiben ist. Dagegen treten bei dem Exporte nach Rumänien die größeren Versendungen an Werkholz (1878 = 2 262 672 und 1879 = 3101 101 Merr.) und bei der Ausfuhr nach Fiume und den sonstigen Häfen die Mehrausfuhren an Mahlprodukten (1878 = 376 353 und 1879 = 683 011 Metr.) in den Vordergrund. Betreffs der Abnahme der Ausfuhrmengen über die Grenzen von Süddeutsch⸗ land, Rußland, Italien und der Schweiz werden die geringen Ver⸗ sendungen an Holz als ausschlaggebend angeführt. Von der Ge⸗ sammtmenge der Waarenausfuhr im Jahre 1879 entfallen auf den Austritt über die Grenzen gegen Deutschland 75,48 %, weiter auf die Grenze mit Rußland 2,72 %, Rumänien 5,41 %, Serbien und Bosnien 1 31 %, Italien 4,26 %, die Schweiz 0,42 %, Triest (Freihafengebiet) 7,17 % und Fiume und sonstige Häfen 3,23 %. Hiernach ist die wichtigste Grenze für den Austritt österreich⸗ungarischer Waaren jene gegen Deutschland. — Die Menge der zur Dur chfuhr durch die Monarchie gelangten Waaren betrug im Jahre 1879 4 201 556 Metr. im angenommenen Werthe von 318,8 Mill. Fl. 1855 hatte die Waarendurchfuhr etwas über 820 000 Metr. im Werthe von 152 Mill. Fl. betragen. Freilich hat sich auch das die Durchfuhr wie den Verkehr überhaupt so großartig befördernde, in vielen Punkten erst ermöglichende Eisenbahnnetz der Monarchie von 2137 Bahn⸗ kilometern im Jahre 1855 auf 18 300 Bahnkilometer im Jahre 1879 erweitert. Bis Ende 1853 hatten alle Durchfuhrwaaren einen Zoll zu entrichten gehabt, der von 1854 an wegfiel. 11u1u“
Gewerbe und Handel.
Zufolge Nachrichten aus Kopenhagen ist in Holbaek auf See⸗ land unter dem Hornvieh eine bökartige Lungenseuche aus⸗ ebrochen. Von 47 Stück getödtetem Vieh wurden 5 als krank be⸗ unden. Die geeigneten Vorsichtsmaßregeln sind getroffen worden. — J. der Generalversammlung des „Nordstern“, Arbeiter⸗ Versicherungs⸗Aktien gesellschaft, wurden die derzeitigen Mitglieder des Verwaltungsrathes des „Nordstern“, Lebensversicherungs⸗Aktiengesell⸗ schaft zu Berlin, zu Aufsichtsräthen auch der neuen Gesellschaft ein⸗ stimmig gewählt. Der neue Aufsichtsrath hat nach seiner Konsti⸗ tuirung die derzeitigen Gesellschafts vorstände resp. Direktionsmitglie⸗ der des „Nordstern, Lebensversicherungs⸗Aktiengesellschaft zu Berlin, auch zu den Gesellschaftsvorständen resp. Direktionsmitgliedern der neuen Gesellschaft gewählt.
Glasgow, 21. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der letzten Woche betrugen 5593, gegen 13 467 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
New⸗York, 20. Dezember. (W. T. B.) Weizenverschiffun⸗ gen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach England 205 000, do. nach dem Kontinent 201 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 60 000 Ortrs. Visible Supply an Weizen 28 625 000 Bushel, do. do. an Mais
15 812 000 Bushel.
New⸗York, 21. Dezember. (W. T. B.) Eine große Ge⸗ treidehändlerfirma in Chicago hat ibre Zahlungen einge⸗ stellt. Die Passiva derselben belaufen sich auf 600 000 Dollars; tas Falliment, welchem einige kleinere Fallimente folgten, wird der Baisse der Weizenpreise zugeschrieben. Die Firma soll gestern eine Million Bushels auf den Markt geworfen haben. — In Folge des Rückgangs der Weizenpreise hat auch in St. Louis eine Getreidehändlerfirma ihre Zahlungen eingestellt; die Passiva betragen 50 000 Dollars. Her Weizenpreis ist hier um 2 — 3. Centzs zurückgegangen; etwas später trat eine Reprise ein. In Chicago war der Markt sehr erregt; der Weizenpreis ging um 2 Cents zurück. Auch die übrigen Cerealien sowie Schweinefleisch und Schweine⸗ schmalz wurden von dem Preisrückgange mit betroffen. Ueber die b verschiedener Handelshäuser sind beunruhigende Gerüchte
Verkehrs⸗Anstalten.
Southampton, 21. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfe des Norddeutschen Lloyd „Main“ ist hier eingetroffen. 1
des letzteren um
„22. Dezember, 1 Uhr 10 Min. früh. (Tel.) Die englische Post vom 21. Dezember früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, ist ausgeblieben. Grund: Verspätete Abfahrt des Zuges von Ostende.
III. Jahre sbericht des Untersuchungamts für Lebens⸗ mittel 1879/80 zu Hannover. („Wider die Nahr.⸗Fälsch.“)
Im Laboratorium sind im Laufe des Geschäftsjahres 1879/80 1071 Untersuchungen ausgeführt, und zwar 285 auf Veranlassung des Magistrats und des Untersuchungsamts, 44 auf Erfordern des Königlichen Polizei⸗Präsidiums Hannover und 742 auf Ansuchen von Privaten und Behörden.
An Untersuchungen entfallen auf Wein 171, Milch 155, Butter 88, Bier 73, Wasser 73, technische Analysen aller Art 62, Zucker und Zuckersachen 61, Mebl und Mehlprodukte 54, Wurst 35, Tabak und Tabaksprodukte 31, Zeug, Seide, Tuch 24, Farbe 23, Spielzeug 20, Petroleum und Benzin 19, Essig 18, Spirituosen 15, Gewürze 13, Soda 13, Fleisch 12, Geheimmittel 12, Tapete 11, Oel 11, Seife 9, Hefe 8, Molke 4, Papier 4, Käse 4, Urin 4, Fruchtsäfte 3, Kaffee und Kaffeesurrogate 3, Vaseline 3, Pilze 2, Speck 2, Cacao und Chocolade 2, Hutleder 29 Krebse, Kartoffeln, Zwetschenmus, Trüffeln, Kronsbeeren, Matraze, Kinderschürzenleder, Buch, Waschblau, Rouleaux, Heringe, Caviar, Entenkoth und Kuhmagen je 1.
Verfälschungen wurden bei folgenden Gegenständen konstatirt: Wein 39, Milch 28, Butter 24, Hefe 7, Gewürze 1, Cognac 1, Wurst 1, zusammen 101 = ca. 10 % der Untersuchungen.
Verdorben waren: Butter 4mal, Schinken Zmal, Fleisch 2mal, Wein 1mal, Kartoffeln 1mal, Mettwurst 1mal, Heringe 1mal, Krebse 1mal, Oel 1mal.
Gifte sind aufgefunden in: Tapeten Zmal, Spielzeug 2mal, Papier 1mal, Tarlatan 1mal, Hutleder 1mal, Tusche Imal, Rouleaux lmal, Haarwasser 1mal, Kinderschürzenleder 1mal, (Kuhmagen 1mal).
Als gesundheitsschädlich wurden 30 Trinkwasser bezeichnet, weil sie große Mengen von lebenden Organismen enthielten.
Beanstandet sind 7 Petroleumproben, weil sie sehr niedrige Entflammungspunkte zeigten.
Die Zahl der Untersuchungen hat sich gegen das Vorjahr um 156 vermindert. Dieselbe betrug
1877/78 1878/79 1879/80 1071
1373 1227 b Aus dieser Abnahme der Untersuchungsanträge könnte der un⸗
gerechtfertigte Schluß gezogen werden, daß das Interesse an dem Untersuchungsamt und damit seine Leistungsfähigkeit abgenommen habe. Vergegenwärtigen wir uns die Entstehung und Aufrecht⸗ erhaltung des Instituts während der ersten zwei Jahre, so muß her⸗ vorgehoben werden, daß dasselbe aus der Initiative der Konsumenten, als eine Folge des Kampfs gegen die Nahrungsfälscher entstand und in erster Linije von den Konsumenten unterstützt und gehalten wurde. Das ergiedt sich aus der großen Menge von kleinen Beiträgen und der verhältnißmäßig geringen Betheiligung der Inhaber von Lebens⸗ mittelgeschäften. Erst durch den Druck, welchen die Kon⸗ sumenten auf die Lebensmittelgeschäfte durch häufige Benutzung des Untersuchungsamts ausübten, waren die letzteren im eigensten Interesse genöthigt, die Güte ihrer Waaren vor dem Verkauf prüfen zu lassen und desto weniger Veranlassung bot sich den Konsumenten über die Güte der ihnen gebotenen Waaren unzufrieden zu sein. Schon im zweiten Jahr ließ sich dies im Jahresbericht 1878/79 aus den Namen der Auftraggeber konstatiren, obgleich damals noch der größte Theil der Mitglieder im Besitz rvon Marken war, für welche ihnen die Benutzung des Untersuchungsamts frei stand. Von diesen Marken blieben ca. 1750 unbenutzt, dafür waren aber auch damals schon die Aufträge von Inhabern der Lebensmittelgeschäfte gegen das Vorjahr erheblich gestiegen. Mit dem 1. Oktober 1879 hörte jede Ver⸗ pflichtung des Vereins und auch fast jede Berührung mit dem Publi⸗ kum auf. Das Untersuchungsamt gab nur alle Monate ein Lebens⸗ zeichen von sich durch seinen Monatsbericht; alle anderen Erwäh⸗ nungen desselben, wie sie durch ein reges Vereinsleben, dessen Sitzungen und Verwaltungsberichte naturgemäß eintreten, hörten wie mit einem Schlage auf. Das Untersuchungsamt wurde daher auf die Probe gestellt, ob es durch sein zweijähriges Bestehen so tiefe Wurzeln ge⸗ schlagen, daß es auch ohne jedes Interesse weiter bestehen könne, oder ob es dadurch dem Untergang entgegengeführt werden würde.
Berücksichtigt man diese Sachlage, so muß allerdings der Erfolg in diesem Jahre ein überraschend guter genannt werden. Denn eine Zahl von 1871 Untersuchungen repräsentirt pro Tag immer noch 3 Untersuchungen und ist eine so erhebliche, daß sie noch beträchtlich herabgehen muß, ehe das Untersuchungs⸗ amt Zeit erhält, sich wichtigen Fragen der öffentlichen Gesundheits⸗ pflege mebr, als dies bisher möglich war, zuzuwenden.
Ein solches weiteres Herabgehen der Untersuchungen ist jedoch vorläufig nicht zu erwarten, da eine gewisse Anzahl von Verfälschun⸗ gen stets konstant bleiben wird.
Unglücksfälle in britischen Bergwerken. (Stat. Corr.) Das vereinigte Königreich Großbritannien und Irland ist zum Zweck der staatlichen Beaufsichtigung der Bergwerke in 14 Beragwerks⸗ distrikte eingetheilt. Jeder Distrikt ist einem „Inspektor of Mines“ unterstellt, welchem ein „Inspektor assisting“ zur Seite steht. Die Bergwerke selbst zerfallen in administrativer Hinsicht in zwei Kate⸗ gorien:
1) die Bergwerke, welche der Coal Mines Regulation Act von
1872 unterworfen sind; . Metalliferous Mines Regulation
2) die Bergwerke unter den Acts von 1872 und 1875.
Erstere umfassen alle diejenigen Bergwerke, welche Kohlen,
außerdem feuerfesten Thon, Schiefer, Eisenstein und Nebenprodukte fördern; der zweiten Kategorie gehören die übrigen, vornehmlich Erze fördernden Bergwerke an. Der Bergwerks⸗Inspektor eines jeden Distrikts hat jährlich einen Bericht mit statistischen Angaben über Zahl der Arbeiter, Menge der Förderung, Zahl und Ursachen der Unfälle an die Re⸗ gierung einzureichen; diese Berichte werden zusammmengestellt und so veröffentlicht. Der Zusammenstellung für das Jahr 1879 ent⸗ nehmen wir folgende Angaben:
Die Gesammtzahl der Personen, welche im Jahre 1879 bei den Bergwerken des vereinigten Königreichs beschaͤftigt war, betrug 523 870; davon waren 476 810 oder 91 % bei den Bergwerken unter der Coal Mines Act und 47 060 oder 9 % bei den Bergwerken unter den Metalliferous Mines Acts thätig. Im Ganzen hatten sich in diesem Jahre 843 Unglücksfälle mit tödtlichem Ausgange ereignet, wobei 1037 Menschen oder 0,2 % aller bei den Bergwerken beschäf⸗ tigten Personen ums Leben kamen. Gegen das Vorjahr hat sich die Zahl der Unglücksfälle um 39 und die Zahl der umgekommenen Personen um 453 verringert. Während im Jahre 1878 durchschnitt⸗ lich ein Unglücksfall auf 595 und eine Tödtung auf 353 in Berg⸗ werken thätige Personen kam, entfällt im Jahre 1879 ein Unglücks⸗ fall auf 621 und ein Todesfall erst auf 505 derartig beschäftigte Personen. Das Jahr 1879 ist also gegen das Vorjahr bei Weitem
1) Die Kohlengruben und die ihnen verwandten Bergwerke.
Von den in diesen Bergwerken beschäftigten Personen waren 385 179 oder 80,8 % unter der Erde und 91 631 oder 19,2 % über der Erde thätig. „Es wurden 1879 im Ganzen 1481 Personen mehr als im Jahre 1878 beschäftigt. Unter der Erde arbeiten nur männ⸗ liche Personen, und zwar standen im Alter von
10 bis 12 Jahren .. 446 Personen oder 0,1 % über 12 bis 12 Jahren. 4 881 8 v . 35 993 „ „ 16 Jahren . 343 859
günstiger verlaufen.
C.
Von den über der Erde beschäftigten Personen waren 86 729 männlichen und 4842 weiblichen Geschlechts; es standen im Alter von
männl. weibl oder 2„ %l %
weibl. ersonen 1 0,8 0,2
über 13 bis 13 Jahren!. 6‧½5 be11“
„ 16 Jahren. . 79 546 4 331 91,6 89,5 Die Produktion der Bergwerke unter der Coal Mines Act lief sich im Jahre 1879 auf 133 720 393 Tons Kohlen, außerdem 1 455 003 Tons feuerfesten Thon, 9 387 766 Tons Eisenstein (Iron stone) und 803 207 Tons Schiefer. Verglichen mit der Ausdeute dieser Bergwerke im Vorjahre, weist das Jahr 1879 eine nseh cnis,
10 bis 13 Jahren.
duktion von 1 108 330 Tons Kohlen, dagegen eine Minderproduktion von 170 583 Tons feuerfesten Thon, 1 359 461 Tons Eisenstein und von 10 055 Tons Schieferthon auf.
In den irischen Bergwerken dieser Kategorie insbesondere waren 1115 Personen beschäftigt, welche 129 003 Tons Kohlen und 3600 Tons feuerfesten Thon, zusammen 132 603 Tons gefördert haben.
Unglücksfälle mit tödtlichem Ausgange ereigneten sich in den Bergwerken unter der Coal Mines Act im Jahre 1879 im Ganzen 782 gegen 811 im Jahre 1878; die Tödtungen, welche diese Unglücks⸗ fälle zur Folge hatten, beliefen sich im Jahre 1879 auf 973 gegen 1413 im Vorjahre.
Es wurden verursacht durch von den Unfällen von den Todesfällen 1878 1879 1878 1879 Explosion schlagender Wetter 31 35 586 184 Steinfall 1““ 456 416 469 426 Unfälle im Schacht... 94 95 111 120 verschiedene Ereignisse unter v16.“ 167 172 Unfälle über Tage... 69 8 zusammen. 1 782 141 Während im Jahre 1878 die absolut und rel der Todesfälle durch schlagende Wetter erzeugt wor Jahre 1879 zwar nicht die absolut, wohl aber eben nißmäßig meisten Tödtungen durch dieselbe Ursache Sah G C 18 1879 vier Unfã at als das Vorjahr, so ist dennoch die Zahl der durch dieselben herbeigeführten Tödtungen im Vorjahre bei Weitem größer gewesen Es kamen 1879 nur 5,3, im Jahre 1878 dagegen 19 Todesfälle, also über dreimal mehr auf einen durch Explosion schlagender Wetter be⸗ 1“ 9 e speziellen Ursachen jener Unfälle und der Tödtungen, welche durch sie herbeigeführt wurden, waren in beiden Jahren “ W’“ 1s kiia 1 7 1) Explosionen schlagender Wetter. „ 31 2) Steinfall: 1 ö a. von den Seitenwänden . .116 115 118 115 A“”“ 0
zusammen 456 416 46 3) Unfälle im Schacht: 55 —28 8.
b1““ 6 1 14 7 b. durch Tau⸗ und Kettenbruch .. 3 5 4 17 durch die Maschinerie beim Ein⸗ und115 13 26 16 durch Sturz von oben in den Schacht 1 11 13 1 durch Gegenstände welche von oben hinebgefulete “ .von einem Theil des Wegs hinab⸗ gestürzt 111“ durch Gegenstände, welche unter⸗ wegs hinabgefallen.. .. .. h. verschiedene Unfälle im Schacht zusammen 4) Verschiedene Unfälle unter Tage: . Explosion von Schießpulver . Erstickung durch Gase .. .Einbruch von Wasser. .Sturz ins Wasser .. auf Beemebergeen . f. durch Karren und Fördergefäße . durch die Maschinerie unter Tage 88. verschiedene Ereignisse unter “ 1 8
W zusammen 5) Unfälle über Tage: a. durch die Maschinerie über der Erde 2 13 b. durch das Springen von Dampf⸗ 2 4
c. verschiedene Unfälle über Tage . 69 50 69
. zusammen 84 69 86 71
Im Durchschnitt kam bei den 3956 Kohlen⸗ und dergl. Berg⸗ werken ein Unglücksfall auf 610 und ein Todesfall auf 490 darin beschäftigte Personen. Am günstigsten stellte sich diese Ziffer in dem Bergwerksdistrikt, welcher die Grafschasten Derbyshire, Leicestershire, Nottinghamfhire und Warwickshire einschließt, wo auf einen Un⸗ glücksfall nur 1107 und auf einen Todesfall nur 1083 Bergwerks⸗ arbeiter kamen; am ungünstigsten dagegen war das Verhältniß im Distrikt South⸗Wales, wo ein Unglücksfall auf 393 und ein Todes⸗ fall auf 246 bergmäanisch beschäftigte ve entfiel. Die 30
Bergwerke Irlands in dieser Kategorie hatten keinen Unglücksfall mit g 89.nee. aufzuweisen. ie Zahl der geförderten Tons Kohlen ꝛc. betrug im Durchschnitt pro Unglücksfall 185 890 und pro Todesfall 149 400; am dlchritt b. 1n vensctnan 0neh Ev 8e Ziffern im Distrikt South⸗ ¹ on ein Unglücksfall au 3 461 und ei 64 730 geförderte Tons entfielen. v 2) Die Erzgruben und die ihnen verwandten Bergwerke.
Von den im Jahre 1879 bei diesen Bergwerken beschäftigten 47 060 Personen waren 28 265 oder 60,1 % unter Tage und 18 795
oder 39,9 % über Tage thätig, davon in Irland all 9
Tage und 529 über Tage. „Die unter der Erde beschäftigten Personen waren sämmtlich
männliche.
Von den über der Erde arbeitenden Personen war 16 602 männ⸗ liche 88 8 aS inter den Erzen u. s. w., welche diese Bergwerke fördern, stehe 68 S.ean2 ge Linie; F Förderung bris ben m Jahre 1879 auf V ons, dann folgt Kalkstei it ei 88. vtr. von “ Tons. 8 ngluͤcksfälle mit tödtlichem Ausgange haben sich hier im ah 1879 überhaupt nur 61 ereignet gegen 74 im 1n. sch bi 88 sind 64 Tödtungen vorgekommen gegen 77 im Vorjahre. Verursacht wurden 28 von den von den
Unglücksfällen Todesfällen 8 8 1878 1879 1878 1879 1ö¹—“ 1u“ Unfälle im Schacht 18 16 19 verschiedene Ereignisse unter Tage 21 16 23 Ereignisse über Tage.. . 8 8 8 8
zusammen 74 61 77 64. Bei den Bergwerken unter den Motalliferous Mines Acts kam im Jahre 1879 ein Unfall mit tödtlichem Ausgange überhaupt auf 771 und ein dadurch herbeigeführter Todesfall auf 735 der dabei be⸗ schäftigten Personen. Die Zahl der Unfälle und der Tödtungen hat sich beiderseits gegen das Vorjahr um 13 vermindert. In beiden Jahren hat Steinfall die größte Zahl der Unglücksfälle wie der Tödtungen bewirkt. „Durchschnittlich kam auf jeden derartigen Unfall im Jahre 1878 ein Todter, 1879 dagegen 1,14 Todte.