1881 / 8 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Jan 1881 18:00:01 GMT) scan diff

S. M. Kanonenboot „Iltis“, mandant Kapt. Lt. Klausa, ist am 25. Shanghai eingetroffen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 9. Januar. (Dr. J.) Der Landtag nimmt morgen seine Thätigkeit wieder auf, die sich voraussichtlich bis tief in den Februar er⸗ strecken wird. Manche umfangreiche Vorlage ist noch zu er⸗ ledigen. Namentlich aber wird noch über die Vorlage, be⸗ treffeno eine Aufbesserung der Gehalte der Verwaltungs⸗

beamten, Beschluß zu fassen sein.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 10. Januar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der „Elsaß⸗Lothringischen Zeitung“ aus Colmar ist daselbst bei der heute stattgehabten Ersatzwahl zum Landesausschuß der Ober⸗Landes⸗ gerichts⸗Raͤth Scheuch gegen den Reichstags⸗Abgeordneten Charles Grad mit 37 von 68 Stimmen gewählt worden. Grad erhielt 29 Stimmen; 2 Stimmen waren ungültig.

4 Geschütze, Kom⸗ November pr. in

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. Januar. (W. T. B. Der Kronprinz Erzherzog Rudolf ist heute nach München abgereist und wird sich nach kurzem Aufenthalte von da nach

Brüssel begeben.

Linz, 10. Januar. (W. T. B.) Der heute hier abge⸗ haltene Bauerntag, welcher von ca. 3000 Personen, darunter etwa die Hälste Bauern, besucht war, nahm voll⸗ kommen ruhigen Verlauf. Die auf der Tagesordnung einen stehenden Anträge, betreffend die Grundsteuer, den Erlaß einer Dankadresse an den Kaiser, sowie an das Gesammt⸗ Ministerium für die günstige Lösung der Lehensfrage, ferner die Statuten des oberösterreichischen Bauernvereins und eine Resolution über das Wahlrecht der Langemeinden wurden angenommen. Die Versammlung schloß mit einem Hoch auf den Kaiser.

Großbritannien und Irland. nuar. (W. T. B.) Im Oberhause kritisirte heute der vormalige Vizekönig von Indien, Lord Lyt⸗ ton, die Politik der Regierung bezüglich Afgha⸗ nistans und sprach sich gegen die Räumung von Kandahar aus. Der Herzog von Argyll entgegnete: Das Vorgehen des vorigen Kabinets sei eine wahre Gefahr für Indien ge⸗ wesen; England habe kein Recht, Kandahar zu behalten, wenn solches sich nicht als eine absolute Pflicht der Regierung herausstelle. Lord Cranbrook meinte, die Zukunft Indiens hänge von der Wachsamkeit an der afghanischen Grenze ab. Lord Northbrook bemerkte, die Afghanen seien nicht zu Gunsten Rußlands gesinnt. Der Unter⸗Staatssekretar sür Indien, Enfield, erklärte: Wäh⸗ rend die Regierung sich gegen eine permanente Besetzung von Kandahar entschieden habe, sei dieselbe zugleich bemüht, einen Herrscher zu finden, der das Vertrauen der Südafghanen be⸗ sitze. Sollte es jemals zu einem Kriege zwischen England und Rußland kommen, so sei es besser, daß England der eigenen Operationsbasis nahe sei und zwischen sich und Ruß⸗ land die Afghanen habe. Das Haus verließ nach dieser Er⸗ klärung Enfield’'s den Gegenstand.

Im Unterhause erklärte der Deputirte Shaw, daß er zu Gladstone in Betreff eines guten Bodengesetzes alles Vertrauen habe. Wenn aber jetzt beantragt würde, eine Kommission zu bilden, welche die Pacht festzusetzen habe, so könne ein solcher Antrag schnell zur Erledigung gelangen und würden Zwangsmaßregeln dann ganz unnöthig werden. Der Deputirte Wolff richtete die Anfrage an die Regierung, ob sie die beunruhigenden Nach⸗ richten über die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland kenne. Gladstone erwiderte darauf, daß in den Zeitungen alarmirende Gerüchte über die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland er⸗ schienen seien. Er hoffe aber, der Interpellant erwarte nicht, daß er (Gladstone) deren Genauigkeit bestätigen werde. So⸗ weit die englische Regierung in Betracht komme, sei in der Thronrede alles Bezügliche mitgetheilt worden. Die Mächte seien bestrel t, die griechische Grenzfrage zu regeln, seien aber über die Mittel zum Zwecke noch nicht übereingekommen. Selbstverständlich trügen die Bemühungen einen friedlichen Charakter. Der Deputirte Lawson meldete ein Amende⸗ ment zu der Adresse auf die Thronredean, in welchem die Aufforderung ausgesprochen wird, ferneres Blutvergießen und weitere Zerstörungen von Eigenthum in dem Basuto⸗ lande zu vermeiden. Der Unter⸗Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen, Dilke, theilte mit, daß Layard am 31. Dezem⸗ ber v. J. aufgehört habe, als Botschafter zu fungiren. Die Adreßdebatte wurde hierauf fortgesetzt und schließlich aber⸗ mals vertagt. Mehrere der radikalen Deputirten sprachen sich gegen die Anwendung von Zwangsmaßregeln in Irland aus, weil von der Regierung nur eine unzureichende und schwache Bodenbill beabsichtigt sei. Das Haus trat dann in die erste Lesung der Regierungsvorlage über Abschaffung der körperlichen Züchtigung auf der Flotte ein.

Der „St. James Gazette“ zufolge ist am Sonn⸗ abend Abend der Versuch gemacht worden, das Gebäude des Central⸗Zollamts in London in Brand zu stecken. Das Feuer ist indeß noch so zeitig entdeckt worden, daß eine Ausbreitung desselben verhindert werden konnte und ein Schaden nicht angerichtet wurde.

(Allg. Corr.) Telegramme der „Times“ aus Dur⸗ ban vom 5. und 6. d. berichten über den Verlauf des Auf⸗ standes in Transvaal:

Die Boers haben die Grenze überschritten, Langsnek mit etwa 150 Mann besetzt und bis zu dem 16 Meilen von Newcastle ent⸗ sernten Fluß Ingogo Streifzüge unternommen. Die Boers unter dem Kommandanten Vilgeon begaben sich zu dem Landdrost von Utrecht und verlangten von demselben die Au lieferung der Schlüssel seiner Amtsstube, die unter Protest erfolgte. Landdrost Rudolf wurde sodann festgenommen und unter Escorte nach Heidelberg gebracht. Seine ganze Kasse und sämmtliche Papiere wurden weggenommen. Mr. Silverlock, ein Schreiber des Landdrosts, wurde mit bewaffneter Escorte über den Fluß geschafft. Die Boers verlangen von den Kaffern in Wakkerstroom unbedingten Gehorsam. Die ‚resolute Offensio⸗Aktion der Boers und die Sympathien aller niederländisch Redenden in ganz Südafrika, von ihren englischen Parteigängern gar nicht zu sprechen. weisen auf die Nothwendigkeit eines bestimmten und entschiedenen Vorgehens der englischen Regierung hin. Die Boers haben sich durch die Abberufung der Truppen und die Vorspiegelungen von Intriguanten zu der Annahme verleiten lassen, daß England sich den Forderungen einer mächtigen, bewaffneten Demonstration fügen werde. Es bedarf ecines richtigen Maßes von Macht und Versoöhnlichkeit, um die britische Autorktät auf eine dauerhafte Grundlage zu bringen und fernere Unruhen zu verhindern. Die Verstärkungen werden mit Ungeduld erwartet. Eine Marinebrigade

London, 10. Ja⸗

und eine Raketenbatterie treffen mit der „Boadicea“ aus der Kap⸗ stadt hier ein; eine kleine Geschützbatterie ist bereits aus der Kap⸗ stadt hier eingetoffen. Kapitän Lambert ist in Maritzburg ange⸗ kommen. Er berichtete, daß Kapitän Elliot durch die Boers nieder⸗ geschossen wurde, als er den Vaalfluß überschritt. Nachdem man sie auf Ehrenwort freigelassen, wurden die Hauptleute Lambert und Elliot unter Escorte von sechs bewaffneten Boers nach einer 2 am Vaal gebracht. Der Fluß war sehr hoch, allein sie etraten denselben, während die Boers am Flusse zurückblieben. Nachdem sie die Mitte des Flusses erreicht hatten, gaben die Boers Feuer, und ein Schuß ging Kapitän Elliot durch den Kopf. Kapitän Lambert tauchte unter und entkam. Die Boers dehnen ihre Massenstreifzüge bis ganz in die Nähe von Newcastle aus. Sie ver⸗ hafteten Mr. Walker, ließen ihn jedoch schließlich wieder frei. Die berittene Polizei von Natal wurde gestern am Buffalo durch die Boers bedroht. Lieutenant Philips zog sich gestern mit zwölf be⸗ rittenen Polizisten, von 200 Boers bedrängt, über den Ingogofluß zurück. Die Boers riefen: „Das Meer ist die Grenze der Boers“. Bei Utrecht haben die Boers die Buffalo⸗Furth überschritten und Wagen und Zelte geplündert. Ein kleiner Kaffernhäuptling Namens Stufioman vom Assegaifluß hat sich den Boers angeschlossen. Die Regierung von Natal hat von Joubert eine Erklärung bezüglich der Invasion von Natal verlangt.

. 11. Januagr. (W. T. B.) In Folge der über beab⸗ sichtigte Angriffe der Fenier cirkulirenden Gerüchte sind die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln zum Schutze der Staats⸗ werfte in Portsmouth und der Citadelle in Chester getroffen worden. Laut amtlicher Bekanntmachung ist General Donald Stewart zum Oberstkommandirenden in Indien ernannt. Ein Telegramm der „Times“ aus Bombay, von gestern, meldet: In Kolapoor sei eine Verschwörung unter den Hindus und den Musel⸗ männern entdeckt worden, die die Niedermetzelung der Europäer während deren Anwesenheit in einer Kirche am 7. November v. J. und die Plünderung der Stadt bezweckt habe. An dem Komplott seien gegen 3000 Personen bethei⸗ ligt; 27 Personen seien verhaftet. Nach einer Meldung der „Daily News“ aus der Kapstadt, von gestern, ist See⸗ rust im Transvallande von den Boers besetzt worden.

Frankreich. Paris, 8. Januar. (Cöln. Ztg.) Der Ministerrath beschäftigte sich heute im Elysée unter dem Vorsitze des Präsidenten Gréevy mit der Finanzvorlage. Der Finanz⸗Minister entwarf ein Bild derselben und zeigte, daß sie noch niemals so blühend war wie jetzt, da der Ueber⸗ schuß, den die Steuern im vorigen Jahre ergaben, die Summe von 169 359 000 Fr. erreicht habe. Diese Summe ist fol⸗ gendermaßen vertheilt: Einregistrirungstaxen und Stempel⸗ steuer: 68 311 000 Fr., Zölle: 61 627 000 Fr., indirekte Steuern: 31 284 000 Fr., Post: 3 933 000 Fr. Telegraphie: 4 204 000 Fr.

Der Minister des Innern und der Kulte hat die Präfekten aufgefordert, ihm die Bischöfe und Erz⸗ bischöfe zu bezeichnen, welche sich in der ersten Woche des neuen Jahres aus ihrer Diözese entfernt haben; er wird gegen dieselben einschreiten, da sie das Konkordat verletzt hätten, das ihnen verbietet, ohne Erlaubniß der Regierung ihren Sprengel zu verlassen.

Der Gesetzentwurf, welchen der Kriegs⸗Minister in der nächsten Session vorlegen wird, lautet in seinen Haupt⸗ punkten: „Die Einrichtung der Einjährig⸗Freiwilligen wird abgeschafft; die jungen Leute, welche sich den soge⸗ nannten „carriéres libérales“ widmen, werden dem zweiten Theile des Kontingents, der nur ein Jahr zu dienen hat, zugetheilt werden. Die, welche sich dem geistlichen und Lehrerstande widmen, erhalten das nämliche Vorrecht, und zwar unter folgenden Bedingungen: Die Mitglieder des Unterrichtswesens müssen sich auf zehn Jahre dem Unterricht widmen, und die Diener der Kulte müssen vor ihrem 26. Jahre die priesterliche Weihe erhalten haben. Die jungen Leute, welche sich dem geistlichen und dem

Lehrerstande widmen, können auf ihren Wunsch ihren ein⸗

jährigen Militärdienst vom 18. bis zu ihrem 21. Jahre ab⸗ machen. Falls sie die ihnen auferlegten Bedingungen nicht erfüllen, müssen sie die militärischen Pflichten wie alle anderen Franzosen erfüllen.“ Der Gesetzentwurf bestimmt ferner, daß die Lehrer und Geistlichen nicht zu den Manövern herange⸗ zogen werden, aber in Kriegszeiten unter die Fahne berufen

werden können.

10. a 82. ) Die „Benee Havas“ veröffentlicht einen Brief aus Algier, in welchem auf erneute Räubereien der nicht unter⸗ worfenen Stämme von Tunis auf algerischem Ge⸗ biet hingewiesen wird. Dies erkläre die Vorsichtsmaßregeln, welche zu den Gerüchten von Truppenkonzentrirungen, die nie⸗ mals stattgefunden hätten, Veranlassung gegeben. Die algerische Presse meldet von Intriguen in der Umgebung des Bey. Es seien in Konstantinopel Schritte gethan, um die Autorität des Sultans, die seit zwei Jahrhunderten verschwunden sei, in Tunis geltend zu machen, da die Bewohner von Tunis nur die geistliche Autorität des Kalifen anerkennen wollten. Diese Schritte seien voll⸗ kommen mißlungen. Der Brief fügt hinzu, die Pforte wisse wohl, daß Frankreich niemals einen Einfluß in Tunis ge⸗ statten würde, der mit dem seinigen rivalisire. Frankreich werde durch seine Interessen gezwungen, in Tunis einen effektiven Einfluß auszuüben, welcher die wesentliche Be⸗ dingung für die Sicherheit Algiers sei. Die öffentliche Mei⸗ nung in Algier lege hierauf besonderes Gewicht und würde keine Unentschlossenheit der französischen Regierung zulassen, wenn das Interesse von Staatsangehörigen Algiers in Tunis bedroht wäre. Die öffentliche Meinung billige entschieden die Politik der Regierung, welche auf das Bestimmteste erkläre, daß sie Tunis nicht anektiren wolle, eine Annexion sogar für schädlich halte, jedoch nicht gestatten würde, in Tunis irgend einen Einfluß aufkommen zu lassen, welcher dem Frankreichs uwiderlaufen könnte. Die Gerüchte von Umtrieben einer ne.en. Regierung in Tunis sieht der Korrespondent der „Agence Havas“ als unbegründet an; man verwechsele da das Treiben unruhiger Persönlichkeiten mit der Aktion ihrer Regierung. Diese Umtriebe seien das Werk von lokalen ehrgeizigen Bestrebungen, welche der Klugheit von Staatsmännern gegenüber scheitern würden. Diese ehrgeizigen Bestrebungen trügen sich mit der Hoffnung, aus der Entsen⸗ dung einer tunesischen Deputation nach Palermo Nutzen ziehen u können, die Absendung einer solchen Höflichkeits⸗Deputation fei indeß eine durchaus normale Thatsache, und man würde in Algier sich sehr getäuscht sehen, wenn die Courtoisie des Königs von Italien bei dem Empfange dieser Deputation sich zu Worten verleiten ließe, welche Frankreich erkälten und Algier beunruhigen könnten.

Italien. Palermo, 10. Januar. (W. T. B.) Der König und die Königin empfingen heute die tunesische Mission in feierlicher Audienz.

11. Januar. (W. T. B.) Die gestern vom Köni empfangene Deputation aus Tunis wurde von einem Neffen des Beys von Tunis geführt; es fand ein Austau höflicher und sympathischer Aeußerungen mit Wünschen für das Wohl der Souveräne und für die Erhaltung guter Be⸗ ziehungen statt.

Griechenland. Athen, 10. Januar. (W. T. B.) Der Kammer ist ein Dekret des Königs über die Zusammen⸗ setung der im aktiven Dienst befindlichen Armee und ein Gesetz über die Organisation der Armee zugegangen. Hier⸗ nach wird die Infanterie um 11 Bataillone vermehrt und das Artillerie⸗Regiment in 5 Bataillone eingetheilt werden.

Türkei. Konstantinopel, 8. Januar. (Pol. C) In letzter Zeit ist eine augenscheinliche Besserung der Be⸗ ziehungen zwischen der Pforte und Bulgarien ein⸗ getreten. Ein deutliches Symptom dafür liegt in der dem Vertreter Bulgariens in Konstantinopel, Balabanoff, soeben von der Pforte gemachten Zusage, daß von der Einhebung des Transitozolles für nach Bulgarien bestimmte Waaren fortan Umgang genommen werden solle.

Dem Reuterschen Bureau wird unterm 6. ds. aus Konstantinopel gemeldet: Hr. Tissot, der französische Botschafter, empfahl der Pforte gestern aufs Eindringlichste das in Vorschlag gebrachte internationale Schiedz⸗ gericht anzunehmen, indem er zugleich erklärte, daß Europa den Ausbruch eines Krieges mit Griechenland nicht dulden könne. Die Pforte unterhandelt mit den Bankiers in Galata über eine Anleihe. Essad Bey, der türkische Botschafter in Paris, ist zum Pascha mit dem Range eines Veziers er⸗ hoben worden. Der Ministerrath war heute wieder mit der Berathung des Schiedsgerichtsvorschlags beschäftigt. Der Pforte ist die Meldung zugegangen, daß auf ein De⸗ taschement türkischer Soldaten, die einige grie⸗ chische Briganten auf der türkischen Seite der Grenze ver⸗ folgten, von den Griechen gefeuert wurde.

11 Fanuaeg. (W u1u Marine⸗Minister Rassim Pascha ist durch Hassan Pascha ersetzt worden; HobartPascha ist zum Generalstabschef der Marine ernannt wor⸗ den; die Entsetzung Rassim Paschas erfolgte wegen des Strandens des Panzerschiffes „Osmanie“ in den Dardanellen. Das Schiff kehrte nach Konstantinopel zurück, um die erlitte⸗ nen Havarien auszubessern. Der päpstliche Nuntius in Wien, Vanutelli, wird dem Sultan am Mittwoch ein eigenhändiges Schreiben des Papstes überreichen, in welchem die Ernennung Hassuns zum Kardinal nolifizirt und die schleunige Wahl eines Nachfolgers für Hassun em⸗ pfohlen wird.

Schweden und Norwegen. Christiania, 6. Ja⸗ nuar. (Norske Rigstid.) Norwegens Zolleinnahmen haben im Jahre 1880 betragen: Ausfuhrzoll auf Holz 589 605 Kronen (gegen 463 068 Kronen im Jahre 1879), Ausfuhrzoll auf andere Waaren 103 342 Kronen (103 790 Kronen), Ein⸗ fuhrzölle 16 485 095 Kronen (13 638 632 Kronen), Magazin⸗ abgaben 18 782 Kronen (26 989 Kronen), Lade⸗ und Leucht⸗ feuerabgaben 1 336 053 Kronen (1 159 778 Kronen), verschie⸗ dene Einnahmen 23 537 Kronen (26 625 Kronen), zusammen 18 556 414 Kronen, gegen 15 418 882 Kronen im Jahre 1879 und 17 337 162 Kronen im Jahre 1878. Ueber Christiania sind im Jahre 1880 14 056 Personen, darunter 1997 Schweden, nach Amerika ausgewandert. Auf in Amerika bezahlte Billets reisten 4977 Personen. Nach den Angaben der Aus⸗ wanderer nahmen dieselben 68 412 Kronen in contantem Gelde

mit; die Reisekosten für sämmtliche Auswanderer betrugen 1 308 812 Kronen.

Amerika. Washington, 7. Januar. (Allg. Corr.) Im Repräsentantenhause wurde heute eine Resolution eingebracht und dem Ausschuß für die Auswärtigen Angelegen⸗ heiten überwiesen, welche die Aufmerksamkeit des Staats⸗ sekretärs Mr. Ewarts auf die angeblich fingirten Fischerei⸗ statistiken und die Aussagen einiger der von der Kommission vernommenen Zeugen lenkt, ferner die Reform des Staats⸗ departements beantragt und gleichzeitig anfragt, ob Schritte gethan worden seien, um die Richtigkeit von Professor Hinds Behauptungen zu prüfen.

„Südamerika. Santiago de Chile, 11. Dezember. (Allg. Corr.) Am 5. d. fand im Hafen von Callao ein Treffen zwischen einigen chilenischen und peruanischen Tor⸗ pedobooten statt. Die chilenischen Kriegsschiffe „Huascar“, „Chacabuco“ und „Magellanes“ fuhren in den Hafen ein, um ihre Boote zu beschützen, und der „Huascar“ beschoß die Uferbatterien, von denen ein Kanonenschuß das cchilenische Boot „Fresias“ zum Sinken brachte.

Aus La Paz in Bolivia hier eingegangenen Nachrich⸗ ten zufolge hat das bolivianische Parlament den Präsidenten ermächtigt, den Nießbrauch des östlichen Theiles von Bolivia für die Dauer von 30 Jahren an die „Bravogesellschaft“ für Kolonisationszwecke abzutreten. Die Gesellschaft soll auch Straßen und Eisenbahnen sowie einen Hafen am Flusse Paraguagy anlegen und wird zur Auferlegung von Steuern und Einfuhrzöllen ermächtigt sein. v

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heits⸗Amtes sind in der letzten Jahret woche des Jahres 1880 von je 1000 B wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 21,6, in Breslau 25,6, in Königsberg 26,5, in Cöln 24,7, in Frankfurt a. M. 17,6, in Hannover 14 8, in Cassel 13,3, in Magdeburg 22,8, in Stettin 17,0, in Altona 28,7, in Straßburg 25,7, in Metz 30,4, in Mürchen 27,3, in Nürnberg 22,7, in Augsburg 23,6, in Dresden 22,9, in Leipzig 19, 4, in Stuttgart 17,1, in Braunschweig 28,7, in Karlsruhe 29,1, in Hamburg 27,8, in Wien 26,3, in Budapest 23,7, in Prag 33,9, in Triest 34,0, in Krakau 28,6, in Basel —, in Brüssel 21,4, in Paris 24,8, in Amster⸗ dam 18,1, in Kopenhagen 24,1, in Stockholm 32,5, in Christiania 16,0, in St. Petersburg 39,2, in Warschau —, in Odessa 30,4, in Bukarest 29 9, in Rom 30,2, in Turin 25,4, in Madrid 39,5, in Lon⸗ don 23,5, in Glasgow 23,0, in Liverpool 29,8 in Dublin 35,8, in Edinburgh 19,5, in Alexandr’a (Egypten) 41,9. Ferner aus frübe⸗ ren Wochen: in New⸗York 29,4, in Philadelphia 24,7, in Chicago 16,2, in St. Louis —, in Cincinnati 202,7, in San Francisco —, in Calcutta 40,9, in Bombay 29,5, in Madras 38,9.

In den ersten Tagen der Berichtswoche herrschten an den meisten deutschen Beobachtungsstationen westliche und südwestliche, in Cöln östliche, aber gleichfalls bald in südwestliche übergehende, Luftströ⸗ mungen. Um die Milte der Woche ging der Wind an den ost⸗ und norddeutschen Stationen, sowie in Berlin und München nach Südost und blieb mit Südwest (in Berlin auch mit Nordmest) wechselnd bis zum 1. Januar aus dieser Richtung wehend, wo sich in Breslau, München, Cöln nördliche und nordwestliche, in den übrigen Stationen

füdwestliche (in Bremen südöstliche) Windrichtungen gelte d machten. Das Wetter war meist trüb und neblig, zu Niederschlägen ge⸗ neigt, welche auch häufig, doch meist in nicht sehr ergiebigem Grade erfolgten. Die Lufttemperatur lag allgemein über der normalen. Der beim Wochenbeginn niedrige Luftdruck zeigte mehrfache Schwan⸗

kungen, stieg jedoch zu Ende der Woche an allen Stationen rasch in 8* Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte Europas blieben auch in der Berichtswoche günstige, nur die größeren englischen Städte zeigen meist größere Sterblichkeitsrerhältnißzahlen. Die allge meine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte betrug 23,6 (auf 1000 Bewohner uand aufs Jahr berechnet). Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit erscheint im Ganzen gesteigert, in Berlin vermindert, von 10 000 lebenden starben aufs Jahr berechnet Kinder unter 1 Jahr 77 gegen 73 der Vorwoche (im Berlin 67 gegen 78). Unter den Todesursachen traten von den Infektionskrankheiten Masern und Keuchhusten häufiger, Diphtherie, typhöse Feber und in außerdeutschen Städten die Pocken in geringerer Zahl auf. Masern herrschen in Metz, Kiel, Hamburg und Londog. Das Scharlachfieber zeigt in den größeren Städten des Niederrheins, Elberfeld, Düssel⸗ dorf, Aachen, Coblenz, ferner in Berlin, Prag, Stockholm eine Abnahme, in Cöln, Karlsruhe, London eine Zunahme der Epidemie. Todes⸗ fälle an Diphtherie haben im Allgemeinen ein wenig abgenommen, doch ist die Zahl derselben in Königsberg, Kiel, Danzig, München, Nürnberg, Dresden, Berlin, Hamkurg, Pest, Stockholm, Wien noch immer eine größere. Auch in New⸗York, Brooklyn, Phila⸗ delphia, Chicago berrscht die Diphtherie in ausgedehntem Grade. Der Keuchhusten forderte in Berlin, Hambarg, Frankfurt a. M. mehr Opfer. Darmkatarrhe der Kinder zeigten sich in chen wieder häufiger. Typhöse Fieber haben in Berlin und Paris vachgelassen. Todesfälle an Fleckentyphus wurden nur 5 aus St. Petersburg gemeldet. Die Pocken gewannen in London wieder große Ausdehnung. In Wien, Paris, Pest, Prag, Krakau, Triest, St. Petersburg, Odessa, Venedig traten Pocken in beschränkter Zahl auf. Aus deutschen Städten wurden aus Königsb g, Krefeld, Wesel 1 sall an Pocken, aus Berlin 1 an Windpocken gemeldet.

l Uebersicht d Studi d d

Summarische ebersi er Studirenden der 16“ Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Univer⸗ sität zu Bonn im Winter⸗Semester 1880 81. Im Sommer⸗Semester 1880 sind immatrikulirt gewesen laut Nachweisung vom 25. Mai 1880 1099. Nach Aufstellung dieser Nachweising wurden noch jmmatrikulirt 6, zusammen 1105. Davon sind abgegangen 516. Es sind demnach geblieben 589. Dazu sind in diesem Semester gekommen 298. Die Gesammt⸗ zahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 887. Die evangelisch⸗theologische Fakultät zählt Preußen 67, Nichtpreußen 7, zusammen 74. Die katholisch⸗theologische Fakultät zählt Preußen 45, Nichtpreußen 1, zusammen 46. Die uristische Fakultät zählt Preußen 246, Nichtpreußen 21, zusammen 267. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 119, Nichtpreußen 10, zusammen 129. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 276, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife auf Grund des §. 3 der Vor⸗ schriften vom 1. Oktober 1879 37, zusammen 313, c. Nicht⸗ preußen 58, zusammen 371, im Ganzen 887. Unter den Immatri⸗ kulirten der philosophischen Fakultät befinden sich 56 Preußen und 16 Nichtpreußen, zusammen 72, welche der landwirthschaftlichen Akademie zu Poppeltdorf angehören. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität als nur zum Hören der Vorlesungen berechtigt, mit spezieller Genehmigung des z. Rektors 36. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 923.

Im Hafen von Antwerpen sind, dem „Journ. off.“ zufolge, im Jahre 1880 4482 Seeschiffe, Dampfer und Segelschiffe, von einem Tonnengehalt von 3 063 227 eingelaufen, ge en 4111 von 2 859 440 t im Jahre 1879, also 371 Schiffe von 203 787 t mehr. Eingerechnet sind in diesen Ziffern die Schiffe, welche die Schelde hinauffuhren und nach Bruüssel, Löwen und Termonde be⸗ stimmt waren. Ausliefen im verflossenen Jahre 3947 Schiffe, wovon 2281 beladen und 1666 mit Ballast. Die englische Flagge dominirte wiederum, und zwar mit 2292 Einläufen oder 1 718 779 t; dann folgte Belgien mit 288 Einläufen und 338 492 t. Im Hafen von Gent liefen im Jahre 1880 651 Schiffe mit einem Ge⸗ halt von 210 013 t ein oder 41. Schiffe ron 2914 t weniger als im Jahre 1879 Dieses Minus findet in der vorübergehenden Un⸗ terbrechung der Schiffahrt auf dem Kanal von Terneuzen seine Erklärung.

Der „Républ. frarg.“ zufolge hat der Octroi in Paris im Jahre 1880 142 388 357 Frcs. 82 Ctms. ergeben, gegen 135 955 088 Frcs. 94 Ctms im Jahre 1879, also ein Mohr von 6 423 263 Frcs. 98 Ctms. Die Eingangssteuer, die für Rechnung des Staateschatzes erhoben wird, hat nicht dieselbe Steigerung auf⸗ zuweisen. Dieselbe erbrachte im vergangenen Jahre 79 258 444 Frcs. 94 Ctms., 1879 dagegen 79 457 412 Frce. 79 Ctms, also 198 967 Frecs. 85 Ctms. weniger. Im Ganzen hat die Pariser Steuerverwaltung, für Rechnung der Stadt und des Staats zu⸗ sammen genommen, die Summe von 221 646 802 Frcs. 86 Ctme. einkassirt. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Urkundliche Nachträge zu den geschichtlichen Nach⸗ richten von dem reicheritterlichen Geschlechte Eber⸗ stein vom Eberstein auf der Rhön, herausgegeben von Louis Ferdinand Frhrn. ron Eberstein, Kgl. pr. Ingenieur⸗Hauptmann g. D., Ebhrenmitgliede der Geschichts⸗ und Alterthemsrereine in Mel⸗ ningen, Bamberg, Würzburg, Bayreuth, Cassel, Hanau, Schwäbisch Hall und korrespondirendem Mitgliede der Vereine zu Erfurt, Greifs⸗ wald und Stralsund. Dresden, Druck der Lehmannschen Buch⸗ druck rei. Dritte Folge. Mit dem vorliegenden Baude ge⸗ langt das umfangreiche familiengeschichtliche Werk zum Abschluß Der Verfasser beklagt, daß er bei der Zusammenstellung der Daten zu der „wechselvollen und eigenthümlich verwickelten Geschichte dieser kleinen chemaligen Freiherrschaft“ ebenso wie bei der Ausarbeitung seines groen, Familienbuchs selbst gänzlich ohne Unterstützung auf sich selbst ang wiesen geblieben sei; andern⸗ falls würde die Arbeit vollständiger und ausführlicher auszefallen sein. Die 3. Folge der Nachträge enthält historische Nachrichten über die Aemter Leinungen und Morungen sowie geschichtliche Mit⸗ theilungen uber das Berg⸗ und Hütten werk daselbst. 1 Ein Anbang vereinigt sodann eine Sammlang von „Denkmalen“, Testamenten, Leichenreden, „Grabschriften“ und ähnlichen Dokumenten. Besonderes Interesse verdient darunter die Leichenrede auf den churfürstlich sächsischen Geh. Kriegs⸗Rath und General⸗Feldmarschall Kammer⸗ herrn Ernst Albrecht von Eberstein (geb. 1605, gest. 1676), sein Testa. ment, sein Lebenelauf, ein poctischer Nachruf, eine „madrigalische Grabschrift und sein „Leichenprozeß“. Die typographische Ausstattung dieser Beilagen sowie des ganzen Werkes ist eine außerordentlich sorgfältige. 2 1b 8 1

„Das Magazin für die Literatur des In⸗ und Aus⸗ landes“. (50. Jahrgang. 1881. Herausgeber: Eduard Engelin Berlin, Verlag von Wilhelm Friedrich in Leipzig). Die neueste Nummer dieser eitschrift hat folgenden Inhalt: Deutschland: Kunst und Leben. Ein neuer Almanach für das deutsche Haus (Johannes Scherr). Georg Ebers: „Der Kaiser“ (Gerhard von Ampntor). Deutschland und das Ausland: Ein italienisches Buch über Heinrich Heine von Heire's Nichte. Zur Frage der Heine’'schen Memoiren. (Schluß.) (Alfred Meißner). England: Neueste Gedichte von Alfred Tennvyson (Käthe reiligrath⸗ Kroeker). Italien: Die Einweihung von Zendrini'’s Denkmal in Palermo. (Tedet ca). Norwegen: Norwegistte Volksmärchen (Ferdinand Bender). Rußland: Der russische Nihilismus in belletristischer Beleuchtung (J. J. Honegger). Frankreich: Die Volke⸗ und Kolportage⸗Literatur in Frankreich (J. Baumgarten). Kleine Rundschau: Schillers Leben von Heinrich Düntzer. Neu⸗

griechischer Parnaß in deutschen Uebersetzungen. Literarische Neuigkeiten. Aus Zeitschriften. Bibliographie der neuesten Er⸗ scheinungen. Diese älteste deutsche Wochenschrift bedarf keiner Empfehlung; der billige Preis von 4 für das Quartal (13 Nummern mit je à 32 Spalten in gr. 4⁰) macht sie allen ge⸗ bildeten Familien zugänglich.

München, 10. Januar. (W. T. B.) Der Profe or des Staatsrechts und ehemalige Präsident der Kammer, Reichsrath von Poetzl, ist gestorben.

St. Petersburg, 11. Januar. (W. T. B.) Professor Nordenskiöld ist heute früh 2 Uhr nach Helsingfors abgereist

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der Ausschuß der Deutschen Viehucht⸗ und Herd⸗ buch⸗Gesellschaft und im Anschluß hieran die einzelnen Sektionen des Ausschusses werden am 16. und 17. Januar d. J. im Klub der Landwirthe hierselbst Sitzung halten. Es handelt sich um Feststellung: 1) der Herdbuchs⸗Einrichtung, 2) der Disposition für die Beschreibung der deutschen Viehrassen, 3) der Hauptprinzipien bei Abhaltung von Ausstellungen. Das Interesse für die Gesellschaft ist stetig im Wachsen begriffen, und es haben sich für 1881 bereits eine Reihe neuer Mitglieder anzemeldet. Voraussichtlich wird sich jetzt im neuen Jahre die Mitgliederzahl noch bedeutend vermehren, da anzunehmen ist, daß Mancher dasselbe abgewartet hat, um seinen Beitritt zu erklären.

G“

W“ (Gr ritain Mutual Life Assurance Society.) In der am 7. d. M. in London stattgehabten Generalversammlung ha⸗ ben die anwesenden Policen⸗Inhaber einstimmig eine Resolution da⸗ hin gefaßt, daß eine gerichtliche Liquidation der Gesellschaft auf alle Fälle zu vermeiden und der zuständige Gerichtshof gebeten werden solle, in eine Rekonsteuktion derselben auf der Basis reduzirter Policen, eventuell in die Abtretung der Geschäfte an eine andere Gesellschaft zu willigen. Zur Ausführung dieses Beschlusses und zur Unter⸗ suchung der bisherigen Geschäftsführung ist ein aus 12 Mitgliedern bestehendes Comité eingesetzt worden, in welches behbufs spezieller Vertretung der deutschen Versicherten und auf Antrag der in der Versammlung anwesenden deutschen Interessenten ein in London an⸗ sässiger deutscher Policen⸗Inhaber, Herr Friedländer, Nr. 62 Cheap⸗ sire E. C. wohnhaft, gewählt wurde.

Dieses Comité wire nach Prüfung der Sachlage einer späteren Versammlung oder auf sonstigem Wege seine Vorschläge für die weitere Behandlung der Sache machen.

Vorläufig steht in nächster Zeit eine Bekanntmachung des vom Gerichtshofe bestellten provisorischen Liquidators, Hrn. Fr. Smart in Aussicht, in welcher des Letzteren Befugnisse zur Empfangnahme der weiteren Prämienzahlungen nachgewiesen und den Deutschen und anderen Versicherten mit Bezug auf ihr Verhalten in dieser Beziehung genauere Instruktion zu Theil wird. lung zugegen gewesenen deutschen Vertreter in Kurzem eingehenderen Bericht über die Lage der Sache und ihre Thätigkeit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. 8

Den eingezogenen Erkundigungen zufolge soll sich die Zahl der deutschen Policeninhaber, deren Interessen bei der Gesellschaft bethei⸗ ligt sind, auf etwa 700 800 belaufen.

Dem „Dresd. Journ.“ entnehmen wir folgenden, vom 10. Januar datirten Bericht von der Leipziger Messe: Obgleich wir bis zum Jahresschluß mildes Wetter hatten, Bedarf für wol⸗ lene Strumpfwaaren sich fast gar nicht zeigte und die Fabri⸗ kanten auch schon vor Weihnachten mit Aufträgen nicht überhäuft

Auch beabsichtigen die bei der Versamm-

Triest, 10. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddam fer „Flora“ ist heute früh mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffer. 188

Riga, 11. Januar. (W. T. B.) Der deutsche Dampfer „Prinz Friedrich Carl“ ist gestern in der Nähe des Hafens von Baltischport auf den Grund gerathen. Die Rhede von Reval ist mit Treibeis gefüllt.

Berlin, 11. Januar 1881.

Bei der am Montag, den 10. d. M., auf den Kronprinz⸗ lichen Gütern Uetz, Paretz und Falkenrehde und zugehörigem Rustikal⸗Terrain abgehaltenen Jagd, welche vom Hof⸗Jäger⸗ meister Freiherrn von Heintze geleitet wurde, sind in zwei Vorlege⸗ und zwei Kesseltreiben 449 Hasen erlegt worden. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm und Friedrich Carl sowie etwa fünfzehn aus Berlin und Pots⸗ dam geladene Gäste nahmen an der Jagd Theil

Die Rang⸗ und Quartierliste der Königlich preußi⸗ schen Armee für 1881“, welche bekanntlich im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried Mittler u. Sohn hierselbst erscheint, ist, nachdem das erste Exempiar nach alther⸗ gebrachter Weise am Neujahrstage Sr. Majestät dem Kaiser von dem Vorstande der Geheimen Kriegskanzlei des Kriegs⸗Ministeriums überreicht worden, in den jüngsten Tagen für den allgemeinen Ge⸗ brauch zur Ausgabe gelangt. Die Eintheilung des Inhalts, sowie der Druck und die Ausstattung des nicht allein für militärische Kreise interessanten und wichtigen Buches, welches auf Befehl Sr. Majestät von der Geheimen Kriegskanzlei des Kriegs⸗Ministeriums gearbeitet wird, zeichnen sich durch Uebersichtlichkeit und Ge⸗ diegenheit, wie bei den früheren Jahrgängen, vortheilhaft aus. Die Rangliste für 1881 bietet nicht wenige Abweichungen von der Rangliste des Jahres 1880, deren Umfang sie um 6 Seiten überschreitet. Die wesentlichsten Aenderungen zeigt die neue Rang⸗ liste in der Armee⸗Eintheilung. In derselben erscheinen im Laufe des Jahres 1880 neu besetzt: drei Armee⸗Corps, das V., VIII. und XI., in Folge des Ausscheidens der Generale Grafen von Kirchbach und von Bose und des Ablebens des Generals von Goeben, durch dessen Tod das erste der 1870/71 verliehenen Großkreuze des Eisernen Kreuzes wieder aus der Rangliste geschieden ist. Ferner sind neu besetzt: 12 Divisionen, nämlich die 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, die Divisionen 4., 8., 10. 11., 13., 15., 17., 19., 21., 30. und die Kaval⸗ lerie⸗Division des XV. Armee⸗Corps, sodann 31 Brigaden (20. Infan⸗ ferie⸗, 9 Kavallerie⸗ und 1 Fuß⸗Artillerie Brigade) und endlich die General⸗Inspektion des Militärerziehungs⸗ und Bildungswesens. Aehnliche Veränderungen zeigen die Gouvernements und Komman⸗ danturen, bei denen jetzt außer anderen die Namen der Generale von Beyer (Coblenz), von Pritzelwitz (Mainz), von Wulffen (Bres⸗ lau) fehlen. Zum ersten Male als kommandirende Generale bezw. als General⸗Inspecteur stehen in der dicsjährigen Rangliste die Generale von Pape (5.), von Thile (8., Freiherr von Schlotheim (11.) und von, Strubberg. Regiments⸗Commandeurste lien sind bei der Infanterie 28, bei der Kavallerie 17, bei der Feld⸗Artillerie 5 und bei der Fuß⸗Artillerie 3 anderweit besetzt worden. Neu errichtet sind die vier Artillerie⸗Depot⸗Inspektionen zu Posen, Stettin, Cöln und Straßburg, nachdem durch den Uebertritt der Artillerie⸗

waren, gestaltete sich das Meßgeschäft immer noch einigermaßen günstig, da ganz hübsche Posten Phantasteartikel Nehmer fanden, um die Lager nach dem Weihnachtsfeste wieder zu füllen. Auf diesen Artikel legt man mehr und mehr Sorgfalt; immer giebt es neue schöne Fagons; diese Waaren sind daher sehr beliebt. Die schweren wollenen Strumpfwaaren gingen schlecht um, da wir vor Weih⸗ nachten keine Kälte hatten. Dem Markt in Tuchen und Bucks⸗ kins war ziemlich viel Waare zugeführt worden; besonders waren es Grossisten, die ziemlich viel in Frühjahrsartikeln, jedoch zu ge⸗ drückten Preisen, kauften. Schwere Winterwaare ging schlecht ab. Neuheiten waren wie gewöhnlich beliebt und fanden rasch Nehmer zu theilweise guten Preisen. Schwarze glatte Tuche und Buckskins gingen ziemlich gut. Die Preise waren fast darchgängig die der Michaelismesse.

Dem Geschäftsbericht der Braunschweiger National⸗ Aktien⸗Brauerei (vorm. F. Jäürgene) sind folgende Mit⸗ theilungen entnommen: Die Gesellschaft übernahm in das Betrieb;⸗ jahr am 1. Oktober 1879 7516 hl Bier, braute dazu vom 1. Ok⸗ tober 1879 bis 30. September 1880 34 994 hl, zusammen 42 510 hl, und verkaufte in derselben Zeit 34 862 hl, so daß am 1. Oktober 1880 ein Bestand von 7648 hl Bier verblieb. Der Ueberschuß des letzten Betriebsjahres beziffert sich zuzüglich des Vortrags aus dem Vorjahre auf 143 322 Von dieser Summe sollen zunächst abge⸗ seßt werden: Für Uebertrag auf Extra-⸗Reservefond 35000 ℳ, Remu⸗ neration 3600 ℳ, kontraktliche Tantième 2500 ℳ, zusammen 41 100 ℳ; sonach verbleiben es 102 322 Davon sollen zu Abschreibungen verwendet werden 53 228 Von dem verbleibenden Nettogewinn von 49 094 sind zunächst an die Aktionäre zu vertheilen 5 % Divi dende mit 39 000 ℳ, und der Rest von 10 094 soll wie folgt verwendet werden: 10 %, an den Reservefonds, 10 % an den Auf⸗ sichtsrath, 10 % an Direktion und Beamte, Erxtraremuneration 4000 ℳ, ½ % Superdividende 2600 und Vortrag auf neue Rech⸗ nung 467 ℳ, so daß, vorbehaltlich der Genehmigung der General⸗ versammlung, eine Gesammtdividende von 5 ½ % zur Vertheilung ge⸗ langen würde.

Die „Baugewerks⸗Zeitung“, Organ des Verbandes deutscher Baugewerksmeister und Zeitschrift für praktisches Bau⸗ wesen (Redaktion und Verlag von Bernhbard Felisch, Baumeister in Berlin, Redaktion und Expedition SW, Königgrätzer Straße 60) ist mit den vorliegenden ersten 3 Nummern für 1881 in ihren 2 4 1 ⁄18½ Jahrgang eingetreten. Die „Baugewerks⸗Zeitung“ erscheint Sonn⸗ tags und Mittwochs (Abonnementspreis: direkt ron der Expeditioa unter Kreuzband resp. für Berlin durch besondere Boten bezogen 3 75 ₰, durch die Postanstalten und den But handel exkl. Botenlohn bezogen 3 vierteljährlich). Die Nr. 1 hat folgenden Inhalt: 1) Neujahrsagruß 1881. 2) Des eingetret nen Jahres nächste Aufgaben. 3) Haupt’s Feuerungsmethode. 4) Der Neubau der „Germania“ zu Berlin (mit Illustration dieses Prachtbaues). 5) Vereinsangelegenheiten. 6) Lokales und Vermischtes. 7) Technische Notizen. 8) Konkurrenzen. 9) Brief⸗ und Fragekasten. 10) Berliner Baumarkt. 11) Submissionen. 12) Marktbe icht. 13) Annoncen Die Nr. 2: 1) Die Schieferindustrie auf der vorjährigen Düssel⸗ dorfer Ausstellung. 2) Juristisches. 3) Lokales und Vermischtes. 4) Technische Notizen ꝛc. Die Nr. 3: 1) Die Nothwendigkeit der Wahl von Abgeordneten, welche dem Baufach angehören. 2) Die Katastrophe zu Grünewinkel bei Karlsruhe. 3) Der Abgeordnete Reichensperger und die englische Fachpresse. 4) Villa in 2835 5) Vereinsangelegenheiten. 6) Patentirter zerlegbarer eiserner Mantel⸗ ofen. 7) Lokales und Vermischtes. 8) Technische Notizen ꝛc.

Eine sehr bedeutende englische Eisenfirma: Alfred James New in Nottingham, welche anch an russischen Eisen⸗ werken betheiligt ist, hat., wie die „B. Börs.⸗Ztg.“ meldet, mit Passiven von ca. 250 000 Pfd. Sterl. ihre Zahlungen eingestellt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die an der Aachen⸗Jülicher Eisenbahn gelegene Haltestelle „Grevenberg“ ist am 1. d. Mts. für den Per⸗

sonen“ und Güterverkehr aufgehoben worden

Depots aus dem Ressort der Fuß Artillerie⸗Brigaden in diese neuen Ar⸗ tillerie⸗Depot⸗Inspektionen die Fuß⸗Artillerie⸗Inspektionen eine andere Eintheilung, gleich derjenigen der Feld⸗Artillerie⸗Inspektionen erhalten haben. Die Festunzsgefängnisse zu Danzig, Glatz, Glogau Magdeburg, Posen, Spandau und Thorn. welche srüher als kleine Gefängnisse den Kommandanturen der betreffenden Onte unterstellt waren, sind jetzt ebenfalls der Inspektion der militärischen Strafanstalten zu⸗ gewiesen. Das Festungsgefängniß zu Küstrin ist aufgelöst worden. Alle diejenigen Truppentheile, welche in Folze der Neuerrichtung von Truppentheilen am 1. Aptil d. J. eine Dislokation erfahren haben, sind mit ihren neuen Garnisonen genau angegeben. Regi⸗ ments⸗Chefs haben erhalten: das Großherzoglich Mecklenburgische Grenadier⸗Regiment Nr. 89 und zwar die Großbherzöge Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗Schwerin und Fri drich Wilhelm von Mecklenkurg⸗Strelitz; das 1. Hannoverische Dragoner⸗Regiment Nr. 9, den Fürsten Karl J. von Rumänien; das 1. Großherzoglich Mecklen⸗ burgische Dragoner⸗Regiment N 17, den Oberst⸗Lieutenant Friedrich Franz Erbgroßherzog von Mecklenburg⸗Schwerin. Dagegen haben das 2. Posensche Infanterie⸗Regiment Nr. 19 und das 2. Rheinische Infanterie⸗Regiment Nr. 28 ihre Chefs, die Generale der Infanterie v. Plonski bezw. v. Goeben durch den Tod verloren Bei den Orden sind in Zugang gebracht: die badische Dienstauszeichnung, der chinesische Ordensstern I. Klasse, das Groß“⸗, Großoffizier⸗, Comman⸗ deur⸗ und Ritterkreuz des japanischen Verdienstordens der aufgehenden Sonne, der Stern von Rumänien, die rumänische Tapferkeits⸗ Medaille, der serbische Takowo Orden 2. Klasse und der siamesische Weiße Elephanten⸗Orden. Wee die früheren Jahrgänge enthätt auch die vorliegende Rangliste Anciennetäts⸗Listen der Generalität und der Stabs⸗Offiziere der Armee, sowie einen Nachtrag, welcher mit dem 24. Dezemb bgeschlossen ist.

Der Verein für Besserung entlasse ner Strafge⸗ fangener trat am Montag Abend im Schwurgerichtssaale der Hausvogtei zur ersten Sitzung des Jahres zusammen. Dem Verein sind wiederum überaus ahlreiche Mitglieder neu beigetreten, auch die Bemühungen. Geldmittel herbeizuschaffen, sind erfolgreich gewesen. Die Berichte der Pfleger konnten bis auf 3 Fälle die gute Führung der Anvertrauten konstateren; einer dieser ist rückfällig, zwei andere sind nicht zu ermitteln gewesen. 10 demrächst zur Entlassung kom⸗ mende jugendliche Strafgefangene wurden neu in die Pflege des Vereins aufgenomm n; 2 von diesen sind Rückfällige; die meisten verbüßten ihre Strabe wegen Tauben⸗, Laden oder Glegenheits⸗ diebereien.

New⸗York, 7. Januar. (Allg. Corr.) Heute werden zahl⸗ reiche Unfälle gemeldet. Bei einem Brande des Haupt⸗ gebäudes der Stranforder vEe in New⸗Hampshire büßten 13 Personen ihr Leben ein. Durch eine Explosion in einer Walzmühle zu Allendown in Pennsylvanien wurden 9 Personen ge⸗ tödtet und 3 andere schwer verwundet. Drei weitere Personen wur⸗ den in Newark, New Jerseyv, durch eine . in den dortigen Schmelzwerken getödtet, und 4 andere kamen bei einer Explosion einer Brauerei in Rew⸗York ums Leben.

Nach 6 Monaten uaunterbrochener und energischer Arbeiten wird der Skating Rink in der Bernburgerstraße am Freitag, den 21. Januar, Abeade, mit einer s eröffnet werden. Am folgenden Tage, Sonnabend, den 22. d., wird das Etablisse⸗ ment mit einem Subskriptiont⸗Maskenball für das Publikum er⸗ oöffnet werden wobei die als Winter⸗Rink bekannte Halle für die Rollschuhläufer, die zahlreichen prachtvollen Säle der 1. Etage die Tänzer reservirt sein werden.