1881 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Feb 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Major vom Generalstabe Freiherrn von Schleinitz, den Fürst⸗ lich reußischen Stacis⸗Minister von Beulwitz, zowie den Fürsten Pleß und nahm hierauf die Meldungen der De⸗ putation des Offizier⸗Corps des Regiments König Friedrich Wilhelm IV. entgegen. G

Um 11 ½ Uhr begab Sich Höchstoerselbe zum Empfange Ihrer Kaiserlichen bzw. Königlichen Hoheiten des Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich, des Herzogs von Aosta und des Prinzen Arnulf von Bayern nach dem Anhalter Bahn⸗ hofe und gab von dort Sr. Königlichen Hoheit dem Herzoge von Aosta das Geleite nach dem Königlichen Schlosse.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin stattete während dieser Zeit Besuche bei den hier anwesenden fremden Fürstlichen Herr⸗ schaften ab. IUm 3 ྠUhr empfing Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm die Prinzessin Braut auf dem Potsdamer Bahnhofe, während Ihre Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Heinrich und den Prin⸗ zessinnen Victoria, Sophie und Margarethe Sich zum Em⸗ psange nach Schloß Bellevue begab und dort das Diner mit der Prinzessin Braut einnahm. Se. Königliche Hoheit nahm an der Tafel bei Ihren Majestäten Theil.

Abends 8 Uhr empfingen die Höchsten Herrschaften die außerordentlichen Gesandten von Frankreich, Spanien, Por⸗ tugal, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Rumänien und Serbien.

Um 9 ½ Uhr empfing der Kronprinz Hoheit den Kronprinzen von Schweden auf burger Bahnhofe und geleitete Höchstdenselden Königlichen Schlosse.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kron⸗ prinz und die Kronprinzessin begaben Sich um 10 Uhr 15 Minuten nach dem Lehrter Bahnhof zum Empfange Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen von Wales und des Herzogs von Edingburgh.

Se. Königliche dem Ham⸗ nach dem

Gestern Vormittag gegen 11 Uhr traf Ihre Könis⸗ liche Hoheit die Prinzessin Augusta Victoria zu Schleswig⸗Holstein, Durchlauchtigste Braut Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen, in Beglei⸗ tung des Herzoglich schleswig⸗holsteinschen Bevollmächtigten, Propstes des adeligen St. Johannisklosters vor Schleswig, Freiherrn von Liliencron, von Schloß Primkenau kommend, auf dem Bahnhofe zu Sagan ein, um Sich mit dem von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige Höchstderselben ent⸗ gegengesandten Königlichen Eisenbahn⸗Extrazuge nach Berlin mittels der Verbindungsbahn nach dem Potsdamer Bahnhof und von dort in Königlicher Equipage nach dem Königlichen Schlosse Bellevue zu begeben. In Sagan erwarteten Ihre Hoheit der Wirkliche Geheime Rath, Ober⸗Schloßhauptmann Graf von Perponcher⸗Sedlnitzky, der Hof⸗Jägermeister vom Dienst Freiherr von Heintze und der Königliche Kammerherr Graf Max von Lüttichau, welche Höchstderselben während der Dauer der Vermählungsfeierlich⸗ keiten zur Aufwartung zugetheilt sind und die Durchlauch⸗ tigste Prinzessin Braut im Namen Sr. Majestät des Kaisers und Königs empfingen. Auf dem Bahnhofe zu Sagan hatten sich auch der neue Hofstaat Ihrer Hoheit sowie der General der Infanterie, kommandirende General des V. Armee⸗Corps von Pape und der Ober⸗Präsi⸗ dent der Provinz Schlesien von Seydewitz, welche die Durch⸗ lauchtigste Prinzessin Braut auf der Weiterreise bis nach Frankfurt an der Oder begleiteten, ferner das Offizier⸗Corps und die Spitzen der Behörden von Sagan, versammelt, auch vwar eine Ehrenwache aufgestellt.

In Frankfurt an der Oder fand auf dem festlich ge⸗ schmückten Bahnhofe großer Empfang Seitens der Militär⸗ und Civilbehörden statt. Das zahlreich zusammengeströmte Publikum begrüßte Ihre Hoheit mit lebhaften Hochs. Die Durchlauchtigste Prinzessin Braut wurde von dem General der Infanterie, kommandirenden General des III. Armee⸗Corps von Groß⸗ gen. von Schwarzhoff, sowie von dem Ober⸗Prösidenten der Provinz Brandenburg, Staats⸗ Minister Dr. Achenbach, bewillkommnet, welche, nachdem der General von Pape und der Ober⸗Präsident von Seydewitz sich bei Ihrer Hoheit verabschiedet hatten, Höchstderselben das Weitergeleit bis Berlin gaben.

In Berlin wurde die Durchlauchtigste Prinzessin Braut auf dem Potsdamer Bahnhofe um 3 ¾ Uhr von Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm, von dem Ober⸗Stallmeister Grafen von Pückler, dem Gouverneur von Berlin, General der Infanterie von Fransecky, dem Kommandanten General⸗ Major von Berken und dem Polizei⸗Präsidenten von Madai empfangen. Ihre Hoheit, mit Höchstihrem Gefolge, dem Höchstderselben zugetheilten Dienste sowie dem Herzoglich schleswig⸗holsteinschen Bevollmächtigten, Klosterpropst Freiherrn von Liliencron, begab Sich sofort nach dem Königlichen S—losse Bellevue, wo Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und die Prinzessinnen des Königlichen Hauses die Hohe Braut, die auf dem ganzen Wege von dem Spalier bildenden zahlreichen Publikum mit freudigen Hochs begrüßt wurde, erwarteten.

Um 5 Uhr fand daselbst für die Familie des Hohen Brautpaares und um 5 ¼ Uhr Diner bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten im Königlichen Palais hierselbst für die bereits eingetroffenen Allerhöchsten und Höchsten Gäste nebst Gefolgen statt.

Heute Mittag nach 2 ½ Uhr hielt Ihre Hoheit die Prinzessin Augusta Vicstoria zu Schleswig⸗ Holstein, vom schönsten Wetter begünstigt, von dem König⸗ lichen Schlosse Bellevue aus Ihren Einzug in Berlin.

Bevor Ihre Hoheit in Begleitung Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin und umgeben von Höchstihrem Gefolge und einer militärischen Ehrenescorte das gedachte Schloß verließ, war vom Kleinen Stern bis zum Königlichen Schlosse auf beiden Seiten der Feststraße die Spalierbildung vollendet.

Den 40 Postillonen und den berittenen Schlächtern, welche am Kleinen Stern Aufstellung fanden, schkossen sich im Spa⸗ lier die Feuerwehr, die Rüdersdorfer Bergleute, der Berliner Ruderklub Neptun, die Turnerschaft, die Gastwirthe und Kellner, die Zimmerer, Maurer und Maschinenbauer an. Dieses Spalier reichte bis zum Brandenburger Thor und fand innerhalb der Stadt folgende Fortsetzung: die Studirenden der Hochschulen, Akademien ꝛc., die Fnnangen, die Korpora⸗

tionen und die S

1ö1“ ö“ 5*

ützengilden und auf der Schlocgorücke ein Kommando der Marine, Offiziere und Mannschaften. Sämmt⸗ liche Gruppen erschienen mit Musikcoorps und Fahnen. Dem Wagenzuge, der um 2 Uhr Schloß Bellevue verließ, ritt ein Zug des 1. Garde⸗Dragoner⸗Reoiments voran. Diesem folgte, von zwei Piqueuren geführt, ein sechsspänniger Wagen mit dem Kavalier Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin, ein sechsspänniger Wagen mit den Ihrer Hoheit der Prinzessin Braut zum Empfange entgegengesandten Kavalieren, ein sechsspänniger Wagen mit den von des Kaisers und Königs Majestät zur Aufwartung Ihrer Hoheit während der Vermählungsfeierlichkeiten bestimmten Herren eine Compagnie der Garde du Corps mit den Trompetern an der Spitze; der große Königliche Staatswagen, mit acht Pferden bespannt, in welchem die Durchlauchtigste Prinzessit Braut mit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin, und zwar zur Rechten Höchstderselben, den Fond einnahmen.

Es folgte eine Compagnie der Gardes du Corps; ein sechsspänniger Wagen mit den Damen Ihrer Hoheit de Prinzessin Braut; ein sechsspänniger Wagen mit den Damen Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin; ein Zug des 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments. Am Kleinen Stern im Thiergarten setzten sich die 40 Postillone und 6 Ober⸗Post⸗ sekretäre an die Spitze des Zuges. Diesen folgte das berittene Corps des hiesigen Schlächtergewerks. Beim Herannahen des Zuges, der in die Charlottenburger Chaussee einbog, wurde derselbe unter Fahnenschwenken, Hochrufen und den Klängen der Volks⸗ hymne von den Spalier bildenden Vereinen u. s. w. empfan⸗ gen; die einzelnen Gruppen, welche der Brautwagen passirt hatte, schlossen sich dem Zuge an. Hinter den Spalieren füllte ein überaus zahlreiches Publikum die Wege des Thiergartens und die Straßen der festlich geschmückten Stadt und begrüßte mit begeisterten Zurufen die Durchlauchtigste Prinzessin Braut.

Am Brandenburger Thore, außerhalb der Stadt, em⸗ pfingen der Gouverneur der hiesigen Residenz, General der Infanterie von Fransecky, der Kommandant, General⸗Major von Berken, und der Polizei⸗Präsident von Madai die Durch⸗ lauchtigste Prinzessin Braut; gleichzeitig wurden dreimal 24 Kanonenschüsse abgefeuert.

Am Brandenburger Thor, innerhalb der Stadt, wurde die Durchlauchtigste Prinzessin Braut von den städtischen Be⸗ hörden von Berlin empfangen. Der Ober⸗Bürgermeister Dr. von Forckenbeck näherte sich dem Wagen und begrüßte Ihre Hoheit im Namen der Gemeindebehörden und der Ein⸗ wohnerschaft der Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin.

Vom Brandenburger Thore aus bewegte der vorbe⸗ schriebene Zug sich unter den Linden, innerhalb der Prome⸗ nade, nach dem Königlichen Schlosse und durch Portal Nr. 5. bis nach der Wendeltreppe.

Am Fuße der Wendeltreppe, innerhalb des Vestibuls, in welchem eine Galawache paradirte, empfingen Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Ihre Königlichen Hoheiten, die Prinzen des Königlichen Hauses, unter Vortritt der Hof⸗, der Ober⸗Hof⸗ und der Obersten Hoschargen, die Durchlauchtigste Prinzessin Braut und geleiteten Höchstdieselbe hinauf. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz bot der Hohen Braut den Arm.

An der Thür des Schweizersaales, in welchem die Schloß⸗ Garde⸗Compagnie aufgestellt war, wurde Ihre Hoheit die Prin⸗ zessin Braut von Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen des Königlichen Hauses empfangen und sodann nach der Bran⸗ venbura; 8 or goloj to Ansoelhs. . . denburgischen Kammer geleitet, woselbst Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten und die Allerhöchsten und Höchsten Gäste die Durchlauchtigste Prinzessin Braut erwar⸗ teten. Hierauf wurden im Kurfürstenzimmer die Ehepakten vollzogen.

Die Hof⸗, die Ober⸗Hof⸗ und die Obersten Hoschargen traten Sr. Majestät dem Kaiser und Könige vor, als Aller⸗ höchstdieselben die Durchlauchtigste Prinzessin Braut nach den Ihre Hoheit in Bereitschaft gesetzten Gemächern ge⸗ eiteten.

Um 4 ½ Uhr findet diner en famille mit den Allerhöchsten und den Höchsten Gästen im Garde⸗du⸗Corps⸗Saale des König⸗ lichen Schlosses statt.

Die Marschallstafel für sämmtliche Gefolge der Aller⸗ höchsten und der Höchsten Gäste wird in der Neuen Gallerie servirt.

8

In der am 25. d. M. unter dem Vorsitze des König⸗ lich bayerischen Staats⸗Ministers Dr. von Lutz abgehaltenen Sitzung des Bundesraths erfolgte zunächst die Mit⸗ theilung, daß von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin der Großherzogliche Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und Präsident des Staats⸗ Ministeriums Graf von Bassewitz zum ersten Bevollmächtigten ernannt, und daß von dem Kaiserlichen Statthalter in Elsaß⸗ Lothringen der Ober⸗Regierungs⸗Rath Hauschild als Kom⸗ missar der Landesverwaltung von Eisaß⸗Lothringen zum Bundesrath abgeordnet sei.

Eine fernere Mittheilung bezog sich auf die gegenwärtig stattgehabte Einbringung des dem Reichstage in seiner letzten Session nicht mehr vorgelegten Entwurfs eines Gesetzes wegen Abänderung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden, von welcher die Versammlung, ebenso wie von der Präsidialvorlage, betreffend die Verhand⸗ lungen der Kommission zur Prüfung des Entwurfs von Vor⸗ schriften über den Schutz gewerblicher Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit, lediglich Kenntniß nahm, während eine andere Vorlage über die zollamtliche Ab⸗ fertigung von Bau⸗ und Nutzholz, sowie ein Antrag Preußens, betreffend den Zollanschluß von Wandsbeck, den zuständigen Ausschüssen überwiesen wurde. Alsdann wurde nach Genehmigung eines Vorschlages zur Wiederbesetzung einer erledigten Stelle bei der Disziplinarkammer in Frank⸗ furt a./O. der Entwurf eines Gesetzes über die Fürsorne für

rathung mit den in erster Lesung beschlossenen Abänderungen genehmigt. Gleicherweise erhielt der Entwurf eines Gesetzes über die Besteuerung der zum Militärdienst nicht herangezogenen Wehrpflichtigen, über welchen die Ausschüsse für das Landheer und die Festungen, für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rech⸗ nungswesen berichteten, mit den von letzteren befürworteten Modifikationen und vorbehaltlich einer kraft deren der zur Reichskasse fließende Steuerertrag den Bun⸗ desstaaten nach dem Matrikularfuße überwiesen werden soll, in

des Gesetzes vom

die Wittwen und Waisen der Reichsbeamten in zweiter Be⸗

Zusatzbestimmung,

erster Berathung die Zustimmung der Versammlung. Auf den

Antrag der Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr wurde ein Nachtrag zum Verzeichnisse derjenigen 1 Massengüter, auf welche die Bestimmnung im §. 11 Abs. 3

20. Juli 1879 über die Statistik des Waarenverkehrs Anwendung findet, festgestellt. Nach den Vorschlägen desselben Ausschusses, bezw. in Verbindung mit dem Ausschusse für Handel und Verkehr ge⸗ langten zwei Eingaben, welche sich auf die Zollbehand lung der Tabaksaucen, insbesondere auf die Tara⸗ vergütung bezogen, zur Erledigung. Schließlich wurden Kommissarien zur Berathung von Vorlagen im Reichstage ernannt und Mittheilungen über eingegangene, auf Grund früherer Beschlüsse den betreffenden Ausschüssen zugetheilte Eingaben sowie über neuerdings eingelaufene Petitionen, welche letzteren ebenfalls an die betheiligten Ausschüsse ver⸗ wiesen wurden, entgegengenommen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung

des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage. Ein Kurator, welcher nach dem Tode seines Kuran⸗

den absichtlich zum Nachtheile des ihm anvertraut gewesenen

und noch nicht abverlangten Vermögens des Verstorbenen handelt, macht sich nach einem Erkenntniß des Reichs⸗ gerichts, II. Strafsenats, vom 10. Dezember v. J., dadurch nicht des Vergehens der Untreue schuldig.

Das Recht auf Beseitigung der Fenster eines Nachbarhauses geht nach einem Erkenntniß des Reichs⸗ gerichts, vom 1. Juli v. J., durch unterlassenen rechtzeitigen

Widerspruch gegen die Anlage der Fenster nicht verloren.

Der General⸗Lieutenant Freiherr von Los, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com⸗ mandeur der 5. Division, ist von Frankfurt a./O. hier ein⸗ getroffen.

Breslau, 26. Februar. (W. T. B.) Anläßlich der Hochzeitsfeier des Prinzen Wilhelm ist die Stadt außer⸗ gewöhnlich festlich geschmückt. Alle öffentlichen Gebäude und Monumente, wie überhaupt alle Straßen bis in die entfern⸗ testen Stadttheile prangen im reichsten Flaggenschmuck. Das Fest wurde durch das Blasen eines Chorals vom Rathhaus⸗ thurme Mittags 12 Uhr eröffnet. Abends findet eine Be⸗ leuchtung der Denkmäler, sowie Illumination der Thürme am Ringe und der Liebichshöhe mit bunten Ballons statt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 24. Februar. Wie die „Els.⸗Lothr. Ztg.“ mittheilt, ist der Statthalter von seinem Unwohlsein soweit wiederhergestellt, daß derselbe am gestrigen Abend auf der im Statthalterpalais veranstalteten Soirèe erscheinen konnte. 8

Der Landesausschuß berieth in seiner gestrigen (29.) Plenarsitzung den Entwurf eines Gesetzes zur Ausfüh⸗ rung des Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuche.

26. Februar. (W. T. B.) Am Schlusse einer gestern Abend zu Ehren des Landesausschusses am Schluß der Session desselben gegebenen Tafel richtete der Statthalter General⸗ Feldmarschall von Manteuffel folgende Ansprache an denselben:

Zu meinem Bedauern hat mein Unwohlsein mich verhindert, die geehrten Herren des Landesausschusses in den letzten Wochen bei mir zu sehen und so habe ich mir erlaubt, Sie zu bitten, vor dem Schluß Ihrer Session noch einmal an meiner Tafel Platz zu neh⸗ men. Sehe ich die geehrten Herren nun aber hier versammelt, kann ich nicht anders, ols Ihnen meine am 1. Februar ausgesprochene Bitte nochmals nicht ans Herz zu legen, denn der Pulsschlag meines eigenen Herzens sagt mir zu laut, daß Sie den von mir vorgeschla⸗ genen Weg nicht mit leichtem Herzen betreten koͤnnen sondern meine Bitte nochmals ihrer recht objektiven Beurtheilung zu empfehlen und dabei an ihren elsaß⸗lothringischen Patriotismus zu appelliren, der auf Kosten eigener Gefühle schon so vielfach zum Wohle Ihres Geburtslandes Opfer gebracht hat. Betone ich diese Frage zu stark, so entschuldigen Sie, meine Herren, aber ich bin 72 Jahre alt, fühle, daß es abwärts mit mir geht, und ich möchte doch so gerne, daß Gott es mich erleben ließe, Elsaß⸗Lothringen in vollberechtigter selbständiger Stellung zu sehen. Hierzu giebt es aber wahrhaftig keinen anderen Weg, als denz von mir vorgeschlagenen. Noch möchte ich einige Worte über meine persönliche Stellung hinzufügen. In den Blättern, welche die Beruhigung des Landes nicht wollen, und zu meinem Bedauern bei vielen Männeran des Landes wird meine Ansprache vom 1. Februar als im Widerspruch stehend mit der vom 6. Dezember erklärt. Welche Erfahrungen muß das Land gemaͤcht haben, wenn es nur an die Möglichkeit glauben kann, ein heher Beamter köͤönne in wenig Wochen seine Auffassung ändern. Nein, meine Herren, so bin ich nicht erzogen, am 6. Dezember sprach ich aus meinem Herzen zu Ihren Herzen, am 1. Februar wandte ich mich in Fragen, die das Iateresse des Landes beruühren, rein sachlich an Ihr Urtheil, und von wem soll das Land die Klarlegung der Verhältnisse bei einem so wichtigen Akte, als es die Reichstagswahlen sind, verlangen können, wenn nicht von seinem Statthalter? Dieser meiner Pflicht habe ich ohne Scheu und ohne Rücksichtnahme auf momentane Eindrücke genügt, und das Weitere liegt nun in dem Willen des Landes selbst. Da ist es ja möglich, daß durch den Ausfall der Wahlen die Erfüllung meines Wunsches in noch weitere Ferne hinausgeschoben wird, bis in das Eingeweide hinein würde mich das schmerzen, kann aber nie Einfluß üben auf mein Handeln; möge das Land wählen wie es will, mögen die Blätter über und gegen mich schrelben, die Leute über und gegen mich reden, was sie wollen, ich gehe unbeirrt meinen eigenen Weg und bleibe gehorsam den Befehlen meines Kaisers, ich wiederhole dies: „durch gute und ge⸗ rechte Verwaltung den Elsaß⸗Lothringern den Uebergang in die neuen Verhaͤltnisse erleichtern, Gefühle schonen, Wunden heilen nicht solche schlagen“, und, meine Herren, hier in diesem Saale, in den ernstesten Stunden meines Lebens, als Gott mir das Schwerste auferlegte, was mir bisher auferlegt worden, habe ich es ausgesprochen, daß, wie der Doge von Venedig sich mit dem Meere vermählte, ich werben wolle um Elsaß⸗Lothringen. Auch an diesem Wort halte ich unverbrüchlich fest, noch nie bin ich in Widerspruch mit mir selbst getreten; aber daß ich lieber um das freie offene Meer werbe, als um einen durch Wälle eingedämmten See, das können Sie mir nicht ver⸗ denken. Helfen Sie mir, diese Wälle wegzuräumen! Und nun meine Herren, sage ich Ihnen herzlich Lebewohl bis so Gott will auf gutes Wiedersehen im Herbst und Gott schenke Ihnen allen Glück und Heil im Hause und im Berufe. Stoßen Sie noch ein⸗ mal mit mir an auf Elsaß⸗Lothringen, Elsaß⸗Lothringen hech! und hoch! und hoch!

Die Rede wurde mit großer Wärme aufgenommen und an verschiedenen Stellen mit lauten Beifallsrufen begleitet.

Der Präsident des Landesausschusses, Schlumberger, erwiderte mit einem Lebehoch auf den Statthalter, welches allseitig den

lautesten Widerhall sand. 3

1“

Das Abgeordnetenhaus fuhr heute in der Berathung des Lienbacherschen Schulantrags fort. Der Berichterstatter der Minorität, Beer, begründete nochmals in ausführlicher Rede

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Februar. (W. T. B.)

den Standpunkt der Minorität und erklärte schließlich Namens seiner Gesinnungsgenossen, daß sie jede Aenderung in der Dauer der Schulpflicht, welche dem Reichsrath die bisherige Ingerenz nehme und den Ländern zuweise, als Verletzung der Ver⸗ fassung betrachten und daß sie deshalb an der Spezialdebatte sich nicht betheiligen würden. Im Fortgang der Sitzung beschloß das Haus mit 165 gegen 152 Stimmen, auf die Spezial⸗ berathung des Lienbacherschen Schulantrags einzugehen. Bei der Spezialberathung gab der Abg. Giovanelli Namens der Tiroler Abgeordneten die Erklärung ab, daß die Rechtsver⸗ bindlichkeit der Schulgesetze von ihnen nicht anerkannt werde, weil der Kirche und der Familie die denselben gebührenden Rechte nicht eingeräumt würden. Der Abg. Sturm verlangte zur Beschlußfassung über den §. 1, welchen er sowohl wie seine Partei als eine Verfassungsänderung betrachteten, die Majorität. Der Präsident Coronini erklärte, er halte die Majorität nicht für erforderlich, und zählte eine Reihe von Präzedenzfällen auf, in welchen den Landtagen vom Reichs⸗ rathe gewisse Rechte mit einfacher Majorität eingeräumt wor⸗ den seien. Der Abg. Sturm erwiderte Namens seiner Ge⸗ sinnungsgenossen, daß eine derartige Beschlußfassung von ihnen als verfassungswidrig und demnach als null und nichtig an⸗ gesehen werde. Der §. 1 wurde darauf in namentlicher Abstimmung mit 165 gegen 152 Stimmen angenommen und das Gesetz zum Beschluß erhoben. Heute Abend findet eine zweite Sitzung des Abgeordnetenhauses statt.

Pest, 25. Februar. (W. T. B.) Das Unterhaus hat heute den Gesetzentwurf bezüglich der Anzahl der zum ungarischen Reichstag zu entsendenden kroatischen Abgeordneten in der General⸗ und Spezialdebatte angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 25. Fe⸗ bruarb. (W. T. B.) Im Unterhause erklaärte heute der Staatssekretär für Indien, Lord Hactington: von einer an Rußland ertheilten Zusicherung, daß die Eng⸗ länder in Kandahar nicht bleiben wollten, sei ihm nichts bekannt. Der Unter⸗Staatssekretär im Departement der Kolonien, Grant Duff, theilte mit, die Unterhandlungen mit den Basutos seien resultatlos geblieben. Der Unter⸗ Staatssekretär Dilke erklärte auf eine Anfrage Burke's: die griechische Regierung habe nicht die gesammte Re⸗ serve einberufen, sondern nur gewisse Klassen der⸗ selben. Es sei allerdings die allgemeine Einberu⸗ sung der Reserven beabsichtigt gewesen, die bezüg⸗ liche Aktion sei aber in Folge der Mißbilligung der Mächte beschränkt, auch sei von Griechenland erklärt worden, daß mit der Einberufung der Reserven keine Drohung beab⸗ sichtigt werde. England habe Griechenland gerathen, keinen Schritt zu thun, der als ein Versuch erscheinen könne, die jetzt in Konstantinopel unterhandelnden Mächte zu forciren, auch seien die Mächte übereingekommen, die Türkei und Griechenland aufzufordern, von jedem Feindseligkeitsakte wäh⸗ rend der Unterhandlungen abzustehen. Die Neutralität zu proklamiren sei seines Dafürhaltens nur dann üblich, wenn der Kriegszustand thatsächlich vorhanden sei. Lord Harting⸗ ton sprach dann abermals die Hoffnung aus, daß Gladstone am nächsten Montag der Sitzung wieder beiwohnen werde, bedauerte indeß, dies nicht mit Bestimmtheit in Aussicht stel⸗

len zu können und erklärte, daß der Ober⸗Kommissär für Ir⸗

land, Forster, die irische Waffenbill auf nächsten Dienstag vertagen werde, damit der Staatssekretär des Kriegs, Childers, am nächsten Montag das Kriegsbudget vor⸗ legen könne. Northoote und mehrere andere Konservative protestirten gegen die Verta ung der irischen Waffenbill, da durch die Vertagung der Beschluß vom 25. v. M. verletzt werde. Der Sprecher erklärte, er könne Niemand zwingen, mit einem Antrage vorzugehen. Das Haus setzte darauf die dritte Lesung der irischen Zwangsbill fort und nahm schließlich die Bill in dritter Lesung mit 281 gegen 36 Stim⸗ men an. .

25. Februar, Nachts. (W. T. B.) Unterhaus Schluß. (Ausführliche Mittheilung.) Im Laufe der Debatte vertheidigte der Generalsekretär für Irland, Forster, die Bill und betonte: es sei Zeit gewesen, daß die Regierung und das Unterhaus Kraft zeigten, um der Schreckens⸗ herrschaft in Irland ein Ziel zu setzen. Das Haus habe sich stark genug gezeigt, um die Ordnung der Dinge in Irland wiederherzustellen; er hoffe, das Haus werde sich auch stark genug zeigen, solche Bill durch⸗ zuführen, durch welche eine Zwangsbill in Zukunft unnöthig werde, indem sie das Volk Irlands zufrieden und wohlhabend mache. M'Carthy's Antrag auf Verwerfung der Bill wurde mit 321 gegen 51 Stimmen abgelehnt und die dritte Lesung mit 303 gegen 46 Stimmen angenommen. Der Sprecher be⸗ antragte hierauf, daß die Bill die dritte Lesung passire. Die Irländer protestirten hiergegen. Der Sprecher erklärte, er glaube, das Haus wünsche den Schluß der Debatte. Letzterer wurde hierauf von Hartington beantragt und mit 282 gegen 31 Stimmen angenommen. Hierauf wurde die Bill, wie be⸗ reits gemeldet, mit 281 gegen 36 Stimmen in dritter Lesung angenommen.

Nach einer Meldung aus Durban, von heute, wurden gestern Nachmittag zwischen Colley und den Boern bei 1: . 9 1 Dio Laingsnek Mittheilungen hin und her gewechselt. Die telegraphische Verbindung zwischen Newcastle und Mount Peuspett ist augenblicklich in Folge starker Regengüsse unter⸗ rochen.

26. Februar. (W. T. B.) Der Staatssekretär der Kolonien, Kimberley, benachrichtigte den Präsidenten des niederländischen Transvaalcomités, daß das Kabinet die Petition u Gunsten der Herstellung der Unabhängigkeit des Transvaallandes in Erwägung ziehen werde.

Frankreich. Paris, 25. Februar. (W. T. B.) Die ureaux der Deputirtenkammer wähiten heute die Kommission zur Berathung des Bardoux'’schen Antrages wegen Wiedereinführung der Listenwahl. Unter den ge⸗ wählten Kommissionsmitgliedern zählen 8 zu den Gegnern und nur 3 zu den Anhängern des Bardoux'’schen Antrages. Bei der Wahl der Kommission wurden gegen 208 Stimmen im Sinne der Arrondissementswahl und 181 Stimmen im Sinne der Listenwahl abgegeben. Der Senat genehmigte den Zoll für eingesührtes Ge⸗ treide mit 60 Centimes per 100 kg, wie derselbe von der mmer bereits beschlossen worden ist. 8 Die Meldungen des „Standard“ von einem hestigen Wortwechsel zwischen dem Bey von Tunis und dem fran⸗ zösischen Generalkonsul werden regierungsseitig für absolut falsch erklärt. Die letzte Unterredung des Beys mit dem französischen Generalkonsul Roustan habe durchaus keinen lebhaften Charakter getragen erch solche al den Nach

1“ 8 v“

richten solle nur die öffentliche Meinung Englands über die wahre

Rolle irregeführt werden, welche Frankreich Tunis gegenüber ein⸗ nehme. Die,Agence Avas“ berichtet über den letzten Einfall des tunesischen Stammes der Kumirs in alge⸗ risches Gebiet, daß die Kumirs versucht hätten, dem alge⸗ rischen Stamme der Avuaoucha Vieh zu stehlen, dabei aber zu⸗ rückgetrieben worden seien. Die Kumirs hätten darauf am 16. d. M. in der Stärke von 200 bis 300 Mann den Einfall wiederholt und dem algerischen Stamme ein förmliches Treffen geliefert, sich auch erst dann zurückgezogen, als sie gehört hätten, daß von den französischen Behörden Maßregeln gegen sie getroffen würden. Die Scheiks der Krumirs hätten ihre Schuld selbst eingestanden, denn dieselben seien in das fran⸗ zösische Lager gekommen und hätten Garantien angeboten, wie auch Entschädigungen zugesichert.

Türkei. Konstantinopel, 25. Februar. Wie verlautet, haben die Botschafter beschlossen, bei ihren Mittheilungen und Verhandlungen mit der Pforte über di griechische Frage sich der Kollektivform zu bedienen.

Aus Paris, 25. Februar, meldet „W. T. B.“: Der „France“ zusolge hätte Griechenland die englische Re⸗ gierung aufgefordert, daß sie in direkter und persönlicher Weise zu seinen Gunsten interveniren möge. Die englische Regierung hätte ablehnend geantwortet und darauf hingewiesen, daß die Vertreter der Mächte das sormelle Man⸗ dat hätten, im Einvernehmen mit einander in Konstantinopel zu verhandeln, und daß es demzufolge unmögliyh sei, das Centrum der Verhandlungen nach einem anderen Orte zu verlegen und die Natur und den Zweck der Verhandlungen zu verändern.

Rumänien. Bukarest, 25. Februar. (W. T. B.) Im Senate beantwortete heute der Finanz⸗Minister Bratiano die Interpellation über das Urtheil des deutschen Reichs⸗ gerichts in der Prozeßsache des Herrn von Kauffmann gegen die rumänische Eisenbahngesellschaft dahin, daß er den Wort⸗ laut des Urtheils noch nicht erhalten habe, daß das Urtheil jedoch in keiner Weise die erworbenen Rechte des rumänischen Staates berühre, welcher 98 Prozent der Aktien besitze; ja es könne durch das fragliche Urtheil die Auflösung der Aktien⸗ gesellschaft erleichtert werden. Der Senat ging über die Interpellation zur Tagesordnung über.

In der Kammer wurden der Regierung die 4 Mil⸗ lionen bewilligt, welche dieselbe nach dem Bankgesetz in die Kasse der Nationalbank einzuschießen hat. Die Regierung wurde ermächtigt, diesen Geldbetrag der Liquidationskasse der Ruralobligationen zu entnehmen.

26. Februar. (W. T. B.) Wie der „Romanul“ meldet, hat der Minister des Auswärtigen, Boerescu, sein Entlassungsgesuch, welches weder der Fürst noch die übrigen Minister annehmen wollten, zurückgezogen, um nicht unter den gegenwärtigen Umständen eine Ministerkrisis zu provoziren.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der bereits angekündigte Festmarsch zur heutiger Ver⸗ mählungsfeier: „Up ewig ungedeelt“, von Wilhelm Pfeiffer ist in der Schlesingerschen Buch⸗ und Musikalienhandlung (Rob Lienau) bierselbst erschienen. Der Marsch ist stylvoll, voller Schwung und melodiss; das zart einsetzende Trio bringt in seinen letzten Takten die bekannte Melodie des Schleswig⸗Holsteinliedes. Das Arrangement, sowohl für 2 Hände (Preis 1,50 ℳ), wie für 4 Hände (Preis 2 ℳ), ist brillant und die Ausstattung sehr sauber. Der Marsch wurde bei der heutigen Einzugsfeier von dem Mnusikcorps der Archi⸗ tekten gespielt.

7 .

Gewerbe und Handel.

Die Privatbank zu Gotha theilt uns mit, daß sie die jetzt zur Emission kommende neue 4 % Anleihe der Stadt Gotha von 1 500 000 ℳ, welche zur Konvertirung der im Umlauf befindlichen 4 ½ % Gothaer Schuldbriefe bestimmt ist, fest übernommen bat, und daß das Institut den Inhabern letzterer Anleihe bei dem Umtausche 1 % Konvertirungsèprämie und ½ % Zinsdifferenz ver⸗ güten wird.

.1u

London, 25. Februar. (W.

B. gestrigen Wollauktion waren die Eröffnungspreise sowohl für australische, als auch Kapwollen gangbar, Stimmung belebt.

Havre, 25. Februar. (W. T. B.) Wollauktion. 2308 Ballen angeboten, 763 B. verkauft. Unbelebt, Preise flau.

Washington, 25. Februar. (W. T. B.) Mit Rücksicht auf die Agitation der Nationalbanken gegen die Funding⸗Bill und im Hinblick auf die Geldknappheit in New⸗York zeigt der Schatzsekretär Sherman an, daß das Schatzamt von den Banken in Depot gegebenes Silber ausgeben werde, um Billets zurückziehen zu können. Ebenso würden die Ueberschüsse aus den Einnahmen zum Ankauf von Obligationen für die Amortisationskasse, wenn dieselben al psri mit den fälligen Zinsen off erirt würden, verwendet werden. Hierbei sollen die einberufenen Obligationen den Vorzug haben. Wenn aber solche nicht offerirt werden sollten, so mürden auch die fälligen fünfprozentigen und sechsprozentigen Obligationen unter den⸗ selben Bedingungen angenommen werden.

Der Schatzsekretär Sherman hat den Unter⸗Schatzmeister von New⸗York ermächtigt, 5⸗ und 6prozentige Bonds, welche noch nicht einberufen sind, für die Amortisationskasse al pari einzu⸗ karfen. Der dafür aufzuwendende Betrag mit Zinsen bis zum Zahlungstage soll 10 Millionen Dollarz nicht übersteigen.

Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗York, 25. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer „Canada von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 26. Februar 1881.

Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels.

Bericht des Kaiserlichen General⸗Konsulats in Alexandrien

rom 2. Februar 1881. 8 Der Import deutscher Waaren nach Egyppten ist in steter Zu⸗ nahme begriffen und vertheilt sich auf die mannigfaltigsten Artikel. Gewebte Möbelstoffe, namentlich aus Sachsen, und zwar ganz baum⸗ wollene, baum⸗ und schafwollene, ganz wollene und mit Seide ge⸗ mischte, wollene Atlasse finden hier lebhaften Absatz und zeichnen sich in Qualität, in passend gewählten Dessins und Farben aus. Wirk⸗ und Strumpfwoaren von Wolle und Baumwolle werden in sehr erheblichen Quantitäten aus Deutschland bier importirt. Dagegen hat sich der Absatz in Tuchen, seitdem die orientalischen Trachten mehr und mehr außer Gebrauch kommen und europäischen Platz machen, verringert. In fertigen Kleidern aber scheinen die deutichen Fabrikanten mit den Parisern und Wienern nicht konkurriren zu können. Erheblich ist ferner der Import in Nürnberger Industrie⸗Artikeln (Quincaillerie), in Drozuen, chemischen und sonstigen Apothekerwaaren, und Solinger Eisenwaaren. In musikalischen Instrumenten wird die weit erheblichere Hälfte aus Deutschland (Leipzig, Dresden, Berlin) bezogen. Weniger bedeutend ist die Einfuhr von Leder und Lederwaaren, bei denen man den eng⸗ lischen und französischen Produkten den Vorzug giebt, von Glas⸗ d Thonwaa Goldle Pforzheimer Goldwaaren, Näh⸗

[Mausterkarten gefchehen.

“] 1““ ““ 11““ u“

maschinen, Porzellan, Steingut, Lampen, Papier, Parfümerien, Stroh⸗ waaren und Wäsche. In dem letzgenannten Arfikel scheint Deutsch⸗ land in letzter Zeit an Boden verloren, die Wiener Industrie da⸗ gegen gewonnen zu haben. Aus rvorstehender Auf ählung, die auf Vollständigkeit keinen Anspruch mackt, ist ersichtlich, daß die deutsche Industrie vollkommen in der Lage ist, mit dem Gewerbfleiß der brigen Kulturstaaten zu konkurriren.

Von denjenigen Kaufleuten, auf deren Angaben der vorliegende Bericht beruht, sind, was die Aufmachung und Verpackung der Waare betrifft, Klagen hauptsächlich nur bei einem Artikel geaͤußert worden, der eine ganz besondere Sorgfalt in seiner Behandlung ver⸗ langt. Mit Glaswaaren und Spiegeln (aus Aa ben) hätte man in dieser Beziehung bittere Erfahrungen gemacht. Dieser Tadel ist also derselbe, der bereits von den verschiedensten Seiten und in sehr eindringlicher Weise geäußert worden ist. Die betreffende Industrie wird aufhören, exportsäbig zu sein, wenn sie gegen diesen Vorwurf der Unfäbigkeit in der Verpackung nicht ernstlich ankämpft. Hier liegt offenbar ein Mangel vor, dessen schnelle radikale Beseitigung ohne besonders große Mittel erreicht werden könnte. Auch aus Deutschland hier importirte Mobilien sollen in Bezug auf Ver⸗ packung nicht allen Anforderungen entspro ben haben, indessen ist der

Lnünben 8 egenüber der

Import dieses Artikels durch hohe Eisenbahnfracht g.

sehr leistungsfähigen französischen und österreichischen Jadustrie sehr erschwert und daher unbedeutend. Der anderwärts ausgeiprochene Tadel, daß bei der Verpackung der deutschen Waaren der Raum nicht genügend ausgenützt, Ballen nicht gepreßt seien, u. s. w., macht sich hier aus dem Grunde nicht fühlbar, weil die Fracht von Europa hierher durchweg nach dem Gewicht und nicht nach dem Volumen berechnet wid. Wo sonst Mängel sich in der Verpackung gezeigt haben, hat eine Mahnung des hiesigen Im⸗ porteurs genügt, um deren Abhülfe bei den deutschen Fabrikanten zu erreichen.

Ueber die äußere Ausstattung der Wazre sind Klagen nicht

ßert worden. Daßegen hat sich hin und wieder der Vorwurf

en, daß die vorgeschriebenen Muster bei der Lieferung nicht zenau befolgt wurden. Es ist zuweilen eine geringere Qualität als

Muster geliefert worden. Nur allzuleicht wird damit unangneh⸗

Differenzen Thür und Thor geöffnet und die Verbindung dann gelöst. Auch sollie man sich hüten, enmoderne Waaren jedeufalls in solchen Sachen, wo es auf die Mode ankommt zu liefern. Der Glaube, in fernen Ländern, die nicht auf der Höhe der europät⸗ schen Kultur ständen, nähme man es in dieser Richtung nicht beson⸗ ders genau., ist weder für Egypten noch auch sonst für die Küsten⸗ städte der Levante zutreffe d. Pariser G schmack und Schliff üben wenigstens änßerlich einen weitreichenden Einflaß auf die hiesigen vohlhabenderen Klassen aus, deren Metglieder fast durchgängig Europa und namentlich Frankreich bereist haben. Dieser Theil der Bevölkerung entwickelt in den große tädten des Landes mehr Geschmack und Luxus und folgt der Mo euer, als dies in den europäischen Städten gleicher Einwohne er Fall ist. .

Bei dieser Gelegenheit sei auf ein Gebrauch hingewiesen welcher bei englischen und anderen Lieferungen seit Langem wohl⸗ thätig empfunden wird und im Interesse der Verkehrserleichterung nicht genug empfohlen werden kann, bei den deutschen Fabrikanfen indessen bisher nicht allgemein bekannt zu sein scheint. Immer noch wird von letzteren bei Ansführung eines Auftrages in Manufaktur⸗ waaren jedes Muster des betreffenden Stücks demselben als Abschnitt beigefügt oder angehängt, anstatt daß nach Empfang des Auftrags dem Auftraggeber eine möglichst elegante Musterkarte sofort durch die Post zugesandt wird, wodurch der hiesige Verkäufer in die Lage versetzt wird, die Waare schon vor Empfang derselben zu verkaufen und neue Bestellungen zu erlangen.

Es wird ferner von hiesigen Importeuren deutscher Waaren der Wunsch ausgesprochen, daß die heimischen Fabrikanten ihre Preise für Egypten in der hier gangbarsten Münze, nämlich in Francs, be⸗ rechnen möchten und zwar möglich franco Triest oder sonst einem Seehafen, von dem aus direkte Verbindung mit Alexandrien besteht. Die Fracht sollte hierbei ganz genau nicht möglichst reichlich berechnet sein.

Bei einigen Tuchfabrikanten soll noch die Brabanter Elle statt des Meters als Maß dienen, auch das Zollpfund soll von dem Kilo noch nicht überall verdrängt sein. Diese Ausstellungen mögen auf den ersten Blick kleinlich erscheinen, für den Kunden, der möglichst schnell und leicht sich Klarheit über den Werth der Waare ver⸗ schaffen will, können sie entscheidend sein und einen koakorrirenden Produzenten, der im Uebrigen keine andern Vortheile bietet, das Uebergewicht verschaffen. Hier liegt vielleicht der wundeste Punkt im deutschen Exporthandel. Die deutschen Exvorteure machen es den sfremden Kaufleuten nicht leicht genng, sich auf dem deutschen Markt schnell zu orientiren. Wenn dieser Mangel in Egypten sich weniger fühlbar macht, so ist dies den Bemühungen einer Anzahl von hier ansässigen deutschen Kommissionären zu verdanken, welche mit dm deutschen Markte und seinen Handelsgewohnheiten vollkommen vertraut, sich um den Umsatz deutscher Waaren sehr verdient gemacht haben. Auch an Reisenden, welche deutsche Exporthäuser nach dem Auslande senden, fehlt es hier nicht. Dagegen könnte n ich mehr in Versen⸗ dung von Katalogen mit Abbildungen und Preisen, sowie von In dieser Beziehung leisten bekanntlich die

Engländer und Amerikaner Erstaunliches. Eine bedeutende Fabrik in Paisley z. B., um nur ein Vorbild anzuführen, vertheilt auf Ausstellungen und durch ihlre Agenten Tausende von kleinen hüb⸗ schen Schachteln mit ihrem Nähgarn, verschenkt auf das Freigebigste Bilder, Kalender und dergleichen, und hat sib auf diese Weise, so⸗ wie durch ihre Leistungsfähigkeit und Billigkeit ein’en Riesenabsatz ihrer Garne in allen Welttheilen geschaffen.

In dasselbe Gebiet fällt auch der oft betonte Mangel großer Exportcentren, wie sie England an verschiedenen Orten und Frank⸗ reich an Paris besitzt. Was in dieser Beziehung in Deutschland be⸗ steht, sind nur Anfänge und es kann hier nur das wiederholt wer⸗ den, was die Sachverständigen⸗Kommission der Berliner Kaufmann⸗ schaft für gewerbliche Angelegenheiten in ihrem Bericht vom 6. Ok⸗ tober v. J. bemerkt. Auch nach Egypten nimmt manche deutsche Waare ihren Weg über Paris, wo sie erst die Kontrole eines großen Kommissions⸗Exporthauses passirt.

Die leidige Frage des leichten Kreditkirens muß auch hier be⸗ rührt werden. Der Satz ist ja fast schon sprichmwörtlich, daß ¹ kapitalreiche Engländer im Kreditgeben an ihm nicht genau bekannte Geschäftshäuser sehr vorsichtig ist, der Deutsche, von einer Art Erportsucht um jiden Preis getrieben, nur zu oft das entgegeng setzte Prinzip verfolgt. Auf bloße Versprechungen hin oder nachdem viel⸗ leicht der hiesige Käufer die erste Lieferung glatt bezahlt hat, haben sich deutsche Fabrikanten nicht selten zur Gewährung von Krediten an Leute, denen am Platze Niemarnd einen Heller leihen würde, ver⸗ leiten lassen. In manchen Fällen hätten deutschen Käusern erhebliche Ver⸗ luste erspart werden können, wenn ein am Patze anwesender Vertreter zu rechter Z it konserratorische Schritte gegen den biesigen Schuldner gethan hätte. Ist erst der Konkurs über ein hiesiges Haus erklärt, so sind die Resultate für die fremdeg und entfernten Glänbiger ge⸗ wöhnlich äußerst gering. Die deutschen Fabrikanten werden daher am besten thun, wenn sie ihre Interessen an fremden Plaͤtzen, deren Usancen ihnen doch in den messten Fällen nicht vollständig bekannt sind, vertrauenswerthen Agenten übertragen, in direkte Geschäfte sich aber nur mit Häufern von anerkanntem Rufe einlassen. Solcher Agenten deutscher und anderer Nationalität giebt es in Alerandrien wie in Kairo genug und ihre Adressen koͤnnen ohne viel Mähe in Erfahrung gebracht werden.

geüu ob

Bericht es Kaiserlichen Konsulats in Cincinnati vom 2. Februar 1881.

A. Allgemeine Bemerkungen. nter den nach dem Westen der Vereinigten Staaten ervor⸗ tirten Waaren muß man zwei Klassen unterscheiden, einmal Be⸗ dürfnisse des Luxus, meist Erzeugnisse des Kunsthandwerks, und

zweitens Lebens⸗ und Bildungsbedürfniffe.