1881 / 93 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Apr 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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8 Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. April. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute Vormittag den aus St. Petersburg zurückgekehrten Kaiserlich russischen Militär⸗ bevollmächtigten, Fürsten Dolgorouki, nahmen militärische Mel⸗ dungen entgegen und hörten die Vorträge des Kriegs⸗Ministers, Generals der Infanterie von Kameke und des Chefs des Militär⸗ kabinets, General⸗Adjutanten von Albedyll.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte heute dem Afrikareisenden Dr. Lenz eine Audienz und besuchte das Augusta⸗Hospital sowie das Hedwigs⸗ Krankenhaus.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern früh nach 7 Uhr zum Empfange Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Christian von Schleswig⸗ Holstein nach dem Lehrter Bahnhof.

Demnächst nahm Se. Kaiserliche Hoheit um 11 ½ Uhr militärische Meldungen entgegen und ertheilte darauf dem Geheimen Archiv⸗Rath Dr. Hassel Audienz.

Um 3 Uhr geleiteten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften den Prinzen Christian bei Seiner Abreise nach dem Frankfurter Bahnhof.

Am Abend besuchten Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kron⸗ prinz und die Kronprinzessin die italienische Vorstellung im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater.

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Das Werfen mit Steinen oder anderen harten Körpern oder Unrath in der Richtung auf einen Menschen, ohne diesen zu treffen, ist, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, I. Strafsenats, vom 31. Januar d. Js., als Ueber⸗ tretung aus §. 366 Nr. 7 des Strafgesetzbuches zu bestrafen.

Jede nach der preußischen Stempelgesetzgebung stempel⸗ pflichtige Urkunde ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 9. Februar d. J., mit einem Stempel zu versehen, auch wenn der in der Urkunde enthaltene Ver⸗ trag in Folge von Umständen, die aus der Urkunde nicht er⸗ sichtlich sind, ungültig ist. Die Stempelstrafe ist bei Unter⸗ lassung der Stempelung einer derartigen Urkunde verwirkt, auch wenn der Pflichtige in der Meinung, daß die Ungültig⸗ keit des in der Urkunde enthaltenen Vertrages von der Stempelpflicht entbinde, die Stempelung unterlassen hatte.

Der zum Kaiserlichen Minister⸗Residenten bei den Vereinigten Staaten von Venezuela ernannte Wirkliche Le⸗ Hasscs eeeh Peyer ist auf seinem Posten eingetroffen und hat die Geschäfte der Mission übernommen.

Der General⸗Lieutenant von Unger, Commandeur der 22. Division, ist behufs Abstattung persönlicher Meldungen aus Anlaß seiner Beförderung von Cassel hier eingetroffen.

Zur Beiwohnung der Frühjahrs⸗Truppen⸗ besichtigungen des Garde⸗Corps sind folgende Königlich bayerische Regiments⸗Commandeure zu den nachstehenden hiesigen Garde⸗Infanterie⸗Regimentern kommandirt worden und hier eingetroffen:

Die Obersten von Parseval, Commandeur des Bayerischen Infanterie⸗Leib⸗Regiments und Bösmiller, Commandeur des Bayerischen 5. Infanterie⸗Regiments Großherzog von Hessen, zum 2. Garde⸗Regiment zu Fuß, der Oberst von Angstwurm, Commandeur des Bayerischen 14. Infanterie⸗Regiments Herzog Carl Theodor, zum Garde⸗Füsilier⸗Regiment, der Oberst

NKartin, Commandeur des Bayerischen 16. Infanterie Regi⸗ ments, zum 3. Garde⸗Regiment zu Fuß, der Oberst Orff, Commandeur des Bayerischen 13. Infanterie⸗Regiments Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, zum Kaiser Alexander Garde⸗

renadier⸗Regiment Nr. 1, und der Oberst Kohlermann, Commandeur des Bayerischen 7. Infanterie⸗Regiments Prinz Leopold, zum Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 2.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. Will in Königsberg i. Pr., Dietrich in Lisca⸗Schaaken, Dr. Barczewski in Allenstein, Meyer in Seeburg, Dr. Stoever in Leubus, Dr. Doniges in Altscherbitz und Stabsarzt Dr. Köhlau in Torgau.

Bayern. München, 19. April. Die „Allg. Ztg.“ schreibt: Bei der Berathung der Steuergesetzentwürfe in der Abgeordnetenkammer war die Beschlußfassung über den Einfuͤhrungstermin der neuen Gesetze noch aus⸗ gesetzt geblieben; bei der Berathung des Gesetzentwurfs über die Einkommensteuer im Ausschusse der Kammer der Reichs⸗ räthe ist nun auf Antrag der Königlichen Staatsregierung beschlossen worden: daß das Gesetz vom 1. Januar 1882 an mit der Bestimmung in Kraft zu treten hat, daß die Veranlagung der Steuer nach den im Gesetz enthaltenen Vorschriftemn im Jahre 1881 zu er⸗ solgen hat. Dieser Einführungstermin wird nun ohne Zweifel auch hinsichtlich der drei anderen Steuergesetze beschlossen werden, so daß vom Beginne der nächsten Finanz⸗ periode 1. Januar 1882 an die Steuern nach dem neuen Gesetze erhoben werden könnten. Zur Zeit sind diese Gesetze freilich mit den Kammern noch nicht vereinbart, ja es scheinen sich sogar mehrfache Meinungsverschiedenheiten zu er⸗ geben, allein trotzdem dürfte doch nicht zu bezweifeln sein, daß es in den nächsten Wochen gelingen werde, die Vereinbarung zwischen den drei Faktoren der Gesetzgebung herbeizuführen.

Württemberg. Stuttgart, 19. April. Wie der „St. A. f. Württ.“ meldet, ist dem Vorstande der Ausstellung nunmehr die offizielle Mittheilung zugegangen, daß der König in ennans der Königin die Landes⸗Ge⸗ werbe⸗Ausstellung in Person eröffnen werde.

Beaden. Karlsruhe, 20. April. (W. T. B.) Der Großherzog hat die Ernesganage na⸗ des Ministers des In⸗ nern, Stößer, und des Justiz⸗Ministers Erian .81; und dem Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Turban, das Ministerium des Innern übertragen. D. 8 „Gesetz⸗ verordnungsblatt“ veröffentlicht eine Verordnung des Großherzogs, betreffend die Organisation der oberen Staatsbehörden, durch welche das Handels⸗ Ministerium aufgehoben und dessen Zuständigkeit auf die Ministerien des Innern und der Finanzen vertheilt wird. Das Ministerium des Großherzoglichen Hauses wird von dem Ministerium der Justiz getrennt und mit dem Präsidium des Staats⸗Ministeriums verbunden; das Departement des Kultus und des öffentlichen Unterrichts wird dem Justiz⸗Ministerium

zugetheilt. Zum Minister der Justiz, des Kultus und des öffentlichen Unterrichts ist der Ober⸗Schulrathsdirektor Nokk ernannt worden. Fürst Alexander von Bulgarien stattete heute der Großherzoglichen Familie einen Besuch ab und kehrte Abends nach Darmstadt zurück.

Hessen. Darmstadt, 19. April. Ueber das Befinden des Prinzen Heinrich lautet ein ärztliches Bulletin von gestern: Die Lösung der Entzündung ist noch nicht vollendet, das Allgemeinbefinden täglich besser. Der Erbgroßher⸗ zog von Baden trifft heute Nachmittags auf der Durchreise nach Berlin zu kurzem Besuch am Großherzoglichen Hofe ein.

21. April. (W. T. B.) Fürst Alexander von Bulgarien hat heute von hier die Rückreise angetreten.

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Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 19. April. Die „Budapest. Corresp.“ meldet: „Da die Kommissäre Bayerns und Sachsens noch nicht in Berlin einge⸗ langt sind, hat heute nur eine Vorbesprechung über den deutsch⸗österreichisch⸗ungarischen Handelsver⸗ trag stattgefunden. Die kommissionellen Berathungen be⸗ ginnen morgen; da aber viele Einzelheiten festzustellen sind, dürften diese Konferenzen, die ohne Zweifel mit Abschluß eines Tarifvertrages endigen werden, noch einige Zeit in An⸗ spruch nehmen. Die österreichische Regierung ist jetzt durch Sektions⸗Rath Schuck und Ministerial⸗Sekretär Stibral, die ungarische Regierung durch Sektions⸗Rath Baron Salmen und Ministerial⸗Sekretär Mihalovics vertreten.“

Im Unterrichts⸗Ministerium werden demnächst, wie das genannte Blatt erfährt, kommissionelle Berathungen, be⸗ treffend die Errichtung eine e in Pest, stattfinden.

Großbritannien und Irland. London, 19. April. (Allg. Corr.) In Brighton wurde gestern die herkömm⸗ liche Ostermontagsheerschau über die Freiwilligen abgehalten. Vom schönsten Wetter begünstigt, betheiligten sich daran über 22 000 Mann aller Waffengattungen, mit 34 Kanonen. Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar füet⸗ den Oberbefehl, während dem Herzog von Connaught die Führung einer Division anvertraut worden war. Die Feldübungen bestanden in einem Angriff, den 15 000 Mann, unter General Higginson, gegen eine starke Stellung ausführten, welche eine 7000 Mann starke Invasionsarmee, unter General Earle, inne hatte. Dem Manöver schloß sich ein Parade⸗ marsch sämmtlicher Truppen an, den der Herzog von Cam⸗ bridge, der von einem glänzenden Stabe umgeben war, ab⸗ nahm. Die militärische Haltung und die Mannszucht der Freiwilligen sowie die Ausführung der verschiedenen Evo⸗ utionen von Seiten derselben fanden allgemeines Lob. Etwa 60 000 Zuschauer wohnten dem militärischen Schauspiel bei, das ohne Störung und mit nur wenigen unerheblichen Un⸗ fällen verlief.

21. April. (W. T. B.) Der Premier Gladstone hat in einem Schreiben an die Testamentsvoll⸗ strecker Lord Beaconsfields die Absicht ausgesprochen, für den Verstorbenen ein öffentliches Leichenbegängniß zu veranstalten. Die Testamentsvollstrecker haben indeß in ihrer Antwort erklärt, daß Has Pestament Lord Beaconsfields ihnen die Annahme des Anerbietens unmöglich mache, indem es be⸗ stimtge, daß der Verstorbene einfach an der Seite seiner Gattin zu Hughenden beerdigt werde.

Frankreich. Paris, 19. April. (Fr. Corr.) Der Präsident der Republik empfing heute in feierlicher Audienz den außerordentlichen Gesandten des Kaisers von Rußland, Fürsten Woronzoff, welcher ihm die Anzeige von dem Regierungsantritte Alexanders III. überbrachte. Fürst Woronzoff stattete alsdann dem Minister des Aeußeren einen Besuch ab.

Ueber die Krumirs schreibt die „Fr. Corr.“: Da das von den Krumirs bewohnte Plateau in schroffen, schluchtenreichen Absätzen nach Westen zu abfällt, während es sich sanft gegen das Medjerdathal im Süden neigt, so ist der Hauptzug der Campagne gegeben. Man wird eben von dem Medjerdathal, in welchem sich auch die Eisenbahn von der Grenze nach Tunis hin zu zwei Drittel ihrer Länge hinzieht, das Plateau zu ersteigen suchen. Die verschiedenen Zweige des Stammes der Krumirs zählen, freilich unter sehr vielen Scheiks, an 12 000 waffentragende Män⸗ ner, und der mit ihnen verbündete Stamm des Rakba, der in neun Zweige zerfällt, an 10 000 Bewaffnete. Italienische Blätter sind eine er⸗ giebige Quelle für diese interessante Völkerschaft. Die Ita⸗ liener in Tunis nennen sie „Crumiri“ und haben am häu⸗ figsten Handelsbeziehungen mit ihnen. Im Jahre 1878 trug man sich in Italien mit dem Gedanken an einen Revanche⸗ zug gegen die Krumirs, weil sie die Mannschaft eines Schiffes, welches nach Bona bestimmt war und an ihrer Küste scheiterte, in der grausamsten Weise mißhandelt hatten. ngeblich übernahm da⸗ mals der Bey von Tunis das Amt eines Züchtigers. Diese Araber gehören einigen noch wenig civilisirten Stämmen an, welche das hohe bewaldete Gebirge zwischen der Regentschaft und den algerischen Be⸗ sitzungen Frankreichs bewohnen. Die Italiener schätzen ihre Zahl auf nicht mehr als 6000. Sie theilen dieselben in die Slouls und Tedmaka und zahlreiche Nebenhorden. Beide Hauptstämme behaupten, daß sie von dem großen Marabut Sidi⸗Abdallah⸗ Ben⸗Djemel abstammen und sind nicht wenig stolz auf diese Deszendenz. Die Slouls werden als die Wohlhabenderen und in Folge dessen auch als die Kultivirteren bezeichnet; sie sind den Nach⸗ baren und Reisenden auch weniger gefährlich. Sie treiben Handel mit den tunesischen Kaufleuten und mit den Franzosen in Algier. Die Tedmaka dagegen werden als ein ganz armes, verkommenes Ge⸗

sindel bezeichnet, welches nur vom Raub und Diebstahl lebt. Als

fanatische Moslims verschmähen sie jeden freundschaftlichen und kom⸗ merziellen Kontakt mit den franzöoösischen und italienischen Nachbarn und suchen denselben nur durch hinterlistige Ueberfälle zu schaden. Dem Bey von Tunis sind übrigens alle Krumirs sehr ergeben, theils weil sie ihn fürchten, theils weil, nach islamitischer Doktrin, sich in ihm die geist⸗ liche mit der weltlichen Macht vereinigt. Sie senden ihm zeitweilig einen Tribut, bestehend in Häuten und Sklaven. Von eigentlichen Ortschaften kann man im Territorium der Krumirs nicht reden. Es sind echte Nomadenstämme, welche sich im Sommer in ihre undurch⸗ dringlichen Gebirgswälder zurückziehen und im Winter mit ihren in die wärmere Ebene herniedersteigen. Man sagt, daß ihr

ß gegen die Italiener und Franzosen daher rühre, weil diese sie vom Meere verdrängt haben. Ehe Algier an Frankreich kam, war Theil der tunesischen Küste, besonders das Capo rosso, um er arabischen Korsaren willen berüchtigt, welche die Kauffahrer des Mittelmeeres oft in Schrecken versetzten. Heute ist die Küste ganz sicher; nicht einmal die Korallenfischer haben mehr etwas zu fürchten. Dagegen ist das Innere noch heute so gefahrvoll wie je zuvor. Mit einem außerordentlichen Mißtrauen behandeln sie alle Fremden, und selbst den Beamten des Bey soll es nur selten gelingen das Terri⸗ torium der Krumirs zu betreten. Es werden ddben⸗ in Tunis einige

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Fälle erzählt, wo sie unternehmende Reisende festgenommen und aus⸗

geraubt hatten und dann unverletzt nach dem tunesischen Gebiet zurück⸗ transportirten.

(Cöln. 88 Die Regierung wird dieser Tage im „Journal officiel“ den neuen, von den beiden Kammern angenommenen Zolltarif veröffentlichen. Nach dieser Ver⸗ öffentlichung werden die Verhandlungen zur Erneuerung der Handelsverträge sofort beginnen. Dieselben sind zum Theil seit zwei oder drei Jahren abgelaufen und müssen in Folge der bestehenden Verträge in sechs Monaten, vom Tage ab gerechnet, an dem das amtliche Blatt den Zolltarif veröffent⸗ licht, neu abgeschlossen werden, widrigenfalls die gewöhn⸗ lichen hohen Zolltarife in Kraft gesetzt werden. Die Mächte, mit denen die Verträge erneuert werden müssen, sind: England, Oesterreich⸗Ungarn, Niederlande, Belgien, Spanien, Dänemark, Portugal, Italien, Schweden und Norwegen. Mit Deutschland ist kein Handelsvertrag abzuschließen, da in dem Friedensvertrage von 1871 festgestellt wurde, daß die beiden Nationen in ihren Beziehungen die Tarife in Anwendung bringen, welche sie den meist begünstigten Nationen bewilligen. Bei dieser Gelegenheit soll auch der Versuch gemacht werden, zum Abschluß eines Handelsvertrages mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu gelangen.

Laut den letzten Nachrichten aus Tunis, vom 18. April, übergab an diesem Tage der Bey dem französischen General⸗ Konsul seine Antwort auf die letzte Note von Barthélemy Saint⸗Hilaire. Der Bey erhob von neuem entschiedenen Ein⸗ spruch gegen die Verletzung des tunesischen Gebiets und er⸗ klärte nochmals, daß er jede Verantwortlichkeit für den Ein⸗ marsch der Franzosen in Tunesien ablehne. Infolge dieser neuen Weigerung des Bey beschloß die hiesige Regierung, eine Flotte mit Landungstruppen vor Tunis zu senden. Die Truppen werden gegenwärtig in und um Toulon konzentrirt und bestehen aus zwei Infanterie⸗Regimentern, einem Kavallerie⸗Regiment, einem Jäger⸗Bataillon zu Fuß, zwei Batterien und einer Genie⸗ und Train⸗Abtheilung. Von der französisch⸗tunesischen Grenꝛe vernimmt man, daß die äußersten Spitzen des französischen Expeditions⸗Corps in Sidi⸗ NYusef, einem kleinen Militärposten an der Grenze, ange⸗ kommen sind. Ueber die Absichten der Krumirs selbst erfährt man nichts. Nur besagt eine Depesche, daß der Italiener Panariella, der einzige Europäer, der bei ihnen Zulaß hat, nach wie vor behauptet, daß diese Bergstämme die Franzosen bei sich einrücken lassen werden, ohne einen Schuß abzufeuern. Unter den Arabern, welche in der Provinz Constantine in der Nähe der Grenze wohnen, soll ziemlich große Erregung herrschen.

20. April. (W. T. B.) Die von der internatio⸗ nalen Münzkonferenz gewählte fünfzehngliedrige Kom⸗ mission, welche beauftragt ist, ein Programm auszuarbeiten und die zu behandelnden Fragen aufzustellen, hält am nächsten Sonnabend eine Sitzung. Die Kommission wird die Mitglie⸗ der der Konferenz zu einer Sitzung zusammenberufen, sobald es ihr geeignet erscheint. Verhandlungen stenographiren zu lassen; die Berichte werden

jedem einzelnen Redner vorgelegt, und es soll Nichts ohne 8

Zustimmung der Konferenz veröffentlicht werden.

(W. T. B.) Unter dem 21. April wird aus Tunis

gemeldet: Der Generalkonsul Roustan hat in einem

gestern an den Bey gerichteten Schreiben denselben und den Premier⸗Minister Mustapha dafür verantwortlich gemacht, falls das Blut eines Franzosen oder irgend eines Ausländers

vergossen werden sollte. Italien.

notifizirt.

kollegiums, Kardinal Pietro, Besuche ab.

Griechenland. Athen, 20. April. 3. von den Gesandten der Mächte dem Minister⸗Präsidenten

Komunduros heute übergebene Note nimmt Akt von der egierung ausgesprochenen Annahme der von den Mächten festgestellten Grenzlinie und verheißt, Mächte sich für die baldige Uebergabe des Griechenland zugesprochenen Gebietes interessiren

Seitens der griechischen daß die

würden.

21. April. Der Minister⸗Präsident Komunduros bemerkte bei der Ueberreichung der Kollektivnote den Ge⸗ sandten der Mächte, er behalte sich deren schriftliche Be⸗ antwortung vor.

Bevölkerung beziehe, mit Stillschweigen übergangen hätten. Gennadius ist heute nach Konstantinopel abgegangen, um an

Stelle des von dort hierher berufenen Gesandten Conduriotis

als Geschäftsträger zu fungiren.

Rumänien. Bukarest, 20. April. daß der Köni Kabinets beauftragt habe.

Kammern vertagten sich hiernach bis zum 9. Mai. Zu

folge eines Königlichen Erlasses soll ein fuüͤnftes Artillerie⸗ Dasselbe wird aus fünf Fuß⸗ batterien und einer reitenden Batterie bestehen. Ferner sollen noch zwei Trainschwadronen gebildet werden. In der Armee haben zahlreiche Beförderungen stattgefunden, die Obersten Angelescu und Cretianu sind zu Generalen er⸗

(W. T. B.) Demeter Bratiano 2 estern hier angekommen, nach seiner Ankunft alsbald vom Konige empfangen worden und hat darauf mit mehreren ee Die Bildung des neuen Kabinets dürfte noch im Laufe des heutigen eee

Regiment errichtet werden.

nannt worden. 1 21. April.

natoren und Deputirten konferirt.

erfolgen.

Derbien. neral Zouroff, we 1 des Kaisers Alexander III. überbrachte, ist von hier wieder abgereist. 1 7 erster Klasse. Der Direktor der serbischen Eisenbahn, Jowan Poliwka, erhielt seine Entlassung.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. April.

(Hamb. Corr.) Die drei Kommissionen resp. für die Re⸗

organisation des Steuerwesens, des Heerwesens und

Die Konferenz hat beschlossen, die

Rom, 20. April. (W. T. B.) Der russische Botschafter am Wiener Hofe von Oubril, hat heute dem Papst, unter Ueberreichung eines Kaiserlichen Hand⸗ schreibens die Thronbesteigung des Kaisers Alexander III. Später stattete der Botschafter dem Kardinal⸗ Staatssekretär Jacobini und dem Doyen des Kardinal⸗

(W. T. B.) Die

itwort Im Uebrigen könne er nur bedauern, daß die Gesandten der Mächte die Stelle in seiner Antwort

S. (W. T. B) Der Minister⸗Präsident Bratiano theilte heute den Kammern mit,

die Demission des Kabinets angenommen und Demeter Bratianomit ver Bildung eines neuen Demeter Bratiano habe diese Mission acceptirt und werde heute Abend hier eintreffen. Die

Belgrad, 20. April. (W. T. B.) Ge⸗- die Notifikation der Thronbesteigung

Fürst Milan verlieh demselben den Takovo⸗Orden 89

der Kriegsmarine, die zu gemeinsamer Arbeit an der Neuordnung des mit dem Grundbesitz verquickten Vertheidi⸗ gungswesens berufen sind, traten vor den Feiertagen auf Ein⸗ ladung des Staats⸗Ministers zu einer gemeinschaftlichen Sitzung zusammen. Der Minister theilte ihnen mit, der König wünsche die Wiederaufnahme der Arbeiten gleich nach Ostern, weil sie vor dem Schlusse dieses Jahres zu Ende gebracht sein müßten. Die Steuerkommission, sagte der Minister, sei schon ersucht worden, Vorschläge für sich zu machen, weil die Regelung der von ihm behandelten Verhältnisse längere Zeit erfordere. Jetzt ersuche er die beiden anderen Kommissionen, jede für sich sobald als möglich eine Berechnung der Kosten außzustellen, welche ihre Vorschläge erfordern könnten, und diese Ueberschläge der Steuerkommis⸗ sion als Richtschnur zu übergeben. Der Minister erinnerte daran, daß die Kommissionen auf der Grundlage von 1878 arbeiten müßten, und daß eine längere Uebungszeit der Wehr⸗ pflichtigen als 90 Tage (die Stammtruppen ausgenommen) außer Frage stehe, da diese eben von mehreren Reichstagen angenommen worden. Die Uebergangszeit müsse so lang als möglich bemessen werden.

Statistische Nachrichten.

Nach der im „Centralblatt für d. ges. Unt.⸗Verw.“ veröffentlichter General⸗Uebersicht der Ergebnisse der von den Königlichen Wissenschaftlichen Prüfungs⸗Kommissionen im Jahre vom 1. April 1879/80 abgehaltenen Prüfungen für das Lehramt an hö⸗ heren Schulen fanden in dem Jahre vom 1. April 1879 80 vor den 10 Kommissionen 692 derartige Prüfungen statt, gegen 695 im Vorjahre. Die meisten Prüfungen wurden in Göttingen mit 101 vollzogen, demnächst in Berlin 96, Breslau 83, Halle a. S. 82, Münster 75, Bonn 65, Königsberg 58, Marburg 55, Bres⸗ lau 41, Kiel 36. Von den 692 Gevprüften bestanden 641, und zwar 384 in dem Examen pro facultate docendi und 257 die Nachprüfung. 34 bestanden in der Vollprüfung und 17 in der Nach⸗ prüfung nicht. Von den 384 Schulamtskandidaten, welche die Haupt⸗ prüfung pro facultate docendi bestanden, gehörten 303 der evan⸗ gelischen, 76 der katholischen, 1 der mennonitischen Konfession, 4 der jüdischen Religion an. Das Hauptfach, in welchem diese Kandidaten geprüft wurden, war bei 195 (1. April 1878— 79 213) das historisch⸗ philosophische, 104 (85) das mathematisch⸗naturwissenschaftliche, 19 (32) Religion und Hebräisch, 66 (71) neuere Sprachen. 353 waren In⸗, 31 Ausländer (darunter 29 aus anderen deutschen Staaten).

Die Kaiserlich österreichische Centralkommission hat die de⸗ taillirten Resultate veröffentlicht, welche die Volkszählung in Be⸗ zug auf die Zahl und Bevölkerung der Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern in den österreichischen Ländern ergeben hat. Demzufolge giebt es von Dalmatien abgesehen in Oesterreich 1653 Orte mit mehr als 2000 Einwohnern; im Jahre 1869 wurden 1475 solcher Orte konstatirt, die Zahl derselben hat also um 178. zugenommen. Die Einwohnerzahl dieser Orte betrug bei der letzten Zählung 7 897 484 gegen 6 698 114 im Jahre 1869, hat also um 1 199 370 Einwohner oder um 17,9 % zugenommen. Der absoluten Zahl nach giebt es die meisten Orte mit mehr als 2000 Einwohnern in Galizien (432 gegen 340 im Jahre 1869), Böhmen (377 gegen 354 im Jahre 1869) und Mähren 161 (gegen 139 im Jahre 1869); alle übrigen Kronländer haben weniger als 100 solcher Orte. Anders stellt sich die Reihenfolge nach dem Prozent⸗ satze der Zunahme; da kommt allerdings zuerst auch Galizien, in welchem die Zahl der Orte mit mehr als 2000 Einwohnern um 29 % zugenommen hat; daran schließt sich aber gleich Niederösterreich mit einer Zunahme um 28 %, dann Salzburg (+ 26,1 %), Bukowina (+ 23,1 %), Schlesien (+ 21,5 %) u. s. w. Die geringste Zunahme mit nur 2,4 % entfällt auf Kärnten. Zu den Gemeinden mit außer⸗ ordentlich gestiegener Bevölkerungszahl gehören in erster Reihe die Vororte von Wien und Prag, ferner die Orte, wo durch neu eröffnete Bahnen der Verkehr gehoben wurde, oder wo große industrielle Eta⸗ blissements entstanden sind.

Das April⸗Heft der von der K. K. österreichischen stati⸗ stischen Centralkommission herausgegebenen „Statistischen Monats⸗ schrift“ bringt unter Anderem den ersten Theil einer Abhandlung über „Oesterreichs Sparkassen im Decennium von 1870 bis 1879“ von H. Ehrenberger, der wir die folgenden Daten entnehmen: Die erste Sparkasse in Oesterreich, die Wiener, wurde 1819 errichtet, sie ist heute noch bei weitem die größte; ihr folgten in den nächsten vier Jahren noch drei. Im Jahre 1831 gab es sieben, im Jahre 1860 bereits 60 Sparkassen in Oesterreich ohne Ungarn. Zehn Jahre später war diese Zahl bereits auf 193, im Jahre 1879 aber auf 324 gestiegen. Das Sparkassenwesen hat sich also in Oesterreich seit Jahrzehnten, namentlich aber im letzten Dezennium, in bedeutender Weise entwickelt. Wenn im abgelaufenen Decennium allein ein Kapitalsbetrag von mehr als 3 ½ Milliarden Gulden durch die Sparkassen strömten und die Summe der den Interessenten in diesem Zeitraum gutgeschriebenen Zinsen die stattliche Höhe von 232 Millionen Gulden erreichte, so kann man wohl behaupten, daß in Oesterreich dieser Einrichtung eine große Vorliebe entgegengebracht wird. Die Zahl der Einlagebücher in diesen 324 Sparkassen war mit Ende des Jahres 1879 1 491 887, um 66 000 mehr als im Jahre vorher, um 88 000 mehr als im Jahre 1877. Der Stand der Einlagen betrug am 31. Dezember 1879 699 339 200 Fl. gegen den Stand am 1. Ja⸗ nuar 1879 mit 648 642 353 Fl., 1878 mit 625 024 359 Fl., 1877 mit 610 007 947 Fl., 1876 mit 589 400 210 Fl., 1875

mit 539 313 459 Fl., 1874 mit 482 782 202 Fl., 1873 mit 403 046 806

Fl., 1872 mit 341 173 649 Fl., 1871 mit 285 706 689 Fl., 1870 mit 245 708 911 Fl. Die Vertheilung der Sparkassen und ihrer Einlagen auf die einzelnen Kronländer war zu Ende des Jahres 1879 die Fol⸗ eende: in Nieder⸗Oesterreich 59 Sparkassen mit 200 637 135 Fl. inlagen, in Ober⸗Oestereich 33 Sparkassen mit 54 874 616 Fl. Ein⸗ lagen, in Salzburg 3 Sparkassen mit 6 970 036 Einlagen, in Steiermark 47 bezw. 75 616 577 Fl., Kärnten 7 bezw. 13 549 026 Fl., Krain 1 bezw. 13 477 481 Fl., Triest, Görz, Gradisca, Istrien 2 bezw. 3 889 280 Fl., Tirol und Vorarlberg 15 bezw. 25 933 636 Fl., Böhmen 84 bezw. 228 552 110 Fl., Mähren 39. bezw. 39 472 404 Fl., Schlesien 15 bezw. 9 899 728 Fl., Galizien 16 bezw. 24 145 581 Fl., Bukowina 1 bezwe 2075 876 Fl., in Dalmatien 2 Sparkassen mit 245 714 Fl. Einlagen. Was die Bilanz der Sparkassen und die Verwendung ihrer Cinlagen betrifft, so betrugen im Jahre 1879 die Hvypothekar⸗ darlehen 448 541 112 Fl., der Wechselvorrath 51 821 711 Fl., die Vorschüsse auf Werthpapiere 17 728 774 Fl., der Werth der Reali⸗ täten 15 768 702 Fl. Die eingezahlten Spareinlagen, welche im Durchschnitte der letzten zehn Jahre 186 874 Mill. Gulden bei allen

österreichischen Sparkassen zusammen per Jahr betrugen, stiegen in

den vier Jahren 1870 bis 1873 um 121 619 Mill. Gulden, nämlich von 104 254 Mill. Gulden im Jahre 1869 auf 225 873 Mill., mit⸗ hin um 116,66 %, nahmen in den folgenden fünf Jahren jedoch stetig ab, im Ganzen jedoch nur um 40,719 Mill. Gulden und wuchsen im letzten Jahre, 1879, wieder um 28,254 Mill. Gulden, so daß die Einzahlungen des Jahres 1879 mehr als das Doppelte jener des Jahres 1869 erreichten und nur von jenen der Jahre 1873 (um ein Geringes), 1874 und 1875 übertroffen worden. Die Durchschnitts⸗ einzahlung per Anstalt hob sich von 1870 bis 1873 von 0,597 auf 0,865 Millionen Gulden. sank 1878 bis auf 0,580 Millionen Gulden und betrug im Jahre 1879 0,659 Millionen Gulden. Es fallen hier die großen Anstalten, besonders die in den Landeshauptstädten, sehr ins Gewicht, während mehr als die Hälfte der Anstalten nur unter 200 000 Gulden Cu le nachweist. Der Hauptantheil an der gesammten Einzahlung der letzten 10 Jahre so⸗ wohl als jedes einzelnen derselben entfällt auf die beiden Länder Nieder⸗Oesterreich und Böhmen, nämlich auf ersteres 587 044

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Millionen Gulden oder 31,4 %, auf letzteres dagegen 583 792 Millionen Gulden oder 31,2 %, zusammen also gegen 63 % aller Einzahlungen, so daß auf alle anderen Länder in Summa nur bei 37 % kommen, doch wechselt der Antheil dieser beiden Länder im letzten Decennium zwischen 58 % (1877 und 1878) und 67 % (1873). In den ersten vier Jahren traten die anderen Länder von Jahr zu Jahr mehr in den Hintergrund, da der Prozentantheil Nieder⸗ Oesterreichs und Böhmens 1870 62 %, 1871 63 %, 1872 65 % und 1873 sogar 67 % ausmachte, sodann trat ein umgekehrtes Verhältniß

1876 61 %, und in den beiden folgenden Jahren sogar nur 58 %, 1879 war er wieder 61 %, jedoch noch immer relativ weniger als in den sechs Jahren 1870 bis 1875. Von den sieben Jahren 1873 bis 1879 brachten fünf einen Rückgang der Einzahlungen in Nieder⸗Oesterreich und Steiermark, vier in Krain, drei in Ober⸗Oesterreich und Kärnten, zwei in Böhmen, Dalmatien und im Küstenlande, nur eines in Salzburg, Tirol, Mähren, Galizien und der Bukowina, während in einem einzigen Lande, in Schlesien, die den Sparkassen zuströmenden Beträge von Jahr zu Jahr größere Summen bildeten. Was speziell die Ergebnisse des Jahres 1879 in dieser Beziehung anbelangt, so gelangten nur in Krain und Dalmatien kleinere Beträge zur Anlegung als im Vor⸗ jahre und steht einem Zuwachse von 28 278 Millionen Gulden in 12 Ländern nur ein Rückgang von 24 000 Fl. gegenüber. Abgesehen von jenen Ländern, wo nur vereinzelte Spar⸗ kassen bestehen (Krain, Bukowina, Salzburg), deren Durch⸗ schnittsempfang an Einzahlungen natürlich hoch erscheint, findet man die namhafteste durchschnittliche Einzahlung in Nieder⸗Oesterreich und Böhmen, wobei jedoch die großen Ziffern der Sparkassen in Wien und Prag die thatsächlichen Verhältnisse der Mehrzahl der Spar⸗ kassen dieser Länder zu sehr verschieben. Werden jene großen Anstalten ausgeschieden, so wird das Bild ein ganz anderes, da nunmehr Tirol, Galizien und Steiermark mit der größten Durchschnittseinzahlung per Anstalt an die Spitze treten, Ober⸗Oesterreich, Mähren und Nieder⸗ Oesterreich aber ihrer zahlreichen und darum kleineren Sparkassen halber die letzte Stelle einnehmen. Thatsächlich betrugen nur bei 67 Sparkassen Oesterreichs die Einzahlungen im Jahre 1879 mehr als 500 000 Fl., bei 172 dagegen unter 200 000 Fl. und bei 95 sogar weniger als 100 000 Fl. Anstalten von so bedeutendem Umfange, daß in einem Jahre mehr als eine Million Gulden an neuen Einlagen und Nachzahlungen in Empfang zu nehmen sind, zählt Oesterreich 39, und bei 15 derselben überschritt die Einzahlung den Betrag von 2 Millionen Gulden. Es sind die Sparkassen in Wien (erste österreichische) mit 42 424 730 Fl., Prag (böhmische) 17 373 994 Fl., Graz (Gemeinde) 9 264 875 Fl., Prag (städtische) 7 790 071 Fl., Graz (steiermärkische) 7 038 600 Fl., Wien (neue Wie⸗ ner) 5 145 452 Fl., Innsbruck 4 907 965 Fl., Linz 4 068 533 Fl., Lemberg 4 066 762 Fl., Brünn 3 420 188 Fl., Krakau 3 144 556 Fl., Laibach 2 821 918 Fl., Reichenberg 2 452 808 Fl., Teplitz 2 172 890 Fl., Eger 2 149 697 Fl. b 81

„— Pferdeeisenbahnen in Frankreich. (Stat. Corr.) Der erste französische Tramweg von 8 ½ km Länge zwischen Ssvres und Versailles, welchen jetzt die Allgemeine Omnibusgesellschaft besitzt, ward am 28. April 1855 genehmigt; am 18. Februar 1856 folgte die Konzes⸗ sion an eben diese Gesellschaft für 22 km vom Louvre einerseits nach Vincennes, andererseits nach St. Cloud und Ssvres. Erst wieder vom 9. August 1873 sind Dekrete datirt, welche die Anlegung von Pferde⸗Eisenbahnen zu öffentlicher Benutzung gestatten. Die bis Ende 1880 ertheilten 35 Konzessionen umfassen insgesammt 708 ¾ km in 18 Departements, lassen also noch Raum zu großer Entwickelung.

Im Nordosten Frankreichs giebt es, von der deutschen Grenze angefangen, Pferdebahnen zu Nancy (im Departement Muerthe et Moselle) 5128, Reims (Marne) 7200, von Cambrai nach Chatillon (Nord) 34 500, zu Valenciennes 15 580, von Boubair nach Pourcoing 28 000, zu Lille 63 940, Dunkerque 3800, Calais⸗Guines (Pas de Calais) 13 162, Boulogne sur Mer 2621, le Havre (Seine infeérieure) 10 050, Rouen 23 200, von les Andelys nach Etrépagny (Eure) 40 000 m, zusammen 247 km lang.

Im Seinedepartement sind zwei große Gesellschaften zu unter⸗ scheiden, welche ihre Konzessionen theils direkt, theils durch Abtretung Seitens des Departements oder der Stadt empfangen haben: für das Innere der Stadt Paris und wenige Außenstrecken in 4 Konzessionen und 15 Linien die Allgemeine Omnibusgesellschaft mit 78 100 m, wo⸗ zu das Besitzrecht an drei durch die andere Gesellschaft ausgebeutete Strecken inwärts der Ringmauern der südlichen Stadttheile kommt; für die Verbingung der Hauptstadt mit der Umgegend die Gesellschaft der äußeren Pferdebahnen von Paris in einer Konzession für das nörd⸗ liche Netz (nach Suresnes, Neuilly, Levallois, Gennevilliers, Saint Ouen, Saint Denis, Aubervilliers und Pantin) in 10 Linien mit 46 060 m, und in einer zweiten für das südliche Netz (nach Mon⸗ treuil, Charenton, Ivry, Villejuif, Fontenay aur Roses, Clamart und Vanves) in 8 eigenen und 3 fremden Linien mit 58 936 m. Hieran schließen sich im Departement der Seine und Oise 5 Untenehmungen, von denen die zwischen Ssvres und Versailles fahrende mit 8335 m. der großen Pariser Gesellschaft übertragen ist; die übrigen sind: in Villiers le Bel 3092, von Rueil nach Marly le Roy 9250, von Versailles nach Epone 33 700 und in Versailles (liquidirend) 12 450 m lang. Beiden Departements zusammen gehören also 250 km Pferdebahnen an.

Im Stromgebiete der Loire und im Südwesten des Landes giebt es Konzessionen für Tramwege: zu Saint Etienne (Loire) nebst Um⸗ gebung mit 37 801, Orleans (Loiret) mit 6191, Tours (Indre et Loire) mit 5208, Nantes (Loire inférieure) mit 6114 und Bordeaur (Gironde) mit 41 792, zusammen 97 106 m Länge.

Im Süden und Südosten Frankreichs befinden sich Tramwege: zu Montpellier (Hérault) 9761, von dort nach Castelneaule⸗lez 700, von Béziers zum Meere 16 000, zu Nimes (Gard) 6620, Lvon (Rhöne) 43 653, Marseille (Bouches du Rhöne) 24 407 und Nizza (Alpes maritimes) 13 430 m lang, zusammen 114 ½ km.

Das Gesetz vom 11. Juni 1880 nöthigt die Unternehmer gleich

denen von Eisenbahnen minderer Ordnung, vierteljährliche Ausweise über ihren Betrieb an den 8 den Vorsitzenden des Departe⸗ mentsausschusses und den Minister der öffentlichen Arbeiten einzu⸗ reichen. Bisher waren nur 16 Netze von 318 929 m konzedirter und 282 km ausgebauter Länge dazu verpflichtet. Auf 268 km fertiger Tramwege waren bis Mitte 1880 überhaupt 72,12 Millionen Francs Anlagekosten verausgabt, davon für Bauten 43 und für den Fuhrpark 57 pCt. Am theuersten stellte sich der Bau des nördlichen Netzes vor Paris mit 165 194, am wohlfeilsten der des Bézierschen Tram⸗ wegs mit 33 155 Fr. pro Kilometer; zu bemerken ist jedoch, daß bei der Berechnung keine Rücksicht auf die Zahl der Geleise und Weichen genommen wurde. Als Anlagekosten für das bewegliche Material waren Seitens der Allgemeinen Omnibusgesellschaft 286 397, Seitens der Boulogner Gesellschaft nur 11 428 Fr. pro Kilometer verausgabt worden. Die Einrichtungskosten (premier établissement) jener Ge⸗ sellschaft betragen im Ganzen 28 959 102, die der beiden auswärtigen Pariser Netze 28 089 847 Fr. Während des ersten Halbjahrs 1880 gaben die in Rede stehenden sechszehn Netze zusammen 11 111 039 Fr. aus, das ist pro Kilometer Betrieslänge (mit mancher Doppelrechnung) 33 596 Fr., und behielten von 11 387 657 Fr. Roheinnahme mithin 276 618 Fr.; bei sieben Netzen überwogen die Ausgaben, und die Durchschnittsrente beträgt noch kein halbes Prozent. Der Tramweg von Nancy lieferte mit 3,01 vCt. des Anlagekapitals die höchste halbjährliche Rente unter allen in Betracht kommenden Gesellschaften.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Kreisordnung für die Provinzen Ost, und West⸗ preußen, Brandenbu E Schlesien und Sachsen hat durch die Novelle vom weqn rz 1881 so einschneidende Aenderungen er⸗ fahren, daß eine amtliche neue Redaktion der seit dem 1. April 1881

ültigen Fassung durch den Minister des Innern publizirt worden ist. Fin korrekter Abdruck derselben, mit einem Sachregister versehen, ist in J. U. Kerns Verlag (Max Müller) in Breslau Pr

50 erschienen. 88

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Der Buchhändler und Antiquar Stargardt in Ber⸗ lin hat nicht allein die große Bibliothek des verstorbenen Prof. Hagen in Königsberg, die besonders für die Geschichte der Provinz Preußen

von Wichtigkeit ist, und über die Stargardt 3 Kataloge veröffentlicht hat, sondern im Laufe der Jahre auch noch andere größere, mehr oder

weniger umfassende und wichtige Bibliotheken an sich gekauft, unter anderen auch die Bibliothek des verstorbenen Prof. Buschmann, König⸗

lichen Bibliothekars in Berlin, die außer einer großen Menge gedruckter o aus e 1 * Verha Werke auch eine interessante Manuskriptensammlung enthält. Prof. ein; der Antheil beider Länder beträgt 1874 66 %, 1875 64 %,

Buschmann war nämlich der Amanuensis und Mitarbeiter zuerst Wilhelms von Humboldt, dann Aleranders von Humboldt und hat mit Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit Alles gesammelt, was ihm in dieser Stellung an handschriftlichen Aufzeichnungen der beiden Brü⸗ der von Humboldt, besonders bei der Korrektur ihrer Werke, in die Hände kam. So finden sich denn in Buschmanns Manuskriptensammlung von sämmtlichen wissenschaftlichen Werken der beiden Brüder theils die von ihrer Hand geschriebenen Manuskripte, theils Buschmannsche Abschriften mit ihren eigenhändigen Aenderungen und Ergänzungen, theils Korrekturbogen mit eigenhändigen Korrekturen. An Manuskripten Wilh. v. Humboldts finden sich in der Buschmann⸗ schen Sammlung im Ganzen 18 Konvolute, darunter 9 St. ameri⸗ kanische Grammatiken, 8 Konvolute über die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues, die Konjugationsformen und Grammatiken der südamerikanischen Sprachen (im Ganzen 316 S.), Quichuo Grammatik, Onondago Grammatik, Massachusetts Grammatik, Muhschekaneev Grammatik, über die amerikanischen Sprachen u. s. w. An Manuskripten Aler. v. Humboldts befinden sich in der Busch⸗ mannschen Sammlung im Ganzen 21 Konvolute; dieselben sind meist von seiner Hand und enthalten ausführliche Ergänzungen und Verbesserungen von ihm selbst; ganz von seiner Hand und von großem Interesse ist die Nachschrift einer Vorlesung des Prof. Böckh und das Manuskript der „Nouveau revue géogra- phique sur l'Amérique etec.“ An Manuskripten von Prof. Busch⸗ mann sind in derselben Sammlung 30 Konvol. enthalten (über meri⸗ kanische Sprache, amerikanische Wortverzeichnisse, über ostindische Sprachen, madekassisches Wörterbuch, javanisches Wörterbuch u. s. w.). Ein Verzeichniß aller dieser Manuskripte von Wilh. v. Humboldt, von Aler. v. Humboldt und von Prof. Buschmann nebst einem Ver⸗ zeichniß von gedruckten Werken der 3 Genannten, die sich in der Buschmannschen Sammlung vorfinden und die sämmtlich zu ver⸗ kaufen sind, ist von J. A. Stargardt in dem Katalog Nr. 135 vor Kurzem veröffentlich worden. An dieses Verzeichniß der Buschmannschen Manuskriptensammlung schließen sich in dem⸗ selben Kataloge noch zwei Verzeichnisse an, ein Verzeichniß von 168 Werken über Amerika (theils im Allgemeinen, theils ver⸗ schiedene Länder und Staaten Amerikas, besonders die nordamerikanischen Freistaaten, über verschiedene Seefahrer, die Sprachen Amerikas u. s. w.) und ein anderes von ca. 500 Werken über den Orient im Allgemeinen und über feine Länder und Staaten insbesondere, wie über Egypten, Arabien, Marokko, Ostindien, China, Japan, die Türkei, Palaͤstina, Persien, das alte Assyrien und Babylonien, das Innere von Afrika, Polynesien u. s. w., sowie über die verschiedenen Ver⸗ hältnisse des Orients, wie z. B. über das Sanscrit, die Thusch⸗ Sprache, die Heldensagen der Tartaren, die Religion des Judenthums, türkische Grammatik, nubische Grammatik, Literaturgeschichte des alten Indiens, die Inschriften Tiglatpilesars, die Maya⸗Handschrift der Königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden (herausgegeben von Förstemann) u. s. w.

Das Aprilheft von Petermanns Mittheilungen (Gotha,

Justus Perthes) enthält einen bemerkenswerthen Beitrag von F. v. Stein über die neue, mit außerordentlichen Opfern ausgeführte fran⸗ zösische Landesbefestigung, nebst Karte. Die Darstellung beruht auf Mittheilungen militärischer Fachschriften, anderer Zeitungen und der Registrande der geographisch⸗statistischen Abtheilung des Großen Generalstabes, hat also alle erreichbaren Quellen benutzt, da offizielle französische Nachweise selbstverständlich nicht zu erhalten sind. Der beigegebenen Karte der Ostgrenze gegen Deutschland liegt C. Vogels große Karte von Frankreich in 4 Blättern zu Grunde, auf welche die neuen Befestigungen eingetragen sind. Ferner enthält das Aprilheft einen interessanten Bericht über Alerander Forrests Expedition durch Nordwestaustralien im Jahre 1879. Alex. Forrest hatte bereits 1878 seinen Bruder John bei der Vermessung des De Grey-River begleitet und erhielt im Anfange des folgenden Jahres von der westaustralischen Regierung den Auftrag zu einer Erpe⸗ dition, welche von diesem Flusse aus nach Nordosten und, nach Unter⸗ suchung der von Perlfischern viel ausgebeuteten Beagle⸗Bai, bis Port Darwin in Nordaustralien vordringen sollte. Die Erpedition, 8 Per⸗ sonen mit 26 Pferden, setzte sich am 25. Februar in Marsch und erreichte nach außerordentlichen Beschwerden und Anstrengungen und dem Verlust fast sämmtlicher Pferde am 26. September die Hafenstadt Palmerston am Port Darwin. Sie hat im Ganzen ca. 40 Millionen Hektaren Weideland und Ackerboden, welche zum weit⸗ aus größten Theile der Kolonie Westaustralien gehören, erforscht. Dieser große Flächenraum ist von der Küste aus leicht zugänglich, und es steht zu erwarten, daß die Besiedelung schnell folgen wird. Ueber die Einrichtung einer regelmäßigen Dampfschiffverbindung zwischen der Hauptstadt und der neuen Ansiedelungen schweben bereits Unterhandlungen, und so dürfte sich auf jenen weiten Ebenen bald ein reges Leben entfalten, auch wenn sich die Erwartung des Geologen Hill, des Begleiters Forrests, von dem Vorhandensein von Gold in dem Quellgebiete des Fitz Roy nicht verwirklichen sollte. Die Reiseroute der Expedition und ihre Hauptergebnisse sind auf einer beiliegenden Karte eingetragen, auf welcher man auch die früheren bedeutenderen Expeditionen von Leich⸗ hardt im Jahre 1845 bis Brockman im Jahre 1879/80 verfolgen kann. Weiter finden wir in dem 4. Heft die Fortsetzung der Er⸗ kundigungen im äquatorialen Ostafrika“ von Clemens Denhardt und interessant geschriebene Briefe von Dr. W. Junker aus den Ländern des Niam⸗Niam. I“

Im Verlage von Paul Neff in Stuttgart erscheint demnächst der „Bilderatlas zur Weltgeschichte nach Kunstwerken alter und neuer Zeit“, 146 Tafeln gr. Fol. mit über 5000 Darstellungen, gezeichnet und herausgegeben von Professor Ludwig Weißer, weiland Inspektor des K. Kupferstichkabinets in Stuttgart, mit erläuterndem Tert von Dr. Heinrich Merz, in zweiter verbesserter Auflage. Voll⸗ ständig in 25 Lieferungen a 1 Dieser mit mehreren Medaillen ausgezeichnete Bilderatlas zur Weltgeschichte hat sich die Aufgabe gestellt, die Geschichte und das Leben der Kulturvölker durch ihre eigenen alten Kunstdenkmäler sowie durch geeignete Meisterwerke neuerer Zeit zur Anschauung zu bringen und den Beschauer nicht allein in die Ge- schichte als solche, sondern auch in den reichen Denkmälerschatz der Ver⸗ gangenbeit und damit in Genuß und Verständniß des Herrlichsten, was Menschenhand geschaffen, einzuführen. Der Atlas ist das Ergeb⸗ niß einer mehr als zehnjährigen mühevollen Arbeit. Er hat schon bei⸗ seinem ersten Erscheinen wegen seiner Reichhaltigkeit und sorgfältigen Ausführung die vollste Anerkennung im In⸗ und im Auslande her⸗ vorgerufen, konnte aber wegen der kostspieligen Herstellung und des hohen Preises von 80 geb. 108 ℳ% die wohl berechtigte allgemeine Verbreitung nicht finden. Diesem Werke nun die allge⸗ meine Verbreitung zu ermöglichen, veranstaltet die Verlagshandlung eine zweite Auflage, welche sich durch verschönerte, gleichmäßigere Aus⸗ stattung (sowohl in Druck als in Papier) und durch Billigkeit aus⸗ zeichnet, und bei welcher der erläuternde Tert in gleichem Format un⸗ mittelbar den Bildertafeln gegenüber beigegeben wird.

Die in Leipzig am 16. April erschienene Nr. 1972 der Illustrirten Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Dolorosa. Palmsonntag in St. Petersburg. Originalzeichnung von A. Baumann. Mo- ritur in Deo. Gemälde von Bruno Piglhein Nach einer im Verlaz von J. Aumüller in München erschienenen Radirung von W. Hecht. Das Abendmahl des Herrn. Von Lio⸗ nardo da Vinci. Nach dem Kupferstich von Rafael Morghen. (Zweiseitig.) Die Konfirmation. Nach einem Karton von Erwin Dehme zu Gsaias Tegnérs Dichtung „Die Abendmahlskinder“. Fürstin Katharina Dolgoruka (Juriewska)), Withve des Kaisers Alexander II. von Rußland. De