Braunschweig. Braunschweig, 27. April. (W. T. B. Den Schluß der Jubiläumsfeierlichkeiten bildete eine gestern Abend im Hoftheater stattgehabte Ballfestlichkeit, welcher der Herzog sowie der Herzog von Cambridge bei⸗ wohnten. Der Herzog von Cambridge hat heute Mittag die Rückreise angetreten; die übrigen fürstlichen Gäste des Herzogs — Braunschweig bereits im Laufe des gestrigen Tages verlassen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondegeshausen, 26. April. (Lpz. Ztg.) Die für die Vorberathung der Do⸗ mänenfrage gewählte verstärkte Deputation des Landta ist gestern wieder hier zusammengetreten.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 26. April. Der Fürst Alexander von Bulgarien ist heute Nachmittags über Pest nach Sofia abgereist.
— Wie der „Wien. Z.“ aus Belgrad unter dem heutigen Datum gemeldet wird, hat der Fürst Milan den Minister des Aeußern Mijatovié beauftragt, während seines Aufent⸗ halts in Wien den mit Oesterreich⸗Ungarn abzuschließenden Handelsvertrag sammt Annexen, falls derselbe bis dahin festgestellt werden sollte, zu unterfertigen. Die serbischen Delegirten sind für morgen zu einer, vielleicht der letzten Konferenz, ins Auswärtige Amt eingeladen worden.
— 27. April. (W. T. B.) Der Bürgermeister und die beiden Vizebürgermeister überreichten dem Kronprinzen Rudolf in einer heute Mittag stattgehabten Audienz ein Prachtexemplar des Festzugwerkes. Der Kronprinz nahm dasselbe dankend entgegen und sicherte seine und der “ Stephanie Theilnahme an dem projektirten Volks⸗ este zu.
Pest, 26. April. Die Frage der Einverleibung der Militärgrenze wurde laut Meldung der „Ung. Post“ in dem gestern Abends abgehaltenen Ministerrath erledigt. In den nächsten Tagen langt der Banus in Budapest an und wird an einem später stattfindenden Ministerrath eben⸗ falls theilnehmen. In diesem Ministerrathe wird die defini⸗ tive Vereinbarung getroffen, wonach sodann der diesbezügliche Gesetzentwurf dem Abgeordnetenhause unterbreitet wird.
Schweiz. Bern, 26. April. (Bund.) Die Thatsache, daß am 21. d. Mts. in Genf eine Protestation angeschlagen, wurde, welche die Hinrichtungen in St. Petersburg betrifft und der Umstand, daß für diese Publikation die Bewilligung der Polizeibehörde ertheilt worden ist, hat den Bundesrath veranlaßt, gestützt auf Art. 12 des Gesetzes über die Bundes⸗ strafrechtspflege, zu beschließen: Es sei durch den Staatsanwalt eine Untersuchung über die Veranlassung und den Verlauf dieser Vorgänge zu veranstalten, durch welche in erster Linie diejenigen in Genf wohnenden Ausländer und ausländischen Gesellschaften zu ermitteln sind, welche bei diesem Vorfall be⸗ theiligt waren. Die Untersuchungsakten sind dem Bundesrath einzusenden, der darauf das Weitere verfügen wird.
Großbritannien und Irland. London, 27. April. (W. T. B.) Der Bey von Tunis hat an den Staats⸗ sekretär de Aeußern, Lord Granville, ene De⸗ pesche gerichtet, in welcher er erklärt, daß die Verletzung seines Territoriums durch Frankreich im Widerspruch mit den Grundsätzen des Völkerrechts stehe; dieselbe sei erfolgt ohne vorherige Anzeige, ohne Kriegserklärung und zu einer Zeit, als zwischen ihm (dem Bey) und dem französischen General⸗ Konsul freundschaftliche Beziehungen bestanden. Der Bey legt Protest ein gegen das französische Vorgehen, erbietet sich die französischen Beschwerden der Entscheidung der Mächte zu unterbreiten und erinnert daran, daß Tunis als integrirender Theil des ottomanischen Reiches ein Recht auf den Schutz der Mächte habe, deren gute Dienste er anrufe. — Nach hier vor⸗ liegenden Nachrichten aus Tunis hätte der Bey den Gou⸗ verneurs von Kef und Beja befohlen, diese Städte den Franzosen zu übergeben, dabei aber formellen Protest zu erheben.
In der heutigen Sitzung des Unterhauses erschien Bradlaugh wieder, weigerte sich, das Haus zu verlassen und wurde deshalb gewaltsam hinter die Schranke gebracht. Der Premier Gladstone erklärte sodann, er könne dem von Labouchère eingebrachten Antrag, nach welchem einem Jeden die Eidesleistung oder die Abgabe einer Erklärung an Eidesstatt gestattet sein solle, angesichts der Dringlich⸗ keit der irischen Landbill, keine Föͤrderung zu Theil werden lassen. Northcote beharrte darauf, daß es noth⸗ wendig sei, eine Profanirung des Eides zu verhindern. Die Regierung habe die Pflicht, das Haus den obwaltenden Schwie⸗ rigkeiten zu entreißen. Gladstone schlug hierauf vor, dar⸗ über zu berathen, ob die von Labouchdre eingebrachte Bill auf die Tagesordnung der morgenden Sitzung gestellt werden solle erklärte aber greichzeitige daß es nicht die Pflicht der
eegierung, sondern die der Oppositionspartei sei, eine Lösung der Schwierigkeiten herbeizuführen, welche trotz der von der Regie⸗ rung gemachten Vorschläge und der von ihr beobachteten Vor⸗ sicht, von der Oppositionspartei hervorgerufen worden seien. Später theilte Labouchére mit, daß Bradlaughim Hinblick auf eine mögliche Gesetzesänderung von der Verfolgung seines Anspruches absehe und zog den Antrag auf Vertagung des Hauses zurück. Gladstone zeigte an, daß er seinen Antrag auf Aufhebung des Zolls auf Silberwaaren zurückziehe.
— (Allg. Corr.) Ueber die Räumung von Kan⸗ dahar hat das Indische Amt in London vom Vize⸗ König folgendes aus Simla vom 22. d. datirte Telegramm erhalten: Oberst St. John meldet unterm 21. d.: „Die Räu⸗ mung wurde heute Mittag ohne Störung oder Unruhe irgend welcher Art vollendet, nachdem alle Wachen an die Leute des Emirs übertragen worden. Der Union Jack auf der Citadelle wurde unter 31 Salutschüssen heruntergelassen. Die bri⸗ tischen Truppen haben eine halbe Meile von der Stadt ein Lager bezogen und marschiren morgen früh 8 Uhr ab.“ — Ein vom 23. d. datirtes Telegramm des Vize⸗Königs meldet, daß nach einem Bericht des Oberst St. John, datirt Abundi Hissar, 22. April, die Nachhut der britischen Garnison von Kandahar daselbst einrückte. Auf dem Marsche dahin war ein störender Zwischenfall nicht eingetreten. Der Vize⸗Gouverneur von Kandahar und eine Anzahl anderer afghanischer Chefs gaben den britischen Truppen eine Strecke Weges des Gel it.
Unterm 25. d. telegraphirt der Vizekönig an das Indische Amt aus Simla: „Die Nachhut⸗Kolonne erreichte am 23. ds. wohlbehalten Abbdul Rahman. Eine am 22. ds. in Kandahar angekonnmene Karawane überbringt die Meldung, daß in Herat die Ruhe nicht gestört worden und die Gerüchte
) † von Truppenmeutereien und dem
Mahomed Hassan falsch seien.“ Aus Durban wird der „Daily News“ vom 24. d. gemeldet:
Berichte aus Transvaal scheinen weitere Trubel anzudeuten. Eine starke Boernpartei droht mit der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten, falls nicht ganz Transvaal bedingungslos den Boern übergeben werde. Der Volksraad tagte vorige Woche, und die Frie⸗ densbedingungen wurden besonnen erörtert; aber Meinungsausdrücke, daß die Boern bedingungslos ganz Transvaal haben müßten oder bis zum letzten Manne kämpfen würden, riefen lauten Beifall hervor. Die Kommission wird wahrscheinlich noch in diesem Monat zusammen⸗ treten. Die Boernführer werden jetzt in Neweastle erwartet. Ober⸗ Richter Villiers traf gestern hier ein, und Sir Hercules Robinson wird in Kurzem an Bord des „Orontes“ erwartet. Viele Trans⸗ vaaler Kaufleute kommen in Natal an; sie lassen ihre Geschäfte im Stich, weil sie einen neuen Krieg erwarten.
Frankreich. Paris, 26. April. (Cöln. Ztg.) Die militärischen Operationen gegen Tunesien sind in vier Kolonnen jetzt im vollen Gange. Die erste Kolonne unter dem Oberbefehl des Generals Lorgerol, welche die Stadt Kef besetzen und dort eine Besatzung zurücklassen wird, geht das Thal Ved Mellegh hinab, um in das Thal der Med⸗ scherda zu gelangen. Die zweite, unter dem Kommando des Generals de Forgemol, Ober⸗Befehlshabers, ist direkt in das Thal der Medscherda eingedrungen und wird Besha besetzen, das an der äußersten Grenze des Landes der Krumirs liegt, und von wo aus man, falls es nothwendig sein sollte, auch leicht Tunis selbst gewinnen kann. Die dritte Kolonne, welche der Divisions⸗General Delebecque befehligt, marschirt direkt gegen die Krumirs und wird sie in ihren Bergen angreifen, die längs der tunesisch⸗französischen Grenze liegen. Die vierte Kolonne operirt von Tabarka aus. Un⸗ bekannt ist, welchen Weg diese Kolonne, die aus ungefähr 2000 Mann besteht, nach der Besetzung der Insel machen wird. Wenn sie in das Innere des Landes der Krumirs eindringt, so wird sie jedenfalls bedeutende Streitkräfte vor sich finden. Weitere Einzelheiten vom Kriegsschauplatze hat man bis jetzt nicht erhalten. Die wenigen Depeschen der Kriegskorresponden⸗ ten, die man hier erhalten, versichern, daß ungeachtet des schlechten Wetters und der ungeheueren Strapazen die Truppen guten Muths und voll Kampflust sind. Wegen des Ausgangs der Expedition gegen Tunesien ist man in Algier nicht im gering⸗ sten beunruhigt. Man befürchtet jedoch dort, daß, falls die französischen Truppen die geringste Niederlage erleiden würden, es zu ernsten Aufständen in Algerien kommen werde, zumal, wie die Affaire von Geryville und ähnliche Vorfälle beweisen, unter den Eingeborenen eine ungewöhnliche Erregung herrscht. Wie beunruhigt man hier wegen Algerien ist, beweist übrigens, daß man dem General⸗Gouverneur den Befehl ertheilte, die nomadischen Stämme zu zwingen, sich festzusetzen, da man befürchtet, daß dieselben bei ihren Wanderungen ver⸗ suchen könnten, sich zu concentriren, um dann gemeinschaftlich gegen die Franzosen vorzugehen. Infolge der vielen Klagen über den schlechten Telegraphendienst zwischen den verschiedenen Kriegsplätzen einerseits und Bona, La Calle und Algerien andererseits wird die 19. Telegraphenabtheilung der 15. Region mobil gemacht und nach Algerien gesandt.
— 27. April. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ publizirt ein ihr aus Mailand zugegangenes Schreiben, in welchem hervor⸗ gehoben wird, daß die öffentliche Meinung in Italien bezüglich der tunesischen Frage eine versöhnlichere Haltung angenom⸗ men habe. Man sehe in Italien ein, daß die italienischen Interessen in Tunis in keiner Weise bedroht seien, und man bestreite keines⸗ wegs den legitimen Einfluß Frankreichs in Tunis, welcher lediglich der allgemeinen Civilisation und der Wohlfahrt von Tunis zuGute kommen könne. Es sei demnach anzunehmen, daß die tune⸗ fische Frage, welche so inopportun entstanden und durch inter⸗ nationale Vorurtheile in so unglücklicher Weise komplizirt worden sei, fortan nicht mehr die Beziehungen zwischen Frank⸗ reich und Italien, die durch die Natur der Dinge darauf hin⸗ gewiesen seien, in gutem Einvernehmen zu leben, trüben werde. Heute Vormittag 8 Uhr ist Emile de Girardin ge⸗ storben. 1
— 27. April, Abends. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten aus Algier hat die Kolonne Ritter gestern die Krumirs aus ihrer Position bei Djebel⸗Adeda vertrieben und nach dem Thale des Oueddjenan gedrängt. Die Kolonne Vincendon erreichte die Bergspitzen am rechten Ufer des Oueddjenan und nahm nach verschiedenen Gefechten mit den Krumirs auf dem Plateau eine befestigte Stellung ein. Unter den Feinden sollen sich viele tunesische Reiter und Infanteristen befinden. Die Verluste der französischen Trup⸗ pen betrugen 2 Todte und 10 Verwundete. — Die französische Truppenabtheilung auf der Insel Tabarka hat das kleine Fort auf der nach dem Kontinent zugelegenen Seite der Insel besetzt. Die Krumirs gaben Feuer auf die französischen Trup⸗ pen, wurden aber durch die französische Artillerie bald vertrie⸗ ben. — Nach einer Meldung aus Oran ist eine von dem Stamme der Ouled⸗Sidi⸗Scheiks versuchte Bewegung gegen 8 yville durch die getroffenen Vorsichtsmaßregeln vereitelt worden.
Eine Depesche des Generals Logerot aus Kef, von heute Morgen, meldet, daß der Gouverneur von Kef diesen Platz gestern im letzten Augenblick, als von den fran⸗ zösischen Truppen bereits alle Vorbereitungen zu einem Angriff etroffen waren, übergeben hat. General Logerot beab⸗ ichtigt morgen nach dem Thale des Medjerda abzu⸗ marschiren und ein Besatzungscorps in Kef zurück⸗ ulassen. Die in Kef vorgefundenen Geschütze der Tunesen waren geladen, aber nicht abgefeuert gewesen. — Die telegraphische Verbindung zwischen Tunis und Algerien ist wiederhergestellt, und man befürchtet nicht mehr, daß die öffentliche Ordnung in Tunis gestört werden werde. — Das Fort Tabarka ist zerstört und unbewohnbar. Der die französische Truppenabtheilung auf Tabarka komman⸗ dirende Oberst hat mit 1500 Mann die Ruinen besetzt und wird die Position gegen jeden Angriff befestigen. Das ge⸗ sammte Besatzungscorps ist ohne Kampf ausgeschifft worden; die Araber wurden durch die französische Artillerie von dem Landungsplatze ferngehalten. Das Ausschiffen von Lebens⸗ mitteln und Munition dauert noch fort.
Aus Tunis, vom 26. d., wird gemeldet, daß der Bey, durch den Gouverneur von Beja von dem Einrücken franzö⸗ sischer Truppen in das Gebiet von Tunis in Kenntniß ge⸗ etzt, dem französischen Generalkonsul Roustan eine neue PGrotestschrift habe zustellen lassen, in welcher er das Vor⸗ gehen Frankreichs als gegen das Völkerrecht verstoßend be⸗ zeichnet habe. Diese Protestschrift habe der auch den anderen europäischen Konsuln mitgetheilt unter veüfegnog
t
einer Note, in welcher er sich bereit erkläre, die Angelegen
Abfalle von Sartip und
der Entscheidung der Mächte zu unterbreiten und an den Edel⸗ muth und die ÜUnparteilichkeit der Großmächte appellire.
Griechenland. Athen, 27. April. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Komunduros ist heute früh hierher zurückgekehrt. — Nach hier vorliegenden Nachrichten aus Salonichi ist Derwisch Pascha in Prizrend eingerückt, nachdem er den Albanesen, welche die Engpässe besetzt hielten, eine Niederlage beigebracht hatte.
Türkei. Aus Paris, 27. April, meldet „W. T. B.“:
Eine Meldung der „Agence Havas“ aus Ragusa von heute be⸗
stätigt, daß Prizrend von türkischen Truppen besetzt wor⸗ den ist. Die Insurgenten lagern drei Stunden von Prizrend entfernt, sind gut bewaffnet, haben aber außer Brot keine Lebensmittel. Die bei Prizrend, Ipek und Giacova stehenden Truppen der albanesischen Liga sind gegen 20 000 Mann stark. Die Verbindung zwischen Skutari und Prizrend ist zerstört. Pristina ist von den Insurgenten besetzt. Der⸗ wisch Pascha ist mit 25 000 Mann in Fizorevich eingetroffen und marschirt nach Uskup, welcher Ort sich den türkischen Truppen ergeben hat. Die Führer der aufständischen Be⸗ wegung sind verhaftet und nach Konstantinopel geschickt worden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. April.
(W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger“ meldet, daß
in Folge der Erkrankung des General⸗Gouverneurs von Tur⸗
kestan, Generals von Kauffmann, der General⸗Lieutenant
Kolpakowsky mit der zeitweiligen Vertretung desselben be⸗ auftragt worden sei.
Dänemark. Kopenhagen, 25. April. (Hamb. Corr.)
Die „Berl. Tid.“ schreibt: „In letzterer Zeit haben
nordamerikanische und englische Blätter (auch die „Nat. Tid.“ 1 in Kopenhagen) wiederholt Mittheilungen gebracht, welchen zu⸗
folge zwischen der dänischen Regierung und dem Kabinet in
Washington Verhandlungen, betreffend den Verkauf der
dänisch⸗westindischen Inseln, gepflogen würden. Wie
aus der „St. Thomae Tid.“ vom 26. März hervorgeht, haben diese Berichte auf den Inseln ein sehr erklärliches Aufsehen
erregt und ist die Angelegenheit in mehreren Artikeln disku⸗ tirt worden, in denen hervorgehoben wird, daß die Stimmung der Bevölkerung gegen einen solchen Verkauf ist. Jenen Be⸗
richten gegenüber sind wir in der Lage, mitzutheilen, daß Verhandlungen der erwähnten Art zwischen Dänemark und
Nordamerika nicht stattgefunden haben.“
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. Berlin, Donnerstag, 28. April.
21 cm Granate auf S. M. S. „Mars“, wodurch die gestern telegraphisch gemeldeten beklagenswerthen Verluste an Menschenleben herbeigeführt wurden, sind heute Vormittag die ersten offiziellen schriftlichen Berichte eingegangen. Hergang ist danach folgender gewesen:
gegangen, um die instruktionsmäßige Schießübung zu begin⸗ nen. Bei dieser Uebung wird das Laden in seinen einzelnen
Theilen und das Abfeuern der Geschütze instruktionsmäßig 1 durchgenommen, jeder vorgeschriebene Griff wird in seiner Ausführung auf Richtigkeit genau kontrollirt, die Behand:
lung des Geschützes und der Munition unterliegt beson⸗ derer Ueberwachung; dadurch treten auch
Uebereilung bei der Bedienung ist also ausgeschlossen. Im Laufe der Uebung krepirte am 26. Nachmittags in einem
21 cm Kanonenrohr der Backbordbatterie eine Langgranate,
nachdem dieselbe vorschriftsmäßig untersucht und gut angesetzt war, in dem Moment, als die Kartusche in das Rohr eingesetzt wedren sollte, so daß auch diese entzündet wurde und explodirte.
Das Zusammenwirken der nach hinten herausgeschleuderten Sprengstücke der Granate mit der Pulverflamme der Kar⸗
der Geschütz⸗
tüsche hat die schweren bedienungsmannschaft und den Umstehenden herbeigeführt. Auf der entgegengesetzten Seite der Batterie wurden die Kadetten i nstruirt, wodurch sich der Tod der beiden Kadetten Mappes und Czech erklärt. Unter den als todt Gemeldeten sind die Matrosen Kellner und Dirksen aufgeführt, dies ist heute dahin zu berichtigen, daß der Kellner Dirksen, welcher gerade die Batterie passirte,
Verluste unter
um an Deck zu gehen, getödtet worden ist, und reduzirt sich damit die Zahl der Getödteten auf 7, während 5 schwer und S Ersteren handelt es sich hauptsächlich um Zerschmetterung der Hände und um Brandwunden, während die leichten Verwundungen ausschließlich durch Verbrennungen des Gesichts und der Hände sowie einzelner anderer Körpertheile, jedoch leichteren
12 leicht verwundet gemeldet werden; bei den
Grades, herbeigeführt sind. Die gerichtliche Untersuchung ist sofort angeordnet. Es läßt sich aber schon jetzt durch die
sofort nach der Katastrophe zu Protokoll gebrachten Aussagen
der Augenzeugen, mit Bestimmtheit behaupten, daß das Un⸗ gluͤck nicht auf ein Versehen bei der Bedienung des Geschützes zurückzuführen ist. Möglichenfalls ist dasselbe in einer man⸗
hel sten Konstruktion dieser einzelnen Granate zu suchen. An u
sicht hat es nicht gefehlt; außer dem verwundeten 1. Offizier des Schiffes, C. C. Grafen von Ranzow, waren der das Geschütz
kommandirende und ebenfalls verwundete Lt. z. S. Reincke zugegen.
sowie der Artillerie⸗Instructeur, K.⸗Lt. Valette, Bei der Vernehmung hat Lt. z. S. Reincke zu Protokoll gegeben, daß das Geschütz vorschriftsmäßig bedient wor⸗ den sei, daß der Vorstecker richtig eingesetzt und bis zum richtigen Merk eingeschoben wurde, ebenso auch, daß die Zündschraube weit genug eingeschraubt war. Von allen diesen Sachen habe er sich mit eigenen Augen überzeugt. Das ( die Kartusche eingesetzt werden; sie war schon im Ladeloch, als die Explosion erfolgte und zwar vielleicht 10 Sekunden nachdem das Geschoß schon ins Rohr eingesetzt war. Nach Erxplosion des Geschosses erfolgte erst die der Kartusche. Außerdem haben 8 6 Zeugen ausgesagt, daß die Be⸗ e des Geschosses und das Laden instruktionsmäßig erfolgt ist.
n Folge der Katastrophe sind todt: Kadett Czech⸗Natibor, Kadett Mappes⸗Oels, Obermatrose Frenz⸗Berlin, Matrose Ke⸗ senberg⸗Wilhelmsburg, Obermatrose Obermatrose Deskowski⸗Schoönau, Kellner Dirksen⸗Dornum Schwerverwundet: Obermatrose Schulz⸗Goldberg, Obermatrose Meyer⸗Neuferen, Obermatrose Bahlow⸗Jocksdorf, Obermatrose
Dede⸗Bützfleeth, Obermatrose Wendbusch⸗Rastenburg. Leichtver⸗
wundet: Korvetten⸗Kapitan Graf von Ranzow⸗Berlin, Lieutenant
Ueber das Krepiren der
Der
S. M. S. „Mars“ war am 25. von Wilhelmshaves nach der Rhede von Schillig (Ausmündung des Jadebusenn)
- a 1 ʒh n a zwischen den einzelnen Handtirungen größere Zeitpausen ein, jede
gestern
Das Geschoß war angesetzt, und sollte eben 8
Bugheister⸗Bockenen,
“
zur See Reincke⸗Altona, Feuerwerker Gajewski⸗Marienburg, Ober⸗ bootsmannsmaat Lange⸗Oldenburg, Bootsmannsmaat Waag⸗ Colmar, Bootsmannsmaat Wietzke⸗Cöslin, Ober⸗Matrose Blachewitz⸗Graudenz, Ober⸗Matrose Kilwinsky⸗Warschau, Ober⸗ Matrose Riedel⸗Stralsund, Ober⸗Matrose Maul⸗Gernsheim, Ober⸗Matrose Schulze⸗Neustadt a. W., Einjährig⸗Freiwilliger⸗ Matrose Kramer⸗Papenburg.
Settatistische Nachrichten. 8
Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗ Aktien⸗Gesellschaft — Abtheilung für Unfallversicherung — kamen im Monat März 1881 zur Anzeige: 13 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 7 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, 44 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 664 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Im Ganzen
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Die Hohenzollern und das Deutsche Vaterland“,
von Dr. R. Graf Stillfried⸗Alcäntara und Professor Dr. Bernhard
Kugler. Mit etwa 350 Illustrationen, darunter gegen 60 Vollbilder von Camphausen, Menzel, Thumann, A. von Werner und vielen Anderen. Vollständig in 25 Lieferungen Folioformat zu je 2 ℳ Friedr. Bruckmanns Verlag in München. — Die Bruckmannsche Verlagshandlung versendet soeben die dritte Lieferung des oben genannten Prachtwerkes, welche das Kurfürstenthum Brandenburg im Zeitalter der Reformation“ schildert. In kurzen kräftigen Zügen geben die Verfasser ein charakteristisches Bild jener für die spätere Entwicklung es Kurfürstenthums so überaus wichtigen Epoche, und eine sorgfältig vorbereitete, historisch treue Illustration begleitet den Texrt. Von besonderem Reiz sind die diese Lieferung schmückenden Vollbilder: „Kurfürst Johann Georg im Labo⸗ ratorium seines Alchymisten Thurneyßer“ und die Vermählung des Großen Kurfürsten mit Louise Henriette von Oranien im Haag. — Das Papier und die typographische Ausstattung dürften auch den verwöhntesten Geschmack befriedigen. Die bis jetzt erschienenen drei Lieferungen geben die sichere Gewähr, daß das Werk in seiner Voll⸗ endung eine der vornehmsten Zierden in dem künstlerischen Besitz⸗ stande des deutschen Hauses bilden wird.
— Geschichte Frankreichs von der Louis Philipps bis zum Falle Napol theilung: Geschichte des Julikönigthums (1830 — 1848 ter Theil: T Sturm⸗ und Drangperiode des Julikönigthums (1830 — 1837). Zweite Auflage. Gotha, 1881. Friedrich Andreas Perthes. 1. Lieferung. — Das vorstehend genannte Werk hatte sich in der ersten Auflage einer außerordentlich beifälligen Beurtheilung sowohl von der wissenschaft⸗ lichen Kritik wie von Seiten der Presse zu erfreuen. Der Verfasser verbindet die Art des Historikers aufs Bestechendste mit der fesseln⸗ den Darstellung des Feuilletonisten. Eine langjährige persönliche Vertrautheit mit dem Geiste und den Charaktereigenthümlichkeiten des französischen Volkes und eine nicht minder große Belesenheit in dessen Geschichte eigneten ihn zum Schilderer der jüngsten Vergangen⸗ heit desselben ganz besonders. Die vorliegende 1. Lieferung enthält die Einleitung, welche einen Abriß der Julirevolution und ihrer Vorgeschichte giebt (Die Herrscherfamilie, Die Lage vor und nach den hundert Tagen, Ludwig XVIII. und die Politik der Versöbnung, Karl X. und Villsle, Karl X. und Martignac, Das Kabinet Polignac und die Parteien, Der Sturz Karls X., Der Wechsel der Dynastie, Schlußbetrachtung). In dem Werk selbst werden, dem ½ rospekt zufolge, „alle bedeutenden Vorgänge und Faktoren des öffentlichen Lebens, Krieg, auswärtige Politik, innere Verwaltung und Gesetz⸗ gebung, parlamentarische Kämpfe und geheime Parteiumtriebe, poli⸗ tische Prozesse und Attentate auf den König zur Darstellung und Würdigung kommen; ebenso die geistigen Zustände der Nation in Religion, Wissenschaft, Gesellschaft, in der Kunst und im wirthschaftlichen Leben unter Louis Philipp eine ein⸗ gehende Schilderung finden. Auf die Forschung und Kritik ist ein vieljähriges Studium verwandt worden. Zu dem massenhaften Material, das bereits gedruckt vorlag, trat neues urkundliches aus den Archiven zu Berlin und Turin.“ „Eine Hauptquelle für das Werk war aber der vieljährige Aufenthalt des Historikers selbst unter dem Volke, dessen Geschicke in einer besonders wichtigen Epoche er dar⸗ stellt. Mit Sprache, Literatur, den Sitten und den handelnden Per⸗ sonen bekannt, wie es nur irgend ein Nichtfranzose werden kann, hat
die großen Krisen Frankreichs seit 1849 aus nächster Nähe selbst er die großen Krisen Frankreichs f er sell angeschaut und angeschaut mit angeborenem politischen Blick, wie er sich aus den Gährungen der Jugend immer klarer herausgebildet hat, mit gesundem Zeitverständniß. Alle diese Vortheile sind zu Vorzügen für sein Werk geworden“. Als besonders lebensvolle Partie des Werkes wird die eindringende und feine Charakteristik der leitenden Persönlichkeiten, wie König Louis Philippe selbst, Thiers, Lafitte, Casimir Périer. Guizot, die Herzogin von Berry, Broglie, Molé u. A. gerühmt. Das Werk soll in 10 Lieferungen (1. Lieferung 2 ℳ 40 ₰, 2. bis 10. Lieferung je
85
3 ℳ) im Laufe dieses Jahres in den Händen der Abonnenten sein.
Gewerbe und Handel.
Dem Jahresbericht der Direktion der Berlin⸗Anhaltischen Eisenbahngesellschaft, welche zugleich den Betrieb der Ober⸗ lausitzer Eisenbahn leitet, über den Geschäftsbetrieb des Jahres 1880 entnehmen wir folgende Mittheilungen: Was das Anlagekapital anbetrifft, so ist von den alten Anleihen nach dem Beschluß der Ge⸗ neralversammlung vom 29. April 1880 die Prioritäts⸗Anleihe von 1842 auf den 1. September 1880 gekündigt und der Rest derselben zurückgezahlt worden. Eingeleitet und zur Beschlußnahme einer auf den 19. Mai d. J. berufenen außerordentlichen Generalversamm⸗ lung unterbreitet ist die Umwandlung sämmtlicher übri⸗ en rioritäts⸗Anleiben der Gesellschaft aus 4 ½ % igen n 4 % ige. — An Betriebsmittel waren Ende 1880 vorhanden bei Ber⸗ lin⸗Anhalt: 143 Lokomotiven (1879 143), 345 Personenwagen (1879 344), 3197 Güterwagen (1879 3137); bei der Oberlausitzer Bahn: 18 Lokomotiven, 42 Personenwagen, 390 Güterwagen (gegen 1879 unverändert). In 1880 neubeschafft wurden bei Berlin⸗Anhalt 1 Restaurationswagen (20 765 ℳ), 30 offene Güterwagen (79 593 ℳ), 30 bedeckte Güterwagen (96 148 ℳ); bei Oberlausitz 15 offene Gü⸗ terwagen (37 253 ℳ) und 15 bedeckte (44 828 ℳ). — Bei der An⸗ halter Bahn beliefen sich die Betriebseinnahmen aus dem Personen⸗ und Gepäckverkehr auf 5 239 864 ℳ, aus dem Güterverkehr auf 8 816 231 ℳ, an Vergütung für Ueberlassung von Bahn⸗ anlagen 223 419 ℳ, für Ueberlassung von Betriebs⸗ mitteln 454 710 ℳ, an Erträgen durch Veräußerungen 493 711 ℳ, aus Verschiedenem 460 022 ℳ, in Summa inkl. 18 467 ℳ Vortrag aus dem Vorjahre 15 706 429 ℳ Die Betriebsausgaben nahmen in Anspruch für Besoldungen 2 305 471 ℳ, für andere per⸗ sönliche Ausgaben 2 052 555 ℳ; ferner für sachliche Ausgaben: All⸗ gemeine Kosten 627 670 ℳ, Unterhaltung und Erneuerung der Bahn⸗ anlagen 576 632 ℳ, Bahntransport 1 748 676 ℳ, Erneuerung be⸗ stimmter Gegenstände 1 480 992 ℳ, Ergänzungen, Erweiterungen und Verbesserungen 693 ℳ, Benutzung fremder Bahnanlagen 112 661 ℳ, Benutzung fremder Betriebsmittel 451 091 ℳ, im Ganzen 9 356 445 ℳ Demnach ergiebt sich ein Ueberschuß von 6349984 ℳ, der folgende Verwendung findet: Zur Verzinsung der Prioritäts⸗ anleihen 965 688 ℳ, zur Tilgung der 4 ½ % Prioritätsobligationen 1., II. Em. und Litt. B. 105 000 ℳ, zur Zahlung der Zinsen von den Neubaufonds für überwiesene fertige Bauanlagen 1 022 481 ℳ, zur Tilgung der 4½ % Obligationen Litt. C. 150 000 ℳ, zur Deckung des Betriebsausfalles der Oberlausitzer Eisenbahn 102 384 ℳ,
Thronbesteigung eons III. Erste Ab⸗ r2 v-⸗ 85 31. GII 848). Erster Theil: Die
zu Reserven von Zahlungen pro 1880, welche noch nicht regulirt sind, 140 000 ℳ, zur Dotation an den Unfallfonds 50 000 ℳ, zur Eisenbahnsteuer 161 718 ℳ, zur Zahlung der Dividende an die Aktionäre 3 105 000 ℳ, Vortrag auf 1881 17 369 ℳ. — Bei der Oberlausitzer Bahn beliefen sich die Einnahmen aus dem Personen⸗ und Gepäckverkehr auf 241 376 ℳ, aus dem Güterverkehr auf 533 300 ℳ und im Ganzen auf 858 550 ℳ Die Betriebsausgaben nahmen in Anspruch 865 081 ℳ, so daß sich ein Ueberschuß der Ausgaben ergiebt von 6531 ℳ; hier⸗ von trägt der Erneuerungsfonds 5178 ℳ, dagegen sind dem Reserve⸗
sind erforderlich 63 709 ℳ, zur Tilgung derselben 9000 ℳ, zur Ab⸗ gabe an die Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft 20 000 ℳ, so daß der von Berlin⸗Anhalt zu leistende Zuschuß insgesammt beträgt 102 384 ℳ — bahn und ältere Zweigbahnen inkl. Betriebsmaterial 51 000 000 ℳ, Neubauten (bisherige Ausgaben nach Abzug der Einnahmen 52 445 699 ℳ, Bestände 509 315 ℳ, Lombardbestände 8 000 000 ℳ, Debitoren nach Abzug der Creditoren 853 274 ℳ, Bestand des Er⸗ neuerungsfonds der Berlin⸗Anhaltischen Bahn 1 376 954 ℳ, Bestand des Reservefonds von Berlin⸗Anhalt 150 000 ℳ, Bestand des Er⸗ neuerungsfonds der Oberlausitzer Eisenbahn 248 723 ℳ, Bestand der Pensionskasse der Oberlausitzer Bahn 124 507 ℳ, Bestand der Krankenkasse der Oberlausitzer Bahn 35 175 ℳ, baarer Kassenbestand ult. Dezember 1880 597 946 ℳ Passiven beziffert sich das Aktienkapital auf 4 ½ % Prioritätsobligationen auf 47 723 700 ℳ, unabgehobene Zinsen und Dividenden 1 151 057 ℳ, Erneuerungsfonds von Berlin⸗ Anhalt 2 660 930 ℳ, Reservefonds von Berlin⸗Anhalt 150 000 ℳ,
zeigen folgende Ziffern: Es wurden gefahren bei Berlin⸗Anhalt 2 947 036 Nutzkilometer der Lokomotiven, 27 446 448 Achskilometer der Personenwagen, 96 207 065 Achskilometer der Gepäck⸗ und Güterwagen, 3 162 821 Achskilometer der Oberlausitzer Bahn 377 215 Nutzkilometer der 2 254 069 Achskilometer der Personenwagen, 8 522 139 kilometer der Gepäck⸗ und Güterwagen, der Postwagen.
Befördert wurden bei
2
7 736 111 Personenkilometer (+ 698 812). Berlin⸗Anhalt 2 952 557 Personen (+ 322 352), bei 248 490 Personen (+◻ 15 891). 1 bei Berlin⸗Anhalt 172 043 837 Tonnenkilometer (+ 6 110 756), bei Oberlausitz 16 502 753 Tonnenkilometer (+ 298 796). wurden bei Berlin⸗Anhalt 2 256 945 t (+ 93 369), 198 336 t (+ 2699).
jahres als nach allen Richtungen erfreuliche. Finanziell schloß das Zahr mit einem Geschäftsgewinn von 281 755 . b Aktionäre eine Dividende von 127 ℳ pro Aktis fällt, während die mit Gewinnantheil Versicherten einen Jahresdividenden⸗Prozentsatz von 8 % der vom Versicherungsbeginn gezahlten Gesammtprämien nach dem System der steigenden Dividende erhalten. Zu Gunsten der mit Gewinnantheil Versicherten ist neben den zur direkten Ver theilung bestimmten Dividenden noch eine Gewinn⸗Prämienreserve von 60 240 ℳ zurückgestellt, die mit jedem Jahre vermehrt wird. In der Lebensversicherungsabtheilung gingen ein: 5039 Anträge über 15 970 655 ℳ Versicherungssumme und 1946 ℳ Rente, während 4045 Policen über 12 150 366 ℳ Versicherungssumme und 1946 ℳ. Rente ausgefertigt wurden. Der Versicherungsbestand hob sich um 1262 Policen über 5 715 033 ℳ, auf insgesammt 20 465 Policen über 57 502 839 ℳ Versicherungssumme. Den wesentlichsten Bei⸗ trag zu dem neuen Versicherungsgeschäfte Versicherungen mit Gewinnantheil, deren Zuwachs allein 1976 Policen über 7 095 163 ℳ betrug. Hierdurch stellte sich der Bestand dieser erst in den letzten Monaten des Jahres 1878 gebil⸗ deten Versicherungsabtheilung mit Gewinnantheil ult. 1880 schon auf 3530 Policen über 13 258 187 ℳ Versicherungssumme. Die Zinsen⸗ einnahme betrug 334 762 ℳ, die Baar⸗Prämieneinnahme der Lebens⸗ versicherungsabtheilung stieg um 208 813 ℳ auf 1 901 242 ℳ, die rechnungsgemäße Prämienreserve hob sich um 884 722 ℳ (482⁄5 % der Baarprämie, abzüglich der 6 876 172 ℳ, die Kapital⸗, Gewinn⸗ und Gewinn⸗Prämienreserve vermehrte sich um 51 587 ℳ auf 595 240 ℳ, während die Gesammt⸗ reserven des Geschäftes ult. 1880 den Bestand von 7 557 995 ℳ er⸗ reichten. Die Sterblichkeit brachte einen Gewinn von 95 223 ℳ, um welchen Betrag sie geringer als die rechnungsgemäß zu erwartende war. — Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 15. d. M. datirten Wochenbericht über die allgemeine Geschäfts⸗ lage folgendermaßen: Das Resultat des Außenhandels unseres Platzes im März c. ist insofern befriedigend zu nennen, als der Waaren⸗Import um ca. 3 ½ Millionen schwächer, der Kontanten⸗ Import hingegen um ca. 6 ½ Millionen stärker war als im März v. J., und nicht minder günstig ist nach dieser Richtung das Resultat für das erste Quartal des laufenden Kalenderjahres, in welchem der Waaren⸗Import um ca. 17 ½ Millionen schwächer, der Kontanten⸗ Import um 10 Millionen stärker gewesen ist als in der Parallel⸗ Periode v. J. Der Produkten⸗Erport konnte wegen der an⸗ altenden Verkehrsstockung den Erwartungen nicht entsprechen, und ergiebt für Monat März eine Zunahme von nur ca. 2 ⅛½, für das erste Quartal im laufenden Kalenderjahr von nur circa 11 ½ Millionen gegen die Parallelperioden vorigen Jahres. — Einer normalen Entwickelung des Frühjahrsgeschäfts ist das Wetter auch in dieser Woche nicht günstig gewesen, und ganz abgesehen von den⸗ jenigen Zweigen, für welche die Saison bereits verloren gegeben ist, namentlich „Dry Goods“, zeigt sich überhaupt noch nicht die um diese Jahreszeit gewohnte Thätigkeit im Waarenhandel. Der Pro⸗ duktenerport, obwohl nicht unbedeutend, steht noch immer in argem Mißverhältniß zu den enormen Vorräthen im Innern, und erst wenn deren Transport nach den Verschiffungshäfen von allen Hindernissen befreit sein wird, ist auf ein Erlöschen der Spekulation zu rechnen, welche jede eintretende Frage mit einer Hausse beantwortet und dadurch die Ausführung fremder Kaufordres hinter⸗ treibt. In einzelnen Distrikten hat das ungünstige Wetter dem Wintergetreide geschadet, auch die Aussaat des Sommergetreides ver⸗ zögert, da aber ein größeres Areal als im vorigen Jahr unter Kultur genommen ist, dürfte die nächste Ernte kaum einen erheblichen Aus⸗ fall erleiden. In einigen Branchen des Waaren⸗ und Pro⸗ duktenmarktes hat sich wohl etwas mehr Leben eingestellt, im Allgemeinen läßt derselbe jedoch noch immer viel zu wünschen übrig. Der Erportbegehr für Getreide war kaum so animirt wie in der Vorwoche, und ist in Folge dessen die Zahl der Charters für volle Ladungen auf 6 Fahrzeuge zusammengeschmolzen. Baum⸗ wolle in disponibler Waare war fest und mäßig lebhaft; Termine konnten andererseits die höchsten Notirungen der Woche nicht behaupten. Am Markt für Rohzucker nahm das Ge⸗ schäft einen ruhigen Verlauf. Rio⸗Kaffees hatten verhältniß⸗ mäßig stillen Verkehr und west⸗ und ostindische Sorten fanden nur vorübergehend Beachtung. Sämmtliche Artikel, die unter die Be⸗ nennung „Provisionen“ gehören, bewegten sich bei lebhafter Spe⸗ kulation in steigender Tendenz. Raffinirtes Petroleum ist preis⸗ haltend, ruhig aber fest. Für Terpentinöl und Harz war der Markt flau und niedriger. Hopfen hatte stilles Geschäft und der Erxport⸗ begehr dafür hat momentan ganz aufgehört. Mit fremden Manu⸗ fakturwaaren blieb es still. Der Import fremder Web⸗ stoffe betrug für die heute beendete Woche 1 999 815 Doll. gegen 2 727 945 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. Nürnberg, 27. April. (Hopfenmarktbericht von Leopold eld, Hopfenkommissionsgeschäft). Die ruhige Tendenz des Marktes en an. Bei einem Gesammtumsatz von ca. 200 Ballen beliefen sich die Zufuhren seit Beginn dieser Woche auf nur ungefähr 100 Ballen. Gekauft werden nach wie vor hauptsächlich Mittelhopfen zum Preise
bis 110 ℳ und Prima⸗Qualitäten. Von beiden Sorten ist aber nicht
fonds zuzuwenden 8321 ℳ, zur Verzinsung der Prioritätsobligationen 1 April. geboten 2281 B., verkauft 1559 B.
Die Bilanz weist folgende Aktiva auf: Stamm⸗
Erneuerungsfonds der Oberlausitzer Bahn 354 603 ℳ, 6 % Divi⸗ wurden dende der Aktionäre 3 105 000 ℳ ꝛc. — Die Leistungen des Betriebes
“ 8 . zahlt. Postwagen; bei der Lokomotiven, 218 850 Achskilometer — Im Personenverkehr wurden geleistet bei Berlin⸗ Anhalt 129 515 760 Personenkilometer (+ 4 455 874), bei Oberlausitz sols, 24 168 ℳ, so daß ein Kassenbestand von 385 ℳ verblieb.
2 35 Oberlausitz Im Güterverkehr wurden geleistet
— Die Allgemeine Versicherungs⸗Aktiengesellschaft Victoria zu Berlin bezeichnet die Resultate des verflossenen Geschäfts⸗ Mommsen und Helmholtz, die vor Kurzem in dem Salon des Künstlervereins ausgestellt waren und bei dieser Gelegenheit aus⸗
b, so daß an die führlich besprochen wurden, haben jetzt in der Nationalgalerie,
lieferten die
Rückversicherungsprämie) auf
viel am Markte. Gelbliche Hopfen sind ganz vernachlässigt und ent⸗ behren fast jeder Frage. In 79er ist das Geschäft sehr still gewor⸗ den. Die Preise sind im Allgemeinen unverändert. Die Stimmung ist ruhig fest.
Frankfurt a. M., 27. April. (W. T. B.) Die Generalver⸗ sammlung der Deutschen Vereinsbank hat die Dividende auf 6 Proz. festgesetzt; auf neue Rechnung werden 32 655 ℳ vorgetragen.
Wien, 27. April. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Niordbahn beschloß die Auszahlung einer Superdividende von 100 Fl. beziehungsweise die Einlösung des Julicoupons mit 126 ¼ Fl.
Antwerpen, 27. April. (W. T. B.) Wollauktion. An⸗ Verkäufe unregelmäßig. London, 28. April. (W. T. B.) Die Bank von England hat den Diskont von 3 auf 2 ½ % herabgesetzt.
Berlin, 28. April 1881.
Der Berliner Krippenverein hielt gestern Abend im Saale Oranienburgerstr. 18 unter Vorsitz des Kaufmanns Spiel⸗ berg seine diesjährige Generalversammlung ab. Die humane Wirksam⸗ keit ist, wie der Jahresbericht konstatirt, im Jahre 1880 eine ununter⸗
brochen segensreiche gewesen. Se. Majestät der Kaiser haben dem Verein Korporationsrechte bewilligt; Unter den
51 750 000 ℳ, teresse zugewandt. Aufgenommen und verpflegt wurden in der Krippe
Ihre Majestät die Kaiserin sowie auch andere Mitglieder unseres Königlichen Hauses haben dem Verein ihr In⸗ im Jahre 1880 6366 Kinder gegen 3577 Kinder im Jahre 1879, also etwa 21 Kinder täglich, 305 Verpflegungs⸗ tage gerechnet; an Verpflegungsgeldern (je 20 ₰ pro Tag) 1248,40 ℳ gezahlt, so daß also nur für 124 Kinder die ganz unentgeltliche Mildthätigkeit des Vereins in Anspruch genommen worden ist. Die Zahl der Mitglieder hat sich im Jahre 1880 von 163 auf 240 vermehrt, 1280,50 ℳ wurden an Jahresbeiträgen ge⸗ Durch die veranstaltete Hauskollekte und durch Gaben einzel⸗ ner Wohlthäter sind 3552,74 ℳ eingegangen. Theatervorstellungen ergaben einen Ueberschuß von 1078,50 ℳ An Legaten flossen dem Verein 16 800 ℳ zu, so daß, andere kleine Einnahmen hinzu⸗ gerechnet eine Gesammteinnahme von 24 554 ℳ. sich ergeben hat. Die Ausgaben betrugen, einschließlich 16 825 ℳ für angekaufte Kon⸗ Das Vermögen des Vereins beläuft sich auf 19 785 ℳ Nach Festsetzung des Etats beschloß die Generalversammlung, eine zweite Krippe im Osten der Stadt zu errichten. Der Verein gewinnt durch diesen Be⸗
9267, bet schluß 62 weitere Mitglieder und 1064 ℳ, die von Bewohnern des “ en fah Ostens zum Zweck der Errichtung eines Säuglingsasyls gesammelt bei Oberlausitz
sind. Die Wahl des Vorstandes schloß die Generalversammlung.
Die von Ludwig Knaus gemalten Porträts der Professoren
in dem ersten Compartiment des unteren Geschosses, als Pendants an hervorragender Stelle und in vorzüglicher Beleuchtung ihren defi⸗ nitiven Platz erhalten.
Zu einer 12 tägigen Uebung bei der Garde⸗Feld⸗Artil⸗ lerie⸗Brigade sind 415 Mann des Beurlaubtenstandes ein und hier eingetroffen.
Vom 1. Mai d. J. ab bis ult. September d. J. kommen, wie in früheren Jahren, auf den Stationen der Anhaltischen Bahn, Berlin, Jüterbog, Wittenberg, Bitterfeld, Delitzsch, Coswig, Roßlau, Dessau und Zerbst, Retour⸗Billets mit 10 tägiger Gültigkeits⸗
dauer zu ermäßigten Preisen nach dem Harz zur Ausgabe. Die
Billets berechtigen zur Fahrt nach Thale oder Wernigerode, Blanken⸗ burg, Ballenstedt und Vienenburg. Die Rückreise kann beliebig von einer dieser Stationen aus angetreten werden.
Der Albertverein zu Dresden, welcher aus eigener Kraft in den schönen Bauten seines Carolahausses eine mustergültige Heilanstalt sowie eine treffliche Lehrstätte für Krankenpflegerinnen geschaffen hat, bedarf, am Ende seiner Hülfsmittel stehend, zur in⸗ ieren Einrichtung dieser Anstalt sowie zu ihrer Inbetriebstellung noch ansehnlicher Kapitalien und hat zu deren Gewinnung eine Kunst⸗ lotterie ins Leben gerufen, welche nicht blos um des guten Zweckes willen, sondern wegen der werthvollen Gewinne der Theilnahme sicher sein dürfte. Die Gewinne bestehen durchgehends aus bedeutenden Gemälden, Skulpturen ꝛc. Auswahl und Ankauf erfolgen durch eine aus den hervorragendsten Künstlern bestehende Kommission. Die besten deutschen Künstler haben der Lotterie ihre Unterstützung zugesagt, und die besten Werke ihrer Hand werden die Ausstellung schmücken, welche wohl im Juli die zur Verloosung angekauften Gewinne umfassen wird. Unter den großen Künstlernamen fehlt auch der Hans Markarts nicht. Er hat in wohlwollendster Weise sich
bereit erklärt, dem Albertverein eines seiner Gemälde, mit denen er
gegenwärtig beschäftigt ist, zu überlassen. Es wird den ersten Gewinn bilden. Der Name dieses sehr großen Gemäldes ist esub rosa“ und stellt den Kampf lieblicher Frauengestalten um eine Rose dar.
In Fortsetzung der besonderen öffentlichen musikalischen Festlich⸗ keiten, welche jetzt zu Ehren des seit Sonnabend der vergangenen Woche hier in Berlin weilenden Dr. Franz Liszt veranstaltet worden gab Hr. Dr. Hans von Bülow gestern Abend ein Konzert im
Saale der Singakademie. Auf dem Programme standen ausschließ⸗ lich Original⸗Kompositionen Franz Liszts, und zwar 15 einzeln Piecen, in 7 Abtheilungen gruppirt. Es gelangten zum Vortrage: die — Schumann gewidmete große Sonate, ferner 4 Piecen aus den „Années de P'élérinage“ (Suisse), dann die Legende „Saint Frangois de Paule marchaut sur les flots“. Es folgten darauf 4 Etüden, von welchen „Gnomenreigen“ auf Verlangen bereitwilligst wiederholt wurde. Zum Schlusse spielte der Konzertgeber noch die 2. Ballade, Polo⸗ naise E-dur, Mazurka, Valse-Impromptu und Scherzo und Marsch D-moll. Hr. Dr. H. von Bülow, bei seinem Eintritt in den Konzertsaal mit lebhaftem Applause empfangen, entzückte durch sein in jeglicher Beziehung vollendetes Spiel das vollzählig erschienene Publikum. Volle zwei Stunden währte der Vortrag, und von Piece zu Piece steigerte sich der Beifall und fesselte die Zuhörer mit dem lebhaftesten Interesse bis zum Schlusse. Der Abend erhielt eine besondere Weihe durch die persönliche Anwesenheit des Komponisten. Der Schluß des Konzerts gestaltete sich für diesen und den Konzertgeber zu einer Ovation. Beide folgten dem unaufhörlichen Hervorruf des Publikums, und im Angesicht desselben umarmte Liszt von Bülow, dankerfüllt für die meisterhafte Vorführung seiner Werke. Von Königlichen Hofe waren anwesend die Kronprinzlichen Herrschaften sowie die Frau Prinzessin Friedrich Carl und die Frau Erbgroß⸗ herzogin von Oldenburg. 8
Die diesjährige Berliner Rennsaison nimmt morgen (Freitag) ihren Anfang. Der vor wenigen Wochen unter dem Vorsitz des Frhrn. J. von Landsberg begründete „Verein für Hinderniß⸗ Rennen“ cröffnet den Reigen mit einem Meeting auf der Rennbahn zu Hoppegarten. Trotz des kurzen Bestehens des Vereins ist es demselben schon gelungen, für die von ihm proponirten Konkurrenzen eine sehr rege Theilnahme hervorzurufen. Die Eröffnungs⸗Steeple⸗ Chase um den Preis von 1000 ℳ, ein Herrenreiten für vierfährige und ältere Pferde aller Länder auf 3500 m Distanz haben, 18 Pferde angenommen. In dem Hürdenrennen, einem Herrenreiten um den Preis von 1500 ℳ auf 2000 m über 5 Hürden, sind 14 Pferde genannt. Das Verkaufs⸗Hürdenrennen um den 8 von 1000 ℳ auf eine Distanz von 1800 m über 4 Hürden (Jockeyrennen) haben bis jetzt 6 Pferde angenommen, jedoch sind noch Nachnennungen zu⸗
lässig. In dem Handicap⸗Steeplechase, einem Herrenreiten um den
Preis von 1500 ℳ auf die Distanz von 4500 m endlich sind 7 Pferd det 8