Kö
Staats⸗Ministerium.
Der Archivar Dr. phil. Ludwig Keller in Münster
ist zum Staatsarchivar daselbst ernannt,
der Archiv⸗Sekretär Dr. phil. Bernhard Endrulat in Düsseldorf zum Archivar ernannt und zugleich mit der kom⸗ missarischen Verwaltung des Reichs⸗Kammergerichts⸗Archivs in Wetzlar beauftragt,
der Archiv⸗Sekretär Dr. phil. Friedrich Philippi von Marburg an das Staatsarchiv in Münster versetzt, und
der Archiv⸗Assistent Dr. phil. Georg Irmer aus Düssel⸗ dorf als Archiv⸗Sekretär bei dem Staatsarchive in Marburg angestellt worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der bisherige Privatdozent Dr. Friedrich Leo in Bonn ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität in Kiel ernannt worden.
Der praktische Arzt Dr. med. Settegast zu Bergen ist zum Kreis⸗Physikus des Kreises Rügen ernannt worden.
Die Wahl des Gymnasiallehrers Schumacher zu amm zum Oberlehrer an der höheren Bürgerschule zu itten, und
die der ordentlichen Lehrer an der in eine Realschule I. Ordnung umgewandelten höheren Bürgerschule zu Witten, Dr. Matthes und Dr. Nicolai, zu Oberlehrern ist be⸗ stätigt worden.
Der erste Seminarlehrer Freundgen zu Xanten ist an das Seminar in Odenkirchen und der ordentliche Seminar⸗ lehrer Hemmersbach zu Odenkirchen unter Beförderung 8 “ Seminarlehrer an das Seminar in Xanten versetzt.
„Der ordentliche Seminarlehrer Gattermann zu De⸗ litzsch ist an das Schullehrer⸗Seminar in Halberstadt und der Hülfslehrer Schöppa zu Eisleben unter Beförderung zum ordentlichen Lehrer an das Schullehrer⸗Seminar in Delitzsch versetzt. Der Lehrer Richter an der Lutherschule in Eis⸗ leben ist bei dem Schullehrer⸗Seminar daselbst als Hülfs⸗ lehrer angestellt. .
Der ordentliche Lehrer Debus am Schullehrer⸗Seminar zu Ottweiler ist zum 1. Lehrer befördert und der Hülfslehrer Becker aus Neuwied unter Beförderung zum ordentlichen Lehrer an das genannte Seminar versetzt.
Felix Mendelssohn⸗Bartholdy⸗Staats⸗Stipendien für Musiker.
Am 1. Oktober cr. kommen 2 Stipendien der Felix Mendelssohn⸗Bartholdyschen Stiftung für befähigte und streb⸗ same Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 ℳ Das eine ist für Komponisten, das andere für aus⸗ übende Tonkünstler bestimmt. Die Verleihung erfolgt an Schüler der in Deutschland vom Staat subventionirten musikalischen Ausbildungsinstitute, ohne Unter⸗ schied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Nationalität. 4
Bewerbungsfähig ist nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr Studien an einem der genannten Institute gemacht hat. Ausnahmsweise können preußische Staats⸗ angehörige, ohne daß sie diese Bedingungen ekfüllen, ein Stipendium empfangen, wenn das Kuratorium für die Ver⸗ waltung der Stipendien auf Grund eigener Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für qualifizirt erachtet.
Die Stipendien werden zur Fortbildung auf einem der betreffenden, vom Staate subventionirten Institute ertheilt, das Kuratorium ist aber berechtigt, hervorragend begabten Be⸗ werbern nach Vollendung ihrer Studien auf dem Institute ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen, durch Besuch auswärtiger Institute ꝛc.) zu verleihen.
„Sämmtliche Bewerbungen nebst den Nachweisen über die Erfüllung der oben gedachten Bedingungen und einem kurzen, selbstgeschriebenen Lebenslauf, in welchem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind nebst einer Beschei⸗ nigung der Reife zur Konkurrenz durch den bisherigen Lehrer oder dem Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Feßhrer bis zum 1. Juli cr. an das unterzeichnete Kuratorium — Berlin W., Wilhelmstraße Nr. 70 a. — einzureichen.
Den Bewerbungen um das Stipendium für Komponisten find eigene Komposikionen nach freier Wahl, unter eidesstatt⸗ licher Versicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihülfe aus⸗
geführt worden ist, beizufügen.
Die Verleihung des Stipendiums für ausübende Ton⸗ künstler erfolgt auf Grund einer am 30. September cr. in Berlin durch das Kuratorium abzuhaltenden Prüfung.
Berlin, den 1. April 1881. 8 Das Kuratorium für die Verwaltung der Feli
Mendelssohn⸗Bartholdy⸗Stipendien
Ministerium des Innern.
Dem Landrath Grafen Constantin zu Stolberg⸗ Wernigerode ist das Landrathsamt im Kreise Bunzlau übertragen worden. “
Dem Kreisgerichts⸗Direktor z. D. Müller aus Schubin
Justiz⸗Ministerium.
ist die nachgesuchte Entlassung mit Pension ertheilt.
ü’ sind: der Amtsgerichts⸗Rath Reichert in Barten⸗ stein als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht daselbst und der Amtsrichter Krapp in Ortelsburg an das Amtsgericht in Allenstein.
Dem Amtsrichter Rother in Gleiwitz ist behufs Ueber⸗ tritts zur allgemeinen Staatsverwaltung die nachgesuchte Dienstentlassung ertheilt.
Der Amtsrichter Wagenknecht zu Treuenbriezen ist — Notar im Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung eines Wohnsitzes in Jüterbog, ernannt worden.
In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justis⸗ ath Loewy bei dem Landgericht I. in Berlin und der Rechtsanwalt Wilhelm Landwehr bei dem Land⸗ gericht in Cöln.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der bis⸗ rige Amtsgerichts⸗Rath Zen pytzri aus Spremberg und der erichtsassessor Dr. Moll bei dem Landgericht I. in Berlin,
der Gerichtsassessor Friedlaender bei dem Kammergericht, der Gerichtsassessor Schröer bei dem Amtsgericht in Ober⸗ usen, der sanwalt Dr. Lewinski aus Oppeln bei dem
Dem Rechtsanwalt und Notar, Justiz⸗Rath Wagner in
ist die nachgesuchte Entlassung als Notar eilt. „Der Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Schmid, der Ober⸗Landes⸗ gerichts⸗Raͤth Friemel in Breslau, der Amtsgerichts⸗Rath von Schirnding in Ratibor, der Amtsgerichts⸗Rath Schlich⸗ ting in Stettin, der Amtsgerichts⸗Rath Vogt in Rheinbach, der Amtsgerichts⸗Raͤth Heine in Hildesheim, der Amts⸗ richter Specht in Ostrowo und der Rechtsanwalt und Notar Justiz⸗Rath Dieterich in Demmin sind gestorben.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von §. 11 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ok⸗ tober 1878 die Druckschrift:
„Das rothe Gespenst und die Cäsaren.“ Ein Zeit⸗ gedicht. Dem tapferen Freiheitskämpfer Johann Philipp Becker in Genf gewidmet von A. Otto Walster. Selbst⸗
verlag des Verfassers. Druck von Wilh. Brummer in Dresden
verboten. Dresden, den 28. April 1881. Königlich sächsische Kreishauptmannschaft. von Einsiedel.
„Bei der am 8. d. Mts. stattgefundenen Ziehung der pro 1881/82 einzulösenden Partial⸗Obligationen des vormals Landgräflich Hessischen, durch Vermittelung des Bankhauses A. Reinach in rankfurt a. M. negociirten 5 % igen Staatsanlehens von 150 000 Fl. — vom 1. August 1859 — sind durch das Loos zur ö ng am 1. August 1881 folgende Nummern bestimmt worden: Nr. 28 36 39 61 64 70 72 96 98 118 137 138 154 158 162 und 164, 16 St. à 500 Fl. oder 857,14 ℳ = 13 714,24 ℳ Nr. 210 216 270 und 296 je A. B. C. D. E., 20 St. à 100 Fl. oder 171,43 ℳ = 3428,60 ℳ Zusammen 36 St. im Werthe von 17 142,84 ℳ Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be⸗ merken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Rückzahlungstermine stattfindet, bei dem genannten Bankhause, bei jeder Königlichen Regierungs⸗ und Be⸗ zirks⸗Hauptkasse, der Königlichen Staatsschulden⸗ Tilgungskasse in Berlin, der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. und der Königlichen Steuerkasse in Hom⸗ burg v. d. Höhe gegen Rückgabe der Obligationen nebst den dazu ehörigen Zinsscheinen Reihe III. Nr. 7 und 8 und Zinsscheinanwei⸗ G erheben können. Der Werthbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugeben⸗ den Zinsscheine wird an dem zurückzuzahlenden Kapitale gekürzt. Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorbezeichneten Bankhause noch bei Königlicher Regierungs⸗Hauptkasse hier, der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. oder der König⸗ lichen Steuerkasse in Homburg, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zins⸗ scheinen und Zinsscheinanweisungen 14 Tage vor dem Verfalltermine bei letzter Kasse einzureichen, von welcher dieselben vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind. G 3 Rückständig sind noch aus der Verloosung: auf 1. August 1879: Nr. 88 214a. 214e. 269b. und 291b., auf 1. August 1880: Nr. 123 205a. 205d. 206a. 206c. 2094d. 240 b. 242d. 245e. und 279c. Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. Wiesbaden, den 21. April 1881. Der Regierungs⸗Präsident: von Wurmb. 8
—
Personalveränderungen.
“ Königlich preußische Armee. .“
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 23. April. Prinz von Croy, Major und etatsmäßiger Stabsoffizier vom Hus. Regt. Nr. 14, in gleicher Eigenschaft zum Regt. der Gardes du Corps versetzt. Krell, Major, aggreg. dem Hus. Regt. Nr. 14, als etatsmäß. Stabsoffizier in dieses Regt. einrangirt. Mersmann II., Sec. Lt. von der 1. Ing. Insp., in das Inf. Regt. Nr. 67 versetzt. L
Aiichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. April. Se. Majestät der Kaiser und König machten, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Wiesbaden, gestern nach dem Diner eine Ausfahrt. Heute Abend wird Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden in Wiesbaden erwartet.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag gegen 12 Uhr mittels Extrazuges in Karlsruhe ein, wurde I. Bahnhofe von den Mitgliedern der Großherzoglichen Familie begrüßt und reiste nach kurzem Aufenthalte nach Baden⸗Baden weiter, wo Nachmittags 1 ¼ Uhr die Ankunft erfolgte. Ihre Majestät hat daselbst im Meßmerschen Hause Wohnung genommen.
— Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften besuchten gestern Abend die italienische Vorstellung im Friedrich⸗Wilhelm⸗ städtischen Theater. Heute Vormittag wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz den Besichtigungen der Bataillone des 2. Garde⸗ Regiments 5 F. und des Kaiser Alexander⸗Garde⸗Grenadier⸗ Regiments Nr. 1 auf dem Tempelhofer Felde bei. 8
—
— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 12. April d. J. beschlossen, daß die obersten Landes⸗Finanz⸗ behörden ermächtigt werden, die Vorsteher der für die Schluß⸗ abfertigung von Waaren der Tarifnummer 2c. 1, 2 und 3 und 22a. und b. u anderen als den höchsten Sätzen der betreffenden Tarifpositionen zuständigen Zollstellen bezw. die denselben vorgesetzten Hauptämter oder Direktivbehörden d. befugt zu erklären, in den Fällen, in denen der Revisions⸗ efund eine mit einem höheren Zoll belegte Freiheitsstaffel als die in der Deklaration angebotene ergiebt, von der Ein⸗
idgericht in Posen und der Gerichtsassessor Dr. Schier bei dem Landgericht in Cassel. us hass
um eine 5 1 e Prozent nicht “ lgeEe. B von der
höchsten Feinheitsnummer der in der Deklaration angebotenen Feinheitsstaffel, bezw. bei Garnen der Nummern Lc., la., 2a., 3a. des Zolltarifs um eine Abweichung von nicht mehr als einer Feinheitsnummer handelt, und nach den vorliegenden Umständen eine Defraude unzweifelhaft nicht beabsichtigt ist.
„— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths fü Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnun 5 sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für das Landheer und die Festungen und für Eisenbahnen, Post und Tele⸗ graphen hielten heute Sitzungen.
„— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (37.) Sitzung des Reichstages, welcher mehrere Bevollmächtigte und Kommissarien desselben beiwohnten, setzte das Haus die gestern abgebrochene zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Besteuerung der Dienstwohnungen der Reichsbeamten, fort. Der Abg. Dr. von Forckenbeck wandte sich zunächst gegen die gestern gegen ihn erhobenen Angriffe und konstatirte, daß eine Wandlung in seiner politischen Ueberzeugung nicht stattgefunden habe, daß vielmehr auf Seiten seiner Gegner eine derartige Wandlung erfolgt sei. Ein Fortschrittsring existire in Berlin nicht. Er könne versichern, daß der Einfluß des Abg. Richter in der Berliner Stadtverordnetenversamm⸗ lung, als derselbe noch Mitglied derselben gewesen, viel gerin⸗ ger gewesen sei, als derselbe ihn hier in diesem Hause aus⸗ übe. Mit einer so großen, so geordneten Stadtverwaltung, wie der Berliner, sei die Existenz einer mehr oder weniger großen, dieselbe beherrschenden Clique von Person ganz unverträglich. Redner ging dann auf die Entstehungsgeschichte und Würdigung der Miethssteuer über, betonte, daß es bei Erhebung derselben stets Grundsatz gewesen sei, die unteren Klassen zu schonen und wies die gegen die absolute Ungerechtigkeit dieser Steuer geltend gemachten Angriffe zurück. Die Wiedereinführung einer Mahl⸗ und Schlachtsteuer und der damit verbundene Oktroi würde die Berliner Bevölkerung in weit höherem Maße bedrücken als die Miethssteuer. Dem Vorschlage der Kom⸗ mission stehe die Erwägung entgegen, daß zum Diensteinkommen nothwendig auch der Werth der Dienstwohnung gerechnet werden müsse, ein Grundsatz, der schon aus dem klaren In⸗ halte des Reichsbeamtengesetzes folge. Redner erklärte zum Schluß, daß dieses Gesetz der Würde des Deutschen Reiches nicht angemessen sei. Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) plädirte für die Annahme der Kommissions⸗ beschlüsse, da die darin den Reichsbeamten vindizirten Vortheile einerseits sehr minimaler Natur seien, andererseits aber dazu beitragen würden, bedeutende Mißhelligkeiten zu beseitigen. Der von dem Abg. von Benda erhobene Einwand, dieses Gesetz sei ad hoc gemacht, sei um so weniger stichhaltig, als kein Gesetz ohne eine bestimmte konkrete Veranlassung zu Stande komme. Der Abg. Löwe (Berlin) sprach gegen die Kommissionsvorschläge und suchte die gegen die städtische Verwaltung erhobenen Anschuldigungen zu wider⸗ legen. Redner wies darauf hin, daß die Einschätzung der Dienstwohnung des Reichskanzlers in völlig loyaler Weise erfolgt sei. Die Berliner Gemeinde habe es möglich gemacht, ohne Steuererhöhungen ihren Gliederr eine Reihe bedeutender Wohlfahrtseinrichtungen zur Verfügung zu stellen und damit namentlich auch für die Interessen der Unbemittelten zu sorgen. Redner bezeichnete demnächst die Miethssteuer als eine bis zu einem gevwissen Grade rationelle städtische Abgabe, wenngleich er nicht verkenne, daß mit der jetzigen Art der Erhebung derselben einzelne Härten verbunden seien, und hob hervor, daß diese Steuer jedenfalls gerechter sei als Zölle auf die nothwendigsten Lebensbedürfnisse. Er wandte sich schließlich gegen das Projekt einer Ver⸗ legung der Reichsregierung und des Reichstages, das sich in der Ausführung als unmöglich erweisen werde. Bei Schluß des Blattes ergriff der Abg. von Kardorff das Wort,
um die Zustimmung seiner politischen Freunde zu der Vorlage zu erklären.
— Nach einer Allgemeinen Verfügung des Justiz⸗Ministers, vom 27. d. M. sind mehrfach Fälle zu der Kenntniß des Ministers gekommen, in welchem der in Gemäßheit des Gesetzes vom 13. März 1878 vom Vormundschaftsgericht zu fassende Be⸗ schluß über die Unterbringung verwahrloster Kinder zur Zwangserziehung dem verpflichteten Kommunal⸗ verbande erst Monate lang nach Stellung des auf die Unter⸗ bringung gerichteten Antrags zugestellt worden ist. Derartige Verzögerungen hatten ihren Grund theils darin, daß auf den gestellten Antrag überhaupt erst nach Wochen verfügt wurde, theils darin, daß die Termine, in welchem die in §. 3 des genannten Gesetzes vorgeschriebenen Verhandlungen stattge⸗ funden haben, über Gebühr vermehrt oder hinausgerückt wurden, theils endlich darin, daß die Beschlüsse des Vormundschaftsgerichts in Fällen, in welchen sie nach §. 6 des Gesetzes dem Land⸗ rath zuzustellen waren, an Gemeindevorsteher, Amtsvorsteher oder städtische Magistrate übersendet worden sind. Da bei eingetretener Nothwendigkeit, ein Kind zur Verhütung sitt⸗ licher Verwahrloosung in eine geeignete Familie oder in eine Erziehungsanstalt unterzubringen, der Erfolg dieser Maßregel wesentlich dadurch bedingt ist, daß dieselbe rechtzeitig und ohne Zögern getroffen wird, so bestimmt der Justiz⸗Minister, daß die Anträge auf Unterbringung verwahrloster Kinder von den Vormundschaftsgerichten stets als schleunige Sachen und eintretenden Falls als Feriensachen zu behandeln sind.
— Nach Beendigung der Berathungen der Kommission sur Ausarbeitung einer Militär⸗Strafprozeß⸗Ordnung ür das Deutsche Reich sind der General⸗Lieutenant Freiherr von Los, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 5. Division, und die übrigen
Lve aa Mitglieder der Kommission von hier wieder ab⸗ gereist.
— Der General der Infanterie von Groß⸗, genannt von Schwarzhoff, kommandirenden General des III. Armee⸗ Corps, hat eine mehrwöchige Inspizirungsreise behufs In⸗ spizirung der Truppen des Corps angetreten.
— Der Archiv⸗Assistent Dr. phil. Georg Winter ist von Berlin an das Staatsarchiv in Düsseldorf versetzt worden.
Bayern. München, 30. April. (W. T. B.) Die Kammern der Reichsrathe und der Abgeordneten beschlossen, sich bei dem Leichenbegängniß des Generals Frei⸗ herrn von der Tann durch eine aus 8 Mitgliedern be⸗
leitung eines Strafverfahrens abzusehen, sofern es sich dabei
stehende Deputation, darunter die beiden Präsidenten, vertreten zu lassen. 8
“
Württemberg. Stuttgart, 28. April. (St. A. f.
W.) Der Exekutivausschuß der württembergischen Landes⸗ Gewerbeausstellung hat in seiner gestrigen Sitzung, welcher
auch der Prinz Hermann zu Sachsen⸗Weimar, der Vertreter
des Königs, des hohen Protektors, anwohnte, das definitive Programm der Eröffnungsfeier festgestellt. Eröffnung ist nunmehr, mit Rücksicht auf den Zeitpunkt der Rückkehr der Majestäten, Donnerstag, der 19. Mai, bestimmt.
Als Tag der
Die Feier beginnt Vormittags 11 Uhr. Von Nachmittag
2 Uhr an ist dem Publikum der Zutritt geöffnet.
Baden. Karlsruhe, 28. April. Der Herzog von
Sachsen⸗Altenburg traf heute Mittag aus Baden⸗Baden zum Besuch bei der Großherzoglichen Familie ein. Der Herzog wird für einige Wochen in Baden Aufenthalt nehmen und eine Kur gebrauchen. — Die Großherzogin beabsichtigt, Sonnabend, den 30. d., nach Wiesbaden zu reisen und dort während des Aufenthalts Sr. Majestät des Kaisers bei Aller⸗ höchstdemselben zu verweilen. 8
8 8 8
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. April. Der Kaiser empfing heute den Bürgermeister und die beiden Vize⸗Bürger⸗ meister hehufs Entgegennahme der Einladung der Stadt Wien zum Prater⸗Volksfeste. Der Kaiser stellte, wie die
„Prag. Z.“ von hier berichtet, sein und der Kaiserin Er⸗
scheinen in Aussicht, und sprach seine Freude darüber aus,
daß die bevorstehenden Festlichkeiten zu einer Steigerung der
industriellen Geschäftsthätigkeit Veranlassung bieten. — Zu der
Vermählungsfeier wird der Prinz von Wales mit
Gefolge am 6. Mai in Wien eintreffen. Die Königin von
England wird durch den Lord Torrington vertreten sein, der gleichfalls am 6. Mai eintrifft.
Pest, 28. April. Die Handelsvertrags⸗Verhand⸗
lungen mit Deutschland schreiten, nach einer Meldung der „Ung. Post“, mit Aussicht auf Erfolg fort, und soll sich der heutige Ministerrath auch mit dieser Frage beschäftigt haben. — In Angelegenheit der Budapest⸗Semliner Eisenbahn ist, derselben Quelle zufolge, bezüglich des tech⸗ nischen Theiles seit gestern im Kommunikations⸗Ministerium die Paraphirung im Zuge.
Der bezügliche Gesetzentwurf wird wahrscheinlich nächste Woche dem Hause vorgelegt wer⸗ den. — Demselben Blatte wird aus Szegedin gemeldet: Die Situation hat sich im Allgemeinen gebessert und hat daher heute auch die Hochwasser⸗Schutzkommission ihre per⸗ manenten Sitzungen eingestellt. Der Regen dauert übrigens seit gestern Abend unterbrochen an. Durch die Ueberschwem⸗ mung des Matyer wurden 900, durch die des Feherto 4800 Joch unter Wasser gesetzt. Die Höhe des Wassers beträgt 22 Fuß über dem Nullpunkte des Wasserstandes der Theiß.
— Nach einer Meldung der „P. C.“ ist der Zeitpunkt des Schlusses der ungarischen Reichstagssession noch nicht festgesetzt, da die Dauer derselben von der zur Er⸗ ledigung der unbedingt noch zu berathenden Vorlagen erfor⸗ derlichen Frist abhängig ist.
— 29. April. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat die Konvertirung der ungarischen Goldrente mit überwiegender Majorität genehmigt, nachdem der Finanz⸗ Minister die bezügliche Vorlage eingehend befürwortet hatte.
Schweiz. Bern, 28. April. (Allg. Ztg.) Der National⸗ rath genehmigte mit 77 gegen 43 Stimmen die von den Klerikalen heftig bekämpfte neue Wahlkreiseintheilung des Kantons Tessin.
Großbritannien und Irland. London, 29. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses überreichte Lord Fitz Maurice eine Petition der Bewohner der Insel Helgoland, welche darum bitten, daß ihnen, ihren alten Rechten und Privilegien entsprechend, ein größerer Antheil an der lokalen Selbstverwaltung eingeräumt werde.
Der Premier Gladstone zeigt an, daß er am nächsten Montag eine Bill behufs Abänderung des Gesetzes über den Parlamentseid einbringen werde. — Der Unter⸗Staatssekre⸗ tär Dilke erklärte in Beantwortung einer Anfrage Pease's: der englische Gesandte in China, Wade, sei der Ansicht, daß die Zustimmung der übrigen Vertragsmächte zu einem 5jährigen Abkommen mit China schwerlich zu erlangen sein werde, wenn China den auswärtigen Handel nicht von der ungehöri⸗ gen inneren Besteuerung befreie. Die englische Regierung habe die Absicht, sich direkt um die Zustimmung der Mächte zu be⸗ mühen, sobald ihr über gewisse Details der Lekin⸗Abgaben befriedigende Informationen zugegangen seien. Der Gesandte Wade sei angewiesen, über diese Details Informationen zu senden; vor deren Eingang seien weitere Schri'te un⸗ thunlich. — Der Deputirte Richards beantragte eine Re⸗ solution, dahin lautend, daß die von den Vertretern Eng⸗ lands im Auslande in Anspruch genommenen und ausge⸗ übten Gewalten, namens der englischen Nation und ohne Autorisation der Centralregierung Verpflichtungen einzugehen, Gebiete zu annektiren und Krieg zu erklären, den Grund⸗ sätzen der Verfassung und des anerkannten Völkerrechts wider⸗ sprächen und die wahren Interessen des Landes gefährdeten. Der Antrag wurde von dem Premier Gladstone als un⸗ praktisch bekämpft und mit 72 gegen 64 St. abgelehnt.
rankreich. Paris, 29. April. (W. T. B.) Die Faa⸗⸗ meldet aus Tunis: Das Gerücht, daß Chaireddin Pascha demnächst sich in außerordentlicher Mission von Konstantinopel nach Tunis begeben werde, habe in der Umgebung des 4 große Aufregung hervorgerufen. Die ehrgeizigen Pläne Chafreddin Paschas in Bezug auf Tunis seien schon lange bekannt, da aber Frankreich stets erklärt habe, daß es die gegenwärtige Dynastie und Erbfolge⸗ ordnung in Tunis aufrechterhalten wolle, und da Frankreich auch den Firman vom Jahre 1871 niemals anerkannt habe, so glaube man, daß die französische Flotte jedem mit einer offiziellen Mission nach .zee. kommenden türkischen Schiffe ie Einfahrt wehren werde. 8 x. cdn 8 Kef kommandirende französische Oberst hat die Unterwerfung der Scheiks und Kadis entgegen⸗ enommen. Die Verhindungen zur Beschaffung von Proviant ind gesichert. Im Süden der Provinz Oran hat keinerlei Gefecht stattgefunden. Die aus 380 Mann bestehende Gar⸗ nison von Geryville ist wegen eines etwaigen Angriffs ohne Sorge, da die benachbarten Stämme fast sämmtlich treu geblieben sind. Nur die drei Stämme der Trafis, der Ouledzia und der Ouledhaddou haben sich erhoben. Zwischen dem Aga der Trafis und dem Aga der Saidia, welcher den enebesen treu geblieben ist, hat ein ,V2 stoß statt⸗ efunden, bei welchem der letztere 30 Mann verlor; die Ver⸗ uste der Trafis sind größer. 8
— 29. April, Abends. (W. T. B.) Nach hier einge⸗ gangenen Nachrichten hat die Truppenabtheilung des Generals Logerol ihren Marsch nach dem Thale von Medjerda fortgesetzt, ohne auf Widerstand zu stoßen und wird am Sonntag oder Montag in Beja eintreffen. — Anläßlich der von der Pforte in der tunesischen Angelegenheit er⸗ lassenen Note erinnern die hiesigen Journale daran, daß Frankreich jedesmal, sobald die Pforte einen Akt der Sou⸗ veränetät über Tunis habe ausüben wollen, sich einem solchen Beginnen entgegengestellt habe. Unter Louis Philipp sei fast in jedem Jahre ein nach Tunis bestimmtes türkisches Ge⸗ schwader ausgelaufen, und ein französisches Geschwader sei dann jedesmal demselben mit der Instruktion entgegenge⸗
gangen, jede Ausschiffung von Truppen oder von mit einer
offiziellen Mission betrauten türkischen Agenten in Tunis zu verhindern. Auch unter dem Kaiserreich sei dies zweimal
vorgekommen.
— 30. April. (W. T. B.) Nachrichten aus Roum⸗el⸗ Souk zufolge behielten die Brigaden Vincendon, Galland und Ritter wegen des ungünstigen Wetters gestern dieselben Stellungen inne, die sie am Donnerstag ge⸗ habt hatten, da es unmöglich war vorzurücken. General Lo⸗ gerol sollte am Donnerstag in Souk⸗el⸗Arbe eintreffen. Die Entwaffnung der Bevölkerung von Kef dauert ohne jede Schwierigkeit fort; es wird kein Akt von Fanatismus gemel⸗ det. Die Brigade Breme hält die Verbindung zwischen der Grenze, Kef und dem General Logerol aufrecht.
Spanien. Madrid, 29. April. (W. T. B.) Die ältere Schwester des Königs ist mit dem Pferde gestürzt und hat sich dabei mehrere, jedoch leichte, Verletzungen zuge⸗ zogen.
Italien. Rom, 29. April. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkammer verhandelte heute über die von Zeppa und Odescalchi gestern beantragten Tagesordnungen; die Weiterberathung wurde schließlich auf morgen vertagt.
Griechenland. Athen, 29. April. (W. T. B.) Der Kriegs⸗Minister hat die provisorisch vom Kriegsdienst Befreiten zum sofortigen Dienste bei der Fahne einberufen.
Bulgarien. So fia, 28. April. Fürst Alexander von Bulgarien ist, wie man der „W. Z.“ meldet, heute hierher zurückgekehrt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. April. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger“ veröffent⸗ licht ein Kaiserliches Dankreskript an den Vorsitzenden des Ministercomités, Grafen Walujeff. — Der Prokurator des Appellhofes, von Plewe, ist zum Direktor des Depar⸗ tements der Reichspolizei ernannt worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. April. (W. T. B.) Der Reichstag ist heute geschlossen wor⸗ den; das Budget wird erst morgen veröffentlicht werden.
Amerika. Washington, 27. April. (Allg. Corr.) Zwölf republikanische Senatoren haben ein Gesuch um Zu⸗ sammenberufung eines Caucus unterzeichnet, damit dem im Senate bestehenden Stillstande ein Ende bereitet werde.
New⸗York, 27. April. Die Ueberschwemmungen am Missouri und dem oberen Mississippi dauern fort. Hunderte von Meilen fruchtbaren Landes stehen unter Wasser, und viele Städte sind überschwemmt. Vieles Eigenthum ist vernichtet, aber Verluste an Menschenleben sind neuerdings nicht gemeldet worden. Es herrscht großer Nothstand, und der Eisenbahnverkehr leidet ernstliche Unterbrechungen.
Nr. 13 des Armee⸗Verordnungs⸗Blatts hat folgenden Inhalt: Abänderungen der Vorschriften über das Turnen. — Besei⸗ tigung der Verschiedenheiten in der Schreibweise mehrstelliger Zahlen⸗ ausdrücke. — Aenderung in der Organisation der allgemeinen Landes⸗ verwaltung. — Bestimmungen über Berechnung der Reise⸗ und Um⸗ zugskosten. — Nachweis der zur Deckung von Manquements bezw. zu Uebungszwecken eingezogenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes in den Verpflegungs⸗Rapporten. — Festsetzung der Patronen⸗Preise. — Ergänzung zu §. 6e. der Bade⸗Bestimmungen vom 18. Juni 1878 (A.⸗V.⸗Bl. 13 für 1878). — Kosten der Strafvollstreckung gegen Personen des Beurlaubtenstandes. — Marschgebührnisse für Ersatz⸗ Reservisten 1. Klasse. — Vergütung für Fortschaffung des Gepäcks der zu einem Kommando (mit Mannschaften) gehörenden Offiziere bei Benutzung der Eisenbahn oder des Dampfschiffes.
— Die Nr. 19 des Amtsblatt des Reichs⸗Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 23. April 1881: Versendung der mittels Hektographs u. s. w. hergestellten Abdrücke gegen die Taxe für Drucksachen. — Vom 20. April 1881: Behandlung der Post⸗Packetadressen für das Postamt I. in Hannover. — Vom 23. April 1881: Einfuhr⸗ bz. Durchfuhrbewilligungen zu Sendungen mit Tabak oder Cigarren nach Oesterreich⸗Ungarn und im Transit durch Oesterreich⸗Ungarn. — Vom 22. April 1881: Postdampfschiff⸗ verbindungen mit Dänemark und Schweden.
— Archiv für Post und Telegraphie. Beiheft zum Amts⸗ blatt des Reichs⸗Postamts. Herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗ Postamts. Berlin, April 1881. Nr. 7. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die Errichtung und Entwickelung der Reichsdruckerei. — Das neue Post⸗ und Telegraphengebäude in Cassel. — Posten und Telegraphen in Venezuela. — Zum Verkehrsleben Berlins. — Das dänische Telegraphenwesen im Jahre 1879. — Die Fata Morgana in der Algerischen Sahara. — Kleine Mittheilungen: Zur Etats⸗ berathung. — Der Postverkehr der Insel Kuba. — Die deutsche Aus⸗ wanderung nach überseeischen Ländern im Jahre 1880. — Eisenbahn über das Eis. — Englische Nordpolfahrten. — Ankunft des ersten chinesischen Schiffes in San Franzisko. — Die Inselgruppe Aleuten. Literatur des Verkehrswesens: Aide-Méêmoire du Voyageur par D. Kaltbrnnner. Zürich 1881, bei J. Wurster u. Cie. — Zeit⸗ schriften⸗Ueberschau.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Paris, Sonnabend, 30. April. Der türkische Bot⸗ schafter, Essad Bey, überreichte dem Minister des Auswär⸗ tigen, Barthélemy St. Hilaire, gestern eine neue Note, in welcher abermals auf das Suzeränetätsverhältniß der Pforte dem Bey von Tunis gegenüber hingewiesen wird. — Dem Vernehmen nach tritt die Münzkonferenz gegen den 5. k. M. zu einer Sitzung zusammen, um eine Mittheilung über den
orlagenentwurf entgegenzunehmen.
h8 “ Reichstags⸗Angelegenheiten. 8
Die XVI. Kommission des Reichstags zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung von Bestim⸗ mungen des Gerichtskostengesetzes und der Gebühren⸗
rdnung Gerichtsvollzieher hat sich, wie folgt konstituirt:
Lentz, Vorsitzender; von Sevydewitz (Bitterfeld), Stellvertreter des Vor⸗ sitzenden; Payer, Schriftführer; Freiherr von Beaulieu⸗Marconnay,
von Heereman, Dr. Jäger (Reuß), Kiefer, Kochann, Meyr (Offen⸗ burg), Freiherr von Ow (Freudenstadt), Staudy, Stellter
Statistische Nachrichten
Dem Verwaltungsbericht des Kreisausschusses des Krei⸗ ses Heiligenbeil für das Etatsjahr 1880—81 sind folgende Mittheilungen entnommen: Der Kreis Heiligenbeil hat einen Flächen⸗ inhalt von 20,18 Quadratmeilen (inkl. 4,07 Quadratmeilen des Frischen Haffes); die Bevölkerung des Kreises beträgt nach der Volks⸗ zählung von 1880 46 365 Seelen, von denen 6588 Seelen auf 2 Städte und 39 777 Seelen auf 223 Landgemeinden und selbständige Gutsbezirke entfallen. — Das Soll der im Etatsjahre von dem Kreise aufzubringenden Staatssteuern belief sich im Ganzen auf 165 546 ℳ, und zwar an Einkommensteuer 15 876 ℳ (von 88 Einkommen⸗ steuerpflichtigen), an Klassensteuer 39 007 ℳ (von 4162 Klassensteuer⸗ pflichtigen), an Gewerbesteuer 9700 ℳ, an Grundsteuer 84 690 ℳ, an Gebäudesteuer 16 273 ℳ — Der Kreistag hat in dem Etats⸗ jahre 3 Sitzungen gehalten und über 23 Gegenstände Beschluß ge⸗ faßt; der Kreisausschluß hielt 14 Sitzungen. — Die Verkehrs verhältnisse des Kreises haben im letzten Etatsjahre sehr große Fort schritte gemacht. Zu erwähnen ist diesbezüglich der von beiden Häusern des Landtages genehmigte Bau der Eisenbahn von Allenstein über Mehlsack nach Kobbelbude mit Abzweigung von Mehlsack nach Braunsberg; ferner haben die Verhandlungen über die Anlage eines Hafens bei Rosenberg zu einem befriedigenden Abschlusse geführt, und endlich sind im vergangenen Jahre die beiden Chausseen von Balga nach Gr. Hoppenbruch und von Rosenberg nach Heiligenbeil dem Verkehr übergeben worden. Die Länge der ausgebauten Kreis⸗ chausseen beträgt einschließlich der genannten 113 km. — Bei de Kreissparkassenverwaltung betrugen die Einlagen Ende 1879 179 882 ℳ; der Zuwachs des Jahres 1880 belief sich durch neue Einlagen auf 47 116 ℳ, durch Zuschreibung von Zinsen auf 7229 ℳ, Die Aus gabe für zurückgenommene Einlagen betrug 35 275 ℳ, so daß Ende 1880 die Einlagen sich auf 198 952 ℳ beliefen.
— Die Forstverwaltung des russischen Domänen⸗Ministerium hat ihren Bericht für 1878 veröffentlich. Das „Journal de St Pétersbourg“ entnimmt demselben folgende Daten: Das Forstarea des russischen Reiches umfaßte am 1. Januar 1878 — mit Ausschluß der Tundras des Gouvernements Archangel — 123 325 660 ¾ Dessjätinen (1 Dessj. = 1,0925 a), getheilt in 12 50 Forste. 80 % des Areals wurde von gut bewaldeten Flächen gebildet Die waldreichsten Gouvernements waren Archangel (113,4 Dessjätinen guter Holzbestand auf den Bewohner), Wologda (29,0) und Olonez (24,4); auf der entgegengesetzten Seite der waldärmsten standen die Gou⸗ vernements Moskau und Woronesch (0,06 Dessj.), Podolien (0,04), Kursk, Tula und Charkow (0,03), Astrachan (0,02), Cherson, Bessarab und Poltawa (0,01) und endlich Katherinoslaw (0,006). — Die Ver waltung der Forsten der Krone wurde von 1050 Beamten versehen, von denen 777 Fachunterricht genossen hatten. Die letzteren haben ihre Studien in dem Forstinstitut (371 Personen), in der Akademie zu Petrowsk und in der Forstakademie zu St. Petersburg (setzt auf⸗ gehoben), im landwirthschaftlichen Institut, in den Forstschulen zu Lissino, Lipetsk, Sokolsk, Ostrow, Berdiansk, Weliko⸗Anadolsk und in dem Institut zu Neu⸗Alerandrowsk (ohne die fremden Lehranstalte zu erwähnen) erhalten. Die Schule zu Lissino kostet dem Staat mehr 100 000 Rubel, jährlich. Die Zahl der subalternen Beamten betrug 64: während im Forstaufsichtsdienst nicht weniger als 27 119 (und dennoch auf 4544 Dessjätinen nur eine) Personen beschäftigt waren. — Die Aufgabe der Forstorganisation umfaßt die Forsten des Staats und die der ehemaligen Kronbauern. Am 1. Januar 1879 waren 10 834 071 Dessjätinen Forstpflanzungen vollständig organisirt, 7418 493 Wald in der Nutzung und 104 973 164 Dessjätinen außer Nutzung. Im Laufe des Jahres 1878 hat sich das in Nutzung be⸗ findliche Forstareal um 111 662 Dessj. erweitert. — In 26 Gouvernements ist in dem Berichtsjahre die Anpflanzung und Aussaat fortgesetzt worden, nämlich in Tambow (708 Dessj.), Tula (402 D.), Cherson und Bessarabien (376 D), Katherinoslaw (356 D.), Kaluga (182 D.), Grodno (175 D.), Kiew (163 D.), Rjäsan (154 D.) u. s. w. Inner⸗ halb 13 Jahren sind mehr als 28 000 Dessj. Forst angepflanzt bezw. gesäet worden, d. s. jährlich 2,147 Dessi. Die Kosten dafür beliefen sich im Jahre 1878 auf 164 360 Rubel. Die Forsten der Krone ergaben im Laufe des Berichtsjahres eine Ausbeute von 2 675 685 Ku⸗ bik⸗Ssaschen (1 Ssasche = 2,134 Meter) Holz verschiedener Gattung, darunter 2 166 756 Kubik⸗Ssaschen grobes Holz (Balken⸗ und Brenn⸗ holz). — Der Bruttoertrag des gut organisirten Theils der Staats⸗ forsten bezifferte sich auf 10 748 374 Rubel. Das Erträgniß war am bedeutendsten in den Gouvernements Moskau (2212,5 Kopeken auf die Dessj.), Charkow (1714,9 K.), Tula (531,9 K.), Podolien, Saratow, Lief⸗ land und Tambow, am niedrigsten in Archangel (7,1K.) und Olonez (9,9K.) Der Bruttoertrag in baarem Gelde war 10 648 632 Rubel, davon 8 681 000 Rubel für verkauftes Holz. Die Ausgaben haben im Jahre 1878 6 423 684 Rubel erfordert oder 60,3 % des Brutto⸗ ertrages. Der Nettoertrag bezifferte sich somit auf 4 224 948 Rubel baar. Berechnet man die Gratislieferungen von Holz mit ein, so stellen sich der Bruttoertrag auf 11 991 042 Rubel, die Ausgaben auf 5 045 368 Rubel und der Nettoertrag auf 6 9415 673 Rubel oder 2 720 725 Rubel mehr als der baare Nettoertrag.
Gewerbe und Handel.
Nach einer an das Aeltesten⸗Kollegium' ergangenen Benach⸗ richtigung wird, wie die „B. Börs. Ztg.“ meldet, der diesjährige hiesige Wollmarkt statt vom 19. bis 21. Juni vom 20. bis 22. Juni stattfinden.
— Westend⸗Union, Quistorp & Co. Neben den von dem „Schutzverein H. Quistorpscher Aktionäre“ schon statutarisch als stille Gesellschafter zu vertretenden Betheiligten der Vereinsbank Quistorp & Co., der Westend⸗Gesellschaft H. Quistorp & Co., des Deutschen Central⸗Bauvereins und der Westend⸗Berlin, Kommandit⸗ Gesellschaft, kommen jetzige oder frühere Aktionäre folgender Gesellschaf⸗ ten als „äußere Interessenten“ eventuell in den Bereich der Wirk⸗ samkeit des Vereins: „Aktiengesellschaft für Feilenfabrikation (Schaaf), Aktiengesellschaft für Tabaksfabrikation (George Practorius), Allge⸗ meine Häuserbau⸗Aktiengesellschaft, Baltischer Lloyd, Bauverein Pots⸗ dam, Braunschweigische Baugesellschaft, Brandenburger Verein für
olz⸗Industrie, Central⸗Bazar für Fuhrwesen (Beskow), Chemische Fabrik auf Aktien (E. Schering), 8
Continental⸗Aktiengesellschaft für Vasser⸗ und Gasanlagen, Deutsche Pferdeeisenbahngesellschaft, Fabrik für Eisenbahnmaterial, Fagon⸗Schmiede und Schraubenfabrik, Ger⸗ mania, Eisenbahnwagen⸗Leihanstalt, Mägdesprung und Neudorf, Eisen⸗ und Silberhütten⸗Bergbau⸗Aktiengesellschaft, Neufriedrichs⸗ thaler Glashüttenwerke, Ostpreußischer Industrie⸗Verein, Potsdamer Holzfaktorei auf Aktien (Gebr. Saran), Rathenower Optische In⸗ dustrie⸗Anstalt (Busch), Russisch⸗Deutsche Industrie⸗- und Handels⸗ Gefellschaft, Schlesische Aktien⸗Brauerei (Scholz), Schönthaler Stahl⸗ und Eisenwerke (Harkort), Union, Fabrik chemischer Produkte, Verein für Faßfabrikation (Wunderlich), Werkzeugmaschinen⸗Fabrik „Saronia“ (Pfaff), Westend⸗Stettin Bauverein, „Westphalia“, Waggon⸗ fabrik auf Aktien, Wolfswinkel, Papierfabrik auf Aktien, Wolgaster Industrie⸗Gesellschaft. Die in Beziehung kommenden Be⸗ theiligten haben sich schriftlich sofort in dem Centralbureau Westend⸗ Charlottenburg, Ahorn⸗Allee Nr. 9, zu melden und zwar unter Vorle⸗ gung der eventuellen Stuͤücke als Legitimation, gegen zehn Mart Bei⸗ trittsgeld und Antheil auf jede alte Aktie bis incl. 4. Mai a. c. als Schlußtermin. 3 82 8 — Die Bilanz der Märkisch⸗Posener Eisenbahn für das Jahr 1880 weist Betriebseinnahmen im Gesammtbetrage von 3 597 686 ℳ auf; dieser Betrag wurde in folgender Weise verwen⸗ det: Betriebsausgaben 1 738 206 ℳ, Spezialreserve für Mitbenutzung
der Bahnhöfe Posen, Frankfurt und Guben 60 000 ℳ, Zinsen der
Stellverstreter des Schriftführers; Bernards, Dr. von Cuny, Freiher