Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist der Eisenbahn⸗Direktions⸗Sekretär Orlich zum Geheimen expedi⸗ renden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
„Auf Grund des §. 11 des Reichsgesetzes gegen die ge⸗ meingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird die Druckschrift in littauischer Sprache: Kningos Tejsibiun prancuziszkaj per Kunega Lemmena, suraszytos o lietuwiszkaj iszgueditos per Blodistawa Debskia, Kunega, Zemajcziu Wiskupistes, Parisziuje, Kasztu B. Debskia Drezdene Spaustuwe J. 1. Kraszauskia 1870, hier⸗ durch verboten.
Gumbinnen, den 16. Juni 1881. b Der Königliche Regierungs⸗Präsident. 1u In Vertretung: 8n 8 Sieh r.
Michtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 18. Juni. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Morgen den Kavalleriebesichtigungen auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam bei.
„Nachmittags 2 Uhr fand bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten den Kronprinzlichen Herrschaften im Neuen Palais ein größeres Diner statt, zu welchem die zu den Kavallerie⸗Exercitien bei Berlin und Potsdam kommandirt ge⸗ wesenen Königlich bayerischen und Königlich sächsischen Offi⸗ ziere sowie das Offiziercorps des Lehr⸗Infanterie⸗Bataillons und einige andere Personen befohlen waren
“
— Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse des⸗ selben für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Ver⸗ kehr, sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
„— Zur Bildung und Veräußerung von Theilstücken einer, dem Gesetz über gemeinschaftliche Holzungen vom 14. März 1881 (Ges.⸗Samml. S. 261) unterworfenen Holzung ist, abgesehen von Veräußerungen für Zwecke, wegen welcher das Enteignungsverfahren zulässig ist, die Genehmigung der Aufsichtsbehörde erforderlich. (§§. 1, 8 a. a. O.) Um (insbesondere für die der Entgegennahme von Auflassungs⸗ erklärungen vorangehende Prüfung) Zweifeln vorzubeugen, macht der die betheiligten Gerichte durch eine allgemeine Verfügung vom 10. d. M. darauf aufmerksam, daß als Aufsichtsbehörden im Sinne jenes Gesetzes zur Zeit anzu⸗ sehen sind: ¹) in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen die Regierungs⸗Prä⸗ sidenten, 2) in der Provinz Hannover die Landdrosteien, 3) in den übrigen Provinzen die Bezirksregierungen.
— Wird von einem Gläubiger auf angeblich seinem Schuldner gehörige Gegenstände, die sich im Gewahrsam eines Dritten befinden, ein schleuniger Arrest ausgebracht, so äußert, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, I. Civil⸗ senats, vom 20. April d. J., der gerichtliche Arrestbefehl, wenn auch die arrestirten Gegenstände gar nicht dem Schuldner, sondern einer anderen, völlig unbetheiligten Person gehören und dem Aufbewahrer der Gegenstände dies bekannt ist, so lange seine Wirksamkeit, bis der Arrest wieder aufgehoben ist. Der Aufbewahrer darf die irrthümlich arrestirten Sachen dem Eigenthümer derselben nicht herausgeben, und der Eigenthümer hat kein Klagerecht gegen den Aufbewahrer auf Herausgabe der Sachen; wohl aber hat der Eigenthümer ein Klagerecht gegen den Arrestanten auf Anerkennung seines Eigenthums und event. auf Schadenersatz.
— An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchs⸗ steuern sowie anderen Einnahmen sind im Reiche (ein⸗ schließlich der kreditirten Beträge) für das Etatsjahr 1880/81 (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt: Zölle 182 222 724 ℳ (+ 40 356 313 ℳ), Rübenzuckersteuer 48 424 394 ℳ (— 4 961 822 ℳ), Salzsteuer 37 238 994 ℳ (+ 653 112 ℳ), Tabaksteuer 7 212 124 ℳ (+ 6 136 000 ℳ), Branntwein⸗ steuer 45 187 075 ℳ (+ 1 660 847 ℳ), Uebergangsabgaben von Branntwein 123 344 ℳ (— 12 811 ℳ), Brausteuer 17 138 641 ℳ (+ 615 240 ℳ), Uebergangsabgaben von Bier 1 109 608 ℳ (+ 104 815 ℳ), Summe 338 656 904 ℳ (+ 44 551 694 ℳ), Spielkartenstempel 1 103 627 ℳ
+ 1 790 ℳ0), Wechselstempelsteuer 6 464 420 ℳ (+ 121 503 ℳ), Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung 136 647 194 ℳ (+ 5 118 391 ℳ), Reichs⸗Eisenbahnverwaltung 40 102 892 ℳ (+ 2583 699 ℳ0).
Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme abzüglich der Bonifikationen und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen für das Etatsjahr 1880/81: Zölle 163 583 693 ℳ (+ 28 265 432 ℳ), Rübenzuckersteuer 28 046 473 ℳ (— 17 846 844 ℳ), Salzsteuer 36 644 852 ℳ
+ 712 391 ℳ), Tabaksteuer 1 262 297 ℳ ( 365 635 ℳ),
ranntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 35 366 837 ℳ (— 1 490 182 ℳ), 888 und Uebergangs⸗ abgabe von Bier 15 464 091 ℳ (+ 604 306 ℳ), Summe 280 368 243 ℳ (+ 10 610 738 ℳ), Spielkartenstempel 1 030 071 ℳ (— 106 491 ℳ).
Für die Zeit vom 1. April 1881 bis zum Schlusse des Monats Mai 1881 sind zur Anschreibung gelangt: Zölle 29 413 012 ℳ (+ 5 222 902 ℳ), Tabaksteuer 121 408 ℳ 182 937 ℳ), Rübenzuckersteuer — 11 678 873 ℳ 4 424 236 ℳ), Salzsteuer 4 851 025 ℳ (+ 303 641 ℳ), Branntweinsteuer 4 895 997 ℳ (— 8285 ℳ), Uebergangs⸗ abgaben von Branntwein 18 592 ℳ (+ 75 ℳ), Brausteuer 3 178 210 ℳ ( 80 063 ℳ), Uebergangsabgaben von Bier 188 007 ℳ (+ 32 852 ℳ), Summe 30 987 378 ℳ (— 1 024 075 ℳ), Spielkartenstempel 114 591 ℳ
(X— 5974 ℳ).
Die zur HReichskasse gelangte abzüglich der Bonifikationen und erwaltungskosten beträgt bis Ende Mai 1881: Zölle 25 351 650 ℳ (+
6 846 722 ℳ), Tabaksteuer 126 856 ℳ (— 131 498 ℳ),
st⸗Einnahme
1
Rübenzuckersteuer 23 180 771 ℳ (— 1 351 205 ℳ), Salz⸗ steuer 5 932 231 ℳ (+ 210 960 ℳ), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 6 548 388 ℳ (+ 30 944 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 2 862 150 ℳ (+ 96 059 ℳ), Summe 64 002 046 ℳ
(+ 5 701 982 ℳ), Spielkartenstempel 196 155 ℳ (+ 11 562 ℳ).
— Der General⸗Lieutenant Wiebe, Meeehr⸗ der 4 Fußenne. . ist von der Dienstreise zur Musterung des Niederschlesischen Fuß⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 5 von Posen wieder hierher zurückgekehrt.
„— Durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 14. d. Mts. ist dem General⸗Major von Berken, Kommandant von
Berlin, der Rang eines Divisions⸗Commandeurs verliehen worden.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Unter⸗Staats⸗ sekretär Dr. von Mayr ist nach Straßburg zurückgereist.
„— Das „Marine⸗V.⸗Bl.“ enthält folgende Nachrichten über Schiffsbewegungen: (Das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort.) S. M. S. „Ariadne“ 9./2. Callao 15./2. — zu Schießversuchen in See. 17./2. Callao 12./3. — 12./4. Valparaiso 23./4. — 25./4. Coquimbo. (Poststation: Plymouth.) S. M. Knbt. „Delphin“ 30./4. Feece gch (Poststation: bis 24./6. Nor⸗ derney, vom 25./6. ab Helgoland.) S. M. Knbt. „Drache“ Wilhelmshaven 30./5. behufs Aufnahme der diesjährigen Ver⸗ messungen. (Poststation: Hull.) S. M. S. „Freya“ 11./4. Hongkeng 19./4. — nach den Paracell⸗Inseln behufs Vor⸗ nahme von Vermessungen. 30./4. Hongkong. (Poststation: Aden.) S. M. Aviso „Habicht“ 26./2. Melbourne 24./3. — 5./4. Auckland 12./4. — nach Apia. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. S. „Hertha“ 12./6. Yokohama. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Hyäne“ war telegraphischer Nachricht zufolge 21./5. in Brisbane 26./5. — nach Batavia. (Poststation: Aden.) S. M. Knbt. „Iltis“ 31./1. Hongkong 20./3. — 23./3. Manila 27./3. — 27./3. Ga⸗ lera Bay 28./3. — 30,/3. Zebu 2./4. — 4./4. Sulu Rhede 9.4. — 9./4. Maimbung Rhede 13./4. — 13./4. Sulu Rhede 14./4. — 18,/4. Manila 21./4. — 26./4. Hongkong. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 30./4. Konstan⸗ tinopel. — Letzte Nachricht von dort 4,/6. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ Wilhelmshaven 18./5. as (18,/5. Schillig Rhede 19./5. — 24./5. Arendal 28./5. — 3./6. Kiel 13./6. — nach Swinemünde. (Poststation: bis 20./6. Swinemünde, vom 21./6. ab Saßnitz). S. M. Av. „Möwe“ 2./3. Melbourne 24./3. — 5./4. Auckland 16./4. Apia. (Post⸗ station: Auckland auf Neuseeland). S. M. S. „Moltke“ war telegraphischer Nachricht zufolge 10./6. in Montevideo. (Poststation: Panama.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 20./4. Bris⸗ bane 3./5. — Heimreise durch die Torresstraße. (Post⸗ station: bis 23/6. Aden, vom 24./6. ab Suez.) S. M. S. „Niobe“ Kiel 31./5. — 9./6. Dover Rhede. (Post⸗ station: bis 26./6. Dartmouth in England, vom 27./6. ab Cowes.) S. M. S. „Nymphe“ 9./5. Norfolk. (Poststation: bis 19./6. Boston, vom 20/6. ab Halifax [Nowa Scotia)].) S. M. Brigg „Rover“ 11./4. Friedrichsort. (Poststation: bis 18./6. Friedrichsort, vom 19./6. ab Swinemünde.) S. M. S. „Stosch“ 26./4. Rhede Funchal (Madeira) 1./5. — 13,/6. Capstadt. Beabsichtigte am 18.76. die Reise fortzusetzen. GPost⸗ station: Hongkong.) S. M. Brigg „Undine“ 11./4. Fried⸗ richsort. (Poststation: bis 18./6. Friedrichsort, vom 19./6. ab Swinemünde.) S. M. S. „Victoria“ 27./4. Bahia 10./5. he nach Rio de Janeiro. (Poststation: Bahia in Brasilien.) S. M. S. „Vineta“ 16./5. Hongkong. (Poststation: Ply⸗ mouth.) S. M. Knbt. „Wolf“ 2./11. 80. Tientsin 4./4. 81. — 5./4. Lü⸗schun⸗kou (Port Arthur) 7./4. — 8./4. Tschifu 16./4. — 21./4. Shanghai. (Poststation: Hongkong.) Uebungs⸗ geschwader Kiel 28./5. — 3./6. Kiel 8./6. — 12./6. Neufahr⸗ wasser. (Poststation: Neufahrwasser.)
Bayern. München, 15. Juni. (Allg. Ztg.) Die Kaiserin von Oesterreich und die Erzherzogin Valerie sind von Wien kommend, heute Morgen hier eingetroffen und haben sofort die Fahrt nach Possenhofen und Feldaffing fortgesetzt, wo die Herrschaften mehrere Wochen verweilen werden.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 16. Juni. (Mgdb Ztg.) Nachdem der Landtag den Etat auf das Jahr 1881 — 1882 festgestellt hat, ist derselbe auf unbestimmte Zeit ver⸗ tagt worden.
“ ö“ Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. Juni. (Pr.) Bei günstigstem Wetter wurde heute die Frohnleichnams⸗ prozession nach dem üblichen Ceremoniel abgehalten. Der Kaiser fuhr um 7 Uhr im achtspännigen Galawagen in die Stephanskirche, von der sich um halb 8 Uhr die Prozejsion zu den vier Altären am Neuen Markt, dem Lobkowitzplatz, dem Kohlmarkt und dem Graben in Bewegung setzte.
— 18. Juni. (W. T. B.) Graf Wolkenstein ist zum Geheimen Rath und Sektionschef im Ministerium des Aus⸗ wärtigen ernannt worden. Derselbe wird die Leitung der handelspolitischen Sektion sowie des Departements des Kaiser⸗ lichen Hauses übernehmen.
Schweiz. Bern, 16. Juni. (N. Zürch. Ztg.) Der Nationalrath hat den Handelsvertrag mit Deutsch⸗ land einstimmig angenommen.
Belgien. Brüssel, 17. Juni. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat den Gesetzentwurf, durch welchen die Bedingungen für die s. g. große Naturalisa⸗ nane ah dht werden, mit 62 gegen 51 Stimmen ge⸗ nehmigt.
Großbritannien und Irland. London, 17. Juni. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte heute der Unter⸗ Staatssekretär Dilke in Beantwortung mehrerer Inter⸗ pellationen: er wisse nicht, daß der Bey von Tunis den bisherigen Gebrauch beim Empfange des britischen Ver⸗ treters geändert habe; er kenne keinen Präzedenzfall, wo der Vertreter einer fremden Macht bei einer anerkannten Regierung seine Kollegen aufgefordert hätte, mit den Landesbehörden durch seine Vermittelung zu verkehren. In dem gegenwärtigen Falle habe der Bey selbst Roustan zum Vermittler ernannt. Diese Ernennung bilde den Gegenstand eines Schriftwechsels mit Frankreich, der noch fortdauere. Roustans Ernennung berühre die britischen Vertragsrechte nicht. Der britische Agent in Tunis sei angewiesen, wie bisher zu verfahren, wenn er
wurde demzufolge am 4. d. aufgelöst.
jedoch angewiesen werden sollte, durch Noustan mit der tune⸗
sischen Regierung zu verkehren, dies zu thun. Hierauf setzte das Haus die Einzelberathung der irischen Landbill sonn und begann mit der Diskussion über den Art. 2 derselben. — (Allg. Corr.) Großbritanniens Staatsein⸗ nahmen vom 1. April bis 11. Juni betrugen 15 843 634 fd. Sterl. gegen 16 556 752 Pfd. Sterl. im entsprechenden Zeitraum des vorhergehenden Jahres, und die Ausgaben 15 802 578 Pfd. Sterl. gegen 15 459 335 Pfd. Sterl. Das Guthaben des Staatsschatzes in den Banken von England und Irland belief sich am 11. Juni auf 6 132 786 Pfd. Sterl. Das Indische Amt in London hat vom Vizekönig von Indien folgende, vom 15. d. datirte Depesche erhalten: „Briefe aus Kandahar enthalten Näheres über das am 8. d. gemeldete Treffen bei Girishk. Darnach verlor die auf 1500 Mann geschätzte Streitmacht Eyubs ca. 50 Mann an Todten, wäh⸗ rend die Truppen des Emirs nur zwei Verwundete hatten. Siadar Kashim Khan war nicht zugegen. Briefe vom 9. d. melden, daß Ma⸗ homed Hassan mit 300 Epubschen Reitern den Helmund übeeschritten, Sangjibar besetzt und einen Einfall in Miskarez gemacht hatte. Ver stärkungen befanden sich auf dem Wege von Kandahar nach Girishk, und Truppen aus Khleat⸗i⸗Ghilzai näherten sich Kandahar.“
1 Frankreich. Paris, 16. Juni. (Fr. Corr.) Nach längerem Zaudern hat Hr. Tolain heute folgenden Re⸗ visionsantrag im Senate eingebracht: Der Senat wolle beschließen: treffend die Organisirung der öffentlichen Gewalten, erklärt der Senat, es sei am Platze, die Verfassungsgesetze einer Revision zu unterziehen, und beantragt, daß die beiden Kammern auf den 11. Juli 1881 zu einer Nationalversamm⸗ lung nach Versailles einberufen werden. In den Motiven, mit welchen Hr. Tolain seinen Antrag begleitet, heißt es:
„Unsere Verfassungsgesetze sind mit so bedenklichen Unvollkommen⸗ heiten und einem so gefährlichen Charakter behaftet, daß der Senat der Kammer, der vollstreckenden Gewalt und dem Lande Widerstand leisten könnte, ohne daß es möglich wäre, den Konflikt auf gesetzlichem und friedlichem Wege zu lösen. Hierin liegt ein permanenter Grund zur Unruhe und Aufregung für das Land, zu Verlegen⸗ heiten für die Ragteruhg zur Entmuthigung oder Gereiztheit für die Deputirtenkammer. Rasche Abhülfe ist um so nothwendiger, als die Art der Ernennung der Senatoren in offenem Widerspruche zu dem demokratischen Geiste steht und deshalb in den Augen der Nation das moralische Ansehen der Gewählten und mithin der ganzen Körper schaft verringert. Dieses System, welches die Senatoren in unabsetz⸗ bare und absetzbare theilt, die ersteren von jeder effektiven Verant wortlichkeit und jeder anderen Kontrole als der ihres Gewissens, be⸗ freit, die letzteren auf direktem Wege von Delegirten ernennt, die nicht eigens für diesen wichtigen Akt bestellt sind, sondern für die es nur eine ganz nebensächliche und gelegentliche Pflicht ihres Amtes ist, — dieses ebenso willkürliche als verwickelte System kann nur als eine aristokratische Konzeption angesehen worden und war auch in der That nur ersonnen worden, um im Gegensatze zur Deputirtenkammer eine Gewalt zu errichten, die nicht mäßigend wirken, sondern Widerstand leisten soll. Es wäre kindisch, sich darüber zu täuschen: die Frage der Verfassungs revision wird in den nächsten Wahlen vor den Wahlkörper gestellt werden. Würde also der Senat nicht weise und politisch handeln, wenn er selbst die Initiative zu einer als nothwendig erkannten Re⸗ vision ergriffe, ohne erst abzuwarten, daß das Land sich kategorisch äußere? Er kann es zur Stunde noch in voller Sicherheit und Un⸗ abhängigkeit thun. Wer möchte uns dafür stehen, daß die Gelegen heit in einem späteren Momente ebenso günstig wäre?
— (Cöln. Ztg.) Da die äußerste Linke des Gemeinde⸗ raths beschlossen hat, aus Anlaß des Streites mit Andrieux das Budget der Polizei⸗Präfektur nicht zu genehmigen, so hat das Kabinet beschlossen, das Budget von Amts wegen einzustellen, falls die Verweigerung desselben im Gemeinde rathe durchgehe.
Der „Univers“ bringt einen Bericht aus Algier, worin bei Gelegenheit der letzten Kämpfe im Süden der Provinz Oran über die Kriegführung geschrieben wird:
„In der Regel marschiren die Kolonnen im Carré; dieses Viereck wird bald aus isolirten, untereinander in Beziehung stehenden Ele⸗ menten gebildet, bald ist es vollständig. Die vollständige Formirung hat große Beschwerden. Man denke sich ein Carré von 200 m Breite bei 500 — 600 m Länge, dessen vier Fronten durch Infanterie gebildet werden, wo die Soldaten Schulter an Schulter marschiren, und im Carré die Artillerie, Reiterei und eine Gepäck⸗ masse auf 3⸗ bis 4000 km eingeschlossen. Die Kolonne rückt so als geschlossene Masse durch die Sahara. Ist der Boden eben und mit Thymian bedeckt, so geht alles gut, aber fällt die Kolonne in Sand⸗ dünen, in Risse, muß sie Gräben und Engpässe überschreiten, oder hat der dicke Staub von den Füßen der 3⸗ bis 5000 Kamele und 4000 Soldaten keinen raschen Abzug, so wird der Marsch für die In⸗ fanterie sehr lästig.“
Marseille, 17. Juni. (W. T. B.) Die ersten von der Expedition nach Tunis zurückkehrenden Truppen unter General Vincendon sind hier eingetroffen. Beim Vorbei⸗ marsch der Truppen in der Rue de la République wurde von dem italienischen Nationalklub aus mehrere Male gepfiffen. Nach dem Vorbeimarsche sammelte sich in Folge dessen eine Menschenmenge und wollte das Wappenschild des Klubs abreißen. und der Gensd'armerie gelang dies zwei Personen. Die Truppen zerstreuten die Menge; es wurden Vorsichtsmaßregeln getroffen zur Aufrechterhaltung der Ruhe. 8
Algier, 17. Juni. 5 T. B.) Oberst Malaret stieß am 15. d. bei dem Kasr Sidi Khilisfa auf die Insur⸗ genten unter Bouamema; allein diese vermieden den Kampf und wichen nach Chaiid zu aus, wo es ihnen trotz der Verfolgung Seitens Mallarets geglückt sein soll, die Schotts zu überschreiten und so in die Wüste zu entkommen.
Spanien. Madrid, 17. Juni. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen und der Vertreter Eng⸗ lands haben sich gestern über eine Konvention, betreffend die Abgrenzung der Jurisdiktion über die Ge⸗ wässer um Gibraltar, geeinigt, von welcher man eine Beseitigung der bezüglichen, bisher vorgekommenen Konflikte erwartet.
Portugal. Der „Polit. Corresp.“ wird aus Lissabon, 7. Juni, geschrieben:
Zur Stunde schwebt wieder ein Konflikt zwischen Regierung und Kammer in unserem Lande. Der Verlauf der Differenz bis zu ihrem augenblicklichen Stadium ist — in gedrängten Zügen — der folgende: Die beiden portugiesischen Kammern sind am 30. Mai zur Wiederaufnahme ihrer Arbeiten zusammengetreten. Das Kabinet forderte nun gleich in der ersten Sitzung die parlamentarische Er⸗ mächtigung zur Einhebung der Steuern und zu deren Ver⸗ wendung gemaf dem früheren Budgetvorschlage, da die Re⸗ ierung die Absicht habe, die Wahlkammer aufzulösen. Die etztgenannte Kammer weigerte sich jedoch, dem Begehren des Kabinets zu willfahren, erklärte sich dagegen bereit, das regelmäßige Budget, dessen parlamentarische Diskussion beinahe beendet war, ohne Weiteres zu votiren. Das Kabinet beantwortete diese Haltung der Wahlkammer dadurch, daß es dem König die Auflösung der letzteren empfahl. Der Monarch gab seine Zustimmung, und die Kammer Die Kammer legte nun gegen
In Gemäßheit des Art. 8 des Gesetzes, be⸗
Trotz der Dazwischenkunft des Präfekten
öö“ 3 “ 1“ “ die Starrsinnigkeit — wie sie es nennt — des Kabinets förmlich Verwahrung ein, allein der König vermochte sich nicht von der Be⸗ rechtigung dieses Protestes zu überzeugen und hat seine Uebereinstim⸗ mung mit dem Vorgehen seiner Räthe ausgesprochen. Die Regierung wird nunmehr ohne verfassungsmäßig gewährtes Budget zur Erhebung der Steuern schreiten müssen.
Rumänien. Bukarest, 17. Juni. (W. T. B.) Der Senat hatte sich durch die Antwort des Kriegs⸗ ministers Slaniceanu auf eine Interpellation, be⸗ treffend eine Lizitation zu Armeelieferungen, für nicht befriedigt erklärt, und der Kriegsminister hat in Folge dessen seine Demission gegeben.
— 18. Juni. (W. T. B.) Wie verlautet, hat der Finanz⸗ Minister Sturdza seine Demission gegeben, auch soll der Minister des Innern Statescu beabsichtigen, von seinem Posten zurückzutreten.
Bulgarien. Sofia, 17. Juni. (W. T. B.) Der Fürst Alexander hat seine Reise nach Berkovatz, Widdin, Lompalanka fortgesetzt und ist überall mit großem Enthusias⸗ mus empfangen worden. Von zahlreichen Deputationen wurden dem Fürsten Adressen überreicht, in denen erklärt wird, daß die Bevölkerung die von dem Fürsten gestellten Be⸗ dingungen acceptire.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 18. Juni. (W. T. B.) Ein Kaiserlicher Ukas ernennt den Senator Geheimen Rath Gotowzeff zum Adjunkten des Mini⸗ sters des Innern an Stelle des Staats⸗Sekretärs, Wirk⸗ lichen Geheimen Raths Kakhanoff, welcher seines Amtes enthoben ist und mit einem besonderen Auftrage betraut wer⸗ den soll. — Der Minister des Innern hat dem in
Moskau erscheinenden Blatte „Kusky Kurjer“ die zweite
Verwarnung ertheilt. — Der Finanz⸗Minister hat ein Cirkular erlassen, durch welches die Accise auf Spiritus vom 1. Juli cr. ab auf acht Kopeken pro Grad festgesetzt
8
Nr. 24 des Central⸗Blatt für das Deutsche Reich herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Bestimmungen, betreffend das Verfahren bei Fest⸗ stellung der Litermenge der in Theilungslagern in Fässern zu⸗ und abgehenden Weine. Veränderungen im Bestande und in den Befug⸗ nissen von Zoll⸗ und Steuerstellen. — Finanzwefen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs für das Etatsjahr 1880/81; desgl. vom 1. April bis Ende Mai 1881. — Konsulatwesen: Ernennung. Be⸗ stellungen von Konsularagenten. Exequaturertheilung. — Polizei⸗ wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
— Deutsches Handels⸗Archiv. Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern. Nr. 24. Inhalt: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Gesetz, betreffend die Küstenfracht⸗ fahrt. — Brasilien: Zölle auf Oel, Bier, Spirituosen, Essig und Wein. — Rußland: Einfuhrzoll auf Jute und Jutefabrikate. — Er⸗ höhung des Einfuhrzolles auf Cement. — Niederlande und Rußland: Deklaration zwischen beiden Staaten, betreffend den gegenseitigen Schutz der Handels⸗ und Fabrikzeichen. — Großbritannien: Modifi⸗ kationen der Bier⸗ und Branntweinbesteuerung. — Spanien: Ver⸗ zollung von Werkzeugen. — Türkei: Egypten: Modifikation der Hafenabgaben in Alexandrien. — Bulgarien: Aufhebung der Acciseabgabe auf fremde Weine, Spirituosen, Biere ꝛc. — Vereinigte Staaten von Amerika: Ausführungsbestimmungen zum Markenschutzgesetz. — Centralamerika: Honduras: Außerordentlicher Ausfuhrzoll auf Tabak — Berichte: Zur Hebung des deutschen Aus⸗ fuhrhandels. — Großbritannien: Glasgow (Eisenindustrie). — Bris⸗ bane (Schiffsverkehr). — Niederlande: Handel und Schiffahrt von Niederländisch⸗Ostindien in den Jahren 1877 und 1878. — Vereinigte Staaten von Amerika: Tabellarische Uebersicht des Ein⸗ und Aus⸗ fuhrhandels der Union in dem mit 30. Juni endenden Fiskaljahre 1879/80. — Chile: Valparaiso (Schiffsverkehr). — China: Schanghai (deutscher Verkehr in Tschinkiang).
— Nr. 24 des Justiz⸗Ministerialblattes hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 9. Juni 1881, betreffend die Vertretung des Fiskus in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten. — Allge⸗ meine Verfügung vom 10. Juni 1881, betreffend den §. 8 des Ge⸗ setzes über gemeinschaftliche Holzungen vom 14. März 1881 (Ges.⸗ Samml. 1881 S. 261). — Allgemeine Verfügung vom 13. Juni 1881 über den geschäftlichen Verkehr zwischen den Gerichten und der Staatsanwaltschaft in Ehesachen.
— Nr. 30 des Amtsblatts des Reichs⸗Postamts hat folgenden Inhalt: Gesetz, betreffend die Besteuerung der Dienstwoh⸗ nungen der Reichsbeamten. Vom 31. Mai 1881. — Verfügungen: vom 9. Juni 1881: Kennzeichnung der als Sperrgut zu behandelnden Packetsendungen. Vom 13. Juni 1881: Mahnung zur genauen Be⸗ achtung der Vorschriften über die richtige Verrechnung des Portos auf unfrankirten Sendungen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
8 Handbuch der Strafvollstreckung und Gefängniß⸗ verwaltung in Preußen. Herausgegeben von A. Dalcke, Ober⸗ Staatsanwalt, und S. Genzmer, Staatsanwalt bei dem Ober⸗ Landesgericht zu Marienwerder. Berlin, Verlag von H. W. Müller. Kartonnirt 6 ℳ — In Folge der Neugestaltung der Justiz⸗ behörden wurde eine Anzahl von Richtern und Staatsanwalten mit der Strafvollstreckung und Gefängnißverwaltung betraut, denen diese Gebiete der amtlichen Thätigkeit bis dahin ziem⸗ lich fremd geblieben waren. Sich auf den letzteren schnell zu orientiren ist aber um deswillen nicht ganz leicht, weil die be⸗ treffenden gesetzlichen und reglementarischen Vorschriften sich nur in einer Reihe von Jahrgängen des Justiz⸗Ministerialblattes und anderer Sammlungen zerstreut vorfinden; weil ferner viele derselben über⸗ haupt gar nicht gedruckt, sondern nur in den Generalakten der Be⸗ hörden zu finden sind, und weil es endlich auch bezüglich verschiedener Bestimmungen nicht unzweifelhaft ist, ob dieselben noch Geltung F oder nicht. Unter diesen Umständen stellte sich sehr
ald das Bedürfniß nach einer vollständigen Sammlung und übersichtlichen Darstellung aller das Gefängnißwesen und die Strafvollstreckung betreffenden Anordnungen heraus, und die Heraus⸗ geber glauben daher ihren Kollegen durch die Veröffentlichung diese Handbuchs einen nicht 2 Dienst geleistet zu haben. Daß dasselbe so spät nach sähner nkündigung erscheint, hat lediglich seinen Grund in der inzwischen erfolgten Veröffentlichung des neuen Ge⸗ fängniß⸗Reglements, dessen bevorstehendes Erscheinen erst bekannt wurde, nachdem das Manuskript zu obigem Handbuch bereits druck⸗ fertig vorlag. Selbstverständlich mußte nunmehr die Publikation dieses Reglements abgewartet werden, aber durch die Aufnahme und Berück⸗ sichtigung desselben wurde eine völlige Umarbeitung des Manuskripts, wenigstens in seinem zweiten Theile, nothwendig und damit die aller⸗ dings unliebsame Verzögerung unvermeidlich.
— Unter dem Titel: „Zur Kommunalsteu er⸗Reform contra Gneist“ ist in der J. H. Heuserschen Verlagsbu handlung in Neuwied und Leipzig von J. Schmitz, ehem. Bürgermeister“, vor Kurzem eine Broschüre veröffentlicht worden, die einen Beitrag zu der oben bezeichneten Frage zu liefern bestrebt ist Der Inhalt der Broschüre sh in 6 Theile gegliedert. Sie zeigt in ihrem ersten
Theile das in den letzten 2
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a 1 — ommunal⸗ lasten in Preußen und giebt eine Uebersicht über die Kommunalsteuer⸗ literatur und die in neuerer Zeit gemachten finanzpolitischen Vorschläge. Im zweiten Theile werden die Vorschläge von Gneist in dessen Werke: „Die Preußische Finanzreform durch Regulirung der Gemeindesteuer“ besprochen und der Kritik unterzogen. Der dritte Abschnitt bespricht den Entwurf des Verwendungsgesetzes und die Ueberweisung von Staatssteuern an die Gemeinden, während der vierte Theil die Staatssteuerreform und die Frage des Kommunalsteuersystems behandelt. Die beiden letzten kurzen Abschnitte erörtern nachträglich noch näher einzelne auf die behandelte Frage bezügliche Punkte. — Der Preis der kleinen Schrift beträgt 80 ₰.
— Das dieslährige 22. Programm des Gymnasiums der Stadt Pyritz enthält eine Abhandlung des Gymnasial⸗Lehrers Dr. Mascow, welche für den Unterricht in der Meteorologie und Wetterkunde auf den Gymnasien eintritt. Nach des Verfassers Meinung kann leicht an die unentbehrliche Grundlage derselben, die Wärmelehre, also in der Prima angeschlossen werden, wie dies auch in denjenigen Lehrbüchern geschehe, welche einen zu⸗ sammenhängenden Abriß der wichtigsten meteorologischen Gesetze geben. Dieser Anschluß an die Wärmelehre empfehle sich auch des⸗ halb, weil die letztere kein volles Semester in Anspruch zu nehmen pflege. Wenn, wie meistens der Fall, 2 Stunden wöchent⸗ lich für die Physik zur Verfügung stehen, so seien etwa 5 bis 6 Wochen für einen Kursus der Meteorologie ausreichend. Den Nachweis dafür sucht der Verf. dadurch zu geben, daß er am Schluß des Aufsatzes den gesammten Stoff dieser Lehrstunden in einem wohl⸗ disponirten übersichtlichen Plane darlegt und manche Fingerzeige über die Behandlungsweise des Lehrgegenstandes daran knüpft.
— Der letzten Nummer des „Deutschen Familienblatts“ (Berlin, F. H. Schorer) sind wieder zwei Bogen des jüngst erschienenen „Selbstschriften⸗Albums des Deutschen Reiches“ als Extra⸗ und Gratisbeilage hinzugefügt. Mit den späteren Heften folgen weitere Theile dieses werthvollen Albums, das somit bis Oktober d. J. vollständig (88 Seiten in Quartformat nebst einem Umschlag) in den Händen der Abonnenten des „Deutschen Familien⸗ blatts“ sein wird.
Nürnberg, 14. Juni. Wie der „Fr. Kur.“ berichtet, ist die egyptische Sammlung des hier verstorbenen Obersten von Gemming, welche Professor Dr. Georg Ebers käuflich an sich brachte, von diesem in den Besitz der Königlich sächsischen Regierung überge⸗ gangen und in den egyptischen Sammlungen zu Dresden gesondert unter dem Namen ihres ehemaligen Besitzers aufgestellt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Pest, 16. Juni. Das heutige Amtsblatt veröffentlicht die vom 10. bis 14. Juni eingelangten Saatenstandsberichte der ständi⸗ gen landwirthschaftlichen Berichterstatter des Ministeriums aus zwanzig Komitaten der oberen Gegend, zwölf Komitaten jenseits der Donau, vierzehn Komitaten im Alföld und aus fünfzehn Komitaten Sieben⸗ bürgens. Fast in keinem der Berichte werden entschiedene Klagen laut; die Meldungen von Rost tauchen nur sporadisch auf, die Be⸗ richte über Halmfrüchte im Allgemeinen sind vielversprechend, über Hackfrüchte und Knollengewächse zufriedenstellend. Auch über Raps lauten die Berichte keineswegs alarmirend; über Weingärten und Obst variiren dieselben zwischen mittelguten und vorzüglichen Aus⸗ sichten.
Gewerbe und Handel.
Durch ein Dekret des Präsidenten der Republik Honduras ist angeordnet worden, daß vom 30. März d. J. ab bis zum Anfange des nächsten Etatsjahres für die Einfuhr von fremden Waaren 5 % mehr als die im Tarif festgestellten Zölle zu zahlen sind. 8
— Nach dem 42. Rechenschaftsbericht über die Preußische Renten⸗Versicherungs⸗Anstalt zu Berlin für das Jahr 1880 hatte der Renten⸗Kapitalien⸗Fonds Ende 1879 42 281 947,45 ℳ Rentenkapital. Dazu kamen im Jahre 1880 für die Jahresgesellschaften 1839 — 79 von Nachtragszahlungen, Renten⸗ gutschriften u. s. w. 1 151 136,65 ℳ, und für die neue Jahres⸗ gesellschaft 1880 246 260 ℳ Einlagen ꝛc., wogegen 321 524,85 ℳ zur Rückgewährung der aus dem Rentenkapital entnommenen Beträge, zur Dotirung der Reservefonds u. s. w. verausgabt wurden, so daß Ende 1880. ein Bestand von 43357 819,25 ℳ verblieb. Zu den Jahresgesellschaften 1837 — 77 gehörten Anfangs 1880 76 782 Personen mit 197 163 Ein⸗ lagen, Ende 1880 noch 75 808 Personen mit 194 459 Einlagen; das Rentenkapital dieser Gesellschaften betrug Anfangs 1880 41 915 329,92 Mark, Ende des Jahres 42 735 855,59 ℳ Die Summe der für das Jahr 1881 zu zahlenden Zuschlagsrenten beträgt 45 400 ℳ Die höchste zulässige Rente mit 450 ℳ trifft alle noch bestehenden Ren⸗ ten der VI. Klasse, sowie die Jahrgänge 1839, 1840 und 1844. Als überschüssige Beträge sind von den Jahresgesellschaften 1839, 1840 und 1848 280 063 ℳ ab⸗ und den jüngeren Klassen derselben Jahresgesellschaft zugeschriben worden. Die Jahres⸗ gesellschaften 1878 — 79 zählten Anfangs 1880 1336 Mitglieder mit 4951 Einlagen, Ende 1880 1328 Mitglieder mit 4912 Einlagen; das Rentenkapital dieser Jahresgesellschaften ist von 366 617,53 ℳ auf 377 782,36 ℳ gestiegen. Die im Jahre 1880 gebildete 42. Jahres⸗ gesellschaft bestand Ende 1880 aus 439 Personen mit 3118 Einlagen und 246 260 ℳ Rentenkapital.
An Leibrenten bestanden Ende 1880 für 173 Personen 477 Ver⸗ sicherungen in Kraft über steigende Renten bis zum Maximum von 10 300 ℳ, 84 279 gleichbleibende Renten, 157 560 ℳ Kapital und 39 920 ℳ Einlage auf Kündigung. Das Gesammtdeckungsmittel für diese Versicherungen beträgt 840 924,80 ℳ, der Sicherheitsfonds 30 102,68 ℳ oder 3,579 % des Deckungskapitals.
Der Reservefonds hatte Ende 1880, 1 291 578,80 ℳ Bestand, 94 245,76 ℳ mehr als Ende 1879. Dabei sind 136 611 ℳ Zuschuß zu den Verwaltungskosten und dem Reservefonds geleistet worden.
Der Bestand der Sparkasse war am Ende 1880 2193 Bücher mit 1 103 369,95 ℳ Spareinlagen, gegen 860 Bücher und 586 816,18 ℳ Spareinlagen Ende 1879. Zurückgezahlt sind im Jahre 1880 393 497,9 ℳ auf 176 Bücher, eingezahlt 8b 1509 Bücher 878 401,64 ℳ Der Garantiefonds betrug Ende 1880 8738,24 ℳ, 5123,60 ℳ (die Hälfte des Reingewinnes) mehr als Ende 18709.
Die Passiva der Anstalt beliefen sich Ende 1880 auf 48 811 798,84 ℳ, denen Aktiva in gleicher Höhe gegenüberstanden, darunter 43 388 016 ℳ in Hypotheken und 1 880 388 ℳ in öffent⸗ lichen Papieren zum Nominalwerth von 1 923 800 ℳ
Berliner Wollmarkt, 18. Juni, Mittags. meldungen laut amtlichen Ermittelungen 12 000 Ctr. Man erwartet eine Vergrößerung derselben bis auf 18 bis 20 000 Ctr. Dem⸗ nach würde das auf dem eigentlichen Wollmarkt lagernde Woll⸗
uantum dem des verees um 6 bis 8000 Ctr. nachstehen. Der ollmarktsposten enthält mehr Produzenten⸗ als Händlerwolle. Ein größeres hiesiges Kommissionshaus, das im vorigen Jahre den fünf⸗ zehnten Theil des Wollmarktquantums in seinen Händen vereinigte, hat sich nur kaum für ca. 300 Ctr. reserviren lassen. Die fast all⸗ seitig bessere Verpackung der Wollen fiel auf. Auf die Qualitäten vertheilt sind in den Hallen des Wollmarktes bis jetzt eingelagert: 257 Ctr. schlesische, 250 Ctr. mecklenburgische und vorpommersche, 850 Ctr. hinterpommersche, 380 Ctr. priegnitzer ꝛc., 1750 Ctr. preu⸗ ßische und posensche Lolken. — Die Stadtläger dürften in dieser Cammpagme Wum ca. ¾ weniger stark befahren werden als im Vor⸗ sahe Die ungünstigen Witterungsverhältnisse verzögern das Eintreffen Kontraktwollen und sind beispielsweise preußische Wollen bisher fast gar nicht normirt. Inländische FE“ uner erschienen bereits ahlreich, während Fabrikanten sich erst vereinzelt auf den Lägern ehen ließen. Erstere zeigten für ihnen bekannte und beliebte Kämme, aber nur für solche, Kaufsinteresse und erwarben Einiges hiervon in sehr guter mittelfeiner Qualität zu gegen die letzte Hälfte der 50 er Thaler. Die Wäschen sind im großen Ganzen gut. Irgendwie
Wollmarktan⸗
mangelhafte Gattungen werden gar nicht beachtet. Die schwachen
de. 111 1 8 8 v;“ Einlieferungen sind theilweise auch dadurch beding
111u1“ daß in vinz diesmal ausnahmsweise viel ungewaschene Wollen, die bereits derart in den Konsum übergingen, verkauft worden sind. Stralsund, 15. Juni. Auf den am 9. und 10. Juni d. J. hier abgehaltenen Wollmarkt sind 5409 Ctr. Wolle gebracht wor⸗ den und ist davon nichts unverkauft geblieben. Der Durchschnitts⸗ preis war 144,5 ℳ, der höchste Preis 159 ℳ, der niedrigste 130 ℳ Das Schurgewicht war etwas geringer als im Jahre 1880. Leipzig, 16. Juni. (Dr. J.) Am heutigen Tage wurde der III., internationale landwirthschaftliche Maschinen⸗ markt in Leipzig auf dem Terrain des ehemaligen Erxerzierplatzes bei Gohlis eröffnet. Der erste dieser Märkte wurde bereits im Jahre 1877 von dem hiesigen landwirthschaftlichen Kreisverein ins Leben ge⸗ rufen. Ist auch heute die Zahl der Aussteller eine etwas geringere als auf den früheren beiden Märkten, so sind doch eine größere An zahl wichtige und bez. interessante neuere Maschinen und Geräth⸗ schaften am Platze. Unter Anderem befindet sich eine landwirthschaft⸗ liche Straßenlokomotive in Thätigkeit, welche bestimmt ist, auf größeren landwirthschaftlichen Etablissements die Betriebsmaschinen und sonstigen Lasten rasch von einem Ort nach dem andern zu transpor tiren. Die meisten der anderen Maschinen sind gleichfalls in Betrieb
gesetzt. Am künftigen Sonntag Abend wird der Markt geschlossen.
— Der heutige hiesiege Wollmarkt war mit ca. 1400 Centnern
Waare beschickt. Die Wäsche war infolge der ungünstigen Witterung der letzten Zeit eine zum größern Theile unbefriedigende, und es wur⸗ den nur für einige wenige Posten hochfeiner Waare ziemlich die vor⸗ jährigen Preise erzielt. Mittelsorten mußten sich mit einer Kürzung von 3 bis 6, geringere sogar bis 9 und 12 ℳ pro Centner begnügen. Der Markt galt um Mittag bereits für geräumt.
Berlin, 18. Juni 1881.
Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels.
Kopenhagen, Mai 1881.
In der Prozeßsache zwischen dem Hause A. Sar⸗ torius & Co. in Düsseldorf wider Fabrikant Lor. Bierfreund in Odense wegen unreeller Lieferung von gefärbtem Garn wird in der hiesigen „Berlingske Tidende“ vom 24. Mai d. J. Folgendes veröffentlicht:
„Die „Berlingske Tidende“ theilte am 11. dss. Mts. ein Erkenntniß des See⸗ und Handelsgerichts mit, nach welchem die Firma A. Sartorius & Co. in Düsseldorf zum Verluste eines Guthabens bei mir im Betrage von 1230 ℳ 90 ₰ und ferner zur Erstattung eines Betrages von 997 ℳ 43 J, also im Ganzen 2228 ℳ 33 ₰ nebst 100 Kronen Kosten verur⸗ theilt worden ist.
Die Sache drehte sich kurz gesagt darum, daß die genannte Firma in einer Reihe von Jahren bei der Lieferung von rothem Baumwollengarn von jedem Bund à 10 Pfund sich 1 Pfund angeeignet, und zur Verdeckung dieser sogenannten „Abfitzung“ jedes Bund durch chemischen Zusatz (Chlormagnium) wieder auf das frühere Gewicht von 10 Pfund gebracht hatte. Nachdem ich diese Entdeckung gemacht hatte, wollte ich mich selbstverständlich auf einen Vergleich nicht einlassen, da ich fand, daß ein solcher Trafik zur Warnung für Andere öffent⸗ lich enthüllt zu werden verdiente.
Die Herren Sartorius & Co. behaupteten zwar anfangs, mich in jeder Beziehung reell behandelt zu haben, da aber entscheidende Beweise gegen sie beigebracht wurden, mußten sie nachgerade einräumen, daß sie bei den meisten Lieferungen von dem Garne ‚„abgefitzt“ hatten. Sie haben sich demnach dem gegen sie ergangenen Urtheilsspruche auch unterworfen und die ihnen damit auferlegte Summe voll bezahlt.
Zu einer Zeit, wo Waarenverfälschungen leider nicht selten sind, glaube ich den endlichen Ausgang einer Sache veröffent⸗ lichen zu sollen, durch welche ein unwürdiger Trafik seine voll⸗ ständige Bloßlegung und wohlverdiente Strafe gefunden hat.
Lor. Bierfreund.“
Peking, Januar 1881.
Die Frage, warum es der deutschen Industrie bisher nicht gelungen, in überseeischen Ländern und besonders in Ostasien für ihre Erzeugnisse den Absatz zu finden, auf den sie nach ihrer Bedeutung und ihren Leistungen auf anderen Gebieten Anspruch zu häben scheint, ist wiederholt aufgeworfen worden und hat bei diesen Gelegenheiten auch zu mehr oder weniger eingehenden Erörterungen Veranlassung gegeben, ohne daß da⸗ durch an den thatsächlichen Zuständen etwas geändert worden wäre.
Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß auch die jetzt in den Gang gesetzte Enquete praktisch ebenso resultatlos ver⸗ laufen wird, namentlich wenn, wie dies bisher geschehen, in weitverbreiteten Kreisen die Ansicht vorherrschend bleibt, daß eine direkte staatliche Unterstützung der deutschen Industrie oder der deutschen Schiffahrt den gesunden Prinzipien der National⸗Oekonomie widerspreche. 8 8
Auf die oft vorgebrachten Klagen, daß der deutsche Fa⸗ brikant in Einzelheiten, wie z. B. in dem genauen Maße, der äußeren Ausstattungund der Verpackung ungenau und unzuver⸗ lässig sei, daß er namentlich auch bei der Aufstellung von An⸗ schlägen und Berechnungen langsam und schwerfällig sei und daß er nicht gelernt habe, sich den Beoürfnissen seiner Ab⸗ nehmer anzubequemen, hier zurückzukommen, dürfte überflüssig sein. Trotz ihrer vielfachen Berechtigung genügen diese Gründe nicht, um die nachtheilige Stellung der deutschen Industrie der anderer Länder gegenüber zu erklären; die Hauptveran⸗ lassung wird vielmehr darin gesucht und gefunden werden müssen, daß der deutsche Fabrikant zugleich Kaufmann ist oder es wenigstens sein will. Indem er selbst nach neuen Absatzgebieten sucht, ein an und für sich durch⸗ aus lobenswerthes Unternehmen, fehlen ihm einerseits die Kenntniß der Bedürfnisse und Eigenthümlichkeiten derselben, andererseits die Mittel, um mehr als einen schüchternen Ver⸗ such zu machen und im Falle des Mißlingens desselben — und die Fälle, in denen ein neues Fabrikat oder ein neuer Fabrikant sofort Erfolge erzielen, sind nicht häufig — auf der eingeschlagenen Bahn zu beharren. r
Aber selbst wenn die Bedürfnisse des Marktes auf siche⸗ ren Absatz schließen lassen, ist es oft das eigenthümliche unkaufmännische, nur auf einen augenblicklichen, vielleicht auf unreellem Wege zu erzielenden Vortheil gerichtete Gebahren des Fabrikanten, welches statt Gewinn Verlust bringt und damit nicht nur seine eigenen Interessen, sondern die der ge⸗ sammten heimischen Industrie schädigt. 1
Theoretisch liegt die Abhülfe für diesen Uebelstand nahe: die Abänderung des bisherigen Geschäfts zwischen Deutschland und Ostasien in der Weise, daß der Fabrikant in Zukunft nur noch mit in deutschen Häfen etablirten Kommissions⸗ häusern zu thun hat, welche auf der einen Seite die Be⸗
stellung, Prüfung, Verpackung und Versendung der Waare