1881 / 170 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Jul 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Oesterreich⸗Ungarn. Prag, 21. Juli. Der Kron⸗ prinz Rudolf ist mit der Kronprinzessin Stephanie heute Abend nach Hellbrunn bei Salzburg abgereist.

Pest, 20. Juli. In Angelegenheit der Zollfrage wird, wie der „Pester Lloyd“ erfährt, ein im August abzuhaltender Ministerrath das Programm der Regierung entwerfen. Vor⸗

aussichtlich werde dieses Programm die Zollrevision und die Zollerhoöhungen zur Grundlage nehmen, jedoch mit bedeuten⸗ den Kompensationen zu Gunsten der ungarischen Einnahmen. Im nächstjährigen Ausgabenbudget erscheinen größere Posten eingestellt für Handels⸗ und Industrie⸗ zwecke. Es werden zahlreiche Schulen organisirt, beispiels⸗ weise eine Schule für Müller, eine für Branntweinbrenner, für Hufeisenbeschlagung, für landwirthschaftliche Maschinen ꝛc. Außerdem ist das Budget genügend dotirt mit Hülfs⸗ summen für Gewerbetreibende, mit Unterstützungsgeldern für Uebungs⸗ und Wiederholungsschulen und für solche Gewerbe⸗ ehülfen, welche zum Behufe der weiteren Ausbildung auf Kosten des Staates in das Ausland gesendet werden. Dem „Pester Lloyd“ zufolge soll die Regierung die neuerdings angesuchte Konzession zur Vornahme der Vorarbeiten für mehrere von Budapest nach dem Westen projektirte Bahn⸗ rinien mit dem ausdrücklichen Bemerken ertheilt haben, daß hieraus durchaus keinerlei Consequenzen bezüglich der Bau⸗ konzession gezogen werden können. Dieser Vorbehalt soll ediglich in dem Wunsche der ungarischen Regierung seinen Grund haben, bezüglich dieser wichtigen Linien, welche die Fortsetzung sowohl des heutigen ungarischen Staatsbahnnetzes als auch der Budapest⸗Semliner Bahn nach der für Ungarn wich⸗ tigsten westlichen Exportrichtung bilden sollen, bis auf weiteres vollkommen freie Hand zu behalten. Aus Anlaß der bevor⸗ stehenden Regulirung des Theiß⸗Flusses in der unteren Strecke hat das Torontaler Comitat eine Petition an den Reichstag beschlossen, in welcher die drückende und gefahrvolle Lage, in welche die Bevölkerung des unteren Theiß⸗Thales unverschuldeter Weise gexieth, geschildert und gebeten wird, daß auch die an der Theiß, an der Maros, Temes, Béga, Berzava und Rojga wohnende Bevölkerung von Seite des Staates derselben Begünstigung theilhaftig werde, wie andere Gegenden des Landes, daß nämlich die Fehler sämmtlicherbisheri⸗ gen Regulirungen auf Staatskosten korrigirt werden und zwar von Seite des Staates in eigener Regie, nicht aber unter der Administration der verschiedenen Richtungen befolgenden einzelnen Flußregulirungsvereine. Es wird ferner um Her⸗ stellung genügender Flußdurchstiche unterhalb Szegedin und um Vertiefung und Verbreiterung des Theißbettes bei der Einmündung in die Donau, sowie um Anwendung des Re⸗ servoirsystems bei den Flußregulirungen gebeten. Diese Pe⸗ tition wurde, wie die „Ungarische Post“ berichtet, mit dem Ersuchen um Unterstützung auch den⸗Komitaten Bacs⸗Bodrogh, Csongrad, Arad und Temes, ferner den Städten Szegedin, Arad, Temesvar und Panesova mitgetheilt.

Belgien. Brüssel, 21. Juli. (Cöln. Z.) Die De⸗ putirtenkammer hat heute das Branntweinsteuergesetz mit

67 gegen 8 Stimmen angenommen und sich dann bis zum 3. August vertagt.

Großbritannien und Irland. London, 22. Juli.

(W. T. B.) Im Unterhause erwiederte heute auf eine bezüg⸗ liche Anfrage Me' Coans Gladstone, in der Angelegenheit Midhat Paschas habe die Regierung kein Recht zur Inter⸗ vention gehabt, sie habe aber geglaubt, daß im ur, h der Humanität, sowie im eigenen Interesse der Türkei und An⸗ gesichts der öffentlichen Meinung in Konstantinopel und in Europa Vorstellungen erwünscht sein könnten. Sie habe deshalb den Botschafter Lord Dufferin am 4. Juli angewiesen, zu Gunsten der Nachsicht und Mäßigung in der vertraulich⸗ sten, delikatesten und wirksamsten Weise Vorstellungen zu machen. Lord Dufferin habe sich dieses Auftrags in der takt⸗ vollsten Weise entledigt. Die englische Regierung zweifle nicht, daß Nachsicht und Mäßigung Europa befriedigen und den Interessen des Sultans und der Türkei zur Förderung dienen würden.

23. Juli. Im Unterhause sind die bei der Einzel⸗ berathung der irischen Landbill gestellten, von der Re⸗ aber beanstandeten Amendements sämmtlich abgelehnt worden.

8 (A. C) Eine an das Indische Amt in London ge⸗ richtete Depesche des Vizekönigs meldet unterm 19. d.: „Der Agent in Kandahar schreibt, daß die Sirdars Muhammed

Hashim und Muhammed Hasan mit Kavallerie Naczad erreicht haben. Sartip Mir Mahomed kam mit zwei Regimentern und 6 Kanonen am 13. d. in Washi an. Ayub Khan soll, wie es heißt, in Bakma sein, aber dies bedarf der Bestätigung. Die Streitmacht des Emirs Abdurrahman am Helmund be⸗ steht aus 5 Regimentern Infanterie, 2 Regimentern Kavalle⸗ rie, 1000 Kasdadars, 16 Kanonen und 500 Berittenen aus Kelat und Kandahar.“

Dem, Standard“ wird aus Durban gemeldet, daß in Basutoland eine Schwierigkeit entstanden ist. Einer der Pondo⸗Könige überließ der Kapregierung ein Stück Land an der Mündung des Flusses St. John, wo die Kolonialbehörden eine kleine Station nebst Fort errichteten, und seitdem das Recht beanspruchen, die für die Eingeborenen im Innern be⸗ stimmten Waaren zu besteuern. Die Pondos bestreiten dieses Recht und löschten die Fracht eines Fahrzeugs vom Kap, ohne die von ihnen verlangten Zölle zu entrichten. Die Lokal⸗ behörden haben an die Kapregierung appellirt, die in der Sache unverzüglich einschreiten wird.

Die englische Garnison in Transvaal besteht

egenwärtig aus 4 Regimentern Kavallerie, 3 Batterien, 2 mpagnien Genietruppen, 9 Bataillonen und 5 Compagnien Infanterie, im Ganzen aus 11 677 Mann aller ffen⸗ gattungen.

Frankreich. Paris, 21. Juli. Das Amtsblatt ver⸗ böffentlicht das Gesetz, welches die gegenwärtig in Kraft be⸗ stehenden Handelsverträge und Konventionen vom 8. November 1881 an auf drei Monate verlängert. Wie die „Agence Havas“ meldet, ist der französische Konsul in Stultgart (Marquis de Ripert Monclar) außer Thätig⸗ keit gesetzt worden, weil er am 14. d. versäumt hat, das -v.Sng der Republik durch Aufhissen seiner Flagge mit⸗ zuseiern. 8 .

22. Juli. (W. T. B.) Der Senat hat heute das Gesetz über Armeeadministration mit einigen Ab⸗ änderungen genehmigt.

Dem Vernehmen nach wird die Expedition, welche bei Beginn des wegung setzen

bstes sich I Bou Amema in Be⸗

aus drei siedenen Kolonnen bestehen,

deren erste 2500 Mann zählen und von Saida aus⸗ gehen würde. Die zweite aus 1200 Mann bestehende Kolonne würde Sebdou, die dritte, gleichfalls 1200 Mann zählende Kolonne, würde Géryville zum Ausgangspunkt haben. Alle drei Kolonnen würden sich in der Gegend von Ksour vereinigen und dann bis Figuig vorgehen. Die Expeditions⸗ truppen sollen aus bereits in Algier akklimatisirten Truppen⸗ theilen bestehen und in ihren bisherigen Garnisonen durch aus Frankreich nachgeschobene Truppen ersetzt werden.

In der vergangenen Nacht wurde in der Gegend von Lyon und Grenoble ein Erdbeben verspürt.

23. Juli. Der französische Admiral in Sfax unter⸗ handelt gegenwärtig mit den Führern der dortigen Ein⸗ gesessenen, welche sich vielfach weigern, die Stadt wieder zu betreten, aus Furcht vor dort noch befindlichen Insur⸗

genten. Solche werden fortgesetzt in Kellern versteckt auf⸗ gefunden.

Dem „Temps“ wird aus Tunis vom 20. d. u. A. telegraphirt:

„In Sfarx schossen während mehrerer Tage die Einwohner aus den Häusern auf unsere Soldaten. Man suchte überall nach, und es kam etliche Male vor, daß fanatisirte Sfaxier sich lieber tödten ließen, als daß sie sich ergeben hätten. Aus Keruan wird berichtet, daß die Sla unsere Truppen erwarten und sich auf den Kampf vor⸗ bereiten. jie rufen alle Stämme zu den Waffen. Die Häuptlinge der treu gebliebenen Stämme sind in großer Verlegenheit und wünschen die Franzosen herbei, damit diese den Sahel (die Küstengegend) besetzten. In Tunis hat die Nachricht von der Einnahme von Sfar eine gute Wirkung geübt, aber auf dem flachen Lande herrscht allgemeiner Schrecken wegen der räuberischen Ueberfälle. Die Karawanen werden ausgeplündert und Niemand ist mehr seines Lebens und seiner Habe sicher.“

Einem Telegramm desselben Blattes aus Saida 20. Juli, entnehmen wir Folgendes: „Die Umgebung der Stadt in einem weiten Umkreise scheint ruhig. Der Stamm der Hassassua hat eine Petition eingereicht, um dem Civilgebiete einverleibt zu werden. Von den arabischen Reitern der Region, sonst 4000 an der Zahl, sind nur 1000 beibehalten und zwei Drittel davon der Militärbehörde zur Verfügung gestellt worden, während die übrigen die Silos an den Grenzen des Tells zu bewachen haben. Die Nachrichten über die Zwistigkeiten im Lager Bu⸗Ame⸗ mas werden von verschiedenen Seiten bestätigt. Donnerstag, den 14., wurde der Oberst Brunetière 50 km von Tiaret am Fuße des Berges Nador bei Sonnenaufgang seiner ansichtig. Er setzte ihm nach und verhinderte die Truppen des Mara⸗ buts am Tränken ihrer Thiere, so daß dann mehrere todte Pferde, auf der Straße liegend, gefunden wurden, aber als Bu⸗Amema in Ogla⸗Sidi⸗Abdurahman Halt machte, waren die französischen Sol⸗ daten zu erschöpft, um ihn zu erreichen. Noch in der Nacht brach er wieder auf, und der Oberst Brunetidre folgte ihm, aber immer in derselben Entfernung. So verging der Freitag und der Sonnabend, an welchem Tage er vnestlich von Lamiat rastete. Dort brach zwischen Bu⸗Amema und seinen Anhängern heftiger Streit aus. Die Einen wollten sogleich nach dem Süden ziehen, während Andere eine Razzia vorschlugen, welche zwischen Saida und Tagremaret vollzogen werden sollte. Marabut willigte in das Unternehmen, zog sich aber wieder zurück, als er hörte, daß die Colonne des Obersten Swiney um die Brunnen von Tirein ihr Lager aufgeschlagen hatte. Er wandte sich nun nach Süden und bezog die alten Lagerplätze, die er vor dem Angriffe der Kolonne Innocenti auf ihrem Marsche nach Schellabad einnahm.“

Griechenlaund. Der „Pol. Corr.“ gehen aus Arta folgende, vom 8. d. datirte Mittheilungen zu: „‚Sowohl die internationale Kommission zur Leitung der Ge⸗ bietsübergabe, wie auch jene zur definitiven Feststellung der Grenze sind am 2. Juli, 6 Uhr Morgens, mit dem Dampfer „Iris“, wel⸗ chem ein türkisches Kriegsschiff das Geleite gab, in Salagora, dem Hafenplatze für Arta und Janina, angelangt. Salagora ist nur eine Zoll⸗ und Sanitätsstation, welche ein kleines Fort besitzt. Von dort aus beginnt die Fahrstraße nach Arta, welche vollkommen eben ist und an den zwei Seen von Logara und Tschukali vorüberführt, die sie allein von einander trennt. Die europäische Kommission reiste noch an demselben Tage gegen Mittag von dort ab und traf um 3 Uhr Nachmittags in Begleitung eines tscherkessischen Offiziers und 50 tscherkessischer Reiter hier ein. Vor der vielbogigen, aus Stein gebauten Brücke über den Arachthon, war zum Empfange der Kom⸗ mission die türkische Garnison aufgestellt, während diesseits des Flusses noch eine weitere Truppenabtheilung, die Lokalbehörden, der Pascha und der Stellvertreter des griechischen Metropoliten von Arta Auf⸗ stellung genommen hatten. Nach Begrüßung derselben wurden die Kommissionsmitglieder nach Nationalitäten in die schon früher für sie vorbereiteten Wohnungen geführt. General Sir E. B. Hamley mit den übrigen englischen Delegirten wurden in dem schönsten, dem Griechen Karapanos gehörigen Hause Artas untergebracht. Der Einzug der Kommission in die Stadt war wirklich erhebend, wiewohl die grie⸗ chische Bevölkerung, welche die entschiedene Mehrheit bildet, denn sie zählt etwa 6400 Seelen, ihrer Freude über die Ankunft der Kom⸗ mission nicht so, wie sie es gerne gewollt hätte, Ausdruck geben konnte, weil die türkischen Infanteristen sie mit ihren Kolben, die tscher⸗ kessischen Reiter mit ihren Schwertern daran zu hindern drohten. Von den 8000 Bewohnern Artas sind 800 Muhamedaner und 800 Juden. Eine alte Akropolis und ein kleines, erst jüngst mit einer Kanone armirtes Fort beherrschen die Stadt. Die Straßen der Stadt sind breit, rein gehalten, durchwegs asphaltirt und haben nach türkischer Sitte ein höher gelegenes Trottoir. Straßen wie hier begegnet man in anderen türkischen Städten mit der gleichen Einwohnerzahl nur äußerst selten. Auch an Wasser kennt man hier keinen Mangel, denn obwohl das Flußwasser vollkommen trinkbar ist, liefern noch an siebenzig Brunnen ein gutes Trinkwasser. Einen malerischen Anblick gewährt, von der Brücke aus gesehen, die Kirche zur trostreichen Jungfrau, die, auf einer Anhöhe erbaut, ein prächtiges Denkmal byzantinischer Kunst ist. Nach dem Austausche gegenseitiger Besuche trat die Kommission am Nachmittage des 3. Juli, einem Sonntag, zu einer ersten Sitzung zusammen, welcher am folgenden Tage zwei weitere Sitzun⸗ len folgten, worauf gegen Abend dem türkischen General Hidazet Pascha und dem griechischen Delegirten General Saputzakis der Beschluß der Kommission, betreffend die Okkupation des Dorfes Dimario und die Räumung desselben Seitens der türkischen Truppen zur Kenntniß gebracht wurde. Dienstag, den 5. Juli, ver⸗ fügten sich als vsecsefdie der Kommission der englische Oberst Clerv, der französische Kapitän Meyniel und der griechische Hauptmann Konstantinides zu den beiderseitigen Armeen. An demselben Tage setzte sich das an der alten Grenze stationirte zweite griechische Jäger⸗ Bataillon unter dem Kommando seines Majors Nikolaus Tserulis in egung, überschritt die Grenze und besetzte das vorgenannte Dorf, nachdem sich die dort garnisonirenden türkischen Truppen nach Ober⸗Peta, einem unweit von Arta gelegenen Dorfe, zurückgezogen hatten. Di⸗ mario ist ein griechisches Dorf mit 300 Einwohnern. Am 5. Juli hielt die Kommission abermals eine Doppelsiung. worauf den zwei —— der Beschluß der Kommission, betreffend die Räumung von rta und somit der gesammten ersten Sektion der zedirten Gebiete r Kenntniß gebracht wurde. Der Beschluß wurde dem in Menidion tehenden Ober⸗Kommando der griechischen Armee noch um Mitternacht mitgetheilt, und es setzten sich sonach die griechischen Truppen am folgenden Morgen von Menidion aus nach Annina und von Annina nach Arta in Be⸗ wegung, dessen Besetzung Schlag 2 ½ Uhr Nachmittags durch eine kleine Abtheilung griechischer Truppen mit. dem Offizier Ketali an der Spitze begann, welcher nach und nach andere kleinere Abtheilun⸗ gen folgten, bis um 4 Uhr Nachmittags das Gros der Okkupations⸗ —2 mit dem Ober⸗Befehlshaber, General Skarlatos Soutos an der Téte, bestehend aus vier Infanterie⸗, einem Genie⸗, einem Gebirgs⸗

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lichen Zwecken. Ermächtigung preußischer Zollstellen zur

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Artillerie⸗Bataillon und einer Escadron von 500 Reitern, seinen Ein⸗

zug hielt.“

Türkei. Konstantinopel. Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier unterm 19. d. gemeldet: Die Pforte erwartet Aufklärungen von der Grenz⸗Abstechungskommission in Betreff des türkischen Zollhauses an der Brücke von Arta, um diese Frage zu regeln. Die Kommissarien sind jetzt mit der Tra⸗ cirung der Grenze in der zweiten Zone beschäftigt, die, da sie gewisse Schwierigkeiten darbietet, einigen Verzug ver⸗ ursachen dürfte. Nichtsdestoweniger wird die mit der Ueber⸗ wachung der Uebergabe des an Griechenland abgetretenen Territoriums betraute internationale Kommission am 5. August zur Wiederaufnahme ihrer Aufgabe abreisen.

Amerika. New⸗York, 20. Juli. (Allg. C) Roberts, der Gouverneur von Texas, hat es abgelehnt, eine Aufforderung zu erlassen, worin ein Danksagungstag für General Garfields Wiedergenesung anberaumt wird, wie dies von dem Gouverneur von Ohio vorgeschlagen worden. Er begründet seine Weigerung damit, daß er es für widersinnig halte, eine Aufforderung zum Gottesdienst zu erlassen in einem Lande, wo Kirche und Staat getrennt gehalten werden, obgleich er nicht zweifelt, daß die Texaner ebenso inbrünstig für den Präsidenten beten werden als irgend ein anderer Theil der Bevölkerung der Vereinigten Staaten. In Dallas wurde gestern eine öffentliche Versammlung abgehalten, in der Resolutionen zur Annahme gelangten, welche die Handlungsweise des Gouver⸗ neurs mißbilligen und erklären, daß der von den Gouver⸗ neuren anderer Staaten anberaumte Danksagungstag auch in Texas beobachtet werden solle. Viele texanischen Blätter tadeln gleichfalls den Gouveneur und bemerken, daß er mit dem von ihm eingeschlagenen Verfahren unter den Staaten⸗ Gouverneuren allein dastehe.

22. Juli. (W. T. B.) Die republikanischen Mitglieder der Legislatur des Staates New⸗York haben die zwischen verschiedenen Gruppen der Partei bestandenen Mei⸗ nungsverschiedenheiten ausgeglichen und Lapham an Stelle Conklings zum Senator der Vereinigten Staaten gewählt.

Asien. Teheran. Eine Reutersche Depesche meldet von hier unterm 20. ds.: Musa Pascha hat den Befehl er⸗ halten, sich nach der Grenze zu begeben, um Abdul Kader und Sadik, die Söhne des Kurdenchefs Obei Dullah gefangen zu nehmen und nach Konstantinopel zu senden. In der Provinz Azerbaidjan, wo die Regierung Ala⸗ed⸗Daulehs große Fähigkeit entwickelt, herrscht Ruhe. Der Gouverneur befindet sich gegenwärtig in Urmia, und ist in jüngster Zeit mit der Wiederinstandsetzung der Forts und Verstärkung der Grenzvertheidigungsmittel beschäftigt gewesen. Es ist wenig Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden, daß Muzaffer⸗ed⸗Die, der Thronerbe, vor Ende des Jahres hierher zurückkehren wird. Sipah Salar Azem Hussein Khan wird in Kurzem in Mesched erwartet, um Rouku⸗ed⸗Daruleh, den Bruder des Schahs, als Gouverneur von Korassan zu ersetzen. Der Schah hält sich gegenwärtig im Gebirge unweit Demavend auf. Massud Mirza Zil⸗es⸗Sultan, der älteste Sohn des Schahs, ist, neben seinen anderen Aemtern, auch zum Gou⸗ verneur von Kermanschah ernannt worden, und regiert jetzt mehr als halb Persien. Im ganzen Lande sind Aussichten auf eine ergiebige Ernte vorhanden.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 14. Juli. (Pol. Corr.) Nach hier eingelangten Nachrichten wurde der katho⸗ lische Bischof von Massuah, Msgr. Touvier, auf einer Rund⸗ reise zur Inspizirung der katholischen Missionen in Abyssi⸗ nien, während er in der Missionskirche in Alithiena die Messe celebrirte, gleichzeitig mit den Lazaristen⸗Missionären Klement, Coulgon, Barthès und Rouhé von einer Schaar Abyssinier überfallen und gefangen genommen. Die Abyssinier plünderten die Kirche und die Wohnungen der Lazaristen und steckten dieselben sodann in Brand. Die Ge⸗ fangenen wurden ihrer Kleider beraubt und ins Innere des Landes abgeführt. Es ist noch nicht bekannt, ob die ener⸗ gischen Schritte des französischen Konsuls in Massuah beim Könige von Abyssinien von Erfolg begleitet waren.

Die Nr. 29 des Central⸗Blatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Sel. und Steuerwesen: Bestellung von Stations⸗Controleuren. Narine⸗ und Schiffahrt: Bestimmungen, betreffend die Statistik des Verkehrs auf den deutschen Wasserstraßen. Post⸗ und Telegraphen⸗ wesen: Uebersichtskarte des Weltpostvereins mit Angabe der über⸗ seeischen Postdampfschiffslinien. Konsulatwesen: Ernennung;

Erequatur⸗Ertheilung. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern

aus dem Reichsgebiete.

Nr. 37 des Amtsblatts des Reichs⸗Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 15. Juli 1881. Guatemala zum Weltpostverein. Vom 16. Juli 1881. 1 gung des Portos für Packet⸗ und Geldsendungen nach und aus Groß⸗ britannien und Irland bei der Beförderung über Hamburg. Vom 14. Juli 1881. Versendung von Drucksachen unter Band nach Ruß⸗ land. Vom 16. Juli 1881. Verwechselung der Ortsnamen Lud⸗ wigshafen in der Pfalz und Ludwigshafen am Bodensee bei Leitung der Postsendungen. b

Archiv für Post und Telegraphbie. Beiheft zum Amts⸗ blatt des Reichs⸗Postamts. Herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗ Berlin. Juni 1881. Nr. 13. Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Das Bauwesen der deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ Verwaltung. Die Einführung des Postpacketbeförderungsdienstes im inneren Verkehr des Königreichs Italien. Mittheilungen über Reichspost, Fernsprecher, Phonograph und Luftschiffahrt im 17. Jahr⸗ hundert. Geschichte der Regentschaft Tunis. Kleine Mitthei⸗ lungen: Postsparkassen in England. Schiffseisenbahn über die Landenge von Panama. Flaschenpost. Literatur des Verkehrs⸗ wesens: Leitfaden der geographischen Verkehrslehre für Schulen und zum Selbstunterricht. Supplement zu E. v. Sevydlitz’s Geographie von Dr. Philipp Paulitschke. Illustrirt durch 10 Kartenskizzen. 108 °. Breslau bei Ferdinand Hirt. 1881. Zeit Jrifres nsberha

Die Nr. 29 des Deutschen Handels⸗Archivs, Wochenschrift ür Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat olgenden Inhalt: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Abänderung des

egulativs, betreffend die Steuerfreiheit des Branntweins zu Fhaes.

erti⸗ gung von Waaren der Nummern 41 d. 5 und 41 d. 6 des Zolltarifs. Italien und Rumänien: Konsular⸗ und Niederlassungsvertrag bedars Italien und Rumänien. Berichte: Deutsches Reich: Zur

ebung des deutschen Ausfuhrhandels. Berlin (Geschäftsempfeb

ungen für Brasilien). Niederlande: Groningen (Handelsbericht).

hre 1880. Mexiko: Handelsbericht aus Guaymas für 1880. Annalen der pesesenss und Maritimen Meteorologie. Organ des hydrographischen Amts und der Deut⸗ chen Seewarte. Herausgegeben von dem hvdrographischen Amt der aiserlichen Marine. Neunter Ja rhang. 1881. 5 t VI. Inhalt: Ueber die Berechnung des wahrscheinlichsten anges aus einer Reihe von Standbeobachtungen und über

Samoa⸗ und Tonga⸗Inseln: Handel ng im

nomet ichts

Beitritt von Ermäßi-

IWv. 1880

aus Standesunterschieden der Chronometer. Von Prof.; in Kiel. Bodengestaltung des Golfs von Mexiko. Die geo⸗ graphische Vertheilung und Bewegung der barometrischen Minima über Nordwest und Mitteleuropa in den Jahren 1876—80. Aus den Reiseberichten S. M. Aviso „Loreley“, Kapt.⸗Lieutenant von Wietersheim: 1) Einige Bemerkungen über das Erdbeben von Chios im April 1881; 2) Physisch⸗ozeanische Beobachtungen bei Chios. Aus den Reiseberichten S. M. S. „Victoria“, Korv.⸗Kapt. Valois: 1) Rhede von Freetown und Küste zwischen Freetown und King Williams Town, 2) Wind⸗ und Stromverhältnisse auf der Reise von den Kap Verdeschen Inseln bis Bahia, April 1881. Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Fe⸗ bruar 1881. Aus den Reiseberichten der Bark „Oberbürgermeister von Winter“, Kapt. Scheibe. (Mittheilung von der Deutschen See⸗ warte.) 1) Hafen von Troon, Westküste von Schottland, 2) Hafen von Doboy, Georgia, Ver. St. Aus den Reiseberichten der Bark „Van den Bergh“, Kapt. B. Rehberg. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) Hafen von Aux⸗Cayes auf Haiti. Ver⸗ gleichende Uebersicht der Witterung des Monats März 1881 in Nordamerika und Centraleuropa. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). Kleine hydrographische Notizen. Tabellen. rtenbeilagen.

88 Nr. 19 des Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatts, heraus⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 27. Juni 1881, betr. Bewilligung freier Fahrt an Abtheilungs⸗ baumeister und Sektionsbaumeister, vom 30. Juni 1881, betr. Feststellung der Bauprojekte, Inbetriebnahme und polizeiliche Beauf⸗ sichtigung der für industrielle, bergbauliche oder ähnliche Zwecke be⸗ stimmten, an eine Staats⸗ oder unter Staatsverwaltung stehende Eisenbahn anschließenden Privatgeleise, vom 7. Juli 1881, betr. Einstellung von Nichtrauchercoupes in die Personenzüge, vom 9. Juli 1881, betr. Durchfahrtsprofile der Zechenbahnen, vom 11. Juli 1881, betr. Beförderung von Kleinvieh ohne Beigabe eines Begleiters, vom 12. Juli 1881, betr. Bekanntmachung von Fahr⸗ planänderungen, vom 12. Juli 1881, betr. Abonnementskarten für Schüler, vom 13. Juli 1881, betr. Feststellung der Amtskautionen, vom 13. Juli 1881, betr. Abänderungen und Ergänzungen des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 13. Juli 1881, betr. Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Oester⸗ reich⸗Ungarn. Nachrichten.

Das Centralblatt der Bauverwaltung, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten (Redaktion: O. Sarrazin und H. Eggert), Jahrgang I. Nr. 17 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Preußischer Beamten⸗Verein. Nichtamt⸗ liches: Kanalisirung der Unterspree von den Damm⸗Mühlen in Ber⸗ lin bis Spandau. (Schluß.) Von der Patent⸗ und Musterschutz⸗ Ausstellung in Frankfurt a. M. III. (Schluß.) Die medizinischen Lehrinstitute der Universität in Halle a. S. Sicherheitsmaßregeln für Theater. Vermischtes: Hermann Nicolai †. Boissonet⸗ Stiftung. Viehrampe für Kopf⸗ und Seitenverladung in zwei Etagen. Technische Hochschule in Berlin. Technische Hochschule in Hannover. 1 11“

Heft 7 und 8 (Jahrg. XXXI.) der Zeitschrift für Bauwesen, herausgegeben im Ministerium der öffent⸗ lichen Arbeiten. Redaktions⸗Kommission: H. Herrmann, Ober⸗ Baudirektor, Fr. Hitzig, Geheimer Regierungs⸗Rath, J. W. Schwed⸗ ler, Geh. Ober⸗Baurath, O. Baensch, Geh. Ober⸗Baurath, H. Oberbeck, Geh. Ober⸗Baurath. Redacteur: F. Endell, Regierungs⸗ und Bau⸗ rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, (Berlin, Verlag von Ernst u. Korn Gropiussche Bucy⸗ und Kunsthandlung) hat folgenden Inhalt: Originalbeiträge: Das Königliche Regierungs⸗ gebäude zu Königsberg i. Pr., mit Zeichnungen auf Blatt 1 bik. 9 im Atlas, von Herrn Regierungs⸗ und Baurath F. Endell in Berlin. (Fortsetzung statt Schluß.) Die Märkte von London, mit Zeich⸗ nungen auf Blatt 45 bis 49 im Atlas, von Herrn Regierungs⸗Bau⸗ meister J. Hennicke in Berlin. (Schluß folgt.) Die Deiche am Niederrhein, mit Zeichnungen auf Blatt K. im Text, von Herrn Professor J. Schlichting in Berlin. (Schluß folgt.) Studien uͤber die Gestaltung der Sandküsten und die Anlage der Seehäfen im Sandgebiet, von Herrn Regierungs⸗Baumeister H. Keller in Berlin. (Fortsetzung.) Mittheilungen nach amtlichen Quellen: Die Staatsbahnstrecke Oberlahnstein⸗Coblenz⸗Güls, insbesondere die Brücken über den Rhein oberhalb Coblenz, über die Mosel bei Güls und über die Lahn oberhalb Niederlahnstein. I. Die Rheinbrücke der Staatsbahn bei Coblenz, mit Zeichnungen auf Blatt 20 bis 28 im Atlas und auf Blatt E. bis H. im Text. (Fortsetzung.) Der Amsterdamer Seekanal, mit Zeichnungen auf Blatt 43 und 44 im Atlas und auf Blatt J. im Text, Reisebericht des Herrn Regierungs⸗ Baumeister W. Kuntze in Pillau. (Schluß.) Verzeichniß der im preußischen Staate und bei Behörden des Deutschen Reiches ange⸗ stellten Baubeamten. (Ende Mai 1881.) Literatur: Das obere Fellagebiet im Kanalthale in Kärnthen und die dortigen Wasser⸗ bauten, mit Untersuchungen über Steinkisten und Thalsperren von Martin Kovatsch, Dozent der K. K. technischen Hochschule in Brünn. Wien 1881. Die Rutschungen, ihre Ursachen, Wirkungen und Be⸗ hebungen. Von Ludw. E. Tiefenbacher, Ingenieur. Wien 1880.

Von der im Verlage von Ernst u. Korn hierselbst erscheinen⸗ den „Zeitschrift für das Berg⸗, Hütten⸗ und Salinen⸗ wesen im Preußischen Staate, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten“, liegt jetzt das dritte Heft des XXIX. Ban⸗ des vor. Dieses Heft hat folgenden Inhalt: A. Verwaltung: Ge⸗ setze, Verordnungen, Ministerialerlasse und Verfügungen. Kom⸗ mission zur Untersuchung und Prüfung der Sicherheitsmaßregeln egen schlagende Wetter. B. Abhandlungen; v. Groddeck: Ueber ie Erzgänge bei Lintorf. Mohs: Das Abteufen des Carlschachtes auf dem Braunkohlenbergwerke Alexander bei Förderstedt. Tecklenburg: Ueber die Bohnerze in Rheinhessen. Weißleder: Beschreibung der maschinellen Rätteranlage auf den Dechen⸗Schächten der Königlichen Steinkohlengrube Heinitz bei Saar⸗ brücken. Versuche und Verbesserungen bei dem Bergwerksbetriebe in Preußen während des Jahres 1880. Reh: Das Kupfererz⸗ und Salzvorkommen in der Permischen Formation Südrußlands. C. Lite⸗ ratur: Uebersicht des Inhalts technischen Zeitschriften für die Monate März, April und Mai 1881. Besprechungen erschienener Werke. as vorliegende Heft enthält 31 Holzschnitte im Terxt und ist demselben ein Atlas eben, welcher die Tafel XI. bis

Statistische Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗ Aktiengesellschaft Abibeilun für Unfallversicherung kamen im Monat Juni 1881 zur Anzeige: 19 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 6 Unfälle, in Felge deren die Beschädigten noc in Lebensgefahr schweben, 46 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge baben werden. 683 Unfälle mit u-. nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit; im Ganzen 754 Unfälle.

Ueber das Lebensversicherungsgeschäft des Preußi⸗ en Beamtenvereins entnimmt die Monatsschrift für deutsche

ite der an die Mitglieder der Lebensversicherungs⸗Abtheilung ge⸗ richteten Veröffentlichung der Direktion, vom 28. Mai d. J., fol⸗ Lende Nachrichten. Beim preußischen Beamtenverein betrug

die 52— Der Geschafts5e. * nahme der Lebens⸗ oz.

„,—38ö.42— in Mark Pr.⸗Einn.

918,16 23,235 %

201 335,58 35,337 %

310 125,95 28,630 %

im Geschäfts⸗ jahr . 18707

II. 1878 I11. 1879

Letztere

betragen

0⁄%00 des Versicher.⸗ Bestandes

war Ver⸗ Versicher.⸗ waltungs⸗ Bestand kosten ultimo 1879 1879

2) Lebens⸗Versicherungs⸗ und

1) Lebens⸗Versicherungsbank füur . Deutschland in Gotha 364 014 400 ErsparnißHbank zu Stutt⸗

gart 151 045 541 373 442 3) Allgemeine Versicherungs⸗ 1 Anstalt zu Carlsruhe 90 837 452 241 449

Von den übrigen 35 deutschen Lebens⸗Versicherungs⸗Anstalten be⸗ tragen bei 10 die Verwaltungskosten von 3,50 5,50 %, bei 14 von 6,00 8,50 %, bei 6 von 9,50 13,00 %, bei den übrigen 5 An⸗ stalten mehr als 15,00 %. 1— 1—

Dagegen stellt sich beim Preußischen Beamten⸗Verein Folgendes heraus:

Geschäftsjahr Bestand tungskosten des Versicherungs⸗

ultimo 1879 1879 Bestandes 6132 000 R s2231 N. 330 9 052 100 24 133 2,67 III. 1879 12 841 950 30 437 2,37 IV. 1880 17 156 400 1.32 857 1,92

Es ist klar, daß mit weiterem Wachsen des Vereins eine weitere erhebliche Verminderung der Verwaltungskosten eintreten muß, da bei gleichen Verwaltungsgrundsätzen ein großes Institut erheblich billiger zu verwalten ist, als ein kleines.

Die Geschäftsgewinne des Vereins würden natürlich lange nicht die angegebene Höhe erreicht haben, wenn der Verein nicht in der Lage wäre, die großen Kosten des Agenturwesens zu ersparen. Das aber haben wir unsern Zweigvereinen und Lokalausschüssen, deren wir schon Ausgangs 1880 72 zählten, sowie unsern ca. 800 Vertrauens⸗ männern zu danken.

Wissenschaft und Literatur.

Das 7. (Juli⸗) Heft von Petermanns Mittheilungen (Gotha, Justus Perthes) bringt an der Spitze die Beschreibung einer Reise von Sa⸗yang in YPünnan nach Bamo in Birma, von dem Ober⸗Lieutenant G. Kreitner, Mitglied der Expedition des Grafen Béla Szechenyi. In dieser Arbeit sind namentlich die Erörterungen über den Ursprung des Irawaddi von geographischem Interesse, von allgemeinerem die ethnographischen Mittheilungen über die Bewohner jener selten durchreisten Länder, die Payü, die Katschin, deren ca. 20. Fürsten so gut wie unabhängig von China sind. In der beigegebenen, von dem Verfasser aufgenommenen und ge⸗ zeichneten Karte ist denn auch ihr Gebiet als politisch selbst⸗ ständiges eingezeichnet, obgleich die Karte des Generals von Teng⸗yueh die Katschin als chinesische Unterthanen betrachtet. Nach Kreitner aber läuft die Reichsgrenze Chinas von der Grenzstadt Mayünke (Manwyn) längs des Plateaurandes nach Norden, macht in der Höhe des, Tschasan eine Biegung nach Osten und fällt dann, die Stämme der Lyssu noch in die Provinz YNünnan einverleibend, mit der Wasserscheide des Lu⸗kiang und Long⸗kiang zusammen. Es folgt ein weiterer Brief von Dr. W. Junker über seine Rundreise in dem südlichen Niamniam⸗Lande, datirt aus Palembata vom 28. Januar d. J. Derselbe schildert die Ueberschreitung des Kiballi⸗Uélle⸗Mäkua und einen Besuch bei den (Monbuttu⸗ oder) Mangbattustämmen. Junker muß ein ganz besonderes Talent zur freundlichen Verständigung mit den Eingeborenen besitzen, denn er erzählt, er sei häufig von hellen Haufen der Bevölkerung begleitet worden, die sein Verbleiben im Lande sehnlichst wünschten. Auch war der Reisende bei diesen Stämmen wieder mehrfach Friedensstifter in ausgebrochenen Kriegen. In der Zeit seines zweimonatlichen Aufenthalts im Lande des Häupt⸗ lings Ndorüma (neben dessen Hütten er seine Station errichtet und einen Garten mit europäischen Gemüsepflanzen angelegt hatte, um auch einmal etwas anderes als Ameisen essen zu können) sandten ver⸗ schiedene Niamniamfürsten Boten zu ihm, um ihn zu veranlassen, ihre Gebiete zu besuchen, denn viele hielten seine Anwesenheit in ihrem Lande für eine Garantie theils gegen das ihnen von früher bekannte Plünderungssystem der durchziehenden Elfen⸗ beinhändler, theils gegen Räubereien der Nachbargebiete. Von allen Gebieten im Niamniam⸗Reiche hat nur Mbio, im Osten Ndorüma's, ihm den Zutritt zu seinem Lande verweigert, sein Starr⸗ sinn aber dürfte ihm, wie Junker sagt, in kurzer Zeit theuer zu stehen kommen. Die Mambanga, bei denen er längere Zeit weilte, bieten übrigens ein eigenthümliches Beispiel verhältnißmäßig geordneter staatlicher Einrichtungen und überhaupt einer gewissen Superiorität vor anderen Negerstämmen, verbunden mit dem scheußlichsten Kanni⸗ balismus: bei ihnen und den verwandten Stämmen kommt, wie sich Junker nur andeutend ausdrückt, keine Leiche zur Bestattung, ja in der Regel werden auf Orakelspruch noch einer oder mehrere Andere zur Sühne hingemordet, die dann ebenfalls dem Kannibalismus verfallen. Die hydographischen Verhältnisse im Norden des Uelle⸗Maͤkua werden nach Junkers Ermittelungen auf der Schweinfurthschen Karte erheb⸗ liche Berichtigungen erfahren müssen. Dr. Gustav Radde bringt in diesem Heft den Bericht über seine Reise nach Talysch, Aderbeidschan und zum Sawalan (1870 1880) zum Abschluß. Er schildert darin u. A. das prachtvolle Mausoleum des Sbheikh⸗Sefi, Stifters der Sekte gleichen Namens, welcher mit dem ersten Sefiden Schah⸗Jsmail dort begraben liegt. Da der über 500 Jahre alte Prachtbau durch Erdbeben bereits gelitten hat und den Einsturz droht, so wäre, nach Radde, die Aufnahme dieser schönen, reich ornamentirten persischen Architektur wohl geboten. Zwei tüch⸗ tige Zeichner würden freilich ein halbes Jahr zu thun haben, um die prächtigen Mosaike zu kopiren. Das Hest schließzt mit einer Ueber⸗ sicht der amerikanischen Polar⸗Erpeditionen des Jahres 1881, dem geographischen Monatsbericht und der Literatur⸗Uebersicht.

Das kürzlich ausgegebene 65. Ergänzungsheft zu Petermannes geograpbischen Mittheilungen (Gotha, Fustus Perthes) führt den Titel: Die Gotthardbahn, Be⸗ schreibendes und Geschichtliches von H. A. Berlepsch. Diese Mono⸗ graphie des zum Herbst d. J. der Eröffnung harrenden großartigsten Eisenbahnbaues unserer Zeit behandelt in logischer Folge die Verhält⸗ nisse, welche das Unternehmen berührten und zum Theil bedingten, also zunächst die geologischen, geognostischen, mineralogischen und hydro⸗

phischen Verhältnisse, die Pflanzendecke, sowie Geographie, Sta⸗ tt und Geschichte der von dem Schienenwege durchlaufenen Landstriche, der Kantone Schwyvz, Uri und Tessin (Größe, Verfassung. Staatsvermögen ꝛc. „c.). Besonders anziehend sst im letzteren Abschnitt die Geschichte der früheren Verkehrswege und ⸗Mittel über den Gotthard, (der alte Saumweg, die neuere Gott⸗ hardstraße, das musterhafte Postwesen) und sodann die Entstehungs⸗ geschichte der Gotthardbahn⸗Idee und ihrer Ausführung (die Staats⸗ verträge, die Eidgenossenschaft, der Bauvertrag mit aoee Verwal⸗ tungsratb, Direktion ꝛc.). Daß die bei einem so umfänglichen Unter⸗ nehmen außerordentlich wichtige finanzielle Seite, vor Allem aher die enormen eiten, welche beim Durchstich des herühmten Haupt⸗ tunnels und Verigtei der ganzen, das ungünstigste Terrain durch⸗ schneidenden Trace zu ltigen waren, eine eingehende Darstellung gefunden haben, bedarf nicht besonderer Hervorhebung. Dem Heft sind 3 Karten beigegeben, welche den Bau der Bahn, die Anlage der Tunnels, de Höbenverhältnisse ꝛc. aufs Sorgfältigste veran⸗ een* von der Generalverwaltung der Königlichen Museen zu Berlin herausgegebene Peßzrer durch die Königlichen Mu⸗ seen“ ist jetzt in der Waidmannschen Buchhandlung hierselbst in zweiter Auflage erschienen. Dieser Führer, dessen einzelne Abschnitte von den Leitern der betreffenden Sammlungen nach gemeinsamem

s war Felehs e asehzt Letztere betragen %0

1. 1876/7 II. 1878

Plane bearbeitet worden ist, g. darum eine durchaus zuver⸗

Museen vereinigten Sammlungen und bietet dem Besucher, welcher zu selbständigen Studien nicht vorbereitet ist oder nicht die Muße besitzt, die unentbehrlichsten Erläuterungen und einen Hinweis auf das Beachtens⸗ wertheste. Die Anordnung schließt sich zweckmäßig an die räumlichen Folgen der einzelnen Sammlungen an. Die zweite Auflage dieses Führers ist entsprechend den seit dem Erscheinen der ersten Auflage, im August vorigen Jahres, vorgegangenen Veränderungen berichtigt und ergänzt und kostet ungeachtet der trefflichen typischen Ausstattung des Buches und des bedeutenden Umfanges von 247 Seiten nur 50 Pfennig. Zu der langen Reihe der in der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn hierselbst erschienenen Ge⸗ schichten der Regimenter der deutschen Armeen ist als eine neue Be⸗ reicherung dieser Sammlung von Monographien die Geschichte des „Königlich Bayerischen 4. Infanterie⸗Regiments König Karl von Württemberg von seiner Errichtung 1706 bis 1806 von C. v. Hoffmann, Oberst und Commandeur des Re⸗ giments“, hinzugekommen. Der Verfasser, der seine Arbeit dem Regimente als Festgabe zum 175. Geburtstage desselben, 6. März 1881, gewidmet hat, bemerkt in dem Vorworte, daß über die Gruͤndungsepoche des Regiments fast nichts, vom vorigen Jahrhundert überhaupt nur äußerst wenig bekannt, bis 1778 sogar nicht ein Blatt urkundlichen Materials vorhanden gewesen sei. Er hat sich daher um das Regiment wohl verdient gemacht, indem er durch die Erforschung der Gründungsgeschichte der Feier des Regi⸗ ments überhaupt erst sicheren Boden geschaffen, und zugleich in dem vorliegenden Buche eine reiche Fülle des für die gesammte bayerische Armee gebotenen heeresgeschichtlichen Materials gesammelt hat. In übersichtlicher chronologischer Anordnung ist der über 600 Seiten einnehmende Inhalt in sechs Abschnitte geglie⸗ dert. Der erste Abschnitt schildert die Errichtung des Regiments und den spanischen Erbfolgekrieg mit seinen unmittelbaren Folgen und umfaßt die Zeit von 1706 bis 1716. Die Zeit bis zum Beginn des österreichischen Erbfolgekrieges von 1716 bis 1740 ist der Gegen⸗ stand des zweiten Abschnitts, während der dritte Abschnitt über den österreichischen Erbfolgekrieg (1741 1748) selbst berichtet. Der IV. Abschnitt beschäftigt sich mit der Epoche vom Ende des österreichischen bis zum Beginn des bayerischen Erbfolge⸗ krieges (1749 1777); der V. Abschnitt berichtet über den Zeitraum vom bagyerischen Erbfolgekriege bis zum Ende des ersten Koalitionskrieges gegen Frankreich während der Jahre 1778 bis 1799 und der letzte (VI.) Abschnitt ist der Geschichte der Jahre 1799 —- 1806, der zweiten Koglition gegen Frankreich und dem „Kaiser⸗ kriege gewidmet. Das Werk, das, wie alle aus dem Verlage der genannten Handlung hervorgehenden Bücher, vorzüglich ausgestattet ist, ist mit einem Titelbilde geschmückt, welches den Stifter des Re⸗ giments, den Kurfürsten Mar Emanuel, darstellt. Auch sind an ge⸗ eigneter Stelle drei kolorirte Tafeln mit Uniformsbildern aus der ver⸗ schiedenen Epochen dem Buche eingefügt, sowie zwei Karten beigegeben. Der Preis beträgt 12,50 1“ 3 Die im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erscheinende Sammlung von „illustrirten Katechismen“ ist durch einen neuen Band, den Katechismus der Baukonstruktionslehre, vermehrt worden, welcher den Architekten und Lehrer an der Herzoglichen Bau⸗ gewerkschule in Holzminden, Walther Lange, zum Verfasser hat. Daß bei der gedrängten Kürze nicht jeder Punkt des großen und umfangreichen Gebietes der Baukonstruktionslehre er⸗ schöpfend behandelt werden konnte, ist leicht begreiflich, doch sind die Hauptpunkte angeführt. Namentlich sind den Reparaturen und Umbauten eine verhältnißmäßig größere Anzahl Fragen gewidmet, was manchen Fachgenossen willkommen sein dürfte. Zahlreiche in den Text gedruckte Abbildungen helfen das Verständniß wesentlich erleich⸗ tern. Der Preis des sehr sorgfältig hergestellten Bandes in gefälligem Einbande beträgt 2 50 ₰. 1 Das von Paul Heyse herausgegebene und eingeleitete große Werk Ariost's: „Der rasende Roland“, metrisch übersetzt von Hermann Kurz, illustrirt von Gustav Doré (Verlag von S. Scho laender, Breslau und Leipzig) ist nun bis zur 20. Lieferung und in dieser bis zum 19. Gesange gediehen. Diese 20 Lieferungen enthalten bereits über 200 größere und kleinere Illustrationen in höchst ge⸗ lungenem Metallstich und Holzschnitt. So weit die Nachdichtung des Ariostschen Meisterwerks in einer minder biegsamen und klang vollen Sprache, wie die deutsche gegen die italienische ist, gelingen kann, ist dies Hrn. Hermann Kurz gelungen. Paul Heyse hat sich bei der Herausgabe, abgesehen von der Verschönerung der dichterischen Form, ein großes Verdienst dadurch erworben, daß er n. Blicke und entschiedener Hand aus dem Terxte Alles entfernte, wa den Geboten deutscher Sitte widerstreben könnte. Gustav Dorés Illustrirkunst bewährte sich auch wieder am Ariost, er ist immer großartig, wirkungsvoll, genial. Die Verlagshandlung hat auf die Ausstattung die höchste Sorgfalt verwendet, so daß das Werk jeden Salon zur Zierde gereicht. Der billige Preis von 1,50 für jede Lieferung sichert dem Werk weite Verbreitung. 8

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der allgemeine Stand der Getreidefelder im Gouvernemen Kiew ist nach dem sehr befried nenn Getreidekäfer sind nur in einigen wenigen Ortschaften der Kreise Kiew Skwir und Berditschew aufgetreten und haben nirgends wo dem Ge treide Schaden zugefügt. An vielen Orten ist man bereits zur Ernt geschritten. Massen von Arbeitern ziehen nach dem Süden. 8

Rudolstadt, 21. Juli. (pz. Ztg.) Die letzten starken Ge witter haben die guten Erntehoffnungen in vielen Ortschaften der fürstlichen Oberherrschaft leider zum Theil vernichtet. Der an⸗ haltende Regenmangel hat in den fruchtbarsten Gebieten Thü⸗ ringens die Winterfrucht nur kümmerlich gedeihen lassen, während die übrigen Fruchtgattungen sich noch einigermaßen erholt haben; sonst würde die Ernte zur vollen Mißernte geworden sein. Ein allgemeiner Landregen ist seit vielen Wochen nicht über Thüringen gekommen und die Gewitterregen brachten nur einzelnen Gebieten Erquickung, so daß der Stand der Felder selten auf’ kleineren Gebieten ein so verschieden⸗ artiger sein mag wie in diesem Jahre.

1] Gewerbe und Handel.

Eiin der „B. Börs⸗Ztg.“ vorliegender Vermögensnachweis der in Liquidation befindlichen Aktiengesellschaft für Fabri⸗ kation von Eisenbahnbedarf giebt die Aktiven auf 497 537 an und konstatirt einen Ueberschuß der Aktiva über die Passiva von 42 637 Diesem Ueberschuß tritt der Werth der noch zu verkaufen⸗ den Grundstuͤcke der Gesellschaft (in der Schlegelstraße und in Moabit) mit 3 015 411 hinzu, so daß 3058 049 als Ueberschuß über den Nominalwerth der Aktien sich ergeben. Auf die Aktien sind be⸗

its 90 % zurückgezahlt. 1 8G hs 2 Breblauer Wechsler⸗ Bank Ser. 8 44 fertig gestellte Semestral⸗Bilanz des Instituts, welches ein Kapita 8 6 Mällionen und einen Reservefond von 420 000 hat, nach Abzug sämmtlicher Geschäftsunkosten, Steuern und erheblicher, uner⸗ wartet eingetretener Conto⸗Corrent⸗Ausfälle ꝛc., einen Reingewinn von 300 000 ℳ, darunter ca. 80 000 aus einigen größeren. Finanz⸗

äften ergiebt. 8

daae Nach dem Geschäftsberichte der Danziger Oelmühle Petschow & Co. pro 1880/81 ist das Resultat des verflossenen Betriebsjahretz trotz der höchst ungünstigen Ernte zufriedenftellend ausgefallen. Nach den Abschreibungen kann eine Dividende von 10 % vertbeilt werden. Der Betrieb der Muͤhle begann am 11. August 1880 und endete mit dem 15. April 1881. In dieser Zeit sind circa 9800 Tonnen Oelsaat verarbeitet worden, zus denen ca. 70 000 Ctr. Oel,. und 117 000 Ctr. Oelkuchen erzielt wurden. Der Reingewinn beziffert sich auf 176 045 und soll in folgender Weise zur Vertheilung gelangen: Zur Spezialreserve für das Reparatur⸗ und Ergänzungsconto 10000 für Abschreibungen 45 644 ℳ, zum Reservefonds 13 040 ℳ. 5 % Dividende 50 000 ℳ,

Tantièmen 16 840 5 % Superdividende 50 000 und Vortrag auf neue Rechnung 520 8 8 1

mit feinem

„Golos“ ein sehr befriedigender zu nennen.