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4 Oesterreich⸗Ungarn Wien, 18. August. Das Aller⸗ höchste Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers giebt, wie all⸗ jährlich, auch in diesem Jahre wieder der gesammten heimischen Presse Veranlassung, den unwandelbaren Gefühlen der Liebe und Verehrung für den Monarchen und das Allerhöchste Kaiserhaus, von welchen die gesammte Bevölkerung des Reiches ohne Unterschied der Nationalität und der politischen Partei⸗ stellung beseelt ist, eben so einmüthigen als würdigen Ausdruck zu leihen. Die Feier wurde, wie alljährlich, im ganzen Reiche in solenner Weise begonnen. In Wien wurde, wie die „W. Abendp.“ meldet, die militärische Feier des Tages um 5 Uhr früh durch 24 Kanonenschüsse auf der Schmelz so⸗ wie durch eine Reveille am Hof und in den Kasernen ein⸗ geleitet. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, wurde Morgens 8 Uhr ein feierlicher Gottesdienst und eine Parade auf dem Schmelzer Exercirplatze abgehalten. Unter dem Kommando des Landeskommandirenden von Nieder⸗Oesterreich FZM. Baron Philippovic waren hierzu die Truppen ausgerückt. Die dienstfreien Generale und Ober⸗Offiziere hatten sich schon um 7 ½ Uhr versammelt, um die Ankunft des Erzherzogs Albrecht zu erwarten, Höchstwelcher punkt 8 Uhr auf dem Platze er⸗ schien. Kurz zuvor hatte sich Erzherzog Wilhelm daselbst ein⸗ gefunden. Erzherzog Albrecht stieg alsbald zu Pferde und ritt unter den Klängen der Volkshymne, gefolgt von der glän⸗ zenden Suite, in welcher sich auch zahlreiche fremdländische Offiziere sowie die Militär⸗Bevollmächtigten der fremden Staaten befanden, die ausgerückten Truppen ab. Nach been⸗ digter Besichtigung nahm Erzherzog Albrecht mit seiner Suite an dem vom Feldbischof Gruscha unter Assistenz celebrirten feierlichen Feldgottesdienste Theil. Um 11 Uhr Vormittags wurde in der Metropolitankirche zu St. Stephan von dem Weihbischof Dr. Angerer unter zahlreicher Assistenz ein feier⸗ liches Hochamt celebrirt.
— Der Kaiser hat die vom K. K. Oberst⸗Hofmeister⸗ amte im Einvernehmen mit dem Ministerium des Innern vorgelegten Pläne zum Neubaue der K. K. Hofburg ge⸗ nehmigt. Das Werk ist ein großartiges und bildet einen würdigen Abschluß zum neuen und verschönerten Wien. Der ‚Helden⸗ platz“ ist zur Aufnahme ves Neubaues auserkoren. Der Vor⸗ sprung der K. K. Hofburg, die sog. „Nase“, wird demolirt, und es erhebt sich im Mittel des alten Baues ein Pa⸗ villon mit imponirendem Dache. An diesen Mitteltheil werden sich durch Segmente längs des Kaiser⸗ und Volksgartens zwei Flügel anschließen, die ihre Fortsetzung bis an den Ring fin⸗ den, der mit Arkadenbauten für Wagen und für Fußgänger überbrückt und in Verbindung mit den K. K. Museen gebracht wird. Quadrigen werden den Abschluß oberhalb der Arkaden⸗ thore bilden. Das alte Gebäude, nach den Plänen des K. K. Hofbaumeisters weiland Fischer von Erlach hergestellt, wird nach Demolirung des alten Theatergebäudes seinen Ausbau erfahren. Die Häuserinsel zwischen der Schauflergasse und der Hofburg wird demolirt. Während des Herbstes und des Win⸗ ters werden die Pläne zur Ausführung des Neubaues der Hofburg angefertigt, wird mit der Grundaushebung begonnen und vorerst der Flügel längs des Kaisergartens in Angriff genommen werden, was im Frühjahr 1882 geschehen soll. Dieser Flügel soll zur Wohnstätte der Kaiserlichen Familie dienen und seinen Ausgang unmittelbar in den Kaisergarten finden. Nach Vollendung des Kaisergartenflügels folgt der Bau des Volksgartenflügels. Zwischen den beiden Hofmuseen und im Mittel derselben wird sich das Monument der Kaiserin Maria Theresia erheben.
— 18. August. Die „Presse“ meldet: „An eine Re⸗ vision unseres Zolltarifs vor Ablauf des gegenwärtigen Zoll⸗ und Handelsbündnisses ist nicht zu denken. Man wird sich begnügen, das Interesse Ungarns an der Einführung eines Mehlzolles dazu zu benützen, um demselben wenigstens solche Konzessionen abzuringen, durch welche die grellsten Uebelstände unseres so platonisch schutzzöllnerischen Zolltarifs zu beseitigen wären. So dürften die Zölle für Eisen, Woll⸗ waare, Leder mäßig erhöht, andererseits für die Einfuhr einiger Rohprodukte nach Oesterreich eine mäßige Auflage festgesetzt werden. Was den Appreturverkehr betrifft, so ist es be⸗ schlossene Sache, daß derselbe mit dem 1. Januar 1882 nicht gänzlich aufgehoben, sondern daß ein Uebergangsstadium von einem bis anderthalb Jahren statuirt wird, da der Handels Minister während seiner Reise durch das nördliche Böhmen die Wahrnehmung machte, daß in Böhmen noch nicht die erforderliche Zahl von Druckfabriken etablirt ist, um eine sofortige Aufhebung des Appreturverkehrs als opportun er⸗ scheinen zu lassen. Für das Uebergangsstadium ist ein Zoll von ungefähr zwanzig Gulden (gegenwärtig beträgt derselbe bekanntlich 14 Fl.) in Aussicht genommen und erst nach Ablauf desselben soll der volle, im Zolltarif vorgesehene Zoll eingehoben werden. Der Handels⸗Minister beabsichtigt, die hierauf bezügliche Vorlage gleichzeitig mit der auf Grund der Berathungen der Zollkonferenz zu entwerfenden Novelle zum Zolltarif in der ersten Woche des nächsten Sessionsabschnittes dem Abgeordnetenhause vorzulegen.“
Ischl, 18. August. (Presse.) Das Geburtstagsfest
es Kais ers wurde hier in solenner Weise begangen. Um Uhr nahm der Kaiser die Gratulationen der hier anwesen⸗ den Mitglieder der Kaiserlichen Familie, dann der Groß⸗ fürsten Sergius und Paul, die auf besondere Ein⸗ ladung des Monarchen heute noch in Ischl verbleiben, und des Fürsten Milan entgegen. Das Kronprinzliche war das erste, welches Sr. Majestät Glück⸗ wünsche darbrachte. Die Kronprinzessin, welche heute aus
Anlaß des Festtages die Trauer abgelegt hatte, überreichte
dem Kaiser ein selbstgepflücktes prachtvolles Rosenbouquet. Um 10 Uhr celebrirte der gestern angekommene vülchof von Linz in der —23 ein Hochamt, dem der Kronprinz, Prinz Leopold von yern, die hier anwesenden Erzherzoge und die fremden Fürstlichkeiten, ferner Minister Baron Haymerle, die Hoschargen, die Aristokratie, Vertreter der Behörden und Gemeinde beiwohnten. Vor Beginn der Messe wurden Pöllerschüsse abgegeben und die hervorragenden Stellen der heiligen Handlung durch Gewehrsalven markirt. Die Ent⸗ üllung des zum Andenken an das Elternpaar des Kaisers on der Gemeinde Ischl auf dem Franz⸗Karl⸗Platz errich⸗ teten Monumentalbrunnens fand Mittags unter strö⸗ mendem Regen im Beisein des Kaisers und der Kaiserin und der hier weilenden Mitglieder des Kaiserhauses statt. Der Festplatz und die auf denselben mündenden Straßen waren von einer nach Hunderten zählenden Menschenmenge be⸗ etzt. Um halb 12 Uhr marschirten die Salinenarbheiter, Veteranen, sowie die Feuerwehr mit ihren Fahnen und Musik⸗ apellen auf den Platz. Bald nachher erschienen das Bau⸗ und das Kurcomité, sowie die Vertreter der Gemeinde. Auch Bischof Rudigier aus Linz und der hier anwesende
katholische Bischof aus Philippopel waren anwesend. Jubelnde Hochrufe verkündeten die Ankunft der Kaiser⸗ lichen Familie. Es kamen die Kaiserin mit der Kronprinzes⸗ sin Stephanie, dann der Kaiser mit der Erzherzogin Gisela, Kronprinz Rudolf mit dem Prinzen Leopold von Bayern und in den folgenden Wagen die Erzherzöge. Bürgermeister Koch hielt an Se. Majestät den Kaiser eine der Feier ent⸗ sprechende Rede, in welcher er hervorhob, daß die Ischler heute mit allen Völkern der Monarchie das Geburtsfest des Kaisers feierten und daß das Fest für Ischl durch die Enthüllung des Monumentalbrunnens doppelte Weihe erhalte. Der Redner schloß mit den Worten: „Was die Kaiserlichen Eltern für das Salzkammergut, speziell aber für Ischl waren, können auch beredtere Worte nicht schildern. Ich kann die Versicherung aussprechen, daß das Andenken an die hohen Wohlthäter mit unauslöschlichen Lettern in den Herzen der ganzen Bevölke⸗ rung eingegraben ist und auch von den späteren Generationen heilig gehalten wird. Somit übergebe ich dieses Monument der Oeffentlichkeit und gelobe, daß unsere Anhänglichkeit und Treue an das Kaiserhaus fest und dauernd sein wird, wie dieses aus Stein und Erz erbaute Denkmal.“ Nach der An⸗ sprache fiel die Hülle und das im gothischen Style erbaute Denkmal präsentirte sich in seiner vollen Pracht dem Auge. Böllerschüsse, die Intonirung der Volkshymne und lang an⸗ dauernde Hochrufe ertönten. Der Kaiser war freudig be⸗ wegt und durch die Erinnerung an seine Eltern sichtlich ge⸗ rührt. Er richtete an den Bürgermeister folgende Worte: „Ich danke Ihnen und der Bevölkerung Ischls für diese außer⸗ ordentliche patriotische Gesinnung und drücke Ihnen meine vollste Zufriedenheit aus.“ Der Kaiser und die Kaiserin nahmen das erste Glas Wasser vom Brunnen. Hierauf wurde das Baucomité vorgestellt. Dem Professor Greil, von dem der Entwurf zu dem Denkmale stammt und dem Stein⸗ metz Gigl sprach der Monarch die vollste Anerkennung aus. Nachmittags 4 Uhr fand in der Kaiserlichen Villa Familien⸗ diner und Marschallstafel statt. An ersterem nahmen der Kaiser und die Kaiserin, das Kronprinzliche Paar, die hier anwesenden Erzherzoge, Prinz Leopold mit Erzherzogin Gisela, die Großfürsten Sergius und Paul, der Herzog von Cumber⸗ land mit Gemahlin, Fürst Milan Theil.
Pest, 18. August. (Pol. C.) Der Minister des Innern beabsichtigt, im Interesse der anzubahnenden Verwaltungs⸗ resorm im Laufe der Herbstsession dem Reichstage einen Ge⸗ setzentwurf vorzulegen, in welchem die Erhöhung der Do⸗ tationen der einzelnen Komitate beantragt werden wird, um die Vergrößerung des Beamtenpersonales und die Erhöhung der Beamtengehalte durchführen zu önnen.
— Im ungarischen Finanz⸗Ministerium arbeitet man gegenwärtig, wie „Hon“ meldet, an drei Gesetzvorlagen für die nächste Reichstagssession. Es werden sämmtliche auf die direkten Steuern Bezug habende Verordnungen zusammen⸗ gestellt und dann auf Grund dieser Zusammenstellung ein Gesetzentwurf ausgearbeitet. Ein zweiter Gesetzentwurf betrifft die finanzielle Gerichtsbarkeit; ferner wird die Reform der Jagd⸗ und Waffensteuer angestrebt und zwar im Sinne einer Ermäßigung dieser Steuer.
Großbritannien und Irland. London, 18. August. (Allg. Corr.) Die Königintritt am nächsten Dienstag Abend in Begleitung der Prinzessin Beatrice die Reise nach Schott⸗ land an. An der am 25. d. M. vor der Monarchin in Edin⸗ burg abzuhaltenden Freiwilligenheerschau werden etwa 29 — 30 000 Mann aller Truppengattungen theilnehmen. Der Herzog von Cambridge wird von Kissingen herüberkommen, um den Oberbefehl zu übernehmen.
Dem gestrigen Weißfischessen in Greenwich wohnten sämmtliche Minister bei, mit Ausnahme des Lordkanzlers, der zur Königin nach Osborne befohlen worden war.
Obwohl Herbert Gladstone den Posten eines Lords des Schatzamtes ohne Besoldung angenommen, wird er sich, einem Gutachten des General⸗Prokurators zufolge, einer Neu⸗ wahl für Leeds, welche Stadt er seit der letzten allgemeinen Wahl im Unterhause vertritt, zu unterziehen haben.
Einem handelsamtlichen Ausweise zufolge wurden seit der Inkraftsetzung des Gesetzes zur Zurückhaltung see⸗ untüchtiger Fahrzeuge 414 Schiffe wegen Mängel am Rumpfe, in der Equipirung oder Maschinerie am Auslaufen verhindert. Wegen Ueberladung wurden 170 Schiffe verhin⸗ dert in See zu gehen.
Frankreich. Paris, 18. August. (Fr. Corr.) Im Cirque d'Hiver ist Floquet von einer Wahlversamm⸗ lung des 11. Arrondissements eine ähnliche Scene bereitet worden, wie Gambetta in Belleville. Die Verhältnisse waren nur etwas beschränkter. Etwa 3000 Menschen mochten zugegen sein. Bei der Konstituirung des Bureaus entwickelte sich sogleich ein großer Lärm, gegen den Floquet nicht durch⸗ zudringen vermochte. Der Tumult wurde ärger und ärger; es kam zu Raufereien, die Tribüne wurde erstürmt, und Floquet mußte sich flüchten.
— 19. August. (W. T. B.) In einem an die Wähler des 20. Arrondissements gerichteten Wahl⸗ manifeste erklärt Gambetta: er wolle lediglich von ihnen ein legislatives Mandat erhalten, um die Politik des Fortschritts und der Wiederaufrichtung verfolgen zu können. Das Manisest schließt mit den Worten: Immer vorwärts ohne Erschütterung und ohne Gewaltsamkeit, niemals rück⸗ wärts! — das ist Euer Wahlspruch und auch der meinige. Beharren wir dabei für die Republik und das Vaterland!
Italien. Genua, 19. August. (W. T. B.) Von den bei Ge⸗ legenheit des Meetings am 14. cr. verhafteten 5 Per⸗ sonen sind 2 freigesprochen, 2 andere zu sechstägigem Ge⸗ fängniß verurtheilt worden; gegen einen der Verhafteten hatte der Staatsprokurator die Anklage zurückgezogen.
Griechenland. Aus Athen wird der Londoner Sag Corr.“ unterm 16. d. gemeldet: Einer der Räuber der Bande, welche den Engländer Suter entführte, wurde hier gestern mit 11 000 Frecs. in seinem Besitze verhaftet. Drei andere Räuber derselben Bande sollen sich in Griechen⸗ land heimlich aufhalten.
— Nach einer Meldung der „Pol. Corr.“ aus Athen vom 19. d. M. würden die griechis⸗ een Truppen, in fünf Ko⸗ lonnen getheilt, zu weiterer Okkupirung der von der Türkei abgetretenen Gebietstheile ihren Vormarsch morgen beginnen.
Türkei. Konstantinopel, 18. August. Der „Politi⸗ schen Correspondenz“ meldet man von hier: „Bekannilich hat die gemischte Kommission zur Ausarbeitung eines Reglements
für den Rettungsdienst an der Küste des Schwarzen Meeres wegen eingetretener Meinungsdifferenzen zwischen den türkischen und europäischen Kommissären die weiteren Sitzungen unterbrechen müssen. Auf Antrag des englischen Botschafters Lord Dufferin haben nun die Vertreter der Mächte an die Pforte eine Note gerichtet, in welcher die tür⸗ kische Regierung aufgefordert wird, ihren Kommissären neue Instruktionen zu geben, damit die Kommission ihre Bera⸗ thungen wieder aufnehmen und die ihr übertragene Aufgabe ohne weiteren Zeitverlust erledigen könne. — Ein Theil der armenisch⸗katholischen Gemeindemitglieder weigert sich, den neugewählten Patriarchen Msr. Azarian anzuerkennen und beansprucht ein eigenes autonomes Statut.“
— 19. August. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird von der Pforte beabsichtigt, wegen Festsetzung der Beitrags⸗ quoten Griechenlands, Bulgagariens, Serbiens, Rumäniens und Montenegros zu der türkischen Staatsschuld, eine Cirkularnote an die Mächte zu richten.
Rumänien. Bukarest, 18. August. (Pester Lloyd.) Hiesige wohlinformirte Kreise bestreiten den Thatbestand einer absichtlichen Grenzverletzung im Haromßeker Komitat. Alles beruhe auf einem Mißverständniß, zu dessen Aufklärung die Regierung bereits die erforderlichen Schritte eingeleitet. — Das Kriegs⸗Ministerium kauft für die Galatzer Navigations⸗ schule drei Dampfschaluppen und eine Brigg an.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 19. August. (W. T. B.) Heute hat der Austausch der Ratifi⸗ kationsurkunden über den aus Anlaß der Kuldscha⸗ frage zwischen Rußland und China abgeschlossenen Vertrag stattgefunden.
— 20. August. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat dem am 13. d. Mts. begründeten, an Stelle des suspen⸗ dirten „Golos“ erscheinenden Blatte „Nowaja Gazeta“ die erste Verwarnung ertheilt und ihm den Einzelverkauf ent⸗ zogen. Motivirt wird diese Maßregel durch gesetzwidrige Aeußerungen über die Preßfreiheit sowie durch die Solidarität der „Nowaja Gazeta“ mit dem „Golos.“
Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. August. (W. T. B.) Der Kronprinz wird, wie die ,Schwedisch⸗ Norwegische Correspondenz“ meldet, am 25. d. M. hier zurück⸗ erwartet. Se. Königliche Hoheit wird über Berlin zurück⸗ reisen, um Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm auf Schloß Babelsberg einen Besuch abzustatten. Gegen den 15. Sep⸗ tember werden sich Ihre Majestäten der König und die Königin, der Kronprinz und die Königlichen Prinzen nach Karlsruhe begeben, von wo aus Ihre Majestäten am 24. September die Rückreise antreten werden. Der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin werden am 29. September in Gothenburg eintreffen am 1. Oktober ihren feierlichen Einzug in Stockholm halten.
Dänemark. Kopenhagen, 17. August. (Hamb. Corr.) Die zweite Lesung des Budgets im Folkething wurde gestern beendet. Es sprachen außer den erwähnten noch mehrere Redner sowohl der Linken wie der Rechten, ohne daß von Seiten derselben irgend etwas bemerkenswerth Neues vorge⸗ bracht wurde. Schließlich wurden die Anträge der Linken in namentlicher mtee nnß mit 72 gegen 24 Stimmen ange⸗ nommen und sodann das Budget ohne Abstimmung zur dritten Lesung verwiesen, die morgen stattfinden wird. Morgen tritt auch das Landsthing zu seiner ersten Sitzung zusammen, um einige geschästliche Angelegenheiten zu erledigen. Am Sonnabend wird alsdann das Landsthing wahrscheinlich die Berathung des Budgets beginnen.
Amerika. Washington, 19. August. (W. T. B.) Das heute Abend 6 Uhr 30 Minuten veröffentlichte Bulletin mel⸗ det: Der Präsident Garfield hat den Nachmittag gut ver⸗ bracht; das Allgemeinbefinden ist günstig. Die Drüsen⸗ entzündung, welche noch nicht gehoben ist, verursacht keine Schmerzen. Puls 106, Temperatur 100, Respiration 18.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 18. August. (Pest. L.) Der Dampfer „Izzedin“ ist in Djeddah eingetroffen. Der Kommandant übergab die „Sultansmörder“ sogleich dem Vali von Hedschas zur Weiterbeförderung nach Taif. Der an Bord befindliche Flügeladjutant des Sultans verfügte sich nach Mekka, um dem Großscherif ein Kaiserliches Hand⸗ schreiben, ferner dreißigtausend Franks behufs Verpflegung der Gefangenen einzuhändigen. Der Prozeß gegen den Er⸗ Scheik⸗ul⸗Islam Chairullah wurde niedergeschlagen.
— Der „Times“ wird aus Alexandrien vom 16. d. gemeldet: „Das Organ von Riaz Pascha, welches am Freitag das Vorhandensein von Unzufrieden⸗ heit oder Insubordination in der Armee in Abrede stellte, räumt heute alle die der „Times“ bereits telegraphirten Thatsachen ein und veröffentlicht einen inspirirten Artikel, worin behauptet wird, daß die Verwaltung der Armee mit dem Staats⸗Ministerium in keinem Zusammen⸗ hange stehe, nur vom Kriegs⸗Minister abhängig sei und unter der direkten Kontrole des Khedive stehe. Dieser Artikel wird dahin ausgelegt, daß die extremsten Forderungen der Armee bedingungslos zugestanden worden sind.“
Die Nr. 33 des Central⸗Blatts für das DeutscheReich, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Finanzwesen: Nachweisung von Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juli 1881. — Konsulatwesen: Todesfall; — Einziehung eines Konsulats; — Exrequatur⸗Ertheilungen. — Polizeiwesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
— Nr. 33 des Deutschen Handels⸗Archivs, Wochenschrift ür Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat olgenden Inhalt: Gesetzgebung: Schweiz: Bundesgesetz, betreffend Kontrolirung und Garantie des Feingehalts der Gold⸗ und Silber⸗
aaren. — Belgien: Modifikation der Accise⸗Abgaben auf die “ — Spanien: Verzollung von Destillir⸗ pparaten. — Centralamerika: Guatemala: Herabsetzung des Aus⸗ fuhr olles auf Kaffee. — Rußland: Verzollung von Eisen⸗ und Stahlblech. — Vereinigte Staaten von Venezuela: Neuer Zolltarif. — Beilage. — Berichte: Italien: Messina (Strontiangewinnung). Großbritannien: Sydney (Handelsausweis für die Kolonie Victoria
r die Jahre 1879 und 1880). — Spanien: Handelsbericht aus adiz für 1880. — Rumänien: A ger Handel im Jahre 1880. — Ceima: Handelsbericht über Hoihow, Pakhoi und Haiphong für — Taiwan (Schiffsverkehr). — ile: Coronel (Handels⸗ ericht).
— Nr. 21 des Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatts, heraus⸗ — im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat glene Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und
trieb einer Eisenbahn von Stargard über Ppritz nach Küstrin ’1
durch die Stargard⸗Cüstriner Eisenbahn⸗Gesellschaft. Vom 12. Mai
888
1 881. — Erlasse des Ministers der ch rbeiten: vom 31. Juli 1881, betr. die Berechnung der Ruhegehälter der Beamten; vom 3. August 1881, betr. Berechnung der Wagenmiethe mit der Berlin⸗Dresdener Bahn (zu §. 11 der Vorschriften für die gegen⸗ seitige Wagenbenutzung der Staatsbahnen ꝛc. vom 1. April 1881); vom 4. August 1881, betr. Reglement für die Berechnung der Neben⸗ emolumente der Beamten des Fahrdienstes (Lokomotiv⸗ und Zug⸗ begleitungsbeamten) auf den preußischen Staats⸗ und unter Staats⸗ verwaltung stehenden Privateisenbahnen; vom 6. August 1881, betr. Berichtigung zu der Bekanntmachung, betreffend Abänderung und Er⸗ gänzung des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands; vom 6. August 1881, betr. Vorschriften über die gegenseitige Wagen⸗ benutzung der Staatsbahnen. — Nachrichten.
Statistische Nachrichten.
8 S 8 8 (D. Landw. Presse.) Die russische Regierung hat bekanntlich im Jahre 1877 eine umfassende Enquete begonnen, um sich eine genaue Uebersicht über die Veränderungen zu verschaffen, welche das Grundeigenthum infolge der Abschaffung der Leibeigenschaft er⸗ fahren hat. Diese Enquete ist im vergangenen Jahre beendet worden; ihre Resultate liegen nunmehr vor. Das Gebiet, welches den Gegenstand dieser Enquete bildete, ist das Central⸗ plateau Rußlands; es mmfast die 8 Gouvernements Kursk, Tula, Woronesch, Tambow, Pensa, Orel, Rjasan und Kaluga, welche ein Gebiet von 324 000 Quadratwerst mit einer Bevölkerung von 12 700 000 Einwohnern umschließen. Vor Einführung der großen Reformen des Czar Alexander II. war der russische Grund und Bo⸗ den bekanntlich fast ausschließliches Eigenthum der Krone und des Adels. Jetzt verhält sich das bei Weitem anders; wenn der Staat, sowie einige religiöse und sonstige Gesellschaften auch noch einige Pri⸗ vilegien in dieser Beziehung besitzen, so ist doch Grund und Boden gegenwärtig einerseits unter die Kommunen vertheilt, welche es durch ihre Bauern bewirthschaften lassen, andererseits in den Händen von Privatpersonen; mit der Zeit wird auch in Rußland, wie im übri⸗ gen Europa, das persönliche Besitzthum die Regel bilden. Das Gebiet, welches bei der genannten Enquete erforscht worden ist, zer⸗ fällt in Bezug auf die Art des Grundbesitzes in folgende vier ver⸗ schiedene Abschnitte: 1) Kollektiv⸗Eigenthum . . . 17 738 000 Dessatinen, 2) Persönliches Eigenthum . . 11 541 000 8 3) Staatsbesitz. -- 8 4) Im Besitz von Kirchen und anderen Gesellschaften 844 000 8 Zusammen 31 482 000 Dessatinen. Mehr als die Hälfte des gesammten Grundbesitzes ist also unter die Kommunen vertheilt; das persönliche Eigenthum beträgt etwas mehr als ein Drittel (37 %), der Rest mit 7 % fällt auf den Staat, sowie auf religiöse und andere Stiftungen. Was nun speziell das Grundeigenthum anlangt, welches sich in persönlichem Besitz befindet, so vertheilt sich dasselbe wie folgt: Zahl der Eigenthümer. Kleiner Grundbesitz . 78 644 (unter 100 Dessatinen) Mittlerer Grundbesitz . . 13 294 (100 — 1000 Dessatinen) Großer Grundbesitz. (über 1000 Dessatinen) Zusammen 93 961 11 541 000 Hiernach beträgt die Zahl der Besitzer kleiner Grundeigenthümer 83,7 %, diejenige mittlerer Grundeigenthümer 14,1 %; die Groß⸗ grundbesitzer bilden nur 2,2 % aller Grundeigenthümer. Betrachtet man die Grundbesitzer nach ihrer sozialen Stellung, so erhält man folgende Ziffern:
h11I168616“* 8 e111““ he111X“X“ Bauern der Krone . . 30 333 40909 213 Ehemalige Leibeigen 26 588 305 412 ““ 30 113 Fremde Besitzer ꝛc. .1 425 33 959 8 Zusammen . 93 961 11 541 000 Es entfallen sonach auf 100 Grundbesitzer 61 Bauern (davon 32 der Krone und 29 ehemalige Leibeigene), 26 Adelige, 7 Bürgerliche, 4 Kaufleute und 1 Geistlicher. Die Bauern bilden 73 % der kleinen und nur 6 % der mittleren Grundbesitzer; sie besitzen nur 51 % des kleinen und nur 2 % des mittleren Grundbesitzes; dagegen sind es die Adeligen, welche den größten Theil des großen und mittleren Grundeigenthums (80 und 81 %) innehaben. Beim gesammten persönlichen Grundeigenthum aber sind die adeligen Grund⸗ besitzer mit 80 %, die Bauern dagegen nur mit 6 % betheiligt. Das ist die gegenwärtige Bilanz des Grundeigenthums in Ruß⸗ land; jedenfalls nimmt das Kollektiveigenthum (der Gemeinden) bei Weitem den Vorrang ein; es ist dies dasjenige, welches den Land⸗ gemeinden angehört und durch deren Bauern bewirthschaftet wird; das aber ist gerade die Klage der ehemaligen Leibeigenen in Rußland, daß sie zwar nicht mehr dem Namen nach, aber thatsächlich doch zum bei Weitem größten Theil immer noch Leibeigene sind und nicht für ihre Scheunen, sondern jetzt für den Säckel der Gemeinden arbeiten müssen.
Dessatinen. 1 152 000
4 295 000 202 6 094 000
Zahl der Eigenthümer. Dessatinen. . 24 746 98283 200 1 284 713 194 390
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von einem Alterthumsfunde berichtet man dem „M. T.“ aus Lübz; Am 28. v. M. wurde zu Dorf Karbow im Büdner⸗ acker des Tischlers Döscher beim Hacken etwa 6 Zoll tief in der Erde eine Urne gefunden, welche 14 Schalen, 1 Gießform und 4 gereifelte Stangen enthielt. Die Schalen, halbkugelförmig mit flachem Rande, hatten die Größe von 10 bis 15 Centimetern und es paßten je zwei und zwei derselben aufeinander. Die größeren hatten im Innern Oesen mit Drahthängen, während die kleineren nur in der Mitte der Halbkugel mit Löchern versehen waren. Vielleicht mögen diese Schalen als Zierrath an Pferdegeschirr Verwendung gefunden haben, da man hier und da bei Pferden der Frachtfuhrleute noch ähn⸗ liche Schmuckgegenstände findet. Die Gießform wird allem Anscheine nach zur Form von Lanzenspitzen benutzt worden sein. Die gereifelten Stangen — mit kreisrunden Reifen — waren schlangenartig gebogen, an beiden Enden mit Löchern versehen und etwa 18 cm lang. Jeden⸗ falls haben dieselben als Stangenzäume gedient. Sämmtliche N mit Ausnahme der Urne, welche beim Aus⸗ hacen zerbrochen war, wurden am andern Tage vom Ortsschuzen an das hiesige Großherzogliche Amt eingeliefert und von diesem mit Begleit⸗ schreiben an das Alterthumskabinet zu Schwerin eingesandt. Heute nun traf vom Geheimen Archiv⸗Rath Dr. isch zu Schwerin das nachstehende, vom 10. d. M. datirte Handschreiben bei genannter Be⸗ hörde ein: „Dem Großherzoglichen Amt Lübz bescheinige ich unter verbindlichster Dankbezeugung den richtigen Empfang der zu Karbow gefundenen bronzenen Alterthümer, welche sehr willkommen bfeflen sind, da sie theils an und für sich selten und in den hiesigen Sammlungen noch gar nicht vertreten sind. Wahrscheinlich gehören die Sachen zu einem uralten Pferdegeschirr.“ 1
Rom, 14. August. (Allg. Ztg.) Eine wichtige archäologische Entdeckung ist bei den Erdarbeiten für das Kunstausstellungspalais bei der Kirche S. Vitale gemacht worden. In einem mittelalter⸗ lichen Fußboden eingemauert, und zwar umgewendet und mannichfach beschädigt, fand sich ein großer Denkstein mit giner Inschrifig weüche der Ausbesserung einer Wasserleitung durch Constantin des Großen, also eines bisher ganz unbekannten Faktums, Erwähnung thut. Die Inschrift lautet nach der Veröffentlichung der Commissione Archeo- sogica Municipale: „Imperator Caesar Flavins Constantinus Maxi- mus Pius Felix Invictus Augustus, fllius divi Conrtantii, nepos divi Claudii, formam Aquae Virginis vetustate conlapsam a fonti- bus renovatam arquaturis eminentibus omnibus dirutam pecunia
“ 111““ 8 1“ 1“ öö 3 ] sua populi romani necessario usui tribuit adhiberi. Curante Gen- tiano Tullio Valeriano, viro clarissimo, curatore aquarum et Miniciae, devoto numini majestatique ejus.“
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Wie der „D. Landw. Pr.“ von vielen Seiten gemeldet wird, scheinen die Aussichten für die bevorstehende Jagdsaison diesmal fast ausnahmslos überall sehr günstig zu sein. Der erste und zweite Satz der Hasen, der unter keinerlei Beeinträchtigung der Witterung ganz normal und reichlich von Statten gegangen ist, wird so ziemlich sein gesammtes Kontingent nach Bartholomäi stellen; ebenso hat die Brut⸗ zeit der Hühner meist ohne Einbuße einen äußerst günstigen Verlauf genommen. Rehe und Hochwild haben verhältnißmäßig fast überall zugenommen, wenigstens sich nicht vermindert.
Lemberg, 18. August. (Wien. Ztg.) Die aus der Provinz einlangenden Ernteberichte lauten besonders bezüglich der Weizen⸗ ernte recht günstig; nur der Stand des Raps ist weniger versprechend.
Gewerbe und Handel.
Die Lebensversicherungs⸗Gesellschaft zu Leipzig ver⸗
öffentlicht eine Uebersicht über die Geschäftsergebnisse im Jahre 1880.
Nach derselben hat der Vermögensbestand einen Zuwachs von 3 093 215 ℳ erhalten, wodurch derselbe auf 31 410 577 ℳ gestiegen ist. Von den angesammelten Ueberschüssen sind 1 078 421 ℳ an die Versicherten zurückgewährt, dagegen im vergangenen Jahre ein Ueber⸗ schuß von 1 679 818 ℳ erzielt worden, der höchste seit dem Bestehen der Gesellschaft; die Gesammtsumme der angesammelten Ueberschüsse ist dadurch auf 6 460 424 ℳ gestiegen. Es hat demgemäß auch für das Jahr 1882 die Vertheilung einer Dividende von 40 % der ordent⸗ lichen Jahresbeiträge für Versicherungen auf den Todesfall nach Divi⸗ dendenplan A. und von 3 % der Summe der eingezahlten ordentlichen Jahresbeiträge nach Dividendenplan B. beschlossen werden können.
— Nach dem Geschäftsberichte der Werkzeugmaschinen⸗ fabrik „Vulcan“ in Chemnitz pro 31. März d. J. hatte es im ersten Semester der abgelaufenen Betriebsperiode den Anschein, als werde der Geschäftsgang einen erfreulichen Aufschwung nehmen, jedoch erwies sich dieses im weiteren Verlaufe des Jahres als trü⸗ gerisch. Bedarf an Werkzeugmaschinen lag nur wenig vor, was sich am besten im Stande der Reoheisenpreise wiederspiegelt. Zur Effektuirung gelangten 397 450 kg im Werthe von 263 448 ℳ gegen 215 613 kg im Werthe von 152 406 ℳ im Vor⸗ jahre. Gegenüber dieser Mehrproduktion stellte sich der Ver⸗ kaufspreis durchschnittlich auf 66,30 ℳ gegen 70,70 ℳ in 1879/80; die Löhne erfuhren eine Reduktion, indem 2,70 ℳ pro 100 kg weniger gezahlt wurden. Der Bruttogewinn beziffert sich mit 11 466 ℳ, so daß sich nach den Abschreibungen von 25 496 ℳ ein Verlust von 14 030 ℳ und unter Hinzurechnung des aus dem Vor⸗ jahre übernommenen Verlustsaldos ein solcher von 65 638 ℳ ergiebt.
Bukarest, 19. August. (W. T. B.) Der „Romanul“ sagt über den hier bekannt gewordenen Beschluß der Generalversammlung der rumänischen Eisenbahngesellschaft, daß nunmehr die letzte Formalität erfüllt und daß die Verlegung des Sitzes der Gesell⸗ schaft nach Bukarest durch nichts mehr gehindert sei.
New⸗York, 19. August. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 21 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 25 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 2000 B., Vorrath 220 000 B.
Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗York, 19. August. (W. T. B.) Dampfer „Holland“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 20. August 1881.
Cöln, 20. August, 1 Uhr 1 Min früh. (Tel.) Die eng⸗ lische Post vom 19. August früh, planmäßig in Verviers um 8,21 Uhr Abends, ist ausgeblieben. Grund: Zugverspätung auf belgischer Seite.
Dortmund, 18. August. XXXV. Hauptversammlung des evangelischen Vereins der S polf.Ktiltung. Die heutige Versammlung wurde durch ein vom Ober⸗Konsistorial⸗ Rath Dr. Baur (Berlin) gesprochenes Gebet eröffnet. Nach Erledi⸗ gung einiger Interna berichtete Pfarrer Schenk (Valparaiso) über die kleinen evangelischen Gemeinden an der West⸗ und Ostküste Süd⸗ Amerikas. Er dankte für die der Gemeinde zu Montevideo auf 3 Jahre zugesagte Unterstützung des Gustav⸗Adolf⸗Vereins. In Osorno in Chile bestehe seit dem Jahre 1865 eine evange⸗ lische Gemeinde. Dieselbe bedürfe, um erhalten zu werden, der Unterstützung und der thätigen Beihülfe des Gustav⸗Adolf⸗ Vereins. — Superintendent Kölling (Roschkowitz, Oberschlesien) be⸗ richtete hierauf über die Gemeinden Oberschlesiens. Er empfahl der Versammlung insbesondere das Schicksal von Lassowitz, Guttentag, Hellewald und Würben bei Schweidnitz. — Der Vorsitzende erwiderte, daß für die Gemeinde Würben ein einmaliges Geschenk von 400 ℳ und eine auf drei Jahre vorgesehene Unterstützung von je 100 ℳ in der letzten Centralvorstands⸗Sitzung a slefsen worden sei. — Pfarrer Calvini (Ancona) brachte Grüße von der Waldenserkirche aus Italien vom Evangelisations⸗Ausschusse. — Der Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Meyer (Berlin) berichtete sodann über die drei für das gemeinsame Liebeswerk in Aussicht ge⸗ nommenen Gemeinden, und zwar: Erstein im Elsaß, Troppau in Oesterreichisch⸗Schlesien und Zachasberg in Posen. Die Versamm⸗ lung bestimmte mit großer Majorität das Hauptliebeswerk im Be⸗ trage von 16 491 ℳ 80 ₰ für Zaheceen und für die beiden ande⸗ ren vorerwähnten Gemeinden eine Unterstützung von je 4500 ℳ Außerdem wurde eine große Anzahl Abendmahlskelche, Taufgefäße, Kronleuchter, Glocken, Altardecken, Lehrmittel ꝛc. an verschiedene, in der Diaspora lebende, arme evangelische Gemeinden ver⸗ theilt. — Es folgte noch eine Ansabt Ansprachen von auswärtigen Deputirten. Dr. Brand (Orsova in Südungarn) berichtete: Die dortige evangelische Gemeinde, 1874 gegründet, bestehe aus Magyaren und Deutschen, Augsburger und helvetischer Konfession. Diese Gemeinden gehören der Mutterkirche Panslova an. Bis vor 6 Jahren habe nur in Temesvar ein Reisepredigeramt be⸗ standen; aus diesem Grunde liege der Religionsunterricht vollständig brach. Auch sonstige Mißstände führe der Mangel an einem Priester mit sich, namentlich in Bezug auf Begräbnisse. — Der Vorsitzende erwiderte: Es sei beschlossen worden, daß der Gustav⸗Adolf⸗Verein von heute ab auf 5 Jahre se 500 ℳ in den Pfarrfonds von Orsova zahlen werde, um die Anstellung eines Geistlichen früher zu ermöglichen. — Pfarrer Richter (Bodelschwingh) sprach über die Lage der evangelischen Ge⸗ meinden in Oesterreich und empfahl eine von ihm entworfene Karte, auf der die Arbeit des Gustav⸗Adolf⸗Vereins in Oesterreich übersicht⸗ lich dargestellt sei. — Dr. Borchardt (Süd⸗Amerika) beleuchtete die Mittel, die der exangelischen Kirche dem Auswanderungsstrom gegen⸗ über zu Gebote stehen. Die Hanptarbett der deutsch⸗evangelischen Kirche sei am La Plata. — Nachdem noch perschiedene Ansprachen eehalten worden waren, wurde Leipzig als nächstjähriger Versamm⸗ ungsort gewählt. — Der Ober⸗Konsistorial⸗Rath Lechner (Leipzig) sprach demnächst das Schlußgebet, worauf die Versammlung mit einem allgemeinen Gebet und dem Gesange: „Das Wort sie sollen lassen stahn“, geschlossen wurde.
Altona, 18. August. (Hamb. Corr.) Die Internationale Ausstellung von Kraft⸗ und Arbeitsmaschinen wurde heute, Nachmittags 3 Uhr, eröffnet. Die Eröffnungsrede hielt der Ober⸗Präsident der Provinz Schleswig⸗Holstein, von Steinmann
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EoE1““ 8 * 11“ 8 8 “ Derselbe betonte, daß er als zweiter Ehrenpräsident der Ausstellung zur Eröffnung berufen sei, weil der erste Ehrenpräsident, Redners Vorgänger in der Verwaltung der Provinz, zum Rath der Krone er⸗ nannt und somit durch seine Amtsgeschäfte verhindert sei, der heutigen Feier beizuwohnen. Die Ausstellung von Kraft⸗ und Arbeitsmaschinen, zu welcher nicht nur Aussteller aus dem engeren Stadtkreise heran⸗ gezogen worden, sondern welche man zu einer internationalen gemacht, sei nicht ins Leben gerufen, um mit anderen ähnlichen größeren und bedeutenderen Unternehmungen zu konkurriren, sie wolle vielmehr dem Industriellen und Gewerbtreibenden jene kleineren Maschinen vor Augen führen, die ihm bei rationeller Betreibung seiner geschäftlichen Thätigkeit heutzutage unentbehrlich geworden, und die, wie ihr Name: Kraft⸗ und Arbeitsmaschinen, besage, dazu bestimmt seien, den größten Theil der mechanischen Thätigkeit dem Menschen abzu⸗ nehmen. Redner hoffe daher auch und sei überzeugt, daß die von ihm zu eröffnende Ausstellung dazu beitragen werde, die Einsicht und Kenntniß der Gewerbtreibenden zu mehren und zu vertiefen, und daß sie ferner eine Art und Weise des Schaffens in der Industrie herbei⸗ führen werde, welche mit der erstrebten Erleichterung der Arbeit identisch sei. Redner wolle deshalb auch nicht vergessen, jener patriotischen Männer zu gedenken, welche, an der Spitze des Altonaer Industrievereins stehend, die Ausstellung ins Leben gerufen und zu deren Gelingen mit ihrer ganzen Kraft und Energie beigetragen. Mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in welches das Publikum einstimmte, und in das die Musik mit dem „Heil Dir im Siegeskranz“ einfiel, schloß die Ansprache. — Ein nunmehr unter⸗ nommener Rundgang durch die Ausstellung zeigte eine große Fülle der verschiedensten Gegenstände; hervorzuheben sind eine Tambourir⸗ maschine, an der junge Damen mit verschiedenfarbigem Garn die gefälligsten Arabesken vor den Augen der Zuschauer auf eine Decke zauberten, eine mechanische Dütenfabrik sowie ein trans⸗ portabler Wasserstrahl⸗Ventilator, Numerir⸗ und Paäginir⸗ maschinen, und vollständig eingerichtete Schlosserwerkstätten, in denen nichts fehlte, dessen der Handwerksmann bei irgend welcher Gelegenheit benöthigt sein könnte. Auf dem hinter dem Haupt⸗ gebäude belegenen Platze stehen Dresch⸗ und andere Maschinen, und dort befindet sich auch die Hauptanziehungskraft der Ausstellung, nämlich die auf einem Bogengeleise den Platz umkreisende elektrische Eisenbahn. Daß es an aller Art von Handwerkszeug, in der passendsten Form und in vorzüglicher Güte hergestellt, nicht fehlt, braucht eigentlich ebensowenig erwähnt zu werden, als daß auch alle jene Gegenstände in reichster Auswahl vorhanden sind, welchen wie z. B. Treibriemen nur eine auxiliäre Rolle im Industriebetriebe zuzu⸗ erkennen ist. Der Besuch der Ausstellung dürfte daher nicht nur dem Fachmanne, sondern durch ihre Vielseitigkeit auch dem Laien ein sehr instruktiver und lohnender werden.
Im Garten des Belle⸗Alliance⸗Theaters giebt die ungarische Zigeunerkapelle Benczy Gyula's morgen ihr vorletztes und am Montag ihr Abschiedskonzert, bei welchem der Dirigent, Hr. Benczy Gyula noch einige seiner selbstkomponirten Soli zum Vor⸗ trage bringen wird. Am Dienstag beginnen die Konzerte der Kaiser⸗ lichen 2. Matrosen⸗Division aus Wilhelmshaven, in Uniform.
— Im Ostend⸗Theater (Große Frankfurterstraße 130) findet am Dienstag, den 23. d. M., eine Benefizvorstellung für den Ober⸗ Regisseur Hrn. Franz Hauptmann statt. Zur Aufführung gelangt zum 40. Male: „Vineta“, Familiengemälde in 5 Akten, nach E. Werners gleichnamigem Roman. Vor und nach der Vorstellung ist in dem hübschen Garten des Theaters Concert.
Das Sommernachtsfest in der Flora zu Charlottenburg ist wegen der anhaltend ungünstigen Witterung auf Sonnabend, den 27. August, verlegt worden. Auch das Füllen des „lenkbaren“ Luft⸗ schiffes hat bisher, nach Angabe des Erfinders, in Folge des starken Regens und Sturmes nicht zu Ende geführt werden können.
Literarische Neuigkeiten undperiodische Schriften.
Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Nr. 67. — In⸗ halt: Züchten und Prämiiren. Von Rud. Behmer. — Das deutsche Bauernhaus (Schluß). — Ursachen der Pestbeulen, Karfunkel und ähnlicher Krankheiten. — Die Werthe des Grundeigenthums in Ruß⸗ land. — Organisation und Ertragsberechnung einer thüringischen Großwirthschaft. — Umzäumung mit Stacheldraht. — Rieselwiesen⸗ Düngung. — Rambonillet⸗Schafzucht in einer größeren Wirthschaft mit Brennerei und Stärkefabrik. Von R. Behmer. — Ein Zucker⸗ rübenfeind. Von Prof. Wittmack.
Milch⸗Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von Benno Martiny. Unter Mit⸗ wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Oeko⸗ nomie⸗Rath. in Eutin (Fürstenthum Lübeck). Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 33. — Inbhalt: Deutsche Viehzucht⸗ und Herdbuch⸗Gesellschaft. Allgemeine land⸗ und forstwirthschaftliche Aus⸗ stellung in Hannover. IV. Von C. Petersen, Eutin. (Schluß.) — Verschiedene Mittheilungen Deutschland: Hamburg, Fleischpulver⸗ fabrik; Dänemark: Kopenhagen, Hornviehausfuhr; Amerika: New⸗ York, Milchwirthschaftliches Unternehmen. — Ausstellungen. Groß⸗ britannien: Molkereiausstellungen in England: Molkereiausstellung in Islington, London. — Allgemeine Berichte. Sillginnener Fleisch⸗ schafrage; Viehverkehr auf der Eisenbahn im Regierungsbezirk Gum⸗ binnen im Jahre 1880. — Erfahrungen in der Praris. Milchpro⸗ duktion nach Quantität und Qualität beim Uebergang von der Stall⸗ fütterung zum Weidegang; Vergleichende Versuche zwischen der Butter⸗ ausbeute bei Lefeldts kontinuirlicher Centrifuge (Rauminhalt 140 Pfd.) und Nielsen und Petersens kleiner Centrifuge (Rauminhalt 33 Pfd.), angestellt durch Kandidat Storch; Ein milchgebendes Kalb; Ergeb⸗ nisse von Ochsenmastung; Milchmagazingenossenschaft Memel; Sen⸗ nereigenossenschaften in Vorarlberg. — Geräthe⸗, Maschinen⸗ und Baukunde. „Neues“ Butterfaß; Das Pioskop. Von G. Dangers in Hamburg. — Literatur.é Die prohibitiven Körordnungen, ihre ge⸗ setzliche Zulässigkeit und wirthschaftliche Bedeutung von W. v. Nathusius⸗ Köͤnigsborn. — Sprechsaal. Käse aus Centrifugen⸗Magermilch. Von Labesius, Norden (Ostfriesland). — Milchwirthschaftlicher Verein. Molkereiausstellung in Konstanz. — Marktberichte. — Anzeigen.
Das Schiff, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffahrt, herausgegeben unter Mitwirkung von Arthur von Studnitz, Dresden. (Viersährl. 2 ℳ) Nr. 72. Inhalt: Wasser⸗ bau und Schiffbau auf der Gewerbe⸗ und Industrie⸗Ausstellung zu Halle a./S. — Verladebureaus und Prokurore. — Danzig⸗ oder Königsberg⸗Schwarzes Meer? — Die holländische Tauerei. — Hel⸗ linge am Rhein. — Strombereisung. — Rhein⸗Donau. — Rhein⸗ schiffahrtsregister. — Häfen. — Wasserbau. — Schiffbau. — Pro⸗ jekte. — Personenschiffahrt. — Fähren. — Flößerei. — Unfälle. — Strompolizei. — Diebstähle. — Sport. — Gerichtliches. — No⸗ tizen. — Privilegien der Magdeburger Schifferbrüderschaft. — Vom Frachtenmarkt. — Personalien. — Geschäftsberichte. — Vermischtes. — Wasserstand. — Geringste Fahrttiefen. — Kurse. — Ausländische Patente. — Briefkasten. — Kalender — Anfrage. — Inserate.
Deutsche Töpfer⸗ und Ziegler⸗Zeitung. Begründet von A. Türrschmiedt. Redigirt von Friedr. Hoffmann. Organ des Ziegler⸗ und Kalkbrenner⸗Vereins. Berlin. XII. Jahrgang. Nr. 34.— Inhalt: Die Gewinnung der Magnesia und ihre Bedeutung. — Das Porzellan und Steingut auf der Schlesischen Gewerbe⸗ und In⸗ dustrie⸗Ausstellung zu Breslau. — Die Entwickelung des Maschinen⸗ wesens. — Patentbericht. — Vermischtes. — Anzeigen. 3
Illustrirte Berliner Wochenschrift „Der Bär“e, Preis vierteljährlich 2.ℳ, Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W., redigirt von Emil Dominik. Nr. 47. — Inhalt: Der grüne Domino, Novelle von T. L. M. (Fortsetzung.) — Acht Jahre am Hofe des Prinzen Heinrich (1770 — 1778), aus den Memoiren eines alten Fran⸗ zosen, deutsch bearbeitet von Ernst Breest (Fortsetzung). — Miscellen: Graf Hatzfeldt (mit Porträt); Das Treppenhaus der Reichsbank in Berlin (mit Zeichnung von G. Tbeuerkauf); Etwas aus Sanssouci von L. A.; Anfrage an den Fischereiverein; Glektrische Bahn vo Ebarlottenburg. — Brief⸗ und Fragekasten. — Inserate. “