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hne irgend eine weitere Auslage zu haben, das Drittheil der Ein⸗
künfte bezieht und weder zur Bezahlung des Zehents noch irgend einer anderen Steuer verpflichtet ist. Jetzt aber, da die Bauern von der türkischen Herrsch befreit sind, haben sie sich verabredet, ihren Herren das ihnen gebührende Drittheil zu verweigern. Sie stützen sich dabei auf die Behauptung, daß das ausgabenfreie Drittheil, das der Eigenthümer empfängt, nicht im rechten Verhältnisse zu den Mühen stehe, welche sie zur Produktion aufzuwenden haben, daß diese Besitzungen ohnehin einst ihren Ureltern gehörten, die Ali Pascha durch Gewalt gezwungen hätte, ihm die⸗ selben ohne einen Pera Entschädigung zu verkaufen, daß diese Be⸗ sitzungen sodann nach dem Untergange Ali Paschas auf den Sultan übergegangen und sogenannte Imljakia geworden seien, die alsdann an Private verkauft wurden, welche sie somit heute mit Unrecht in Hän⸗ den hätten. Die Bauern erklären, daß sie heute, wo sie befreit seien, das alte Elend nicht mehr tragen wollen, und sprechen von Vertrei⸗ bung dieser sogenannten Grundbesitzer, egen die sie als Kläger aufzutreten beabsichtigen. Selbstverständlich steht die griechische Re⸗ gierung dieser keineswegs harmlosen Bewegung nicht gleich⸗ gültig und am allerwenigsten sorgenfrei gegenüber. Sie fühlt sich durch die eben geschilderte Agitation um so mehr er⸗ schreckt, weil die Befürchtung nahe liegt, daß das Beispiel der bäuer⸗ lichen Bevölkerung des Bezirkes von Arta leicht Nachahmung in Thessalien finden könnte, wo fast alle Dörfer entweder Krongüter (Imliakia) oder Besitzungen einzelner Personen sind. Sie hat sich daher beeilt, durch ihren Vertreter den Königlichen Kommissär Lu⸗ riotis, energische Maßregeln gegen die sich auflehnenden Bauern zu ergreifen, und verhält letztere selbst durch Anwendung von Militär⸗ gewalt dazu, den Grundherren das ihnen gebührende Drittheil des Ernteertrages nach wie vor auszubezahlen. Die griechische Regierung wird die unbesonnenen Ansprüche der bäuerlichen Bevölkerung des Distriktes von Arta sicher rasch in die richtigen Schranken zurück⸗ weisen; ihr Interesse erheischt ja, daß sie jedes böse Beispiel für die noch zu besetzenden Distrikte hintanhalte, und überdies ist sie im Sinne der Konvention von Konstantinopel eventuell zu Entschädigun⸗ gen verpflichtet.“
— Ueber die Besetzung von Thessalien durch die Griechen erhält die „Daily News“ aus Derven⸗Furka un⸗ term 20. ds. folgende Depesche:
„Die Okkupation der südlichen Hälfte der zweiten Zone in Thessalien begann von vier Punkten gleichzeitig jeden Morgen um 6 Uhr durch zwei Kolonnen unter General Soutzo. Die östliche Division unter Oberst Dimintracopulo, 10 000 Mann zählend, mar⸗ schirt in zwei Truppenkörpern via Derven⸗Furka und Derven Karia. Die westliche unter Oberst Karais Cakes, 8000 Mann stark, rückt über Mouchluka und Janitzou ein und richtet ihren Marsch auf Kar⸗ ditza und Phanari. Die östliche Division besetzt Domoko und damit kommen die Operationen zum Stillstand bis zum Ablauf der Frist für die Vollendung der Okkupation der übrigen Zonen. Die inter⸗ nationale Kommission ist in eine Reihe von Unterkommissionen ein⸗ getheilt worden. Die Hauptdelegirten bleiben beim griechischen Haupt⸗ uartier. Die zur Besetzung von Thessalien versammelte Gesammt⸗ treitmacht zählt 32 000 Mann mit 8 Kanonene“.
Türkei. Konstantinopel. Die „Pol. Corr.“ vom 23. d. M. veröffentlicht den letzten Abschnitt des Berichtes über den Zustand der türkischen Zollverwaltung, welchen der Rath der General⸗Administration der indirekten Steuern, Bertram Efendi, im Auftrage der Pforte abge⸗ faßt hat. Derselbe lautet:
„Indem ich den Bericht, mit dessen Abfassung Se. Majestät der Sultan mich betraute, abschließe, erlaube ich mir die wichtigsten Vor⸗ schläge, welche ich der Entscheidung der Kaiserlichen Regierung unter⸗ breiten zu sollen glaubte, zusammenzufassen. Man müßte vor allem Andern ohne Zeitverlust mit den folgenden Maßregeln beginnen: 1) Einführung des Deklarationssystems, demzufolge eine schrift⸗ liche Anzeige vor jeder zollamtlichen Handlung (nämlich bei Ankunft der Schiffe, vor der Ausschiffung, vor der Beförderung der Waaren, sei es zum Zweck des Konsums, sei es in die Depots oder zu erlaubter Durchfuhr) abverlangt wird. Diese Maßregel hat den doppelten Zweck, einerseits die zollamtliche Untersuchung zu er⸗ leichtern, zu beschleunigen und sicherzustellen, andererseits zur Kontrole der Zollverwaltung eine Grundlage zu bieten. 2) Die Anwendung materieller Mittel, um jeden Betrug zuvorzukommen, indem die Waaren so lange nicht freigegeben werden, als nicht sämmtliche Ver⸗ pflichtungen gegenüber der Zollverwaltung erfüllt sind (solche Mittel wären: Besetzung oder Absperrung der Schiffe durch die Zollbehörden, unverzügliche Beschlagnahme der in den Zollämtern ausgeschifften Waaren und Absperrung der Privat⸗Depots). 3) Unterdrückung der offenen Mißbräuche, welche durch den öffentlichen Verkauf verbotener Waaren (z. B. Waffen) oder notorisch eingeschmuggelter (wie die meisten Bijou⸗ terien) begangen werden. 4) Aufhebung der Zollfreiheit für die Ein⸗ füthr der für den persönlichen Gebrauch der Konsuln u. s. w. be⸗ timmten Waaren oder im anderen Falle Gebrauch von dem Rechte, die Deklaration dieser Artikel und ihre zollamtliche Verifizirung zu verlangen, um dem mit dieser undefinirten Konzession getrie⸗ benen Mißbrauch zu steuern. 5) Gründung von Entrepots, was für den Handel geradezu eine Lebensfrage bildet. 6) Aus⸗ reichende und regelmäßige Bezahlung der Zollbeamten, indem deren übermäßige Zahl auf die unbedingt erforderliche reduzirt wird und die überflüssigen Beamten mit Pension entlassen werden. 7) Sicher⸗ stellung der absoluten Ausführung der Reglementsbestimmungen ver⸗ mittelst einer permanenten Dienstinspektion, womöglich durch zwei deutsche Beamte, ferner durch eine klare, einfache und genaue Kon⸗ trole der abgeschlossenen Lagerbücher und der beizulegenden Original⸗ dokumente, schließlich durch Feststellung von Strafen, welche über lichwvergessene Beamte zu verhängen wären. 8) Durch die Ein⸗
ührung der Uniform für alle Erekutivbeamten“.
— Zwischen der Pforte und den Katholiken von Echmiazin hat sich, wie die genannte Correspondenz meldet, ein neuer Konflikt ergeben, hervorgerufen durch den Umstand, daß die Pforte die Ernennung des Kattsagos (Patriarchen) von Sis (in Cilicien) aus eigener Machtvollkommenheit und ohne die Zustimmung des obenerwähnten armenischen Kirchen⸗ oberhauptes zu derselben eingeholt zu haben, vorgenommen hat. Unter den Armeniern herrscht in Folge dieses eigen⸗ mächtigen Vorganges der Pforte eine lebhafte Erregung, da sie in demselben einen Angriff auf die Autonomie Armeniens und ein übles Vorzeichen für die Lösung der armenischen Frage erblicken. Der armenische Patriarch in Konstantinopel hat eine Versammlung seiner Konnationalen einberufen, um gegen jene Ernennung einen Protest bei der Pforte einzulegen.
Volo, 22. August. (Pest. L.) Die Einschiffung der türkischen Truppen auf den Staatsdampfern „Babel“, „Esseri⸗Dschedid“ und „Mewred⸗Nusred“ geht ohne Hinderniß vor ich. Die Divisions⸗Generale Scherif Pascha und Hussein
scha sind in Folge ihrer Ernennung zu Vorsitzenden des
dministrationsraths des I. Armee⸗Corps in Konstantinopel, respektive des II. Armee⸗Corps in Adrianopel nach ihren neuen Bestimmungsorten abgereist.
Smyrna, 22. August. (Pest. L.) Der Dampfer „Batum“, welcher den direkten Poöstdienst zwischen Konstan⸗ tinopel und Tripolis eröffnet hat, erlitt auf der Rückfahrt in den Gewässern von Chio einen Maschinenbruch und mußte nach Konstantinopel remorquirt werden. — Offiziere und Mannschaft der hier vor Anker liegenden österreichisch⸗
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ungarischen Eskadre sind fortwährend Gegenstand von Sympathiebezeigungen Seitens der hiesigen 8 “
Rumänien. Bukarest, 24. August. (W. T. B.) Morgen reist die Kommission, welche von dem Finanz⸗Minister beauftragt ist, die Konversion der Eisenbahn⸗Schuld⸗ verschreibungen zu efefektuiren, nach Berlin ab.
Dänemark. Kopenhagen, 20. August. (Hamb. Corr.) Im Landsthing stand heute das Staatsbudget zur ersten Lesung. Ploug bemerkte, daß es für ihn und einen großen Theil der Mitglieder des Things eine große Täuschung gewesen sei, jetzt das Budget in der vorliegenden Form ent⸗ gegenzunehmen, denn man habe mit Recht hoffen können, daß das Entgegenkommen der Rechten in dem letzten gemeinsamen Ausschuß einige Wirkung auf das neue Folkething ausgeübt hätte. Das Landsthing werde das Budget in nähere Bera⸗ thung zu ziehen haben und Aenderungen vornehmen müssen, denn davon, das Budget unverändert anzunehmen, könne keine Rede sein. Da Niemand weiter das Wort nahm, wurde
das Budget mit 54 gegen 1 Stimme zur zweiten Lesung ver⸗ wiesen.
Amerika. Washington, 24. August. (W. T. B.) Das Bulletin von heute Morgen 8 Uhr 30 Min. meldet: Präsident Garfield hatte eine recht gute Nacht und nimmt flüssige Nahrung mit mehr Appetit zu sich, so daß die Aerzte nicht nöthig haben, ihm Nahrung einzuflößen.
— 24. August, Nachmittags. (W. T. B.) Die Aerzte haben, da der Zustand des Präsidenten Garfield bis kurz nach 12 Uhr Mittags keine Veränderung erfahren hatte, die Zktasechseschrhinfse geöffnet. Das Resultat war ein befriedi⸗ gendes.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 21. August. (Allg. C.) Das Projekt eines zweiten Suezkanals unter englischen Auspicien ist Gegenstand lebhafter Erörterung in der lokalen Presse. Die in Vorschlag gebrachten Vortheile umfassen eirn e raschere Durchfahrt und einen billigeren Tarif.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. 1
Washington, Donnerstag, 25. August. Staatssekretär Blaine telegraphirte an die Vertreter der Union im Aus⸗ lande: Zunehmender Appetit des Präsidenten erleichtert die Verdauung flüssiger Nahrung. Die Symptome sind ermuthi⸗ gend; nichtsdestoweniger herrscht noch immer große Besorgniß.
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Nr. 42 des Amtsblatts des Fetche⸗Foftamits hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 12. August 1881. Post⸗ packetverkehr mit Frankreich. — Vom 17. August. Wiedereröffnung der Jagd in Elsaß⸗Lothringen. — Vom 18. August. Post⸗Dampf⸗ schiffverbindung mit Dänemark. — Vom 19. August. Einführung eines besonderen Formulars zu Kontrol⸗Postanweisungen
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Statistische Nachrichten.
Ueber Deutschlands Bücherproduktion in den vier Jahren von 1877 bis 1880 schreibt die Augsb. „Allg. Ztg.“: Die Produktionslisten des deutschen Verlagsbuchhandels werden im Namen des Börsenvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig geführt. Die vor Kurzem beendete Zusammenstellung für das abgelaufene Jahr ergiebt eine Gesammtziffer von 14 941 Neuheiten und neuen Auflagen, einschließlich 300 Landkarten. Gegen das Vorjahr 1879 zählt man 762. Nova ꝛc. mehr. Das Jahr 1879 hatte 267 Nummern mehr aufzuweisen als 1878, dieses wieder 13 weniger als 1877, so daß die Gesammtzunahme von 1878 — 1880 gegen 1877 sich auf 1016 Werke und Karten beziffert, was über 7 % ausmachen würde. Die dritte Gattung der Schriften (Rechts⸗ und Staatswissenschaft, Politik, Statistik) hob sich um 289 Werke (1557 gegen 1268), die theologische um 137 (1390 gegen 1253), die päda⸗ gogische um 133 (1950 gegen 1817). Diese letztgenannte siebente Abtheilung zeigt die stärtsee Fifffer von sämmtlichen 24 Unter⸗Ab⸗ theilungen. Nächst ihr im Range kommt die juristisch⸗politische, dann die theologische, an vierter Stelle erscheint die schöne Literatur mit 1209 Werken. Die Volksschriften nahmen um 117 Werke zu (657 gegen 540 im Jabre 1877). Ein Rückgang der Pro⸗ duktion zeigt sich nur bei drei Rubriken, bei der Philo⸗ sophie, den vermischten Schriften und bei den Karten, mit bezw. 38, 84 und 35 Werken weniger als vor drei Jahren. Die philosophischen Schriften sanken von 163 auf 125, die vermischten von 507 auf 423, die Karten von 336 auf 301 herab. Dagegen ist bei den nachstehenden noch übrigen Fächern eine stetige Zunahme zu bemerken: die Heilwissenschaft und Thierheilkunde zahlte im Jahre 1880 790; die Naturwissenschaft 787; die Literatur der Jugend⸗ schriften 496; die Alterthumskunde, altklassische und vrientastsche Sprachwissenschaft und altdeutsche Literatur 506; Geschichte, Biographie 752; Geographie 356; Mathematik, Astronomie 201; Kriegswissen⸗
aft und Pferdekunde 353; handelswifsenschaft und Gewerbskunde
3; Bau⸗, Maschinen⸗, Eisenbahn⸗, Bergbau⸗, Schiffahrtskunde 403; orst⸗ und Jagdwissenschaft 112 Haus⸗ und Landwirthschaft 433; schöne Künste, Stenographie 627; endlich die Freimaurerliteratur
Werke. Die Statistik des deutschen Verlagsbuchhandels schließt also äußerlich mit einer vorwiegend günstigen Bilanz ab.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Die Hobhenzollern und das Deutsche Vaterland“ von Dr. R. Graf Stillfried⸗Alcantara und Prof. Dr. Bern⸗ hard Kugler. Mit etwa 350 Illustrationen, darunter gegen 60 Vollbilder von Camphausen, Menzel, Thumann, A. von Werner und vielen Anderen. Vollständig in 25 Lieferungen Folioformat à 2 ℳ Friedr. Bruckmanns Verlag in München. — Mit einer ansehnlichen Zahl prächtiger Bilder von erster Künstlerhand geschmückt, liegen heute die vor Kurzem erschienenen Lieferungen 9— des obigen Prachtwerkes vor. Der Terxt dieser drei Lieferungen führt zunächst die Geschichte des ersten Königs von Preußen ihrem Aeschkuße zu; das geiftig rege Hofleben, das die Königin Sophie Charlotte im Verein mit ihrem aus Hannoper berufenen einstigen Lehrer Leibnitz angeregt hatte, tritt uns anschaulich in Wort und Bild vor Augen. Die Lieferungen 10 und 11. schildern die Regierungszeit Friedrich Wilhelms 1. Die mitgetheilten mannigfachen Details über die Für⸗
sare Lese 9 6 seine serge dieses Herrschers fuͤr dos Wohl seiner Unterthanen, welche
namentlich durch die Gebote der allgemeinen Wehr⸗ und Schulpflicht den Sinn für die idealen Güter des staatsbürgerlichen Lebens weckte, sind besonders erhebend. Seine Sorge für die Schulen illustrirt Adolf Menzel in jener feinen realistischen und eben deshalb so charak⸗ teristischen Weise durch das prächtige große Bild: „Friedrich Wil⸗ helm I. in einer Dorfschule“. Jedes Detail ist darin der Natur ab⸗ gelauscht, und lebenswahr treten die Gestalten aus dem Bilde heraus. Die besprochenen 3 Lieferungen beweisen also wiederum, daß Autoren, Künstler und Verlagshandlung bis hierher in glücklichster Weise die selbstgestellte Aufgabe gelöst haben.
— Der Verein für Lübeckische Geschichte und Alter⸗ thumskunde ist, wie aus dem kürzlich ausgegebenen Jahresbericht für 1880 hervorgeht, in gedeihlicher Entwickelung begriffen. Dies beweist namentlich die nicht unerhebliche Anzahl neu eingetretener Mitglieder. Die monatlichen Winterversammlungen fanden in ge⸗ wohnter Weise statt. Einen ganz eigenartigen Charakter trug eine mit der Februarversammlung verbundene, in Gemeinschaft mit dem Verein der Kunstfreunde veranstaltete Tafelrunde, bei welcher es sich um die kritische Würdigung des althistorischen Sutermoos und des nach einem Rezept aus dem 16. Jahrhundert bereiteten Hippocras handelte. Von den Publikationen des Vereins sind im vergangenen Jahre die Lieferungen 7—10 des VI. Bandes des Urkundenbuchs und das erste Heft des IV. Bandes der Zeitschrift erschienen. In Folge einer Anregung von außerhalb wurde beschlossen, die Anbringung von Gedenksteinen an solchen Häusern Lübecks, in denen bedeutende Männer ge⸗ wohnt haben bezw. geboren sind, zu veranlassen und mit der Aus⸗ arbeitung geeigneter Vorschläge eine Kommission betraut. Ueber die Thätigkeit der mit dem Verein eng verbundenen und ihm unterstellten Sektion für die kulturhistorische Sammlung ist ein besonderer Jahres⸗ bericht angehängt. Zur würdigen Vertretung Lübecks auf der im August 1880 von der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethno⸗ logie und Urgeschichte veranstalteten Ausstellung anthropologischer und prähistorischer Funde Deutschlands in Berlin war dem Verein vom Senat die Summe von 600 ℳ bewilligt worden. Das Museum konnte infolge dessen 196 Nummern einsenden. Nach dem Schlusse der Ausstellung hat die prähistorische Abtheilung desselben dadurch eine werthvolle Bereicherung erfahren, daß ihr die dafür angefertig⸗ ten Modelle der Steingräber zu Blankensee und Waldhausen sowie des Pöppendorfer Ringes und des Terrains von Alt⸗Lübeck überwiesen wurden. Eine weitere interessante Vermehrung erfuhr die genannte Abtheilung durch Einverleibung einer großen Anzahl von Gegenstän⸗ den, welche in der Nähe des Travedurchstichs am rechten Ufer des Flusses auf dem Alt⸗Lübeck gegenüber liegenden Wiesenterrain gefunden worden sind. Durch diese Funde, welche mit den in Alt⸗Lübeck ge⸗ machten eine hohe Aehnlichkeit besitzen, ist der augenscheinliche Nach⸗ weis geliefert, daß auch auf dem rechten Ufer der Trave zu der vor⸗ maligen Stadt in Beziehung stehende Ansiedelungen sich befanden, welche aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Zerstörung der Stadt gleichfalls zu Grunde gegangen sind. Die Spuren der Vernichtung sind durch Kohlen und Aschenreste deutlich bezeichnet. Für die Ausgrabungsarbeiten auf dem Grund und Boden des alten Lübeck sind die nöthigen Mittel zur Verfügung gestellt worden, und es sollte mit den Arbeiten nach einem sorgfältig ent⸗ worfenen Plane in diesem Sommer vorgegangen werden. Die Samm⸗ lung zählt bereits 3406 Nummern und vermehrt sich durch Erwer⸗ bungen und Zuwendungen fortwährend. Nach dem mitgetheilten Verzeichnisse betrug der Zuwachs im verflossenen Jahre 125 Num⸗ mern. Eine Altardecke und eine Dalmatika wurden dem Kunst⸗ gewerbemuseum in Berlin zum Zweck der Nachbildung überlassen. Die Vereinsbibliothek ist ebenfalls (besonders durch Austausch mit anderen Vereinen) in stetigem Wachsen.
— Die am 27. August erscheinende Nr. 1991 der „Illustrirten Zeitung“ (Leipzig, J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Deutschlands Burgen und Schlösser: Schloß Püchau in Sachsen. Originalzeichnung von B. Straßberger. — Von der Jagdausstellung zu Kleve: Die hervorragendsten Sehenswürdigkeiten. 28 Abbildungen. Originalzeichnung von L. Beckmann. — Staats⸗Minister v. Boetticher, der neue Königl. preuß. Staatssekretär des Innern. — Der Borschen und das Kurhaus des Sauerbrunnens bei Bilin. Nach der Natur gezeichnet von F. Schreier. — Berberische und arabische Jugend in Algerien. Nach photographischen Aufnahmen. — Ferd. Keller, † am 21. Juli. — Hugo Müller, † am 20. Juli. — Aus Tunis: Das Bombardement von Sfar während der Landung der französischen Truppen. Nach einer Skizze unseres Spezialzeichners Richard Fuchs. (Zweiseitig.) — Die Heiligthumsfahrt in Aachen. 2 Abbildungen, nach Zeichnungen von L. v. Elliot: 1) die Prozession. 2) Die Vor⸗ zeigung der Heiligthümer von der Galerie des Domthurms. — Ku⸗ riositäten aus den Gebieten der Heraldik, Numismatik und Sphra⸗ gistik: Magdeburger Schatzgräbereien. III. Eine altmagdeburgische Wanddekoration. — Polptechnische Mittheilungen: Die neue König und Bauersche Rotations⸗Farbendruckmaschine Patent Payne) in der Patentausstellung zu Frankfurt a. M. — Neuer, mit einer Hand schließbarer Regenschirm.
Goslar a. Harz, 18. August. (Magdeb. Ztg.) Die Wand⸗ malereien im Kaisersaale schreiten rüstig vorwärts. Gegen⸗ wärtig weilt auch Hr. Professor Wislicenus hier, welcher mit seinen Gehülfen und Freunden den Hrrn. Weinack und Stecker, am Mittel⸗ bilde des Saales arbeitet. Bekanntlich stellt dieses Bild die Wieder⸗ aufrichtung des Deutschen Reiches durch Kaiser Wilhelm dar. Gewiß wird dieses Hauptgemälde im Laufe dieses Jahres fertig gestellt werden.
Gewerbe und Handel.
Der Rechnungsabschluß der Ungarischen Kreditbank für das erste Semester 1881 zeigt folgende günstige Positionen: Ge⸗ winn der Centrale 535 627 Fl. (1880 299 185 Fl.), Gewinn der Bank⸗ und Waarenabtheilung 442 597 Fl. (1880 381 937 Fl.), von letzteren erhält die Oesterreichische Kreditanstalt 40 % mit 177 039 Fl. (1880 152 774 Fl.); es verbleiben also als Gesammtgewinn der Unga⸗ rischen Kreditbank 801 185 Fl. (1880 528 387 Fl.).
— Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.“ äußert sich in ihrem vom
12. d. M. datirten Wochenbericht folgendermaßen: Zunehmende Belebung des Waarenhandels ist die Lichtseite, wilde Spekulation in verschiedenen einheimischen Produkten die Schattenseite des Bil⸗ des, das wir diese Woche von der Gesammtsituation zu ent⸗ werfen haben, und erwähnenswerth ist ferner eine Erschlaffung des Börsenspiels. Hier am Platze hat das Herbst schaft unter Symptomen eröffnet, die seinem ferneren Verlauf das gün⸗ gtioste Prognostikon stellen, und vom Osten, Westen und ordwesten, auch vom Süden der Union lauten die Be⸗ richte über den vorhandenen Bedarf an Waaren aller Art höchst ermuthigend. Von Ueberproduktion, dem chronischen Uebel europäischer Fabrikdistrikte, hört man hier nichts, während der mit jedem der letzten Jahre gestiegene Wohlstand und die entsprechend verstärkte Konsumtionskraft der Bevölkerung der einheimischen Industrie lohnenden Absatz und fremden Fabrikaten, sofern unsere Märkte nicht damit überfüllt werden, ebenfalls gute Preise verspricht. Der Erport, obwohl das wilde Treiben störend einwirkt, erhält sich dennoch auf einer sehr befriedigenden Höhe und wird, selbst wenn diese Störungen anhalten solktan⸗ mit fast jeder der kommenden Wochen und Monate an Dimensionen gewinnen. Was im Laufe dieser Woche aus zuverlässigen Quellen über das Refultat der eingeheimsten Ernte von Winterweizen und die Auspicien für Sommerweizen und andere Getreidearten gemeldet wurde, bestätigt die Ansicht, daß wir ein ganz ansehnliches Quantum des Gesammtertrages werden erpor⸗ tiren koͤnnen. Ueber Baumwolle sind aus einzelnen Distrikten nachtheilige Berichte eingetroffen, aber selbst wenn erhebliche Beschä⸗ digungen der Pflanzen stattgefunden haben, wird der Ertrag noch immer größer sein, als je zuvor. Für die Ernte anderer Produkte bleiben die Aussichten günstig. An Geldmitteln zur Mobilisirung der Ernten
und zur Bewältigung des nach allen Anzeichen ungewöhnlich großen Umfang versprechenden Herbstgeschäfts ist kein Mangel; Gold und andere gleich gute Cirkulationsmittel sind reichlich vorhanden. Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt kann auch diese Woche als befriedigend bezeichnet werden. Von Brodstoffen ist für Weizen, Mais und Hafer nach lebhaftem, hauptsächlich speku⸗ lativem Geschäft ein Avanz etablirt worden. Getreidefrachten haben, bei anhaltend guter Frage, angezogen und sind für volle La⸗ dungen 22 Schiffe gechartert worden; Petroleumfahrzeuge waren kaum o gesucht wie in der Vorwoche, doch haben Raten sich behauptet. vork. hatte sowohl für disponible Waare wie in Terminen schleppendes Geschäft. Am Zuckermarkt herrschte ruhige Stimmung. Rio Kaffees so wie reinschmeckende Sorten waren fest und steigend. Schmalz verkehrte in weichender Tendenz; Schweinefleisch, Rindfleisch und Speck hatten stilles Ge⸗ schäft. Der Hopfenmarkt war still und fest. Für Terpentinöl ist ein nicht unbedeutender Avanz etablirt worden, und Harz fand für Export zu steigenden Preisen viel Beachtung. Petroleum hat einen Anfangs der Woche erlittenen Verlust wieder eingeholt und schließt fest. In fremden Manufakturwaaren nahm das Geschäft einen befriedigenden Verlauf. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2 884 720 Doll. gegen 2 619 286 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Wien, 24. August. (W. T. B.) Die Semestral⸗Bilanz der Kreditanstalt zeigt folgende Positionen: Gewinne an: Pro⸗ visionen 626 200 Fl. 92 Kr. (1880: 524 570 Fl.), Zinsen 1 531 775 Fl. 92 Kr. (1880: 1 511 835 Fl.), Devisen 295 002 Fl. 35 Kr. (1880: 213 047 Fl.), Effekten⸗ und Konsortialgewinn 1 274 030 Fl. 54 Kr. (1880: 1 241 636 Fl.), Verschiedenes 121 222 Fl. 87 Kr. (1880: 62 412 Fl.), Gewinn bei der Bank und Waarenabtheilung der unga⸗ rischen Kreditbank 177 038 Fl. 90 Kr. (1880: 1 527 774 Fl.), zusammen 4 025 271 Fl. 50 Kr. — Lasten und Verluste: Gehalte 410 207 Fl. 32 Kr. (1880: 399 457 Fl.), Spesen 150 059 Fl. 21 Kr. (1880: 164 050 Fl.), Steuern und Gebühren 339 667 Fl. 17 Kr. (1880: 200 273 Fl.), Agretbunden 4928 Fl. 31 Kr. (1880: 5680 Fl.), Verschiedenes 16 375 Fl. 53 Kr. (1880: 16 755 Fl.), zusammen 921 237 Fl. 54 Kr. — Der Reingewinn beträgt also 3 104 033 Fl. 96 Kr. Der Gewinn aus Konsortialgeschäften ist nur soweit berücksichtigt, als dieselben am 30. Juni abgerechnet waren. Demgemäß ist weder der aus der Konvertirung der 6 % ungarischen Goldrente, noch der aus den Ver⸗ käufen der letzten Option von ca. 6 000 000 Fl. Theißloosen und der letztübernommenen 12 Millionen 5 % ungarischen Notenrente, sowie der aus dem Verkaufe der Domäne Pardubitz entfallende Nutzen in der Aufstellung aufgenommen.
London, 25. August. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 3 auf 4 % erhöht.
Verkehrs⸗Anstalten New⸗York, 24. August. (W. T. B.) Der Hamburg er Postdampfer „Cimbria“ ist hier eingetroffen.
Southampton, 24. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habsburg“ ist hier eingetroffen.
8 8 1“ 8““ 9 4 8 “ ge li Der Neubau des Kunstgewerbe⸗Museums zu Berlin.
Von dem neuen Kunstgewerbe⸗Museum, neben welchem bereits wieder die Mauern des erst seit kurzem in Angriff genommenen ethnologischen Museums emporwachsen, sind jetzt die den freien An⸗ blick verdeckenden Gerüste ringsum entfernt worden, und das impo⸗ sante Gebäude, das die Hauptstadt um eine der ansehnlichsten archi⸗ tektonischen Schöpfungen bereichert, erscheint nunmehr in seiner äußeren Gestalt bis auf einige unwesentliche Details vollständig fertig gestellt. Auf einem schlichten, in Sandsteinquaderung ausgeführten Unterbau von mäßiger Höhe erhebt es sich in drei Geschossen, die sich an der Hauptfront in je sieben, an den Seitenfronten in je acht breiten, dreitheiligen Fenstern öffnen, als ein mächtiges, fast quadra⸗ tisches Viereck, aus welchem in der Mitte der nach Norden gedachten Hauptfront, auf zwei korinthischen Säulen und zwei Eckpilastern ruhend, die Vorhalle des Portals mit der zu ihm emporführenden Freitreppe und der dem Gebäude vorgelegten Rampe, inmitten der nach Süden gerichteten Hinterfront aber ein risalitartiger Ausbau hervorspringt. 8
Ein stöttliches, von Konsolen getragenes Hauptgesims aus theil⸗ weis farbig glasirter Terracotta schließt den Bau nach oben hin ab, während drei Friese aus gebranntem Thon von gelblicher Färbung, die in der Höhe der Fensterbrüstungen hinlaufen, die einzelnen Ge⸗ schosse von einander sondern und die vorherrschend horizontale Glie⸗ derung des Gebäudes nachdrücklich markiren. Gleich den aus gelb⸗ lichem Sandstein bestehenden Simsen und Fensterumrahmungen heben sie sich in wohlthuendem Kontraste von dem hellen Roth der Ziegel ab, mit denen die Facaden der beiden Hauptgeschosse verblendet sind. Schmale Streifen in flachem Relief modellirter Ziegel, die in pa⸗ rallelen Reihen den Bau umgürten, erzielen eine weitere glückliche Belebung dieser breiten Wandflächen; den farbigen Effekt der Fagaden aber steigern noch die in Eisen gegossenen bronzirten Sphinrbüsten, die im ersten und zweiten Stockwerk den die Fenster theilenden beiden Pilastern als Kapitäle dienen, so wie vor Allem die farbigen Glas⸗ mosaiken auf leuchtendem Goldgrund und die farbig glasirten Thon⸗ reliefs, die in dem obersten Geschoß die Felder zwischen den Fenster⸗ öffnungen einnehmen und nur in der durchweg schlichter behandelten Hinterfront durch schmucklose Ziegelfüllungen der Pfeiler ersetzt werden.
An der Herstellung der reichen dekorativen Ausstattung des Ge⸗ bäudes, die der auf entschieden farbige Wirkung ausgehenden Richtung unserer neueren Baukunst vollauf Rechnung trägt, ist neben den leiten⸗ den Architekten Gropius u. Schmieden eine ganze Reihe der trefflich⸗ sten Künstler und kunstgewerblichen Werkstätten betheiligt. Von der Thonwaarenfabrik von Augustin in Lauban sind die glatten sowohl wie die von dem Bildhauer Behrendt in feinem Relief modellirten Verblendziegel, von Keferstein in 4 für die Nordfront, von Wim⸗ mel in Berlin für die Seitenfagaden die Sandsteinarbeiten mit Ein⸗ schluß der von Geyer u. Drechsler modellirten ornamental ausge⸗ statteten Theile, der korinthischen Pilaster für die Fensterumrahmungen der beiden Hauptaeschoss ꝛc., in durchweg vorzüglicher Ausführung geliefert. Aus der Eisengießerei zu Seesen stammen die nach den Modellen von O. Lessing angefertigten Sphinrkapitäle, aus dem be⸗ kannten Etablissement von March in Charlottenburg das stattliche Hauptgesims des Gebäudes sowohl wie das gesammte, mit Ausnahme des Sandsteingiebels für das Hauptportal durchweg in gebranntem Thon hergestellte, von den Bildhauern O. Lessin „Brunowund Siemering modellirte Bildwerk der reichen Friese nnd Füllungen. In die Aus⸗ führung der Glasmosaiken endlich, die zur Hälfte von Ernst Ewald, zur Hälfte von Felensca. —2 snd⸗ haben sich Salviati und die Compagnia Venezia⸗Murano getheilt. 8 1
Wo dieher mannigfaltige künstlerische Schmuck über das an sich bedeutungslose Ornament hinausgeht, ist er darauf berechnet, das Gebäude seiner besonderen Bestimmung nach als Pflegstätte des an vergangene Blütheperioden neu anknüpfenden deutschen Kunstgewerbes zu charakterifiren. In das graziöse Rankenwerk des von O. Lessing modellirten, unterhalb der obersten Fensterreihe ringsumlaufenden Frieses fügen sich in der Are der Pfeiler die Idealfiguren an ihrem Werke thätiger kunstfertiger Arbeiter und Arbeiterinnen ein, während
Meister aller Nationen gehalten werden. Je eine ähnliche, ab⸗ wechselnd von zwei Schwänen, zwei Adlern und zwei Putten flankirte Namenstafel ist ferner in dem mittleren Theil der von Brunow und Siemering herrührenden Fensterbrüstungen der beiden Hauptgeschosse angebracht, während in den beiden seitlichen Füllungen je zwei zu einer Gruppe verbundene Figuren realistischen Gepräges als in der Arbeit begriffene Repräsentanten der hervorragendsten kunstindustriellen Techniken sich darstellen. In wechselnder Anordnung wiederholen sich die zwölf verschiedenen Modelle, aus denen dieser Cyelus besteht, in den beiden Hälften der Hauptfront sowohl wie in den anschließenden Seitenfagaden; in den verbindenden Friesstreifen aber, die sich zwischen die Brüstungen bei⸗ der Geschosse einfügen, haben die von O. Lessing modellirten, von ornamentalem Blattwerk eingefaßten deutschen Wappen ihren Platz gefunden. Durch die aus Umrahmungen von farbiger Majolika her⸗ vorleuchtenden Glasmosaiken des obersten Stockwerks endlich werden die in der Geschichte des Kunsthandwerks am bedeutsamsten hervor⸗ tretenden Zeiten und Länder repräsentirt. Es sind in den acht Pfei⸗ lern der Hauptfront, von links nach rechts aufeinander folgend, China⸗Japan, Aegypten, Indien, Persien, Rom, die romanische Kunst, die Gothik und die Renaissance, die in den sechs mittleren Feldern durch je eine sitzende, in ihrer Tracht und ihren Attributen auf die betreffende Periode hinweisende Einzelgestalt, in den beiden oblongen Eckfeldern durch die Gruppe einer weiblichen und einer ihr zugesellten Knabenfigur versinnlicht worden. An diese acht Darstellungen, von denen die vier ersteren von Ewald, die vier letzteren von Gesellschap komponirt sind, schließt sich in dem anstoßenden Eckfeld der westlichen Front als neuntes, ebenfalls von Gesellschap herrührendes und durch seine schwungvolle Behandlung besonders fesselndes Bild dasjenige der altgriechischen Kunst an, eine in edler Haltung dasitzende Frauengestalt in weißer Gewandung, neben der ein Knabe die Bronzestatue des olympischen Zeus emporhebt. Auf der anderen Seite der Kunstfagade entspricht diesem Mosaik eine Wiederholung der die chinesisch⸗japanische Kunst verkörpernden Gruppe, während in den beiden Eckfeldern der Ost⸗ front die griechische und die Renaissancekunst noch einmal wieder⸗ kehren, in den je sieben mittleren Pfeilern der beiden Seitenfagaden aber an die Stelle der Mosaiken farbig glasirte Thonreliefs treten, deren Ornament, von O. Lessing modellirt, das aus antiken Terrakotten bekannte Motiv einer auf leichtem Rankenwerk sich erhebenden, sym⸗ metrisch bewegten weiblichen Figur in verschiedener Variirung zeigt.
Ihren besonderen Schmuck hat schließlich die bereits erwähnte Portalanlage der Hauptfront erhalten. Auf den Treppenwangen, zwischen denen die Stufen zu der Vorhalle emporführen, sind hier die nach den Modellen von Sußmann⸗Hellborn in Sandstein gear⸗ beiteten sitzenden Kolossalstatuen Holbeins und Peter Vischers auf⸗ estellt, von denen Ersterer sinnend Buch und Griffel in den Händen barr während der Andere in der Bearbeitung einer Säule des Sebaldusgrabes begriffen ist. Von Sußmann⸗Hellborn ist ferner der untere Schaft der beiden Säulen der Vorhalle mit einem Relief von Kinderfiguren verziert, die, zwischen Kandelabern mit Fruchtgehängen einherschwebend, auf Studium und Uebung des Kunsthandwerks hin⸗ deuten. Zwei ähnliche Säulen mit reich ornamentirtem Fuß gliedern das über dem Portal aufragende, von vorspringenden Pilastern ein⸗ gefaßte stattliche Mittelfenster des zweiten Stockwerks, das, dem durch⸗ gehenden Motiv der Facadenbildung entsprechend, unmittelbar auf dem Gesims des unteren Hauptgeschosses aufsetzt. Sein breites, den Fries unterhalb des obersten Geschosses durchschneidendes Giebelfeld zeigt statt der von O. Lessing für die übrigen Fenster dieser Etage modellirten ornamentalen Füllungen ein von Siemering herrührendes Sandsteinrelief mit den zu beiden Seiten einer kolossalen Athenebüste gelagerten Figuren des erfindenden und des ausführenden Künstlers, so daß hier der Gedanke, der den Statuen der Treppenwangen zu Grunde liegt, noch einmal wiederkehrt.
Aus der Vorhalle gelangt man durch eine von Ed. Puls mit gewohnter Meisterschaft in Eisen geschmiedete Flügelthür, die von zwei Säulen aus gelbgeadertem Marmor und der von ihnen getragenen Sandstein⸗Verdachung umrahmt wird, in das einstweilen noch in der Vollendung begriffene und deshalb unzugängliche Innere des Gebäudes. Erst in einigen Wochen wird von den Leistungen der verschiedensten kunstgewerblichen Techniken, von den dekorativen Malereien von Schaller und Meurer und von den majolikaartig bemalten Relief⸗ Kompositionen von Geyer und Hundrieser zu berichten sein, die mit⸗ einander wetteifern, um dem Hause, das die Schöpfungen alten und neuen Kunsthandwerks in sich bergen soll, den ihm gebührenden Schmuck zu verleihen und zugleich in einer Reihe auserlesener Proben den lebendigen Aufschwung unserer dekorativen Kunst darzuthun. 8
Die Stenographische Gesellschaft nach Stolze hält morgen, Abends 8 ½ Uhr, Stralauerstraße 57, ein Schnellschreib⸗ kränzchen. ö““
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Preußisches Verwaltungs⸗Blatt. Wochenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege in Preußen. Herausgeber: Dr. jur. Binseel. Verlag und Expedition: Otto Drewitz in Berlin N., Monbijou⸗Platz 10. Jahrgang II. Nr. 47. — Inhalt: An⸗ kündigungen in Preußen nicht zugelassener Lotterien. — Umzugskosten⸗ vergütung für Beamte. — Zwangsvollstreckung wegen Geldforderung gegen den Fiskus. — Unterdrückung der Plakate von Auswanderungs⸗ unternehmern. — Außerkraftsetzung einer Strom⸗ und Schiffahrts⸗ polizeivorschrift. — Unzulässigkeit der Gewährung von Staatsbei⸗ hülfen für den Handarbeitsunterrich. — Einrichtung von Schulen mit zwei Lehrern und drei Klassen. — Zulässig⸗ keit des Verwaltungsstreitverfahrens bei Einsprüchen der Ortspolizeibehörde wider die Auszahlung von Immobiliar⸗ Brandentschädigungsgeldern. — Pfarrer als Nießbraucher und Kirchengemeinde als Eigenthümerin von Pfarrländereien in Be⸗ zug auf Deichlasten. — Bedeutung des Eichpfahls im gemeinen Wasser⸗ und Mühlenrecht. — Personen⸗, Brief⸗ und Packetposten und die Fährgerechtigkeit. — Feuerversicherungsübergang auf einen neuen Eigenthümer. — Lohnverhältniß zwischen Arbeitgeber und Ar⸗ beiter. — Uebertragbarkeit der Konkursprivilegien der Landschaften ꝛc. — Beantragung der Ablösung der Realberechtigungen der geistlichen Schulinstitute ꝛc. — Darstellung des Thatbestandes und Begründung. im Berufungsurtheile durch Bezugnahme auf das Urtheil erster In⸗ stanz. — Photographien als Druckschriften im Sinne des §. 19 des Sozialistengesetzes. — Begriff des zweimeiligen Umkreises des Ur⸗ sprungsortes politischer Zeitungen in §. 1 des Reichsgesetzes über das Postwesen. — Anfertigung und Verbreitung von papierähnlichen Waaren. — Empfehlungskarten, Ankündigungen ꝛc. — Verkauf
iftiger Thierheilmittel. — Herstellung einer geregelten Vorfluth. — H und Krippen der Bestwirthschaften
Allgemeine Literarische Correspondenz Nr. 95. — In⸗ halt: Das Reichsgericht und die Tagespresse. Von Friedrich Helbig. Emil Zola in deutscher Sprache. Von Fritz Lemmermayer. — Hypolpt August Schaufert als Humorist und Dramatiker. Von Wolf⸗ gang Kirchbach. (Schluß.) — Kritische Umschau: Palm, Briefe aus der Baetterwelt, bespr. von Vühas Riffert; Murad Efendi, Dramatische Werke, bespr. von Adolf Hoppenstedt; Mernell, Otto der Große, Anna von Cleve; Ackermann⸗Haßlacher, Rächet euch nicht, bespr. von Karl Schrattenthal; Götzinger, Reallerikon der deutschen Alter⸗ thümer, bespr. von Anton Schlossar. — Zeitgeschichtliche Mittheilun⸗
een. — Allgemeiner Deutscher Schriftstellerverband. — Fragen und ntworten. — Neuigkeiten vom Buüchermarkt. — Freies Deutsches Hochstift zu Frankfurt a. M. — Anzeigen.
n der Fensteraxre von je zwei beflügelten Putten stattliche Inschrift⸗ afeln mit den Namen berühmter, für das Kunstgewerbe schaffender
Milch⸗Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und as Molkereiwesen. Leg
wirkun ben Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Oeko⸗ nomie⸗Rath. in Eutin (Fürstenthum Lübeck). Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 34. — Inhalt: Milch⸗Centrifugen. Von Dr. W. Fleischmann, Raden. — Vergleichungen über die Ergebnisse und die Rentabilität der verschiedenen Molkereisysteme und über die Erträge aus der Milchwirthschaft bei verschiedener Fütterung der Kühe, auf Grund von 126 Meierei⸗Berechnungen dänischer Meiereien aus den Jahren 1875 — 77 und 1878 — 79. Von H. Cordes. — Ver⸗ schiedene Mittheilungen. Deutschland. Berlin. Milchkontrole — München. Schweine⸗Einfuhrbeschränkungen. — Nürnberg. Karpfen⸗ börse. — Ausstellungen. Schweden. Die fünfte allgemeine schwe⸗ dische Landbau⸗Versammlung in Malmoe. Von H. Cordes. — All⸗ gemeine Berichte. Das Oleomargarin⸗Veto in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Von P. Radenhausen, New⸗York. — Ueber Butternotirung. — Erfahrungen in der Praris. Ueber die Fabrikation von süßer Butter in Ourupgaards Meierei. — Milch⸗ erträge von Angler Vieh. Von P. Köster in Dahlheim (Westfalen). — Geräthe⸗, Maschinen⸗ und Baukunde. Neues Butterfaß. Von G. Dangers in Hamburg. —. Biologie. Kennzeichen von gekochter und ungekochter Milch. — Literatur. Zum Kanalbau. Von C. Boysen, Hildesheim. — An⸗ und Verkäufe von Zuchtvieh. Bock⸗ auktionen. — Marktberichte. — Anzeigen.
Wetterbericht vom 25. August 1881, 8 Uhr Morgens.
Barometer auf Millimeter. Mullaghmore 748 Aberdeen .. 750 Christiansund 750 Kopenhagen. 750 Stockholm .. 745 Haparanda. 752 St. Petersburg 752 Moskau . . . 759
Cork, Queens- town... 746 PrGSt . . .. 758 Regen2) Helder . . .. 756 wolkig ee 749 3 Regen Hamburg .. 754 bedeckt) Swinemünde. 754 halb bed. Neufahrwass. 754 4 heiter) Memel.... 752 5 halb bed. ⁵)
763 3 halb bed. Münster.. 759 - 8 wolkig Karlsruhe.. 764 SW 3 heiteré) Wiesbaden. 764 3 wolkig?) München .. 766 W 8 4 wolkig Leipzig.. 7600 WsW 5 wolkenl.5) ,“ 757 -g 2 heiter à 6 051 “ 762 W EEE8 Breslau . .. 760 W 4 halb bed.9) Ile d'Aix. 764 SSW 5 wolkig Nizza ... 760 NNW 3 halb bed. Triest... 759 0XNO 2 wolkenlos
Temperatur Wetter. in ° Celsius 50 C. =6 40 R.
bedeckt 12 heiter 11 wolkig 11 bedeckt 15 Regen . bedeckt bedeckt wolkig
Stationen.
—O,SbwddeongSen
Regen ¹)
¹) Grobe See. ²) Seegang mässig. ³) Gestern Regenböen, Abends Wetterleuchten. ⁴½) Nachmittags entfernte Gewitter. ⁵) Grobe See, Nachmittags Regenschauer. ⁶) Nachmittags Gewit- ter und Regen. ⁷) Gestern Regen. ³) Nachmittags etwas Regen. 9) Nachmittags Regen.
Anmerkung: Die Stationen sind in 4 Gruppen geordnet: 1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mittel- europa südlich dieser Zone, 4) Südeuropa. — Innerhalb jeder Gruppe ist die Richtung von West nach Ost eingehalten. Skala für die Windstärke: 1 = leiser Zug, 2 = leicht, 3 = schwach, 4 = mässig, 5 = frisch, 6 = stark, 7 = steif, = stürmisch, 9 = Sturm, 10 =ä starker Sturm, 11 = heftiger Sturm, 12 = Orkan.
Uebersicht der Witterung.
Das gestern erwähnte Minimum ist mit etwas zunehmender Tiefe nordostwärts bis nach Wisby fortgeschritten. Indessen haben sich im nordwestlichen Deutschland die Gradienten ver- stärkt, so dass daselbst vielfach stürmische südwestliche Winde bei trübem regnerischen Wetter wehen. Im südlichen und öst- lichen Centraleuropa herrscht meist mässige westliche und süd- westliche Luftströmung mit veränderlicher, im Süden vielfach heiterer Witterung. Die Abkühlung, welche sich schon gestern Nachmittag im Westen bemerklich machte, hat sich ostwürts über fast ganz Deutschland ausgebreitet, so dass daselbst, der äusserte Osten ausgenommen, die Temperatur wieder unter der normalen liegt. Eine neue intensive Depression mit Regenwetter naht von Westirland, Fortdauer oder Eintritt stürmischer Witte- rung zunächst für Westdeutschland wahrscheinlich machend.
Deutsche Seewarte.
Berlin, 24. Aug. 1881. Markrtpreise nach Ermitt. des K. Pol.-Praäs. Höchste] Niedrigne
per 100 Kilogr. ℳ ₰+₰ ₰
Fur Weizen gute Sorte . . . . . 8 24 20 23 60 Weizen mittel Ssortee EE 60 Weizen geringe Sorte. . 20 — 2 60 172732325256 19 5 40 Roggen mittel Sorte 65 . 20 — Roggen geringe Sorte.. . 740 Gerste gute Sorte . ö 8 20 Gerste mittel Sorte. Gerste geringe Sorte . Hafer gute Sorte . Hafer mittel Sorte . Hafer geringe Sorte Richt-Stroh ö11111““ ebööö Speisebohnen, weisse . hh t. 6 ebeen““] Rindfleisch
von der Keule 1 Kilogr..
Bauchfleisch 1 Kilogr.. Schweinefleisch 1 Kilogr. Kalbfleisch 1 Kilogr.. Hammelfleisch 1 Kilogr. Butter 1 Kilogr... . e. “ Karpfen pr. Kilogr.. Aale „ Zander Hechte Barsche Schleie Bleie „
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