8 8
8 8* Es ist bis auf Weiteres verboten, lebende Schafe oder Ziegen, welche aus den Kronländern Niederösterreich oder Galizien kommen, beziehungs⸗ weise durch dieselben transportirt worden sind, in Bayern ein⸗ oder durchzuführen.
2) Ferner ist die Ein⸗ und Durchfuhr aller von Wiederkäuern stammenden thierischen Theile in frischem Zustande aus Oesterreich⸗Ungarn nach Bayern bis auf Weiteres untersagt.
3) Bezüglich der Ein⸗ und Durchfuhr lebender Schafe aus den andern Kronländern Oesterreich⸗Ungarns — abge⸗ sehen von Niederösterreich und Galizien — verbleibt es bei den Bestimmungen der Bekanntmachung vom 18. Januar 1880 — Gesetz⸗ und Verordnungsblatt S. 13 und 14 —.
4) Die Ein⸗ und Durchfuhr von lebenden Ziegen aus den unter Ziff. 3 bezeichneten Kronländern Oesterreich⸗ Ungarns unterliegt keiner Beschränkung.
5) Die Ein⸗ und Durchfuhr lebenden Rindviehes aus Oesterreich⸗Ungarn bemißt sich auch fernerhin nach den Vorschriften der Bekanntmachungen vom 28. Juli 1879 — Gesetz⸗ und Verordnungsblatt S. 713 u. f. — und vom 27. Juli l. J. — Gesetz⸗ und Verordnungsblatt S. 861.
u. f. —.
6) Ebenso bleiben hinsichtlich der Einfuhr von Schweinen aus Oesterreich⸗Ungarn die Bestimmungen der Bekanntmachung vom 10. August l. Is. — Gesetz⸗ und Verordnungsblatt S. 963 u. f. — aufrecht erhalten.
7) Der Verkehr:
a. mit Butter, Milch und Käse,
b. mit vollkommen trockenen Häuten, sowie mit trockenen oder gesalzenen Därmen,
c. mit Wolle, Haaren und Borsten, geschmolzenem Talg, desgleichen mit lufttrockenem, von thierischen Weich⸗ theilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen bleibt bis auf Weiteres unbeschränkt.
8) öAuch ist nicht beschränkt der Verkehr mit Gespannen von Rindvieh zwischen österreichischen und bayerischen Grenz⸗ orten, beziehungsweise Grenzmarkungen und der Weidetrieb von an Bayern angrenzenden österreichischen Fluren auf bayerische Fluren. 8
München, den 8. September 1881.
8 vwv. Dillis, Staatsrath.
Auf Königlich Allerhöchsten Befehl: Der General⸗Sekretär, Ministerial⸗Rath v. Schlereth.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 12. September. Se. Majestät der Kaiser und König sind, von Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin sowie Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm, Heinrich und Albrecht begleitet, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern Nachmittag 4 Uhr 20 Minuten
uf der Reise nach Itzehoe durch Hamburg passirt. Im Bahnhofe fand keinerlei Aufenthalt statt. em Publikum, welches an der Bahnlinie überall nach Tausenden Spalier bildete und die Allerhöchsten Herrschaften enthusiastisch bewill⸗ kommete, winkten Se. Majestät der Kaiser mit dem Taschen⸗ tuche Grüße zu.
Kurz nach 6 Uhr Abends trafen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wohlbehalten in Itzehoe ein. Auf dem pprächtig dekorirten Bahnhofe wurden Se. Majestät von der Generalität und den Spitzen der Behörden empfangen. Vom Bahnhofe begaben Sich Se. Majestät der Kaiser in offenem Wagen unter dem Geläute der Glocken und unter den jubeln⸗ den Zurufen der Bevölkerung nach dem Absteigequartier in der Villa des Kommerzien⸗Raths de Voß. Auf dem Wege dahin bildeten die Gewerke und Vereine Spalier; vor der Kirche war die Schuljugend aufgestellt. Die Stadt ist auf das Prächtigste geschmückt.
Zum Empfange Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, Höchstwelcher Sich nach Seinem Absteigequartier im Schlosse Breitenburg begeben hatte, waren alle Ortsvorsteher, der Kriegerverein und die Liedertafel erschienen. Die Schuljugend begruüͤßte den Kronprinzen mit einem Gesange. Se. Kaisetliche Hoheit unterhielt Sich mit den Lehrern und Kindern auf das Leutseligste. Später am Abend wurde Höchstdemselben von sämmtlichen Gutseingesessenen ein Fackelzug dargebracht.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat die nachgesuchte Antrittsaudienz des Bischofs von Trier bis auf spätere Zeit verschieben müssen, weil der langsame Verlauf der Rekonvalescenz noch keine offiziellen Audienzen ge⸗ stattet. — Ihre Majestät wird auf Wunsch der Aerzte im Laufe dieser Woche von Coblenz nach Baden übersiedeln.
— Aus Jakobsdorf bei Konitz meldet ein Tele⸗ amm des „W. T. B.“, vom 10. September: Bei dem utigen Kavallerie⸗Manöver wurde insbesondere ein großer
Angriff ausgeführt. An dasselbe schloß sich der Parademarsch von sämmtlichen hier vereinigten 48 Escadrons und zwei Batterien Artillerie an. Obgleich der Boden durch die Regen⸗ güsse der letzten Tage sehr durchweicht war, ging der Vorbei⸗
marsch doch tadellos von Statten. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm nach der Parade ein Frühstück im Bahnhofe zu Firchau ein und trat sodann mittelst Extrazuges die Rückreise nach Berlin an.
Aus Schneidem uühl wird von demselben Tage berichtet:
Se. Kaiserliche und Königliche Letzen der Kron⸗
prinz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht
Aner heute Nachmittag 4 Uhr Schneidemühl. Auf dem
hnhofe waren die Spitzen der Behörden, die Schützengilde, der Kriegerverein und die Schulen mit ihren Fahnen auf⸗ gestellt. Beim Einfahren des Zuges intonirte die Musik die
Nationalhymne. Der Kronprinz und Prinz Albrecht verließen
den Wagen und nahmen die Kundgebungen huldvoll entgegen.
Unter Hurrahrufen setzte sich der Bahnzug sodann wieder in
Bewegung.
— Von der Deputation der Aktionäre der Bergisch⸗ Märkischen Eisenbahngesellschaft ist bei der König⸗ lichen Staatsregierung beantragt, das staatsseitige An⸗ gebot für die Abtretung des Unternehmens an den Staat in der Weise zu erhöhen, daß den Aktionären neben einer baaren Zuzahlung von 15 ℳ pro Aktie à 300 ℳ anstatt der offerirten Rente von 4 ½ Proz. eine solche von 5 Proz. ge⸗
Dieser elntrag ist Sitens der Königlichen Staatsregierung definitiv abgelehnt wordn.
Die zum 21. d. M einberufene Generalversammlung der Aktionäre wird daher epgültig darüber sich schlüssig zu machen haben, ob sie das bezeienete Angebot der Königlichen Staats⸗ regierung annehmen wil.
— Die Bestimmum des §. 186 Strafgesetzbuches, wonach die Behauptung herabyürdigender, nicht erweislich wahrer Thatsachen in Beziehun auf einen Anderen als qualifizirte Beleidigung zu bestufen ist, findet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, vom 29. Juni 1881, nur An⸗ wendung, wenn die Bhauptung einem anderen gegenüber (gleichviel ob in Gegenvwart des Beleidigten oder in dessen Abwesenheit) erfolgt ist; dagegen liegt in einem mündlich oder brieflich nur gegen den Beleidigten ausgesprochenen Vorwurf keine aus §. 186 strafbafe Beleidigung, und es kann in einem solchen Falle nur die Arwendung des §. 185 Strafgesetzbuchs, betreffend die einfache Bleidigung, in Frage kommen.
— Zu den Beisetzurgs⸗Feierlichkeiten Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande ist eine Allerhöchst befohlene Deputation des 2. Garde⸗Regiments zu Fuß, bestehend aus dem Obersten und Regiments⸗Comman⸗ deur von Wißmann, dem Major und Bataillons⸗Comman⸗ deur von Loßberg, dem Hauptmann von Berenhorst und dem Premier⸗Lieutenant von Etzel, aus dem Manbver⸗ Terrain hier eingetroffen und wird sich demnächst nach dem Haag begeben.
— Der Königliche Gesandte am Großherzoöglich hessischen Hofe, von Alvensleben, hat einen ihm Allerhöchst bewil⸗ ligten Urlaub angetreten.
— Der Großherzoglich hessische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Dr. Neidhardt, ist nach Ablauf seines Urlaubs hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Schröder in Riesenburg, DDr. Fischer, Großmann, Rosen⸗ berg und Winzer in Berlin, Becker in Liegnitz.
— S. M. S. „Vineta“, 19 Geschütze, Kommandant Kapt. z. See Zirzow, ist, telegraphischer Nachricht zufolge, am 10. September cr., in Kapstadt eingetroffen und beabsichtigte nach 8 Tagen die Heimreise fortzusetzen.
.M. S. „Freya“, 8 Geschütze, ist am 29. August cr. in Port Said eingetroffen und beabsichtigte am 2. Septem⸗ ber cr. nach Gibraltar zu gehen.
S. M. Knbt. „Iltis“, 4 Geschütze, Kommandant Kaptlt. Klausa, ankerte am 24. Juli cr. in Shanghai.
Kiel, 12. September. (W. T. B.) Die russische Fregatte „Swetlana“ und die russische Korvette „Askold“ sind gestern Abend hier eingelaufen.
Sachsen. Dresden, 10. September. (Dr. J.) Der König wird sich morgen Nachmittag von der Bahnstation Niedersedlitz nach Glauchau begeben, daselbst bei dem Grafen Clemens von Schönburg⸗Glauchau Wohnung nehmen und den
am 12., 13. und. 14. d. Mts. bei Crimmitschau stattfindenden Divisionsmanr.vern anwohnen.
Württemberg. Schloß Friedrichshafen, 9. Sep⸗ tember. Der König ist heute Nachmittag gegen 1 ½ Uhr von Bebenhausen wieder hier eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 11. September. (W. T. B.) Die Großherzogliche Familie ist heute früh von Mainau zu dauerndem Aufenthalte hier wieder eingetroffen.
Pforzheim, 12. September. Der Großherzog ist gestern Abend von Karlsruhe hier eingetroffen, um den hier stattfindenden Truppenmanövern beizuwohnen. 2
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 10. September. Die Kaiserin und Königin ist gestern Morgens von Ischl nach Schönbrunn zurückgekehrt. — Per Kronprinz Erzherzog Ru⸗ dolf ist heute Nachmittags aus Prag hier eingetroffen und hat sich mit dem Erzherzog Friedrich zu den Manövern nach Miskolcz begeben. — Der Erzherzog Rainer ist, wie der „Pester Lloyd“ meldet, gestern Abends von Wien in Budapest angekommen, um sich von dort heute nach Miskolcz zu begeben.
— 11. September. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ meldet in ihrem amtlichen Theil: Der Kaiser hat den ehe⸗ maligen Statthalter von Böhmen, Frhrn. von Weber, zum Statthalter von Oberösterreich ernannt und demselben den
»*Orden der Eisernen Krone erster Klasse verliehen.
— Mit dem gestrigen Tage haben die großen Corps⸗ manöver im Territorium von Miskolcz ihren Anfang ge⸗ nommen, nachdem sie durch die gestern früh bei Emöd durch⸗ geführten letzten Kavallerieübungen, die die Bestimmung eines Auffklärungsdienstes hatten, regelrecht eingeleitet worden sind. Diese Manöver finden unter der Oberleitung des General⸗ Inspektors der Armee, Feldmarschalls Erzyerzog Albrecht und in Anwesenheit der geladenen Offiziere aus Preußen, Frank⸗ reich, Großbritannien, Jralien, Rußland, Dänemark, Serbien und des japanesischen Gesandtschafts⸗Militär⸗Attaches statt. Was die taktische Zusammensetzung der manövrirenden Corps selbst anbelangt, werden bei Miskolcz sowohl Truppen der gemeinsamen Armee als jene der Königlich ungarischen Land⸗ wehr gemeinsam operiren und gelangt somit, wie das „Prag. Abltt.“ bemerkt, zum ersten Male seit dem zwölfjährigen Be⸗ stande der Honvedtruppe, die Zusammengehörigkeit der in der Stunde der Gefahr zu einheitlichem Wirken berufenen zwei Wehr⸗Institute in bestimmter Gestalt zum Ausdrucke.
Pest, 10. September. Der „Ellenör“ bringt einen Ar⸗ tikel über die neuesten Daten der Waarenverkehrs⸗ „ en woraus erhellt, daß der ungarische Export größer st als der Import. Auf die im Zuge befindliche Agitation 82 ein selbständiges Zollgebiet hinweisend, wird im Artikel
eervorgehoben, daß die Basis dieser Agitation in dem Glauben wurzelte, daß Ungarn aus dem Auslande auch heute noch mehr ein⸗ als ausführt; er erwartet schließlich von den Daten über die Waarenverkehrsstatistik die eine gute Wirkung, daß die politische Agitation sich endlich genöthigt sehen werde, die Frage des selbstandigen Zollgebietes aufzugeben, eine fFrage, die in ihren Händen immer gefährlich sei, da sie eine die Leidenschaften der Menge aufstachelnde Waffe bilde.
Großbritannien und Irland. London, 9. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Liverpool prangte gestern im Festes⸗ schmucke. Der Prinz und die Prinef fin von Wales
hielten ihren feierlichen Einzug in die Stadt, um die neuen North Docks zu eröffnen, welche einen Umfang von 61 Acres
haben und besonders für die Aufnahme der großen atlan⸗
tischen Dampfer erbaut worden welchem nach der Prinzessin von Wales der Name „Alexandra⸗Dock“ beigelegt worden, hat einen Wasserflächenraum von 44 ¼ Acres und ist für Löschungs⸗ und Verladungszwecke wohl das größte Dock der Welt, da in demselben 22 der größten Dampfer zu gleicher Zeit ihre Ladungen einnehmen oder löschen können. Das Thronfolger⸗
sind. Das Hauptdock,
paar wurde von der versammelten Volksmenge enthusiastisch
begrüßt. An der Landungsbrücke angelangt, begaben sich Ihre Königlichen Hoheiten an Bord eines dort bereitstehenden Salondampfers, der sie zu Wasser nach den neuen Docks führte. Die Panzerschiffe „Agincourt“ und
„Defence“ waren im Flusse stationirt und feuerten Salut⸗
iche; Alle in den Docks oder im Flusse befindlichen Schiffe waren reich beflaggt,
Quais und Brücken sich eine ungeheuere ierme Der Eröffnungsfeier schloß sich ein Dejeuner an, welchem die Ueberreichung einer
schüsse ab, als der Königliche Dampfer vorbeifuhr.
während auf den Zuschauermenge eingefunden hatte. Willkommenadresse im Rathhause folgte, worauf 16 000 Schulkinder beiderlei Geschlechts und die von Liverpool bei dem Prinzen und der
Prinzessin vorbei⸗ marschirten.
Die Admiralität hat beschlossen, die Taucheroperationen
auf dem Schauplatze des Unterganges des „Doterel“ ein⸗
zustellen, und es wird kein Versuch gemacht werden, die schweren Maschinen oder Kanonen des gesunkenen Schiffes an die Oberfläche zu bringen. — In Chatham wurde gestern bei schönem Wetter und im Beisein vieler Tausender von Zu⸗ schauern das für die britische Marine bestimmte gepanzerte
Thurmschiff „Conqgueceror“ vom Stapel gelassen. Das für Angriffs⸗ und Vertheidigungszwecke gleich furchtbare Kriegsfahrzeug ist 270 Fuß lang, 58 Fuß breit, hat eine Tragkraft von 6260 Tonnen und Maschinen von 4500 Pferde⸗
kraft. Es führt vier Geschütze im Thurme, dessen stählerne Panzerbekleidung 12 Zoll dick ist. Außer einem mehrere Fuß vom Bug hervorragenden Widder ist der „Conqueror“ mit einem Whiteheadschen Torpedo⸗Apparat versehen.
— 11. September. (W. T. B.) Eine gestern eingegangene Depesche des Vize⸗Königs von Indien meldet, daß Abdurrahman die Vorschläge Ejub Khans zurückgewiesen, b Khelat am 4. d. verlassen habe und in Robat am 8. d. angekommen sei. 1
Frankreich. Paris, 11. September. (W. T. B.) Ein Telegramm an den Marine⸗Minister meldet, daß Susa estern von 3 Bataillonen und 1 Batterie widerstandslos be⸗ etzt worden ist. Die Truppen wurden von dem tunesischen Gouverneur und den Notablen der Stadt gut aufge⸗ nommen.
Der „Agence Havas“ wird aus Algier gemeldet, daß ein französisches Detachement bei Gabes eine Niederlage erlitten haben soll; jedoch bedürfe diese Nachricht noch der Be⸗ stätigung. — Aus Tunis wird gemeldet, daß Mustapha Pascha sich demnächst auf einige Zeit nach Frankreich begeben werde, weil derselbe von der Nothwendigkeit überzeugt sei, in der Leitung der inneren Verwaltung von Tunis eine Aende⸗ rung eintreten zu lassen; wie es heißt, wird sein Vorgänger Muhamed Khassadar, an seine Stelle treten.
St. Dié, 11. September. (W. T. B.) Bei dem hier statt⸗ gehabten Festbanket hielt der Minister⸗Präsident Ferry eine Rede, in welcher er den Charakter der Neuwahlen zur Kammer dahin präzisirte, daß sie eine Niederlage der Intran⸗ sigenten und Monarchisten seien, und daß sie ergäben, daß das Kabinet nicht stillgestanden, sondern große Dinge aus⸗ geführt habe, insbesondere die Zerstreuung der religiösen Ge⸗ nossenschaften und die Reform des öffentlichen Unterrichts. Das Land habe durch die Wahlen die Billigung der Politik des Ka⸗ binets ausgesprochen, denn die Mitglieder der früheren Kammer⸗ majorität seien bei den Neuwahlen fast vollstandig wieder gewählt. Die Wahlprogramme seien nicht in dem Sinne der Intransigenten erlassen. Eine geringe Minoritä fordere die Unterdrückung des Kultusbudgets, welche das Ministerium ver⸗ weigere. Das Ministerium wolle die strikte und entschiedene Aussührung des Konkordats. Man werde dies erreichen können durch einige leicht zustandezubringende —2 1 es sei also keine Aufhebung der Kontinuität zwischen dem alten und dem neuen Programm der Majorität vorhanden, ja es gebe nicht einmal eine Spaltung hinsichtlich der Personenfrage. Die neue Ma⸗ jorität werde der Regierung gestatten, eine noch klarere und
8 freiere Haltung anzunehmen. Eine große Demokratie könne 8
.
nicht eine Reihenfolge von Theatercoups sein, müsse sich viel⸗
mehr bescheidenen, aber fruchtbaren Fortschritten widmen. Wir
werden die Gerichtsform und die militärischen Reformen voll⸗ enden. Die Demokratie auf dem Lande will eine Verringe
rung der Dauer des Militärdienstes. Wir werden diesem Wunsche entsprechen, ohne indeß die Armee zu schwächen, welche der Panzer des Landes ist. Schließlich sprach sich Ferry miß⸗ billigend über die beleidigenden Angriffe der intransigen⸗ tischen Journale gegen Gambetta aus; eine Partei, die solche Mittel anwende, eine Partei, die die Entwaffnung der Armee und die Wiederherstellung der Nationalmilizen ver⸗ lange, sei gerichtet. Er sei überzeugt von dem Vorhandensein einer homogenen Majorität, die eine verständig⸗reformatorische Politik aufrechterhalte. Die Gruppen der Linken und der Union republicaine seien verschmolzen in der einen republi⸗ kanischen Partei. Sein Toast gelte der Majorität, die komme, und der Majorität, welche gehe. (Beifall).
Bulgarien. Sofia, 7. September. (Wien. Z.) Der neue aus zwölf Mitgliedern, acht gewählten und vier ernann⸗ ten, bestehende bulgarische Staatsrath soll am 12. Sep⸗ tember, als dem Namenstage des Fürsten Alexander, ins Leben treten. — Die mit der Feststellung der Grenze zwischen Bulgarien und Macedonien betraut ge⸗ wesene Kommission ist nach vollständiger Durchführung ihrer
bei der Grenzdelimitation zwischen Bulgarien und Serbien aufgetauchten Differenzen sind dagegen noch nicht behoben und die Arbeiten der bezüglichen Kommission, welche
gleichfalls nach Sosia zurückgekehrt ist, sind somit noch nicht als beendet anzusehen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffent⸗ licht einen Kaiserlichen Ukas, nach welchem zur diesjährigen Rekrutenaushebung statt 235 000 Mann nur 212 000 Mann zu stellen sind.
Das dänische sshegger hat gestern Abend auf der Nacht „Danebrog“ die Rückreise von Peterhof nach Kopen⸗
Freiwilligen⸗Corps
28 in der bulgarischen Hauptstadt eingetroffen. — Die
hagen angetreten. bereits Morgens in See Aufstellung genommen, um die Danebrog“ zu erwarten. Die russischen Klipper „Rasboinik“ und „Najestnik“ eskortiren die Nacht durch den finnischen Meerbusen. — Die Kaiserin und der Großfürst Throp⸗ folger gaben dem Königspaare bis hinter Kronstadt hino us das Geleit und kehrten heute mit dem Kaiser zurück.
Amerika. Washington, 10. September. (W. T. B.) Der Staatssekretär Blaine telegraphirte heute Morgen: Die ärztlichen Berichte über das Befinden des Präsidenten
[Garfield lauten günstiger; der gestrige Tag war der beste
seit mehreren Wochen. Fieber sehr gering, Respiration nor⸗ mal, Puls nicht über 100.
Long⸗Branch, 11. September. (W. T. B.) Das offizielle Bulletin von gestern Vormittag besagt: Der Präsident hat gut geschlafen; seine Kräfte sind im Zu⸗ nehmen begriffen, und die Geschwulst ist vollständig ge⸗ schwunden.
Afrika. Egypten. Aus Konstantinopel, 10. Sep⸗ tember, meldet die „Pol. Corr.“: Heute hier einlangende Mel⸗
dungen bestätigen den Ausbruch einer Militärrevolte in
Kairo. Mehrere Regimenter umzingelten gestern den Palast des Khedive, von dem sie die Gewährung einer Konstitution und die Entlassung mißliebiger Minister forderten. Der Khedive erklärte, in letzterem Punkte willfahren zu wollen. Sherif Pascha soll mit der Bildung eines neuen Kabinets betraut werden.
— Die „Times“ vom 12. schreibt: „Die Wiederherstellung der Autorität des Khedive durch die Khedive selber würde am meisten im Gnklange stehen mit den Wünschen und der Politik Englands. Die egyptische Armee müsse auf⸗ gelöst werden. Einer gemeinsamen oder einer separaten Okkupation Seitens Englands und Frankreichs ständen unüber⸗ windliche Schwierigkeiten entgegen. Es bleibe keine andere Wahl, als die Türkei zu ersuchen, Egypten zu besetzen, bis die Ordnung wiederhergestellt sei.“
— Eine Correspondenz der „Agence Havas“ aus London weist auf die schweren Unzuträglichkeiten hin, welche eine Be⸗ setzung Egyptens durch die Türkei herbeiführen würde; dieselbe würde alle in Egypten erreichten Fortschritte zer⸗ stören. Es sei nicht anzunehmen, daß Frankreich und Eng⸗ land einen derartigen Fehler zulassen würden; das Einver⸗ nehmen dieser beiden Mächte in Bezug auf die finanziellen Angelegenheiten habe Egypten gerettet. Die öffentliche Mei⸗ nung in Frankreich und England wünsche lebhaft die Auf⸗ rechterhaltung dieses Einvernehmens.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Buream. Paris, Montag, 12. September, Mittags. Nachrichten
aus Tunis zufolge hat Mustapha Pascha aus Gesundheits⸗
rücksichten seine Entlassung gegeben und glaubt man, daß der Bey dieselbe annehmen werde. Die Nachricht von der Nieder⸗ lage eines französischen Detachements bei Gabes bestätigt sich bis jetzt noch nicht.
Washington, Sonntag, 11. September, Abends. Staats⸗Sekretär Blaine telegraphirt über das Befinden des Präsidenten: das Fieber habe in der verflossenen Nacht erheb⸗ lich zugenommen, Staats⸗Sekretär Windom, welcher den Prä⸗ sidenten Mittags besuchte, habe denselben sehr erschöpft gefun⸗ den; sein Geist sei indeß klar.
1u
Nr. 22 des Armee⸗Verordnungs⸗Blatts hat folgenden Inhalt: Aenderung der Bestimmungen über das Tragen des Kara⸗ biners ꝛc. Seitens der Spitze und Vedetten. — Proben der Revolver⸗ tasche und der Kartusche zur Unterbringung der Revolvermunition. — Naturalverpflegungsgehührnisse der zur Uebung einberufenen Unter⸗ ärzte des Beurlaubtenstandes. — Nebenkosten für Eisenbahn⸗Zu⸗ und Abgänge bei Dienstreisen einzeln entsendeter Unteroffiziere ohne Porte⸗ pee und Mannschaften. — 2. Nachtrag zum Reglement über die
1 Remontirung der Armee vom 2. November 1876. — Käuflicher Be⸗
zug der „Instruktion zum Unterricht in der Kenntniß und Behand⸗ lung des aptirten Chassepot⸗Karabiners M/71“. — Routenvorschrift
1öin den Requisitionsscheinen. — Gewährung von Marschgebührnissen
bei Einberufungen und Entlassungen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Schweinitz, 8. September. (Madb. Ztg.) Die Hopfen⸗ ernte in den Schweinitz⸗Jessener Anlagen und wo diese Pflanze sonst noch im Kreise gebaut wird, scheint in diesem Jahre in Folge der ungünstigen Witterung recht kärglich auszufallen. Schon das nasse und rauhe Frühjahr war dem Wachsthum der Ranken nicht förderlich, und der Sommer hat den Schaden nicht gut gemacht. Die Pflanzen haben daher nur wenig gezweigt und kleine Trauben mit dürftigen Blüthen getrieben. Für die Qualität der Frucht ist eine trockene Witterung von ganz besonderer Wichtigkeit, und an dieser hat es ganz gefehlt. Auch die Hopfengärten bei Gräfenhainichen ollen viel zu wünschen übrig lassen.
Gewerbe und Handel.
Amtlichen Nachrichten zufolge ist im Gouvernement War⸗- schau die Rinderpest in den Dörfern Tokary und Osinyv, Kreis Gostynin“*), sowie in Choiny und Gorki, Kreis Noworadomsk**) er⸗ loschen.
Posen, 10. September. (W. T. B.) Die heutige General⸗
sammlung der Posener Sprit⸗Aktiengesellschaft geneh⸗ migte die Bilanz, nach welcher 3 % Dividende vertheilt und 33 485 ℳ
Abschreibungen verwendet werden. 8 Nürnberg: 10. September. Sezkespereeben ⸗ von geop. Held.) Der dieswöchentliche Umsatz am Nürnberger dopfenmarkt beläuft sich auf ca. 2000 Ballen, die einer. gle⸗ großen Zusuhr entsprachen. Die Tendenz des Marktes war eine durchgehends weichende, und es sind in Felge dessen die Preise während der letzten acht Tage um ca. 20 ℳ 25 Der Preisfall ist hauptsächlich auf das Größerwerden der Zufuhren und auf den Umstand, daß die Mehrzahl der ankommenden Hopfen noch sehr schlecht getrocknet ist, zurückzuführen. Heute bezahlt man se nach Qualität und Trockenheit für Marktwaare 75—100, Hallertauer 85 120, Württemberger 95 — 190, Badische 85 —115 ℳ. 5.2& on, 20 8. tember. — T. B.) In der gestrigen Woll⸗ iktion waren ee unverändert. Glasgow, 10. Septembet. (W. T. B.) Die Vorräthe von Koheisen in den Stores belaufen sich auf 582 500 Tons 169 100 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befin höfen 119 gegen 49 im vorigen Jahre. Verkebrs⸗Anstalten. New⸗York, 10. September. (W. T. B.) Der Dampfer Norddeutschen Lloyd „Elbe’“ ist hier eingetroffen.
*) cf. Nr. 183 de 1881. **⁴) ef. Nr. 145 de 1881.
Das dänische Kriegsschiff „Thomas“ hatte
1 5* Berlin, 12. September 1881
Rennbahn Lankwitz⸗Lichterfelde 1881. Tvrotz der Un⸗ gunst der Verhältnisse, daß zu gleicher Zeit in Weißensee der Traber⸗ klub seine Rennen abhielt und auf der Oberspree eine Regatta statt⸗ fand, und daß beide Arrangements ein zahlreiches Kontingent der Berliner Sportliebhaber nach sich gezogen, war der Besuch ein recht erfreulicher. Die Felder waren gut be * und boten den Besuchern ein ebenso spannendes als interessantes Schauspiel dar, um so mehr, als sie gut geritten wurden. Die Leitung war in folgender Weise arrangirt: das Schiedsgericht setzte sich zusammen aus den Herren: Oberst⸗Lieutenant Grf. Arnim⸗Zichow, Major v. Below, Land⸗ rath v. Oertzen, v. Cramm und Kammerherrn v. Prillwitz. Als deren Stellvertreter fungirten die Herren Grf. Nicol. Esterhazy, Rittmeister Frhr. v. Geyr, Major Meyer und Rittmeister Grf. Schlippenbach, als Sekretär Lieutenant v. Heyden⸗Linden II., als Richter Frhr. von Thielmann; die Waage beaufsichtigte Hr. E. Markwald, und als Starter fungirte Hr. N. Wackerow. Die Rennen, welche ohne Unfall verliefen, begannen Nachmittags 2 ½ Uhr mit: 1
I. Steeple chase Preis 1200 ℳ Herrenreiten. Für Pferde aller Länder, welche in den Jahren 1880 und 1881 kein Hinderniß⸗ rennen im Werthe von 1500 ℳ und darüber gewonnen haben. Distanz ca. 3500 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. — Von 8 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, erschienen am Pfosten: Grf. B. Buinski's a. F. W. „Furley“, 81 kg (Hr. von Tepper⸗Laski), Rittmstr. Frhrn. von Zieglers 4 jähr. br. H. „Bromley“, 70 ½ kg (Lt. von Kramsta), Hrn. F. Bandelows g. br. St. „Mary of Scotland“ 78 kg (Lt. von Sydow I.), Hrn. C. Pitzschke’'s a. schw. St. „Banshee“, 81 kg (Bes.). „Banshee“ wurde während des Rennens matt und angehalten. „Mary of Scot⸗ land“ ging an der Hürde mit Graben kopfüber. Schließlich siegte „Furley“ im Handgalopp gegen „Bromley“ mit 4 Längen. Werth Sieger, 180 ℳ dem Zweiten. — Dem Rennen folgte um? r:
II. Verkaufs⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1000 ℳ Für zjähr. und ältere Pferde aller Länder. 60 ℳ Eins., 40 ℳ Reug. Der Sieger ist für 2400 ℳ käuflich und wird gleich nach dem Rennen öffentlich versteigert. Distanz ca. 2000 m über 5 Hürden. Von 10 genannten Pferden erschienen 9 am Pfosten: Grf. Bernstorff⸗Gylden⸗ steens Zjähr. br. St. „Wanderpalme“, 59 kg (Gillern), Kapt. Jos 8 a. br. St. „Hymne“, 69 ½ kg (Planner), Mr. Decems 4lähr. St. „Lemon Girl“, 67 kg (Kelly), Hrn. O. Oehlschlägers 3jähr. br. St. „Ausgabe“, 52 ½ kg (Sosnowski), Lieut. Leistners 3jähr. br. H. „Oedipe““ 63 kg (Germann), Trainer G. Kelly's 4jähr. br. St. „Vespasia“, 65 kg (R. Johnson), Lieut. Frhrn. v. Rochows 3jähr. br. St. „Redlock“, 56 kg (G. Bateman), Hrn. C. Pitzschke's a. br. St. „Brenda“, 71 kg (Schweitzer), Kapt. Clairs 3jähr. br. St. „Haiderose“, 58 ½ kg (Dixon). Nach scharfem Kampf mit 2 Längen gewonnen. Ein Hals zwischen der zweiten und der dritten. Werth 1580 ℳ, welche der Siegerin zufielen, die 18 2500 ℳ zurückgekauft wurde, so daß die Vereinskasse einen Ueberschuß von 500 ℳ erhielt. — Um 3 ½ Uhr schloß sich diesem Rennen an:
III. Match. 500 ℳ Jeder. Hürden⸗Rennen. Gewicht 72 ½ kg. Dist. 2000 m über 5 Hürden. Kapt. Clair's a. br. H. „Talisman“ 72 ½ kg. (Hr. Paul Reichenheim), Grf. B. Bninski's 6jähr. F. W. „Hesperus“ trug 73 ½ kg (Reit. Besitzer). Nachdem „Hesperus“ wegen Fehlens der letzten Hürde distanzirt war, von „Talisman“ im Trabe gewonnen. — Um 4 Uhr folgte dem Rennen:
IV. Verkaufs⸗Steeple⸗Chase. Preis 16000 ℳ Für 3 jährige und ältere Pferde aller Länder. 60 ℳ Eins. 40 ℳ Reu⸗ geld. Der Sieger ist für 4000 ℳ käuflich und wird gleich nach dem Rennen öffentlich versteigert. Distanz ca. 3500 m. Für fünf Pferde wurde Reugeld gezahlt. Am Pfosten erschienen: Hrn. von Cramms 5 jähr. br. H. „Freitag“ 64 ½ kg (Planner), Lient. von Kramsta I. a. schwbr. 52 „Verger“ 60 ½ kg (Netthöfel), Rittmstr. Mollards 6jähr. br. St. „Fürstin“ 67 kg (Harraway), Lieut. von Sydows II. a. F. St. „Quodlibet“ 64 ½ kg (Germanr), Hrn. O. Oehl⸗ schlägers 4jähr. br. St. „Märchen“ 64 ½ kg (R. Johnston), Hrn. C. Pitzschke’s a. schwbr. St. „Banshee“ 63 ½ kg (Schweitzer). Nach scharfer Gegenwehr schließlich mit einer Länge gewonnen. 25 Längen zwischen. 25 Längen zwischen dem zweiten und der dritten. Werth 1560 ℳ, welche der Sieger erhielt, der für 3000 ℳ an Hrn. Oehl⸗ schläger verkauft wurde, so daß die Vereinskasse einen Ueberschuß von 500 ℳ erhielt. — Diesem Rennen schloß sich um 4 ½ Uhr an:
V. Hürden⸗Rennen. Handicap. Preis 1200 ℳ Herren⸗ Reiten. Für 3jährige und ältere Pferde aller Länder. 80 ℳ Einsatz. 30 ℳ Reugeld. Distanz 240 m über sechs Hürden. Dam zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. 12 Unterschriften, 6 zahlten Reugeld. Am Pfosten erschienen und siegten: Hrn. C. Pitzschke’'s 4jähr. dbr. H. „Havaneser“, 76 ½ kg (Besitzer), Graf
ernstorff⸗Gyldensteens 6jähr. F.⸗H. „Jules -v 71 kg (Hr. von Tepper⸗Laski), Kapt. Clairs a. F.⸗St. „Zazel“, 71 kg (Hr. Paul
Neichenheim), Lieut,. von Herden⸗Lindens 4jähr. F.⸗H. „Florican“,
73 kg (Besitzer), Lieut. Frhrn. von Rochows Zjühr. br. St. „Red⸗ lock“, 67 kg (Mr. Davis), Lieut. von Kramsta's I. Zjähr. br. St. „Com pagnie“, 66 ½ kg (Besitzer). Nach scharfem Kampfe und den letzten Sprüngen mit einer Halslänge gewonnen, eine halbe Länge zwischen dem zweiten und der dritten. Werth 1530 ℳ dem Sieger, r. für „Jules César.“ — Den Schluß des Tages bildete um 5 Uhr:
— VI. Handicap⸗Steeple⸗Chase. Preis 1500 ℳ Für 4 jähr. und ältere Pferde aller Länder. 100 ℳ Einsatz, halb Reug. Distanz ca. 4000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. 9 Pferde genannt, 4 am Pfosten. Es siegten Lieut. v. Marschalls 4 jähr. F. H. „Bulgare“, 68 ½ kg (Germann), Hrn. v. Cramms a. br. W. „Cartel“ 77 kg (Planner), Lieut. Graf Schmettows g. br. H. „Dieppe“, 75 ½ kg (Max Leanch, Lieut. Frhrn. v. Rochows 4 jähr, br. St. „Sarcenet“ 66 ½ kg (R. Johnson). Nach Kampf sicher mit einer guten Länge gewonnen. 30 Längen zwischen zweiten und dritten. Wertk des Rennens 1825 ℳ für „Bulgare“, 350 ℳ für „Cartel“.
Der Elektrotechnische Verein ladet durch ein Preisaus⸗ sbreiben zur Bewerbung um einen von der Verlagsbuchhandlung von Julius Springer in Berlin ausgesetzten Preis von 1000 ℳ zur Be⸗ arbeitung der Preisaufgabe: Kritische Vergleichung der elektrischen —egE mit den gebräuchlichsten mechanischen Kraftübertra⸗ gungen“ ein. Von mechanischen Kraftübertragungen sind zu berück⸗ sichtigen: dejenigen mittels Wellen und Gestänge, diejenigen mittels Drabhtseilen, ferner die hodraulische und die pneumatische. Jedes System ist zuerst einzeln nach seinem Wesen eingehend darzustellen auf Grund von veröffentlichten Versuchen und Theorien. Alsdann sind sämmtliche Systeme zu vergleichen, sowohl im Allgemeinen, als speziell in Bezug auf die Kosten, welche bei verschiedener Größe der Entfernung und der zu übertragenden Kraft entstehen, und zwar nicht nur für den Fall, daß eine gegebene Arbeitskraft mit möglichst wenig Verlust übertragen werden soll, sondern auch unter der An⸗ nahme, daß für die primäre Arbeitskraft beliebig große Wasserkräfte u Gebote stehen. Das Verlagsrecht der mit dem Preise bedachten Acbast geht ausschließlich auf die Verlagsbuchhandlung von Julius Springer über. — Die Abhandlungen sind unter Beifügung der er⸗ forderlichen Zeichnungen und Berechnungen in deutscher, 2 oder englischer Sprache einzureichen. In den beiden letzteren Fällen estattet der Bewerber die Uebersetzung ins Deutsche. — Die Ein⸗ endung der Arbheiten hat spätestens bis zum 1. Oktober 1882 unter der Adresse des Vorstandes des Elektrotechnischen Vereins zu erfolgen. Das richteramt wird durch den technischen Ausschuß des Elektro⸗ technischen Vereins ausggeübt.
Der 5.
Vormittag in der Aula der Universität feierlichst eröffnet worden. In Vertretung der Staatsregierung waren der Staats⸗Minister von Goßler, der Ministerial⸗Direktor Greiff der Geheime Ober⸗Regie⸗
„Rath Dr. Göͤppert erschienen. Die Mitglieder des Kongresses benga. sich wahkreich -2.—2 Nachdem Professor Dill⸗
nternationale OrteztaliseseSengre⸗ ist heute
eröffnet hatte,
mann den Kongreß
Staats⸗Minister von Goßler das Wort, um im Namen
der Regierung die „Veteranen der Kongresse von Paris
London, St. Petersburg und Florenz“ und die neuen Mitglieder, welche
ihre frischen Kräfte den Bestrebungen des Kongresses zu widmen bereit
sind, zu begrüßen. In kurzen Zügen charakterisirte der Redner so⸗
dann das, was Preußen und speziell Berlin für die Förderung der
orientalischen Studien gethan, wies darauf hin, wie Berlin 1810
keinen einzigen, heute 9 Lehrstühle für orientalische Wissenschaften
aufzuweisen habe, wie es deren 1851 in Preußen nur 15, jetzt 34
gebe, wie unser Vaterland durch Sammlungen, und in neuerer
Zeit auch durch praktische Unternehmungen die Wissenschaft zu för⸗
dern gesucht habe. Redner schloß etwa wie folgt: „Ob mit dem Werk⸗
zeug in der Hand oder mit der Feder, ob unter der Gluth der Tropen
oder in der Studirstube arbeitend, immer bleiben wir Jünger derselben
Wissenschaft Groß ist das Feld der Arbeit, und je weiter wir vor⸗
wärts schreiten, um so mehr öffnet sich unser Blick; gelöst kann die
Aufgabe nur werden durch Vertiefung der Einzelarbeit und Verbindung
mit verwandten Bestrebungen. Im Reiche der Wissenschaft, im Streben
nach Wahrheit giebt es keine Nebenbuhler, giebt es nur Mitarbeiter
und mit Recht nennt unser großer Dichter den glücklich, der am fremden Verdienst, wie am eignen sich zu erfreuen vermag. Möge unter diesem Wahlspruch Goethe's auch dieser Kongreß seine Arbeit vollbringen zur wechselseitigen Befriedigung ihrer selbst, zur Anerken⸗ nung der Nationen und zum Ruhm der Wissenschaft.“ Im Namen des vorbereitenden Comités bewillkommnete sodann Prof. Dillmann die Erschienenen in längerer Rede, in der, nachdem er dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß Prof. Lepsius das ihm ursprünglich zugedachte Präsidium, nicht habe annehmen können, auf die Aufgabe des Kon⸗ gresses hinwies, dessen Hauptzweck in seinem internationalen Charakter zu suchen sei. Es sprachen dann im Namen ihrer Nationen Prof. Schefer⸗Paris, Prof. Max Müller⸗Orford, der zugleich, nach⸗ dem er das mehr praktische Gebiet der Orientforschung Eng⸗ lands skizzirt, das erste Heft der ungedruckten 1 überreichte, Direktor Ayuso⸗Madrid, Prof. mari⸗Rom, Prof. Ascoli⸗Mailand und Prof. von Gottwaldt⸗Kasan. Auch diese Herren überreichten gleichzeitig die neuesten Erscheinungen der wissenschaftlichen Forschungen ihrer Nationen. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Professors Bastian nahmen noch Professor Conte de Gubernatis⸗Florenz, Professor Tiele⸗Leyden und R. N. Cust⸗London das Wort, worauf der Kon⸗ greß in die Konstituirung der Sektionen eintrat.
nahm zunächst der
Die Märkisch⸗Baltische Bienenzucht⸗Ausstellung⸗ in Potsdam wurde am Sonnabend Nachmittag von der Hohen Protektorin, Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin, Höchstwelche von Ihren erlauchten Töchtern begleitet war, in Augenschein genommen. Geführt von dem Grafen Zieten⸗Schwerin und dem Kammerherrn von Behr durchschritten die Höchsten Herrschaften alle Theile der Aus⸗ stellung. Kurz darauf erschien Se. Königliche Hoheit der Prinz
Leopold. Auch der Staats⸗Minister von Boetticher und der Staatssekretär Dr. von Schelling beehrten die Ausstellung mit ihrem Besuche. — Am Sonnabend vereinigte ein Festdiner die Aussteller im großen Saale des Schützenhauses. estä den Kaiser brachte der Ehren⸗Präsident Graf Zieten aus. — Die Preisrichter haben ihr Urtheil bereits gefällt und den Ehrenpreis der
zuertheilt.
Zürich, 12. September. (W. T. B.) Gestern Abend 5 ½ Uhr hat bei dem Dorfe Elm im Kanton Glarus ein Bergsturz statt⸗ gefunden. Es sollen an 30 Häuser und gegen 200 Personen ver⸗ schüttet sein. Das Thal steht unter Wasser.
Basel, 12. September. (W. T. B.) Die „Baseler Nach richten“ melden über den Bergsturz bei Elm: das Bergdorf Eln
verschüttet, 150 Personen sind unter dem Bergsturz begraben, Hülfe ist unmöglich' Das ganze an tausend Seelen zählende bedroht.
Ueber den Brand de
bereits telegraphisch gemeldeten aus Baku noch folgende Einzelheiten berichtet: Die Fontaine ergießt sich in einen Naphta⸗See der 6 Werst lang und etwa 2 Werst breit ist Die Tiefe des Sees oder des Bassins beträgt nicht über 2 Fuß, s
daß derselbe während großer Hitze nicht selten austrocknet. Das furchtbar. von dessen dunklem Grunde sich eine Feuersäule von kolossaler Höh abhebt. Der Rauch und die Gluth sind bis zu dem Grade heftig, daß man sich dem Feuer nicht mehr als auf eine Werst nähern kann. Da Feuer zu unterdrücken —, dazu sind keine Mittel vorhanden. Be⸗ abnehmendem Feuer steht eineneue Gefahr bevor. Das Feuer kann nämlich unter die Erde dringen und eine Explosion hervorrufen Dabei aber kann diese Erplosion, da die unterirdische Richtung de Naphthafluth unbekannt ist, mit einer ganz entsetzlichen Katastroph verbunden sein.
tracht — ca. 4 ½ Millionen Kubikfuß Naphtha oder weit über 5 Millionen Pud verbrennen. Der Brand kann 2, 3 Wochen bis ei paar Monate dauern. Auf der unter dem Winde befindlichen Seit werden auf einer Entfernung von 3 bis 4 Werst alle Bäume, Gegen stände und Gebäude mit Ruß bedeckt; der Ruß dringt sogar in das Innere der Gebäude, durchzieht die Kleider und theilt sich den Spei sen mit. Es brennt nicht nur die Naphtha, sondern auch die von
Naphtha durchtränkte Erde. St. Petersburg, 12. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Baku hat die Naphthaquelle von Krassilnikoff,
selbst, zu brennen aufgehört.
Lenle non mehreren Monaten die diesjährige Wintersaison mit einigen
„Kalte Seelen“, Lustspiel in 4 Akten, betitelt sich dieselbe und hat G. von Moser zum Verfasser. Um es gleich vorweg zu sagen, das Stück hat eine recht freundliche Aufnahme gefunden. Die zahlreiche Versammlung, welche vorgestern alle Plätze des Wallner⸗Theaters füllte, zeigte sich freilich während des ersten Aktes, wenig angeregt durch den schleppenden Gang der Handlung, ziemlich kühl. Einige recht wirksame Situationen im zweiten Akte und vornehmlich der am meisten gelungene interessante dritte Akt indessen versetzten das Auditorium allmählich in eine sehr animirte Stimmung und heitere Laune, welche bis zum Schlusse an⸗ hielten und über den günstigen Erfolg des Stückes entschieden. Aller⸗ dings darf nicht unerwähnt bleiben, daß an dieser freundlichen Aufnahme des Lustspiels der vorzüglichen Darstellung der Löwenantheil gebührt. Jede einzelne Rolle wurde auf das Vortheilhafteste vertreten und der Fesamumteindruck der Aufführung durch das im Wallner⸗Theater ge⸗ wohnte fließende und abgerundete Zusammenspiel in der erfolgreichsten Weise gehoben. Die weibliche Hauptrolle wurde von Frl. Mever in anmuthiger Weise verkörpert. ben ihr fand ein neu engagirtes Mitglied, Frl. Bellau, eine noch sehr junge talentvolle Dame, deren Spiel indessen mehrfach noch die Anfängerin erkennen ließ, ermunternde Anerkennung. Die weiblichen Figuren sind von dem Verfasser in dieser Arbeit etwas stiefmuütterlich bedacht, während er die männlichen mit mehr Sorgfalt behandelt hat. Letz⸗ tere wurden durch die HH. Kurz, Engels, Blencke und Kadelburg, welche sich wieder als Hauptstützen der Wallner⸗Bühne bewährten, trefflich dargestellt, wofür ihnen nach jeder Scene der lebhafteste Beifall gezollt wurde. Auch der Verfasser, nach dem dritten und vier⸗ ten Alte wiederholt hervorgerufen, hatte an dieser Auszeichnung Theil.
im Renftthal (Kanton Glarus) ist durch den Plattenberg theilweise
Naphtha⸗Fontaine des Hrn. Krassilnikoff werden den „Nowosti“
welche vor einigen Tagen in Brand gerathen war, gestern, ganz von
Alexander, am Sonntag Mittag Se. Königliche Hoheit der Prinz
Den Toast auf Se. Majestät
Kronprinzessin der Kollektivausstellung der Herren Schulz u. Gühler
Dorf ist
Schauspiel, das der See während des Brandes darbietet, ist ganz Der ganze See ist mit Wolken schwarzen Rauches bedeckt,
r en sein. Wenn der Brand nicht in Folge irgend eines Zu- falls aufhört, so werden — zieht man den Umfang des Sees in Be⸗
Die Direktion des Wallner⸗Theaters, welche nach einer
eliebten älteren Stücken ihres Repertoires eingeleitet hatte, führte am Sonnabend die erste Neuheit der begonnenen Saison vor die Lampen.