1881 / 214 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Sep 1881 18:00:01 GMT) scan diff

werk abgebrannt, während im Parke der Villa ein Ständchen, ausgeführt von 8 Musikkorps, stattfand. Der Park war mit elektrischem Licht prachtvoll erleuchtet. Der Zapfenstreich der Musikkorps des IX. Armee⸗Corps verlief unter zahlreicher Be⸗ theiligung der Bevölkerung sehr glänzend. Se. Majestät der Kaiser haben Sich wiederholt sehr erfreut über den Ihm bereiteten Empfang ausgesprochen.

Heute Vormittag nach 9 ½ Uhr begaben Sich Se. Majestät der Kaiser, laut Meldung des „W. T. B.“, zu Wagen von Itzehoe nach Lockstedt, um daselbst dem Corps⸗ manöver beizuwohnen. In der Begleitung Sr. Majestät be⸗ fanden Sich Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron⸗ prinzessin und sämmtliche anderen zur Zeit hier weilenden

Mitglieder des Königlichen Hauses.

Der Königliche Gesandte am Königlich württembergi⸗

schen Hofe, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath von Bülow, hat sich behufs Begleitung Sr. Majestät des Kaisers und Königs nach Itzehoe begeben. Während der Abwesenheit des⸗ selben von Stuttgart fungirt als interimistischer Geschäfts⸗ träger der Legations⸗Rath Graf von Dönhoff.

Nach der Vorschrift des §. 10 Nr. 2 des Pensionsge⸗ setzes vom 27. März 1872 sind bei Berechnung der Ruhegehälter der Beamten Dienstemolumente, welche ihrer Natur nach steigend und fallend sind, in Erman⸗ gelung anderweitiger Bestimmungen nach ihrem durchschnitt⸗ lichen Betrage während der drei letzten Kalenderjahre vor dem Jahre, in welchem die Pension festgesetzt wird, zur Anrechnung zu bringen. Zur Zeit des Erlasses des Pensionsgesetzes fiel das Kalenderjahr mit dem Etatsjahr zusammen; thatsächlich war mithin durch die gedachte Vorschrift angeordnet, daß das Etatsjahr für die Berechnung der steigenden und fallenden Dienstemolumente bei der Pensionirung maßgebend sein solle, und ist auch anzunehmen, daß dies die Absicht des Gesetzgebers gewesen ist. Wenngleich daher jetzt das Etatsjahr mit dem Kalenderjahr nicht mehr übereinstimmt, so ist, nach einem Cirkular⸗ erlaß des Finanz⸗Ministers und des Ministers des Innern, vom 4. Juli d. J., die fragliche Vorschrift desselben in der Weise auszuführen, daß die ihrer Natur nach steigenden und fallenden Dienstemolumente unter der obenbezeichneten Vor⸗ aussetzung nach ihrem durchschnittlichen Betrage während der drei letzten Etatsjahre vor dem Etatsjahre, in welchem die Pension festgesetzt wird, zur Anrechnung gebracht werden.

Der §. 131 des Strafgesetzbuchs (öffentliche Ver⸗ breitung wissentlich entstellter Thatsachen, um dadurch Anord⸗ nungen der Obrigkeit verächtlich zu machen) findet nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 21. Juni d. J., nicht nur auf generelle Anordnungen der Obrig⸗ keit dauernder Natur, sondern auch auf konkrete, einen ein⸗ zelnen Fall oder eine bestimmte Person betreffende Verwal⸗ tungsakte Anwendung. „Der §. 131 Str. G. B. hat die Tendenz, dem Staat in seinen organischen Einrichtungen und der Regierung des Staats, abstrakt aufgefaßt, in ihren An⸗ ordnungen, weil auf sie der Begriff der menschlichen Ehre nicht zutrifft und deshalb der dieser gewährte strafrechtliche Schutz nicht Anwendung finden kann, unter der selbst⸗ verständlichen Voraussetzung, daß damit die Annahme einer persönlichen Beleidigung des betreffenden Beamten, wenn sie in idealer Konkurrenz hinzutritt, nicht ausgeschlossen werden soll, diesen Schutz, wenn auch nicht generell gegen jede Verunglimpfung, welche einer Person gegenüber als Beleidi⸗ gung aufzufassen wäre, so doch wenigstens wider öffentliche Verdächtigungen durch entstellte oder erdichtete Thatsachen zu verschaffen und damit eine Repressiv⸗Wirksamkeit zu Gunsten des Vertrauensverhältnisses zwischen der Staatsgewalt und den Angehörigen des Staats, als einer der wichtigsten Stützen für die öffentliche Ordnung, auszuüben. Für diesen Zweck muß es gleichgültig bleiben, ob eine Manifestation des staat⸗ lichen Willens, wenn sie im Uebrigen die Eigenschaften einer Anordnung an sich trägt, sich auf einen konkreten Einzelfall bezieht und diesen für die Gegenwart ordnet, oder ob sie sich als generelle, ein bestimmtes Gebiet beherrschende und künf⸗ tigen Fällen präjudizirende Regel darstellt.“

S. M. S. „Freya“, 8 Geschütze, ist am 5. Sep⸗ tember cr. in La Valette (Malta) eingetroffen und beabsich⸗ tigte, an demselben Tage nach Gibraltar weiter zu gehen.

Kiel, 12. September. (W. T. B.) Das deutsche Panzergeschwader und die YNacht „Hohenzollern“ sind heute Vormittag wieder hier eingelaufen.

Hamburg, 12. September. (W. T. B.) Der Präsi dent der Handelskammer forderte heute die Kauf⸗ mannschaft auf, am künftigen Mittwoch, wo Se. Majestät der Kaiser die Stadt Hamburg besucht, nicht allein den Börsenbesuch zu sistiren, sondern auch ihren Angestellten frei zu geben, damit sich Alle an den Empfangsfestlichkeiten be⸗ theiligen könnten. Die Aufforderung wurde sehr enthusiastisch und mit einem dreimaligen stürmischen Hoch auf den Kaiser aufgenommen.

Bayern. München, 10. September. (Allg. Ztg.) Das General⸗Kommando des J. Armee⸗Corps begiebt sich am kommenden Dienstag zu den diesjährigen größeren Schluß⸗ manövern nach Niederbayern. Das Hauptquartier desselben wird sich vom 13. bis 15. d. in Unter⸗Neuhausen und am 16. und 17. d. in Seenthomn befinden. Am 15. und 16. d. werden die beiden Divisionen des Armee⸗Corps zwischen Lands⸗ hut und Pfeffenhausen gegen einander manövriren, und am 17. d. wird bei Türkenfeld ein Corpsmanöver stattfinden, mit welchem die diesjährigen größeren Waffenübungen zum Ab⸗ schlusse gelangen. In gleicher Weise werden nach voraus⸗ gegangenem mehrtägigem Divisionsmanöver die Uebungen der Tru des II. Armee⸗Corps mit einem am 14. d. zwischen Uffenheim und Ochsenfurt in Unterfranken stattfindenden Corpsmanöver für dieses Jahr beendet werden.

Baden. Karlsruhe, 12. September. (W. T. B.) Der Badischen Landeszeitung“ wird aus Stockholm gemeldet: ie Königin und der Kronprinz von Schweden werden

am 15. d. in Frankfurt a. M. eintreffen, wo die Königin bis zum 18. d. verbleiben wird, an welchem Tage der König mit großem Gefolge dort ankommen wird. ie Ankunft in Karlsruhe erfolgt am 19. d.

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Hessen. Darmstadt, 12. tember. Heute wird hier und im ganzen Groß thum Hessen der Geburtstag des Großherzogs festlich begangen. Die öffentlichen und Privatgebäude sind festlich geschmückt. 3

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8 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. September. Heute fand hier die Inthronisation des neuen Oberhirten der Wiener Diözese, Erzbischofs Ganglbauer, statt. Selten, so be⸗ merkt die „Presse“, hat sich noch ein Kirchenfürst so rasch und so ungetheilt die Sympathien der Bevölkerung zu erobern ge⸗ wußt, wie Erzbischof Ganglbauer; selten hat aber auch ein katholischer Hierarch in der letzten Zeit so zum Herzen der Bewohner der Diözese und speziell zu der Kaiserstadt zu sprechen verstanden, wie Erzbischof Ganglbauer in seinem ersten

Hirtenbriefe. (Cöln. Ztg.)

Belgien. Nach dem neuesten Organisa⸗ tionsgesetz besteht die belgische Armee im Frieden aus 46 277 Mann (alle Offiziere, Gensd'armen und Nichtstreitbaren einbegriffen) mit 10 014 Pferden und 204 Geschützen, und im Kriege aus 103 683 Mann, ausschließlich der vorgenannten Kategorien, mit 13 800 Pferden und 240 Geschützen. Die Eintheilung der Armee ist folgende: Infanterie: 18 Linien⸗ Regimenter mit je 3 Linien⸗ und 1 Reserve⸗Ba⸗ taillon zu 4 Compagnien und 1 Jäger⸗Regiment zu 4 Linien⸗ und 2 Reserve⸗Bataillonen zu 4 Compag⸗ nien. Im Frieden ist eine jede Compagnie ohne Offizier 100 und im Kriege 225 Mann stark. Kavallerie: 8 Regi⸗ menter mit je 4 Linien⸗ und 1 Ersatzescadron. Die Linien⸗ escadrons sind im Frieden 120 und im Kriege 154 Pferde stark. Feld⸗Artillerie: 2 egimenter mit je 8 Linien⸗ und 2 Reservebatterien und 2 Regimenter mit je 9 Linien⸗ (dar⸗ unter 2 reitende) und 1 Reservebatterie. Jede Feldbatterie hat 6 Geschütze. Die fahrenden Batterien haben im Frieden 94 Mann und 64 Pferde und im Kriege 155 Mann und 152 Pferde, und die reitenden im Frieden 115 Mann und 112 Pferde und im Kriege 1699 Mann und 184 Pferde. Festungs⸗Artillerie: 3 Regimenter mit je 16 Linien⸗, 1 Re⸗ serve⸗ und 1 Depotbatterie. Die Batterie ist im Frieden 76 und im Kriege 176 Mann stark. Genie: 1 Regiment mit 3 Bataillonen Pioniere zu 4 Feld⸗ und 1 Depot⸗Compagnie und 5 Compagnien Sappeure, Minieure und Pontoniere. Im Frieden hat jede Compagnie 85 und im Kriege 300 Mann. Train: 1 Bataillon mit 6 Linien⸗ und 1 Depot⸗Compagnie. Der Train ist im Kriege 1892 Mann stark mit 2880 Pferden und 500 Wagen. Im Frißden haben die Compagnien, welche der Verwaltung zugewiesent sind, 88 Mann und 65 Pferde, und die, welche der Artilletie und dem Genie zugewiesen sind, 49 Mann und 40 Pferde. Die Bürgergarde (Miliz) zählt 120 000 Mann, von denen 30 000 Mann aktiv sind.

Großbritannien und Irland. London, 12. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Eine Depesche des Vize⸗Königs von Indien meldet: Eingegangenen Nachrichten aus Khojak, vom 12. d., zufolge lagerte der Emir Abdurrahman am 10. d. bei Bandilakireh, 8 Meilen südöstlich von Kandahar In der Richtung von Kandahar her wurden bis zum 10. d.

Mittags, und vom Morgen des 11. d. bis Nachmittags 4 Uhr

desselben Tages Schüsse vernommen.

(Allg. Corr.) Die neuesten Berichte aus dem Basutolande lauten befriedigend. Von Letsie und Lero⸗ thodi ist auf Masupha ein harter Druck ausgeübt worden. Falls Masupha binnen drei Tagen den Bestimmungen der Konvention nicht Rechnung trägt, wird Lerothodi ihn angrei⸗ fen und seine Unterwerfunz erzwingen. Sämmtliche Hülfs⸗ truppen sind entlassen wochen, und der Agent des Gouver⸗ neurs wurde allenthalben gut aufgenommen. 9

Frankreich. Paris, 12. September. (W. T. B.) Die Unterhandlungen über den französisch⸗italie⸗ nischen Handelsvertrag wurden heute wieder aufge⸗ nommen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Barthélemy St. Hilaire, äußerte bei der Begrüßung der italienischen Delegirten: die französische Regierung werde es an keinem Entgegenkommen fehlen lassen, um zwischen den beiden befreundeten Ländern eine wirthschaftliche Verhaltungs⸗ norm herzustellen, die geeignet sei, die guten politischen und kom⸗ merziellen Beziehungen, welche die beiden Nationen stets einen sollten, weiter auszubilden. Der italienische Delegirte Simo⸗ nelli dankte dem Minister und sprach sich gleichfalls in der freundschaftlichsten und entgegenkommendsten Weise aus.

Aus Tunis wird unter dem heutigen Datum gemeldet: Der Bey hat heute Vormittag das Entlassungsgesuch Mu⸗ stapha Paschas genehmigt. Zum Premier⸗Minister wurde Kamadar ernannt, welcher seine Funktionen sofort übernommen hat. Es bestätigt sich, daß Mustapha Pascha, dessen Gesundheit erschüttert ist, demnächst nach Frankreich gehen wird.

Italien. Rom, 12. September. (W. T. B.) Trotz der Erhöhung der allgemeinen Ausgaben und der Lasten des Zwangscoursanlehens weist das vorläufige Budget pro 1882, welches am 15. September den Kammern vorgelegt werden soll, einen Ueberschuß von mehr als 8 Millionen Lires auf. 1

Venedig, 12. September. (W. T. B.) Der König Humbert ist hier angekommen, um der Eröffnung des inter⸗ nationalen geographischen Kongresses beizuwohnen.

Türkei. Konstantinopel, 12. September. (W. T. B.) In der am letzten Freitag stattgehabten Konferenz der hier anwesenden Botschafter ist beschlossen worden, bei dem Minister des Auswärtigen, Assym Pascha, separate Schritte zu thun, um an die Note vom 7. Juli, betreffend die armenische Frage, zu erinnern, und die Pforte ein⸗ zuladen, baldmöglichst Kommissäre mit entsprechenden Voll⸗ machten nach Armenien zu entsenden, um gegen die Be⸗ lästigungen, denen die Bewohner Armeniens ausgesetzt sind, Abhülfe zu schaffen. Die Botschafter werden mit diesen Schritten voraussichtlich morgen beginnen. Die Kaiser⸗ lichen Stallungen sind durch eine Feuersbrunst voll⸗ ständig zerstört worden. Bei dem Brande sind, wie es heift, 4 Personen durch die Pferde getödtet worden, zahl⸗ reiche Equipagen sind verbrannt, der Schaden wird auf 200 000 türkische Pfund geschatzt. vögenn haben den Befehl erhalten, nichts auf Egypten Bezügliches zu ver⸗ öffentlichen.

Die heutige vierte Sitzung der Delegirten der In⸗ haber türkischer Schuldtitel dauerte, weil gleichzeitig ein Ministerrath stattfand, nur sehr kurze Zeit. Die Ver⸗ handlungen nehmen einen ruhigen Verlauf. In der nächsten Sitzung, welche nächsten Donnerstag stattfinden soll, werden die tüͤrkischen Delegirten bezüglich der Frage der russischen Kriegsentschädigung definitive Antwort ertheilen. Voraus⸗ ichtlich wird diese Frage durch eine Transaktion erledigt wer⸗ en, wonach, falls die den Inhabern türkischer Schuldtitel überlassenen Revenuen vier Prozent übersteigen, der Ueber⸗ schuß für die russische Kriegsentschädigung zu verwenden wäre.

Aus Konstantinopel wird dem Reuterschen Bureau unterm 7. d. berichtet: Nachdem die Besetzung der dritten Sektion des an Griechenland abgetretenen Gebiets dur die griechischen Truppen vollendet worden, hat sich die Grenz⸗ absteckungs⸗Kommission über Larissa nach Konstantinopel zurückbegeben.

Aus Volo wird der „Daily News“ unterm 6. d. M. gemeldet: Ein Transportschiff aus Truppen und Artillerie ging am Sonnabend von hier nach Tripolis ab. Vier an⸗ dere Transportschiffe warten auf der Rhede, um Truppen und Kriegsmaterial nach derselben Bestimmung zu schaffen. Eine große Quantität von Kriegsvorräthen, welche jüngst von hier abgesandt wurde, ist in Salonichi gelandet worden.

Bulgarien. Sofia, 11. September. (W. Presse.) Die Ceremonie der Vertheilung der Fahnen durch den Fürsten gestaltete sich imposant; eine große Menschen⸗ masse aus der Stadt und der Umgebung, sowie das diploma⸗ tische Corps wohnten der Festlichkeit bei. Abends wird die Stadt illuminirt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Wie der „Regierungsbote“ meldet, sind der Kaiser und die Kaiserin, der Großfürst⸗Thron⸗ folger, der Großfürst Georg und die Großfürsten Wladimir und Alexis gestern Nachmittag 4 ½ Uhr auf der Nacht „Alexandria“ wieder in Peterhof eingetroffen.

Amerika. Washington, 12. September. (W. T. B.) Der Staats⸗Sekretär Blaine meldet heute über das Befinden des Präsidenten Garfield: Der Puls, die Temperatur und die Respiration sind höher als bisher seit der Ueberführung nach Long⸗Branch. Auch die anderen Symptome sind nicht zufriedenstellend, und es flößt daher das Allgemeinbefinden Besorgniß ein.

Während der Ablösung der Schildwache schoß der Unteroffizier Mason auf den Attentäter Guiteau. Die Kugel streifte den Kopf Guiteau's und drang in die Wand der Zelle ein. Mason wurde verhaftet.

Das amtliche Bulletin von heute früh 8 Uhr 30 Mi⸗ nuten lautet: Präsident Garfield hat die Nacht außerordent⸗ lich gut verbracht. Die Eiterung der Speicheldrüsen hat fast ganz aufgehört; der Husten ist minder stark, ebenso ist der Schleimauswurf viel geringer geworden. Puls 100, Tempe⸗ ratur 98,04, Respiration 18. Ein weiteresTelegramm meldet: Die bezüglich der Lungen⸗ affektion, von welcher der Präsident Garfield befallen worden ist, gehegten Besorgnisse haben sich gemindert; die behandeln⸗ den Aerzte legen derselben keine ernste Bedeutung bei.

Long⸗Branch, 12. September. (W. T. B.) Gestern Abend herrschte hier wegen des Befindens des Präsidenten Garfield große Besorgniß. Man glaubte, der Zustand desselben sei wieder ernst geworden. Die Aerzte sind indessen nicht dieser Meinung. Dr. Bliß äußerte sich dahin, daß ein Theil des rechten Lungenflügels entzündet sei, doch glaube er, der Präsident werde dieses Uebel überwinden. Den Tag ver⸗ brachte der Präsident ungünstig; Viele glaubten, es sei eine Blutvergiftung eingetreten. Abends um 11 Uhr schlief der Prä⸗ sident ein. Der Puls und die Körperhitze hatten abgenommen.

New⸗York, 12. September. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung des Hülfscomités, welches die von Wald⸗ bränden verheerten Distrikte in Michigan bereist hat, sind bis jetzt gegen 200 Personen beerdigt worden, welche bei den Waldbränden das Leben verloren; es werden fortwährend neue Leichen gefunden. Etwa 1500 Familien mit ca. 10 000. Köpfen sind dem Elend preisgegeben und einer Hungersnoth ausgesetzt, wenn nicht bald ausreichende Hülfe kommt.

An der atlantischen Küste herrscht ein Ostorkan; in den Weststaaten ist Regenwetter eingetreten; die Dürre scheint beendet.

Afrika. Egypten. Kairo, 11. September. (W. Presse.) Die Regierung richtete eine Cirkularnote an das Konsulatscorps, in der sie für die öffentliche Ruhe zu bürgen verspricht. Schnell aus Alexandrien herbei⸗ geholte Truppen halten den Abdin⸗Palast besetzt. Es heißt jedoch, die Residenz werde nach Alexandria verlegt wer⸗ den. Die Truppen hier fordern die Entfernung der fremden Garnison und der fremden Offiziere.

Nr. 18 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Gewerbe⸗ und Handels⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den König⸗ lich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwal⸗ tungsgegenstände: Berechnung der Dienstemolumente nach dem Durch⸗ schnitt der drei letzten Etatsjahre bei der Pensionirung der Beamten. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Mitwirkung der Baubeamten bei der Beschaffung oder Wiederherstellung von Utensilien. Indirekte Steuern: Aus⸗ fertigung von Erledigungsscheinen über erledigte Begleitscheine. Ablassun von Waaren der Tarifnummern 2c. 1 bis 3 und 22 a., b., e. und f. mit Begleitschein I. auf nicht befugte Aemter. Tarifirung von der Pappe ähnlichem Packpapier. Tarifirung von geglättetem Packpapier. Personalnachrichten.

Nr. 24 des Centralblatts der Bauverwaltung, her⸗ ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Das neue Kriminalgerichtsgebäude zu Berlin, im Stadttheile Moabit. Die Regulirung der Weser zwischen Münden und Karlshafen. Die medizinischen Lehrinstitute der Universität in Halle a. S. Der neue Lotsenwartthurm in Swinemünde. Englische Vorschläge über die anzunehmende Größe des Winddrucks bei der Konstruktion von Eisenbahnbrücken. Hauptversammlung des Vereins deutscher In⸗ genieure 1881. Vermischtes: Felsonnet Sütiftang Cölner Stadterweiterung. Die höchsten Punkte der im Bau und Betrieb befindlichen Gebirgsbahnen. Oeffentliche Bauthätigkeit in Italien. Eisenbahnen in Griechenland. Die Normal⸗Eisenbahnspurweite in Amerika. Bücherschau. Briefkasten.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Im 1. Stettiner Wahlbezirk (Demmin, Anklam, Usedom⸗ Wollin, Ueckermünde) ist der Regierungs⸗Präsident von Heyden zu Frankfurt a. O., welcher sein Mandat zum Abgeordneten hause wegen seiner Beförderung niedergelegt hatte, mit 223 gegen 70 Stim⸗ men wiedergewählt worden.

Ttatistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind in der 35. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als 88erben echen; in Berlin 26,0. in Breslau 32,6, in Königsberg 24,4, in Cöln 25,1, in Frankfurt

a. M. 14,9, in Hannover 19,0, in Cassel 23,1, in Magdeburg 2974, in Stettin 24,9, in Altona 20,6, in Straßburg 21,7, in Metz 15,7, in München 30,1, in Nürnberg 19,2, in Augsburg 32,5, in Dres⸗ den 25,3, in Leipzig 20,9, in Stuttgart 20,5, in Braunschweig 33,9, in Karlsruhe 20,8, in Hamburg 22,2, in Wien 22,6, in Budapest 37,1, in Prag 31,7, in Triest 35,7, in Krakau 38,0, in Basel 18,4, in Brüssel 18,8, in Paris 25,2, in Amsterdam 19,8, in Stock⸗ holm 19,2, in Christiania 12,6, in Kopenhagen 16,4, in St. Peters⸗ burg 44,1, in Warschau —, in Odessa 38,6, in Bukarest 25,0, in Rom 21,5, in Turin 22,5, in Madrid —, in London 16,2, in Glas⸗ gow 21,2, in Liverpool 22,7, in Dublin 16,6, in Edinburg 18,2, in Alexandria (Egypten) 45,1. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗York 38,1, in Philadelphia 27,3, in Chicago 33,4, in St. Louis 49,4, in San Franzisko 16,0, in Cincinnati 22,5, in Kalkutta 25,1, in Bombay 33,2, in Madras 40,0.

Beim Beginn der Berichtswoche herrschten in Bremen und Karls⸗ ruhe südwestliche, an den anderen deutschen Beobachtungsstationen nordwestliche, aber gleichfalls bald nach Südwest umgehende Wind⸗ richtungen, die um die Mitte der Woche an den central⸗ und ost⸗ deutschen Stationen nach Südost und Ost, in Cöln nach Nordwest, an den süddeutschen Stationen in der zweiten Wochenhälfte bis nach Nordost umliefen. In den letzten Tagen der Woche ging jedoch der Wind wieder an den süddeutschen Stationen nach West und Südwest, in Breslau nach Süd, an den anderen Stationen machten sich am Schluß der Woche vielfach nördliche Luftströmungen geltend. Die Temperatur der Luft lag um mehrere Grade Celsius unter der nor⸗ malen. Niederschläge waren, besonders in Süddeutschland, häufig und ergiebig. Der Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche, sank vom 30,. an rasch und zeigte noch in den letzten Tagen der Woche wenig Neigung zum Steigen.

Auch in dieser Berichtswoche hat die Sterblichkeit fast allgemein in den größeren Städten Europas, namentlich in den west⸗ und nördlich gelegenen, wesentlich abgenommen. Die allgemeine Sterb⸗ lichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 24,4 von 26,8 der Vorwoche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Insbesondere war der Antheil des Säuglingsalters an der Sterb⸗ lichkeit wiederum ein geringer, so daß von 10 000 Lebenden (aufs Jahr berechnet) 102 Kinder 1 Jahr starben, gegen 118 der Vorwoche, in Berlin 107 gegen 126.

Dies günstige Verhältniß wurde hauptsächlich durch den allge⸗ meinen und nicht unbedeutenden Nachlaß der Todesfälle an Darm⸗ katarrhen und Brechdurchfällen hervorgerufen, deren Vorkommen das normale nur noch wenig übersteigt. Aber nicht nur in den größeren deutschen Städten, auch in den außerdeutschen sank die Zahl der durch diese Krankheiten hervorgerufenen Sterbefälle und bedingte diese Ab⸗ nahme an vielen Orten auffallend niedrige Sterblichkeitsverhältniß⸗ zahlen. Scharlachfieber gewannen in einer größeren Zahl von deutschen Städten größere Ausdehnung, namentlich treten sie in Kiel recht bösartig auf, aber auch in Nürnberg, Würz⸗ burg, Erfurt, Darmstadt, in den größeren Städten des Niederrheins (Cöln, Barmen, Aachen, Duisburg u. a.) stieg die Zahl der Todesfälle, in Berlin blieb sie die gleiche. Diphtherie zeigte in Berlin, München, Dresden Nachlässe, in Paris nahm die Zahl der Opfer zu. Typhöse Fieber wurden im Allge⸗ meinen viel zahlreicher, namentlich stieg die Zahl der Todesfälle wieder in Paris und St. Petersburg, aber auch in Berlin, Breslau, Hamburg. Flecktyphen kamen dagegen etwas weniger zur Anzeige. Aus deutschen Städten kamen nur 2 (beide aus Königs⸗ berg) Todesfälle zur Meldung, desgleichen je 2 aus Pest, Murcia, Saragossa, Granada; aus London 1, gus St. Petersburg 13. Der Keuchhusten veranlaßte in Hamburg mehr Todesfälle. Auch Ruhrfälle wurden häufiger, besonders in Posen, Alexandria, Granada, während sie in Berlin abnahmen. Pocken wurden meist seltener, wie in Wien, Pest, London, St. Peters⸗ burg, Saragossa, in Paris nahm die Zahl der Todesfälle wieder etwas zu. Aus deutschen Städten wurden 2 Pockentodesfälle (aus Königsberg und Aachen je 1), ebenso aus Krakau und Alexandria (je 1) gemeldet. In Rio de Janeiro erlagen in der 2. Junihälfte 8 Personen dem gelben Fieber.

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Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Fürst Bismarck, Parteilehren und Volkswohl. Zwölf Kapitel aus der neuesten deutschen Geschichte, Wählern und Politikern zur Erwägung gestellt. Verlag von Friedrich Andreas Perthes in Gotha. Preis 1,20 Nach einer kurzen Geschichte der politi⸗ schen Parteien in Deutschland und ihrer Stellung zur auswärtigen Politik des Fürsten Bismarck ist auf S. 17—88 die innere Politik und Gesetzgebung der letzten 14 Jahre nach Sachrubriken kurz dar⸗ gestellt und gezeigt, wie Fürst Bismarck das nationale Wohl geför⸗ dert hat. Die Schrift wendet sich namentlich gegen den Freihandel und den Fortschrittsliberalismus, und bezweckt, das Zusammenwirken aller Nationalen gegen die extremen Parteien zu fördern. 8

Lieutenant Bove, der Gefährte Nordenskjölds auf der Reise der „Vega“, ist nach Buenos Aires gegangen, um dort die Vor⸗ bereitungen für eine italienische Expedition zu treffen, welche von dort ihren Ausgang nehmen wird zu Entdeckungsfahrten nach Patagonien und nach den antarktischen Meeren. Die Expedi⸗ tion hat einen wissenschaftlichen Charakter und verläßt Genua am 3. Oktober. .

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Nach dem „Moniteur Vinicole“ wird die diesjährige Wein⸗ ernte in Frankreich nach genauen Schätzungen der einzelnen De⸗ vpartements 32 004 819 hl betragen. Das Departement Hérault, als das bedeutendste, ist dabei mit 4 500 000 hl angegeben, dann folgt Aude mit 3 238 000 hl, die untere Charente mit 1 872 000 hl, Gi⸗ ronde und die Ost⸗Pprénées mit je 1 500 000 hl, Indre⸗et⸗Loire und Vienne mit je 1 000 000 hl. Nach neuerer Schätzung würde es etwa 36 000 000 hl geben. Die vorjährige Ernte betrug 29 677 472 hl.

Gewerbe und Handel.

Aus den beiden letzten Heften 8 und 9 (XIX. Jahrg.) der im Verlage von J. Engelhorn in Stuttgart erscheinenden Gewerbe⸗ halle, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunst⸗ industrie, verdienen als Erzeugnisse deutschen Kunstgewerbefleißes her⸗ vorgehoben zu werden: eine Kollektion gediegener eichener Möbel für ein altdeutsches Speisezimmer, entworfen von Ihne und Stegmüller, Architekten in Berlin, ausgeführt von Fr. Hege in Bromberg; ein Grabmal aus Sandstein in reichem Barockstyl vom Bildhauer R. Dietelbach in Stuttgart; zwei geschmackvolle Petroleumlampen, ent⸗ worfen vom Architekten G. Rehlender in Berlin, ausgeführt von der Lampenfabrik von Kindermann hierselbst, und eine geschmackvoll ge⸗ musterte Tischdecke, entworfen von Karl Uhlmann, ausgeführt in der Leinenfabrik von S. Fränkel in Neustadt (Oberschlesien). Ferner enthalten diese neuesten beiden Lieferungen aber auch Zeichnungen ver⸗ schiedener werthvoller ausländischer Arbeiten und Aufnahmen älterer Prachtstücke, welche zur ganzen oder theilweisen Benutzung und . mannigfache Anregung bieten. Von den ersteren seien hervorgehoben: Schmuckgegenstände von L. Falize und Lamarche Vinit in Paris und ein Gitter aus der Kathedrale zu Verdun, ausgeführt von Moreau in Paris, von den letzteren: ein Bronzekandelaber aus der Certosa bei Pavia, prächtige Thür⸗ klopfer aus Verona (16. Jahrh.), aufgenommen und mitgetheilt von C. Schick, Holzschnitzereien vom Chorgestühl in San Severino zu Neapel, eine reizende Wanddekoration aus dem Palazzo ducale zu Mantua (16. Jahrh.), aufgenommen vom Prof. Ewerbeck in Aachen, eine Bettstelle aus dem Musée Plantin in Antwerpen und orna⸗ mentale Motive aus der Wilhelmsburg zu Schmalkalden (deutsche Renaissance), in Farbendruckreproduktion. 8 2

Dem Aufsichtsrath der Bismarckhütte, Aktiengesell⸗ schaft, wurde der Abschluß für das abgelaufene Geschäftsjahr vor⸗ gelegt. Nach Abschreibung der Rücklagen zum Reservefonds sowie

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nach Absetzung der Tantismen verbleibt ein Gewinn, welcher die Vertheilung von 6 % Dividende gestatten würde; der Aufsichtsrath beschloß jedoch nur 5 % Dividende zu vertheilen, und 25 000 ertra abzuschreiben.

Dem Geschäftsbericht der Posener Sprit⸗Aktienge⸗ sellschaft entnehmen wir, daß die Fabriken in dem verflossenen Ge⸗ schäftsjahre circa 7 181 000 1 à 100 % rektifizirt hat; der erzielte Bruttogewinn beträgt 275 271 ℳ; der Reingewinn beziffert sich auf 55 985 Von letzterem werden zu Abschreibungen verwendet 2 ½ % auf Grundstücks⸗Conto mit 19 388 ℳ, 25 % auf Inventar⸗Conto mit 1146 ℳ, 25 % auf Fuhrwerks⸗Conto mit 2231 ℳ, ferner auf Fastagen⸗Conto 10 419 ℳ, in Summa 33 485 ℳ, so daß die restlichen 22 500 als Dividende mit 3 % von 750 000 Aktienkapital zur Verwendung gelangen. Am Schlusse des Berichts wirft der Vorstand einen Rückblick auf die Ergebnisse der Fabrik seit Rekonstruktion des Instituts. Aus den Betriebsüberschüssen wurden in den sieben Jahren von 1875 bis 1881 Abschreibungen im Gesammtbetrage von 237 779 vorgenommen, und ferner wurde der Reservefonds mit 70 000 dotirt. Der stän⸗ dige Bankierkredit, welcher bei Beginn des Betriebes Ende Novem⸗ ber 1874 in Höhe von 420 000 zur Ergänzung des unzureichenden Aktienkapitals in Anspruch genommen werden mußte, wurde allmäh⸗ lig auf 100 000 herabgemindert, von welcher Sunm re 30 000 im Laufe dieses Sommers zurückgezahlt werden

Verkehrs⸗Anstalten.

(W. T. B.) Der Lloyddampfer ist heute morgen mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Plymouth, 12. September. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ist hier angekommen.

New⸗York, 12. September. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Suevia“ ist hier eingetroffen.

Trdriest, 12. September.

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Berlin, 13. September 1881.

Nach dem neuesten Correspondenzblatt der Allgemeinen deutschen Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens in Berlin 1882 (redigirt im Auftrage des Ausschusses von P. Boerner, J. Grosser und G. Stumpf) hat das Ministerium der öffentlichen Arbeiten den frachtfreien Rücktrans⸗ port der ausgestellt gewesenen und nicht verkauften, das Finanz⸗ Ministerium die Befreiung der zollpflichtigen vom Auslande ein⸗ und nach dem Auslande zurückgehenden Gegenstände bewilligt. Das Centralcomits gewann in seiner Sitzung vom 30. August die Ueberzeugung, daß das Unternehmen als definitiv gesichert angesehen werden könne, und beschloß, daß nunmehr Ihre Majestät die Kaiserin zu bitten sei, das Protektorat zu übernehmen, und daß als letzter Anmeldetermin der 15. November a. cr. festgesetzt werde. Das Centralcomité wählte in derselben Versammlung die Gruppenvorstände, und nahm einen Bericht seiner Baukommission entgegen, aus dem sich er⸗ giebt, daß für die Ausstellung der Platz thatsächlich gesichert ist, auf dem die Gewerbe⸗Ausstellung 1879 stattfand und daß der Bau noch in diesem Jahre beginnen wird. Die Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Regierung bewilligte einen Staatszuschuß von 3000 zur Förderung der Betheiligung an der Ausstellung. In Breslau und Landshut in Bayern konstituirten sich neue Lokalcomités; andere bestehende er⸗ gänzten sich oder gingen, wie das für Rheinland und Westfalen, energisch in ihren organisatorischen Arbeiten vor.

vI““ 8 6 Unter zahlreicher Betheiligung vollzog hach am 7. die Jubelfeier der 250 jährigen Wiederkehr des Tages der bei Breitenfeld von Gustav Adolf und dem Kurfürsten Johann Georg I. gewonnenen

Schlacht. Von Leipzig aus hatten sich Ober⸗Bürgermeister Dr. Georgi nebst mehreren Rathsherren, ferner der Vertreter des Gustav⸗ Adolf⸗Vereins, Dr. Zenker, der Vertreter des schwedischen Konsulats, Trefftz, der Vertreter des Vereins zur Feier des 19. Oktobers, Linne⸗ mann, höhere Offiziere ꝛc., an dem bei Breitenfeld errichteten Denk⸗ mal versammelt. Die Festrede hielt Diak. Dr. Suppe aus Leipzig, während Gesang des Thomaner⸗Chors derselben folgte.

Die Handelskammer von Bordeaur, der Conseil général der Gironde, die Stadtbehörde von Bordeaur, sowie die Acker⸗ und Gartenbaugesellschaft der Gironde haben auf den 10. Oktober einen Internationalen Kongreß zur Auffindung von Mitteln gegen die Reblaus nach Bordeaur berufen. Der betreffenden Einladung entnehmen wir Folgendes:

Vor dem Erscheinen der Phyllorera besaß Frankreich 2 200 000 ha Weinfelder, welche jährlich durchschnittlich 60 Millionen Hektoliter im Werthe von etwa 1600 1800 Millionen Franken produzirten. Heute sind davon bereits 500 000 ha zerstört und nahezu 600 000 stark infizirt. Dies repräsentirt für Frankreich einen Verlust von mehr als 3 Milliarden Franken, und dabei macht die verheerende Krankheit immer größere Fortschritte.

In Folge der unausgesetzten Anstrengungen der Fachgelehrten und Weinbauern scheint es möglich, mit einigem Erfolg gegen die Phyllorera ankämpfen zu können, und zwar hat man folgende Mittel als wirksam erkannt:

1) da, wo es angeht, Ueberschwemmungen der Weinfelder,

2) Pflanzung amerikanischer Reben mit widerstandsfähigen Wur⸗ zeln und Aufpfropfen (Okuliren) derselben auf andere Reben.

3) Insektentödtende Mittel, besonders Schwefelkohlenstoff und damit hergestellte Präparate zur Erhaltung der noch nicht zu sehr ergriffenen Weinfelder, die überhaupt diese Kosten noch werth sind.

Der Erfolg dieser Mittel bei richtiger Anwendung ist jedoch noch zu wenig bekannt, und deshalb sind dieselben bisher nur von sehr wenigen Weinproduzenten angewandt worden.

Diese Zustände mußten die Aufmerksamkeit sämmtlicher Be⸗ hörden auf sich ziehen, und so entstand der Beschluß zur Berufung eines „Congrès international Phylloxériqune“ nach Bordeaux, als Centrum des ganzen französischen Weinbaus und Nachbarstadt der Departements Charente, Dordogne, Lot⸗et⸗Garonne, Lot, Gers, Tarn⸗et⸗Garonne und Languedoc, um dem gefährdeten Weinbau Hülfe u leisten. 8 Der Kongreß in Bordeaur hat einen dreifachen Zweck:

1) Berathung über die Mittel gegen die Reblaudbs;s; 2) Verbreitung der in dieser Beziehung gemachten Erfahrungen;

3) Verallgemeinerung in der Anwendung der Gegenmittel und finanzielle Beihülfe zur Wiederbelebung des Weinbaus.

Seit einigen Jahren hat man in dieser Richtung in Frankreich und anderen Ländern so viele Erfahrungen gemacht, daß auf eine glückliche Lösung der Frage gehofft werden darf. Das sicherste Mittel ist aber zunächst, die Ansichten der Fachgelehrten und bedeutendsten Weinproduzenten zu hören. 8

Dies wird der Zweck des in Bordeaur anberaumten Kongresses sein. Im Interesse des französischen Weinbaus und aller Weinbau treibenden Länder werden die Männer der Wissenschaft und der prak⸗ tischen Erfahrung um Unterstützung und Theilnahme an dem Kongresse ersucht. 8

Die Zusagen sind an das Comité, Hotel de la Bourse in Bor⸗ deaur zu richten.

Der Verein der Künstlerinnen verlegt am 1. Oktober .J. seine Zeichenschule von Anhaltstr. 114 nach Königgrätzerstr. 120,

da die bisherigen Räume nicht mehr für die große Zahl der Schülerinnen ausreichten. Das Ministerium der geistlichen ꝛec. Ange⸗ legenheiten hat dem Verein die Räume in dem ehemaligen Gebäude der Königlichen Porzellanmanufaktur überlassen, welche bisher als Unterrichtsklassen für das Kunstgewerbemuseum dienten, und die⸗ selben sind für ihre jetzige Bestimmung neu und zweckmäßig einge⸗ richtet worden.

Unter die Aussteller der Märkisch⸗Baltischen Bienen⸗ zucht⸗Ausstellung sind außer dem Ehrenpreise der Kronprinzessin 13 silberne, 29 bronzene Medaillen, 75 Geldpreise und 58 Diplome, insgesammt 171 Preise zur Vertheilung gelangt. Silberne Medaillen erhielten Voigt⸗Bahn, Voigt⸗ Brandenburg, Muths⸗Brandenburg, Radlow⸗Potsdam, Spitzemberg⸗Berlin, Hanisch⸗Biensendorf, Eylen⸗ feld⸗Letschin, Schöne⸗Vogelsdorf, Schulze⸗Ringenwalde, Cabell⸗Franz⸗ burg, Keller⸗Netzow, Götze⸗Ringenwalde, Wüstenhöfer⸗Altenhagen und Prof. Münster⸗Greifswald. Am Montag erfolgte der Schluß der Ausstellung.

London, 12. September. (W. T. B.) Aus Galway wird gemeldet: das englische Kanonenboot „Merlin“ sei auf ein Riff gestoßen und im Sinken; es werde versucht, das Leck zu stopfen. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Tabri (Persien) fanden vom 28. v. M. bis gestern bei Khoi (Provinz Aserbeidschan) über 40 Erdstöße statt, durch welche mehrere Häuser zerstört wurden. Menschenleben seien nicht zu beklagen. Die meisten Einwohner kampirten außerhalb der Stadt.

London, 13. September. (W. T. B.) Nach hier eingegan⸗ gener Meldung aus Galway ist das Kanonenboot „Merlin“, das auf ein Riff gerathen war, wieder flott gemacht worden.

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Am National⸗Theater sind die Vorarbeiten zu Shakespeare’s „Sturm“ soweit gediehen, daß gestern Abend die erste Maschinen probe stattfinden konnte. Von Morgens 10 Uhr bis Abends 10 Uhr wird fast ununterbrochen von dem Personal geprobt, um am Sonn⸗ abend eine mustergültige Vorstellung zu ermöglichen. Die Korridore des Theaters werden bis dahin zu hübschen Foyers umgewandelt.

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8— Bäder⸗Statistik. 8 Personelt Aachen bis zum 5. Septbr. (Badegäste) 16 762 Ahlbeck (auf Usedom) bis zum 1. Septbr. 11 531 Alt⸗Haide bis z. 1. September (nebst 324 Durchreisenden) 246 Augustusbad bei Radeberg bis Ende August (329 Parteien) 533 Baden⸗Baden bis zum 9. Septbr. (Fremde). . 38 858 Bi Z 339 Boltenhagen bis zum 2. September. 11““ 1 105 Borby (Eckernförde) bis zum 5. September.... 587 Borkum bis Ende August 2 387 Büsum bis Ende August 16“ 316 Bukowine bis zum 1. Septbr. (Kurgäste)) .... 84 Charlottenbrunn bis z. 1. Septbr. (nebst 475 Durchreis.) 936 Colberg bis Ende August (Badegäste) . . 5 769 eAöbböööb11ööböe1öböe-*“]; 580 aaste) 3 355 Cudowa bis zum 1. September (nebst 557 Durchreis.) 1 264 Curhaven bis Ende August (Badegäste) 1 375 Deep bis zum 1. Septbr. 239 C 2323232 Driburg i. W. bis Ende August (Kurgäste) . .... 848 Eilsen bis Ende August (Kurgäste). 1 529 Elmen bis zum 8. Septbr. (106 Nrn.) 2 370 Elster bis zum 4. Septbr. (3560 Nrn.). ““ 5 315 Ems bis zum 5. September (nebst 6942 Durchreis.) . 15 563 Freienwalde bis zum 28. August 6 549 Glücksburg bis zum 8. September öDb““ Göhren (Rügen) bis zum 16. August 328 Görbersdorf bis zum 1. September (Kurgäste) 111 Heiligendamm am 2. Septbr. (Badegäste) ca. 1 Heringsdorf bis zum 1. Septbr.

Horst, Kl., bis zum 1 Septbr... Jugenheim a. d. B. bis Ende August Juliushall⸗Harzburg bis zum 5. Septbr. (Badegäste) 11 397 Kahlberg bis zum 3. September (Badegäste)). .. 605 Karlsbad bis zum 5. Septbr. (Badegäste) 511 Kiel bis Ende August (Badegäste) 43 Kissingen bis zum 5. September (Badegäste)). .. Königsdorff⸗Jastrzemb bis zum 31. August (319 Nrn.)

Kreuznach bis zum 5. Septbr. (Kurfremde) (Nrn.).

Landeck i. Schl. bis zum 1. Septbr. (nebst 1972 Durchreis.) Langebrück bis zum 15. August (210 Parteien)

Liegau (Hermannsbad) bis Ende August (280 Parteien) Lindenfels bis Ende August (Kurgäste) ““ Lippspringe bis Ende August (Kurgäste)

Lüneburg bis Ende August (Badegäste).

Lohme (Rügen) bis zum 15. August. ööuö Marienborn (bei Kamenz in S.) bis zum 4. September Meinberg bis Ende August. . 1

vih s en. ööö

Möllen, Gr., nebst Umgegend bis Ende August. . .. Münster a. St. bis zum 5. Septbr. (Kurfremde) (Nrn.). Nauheim bis Ende August (Kurgäste) . . . .. Nenndorf (Reg⸗Bez. Cassel) bis Ende August (Kurgäste) Neuenahr bis zum 7. Septbr. (Fremde) .

Neuhäuser am 1. September

Neukuhren am 1. September 8 Neustadt (Holstein) bis Ende Auaust Niederbronn bis zum 3. September.. wNeee Oeynhausen b. z. 9. Septbr. (nebst 1275 Durchreis.) (Nrn.) b33525 Oppelsdorf (bei Reichenau i. R. B. Bautzen) bis zum 25. August 3 eetztts wlt vhs. B. Aentbautlhhtt . . . . . .. 1 Petersthal bis zum 5. Septbr. (einschließl. d. Durchreisenden) Herers eeeee 1 Putbus bis zum 1. September . . .. Pyrmont bis Ende August (Badegäste) . . . . . . . Reichenhall bis zum 4. September (2245 Parteien) .. Reinerz bis zum 1. September (nebst 2118 Durchreis.)

. .

Rothenfelde bis Ende August . . . . . 6 Rügenwaldermünde bis Ende August . . . Salzbrunn bis zum 1. Septbr. (nebst 1337 Durchreisenden) Saßnitz bis zum 1. Septemberr .. Scharbeutz (Haffkrug) bis Ende August (Badegäste). Soden bis zum 4. Septbr. (Kur⸗ und Badegäste). Stolpmünde bis Ende Augufstt... . Swinemünde bis zum 1. September Teplitz und Schönau bis zum 5. September... Travemünde bis Ende August (Badegäste) . . .. Weichselmünde u. Westerplatte am 2. Sept. (anwesend) ca. Werne bis zum 1. September . Westerland⸗Sylt bis Ende August (Badegäste). Wiesbaden bis zum 5. September (Badegäste). Wildbad bis zum 5. September (Badegäste) .. e .. S. 58 Gnbde vhanmt . .

—1 bis zum 1. September. . oppot bis zum 2. Septbr. (1227 Parteien).