1881 / 216 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Sep 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Herren entgegen und besichtigten alsdann unter Führung des

Direktors der Seewarte, Prof. Dr. Neumayer, und des Se⸗ nators A. F. Hertz die Ausstellung.

Der feierliche Akt der Einweihung der Deutschen Seewarte erreichte damit sein Ende.

Von der Deutschen Seewarte begaben Sich Se. Majestät auf der Glacis⸗Chaussee nach dem Heiligengeistfelde, woselbst 37 Kriegervereine aus Hamburg⸗Altona und der näheren Um⸗ gegend Aufstellung genommen hatten. Das Ganze war in zwei Gliedern formirt. Die Vorstände standen vor der Mitte ihres Vereins, die Fahnen mit den Fahnenjunkern im Gliede am rechten Flügel jedes Vereins, die beiden Kapellen am rechten Flügel der Aufstellung. Vor der Mitte der ganzen Aufstellung hatten die Bevollmächtigten Stellung genommen.

Se. Majestät der Kaiser ließen hierselbst halten und wurden von dem Sprecher Hrn. J. F. W. Gerth und dem engeren Ausschusse ehrfurchtsvoll bewillkommnet. Se. Majestät nahmen aus der Hand des Hrn. F. Holtzapfel den Front⸗ rapport entgegen und erkundigten Sich nach mehreren, in der Front stehenden, mit dem Eisernen Kreuze geschmückten ehe⸗ maligen Soldaten.

Von der Besichtigung der Kriegervereine begaben Sich Se. Majestät nach der Blumenausstellung des Gartenbauver⸗ eins für Hamburg⸗Altona. Se. Majestät wurden hierselbst von dem Vorsitzenden des Verwaltungsrathes, dem Konsul Laeisz empfangen und bei Ihrem Eintritt in die Halle mit einem dreifachen Hoch begrüßt. Das großartige Blumen⸗ und Pflanzenarrangement übte auf die Besucher einen Staunen erregenden Eindruck aus, der bei näherer Musterung Worte der Bewunderung unter den Beschauern hervorrief. Der Kaiser und die Kronprinzessin nahmen zwei prächtige Blumen⸗ sträuße an; der Besuch des Kaisers in der Ausstellung dauerte eine halbe Stunde.

Se. Majestät traten nunmehr Ihre Rundfahrt um die Außenalster an; die zu berührenden Straßen sind bereits gestern an dieser Stelle erwähnt worden. Der ganze Weg war auf das Herrlichste mit Triumphbögen und Blumenpyramiden geschmückt; unabsehbare Menschenmassen hatten sich hier ver⸗ sammelt, während die weite Fläche des Alsterbeckens mit zahl⸗ losen, festlich geschmückten Böten der Ruderklubs bedeckt waren, deren Mannschaften mit „Ruder hoch“ dem Kaiser ihren Salut darbrachten, um Sr. Majestät während der Rundfahrt das Geleite zu geben.

Um 2 Uhr kehrten Se. Majestät der Kaiser nach Altona zurück, fuhren aber bereits gegen 3 ½ Uhr wieder nach Ham⸗ burg, um der huldvollst angenommenen Einladung der Stadt Hamburg zum Diner Folge zu leisten. Se. Majestät nahmen Fierbei zunächst denselben Weg wie am Morgen bis zum Dammthor und fuhr dann durch die Dammthorstraße, über den neuen Gänsemarkt, wo das neue Lessingdenkmal die Auf⸗ merksamkkeit fesselte, über den neuen Jungfernstieg, die Lombards⸗ brücke, den Alsterdamm, den alten Jungfernstieg nach den großen Bleichen, woselbst im Jenischschen Hause das Festmahl stattfand.

Beim Einfahren in den Ehrenhof begrüßten den Kaiser die Töne der Volkshymne.

Von den beiden Bürgermeistern der Stadt Hamburg ehr⸗ furchtsvoll empfangen, wurden Se. Majestät nach dem, ersten Stockwerk geleitet, woselbst den Sälen das Diner servirt war. An der vornehmsten Tafel nahmen der Kaiser Platz; rechts saßen die Kronprinzessin, der Großherzog von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin und der Prinz Wilhelm; links der Kronxrinz und der Prinz Albrecht. Die Plätze gegenüber Sr. Majestat hatten die drei Bürgermeister Dr. Kirchenpauer, Weber und Dr. Petersen inne.

Waährend der Tafel brachte der erste regierende Bürger⸗ eister Dr. Kirchenpauer den Trinkspruch auf Se. Majestät Kaiser und König aus; die Gesellschaft stimmte begeistert v Hoch ein und hörte den ersten Vers der Volkshymne

end an.

Se. Majestät der Kaiser und König dankten für das rgebrachte Hoch und äußerten Sich etwa dahin, daß die en gesprochenen Worte nur das wiederholten, was Aller⸗ büisie gestern und heute in Hamburg gefunden: treue An⸗ ichkeit an Kaiser und Reich. Se. Majestät hofften, daß

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Generation. nach Hamburg gekommen, das Allerhöchstihnen auch heute 4 8* Bnea. 8 Sj

wieder einen so freundlichen Empfang bereitet habe; Sie sprächen dafür Ihren innigen Dank aus, ebenso wie für die ute Gesinnung, die Sie gesfunden, und der die Bürgerschaft inen so überraschenden Ausdruck zu geben verstanden habe.

e. Majestät der Kaiser und König schlossen mit einem Hoch

uf die Freie und Hansestadt Hamburg.

Nach aufgehobener Tafel nahmen Se. Majestät der Kaiser den angrenzenden Salons den Kaffee ein und hielten Cercle. „Um 6 Uhr verakbschiedeten Sich Se. Majestät von der

- kehrten 8 58 —2 b2 wo um hr ein Extrazug den Kaiser n Itzehoe führte.

Während des Aufenthaltes insbesondere auf

ten Fahrten durch die reich geschmückten Straßen Hamburgs war die erhabene Person unseres Kaiserlichen Herrn der Gegenstand begeisterter Ovationen; allenthalben traten in icher Weise die Verehrung, die Liebe zu Ihm und der kunsch zu Tage, daß ein gütiges Geschick die Tage ESr. Majestät auch fernerhin segnen möge.

. Ten „TW. T. B.“ liegen ferner solgende Meldungen vor: Altona, 14. Sertenm ber, Abends. Nachdem Se. Majestät

Katser von Hamburg hierter zurückgekehrt waren, begaben

32 sirieselben gegen 7 Uhr nach dem Bahnhofe, wo

ich Se. Majestit von den Sp der Behörden verab⸗

Um 7 Uhr sezte sich der Zug, begleitet von lauten

ahs der Mens ge, in Bewegung.

Irehse, 14. Sextember, L Einwohnerschaft

jertr hatte es sich nehmen lassen, Sr. Majestät

Kaiser bei Seiner von Hamburg durch eine

BUumination einen erneuten Be⸗

zu geben. Der 2— war

und einen riesigen Abler sowie die

V. k. beleuchtet. Ueber die Straße,

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ö1ö.““; . n, daß Majestät an Bord der „Hohenzollern“. Gefinnung immer dicselbe bleiben möge, von Generation Minen⸗Detachement die verankerten Prähme u. s. w. besetzt. Se. Majestät seien immer mit Vergnügen

sehbar, und es herrschte große aufrichtige Begeisterung. Se. Mafestät, sichtlich überrascht, dankten huldvoll nach allen Seiten. Auf den Höhen und Marschdeichen brennen Freudenfeuer. Itzehoe, 15. September. Trotz der gestrigen An⸗ strengungen stiegen Se. Majestät der Kaiser heute früh wie⸗ der zu Pferde, um Sich zu dem Feldmanöver der 17. Divi⸗ sion (Wartensleben) gegen die 18. Division (Lüderitz) zu be⸗ geben, welches in dem Terrain zwischen Itzehoe und Hanerau stattfindet. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sowie Se. Königliche

Hoheit der Prinz Wilhelm begaben Sich ebenfalls in 83

Manöverterrain.

Von dem Chef der Marinestation der Ostsee, Vize⸗ Admiral Batsch, ist jetzt, wie die „Kieler Zeitung“ meldet, die Zeiteintheilung des Kaiser⸗Manövers festgestellt. Am 16. September liegt das Uebungsgeschwader unter Bellevue. Von 2 Uhr Nachmittags wird es über die Toppen flaggen, desgleichen die Schiffe „Arkona“, „Niobe“, „Nymphe“, „Rover“, „Undine“, „Bayern“, „Carola“, „Zieten“ und „Basilisk“, welche an den Bojen 9 bis 5 bezw. an der Werft liegen. Se. Majestät der Kaiser treffen um 6 Uhr 10 Minuten hier ein. Die Schiffe des Geschwaders, sowie „Arkona“, „Niobe“ und „Nymphe“ feuern einen Salut von 33 Schuß, sobald die Kaiserliche Standarte auf dem Schlosse aufgeht. Die anwesenden fremden Kriegsschiffe ankern an der Ostseite des Hafens zwischen Mönkeberg und Diedrichsdorf. Abends wird auf ein weißes Fackel⸗ feuer Signal von Bellevue aus das Geschwader auf den Raanecken, den Mastknöpfen und den Regelings Coston⸗ lichter abbrennen. Am 17. September, 7 Uhr Morgens, lichtet das Geschwader Anker und geht nach der Strander Bucht. Eine halbe Stunde früher sind bereits die Dampfer zum Freihalten des Manöverterrains auf ihre Stationen ge⸗ gangen. 8 Uhr 30 Minuten verläßt „Hohenzollern“ das Boll⸗ werk am Schuhmacherthor und dampft mit 10 Seemeilen Durchschnittsfahrt nach See. Um 9 Uhr passirt die YNacht Friedrichsort. Um 9 Uhr 15 Minuten stoppt „Hohenzollern“ circa 500 Meter vom Flaggschiffe. Das Geschwader salutirt und paradirt. Dann wird vom ,Hohenzollern“ das Signal gegeben: „In See gehen“. Das Geschwader verläßt darauf in Kiellinie rechts rangirt die Strander Bucht und geht mit Nordost zu Nordkurs und neun Seemei⸗ len Fahrt in See. Während „Hohenzollern“ das Ge⸗ schwader begleitet, werden verschiedene Evolutionen ausge⸗ führt. Um 10 Uhr 30 Minuten stoppt das Geschwader zwischen Boje A. und B., außerhalb des Feuers der Forts. Der Geschwader⸗Chef begiebt sich von Vord der „Hohen⸗ zollern“ an Bord des Flaggschiffs. Das Geschwader setzt alle Boote aus und armirt dieselben und geht, gefolgt von den Booten im Tau der Dampf⸗Pinassen langsam gegen die Werke vor. Auf 2500 m Entfernung Eröffnung des Feuers. Inzwischen hat „Hohenzollern“ zwischen Boje C. und D. Anker geworfen und „Blücher“ ist mit den Dampfboten nach Friedrichsort gegangen. 11 Uhr 30 Minuten wirft das Geschwader Anker. Unter dem Schutze sein s Feuers, welches von der Fistung Friedrichsort nur „penig er⸗ widert ist, landen die Boote nördlich von Feid Falken⸗ stein und formiren das Landungs⸗Corps. Letzteres geht, nachdem die Landungsgeschütze den Angriff vorbereitet, zum Sturm auf Fort Falkenstein vor und nimmt das Werk. In⸗ zwischen ist an Bord des „Hohenzollern“ von 12 12 ½ Uhr das Frühstück eingenommen. Sobald drei Hurrahs als Zeichen des gelungenen Sturmes gegeben, begiebt sich „Hohen⸗ zollern“ zu den Vertheidigungskräften. S. M. S. „Blücher“ liegt an der östlichen Boje bei Friedrichsort, 4 torpedoarmirte Pinassen und 4 Fangboote beim Torpedo⸗Schießstand daselbst. Südwestlich von Friedrichsort sind zwei Torpedoscheiben ver⸗ ankert, nördlich von den Deviationsbojen liegt der Hulk „Elbe“ verankert. Nachdem „Hohenzollern“ Friedrichs⸗ ort passirt, macht es an der Boje auf dem Minen⸗ terrain fest. Die Kommandeure der Matrosen⸗Division und Matrosen⸗Artillerie⸗Abtheilung melden sich bei Sr. Inzwischen hat das

Es werden acht Minen gelegt, gesplißt und verbunden, wäh⸗ rend eine Mine längsseit der „Hohenzollern“ vorgezeigt wird. Auf Signal⸗Flagge H von „Hohenzollern“ schleppt eine Pinasse S. M. S. „Bayern“ das Boot mit den Sprengkabeln an Bord des „Hohenzollern“. Einige Minuten vor 1 Uhr wird dann die Sprengung eines ausrangirten alten Ruderkanonen⸗ boots durch Se. Majestät den Kaiser erfolgen. Alsdann be⸗ ginnen die Torpedo⸗Schießübungen. Auf Signal⸗Stander 2 des „Hohenzollern“ giebt „Blücher“ das Signal zum Vor⸗ gehen der Boote. Die Boote bewegen sich in 2 Divisionen gegen die Scheiben und lanciren die Torpedos dicht bei der „Oohenzollern“. „Blücher“ dampft in die Angriffsrichtung und feuert scharf gegen „Elbe“. „Blücher“ zeigt „Hohenzollern“ nach der Sprengung durch Flagge Jan, daß das Manöverterrain frei ist. Um 1 Uhr hat das Geschwader die Anker gelichtet und die Kiellinie rechts formirt. Es passirt die „Hohen⸗ zollern“ gleich nach der Torpedoexplosion gegen „Elbe“, bringt 3 Hurrahs aus den Wanten und macht an den Bojen fest. „Grille“ ankert zwischen Geschwader und dem westlichen Ufer nach Anweisung des Geschwader⸗Chefs. Das Geschwader pa⸗ rarirt, sobald „Hohenzollern“ passirt. Um 1 Uhr 45 Minuten dampft „Hohenzollern“ auf Signal: Flagge J des „Blücher“, zur Besichtigung des Schlußeffekis und dann direkt nach Kiel, woselbst dieselbe am Bollwerk des Schuhmacherthor festmacht.

Die Einweihung resp. Uebergabe des neuen in Moabit belegenen Geschäftsgebäudes des Land⸗ I. Berlin an den Präsidenten des Landgerichts I.

eitens des Justiz⸗Ministers Dr. Friedberg im Auftrage der Königlichen Staatsregierung wird in feierlicher Weise am Frei⸗ tag, den 16. d. Mts., im kleinen Schwurgerichtssaal des ge⸗ dachten Gebäudes, Vormittags 11 Uhr, stattfinden.

Nach der im Reichs⸗Eisen bahn⸗Amtaufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen auesschließlich Bayerns im Monat Juli d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus⸗ Hluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im kanzen zu verzeichnen: 7 Entgleisungen und 5 Zusammen⸗ stoße auf freier Bahn, 20 Entgleisungen und 15 Zusammenstöße in Stationen und 120 sonstige Unfälle (Ueberfahren von hrwerken, Feuer im Zuge, Kessel⸗Explosionen und andere riebs⸗Ereignisse, wobei Personen getöodtet oder verletzt worden sind).

Bei biesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten⸗

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theils durch eigenes Verschulden, 135 Personen verunglückt, sowie 58 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 88 unerheblich beschädigt. Es wurden von den 19 150 077 überhaupt beför⸗ derten Reisenden 4 getödtet, 7 verletzt (davon entfallen 2 Tödtungen und 1 Verletzung auf die Württembergischen Staats⸗Eisenbahnen, 1 Tödtung und 2 Verletzungen auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisen⸗ bahn⸗Direktion Berlin, 1 Tödtung auf die Main⸗Neckar⸗ bahn, 2 Verletzungen auf die Bergisch⸗Märkische Eisenbahn und je 1 Verletzung auf die Badischen Staats⸗Eisenbahnen und die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Magdeburg); von Bahnbeamten und Ar⸗ beitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 14 ge⸗ tödtet und 44 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 27 ver⸗ letzt; von Post⸗, Steuer⸗ ꝛc. Beamten 1 verletzt; von frem⸗ den Personen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 17 getödtet und 5 verletzt, sowie bei Selbstmordversuchen 13 Personen getödtet und 3 verletzt.

Von den sämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß der Selbstmorde entfallen auf:

A. Staatsbahnen und unter Staatsverwal⸗ tung stehende Bahnen (bei zusammen 21 847 km Be⸗ triebslänge und 530 459 289 geförderten Achskilometern) 105 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Cöln frechtsrheinische] (16), der Königlichen Eisenbahn⸗Direk⸗ tion Berlin (15) und die Oberschlesische Eisenbahn (15); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geför⸗ derten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen sind jedoch auf der Main⸗Neckarbahn, der Oberschlesischen Eisen⸗ bahn und den Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktion Cöln (rechtsrheinische), die meisten Verunglückungen vorgekommen.

B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 5856 km Betriebslänge und 96 372 096 geförderten Achskilometern) 13 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn (3), die Rechte⸗Oder⸗Ufer⸗Bahn (3) und die Braun⸗ schweigische Eisenbahn (2); verhältnißmäßig sind jedoch auf der Oels⸗Gnesener, der Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger und der Rechte⸗Oder⸗Ufer⸗Eisenbahn die meisten Verunglückun⸗ gen vorgekommen.

C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1118 km Betriebslänge und 7 766 736 geförderten Achskilometern) 1 Fall und zwar auf der Unterelbeschen Eisenbahn.

Der unterm 26. v. M. in Nr. 199 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ bekannt gemachte Termin für die Anmeldungen zu der in South Kensington, London, vom 24. Oktober bis 26. November d. J. stattfindenden internationalen Aus⸗ stellung von Rauch verhindernden Apparaten

und Vorrichtungen ist bis Ende September d. J. verlängert worden.

Der zuständige Standesbeamte, welcher einen anderen Standesbeamten zur Eheschließung zwischen zwei Personen schriftlich ermächtigt und dabei das Vorhandensein eines die Eheschließung hindernden Umstandes übersehen hat, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafs., vom 14. Juni d. J, deshalb strafbar, nicht aber der ermäch⸗ tigte Standesbeamte, welchem jenes Hinderniß bei der Voll⸗ ziehung der Ehe unbekannt war.

S. M. S. „Victoria“, 10 Geschütze, Kommandant Korvettenkapitän Valois, ist am 16. August cr. in Rio de Janeiro eingetroffen und beabsichtigte am 3. September cr. nach Bahia in See zu gehen.

Kiel, 14. September. (W. T. B.) Ihre Majestät die Königin und Se. Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz von Schweden treffen morgen früh mit dem Extra⸗ dampfer „Skirner“ von Korsör hier ein und reisen um 7 ½ Uhr mit direktem Extrazuge nach Frankfurt a. M. weiter. Se. Majestat der König von Schweden kommt mit den Prinzen Eugen und Karl am 18. d. M., Morgens 4 Uhr auf der Korvette „Balden“ hier an, wird hier von dem Hofstaat des Kronprinzen und den schwedischen Offizieren er⸗ wartet und geht dann mit einem Gesolge von 30 Personen gleichfalls nach Frankfurt a. M.

Hannover, 13. September. Die Allerhöchste Ordre, welche Se. Majestät der Kaiser nach Beendigung der Mannöver an den kommandirenden General des X. Armee⸗ Corps, Prinzen Albrecht, Königliche Hoheit, gerichtet haben, lautet nach dem „Hann. C.“ wie folgt:

„Es gereicht Mir zur lebhaften Befriedigung und besonderen Freude, Ew. Königlichen Hoheit bei Beendigung der diesjährigen großen Herbstübungen des X. Armee⸗Corps Meine vollständige Zu⸗ friedenheit sowohl mit der Anlage und Leitung der Uebungen, wie mit dem Zustande der Truppen aussprechen zu können. Der sehr günstige Eindruck, den Mir das Corps an dem Paradetage machte, hat sich bei den folgenden Manövertagen durchaus und in jeder Hin⸗ sicht bestätigt, und Ich scheide heute von dem X. Armee⸗Corps mit der freudigen Ueberzeugung, daß sich dasselbe in einem sehr lobens⸗ werthen, jeder Aufgabe gewachsenen Zustande befindet. Nachdem Ew. Königliche Hoheit das Armee⸗Corps jetzt fast 8 Jahre kommandiren, sprechen diese günstigen Resultate zunächst zu Meiner lebhaften Freude für Ew. Königliche Hoheit persönliche verdienstliche Einwirkung und bestätigen Mir die Erfüllung der günstigen Erwartungen, mit denen Ich Ihnen dieses wichtige Kommando übertrug. Ich spreche Ew. Königlichen Hoheit Meinen warmen Dank hierfür aus und Ich wünsche sowohl Meiner Anerkennung, wie insbesondere auch Meiner Befriedigung über Ew. Königlichen Hoheit angemessene Stellung zu den Truppen und zu der Provinz dadurch noch besonderen Ausdruck zu geben, daß Ich Sie hierdurch zum Chef des Hannover⸗ schen Füsilier⸗Regiments Nr. 73 ernenne. Zugleich beauftrage Ich Ew. Königliche Hoheit, den sämmtlichen Generälen, Regiments⸗ Commandeuren und Offizieren Meinen herzlichen Dank für die Hin⸗ gebung und die erfolgreiche Thätigkeit auszusprechen, mit welcher sie die Ausbildung der Truppen geleitet haben, auch den Mannschaften Meine Zufriedenheit mit ihren Leistungen zu erkennen zu geben und die aus den Anlagen ersichtlichen Beförderungen und sonstigen

Ueber die Ausführung der Feld⸗ manöver behalte Ich Mir noch vor, Ihnen meine spezielle Beurthei⸗ lung zugehen zu lassen. G

Hannover, den 7. September 1881. 1“

8 Wilhelm.

Württemberg. Schloß Friedrichshafen, 12. Sep⸗ tember. Der Großfürst und die Großfürstin Michael von Rußland mit ihrem Sohne, dem Großfürsten Michael, sind heute Vormittag wieder von hier abgereist.

Baden. Baden⸗Baden, 14. September. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin traf, von Coblenz kommend, mittelst Extrazuges heute Abend 10 ⅛¼ Uhr glücklich in Oos ein und fuhr von dort, begleitet von einer Hofdame, in einer Equipage nach Baden⸗Baden, wo die Ankunft um 10 ¾ Uhr erfolgte. Ihre Majestät stieg im Meßmerschen Hause ab.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 14. September. (W. T. B.) Die „Elsaß⸗Lothringische Zeitung“ ist gegenüber der Mittheilung mehrerer Blätter, daß der Kaiser⸗ liche Statthalter angeordnet habe, als Lehrer der philo⸗ logischen Fächer an den Lehranstalten Elsaß⸗Lothringens fortan nur Katholiken zuzulassen, zu der Erklärung ermächtigt, daß irgend eine derartige Verfügung Seitens des Statthalters nicht ergangen sei. 1

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 13. September. Der Herzog Karl Theodor in Bayern und Gemahlin sind heute von München in Wien eingetroffen. Der Fürst Milan und die Fürstin Natalie von Serbien sind heute Nachmittags von Wien noch Belgrad abgereist.

Aus Onod, den 11. d. M., wird der „Wien. Z.“ gemeldet:

„Während der beiden letzten Tage wurde die Auswaggonirung der zu den beiden Manövern bestimmten Infanterietruppen unter dem Schutze der beiderseits bis an den Sajbô vordisponirten Kapallerie⸗ Divisionen durchgeführt, und heute sind sämmtliche Truppen in engen Kantonirungen untergebracht. Die im Aufklärungsdienste verwendete Kavallerie hat große Strecken durchzogen und aufgeklärt, wobei sie an vielen Punkten den gegenwärtig einen besonders hohen Wasserstand aufweisenden Sajoöfluß theils durchfurthen, theils durchschwimmen und mehrere mit dichtem Schilfe bewachsene, morastige Strecken passiren mußte. Die Kavallerie hat bei dieser Gelegenheit vielfach die blanke Waffe zur Anwendung, oder, indem sie absaß, das Feuergefecht zur Darstellung gebracht und in einzelnen Episoden Beweise echter Reitertüchtigkeit geliefert. Wenn sich die Führung im Großen bei aller Energie in der Durchführung der gestellten Aufgaben durch weises Maßhalten in Verwendung der zu Gebote stehenden Kräfte auszeichnete und die Corps⸗Kommandanten nach zweitägigem Eclairiren für die Momente der Entscheidung voll auf ihre Kavallerie rechnen können, so haben andererseits die Kommandanten auch kleiner Abtheilungen jenen Grad selbständiger Initiative an den Tag gelegt, welcher der Reiterei vollen Erfolg in dem für die Aktion wichtigen, ja oft entscheidenden Nach⸗ richten⸗ und Sicherheitsdienste verbürgt. Mit den Truppen der gemein⸗ samen Armee stehen seit gestern Abtheilungen der K. ungarischen Land⸗ wehr in innigem taktischen Verbande. Der Organisation der ge⸗ sammten Wehrkraft entsprechend, bilden die Landwehren beider Hälften der Monarchie gesetzmäßig einen integrirenden Theil der operativen Armee. In dieser Eigenschaft sind zwei Infanterie⸗Divisionen und eine Kavallerie⸗Brigade der Landwehr bei den manövrirenden Armee⸗ Corps eingetheilt. Die bewährtesten Generale der ungarischen Land⸗ wehr, vor Allem deren Oberkommandant, der Erzherzog Joseph, fördern das Zusammenwirken der Landwehr mit dem stehen⸗ den Heere und die Pflege echt kameradschaftlicher Be⸗ jiehungen zwischen beiden Theilen der Armee. Diese Intentionen der leitenden Persönlichkeiten finden bei Offizieren und Truppen auf beiden Seiten lebhaften Widerhall. Dank der Vorsorge für die Verpflegung und die sanitären Verhältnisse der Truppen sind bisher wenig Klagen zu verzeichnen, und wo sie auftauchten, waren sie meist durch das hierzulande noch immer nicht beseitigte Unwesen der Sub⸗ unternehmer verschuldet, welche übrigens in den konstatirten Fällen mit rücksichtsloser Energie zum Ersatze verhalten wurden. Die Gesund⸗ heitsverhältnisse sind trotz feuchtwarmer Witterung normal, und eine wesentliche Steigerung der Krankenprocente ist Dank der Sorgfalt, welche gerade diesem Zweige gewidmet wird, nicht zu befürchten.“

15. September. Die amtliche „Wiener Zeitung“ ver⸗ öffentlicht die Ernennung des Grafen Richard Belcredi zum Präsidenten des Verwaltungsgerichtshofes.

Agram, 13. September. (W. Z.) Die Wahlen aller drei Bezirke von Agram ergaben große Majoritäten für die Regierung. Im ersten Bezirke war das Stimmenverhältniß 444 gegen 64, im zweiten 458 gegen 136, im dritten 290 gegen 35.

Schweiz. Bern, 14. September. (W. T. B.) Der Gemeinderath der Stadt Bern hat beschlossen, an den Regierungsrath des Kantons ein Gesuch um Erlaß eines Verbots des internationalen Sozialistenkon⸗ gresses zu richten.

Großbritannien und Irland. tember. (W. T. B.) gen gestorben. .

(Allg. Corr.) Ein amtliches Telegramm aus Simla meldete, daß Abdurrahman die Vorschläge Ejubs verworfen habe und auf seinem Vormarsche am 8. d. M. in Robat, 20 Meilen von Kandahar angelangt und möglicher⸗ weise bereits mit Ejub zusammengestoßen sei. Der „Times“ zufolge proponirte Ejub dem Emir folgende Theilung Afghanistans: Kabul soltte Jakub Khan, Kandahar einem anderen Chef, Kuram einen dritten, Turkestan dem Emir gehören, und Ejub selber sollte Herat behalten. Nachdem diese Theilung bewerkstelligt worden, sollten sämmtliche Chefs sich vereinigen, um die Engländer aus Chaman und Pischin zu vertreiben. Abdurrahman scheint es gelungen zu sein, die Ghilzais zu bewegen, sich ihm anzuschließen und gegen die Duranis, welche für Ejub Partei genommen, aufzuwiegeln. Ejub verfügt über ein 4000 Mann starkes Heer, während der Emir wahrscheinlich nicht weniger als 5000 Mann reguläarer Truppen besitzt. In Kandahar herrscht große Besorgniß, weil man den Fall der Stadt und ihre Plünderung durch die Truppen des Emirs erwartet. L“

Das Indische Amt hat vom Vizekönig folgende Depesche erhalten: Sir John berichtet aus Khojak vom 12. ds., daß der Emir Abdurrahman am 10. ds. im Bandi⸗i⸗ Bakirah, acht Meilen ostsüdwestlich von Kandahar, kampirte. Schießen wurde in der Richtung von Kandahar gegen Mittag am 10. ds. und von Morgens bis 4 Uhr Nachmittags am 11. ds. gehört. Die nach Kandahar führende Straße ist gesperrt.

Frankreich. Toulon, 14. September. (W. T. B.) Zwei Bataillone Infanterie und 2 Batterien haben ich heute nach Tunis eingeschifft. Im Arsenal herrscht große Thätigkeit mit Rücksicht auf die großen, nahe bevorstehenden Truppentransporte. Das Geschwader im Golfe von San Juan erhielt Ordre, sich bereit zu halten, um auf das erste

ignal auszulaufen.

Griechenland. Athen, 13. September. (Pest. L.) Trikala, Punta und Larissa, also sämmtliche Haupt⸗

8.

London, 14. Sep⸗ General Lord Airey ist heute Mor⸗

orte des zu zedirenden thessalischen und epirotischen Gebietes sind bereits von den Türken geräumt. Es hat nur noch die Uebergabe von Volo zu geschehen, die vertragsmäßig nach zwei Monaten stattfinden wird.

Türkei. Bagdad, im September. (Wien. Z.) Mansur Pascha, Falih Pascha und Fetih Pascha, die Führer der meute⸗ rischen Montefik⸗Stämme, haben ihre Unterwerfung er⸗ klärt, so daß dieser Aufstand als völlig pazifizirt anzusehen ist. Auch andere Stämme des Schetre⸗Distriktes, die sich gleichfalls erhoben hatten, kündigten nach dem siegreichen Vordringen des Chef⸗Kommandanten Izzet Pascha bis Kalat⸗ul⸗Sekre ihre Unterwerfung an. Die Pforte hat nun die Anwendung der allerstrengsten Maßnahmen, wie Landesverweisung, starke Geldkontributionen u. s. w., gegen die rebellischen Stämme angecrdnet.

Rumänien. Bukarest, 12. September. (Wien. Z.) Die Pforte hat neuerdings in der Angelegenheit der 1864 in Rumänien kularisirten Kirchengüter eine Circular⸗ note an die Mächte gerichtet, in welcher sie die guten Dienste der Letzteren in Anspruch nimmt. Die rumänische Regierung hat, gestützt auf das Votum der Kammer vom 26. Januar d. J., das neue Ansinnen der Türkei in entschiedener Weise abgelehnt.

Bulgarien. Sofia, 13. September. (Prag. Abltt.) An⸗ läßlich der Namensfeier unterzeichnete der Fürst mehre De⸗ krete. Das eine proklamirt vollständige Amnestie für die vor und nach dem 9. Mai, dem Tage der Proklamation des Fürsten, begangenen politischen Vergehen und Verbrechen. Ein zweites hebt die außerordentlichen militärischen Kommissäre auf. Ein drittes mindert herab oder verwandelt die Strafen verschiede⸗ ner wegen gemeiner Verbrechen und Vergehen Verurtheilten.

Amerika. Long⸗Branch, 14. September, früh. (W. T. B.) Nach dem neuesten Bulletin über das Be⸗ finden des Präsidenten ist die Wundheilung günstig fortschreitend, der allgemeine Zustand des Kranken befriedi⸗ gend; Puls 100, Temperatur 98,04, Respiration 20. Dr. Bliß erklärt die Befürchtung einer Eiterbildung in der Lunge für beseitigt; er ist überzeugt, daß die Kugel jetzt völlig ein⸗ gesackt sei. Gestern Abend 10 ½ Uhr schlief der Präsident ruhig. Keine Fiebersymptome.

14. September, Vormittags. (W. T. B.) Nach dem Bulletin von heute Morgen 8 ½ Uhr verbrachte Präsident Garfield die Nacht gut und schlief genügend. Heute be⸗ findet sich derselbe munter und heiter und ißt Früchte mit Appetit. Puls 100, Temperatur 98,04, Respiration 19.

New⸗York, 14. September. (W. T. B.) Der Gouver⸗ neur von New⸗Orleans berief die Miliz zur Aufrecht⸗ erhaltung der öffentlichen Ordnung, welche durch die strikenden Baumwollarbeiter gestört ist. Die Waldbrände im Norden und Nordwesten von Ontario dauern fort. Im Distrikte Parry⸗Sound ist Holz im Werthe von ca. 1 Million Dollars verbrannt. General Burnside ist gestorben.

Süd⸗Amerika. Riode Janeiro, 24. August. (Allg. Corr.) Der Kaiser wird am 28. d. M. die Westminster⸗ Eisenbahn eröffnen. Oberst Latorre, dessen sofortige In⸗ ternirung am 15. d. angeordnet wurde, ist nach Uruguagy ge⸗ flüchtet. Zweihundert Mann Truppen kamen in zwei Ab⸗ theilungen aus Argentinien an, und am 21. fand ein Schar⸗ mützel mit Latorre statt, welcher Tacuarembo besetzt hält.

Buenos Ayres, 15. August. (Allg. Corr.) Der argentinische Grenzvertrag wurde am 11. d. dem Präsidenten von Chile übergeben, welcher denselben dem chile⸗ nischen Kongresse unterbreiten wird. Der Vertrag liegt gegenwärtig dem argentinischen Kongresse vor. Der Gesetz⸗ entwurf, welcher den Zwangscours des Papiergeldes aufhebt, wurde gestern von der Abgeordnetenkammer ange⸗ nommen und geht jetzt an den Senat.

Valparaiso, 17. August. (Allg. Corr.) Der pata⸗ gonische Grenzvertrag ist dem Kongresse überreicht worden. Die Stellung der Chilenen in Peru gestaltet sich zu einer schwierigen. Die Guerillas werden immer kühner und haben im Verein mit den Bolivianern die Chilenen mit Verlust aus Canete vertrieben.

Afrika. Egypten. Im Reuterschen Bureau sind über die Krisis in Egypten folgende weitere Telegramme eingegangen:

Kairo, 12. September, 10 Uhr Morgens. Die Unterhandlun⸗ gen zwischen Cherif Pascha und den mißvergnügten Offizieren nehmen ihren Fortgang. Man erwartet, das Ergebniß werde heute Abend oder morgen bekannt werden. Das 2. Regiment hat seinen Obersten, vier Bataillonschefs, den Adjutanten und den Major abgesetzt, weil sie die Bewegung mißbilligten. Man glaubt, diese Offiziere forder⸗ ten die Mannschaften auf, mit ihnen gemeinschaftlich zu handeln, wenn sie wünschten, das Land vor einer fremden Okkupation zu bewahren.

4 Uhr Nachmittags. Die energischen Anstrengungen von Cherif Pascha und Mr. Calvin, eine befriedigende Lösung zu vereinbaren, welche dazu beitragen dürfte, das Vertrauen wieder herzustellen, machen, wie geglaubt wird, befriedigende Fortschritte. Falls die verschiedenen Regimenter nicht einwilligen, sich unverzüglich von Kairo nach ent⸗ fernten Punkten im Innern znrückzuzieben, die er selber bezeichnen wird, wird Cherif Pascha die Leitung der Angelegenheiten in keiner Form übernehmen. Die meuterischen Offiziere sehen allmählich den Ernst ihrer Lage ein und sind begierig, Mittel ausfindig zu machen, um sich der ernsten Gefahr, in welche sie hineingerathen sind, zu entziehen, und man glaubt, daß sie die Forderungen Cherifs annehmen werden. Cherif Pascha wird indeß ein Amt nicht annehmen, selbst wenn die Regimenter einwilligen, sich zurückzuziehen, ohne die förmlichen Ver⸗ sicherungen des Vertrauens der englischen und französischen Regierung empfangen zu haben. Mangels an Information über das Verfahren, welches die beiden Mächte und die Pforte einschlagen werden, zieht Cherif Pascha nur mit Widerstreben und auf das dringende Ansuchen der Vertreter Englands und Frankreichs im Interesse der Aufrecht⸗ erhaltung der Ordnung den Vorschlag in Betracht, in dieser Krisis in irgend einer Form zu interveniren.

8 Uhr 40 Min. Abends. Die Lage ist ernst geworden und der Zustand der Dinge hat innerhalb der letzten zwei Stunden eine voll⸗ ständige Veränderung erfahren. Die Offiziere haben sich geweigert, irgend welche Bedingungen anzunehmen, Falls nicht zuerst die in ihren früheren Forderungen enthaltenen drei Punkte zugestanden werden. Cherif Pascha hat sich nunmehr bestimmt geweigert, die Bildung eines Ministeriums zu versuchen, und ist von den Unterhandlungen mit den Offizieren zurückgetreten. Der eng⸗ englische Generalcontroleur hat es cbenfalls abgelehnt, fernerhin den Vermittler zu spielen. Die Offiziere prahlen damit, daß sie von 80 000 Beduinen unterstützt werden würden. Es heißt, daß die in Kairo eingetroffenen Notabeln die sofortige Einberufung der Nota⸗ belnversammlung verlangen werden. e Bemühungen des britischen Konsularverwesers Cookson sowie des französischen Generalkonsuls werden sich auf die Aufrechterhaltung der Ordnung beschränken.

Ein Telegramm des „Standard“ aus Alexandrien

vom 12. Abends meldet: Aus Kairo wird heute Abend gemeldet,

daß die Obersten sich nach Europa begeben werden und morgen oder übermorgen die Bildung eines neuen Ministeriums angezeigt werden würde. Ein britisches Geschwader wird in Alexandrien erwartet.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Kiel, Donnerstag, 15. September. Die Königin, der Kronprinz und Prinz Karl von Schweden sind in der ver⸗ gangenen Nacht mit dem Dampfer „Skirner“ von Korsör hier eingetroffen und um 7 Uhr 40 Minuten mittelst Extra⸗ zuges nach Frankfurt a. M. weitergereist. Bei der Ankunft sowie bei der Abreise der Hohen Herrschaften waren die Spitzen der Civilbehörden anwesend. Die russische Fregatte „Swetlana“ ist heute von hier nach Kronstadt in See gegangen.

Washington, Donnerstag, 15. September. Eine offi zielle Depesche von gestern Abend meldet: Die Aerzte konsta⸗ tiren eine leichte Besserung im Befinden des Präsidenten Gar field. Das Wetter ist nicht sehr günstig. 8—

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem Prachtwerk „Indien in Wort und Bild“ von Emil v. Schlagintweit (Leipzig, Heinr. Schmidt und Carl Günther) sind die Lieferungen 31 bis 35 verausgabt worden. Sie enthalten die Schilderung des steppenreichen Landes Radschupatana, des wilden Gudscherat und des umfangreichen Pandschab. Der interessante von dem Verfasser meisterhaft verarbeitete Stoff, den diese Schilderungen enthalten, fesselt die Aufmerksamkeit des Lesers ebenso sehr wie die beigege⸗ benen Abbildungen der phantastischen und großartigen indischen Bau⸗ werke: so der Palast Man Singh's in Gwalior, der Palast von Birsing Deo in Datiah, der heilige Hügel Sunagiri, der Thorweg in Santschi, sämmtlich in Centralindien, der Tempel zu Alwar (Radschu⸗ patana), das Thor von Siwai Dschai Singh in Amber und die charak⸗ teristischen Kulturbilder: der Elephant als Henker, Anstand auf Tiger u. A.

In der vorliegenden 26. Lieferung des in demselben Verlage er⸗ scheinenden Prachtwerkes „Ein Spaziergang um die Welt“, von Alerander Frhrn. von Hübner, verabschiedet der Verfasser sich von Japan, um sich nach Shanghai zu begeben, dessen Beschreibung in der 27. Lieferung fortgesetzt wird. Einzelne beigegebene Ansichten von Shanghai könnten europäischen Großstädten entnommen sein, andere dagegen zeigen den eigenthümlichen chinesischen Typus.

Die am 17. Sept. erscheinende Nr. 1994 der „Illustrirten Zeitung“ (Leipzig, J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Großherzog Friedrich von Baden und seine Gemahlin, Großherzogin Luise. Zur Feier ihrer silbernen Hochzeit. Aus dem neuen egyp⸗ tischen Mumienfund. 3 Abbildungen, nach photographischen Auf⸗ nahmen: 1) Sarg des Königs Ramses II. 2) Die Kolossalstatue Ramses II. im Museum zu Bulag. 3) Geöffneter Sarg und Mumie des Königs Amosis. Der Ort des neuen egyptischen Mumienfunds Nach einer Zeichnung von Emil Brugsch. Dr. Michael Felir Ko⸗ rum, der neue Bischof von Trier. Burg Wasichenstein im Elsaß. Nach einer Zeichnung von E. Winkler. Der Letzte von der Burg Ramstein. Originalzeichnung von Carl Jauslin. Die Sedanfeier in Leipzig. Originalzeichnung von G. Broling. Die medizinischen Lehrinstitute der Universität zu Halle a. S. Nach einer Zeichnung des Architekten v. Tiedemann. Die Kaiserzusammenkunft in Danzig. 2 Abbildungen: 1) Sr. Maj. Jacht „Hohenzollern“. Originalzeichnung von H. Penner. 2) Der Empfangssalon auf Sr. Maj. Jacht „Hohenzollern“. Nach einer Federzeichnung von Th. Kösser. Kuriosi⸗ täten aus den Gebieten der Heraldik, Sphragistik, Numismatik ꝛc.: Mittelalterliche Siegeltypen. II. Klostersiegel aus dem 14. Jahr⸗ hundert. Polytechnische Mittheilungen: F. Soenneckens vielfältiger Federhalter. Bleistifte von Dünkelsbühler u. Co. in Nürnberg. Maschine zur gesundheitsgemäßen Erzeugung von Gefrorenem. Eiserne Rebpfähle.

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Land⸗ und Forstwirthschaft. Aus Thüringen schreibt man der „Mgdb. Ztg.“ unter d5 13 September: Die Ernte ist namentlich im nördlichen Thüringen durch die Ungunst des Wetters nicht unerheblich geschädigt worden. Namentlich ist noch viel Weizen und Hafer draußen auf dem Felde. Auch das in diesem Jahre besonders werthvolle Grummet leidet durch die Regengüsse. Im südlichen Thüringen sind die Verhältnisse besser.

Gewerbe und Handel.

Der Aufsichtsrath der Chemnitzer Papierfabrik zu Einsiedel bei Chemnitz hat beschlossen, für das Geschäftsjahr 1880/81 nach Vornahme der Abschreibungen die Vertheilung von 8 % Dividende (gegen 10 % im Vorjahre) bei der Generalversammlung zu beantragen.

Dortmund, 12. September. (Ess. Ztg.) Die Situation des Eisenmarktes ist in der verflossenen Woche unverändert geblieben. Die Nachfrage verstärkt sich noch immer und die Preise behaupten ihre feste Haltung. Man rechnet in industriellen Kreisen allgemein darauf, daß der Beschluß der schottischen Hochofenbesitzer, eine wesent⸗ liche Verminderung der Produktion durch Ausblasen einer Reihe von Hochöfen eintreten zu lassen, auch den heimischen Roheisenmarkt günstig beeinflussen werde, wie solches bereits in Glasgow und Middlesborough geschehen ist; namentlich erwartet man von jener Maßnahme eine bessere Gestaltung des deutschen Gießereieisengeschäfts, das bekanntlich, wenn auch völlig unmotivirt, von den Glasgower Warrants⸗Notirungen abhängig ist. Der Konsum aller Roheisen⸗ sorten ist fortwährend sehr groß, insbesondere aber in Bessemereisen und Spiegeleisen, die daher auch noch steigende Tendenz ver⸗ folgen. Die Walzeisenbranche ist durchweg sehr gut beschäftigt, namentlich haben Bleche und Fagconeisen an⸗ dauernd guten Abzug. Grobbleche sind noch immer zum Schiffsbau und zur Dampfkesselfabrikation gesucht, und ist daher auch jüngst der Konventionspreis auf 200 pro 1000 kg erhöht worden, einzelne Werke sind aber bereits über diesen Preis hinausgegangen, indem sie bis zu 210 notiren. Fagoneisen wird ebenfalls fortwährend stark zum Schiffsbau und nicht minder rege zu Eisenkonstruktionen verwendet. Erwähnenswerth ist eine Submission auf Lieferung von 324 000 kg Eisenplatten I. Qualität, 56 500 kg Eisenplatten II. Qualität, 55 500 kg Fagoneisen, 81500 kg Stahlplatten, 150 000 kg Winkeleisen und 41 500 kg Schiffsnieten, welche die Kaiserliche Werft zum Neubau eines Schicen ausge⸗ schrieben hat. Für Brückenbauanstalten, die schon seit längerer Zeit besser beschäftigt sind, stehen ebenfalls wieder belangreiche Be⸗ tellungen durch Submissionen in naher Aussicht, wie auch die Be⸗ chäftigung der Dampfkesselfabriken wesentlich zugenommen hat. Die Maschinenfabriken und Gießereien sind meist in befriedigen⸗ der Weise mit Aufträgen versehen. Die Stahlschienenwalzwerke erhalten noch immer belangreiche Bestellungen, namentlich auch aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Im Kohlengeschäft wächst der Absatz in Industriekohlen entsprechend der Zunahme der Beschäftigung der Eisenindustrie, auch belebt sich die Nachfrage nach Hausbrand⸗ und Gaskohlen, ohne daß indessen bis jetzt eine Preis⸗ erhöhung eingetreten ist. Der Export nach Hamburg und via Ham⸗ burg hat im verflossenen Monat gegen den Monat August 1880 wie⸗ der wesentlich zugenommen, indem derselbe diesmal 3862 Doppel⸗ ladungen à 200 Ctr. oder 10 t gegen 2418 Doppelladungen im Monat August 1880 betrug, also diesmal 1414 Doppelladungen oder 14 140 t mehr.