“ Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober
Auf Grund des §. 11 des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial⸗ demokratie wird verboten das im Verlag des Philipp Achter⸗ mann in Osnabrück (Druck von Vanderbilt in Amsterdam Anfang Juni l. J. erschienene Flugblatt: 1“
„An unsere Parteigenossen!“ mit den Unterschriften:
J. Auer. A. Bebel. J. W. Fritsche. W. Hasenclever. M. Kayser. W. Liebknecht. J. Vahlteich. Ph. Wiemer. Riegensburg, den 27. September 1881.
Königlich bayerische Regierung der Oberpfalz und von Regensburg. Kammer des Innern.
In der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 39 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Pvreußen. Berlin, 30. September. Se. Majestät der Kaiser und König sind am Mittwoch Abend 6 ⁄½ Uhr von Stuttgart wohlbehalten in Baden⸗Baden wieder ein⸗ getroffen. b Gestern Vormittag erledigten Se. Majestät Regierungs⸗ geschäfte und nahmen die Vorträge des Militär⸗ und des Civilkabinets entgegen. Nachmittags verweilten Se. Majestät während des Concerts auf der Promenade und unterhielten Sich dabei mit dem französischen Botschafter, Grafen St. Vallier, sowie mit dem Grafen Chreptowitsch und dem Fürsten Mentsch koff. Um 4 Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog, um 5 ³¾ Uhr Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden und Abends 7 ½ Uhr Ihre Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, von Constanz kommend, in Baden⸗Baden ein, Höchstwelche von den badischen Herrschaften am Bahnhofe empfangen wurden. Am heutigen Geburtstage Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin findet bei Sr. Majestät ein Festdiner von 31 Gedecken und Abends Thee statt.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl be⸗ gab Sich heute Mittag 1 Uhr mittelst der Stettiner Bahn zur Abhaltung von Jagden nach Hubertusstock. Höchstderselbe gedenkt am Dienstag Abend von dort hierher zurückzukehren.
Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl begleitet Höchstdenselben dorthin, wird aber die Rückreise schon am heutigen Tage antreten.
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— Zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages hrer Majestät der Kaiserin und Königin sind eute die öffentlichen und viele Privatgebäude festlich be⸗ flaggt. Die Vorstellungen der Theater werden durch Fest⸗ ouvertüren und auf die Bedeutung des Tages bezügliche
Prologe eingeleiiit. X“
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— Der hanseatische Minister⸗Resident Dr. Krüger ist
nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Mission wieder übernommen.
— Der General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, General⸗Lieutenant von Strubberg ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.
— Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist von Inspizirungsreisen hier wieder eingetroffen.
— S. M. S. „Freya“, 8 Geschütze, ist am 24. Sep⸗ mber cr. von Gibtaltar nach Plymouth in See gegangen.
Danzig, 28. September. (Dzg. Ztg.) Auf der Kaiser⸗ chen Werft wurde heute Vormittag das neu erbaute Dampf⸗ kanonenboot, das als Tender für das Artillerie⸗Schulschiff „Mars“ zu fahren bestimmt ist, glücklich zu Wasser gelassen. Der stellvertretende Ober⸗Werftdirektor, Korvetten Kapitän von
Hippel, vollzog die Taufe unter den üblichen Ceremonien und
gab dem Schiffe im Namen des Kaisers den Namen „Hay“. em Ablaufe wohnten außer einer zahlreichen Zuschauer⸗
menge das Offizier⸗Corps der Korvette „Nymphe“ bei.
3 Bayern. München, 29. September. (W. T. B.) Die
Abgeordetenkammer wählte Baron Ow mit 154 gegen
2 Stimmen zum Ersten Präsidenten und Dr. Kurz mit 85
gegen 70 Stimmen zum Vize⸗Präsidenten. Freiherr von tauffenberg erhielt 68 Stimmen.
Baden. Karlsruhe, 29. September. (W. T. B.) Die Großherzogin reist heute Abend nach Baden⸗Baden wohin sich bereits Nachmittags der dr5 e heihns be⸗ geben hat. Der Großherzog wird durch Unwohlfein hier noch zurückgehalten.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. September. (W. T. B.) Graf Belcredi hat heute sein Amt als Präsident des Ver⸗ waltungsgerichtshofs angetreten und, wie die „Polit. Corresp.“ mittheilt, in seiner Antrittsrede hervorgehoben, daß er es für seine Pflicht halte, das Ansehen, das sich der Verwaltungs⸗
— errungen, zu bewahren und zu kräftigen. Politische
eberzeugungen hätten an dieser Stätte zu schweigen, denn nur das im Gesetze formulirte sei entscheidend sar den
Verwaltungsgerichtshof, der das Recht, welches das Staats⸗
uund das Einzelinteresse schuütze, durch treue und richtige Inter⸗
pretation zur Geltung zu bringen hahe. est, 29. September. Der Kaiser und König begiebt te Abends nach Wien und trifft — wie die „Bud. * erfährt — gegen Mitte Oktober — der Tag ist noch nicht festgestellt — wieder in Budapest, resp. Gödöllbö ein, um
Niederlande. Luxemburg, 30. September. (W. T. B.) Die Kammer ist auf nächsten Dienstag zur Berathung einer Vorlage einberufen, durch welche die Regierung ermächtigt werden soll, den Besitzern von Noten der Nationalbank den 5prozentigen Betrag vorzustrecken. 1ʒ
Großbritannien und Irland. London, 28. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Obwohl sich die Meldung des „Stan⸗ dard“, daß der Volksraad von Transvaal die mit Groß⸗ britannien geschlossene Konvention verworfen habe, als ver⸗ früht erwiesen hat, so scheint sich doch die Lage der Dinge in der südafrikanischen Republik zu einer akuten zuzuspitzen. So wird der „Times“ unterm 26. d. aus Durban gemel⸗ det: „Die Mitglieder des Volksvaads bedienten sich in der Erörterung der Konvention einer starken Sprache. Ein Redner verglich dieselbe mit Bedingungen, die ein Eroberer barbarischen und unzuverlässigen Unterthanen dikrirte. Sie indossire jede Verleumdung, welche die Boern zur Verzweif⸗ lung trieb, und versetze sie in eine Lage, die schlimmer sei als diejenige war, ehe sie die Waffen zur Vertheidigung ihrer Freiheiten und ihres guten Namens ergriffen. Die Boeren wünschten in Freundschaft mit England zu leben, aber die Konven⸗ tion öffne jede Wunde der Vergangenheit, anstatt sie zu schließen. Es geht hier das Gerücht, daß die militärischen Arrangements geändert sind, und daß die Behörden die britische Regierung auf telegraphischem Wege ersuchten, keine Transportschiffe zu senden, da die Regimenter länger in Natal zu bleiben haben würden.“ Der „Daily News“ geht von ihrem Korrespon⸗ denten in Maritzburg folgende, vom 26. ds. datirte Depesche zu: „Einige Rüfr eh⸗ macht sich hier bemerklich auf Grund von Befehlen aus England, in Folge der Haltung des Volksraads von Transvaal, alle Truppenbewegungen zu sistiren. Die Diskussion der Konvention wird noch fort⸗ gesetzt, aber nach Meldungen von sehr zuverlässiger Seite wird die Konvention von allen Rednern, obwohl ihr Ton ein gemäßigter ist, energisch beanstandet. Es ist indeß große Besorgniß vorhanden, ein Dilemma zu vermeiden, und meine Ueberzeugung ändert sich nicht, daß die Konvention unter einstimmigem Protest und einem Appell an die Großmuth Englands, um Zugeständnisse betreffs der bean⸗ standeten Punkte ratifizirt werden wird.“ Der „Standard“ ist ebenfalls der Meinung, daß jede Schwierigkeit mit den Boeren in Angelegenheiten der Konvention in freundschast⸗ licher Weise beigelegt werden würde.
Ein Telegramm aus Adelaide meldet den gänzlichen Untergang des der italienischen Regierung ge⸗ hörigen Transportdampfers „Europa“, der mit Gegenständen von der australischen Ausstellung von Australien nach Venedig unterwegs war. Die Mannschaft wurde gerettet.
Frankreich. Paris, 29. September. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des Generals Saussier an den Kriegs⸗Minister hat der Oberst Laroque gestern größere Ab⸗ theilungen von Insurgenten unweit Kef geschlagen.
Italien. Rom, 29. September. (W. T. B.) Ein vom italienischen Konsul in Melbourne bei dem Minister des Auswärtigen eingegangenes Telegramm giebt keine positiven Aufschlüsse über das Schicksal des italieni⸗ schen Transportschiffs „Europa“. Der Konsul meldet: die Nachricht vom Scheitern der „Europa“ sei durch das Packetboot nach Cooktown und von dort auf telegra⸗ phischem Wege an ihn gelangt. — Der zum Protestan⸗ tismus übergetretene vormalige Kanonikus Graf Campello hat heute eine Selbstbiographie veröffentlicht, in welcher er seinen Uebertritt zu rechtfertigen sucht und anführt, daß er zum Ergreifen des geistlichen Berufs genöthigt worden, trotzdem aber seinen Verpflichtungen immer auf das Genaueste nachgekommen sei; sein Uebertritt sei veranlaßt durch die in der römischen Kirche herrschenden Zustände und durch die Weigerung des Papstes, das Papstthum mit Italien zu ver⸗ söhnen. Graf Campello hat an den Papst, an die Kardinäle, Prälaten und Ordensoberen, sowie an die Mitglieder des diplomatischen Corps Exemplare der Biographie gesendet. — In dem Befinden der erkrankten Kardinäle Borromeo und Moretti ist eine Besserung eingetreten.
Griechenland. Athen, 28. September. (Pest. L.) Alle Soldaten der Territorial⸗Armee, welche älter als 28 Jahre sind, ferner alle einberufenen alten Soldaten, welche nicht der permanenten Armee angehören, im Ganzen 20 000 Mann, sind bereits in ihre Heimath entlassen worden. — Die Typhus⸗Epidemie ist in Athen gänzlich erloschen.
Türkei. Konstantinopel, 30. September. (W. T. B.) Die Vertreter der Besitzer türkischer Schuldtitel haben sich im Prinzip mit der von der Pforte auszu⸗ übenden Kontrole über die neue Administration der indirekten Steuern einverstanden erklärt und werden am Montag über die Zusammensetung des Administrativraths in Berathung treten. Derselbe solle aus zwei Engländern, je einem Franzosen, Deutschen, Oesterreicher, Italiener und einem Vertreter der Bankiers von Galata gebildet werden. Das Abkommen mit den Bankiers ist noch nicht perfekt ge⸗ worden, aber eine Herabminderung der Annuität ist prinzipiell zugestanden.
Bulgarien. Sofia, 23. September. Der „Pol. Corr.“ schreibt man von hier:
„Der Alexander⸗Tag — für Bulgarien ein Doppelfest wegen der zusammenfallenden Namenstage des Landesfürsten und des Kaisers von Rußland — hatte ein überwiegend militärisches Gepräge. Zu dem Umstande, daß die Feldübungen der Truppen jährlich an diesem Tage ihren Abschluß finden, gesellte sich eben dieses Mal der weitere, daß an die bulgarischen Truppenkörper zugleich die mehrfach erwähnten neuen Fahnen vertheilt wurden. Nach Abhaltung eines Te⸗Deum im Lager, dem auch die in Sofia beglaubigten fremden Ver⸗ treter beiwohnten, nahm der Fürst eigenhändig die Fahnenver⸗ theilung vor. Es gelangten zur Vertheilung: eine Standarte an das Kavallerie⸗Regiment, 24 Fahnen an die Druzinen und je eine an die Kriegsschule und das Geniebataillon. Fürst Alerander hielt mit vündin svallnder Stimme vor der Front der in Reih und Glied aufgestellten Truppen eine befeuernde Ansprache, worauf sich die Ko⸗ lonnen zur Defilirung in — setzten. Die Kriegsschul⸗ öglinge, die Deputationen, die aus einer Kavallerie⸗Escadron bestehende saestlies⸗ Escorte, sechs Infanterie⸗Druzinen, das Kavallerie⸗Regiment
und drei Batterien zogen zwei Mal an dem Fürsten vorüber, —
compagnieweise in Marschtempo, dann in Bataillonsformation im Lauf⸗ schritt. Die Truppen überraschten die kompetenten Beurtheiler durch ihre treffliche Haltung und ihre korrekten Bewegungen. Es trat klar zu Tage, daß die mit lo viel Eifer betriebenen Uebungen und Manöͤver in der That gewirkt hatten, und Fürst Alerander durfte mit gutem Gewissen das Lob spenden, das er dem Offiziers⸗Corps und der Mannschaft in den wärmsten Ausdrücken zollte. Der Festtag schloß
bis zur Eröffnung der Delegationssession in Ungarn zu ver⸗ bleiben. dhan
mit einem vom Fürsten im Lager veranstalteten Banket, zu dem auch die fremden Vertreter geladen waren. Der erste Toast Sr. Hoheit
* der Gesundheit aller Souveräne und Staatschefs, „die ihm die hre erwiesen, sich bei ihm vertreten zu lassen“. Später trank dann Fr Alexander, an das doppelte Namensfest anknüpfend, auf das
ohl seines Kaiserlichen Namensbruders auf dem russischen Throne.“
Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin von Schweden und Norwegen sind heute auf Schloß Drottningholm eingetroffen und während der Fahrt von der Bevölkerung fortgesetzt mit den freudigsten Kundgebungen begrüßt worden. Der König und die Kö⸗ nigin empfingen das Kronprinzliche Paar am Bord des Schiffes.
Amerika. Washington, 29. September. (W. T. B.) Der Präsident Arthur hat sich heute nach New⸗York be⸗ geben, um daselbst Privatangelegenheiten zu ordnen. Eine Aenderung in der Zusammensetzung des Kabinets wird vor dem Zusammentreten des Senates nicht erwartet. Der Prozeß gegen Guiteau wird voraussichtlich in Washington geführt werden; als Vertheidiger des Angeklagten wird der Schwager desselben, ein Advokat, fungiren.
Süd⸗Amerika. Buenos Ayres, 29. August. (Allg. Corr.) Der Kongreß diskutirt in einer geheimen Sitzung den Vertrag mit Chile. Die chilenische Regierung wartet das Vorgehen des argentinischen Kongresses ab. — Man glaubt, Oberst Latorre halte sich hierselbst auf. In Betreff seiner Bewegungen herrscht in Montevideo große Unruhe, und man trifft noch immer militärische Vorbereitungen.
Afrika. Egypten. Aus Alexandrien wird von der „Allg. Corr.“ gemeldet, daß der Ministerrath die Vorschläge der mit der Revision der Armeeverordnungen be⸗ schäftigten Kommission geprüft und dieselben dem Khedive zur Bestätigung vorgelegt habe. Die neuen Regulirungen zer⸗ fallen in fünf Abschnitte und bilden den Inhalt von fünf Dekreten. Das erste, welches auf die Beurlaubung der Offi⸗ ziere und Gemeinen Bezug hat und aus 18 Artikeln besteht, ist vom Khedive bereits vollzogen worden und wird mit den Schreiben Sherif Paschas ohne Zögern veröffentlicht werden.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
München, Freitag, 30. September. Das heute in der Abgeordnetenkammer von dem Finanz⸗Minister vorgelegte Budget ergiebt ein Minus von ca. 5 Millionen; zur Deckung desselben ist eine Steuererhöhung von 20 Proz. in Aussicht genommen.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesaämtern in der Woche vom 18. Septbr. bis inkl. 24. Septbr. er. zur Anmeldung gekommen: 224 Cheschließungen,
902 Lebendgeborene, 40 Todtgeborene, 518 Sterbefälle. 8 8—
Kuunst, Wissenschaft und Literatur.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters. VII. Band. 1. Heft. Hannover, Hahnsche Buchhandlung. — Das vorliegende neueste Heft des Archivs bringt an der Spitze den bereits an dieser Stelle veröffentlichten Bericht über die 7. Plenarversammlung der Centraldirektion der Monumenta Germaniae 1881. Es wurden da⸗ nach im verflossenen Jahre von dem großen nationalen Werke fol⸗ gende Bände ausgegeben: von der Abtheilung Auctores anti- quissimi: 1) Tomi IV., P. 2. Venanti Honori Clemen- tiani Fortunati opera poetica. Recensuit et emendavit Fridericus Leo; von der Abtheilung Scriptores: 2) Tomus XXV; 3) Einhardi Vita Karoli Magni. Editio quarta. Post G. H. Pertz recensuit G. Waitz; von der Abtheilung Antiquitates; 4) Poetae Latini aevi Carolini. Recensuit Ernestus Dümmler. Tomi I. Pars prior; von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere Deutsche Geschichtskunde: 5) Band VI. in 3 Heften. Dazu kommt als von der Gesellschaft unterstützt und theilweise aus ihren Sammlungen hergestellt: 6) Acta imperii inedita seculi XIII. Urkunden und Briefe zur Geschichte das Kaiserreichs und des Königreichs Sicilien in den Jahren 1198 bis 1273, hrausgegeben von Eduard Winkelmann. — Darauf folgt der dritte Bericht über die zur Herausgabe der älteren deutschen Stadtrechte unternommenen Vorarbeiten, von F. Frensdorff; derselbe hezieht sich auf eine im Herbst 1880 unternom⸗ mene Reise und behandelt die niederrheinischen Städte Düsseldorf, Cöln, Bonn, Siegen, Lechenich, Wipperfürt, Emmerich und Dine t laken, auf Grund des Materials, welches das Staatsarchiv zu Düssei⸗ dorf und das Stadtarchiv zu Cöln boten. Weiter folgt ein Bericht über schwäbische Todtenbücher, von F. L. Baumann, und Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren, von H. Simonsfeld, Stipendiat des König Ludwig⸗Stipendiums, welcher zugleich die Wiederauffindung des Liber secretorum fldelium crucis meldet. Daran reihen sich Beiträge über Anselms Gesta episcoporum Leodiensium, von G. Waitz, und zu Jaffé's Regestensammlung, von Jul. v. Pflugk⸗Harttung; eine Untersuchung über die Herkunft des paduanischen Geschichtsschreibers, Dichters und Staatsmanns Albertino Mussato, von Dieteich König, und Mittheilungen über eine bisher unbenutzte Handschrift österreichischer Annalen, von W. Wattenbach. Besonders interessant ist der Reisebericht von S. Löwenfeld über die von ihm untersuchten Papsturkunden in den Hafiser Bibliotheken, nebst einer Reihe bisher ungedruckter Briefe von Päpsten. Endlich theilt W. Wattenbach aus dem Nachlaß von Philipp Jaffé ein? niß von
andschriften geschichtlichen 85 lts in der Fürstlich Oettingen⸗ Wallersteinschen Bibliothek in Maihingen mit. Aus den dann seleender Miscellen verdienen zwei ungedruckte, von E. Dümmler veröffentlichte Briefe, eine Kollektion lateinischer Verse auf König Rudolf, mit⸗ getheilt von W. Meyer, und Antiquitates Arnulftnae, von Julius von Pflugk⸗Harttung Erwähnung. In den „Nachrichten“ wird an⸗ gezeigt, daß die zweite hilfte der Poetae Latini aevi Carobmi (Tom. I.) von E. Dümmler, ausgestattet mit Registern, Glossar und
3 photolitographischen Tafeln, sowie ferner von den Geschichtsschreibern des Otto von St.
der deutschen Vorzeit erschienen sind: die Chronik Blasien, übersetzt von Dr. Horst Kohl, die Chronik von St. Peter zu Erfurt (1100 — 1215) und die Jahrbücher von Marbach, übersetzt von G. Grandauer, die Jahrbücher von St. Jacob in Lüttich, nebst den
hrbüchern Lamberts des Kleinen und Reiners, übersetzt von Dr.
Platner. Endlich wird mitgetheilt, 2 S. Löwenfeld in der Pa⸗ riser Bibliothek (Collektion Baluze) auf zwei Pergamentblättern, die als Einband gedient haben, einen Brief von Alcuin entdeckt hat, der sich gegen die Lehre des Bischofs Felix von Urgel wendet, sich den Briefen von April bis Juni 798 anteibt und wahrscheinlich an Theodulf gerichtet ist.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Das Ackerbau⸗Departement zu Washington hat bis zum 1. September reichende Ernteberichte veröffentlicht:
Was Baumwolle anbetrifft, so lassen die bezüglichen Berichte einen sehr wesentlichen Rückgang der Pflanze im Vergleich mit den
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J11“”“ 8 5 Nachdem am Mittwoch Abend im Central⸗Skating⸗Rink der im Fest⸗
rüheren Berichten ersehen, eine Folge der anhaltenden Dürre, von welcher alle Theile der Baumwollstaaten heimgesucht worden sind. In Zahlen ausgedrückt ist die Beschaffenheit 72, eine Abnahme von 16 % verglichen mit dem Monat August und von 19 % zur gleichen Zeit im Vorjahre. Berichte von 330 Counties in den Baumwoll⸗Staaten geben folgende Durchschnittszahlen: Nord⸗Carolina in 42 Counties 72; Süd⸗Carolina in 22 Counties 68; Georgia in 55 Constties 71; Florida in 14 Counties 87; Alabama in 33 Counties 80; Mississipi in 37 Counties 74; Louisiana in 15 Counties 76; Texas in 60 Counties 65; Arkansas in 31 Counties 55, und Tennessee in 21 Counties 62. .
Mais. Der allgemeine Durchschnitt der Maisernte stellte sich am 1. September auf 60, oder 17 % niedriger als im Monat August und um 31 % niedriger, als um dieselbe Zeit im Vorjahre. Die Ursache dieses Rückganges ist ebenfalls die fast überall statt⸗ gehabte anhaltende Dürre. New⸗England hat nicht so schwer unter derselben zu leiden gehabt wie andere Landestheile östlich vom Mississippi, und liefert einen Durchschnitt von 90. Auch in Wisconsin, Minnesota, sowie in den meisten Territorien herrschte etwas günstigeres Wetter, so daß die Beschaffenheit der Ernte dort dementsprechend besser ist. Aus Illinois, Missouri und Kansas liegen Klagen über Ungeziefer oder anhaltende Dürre vor, und für den hierdurch angerichteten Schaden sprechen wohl am deutlichsten die folgenden Durchschnittsziffern, die sich für Sr beiden erstgenannten auf 58 respektive 42 und für Kansas auf 55 stellen.
— Die Berichte lassen eine Abnahme der Ernteaussichten ersehen und zwar, mit Ausnahme von Delaware und Wisconsin, eine solche von 20 %. Allgemein geklagt wird über anhaltende Dürre. Kentucki und Illinois berichten nur wenig mehr als eine halbe Ernte, während Tennessee und Missouri weniger als eine Drittel⸗ Ernte in Aussicht stellen. Der Durchschnitt für das ganze Land stellt sich auf nur 65 gegen 85 im vorigen Monat und 84 zur selb
Zeit im Vorjahre.
Gewerbe und Handel.
Leipzig, 29. September. (Lpz. Ztg.) Die dieszjährige Michaelismesse war in allen Gattungen von Tuchen und Bucks⸗ kins ziemlich stark befahren, auch Käufer in ziemlicher Anzahl am Platze, wie es bei einer Michaelismesse sonst selten der Fall ist; nur ist zu bedauern, daß auch diese Messe wieder von außerordentlich kurzer Dauer war. In glatten Tuchen, Satins, Croisés ꝛc., mit und ohne Glanz, wir solche Bischofswerda, Görlitz, Sagan, Sorau, Schwiebus, Finsterwalde, Guben, Lengenfeld ꝛc. erzeugen, war das Geschäft nicht sehr lebhaft, die erzielten Preise wenig befriedigend, und konnten größere Geschäfte nur zu Verlust bringenden Preisen ab⸗ geschlossen werden, dagegen erfreute sich geringere Waare, wie Kirchberg arbeitet, flotten Absatzes zu ziemlich zufriedenstellenden Preisen. In Buckskins nnd Paletotsstoffen, wie Großenhain, Lucken⸗ walde, Cottbus, Peitz, Crimmitschau, Werdau, Forst, Spremberg ꝛc. fabrizirt, war das Geschäft, soweit es sich um gute Waare und aus⸗ gesprochene Neuheiten in den Dessins für die bevorstehende Winter⸗ saison handelte, recht lebhaft, und die dafür erzielten Preise zufrieden⸗ stellend, während weniger gute Waaren nur zu sehr niedrigen, Ein⸗ stand lange nicht deckenden Preisen Nehmer finden konnten. Haupt⸗ käufer waren Grossisten fürs Inland und außerordentliche zahlreiche, bessere Detailkundschaft, während der Export sich nur wenig am Einkauf betheiligte. .
Wien, 29. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Wiener Allg. Ztg.“ hätte das Konsortium Rothschild⸗ Kreditanstalt heute Mittag dem ungarischen Finanz⸗Minister gegenüber die Option auf einen weiteren Betrag der 4prozent. Goldrente erklärt.
London, 29. September. (W. T. B.) In der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert.
London, 28. September. Joseph Armstrong u. Co., Schienen⸗Fabrikanten und Höfwehüzges der Brinsworth Ironworks in Sheffield, haben mit Passiven im Betrage von 25 000, Pfund Sterl. ihre Zahlungen eingestellt. — Die Spinnereibesitzer von Yorkshire haben üschlofsen, sich der Bewegung in Lancashire, welche den theilweisen Still⸗ stand der Spinnereien bezweckt, anzuschließen. In einem gestern in Manchester abgehaltenen Meeting waren 900 000 Yorkshirer Spindeln vertreten, und es gelangte der Beschluß zur Annahme, einen Monat lang nur 4 Tage per Woche zu arbeiten und diese Anordnung sofort in Ausführung zu bringen. — Die Hudsons⸗Bai⸗ Compagnie hat von einer ihrer Stationen am Eingange der Hudsons⸗Bai eine kleine Ladung von gefro⸗ renem Lachs per Dampfer „Diana“, der mit Bell⸗Colmans Gefrierprozeß versehen lworden, erhalten. Der Lachs befindet sich in ausgezeichneter Be⸗ schaffenheit und wird in Kurzem auf dem Londoner Markt zum Verkauf angeboten werden. 1
Havre, 29. September. (W. T. B.) Wollauktion weniger
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He * Verkehrs⸗Anstalten. “ 8— 1v.
Zürich, 29. September. Das schweizerische Post⸗ und Eisen⸗ bahndepartement hat, laut „Schweiz. Grenzp.“, den Beginn der amt⸗ lichen Vorkollaudation der Gotthardbahn auf den 10. Mai und der Hauptkollaudation auf den 22. Mai 1882 festgeseht
Triest, 29. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Narente“ ist heute Nachmittag von Konstantinopel hier ein⸗ getroffen.
New⸗York, 29. Srhhber (W. T. B.) Der Postdampfer „Westphalia“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 30. September 1881. 2 programm vorgesehene Begrüßungs⸗Commers in schönster Weise verlaufen war, fand gestern Vormittag der offggelr Festaktus der 200 jährigen Jubelfeier des Friedrichs⸗Werderschen Gymnasiums in der Aula des Gymnasiums statt. Um das Katheder war im Halbkreis eine Wand von bochstämmigen Blatt⸗ pflanzen gruppirt, hinter der die erste Gesangklasse des Gym⸗ nasiums und vor welcher an beiden Seiten des Katheders das Lehrerkollegium Pl- geomnes hatte. Im Auditorium bemerkte man auf den vordersten Bänken die Vertreter der Staatsregierung: den Staats⸗Minister von Goßler, den Unter⸗Staatgsekretair Lucanus, den Ministerial⸗Direktor Greiff, die Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Räthe Dr. Schneider und Dr. Schöne, von der Provinzialregierung den Ober⸗ Präsidenten, Staats⸗Minister Dr. Achenbach und den Provinzial⸗Schul⸗ rath Dr. Klix; in der zweiten Reihe die Vertreter der Stadt.
Nachdem die Feier durch einen Gesangvortrag und ein von dem Superintendenten Pank gesprochenes Gebet eingeleitet und der Psalm 103 (komponirt von Rußland) mit Musikbegleitung vor⸗ getragen worden, ergriff Hr. Direktor Professor Dr. Büchsenschütz das Wort zur Festrede. Er entrollte ein Bild des vor 200 Jahren unter dem Schutz des Großen Kurfürsten gegründeten Gym⸗ nasiums der damaligen Residenz Friedrichs⸗Werder. Die Residenz war selbst noch ein junges emeinwesen legte zwar dem ersten Rektor große Pflichten auf, gab ihm aber nicht die nöthigen Mittel an die Hand. Ein ganzes Säkulum wurde denn auch das Amt des Rektors als ein Nebenamt betrachtet, welches Geistliche neben ihrem Amt oder zur Erlangung eines solchen Amtes versa Dabei ehlte es an Allem, was zur Hebung der Anstalt, oder richtiger zum
nlocken von Schülern nöthig war, namentlich an Stipendien und Lehrkräften. Der erste Rektor hatte nur einen 25* Lehrer unter sich. Später wurde durch bedeutende Männer die Anstalt zeit⸗ weilig gehoben, sank aber bald dann auch wieder von der kurz behaup⸗ teten Höhe zurück. Ein dauernder Aufschwung erfolgte erst in den letzten 50 Jahren.
Nach der Festrede hielt der Staats⸗Minister von Goßler folgende Ansprache:
„Die Ehrentage der Unterrichtsanstalten sind Freudentage für die Verwaltungsbehörden. Wenn wir heute die herrlichen Räume dieses Hauses überblicken, die Dank der Fürsorge des Staates und durch die stets bewährte Munifizenz der städtischen Behörden ausgestattet sind mit den neuesten Hülfsmitteln, und das vergleichen mit der Ver⸗ gangenheit in ihrer oft elenden Nothdürftigkeit, so will uns der Glanz des heutigen Jubelfestes fast als ein Wunder erscheinen. Als ich in den letzten Tagen die Geschichte des Friedrichs⸗Werderschen Gymnasiums las, da drängte sich mir der Vergleich mit der Ge⸗ schichte unseres Landes auf. Ich gedachte der Zeit des Großen Kurfürsten, der sein Land vom Sattel seines Schlachtrosses aus regierte und Glück und Wohlstand zu verbreiten wußte, der aber angesichts seines Endes doch nur der Hoff⸗ nung Ausdruck geben mußte, daß das Angestrebte später vielleicht verwirklicht werde; ich gedachte auch Friedrichs II., des gewaltigen Monarchen, dem die Geschichte den Namen des Großen gegeben, der im Kriege wie Frieden Großes geschaffen. Aber auch dieser große König schied mit dem Bewußtsein, daß die Staatsmaschine müh⸗ sam und schwer arbeite. Heute sehen wir den glorreichen Kaiser, sehen wir die Verwirklichung der großen Ideen, für welche die Vor⸗ fahren gekämpft und gearbeitet Jahrhunderte lang. Dankbar wollen wir heute erkennen, daß Großes im Staate, daß Großes namentlich auch in dieser Anstalt geleistet ist. Fragen wir nach den Gründen hierfür, so finden wir die bewegende Kraft in unseren großen Monarchen, die es verstanden ha⸗ ben, ihr Land zu heben und neue Bildungsstätten zu gründen. Stets hat ein Hohenzoller dem andern die Liebe zur Schule als Vermächt⸗ niß hinterlassen, und als einen Ausfluß dieser Liebe und als Aner⸗ kennung für erworbene Verdienste habe ich heute einen Gnaden⸗ beweis Sr. Majestät zu verkünden. Unser Allergnädigster Kaiser und König hat Herrn Direktor Professor Dr. Büchsenschütz den Rothen Adlerorden vierter Klasse, Herrn Professor Dr. Worpitzky den Königlichen Kronen⸗Orden und den Herren Oberlehrern Müller und Paul Patente als Professoren verliehen. Indem ich hiermit die Orden und Patente überreiche, sage ich aufrichtigen Dank allen Mitgliedern des Lehrerkollegiums für ihr pflichtgetreues und segensreiches Wirken. Wenn nach weiteren 50 Jahren die Anstalt auf ein Vierteljahr⸗ tausend ihres Bestehens zuruüͤckblicken kann, dann wird von uns Aelteren wohl keiner mehr auf seinem Platze sein, aber von unsern jugend⸗ lichen Freunden wird der Einzelne vielleicht Theil nehmen an der Feier und sich seiner jetzigen Lehrer dankbar erinnern. Wenn dann sich ein neues Geschlecht um die dann Alten schaart, beseelt von demselben Geiste, der uns heute beseelt, so wird es um diese Anstalt, wie um das Vaterland gut stehen!“
Hr. Direktor Büchsenschütz dankte für die Beweise Königlicher Huld und Gnade und für die freundlichen Wünsche, welche der Mi⸗ nister für das fernere Gedeihen der Anstalt zum Ausdruck gebracht habe. Hierauf richtete der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Klix als Ver⸗ treter des Provinzial⸗Schulkollegiums Worte wärmster Anerkennung an das Lehrerkollegium, und alsdann brachte der Stadt⸗Schulrath Pro⸗ sessor Dr. Bertram die Glückwünsche der Stadt entgegen.
Nunmehr erfolgte die Uebergabe der Geschenke. Jetzige Schüler der Anstalt stifteten eine Marmorbüste des Großen Kurfürsten, alte Schüler und Freunde die Büste Sr. Majestät des Kaisers 8 die Aula. Beide Büsten sind aus dem Atelier des Professor Lürssen hervorgegangen. Außerdem wurde von Gönnern der Anstalt ein Zuschuß zur Bonnellstiftung zu Gunsten unverheiratheter Töchter verstorbener Lehrer übergeben. Ein feierliches „Tedeum“ bildete den Schluß des Festes.
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2 . 8 Die Landschaftsmalerei ist und bleibt, trotzdem ihr das Genre
den Rang streitig zu machen sucht, das Favoritfach der modernen Malerei, und in keinem anderen auch ist die Zahl der über das Mittelmaß hinausragenden Bilder auf der diesjährigen Kunst⸗ ausstellung größer als in diesem. Aber freilich hat man die Ursache davon nicht sowohl in einer größeren Summe künst⸗ lerischen Verdienstes als in der außerordentlich verfeinerten Naturbeobachtung und der damit Hand in Heeh gegangenen Ver⸗ vollkommnung der technischen Ausdrucksmittel zu suchen. Was mit Hülfe dieser sich erreichen läßt, das beweist Oswald Achenbach mit seinem großen Gemälde, welches einen Blick auf die Inseln Ischia, Procida und Nisida und das Kap Misene zur Linken gewährt, und in dem die morgenlichen, vom Meere aufsteigenden, die Aussicht strichweise leicht verdeckenden Nebel wunderbar getreu der Natur ab⸗ gesehen und mit dem Pinsel festgehalten erscheinen. Die groß⸗stylisirte Ideal⸗Landschaft aber ist leider sehr vernachlässigt; nur die schon er⸗ wähnte biblische Landschaft von Erdmann, ferner Albert Hertels mit tiefen satten Farben gemalter „Frühling in der Provence“ und desselben Landschaft mit der „Ruhe auf der Flucht“ als Staffage gehören hierher. Von dramatischer Kraft und Bewegtheit und her⸗ vorragendem malerischen Können zeugen die Bilder von Carl Saltz⸗ mann und Ludwig Willroider (München); der Letztere schildert die Schrecken eines Waldbrandes, während des ersteren Künstlers präch⸗ tige Marine dadurch noch ein großes aktuelles Interesse erhält, weil sie eine Episode aus der Weltumsegelung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich zum Gegenstande hat und die Korrette „Prinz Adalbert“ in jenem Böeeg Kampfe mit dem Taifun zeigt, welcher das Schiff am 14. September 1879 an der japanischen Küste überfiel. Im Uebrigen prävalirt die Vedute oder das künstlerisch arrangirte Motiv. ie jedoch auch diese sich großartig behandeln lassen, das beweisen die Hochgebirgslandschaften von Graf Kalkreuth, Otto von Kameke, Karl Ludwig, August Leu (Düsseldorf), Louis Spangenberg, G. Engel⸗ hardt, Apaust Becker (Dülepor Theodor Hagen (Weimar) u. A.
erdinand Bellermann führt uns an die Küste von Terracina,
duard Pape nach der Riviera di Levante, Friedrich Preller (Dresden) nach Pieve di Cadore, der Heimath Tizians, Louis Spangenberg an den Strand der Ostsee, indem er uns die eigenthümlich geformte, weit ins Meer hineinragende Kurische Nehrung mit ihrem schmalen, sandigen kieferbestandenen Hügelrücken schildert; dann fol⸗ gen wir Hermann Eschke an die Küsten von Wales, während uns Albert Flamm in die Campagna versetzt, deren eengende Sonnenlichteffekte er meisterhaft wiederzugeben weiß.
r durch seine brillanten Mondscheinlandschaften bekannte Louis Douzette fehlt auch diesmal nicht, ebenso wenig wie A. Lutteroth (Hamburg) mit seinen klaren farbensatten italienischen Landschaften, die Maler des deutschen Waldes, Christian Kröner (Düsseldorf) und Eduard Ockel, der Schilderer der nordischen Meere, Hans Gude, Edmond de Schampheleer, der Maler der niederländischen Tiefebene und ihrer Flüsse, und Carl Scherres, der Schilderer unseres melan⸗ cholischen, regnerischen, nebligen Herbstes. Max Schmidt (Königs⸗ berg), Valentin Ruths (Hamburg), Johannes Duntze (Düsseldorf), Baron von Gleichen⸗Rußwurm (Weimar) und Marie von Keudell sind wie auf früheren Ausstellungen durch tüchtige Leistungen repräsentirt. Eugen Bracht (Karlsruhe) schildert in charaktervollen, groß angelegten Landschaften den Sinai, die Wüste und das todte Meer, andere palästinensische Gegenden C. Schirm (Karlsruhe); die Felsengräber von Beni⸗Hassan in Egyppten malte in entsprechender, charakteristisch düsterer Abenddämmerung Ernst Körner, und Berninger (München) den Strand von Algier und die Trümmer von Carthago. Auch die Perga⸗ — Ansichten von Christian Wilberg gehören hierher. Nicht jedem Landschafter erreichbar sind die Objekte, welche Magnus von Bagge und Thomas Somerscales —e gewählt haben. Jener malte die prachtvolle Mitternachtssonne, wie sich dieses Phänomen in einer Juli⸗ nacht zwischen 12 und 1 Uhr am Ands⸗Fjörd in Norwegen seinen Augen darbot, der Andere einen Blick auf die Cordillera im Süden Cbile's bei Abendstimmung, mit dem mächtigen Vulkan Antuco zur Linken. Sehr interessant und charakteristisch sind endlich auch die russischen Landschaften von Julius von Klever (St. Petersburg) sowie das un 43,—— welches Eduard von Lichtenfels (Wien) in seinem Bem stimmungsvoll behandelte.
Im Bildnißfach kommt diesmal die seit längerer Zeit durch die blen⸗-⸗ dende Mache der modernen Richtung in den Hintergrund gedrängt gewesene ältere Schule wieder zu Ehren. Dies gilt namentlich von
herzogin von Mecklenburg⸗Strelitz, welches sich durch gediegene, un⸗ verkünstelte Behandlung und frische, gesunde Farbe von der in neuerer Zeit beliebt gewordenen koloristischen Effekthascherei in wohlthuender Weise fern hält, und dann auch von Plockhorsts Bildniß Ihrer Hoheit der Herzogin von Sachsen⸗Altenburg sowie von dem sprechend lebenswahren Porträt einer alten munteren Dame von Biermann. Dagegen ist das Porträt Ihrer Majestät der Königin von Sachsen, von Leon Pohle, bei allen sonstigen Vorzügen, von einer gewissen erkünstelten Ungesuchtheit der Pose nicht ganz frei. Gustav Richter vermag in den beiden ausgestellten Damenbildnissen, obgleich das eine davon seinen vollendetsten Schöpfungen hinzuzuzäh⸗ len ist, keine neuen Seiten seiner hinlänglich bewunderten Meisterschaft zu entfalten, während sich Anton von Werner in einem männlichen Porträt, was Feinheit der Charakteristik, lebenstreue Erfassung der Persönlichkeit und Subtilität der Pinselführung betrifft, ihm ebenbürtig an die Seite stellt. Carl Gussow hält sich in den eingesandten Brustbildern eines Ehepaares von die Natur überkünstelnder Manier nicht fern, weiß aber in dem Damenbildniß durch ein stupend wirklichkeitsgetreu gemaltes schwarzes Atlaskleid in Erstaunen zu versetzen. Mit viel einfacheren Mitteln erreicht dagegen ein hier bisher unbekannter Künstler, Carl Stauffer (Bern), eine markige Kraft der Charakteristik, welche ihm schnell einen Namen gemacht hat. Conrad Dielitz malte Se. eêe den Fürsten Alexander von Bulgarien in großer Gala, hat aber im Gegensatz zu der in allen Details sorgfältigst wiedergegebenen Uniform, Orden ꝛc., auf den Kopf weit weniger Fleiß verwandt. Von Bürck ist ein sehr an⸗ ziehender weiblicher Studienkopf, von Marx Krusemark (Rom) ein liebevoll gemaltes, interessant behandeltes Damenbildniß zu erwähnen, Bei vielen andern größtentheils in diesem Fache wohlberufenen Künst⸗ lern, welche Werke zur Ausstellung gebracht haben, dürfte die An⸗ führung der Namen genügen: es sind Oscar Begas, Hugo Crola, Fedor Encke (Paris), Gustav Graef, Friedrich Kaulbach (Hannover), Adolf Jebens, L. olitz (Cassel), Karl Lasch (Düsseldorf: Portrait des Bürgermeisters von Hamburg, Petersen, in der Amtstracht der Senatoren), Otto Heyden, J. Heydeck (Königsberg), Karl Lehmann (London) und Anton Weber. Eine besondere Erwähnung ver⸗ dient jedoch das von Conrad Freyberg im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers ausgeführte Gruppenbild einer Hof⸗ jagd in der Forst von Letzlingen, in welchem die Aufgabe der zwangslosen Gruppirung der darzustellenden Personen neben getreuer Porträt⸗Ahnlichkeit ungeachtet des kleinen Maßstabes recht glücklich gelöst erscheint.
Wenn wir der Miniaturmaler Wisnieski und Ehrentraut gedacht haben, bleibt uns noch übrig, die Spezialfächer kurz zu berühren, nämlich die Architekturmalerei, in welcher Graeb jun., A. C. Mayer (Nürnberg), Hermann Dietrichs, Heinrich Heger (München) u. A. Hervorragendes geleistet haben; die Thiermalerei, in welcher Albert Brendel (Weimar) mit einem Lämmerstall nach wie vor in seiner Spezialität unerreicht bleibt, während Carl Deiker zwei vollendet naturwahre Bernhardinerporträts ausstellte und Georg Koch sowie E. Hallatz als Pferdemaler erzelliren; endlich das Stillleben, brillant glänzend repräsentirt durch ein Bild der Baronesse Hermine von Preuschen (z. Z. in Paris), welches das mit allen Reizen dekorativer Einzelheiten farbenprächtig geschmückte „Lager der Cleo⸗ patra“ darstellt, durch treffliche Bilder von Albert Hertel u. v. A.
Hirschberg, 25. Sept. In unserem Hochgebirge ist in der Nacht zum vorigen Sonnabend der erste Schneefall erfolgt, und am Sonnabend früh waren der Kamm und die Abhänge von Schrei⸗ berhau bis zur Koppe in ein weißes Gewand gehüllt. Nachmittags war indessen der Schnee zum Theil wieder fortgeschmolzen.
Bologna, 30. September. (W. T. B.) Der Geologische Kongreß hat beschlossen, in Berlin eine Generalkarte durch 5 Geo⸗ logen aus England, Frankreich, Italien, Oesterreich und Rußland ausführen zu lassen. Vorsitzender dieser Kommission wird ein deut⸗ süf Geologe sein. Der Präses des Kongresses machte außerdem
ittheilung von der Gründung einer IJtalienischen Geologischen
Im National⸗Theater, welches durch die kontraktlichen Vereinbarungen mit Fr. Franziska Ellmenreich genöthigt war, die Aufführungen des „Sturm“ zu unterbrechen, findet am Sonnabend auf vielseitiges Verlangen eine Wiederholung desselben statt. Am Sonntag tritt dann Fr. Franziska Ellmenreich wieder in der „Be⸗ zähmten Widerspänstigen“ auf; am Montag werden die „Er⸗ zählungen der Königin von Navarra“ mit Fr. Ellmenreich als Prin⸗ zeß Margaretha gegeben werden.
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Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes 1881. Redacteur: Dr. Hermann Wed⸗ ding. Berlin. Verlag von Leonhard Simion. VII. Heft (Ferienheft). — Inhalt: II. Abhandlungen. A. Sachliche Würdigung der in Deutsch⸗ land ertheilten Patente. XVI. Die Plomben. Von H. Heefing⸗ hoff, Ingenieur und Hülfsarbeiter im Kaiserl. Patentamt. B. Berichte über die wirthschaftliche Lage der deutschen Industrie. VII. Bericht über die Lage der Spiritus⸗Industrie in Deutschland im Jahre 1880. Von Dr. L. Loewenherz, Kaiserl. Regierungs⸗Rath. C. Vermischte Abhandlungen. Tyeoretische Untersuchung einiger in der Praris angewandter kinematischer Zvlinder⸗Ketten. Von August Ramisch, Lehrer der Mathematik und Mechanik in Treuenbrietzen. III. Amtliche Mittheilungen. Zur Hebung des deutschen Ausfuhr⸗ handels. IV. Kleinere Mittheilungen. Fehlen. —
Das Schiff, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffahrt, herausgegeben unter Mitwirkung von Arthur von Studnitz, Dresden. (Vierjährl. 2 ℳ) Nr. 78. — Inhalt: An unsere Leser! — Die Pegelbeobachtungen in Preußen. — Die böh⸗ mischen Zuckertransporte. — Versicherungskartell. — Von der öster⸗ reichischen Elbe. — Die Trace des Rhein⸗Weser⸗Kanal. — Die Wasserstraßen Schwedens. — Budaäpest und Fiume. — Wasser⸗ bau. — Häfen. — Schiffbau. — Schiffahrtsbetrieb. — Personen⸗ schiffahrt. — Güterschiffahrt. — Flößerei. — Unfälle. — Strom⸗ polizei. — Sport. — Personalien. — Gerichtliches. — Frachten⸗ markt. — Geschäftsbericht. — Wasserstand. — Course. — Brief⸗ kasten. — Inserate. B eitschrift für das Idiotenwesen. Organ der Konferenz für Idioten⸗Heilpflege. Unter Mitwirkung von Aerzten und Päda⸗ gogen. Herausgegeben von W. Schröter, Direktor der Erziehungs⸗ anstalt für geistig Zurückgebliebene in Dresden⸗N., und E. Reichelt, Lehrer an der Königl. sächs. Erziehungsanstalt für Blödsinnige in Hubertusburg. September 1881. — Lahalt: Der Kretinismus im neupreußischen Antheil des Thüringer Waldes. (Dr. A. Kirchhoff.) — Das idiotische Kind und seine Erziehung. Schröter.) — Fragebogen für Idiotenanstalten. — Mittheilungen: Besuch in Sviotenanstalten. — Das Katheder in Idiotenschulen — Schulen für geistig Zurückgebliebene. — Prager Idiotenanstalt. — Seelisch⸗ kranke Kinder. — Zur Uebürdungsfrage. — Literatur und Lehr⸗ mittel: Barthold, C., Der erste Unterricht für Schwach⸗ und Blöd⸗
sinnige. — Riemer, W., Das Schloß Hubertusburg sonst und jetzt.
— Magnus, Dr. H., Die methodische Erziehung des Farbensinnes. — Briefkasten. — Anzeige.
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Julius Schraders Porträt Ihrer Königlichen Hoheit der Erbgroß.