Preußen. Berlin, 7. Oktober. Das soeben im Ver⸗ lage von G. Reimer in Berlin erschienene „Handbuch für die deutsche Handels⸗Marine auf das Jahr 1881“ hat folgenden Inhalt:
I. Verzeichniß der auf die Seeschiffahrt bezüglichen Reichs⸗ Gesetze, Verordnungen u. s. w. 1 1
II. Verzeichniß der im Deutschen Reich amtlich oder im amtlichen Auftrage herausgegebenen, ausschließlich auf die Seeschiffahrt bezüglichen Bücher, Zeitschriften und Karten. 1
III. Verzeichniß derjenigen auswärtigen Staaten, mit denen vom Deutschen Reich, vom früheren Norddeutschen Bund, vom früheren Deutschen Zoll⸗ und Handelsverein und von einzelnen deutschen Bundesstaaten Verträge über die Aus⸗ lieferung desertirter Matrosen abgeschlossen sind, nebst Be⸗ zeichnung dieser Verträge.
IV. Anweisung in Betreff der Beurkundung von Ge⸗ burten und Sterbefällen auf Seeschiffen während der Reise.
V. Cirkular an die Kaiserlich deutschen Konsulate, betreffend die kostenfreie Vermittelung des Geldverkehrs der deutschen Seeleute im Auslande mit der Heimath, vom 15. Juni 1877.
VI. Verzeichnisse von Seebehörden innerhalb des Bundes⸗
ebietes.
4 a. Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Seesteuer⸗ manns⸗ und Seeschiffer⸗Prüfungswesens und die Kommissionen für die Prüfung der Seesteuerleute und Seeschiffer.
b. Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Maschinisten⸗ Prüfungswesens und die Kommissionen für die Prüfung der Maschinisten auf Seedampfschiffen.
c. Verzeichniß der zur Ausfertigung der Befähigungs⸗ Zeugnisse für Seeschiffer, Seesteuerleute und Seedampfschiffs⸗
kaschinisten zuständigen Landesbehörden.
d. Verzeichniß der auf Grund des §. 4 der Verordnung vom 26. Dezember 1875 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 387) bestell⸗ ten Personals der Deutschen Seewarte.
e. Die Schiffsregister⸗Behörden.
f. Die Inspektoren zur Beaussichtigung des Schiffsvermes⸗ sungswesens und die Schiffsvermessungs⸗ und Schiffsvermes⸗ sungs⸗Revisionsbehörden.
g. Die Seemannsämter und die denselben vorgesetzten Landesbehörden.
h. Die Strandbehörden.
i. Behörden für die Untersuchung von Seeunfällen.
VII. Verzeichniß der deutschen Konfulate, nach der alpha⸗ betischen Reihefolge der Staaten und innerhalb jedes Staates nach der alphabetischen Reihefolge der Amtssitze geord nebst alphabetischem Register der Amtssitze. ““
A. Verzeichniß der deutschen Konsulate.
B. Alphabetisches Register der Orte, an Konsularbehörden ihren Sitz haben.
VIII. Verzeichniß derjenigen fremden Konsulate in Deutschland, deren Amtsbezirke die deutschen Küstengebiete mit umfassen.
3 IX. Alphabetisches Verzeichniß der deutschen Kauffahrtei⸗ schiffe nach dem Bestande am 1. Januar 1881.
X. Alphabetisches Verzeichniß der deutschen Kauffahrtei⸗ Dampfschiffe nach dem Bestande am 1. Januar 1881.
XI. Verzeichniß von deutschen Kauffahrteischiffen, welchen auf Grund des §. 16 des Gesetzes, betreffend die Nationalität
der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 (Bundes⸗Gesetzblatt Seite 357 von den Kaiserlich deutschen Konsular⸗Behörden Flaggen⸗Atteste ertheilt worden sind.
XII. Alphabetische Liste der deutschen Heimathshäfen mit
Bezeichnung der Schiffsregister⸗Behörden, in deren Bezirk die Häfen liegen.
XIII. Statistische Uebersichten.
a. Der Bestand der deutschen Kauffahrteischiffe.
. b. Uebersicht der Seereisen deutscher Schiffe zwischen IE Häfen in den Jahren 1873, 1875, 1877 und 1879.
8 c. Der Seeverkehr in den deutschen Hafenplätzen für die Jahre 1873, 1875, 1877 und 1879.
d. Nachweis über die in den Jahren 1873, 1874, 1875,
1878, 1877, 1878 und 1879 verunglückten deutschen See⸗ schiffe. e. Uebersicht der Schiffsunfälle an der deutschen Küste während der Jahre 1873, 1874, 1875, 1876, 1877, 1878, 1879 und 1880. KIrv. Nachträge. 1 Deas unter IX. aufgeführte Verzeichniß giebt für jedes einzelne Schiff an: 1) Das Unterscheidungssignal. 2) Den Namen. 3) Den Heimathshafen. . 39 Die Gattung (Bauart), insbesondere: naif: bei Dampfschiffen, ob Räder⸗ oder Schrauben⸗Dampf⸗ iff;
b. bei Segelschiffen die durch die Takelage und die Form
8 Schiffskörpers bestimmte Gattung nach der landesüblichen enennung.
4 5) Die Ladungsfähigkeit (den Netto⸗Raumgehalt), sowohl in Kubikmetern, als auch in britischen Register⸗Tons auf Grund der Vermessung nach der Schiffsvermessungs⸗Ordnung vom 5. Juli 1872 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 270); insoweit eine solche Vermessung noch nicht stattgefunden hät, ist dies erkennbar gemacht.
6) Die Pferdekräfte der Dampfmaschinen; die Angabe über dieselben ist in der Form eines Bruches gemacht, in welchem die Zahl der effektiven Pferverrast den Fähler und diejenige der nominellen Pferdekräfte den Nenner bildet.
7) Das Jahr der Erbauung, d. h. das Jahr, in welchem das Schiff zuerst vom Stapel gelaufen ist; ersorderlichen Falles auch das Jahr eines etwa vorgenommenen neuen Aufbaues.
8) Das Hauptmaterial, ist; ob: 5
4. von Eisen, 8
. von Holz, und zwar: 8 98 - rtem (z. B. Eichen⸗, Teak⸗) Holz, bb. von weichem (z. B. Föhren⸗) Holz. 8
9) Die Verbolzung; ob das Schiff verbolzt ist mit:
a. Bolzen von 22 oder von irgend einer Kupfer⸗
legirung (Muntzmetall, Metall in engerem 1ngc
b. Bolzen aus verzinktem (galvanisirtem) Eisen,
c. Bolzen aus unverzinktem Eisen.
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161 “
8 10) Den Beschlag; ob der äußere Schiffsboden beschlagen ist mit:
a. Platten von Kupfer oder von irgend einer Kupfer⸗ legirung (Muntzmetall, Metall in engerem Sinne),
b. Zinkplatten.
11) Die Zahl der Schiffs⸗ (Box⸗) Chronometer, welche das Schiff führt.
12) Den Namen und Wohnort des Rheders. Bei ge⸗ theiltem Eigenthum den Namen und Wohnort des Korrespon⸗ dent⸗Rheders.
13) Den Namen und Wohnort des Schiffers (Schiffs⸗ führers, Kapitäns). “
14) Die Zahl der regelmäßigen Besatzung, einschließlich des Schiffers (Schiffsführers, Kapitäns), sowie des ärztlichen, Maschinen⸗, Verwaltungs⸗ und Dienstpersonals. .
Das Verzeichniß ist nach dem Namen der Schiffe alpha⸗ betisch geordnet. Schiffe gleichen Namens sind nach der alpha⸗ betischen Reihefolge ihrer Heimathshäfen aufgeführt. Kennt man daher den Namen, beziehungsweise den Namen und den Heimathshasen eines Schiffes, so wird man das Unterschei⸗ dungssignal, die Ladungsfähigkeit, den Namen und Wohnort des Rheders und Schiffers, sowie die sonstigen Angaben über das Schiff dem Verzeichnisse leicht entnehmen können.
Diese alphabetische Anordnung, sowie die größere Zahl und Reichhaltigkeit der Angaben über jedes einzelne Schiff unterscheiden das Verzeichniß von der als Anhang zum inter⸗ nationalen Signalbuche her usgegebenen Schiffsliste. Die letztere weist die Schiffe nach der systematischen Reihesolge ihrer Unterscheidungssignale nach und beschränkt sich, unter Beibehaltung des Schemas der britischen beziehungsweise fran⸗ ösischen Signalbuch⸗Schiffsliste, auf die Angabe des Unter⸗ sceibunge des Namens, des Heimathshafens, der Ladungsfähigkeit und der Maschinenkraft des einzelnen Schiffes. Während die Signalbuch⸗Schiffsliste daher vor⸗ zugsweise den Signalisirungszwecken dient, ist das alphabetische Verzeichniß wesentlich zum allgemeinen Gebrauche für Behör⸗ den, Kaufleute, Schiffer u. s. w. bestimmt.
Ueber die deutschen Kauffahrtei⸗Dampfschiffe enthält das unter X. aufgeführte besondere Verzeichniß derselben im An⸗ schluß an die Aufzeichnungen in IX. noch Folgendes:
a. Die nach §. 22 der Schiffsvermessungs⸗Ordnung vom 5. Juli 1872 behufs Feststellung der Identitaͤt der Schiffe er⸗ mittelten Hauptmaße — Länge, Breite, Tiese, sowie Länge des Maschinenraumes — derselben.
b. Den nach der Schiffsvermessungs⸗Ordnung festgestellten Brutto⸗Raumgehalt der Schiffe, sowohl in Kubikmetern als auch in britischen Register⸗Tons.
c. Den Unterschied zwischen dem Brutto⸗ und dem Netto⸗ Fenb. der Schiffe in Prozenten ihres Brutto⸗Raumge⸗ altes.
d. Die Zahl und Bauart der Fortbewegungs⸗Maschinen der Schiffe, sowie die Zahl und Bauart der zu ersteren gehö⸗ rigen Dampfkessel.
Die in diesem Verzeichnisse enthaltenen Dampsschiffe, welche Suezkanalmeßbriefe erhalten haben, sind am Schlusse des Verzeichnisses noch besonders nachgewiesen unter Angabe des nach den Vorschriften, betreffend die Vermessung der Schiffe für die Fahrt durch den Suezkanal, vom 15. April 1879 ermittelten Brutto⸗Lund Netto⸗Raumgehaltes sowie des Unterschiedes zwischen dem Brutto⸗ und N.tto⸗Raumgehalte in Prozenten des Brutto⸗Raumgehaltes.
— Nach §. 77 der deutschen Civilprozeßordnung bedürfen Bevollmächtigte in bürgerlichen Rechtsstreitigkei⸗ ten zum Abschluß von Vergleichen zur Verzichtleistung auf den Streitgegenstand und zur Anerkennung des von dem Gegner geltend gemachten Anspruches keiner besonderen Ermächtigung. Das Gleiche gilt in Gemäßheit der Bestimmung im §. 65 der deutschen Konkursordnung auch für Zwangsvergleiche in Kon⸗ kursen. Dem §. 79 der Civilprozeßordnung zufolge kann die Befugniß zur Vornahme der gedachten Rechtshandlungen jedoch in der Vollmacht selbst ausgeschlossen werden. Nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Innern und des Finanz⸗ Ministers, vom 17. August d. J., ist in allen den Vertretern des Fiskus in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Konkursen zu ertheilenden Vollmachten die fragliche Ermächtigung aus⸗ drücklich ausgeschlossen, und bedarf es demnach zu Vergleichen, Verzichtleistungen und Anerkenntnissen gedachter Art einer be⸗ sonderen Ermächtigung der die Vollmacht ertheilenden Behörde.
— Der Kaiserliche Minister⸗RNesident am Fürstlich serbischen Hofe, Graf von Bray⸗Steinburg, ist vom Urlaube nach Belgrad zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Mission wieder übernommen.
Kiel, 6. Oktober. (Kl. Ztg.) Der General⸗Feldmarschall Graf von Moltke, sowie das Kommando des Großen Ge⸗ neralstabes, hat unsere Provinz verlassen. Graf von Moltke fuhr gestern von Eutin üͤber Lübeck nach Büchen, um sich von dort nach Münster zu begeben.
Baden. Karlsruhe, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Großherzog ist durch sein Unwohlsein noch ans Zimmer gefesselt. s 8
Oesterreich⸗Ungarn. Agram, 6. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Pozor“ ist Professor Stadler zum Erzbischof von Serajewo ernannt worden.
Großbritannien und Irland. London, 7. Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ vertheidigt sich gegen die ungünstige Kritik, welche ihre neuliche Correspondenz und ihr Leitartikel bezüglich einer Neugestaltung im Orient vorgerufen haben, indem sie bemerkt: Alles, was sie behauptet, sei nur gewesen, daß Veränderungen in Vertheilung der Macht und des Einflusses am Mittelmeere bevorständen, und daß es wünschenswerth sei, Englands Inter⸗ essen auf der nach Indien führenden Straße, welche von ditaler Wichtigkeit füͤr die Existenz des Reiches sei, durch eine klare Politik in Betreff Egyptens sicher zu stellen. Dies als gleichbedeutend mit dem Seeosh einer Theilung der Türkei darzustellen, sei mehr als ein Mißverständniß und widerstreite den Thatsachen
Fee. Paris, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Präsident Grevy ist heute Abend hier angekommen.
Der Minister des Auswärtigen, Barthélémy St. Hilaire, hat dem Zustiz⸗Minister Cazot eine Klage gegen den „Intransigeant“ wegen Verleumdung des Minister⸗Residenten Roustan in Tunis Überreicht; der Justiz⸗Minister hat dieselbe dem General⸗Prokurator über⸗ wiesen. Die gerichtliche Verfolgung sindet in Gemäßheit des
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neuen Preßgesetzes durch die Staatsanwaltschaft statt; Minister⸗ Resident Roustan tritt nur als Civilpartei auf.
Nach den letzten aus Tunis eingegangenen Nachrichten bleibt es dabei, daß die militärischen Operationen gegen Kahiruan am 12. d. ihren Anfang nehmen. Ali Bey behauptet. die von ihm eingenommenen Positionen; es waren französische Offiziere abgesendet worden, um den Be⸗ fehl über die tunesischen Truppen zu übernehmen. Meldungen aus Oran konstatiren, daß im Süden von Oran die größte Nuhe herrscht und daß die Vorbereitungen zu den militärischen Operationen ihren Fortgang nehmen. Die Aufständischen haben sich in den äußersten Süden, weit entfernt von den äußersten französischen Posten, zurückgezogen.
— (Fr. Corr.) Gegenüber einem Artikel des „Figaro“, welcher sehr beunruhigende, obgleich meistens auch sehr un⸗ bestimmte Mittheilungen über den Sanitätszustand in der afrikanischen zArmee enthält, kann das Journal „Paris“ auf Grund amtlicher Quellen ertlären, daß noch am 15. September der Prozentsatz der Kranken in Tunesien 4,83 Proz. auf ein Effektiv von 26 000 Mann, in Algerien 4,82 Proz. auf ein Effektiv von 65 000 Mann und für Frank⸗ reich 4,30 Proz auf ein Effektiv von 327 501 Mann betrug.
— 7. Oktober. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute das Dekret, durch welches die Kammern auf den 28. d. einberufen werden.
Italien. Rom, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Papft empfing heute den in Bukarest akkreditirten en gli⸗ schen Gesandten White und beabsichtigt demnächst auch die hier eingetroffenen argentinischen Pilger zu empfan⸗ gen. Der Empfang der großen italienischen Pilger⸗ schaar ist auf den 16. d. festgesetzt. Die Pilger werden gruppenweise das Grab Pius' IX. besuchen. Der in einer Spezialmission aus Uruguay hier eingetroffene Minister des Auswärtigen, Bordenana, ist vom Kardinal Staatssekretär Jacobini empfangen worden.
Türkei. Konstantinopel, 6. Oktober. (W. T. B.) Die hier in französischer Sprache erscheinenden Journale ver⸗ öffentlicheen ein offizielles Communiqué, in welchem es heißt, der Khedive habe die Pforte benachrichtigt, daß der jüngste Zwischenfall erledigt sei. In Anbetracht des Umstandes jedoch, daß die Pforte der Erhaltung der öffentlichen Ord⸗ nung in Egypten und der ungeschmälerten Aufrechthaltung der Bestimmungen des Kaiserlichen Ferman die größte Wich⸗ tigkeit beilege, sei durch ein Irade des Sultans die Entsen⸗ dung einer aus Ali Nizam Pascha und Ali Fuad Pascha be⸗ stehenden Mission nach Egypten verfügt worden, damit diese gegenüber dem Khedive der Befriedigung des Sultans über die Maßnahmen der Lokalbehörden zur Erhaltung der Ord⸗ nung Ausdruck gebe und von den Anschauungen der Pforte über die wichtige Frage, betreffend die dauernde Sicherung der Ruhe in Egypten Mittheilung mache.
Serbien. Belgrad, 30. September. (Wien. Z.) Gestern hat die Regierung über ihr vor einigen Wochen an die öster⸗ reichisch⸗ungarische und türkische Regierung gestelltes Ersuchen, daß sie bei den serbischen Vertretungen in Wien und Kon⸗ stantinopel militärische Attachés aufzustellen wünsche, die Erledigungen erhalten. Während die österreichisch⸗unga⸗ rische Regierung dem gestellten Ersuchen entsprechen zu wollen erklärte, hat die türkische Regierung dasselbe abgelehnt. Die Wahl des neuen serbischen Militär⸗Attachés für Wien ist bis jetzt noch nicht getroffen. — Die Regierung hat beschlossen, behufs Erleichterung des Transportes der Bahnbaumaterialien bis zum Moravathale der Société d'Union générale die Er⸗ mächtigung zum Baue einer provisorischen Zweigbahn Semendria⸗Velikaplana zu ertheilen.
Bulgarien. Sofia, 1. Oktober. (Wien. Z.) der ersten Aufgaben des neuen Staatsrathes wird in der Ver⸗ fassung einer Dienstpragmatik für das bulgarische Beamtencorps bestehen. Die richterlichen Funktionäre sollen für unabsetzbar erklärt und alle Beamten, die sich eines Amtsdeliktes oder sonst einer Gesetzesübertretung schuldig machen, vor die ordentlichen Gerichte gewiesen werden. Ferner wird dem Staatsrathe der Entwurf eines Preß gesetzes vor⸗ gelegt werden, welcher, nach dem Muster der französischen Preßgesetzgebung entworfen, den lokalen Verhältnissen in Bulgarien Rechnung trägt. Alle Gerichtshöfe sollen mit absolvirten Juristen besetzt werden, und da an solchen ein empfindlicher Mangel herrscht, wünscht man russische Juristen zur Einwanderung nach Bul⸗ garien zu bewegen. — Eine größere Anzahl von Wortführern
der liberalen Partei hat sich zum Wiedereintritte in den Der gewesene Minister
obersten Cassationshofe, der gewesene Minister Tischew zum Kreis⸗
Staatsdienst bereit finden lassen.
Stojanow wurde zum Oberprokurator am
chef von Tirnowo, der gewesene Kultusminister Serafow zum Chef der statistischen Bureaux, der gewesene Minister
Giselew zum Mitgliede des Staatsrathes ernannt. 1.—
Mußland und Polen. tober. gestern Nachmittag 2 Uhr mit einer längeren Rede die hier
tagende Kommission, welche Mittel und Wege berathen
soll, durch welche die Verbreitung der Trunksucht unter
dem Volke eingeschränkt resp. verhindert werden könnte. In⸗ dem der Minister die zur Berathung hinzugezogenen Experten aus verschiedenen Gegenden er, daß der Kaiserliche Wille bereits zum zweiten Male in diesem Jahre Experten zu Berathungen von Regierungsvor⸗ lagen heranzuziehen befohlen habe, damit dieselben die Lebens⸗ fragen des Volkes mit lhren Erfahrungen entscheiden hülfen Föauf ergriffen die Minister der Domänen und Finanzen strowsky und Bunge, in kurzen Reden das Wort. Zun
Präsidenten wählte die Kommission den Fürsten Schtscherbarow.
— 7. Oktober. (W. T. B.) Das „Journal de St. Petersbourg“ kommt auf die Behauptung der „Times“ zurück, daß die egyptische Frage üee eine orientalische Frage geworden sei,
daß die egyptischen Angelegenheiten nun von den beiden Mächten, welche am meisten an der finanziellen Verwaltung des Khedive und an den Forderungen der Gläu biger interessirt sind, behandelt und gelöst werden könnten. Es gäbe politische Interessen allgemeiner Art, fü
Lösung eine diskretionäre und Paris durchaus nicht nützlich sein würde.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. Okto⸗
ber. (Hamb. Corr.) Bei dem Familiendiner, das am Abend des Einzugstages des Kronprinzlichen Paares im
“
“
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Eine
. St. Petersburg, 7. Ok⸗-⸗ (W. T. B.) Der Minister des Innern eröffnete
Rußlands begrüßte, betonte
und meint: as englische Blatt habe damit begreiflich machen wollen, nicht mehr
ktion der Kabinete von London
waaren die hauptsächlichsten S
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Saale Carl XI. des Königlichen Schlosses stattfand, erhob König Oskar ein großes und die Königin Sophie ein kleines Familientrinkhorn, das vom Königlichen Geschlechte der Wasa herstammt und aus dem zu trinken für glückbringend angese⸗
hen wird, wobei der König folgenden Willkommgruß sprach:
„Nach alter nordischer Sitte wollen wir, meine geliebte Le⸗ bensgenossin und ich, unsere lieben Kinder, Sohn und Schwie⸗ gertochter, Gustav und Victoria, willkommen heißen und ihnen aus vollem Herzen Glück an ihrem eigenen Herde, Frieden in ihrem Heim und Segen bis auf die spätesten Tage, wenn es Gott gefällt, wünschen.“ Sodann reichte der König sein Trinkhorn dem Kronprinzen und die Königin das ihrige der Kronprinzessin. Die alsdann folgende Illumination war außerordentlich glänzend. Der Gustav⸗ Adolss⸗Platz mit dem Theater, das Prinzenpalais, das Hotel Rydberg, das Standbild Gustav Adolfs, das Grand Hotel, die Münze, der Schloßberg waren feenhast erleuchtet. Eine dekorative Nachbildung des Karlsruher Schlosses strahlte weithin in elektrischem Licht. Ungeheuere Menschenmassen wälzten sich durch die Straßen zum Feuerwerk, das damit schloß, daß, während 2000 blaue und gelbe Raketen auf⸗ stiegen, die Buchstaben G und V in Brillntfeuer erschienen. Der Studentenverein von Upsala brachte spät noch der Kron⸗ prinzessin eine Serenade. Gestern Mittag fand zunächst ein Gottesdienst in der Schloßkirche statt, wozu die Mitglieder der ersten Gesellschastskreise geladen waren; um 4 Uhr folgte dann eine Gala⸗Promenadenfahrt nach dem Thiergarten. Der König und die Königin, der Kronprinz und die Kronprinzessin wurden von den großen Volksmassen überall mit Jubel und Blumenregen begrüßt. Seit Menschengedenken hat man einen solchen Jubel in Stockholm nicht gehört. — Heute Abend war Hofball, welcher äußerst glänzend verlief. Bei dem Souper brachte der König das Hoch auf die Neuvermählten aus, indem er hervorhon, daß die Prinzessin Victoria nicht als Fremde ge⸗ kommen sei, da auch ihre Ahnen Schweden gewesen seien. Morgen Abend findet eine Galavorstellung statt, womit die
Hoffestlichkeiten ihren Abschluß finden.
Süd⸗Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 4. Oktober. (Allg. Corr.) Graf Villeneuve ist zum bra⸗ silianischen Gesandten in Brüssel ernannt worden und reiste am 1. d. M. dorthin ab.
Asien. (Allg. Corr.) Der Sieg Abdurrahmans über Ejub Khan wurde, einem Bericht der „Times aus Killa Abdula vom 2. ds. zusolge, nicht so leicht gewonnen, als anfänglich gemeldet worden. ““
Die Kandaharer Regimenter, welche Ejubs Frontlinie bildeten, schlugen den Angriff des Emirs zurück und erbeuteten sogar drei seiner Kanonen, als ein Kabuleser⸗Regiment und drei Herater Regimenter, die in der Reserve standen, auf dieselbe sowie auf die irregulären Truppen zu feuern begannen. Die Kandaharer zogen sich selbst dann in guter Ordnung zurück und verschanzten sich in der alten Stadt Kandahar, um bis aufs Aeußerste Widerstand zu leisten, als die zwei Kabuleser Re⸗ gimenter, die bei Ejubs Bagage geblieben, sie im Rücken angriffen. Die Reiterei beiderseitig nahm wenig oder gar keinen Antheil an dem Kampfe. 21 Kanonen fielen dem Sieger in die Hände. Von den bei Ejub befindlichen Sirdars ist nur Gholam⸗Muhaid⸗den⸗Khan in der Stadt geblieben, aber mehrere andere, darunter Sirtip⸗ nur⸗Mohamed Khan, sind in der Nachbarschaft und hoffen sich mit dem Emir zu vergleichen. Gewisse Kaufhöfe und einige Häuser der reichen afghanischen Kaufleute wurden von dem Pöbel und Nachzüglern geplündert, aber der angerichtete Schaden ist nicht erheblich. Andererseits wurden die Dörfer in der Umrunde der Stadt den Truppen zur Plünderung bis zum Mittag des 24. ult. übergeben, worauf das Plünderungswerk auf Befehl des Emirs eingestellt wurde. Am Freitag, den 23., begab sich der Emir nach der großen Moschee, um daselbst seine Gebete zu verrichten, und fand dort an der Thüre eine Proklamation angeschlagen, unter welche 11 der vornehmsten Mollahs ihre Siegel gesetzt hatten und worin alle Muselmanen aufgefordert wurden, einen Glaubens⸗ krieg gegen ihn, als einen Verbündeten der Ungläudigen, und darum selber einen Ungläubigen, zu führen. Darüber war er sehr entrüstet und da er fand, daß mehrere der Mollahs, welche die Proklamation untersiegelt hatten, sich in einem Heiligthum in dem benach⸗ barten Schrim der Khirka⸗i⸗Sharif, so genannt, weil er den Mantel Mohameds enthält, begab er sich dahin und ließ sie sich vorführen. Zwei gaben ihm in Erwiderung auf seine Fragen unverschämte Antworten, worauf er seinen Säbel zog, einen niederhieb und befahl, daß Beide zu Tode bajonnettirt würden. Dies eschah sofort und die Leichen wurden von Pferden durch den Kauf⸗ of geschleift und öffentlich ausgestellt. Die anderen Mollahs kamen mit einer Geldbuße davon. Kein anderer Akt der Strenge wurde verübt, aber die städtische Bevölkerung fürchtet noch immer der Plünderung preisgegeben zu werden. Dies ist jetzt sehr un⸗ wahrscheinlich, allein der Emir wird der Stadt wahrscheinlich eine beträchtliche Geldkontribution auferlegen. Versöhnliche Briefe sind an die Chefs der Durai⸗Stämme gerichtet worden, und für die Außen⸗ distrikte wurden Gouverneure ernannt. Karawanen gehen in großer Anzahl von Pischin nach Kandahar ab, aber es kommen noch keine dort an. Sirdar Muhamed Jusuf Khan und Muhamed Aziz Khan, sowie General Ghulam Haidar Khan — nicht der, welcher bei Karez⸗i⸗Atta besiegt worden, sondern ein Anderer — sind mit Regimentern Infanterie und anderen Truppen nach den jenseits des Helmund gelegenen Distrikten aufgebrochen. Der Emir verkündet seine Absjcht, in wenigen Tagen zu folgen, allein seine Geldmittel sind er⸗ schöpft, und er wird wahrscheinlich nicht eher abmarschiren, als bis er einen Schatz entweder aus den bereits entleerten Taschen der Ein⸗
Regierung wieder gefüllt hat. “
wohner von Kandahar oder durch eine weitere Subsidie der indischen
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 25. Septbr.
is inkl. 1. Oktober er. zur Anmeldung gekommen;: 299 Eheschließungen, 846 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 506 Sterbefälle.
— Das vom Kaiserlichen statistischen Amte herausgegebene neueste Monatsheft zur Statistik des Deutschen Reichs bringt u. a. eine Statistik der Straffälle in Bezug auf die Zölle und Steuern des Deutschen Reichs bezw. Zollgebiets
r das Etatsjahr 1880/81, bestehend aus einer Nachweisung über den
rozeßstand und die Verurtheilungen, zu denen die erledigten Pro⸗ zesse geführt haben, sowie einer Nachweisung über Konfiskationen von
aaren wegen Zolldefraudation. Aus der erstgedachten Nachweisung geht hervor, daß der Zahl nach nur die Prozesse in Beziehung auf die Tabaksteueuer und die Zölle dem Vorsahre gegenuüber erheblich zugenommen haben, doch wird zu der sehr erheblichen Vermehrung der Tabaksteuerprozesse von 2150 im Jahre 1879/80 auf 15 914 im Jahre 1880/81 erläuternd bemerkt, daß in den meisten Fällen nicht böser Wille, sondern lediglich Unbekanntschaft mit den Bestimmungen des neuen Steuergesetzes zu rügen und demnach auch nur mit
ringen Geldstrafen abzuurtheilen war. Die Zahl der Prozesse in
eziehung auf Salz und Rübenzuckersteuer, auf die Getränkesteuern und die Wechselstempelsteuer ist dem Vorjahre gegenüber zum Theil erheblich zurückgeblieben. Die Nachweisung über Konfiskation wegen Zolldefranden ergiebt, daß Salz, Tabak, Kaffee, Zucker und Zeua⸗ f Schmuggelartikel bilden, daß daneben
aber auch die Einschwärzung von Vieh häufig versucht wird. Ferner läßt sich aus der Nachweisung ersehen, daß von den Grenzen des Zollgebiets die gegen die Zollausschüsse an Elbe und Weser beim Schmuggelverkehr am meisten in Betracht kommen, und deren Lage die Zolleinkünfte vermuthlich am stärksten beeinträchtigt. Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die illustrirte Prachtausgabe der gesammten Werke Lessings, welche die Verlagsbuchhandlung von Sigmund Bensinger in Wien, Leipzig und Prag veranstaltet hat, ist bis zur 14. Lieferung gediehen. Die letzten Hefte enthalten die Oden, Fragmente, die poetischen Fabeln und Erzählungen, die Fabeln in Prosa, den „Damon“, den Schluß von „Minna von Barnhelm“ und den Anfang von „Miß Sarag Sampson“. Die illustrative Ausstattung ist eine sehr reiche; indessen liegen den in der von Waldheimschen artistischen Anstalt zu Wien meisterhaft ausgeführten Holzschnitten nicht immer Zeichnungen von gleichem künstlerischen Werthe zu Grunde. Die Ausgabe er⸗ scheint in ungefähr 50 elegant broschirten Lieferungen von je 3 bis 4 Bogen mit im Ganzen circa 50) Illustrationen, Initialen und Randverzierungen. Der Preis für eine Lieferung beträgt nur 50 ₰, und zwar werden alle 3 Wochen eine bis zwei Lieferungen ausgegeben.
— Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig ist soeben erschienen: Haustheater. Sammlung kleiner Lustspiele für gesellige Kreise. Von Roderich Benedix. Zweiter Band. (Preis in Umschlag brosch. 6 ℳ In eleg. engl. Einband 7,50 ℳ) Dieser zweite Band des Benedixschen „Haustheaters“ enthält 22 kleine ansprechen⸗ den Benedirschen Lustspiele, die, wie die im ersten Bande enthaltenen, zu ihrer Aufführung keiner Bühne, keiner besonderen scenischen Vor⸗ richtungen bedürfen und daher in jedem Zimmer gespielt werden können.
— (St. Pet. Ztg.) Am Tage der feierlichen Eröffnung des V. archäologischen Kongresses, dem 8./20. v. Mts. erfolgte auch die nicht minder feierliche Einweihung und Eröffnung des Kaukasischen Museums in Tiflis. Das neuerbaute Museum umfaßt Ab⸗ theilungen für Zoologie und Botanik, für Geologie, Archäologie, Ethnographie, für Ornamente und verschiedene Alterthümer. Fast alle daselbst befindlichen Sachen sowie die zum Ameublement und zur Ausschmückung dienenden Gegenstände haben Bezug auf den Kaukasus; Gegenstände dagegen, die von außerhalb herstammen, sind einzig und allein nur zur Vergleichung zugelassen. Alles das ist, sehr zusammen⸗ gedrängt, in den 16 Zimmern des großen zweistöckigen Hauses aufge⸗ stellt worden. Die größte und reichste Abtheilung ist die der Zoologie mit ihren Unterabtheilungen in Entomologie und Ornithologie
Land⸗ und Forstwirthschaft. “
Hildesheim, 5. Oktober. (Hann. Corr.) Die Kartoffeln⸗ ernte ist in hiesiger Gegend in vollem Gange und übertrifft sowohl hinsichtlich der Quantität wie auch der Qualität alle Erwartungen. Dasselbe ist, wie uns heute ein befreundeter größerer Landwirth aus der Halberstädter Gegend mittheilt, auch in dortiger Gegend der Fall; es wird dort ebenfalls eine Kartoffelnernte gemacht, wie es seit langen Jahren nicht der Fall gewesen. Während bislang a f einem Morgen etwa 2 ½ bis höchstens 3 Wispel geerntet wurden, stellt sich der diesjährige Ertrag auf 4—5 Wispel pro Morgen. Unter diesen Umständen ist der Preis der Kartoffeln ein sehr billiger und wird der Wispel weißer Kartoffeln, gesiebt und bester Qualität, frei Bahnhof Wasserleben, zu 18 ½ Thlr. geliefert. Für England werden auch in diesem Jahre wieder in der Halber⸗ städter und Haller Gegend bedeutende Aufkäufe gemacht, und es ist namentlich die blaßrothe Kartoffel, welche gern genommen und bis zu 18 Thlr. pro Wispel bezahlt wird. Die Kartoffel ist allent⸗ halben so vortrefflich gerathen, daß ein Steigen im Werthe durchaus nicht zu erwarten ist; ja, es kommt häufiger vor, daß, wenn sonst die hiesigen Händler behufs Ankaufs derselben an Ort und Stelle reisen mußten, dieses Jahr die Produzenten hierher kommen und ihre
Waare anbieten, da sie sie sonst kaum loswerden können.
Aus dem Lüneburgschen, 4. Oktober. (Hann. Cr.) Die Ernte ist in der Hauptsache vollendet, und mit fröhlichem Herzen hat am letzten Sonntage der Landmann das Erntedankfest gefeiert. Und in der That konnte er es; was man bei der Kälte des Frühjahrs, der Dürre des Sommers und der dann folgenden Nässe nicht hoffen durfte, ist doch geschehen: ein reicher Erntesegen ist eingebracht. Mögen auch einzelne Fruchtgattungen, zumal Hafer und Bohnen, nicht befriedigen, das Brodkorn ist wenigstens zur Genüge gewachsen; Buchweizen giebt guten Ertrag, und die Hauptfrucht, die Kartoffeln, sind in so großer Menge vorhanden, daß es oft schwer hält, Säcke in hinreichender Menge zu finden, um den Segen zu bergen. Fuder auf Fuder wird ben überall sieht man kolossale Berge auf den Tennen, und in Folge davon nur fröhliche Gesichter. Das daneben die Kartoffeln gesund und wohl⸗ schmeckend sind, erhöht nur ihren Werth. — Auch die Grummeternte ist nun, Dank dem schönen Wetter der letzten Tage, meist vollendet und hat, was die Quantität anlangt, nur befriedigt; die Qualität läßt dagegen zu wünschen übrig, da manches 8 nur in mangelhaftem Zustande eingebracht werden konnte. Nach einer alten Bauernregel wird, wenn viel Futter gewachsen ist, im Winter auch viel verbraucht, d. h. es pflegt ein strenger Winter danach zu folgen. Daraus will man hier mit einiger Sicher⸗ heit folgern, daß, da an Stroh nur sehr geringe Vorräthe geerntet sind, auch ein milder Winter zu erwarten sei. — Die Bestellung der Wintersaaten erfolgt bei äußerst günstiger Witterung, und die funge Saat sproßt gar üppig empor, so daß sie kräftig wird in den Winter gehen können. W“ “
1 Gewerbe und Handel.
Nach amtlichen Nachrichten aus Konstantinopel ist von den dortigen Behörden mit Rücksicht auf den auch in Mekka erfolgten Ausbruch der Cholera für alle Provenienzen vom Rothen Meere eine zehntägige Quarantäne angeordnet worden.*) 1
— Nach weiteren**) aus Belgrad eingegangenen Nachrichten sind in Serbien auch im Poscharevatzer, Valjevoer und ess Kreise bei Rindern mehrere Erkrankungen an Anthrax vorgekommen.
— Auf der Tagesordnung der gestrigen Generalversammlung der Aktionäre der Berliner Werkzeugmaschinen⸗Fabrik stand 1) Aenderung der Firna durch Hinzufügung der Worte: vorm. L. Sentker, 2) Genehmigung der vom Aufsichtsrath und der Direk⸗ tion beschlossenen Verwendung der durch die Reduktion des Aktienkapitals freigewordenen 450 000 ℳ zum Zwecke von Abschreibungen. ide Anträge wurden angenommen. erner wurde beschlossen, die ver⸗ fügbar gewordenen 450 000 ℳ wie folgt zu Abschreibungen zu ver⸗ wenden: 14 011 ℳ auf Grundstück⸗ und Gebäudekonto, 103 595 ℳ auf Modellkonto, 222 160 ℳ auf Maschinenkonto, 1627 ℳ — Fuhrwerkskonto, 78 864 ℳ auf Waarenkonto, 24 567 ℳ a Gewinn⸗ und Perlustkonto, 5146 ℳ auf Spezialreserpe⸗Konto. Unter Berücksichtigung der Abschreibungen stellt sich die Bilanz per 1. April wie folgt: Aktiven: Grundstückskonto 590 000 ℳ, Modell⸗ konto 40 000 ℳ, Maschinen⸗ und Utensilienkonto 275 000 ℳ, Fuhr⸗ werkskonto 3000 ℳ, Waarenkonto 150 000 ℳ, Unkostenkonto ꝛc. 16 045 ℳ, Effektenkonto, Bankierguthaben, Debitoren ꝛc. 91 941 ℳ Summa: 1 100 498 ℳ Passiven: Aktienkapital 900 000 ℳ, Hppo⸗ thekenkento 150 000 ℳ, Reservekonto 18 872 ℳ, Depotkonto 1200 ℳ, Diverse Kreditoren 25 280 ℳ, Spezial⸗Reservekonto 5146. ℳ, Summa 1 100 498 ℳ
— Nach dem chäftsbericht der Aktien⸗Lagerbier⸗ Brauerei zu Schloß⸗Chemnitz ist das Geschäftsjahr 1880/81 als ein in seinen Resultaten befriedigendes zu bezeichnen. Verkauft wurden in der abgelaufenen Periode 24 568 hl Treber, 48 886 Malzkeime, 14 237,5 kg fallgerste, 366,43 hl Hefen, sowie
*) conf. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 221 de 1881.
**) conf. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 228 de 18381.
59 485 hl diverse Biere — gegen 52 466 hl des Vorjahres. Gebraut wurden 61 185 hl diverse Biere — gegen 51 650 hl im Jahre vorher. Das Bilanzconto weist einen Bruttoertrag von 341 737 ℳ nach in⸗ klusive des vorjährigen Gewinnsaldos. Hiervon sind 125 000 ℳ als Abschreibungen auf die verschiedenen Conten, 37 500 ℳ als 5 %ge Vorzugsdividende für die Aktionäre, sowie 40 364 ℳ als Tantième und Gratifikationen, zusammen 202 864 ℳ zu kürzen gewesen, so daß 38 873 ℳ verbleiben, worüber die Generalversammlung zu verfügen hat. Der Vorstand schlägt der Generalversammlung die Gewährung einer Superdividende von 18 ½ %, sowie die Ueberschrift von 1373 ℳ auf neue Rechnung vor. Hiernach würde die Gesammtdividende 23 ½ % betragen.
Amsterdam, 6. Oktober. (W. T. B.) Die niederlän⸗ dische Bank hat heute den Diskont von 3 auf 3¼ % erhöht.
London, 6. Oktober. (W. T. B.) Die gestrige Woll⸗ vuktion war fest.
Verkehrs⸗Anstalten.
Auf den Linien der Großen Berliner und der Großen Internationalen Pferdeeisenbahn⸗Aktien⸗Gesellschaft sind im Monat September 1881 4 419 471 Personen befördert und da⸗ für 576 384 ℳ oder durchschnittlich pro Tag 19 212 ℳ von beiden Gesellschaften eingenommen worden. Die Einnahme im September 1880 belief sich auf 527 321 ℳ oder durchschnittlich pro Tag auf 17 577 ℳ
Triest, 6. (W. T. B.)
„Espero“ ist Mittag aus getroffen.
New⸗York, 6. Oktober. (W. Postdampfer „Cimbria“ ist hier
Oktober.
Der Lloyddampfer heute
Konstantinopel hier ein⸗
T. B.) Der Hamburger angekommen.
Berlin, 7. Oktober 1881. 8
Das Herbst⸗Meeting auf der Rennbahn zu Ho 1 garten nimmt am künftigen Sonntag seinen Anfang und wird so⸗ dann am darauf folgenden Montag und acht Tage später am Sonn⸗ tag und Montag fortgesetzt resp. geschlossen werden. An jedem dieser vier Tage werden sechs Konkurrenzen abgehalten werden, zu denen Preise bis zu 10 000 ℳ ausgesetzt sind. Die Betheiligung an den Herbstkonkurrenzen auf dieser Bahn war von jeher eine leb⸗ hafte und sie ist es auch in diesem Jahre. Am künftigen Sonntag wird der Kampf mit dem Ermun⸗ terungsrennen um den Staatspreis von 1700 ℳ begonnen werden, für welches 18 Pferde genannt sind. Das sich hieran anschlie⸗ ßende Rennen um den Staatspreis von 10 000 ℳ weist 26 Unterschriften auf und zu dem Rennen um den deutschen Ge⸗ stütspreis, der sich aus dem Betrage von 3 % des Verkaufserlöfes der Jährlingsaufzuchten der hierfür vereinigten Gestüte zusammensetzt, sind 54 Unterschriften eingegangen, so daß der Preis für diese Kon⸗ kurrenz sich voraussichtlich noch auf das Doppelte des im vorher⸗ gehenden Rennen ausgesetzten belaufen dürfte. Diesem Rennen schließt sich dann ein Rennen für Dreijährige um den Staatspreis IV. Klasse von 1500 ℳ an, für welches 9 Pferde genannt sind. Das fünfte Rennen, Omnium, um den Klubpreis von 3000 ℳ weist 43 Unterschriften auf, und das Schlußrennen, ein Herren⸗ reiten, Caulsdorfer Handicap um den Graditzer Gestüts⸗ preis von 1200 ℳ hat 13 Unterschriften gesfunden. — Am zweiten Tage (Montag) ist die Betheiligung gleichfalls eine sehr lebhafte, und sind zu den an diesem Tage zu laufenden Konkurrenzen 17, 23, 41, 11, 28 und 19 Pferde angemeldet worden. Die Rennen beginnen jedesmal Mittags 1 Uhr und sind Nachmittaas 4 Uhr beendigt. Extrazüge werden an den Sonntagen um 12 Uhr, 12,10 Uhr und 12,20 Uhr abgelassen, an den beiden Montagen jedoch nur zwei Züge um 12 und 12 ½ Uhr vom Ostbahnhofe aus abgelassen werden..
Perleberg, 5. Oktober. In der heutigen zweiten und Sitzung des brandenburgischen Städtetages referirte zunächst Bürgermeister Jakobitz (Züllichau) über: „Eingeschriebene Hülfskassen“, und zwar speziell über Artikel II. des Reichs⸗ gesetzes vom 8. April 1876. Die Ausführungen des Redners gipfelten in folgender, von demselben in Gemeinschaft mit dem Stadt⸗ verordneten Dr. Schneider (Potsdam) proponirten Resolution: „Der Städtetag beschließt: Es ist allen denjenigen Städten, wo nach §. 14 der Gewerbeordnung organisirte Hülfskassen auf eine, ihre Lebensfähigkeit sichernde Mitgliedschaft rechnen können, zu empfehlen: zunächst ungesäumt mit Errichtung eines Orts⸗ statuts vorzugehen und unter Verbreitung der nöthigen Belehrung die“ Umwandlung der vorhandenen Kranken⸗ kassen „in eingeschriebene Hülfskassen“ nach Maßgabe der Reichsge⸗ setze vom 7. und §. April 1876 herbeizuführen und neue Krankenkassen nur als eingeschriebene Hülfskassen ins Leben treten zu lassen“. — Nach kurzer Debatte gelangte diese Resolution einstimmig zur An⸗: nahme. — Stadtverordneten⸗Vorsteher Hobrecht (Rathenow) referirte hierauf über: „Errichtung von Kommunalbeamten⸗Versorgungskassen“. Der Redner wies auf die Nothwendigkeit der Errichtung erwähnter Kassen hin und beantragte zu beschließen: „Indem der Städtetag die Ordnung der Frage wegen Versorgung der Wittwen und Waisen⸗ von Kommunal⸗Beamten durch Gemeindestatut aus Humanitäts⸗ und Zweckmäßigkeitsgründen für dringend wünschenswerth anerkennt, kann er seinen Mitgliedern das Potsdamer Statut vom 27. Februar 1879 zur Erwägung und Nachahmung empfehlen.“ Nach kurzer Debatte gelangte auch dieser Antrag einstimmig zur Annahme. — Die Tages⸗ ordnung war damit erledigt und es wurde der Vorstand un Frankfurt ga. O. als Ort für den nächstjährigen Städtetag gewählt. Darauf erfolgte der Schluß des Städtetags.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl besuchte gestern Abend das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater und wohnte da⸗ selbst der Aufführung der Suppéschen Operette „Der Gascogner“ bis zum Schlusse bei. 1 8.
— Im Belle⸗Alliance⸗Theater sind von den Mitgliedern des Wallner⸗Theaters die Vorstellungen von Sardou'’s „Cyprienne“ (Divorgons) mit großem Erfolge wieder aufgenommen worden. Frl. Schwarz, als Darstellerin der Cyprienne, der Mittelpunkt des heiteren Lustspiels, darf sich rühmen, mit ihrer Vorgängerin erfolgreich in dieser Rolle zu wetteifern. Hrn. Kurz, der den Prunelles spielt, fehlt zwar das Jugendliche seines Vorgängers Keppler, aber er weiß den verzweiflungsvollen Humor, der in dieser Partie liegt, trefflich ur Geltung zu bringen. Den wenig ansprechenden Adhémar hat Hr.
ore vom Belle⸗Alliance⸗Theater übernommen, der den Zuschauer von vornherein darüber außer Zweifel läßt, daß er einen „Einfalts⸗ pinsel“ darzustellen hat. Auch die kleineren Rollen sind durch Mit⸗ lieder beider Bühnen gut besetzt, so daß sich das ansprechende Lust. spiel in trefflichstem Ensemble präsentirte und wohlverdienten Beifall erhielt. Die Hauptdarsteller wurden bisher nach jedem Aktschluß, im zweiten Akt selbst nach jeder Scene gerufen.
Concerthaus. Der Königliche Hofmufikdirektor Hr. Bilse hat am Dienstag an seinem reich bekränzten Pulte und von stürmi⸗ schem Beifall begrüßt, zum ersten Male wieder den Diri⸗ eentenstab geschwungen und damit die Wintersaison der eben o beliebten wie wegen ihrer künstlerischen Vollendung hoch⸗- geschätzten Concerte seines vorzüglich geschulten Orchesters glänzend eröffnet. Der 1. Symphonie⸗Abend brachte auch bereits zwei sehr interessante Novitäten von Brahms und Raff, auf welche wir noch urückzukommen gedenken. — Hr. Medding, der Eigenthümer des viel⸗ be uchten Hauses, hat dasselbe durch Erbauung eines neuen, geschmack⸗ voll dekorirten Saales, welcher zugleich bei Festlichkeiten als Speise⸗ saal dienen kann, bedeutend erweitert, so daß für die früher so häufigen lichersütun een bei den Bilfe⸗Concerten nun einigermaßen Abhülfe
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