Die Ausstellung steht unter dem Schutze des Staates und genießt die Unterstützung der Bordeaux und der
dortigen Handelskammer. 8 8
— Nach einer Cirkularverfügung des Finanz⸗Ministers vom 25. d. M. unterliegen sogenannte Abstimmungs⸗
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der Stempelabgabe nach Tarifnummer 4b. des Reichsgesetzes vom 1. Juli d. Is.
— Bei der Majestätsbeleidigung finden, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 4. Okto⸗ ber d. J., die Strafausschließungsbestimmungen der 88. 193 und 194 des Strafgesetzbuches, nach welchen bei Beleidigungen die Wahrnehmung berechtigter Interessen durch herabwürdi⸗ gende Aeußerungen die Strafbarkeit derselben ausschließt und der Mangel eines Strafantrages eine Strafverfolgung über⸗ haupt ausschließt, keine Anwendung. Durch dasselbe Urtheil hat das Reichsgericht auch ausgesprochen, daß die wahrheits⸗ getreue Zeitungsberichterstattung über eine öffent⸗ liche Gerichtsverhandlung in einer Beleidigungssache nicht ohne Weiteres die Verfolgung des Redacteurs wegen Beleidigung der in der Strafsache als Beleidigter figuriren⸗ den Person ausschließt; Sache des Redacteurs ist es daher, im einzelnen Falle zu erwägen, ob die öffentliche Wiedergabe der Beleidigung von Seiten eines Anderen eine neue Belei⸗ digung des Betreffenden begründet, und dies wird insbeson⸗ dere dann der Fall sein, wenn ohne jeden sonst ersichtlichen rechtfertigenden Zweck die Beleidigung selbst ihrem schwer ver⸗ letzenden Wortlaute nach in die Publikation mit aufgenommen wird.
— Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Be⸗ amte trat heute zu einer Sitzung zusammen.
bRAR.S ESEHe,
— S. M. Kanonenboot „Wolf“, 4 Geschütze, Komman⸗
dant Korvettenkapitän Strauch, ist am 3. Oktober cr. in New⸗ chwang eingetroffen.
Sachsen. Dresden, 28. November. (Dr. J.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer, wurden die Kapitel 108 und 109 des ordentlichen Staatshaushaltsetats, Wartegelder, Pensionen und außerordentliche Unterstützungen betreffend, in der geforderten Höhe von 53 536 ℳ bezw. 2 795 260 ℳ Zuschuß einstimmig bewilligt. Ebenso geneh⸗ migte die Kammer den in Titel 4 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats zur Vervollständigung des Transport⸗ materials bei den Staatseisenbahnen etatisirten Betrag von 1 003 390 ℳ ohne Abstrich. Hierbei wurde vom Abg. Bebel die Einführung des schweizerisch⸗amerikanischen Wagensystems (Interkommunikationssystem) aus Gründen der Begquenlich⸗ keit der Reisenden und der Verminderung der Berufsgefahren der Schaffner angeregt, vom Staats⸗Minister Freiherrn von Könneritz und den Abgg. Uhlemann, Philipp, Kirbach u. A. die gegen diese Einrichtung sprechenden Argumente gel⸗ tend gemacht und der Wunsch ausgesprochen, das gegen⸗ wärtige Coupésystem beizubehalten. Die nächste Sitzung findet am Donnerstag statt.
Baden. Baden⸗Baden, 29. November. (W. T. B.) Nach dem heute veröffentlichten Bulletin macht die Genesung des G 1828 rzogs nicht unerhebliche Fortschritte. Der Appetit ist recht befriedigend. Der Großherzog kann reichlichere Kost gut vertragen. Nachts, und mitunter auch am Tage machen sich noch rheumatisch⸗neuralgische Schmerzen im linken Bein bemerkbar, welche indessen stets bald wieder verschwinden. Die Kräfte nehmen langsam aber stetig zu. Der Großherzog konnte schon wiederholt des Nachmittags einige Stunden auf dem Ruhebette im Nebensalon zubringen.
Hessen. Darmstadt, 28. November. (Cöln. 82 Die Frage der Erbauung von Sekundärbahnen, welche auf dem vorigen Landtag durch eine Reihe von Anträgen aus den drei Provinzen angeregt worden ist, bildet seitdem unausgesetzt bei der Regierung den Gegenstand eingehendster Prüfung und wird in nicht ferner Zeit zu einer an die Stände gelangenden Vorlage führen. Es soll dabei zunächst nur versuchsweise, d. h. in dem Sinne vorgegangen werden, daß für jede der Provinzen vorerst nur eine Linie, welche vorher rücksichtlich ihrer Rentabilität einer genauern Berechnung unterworfen worden ist, zur Ausführung vorgeschlagen wird. Die Beschluß⸗ fassung bezüglich demnächst weiter auszuführender Linien bleibt der Zukunft vorbehalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Regierung bei den eben erwähnten Versuchsbahnen den Bau auf Staatskosten empfehlen, und da die desfallsigen Kosten nicht unerheblich und aus den bereiten Mitteln des Staates nicht zu bestreiten sind, so sollen die veranschlagten ööSe durch Benutzung des Staatskredits aufgebracht werden.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 28. November. (Els.⸗Lolhr. Zig.) Durch Ministerialerlaß vom 18. d. M. wird das Ober⸗Konsistorium der evangelischen Kirche Augsb. Konf. auf den 6. Dezember d. J. und die folgenden Tage zu seiner ordentlichen Jahressession von 1881 zusammen⸗ berufen. Tagesordnung: 1) Prüfung der stattgehabten Wah⸗ len zur theilweisen neuerung des Ober⸗Konsistoriums. 2) Generalbericht des Direktoriums. 3) Bericht des Direkto⸗ riums über die Jahresberichte der geistlichen Inspektoren. 9 Vorlage der Rechnungen und vüßget der Stiftungen St. Thomä und Hohe Schule pro 1 81. 5) Entwurf einer Klassifizirung der Pfarreien. 6) Wahl einer Finanz⸗ ommission. 7) Wahl cines Mitgliedes des Direktoriums.
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Stck.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. November. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ schreibt: Die erfreulichsten Nach⸗ richten, welche heute vorliegen, sind jene über die in dem Be⸗ finden des Kaisers Wilhelm eingetretene Besserung, welche dem greisen Monarchen bereits wieder gestattete, eine Spazier⸗ fahrt zu unternehmen. Die bezüglichen Berichte sind um so willkommener, als sie beweisen, daß die Besorgnisse, welchen verschiedene Blätter in den letzten Tagen in Folge vager und ungünstiger Meldungen Ausdruck zu geben sich veranlaßt sahen, glücklicher Weise unbegründet waren.
Großbritannien und Irland. London, 29. November. (W. T. B.) Das Parlament ist auf den 7. Februar 1882 einberufen worden.
— 30. November. (W. T. B.) Michael Boyton, der vor einiger Zeit wegen seiner Thätigkeit bei Organisation der Landliga gefangen gesetzt worden war, ist seiner mißlichen Gesundheit halber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. In der Grafschaft Limerick ist ein Massenstrike gegen die Bezah⸗ lung der Pachtgelder organisirt worden, und stehen in Folge dessen gegen 300 Exmissionen von Pächtern bevor.
— (Allg. Corr.) Bei den am letzten Freitag in allen irischen Städten stattgehabten Munizipalraths⸗ wahlen haben im Allgemeinen die gemäßigteren An⸗ schauungen huldigenden Kandidaten über die von den Landligisten aufgestellten gesiegt. Namentlich war dies in Cork der Fall, wo die Landligisten fast in jedem Bezirke unterlagen. In Dragheda ward der Bürgermeister von einem in Haft befindlichen „Verdächtigen“ besiegt, während in Dublin die Liberalen erfolgreich waren und die Munizipalräthe ersetzten, welche gegen die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes an Parnell und Dillon gestimmt hatten.
Frankreich. Paris, 29. November. (W. T. B.) Die Gruppe der „Union républicaine“ des Senats hat sich für eine Revision der Verfassung ausgesprochen. — Die Kommission für die Berathung des französisch⸗ italienischen Handelsvertrages hat beschlossen, die Annahme des Vertrages ohne jede Modifikation zu empfehlen, und wird ihren Bericht am Donnerstag vorlegen. — Der Eisenbahnverkehr zwischen Ventimiglia und Bor⸗ dighera ist in Folge von Ueberschwemmungen unter⸗ brochen; eine Brücke ist eingestürzt.
Nachrichten aus Tunis zufolge, ist eine französische Kolonne in Nefta, an der Südgrenze von Tunis, ange⸗ kommen und hat daselbst proklamirt, daß Frankreich das Protektorat übernehme und die Anhänger Frankreichs, welche büsi den Aufständischen geplündert worden, schadlos halten werde.
— 29. November, Abends. (W. T. B.) Jules Simon hat die Leitung des Journals „Gaulois“ übernommen. In seinem heute veröffentlichten 11“ spricht sich Simon gegen eine Revision der Verfassung aus und verlangt Ge⸗ wissensfreiheit und Religionsfreiheit. Er will nicht, daß man eine antiklerikale Intoleranz an Stelle der klerikalen Intole⸗ ranz setze; die Partei, welche die Freiheit für Alle in dieser Beziehung wolle, sei für die Interessen der Republik die an⸗ gemessenste. — Das Journal „Le Sisdcle“ bestätigt, daß der Kultus⸗Minister einen Gesetzentwurf vorbereite, durch welchen die Beziehungen zwischen Kirche und Staat geregelt werden. Der Entwurf nehme als Basis das Konkor⸗ dat und die organischen Artikel und beseitige den Boden der Erklärung vom Jahre 1692 sowie die seit 1802 eingeführten Gesetze und Dekrete, durch welche die Privilegien der Kirche vergrößert wurden.
Türkei. Konstantinopel, 29. November. (W. T. B.) Der italienische Botschafter Graf Corti überreichte heute dem Sultan das Collier des Annunciaten⸗Ordens. — Eine amtliche Depesche erklärt die Nachricht von dem Auf⸗ treten der Pest in der Umgegend von Erzerum für unbe⸗ gründet.
— Die gestrige Delegirtensitzung der Bond⸗ holders beschäftigte sich mit der Frage der Tabakregie. Server Pascha erklärte, die Pforte lasse die Regie im Prin⸗ zipe zu, ohne sich jedoch zu verpflichten, das beantragte Regie⸗ projekt anzunehmen, das die Pforte mit dem Administrations⸗ rathe der Bondholders berathen wolle. Außerdem erklärte Server Pascha, die Pforte werde den Bondholders, mit Aus⸗ nahme des zur Vervollständigung der den Titelbesitzern schuldigen 800 000 Pfund nothwendigen Theilbetrages, keinerlei Antheil an dem Erträgnisse der Regie gewähren. Die euro⸗ päischen Delegirten lehnten einstimmig letztere Erklärung ab, da diese Beschränkung die Rechte der Titelbesitzer berühre und behielten sich die Ablehnung in der nächsten Sitzung zu be⸗ gründen vor. Die Kommission beschloß, daß der Maximal⸗ werth für die behufs Amortisirung zurückzukaufenden Titel während der Zeit, wo die Verzinsung zu 1 Proz. erfolge, mit 50 bis 60 Proz. festgestellt werde.
Rumänien. Bukarest, 29. November. Das amttliche Blatt veröffentlicht die Ernennung von. P herekides zum ru⸗ mänischen Gesandten in Paris.
Bulgarien. Sofia, 28. November. (Wien. Z.) Die unter dem Vorsitze des Exarchen stattgehabte bulga⸗ rische Synode beschloß, daß der niedere Klerus in Hin⸗ kunft von der Regierung oder von den Gemeinden besoldet werden solle. In Folge dieses Beschlusses erwägt der Kultus⸗ Minister die Mittel, um diese Maßregel auch auf den niederen muselmännischen Klerus apszudehnen. — Der diplomatische Agent Oesterreich⸗Ungarns Freiherr von Biegeleben wird dem Fürsten Mittwoch seine Kreditive überreichen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 25. November. (Hamb. Corr.) Die Landesvertheidigungskommission dürfte in diesen Tagen die — der Kosten des neuen Feereseehnn eathenanen entscheiden. Jedoch stehen noch ehr lebhafte Debatten zu erwarten, bevor es zu einem desi⸗ nitiven Beschlusse kommt. Die militärischen Mitglieder der Kommission sind aufgefordert worden, ihr letztes Wort in Betreff des Kostenbetrages, bis zu welchem sie im äußersten Falle gehen würden, zu sagen. Nach eingehender Erwägung erklärten dieselben, daß der ursprüngliche Kostenanschlag von 27 ½ Millionen Kronen um etwa 1 Million würde reduzirt werden können. Ein Theil der solcherweise v-h Ver⸗ änderungen und Reduktionen wurde von der Majorität des Ausschusses gut geheißen, dagegen aber fand man es nicht zweckmäßig, die für die Wehrpflichtigen wäh⸗ rend der Uebungszeit beantragte Löhnung von 20 Oere per Tag auf 10 Oere oder die Tagegelder für die beiden ersten Stammklassen von 40 auf 30 Oere zu reduziren. 89 Folge dessen und um andere mögliche Reduktionen ausfindig zu
machen, durch welche eine Million erspart wird, welches Er⸗ sparniß das Centrum der Kommission absolut verlangt, ist der Entwurf nochmals dem Ausschuß überwiesen worden. Man hofft, daß zwischen den militärischen Mitgliedern und dem Centrum eine Vereinbarung erzielt werden wird, und würde sich in solchem Falle eine Majorität von 19 Stimmen ergeben, denen eine Minorität von 6 Mitgliedern, nämlich die Herren C. Isoarsson, Hedlund, Sven Andreasson, Liss Olof Larsson, C. A. Larsson und Ola Andersson, gegenübersteht, die nur 24 — 24 ½ Mill. Kronen bewilligen will. Für die letztge⸗ nannten Herren erübrigt dann nur eine Reservation, und diese wird auch sicher erfolgen.
Dänemark. Kopenhagen, 29. November. (W. T. B.) Der Reichstag ist heute wieder zusammengetreten. Die Budget⸗ vorlage weist in Einnahmen 49 886 000, in Ausgaben 52 501 000 Kronen auf.
—
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Definitives Nachwahlresultat nach Meldung de „W. .B. Reg.⸗Bez. Hessen. Worms. Abgegeben 12 345 Stimmen, davon für Prof. Dr.
Marquardsen (natlib.) 7350, für Dr. Ebner Fortschr.) 4946 Stimmen.
Wolfenbüttel, 29. November. (W. T. B.) Der Reichstags⸗ Abgeordnete Gymnasial⸗Direktor von Heinemann ist gestorben.
Die VI. Kommission des Reichstags zur Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend den Beitrag des Reichs zu den Kosten des Anschlusses der freienund Hansestadt Hamburg an das deutsche Zollgebiet, hat sich wie folgt, konstituirt: Dr. Bamberger, Vorsitzender, Dr. Reichensperger (Olpe), Stellver⸗ treter des Vorsitzenden, Dr. Barth, Schriftführer, Graf von Adel⸗ mann, Stellvertreter des Schriftführers, Graf von Behr⸗Negendank, Büsing, Dr. Hänel, Dr. Karsten, von Kleitz⸗Retzow, Dr. Lasker, Leuschner (Eisleben), Meier (Bremen), Dr. Meyer (Jena), Freiherr von Minnigerode, Sandtmann, Dr. Schwarzenberg, Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst, Staudy, Graf von Waldburg⸗Zeil, Freiherr von Wangenheim, Dr. Windthorst.
— Zufolge der Bestimmung im §. 28 Absatz 2 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 ist dem Reichstkage über die Anordnungen Rechenschaft zu geben, welche von der Königlich preußischen Regierung auf Grund des ersten Absatzes des §. 28 a. a O. unter dem 25. d. M. mit Genehmigung des Bundesraths getroffen worden sind. 8
Demgemäß ist dem Reichstag folgende Darlegung zugegangen:
Das Königlich preußische Staats⸗Ministerium hat auf Grund des §. 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 mit Genehmigung des Bundesraths für die Stadt Berlin und die angrenzenden Bezirke dieselben Anordnungen, welche am 28. November 1878 getroffen und am 28. November 1879, sowie am 27. November 1880 erneuert worden waren, mittelst der in der Anlage beigefügten Bekanntmachung 0nn 38 November d. J. auf die Dauer Eines Jahres von Neuem erlassen.
Diese Anordnungen, welche in Nr. 277 des „Reichs⸗Anzeigers⸗ und auf die für landespolizeiliche Verfügungen vorgeschriebene Weise publizirt worden sind, rechtfertigen sich durch die Grmagung. daß die den vorgedachten Gebietstheilen durch die sozialdemokratischen Be⸗ strebungen drohende Gefahr für die öffentliche Sicherheit auch jetzt keineswegs als beseitigt zu erachten ist. .
In der Motivirung der von dem Königlich preußischen Staats⸗ Ministerium für die Städte Harburg und Altona, sowie deren Um⸗ gebungen auf Grund des §. 28 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 getroffenen Maßregeln ist bereits darauf hingewiesen worden, daß die sozialdemokratische Bewegung in Deutschland er der sie hemmenden Wirkungen des gedachten Gesetzes weder an Umfang noch an Stärke eine erhebliche Einbuße erlitten hat, sondern nur in gewisse Schranken gebannt und insbesondere mehr aus der Oeffentlichkeit zurück⸗ gedrängt ist. —
Inzwischen haben auch die letzten Reichstagswahlen einen neuen Beweis dafür geliefert, daß die Organisation der Partei durch die er⸗ griffenen Maßregeln keineswegs wirksam durchbrochen ist.
Die Verhandlungen in dem unlängst vor dem Reichsgericht zu Ende geführten Hochverrathsprozeß haben ferner ersehen lassen, daß die hauptsächlich von dem Auslande ausgehenden agitatorischen Be⸗ strebungen der extremen Partei in Deutschland bereits erheblichen An⸗ klang gefunden haben. 8
Die Beschlüsse des sozialrevolutionären Londoner Kongresses sind keineswegs nur theoretischer Natur geblieben, sondern ihre Ausführung wird bereits vorbereitet. Es werden Vorlesungen über die Anfertigung und Anwendung von Explosivstoffen veranstaltet, Berathungen wegen Beschaffung größerer zu Agitationszwecken bestimmter Geldmittel ge⸗ pflogen und zahlreiche Emissäre insbesondere auch nach Deutschland ausgesendet und zwar behufs Bildung geheimer Zirkel und Begehung von Gewaltthaten bei sich darbietender günstiger Gelegenheit. In einer vor kurzer Zeit abgehaltenen gemeinsamen Sitzung des Londoner Propagandistenklubs und des omi wurde mit Befriedigung konstatirt, daß die Bildung revolutionärer Klubs und die Verbreitung von Flugschriften überall erhebliche Fort⸗ schritte mache, daß bedeutende Geldmittel zur Verfügung fälbes und ein großer Vorrath von Explosivstoffen bereits vorhanden u
Neuerdings hat auch der bekannte Agitator Hasselmann wieder Verbindungen mit Europa angeknüpft, Gelder nach London geschickt und vorgeschlagen, hierfür Höllenmaschinen zu beschaffen.
Die auf dem internationalen Kongreß zu Chur gefaßten Reso lutionen der sogenannten gemäßigten Srn in welchen beispielsweise den russischen revolutionären Sozialisten die vollste Sympathie des Kongresses ausgedrückt wird und die wiederholte Hinweisung auf die Revolution als legitimes Kampfmittel gegen die bestehende Staats⸗ und Gesellschaftsordnung enthalten ist, beweisen die nahe Verwandt schaft der Mostschen und Bebel⸗Liebknechtschen Richtung.
Die Rückwirkung dieser allgemeinen Entwickelung der Bewegung auf die Hauptagitationszentren trat besonders auch in Berlin und Umgegend zu Tage. Die Berliner Sozialdemokratie ist noch immer in der in den früheren Begründungen geschilderten Weise fest orga⸗ nisirt und hat sich ihre Beziehungen zu der Parteileitung fortwäh rend zu erhalten verstanden, wie hinsichtlich der Anhänger der extremen Partei in Nr. 12 der „Freiheit“ ausdrücklich bezeugt wird. Mag auch zeitweise ein gewisser Mangel an befähigten leitenden Kräften in Berlin felbst sich fühlbar machen, so ist diese Erscheinung einerseits doch nur eine vorübergehende und andererseits bei der Disziplin, an welche die Parteigenossen durch langjährige Uebung gewöhnt sind, auch nur von untergeordneter Bedeutung. 1
Aus der Thatsache, daß bei den letzten Reichstagswahlen bedeu⸗ tend weniger Stimmen für sozialdemokratische Kandidaten abgegeben sind, als im Jahre 1878, darf auf einen dauernden Rückgang der
artei in Beclin nicht geschlossen werden, weil sich ein großer Theil der Anhänger von Most, der aus London gegebenen Weisung getreu, der Wahl enthalten haben. Im Gegentheil beweist die außerordent⸗ liche Rührigkeit, mit welcher die Vorbereitungen zur Wahl und ins⸗ besondere zu den engeren Wahlen von der Sozialdemokratie etroffen worden sind, und die trotz aller Beschränkungen erzielten Resultate in zwei Wahlkreisen, daß an ein Zurückgehen der Bewegung vor der Hand nicht zu denken ist. —
Die im Auslande erscheinenden deutschen Parteiblätter und Flug⸗ schriften des aufreizendsten Inhalts werden nach wie vor nach Be⸗ lin eingeführt. Auf die verschiedenste Art und Weise, zum Beispiel
durch Verpackung in Kinderspielzeug, in unverdächtigen Zeitungen u. s. w.
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Kongreß⸗Exekutivkomités
versucht man, denselben ungehinderten Eingang zu verschaffen. Grö⸗ ßere Quantitäten dieser Druckschriften wurden insbesondere in der ersten Hälfte dieses Jahres in Berlin und Umgegend mit Beschlag belegt. Ein Theil der Exemplare des auf Grund des Sozialisten⸗ esetzes verbotenen Flugblatts „Neujahrsgruß“ erwies sich als in Berlin gedruckt. —
Es werden jetzt wie früher Geldsammlungen zur Förderung der Parteibestrebungen theils im Geheimen von Hand zu Hand, theils öffentlich unter dem Vorwande der mannigfachsten unverdächtigen Zwecke veranstaltet. 8
Wiederholt mußte zur Auflösung öffentlicher Versammlungen wegen der in denselben zu Tage tretenden, unter den §. 1 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 fallenden sozialdemokratischen Bestrebungen geschritten werden, und zwar betrafen diese Auflösungen mehrfach Versammlungen anderer Parteien, in welche Sozialdemokraten sich eindrängten, um ihre Grundsätze zu entwickeln und ihren eigenen Kandidaten zu proklamiren.
Ein Einschreiten gegen Vereine und Kassen auf Grund der §§. 1—3 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 hat sich zwar in dem verflossenen Jahr nicht als erforderlich erwiesen, dagegen hat bezüglich einer erst in diesem Jahre gegründeten hiesigen Hülfs⸗Kranken⸗Unter⸗ stützungskasse, deren Mitglleder und Vorstand zum größten Theil der sozialdemokratischen Partei angehören, eine besondere Kontrole ange⸗ ordnet werden müssen.
Auch in der letzten Periode des Ausnahmezustandes sind Aufent⸗ haltsversagungen nicht zu vermeiden gewesen. Trotzdem haben, wie in zweifelloser Weise festgestellt ist, zur Besprechung wichtiger Partei⸗ angelegenheiten nach wie vor Zusammenkünfte der Parteileiter inner⸗ halb und außerhalb Berlins in zahlreichen Fällen stattgefunden.
Bei dieser Sachlage und bei der aus derselben sich ergebenden h der Gefahr für die öffentliche Sicherheit konnte auf die ernere Anwendung aller zulässigen Mittel der Abwehr und der Sicherung für Berlin und seine Umgebung, insbesondere auf den wiederholten Erlaß der in §. 28 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 vorgesehenen Anordnungen nicht verzichtet werden.
In Betreff der vorläufigen Einschränkung dieser Maßregeln auf die Pheewen as efngniß und auf gewisse Beschränkungen hinsichtlich es Tragens und des Besitzes von Waffen, sowie in Betreff der ein⸗ jährigen Zeitdauer und der Ausdehnung der Anordnungen auf die Umgebung Berlins wird auf die bezüglichen auch für die in Rede stebende Verlängerung des Ausnahmezustandes zutreffenden Ausfüh⸗ rungen des Rechenschaftsberichts für die Periode 1878/79. mit dem Hinzufügen Bezug genommen, daß sich das Gel⸗ inngsgebiet in seiner bisherigen Ausdehnung als zweckmäßig abge⸗ grenzt erwiesen hat und daß die Voraussetzungen des §. 28 des Ge⸗ setzes vom 21. Oktober 1878 für Verhängung der Ausnahmemaßre⸗ geln nach wie vor hinsichtlich des gesammten in der Bekanntmachung vom 25. November d. J. bezeichneten Bezirks bestanden haben.
Landtags⸗Angelegenheiten.
“ 2. Stralsunder Wahlbezirk ist an Stelle des zum Landrath ernannten Grafen von Behr⸗Behrenhoff der Professor Dr. Bierling zu Greifswald mit 185 gegen 148 Stimmen, welche der Professor Dr. Susemihl zu Greifswald erhalten hat, zum Mit⸗ gliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Statistische Nachrichten.
Der Uebersicht über die Zahl der bei dem Landheere und bei der Marine in dem Etatsjahre 1880/81 eingestellten preußi⸗ schen Mannschaften mit Bezug auf ihre Schulbildung ent⸗ nehmen wir nach dem „Centralbl.“ folgende Daten: 1) Provinz Ostpreußen: Es wurden Rekruten eingestellt beim Landheere mit Schulbildung in der deutschen Spr che 6026, nur in der nicht⸗ deutschen Muttersprache 583, zusammen 6609, ohne Schulbildung 501 (7,05 %) überhaupt 7110 Mannschaften; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 253, nur in der nicht⸗ deutschen Muttersprache 29, zusammen 282; ohne bildung 22 (7,24 %), überhaupt Mannschaften 304. 2) Pro⸗ vinz Westpreußen: Es wurden eingestellt Mannschaften bei dem Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 4192, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 506, zusam⸗ men 4698, ohne Schulbildung 465 (9,01 ¼), überhaupt 5163; bei der Marine mik Schulbildung in der deutschen Sprache 229, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 11, zusammen 240; ohne Schul⸗ bildung 11 (4,38 %), überhaupt 251. 3) Provinz Brandenburg: Es wurden eingestellt an Mannschaften bei dem Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 8733, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 6, zusammen 8739, ohne Schulbildung 28 (0,32 %), überhaupt 8767; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 101, ohne Schulbildung 0; überhaupt 101. 4) Provinz Pommern: Es wurden eingestellt Mannschaften beim Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 5262, nur in der nichtdeutschen Fephe⸗ 4, zusammen 5276, ohne Schul⸗ bildung 24 (0,45 %), überhaupt 5290; bei der Marine mit Schul⸗ bildung in der deutschen Sprache 553, ohne Schulbildung 1 (0,18 %), überhaupt 554. 5) Provinz Posen: Es wurden eingestellt Mann⸗ schaften beim Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 3395, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 2295, zusammen 5690, ohne Schulbildung 628 (9,94 %), überhaupt 6318; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 30, nur in der nicht⸗ deutschen Muttersprache 8, zusammen 38, ohne Schulbildung 6 (13,65 %), überhaupt 44. 6) Provinz Schlesien: Es wurden ein⸗ gestellt Mannschaften im Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 11 581, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 2827, zusammen 14 408, ohne Schulbildung 346 (2,35 %), überhaupt 14 754; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 193, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 14, zusammen 207, ohne Schulbildung 2 (0,96 %), überhaupt 209. 7) Provinz Sachsen: Es wurden eingestellt Mannschaften im Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 7393, ohge Schulbil⸗ dung 21 (0,28 %), überhaupt 7414; bei der Marinemit Schulbildung in der deutschen Sprache 93, ohne Schulbildung 0 (0,00 %), überhaupt 93. 8) Provinz Schleswig⸗Holstein: Es wurden eingestellt Mannschaften im Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 3324, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 67, zusammen 3391, ohne Schulbildung 8 (0,23 %), überhaupt 3399; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 368, ohne Schulbildung 1 (0,27 %), überhaupt 369. 9) Provinz Hannover: Es wurden eingestellt Mannschaften im Landheere mit Schulbil⸗ dung in der deutschen Sprache 6843, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 1, A“ 6844, ohne Schulbildung 28 (0,41 %), überhaupt 6842; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 276, ohne Schulbildung 1 (0,36 %), über⸗ haupt 277. 80) Provinz Westfalen: Es wurden einge⸗ stellt Mannschaften im Landheere mit Schulhildung in der deutschen Sprache 6228, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 5, zusammen 6233, ohne Schulbildung 38 (0,61 %), überhaupt 6271, bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 82, ohne Schulbildung 0 (0,00 %), überhaupt 82. 11) Provinz Hessen⸗Nussau: Es wurden eingestellt Mannschaften im Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 208, nur in der nichtdeutschen Muttersprache 2, zusammen 5210 ohne Schulbildung 12 00,23 %), überhaupt 5222; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Fpegce 61, ohne Schulbildung 0 (0,00 %), überhaupt 61. 12) Provinz Rheinprovinz: Es wurden zingestellt Mannschaften beim Landheere mit Schulbildung in der deutschen Sprache 12 285, und in der nichtdeutschen Muttersprache 21, zusammen 12 306, ohne Schulbildung 28 (0,23 %), überhaupt 12 334; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 149, ohne Schulbildung 1 (0,56 %), überhaupt 150. 13) Provinz Hohen⸗ zollern: wurden eingestellt Mannschaften: im Landheere mit
abgefaßt. U
Schulbildung in der deutschen Sprache 255, ohne Schulbildung 0 (0,00 %), überhaupt 255; bei der Marine mit Schulbildung in der deutschen Sprache 4, ohne Schulbildung 0 (0,00 %), über⸗ haupt 4. In der ganzen preußischen Monarchie wurden 1880/81 Mannschaften eingestellt mit Schulbildung 89 466, ohne Schulbildung 2172 %), 7,ven 2, 1 ltisch
— Das Herzoglich anhaltische statistische Bureau hat Nr. 29 und 30 seiner „Mittheilungen“ veröffentlicht. Die⸗ selben berichten über die Ernte⸗Erträge im Herzogthum Anhalt im Jahre 1879 und über den prozentualen Durchschnittsertrag in den einzelnen Kreisen daselbst während der angegebenen Zeit, stellen sodann eine Vergleichung zwischen den Ernte⸗Erträgen der wichtigeren Fruchtarten in den Jahren 1878 und 1879 an und melden schließlich die Ernte⸗Erträge der wichtigeren Fruchtarten im Jahre 1880 daselbst. Außerdem geben diese beiden Veröffentlichungen Nachricht über die Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im Herzogthum Anhalt in den Jahren 1875 — 79, sowie über das definitive Ergebniß der Volkszählung am 1. Dezember 1880 im Herzogthum An⸗ halt und über die ortsanwesende Bevölkerung daselbst zu der angegebenen Zeit, nach der Staatsangehörigkeit unterschieden. Diesen statistischen Mittheilungen über das Herzogthum Anhalt entnehmen wir nachfolgende Daten: Am 1. De⸗ zember 1880 befanden sich im genannten Herzogthum 268 unbewohnte und 29 757 bewohnte Wohnhäuser, sowie 43 sonstige Wohnstätten; ferner 52 381 Haushaltungen. Die ortsanwesende Bevölkerung be⸗ trug daselbst zu der angegebenen Zeit 115 079 männl. und 117 513 weibl. Personen, zusammen 232 592 Pers., (am 1. Dezember 1875 213 565 Pers., es fand sonach seit 1875 eine Zunahme von 19 027 Pers. oder von 8,9 % statt.) Von dieser ortsanwesenden Bevölkerung am 1. Dezember 1880 waren ledig 68 241 männl. und 64 613 weibl., zus. 132 854 Pers.; verheirathet 43 286 männl. und 42 612 weibl., zus. 85 898 Pers.; verwittwet 3439 männl. und 10 016 weibl., zus. 13 455 Pers.; geschieden 113 männl. und 272 weibl., zus. 385 Pers.; evangelisch 111 460 männl. und 114 781 weibl., zus. 226 241 Pers.; katholisch 2762 männl. und 1779 weibl., zus. 4541 Pers.; jüdisch 818 männl. und 934 weibl., zus. 1752 Pers.; andersgläubige 39 männl. und 19 weibl., zus. 58 Pers. Was die Staatsangehörigkeit der aus 232 592 Pers. bestehenden ortsanwesenden Bevölkerung im Herzogth. Anhalt am 1. Dezember 1880 betrifft, so betrug daselbst die Anzahl derselben aus Anhalt 199 500, die aus anderen deutschen Staaten 32 732, aus sonstigen europäischen Staaten 330, aus außereuropäischen Staaten 30. Die Bevölkerungsverhältnisse im Herzogthum Anhalt in den Jahren 1875 — 1879 anlangend, so betrug die Zahl der Eheschließun⸗ gen in den (11) Städten 4888, auf dem Lande 4710, zusammen 9598, im 5jährigen Durchschnitt in Summa 1919,6, in Prozenten 100,00; die Zahl der Geburten 43 669, im 5jährigen Durchschnitt in Summa 8733,8, in Prozenten 100,00; davon waren männlich 22 382, weiblich 21 287, im 5jährigen Durchschnitt in Summa 4257,4, in Prozenten 48,75; unehelich geboren 4106, im 5jährigen Durchschnitt in Summa 821,2, in Prozenten 9,40; todtgeboren 1735, im 5jährigen Durchschnitt in Summa 347, in Prozenten 3,97. Die Sterbefälle beliefen sich in der Zeit von 1875—1879 in den Städten auf 15 024 Personen, im öjährigen Durchschnitt in Summa auf 3004,8, in Prozenten auf 56,83, die Sterbefälle auf dem Lande auf 11 415, im 5jährigen Durchschnitt in Summa auf 2283, in Prozenten auf 43,17, in Summa auf 26 439 im 5 jährigen Durchschnitt in Summa auf 5287,8, in Prozenten auf 100,00. Von den in der Zeit von 1875 bis 1879 Gestorbenen waren 13 873 männliche, 12 566 weibliche Per⸗ sonen. — Vergleicht man die Bevölkerung Anhalts mit Berlin, so befanden sich am 1. Dezember 1875 Personen im Alter von 0—10 Jahren in Anhalt 24,9 %, in Berlin 20,3 %; im Alter von 10 — 20 Jahren in Anhalt 20,1 %, in Berlin 17,2 %; im Alter von 20 — 30 Jahren in Anhalt 15,7 %, in Berlin 24,5 %; im Alter von 30 — 40 Jahren in Anhalt 12,8 %, in Berlin 16,6 %; im Alter von 40 — 50 Jahren in Anhalt 10,6 %, in Berlin 10,7 %; im Alter von 50 — 60 Jahren in Anhalt 8,6 %, in Berlin 5,8 %; im Alter von 60 — 70 Jahren in Anhalt 4,8 %, in Berlin 3,4 %; im Alter über 70 Jahre ih PFrlzslh 2,5 %, in Berlin 1,5 %.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem bei Woldemar Urban in Leipzig herausgegebenen „Reallexikon der deutschen Alterthümer“, Hand⸗ und Nachschlagebuch für Studierende und Laien, bearbeitet von Ernst Götzinger, ist nunmehr das 6. Heft erschienen. Dasselbe reicht von „Geschichtschreibung“ bis zu „Grobianus“ und enthält, wie schon die voraufgegangenen Hefte, über die wir früher berichtet, eine Reihe interessanter Artikel, wie z. B. die längeren Aufsätze über „gothische Baukunst“, „gothische Bildnerei“, „Götterdämmerung“, „Gottes⸗ urtheile“, „Gral“. — Die einzelnen Hefte dieses nützlichen und inter⸗ essanten Werkes erscheinen ziemlich rasch nach einander; jedes Heft kostet 1 ℳ
— Der Wachtelkorb, Erzählung von Otto Glaubert, (Rudolf Oefer) ist in zweiter Auflage im Verlage von Carl Flem⸗ ming in Glogau erschienen. Der „Wachtelkorb“ ist ein altes, den Armen überlassenes Gebäude, welches wegen seiner vogelbauerartigen Gestalt diesen Namen erhalten hat. Seine bunt zusammengewürfelte zahlreiche Bewohnerschaft mit ihren mancherlei kleinen Schwächen, aber auch vielen guten Eigenschaften wird dem Leser in unterhaltender Weise am Faden der spannenden Erzählung vorgeführt, in der es sich um den Kampf des Bösen gegen das Gute handelt, welch letzteres endlich den Sieg erringt. Die Erzählung hat unter dem Humor, der sie würzt, einen tief sittlich christlichen Kern, der überall zu Tage tritt, und eignet sich daher besonders zur Weihnachtsgabe für die rei⸗ fere Jugend. Die Verlagshandlung hat dem Buche eine dem ent⸗ sprechende glänzende Ausstattung gegeben, wobei besonders die kleinen in den Text eingedruckten Illustrationen von Hugo Kauffmann und die von Franz Widnmann entworfenen Intitialen hervorzuheben sind.
— Die neue, 13. Auflage von „Brockhaus' Konver⸗ sations⸗Lexikon“ schreitet rasch und regelmäßig vorwärts, ganz dem Prospekt entsprechend, wonach monatlich 3—4 Hefte veröffent⸗ licht werden sollen. So sind in den letzten Wochen das 3., 4. und 5. Heft, bis zum Artikel Alaun reichend, in kurzen Zwischenräumen zur Ausgabe gelangt. Sie enthalten eine Fülle wohl⸗ geordneten Wissenstoffs, namentlich aus den Gebieten der Botanik, Chemie und chemischen Technologie; ferner seien hervorgehoben die großen geographisch⸗ethnographischen Artikel: Afghanistan, Afrika, Egvpten (von Prof. von Klöden, Frhrn. von Fircks, Prof. F. Müller und Geh. Reg.⸗Rath Prof. Dr. Lepsius), in denen auch die wichtigen Ergebnisse der neuesten Forschung ver⸗ arbeitet wurden. Illustrirt werden 2—* Hefte durch mehrere in den Text gedruckte Holzschnitte und durch 5 ganzseitige Bildertafeln: Egyptische en II. Menschen⸗ stämme, Amerikanische Alterthümer, Altane und Balkone, sowie durch 2 sorgfältig ausgeführte Karten: Antillen, und phvsikalische Karte von Nordamerika. Die Hefte 1—5 liegen übrigens auch zu einem stattlichen Drittelband vereinigt vor (20 Bogen mit 11 Bildertafeln und 3 kolorirten Karten enthaltend); diese Erscheinungsform in Drittelbänden wird gewiß vielen Kreisen willkommen sein, besonders der sich zu einem Weihnachtsgeschenk schon trefflich eignende 1. Drittelband, in dem sich eine geschmackvoll aus⸗ gestattete „Anweisung“ auf das ganze Werk befindet.
— Otto Harrassowitz, Antiquar in Leipzig, hat unter dem Titel: „Katalog Nr. 81. Americana, Aeltere Geographie und Reisewerke“, einen Bücherkatalog veröffentlicht, der? Schriften aufführt, die sich theils acf Geographie im Allgemeinen und auf Schriften über Entdeckungsreisen überhaupt, theils und zwar vorzugsweise auf Amerika, die nach Amerika unternommenen Reisen, die Geschichte Amerikas im Allgemeinen und auf die einzelnen Länder und Staaten merikas, theils endlich auch auf die alten Bewohner Amerikas, deren Fer Sprache und sonstigen Verhältnisse beziehen. Die Schriften sind in deutscher, lateinischer, italienischer, spanischer, portugiesischer, hollän⸗ discher, französischer oder, und zwar vorwiegend, in englischer Sprache t sich eine Menge wichtiger und
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Architektur, Antilopen Afrikanische
bekannt. rief auch Hrn.
der Operette „Capitain Nicol“ Sonnabend die Gesangsposse: und W. Köhler tritt. Kapellmeister Raida, durch vielfache Kompositionen dem Berliner Publikum bereits bekannt. 1 der Operette wird ein Opus des englischen Komponisten Sullivan
zum Theil höchst seltener Werke; 2 sind aus dem 15., 20 aus dem 16., 41 aus dem 17., 9 aus dem 18., die übrigen aus dem 19. Jahr⸗ hundert. Sämmtliche 309 Schriften sind unter folgende 5 Rubriken vertheilt: Zeitschriften und Sammelwerke (12 Nrn.), Bibliographie, Geographie im Allgemeinen, Geschichte der Entdeckungen, neuere Reisewerke ꝛc. (34 Nrn.), Druckwerke von 1493—1750 in chrono⸗ logischer Folge (108 Nrn.), neuere Geschichte ꝛc. Amerikas von 1750 an (99 Nrn.), Indianer, ihre Geschichte und Sprache. (54 Nrn.)
— Gewerbe und Handel.
MNiach einer aus Moskau hierher gelangten Mittheilung hat ’ Wollstofffabrik M. Katzenstein ihre Zahlungen ein⸗ gestellt.
— Die Generalversammlung der Bergbaugesellschaft Louise Tiefbau vom 28. d. M. genehmigte die Bilanz, ertheilte der Verwaltung Decharge und setzte die Dividende auf 1 % fest, welcher Betrag sofort zahlbar ist.
Dortmund, 28. November. (Ess. Ztg.) Im Eisengeschäft besteht die feste Tendenz der Vorwochen fort. Die Hochofenwerke sind für längere Heit stark engagirt und ist gegenwärtig ganz beson⸗ ders Puddelroheisen sehr gesucht, so daß dasselbe fortwährend im Preise anzieht und bereits zu 66 — 67 ℳ pro Tonne notirt, wie auch Luremburger Roheisen weiter auf 55 Frcs. pro Tonne gestiegen ist. In Walzwerkfabrikaten, Eisen wie Stahl, erhöht sich die Nachfrage stetig in erfreulicher Weise. Die betreffenden Etablisse⸗ ments sind darin so besetzt, daß nur bei Bewilligung längerer Liefer⸗ fristen darin mit neuen Bestellungen anzukommen ist. Außer Stab⸗ eisen und Faconeisen sind besonders Bleche sehr gut gefragt. Bei der andauernd günstigen Witterung ist die Thätigkeit im Schiffsbau noch immer sehr lebhaft und der Bezug von schweren Blechen und sonsti⸗ gen Schiffsbaureguisiten fortwährend sehr belangreich, wie auch die Kesselschmieden bei zunehmender Beschäftigung beträchtliche Posten von Kesselblechen verarbeiten. Wie die schweren Bleche, sind nun auch die Feinbleche um 5 ℳ pro Tonne im Preise erhöht worden. Walidraht ist andauernd gut gefragt, auch für das Ausland, und ver⸗ folgt daher steigende Tendenz. Die Stalwerke sind sämmtlich sehr stark beschäftigt und in der Lage, die volle Beschäftigung bis zum 2. Semester n. J. aufrecht zu erhalten. Für die zweite Hälfte desselben liegen indessen auch schon belangreiche Aufträge vor und manche derselben reichen gar bis in das Jahr 1883. Abgesehen von Stahlschienen und andern Oberbaumaterialien für die Eisenbahnen ist auch die Nachfrage in Bessemerblöcken und Martinblöcken be⸗ merkenswerth, wofür vorzugsweise Amerika beständig ein Markt bleibt. Die Lokomotivfabriken und ebenso die Waggon⸗ fabriken, die Jahre lang nur mäßig besetzt gewesen, haben in der letzten Zeit ganz beträchtliche Aufträge erhalten und eine weitere Vermehrung des rollenden Materials ist für verschiedene Eisenbahnen noch zu erwarten. Die Königliche Eisenbahndirektion zu Magdeburg hat bereits die Lieferung einer nicht unbedeutenden Zahl von Loko⸗ motiven, Güter⸗ und Personenwagen in Submission ausgeschrieben. Die Maschinenfabriken erhalten noch fortwährend Zuwachs von Auf⸗ trägen, indem die industriellen Werke bei der bessern Konjunktur mehr und mehr dazu übergehen, lange erforderliche Reparaturen und Neuanlagen von maschinellen Einrichtungen in Bestellung zu geben. Aus demselben fließen auch den Dampfkesselfabriken in der letzten Zeit viele Aufträge zu. — Im Kohlengeschäft erhält sich eine lebhafte Nachfrage bei steigenden Preisen.
„Amsterdam, 29. November. (W. T. B.) Die Nieder⸗ ländische Bank hat den Diskont von 4 auf 4 ½ % erhöht.
London, 29. November. (W. T. B.) In der gestrigen Wollauktion waren Preise für Kapwollen, besonders für fehler⸗ hafte scoured, etwas schwächer.
Glasgow, 29. November. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der letzten Woche betrugen 7131 gegen 8062 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
Havre, 29. November. (W. T. B.) Wollauktion. An⸗ geboten waren 1970 B., verkauft 1068 B. Preise bei belebtem Geschäft 5 höher.
New⸗York, 28. November. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach England 94 000, do. nach dem Konti⸗ nent 50 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 100 000 Qrtrs.
Verkebrs⸗Anstalten. lymouth, 30. November. (W. T. B.) Ueber den Unfall des Dampfers „Lessing“, welcher, wie bereits gemeldet, auf der
Fahrt nach New⸗York das Ruder verloren hat und deshalb hierher zurückkehrte, wird weiter berichtet: Der Dampfer war am 19. d. M. von Havre nach New⸗York mit 800 Passagieren weiter⸗ gegangen und unterwegs von sehr heftigen Stürmen über⸗ fallen worden, in welchen das Ruder schwer beschädigt wurde. Der Dampfer lag mehrere Tage beigedreht, be⸗ fand sich in großer Gefahr und kehrte schließlich unter großen Schwierigkeiten nach Plymouth zurück, wo er zur Reparatur ins Dock geht. — Der Lloyddampfer „Herrmann“ ist von Bal⸗ timore hier eingetroffen. Derselbe hatte eine äußerst stürmische Ueber⸗ fahrt. In Folge Kohlenmangels mußte die Maschine mit Tabak ge⸗ heizt werden. Eine große Menge Baumwolle wurde über Bord ge⸗ worfen, um das Schiff zu erleichtern.
London, 29. November. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Lessing“ hat auf der Fahrt nach New⸗York das Ruder verloren und ist nach Plymouth zurückgekehrt.
Southampton, 29. November. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 30. November 1881.
Stolzescher Stenographen⸗Verein. Abends 8 — 10 Uhr, bei Hohmann, Hausvoigteiplatz 2: Lese⸗Abend. Circa 80 stenographische Zeitungen aller Sprachen und Syvsteme sowie die neuesten stenographischen Literatur⸗Erzeugnisse liegen zur freien Benutzung für Anhänger aller Systeme aus.
Die Königliche Oper hat Richard Wagners Musikdrama „Tristan und Isolde“, welches mehrere Jahre lang nicht mehr auf dem Repertoire erschienen war, neu einstudirt, und am Montag wieder zur Aufführung gebracht. Der früher dem großartigen Werke o heftig bestrittene Erfolg wurde diesmal auch nicht im eisesten mehr angefochten, sondern hatte sich in Enthusias⸗ mus verwandelt. Die viel verspottete Zukunftsmusik ist eben inzwischen zur Musik der Gegenwart geworden, und die Theorien des Meisters haben, nachdem sie uns in so überzeugender Weise verwirklicht in dem Nibelungenfestspiel vorgeführt worden sind, nichts Abschreckendes mehr. Die Aufführung war unter Leitung des Kapell⸗ meisters Radecke eine ganz vorzügliche. r. Niemann als Tristan war überraschend gut disponirt und entledigte sich auch der schwie⸗ rigen lyrischen Aufgaben im 2. Akte mit Glück. Die Isolde der Fr. von Voggenhuber hat durch weiteres Studium der außerordentlich an⸗
Donnerstag,
strengenden Partie ebenfalls an Vertiefung und Durchbildung gewonnen, und die Leistungen des Frl. Brandt als Brangäne und der Hes
Betz (Marke) und Schmidt (Kurwenal) sind von früher her rühmlich Das Publikum überschüttete die Darsteller mit Beifall und adecke am Schluß auf die Bühne.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater findet am
Frettag zum Besten einer Weihnachtsbescheerung für arme
inder der umliegenden Stadtbezirke die vorläufig letzte Aufführung statt, an deren Stelle bereits am „Criminalschulze“ von H., Tornauer Den musikalischen Theil dieser Novität liefert
Die nächste Novität auf dem Gebiete
sein. Dohm für die deutsche Bühne bearbeitet.
Dasselbe führt den Titel „Amor an Bord“ und ist von Ernst