Waldow, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. Troost, Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 8, unter Stellung à la suite dieses Regts. und Verleih. des Charakters als Rittm., auf ein Jahr zur Dienstleistung bei des Fürsten zur Lippe Durchlaucht kommandirt. Frhr. v. Dücker I., Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 8, zum Pr. Lt. befördert. Graf v. Bernstorff, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 16, in das Dragoner⸗Regiment Nr. 20 8,2 v. Levetzow, Seconde⸗ Lieutenant vom Grenadier⸗Regiment Nr. 89, auf ein Jahr zur Dienstleist. bei dem Drag. Regt. Nr. 18 kommandirt. — 26. No⸗ vember. Gerhards, Oberst⸗Lt., Schulz, Major, beauftragt mit Wahrnehm. der Geschäfte als Abtheil. Chefs im Kriegs⸗Ministerum, zu Abtheil. Chefs im Kriegs⸗Ministerium ernannt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 24. November. Bergau, Major a. D., zuletzt à la suite der Armee, der Charakter als Oberst⸗Lt. verliehen. — 26. November. Barts ch, V8 Lt. a. D., zuletzt von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. egts. Nr. 11, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗Unif. ertheilt. — 29. November. Höhne, Hauptm. und Comp. Chef vom Fuß⸗Art. Regt. Nr. 3, mit Pens. und der Unif. des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 2 der Abschied bewilligt. 8
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 3. Dezember. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern Nachmittag die hier und in Potsdam anwesenden Mitglieder der König⸗ lichen Familie.
„Heute findet zur Feier des Geburtstags Ihrer König⸗ lichen Hoheit der Großherzogin von Baden im Königlichen Poelais ein Dinen setlt“
— Der Bu ndesrath hat in seiner Sitzung vom 8. No⸗ vember d. J. beschlossen, daß von der Erhebung des Zolls für Pferde, welche unter vormerklicher Behandlung zur Kur in das Zollgebiet eingeführt werden und vor der Wieder⸗ ausfuhr krepiren, Abstand zu nehmen sei, sofern die betreffen⸗ den Kadaver vom Eingangsamte als zweifellos identisch er⸗ kannt und entweder demnächst unter amtlicher Kontrole aus⸗ geführt oder nachweislich zum menschlichen Genuß nicht ver⸗ vendet werden.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse desselben für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll⸗“ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (9.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staats⸗Minister von Boetticher sowie mehrere Bevoll⸗ mächtigte zum Bundesrath und Kommissare desselben bei⸗ wohnten, wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1882/83 bei dem Spoezialetat der Reichs⸗ Justizverwaltung, fortdauernde Ausgaben Kap. 65 Tit. 1 fortgesetzt. Der Abg. Frhr. von Ow (Freudenstadt) dankte der Reichsregierung, daß sie der in der vorigen Session vom Reichstage gegebenen Anregung behufs weiter gehender TSI der Gerichtskosten Folge gegeben habe.
r boffe, daß die Frage damit nicht akgeschlossen sei. Der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. von Schelling erklärte, daß mit der Vorlegung des Ent⸗ wurfs, betreffend die Revision des Gerichtskostengesetzes, die Frage allerdings noch nicht erledigt sein könne. Es werde auch an die Herabsetzung der Anwmalts⸗ gebühren gedacht werden. Der Abg. Dr. Windthorst ent⸗ gegnete, daß die heutige Erklärung des Staatssekretärs mit der in der Uebersicht über die Entschließungen des Bundes⸗ raths gemachten Angabe, wonach der Sache nicht weiter Folge gegeben werden solle, in Widerspruch stehe. Der Abg. Hartmann beklagte die Höhe der Gerichts⸗ kosten, die hauptsächlich dem Mittelstande die Geltend⸗ machung seines Rechts unmöglich mache. Die Beschwerden in dieser Hinsicht seien durchaus begründet. Man solle sich hüten, das Reich unpopulärer zu machen als die Einzel⸗ staaten. Die Frage der Herabsetzung der Anwaltsgebühren indessen, wie er nicht verkenne, mit besonderer deln. Der Abg. Gerwig bat, die Frage der
der Gerichtsgebühren nicht ruhen zu lassen, son⸗
dern energisch in Angriff zu nehmen. Dieser Bitte schloß sich der Abg. Schröder (Schweidnitz) mit dem Hin⸗ weise darauf an, daß schon die politische Agitation ange⸗ fangen habe, sich dieser Frage zu bemächtigen. Der Abg. Payer betonte den großen Nothstand, der in der Gerichtskosten⸗ frage herrsche, und der eine schleunige Beseitigung dringend erheische. Er sei der Ansicht, daß sich der Reichstag bei den heutigen Erklärungen des Staatssekretärs nicht beruhigen dürse, sondern seinen Beschluß aus der vorigen Ses⸗ sion wiederholen müsse. Er stelle einen diesbezüglichen Antrag in Aussicht. Redner fragte schließlich, weshalb die schon so lange erwartete Reichs⸗Militär⸗Strafprozeßordnung noch nicht vorgelegt werde. Er meine, daß der Theil des Volkes, wilcher unter den Waffen stehe, nach denselben prozessualischen Grundsätzen beurtheilt zu werden das Recht habe wie der nicht militärische Theil, nämlich nach den Prinzipien der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit.
Der Staatssekretar des Reichsjustizamts Dr. von Schelling erwiderte, daß in der kurzen Spanne Zeit, die seit dem Ine⸗ lebentreten der Reichs⸗Justizgesetze verflossen, mit einer durch⸗ reifenderen Revision des Gerichtskostengesetzes noch nicht abe vorgegangen werden können. Was die Reichs⸗ Militärstrafprozeßordnung betreffe, so sei weder der Bundesrath noch das Neichs⸗Justizamt bisher damit befaßt gewesen, weshalb er keine Auskunft geben könne. Der Bundes⸗ rathskommissar Hauptmann Haberling bemerkte, daß im Mai cr. eine Kommission zur Vorberathung des Ent⸗ wurfs einer Militar Strasprozehordeune zusammenbe⸗ rufen worden sei, die ihre Arbeiten⸗ bereits beendet Ueber den Inhalt könne er nichts mittheilen. Der Abg.
Sonnemann lenkte die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Frage der Resorm der Aktiengesetzgebung, über deren Stand er die Reichsregierung um Auskunst bat. Nach den langjährigen Kesabrungen, die man in dieser Frage gemacht, habe er die Ueberzeugung, daß nunmehr gesegorbersch vor⸗
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gegangen werden könne.
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1 werde Der Grund, weshalb er so bald wieder mit dieser Angelegenheit vor das Haus trete, liege darin, daß die Regelung derselben jetzt dringlicher und eiliger erscheine als irgend wann. Redner besprach eine Reihe von Mißbräuchen, die sich in der praktischen Ausführung der Aktiengesetzgebung herausgestellt hätten, und durch die das Publikum oft auf das Aeußerste geschädigt würde. Der jetzige Rechtszustand gewähre dagegen nicht ausreichenden Schutz. Als einen großen Uebelstand bezeichnete Redner, daß die Ver⸗ antwortlichkeit der Mitglieder der Aufsichtsräthe nicht genügend fixirt sei, sowie daß den Minoritäten der Aktionäre fast gar keine Rechte eingeräumt seien. Beim Schluß des Blattes er⸗
griff der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. von Schel⸗ ling das Wort.
— Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat unterm 7. v. M. genehmigt, daß Abonnementsfahrkarten für Erwachsene bei einer Gültigkeitsdauer von 3 und 4 Mo⸗ naten mit einer Ermäßigung von 50 Prozent und bei einer Gültigkeitsdauer von 5 Monaten mit einer Ermäßigung von 55 Prozent der Personenzugstaxen ausgegeben werden.
— Nach dem Gesetze vom 1. Juli d. J., betreffend di Erhebung von Neichs tempelabgadun 8 3 8— Tarifs unter I., unterliegen inländische, auf den Inhaber lautende und auf Grund staͤatlicher Genehmigung ausgegebene Renten⸗ und Schuldverschreibungen der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, sowie der Grundkredit⸗ und Hypo⸗ thekenbanken, wie auch Interimsscheine auf diese Werthpapiere, einem Werthstempel von 1 vom Tausend. Dieser Abgabe sind demnach auch die Pfandbriefe der landschaftlichen Kreditinstitute und der vorgenannten Banken unterworfen. Um, wie bisher, bei Anwendung des preußischen Stempel⸗ ansatzes eine Doppelbesteuerung zu vermeiden, hat der Finanz⸗ Minister unterm 23. September d. J. bestimmt, daß von den⸗ jenigen Schuldverschreibungen, auf Grund deren solche Pfand⸗ briefe demnächst ertheilt werden, der preußische Werth⸗ stempel für Schuldverschreibungen nicht zu er⸗ heben ist. .
— Die Strafbarkeit der vorsätzlichen Stimmen⸗ verfälschung bei öffentlichen Wahlverhandlungen aus §. 108 Str. G. B. wird nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, I. Strass., vom 6. Oktober d. J., dadurch nicht ausgeschlossen, daß durch die Verfälschung keine Aenderung in Betreff der Person des Gewählten herbeigeführt worden.
reeerFFAzeE, . b „ v 8 “
— Das Reichsgericht, I. Strafsenat, hat durch Urtheil vom 6. Oktober d. J. folgenden Rechtsgrundsatz ausgesprochen: „Die Injurie muß sich gegen eine bestimmte Person richten. Bei Injurien aber, welche sich gegen eine Kollektiv⸗ einheit richten, ist es durchaus nicht nöthig, daß der In⸗ juriant bestimmte Personen beleidigen will; er wird vielmehr gewöhnlich die unbestimmte Mehrheit der einzelnen Glieder im Auge haben. Aus diesem Grunde muß bei Injurien gegen kollektive Einheiten dem Injurianten nachgewiesen wer⸗ den, daß er bestimmte Personen, und welche bewimmte Per⸗ sonen er habe beleidigen wollen. Nicht aber darf seine Be⸗ strafung auf die Schlußfolgerung gestützt werden, seine belei⸗ digenden Aeußerungen richtete sich die kollektive Einheit im All⸗ gemeinen, die Antragsteller gehörten derselben und seien mithin beleidigt worden.
1“ Kaiserliche Botschafter Prinz Reuß hat einen ihm bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Wäh end seiner Abwesenheit von Wien fungirt als interimistischer Geschäfts⸗ träger der Legations⸗Rath Graf von Berchem. 1
Sachsen. Dresden, 1. Dezember. Ueber das Be⸗ finden des Prinzen Albert geht dem „Dresd. Journ.“ folgende Mittheilung zu: Se. Königliche Hoheit Prinz Albert hat zwar seit nunmehr län⸗ ger als drei Monaten keine irgend erhebliche Blutung wieder erlit⸗ ten, auch in den letzten Wochen etwas mehr Fleischnahrung zu sich genommen. Eine Zunahme der Kräfte ist aber trotzdem bis jetzt noch nicht zu beobachten und liegt der Prinz in Folge dessen noch fortwährend zu Bett. Die Zweite Kammer berieth in ihrer heutigen Sitzung eine Petition von 340 Kopisten bei den Land⸗ und Amts⸗ gerichten um Fixirung der Schreibelöhne. Der Antrag der Beschwerde⸗ und Petitionsdeputation, die Petition der Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen, wurde von dem Abg. Prüfer unterstützt, welcher darlegte, daß die Lage der Petenten keineswegs so schlimm sei, als sie dieselbe schilderten, und daß eine Fixirung der Schreibelöhne dem Staate größere Ausgaben verursachen und sfür die besseren Kopisten gegenüber den minder tüchtigen eine Benachtheiligung herbeiführen würde. Auf Antrag des Abg. Uhlemann (Görlitz), welcher vom Abg. Böhnisch unter⸗ stützt wurde, beschloß die Kammer, die Beschlußfassung über die Petition bis zur Beschlußfassung über Kap. 24 Titel 40 des Staatshaushalts⸗Etats, Schreibelöhne bei den Untergerichten, auszusetzen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 2. Dezember. (W. T. B.) Die „Elsaß⸗Lothringische Zeitung“ wendet sich gegen diejenigen Blätter, welche aus finanziellen oder anderen Gründen die Erbauung eines Kaiserpalastes in Straßburg bemängeln und schreibt: Se. Majestät der Kaiser habe für Seine Person weder an das Deutsche Reich noch an Elsaß⸗Lothringen irgend einen Anspruch er⸗ hoben; der König von Preußen allein trage wie die Würde so auch die Bürde des Kaiseramtes. Um so mehr dürfe aber wohl beansprucht werden, daß Se. Majestät von Rechts wegen in den Stand gesetzt werde, den Rechten und Pflichten, welche der Kaiser in Elsaß⸗Lothringen im In⸗ tesse des Reiches wie des Landes in eigener Person zu erfüllen habe, auch nachkommen zu können. Bei den jetzigen Unter⸗ kunftsverhältnissen sei dies fast unmöglich, auch entsprächen dieselben nicht der Würde der Kaiserlichen Majestät. Dasselbe gelte von dem Vorschlage, dem Kaiser ein Absteigequartier in einem der etwa künstig beabsichtigten Gebäude einzurichten. Der Kaiserpalast in Straßburg habe nicht nur eine Bedeu⸗ tung als solcher, sondern die weitergehende der Umwandlung der ehemaligen Departementshauptstadt zur Kaiserlichen Residenz. Damit steige Straßburg wieder empor zu der Würde und Bedeutung, welche es ehedem unter den Stadten des Reiches eingenommen. Die Erbauung des Kaiser⸗ palastes ebenso wie die Besuche des Kaisers in Straßburg kämen in hohem Maße der Stadt und den hiesigen Gewerbe⸗ treibenden zu Gute, welche eine häufigere Wiederholung der Kaiserlichen Besuche wünschten. Der Palast werde ferner wesentlich zum Aufschwunge der Stadt beitragen. Die „El⸗ saß Lothringische Zeitung“ sagt am Sch — Bir glauben
übrigens in der Annahme nicht zu irren, daß es im Reichs⸗ tage bei einer Frage, welche an die Person Sr. Majestät des Kaisers heranreicht, überhaupt keine Parteien geben, sondern der Beschluß so ausfallen wird, wie es der Würde des Deutschen Reiches entspricht.“ 11“
Desterreich⸗Ungarn. Wien, 3. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses er⸗ widerte auf die Interpellation wegen der Länderbank der Ministerpräsident Graf Taaffe, daß das sogenannte Re⸗ gulativ vom 1. März 1872, auf welches sich der Interpellant berufe, schon vermöge seiner Genesis weder den Charakter eines Gesetzes, noch den einer Verordnung besitze und lediglich als interne Instruktion angesehen werde, von welcher in rück⸗ sichtswürdigen Fällen Ausnahmen zulässig erschienen. Es habe sich bei dem Regulativ darum gehandelt, dem damaligen maßlosen Gründungsschwindel entgegen zu arbeiten. In zahlreichen Fällen seien Ausnahmen bewilligt worden so beim Wiener Bankverein, der allgemeinen Verkehrs⸗ bank, der Union⸗Bank u. A. Es sei somit der Vor⸗ wurf, daß die Genehmigung der von der Generalversammlung der Länderbank beschlossenen Kapitalserhöhung den Charakter einer Sonderbegünstigung an sich trage, durchaus un⸗ begründet; mit derselben Entschiedenheit müsse der Vor⸗ wurf zurückgewiesen werden, daß diese angebliche Sonder⸗ begünstigung unter auffallenden Umständen gewährt wurde. Wenn der Interpellant auf die angeblich in der bisherigen Praxis geradezu einzig stehende Raschheit der Erledigung hin⸗ weise, so sei hervorzuheben, daß die Regierung von jeher in wichtigeren Angelegenheiten solcher Art vorgegan⸗ gen sei und sich über ihre Geneigtheit zur Genehmi⸗ gung von Statutenänderungen schon vorher und für den Fall ausgesprochen habe, daß diese Aenderungen statu⸗ tengemäß thatsächlich beschlossen werden. Dies sei namentlich bei einer Unternehmung begründet erschienen, deren Aktionäre sich notorisch im Auslande befänden und welche die wichtigsten Bedingungen des Vorbescheides, nämlich die baare Erlegung von 15 Millionen Reservefonds, faktisch erfüllt hätten, im Uebrigen wies der Minister auf die Bedingun gen hin, unter welchen der Länderbank die fragliche Bewilligung ertheilt wurde — Bedingungen, deren vollständige Erfüllung zum Theil bereits eingetreten sei, zum Theil aber durch entsprechende Statutenbestimmungen gesichert erscheine. Die Regierung sei überhaupt bei der Konzessionirung der Länderbank von der Ueberzeugung ausgegangen und gehe noch von derselben aus, daß nach mehrjähriger Stagnation auf wirthschaftlichem Ge⸗ biete die Gründung eines neuen, kräftigen, mit billigem aus⸗ ländischen Kapital dotirten Bank⸗Instituts für die Lösung pichäsae staatswirthschaftlicher Aufgaben, von großer Bedeu⸗ ung sei.
Großbritannien und Irland. London, 2. Dezember. (W. T. B.) Das über die Angelegenheiten in Afgha⸗ nistan veröffentlichte Blaubuch enthält den auf die Ueber⸗ tragung der Verwaltung von Kandahar an Abdurrahman bezüglichen, in der Zeit vom 12. Januar bis 29. Juli d. J. er⸗ gangenen diplomatischen Schriftwechsel und darunter einen Brief Abdurrahmans, worin derselbe sich verpflichtet, ohne Zustimmung Englands nichts zu unternehmen und England stets von den Zuständen in Afghanistan zu unterrichten.
Frankreich. Paris, 1. Dezember. (Cöln. Ztg.) Bei dem gestrigen Empfange im Ministerium des Aeußern stellte der spanische Botschafter dem Conseils⸗Präsidenten Gambetta den Präsidenten der spanischen Kommission für den fran⸗ zösisch⸗spanischen Handelsvertrag vor. Andererseits berieth der portugiesische Gesandte mit Gambetta und Rouveer über die Wiederaufnahme der Unterhandlungen über den französisch⸗portugiesischen Handelsvertraag. — Während der bevorstehenden Parlamentsferien wird die Regierung einen Gesetzentwurf über die Kirchen⸗ und Klostergüter
vorbereiten.
— 2. Dezember. (W. T. B.) Hr. Gambetta hat dem Botschafter in St. Petersburg, General Chanzy heute Vormittag seine Abberufung zugestellt. Chanzy begiebt sich in Kurzem zur Ueberreichung der Abbe⸗ ufungsschreiben über Berlin nach St. Petersburg und 1ng demnächst ein-wichtiges Kommando in der Armee über⸗ nehmen.
Die republikanische Linke des Senats hat sich für eine partielle Revision der Verfassung aus⸗ gesprochen.
Italien. Rom, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Papst hat heute ein Konsistorium abgehalten, in dem er nach einer kurzen Allokution über das Leben der zu kano⸗ misirenden vier Heiligen die anwesenden Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe über ihre Meinung befragte. Die⸗ selben äußerten sich einstimmig schristlich dahin, daß zur Ka⸗ nonisirung geschritten werden solle.
Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Kairo hat Italien den italienischen Vize⸗Konsul in Suez, Ditto, und Egypten den Gouverneur des Küstendistrikts, Ali Pascha, zum Mitgliede der neuen Untersuchungs⸗ Kommission betreffs der Niedermetzelung der Expedition Ginletti'’s ernannt.
— 3. Dezember. (W. T. B.) In Bezug auf die Rede Gambetta’s bei der Berathung der Kred tforderungen für die Erpedition nach Tun s in der französischen Depu⸗ tirtenkammer sagt der „Diritto“: Man sei auf eine solche Unterscheidung zwischen Protektorat und Annexion, wie sie Gambetta gemacht habe, gefaßt gewesen. Für Diplomaten und Advokaten erscheine diese Unterscheidung geschickt, aber für Europa im Allgemeinen und für Italien im Besonderen sei das Protektorat nur eine Annexion ohne den häßlichen Klang ihrer Verantwortlichkeit. Das genannte Blatt bestätigt sodann das bereits vor einigen Tagen Gesagte, daß sich Italien Frankreich gegenüber gegenwärtig in derselben Lage besinde wie im Monat Mai d. J.
— Türkei. Konstantinopel, 2. Dezember. (W. T. B.) Die Pforte hat den Protest des griechischen Gesandten Con⸗ duriotis, betreffend die Schließu ng der griechischen Postanstalten mit einer Note beantwortet, in welcher sie ihre früheren Erwägungen aufrecht erhält und hinzufügt, daß von Seiten der Pforte Alles geschehen sei, um die bezügliche Maßregel zu vermeiden. Die Behandlung als meistbegün⸗ stigte Nation betreffe nur Handelsverträge. Der Minister des Auswärtigen, Assim Pascha, hat die Botschafter der euro⸗ päischen Mächte mündlich versichert, daß die Schließung der
gricchischen Postanstalten nicht als ein Präzedenzfall für die Schließung anderer ausländischer Postämter anzusehen sei.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. Novem⸗ ber. (St. Pet. Ztg.) Gestern hatte der österreichisch⸗ ungarische Botschafter Graf Kalnoky de Köröspatak die Ehre, sich von dem Kaiser zu verabschieden und Sr. Majestät sein Abberufungsschreiben zu überreichen. Unmittel⸗ bar hierauf wurde Graf Kalnoky von der Kaiserin in⸗ Abschiedsaudienz empfangen. 88 b
— 3. Dezember. (W. T. B.) Wie der „Regierungs
Anzeiger“ meldet, sollen die Verhandlungen in allen Prozessen wegen Staatsverbrechen sowie in solchen, welche geeignet erscheinen, die Bevölkerung besonders aufzu⸗ regen, bei verschlossenen Thüren geführt werden. — Das Journal de St. Pétersburg“ tritt der Behauptung der „Times“ entgegen, daß Rußland vorgeschlagen habe, auf eigene Rechnung die Verwaltung einer türkischen Provinz zu übernehmen, um aus den Einkünsten dieser Pro⸗ vinz die ihm unter dem Titel einer Kriegsentschädigung ge⸗ schuldeten Summen zu decken. Das genannte Journal er⸗ klärt, ein derartiger Vorschlag sei niemals gemacht worden, und die Behauptung sei eine reine Erfindung. Es sei nie⸗ mals von einer allgemeinen Einmischung in die Finanzver⸗ wallung des ottomanischen Reiches noch von der Konfiskation ner Provinz die Rede gewesen.
Schweden und Norwegen. Stock ho Im, 29. November. (Hamb. Corr.) Die Landesvertheidigungs⸗Kommis⸗ sion begann am Sonnabend ihre definitiven Verhandlungen über die Heeresreorganisation und erledigte die Paragraphen, betreffend die Zusammensetzung des Heeres. Es wurde be⸗ schlossen, daß das schwedische Heer in Friedenszeiten aus 26 Regimentern Infanterie, 10 Regimentern Kavallerie, 6 Re⸗ gimentern Zeld⸗Artillerie, 2 Regimentern Festungs⸗Artillerie, 2 Regimentern Pionieren sowie 6 Train⸗Bataillonen beste⸗ hen soll. Auf dem Kriegsfuß und noch mehr auf „verstärk⸗ tem Kriegsfuß“ wird das Heer vergrößert werden; hierüber fehlen indessen noch die näheren Details. Diese Beschlüsse wurden in der Kommission mit 14 gegen 10 Stimmen an⸗ genommen.
Amerika. (Allg. Corr.) Die Zolltarif⸗Konvention in New⸗York hat nach einer stark protektionistischen Rede Coopers den Senator Warner Miller zum Vorsitzenden erwählt. In seiner Rede sprach er sich über den agitatorischen Zweck der Konvention aus, die gesetzgebenden Körperschaften zu ent⸗ sprechenden Schritten zu drängen. Er meinte, die Konventien habe Recht daran gethan, in New⸗York zu tagen, das, wie er hoffe, sich unzweideutig sür Schutzzoll erklären werde. New⸗ York City habe 165 Millionen in Fabriken angelegt, die 273 000 Menschen beschäftigten. Er befürwortete Schutz⸗ zoll in jedem Sinne und höhere Löhne für Alle. Dann wurde ein Brief des Staatssekretärs Blaine verlesen. Derselbe schreibt, daß er an der Diskussion der Zolltarif⸗ und Schiff⸗ fahrtsfrage nicht theilnehmen könne, glaubt aber seine Ueber⸗ zeugung aussprechen zu können, daß der Schutzzoll niemals eine so breite Grundlage in den Vereinigten Staaten gehabt habe, als jetzt; früher hatten Länge und Breite einigen Ein⸗ fluß darauf, jetzt aber könnten enthusiastische Schutzzöllner in Alabama und in Massachusetts, in Illinois wie in Pennsylvanien gefunden werden, der Westen und Süden begegneten sich mit dem Norden und Osten in dem Glauben, daß einige Industrien in je⸗ dem Staate der Union ermuthigt und entwickelt werden sollten. „Ich möchte mit Rücksicht auf unsere Schiffahrt mit derselben Zuversicht sprechen können, aber ich bin einigermaßen ent⸗ täuscht, wenn ich sehe, daß der amerikanische Gesandte in Bra⸗ silien, der jetzt auf dem Wege nach Rio de Janeiro ist, seinen Weg über England oder Frankreich nehmen muß, um auf seinen Posten zu kommen. Wir zahlen Brasilien häcc 40 Millionen in Gold, um unsere Handels⸗
ilanz auszugleichen, Brasilien trägt dies Geld’ aber nach Europa, um dort sich Dinge zu kaufen, die wir ihm zum Theil auch liefern könnten. Die brasilianischen Kaufleute können leicht nach England und Frankreich kommen, wir haben aber niemals die Weisheit erkannt, den Brasilianern Gelegenheit zu geben, nach den Vereinigten Staaten zu kom⸗ men.“ Dann wurde über die Entscheidungen des Schatzamts in Zolltariffragen debattirt und erkannt, daß sie immer im Sinne des Schutzzolls ausfallen müßten. Darauf wurde die Frage der inländischen Steuern erörtert, und Dr. Kelly, Repräsentant für Philadelphia, empfahl die Aufhe⸗ bung sämmtlicher inländischen Steuern, was mehr als alle Gesetzgebung zur Verschmelzung der verschiede⸗ nen Theile des Landes thun werde. Dann wurde der Schiffbau besprochen. In der nächsten Sitzung, die übrigens schwächer besucht war, kam der Vorschlag zur Sprache, im Kon⸗ gresse den Antrag einzubringen, daß eine Kommission zur Ne⸗ vision der Zölle (im schutzzöllnerischen Sinne) nieder⸗ gesetzt werde. Mr. Thompson befürwortete unbeschränkte Silbderausprägung und die Ermächtigung, Greenbacks
3prozentige Bonds bei dem Schatzamte einzutauschen.
Die Nr. 48 des Central⸗Blatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: ell, und Steuerwesen: Zollerlaß für zur Kur eingeführte, vor
Wiederausfuhr krepirte Pferde. — Konsulatwesen: Ernennung. — Abgrenzung eines Amtsbezirks. — Exrequaturertheilung. — Marine und Schiffahrt: Erscheinen eines weiteren Heftes der Entscheidungen des Ober⸗Secamts und der Secämter. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. in von E. Schloemp in Leipzig liegt uns vor unter dem Titel: „Aus dem Zauberland! Alte Märchen von Tantchen Ungenannt (U. B. Celius). Der in buntem Deckel geschmackvoll gebundene Band, welcher mit 6 trefflich ausgeführten Holzschnittvollbildern, zahlreichen Pignetten, Initialen ꝛc. von Kleinmichel und Bartsch illustrirt ist, bringt folgende 10 Märchen: Waldmweibchen. — Die Schlangenkrone. — Der Wunderstein. — Fingerhütchen. — Die 3 Gärtnerzsöhne. — Rönig Bubu. — Das singende Rohr. — Vom Prinzeßchen, das tanzen wollte. — Die Wunderrose. — Thränenblüthe. — Ein gutes, euet Märchenbuch wird noch immer eine willkommene Gabe für den Weihnachtstisch der Kleinen sein, deren liebste Unterhaltung ein
önes Buch ist und bleibt. Mit diesen dem Volksmunde an⸗ prechend nacherzählten Märchen wird sich die Jugend freuen, ihrem Märchenschatz neue anmuthige Bestandtheile eingereiht zu sehen, und wird das Büchlein eine willkommene Zugabe zur Ausstattung des Weih⸗
neues Weihnachtsbuch für die Jugend aus dem Verlage
nachtstisches sein. Die Verfasserin hat es verstanden, für das Kinder⸗ gemüth faßlich und anregend zu erzählen. Sie benutzt zwar hier und da schon vorhandene Stoffe aus älteren meist wenig bekannten Mär⸗ chen, wußte denselben aber eine so poetisch originelle Färbung zu geben und sie in ein streng ethisches Gewand zu kleiden, daß man auch vom pädagogischen Standpunkt aus diese neue Märchensamm⸗ lung angelegentlich empfehlen kann. — Das Buch hat den mäßigen
Preis von 2 ℳ
In demselben Verlage erschien soeben: Literarische Stoßvögel. Neue Randglossen zu Streit⸗ und Zeitfragen von Dr. R. Treitschke. Der Verfasser hat hier eine Reihe von mit dialek⸗ tischer Schärfe und in tadellosem Stile geschriebenen Essays über in⸗ teressante, tagesgeschichtliche Themen gesammelt, welche wir als anziehende Lektüre empfehlen können. Die Abhandlungen behandeln folgende Gegenstände: 1) Verkennung der Vergangenheit. 2) Zur Poesie des Märchens. 3) Boccaccio's Decamerone. 4) Ueber Fremd⸗ wörter, besonders in der deutschen Sprache. 5) Romanische Sprachen und ihre Literaturmission. 6) Pedanten und Charlatane. 7) Zur Würdigung Gellerts. 8) Shakespeare als Geschichtsdenker. 9) Hans Sachs und altdeutsches Theater. 10) Philister und Sonderlinge. 11) Deutsche Romantik und Klassicität. 12) Goethe's religiöse Ueber⸗ zeugungen. Der sauber ausgestattete Band kostet geheftet 2 ℳ 50 ₰, eleg. gebunden 3 ℳ 50 ₰.
— Von dem illustrirten Prachtwerk: „Ein Spaziergang um die Welt“, vom Freiherrn Alex. von Hübner (Leipzig bei Schmidt u. Günther) sind soeben die 28. bis 30. Lieferung erschienen. Dieselben behandeln Peking, das Niniveh des Ostens, wo alles großartig, titanenhaft ist. Die Stadtmauern sind 50 bis 60“ hoch, bis 50" breit, und ihr Umfang beträgt mehr als 20 englische Meilen. Die Hauptstadt des Reiches besteht aus der „Tartaren⸗“ und aus der „chinesischen Stadt“. Im Mittelpunkt der tartarischen Stadt liegt der Palast des Kaisers. Auf den Straßen herrscht das regste Leben und Treiben: Kameele ziehen in endlosen Reihen in den Straßen dahin. Im Süden liegt das industrielle Viertel; jenseits dehnt sich die sandige Ebene aus. Die Nord⸗ und Ostwinde brausen über sie hin, prallen an die Stadtmauer, begraben sie zuweilen bis auf halbe Höhe in die herangeblasenen Sandwogen. Es giebt nichts Traurigeres als die Umgebung von Peking, ein Lager der Barbaren auf der Beiwacht. In der Mitte steht das Zelt ihres Häuptlings; zugleich dient es denen, die das Feld bebauen, als Zu⸗ fluchtsort. Peking ist das Urbild der alten biblischen Großstädte, ein Babylon, ein Niniveh; ungeheuerlich, roh, heroisch. — Unter den Vollbildern erwähnen wir: Die Ringmauern von Peking, Ein Leichenbegängniß, Die chinesische Mauer, Die charakteristischen Tempel u. . vw.
Gewerbe und Handel.
Amtlichen Nachrichten zufolge ist die Rinderpest im Gouver⸗ nement Warschau*) neuerdings auch in dem Dorfe Ostrowo und auf dem Vorwerke Natolin, Kreis Nowo⸗Minsk, sowie in den Dörfern Grabie⸗polskie und Ludwikow, Kreis Gostynin, ausgebrochen.
— Nach einer aus Moskau hierher gelangten Mittheilung ist über das Vermögen der dortigen Firma M. A. Duske — Ma⸗ schinen⸗, Eisen⸗ und Tertilwaaren⸗Importgeschäft — der Konkurs eröffnet worden. Der Inhaber der Firma M. A. Duske soll flüchtig geworden sein. “
— Salings Börsen⸗Jahrbuch für 1881/82, die Fort⸗ setzung der allgemein verbreiteten „Salingschen Börsenpapiere“, ist, wie die Verlagshandlung mittheilt, so eben in zweiter unveränderter Auflage erschienen; von der ersten wurde die letzte Lieferung im September d. J. ausgegeben. Wir weisen bei dieser Gelegenheit aufs Neue auf dieses Werk empfehlend hin, welches sich als ein un⸗ entbehrliches Handbuch für Banquiers und als zuverlässiger Berather bei Kapitalsanlagen bewährt hat.
London, 1. Dezember. (Allg. Corr.) Der Direktor der Münze der Vereinigten Staaten veranschlagt in seinem Jahresbericht den in der Union am 1. November vorhanden gewesenen Betrag an Goldmünze und Goldbarren auf 568 000 000 Doll. und den an Silgermünze und Silberbarren auf 180 000 000 Doll.: macht zusammen 743 000 000 Doll. Die Edelmetall⸗Produktion der Ver. Staaten umfaßte in dem am 1. Juli 1881 endenden Fiskal⸗ jahre 36 500 000 Doll. Gold und 42 100 000 Doll. Silber. Die Produktion der Welt im J. 1880 wird auf 107 000 000 Doll. Gold und 87 500 000 Doll. Silber veranschlagt. Die Welt kon⸗ sumirte in dem genannten Jahre für Künste und Fabrikate Gold im Betrage von 75 000 000 Doll. und Silber im Betrage von 35 000 000 Doll., wovon 11 000 000 Doll. Gold und 6 000 000 Doll. Silber in den Vereinigten Staaten ver⸗ braucht wurden. Der Geldumlauf der hauptsächlichsten Länder der Welt wird wie folgt veranschlagt: in Münze: Gold 3 221 000 000 Doll., Silber 2 538 000 000 Doll.; macht zusammen 5 759 000 000 Doll.; in Papier 3 644 000 000 Doll. Die Münze der Vereinigten Staaten empfing im Laufe des Fiskaljahres 193 371 101 Doll. in Gold und 32 854 421 in Silber, im Ganzen 223 225 522 Doll. oder 50 % mehr als in irgend einem der vorhergehenden Jahre. 95 Mil⸗ lionen Dollars in Gold kamen vom Auslande.
Wien, 3. Dezember. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Staatsbahn hat die Einlösung des Januarcoupons mit 20 Frcs. entsprechend den statutarischen Bestimmungen beschlossen. — Das Gerücht von Verhandlungen der Staatsbahn wegen Ankaufs der Böhmischen “ n entbehrt, der „Neuen Freien Presse“
ufolge, jeder Begründung. x zuf 2. Dezember. (W. T. B.) In der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert.
Havre, 2. Dezember. (W. T. B.) Wollauktion. Belebt, zu vollen Preisen bezahlt. 1769 B. angeboten, 1077 B. verkauft.
New⸗York, 2. Dezember. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 215 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 38000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 41 000 B., Vorrath 923 000 B.
Verkehrs⸗Anstalten.
Plymouth, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Ha Postdampfer „Bohemia“ ist hier eingetroffen.
*) conf. Reichs⸗Anzeiger Nr. 279 de 1881.
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Berlin, 3. Dezember 1881.
Im Allerhöchsten Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin besuchte die Palastdame Gräfin Hacke heute Vormittag den im Ritterschaftsgebäude am Wilhelmsplatz eröffneten Bazar des Invaliden⸗Industrie⸗ vereins, um Einkäufe zu machen. Auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl hat Einkäufe befohlen, Prinz Georg Höchstseinen persön⸗ lichen Besuch angemeldet. Der Bazar, der außer den Arbeiten der Frauen der Invaliden auch zahlreiche Handarbeiten der Damen des Vereins sowie kostbare Geschenke der namhaftesten Berliner Fir⸗ men birgt, verspricht dem Verein und seinen Schützlingen reiche Mittel zuzuführen. — Gleichzeitig findet im Katholischen Schulhause an der Hedwigskirche ein Verkauf zum Besten der katholischen Waisenkinder statt. 8
Im Verfolg der Mittheilung in Nr. 270 des „Reichs⸗Anz.“ über die von den Vorständen der permanenten Kunstausstellung
und des Kunstgewerbemuseums zu Berlin ausgeschriebene Preisbewerbung um Staatsehrenpreise entnehmen wir dem „Centralbl. der Bauv.“ daß der Minister für Handel und Gewerbe die Vorschläge der Beurtheilungskommission für Zuerkennung der Ehrenpreise bestätigt hat. Der erste Ehrenpreis für ein Banner zum Tragen in einem Festzuge ist der Firma Bessert⸗Nettelbeck zuerkannt worden. Für einen Mantel um ein Eckheizregister erhielten die Thonwaarenfabrik der Magdeburger Bau⸗ und Kredit⸗Bank vorm. Duvigneau & Co. in Magdeburg den ersten Ehrenpreis, für einen Blumentisch in Schmiedeessen Carl Schulz in Berlin den ersten und
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Paul Marcus den zweiten Ehrenpreis. Bei Vertheilung der Preise für einen Satz von 3 Bilderrahmen wurde der erste Preis Karl Röhlich vorm. Robert Laue & Rebling, der zweite Preis Vogts & Winzmann und außerdem noch ein weiterer Preis Dunkel & Zicken⸗ drath zuerkannt, waͤhrend für ein farbiges Glasfenster Zippel & Brock in Berlin mit dem ersten, Westphal & Ganter mit dem zweiten und endlich J. Schmidt noch mit einem Zusatzpreise ausgezeichnet wurden.
Zu der am 21. November stattgehabten Eröffnung des neuen Museums⸗Gebäudes hatte die Direktion des Kunstgewerbe⸗ Museums eine Festschrift ausgegeben, welche zunächst eine Dar⸗ stellung der allgemeinen Entwickelung des Museums und sodann eine Beschreibung der Sammlung und der Bibliothek desselben bietet. Daran reihen sich eine Darlegung der Organisation der Unterrichtsanstalt nebst beigefügten Unterrichtsplänen und eine Schilderung des neuen Museums⸗ Gebäudes nebst den Namen der Meister und Mitarbeiter. Am Schlusse sind die Vorstandsmitglieder des Museums verzeichnet. Die Schrift ist sehr würdig ausgestattet, auf Schöpfpapier gedruckt und mit zahlreichen Radierungen geschmückt. Besonders wohl⸗ gelungen sind die Außenansicht des Gebäudes und die Ansicht des Lichthofes (von Lorenz Ritter in Nürnberg) Die in den Tert vertheilten, flüchtiger behandelten Radirungen führen das Bildniß des Erbauers Martin Gropius, figürliche und orna⸗ mentale Details des Museums⸗Inneren und Aeußeren sowie Ansichten der ehemaligen Kunstkammer des Königlichen Schlosses (im Jahre 1696) und des provisorischen alten Museumsgebäudes in der Porzellan⸗ Manufaktur vor Augen.
Soeben erschien und kann durch W. Haynels Buchhandlung in Emden bezogen werden: Der Untergang des Dampf⸗ baggers des Baukreises Emden, des Lootsschooners „Ems“ und des Schleppdampfers „Pony“ in der Nacht vom 14. zum 15. Oktober 1881, herausgegeben von Oscar Kindermann (Kommissionsverlag von W. Haynels Buchhandlung in Emden). Durch den so traurigen Untergang der be⸗ zeichneten drei Fahrzeuge sind 14 Familien ihres Ernährers beraubt; 11 Wittwen und 37 Kinder beklagen den frühzeitigen Tod ihres Gatten und Vaters, 1 Elternpaar und 2 Wittwen den unersetzlichen Verlust ihres treusorgenden Sohnes. Der Reinertrag ist zur Christ⸗ bescheerung für bedürftige Hinterbliebene der verunglückten Besatzung bestimmt. Ohne der Mildthätigkeit Schranken zu setzen, ist der Preis dieses Schriftchens auf nur 15 ₰ festgesetzt.
Leipzig, 1. Dezember. (Dr. J.) Nach einer Bekanntmachung des hiesigen Raths vom 30. November haben die ernannten Testa⸗ mentsvollstrecker den Nachlaß des verstorbenen Franz Dominiec Grassi, welcher bekanntlich die Stadt Leipzig zur Erbin seines nach Abzug einer Anzahl Legate verbleibenden Vermögens eingesetzt hat, regulirt und hierüber Rechnung abgelegt. Diese Rechnung ist vom Rath für richtig befunden worden, und der letztere bringt nunmehr zur Kenntniß der Bewohnerschaft, daß der Bestand des Nachlasses zu den Coursen des Ablieferungstages nebst den bis zu dem letzteren gerechneten Zinsen auf 2 327 423 ℳ festgestellt worden ist, sowie daß der Rath beschlossen hat, von der Grassi'schen Erb⸗ schaft a. 600 000 ℳ dem hiesigen Orchesterpensionsfonds behufs Gründung von 20 neuen pensionsberechtigten Stellen beim Stadt⸗ orchester zu überweisen, b. behufs sofortiger Erbauung eines neuen Konzerthauses der Direktion der Gewandhauskonzerte eine Ga⸗ rantiesumme bis zur Höhe von 400 000 ℳ als zinsfreien Vor⸗ schuß und unter der Bedingung späterer allmählicher Tilgung zu ge⸗ währen, c. ein „Museum Grassi', zunächst zur Aufnahme des Museums für Völkerkunde und des Kunstgewerbe⸗Museums bestimmt, zu errichten.
Aurich, 30. November. (Neue Hannov. Ztg.) In der heutigen Sitzung der außerordentlichen Synode der evangelisch⸗reformirten Gemeinden der Provinz Hannover wurde die Spezialdebatte des Synodalentwurfs fortgesetzt. Die §§. 2, 3, 4, 5 und 6 wurden mit einigen redaktionellen Aenderungen angenommen. §. 7 wurde an eine Kommission verwiesen. Die §§. 8, 9, 10, 11, 12, 13 und 14 fanden nach längerer Debatte mit einigen von der Synode beliebten Aenderungen Annahme.
London, 1. Dezember. (Allg. Corr.) In der Alberthalle zu Süd⸗Kensington eröffnete gestern der Lordmayor die inter⸗ nationale Ausstellung von Rauch verhindernden Appa⸗ raten und Vorrichtungen, mit welcher zugleich praktische Ver⸗ suche und Prüfungen der ausgestellten Apparate verbunden sein wer⸗ den. Für die Prüfung der ausgestellten Gegenstände hat die Gesell⸗ schaft für Rauchverhinderung eine Summe von nahezu 2000 Pfd. Sterl. ausgesetzt. Den erfolgreichen Ausstellern werden goldene, sil⸗ berne und bronzene Preismedaillen sowie Ehrendiplome zuerkannt werden. Die Ausstellung zerfällt in vier Gruppen. Die erste Gruppe umfaßt die häuslichen Vorrichtungen für den Kohlenverbrauch, die zweite diejenigen für die Anwendung von Gas, die dritte, Erfindun⸗ gen in der Behandlung von heißer Luft und heißem Wasser und die vierte alle Arten ausländischer Rauchverhinderungs⸗Erfindungen. Die Zahl der deutschen Aussteller ist nur gering. Der Eröffnungsfeier wohnten u. A. der Marquis von Lorne und seine Gemahlin, die Prinzessin Louise, bei.
Im Residenz⸗Theater eröffnete gestern Hr. Carl Mittell vom Thalia⸗Theater in Hamburg einen Gastspieleyklus in der Novität „Sphinre, einem vieraktigen Schauspiel, welches von einer Dame, Frl. D. Duncker, verfaßt ist. Der Gast wurde sehr freund⸗ lich, das Stück nicht gerade unfreundlich aufgenommen. Der eigent⸗ liche Held des letzteren ist ein talentvoller junger Dichter, Felir Vanelli, der nach Jahrzehnten von seinem ihm bisber unbekannten Vater, Krüdner, aufgesucht und mit Hülfe der jungen Nichte, Hertha, aus seiner früheren zweideutigen Gesellschaft losgelöst wird, Wum sich, im Kreise guter Menschen durch neu angefachte Anstrengungen den Dichterlorbeer zu erringen. Diesem Haupt⸗ motive der Handlung steht ein zweites untergeordnetes zur Seite. Anonyme Briefe bringen ein Liebesbündniß zwischen Dr. Randow und einer zweiten Nichte Krüdners, Mathilde, zu Stande. Den Titel führt das Schauspiel nach dieser auf den Helden in keiner Weise wirkenden Mathilde. Dem Stück fehlt demnäch jene Einheit⸗ lichkeit der Handlung, die zu einer abgerundeten, gefälligen Wirkung nothwendig ist. Durch die Spaltung des Interesses wird eine wirklich warme Theilnahme in dem Zuschauer ver⸗ hindert und der Gesammteindruck geschädigt. Ueberdies würde die Dichtung erheblich an Werth gewinnen, wenn man sich entschlösse, manche ermüdend wirkende Länge zu kürzen. Eine febh unwahrscheinliche Person hatte Hr. Kober als Vater Krüdner, zu spielen, der 35 Jahre lang sich nicht um seinen Sohn kümmert, aber doch ein guter edler Mensch sein soll und im Sohn die Freude seines Alters sehen will. Die Darstellung des Dichter⸗ sohnes, Felir Vanelli, war der bewährten Kunst des Hrn. Carl Mittell anvertraut, der das beste that, um die Unwahrscheinlichkeiten und Risse des Schauspiels einigermaßen zu verdecken. Sein Auf⸗ treten war gewandt und sicher, doch versprechen wir uns größeren Genuß, wenn er in einer dem Künstler mehr zusagenden Rolle erscheint. Hr. Kober fand fich mit dem Schwäch⸗ ling von Vater nach besten Kräften ab. Lobende Er⸗ wähnung verdienen noch Hr. Lüpschütz, der in der kleinen Rolle des Antiquitätenhändlers, und Hr. Rahn, der als Doktor Randow sich Beifall errang. Die Damen Frl. Berger und Frl. Jolanda spielten ihre Partien recht hübsch, mit wahrer Empfindung und guter Laune. Frl. Hagen bot uns als den Dichter verlockende Sängerin Marion Alrbo eine zu wenig elegante Erscheinung, um an eine Sirene glauben zu machen. Das Haus war sehr gut beseßt. Beifall nach jedem Akte blieb nicht ohne Widerspruch. Die fasserin wurde gerufen und erschien nach dem dritten und viert
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