Anleihescheines für das Halbjahr vom. .. bis mit (in Buchstaben) Mark Pfennig bei der Kämmereikasse zu Burg und bei den bekannt gemachten Einlösestellen. Burg, den . ten 1 Der Magistrat. Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach der Fälligkeit, vom Schluß des betreffenden Kalenderjahres an gerechnet, erhoben wird.
Provinz Sachsen. Regieru
Regierungsbezirk Magdeburg. Anweisung 1 zum Anleiheschein der Burg Ausgabe, Buchstabe.. über
Mark Reichswährung.
zu dem Anleiheschein Buchstabe Nr. ůüber Mark Reichswährung zu Vier Prozent Zinsen die .. . te Reihe Zinsscheine für die fünf Jahre vom.. ten his .. bei der Kämmereikasse zu Burg und bei den mit der Zinsenzahlung betrauten Stellen, sofern dagegen Seitens des als solcher legitimirten Inhabers des Anleihescheines kein Widersprnch erhoben ist.
Burg, den sen . ... Der Magistrat. .
Anmerkung. Die Namensunterschriften des Bürgermeisters und eines Magistratsmitgliedes können gedruckt werden, jedoch muß jeder Zinsschein und jede Anweisung die eigenhändige Namensunter⸗ schrift eines Kontrolbeamten enthalten.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der Privatdozent Lic. L. Lemme bei der evanggelisch⸗ theologischen Fakultät der Universität in Breslau ist zum außerordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden. 6 8
1“
Bekanntmachung.
Unter Berücksichtigung der in den Einkaufspreisen meh⸗ rerer Droguen und Chemikalien eingetretenen Veränderungen und der hierdurch nothwendig gewordenen Aenderung in den Taxpreisen der betreffenden Arzneimittel habe ich eine Revision der Arznei⸗Taxe angeordnet und hiernach eine neue Auflage derselben ausarbeiten lassen, welche mit dem 1. Januar 1882 in Kraft tritt.
Berlin, den 21. November 1881.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗
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Preußen. Berlin, 13. Dezember. Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse desselben für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Justizwesen, der Ausschuß für Justizwesen und der Ausschuß für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
— In der heutigen (15.) Sitzung des Reichstags, welcher die Staats⸗Minister Maybach und von Boetticher, sowie mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, setzte das Haus zunächst die zweite Be⸗ rathung des Reichshaushalts⸗Etats pro 1882/83 mit der Diskussion über die der Budgetkommission zur Vorberathung überwiesenen Theile des Etats für die Verwaltung der Eisenbahnen fort. Der Abg. Schrader erstattete den mündlichen Bericht der Budgetkommission und beantragte, die betreffenden Einnahme⸗ und Ausgabetitel des Ordinariums u bewilligen, jedoch die im Dispositiv in Parenthese gesetzten
orte bei Titel 2, 3 und 4: „Diese 3 (Billetdrucker), 10 (Centralbureau- und Haupt⸗ kassendiener), 32 (Portiers), 304 (Weichensteller ꝛc.), 195 (Rotten⸗ führer), 736 (Baha⸗ ꝛc. wärter), 267 (Lokomotivheizer), 289 GBremser und Schmierer), 14 (Magazinaufseher) kommen künftig in Wegfall“ zu streichen.
Der Kommissarius des Bundesraths, Geh. Regierungs⸗ Rath Dr. Schulz führte aus, daß es der Regierung fern ge⸗ legen, durch die vorgeschlagenen Maßregeln die Beamten schädigen zu wollen; im Gegentheil wolle sie bei der Verschieden⸗ heit der Kosten für den Lebensunterhalt in den verschiedenen Di⸗ strikten der Eisenbahnverwaltung den in den theuereren Städten Angestellten eine höhere Besoldung gewähren. Innerhalb des Rahmens der etatsmäßigen Besoldung sei dies aber nicht möglich, sondern nur auf dem Wege einer diäütarischen An⸗ stellung der Beamten. Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats⸗Minister Maybach, sprach seine Anerkennung aus über das Wohlwollen, welches das Haus den Staatsbeamten entgegenbringe. Die Regierung werde jedes Benefiz für ihre Beamten mit Freuden ergreifen. Er hoffe, daß das Haus den Anträgen auf eine höhere Besoldung der Beamten oder auf eine Ge⸗ währung von Ortszulagen seine Zustimmung nicht versagen werde. Der Abg. Frhr. von Minnigerode bemerkte, daß er und seine Freunde alles vermieden wissen wollten, was Gegnern des Staatsbahnsystems eine Handhabe gegen dasselbe bieten könne, und daß sie deshalb für die Kommissions⸗ anträge stimmen würden. Der Abg. Möller erklärte sich gegen das System, die etatsmäßigen Beamten durch düätarisch angestellte zu ersetzen. Die Pensionsverhältnisse der Beamten würden durch eine derartige Maßregel alterirt und die Stellung der Beamten eine unsicherere, abhängigere von dem Wohlwollen der Vorgesetzten. Das zeige ein Fall in Königsberg, wo man diätarisch angestellte Beamte entlassen habe, lediglich weil sie eine Petition hätten an den Landtag richten wollen. Der Abg. Dr. Lingens empfahl für sich und seine politischen Freunde, den Beamten das zu ge⸗ währen, was ihnen rechtmäßig und zweckmäßig gewährt werden könne. Eine Anstellung 2₰ Kundigund sei eine be⸗ denkliche Sache. Die Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse könne auch erfolgen bei etatsmäßiger Anstellung der Beamten. Der Abg. Büchtemann hob hervor, daß der Antrag, so wie er von der Kommission ausgegongen, nichts mit poli⸗ tischen Gesichtspunkten, die der Abg. von Minnigerode hervorgehoben, zu thun habe, sondern ein rein humanitärer sei. Durch die Vorschläge der Regie⸗ rung wuürden Zustände geschaffen, die zur Sozial⸗ demokratie führten. Der Staats⸗Minister Maybach hob hervor, daß nicht finanzielle Gründe die Regierung zu der vorgeschlagenen Maßregel bestimmt hätten, sondern daß dieselbe
ß man bei einer etatsmäßigen Besoldung an ein Maximum und Minimum gebun⸗ den sei und auf lokale Verhältnisse keine Rücksicht nehmen könne. Der Abg. Büchtemann blieb bei der Behauptung, daß finan⸗ zielle Rücksichten doch mit maßgebend gewesen seien, stehen. Der Antrag der Budgetkommission wurde angenommen. Das Haus trat hierauf, bei Schluß des Blattes, in die Berathung des Antrages, betreffend die Errichtung eines Reichstags⸗ gebäudes, ein.
— In Bezug auf die Strafbarkeit der Aufreizung zum Klassenhaß (§. 130 Strafgesetzbuch) hat das Reichsgericht, I. Strafsenat, durch Urtheil vom 24. Okto⸗ ber d. J. folgende Entscheidung gefällt: „Im Gegensatz zu §. 126 Str. G. B., welcher zu seiner Anwendung verlangt, daß der öffentliche Frieden gestört ist, spricht §. 130 Str. G. B. von einer Gefährdung des öffentlichen Friedens. Der öffentliche Friede besteht in dem Zustand des beruhigenden Bewußtseins der Staatsangehörigen, in ihren berechtigten Interessen ge⸗ nügend geschützt zu sein und zu bleiben. Gestört ist sonach der öffentliche Friede, wenn dieser Zustand der Beruhigung sich in einen Zustand der Beunruhigung umgewandelt hat, gefährdet aber schon dann, wenn die Möglichkeit dieser Um⸗ wandlung vorliegt. Des Delikts des §. 130 des Str. G. B. erscheint darum Derjenige schuldig, welcher durch öffentliche Anreizung verschiedener Klassen der Bevöl⸗ kerung zu Gewaltthätigkeiten gegen einander die Möglich⸗ keit eines Bruchs des öffentlichen Friedens herbeigeführt hat. Daß die Anreizung solche Gewaltthätigkeiten wirklich zur Folge gehabt oder auch nur eine zum Ausbruch derselben geneigte Strömung wirklich hervorgerufen haben müßte, kann nicht verlangt werden, denn der §. 130 Str. G. B. will nur die Möglichkeit verhindern, daß es zu einer Störung des öffent⸗ lichen Friedes kommen könne. Dieser Friede aber würde als bereits gestört bezeichnet werden müssen, wenn die Anreizung den Ausbruch von Gewaltthätigkeiten wirklich nach sich gezogen hätte, oder auch nur die Bevölkerungsklassen von einer feind⸗ seligen Gesinnung gegen einander wirklich ergriffen worden wären; wie aber auch die Möglichkeit einer Störung des öffentlichen Friedens schon dann vorliegt, wenn nur die Mög⸗ keit gegeben ist, daß die Anreizung eine feindselige Gesinnung hervorrufen kann, dieselbe also hierzu geeignet erscheint. Auch weisen die Worte des §. 130 Str. G. B. „öffentlich anreizen“ darauf hin, daß die Anreizung sich weder hinsichtlich der Ge⸗ sinnung der verschiedenen Volksklassen gegen einander noch nach Außen hin wirksam erwiesen haben muß“.
— Der General⸗Lieutenant von Hartmann, Direktor des Departements sür das Invalidenwesen im Kriegs⸗ Ministerium, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.
Essen, 12. Dezember. (W. T. B.) Wie die ‚Essener Zeitung“ meldet, hat der „Westdeutsche Bund selbstän⸗ diger Handwerker“ in einer am 11. d. in Cöln abge⸗ haltenen Versammlung cine Adresse an den Reichs⸗ kanzler gerichtet, in welcher es u. A. heißt:
Seit dem Erlaß Sr. Excellenz des Ministers für Handel und Gewerbe Herrn Maybach, vom 4. Juni 1879, betreffend die Reor⸗ ganisation der Innungen, hat sich des ganzen deutschen Handwerks wieder das Gefühl froher Hoffnungen und Zuversicht bemächtigt und überall zur regen Betheiligung an einer allgemeinen und gesunden Vereinigung des ganzen Handwerks beigetragen. Besonders mächtig hat sich diese Bewegung in unseren westtlichen Provinzen vollzogen und haben die ergebenst Unterzeich⸗ neten schon in verflossener Reichstagsperiode ihre Wünsche Ew. Durch⸗ laucht, sowie dem hohen Reichstag zur geneigten Berücksichtigung empfohlen, ohne jedoch von der früheren liberalen Majorität des hohen Deutschen Reichstages ihre mäßigsten Wünsche erfüllt zu sehen. Ew. Durchlaucht haben die Initiative ergriffen, um auf wirthschaft⸗ lichem Gebiete mit dem Staat und Gesellschaft gleich schwer schädi⸗ genden Prinzipe des freien Gewährenlassens der wirthschaftlichen Kräfte zu brechen. An, die Stelle des vollständigen Frei⸗ handels, welcher uns in eine unfruchtbare Abhängigkeit vom Auslande gebracht hat und das Nationalvermögen zum Nutzen einer Minderheit vergeudete, unsere eigene Industrie lähmte und gänzlich in Frage stellte, ist ein vorsichtig berechnetes und mäßiges Schutzzollsystem getreten, welches trotz seiner kurzen Dauer und der Nachwirkung des bisherigen Freihandelssystems schon eine bedeutende Besserung der industriellen Verhältnisse erkennen läßt. In dem neuen Innungsgesetze erkennen wir den wohlwollenden Versuch, das mehr und mehr heruntergekommene Handwerk wieder zu organisiren und ihm zur treuen und pflichtgemäßen Mitarbeit im Staate wieder Gelegenheit zu bieten. Das Unfallversicherungsgesetz giebt uns den Beweis, daß Ew. Durchlaucht der Fürsorge für die große Masse der wirthschaft⸗ lich Schwachen Ihre ganze Aufmerksamkeit zuwenden und erfüllt uns mit Dank, da dieser Stand durch die Auflösung des selbständigen sammeeke fortwährend verstärkt wird. Die von 350 Mitgliedern be⸗ uchte Versammlung faßte folgenden Beschluß: „Die heute im großen Saale des Fränkischen Hofes tagende Versammlung selbständiger Handwerker erklärt ihre prinzipielle Zustimmung zu den von der 85 Reichsregierung angebahnten Reformen auf wirthschaftlichem
ebiete.“
— 12. Dezember. (W. T. B.) Der ‚Essener Zeitung“ zufolge ist in der am 11. d. M. in Düsseldorf adgehalte⸗ nen Generalversammlungo„des Vere ins deutscher Eisenhüttenleute folgendes Telegramm an den Reichskanzler gesendet worden:
„300 hier versammelte Mitglieder des Vereins deutscher Eisen⸗ hüttenleute danken Ew. Durchlaucht 8s die segensreich wirkende Wirthschaftspolitik, welche die Wiederkehr besserer Zeiten für Werke und Arbeiter herbeigeführt hat.
Der Vorsitzende: C. Lueg.“
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen. 10. Dezember. (Mgdb. Ztg.) Am Schluß der gestrigen Sitzung wurde der Landtag durch Herzogliches Dekret auf unbestimmte Zeit vertagt. Zuvor wurden noch die Finanz⸗ vorlagen der Regierung einstimmig genehmigt. 8 1
Niederlande. Hzag 8 *8 Dezember. (W. T. B.) et
Die Zweite Kammer be anläßlich einer Interpellation van Houtens die Eidesfrage und nahm mit 62 gegen 16 Stimmen einen Antrag Schaepmans an zu Gunsten einer Restriktion der Eidesleistungen und einer Revision der auf den Eid bezüglichen Gesetzgebung. Die Regierung hatte diesem Antrage zugestimmt.
Großbritannien und Irland. London, 10. De⸗ zember. Pt Corr.) Die Morgenblätter veröffentlichen nachstehendes Schreiben des Lordmayors von London, Sir W. Ellis:
„Seitdem ich die Stellung des Lordmayors von London bekleide, hat die dringliche Frage: was das 1*1 Volk thun könnte, um dem zerrütteten Zustande in Irland ein Ende zu setzen, mir stets vorgelegen, allein ich war nicht memveigt, mich auf die bloße Entgegen⸗ nahme von Geldbeiträgen einzulassen, falls ich nicht einsehen könnte,
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lediglich hervorgerufen sei durch den Umstand, da
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daß einige Hoffnung vorhanden sei, daß die Bewegung eine nationale und das von allen so sehnlichst gewünschte Ziel erreicht werde. Es schien mir, daß ein theilweiser Erfolg die bestehende Un⸗ einigkeit nur vergrößern dürfte, und daß nur eine über⸗ wältigende Bewegung die weitverbreitete Unzufriedenheit, welche die Gesellschaft in ihren Fugen zu vernichten droht, wirkungsvoll bekämpfen könnte. Es kann wohl kaum ein Zweifel darüber obwalten, daß die erste Pflicht, welche dieses Land sich selber und Irland schuldet, die ist, durch kein schwächliches oder unschlüs⸗ siges Vorgehen auszudrücken, daß es nicht wagen kann zu gestatten, daß Sicherheit von Leben und Eigenthnm nur selbst zeitweilig ge⸗ fährdet sind. Ich hoffe, daß der Ausschuß, der Anfangs nächster Woche im Mansion House gebildet werden und aus Männern von Rang und Ansehen, frei von jedem politischen Hange, zusammengesetzt sein, einen solchen Fonds aufbringen wird, welcher der loyalen Bevölkerung Irlands in dieser Nothlage wirksame Unterstützung ge⸗ währen wird..]
„Dieser Brief ist als das Ergebniß eines gestern Nach⸗ mittag im Mansion House stattgehabten Privatmeetings zu betrachten, welches den Zweck hatte, einen aus einflußreichen Grundbesitzern und Citybürgern ohne Unterschied der Partei zusammengesetzten Ausschuß, behufs Förderung der Zwecke des irischen Eigenthumsschutzvereins (Property Defence Association) zu bilden.
Die irische Bewegung fordert mit jedem Tage neue Opfer, und die Zahl der Unzufriedenen und Unruhigen wird immer größer. Ein Gutsbesitzer aus Munster beklagt sich in einem Briefe an die „Times“, daß das Leben der Gutsbesitzer in Irtand bereits unerträglich geworden sei und daß nicht einmal der zehnte Theil von den gegenwärtig in Irland vor⸗ gehenden Gewaltthätigkeiten und Ungesetzlichkeiten an die Oeffentlichkeit gelange.
Frankreich. Paris, 12. Dezember. (W. T. B.) Bei Fortsetzung der Berathung der tunesischen Kredite im Senat wurde heute ein von Tresneau (öäußerste Rechte) ein⸗ gebrachtes Amendement, die Kredite um 25 000 Frcs. zu reduziren, abgelehnt. Kerdrel verlas sodann eine Erklärung der Rechten, in welcher sich diese mißbilligend über das Vor⸗ gehen der Regierung ausspricht, welches sie als dem Geiste der konstitutionellen Institutionen zuwiderlaufend ansehe; sie werde indessen für die Kredite stimmen. Nach einigen weiteren Auseinandersetzungen zwischen dem Conseilspräsidenten Gam⸗ betta, Kerdrel und Canrobert wurden die Kredite einstimmig bewilligt.
— (Fr. C.) Der Admiral Conrad telegraphirt dem Marine⸗Minister aus Goletta, 8. Dezember:
Die Garnison von Gabes hat am 29. in Kaz⸗el⸗Mra ihre Verbindung mit der Kolonne Logerot vollzogen, nachdem sie in Schemini das Haus des Ali⸗ben⸗Khalifa niedergebrannt hatte. Vier Bataillone werden in Kaz⸗el⸗Mra bleiben und die sechs anderen, nachdem sie sich mit Proviant versehen, nach Bordj und Hammam Garat ziehen. Eine Abtheilung der Mettatas hat sich schon ergeben. Ali⸗ben⸗Khalifa, der bei den Uergammas weilt, schickt noch immer Emissäre, um anzuzeigen, daß sich in Tripolis Truppen in Bewegung setzen, um ihm zu
ülfe zu kommen. Die südlichen Stämme machen wieder Miene, Widerstand zu leisten; aber die Bewegungen der Kolonne Logerot werden sie wohl auf andere Gedanken bringen und jedenfalls jenseits der Schotts fernhalten, bis sie gänzlich unterworfen sind. Der General Logerot wird, nachdem er die Garnison von Gabes genügend verstärkt hat, um das Feld behaupten und mit der in Gafsa zurück⸗ gelassenen fliegenden Kolonne vereint operiren zu können, wieder nach Norden marschiren, um die Pazifizirung der unterworfenen ess zu vollenden und dann seine Stellungen in Susa wieder zu eziehen.
Einem Telegramm zufolge, welches dem „Temps“ aus Tunis, vom 9. Dezember, zugeht, hätten die Truppen des Generals Logerot in der Nahe von Gabes ein großes Ge⸗ fecht mit den Aufrührern zu bestehen gehabt und ihnen so schwere Verluste beigebracht, daß sie jetzt wohl von der Frucht⸗ losigkeit jedes weiteren Widerstandes überzeugt sein werden.
Spanien. Santander, 12. Dezember. (W. T. B.) Drei Priester verlasen am Sonntag von der Kanzel die Exkommunikation gegen die drei Leiter liberaler Blätter, welche die Geistlichkeit angegriffen hatten. Es herrscht große Erregung; man fürchtet einen Konflikt.
Italien. Rom, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Betrag der in den abgelausenen 11 Monaten eingegangenen 4 8,g übersteigt denjenigen des Vorjahres um 50 Mil⸗ ionen.
Der Papst empfing heute Nachmittag die anläßlich der Kanonisation nach Rom gekommenen Erzbischöfe und Bischöfe in einer Abschiedsaudienz. Kardinal Fürst Schwarzenberg verlas dabei eine in lateinischer Sprache abgefaßte Adresse, in welcher es heißt: Der Episkopat fühle sich glücklich, die Gelegenheit ergreifen zu können, um seine innige Verbindung mit dem heiligen Stuhle erneut kundzuthun, und danke dem Papste für die Kano⸗ nisation der vier neuen Heiligen. Der Episkopat beklage es mit dem Heiligen Vater, daß die unglücklichen Zeit⸗ verhältnisse es nicht gestattet hätten, die Ceremonie der Heilig⸗ sprechung mit dem herkömmlichen Glanze zu begehen; er hoffe aber, daß Gott — Dank der Vermittelung der vier neuen
eiligen — die Kirche trösten werde. Man habe kafür schon eine sichere Bürgschaft in der Wahl eines so weisen, so muthi⸗ gen und der Bewunderung der Völker so würdigen Papstes. Der Papst erwiderte, ebenfalls in lateinischer Sprache: er danke dem Episkopate für die Gefühle des Glaubens, der Frömmig⸗ keit und der Vereinigung mit dem heiligen Stuhle; diese Ver⸗ einigung sei heute mehr denn jemals nothwendig, denn heute werde die Kirche, ja Gott selbst mehr denn jemals angegriffen. Namentlich werde auch die von Gott eingesetzte Autorität des heiligen Stuhles angegriffen, und doch sei dieselbe so geeignet, die menschlichen Leidenschaften einzudämmen und die aufgewiegelten Massen zu zähmen. Mit ebenso viel Unver⸗ tand wie Kühnheit würden die Wohlthaten verkannt, die der
lige Stuhl Allen erweise. Italien möchte doch endlich ein⸗ ehen, daß dasjenige, was es für die Freiheit und für die Rechte des Papstes thun würde, nicht zur Gefährdung, son⸗ dern zum Wohl Italiens ausfallen werde. „Wie Christus müssen wir aber uns nichtsdestoweniger dem Wohle Aller, gleichviel ob Freund oder sren⸗ weihen und sie desto mehr lieben, je mehr sie Feinde sind. Hoffen wir, daß die neuen Heiligen der Kirche und ihrem Oberhaupte inmitten des gegen⸗ wärtigen Umsturzes zu Hülfe kommen.“ Schließlich ertheilte der Papst allen Anwesenden den Segen.
Türkei. Konstantinopel, 13. Dezember. (W. T. B.) Nach amtlicher Meldung aus El⸗Vedi vom 8. d. sind in den letzten 10 Tagen von 3340 Pilgern 45 gestorben, davon 21 an der Cholera. Nachrichten aus Mekka vom 26. No⸗ vember zufolge waren dort in den letzten drei Tagen 19 Cholerasälle vorgekommen, von denen 7 tödtlich iefen; aus
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Djeddah werden unter dem 28. November 3 Todesfälle an der Cholera gemeldet.
Rumänien. Bukarest, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Adreßentwurf der Deputirtenkammer accentuirt noch stärker als der des Senates, daß die Vertretung des Landes die Regierung bei der Vertheidigung der territorialen und souveränen Rechte Rumäniens in der Donaufrage unterstützen werde. — Auf den Antrag des Deputirten Jonescu erklärt sich Bratiano bereit, am Mittwoch Abend den vereinigten Kammersektionen Aufklärungen über den Stand der Donaufrage zu geben.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ glaubt zu wissen, daß der Kaiserliche Hof auf die übliche Anfrage sich beeilt habe, seine Zustimmung zu der Wahl des Nachfolgers des Generals Chanzy zu dem neuen Posten, auf den ihn das Vertrauen seiner Regierung berufen, auszu⸗ sprechen. Das Journal fügt hinzu, Graf Chaudordy werde sich unschwer überzeugen, daß die Politik des Friedens und des loyalen Einvernehmens keinen festeren und auf⸗ richtigeren Vertheidiger habe als die Kaiserliche Regierung, bei welcher er seine wichtigen Funktionen auszuüben habe.
Amerika. Washington, 12. Dezember. (W. T. B.) Im Kongresse wurden die von dem Staatssekretär Blaine im Mai und Juni d. J. den amerikanischen Ge⸗ sandten in Chile und Peru gegebenen Instruktionen mit⸗ getheilt. Staatssekretär Blaine giebt zu, daß das Re⸗ sustat des Krieges die Forderung Chile's betreffs einer Gebietsabtretung Seitens Peru rechtfertigen könne, doch dürfte eine solche Gebietsabtretung nicht mit Gewalt herbei⸗ geführt werden, sie müßte vielmehr bei den ferneren Verhandlungen zur Sprache gebracht und dürfe nur nach eingehender Berathung zwischen den hierbei interessirten Staaten beschlossen werden. Chile dürfe eine solche Gebiets⸗ abtretung nicht als unumgänglich nothwendige Vorbedingung für die Friedensverhandlungen aufstellen. Blaine hofft, daß weder Chile noch Peru die Intervention einer europäischen Macht anrufen würde. einer energischen Intervention gezwungen werden, wenn der Versuch gemacht werden sollte, die Frage durch einen derartigen
Schritt zu kompliziren. — 12. Dezember. (W. T. B.) Der Präsident Arthur hat dem Senat die Ernennung Feelinghuysens zum
Staatssekretär angezeigt.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Die dem Reichstag vorgelegte Berechnung der nach dem Reichshaushalts⸗Etat für 1882/83 zur Deckung der Ge⸗ sammtausgabe aufzubringenden Matrikularbeiträge ergiebt folgende Resultate: Die baar zu zahlenden Matrikularbeiträge einschließlich der Antheile an dem Fehlbetrage des Etatsjahres 1880/81 (12 062 468 ℳ) beträgt für 1) Preußen 60 224 212 ℳ (gegen das Etatsjahr 1882 — 83 + 7 722 807 ℳ), 2) Bayern 21 831 807 ℳ (+.1 682 219 ℳ), 3) Sachsen 6 453 181 ℳ (+ 828 183 ℳ), 4) Württem⸗ berg 8 250 504 ℳ (+ 969 071 ℳ), 5) Baden 5 826 763 ℳ (+641 311 ℳ), 6) Hessen 2 068 584 ℳ (* 261 886 ℳ) 7) Mecklen⸗ burg⸗Schwerin 1 295 576 ℳ (— 166 137 ℳ), 8) Sachsen⸗Weimar 685 314 ℳ (+ 87 880 ℳ), 9) Mecklenburg⸗Strelitz 223 827 ℳ (+ 28 702 ℳ), 10) Oldenburg 747 034 ℳ (+ 95 796 ℳ) 11) Braun⸗ schweig 765 552 ℳ (+ 98 248 ℳ), 12) Sachsen⸗Meiningen 455 018 ℳ (+ 58 349 ℳ), 13) Sachsen⸗Altenburg 341 201 ℳ (+ 43 753 ℳ), 14) Sachsen⸗Coburg⸗Gotha 427 190 ℳ (+ 54 781 ℳ), 15) Anhalt 499 635 ℳ (+ 64 073 ℳ), 16) Schwarzburg⸗Sondershausen 157 868 ℳ (+ 20 243 ℳ), 17) Schwarzburg⸗Rudolstadt 179 382 ℳ (+ 23 003 ℳ), 18) Waldeck 128 071 ℳ (+ 16 423 ℳ), 19) Reuß ältere Linie 109 920 ℳ (+ 14 097 ℳ), 20) Reuß jüngere Linie 216 111 ℳ (+ 27 706 ℳ), 21) Schaumburg⸗Lippe 77 515 ℳ (+ 99 940 ℳ), 22) Lippe 263 081 ℳ (+ 33 738 ℳ), 23) Lübeck 133 145 ℳ (†+£ 17 075 ℳ), 24) Bremen 332 677 ℳ (+ 42 661 ℳ), 25) Hamburg 909 169 ℳ (+ 116 586 ℳ), 26) Elsaß⸗Lothringen 4312903 ℳ (+ 502 049 ℳ) (— 395 846 ℳ).
Definitives Nachwahlresultat nach „W. T. B.“ Hessen.
9. Wahlkreis. Mainz. Abgegeben 16 968 Stimmen, davon für hillips (Fortschr.) 6485, für Bebel (Soz.) 5503, für Eugen rank (Centrum) 4864 Stimmen. Stichwahl zwischen Phillips und ebel erforderlich.
Steatistische Nachrichten. ö1
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind in der 48. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,0, in Breslau 23,6, in Königsberg 29,5, in Cöln 22,3, in Frankfurt a. M. 16,7, in Hannover 14,8, in Cassel 21,4, in Magdeburg 20,3, in Stettin 24,4, in Altona 17,7, in Straßburg 28,1, in Metz 18,7, in München 26,0, in Nürnberg 21,7, in Augsburg 25,0, in Dres⸗ den 18,9, in Leipzig 17,8, in Stuttgart 22,0, in Braunschweig 34,4, in Karlsruhe 15,6, in Hamburg 23,5, in Wien 24,8, in Budapest 29,4, in Prag 24,1, in Triest 25,2, in Krakau 32,5, in Basel —, in Brüssel 23,6, in Amsterdam 22,2, in Paris 23,6, in Kopen⸗ hagen 20,1, in Stockholm 20,4, in Christiania 22,1, in St. Peters⸗ burg 39,8, in Warschau 31,5, in Odessa 31,6, in Rom 21,6, in Turin 24,9, in Bukarest 25,3, in Madrid 40,6, in London 19,9, in Glas⸗ ow 19,9, in Liverpool 24,7, in Dublin 24,5, in Edinburg 15,7, in
lexvandria (Egypten) 40,5. — Ferner aus früheren Wochen: in New⸗York 28,0, in Philadelphia 20,9, in Chicago 24,9, in St. Louis 27,6, in Cincinnati 17,9, in San Franzisko 16,9, in Kalkutta 33,7, in Bombay 25,2, in Madras —.
Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche waren an den deutschen Beobachtungsstationen füdliche und südwestliche, in Breslau und Vremen vorübergehend mit südöstlichen wechselnde Windrichtungen vorherrschend, die um die Mitte der Woche an den meisten Stationen, in Berlin nach vorhergehendem Wechsel mit Nordwest, nach Ost⸗ und Südost, an den süddeutschen Stationen nach Nordost umgingen, und bis an das Ende der Woche nach kurzem
sel mit Süd und Südwest vorwiegend blieben, nur in München herrschte vom 1. Dezember an Ostwind. Obgleich die Luftwärme im Laufe der Woche allmählich abnahm, sank sie nur wenig unter 0, und überstieg die normale Temperatur an den meisten Stationen. Bei nebligem dunstigem Wetter waren Niederschläge in Breslau und München, auch Schnee nicht Der Druck der Luft stieg in den ersten Tagen der Woche langsam, vom 29. November aber rasch und hoch, und behauptete seinen hohen Standpunkt bis gegen den Schluß der Woche hin. 8 „Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten europäischen Groß⸗ städte waren in der Berichtswoche keine ungünstigen und zeigten gesen die vorhergegangene wenig Veränderung. Die allgemeine Sterblich⸗ keitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 22,7 (pro Mille und Jahr) von 23,1 der Vorwoche. Die, Betheiligung des Säug⸗ lingsalters an der Sterblichkeit war eine nur unwesentlich gegen die
oche gesteigerte, von 10 000 Lebenden starben pro Jahr 70.
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Die Vereinigten Staaten könnten zu
(gegen 69 der Vorwoche) Kinder unter 1 Jahr, in Berlin 75 gegen 69. Dagegen war die Sterblichkeit der höheren Altersklasse (über 60) eine mehr verminderte.
Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Scharlachfieber, Diphtherie und Pocken ein wenig ab⸗, Masern an Ausdehnung zugenommen. Die Masernepidemien in Berlin und Christiania sind noch im Zunehmen (in letzterer Stadt erkrankten in der Berichtswoche allein 911 Kinder an denselben), auch in Essen mehrte sich, in Regensburg, Hamburg, Altona, London, Liverpool verminderte sich die Zahl der durch sie hervorgerufenen Todesfälle. — Das Scharlachfieber fordert in Kiel, Erfurt, Dortmund, Barmen, Berlin, Wien, Budapest, London, Warschau, die Diphtherie oft mit Scharlach verbunden auftretend, und Königsberg, Danzig, Stettin, Elbing, Breslau, München, Stuttgart, Dresden, Chemnitz, Leipzig, Berlin, Hamburg, Essen, Wien, Budapest, Paris, St. Petersburg u. a. O. zahlreiche Opfer, wenn auch in einigen Orten, wie in Hannover, Freiberg, Nürnberg, Straßburg u. a. die Zahl derselben etwas abnimmt. — Der Keuchhusten herrscht in Erfurt, Leipzig, Burg, Hamburg, London. — Typhöse Fieber bedingten in Essen, Turin, St. Petersburg mehr, in Paris und London weniger Opfer. — Todesfälle an Fleckentyphus kamen aus St. Petersburg 9, aus Valencia und Saragossa je 2, aus Wien, Prag, London, Bukarest, Granada je 1, aus deutschen Städten keine zur Anzeige. — Darmkatarrhe der Kinder wurden in Hamburg und Königsberg wieder häufiger Todesveranlassung. — Pockentodesfälle kamen aus deutschen Städten nicht zur Meldung. In Wien, Buda⸗ pest, Krakau, Paris, St. Petersburg hat die Zahl derselben ab⸗, in London, Saragossa, Warschau (in letzterer Stadt 47 Opfer in der Zeit vom 12.—19. November) zugenommen. Einzelne Todesfälle an Pocken kamen aus Liverpool, Kopenhagen, Bukarest und Barcelona zur Anzeige. — Die Cholera in Hedjas ist den neuesten Mittheilungen zufolge in Mekka und Djeddah bedeutend in Abnahme begriffen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Aus dem Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn hierselbst liegen folgende Bücher vor: Geschichte des Oldenburgischen Infanterie⸗Regi⸗ ments Nr. 91, vormals Großherzoglich Oldenburgischen Infanterie⸗ Regiments, von seiner Errichtung bis zur Gegenwart (1813 — 1880). Das im Auftrage des Regiments und unter Mitwirkung mehrerer Kameraden von dem Major von Finckh verfaßte Buch schließt sich als werthvolles Glied an die lange Kette der bisher in demselben Verlage erschienenen Regiments⸗ Geschichten an. Die vorliegende Geschichte, welcher eine gedrängte Uebersicht der früheren militärischen Verhältnisse Oldenburgs voran⸗ gestellt ist, umfaßt, mit dem Tage der Errichtung desselben beginnend und abschließend mit dem Jahre 1880 einem Zeitraum von 67 Jahren. In fünf Feldzügen — 1815, 1848, 1849, 1866 und 1870/71 — hat das Regiment an 5 Schlachten, 5 Belagerungen, 8 größeren und zahlreichen kleineren Gefechten theilgenommen. Aus jedem Kriege ist das Regiment reich an Sieg, Ruhm und Ehre heimgekehrt. Die Namen der Gefallenen, welche dem Re⸗ gimente angehörten, sind mit unvergänglichen Lettern in den Blätter dieser Geschichte eingetragen. Auch im Frieden hat das Regiment seinen guten Ruf stets bewahrt und dem oldenburgischen Namen nicht nur im Vaterlande, sondern auch während der mehr⸗ jährigen Occupation auf französischem Boden Ehre gemacht. Das Buch, welches dem hohen Chef des Regiments, dem Großherzoge Nicolaus Friedrich Peter von Oldenburg gewidmet ist und dessen Bildniß als Titelschmuck trägt, ist mit 6 Uniformirungsbildern und 9 Karten und Plänen ausgestattet. Der Preis beträgt 10 ℳ
Zur Orientirung über die Organisation, Ausbil⸗ dung und Taktik der französischen Armee. Zusammen⸗ stellung der wichtigsten Angaben aus den amtlichen Reglements. — Preis 1,80 ℳ — In gedrängter Kürze giebt die Schrift alle wesent⸗ lichen Angaben über die heutige französische Armee: ihre Stärke, ihre Organisäation, über Etats, Garnisonen, Bewaffnung, Ausrüstung und Uniformirung, namentlich aber über die gesammte Ausbildung, die Fechtweise und den Felddienst jeder Waffengattung (auch der Territorial⸗Armee) und die wichtigsten taktischen Notizen.
Gedanken über die Organisation, Ausbildung und Verwendung der Kavallerie bei der modernen Kriegführung. Von Brix, Oberst⸗Lieutenant im Königlich preußischen Kriegs⸗ Ministerium. 3,60 ℳ — Der Verfasser begründet zunächst die An⸗ forderungen, welche die moderne Kriegsführung an die Karvallerie stellt, und erörtert unter diesem Gesichtspunkte sodann 1) die Orga⸗ nisation der Kavallerie in Bezug auf Stärke und taktische Einthei⸗ lung der Truppen, 2) deren Ergänzung in Bezug auf Mannschaften und Pferde, 3) deren Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung, 4) deren Ausbildung im Reiten und Fechten, im theoretischen Unter⸗ richt, im Exerzir⸗ sowie Manövrir⸗Reglement und in der Felddienst⸗ Instruktion, 5) deren Verwendung in allen Aufgaben des Krieges, schließlich 6) deren Führung.
— Neuntausend Exemplare sind bereits von dem Auto⸗ graphenalbum „Aus Sturm und Noth“ verkauft worden, welches die Verlagshandlung des „Deutschen Familienblattes“ (J. H. Schorer) hierselbst zum Besten der Gesellschast zur Rettung Schiffbrüchiger im letzten Sommer herausgegeben hat. Der Reinertragdieses Verkaufs ergiebt eine ziemlich an⸗ sehnliche Summe für die menschenfreundlichen Zwecke der Rettungs⸗ gesellschaft, und ihre Mannschaften, die braven Seeleute, welche in den letzten Herbststürmen so häufig ihr Leben wieder für die vom Wasser Bedrängten aufs Spiel setzten, werden mit Freuden hören, daß die Nation mit ihrer Sympathie hinter ihnen steht, und daß auf alle Fälle für die Familien derer gesorgt wird, welche einst nicht wiederkehren sollten. Es bleibt aber noch genug zu thun übrig; zur Vermehrung der Stationen und der Büte ist immer noch viel Geld nöthig. Darum, wer sich eine doppelte Weihnachtsfreude be⸗ reiten will, der kaufe dieses interessante, reich gebundene Album, welches alle ähnlichen Werke des Auslandes durch seine Vollständig⸗ keit bei Weitem übertrifft und zu mäßigem Preise durch jede Buch⸗ handlung zu beziehen ist. Eine Kaiserausgabe auf starkem Papier, in größerem Format und mit zweifarbigem Druck, bereitet die Ver⸗ lagshandlung zu Weihnachten vor. Diese Ausgabe wird nur in 450 Eremplaren gedruckt, wovon jedes einzelne seine Nummer erhält.
— Unter den für den Weihnachtstisch besonders geeigneten Prachtwerken nimmt „Ariosts Rasender Roland“, illustrirt von Gustav Doré, mit 81 Vollbildern auf Kupferdruckpapier und 525 Text⸗Illustrationen, metrisch übersetzt von Hermann Kurvz, eingeleitet, revidirt und mit Anmerkungen reichhaltiger Art versehen von Paul Heyse, Verlag von S. Schottlaender in Breslau, eine der ersten Stellen ein. Es ist in der That eine höchst glückliche That ver⸗ einter literarischer, künstlerischer und buchhändlerischer Kräfte, dem deutschen Publikum das wundersame, ewig jugendliche Werk des italienischen Dichters vorzulegen, von welchem Goethe sagte, daß, wie die Natur die innig reiche Brust mit einem grünen, buntenKleide decke, er Alles, was den Menschen nur ehrwürdig und liebenswürdig machen könne, ins Gewand der Fabel hülle, — und zwar in einer Ausgabe vorzulegen, deren künstlerische Ausstattung des großen Dichternamens, den sie verherrlichen helfen soll, 2 würdig ist. Jede geringere Kraft als die eines Doré, würde an der Größe der Aufgabe ge⸗ scheitert sein, aber in keinem Werke hat er sein Genie so ganz und voll offenbart als in dem Roland, welcher seiner Eigenart in seltener Weise entsprach und ihm die vielseitigste Gelegenheit pab, seine Kunst in genialster Weise zu bethätigen. Nicht wie eine künstlerisch um⸗ geworfene Maskenhülle, sondern als naturgemäßes Kleid voll Anmuth und Schoͤnheit hat er die Dichtung mit einer Fülle von Bildern ge⸗ schmückt. Die Uebersetzung ist das Werk eines gewiegten Dichters, welcher Jahre seiner secheshen Kraft darauf verwendet und seine Aufgabe, das Original in einer minder melodioͤsen Sprache, die italienischen Ottave festhaltend, nachzudichten, meisterhaft gelöst hat. Mit besonderem Glück ist ihm Idie Leichtigkeit des Tons gelungen. Der aeee Paul Hevse hat sich bei der Herausgabe, abgesehen von einzelnen Verschönerungen der dichterischen Form, ein großes Verdienst da⸗
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stützung von 10000 ℳ dorthin gelangen lassen.
durch erworben, daß er mit feinem Blicke und entschiedener Hand aus dem Texte alles entfernte, was den Geboten deutscher Sitte widerstreben und dem Zutritt in die Familie hinderlich sein konnte Uns liegen die Hefte Nr. 31 — 45 des Werkes vor, in denen sich die dich⸗ terische Phantasie Ariosts und Dorés verschwistert haben. Eine auch nur flüchtige Wiedergabe des Inhalts ist wegen des großen Umfanges und Reichthums desselben unmöglich. Unverkürzt ist nur der Genuß eigener Anschauung. Wir bemerken aber auch noch, daß das Werk bereits komplet und zu demselben von der Verlagshandlung ein starker Originalband von prächtiger Ausstattung in Maroquin⸗Leder zu 15 ℳ, in Leinwand mit Lederrücken zu 8 ℳ hergestellt worden ist. Es kann das Werk aber auch in zwei Bände zertheilt, und zu demselben zwei Einbanddecken zum Preise von 30 bezw. 15 ℳ be⸗ zogen werden. Die noch rückständigen Hefte des Werks wer⸗ den ebenfalls von der Verlagshandlung auf Verlangen sofort ge⸗
liefert. Gewerbe und Handel.
Nach einer Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗ Ministeriums vom 5. d. M. sind die zur Verhütung der Einschleppung von Cholera und gelbem Fieber nach Dänemark s. Zt. angeord⸗ neten Quarantäne⸗Maßregeln,*) soweit dieselben die Pro⸗ venienzen aus dem Hafen von Philadelphia betrafen, wieder außer Kraft gesetzt worden.
— Nach dem Bericht der Nürnberger Aktien⸗Bier⸗ brauerei, vorm. Heinr. Henninger, über das am 30. September beendigte Geschäftsjahr 1880/81 ist die Produktion mit 81 134 hl der vorjährigen gleich geblieben. Die Reparaturen sowie 14 125 ℳ, welche zur Erhöhung der Tragfähigkeit der Biertransportwagen in Folge veränderter Tarifirung verausgabt wurden, sind aus dem Be⸗ triebsergebniß abgeschrieben. Durch fernere Abschreibungen von 100 9655 ℳ pro 1880/81 steigen die Gesammtabschreibungen auf 788 968 ℳ Dem Reservefonds sind 5 % mit 17 453 ℳ zugeschrieben, und steigt derselbe dadurch auf 96 830 ℳ Die Dividende beträgt 7 % und 19 321 ℳ gehen als Vortrag in das neue Geschäftsjahr.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Rjäsan⸗Koslower Eisenbahn übernimmt in Folge starker Schneeverwehungen keine Garantie für rechtzeitige Lieferung bei den nach Stationen ihrer Bahn bestimmten Gütern.
Triest, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Austria“ ist heute Vormittag 11 Uhr, mit der ostindisch⸗ chinesischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
New⸗York, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“, der Dampfer „Egypt“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Mes singsche Linie) und der Hamburger Postdampfer „Gellert“ sind hier eingetroffen.
*) conf. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 270 de 1881 8
Berlin, 13. Dezember 1881.
Preußische Klassenlotterie. 8 (Ohne Gewähr.) Bei der heute angefangenen Ziehung der 3. Klasse 165. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 45 000 ℳ auf Nr. 67 657. 3 Gewinne von 6000 ℳ auf Nr. 58 123. 75 164. 78 940. 1 Gewinn von 3000 ℳ auf Nr. 92 568. 8 28 Gewinne von 900 ℳ auf Nr. 14 017. 29 535. 66 607. 910. 13 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 7738. 9063. 019. 34 329. 41 286. 63 113. 67 953. 68 081. 340. 83 517. 90 526.
9348. 32 68 191. 72
ö*X*“ Die Residenz Wien ist in diesen Tagen von einem ent⸗
setzlichen Unglück heimgesucht worden. Bei dem Brande des dortigen Ring⸗Theaters sind viele Hunderte von Menschen jämmerlich zu Grunde gegangen und jede neue Nachricht von dort erhöht die Zahl der dabei Verunglückten und zur Zeit noch Vermißten.
Alle Gemüther sind von der Größe des Unglücks aufs Tiefste erschüttert und auch hier spricht sich vielfach der Wunsch aus, zur Linderung des namenlosen Elends nach Kräften bei⸗ zutragen.
Zur leichteren Bethätigung dieses Wunsches erkläre ich mich hierdurch gern bereit, etwaige Unterstützungen an Geld entgegen zu nehmen und den Behörden Wiens zu über mitteln, und bitte deshalb, derartige Beiträge an den Vor⸗ steher des Centralbureaus des Polizei⸗Präsidii, Herrn Polizei⸗ Rath Caspar — Zimmer 27 — gelangen zu lassen, welcher von mir ermächtigt worden ist, über die eingehenden Gel⸗ zu quittiren. 8
Berlin, den 10. Dezember 1881.
Der Polizei⸗Präsident. von Madai.
Das Central⸗Comité des deutschen Rothen Kreuzes trat am 10. Dezember nach längerer Unterbrechung wieder zu seinen Berathungen zusammen. In seiner letzten, am 17. Februar abgehal⸗ tenen Sitzung war Ihre Majestät die Kaiserin noch in vollem Wohlsein zugegen gewesen und hatte lebhaften Antheil an den Ver⸗ handlungen genommen. Tief bewegt begrüßten die zahlreich versam⸗ melten Mitglieder jetzt die Allerhöchste Protektorin und Mitarbeiterin, welche schon von ihrem Krankenlager aus die Initiative in verschiede⸗ nen wichtigen Fragen des Rothen Kreuzes ergriffen hatte und nun trotz der noch angegriffenen Gesundheit den Beginn der Arbeiten mit Ihrer Gegenwart beehrte. Es fand während der Anwesenheit Aller⸗ höchstderselben namentlich die Berichterstattung über die Theilnahme der Vereine des Rothen Kreuzes an der im künftigen Jahre bevorstehen⸗ den Ausstellung der Hygiene und des Rettungswesens statt. Auf An⸗ ordnung Ihrer Majestät wird in der von dem Central⸗Comité auf⸗ zustellenden Sammlung auch ein neu erfundenes Krankenzelt sich befinden, dessen Beschaffung für das Augusta⸗Hospital auf Kosten der Hohen Protektorin erfolgt ist. Nach einer halbstündigen An⸗ wesenheit verließ die Kaiserin die Versammlung, deren Tages⸗ ordnung eine sehr reichhaltige war. Zu den wichtigsten Gegen⸗ ständen derselben gehörte die von der Kaiserin im Hinblick auf den bevorstehenden internationalen Kongreß des Rothen Kreuzes wiederholt angeregte Frage: welche Stellung das deutsche Central⸗ Comité zur Revision und Weiterbildung der Genfer Konvention zu nehmen haben würde. Zur Beantwortung dieser Frage ist bereits im vorigen Jahre ein besonderer Ausschuß niedergesetzt worden. Von dem Niederländischen Central⸗Comité des Rothen Kreuzes im Haag ist für die den Verwundeten des südafrikanischen Krieges (Boers) gewährte Beihülfe ein Dankschreiben eingegangen. Ebenso vom Comité zur Beschaffung einer bleibenden Ruhestätte für die in und bei Bouillon beerdigten deutschen Krieger. Unter den eingegangenen verschiedenen Jahresberichten befand sich auch ein Bericht über die Sitzung des Aufsichtscomité des unter dem Namen Deutsche nationale Heilstätte“ zu Loschwitz gegründeten Kranken⸗ Faufes. Demselben sind bekanntlich von dem preußischen Central⸗ Comité, von der Kaiser Wilhelm⸗Stiftung und von dem Vaterländi⸗ chen Frauenverein bedeutende Kapitalien zinsenlos zugewandt worden. Auch in jüngster Zeit hat Se. Majestät der Kaiser eine Unter⸗ Das deutsche Central⸗